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Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

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<strong>Organikum</strong><br />

<strong>Organisch</strong>-<strong>chemisches</strong> <strong>Grundpraktikum</strong><br />

Von<br />

Heinz G. O. Becker<br />

Werner Berger<br />

Günter Domschke<br />

Egon Fanghänel<br />

Jürgen Faust<br />

Mechthild Fischer<br />

Frithjof Gentz<br />

Karl Gewald<br />

Reiner Gluch<br />

Roland Mayer<br />

Klaus Müller<br />

Dietrich Pavel<br />

Hermann Schmidt<br />

Karl Schollberg<br />

Klaus Schwetlick<br />

Erika Seiler<br />

Günter Zeppenfeld<br />

21., neu bearbeitete und erweiterte Auflage<br />

Von<br />

Heinz G. O. Becker<br />

Rainer Beckert<br />

Günter Domschke<br />

Egon Fanghänel<br />

)WILEY-VCH<br />

WolfD.Habicher<br />

Peter Metz<br />

Dietrich Pavel<br />

Klaus Schwetlick<br />

Weinheim • New York • Chichester • Brisbane • Singapore • Toronto


Anschrift des Korrespondenzautors:<br />

Prof. Dr. Klaus Schwetlick<br />

Canalettostraße 32b<br />

D-01307 Dresden<br />

Die Maßnahmen zur Ersten Hilfe im Labor wurden zusammengestellt von Dr. med. Klaus Frach.<br />

Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren und Verlag für die<br />

Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie für eventuelle Druckfehler keine Haftung.<br />

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme<br />

Ein Titeldatensatz für diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhältlich<br />

ISBN 3-527-29985-8<br />

© WILEY-VCH Verlag GmbH, D-69469 Weinheim (Federal Republic of Germany), 2001<br />

Gedruckt auf säurefreiem Papier.<br />

Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Buches<br />

darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form - durch Photokopie, Mikroverfilmung<br />

oder irgendein anderes Verfahren - reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von<br />

Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden. Die Wiedergabe<br />

von Warenbezeichnungen, Handelsnamen oder sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu<br />

der Annahme, daß diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um<br />

eingetragene Warenzeichen oder sonstige gesetzlich geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht<br />

eigens als solche markiert sind.<br />

All rights reserved (including those of translation into other languages). No part of this book may be reproduced<br />

in any form - by photoprinting, microfilm, or any other means - nor transmitted or translated into a<br />

machine language without written permission from the publishers. Registered names, trademarks, etc. used<br />

in this book, even when not specificaliy marked äs such are not to be considered unprotected by law.<br />

Satz: Kühn & Weyh, D-79111 Freiburg<br />

Druck und Verarbeitung: Fortuna Druck GmbH, D-76503 Baden-Baden<br />

Printed in the Federal Republic of Germany.


Vorwort zur einundzwanzigsten Auflage<br />

Ein Rezensent schrieb freundlich über die zwanzigste Auflage des <strong>Organikum</strong>s: „es ist so frisch<br />

und aktuell wie je zuvor, wurde sukzessive erneuert und weiter verbessert, so daß es auch heute<br />

noch nicht nur für die Ausbildung der Chemie-Studenten ein unverzichtbares Lehrbuch, sondern<br />

auch für den in der Praxis arbeitenden Chemiker ein wichtiges Nachschlagewerk ist."<br />

Die nun vorliegende einundzwanzigste Auflage wurde wiederum in mehreren Teilen überarbeitet<br />

und ergänzt.<br />

Neu aufgenommen haben wir allgemeine Arbeitsvorschriften für die Chlorierung von Benzaldoximen<br />

mit Af-Chlorsuccinimid, die Darstellung von Alkylthiocyanaten, die Herstellung von<br />

Aryliodiden aus Diazoniumsalzen und für eine Reihe palladiumkatalysierter Reaktionen, die<br />

Wacker-Oxidation, die Heck-Reaktion und die Sonogashira-Reaktion, sowie ein neues Kapitel<br />

über metallvermittelte Substitutionen an Aromaten. Überarbeitet und auf den neuesten Stand<br />

gebracht wurden auch die technischen Bezüge.<br />

Wir danken allen Lesern und Fachkollegen, die durch wertvolle Hinweise und Anregungen<br />

zur Verbesserung des Buches beigetragen haben, besonders Herrn Prof. Dr. Claus Rüger für<br />

seine umfangreiche Kompilation zur aktuellen Arzneimittelsynthese.<br />

Dresden, im Frühjahr 2000 Die Autoren


Anmerkung des Scanners<br />

Folgende Veränderungen wurden an dem Buch vorgenommen:<br />

Innen- und Außenseite des Einbands wurden entfernt<br />

Diejenigen Seiten des Buches, die dem Titelblatt vorangehen, wurden entfernt. Dies betrifft<br />

hauptsächlich:<br />

"Maßnahmen zur Ersten Hilfe im Labor" (2 Seiten)<br />

"Erfolgreiche Lehrbücher von WILEY-VCH" (1 Seite)<br />

Diejenigen Seiten des Buches, die dem Register folgen, wurden entfernt. Dies betrifft<br />

hauptsächlich:<br />

"Hinweise auf besondere Gefahren (R-Sätze)" (2 Seiten)<br />

Die Beilage "Tabelle A. 180: IR-, UV-, NMR- und MS-spektroskopische Daten wichtiger<br />

Strukturelemente organischer Verbindungen" wurde aufgrund des Überformats entfernt.<br />

"Erratum: <strong>Organikum</strong>, 21. Auflage" wurde entfernt. Die fehlerhaften Strukturformeln wurden an<br />

ihrer Stelle im Text korrigiert.<br />

Um die Dateigröße in einem annehmbaren Rahmen zu halten, wurde die Farbe blau zu schwarz<br />

konvertiert. Elemente, die in blauer Farbe gedruckt waren, heben sich daher nicht mehr von<br />

schwarz gedruckten Elementen ab.<br />

Es wurden keine weiteren Veränderungen beabsichtigt.


