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Weltgeschehen Nach Brand

Japan ruft Notstand für Atomkraftwerk Onagawa aus

In Japan haben die Behörden wegen überhöhter Werte von Radioaktivität den nuklearen Notstand für ein weiteres Atomkraftwerk ausgerufen.

Der Atomunfall nach dem schweren Erdbeben in Japan wächst sich zur großflächigen nuklearen Katastrophe aus. Für das Kraftwerk Onagawa im Nordosten des Landes erklärten japanische Behörden wegen überhöhter Werte von Radioaktivität den nuklearen Notstand, teilte die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) mit. Bei Messungen rund um den Atommeiler sei „das erlaubte Niveau überschritten“ worden. Allerdings wurde die niedrigste Notstandsstufe ausgerufen.

Nach Angaben der japanischen Behörden sei die Situation in den drei Reaktoren in Onagawa aber "unter Kontrolle“, erklärte die IAEA. Die genaue Ursache der hohen Werte werde derzeit gesucht. Der betroffene Meiler hatte unmittelbar nach dem Beben gebrannt, das Feuer im Turbinenhaus konnte gelöscht werden. Das Kraftwerk liegt in der nordöstlichen Provinz Miyagi. Sonntagmorgen hatten Atomexperten eine 400 Mal höhere Radioaktivität als normal gemessen. Das meldete die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf die Betreibergesellschaft Tohoku.

Ein Sprecher des Unternehmen sagte, die Reaktoren in der Region seien stabil. Um das AKW Onagawa sei eine erhöhte Radioaktivität festgestellt worden. Man gehe davon aus, dass dies nicht von dem Reaktor stamme. Es bestünden keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen, hieß es. Experten vermuten, dass der Wind Radioaktivität aus der Provinz Fukushima herübergeweht habe.

In der Atomanlage Fukushima Daiichi versuchen Fachleute weiter verzweifelt, eine vermutete Kernschmelze zu stoppen. Sie pumpen seit Samstagabend ein Gemisch aus Meerwasser und Borsäure in den Reaktor. Damit soll eine Kernschmelze verhindert werden, die so schlimm wie der Atomunfall 1986 in Tschernobyl in der Ukraine sein könnte. Experten warnen besonders vor der Gefahr durch hochgiftiges und hochradioaktives Plutonium. Der Reaktor werde mit sogenannten Mox-Brennelementen (Mischoxid-Brennelemente) betrieben, die neben Uran auch Plutonium enthalten.

Auch in dem zwölf Kilometer entfernten Meiler Fukushima Daini droht der Super-GAU. Dort könnte – wie bereits in Daiichi am Samstag – bald das Betongehäuse eines Reaktors einstürzen. Sicherheitsexperten wollen nach Angaben der japanischen Atomaufsichtsbehörde Nisa (Nuclear and Industrial Safety Agency) Sicherheitsventile öffnen und Dampf ablassen, um den Druck in den Reaktoren 1, 2 und 4 zu senken. Die Temperatur und der Druck in den Reaktoren sei derzeit „etwas hoch“. Hintergrund sind Probleme mit dem Kühlsystem. „Das Hauptkühlungssystem, eine Pumpe die normalerweise Meerwasser in die Anlage pumpt, ist teilweise ausgefallen“, sagte ein Nisa-Mitarbeiter.

Nach Angaben des Reaktor-Betreibers Tepco geht durch die erhöhte radioaktive Strahlung am betroffenen Meiler Fukushima Daiichi derzeit keine unmittelbare Bedrohung für die Gesundheit aus. Die Stahlhülle des Reaktorkerns ist nach Angaben der Regierung noch intakt. Bei dem Unfall wurden nach japanischen Angaben 22 Menschen radioaktiv belastet. Fast 200 hielten sich zum Zeitpunkt des Unglücks im Umkreis von zehn Kilometern des Kraftwerkes auf. Mittlerweile wurde dort eine 20 Kilometer umfassende Sperrzone eingerichtet.

AFP/Reuters/str

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