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Nicola Förg: "Wir Bayern machen uns selbst zum Deppen"

Nicola Förg: "Wir Bayern machen uns selbst zum Deppen" Nicola Förg: "Wir Bayern machen uns selbst zum Deppen"
Nicola Förg: "Wir Bayern machen uns selbst zum Deppen"
Quelle: Piper
Seit zwölf Jahren schreibt sie erfolgreich Regionalkrimis und auch im neuesten Werk von Nicola Förg, "Platzhirsch", ermitteln die Kommissarinnen Irmi und Kathi im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet. Dass sie mit den typischen Klischees trotzdem nichts anfangen kann und warum es bald einen Pferdefleisch-Krimi geben könnte, verriet sie im Interview mit spot on news.

Ihre Kommissarinnen heißen Irmi und Kathi, lösen Fälle im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet und reden gerne Dialekt: Trotzdem hat Bestsellerautorin Nicola Förg (50) nichts übrig für die typischen Klischees, wie sie im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verriet.

In ihrem neuesten Werk "Platzhirsch: Ein Alpenkrimi" (Verlag Pendo) ärgert sich Irmi darüber, dass Bayern im Fernsehen und in Büchern gerne als "Deppen" dargestellt werden. Und da spricht die Kommissarin ihrer Schöpferin aus der Seele: "Was ich tatsächlich selber sehr merkwürdig finde, ist, dass wir als Bayern uns selbst wirklich zum Deppen machen. Wir produzieren ständig Filme und Bücher, die voll sind mit dummen Bayern-Klischees", sagt Förg. "Das machen wir aber selbst, das wird nicht von außen an uns herangetragen. Es ist nicht so, dass der Regisseur aus Hamburg einen albernen, platten Bayernfilm dreht. Wir lieben es anscheinend, uns selber als Vollidioten hinzustellen."

"Das sind Ermittler, die sind so dämlich, sie würden im normalen bayerischen Polizeialltag keinen Job finden", fügt Förg hinzu. "So blöd ist man einfach nicht. Das nimmt im Fernsehen schon sehr überhand mit diesen ganzen Serien und Vorabendserien, in denen wir dermaßen überspitzt die Klischees füttern. Was ich da auch ganz schlimm finde: Es ist immer einer aus der Region und dann kommt so ein Quoten-Trottel aus einem anderen Bundesland und der versteht dann nie irgendwas."

Der Waldschrat

Mit dem Dialekt dürfe man nicht übertreiben, erklärt Förg weiter. "Bei meinen ersten Büchern war es sicherlich zu viel Dialekt. Jetzt sprechen nur noch die Dialekt, bei denen hochdeutsch die Person einfach nicht charakterisiert." Auch im "Platzhirsch" gibt es solche Fälle: "So ein Waldschrat wie der Wilderer muss Dialekt sprechen - allerdings abgemildert. Wenn man ihn wirklich sprechen lassen würde wie im hintersten Karwendel, würde der Leser in Bremen gar nichts mehr verstehen."

Die Ermittlerinnen

In ihrem fünften gemeinsamen Fall jagen Irmi und Kathi den Mörder von Gutsbesitzerin Regina von Braun. Und warum schickt Förg zwei Frauen auf Verbrecherjagd? "Die haben ja auch ein Privatleben und ihre Probleme und das ergibt mehr Fülle, wenn man als Frau Frauen agieren lässt", erklärt Förg. Außerdem gebe es schon die Serie mit dem Kommissar Weinzierl von ihr. "Wenn ich wieder einen männlichen Kommissar genommen hätte, wäre der entweder ähnlich geworden oder ein Gegenentwurf zu Weinzierl, das fände ich beides nicht gut."

Zicken-Krieg?

Im "Platzhirsch" fliegen zwischen Irmi und Kathi die Fetzen. "Die beiden sind eben extrem unterschiedlich und die Kathi ist nun mal eine sehr unbeherrschte Dreißigjährige, die noch ein bisschen mehr Zurückhaltung lernen muss", erklärt Förg. "Die beiden charakterisieren zwei Generationen. Kathi ist taff und sehr von sich überzeugt. Die Fassade bei Kathi bröckelt aber sehr schnell. Ihre eigene Mutter steht unter Mordverdacht. Und wenn es um die Familie geht, versucht man diese zu verteidigen und Kathi macht das auf eine Art, die nicht souverän ist, aber sehr menschlich." Auch wenn ihr Irmi aufgrund ihrer Lebensumstände, ihrer Tiere und ihres Alters näher stehe, sei keine von beiden ihr Alter Ego, stellt die Autorin klar. Das gute an Irmi sei aber: "Sie sagt manchmal Sachen, die würde ich auch sagen, aber ich muss es ja nicht sagen, weil sie es schon getan hat."

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Das Mordopfer

Gutsbesitzerin Regina von Braun ist eine bekannte Biologin, Jägerin und Forstwirtin. Und eine attraktive, kluge Frau... "Nicht überall, aber speziell im ländlichen Raum - Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Jagd - ist vieles bis heute eine Männerdomäne und da wird eine Frau immer kritisch beäugt werden", sagt Förg. "Es gibt auch Jägerinnen, die mir das bei meinen Recherchen bestätigt haben. In dem Umfeld, in dem das Buch spielt, ist eine Frau, die gut aussieht, die was weiß und das auch sagt, natürlich suspekt." Ein gutes Mordmotiv: Neben den Wilderern zählt für Irmi und Kathi auch Reginas Ex-Freund, ein Forstwirt und Großgrundbesitzer, zu den Verdächtigen. Und dann gibt es da noch ein Tagebuch, das sich auf Reginas gut verstecktem Laptop befindet...

Irmi und Kathi im Fernsehen?

"Es gibt immer wieder Anfragen und Filmgesellschaften, die das prüfen", verrät Förg. "Michaela May liest ganz großartig die Hörbücher und ist ein ganz großer Fan der Figur. Sie möchte unbedingt die Rolle der Irmi spielen - was mich freuen würde."

Der Pferdefleisch-Skandal als Krimi?

"Durchaus, ich bin auch tatsächlich am Nachdenken. Diese Krimis haben ja immer ein Thema, das mich irgendwann auch selber bewegt hat", erklärt Förg. "Ich lebe mit Tieren, wir haben ein Fitzelche Wald, wir machen unser Heu selber. Ich schreibe seit Jahren einmal wöchentlich die Tierseite für den 'Münchner Merkur' und da habe ich immer Themen aus dem landwirtschaftlichen und tierischen Bereich, das ist meine Lebensrealität. Ich werde als die Krimi-Autorin in Deutschland gehandelt, die es mit den Viechern hat. Das mit dem Pferdefleisch-Skandal ist für mich auch ein Thema, bei dem ich sage: Da würde es sich trefflich morden lassen!"

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