Inhalt<br />

A Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Inhalt VII<br />

1. Hilfsmittel und Methoden zur Durchführung organisch-chemischer Reaktionen . l<br />

1.1. Glassorten und-Verbindungen l<br />

1.2. Arbeitsgefäße 3<br />

1.3. Kühler 3<br />

1.4. Standardapparaturen für organisch-chemische Reaktionen 5<br />

1.5. Rühren und Schütteln 8<br />

1.5.1. Rührertypen 8<br />

1.5.2. Führungen und Abdichtungen 9<br />

1.5.3. Antrieb 10<br />

1.5.4. Schütteln 11<br />

1.6. Dosieren und Einleiten von Gasen 11<br />

1.7. Heizen und Kühlen 14<br />

1.7.1. Wärmequellen, Wärmeübertragung, Wärmebäder 14<br />

1.7.2. Erhitzen brennbarer Flüssigkeiten 15<br />

1.7.3. Kühlmittel 16<br />

1.8. Arbeiten unter Druck 17<br />

1.8.1. Bombenrohre 17<br />

1.8.2. Autoklaven 18<br />

1.8.3. Druckgasflaschen 19<br />

1.9. Arbeiten unter vermindertem Druck 21<br />

1.9.1. Vakuumerzeugung 21<br />

1.9.2. Vakuummessung 22<br />

1.9.3. Arbeiten unter Vakuum 23<br />

1.10. Trocknen 24<br />

1.10.1. Trocknen von Gasen 25<br />

1.10.2. Trocknen von Flüssigkeiten 26<br />

1.10.3. Trocknen von Feststoffen 27<br />

1.10.4. Gebräuchliche Trockenmittel 29<br />

1.11 Arbeiten im Mikromaßstab 29<br />

2. Trennverfahren 33<br />

2.1. Filtrieren und Zentrifugieren 33<br />

2.2. Kristallisieren 36<br />

2.2.1. Wahl des Lösungsmittels 36<br />

2.2.2. Umkristallisieren 37<br />

2.2.3. Kristallisation aus der Schmelze 37


VIII Inhalt<br />

2.3. Destillation und Rektifikation 38<br />

2.3.1. Abhängigkeit der Siedetemperatur vom Druck 39<br />

2.3.2. Einfache Destillation 39<br />

2.3.2.1. Physikalische Grundlagen des Trennvorgangs . . . . 39<br />

2.3.2.2. Durchführung einer einfachen Destillation 41<br />

2.3.2.3. Abdestillieren von Lösungsmitteln 45<br />

2.3.2.4. Kurzwegdestillation. Kugelrohrdestillation 46<br />

2.3.3. Rektifikation 46<br />

2.3.3.1. Physikalische Grundlagen der Rektifikation 47<br />

2.3.3.2. Durchführung der Rektifikation 50<br />

2.3.4. Wasserdampfdestillation 54<br />

2.3.5. Azeotrope Destillation 56<br />

2.4. Sublimation 57<br />

2.5. Extraktion und Verteilung 58<br />

2.5.1. Extraktion von Feststoffen 59<br />

2.5.1.1. Einmalige einfache Extraktion 59<br />

2.5.1.2. Wiederholte einfache Extraktion 59<br />

2.5.2. Extraktion von Flüssigkeiten 60<br />

2.5.2.1. Ausschütteln von Lösungen bzw. Suspensionen . . . . 60<br />

2.5.2.2. Perforation 61<br />

2.5.3. Multiplikative Verteilung 62<br />

2.6. Adsorption 63<br />

2.6.1. Entfärben von Lösungen 64<br />

2.7. Chromatographie 65<br />

2.7.1. Dünnschichtchromatographie 67<br />

2.7.2. Säulenflüssigchromatographie 70<br />

2.7.3. Hochdruckflüssigchromatographie 72<br />

2.7.4. Gaschromatographie 74<br />

3. Bestimmung physikalischer Eigenschaften organischer Verbindungen.... 77<br />

3.1. Schmelztemperatur 77<br />

3.1.1. Bestimmung der Schmelztemperatur in der Kapillare . . . . 78<br />

3.1.2. Mikroschmelztemperaturbestimmung auf dem Heiztisch . . . 79<br />

3.2. Siedetemperatur 80<br />

3.3. Refraktometrie . 81<br />

3.4. Polarimetrie 82<br />

3.5. Optische Spektroskopie 83<br />

3.5.1. UV-VIS-Spektroskopie 85<br />

3.5.2. Infrarotspektroskopie 90<br />

3.6. Kernmagnetische Resonanzspektroskopie 98<br />

3.6.1. iH-NMR-Spektroskopie 100<br />

3.6.2. 13 C-NMR-Spektroskopie 105<br />

3.7. Massenspektroskopie 112<br />

3.8. Hinweise zur Strukturaufklärung mit Hilfe spektroskopischer Methoden . 118<br />

3.9. Röntgen-Strukturanalyse 119<br />

4. Aufbewahrung von Chemikalien, Entsorgung gefährlicher Abfälle 120<br />

4.1. Aufbewahrung von Chemikalien 120<br />

4.2. Abfälle und ihre Entsorgung 122


Inhalt IX<br />

5 Die erste Ausrüstung 123<br />

6. Literaturhinweise 124<br />

B <strong>Organisch</strong>-chemische Literatur. Protokollführung<br />

1. Originalliteratur 129<br />

1.1. Fachzeitschriften 129<br />

1.2. Patentschriften 130<br />

2. Zusammenfassungen und Übersichten 131<br />

3. Referierende Literatur 133<br />

3.1. Beilsteins Handbuch der <strong>Organisch</strong>en Chemie 133<br />

3.2. Referateorgane 134<br />

3.3. Schnellreferatedienste 135<br />

4. Tabellenbücher 135<br />

5. Nomenklaturrichtlinien 136<br />

6. Durchführung einer Recherche 138<br />

6.1. Recherche über eine definierte chemische Verbindung 138<br />

6.1.1. Vollständige Literaturrecherche 138<br />

6.1.2. Suche nach einer günstigen Darstellungsmöglichkeit 139<br />

6.2. Recherche über Verbindungsklassen 139<br />

6.3. Computergestützte Recherche 140<br />

6.3.1. Suche nach chemischen Verbindungen und ihrer Synthese.... 142<br />

6.3.2. Struktur-Recherchen 144<br />

6.3.3. Recherche von chemischen Reaktionen 144<br />

7. Protokollführung 145<br />

8. Literaturhinweise 145<br />

C Einige allgemeine Grundlagen<br />

1. Klassifizierung organisch-chemischer Reaktionen 147<br />

2. Energieänderungen bei chemischen Reaktionen 148<br />

3. Zum zeitlichen Ablauf organisch-chemischer Reaktionen 152<br />

3.1. Folgereaktionen 152<br />

3.2. Konkurrenzreaktionen 153<br />

3.3. Einfluß von Lösungsmitteln auf die Reaktivität 154<br />

3.4. Katalyse 155<br />

4. Säure-Base-Reaktionen 156


X Inhalt<br />

5. Einflüsse von Substituenten auf die Elektronendichteverteilung und<br />

die Reaktivität organischer Moleküle 159<br />

5.1. Polare Effekte von Substituenten 159<br />

5.2. Quantitative Behandlung von polaren Substituenteneffekten.<br />

Hammett-Gleichung 163<br />

5.3. Sterische Effekte 165<br />

6. Zur störungstheoretischen Behandlung der chemischen Reaktivität . . . . 166<br />

7. Stereoisomerie 169<br />

7.1. Konformation 169<br />

7.2. cis-trans-Isomene 172<br />

7.3. Chiralität und Stereoisomerie 173<br />

7.3.1. Enantiomerie 173<br />

7.3.2. Diastereomerie 175<br />

7.3.3. Synthese chiraler Verbindungen 176<br />

7.3.3.1. Racematspaltung 177<br />

7.3.3.2. Stereoselektive Synthese 178<br />

8. Syntheseplanung 180<br />

8.1. Retrosynthese 180<br />

8.2. Schutzgruppen 182<br />

9. Literaturhinweise 183<br />

D <strong>Organisch</strong>-präparativer Teil<br />

Zur Benutzung der Arbeitsvorschriften und Tabellen 186<br />

1. Radikalische Substitution 188<br />

1.1. Erzeugung und Stabilität von Radikalen 189<br />

1.2. Reaktionen und Lebensdauer von Radikalen. Radikalkettenreaktionen . 191<br />

1.3. Reaktivität und Selektivität bei radikalischen Substitutionen 193<br />

1.4. Radikalische Halogenierungen 197<br />

1.4.1. Chlorierung 197<br />

Photochlorierung von Alkylaromaten 198 - Chlorierung von<br />

Kohlenwasserstoffen mit Sulfurylchlorid 200 - Chlorierung von<br />

Benzaldoximen mit 7V-Chlor-succinimid 201<br />

l .4.2. Bromierung 203<br />

Photobromierung von Alkylaromaten 203 - Bromierungen<br />

mit Af-Brom-succinimid 205<br />

1.5. Peroxygenierung 206<br />

Hydroperoxide aus Kohlenwasserstoffen 207<br />

1.6. Weitere radikalische Substitutionsreaktionen 208<br />

1.7. Literaturhinweise 210<br />

2. Nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom 211<br />

2.1. Allgemeiner Verlauf und Mechanismus der Reaktion 211<br />

2.1.1. Monomolekulare nucleophile Substitution(SNl) 213<br />

2.1.2. Bimolekulare nucleophile Substitution (SN2) 214


Inhalt XI<br />

2.2. Faktoren, die den Verlauf nucleophiler Substitutionen beeinflussen . . . 215<br />

2.2.1. Reaktivität des Substrats RX 215<br />

2.2.2. Nucleophilie von Reagenzien 219<br />

2.3. Zur Regioselektivität ambifunktioneller Nucleophile 222<br />

2.4. Reaktionsbedingungen nucleophiler Substitutionen<br />

mit anionischen Nucleophilen 223<br />

2.4.1. Möglichkeiten der Reaktionsführung 223<br />

2.4.2. Phasentransferkatalyse 224<br />

2.5. Nucleophile Substitution an Alkoholen und Ethern 226<br />

2.5.1. Ersatz der Hydroxylgruppe in Alkoholen durch anorganische<br />

Säurereste 227<br />

Veresterung von Alkoholen mit Bromwasserstoffsäure 228 -<br />

lodalkane aus Alkoholen, lod und rotem Phosphor 230<br />

2.5.2. Saure Veretherung von Alkoholen. Etherspaltung 232<br />

2.6. Nucleophile Substitution an Alkylhalogeniden, Alkylsulfaten<br />

und Alkylsulfonaten 234<br />

2.6.1. Hydrolyse 234<br />

Hydrolyse von Benzylidendihalogeniden in konzentrierter<br />

Schwefelsäure 236<br />

2.6.2. Synthese von Ethern aus Alkoholaten bzw. Phenolaten . . . . 237<br />

Veretherung von Phenolen mit Dimethylsulfat 238 -<br />

Veretherung von Alkoholen und Phenolen<br />

mit Alkylhalogeniden, Alkyl-p-toluensulfonaten<br />

oder Dimethylsulfat (Williamson-Synthese) 239<br />

2.6.3. Synthese von Carbonsäureestern 241<br />

Darstellung von Benzoesäureestern (Phasentransferkatalyse) 241<br />

2.6.4. Alkylierung von Ammoniak und Aminen 242<br />

a-Amino-carbonsäuren aus a-Halogen-carbonsäuren 245<br />

2.6.5. Alkylierung von Phosphorverbindungen 246<br />

2.6.5.1. Alkylierung von tertiären Phosphinen 246<br />

Darstellung von Alkyltriphenylphosphoniumsalzen 246<br />

2.6.5.2. Michaelis-Arbuzov-Reaktion 246<br />

Darstellung von Alkylphosphonsäurediethylestern 247<br />

2.6.6. Alkylierung von Schwefelverbindungen 248<br />

Darstellung von Dialkylsulfiden 248 - Darstellung von<br />

Alkylthiocyanaten 249 - Thiole über S-Alkylthiouroniumsalze 257<br />

2.6.7. Synthese von Alkylhalogeniden durch Finkelstein-Reaktion . . . 252<br />

Alkylfluoride aus Alkyltosylaten 253<br />

2.6.8. Darstellung von Nitroalkanen 254<br />

Nitroalkane aus Alkylhalogeniden 254<br />

2.6.9. Darstellung von Alkylcyaniden (Kolbe-Nitrilsynthese) 256<br />

Nitrile aus Alkylhalogeniden 256<br />

2.7. Nucleophile Substitution an substituierten Silanen 259<br />

Trimethylsilylierung von Amino- und Hydroxyverbindungen 259<br />

2.8. Literaturhinweise 261<br />

3. Eliminierung unter Bildung von C-C-Mehrfachbindungen 263<br />

3.1. Ionische a,/?-Eliminierungen 263<br />

3.1.1. Substitution und Eliminierung als Konkurrenzreaktionen.<br />

Mechanismus ionischer Eliminierungen 264


XII Inhalt<br />

3.1.1.1. Monomolekulare Eliminierung 266<br />

3.1.1.2. Bimolekulare Eliminierung 267<br />

3.1.2. Einfluß der Molekularität und der allgemeinen räumlichen<br />

Verhältnisse auf die Richtung der Eliminierung 268<br />

3.1.3. Stereoelektronische Verhältnisse und Richtung der Eliminierung.<br />

Sterischer Verlauf von Eliminierungen 271<br />

3.1.4. Eliminierung von Wasser aus Alkoholen (Dehydratisierung)<br />

und von Alkoholen aus Ethern 273<br />

Dehydratisierung von secundären und tertiären Alkoholen<br />

und von Aldoladdukten in Gegenwart von Säuren 275 -<br />

Enolether aus Acetalen durch Eliminierung von Alkohol 276<br />

3.1.5. Eliminierung von Halogenwasserstoff aus Alkylhalogeniden ... . 277<br />

Dehydrohalogenierung von Alkylhalogeniden mit<br />

Dicyclohexylethylamin 279 - Dehydrohalogenierung<br />

(Detosylierung) mit Ätzkali/Triglycol 279<br />

3.1.6. Eliminierung von Trialkylamin aus quartären Ammoniumbasen<br />

(Hofmann-Abbau) 281<br />

3.2. Thermische syn-Eliminierungen 283<br />

3.3. a,a-Eliminierung 285<br />

3.4. Literaturhinweise 287<br />

4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen 288<br />

4.1. Elektrophile Addition an Olefine und Acetylene 290<br />

4.1.1. Mechanismus der elektrophilen Addition 290<br />

4.1.2. Zur Additionsrichtung und zum sterischen Verlauf elektrophiler<br />

Additionen 292<br />

4.1.3. Addition von Protonensäuren und Wasser an Olefine und Acetylene 295<br />

