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Krebsrate in Tschernobyl-Region ist noch hoch

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Foto: Die Rate von Leukämie, Missbildungen und Frühgeburten in der Tschernobyl-Region ist unvermindert hoch.
Foto: Die Rate von Leukämie, Missbildungen und Frühgeburten in der Tschernobyl-Region ist unvermindert hoch. © dpa (Archivbild)

Hannover - Die Atomkatastrophe von Fukushima im vergangenen Jahr hat auch das Schicksal der Kinder von Tschernobyl wieder stärker in den Fokus gerückt. Die gesundheitlichen Folgen für die Menschen in dem Gebiet sind verheerend.

Auch 26 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl leiden die Menschen in der betroffenen Region unter den gesundheitlichen Folgen des Atomunfalls. Die Rate von Leukämie, Missbildungen und Frühgeburten sei unvermindert hoch, erklärte die niedersächsische Stiftung „Kinder von Tschernobyl“ am Dienstag bei der Präsentation des preisgekrönten Dokumentarfilms: „25 Jahre Tschernobyl – Leben mit einer Tragödie“. Die vor 20 Jahren gegründete Landesstiftung stellt in dem Film ihre Arbeit vor. Er soll bei Veranstaltungen in Schulen, Vereinen oder Kirchengemeinden gezeigt werden.

Seit 1992 hat die Stiftung rund 2300 Ärzte in Weißrussland, der Ukraine und Russland vor allem in der Krebsdiagnostik fortgebildet. Außerdem wurden unter anderem Ultraschallgeräte finanziert. „Nach wie vor bedarf es materieller Hilfe“, betonte der stellvertretende Kuratoriumsvorsitzende Heyo Eckel. So müsse vielerorts Ersatz für alte Geräte beschafft werden. Die Stiftung plant zudem Pilotprojekte zur Brustkrebs-Diagnose, weil zunehmend junge Frauen im Alter von 20 bis 40 Jahren an Brustkrebs erkranken.

Der Film von Rüdiger Lubricht und Rainer Ludwigs zeigt ehrenamtlich engagierte Ärzte aus Niedersachsen bei ihren Besuchen in der Tschernobyl-Region. Die Kinder, die damals im verstrahlten Sand spielten und belastetes Gemüse aßen, sind heute selbst Eltern. Viele Babys kommen zu früh und mit Herzfehlern oder Missbildungen zur Welt.

„Wir haben noch keine konkrete Antwort darauf, was an negativen Folgen noch zu erwarten ist“, sagt der Direktor des Radiologischen Instituts im weißrussischen Gomel im Film. „Die Tragödie von Tschernobyl ist die Katastrophe unseres Volkes“, betont eine einheimische Ärztin. Ein junger Mann, der schon fünfmal wegen Hirntumoren operiert wurde, erzählt bewegend von seinem Schicksal.

„Das Leiden ist präsent in der nächsten Generation und man muss befürchten, auch in der übernächsten Generation“, berichtete Filmemacher Ludwigs am Dienstag. Für ihre Dokumentation erhielten die beiden Autoren 2011 bei den „Cannes Corporate Media & TV Awards“ einen Silbernen Delphin. Lubricht begleitet die Arbeit der Stiftung seit Jahren auch fotografisch, unter anderem porträtierte er die Tschernobyl-Liquidatoren.

„Kinder von Tschernobyl“ ist bundesweit die einzige Landesstiftung ihrer Art. Vor 20 Jahren wurde sie mit einem Kapital von drei Millionen D-Mark (1,5 Millionen Euro) gegründet. Die Verwaltung ist nach wie vor im Sozialministerium angesiedelt. Schirmherrin ist Nadja Anna Fürstin zu Schaumburg-Lippe. „Ich selbst als Mutter bin sehr betroffen“, sagte sie nach der Filmvorführung. Es sei sinnvoll, mittelfristig den Atomausstieg hinzubekommen.

dpa

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