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Kalifornisches Gericht stuft Bienen als „Fische“ ein – aus diesem Grund

Biene auf einer Kamillenblüte Biene auf einer Kamillenblüte
„Schau‘ doch, ein Fisch auf einer Kamillenblüte!“
Quelle: Getty Images/Albert Fertl
Bienen sind für die Umwelt und das Klima wichtig. Doch mehrere Arten, darunter auch die Hummel, sind vom Aussterben bedroht. In Kalifornien soll ein gesetzliches Schlupfloch nun mehr Schutz für die Tierchen ermöglichen.

Tauben gelten bekanntlich als „Ratten der Luft“. Aber lassen sich Bienen als „Fische der Luft“ beschreiben? Einem Appellationsgericht im US-Bundesstaat Kalifornien zufolge lautet die Antwort darauf: „Ja“.

Bevor du nun aufschreist oder an deinem Biologiewissen aus der Schulzeit zweifelst: Biologisch betrachtet sind die Insekten natürlich keine Fische. Das merken die Richter des California Third District Court of Appeals in ihrem Urteil an. Das Gericht hat aber entschieden, dass vier Hummelarten rechtlich als „terrestrische wirbellose Tiere“ klassifiziert werden können – und dementsprechend als Fische.

Die Entscheidung beruht auf dem „kalifornischen Gesetz zum Schutz gefährdeter Arten“ (California Endangered Species Act, kurz CESA), wonach bestimmt wird, welche Tiere unter Artenschutz stehen. Was Bienen und Fische damit zu tun haben, verraten wir dir.

Bienen sind vom Aussterben bedroht – werden an der Westküste der USA aber kaum geschützt

Biene bestäubt Lavendel
Mehrere Dutzend Bienenarten gelten als gefährdet oder bedroht
Quelle: Getty Images/itsabreeze photography

Per CESA können Wirbeltiere aus den Klassen der Amphibien, Reptilien, Säugetiere, Vögel und Fische als „gefährdete Arten“ eingestuft werden. Eine untere Gerichtsinstanz in Kalifornien hatte im Jahr 2020 entschieden, dass wirbellose Tiere wie Hummeln von der Regelung ausgeschlossen sind – und das, obwohl Dutzende Arten der summenden Tierchen vom Aussterben bedroht sind.

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Das Appellationsgericht in dem Küsten-Bundesstaat hat die Entscheidung nun jedoch aufgehoben. Seiner Auffassung nach sei der Wortlaut des Gesetzes nämlich unklar:

Hier geht es um die Frage, ob die Hummel, ein wirbelloses Landtier, unter die Definition von „Fischen“ fällt.
California Third District Court of Appeals
hiroko-yoshii-9y7y26C-l4Y-unsplash
Biologisch betrachtet sind Fische Wirbeltiere. Laut dem kalifornischen Fisch- und Wildgesetz können aber auch manche Wirbellose als „Fische“ bezeichnet werden
Quelle: Unsplash/Hiroko Yoshii

Bezieht sich der Begriff „Fische“ nur auf im Wasser lebende Tiere?

Wie die Richter in ihrem Urteil schreiben, würden Fische im allgemeinen Sprachgebrauch zwar als aquatische Lebewesen verstanden. Die „technische Definition“, die im kalifornischen Fisch- und Wildgesetz (California Fish und Game Code) festgelegt wird, befasse sich jedoch auch mit Wirbellosen, Weich- und Krebstieren, „die sowohl terrestrische und aquatische Arten umfassen“.

Als Beispiel nennen die Rechtsexperten die Schneckenart Monadenia setosa: ein an Land lebendes, wirbelloses Tier, das nach dem Artenschutzgesetz explizit als „bedrohte Spezies“ eingestuft wird. Dem Gericht zufolge ist die Fisch- und Wildkommission Kaliforniens deshalb befugt, auch Wirbellose als bedrohte oder gefährdete Arten zu ernennen.

Tierschützer sehen in dem Urteil eine positive Wende

Eine Hummel fliegt auf eine Blume zu
Bienenarten wie Hummeln spielen eine wichtige Rolle bei der Bestäubung von Nutzpflanzen
Quelle: Getty Images/the_burtons

So teilte etwa Pamela Flick, Programmleiterin Kaliforniens bei der Naturschutzorganisation „Defenders of Wildlife“, in einer Pressemitteilung mit: „Es ist ein großer Tag für die Hummeln Kaliforniens.“ Die – zugegebenermaßen etwas merkwürdige – Entscheidung sei „für den Schutz der einzigartigen Artenvielfalt in unserem Bundesstaat von enormer Bedeutung.“ Auch Rebecca Spector, eine Direktorin der Non-Profit-Organisation „Center for Food Safety“, erklärte, wie wichtig Bienen für die Bestäubung von Kulturpflanzen sind.

Bienen und andere Bestäuber sind ein wesentlicher Bestandteil gesunder Ökosysteme. Die wichtigen Bestäubungsleistungen, die sie erbringen, dienen uns allen.
Pamela Flick, Programm-Direktorin Kalifornien, „Defenders of Wildlife“

Welche konkreten Schutzmaßnahmen eingeführt werden sollen, gibt das Gericht nicht vor. Die Non-Profit-Organisation „Xerces Society for Invertebrate Conservation“, die auch an dem Prozess beteiligt war, fordert ein Ende von Pestiziden in der Agrarwirtschaft. Die toxischen Chemikalien würden nämlich nicht nur Schädlinge, sondern auch andere Insektenarten töten. Zudem stelle die Zerstörung der natürlichen Lebensräume von Bienen ein großes Problem dar.

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Durch das Gerichtsurteil ist es der kalifornischen Fisch- und Wildkommission künftig möglich, auch andere bedrohte Insektenarten, wie etwa Monarchfalter, als „Fische“ anzuerkennen. Wenn du also jemanden mal richtig verdutzen willst, kannst du auf eine Hummel zeigen und sagen: „Schau‘ mal, ein Fisch!“

Du bist ein richtiger Insektenkenner? Dann gibt es hier das passende Quiz!

Dieser Artikel wurde erstmals im Juni 2022 veröffentlicht.

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