Hydratation von Acetylenen 297<br />

4.1.4. Addition von Halogenen und unterhalogenigen Säuren an Olefine<br />

und Acetylene 298<br />

Addition von Brom an Olefine und Acetylene 299<br />

4.1.5. Oxymercurierung 301<br />

Herstellung von Alkoholen durch Oxymercurierung 301<br />

4.1.6. Epoxidierung und Dihydroxylierung 302<br />

Epoxidierung von Olefinen 303<br />

4.1.7. Ozonierung 307<br />

4.1.8. Hydroborierung 308<br />

Herstellung von Alkoholen durch Hydroborierung 309<br />

4.1.9. Kationische Oligomerisierung und Polymerisation 310<br />

4.2. Nucleophile Addition 312<br />

4.2.1. Anionische Polymerisation von Olefinen 312<br />

4.2.2. Nucleophile Addition an Acetylene 313<br />

Vinylierung von Alkoholen 313 - Addition von Aminen<br />

an Acetylendicarbonsäuredialkylester 315<br />

4.3. Radikalische Additions-und Polymerisationsreaktionen 316<br />

Radikalische Addition an Olefine 318<br />

4.4. Cycloadditionen 323<br />

4.4.1. [l + 2]-Cydoadditionen, Addition von Carbenen 325<br />

Addition von Dichlorcarben an Olefine 326<br />

4.4.2. [2 + 2]-Cycloadditionen 327


Inhalt XIII<br />

4.4.3. [3 + 2]-Cycloadditionen (1,3-Dipoladditionen) 328<br />

Synthese von 3-(4-Chlorphenyl)-zJ 2 -l,2-oxazolinen und<br />

3-(4-Chlorphenyl)-l,2-oxazolen durch 1,3-Dipolcycloaddition 329<br />

4.4.4. [4 + 2]-Cycloadditionen (Diels-Alder-Reaktion) 330<br />

Diels-Alder-Reaktionen 332<br />

4.5. Metall-und metallkomplexkatalysierte Umsetzungen von Olefinen . . . 334<br />

4.5.1. Homogenkatalysierte Reaktionen von Olefinen und Alkinen. . . 334<br />

Wacker-Oxidation von terminalen Olefinen 335<br />

4.5.2. Heterogenkatalysierte Hydrierung 340<br />

Katalytische Hydrierungen 343<br />

4.6. Literaturhinweise 347<br />

5. Substitutionen an Aromaten 351<br />

5.1. Elektrophile aromatische Substitution 352<br />

5.1.1. Mechanismus der elektrophilen aromatischen Substitution . . . 353<br />

5.1.2. Einfluß von Substituenten auf die Reaktivität des Aromaten<br />

und auf den Ort der Zweitsubstitution 354<br />

5.1.3. Nitrierung 358<br />

Nitrierung von Aromaten 359<br />

5.1.4. Sulfonierung 361<br />

Chlorsulfonierung von Aromaten 364<br />

5.1.5. Halogenierung 367<br />

Bromierung von Aromaten mit molekularem Brom 369 -<br />

Bromierung desaktivierter Aromaten mit Dibromisocyanursäure 371<br />

5.1.6. Thiocyanierung (Rhodanierung) 372<br />

Einführung der Thiocyanatgruppe 372<br />

5.1.7. Friedel-Crafts-Alkylierung 373<br />

Friedel-Crafts-Alkylierung von Benzen 375<br />

5.1.8. Elektrophile aromatische Substitution durch Carbonylverbindungen 377<br />

5.1.8.1. Friedel-Crafts-Acylierung 378<br />

Friedel-Crafts-Acylierungen mit Säurechloriden 380<br />

5.1.8.2. Gattermann-Synthesen 382<br />

5.1.8.3. Vilsmeier-Synthese 383<br />

Vilsmeier-Formylierung 383<br />

5.1.8.4. Elektrophile Substitution durch Formaldehyd 385<br />

Chlormethylierung von Aromaten 387<br />

5.1.8.5. Sauer katalysierte Reaktionen von Aromaten mit anderen<br />

Aldehyden und Ketonen 389<br />

5.1.8.6. Carboxylierungen 390<br />

Carboxylierung von Phenolen 391<br />

5.1.9. Nitrosierung 392<br />

5.2. Nucleophile aromatische Substitution 393<br />

5.2.1. Nucleophile Substitution an aktivierten Aromaten 394<br />

5.2.2. Nucleophile Substitution an nichtaktivierten Aromaten . . . . 397<br />

5.3. Metallvermittelte Substitutionen an Aromaten 399<br />

5.3.1. Metallierung von Aromaten 400<br />

5.3.2. Kupplungen von Aryl- mit Organometallverbindungen . . . . 403<br />

5.3.2.2. Kupplungen mit alkalimetall- und kupferorganischen<br />

Verbindungen 403<br />

5.3.2.3. Übergangsmetall-katalysierte Kreuzkupplungen . . . . 405<br />

Sonogashira-Arylierung von Phenylacetylen 406


XIV Inhalt<br />

5.3.3. Heck-Reaktion 408<br />

Arylierung von Acrylamid 410<br />

5.3.4. Aryl-Heteroatom-Kupplungen 411<br />

5.3. Literaturhinweise 411<br />

6. Oxidation und Dehydrierung 415<br />

6.1. Allgemeine Gesetzmäßigkeiten 415<br />

6.2. Oxidation von Methyl- und Methylengruppen 418<br />

6.2.1. Oxidation von Alkylaromaten zu aromatischen Carbonsäuren . . 420<br />

Arencarbonsäuren aus Alkylaromaten<br />

(Phasentransferkatalyse) 421 - Autoxidation von<br />

kernsubstituierten Toluenen zu Benzoesäuren 422<br />

6.2.2. Oxidation von Alkylaromaten zu Aldehyden und Ketonen . . . 424<br />

6.2.3. Oxidation von aktivierten Methyl- und Methylengruppen<br />

in Carbonylverbindungen 425<br />

6.2.3.1. Oxidation mit Selendioxid 425<br />

Arylglyoxale und 1,2-Diketone 426<br />

6.2.3.2. Willgerodt-Reaktion 426<br />

Thiocarbonsäuremorpholide 427-<br />

2-Amino-thiophen-3-carbonsäurederivate 429<br />

6.3. Oxidation von primären und secundären Alkoholen und Aldehyden . . 430<br />

6.3.1. Oxidation von primären und secundären Alkoholen<br />

zu Aldehyden bzw. Ketonen 430<br />

Oxidation secundärer Alkohole zu Ketonen mit Dichromat 431 -<br />

Oxidation von Alkoholen und Aldehyden mit<br />

Natriumhypochlorit 432 - Oxidation von Alkoholen<br />

mit Dimethylsulfoxid/Oxalylchlorid (Swern-Oxidation) 434<br />

6.3.2. Oxidation von primären Alkoholen und Aldehyden<br />

zu Carbonsäuren 436<br />

Carbonsäuren aus primären Alkoholen und Olefinen<br />

unter Phasentransferkatalyse 436<br />

6.4. Chinone durch Oxidation 438<br />

6.4.1. Chinone aus aromatischen Kohlenwasserstoffen 438<br />

Chinone aus Kohlenwasserstoffen mit Chromsäureanhydrid 439<br />

6.4.2. Chinone aus substituierten Aromaten 440<br />

6.4.3. Chinonimine durch oxidative Kupplung 442<br />

Azofarbstoffe durch oxidative Kupplung 444<br />

6.5. Oxidationen unter C-C-Spaltung 445<br />

6.5.1. Oxidation von C-C-Mehrfachbindungen 446<br />

6.5.2. Glycolspaltung 448<br />

6.5.3. Oxidative Spaltung von secundären Alkoholen und Ketonen . . 449<br />

Oxidation von Methylketonen mit Hypobromit<br />

(Haloformreaktion) 450<br />

6.6. Dehydrierung von Kohlenwasserstoffen und Hydroaromaten 451<br />

Dehydrierung mit Schwefel 452<br />

6.7. Literaturhinweise 453<br />

7. Reaktionen von Carbonylverbindungen 456<br />

7.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit Heteroatom-Nucleophilen . 458<br />

7.1.1. Reaktionen von Aldehyden und Ketonen mit Aminoverbindungen 462<br />

Enamine 463 - Benzaldehyd-£-oxime 467


Inhalt XV<br />

7.1.2. Reaktionen von Aldehyden und Ketonen mit Wasser<br />

und Alkoholen 468<br />

Diethylacetale 469 - Ethylenacetale 470<br />

7.1.3. Reaktionen von Aldehyden und Ketonen zu Thioacetalen<br />

und Bisulfitaddukten 472<br />

7.1.4. Reaktionen von Carbonsäuren und Carbonsäurederivaten<br />

mit Heteroatom-Nucleophilen 472<br />

7.1.4.1. Darstellung von Estern durch Alkoholyse<br />

von Carbonsäuren und Carbonsäurederivaten . . . . 474<br />

Veresterung von Carbonsäuren 475 -<br />

Essigsäureester aus Acetanhydrid 477<br />

7.1.4.2. Darstellung von Säureamiden durch Aminolyse<br />

von Carbonsäuren und ihren Derivaten 481<br />

3-Amino-l-aryl-pyrazol-5-one 482<br />

7.1.4.3. Hydrolyse von Carbonsäurederivaten 488<br />

Hydrolyse von substituierten<br />

Malonsäurediethylestern 489 - Ketonspaltung von<br />

ß-Oxo-carbonsäureestern 491 - Decarboxylierung<br />

substituierter Malonsäuren 491<br />

7.1.4.4. Acidolyse von Carbonsäuren und ihren Derivaten . . . 494<br />

Carbonsäurechloride 498<br />

7.1.5. Addition von Nucleophilen an Nitrile 499<br />

Carbonsäuren durch Hydrolyse von Nitrilen 500<br />

7.1.6. Addition von Nucleophilen an spezielle Carbonylverbindungen . . 502<br />

Isocyanate durch Phosgenierung von Aminen 503<br />

7.1.8. Thionierung von Carbonylverbindungen 506<br />

Thiocarbonsäureamide 506<br />

7.2. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit Kohlenstoff-Nucleophilen . . 507<br />

7.2.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

mit CH-aciden Verbindungen 509<br />

7.2.1.1. Anlagerung von Blausäure an Aldehyde und Ketone . . 512<br />

a-Hydroxy-carbonitrile (Cyanhydrine) 572 -<br />

a-Aminosäuren nach Strecker 514<br />

7.2.1.2. Ethinylierung von Carbonylverbindungen 516<br />

Ethinylierung von Ketonen 576<br />

7.2.1.3. Aldolreaktion 518<br />

Aldolisierungen 520 - 2,3-Epoxy-propannitrile 526<br />

7.2.1.4. Knoevenagel-Reaktion 527<br />

Knoevenagel-Cope- und<br />

Knoevenagel-Doebner-Reaktion 527<br />

7.2.1.5. Mannich-Reaktion 530<br />

a-Dialkylaminomethyl-ketone 531<br />

7.2.1.6. Acyloinkondensation und Umpolung 533<br />

Acyloinkondensation aromatischer Aldehyde 534<br />

7.2.1.7. Reaktionen von Aldehyden und Ketonen mit<br />

Alkylphosphonsäureestern und Alkylidenphosphoranen . 536<br />

7.2.1.7.1. Horner-Wadsworth-Emmons-Reaktion . . . 536<br />

Horner-Wadsworth-Emmons-Reaktion<br />

mit Benzylphosphonsäurediethylester 536<br />

7.2.1.7.2. Wittig-Reaktion 537<br />

Olefine durch Wittig-Reaktion 539


XVI Inhalt<br />

7.2.1.8. Esterkondensation 540<br />

Esterkondensation und Glycidestersynthese<br />

nach Darzens 544 - Decarbonylierung von<br />

Oxobernsteinsäure- und 2,4-Dioxo-carbonsäureestern 547-<br />

Kondensation von Orthoameisensäuretriethylester<br />

mit methylenaktiven Verbindungen 547<br />

7.2.1.9. Esterspaltung und Säurespaltung von<br />

0-Dicarbonylverbindungen 549<br />

Esterspaltung von Acylacetessigestern 550 -<br />

Säurespaltung von a-Acyl-ketonen 557<br />

7.2.1.10. Reaktion von Carbonsäurechloriden mit<br />

ß-Dicarbonylverbindungen 551<br />

Acylierung von ß-Dicarbonylverbindungen 552<br />

7.2.1.11. Addition von CH-aciden Verbindungen<br />

an Heterocumulene 553<br />

Addition von Heterocumulenen an methylenaktive<br />

Verbindungen 554<br />

7.2.1.12. Polymethinkondensation 555<br />

Herstellung von Tri- und Pentamethin-cyaninen 557<br />

7.2.2. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

mit Organometallverbindungen 557<br />

Alkohole und Carbonsäuren über Grignard-Verbindungen 562<br />

7.3. Reduktion von Carbonylverbindungen 566<br />

7.3.1. Reduktion von Carbonylverbindungen durch H-Nucleophile . . 568<br />

7.3.1.1. Reduktion von Carbonylverbindungen<br />

durch Aluminium-und Borhydride 568<br />

Reduktionen mit Lithiumaluminiumhydrid 570<br />

7.3.1.2. Meerwein-Ponndorf-Verley-Reduktion und<br />

Oppenauer-Oxidation 572<br />

Reduktion von Ketonen und Aldehyden<br />

nach Meerwein-Ponndorf-Verley 573<br />

7.3.1.3. Reaktionen nach Cannizzaro und Claisen-Tishchenko . 575<br />

Gekreuzte Cannizzaro-Reaktion 576<br />

7.3.1.4. Leuckart-Wallach-Reaktion 577<br />

Leuckart-Wallach-Reaktion mit Aldehyden 578<br />

7.3.1.5. Enzymatische Reduktion 579<br />

7.3.1.6. Wolff-Kizhner-Reduktion 579<br />

Wolff-Kizhner-Reduktion von Ketonen 580<br />

7.3.2. Katalytische Hydrierung von Carbonylverbindungen . . . . 582<br />

Katalytische Hydrierung von Ketonen, Aldehyden, Nitrilen,<br />

Oximen und Azomethinen 583 - Katalytische reduktive<br />

Aminierung von Aldehyden und Ketonen 584<br />

7.3.3. Reduktion von Carbonylverbindungen durch unedle Metalle<br />

und niedervalente Metallverbindungen 586<br />

Bouveault-Blanc-Reduktion von Estern und Nitrilen 589<br />

7.4. Reaktionen vinyloger Carbonylverbindungen und anderer<br />

vinyloger Systeme 592<br />

7.4.l. Reaktionen vinyloger Elektronenacceptorverbindungen -<br />

a,ß-ungesättigte Carbonylverbindungen 594


Inhalt XVII<br />

7.4.1.1. Addition von Aminen an vinyloge Carbonylverbindungen . 595<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift 595 -<br />

