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Wissenschaft Extreme Kälte

Umweltveränderungen wurden Neandertalern zum Verhängnis

Womöglich veränderte extreme Kälte die Umwelt der Neandertaler so sehr, dass sie keine Nahrung mehr fanden Womöglich veränderte extreme Kälte die Umwelt der Neandertaler so sehr, dass sie keine Nahrung mehr fanden
Womöglich veränderte extreme Kälte die Umwelt der Neandertaler so sehr, dass sie keine Nahrung mehr fanden
Quelle: picture alliance / United Archiv
Vor etwa 40.000 Jahren kippte das Verhältnis der Bevölkerung in Europa: Der Neandertaler verschwand, die Vorfahren des heutigen Menschen breiteten sich aus. Wurde der Wandel durch Anomalien in der Eiszeit verursacht?

Warum starben die Neandertaler in Europa aus? Die Gründe dafür sind bis heute nicht vollständig geklärt. 2018 liefern Forscher in einer Studie Hinweise darauf, dass die klimatischen Bedingungen in der Region daran einen Beitrag haben könnten. Sie hätten sich zum Nachteil der Neandertaler verändert.

In der letzten Eiszeit herrschte über Jahrtausende Kälte in Europa. Zwischenzeitlich kam es dabei zu Perioden mit extremer Kälte. Diese Kälteintervalle fallen mit Zeiträumen zusammen, aus denen keine Neandertaler-Nachweise bekannt sind, berichtete ein Forscherteam um Michael Staubwasser vom Institut für Geologie und Mineralogie der Universität Köln.

Die Neandertaler konnten ihm zufolge nur schlecht mit der extremen Kälte umgehen. Die Kälteperioden hätten den Lebensraum der Neandertaler so stark verändert, dass sie darin nur noch schwer überleben konnten. Mit jeder Extremkälteperiode ging die Zahl der Neandertaler weiter zurück. Der moderne Mensch konnte sich dagegen weiter ausbreiten, schreiben die Forscher im Fachjournal „PNAS“.

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45.000 bis 40.000 Jahre betrug der Zeitraum, in dem sich die Besiedlung Europas änderte. Während der Kontinent einst überwiegend durch Neandertaler bewohnt war, lebten hier später überwiegend Vorfahren der heutigen Menschen. Meist gebe es zeitliche Lücken zwischen abgelagerten Artefakten der Neandertaler und solchen der modernen Menschen, sagt Staubwasser.

Er und seine Kollegen untersuchten Kalkstalagmiten aus zwei rumänischen Höhlen. Aus den Daten schlossen die Forscher, dass es vor etwa 44.000 und vor 40.000 Jahren extreme Kälteperioden gab. Erstere liege zeitgleich mit einer Ablagerungslücke zwischen Neandertaler-Artefakten und denen moderner Menschen im Donauraum zusammen.

Der zweite Zeitraum fällt mit so einer Lücke im heutigen Frankreich zusammen. „Das deutet darauf hin, dass während der Kälteperioden – die stets mit großer Trockenheit einhergingen – die Neandertaler-Population erheblich zurückging“, sagt Staubwasser.

Demnach könnte dem Neandertaler vor allem seine Ernährung zum Verhängnis geworden sein: In vielen Gebieten habe er sich überwiegend von Fleisch ernährt, speziell von Großwild. Diese Zahl dieser Tiere sei jedoch durch den Kälteeinbruch stark verringert worden.

Die Gebiete, die durch das Verschwinden des Neandertalers frei wurden, besiedelte dann der moderne Mensch. Er war womöglich besser an die klimatischen Bedingungen angepasst, vermuten die Forscher. Die wiederkehrenden Kälteperioden und die damit veränderten Umweltbedingungen hätten somit „als Schrittmacher mehrerer Entvölkerungs- und Wiederbevölkerungszyklen in Europa fungiert“.

Dass das Aussterben der Neandertaler mit klimatischen Veränderungen zusammenhängen könnte, hatten schon frühere Studien nahegelegt. Auch die Forscher des Neandertal-Museums in Mettmann nehmen beispielsweise an, dass heftige Klimaschwankungen die Hauptursache für das Aussterben des Neandertalers war. „Es war zeitweise zu kalt und zu trocken, sodass sich das Nahrungsangebot für die Neandertaler reduziert hat und die Bevölkerung dadurch zurückgegangen ist“, sagt die stellvertretende Museumsdirektorin Bärbel Auffermann.

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Dieser Artikel wurde erstmals im August 2018 veröffentlicht.

dpa

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