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Kleiner Graben, große Debatte

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Schnurgerade fließt der Biedrichsgraben über weite Strecken zwischen Feldern und Wiesen. Das soll sich ändern.	FOTO: SAX
Schnurgerade fließt der Biedrichsgraben über weite Strecken zwischen Feldern und Wiesen. Das soll sich ändern. FOTO: SAX © Oliver Potengowski

Echzell (sax). Mit Geldern aus dem integrierten Klimaschutzplan fördert das Land Hessen die Renaturierung des Biedrichsgrabens zwischen Geisenheim und Echzell. In einem Bürgergespräch, welche Vorstellungen in dem Projekt umgesetzt werden könnten, wurden vor allem auch die Bedenken der Landwirte deutlich.

Schnurgerade fließt der Graben über weite Strecken zwischen Feldern und Wiesen. Die Diskussion über eine naturnahe Umgestaltung des Grabens ist auch ein Lehrstück über den Umgang des Menschen mit der Natur. Schon der gerade Verlauf in der Feldgemarkung und dass er in der Ortslage in weiten Teilen in Rohren unter die Erde verlegt wurde, zeigt, dass der Graben vor allem genutzt wurde, um überflüssiges Wasser schnell zur Horloff zu leiten.

Mit dem Braunkohleabbau und der Stromerzeugung bekam der Graben eine weitere Funktion als Abfluss für den Schwelteich, in den Abwässer aus dem Kraft- und Schwelwerk der Preußen-Elektra flossen. Dass der Biedrichsgraben auch Schwarzenbach genannt wird, lässt Rückschlüsse auf die frühere Verschmutzung zu. Eine weitere Altlast befindet sich mit einer ehemaligen Mülldeponie direkt am Ufer des Grabens. Auf dem Müll der Vergangenheit ist ein kleines Wäldchen gewachsen.

Das Ingenieurbüro NaturProfil, das die Überlegungen zur Renaturierung begleitet, regte in dem Bürgergespräch auch an, das Gewässer als Erlebnisraum zu gestalten. So könnte Kindern, aber auch Erwachsenen ein Stück Natur nahegebracht werden. Trittsteine könnten direkt ans Gewässer führen und auch eine Überquerung des schmalen Grabens ermöglichen. Doch bevor man Kinder so an das Wasser leitet, müsste zunächst die Schadstoffbelastung des Baches durch Sedimente im Schwelteich und die Mülldeponie geklärt werden.

Es geht um Hochwasserschutz

Ohnehin sind die Möglichkeiten einer Umgestaltung des Biedrichsgrabens beschränkt. In der Ortslage grenzen Häuser und Gärten, wo es nicht unterirdisch fließt, dicht an das Gewässer. Veränderungen des Grabenverlaufs sind hier kaum umzusetzen.

Auch außerhalb der Bebauung, im Bereich der Felder, gibt es starke Vorbehalte gegen Veränderungen, berichtet Bürgermeister Wilfried Mogk vom Bürgergespräch. Die Landwirte sehen vor allem noch die ursprüngliche Funktion des Grabens, der überflüssiges Wasser möglichst schnell ableiten soll. Sie erinnerten daran, dass der Graben das Wasser aus den Felddrainagen aufnehmen soll. Der Graben müsse ausgehoben werden, damit das Wasser besser abfließen kann, forderten die Landwirte.

Sie wiesen darauf hin, dass, wenn der Graben nicht gepflegt oder geräumt werde, die angrenzenden Flächen überschwemmt werden. Das bedeute auch auf den angrenzenden Wiesen Verluste für die Landwirtschaft, da durch Überschwemmungen der Anteil an Schilf und Sauergräsern dort wachse. Eine naturnahe Umgestaltung des Biedrichsgrabens ist deshalb nach dem derzeitigen Stand der Diskussion wohl nur zwischen der ehemaligen Mülldeponie und dem Ortsrand von Echzell denkbar.

Dabei zeigen die Erfahrungen von anderen Wasserläufen, dass die Renaturierung auch den Hochwasserschutz verbessert. Im Bürgergespräch wurde berichtet, dass sich die Hochwassersituation durch die naturnahe Gestaltung der Horloff, die über weite Strecken ebenfalls ein gerades Bett hat, verbessert habe.

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