Chinoline nach Skraup 596<br />

7.4.1.2. Addition von Wasser, Halogenwasserstoff,<br />

Schwefelwasserstoff, Alkoholen und Thiolen<br />

an vinyloge Carbonylverbindungen 597<br />

Addition von Halogenwasserstoff an vinyloge<br />

Carbonylverbindungen 598<br />

7.4.1.3. Addition von CH-aciden Verbindungen an vinyloge<br />

Carbonylverbindungen (Michael-Addition) 598<br />

Michael-Addition 600 - N-substituierte<br />

5-Hydroxy-indol-2,3-dicarbonsäuredimethylester 603<br />

7.4.1.4. Addition von Säureamiden an vinyloge<br />

Carbonylverbindungen 604<br />

7.4.1.5. Substitutionsreaktionen an vinylogen<br />

Carbonylverbindungen 604<br />

Amino-pyrazol-4-carbonsäurederivate605<br />

7.4.2. Reaktionen vinyloger Elektronendonorverbindungen -<br />

Enolate, Enole, Enolether, Enamine 606<br />

7.4.2.1. Alkylierung von Carbonylverbindungen 607<br />

Alkylierung von /?-Dicarbonylverbindungen 608 -<br />

Alkylierung von Benzylcyaniden unter<br />

Phasentransferbedingungen 611<br />

7.4.2.2. Halogenierung von Carbonylverbindungen 612<br />

a-Brom-carbonsäuren 673 - Phenacylbromide 613<br />

7.4.2.3. Acylierung und Alkylierung von Enaminen 614<br />

ß-Diketone durch Acylierung von Enaminen 616<br />

7.5. Literaturhinweise 617<br />

8. Reaktionen weiterer heteroanaloger Carbonylverbindungen 623<br />

8.1. Reduktion von Nitroverbindungen und Nitrosoverbindungen 626<br />

Katalytische Reduktion von aromatischen Nitroverbindungen 627<br />

8.2. Reaktionen der salpetrigen Säure 630<br />

8.2.1. Reaktionen der salpetrigen Säure mit Aminoverbindungen . . . 630<br />

Lösungen diazotierter aromatischer Amine 633<br />

8.2.2. Reaktionen der salpetrigen Säure mit Alkoholen (Veresterung) . . 634<br />

8.2.3. Reaktionen der salpetrigen Säure mit CH-aciden Verbindungen. . 635<br />

8.3. Reaktionen der Diazoniumsalze 636<br />

8.3.1. Verkochung und Reduktion 636<br />

Verkochung von Diazoniumsalzlösungen zu Phenolen 637-<br />

Arylhydrazine 638<br />

8.3.2. Sandmeyer-Reaktionen 639<br />

Chlor- und Bromarene und aromatische Nitrile nach Sandmeyer 640<br />

8.3.3. Azokupplung, Azofarbstoffe 642<br />

Azokupplung 644<br />

8.4. Aliphatische Diazoverbindungen 646<br />

8.4.1. Darstellung von Diazoalkanen 646<br />

8.4.2. Reaktionen aliphatischer Diazoverbindungen 648


XVIII Inhalt<br />

8.4.2. l. Reaktionen aliphatischer Diazoverbindungen<br />

mit Protonensäuren 648<br />

Methylierung von Carbonsäuren und Phenolen<br />

mit Diazomethan 649<br />

8.4.2.2. Reaktionen aliphatischer Diazoverbindungen<br />

mit Carbonylverbindungen 650<br />

Diazoketone und deren Überführung<br />

in Halogenketone 657<br />

8.5. Reaktionen der Sulfonsäurederivate 652<br />

Thiophenole 654 -p-Toluensulfonsäurealkylester 655 -<br />

Sulfonsäureamide 657<br />

8.6. Literaturhinweise 658<br />

9. Umlageningen 659<br />

9.1. [l,2]-Umlagerungen 661<br />

9.1.1. Nucleophile [l,2]-Umlagerungen am Kohlenstoffatom . . . . 663<br />

9.1.1.1. Pinacolon-Umlagerung 663<br />

Aldehyde und Ketone durch Pinacolon-Umlagerung 664<br />

9.1.1.2. Wagner-Meerwein-Umlagerung 666<br />

9.1.1.3. Wolff-Umlagerung 667<br />

Carbonsäureester aus Diazoketonen 668<br />

9.1.2. Umlagerungen am Stickstoffatom 669<br />

9.1.2.1. Hofmann-Abbau 669<br />

Amine aus Säureamiden 670<br />

9.1.2.2. Curtius-Abbau 671<br />

Isocyanate aus Carbonsäuren 677<br />

9.1.2.3. Schmidt-Reaktion 672<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift 673<br />

9.1.2.4. Beckmann-Umlagerung 674<br />

9.1.3. Umlagerungen am Sauerstoffatom 675<br />

9.2. [3,3]-Umlagerungen 677<br />

Fischer-Indolsynthese (Phenylhydrazone nach Japp-Klingemann) 680<br />

9.3. Literaturhinweise 681<br />

E Identifizierung organischer Substanzen<br />

1. Vorproben und Prüfung auf funktionelle Gruppen 683<br />

1.1. Vorproben 684<br />

1.1.1. Äußere Erscheinung der Substanz 684<br />

1.1.2. Bestimmung physikalischer Konstanten 685<br />

1.1.3. Brenn-und Glühprobe 685<br />

1.1.4. Nachweis der Elemente 685<br />

1.1.5. Bestimmung der Löslichkeit 687<br />

1.2. Prüfung auf funktionelle Gruppen 688<br />

1.2.1. Hinweise auf ungesättigte Verbindungen 689<br />

1.2.1.1. Umsetzung mit Brom 689<br />

1.2.1.2. Umsetzung mit Permanganat 689<br />

1.2.2. Hinweise auf Aromaten 690<br />

1.2.2.1. Umsetzung mit Salpetersäure 690<br />

1.2.2.2. Umsetzung mit Chloroform und Aluminiumchlorid . . 690


Inhalt XIX<br />

l .2.3. Hinweis auf stark reduzierende Substanzen<br />

(Umsetzung mit ammoniakalischer Silbersalzlösung) 690<br />

1.2.4. Hinweise auf Aldehyde und Ketone 691<br />

1.2.4.1. Umsetzung mit Dinitrophenylhydrazin 691<br />

1.2.4.2. Umsetzung mit Fehlingscher Lösung 691<br />

l .2.4.3. Umsetzung mit fuchsinschwefliger Säure<br />

(Schiffsches Reagens) 691<br />

1.2.5. Hinweise auf Alkohole, Phenole, Enole 691<br />

1.2.5.1. Umsetzung mit Cerammoniumnitrat-Reagens 691<br />

1.2.5.2. Umsetzung mit Eisen(III)-chlorid 692<br />

1.2.5.3. Umsetzung mit Kupfer(II)-Salzen 692<br />

1.2.5.4. Umsetzung mit Zinkchlorid/Salzsäure (Lukas-Reagens) . 692<br />

1.2.5.5. Umsetzung mit Deniges-Reagens 693<br />

1.2.6. lodoformprobe (Umsetzung mit Natriumhypoiodid) 693<br />

1.2.7. Hinweise auf alkalisch hydrolysierbare Verbindungen 693<br />

1.2.7.1. Umsetzung mit wäßriger Natronlauge (Rojahn-Probe) . . 693<br />

1.2.7.2. Umsetzung mit Hydroxylamin (Hydroxamsäuretest) . . 694<br />

1.2.7.3. Umsetzung mit konzentrierter Kalilauge 694<br />

1.2.8. Hinweise auf Amine 694<br />

1.2.8.1. Umsetzung mit Chloroform (Isocyanidprobe) 694<br />

1.2.8.2. Umsetzung mit salpetriger Säure 695<br />

1.2.8.3. Umsetzung mit Ninhydrin 695<br />

1.2.9. Hinweise auf Nitro-und Nitrosoverbindungen 695<br />

1.2.9.1. Umsetzung mit Zink und Ammoniumchlorid 695<br />

1.2.9.2. Umsetzung der aci-Form mit Eisen(III)-chlorid . . . . 695<br />

1.2.9.3. Umsetzung der aci-Form mit salpetriger Säure . . . . 696<br />

1.2.10. Hinweis auf hydrolysierbares Halogen 696<br />

1.2.11. Hinweis auf Thiole und Thiophenole 696<br />

1.2.11.1. Umsetzung mit Sehwermetallsalzen 696<br />

1.2.11.2. Umsetzung mit salpetriger Säure 696<br />

1.2.11.3. Umsetzung mit Dinatriumpentacyanonitrosylferrat(III)<br />

(Nitroprussidnatrium) 697<br />

2. Derivate und Spektren 697<br />

2.1. Identifizierung von AminoVerbindungen 697<br />

2.1.1. Primäre und secundäre Amine 698<br />

2.1.1.1. Darstellung der Benzamide 698<br />

2.1.1.2. Darstellung der Benzen- und Toluensulfonamide<br />

und Hinsberg-Trennung 698<br />

2.1.1.3. Darstellung der Pikrate, Pikrolonate und Styphnate . . . 698<br />

2.1.1.4. Darstellung der Phenylthioharnstoffe 698<br />

2.1.1.5. Äquivalentmassebestiminung 698<br />

2.1.2. Tertiäre Amine 702<br />

2.1.2.1. Darstellung der Pikrate 702<br />

2.1.2.2. Darstellung der Methoiodide und Methotosylate . . . . 702<br />

2.1.2.3. Äquivalentmassebestiminung 702<br />

2.1.3. Aminosäuren 704<br />

2.1.3.1. Darstellung der Benzamide 704<br />

2.1.3.2. Darstellung der Phenylharnstoffe 704<br />

2.1.3.3. Papierchromatographie 704


XX Inhalt<br />

2.2. Identifizierung von Carbonylverbindungen 705<br />

2.2.1. Aldehyde und Ketone 705<br />

2.2.1.1. Darstellung der Phenylhydrazone 706<br />

2.2.1.2. Darstellung der Semicarbazone 706<br />

2.2.1.3. Darstellung des Dimedonderivats 706<br />

2.2.1.4. Äquivalentmassebestimmung durch Oximtitration. . . 706<br />

2.2.2. Chinone 711<br />

2.2.2.1. Darstellung der Semicarbazone 711<br />

2.1.2.2. Darstellung der Hydrochinondiacetate 711<br />

2.2.3. Monosaccharide 712<br />

2.2.3.1. Darstellung der Osazone 712<br />

2.2.4. Acetale 714<br />

2.2.5. Carbonsäuren 714<br />

2.2.5.1. Darstellung der p-Brom- und p-Phenyl-phenacylester . . 714<br />

2.2.5.2. Darstellung der Carbonsäureamide 714<br />

2.2.5.3. Darstellung der Carbonsäure-Af-benzyl-arnide . . . . 715<br />

2.2.5.4. Darstellung der Carbonsäureanilide 715<br />

2.2.5.5. Äquivalentmassebestimmung 715<br />

2.2.6. Carbonsäureamide und Nitrile 718<br />

2.2.6.1. Darstellung der Carbonsäuren 718<br />

2.2.6.2. Darstellung der Amine (Bouveault-Blanc-Reduktion) . 719<br />

2.2.7. Carbonsäureester 719<br />

2.2.7.1. Darstellung der Carbonsäuren und Alkohole . . . . 719<br />

2.2.7.2. Darstellung der 3,5-Dinitro-benzoesäureester . . . . 719<br />

2.2.7.3. Darstellung der Carbonsäureamide 720<br />

2.3. Identifizierung von Ethern 720<br />

2.3.1. Etherspaltung mit Jodwasserstoff-bzw. Brom wasserstoffsäure . . 720<br />

2.3.2. Etherspaltung mit Zinkchlorid/3,5-Dinitro-benzoylchlorid . . . 720<br />

2.4. Identifizierung von Halogen Verbindungen 721<br />

2.4.1. Darstellung der Carbonsäureanilide 721<br />

2.4.2. Darstellung der S-Alkyl-thiouroniumpikrate 722<br />

2.5. Identifizierung von Hydroxyverbindungen 724<br />

2.5.1. Primäre und secundäre Alkohole 724<br />

2.5.1.1. Darstellung der Nitrobenzoesäureester 724<br />

2.5.1.2. Darstellung der Halbester der 3-Nitro-phthalsäure. . . 725<br />

2.5.1.3. Darstellung der Urethane 725<br />

2.5.2. Tertiäre Alkohole 725<br />

2.5.2.1. Darstellung der S-Alkyl-thiouroniumpikrate 725<br />

2.5.2.2. Äquivalentmassebestimmung 725<br />

2.5.3. Phenole 727<br />

2.5.3.1. Darstellung der Benzoate 727<br />

2.5.3.2. Darstellung der Urethane 727<br />

2.5.3.3. Darstellung der Bromphenole 728<br />

2.5.3.4. Darstellung der Aryloxyessigsäuren 728<br />

2.6. Identifizierung von Kohlenwasserstoffen 730<br />

2.6.1. Alkane und Cycloalkane 730<br />

2.6.2. Aromatische Kohlenwasserstoffe 731<br />

2.6.2.1. Darstellung der Sulfonamide 731<br />

2.6.2.2. Darstellung der o-Aroyl-benzoesäuren 731<br />

2.6.2.3. Darstellung der Nitroderivate 731


Inhalt XXI<br />

2.6.2.4. Darstellung der Pikrinsäureaddukte 731<br />

2.6.2.5. Oxidation mit Kaliumpermanganat oder Chromsäure . . 732<br />

2.6.3. Alkene und Alkine 733<br />

2.6.3.1. Überführung in die Carbonylverbindungen 733<br />

2.6.3.2. Hydratation von Acetylenderivaten 733<br />

2.7. Identifizierung von Nitro- und Nitrosoverbindungen 735<br />

2.7.1. Darstellung der Amine mit Zinn/Salzsäure 735<br />

2.7.2. Darstellung der Amine mit Hydrazinhydrat/Raney-Nickel . . . 735<br />

2.8. Identifizierung von Sulfanylverbindungen 735<br />

2.8.1. Darstellung der 3,5-Dinitro-thiobenzoate 735<br />

2.8.2. Darstellung der 2,4-Dinitro-phenylsulfide und deren Oxidation<br />

zu Sulfonen 735<br />

2.8.3. Äquivalentmassebestimmung 735<br />

2.9. Identifizierung von Sulfonsäuren 736<br />

2.9.1. Darstellung der S-Benzyl-thiouroniumsulfonate 736<br />

2.9.2. Darstellung der Sulfonamide 736<br />

2.9.3. Äquivalentmassebestimmung 736<br />

3. Trennung von Gemischen 738<br />

4. Aufgaben zur Identifizierung und Trennung organisch-chemischer Verbindungen 738<br />

5. Literaturhinweise 739<br />

F Eigenschaften, Reinigung und Darstellung wichtiger Reagenzien,<br />

Lösungsmittel und Hilfsstoffe (Reagenzienanhang) 741<br />

Literaturhinweise 762<br />

G Eigenschaften gefährlicher Stoffe (Gefahrstoffanhang) 764<br />

Literaturhinweise 775<br />

Register 777<br />

Maßnahmen zur Ersten Hilfe im Labor: vorderer innerer Buchdeckel<br />

Bezeichnung besonderer Gefahren (R-Sätze) - Sicherheitsratschläge für gefährliche<br />

Chemikalien (S-Sätze): hinterer innerer Buchdeckel<br />

Beilage<br />

Tab. A.180: IR-, UV-, NMR- und MS-spektroskopische Daten wichtiger Strukturelemente<br />

organischer Verbindungen


A Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

1. Hilfsmittel und Methoden zur Durchführung<br />

organisch-chemischer Reaktionen<br />

1.1. Glassorten und -Verbindungen<br />

Glas ist das im chemischen Laboratorium am häufigsten gebrauchte Konstruktionsmaterial für<br />

Apparate und Geräte.<br />

Einfache, thermisch wenig beanspruchte Glasgeräte, z. B. Pipetten, Büretten, einige Ampullen<br />

u. a., werden häufig aus dem weichen AR-Glas (einem Kalknatronglas) hergestellt, das<br />

eine mittlere Wasserbeständigkeit (WB 3) besitzt. Es entspricht etwa dem früher gebräuchlichen<br />

Thüringer Glas, das heute als Haselbacher Glas (Virtulan) im Laboratorium besonders<br />

für die Eigenherstellung von einfachen Bauteilen, wie z. B. von Rührern, Gaseinleitungsrohren,<br />

Pipetten, Siedekapillaren u. a., genutzt werden kann. Vorteilhaft ist, daß dieses Material<br />

sich relativ leicht bearbeiten läßt, z. B. in der Gasgebläseflamme oder auch in der Flamme des<br />

Bunsenbrenners. Wegen seiner geringen Temperaturwechselbeständigkeit eignet es sich jedoch<br />

nicht für die Herstellung von thermisch beanspruchten Geräten, wie Destillationskolben, Kühlern<br />

usw.<br />

Für spezielle Pipetten und für Reagenzgläser ist ein Spezialglas unter dem Namen Durobax<br />

(WBl) im Handel.<br />

Die meisten Geräte für die präparative Praxis bestehen aus Duran, einem Borosilikatglas.<br />

Es läßt sich mit allen anderen Borosilikatgläsern verschmelzen, z.B. mit Pyrex, Simax oder<br />

Rasotherm-Glas. Duran-Glas besitzt eine sehr gute Wasserbeständigkeit (WB 1) und eine relativ<br />

hohe Temperaturwechselbeständigkeit. Für Bombenrohre (vgl. A.l.8.1.) benutzt man starkwandiges<br />

Duran.<br />

Auch das früher häufig verwendete Jenaer Geräteglas 20 ist ein Borosilikatglas.<br />

Für höchste thermische Beanspruchung werden Geräte aus Quarzglas oder Quarzgut eingesetzt.<br />

Als Quarzgut bezeichnet man ein milchig-trübes Quarzglas, das billiger als dieses ist. Bei<br />

höchster thermischer Belastbarkeit (Erweichungspunkt über 140O 0 C) zeigen Quarzgläser<br />

infolge ihres sehr kleinen Ausdehnungskoeffizienten (5,8-10-7 cm-K - I) sehr große Temperaturwechselbeständigkeit.<br />

Da Quarzglas sich sehr schwer verarbeiten läßt, sind Quarzgeräte teuer. Glas ist weitgehend<br />

undurchlässig für UV-Licht. Wo es auf UV-Durchlässigkeit ankommt, müssen daher Bauteile<br />

aus Quarzglas verwendet werden (z. B. Tauchbrenner, vgl. Abb. 1.24).<br />

Glasbauteile können miteinander verschmolzen werden, wobei die Ausdehnungskoeffizienten<br />

bei thermisch beanspruchten Teilen gleich sein müssen (gleiche Glassorte), bei thermisch<br />

nicht beanspruchten Teilen dürfen sie etwa um 10% voneinander abweichen. Auf diese Weise<br />

hergestellte größere Apparaturen sind jedoch weniger vielseitig zu verwenden und werden<br />

daher nur selten, z. B. für Arbeiten unter höchstem Vakuum, benutzt. Im allgemeinen verbin-


A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

det man beim organisch-präparativen Arbeiten Apparateteile durch Glasschliffe, von denen<br />

die in Abbildung A. l wiedergegebenen gebräuchlich sind.<br />

b) c) d)<br />

Abb. A.l<br />

Schlifftypen<br />

a) Planschliff, z. B. an Exsikkatoren; b) Zylinderschliff, z. B. bei KPG-Rührverschlüssen, vgl. Abb. A.6;<br />

c) Kegelschliff (NS 29); d) Kugelschliff; e) Kegelschliff mit Schraubdichtung<br />

Die meisten Laboratoriumsgeräte besitzen genormte und dadurch gegeneinander austauschbare<br />

Kegelschliffe (Normalschliffe, NS). Eine Kegelschliffverbindung besteht aus der<br />

Hülse (Mantelschliff) und dem Kern (Kernschliff). Durch zwei Zahlen bringt man ihre größte<br />

Weite und ihre Länge zum Ausdruck, z. B. NS 29/32, NS 29/42 („Langschliff" mit größerer<br />

Dichtungsfläche, z. B. für Arbeiten im Vakuum), NS 14,5/23, NS 45/40 usw.<br />

Neben Laboratoriumsgeräten mit Normalschliffen gibt es auch solche mit genormten<br />

Schraubverbindungen (vgl. Abb. A.l,e).<br />

Schliffe verschiedener Weite lassen sich mit sog. Übergangs- oder Reduzierstücken miteinander<br />

verbinden (Abb. A.2).<br />

Abb. A.2<br />

Reduzierstücke<br />

Aus mit NS-Schliffen ausgerüsteten Laboratoriumsgeräten können nach dem „Baukastenprinzip"<br />

in kurzer Zeit auch kompliziertere Apparaturen aufgebaut werden.<br />

Beim Arbeiten mit Kegelschliffgeräten beachte man folgendes:<br />

a) Hülse und Kern sollten stets von gleicher Glassorte sein, notfalls kann die Hülse aus der<br />

Glassorte mit größerem Ausdehnungskoeffizienten bestehen.<br />

b) Die beiden Teile eines Kegelschliffs werden unter leichtem Drehen miteinander verbunden.<br />

c) Harzbildende, polymerisierende oder stark alkalische Substanzen sollen nach Möglichkeit<br />

von den Schliffen ferngehalten werden.<br />

Kugelschliffe sind vor allem bei größeren Apparaturen angezeigt, da sie eine flexible Verbindung<br />

der einzelnen Apparateteile gestatten, die mit Kegelschliffen nur unter größerem Aufwand<br />

durch sog. Schliffketten erreichbar ist. Die Kugelschliffverbindung ist stets leicht lösbar.<br />

Kugelschliffe sind bei auch nur schwachem Überdruck häufig schwer dicht zu halten, eignen<br />

sich dagegen ausgezeichnet für Vakuumapparaturen. Sie sind teurer als Kegelschliffe.<br />

Vor allem für Arbeiten im Vakuum müssen Schliffe gefettet bzw. geschmiert werden. Man<br />

sollte stets nur sparsam fetten, damit das Reaktionsgut bzw. Destillat nicht durch herausgelöstes<br />

Fett verunreinigt wird. Am besten legt man nur in die Mitte des Kegelschliffs einen Ring<br />

aus Schmiermittel und verteilt dieses gleichmäßig durch Drehen des Kerns in der Hülse. Ein<br />

richtig gefetteter dichter Schliff erscheint klar durchsichtig!<br />

Als Schmiermittel werden verwendet: Vaseline für Hähne, Planschliffe (Exsikkatoren) und<br />

Kegelschliffe bei Arbeiten unter Normaldruck; Apiezonfette verschiedener Typen sowie Silicon-Schliffpasten<br />

unterschiedlicher Viskosität für Arbeiten im Vakuum. Für viele Arbeiten<br />

haben sich wasserlösliche Schliffette, die sich leicht wieder entfernen lassen, bewährt. Bei<br />

hohen Temperaturschwankungen (-40 bis +200 0 C) verwendet man vorteilhaft KWS-Schliffett.<br />

Extreme Beständigkeit gegenüber agressiven Chemikalien bieten Pasten aus Polychlortrifluorethylen<br />

bzw. Polytetrafluorethylen.


A. 1.3. Kühler<br />

Einen festgebackenen Schliff kann man durch Drehen meist nicht lösen. Man stemmt daher<br />

entweder die Daumen beider Hände nebeneinander an Kern und Hülse und kantet den Schliff<br />

in verschiedenen Lagen so mit den übrigen Fingern, als wollte man einen Stab zerbrechen,<br />

oder erwärmt die Hülse in einer leuchtenden Bunsenflamme leicht auf etwa 70 0 C, wobei der<br />

Kern möglichst kalt bleiben soll. Klopfen mit einem Holzhammer lockert festgebackene<br />

Schliffe ebenfalls (Glasstopfen auf Flaschen!). Nach erfolglosen Versuchen und bei größeren<br />

und teuren Apparaturen sollte ein Glasbläser diese Arbeiten übernehmen.<br />

Gegenüber den Glasschliffen haben Gumrniverbindungen eine geringere Bedeutung. Gurnmistopfen,<br />

Gummischläuche usw. werden von Halogenen, starken Säuren u. a. m. angegriffen und<br />

quellen mit organischen Lösungsmitteln häufig stark. Für Arbeiten mit Chlor, Bromwasserstoff,<br />

Phosgen, Ozon usw. eignen sich Kunststoff schlauche aus Polyvinylchlorid oder Polyethylen. Sie<br />

werden kurz in kochendes Wasser gelegt und sind dann leicht über die Rohrenden zu ziehen.<br />

Für den Aufbau von Reaktionsapparaturen lassen sich mit Vorteil Gummistopfen durch<br />

spezielle Schraubverschlüsse ersetzen (vgl. Abb. A.l,e). Mit Hilfe einer konischen Kunststoffdichtung<br />

- als besonders günstig erweist sich das chemikalienfeste Teflon (PTFE) - können<br />

Thermometer, Tropftrichter, Einleitungsrohre usw. in der Eintauchtiefe variabel und dennoch<br />

gasdicht im Reaktionskolben fixiert werden.<br />

1.2. Arbeitsgefäße<br />

In der organisch-chemischen Laboratoriumspraxis werden zunächst die gleichen Gefäße verwendet<br />

wie in der anorganisch-chemischen, also Reagenzgläser, Bechergläser, Erlenmeyer-<br />

Kolben, Stehkolben usw. Für Halbmikrozwecke eignen sich vor allem kurze und weite Reagenzgläser<br />

(etwa 15 x 60 bis 80 mm), sog. Eprouvetten. Bechergläser dürfen für tief siedende<br />

und brennbare organische Lösungsmittel wegen der hohen Verdunstungsgefahr nicht verwendet<br />

werden. Ein viel geeigneteres Gefäß stellt der Erlenmeyer-Kolben dar (evtl. mit Normalschliff),<br />

der leicht durch einen Stopfen verschlossen werden kann.<br />

Gefäße mit flachem Boden dürfen nicht evakuiert werden (Implosionsgefahr)!<br />

Als Siedegefäße und Vorlagen bei Destillationen finden vor allem Rund-, Birnen- und Spitzkolben<br />

Verwendung. Spitzkolben sind besonders für Halbmikrodestillationen als Siedegefäße<br />

geeignet, weil aus ihnen bis auf einen sehr geringen Rückstand abdestilliert werden kann (vgl.<br />

Abb. A.59). Für kompliziertere Reaktionen werden Zwei-, Drei- und Vierhalskolben eingesetzt<br />

(vgl. Abb. A.4).<br />

Man mache es sich zur Gewohnheit, auf jedes Glasgefäß die Tara des leeren Gefäßes mit<br />

Bleistift in den geätzten Kreis einzutragen!<br />

1.3. Kühler<br />

Bei organisch-chemischen Reaktionen müssen die Komponenten meist erwärmt werden, häufig<br />

in einem Lösungsmittel.<br />

Damit leichtflüchtige Stoffe nicht aus dem Reaktionsgefäß entweichen können, wird dieses mit<br />

einem Kühler versehen, an dessen Kühlflächen die gebildeten Dämpfe kondensieren und in die<br />

Reaktionsmischung zurücklaufen (Rückflußkühler). Bei Destillationen leitet man das Kondensat<br />

nach außen ab (Produktkühler). Die häufigsten Kühlertypen sind in Abbildung A.3 aufgeführt.<br />

Der einfachste Kühler ist der Luftkühler (a). Wegen der geringen Kühlwirkung der Luft<br />

kommt er nur für hochsiedende Substanzen mit einer Siedetemperatur über 15O 0 C in Frage.<br />

Er findet als Rückflußkühler in Form des „Steigrohres" Anwendung, ist jedoch wenig wirksam,


A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

da in ihm laminare Strömung herrscht und die Substanz leicht „durchbricht". Die Ausführungsform<br />

(b) ist als Rückflußkühler günstiger; sie wird vor allem bei Halbmikropräparationen eingesetzt,<br />

wo wegen der geringen abzuführenden Wärmemengen häufig auch bei niedriger siedenden<br />

Stoffen Luftkühlung genügt. (Im Bedarfsfall kann der Kühler hier außerdem mit angefeuchtetem<br />

Filtrierpapier umwickelt werden.) Die Ausführungsform (a) ist bei nicht zu großer<br />

Destillationsgeschwindigkeit etwa ab 15O 0 C außerdem als Produktkühler für hochsiedende<br />

Substanzen brauchbar.<br />

a) b)<br />

Abb. A.3 Kühlertypen<br />

a),b) Luftkühler; c) Liebig-Kühler; d) Kugelkühler; e) Schlangenkühler; f) Städeler-Kühler; g) Dimroth-<br />

Kühler; h) Intensivkühler; i) Einhängekühler, Kühlfinger<br />

Eine Sonderform des Luftkühlers ist der Schwertansatz des Säbelkolbens (vgl. Abb. A.58),<br />

in dem Kühler und Destillatvorlage vereinigt sind.<br />

Der Liebig-Kühler (c) wird vor allem als Produktkühler eingesetzt (bis etwa 16O 0 C). Als<br />

Kühlmittel dient bis etwa 12O 0 C fließendes, von 120 bis 16O 0 C stehendes Wasser. Als Rückflußkühler<br />

ist der Liebig-Kühler wegen der kleinen Kühlfläche und der laminaren Strömung<br />

wenig wirksam und nur für relativ hochsiedende Substanzen (Kp > 100 0 C) brauchbar. Das auf<br />

der gekühlten Außenwand kondensierende Wasser aus der Luft kann in Rückflußstellung des<br />

Kühlers durch die Kapillarräume des Schliffs in den Reaktionskolben laufen. Die Schliffe müssen<br />

deshalb gefettet werden. Man kann auch oberhalb des Schliffs eine Manschette aus trokkenem<br />

Filtrierpapier anbringen.<br />

Bei höher siedenden Substanzen kann es an den Einschmelzungen (E in Abb. A.3) zu Spannungen<br />

und Glasbruch kommen. Man verwende deshalb keine Liebig-Kühler aus Thüringer<br />

Glas!<br />

Der Kugelkühler (d) kommt nur als Rückflußkühler in Frage. Infolge der Erweiterung<br />

(Kugeln) wird die Dampfströmung turbulent und die Kühlwirkung gegenüber dem Liebig-<br />

Kühler erheblich verbessert. Auf der Außenwand schlägt sich Luftfeuchtigkeit nieder<br />

(s. oben). Die Einschmelzungen sind ebenfalls Gefahrenstellen.<br />

Enge Schlangenkühler (e) dürfen niemals als Rückflußkühler verwendet werden, da das Kondensat<br />

in der engen Schlange nicht gut ablaufen, oft oben aus dem Kühler herausgeschleudert werden<br />

und dadurch Unfälle verursachen kann. In senkrecht absteigender Stellung ist der Schlangen-


A l A. Standardapparaturen für organisch-chemische Reaktionen<br />

kühler aber ein ausgezeichneter Produktkühler, der vor allem für tiefsiedende Substanzen eingesetzt<br />

wird. In schräg absteigender Lage kann er nicht verwendet werden (warum?).<br />

Eine Modifikation ist der Stadeler-Kühler (f), dessen Kühlgefäß mit Eis/Kochsalz-Mischung,<br />

Kohlensäure/Aceton u. ä. beschickt werden kann, so daß sich auf diese Weise auch sehr tief<br />

siedende Substanzen kondensieren lassen.<br />

Der Dimroth-Kühler (g) ist ein intensiv wirkender Rückflußkühler. Er kann auch als Produktkühler<br />

eingesetzt werden, falls auf die an der Kühlschlange hängenbleibenden, relativ großen<br />

Anteile an Destillat verzichtet werden kann. Die Einschmelzungen (E) befinden sich<br />

außerhalb der Zone mit großem Temperaturgefälle, so daß der Kühler ohne weiteres bis<br />

16O 0 C verwendbar ist. Da sich seine Außenwand stets auf Raumtemperatur befindet, schlägt<br />

sich hier keine Luftfeuchtigkeit nieder (s. oben). Allerdings können tiefsiedende Substanzen<br />

aus dem gleichen Grunde an der Innenseite der Außenwand entlangkriechen und die Kühlzone<br />

durchbrechen. Der Dimroth-Kühler sollte deshalb nicht als Rückflußkühler bei sehr niedrig<br />

siedenden Stoffen (z. B. Diethylether) eingesetzt werden. Weiterhin schlägt sich am oberen<br />

offenen Ende des Kühlers leicht Wasser aus der Luft auf der Kühlschlange nieder. Man kann<br />

dies durch ein Trockenröhrchen verhindern, wie in Abbildung A.4,a gezeigt ist.<br />

Der Metallschlangenkühler ist eine Variation des Dimroth-Kühlers (Abb. A.3,g), bei dem<br />

die innen befindliche Kühlwendel aus Metall gefertigt ist. Man verwendet ihn bei Trocknungen<br />

von Lösungsmitteln mit Alkalimetallen und Hydriden (Explosions- und Brandgefahr bei Glasbruch!).<br />

Der Intensivkühler (h) stellt eine Vereinigung von Liebig-Kühler und Dimroth-Kühler dar.<br />

Seine Kühlwirkung ist sehr gut, tiefsiedende Lösungsmittel (Diethylether) können nur schwer<br />

durchbrechen. Auf der Außenwand wird Luftfeuchtigkeit kondensiert. Da Intensivkühler sehr<br />

teuer sind, sollten sie nicht unnötig eingesetzt werden. Man beachte ferner, daß der von Kühlwasser<br />

durchströmte Intensivkühler eine relativ hohe Masse besitzt. Er muß deshalb sorgfältig<br />

eingespannt werden.<br />

Einhängekühler, Kühlfinger (i): Diese Sonderform eines Rückflußkühlers kann lose in eine<br />

Rückflußapparatur eingehängt werden und ist vor allem in Halbmikroapparaturen gebräuchlich.<br />

Wird der Kühlfinger mit einem Stopfen oder passendem Gummischlauch auf dem Reaktionsgefäß<br />

befestigt, wie etwa in Abbildung A.4,e,f gezeigt wird, muß eine Öffnung (Kerbe)<br />

bleiben!<br />

Man achte stets darauf, daß die Kühlwasserzufuhr nicht unterbrochen wird, da dies zu<br />

gefährlichen Bränden und Explosionen führen kann.<br />

Insbesondere beobachtet man häufig, daß die Dichtungen von Wasserhähnen etwas quellen<br />

und dadurch den zunächst störungsfreien Kühlwasserzufluß unterbrechen. Bei wertvollen<br />

Apparaturen (z. B. Quecksilber- und Öldiffusionspumpen) sollte stets eine Kühlwassersicherung<br />

eingebaut werden, die mit der Heizung gekoppelt ist. Derartige Geräte sind im Handel<br />

erhältlich.<br />

Visuell läßt sich eine kontinuierliche Kühlwasserversorgung mit Durchfluß-Monitoren überwachen.<br />

Es handelt sich dabei um flache, durchsichtige Kunststoff-Hohlzylinder, in denen das<br />

Kühlwasser Turbinenräder oder eine farbige Kugel bewegt und damit die Durchströmung<br />

anzeigt.<br />

1.4. Standardapparaturen für organisch-chemische Reaktionen<br />

Die wichtigsten, aus Baukastenteilen mit Normalschliffen zusammenstellbaren Reaktionsapparaturen<br />

gibt Abbildung A.4 wieder.


A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Abb. A.4<br />

Reaktionsapparaturen<br />

A Anschütz-Aufsatz; D Dreifachaufsatz<br />

e) f)


A IA. Standardapparaturen für organisch-chemische Reaktionen<br />

Die Apparatur (a) findet bei solchen Reaktionen Verwendung, bei denen die Reaktionspartner<br />

von vornherein zusammengegeben werden können, sowie beim Umkristallisieren (vgl.<br />

A.2.2.2.). Das Trockenröhrchen am Kühlerauslaß ist erforderlich, wenn die Reaktionsmischung<br />

vor Feuchtigkeit geschützt werden muß. Man prüfe es vor Gebrauch auf Durchlässigkeit<br />

(durchblasen!). Der Siedestein (vgl. A.l.7.2.) darf nicht vergessen werden.<br />

Zwei- und Dreihalskolben sind Standardreaktionsgefäße der präparativen organischen<br />

Chemie. Sie werden verwendet, wenn mehrere Operationen gleichzeitig durchgeführt werden<br />

müssen, beispielsweise Gaseinleiten und Rückflußkühlen (b), Eintropfen, Rühren und Kühlen<br />

(c) usw. Mit Hilfe eines Anschütz-Aufsatzes (A) läßt sich der Dreihalskolben zum Vierhalskolben<br />

umgestalten, so daß jetzt z. B. unter Rückfluß gerührt, eine Komponente zugetropft und<br />

gleichzeitig die Innentemperatur gemessen werden kann. Einen Dreifachaufsatz zeigt Abb.<br />

A.4, D. Mehrhalskolben mit parallelstehenden Hälsen sind aus Platzgründen häufig am günstigsten.<br />

Lediglich bei kleineren Kolben, bei denen die geringe Entfernung zwischen den einzelnen<br />

Hälsen Schwierigkeiten für die Unterbringung von Rührmotor, Rückflußkühler usw.<br />

mit sich bringt, ist die sperrige Anordnung nach (c) vorzuziehen.<br />

Zur Temperaturmessung benutzt man Schliffthermometer, deren Länge mit der Kolbengröße<br />

korrespondieren muß, oder die eine Schlifführung besitzen, mit der die Eintauchtiefe<br />

variabel eingestellt werden kann. Schlifflose Thermometer in PVC-Stopfen sind unter Umständen<br />

auch verwendbar.<br />

Für Halbmikroansätze können Schliffapparaturen mit NS 14,5 verwendet werden. Auf<br />

Mehrhalskolben kann man im allgemeinen verzichten, wenn man die Komponenten durch den<br />

Kühler zugibt oder Aufsätze vom Typ des Anschütz-Aufsatzes bzw. (D) benutzt. Wegen der<br />

geringen Wärmemengen, die bei Halbmikroansätzen übertragen werden müssen, ist es außerdem<br />

meist nicht notwendig, die Temperatur im Reaktionsgefäß zu bestimmen. Sie kann durch<br />

Messung in einem äußeren Wärmebad genügend genau kontrolliert werden. Als Rührer eignet<br />

sich der Magnetrührer ganz vorzüglich (vgl. A. 1.5.1.)<br />

Für viskose Lösungen bzw. bei Reaktionen, die unter Ausscheidung von Feststoffen verlaufen,<br />

hat sich eine Apparatur entsprechend Abbildung A.5 bewährt. Sie besteht aus dem<br />

Reaktionskolben R mit Planschliff und einem Kolbenkopf, der außer dem Planschliff noch vier<br />

Abb. A.5<br />

Planschliffapparatur<br />

R Reaktionskolben


8 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

weitere Kegelschliffe (NS 14,5) besitzt. Zwei dieser Kegelschliffe sind senkrecht zum Reaktionsgefäß<br />

angeordnet und können Rührer sowie wahlweise Thermometer bzw. Tropftrichter<br />

aufnehmen. Außer dem Rührer sind auch der Thermometerschaft und das Auslaufrohr des<br />

Tropftrichters als KPG-Schliff (vgl. Abb. A.8,a) ausgebildet. Schliffhülsen mit Klammer zur<br />

Fixierung der Einschublänge komplettieren das Gerät.<br />

Zwei einfache Anordnungen zum Erhitzen unter Rückfluß für Arbeiten im Halbmikro-<br />

Maßstab sind in Abbildung A.4,e und f dargestellt. Die zweite ist besonders vorteilhaft, wenn<br />

anschließend direkt aus der Lösung abdestilliert werden soll.<br />

Beim Einspannen der Apparaturen beachte man, daß die verwendeten Klemmen innen mit<br />

Kork belegt bzw. die Greifer mit Schlauchstücken überzogen sind. Die Muffen sollen stets mit<br />

der offenen Seite nach oben an das Stativ angeschraubt werden.<br />

Bei der Befestigung der Schliffkolben darf die (runde!) Klemme nur leicht angezogen werden,<br />

um eine Deformation des Schliffs zu vermeiden. (Der Kolben wird durch den Wulst an<br />

der Schliffoberseite getragen.) Aus dem gleichen Grunde spannt man größere Apparaturen<br />

nicht völlig starr ein. Die in Abbildung A.4 wiedergegebenen Apparaturen sollten stets an<br />

einem einzigen Stativ befestigt werden. Ist dies bei komplizierteren Apparaturen nicht möglich,<br />

verwendet man am besten eine Stativwand, deren einzelne Stäbe starr verbunden sind.<br />

Rührer, Destillationskolonnen usw. sind in genau senkrechter Lage einzuspannen.<br />

1.5. Rühren und Schütteln<br />

Rühren und Schütteln haben in heterogenen Systemen die Aufgabe, die Komponenten gut<br />

durchzumischen. Will man übereinandergeschichtete, nicht mischbare Flüssigkeiten durcheinanderrühren,<br />

muß das Rührblatt zwischen die beiden Schichten eingesetzt werden. Auch in<br />

homogener Phase ist häufig Rühren nötig, beispielsweise um einen nach und nach zugegebenen<br />

Stoff schnell und gut in der Lösung zu verteilen oder um große örtliche Konzentrationen<br />

oder örtliche Überhitzungen zu vermeiden.<br />

1.5.1. Rührertypen<br />

Rührer befinden sich für alle Anwendungen und in verschiedenen Größen im Handel. Als<br />

Materialien werden je nach Art der zu vermischenden Stoffe Glas, PTFE, Edelstahl und<br />

andere Metalle, gegebenenfalls beschichtet (PVC, PE), verwendet. Für mittel- und hochviskose<br />

Lösungen setzt man vorzugsweise Rührer mit U-förmigem Blatt ein (Abb. A.6,a).<br />

Diese sorgen bei niedrigen Drehzahlen auch in den Wandbereichen der Reaktionsgefäße<br />

für eine effektive Durchmischung. Propellerrühr er (b und e) erzeugen eine axiale Strömung,<br />

die das Reaktionsgut ansaugt. Sie dienen als Standardrührer zum Aufwirbeln leichter Feststoffe<br />

bei mittleren bis hohen Drehzahlen. Eine Modifikation verwendet ein austauschbares<br />

Rührblatt (c), sie eignet sich vor allem für Durchmischungen in Gefäßen mit gewölbten<br />

Böden. Der Turbinenrührer (d) wird bei mittleren bis hohen Drehzahlen angewendet. In<br />

Reaktionsgefäßen mit engen Öffnungen setzt man Rührer mit kleinen Propellern (b, e) ein,<br />

besser geeignet sind jedoch Zentrifugalrühr er, deren Flügel sich bei steigender Drehzahl<br />

spreizen (f). Zum Zerteilen von geschmolzenem Natrium kann man den aus Edelstahldraht<br />

gefertigten Hershberg-Rührer benutzen, hier erweisen sich aber vor allem bei größeren<br />

Ansätzen Hochleistungsdispergiergeräte als überlegen.<br />

Diese in mehreren Größen (für Reagenzgläser bis großvolumige Technikumsgefäße) zur Verfügung stehenden<br />

Geräte eignen sich vorzüglich für Arbeiten in Zweiphasensystemen (flüssig-flüssig oder flüssigfest).<br />

Sie bestehen aus einem Antriebselement und einem Edelstahlrohr (Stator), in dem eine bewegliche


A. 1.5. Rühren und Schütteln<br />

Welle (Rotor) angebracht ist. Diese Rotorwelle trägt je nach zu dispergierender Substanz (flüssig-flüssig<br />

oder fest-flüssig) einen Endaufsatz in Form eines Metallsiebes oder eines Flügelrührers aus Edelstahl. Die<br />

sehr hohen Drehzahlen (bis zu 40 000 U • min- 1 ) sorgen für eine effektive Dispergierung.<br />

Für Reaktionen von suspendierten Feststoffen in Lösungsmitteln, z. B. bei der Herstellung von Grignard-Reagenzien<br />

oder Reduktionen mit Alkalimetallen empfiehlt sich auch eine Aktivierung mit Ultraschall<br />

(Ultraschallbäder oder Sonotroden).<br />

a) b) c) d) e) f) g)<br />

Abb. A.6<br />

Rührertypen<br />

a) Rührer mit U-Blatt; b) Propellerrührer; c) Propellerrührer mit austauschbarem Blatt; d) Turbinenrührer;<br />

e) Flügelrührer; f) Zentrifugalrührer g) Hershberg-Rührer<br />

Abb. A.7<br />

Heizplatte mit Magnetrührwerk<br />

Der Magnetrührer (Abb. A.7, Abb. 4.125) erlaubt, in völlig abgeschlossenen Apparaturen<br />

zu rühren, und ist in vielen Modellen gleichzeitig mit einer Heizplatte kombiniert. Er besteht<br />

aus einem mittels Motor in Rotation versetzten Magneten, der im Reaktionsgefäß einen mit<br />

Glas, Teflon o. ä. überzogenen Eisenstab bewegt. Man verwendet ihn bei Hydrierungen,<br />

Arbeiten im Hochvakuum usw. Er kann bei kleineren Ansätzen meist andere Rührertypen<br />

ersetzen. Das Rührstäbchen muß allerdings dem Boden des Reaktionsgefäßes angepaßt sein.<br />

Gerade Stäbchen eignen sich also nur für Kolben mit flachem Boden, wie Erlenmeyer-Kolben,<br />

Bechergläser u. ä.<br />

Ein in die Apparatur eingeleitetes (Inert-) Gas hat eine vor allem bei kleinen Ansätzen oft<br />

ausreichend durchmischende Wirkung.<br />

1.5.2. Führungen und Abdichtungen<br />

Als Rührerführung und -Verschluß verwendet man gewöhnlich einen KPG-Rührer (a), der aus<br />

einem Präzisionsrohr mit genau passender Rührwelle (Toleranz ±0,01 mm) besteht (KPG =<br />

kerngezogene Präzisions-Glasgeräte). Spezielle Schmiermittel, die den Abrieb von Glas in


10 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Grenzen halten und somit die Lebensdauer des KGP-Rührers erhöhen, befinden sich im Handel.<br />

Da sich KPG-Rührer bei hohen Tourenzahlen stark erwärmen, sollten sie nur bis zu<br />

600 U • min- 1 belastet werden.<br />

a) b)<br />

Inneres Lager<br />

Schraubverschluß<br />

PTFE-Dichtring<br />

Glasstab Vakuumschlauch<br />

Abb. A.8 Abb. A.9<br />

Rührverschlüsse Gummikupplung<br />

a) KPG-Rührer b) selbstzentrierende Glas-Lagerhülse<br />

Für Arbeiten unter Vakuum sowie geringem Überdruck benutzt man spezielle Schraub-<br />

Rührverschlüsse, die Dichtelemente aus PTFE besitzen. Derartige Verschlüsse sind gasdicht<br />

bis 1O -2 mbar bei Drehzahlen bis 800 U • min-i. Abb. A.8,b zeigt eine dreiteilige Konstruktion<br />

mit innerem Lager. Beim Verkanten der Rührwelle dreht sich das innere Lager mit und vermeidet<br />

so ein Festgehen des Rührers.<br />

1.5.3. Antrieb<br />

Rührer werden im allgemeinen mit Elektromotoren angetrieben. Die Drehzahl des Motors<br />

wird durch einen Widerstand oder über einen Regeltransformator eingestellt. Vor Beginn des<br />

Rührens überzeuge man sich durch Drehen des Rührers mit der Hand, ob dieser leicht beweglich<br />

ist und nicht an der Gefäßwand oder am Thermometer anstößt. Alle Klemmen, die die<br />

Apparatur halten, müssen so angezogen werden, daß die Apparatur spannungsfrei bleibt. Bei<br />

KPG-Rührern wird die Rührerhülse durch eine besondere Klemme zusätzlich eingespannt, da<br />

sie sich durch die Reibung der Rührerwelle leicht vom Kolben löst. Damit die Rührerführung<br />

nicht ausgeschliffen wird, sollten die starre Motor- und die Rührerwelle auf einer Geraden liegen.<br />

Beide werden über eine Kupplung aus zwei Vakuumschlauchstücken und einem Glasstab<br />

miteinander verbunden (Abb. A.9). Darüber hinaus sind flexible Kupplungen z. B. aus Neoprenschlauch,<br />

die mit dem Motor und dem Rührerschaft verschraubbar sind, im Handel.<br />

Es ist zu beachten, daß die Elektromotoren im allgemeinen nicht explosionsgeschützt sind.<br />

Beim Arbeiten mit leicht entzündlichen Stoffen (z. B. Wasserstoff, Diethylether u. ä.) setzt<br />

man daher Wasserturbinen oder Luftmotoren ein.


A. 1.6. Dosieren und Einleiten von Gasen 11<br />

Auch der Einsatz flexibler Motorwellen, die eine räumliche Trennung von Motor und Reaktionsgefäß<br />

ermöglichen, ist zu empfehlen.<br />

1.5.4. Schütteln<br />

Das Schütteln ist für die normale Laboratoriumstechnik von geringerer Bedeutung als das<br />

Rühren. Vorteile bietet es bei Arbeiten unter Überdruck (z. B. im Autoklav, s. A.I.8.2.), wenn<br />

schwere Bodenkörper, wie Zinkstaub oder Natriumamalgam, gut in der überstehenden flüssigen<br />

Phase verteilt werden sollen, oder bei Arbeiten im Halbmikromaßstab (z. B. Reagenzglasversuche).<br />

Bei siedenden Gemischen kann man im letzten Fall oft von einer zusätzlichen<br />

mechanischen Durchmischung überhaupt absehen.<br />

Wenn längere Zeit geschüttelt werden muß, benutzt man Schüttelmaschinen, bei denen<br />

nicht immer Heiz- und Kühlmöglichkeiten vorhanden sind. Die Gefäße sind sehr sorgfältig zu<br />

befestigen!<br />

1.6. Dosieren und Einleiten von Gasen<br />

Gasmengen bestimmt man durch Messung ihres Volumens oder ihrer Masse.<br />

Das Volumen der Gase wird direkt entweder durch Auffangen in einem kalibrierten Gefäß<br />

(Meßzylinder, Gasometer) oder mit einer Dosierpumpe oder Gasuhr bestimmt. Meistens<br />

benutzt man sog. „nasse Gasuhren" mit Wasserfüllung, in denen der Gasstrom eine mit der<br />

Anzeigevorrichtung gekoppelte Trommel dreht.<br />

Indirekt werden Gasmengen mit Hilfe von Strömungsmessern und Rotametern ermittelt.<br />

Kapillare<br />

a) ^ b)<br />

Abb. A.10<br />

Meßgeräte zur Gasmengenmessung<br />

a) Strömungsmesser; b) Rotameter<br />

Bei den Strömungsmessern (Abb. A.10,a) wird durch eine Verengung (Kapillare) im Gasweg<br />

eine Druckdifferenz in einem parallelgeschalteten U-Rohr-Manometer erzeugt, die der<br />

Durchflußmenge proportional ist. Man eicht mit bekannten Durchflußmengen des betreffenden<br />

Gases und stellt ein Diagramm auf, in dem man Gasmenge pro Zeit gegen Ap aufträgt.<br />

Das Diagramm ist jeweils nur für eine Gasart gültig.


12 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Rotameter (Abb. A.10,b) sind für verschiedene Meßbereiche im Handel erhältlich. Der<br />

rotierende Schwebekörper wird entsprechend der Durchflußmenge gehoben, da sich das graduierte<br />

Rohr nach unten verengt.<br />

Ferner kann man Gase dosieren, indem man die Massenzunahme der Reaktionsgefäße oder bei<br />

größeren Gasmengen die Massenabnahme der Gasflasche (auf einer Dezimalwaage) ermittelt.<br />

Leicht kondensierbare Gase (Ammoniak, Schwefelwasserstoff) können zur Dosierung auch<br />

verflüssigt werden. Die gewogene Flüssigkeitsmenge verdampft man und leitet den Dampf<br />

anschließend über einen Blasenzähler in das Reaktionsgefäß.<br />

Beim Einleiten von Gasen befindet sich das Ende des Gaseinleitungsrohrs im allgemeinen<br />

unter der Flüssigkeitsoberfläche. Insbesondere bei Gasen, die sehr heftig absorbiert werden,<br />

besteht dabei jedoch die Gefahr, daß die Flüssigkeit in Teile der Apparatur zurücksteigt.<br />

Daher ist vor der Reaktionsapparatur, in die das Gas eingeleitet werden soll, stets ein leeres<br />

Gefäß (z. B. eine Waschflasche) zu schalten, das groß genug sein muß, um die gesamte Reaktionslösung<br />

aufnehmen zu können. Ganz analog muß nach dem Gasentwickler (Gasflasche)<br />

ein Sicherheitsgefäß geschaltet werden.<br />

Eine Standardapparatur ist in Abbildung A. 11 skizziert.<br />

Ä<br />

Druck- Sicher- Tauchung Sicher- Gas- Sicher- Reaktionsgefäß<br />

f lasche heits- heits- reinigung heits -<br />

waschflasche waschflasche waschflasche<br />

Abb. A.ll<br />

Anordnung zum Einleiten von Gasen<br />

Bei Gasen, die gut absorbiert werden, kann man der Gefahr des Zurücksteigens der Lösung<br />

auch dadurch begegnen, daß man das Ende des Einleitungsrohrs über der Flüssigkeitsoberfläche<br />

enden läßt. Vor allem bei schnellem Rühren erreicht man auch so eine hohe Absorptionsgeschwindigkeit.<br />

Soll ein Gas in der Flüssigkeit fein verteilt werden, beispielsweise, um es<br />

gründlich zu waschen oder seine Absorptionsgeschwindigkeit zu erhöhen, leitet man es durch<br />

eine Fritte ein (Abb.A.12).<br />

Scheidet sich beim Gaseinleiten ein Festkörper aus, u. U. schon dadurch, daß der Gasstrom<br />

Lösungsmittel am Einleitungsrohr verdampft, verstopft sich dessen Öffnung leicht. Diese<br />

Gefahr kann man durch das Erweitern des Rohrendes vermindern. Meist genügt es, ein<br />

gerades Trockenröhrchen mit einem Schlauchstück am eigentlichen Einleitungsrohr zu befestigen,<br />

falls der Schlauch durch das Reaktionsgemisch nicht angegriffen wird (Abb. A.13,a).<br />

Bei der Anordnung nach Abbildung A.13,b kann man, ohne die Apparatur öffnen zu müssen,<br />

einen während der Reaktion gebildeten Substanzpfropfen aus dem Einleitungsrohr herausstoßen.<br />

In vielen Fällen empfiehlt es sich, eine Überdrucksicherung in den Gasstrom einzubauen.<br />

Sie ist unbedingt erforderlich z. B. beim Einleiten von Gasen durch eine Kapillare, etwa bei


Abb. A.12<br />

Frittenwaschflasche<br />

o<br />

a) b)<br />

A. 1.6. Dosieren und Einleiten von Gasen 13<br />

Glasstab<br />

T-Stück<br />

Abb. A.13<br />

Gaseinleiten beim Ausscheiden von Feststoffen<br />

der Vakuumdestillation unter Inertgasatmosphäre. Die einfachste Form ist das Bunsen-Ventil.<br />

Es besteht aus einem Stück Gummischlauch, in dem in Längsrichtung mit der Rasierklinge ein<br />

l bis 2 cm langer Einschnitt angebracht wird.<br />

Die Anordnung in Abbildung A. 11 (Tauchung) gestattet es, besser zu beobachten, wenn<br />

Gas aus dem „Sicherheitsventil" entweicht. Durch verschieden hohe Füllung mit Flüssigkeiten<br />

unterschiedlicher Dichte (Wasser, Salzlösungen, Siliconöle) lassen sich in geschlossenen Apparaturen<br />

genau festgelegte Überdrücke halten.<br />

In jeder Anordnung zum Einleiten von Gasen soll eine Kontrolle des Gasstroms leicht möglich<br />

sein. Ist sie nicht durch eine Waschflasche mit Waschflüssigkeit, einen Strömungsmesser<br />

oder ein Rotameter gegeben, schaltet man einen Blasenzähler (s. Abb. A. 14) ein.<br />

Abb. A.14<br />

Blasenzähler<br />

Abb. A.15<br />

Federsicherung<br />

Eine Gaseinleitungsapparatur überprüfe man vor ihrer Inbetriebnahme sorgfältig. Besonders<br />

gefährlich sind falsch angeschlossene Waschflaschen, da beim Durchleiten des Gases ihr<br />

Flüssigkeitsinhalt (z. B. konzentrierte Schwefelsäure) herausgedrückt werden kann. Zwischen<br />

Waschflaschen mit Lauge und Säure ist stets eine leere Flasche zu schalten. Alle Waschflaschen<br />

sind gut einzuspannen und gegen das Herausdrücken des Einsatzes mit einer Drahtspirale zu


14 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

sichern (Abb. A.15). Weiterhin achte man darauf, daß im Reaktionsgefäß eine ausreichende<br />

Öffnung vorhanden ist und kein Überdruck entstehen kann. Calciumchloridrohre sind auf<br />

Durchlässigkeit zu prüfen.<br />

1.7 Heizen und Kühlen<br />

1.7.1. Wärmequellen, Wärmeübertragung, Wärmebäder<br />

Man kann Reaktionsgefäße mit Gas, mit Wasserdampf oder elektrisch beheizen. Die Wahl der<br />

Wärmequelle richtet sich nach der Heiztemperatur und -geschwindigkeit sowie nach den<br />

Arbeitsschutzvorschriften.<br />

Mit der freien Flamme von Bunsen- und Teclu-Brennern kann man rasch verhältnismäßig<br />

hohe Temperaturen erreichen.<br />

Geeignete elektrische Heizgeräte zum Erhitzen von Rundkolben sind Infrarotstrahler oder<br />

halbkugelförmige Glasfasergespinste mit eingeflochtenen Heizdrähten (sog. Heizpilze). In<br />

Form von Bändern lassen sich solche Gespinste auch zum Beheizen von Röhren verwenden.<br />

Durch direkte elektrische oder Gasheizung kann es zu örtlichen Überhitzungen kommen.<br />

Daher lassen sich hier Temperaturen schlecht konstant halten und automatisch regeln. Außerdem<br />

verbieten die Arbeitsschutzbestimmungen das direkte Erhitzen brennbarer Lösungsmittel<br />

mit offener Flamme. 1 )<br />

Durch Benutzen von Wärmebädern versucht man, diese Nachteile zu umgehen. Als wärmeübertragende<br />

Medien eignen sich: Luft, Wasser, organische Flüssigkeiten, Salzschmelzen und<br />

Metalle.<br />

Ein sehr einfaches Luftbad erhält man, wenn man zwischen freie Flamme und Kolben ein<br />

Drahtnetz bringt.<br />

Abb. A.16<br />

Luftbad<br />

•p— Abdeckplatten<br />

- Drahtnetz<br />

Zu lauf<br />

Abb. A.17<br />

Wasserstandsregler für Wasserbäder<br />

Gummischlauch<br />

verschiebbares<br />

Glasrohr<br />

Ablauf<br />

Viel besser ist ein Luftbad aus Jenaer Glas (Abb. A.16). Es ist sauber und nicht träge, aber ungeeignet<br />

zur Übertragung großer Wärmemengen. Bei Destillationen kann der Siedevorgang gut<br />

beobachtet werden. Das Luftbad ist oben mit passenden Keramikplatten sorgfältig abzudecken.<br />

Brennbare oder thermisch instabile Stoffe dürfen auch über einem Drahtnetz oder in einem<br />

Luftbad nicht mit offener Flamme erhitzt werden!<br />

^ Glühende Heizspiralen, z. B. in einer (nicht explosionsgeschützten) Kochplatte, sind vom Standpunkt<br />

des Arbeitsschutzes einer offenen Flamme gleichzusetzen.


A. 1.6. Dosieren und Einleiten von Gasen 15<br />

Sandbäder sind sehr träge und schwer in ihrer Temperatur zu regulieren. Sie können im allgemeinen<br />

durch andere Heizbäder ersetzt werden.<br />

Wärmebäder, die sich flüssiger Wärmeübertragungsmedien bedienen, sind am besten zum<br />

schonenden, gleichmäßigen Erhitzen geeignet. Zum Erhitzen bis 10O 0 C sind Wasserbäder<br />

ziemlich universell verwendbar. Sie gestatten infolge ihrer geringen Trägheit eine sehr genaue<br />

automatische Temperaturregelung. Der Wasserstandsregler (Abb. A.17) ist stets an die Wasserleitung<br />

anzuschließen!<br />

Mit Alkalimetallen, Metallhydriden oder anderen Substanzen, die mit Wasser heftig reagieren,<br />

darf auf dem Wasserbad nicht gearbeitet werden!<br />

Für Temperaturen bis etwa 250 0 C eignen sich Siliconölbäder. Sie sind verhältnismäßig träge.<br />

Man achte darauf, daß kein Wasser in das Bad gelangt, da sonst die Badflüssigkeit unangenehm<br />

schäumt oder beim Erhitzen verspritzt. Bei Rückflußapparaturen ist deshalb am unteren Ende<br />

des Rückflußkühlers eine Filterpapiermanschette anzubringen. Nach Beendigung der Arbeit<br />

wischt man das heiße Siliconöl sofort vom Kolben ab.<br />

Häufig verwendet man Glycolbäder (Polyethylenglycol z. B. als Oxidwachs, Triethylenglycol,<br />

Diethylenglycol, Ethylenglycol), da eintropfendes Wasser keine Gefahrenquelle darstellt<br />

und am Kolben haftendes Glycol mit Wasser abgewaschen werden kann. Je nach Art des<br />

verwendeten Glycols sind diese Bäder bis zu Temperaturen von 150 bis 20O 0 C zu verwenden.<br />

Sie rauchen bei höheren Temperaturen stark und sind nur unter dem Abzug zu benutzen.<br />

Oberhalb 100 0 C sind Metallbäder universell anwendbar. Sie enthalten eine niedrig schmelzende<br />

Legierung (Woodsches oder Rosesches Metall, F 71 bzw. 94 0 C) und gestatten infolge<br />

ihrer hohen Wärmeleitfähigkeit eine rasche und sehr gleichmäßige Wärmeübertragung. Nachteilig<br />

sind der hohe Preis und bei großen Bädern u. U. auch die große Masse.<br />

Bäder sind standfest und so weit erhöht aufzubauen, daß sie nach unten von der Apparatur<br />

entfernt werden können. Für große Bäder ist ein Dreifuß erforderlich.<br />

Zur Beheizung der Flüssigkeitsbäder verwendet man Gasbrenner oder vorzugsweise regelbare<br />

elektrische Kochplatten. Für Langzeitreaktionen benutzt man vorteilhaft Heizbäder mit<br />

stufenloser Regelung der Temperatur und integrierter Temperaturüberwachung in Form elektronisch<br />

geregelter Thermostate.<br />

Wird zur Temperaturkontrolle zusätzlich ein Thermometer im Bad angebracht, so muß dieses<br />

bei Metall- und Paraffinbädern noch vor dem Erstarren der Schmelze wieder entfernt werden.<br />

Zur Erzeugung von Wasserdampf im Laboratorium dient ein einfacher Rundkolben mit<br />

Dampfableitungs- und Steigrohr oder besser ein entsprechendes kupfernes Gefäß (Dampfkanne,<br />

vgl. Abb. A.80). Dieses Verfahren der Dampferzeugung dient hauptsächlich zur Wasserdampfdestillation.<br />

1.7.2. Erhitzen brennbarer Flüssigkeiten<br />

Brennbare Flüssigkeiten dürfen nur in Ausnahmefällen, z. B. in geringer Menge im Reagenzglas,<br />

mit offener Flamme erhitzt werden. Müssen sie offen verdampft werden, so darf<br />

das ebenfalls nur in ungefährlichen Mengen und nur in einem geschlossenen Abzug geschehen,<br />

in dem sich keine Zündquellen befinden. Auch kleine Mengen brennbarer Flüssigkeiten<br />

dürfen nicht in Trockenschränken verdampft werden.<br />

Im übrigen erhitzt man brennbare Flüssigkeiten nur in mit Kühlern versehenen geschlossenen<br />

Apparaturen unter Verwendung von elektrischen Heizhauben oder Flüssigkeitsheizbädern.<br />

Die Heizquellen müssen jederzeit leicht von der Apparatur entfernt werden können,<br />

wozu am besten Laborhebebühnen geeignet sind.<br />

Beim Erhitzen größerer Mengen brennbarer Flüssigkeiten müssen besondere Sicherheitsmaßnahmen<br />

ergriffen, z. B. Metallgefäße verwendet werden. Ist das Erhitzen in Glasgefäßen


16 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

erforderlich, wird empfohlen, eine mit Glas- oder Steinwolle ausgelegte Auffangwanne unter<br />

die Apparatur zu stellen.<br />

Im Falle eines Behälterbruches oder beim Verschütten brennbarer Flüssigkeiten, deren<br />

Temperatur über ihrem Flammpunkt liegt, sind sofort alle Zündquellen zu beseitigen. Der<br />

Raum ist zu lüften und die ausgelaufene Flüssigkeit aufzunehmen und zu entfernen.<br />

Das Arbeiten mit Diethylether, Schwefelkohlenstoff und ähnlich tief siedenden und leicht<br />

brennbaren Stoffen erfordert besondere Vorsichtsmaßregeln. Mit größeren Mengen, die zu<br />

Raumexplosionen führen könnten, muß in einem besonderen explosionsgesicherten Raum<br />

gearbeitet werden, in dem sich keine zündfähigen Heizquellen, explosionsungeschützte elektrische<br />

Installationen, Rührmotoren usw. befinden dürfen.<br />

Beim Erhitzen von Flüssigkeiten über ihren Siedepunkt können Siedeverzüge auftreten, bei<br />

deren Aufhebung die Flüssigkeit explosionsartig aufsieden kann. Diese erhebliche Gefahrenquelle<br />

beseitigt man in den meisten Fällen durch Zugabe von Siedesteinen (kleine unglasierte<br />

Tonscherben o. ä.), die aber niemals in die siedend heiße Flüssigkeit geworfen werden dürfen.<br />

Jeder Siedestein kann nur einmal benutzt werden, da er sich beim Abkühlen vollsaugt und<br />

seine Wirksamkeit verliert. Beim Erhitzen im Vakuum verwendet man eine Siedekapillare<br />

(vgl. A.2.3.2.2.).<br />

1.7.3. Kühlmittel<br />

Die Wahl des Kühlmittels richtet sich nach der Kühltemperatur und der abzuführenden Wärmemenge.<br />

Wasser ist wegen seiner Billigkeit und wegen seiner hohen Wärmekapazität am<br />

gebräuchlichsten. Kolben von Apparaturen lassen sich mit Wasser kühlen, indem man sie in<br />

einen Trichter mit Abflußschlauch stellt und das fließende Wasser darüberleitet.<br />

Eis wird fein zerkleinert (Eismühle). Um eine bessere Wärmeübertragung zu erreichen,<br />

mischt man es mit wenig Wasser zu einem Brei.<br />

Eis-Kochsalz-Gemisch kühlt bis etwa -2O 0 C. Man vermischt fein zerkleinertes Eis mit<br />

einem Drittel seiner Masse an Steinsalz.<br />

Mit Gemischen von festem Kohlendioxid („Trockeneis", „Kohlensäureschnee") und<br />

Methanol, Aceton oder einem anderen geeigneten Lösungsmittel (Diethylether ist verboten!)<br />

lassen sich Temperaturen bis -78 0 C erreichen. Das feste Kohlendioxid wird zweckmäßigerweise<br />

im Überschuß zum Kälteüberträger gegeben, um ein hinreichend großes Kältereservoir<br />

zur Verfügung zu haben, da die Kühlkapazität einer solchen Kältemischung nicht sehr groß ist.<br />

Man bereitet sie in einem Dewar-Gefäß (Abb. A.18), um die Wärmeaufnahme aus der Umgebung<br />

gering zu halten.<br />

Abb. A.18<br />

Dewar-Gefäß<br />

Das Trockeneis ist in einem eisernen Mörser (nicht Porzellanmörser) gut zu pulvern. Schutzbrille<br />

und Handschuhe tragen! Vorsicht beim Eintragen in das Lösungsmittel, starkes Schäumen!<br />

Dewar-Gefäße sind wegen Implosionsgefahr mit Schnur o. ä. zu umwickeln oder durch<br />

einen Drahtkorb, Holzkasten usw. zu sichern. Besonders empfindlich ist der obere Rand des<br />

Dewar-Gefässes.


A. 1.8. Arbeiten unter Druck 17<br />

Genügt die Wirkung einer solchen Kältemischung nicht, kühlt man mit flüssigem Stickstoff<br />

(bis -196 0 C). Das Dewar-Gefäß muß vor der Füllung einwandfrei trocken sein. Flüssiger<br />

Sauerstoff und flüssige Luft, die sich beim Stehen immer mehr mit Sauerstoff anreichert, dürfen<br />

wegen der Entzündungsgefahr nicht zum Kühlen organischer Stoffe benutzt werden.<br />

Ein exaktes Temperieren bei niedrigen Temperaturen (bis etwa -80 0 C) wird mit Kälte-Thermostaten<br />

(Kryostaten) gewährleistet. Durch elektronisch gesteuerte Umwälzpumpen, die eine<br />

hohe Temperaturkonstanz sichern, werden hierbei spezielle Kühlflüssigkeiten zur Kühlung von<br />

Reaktionsgefäßen und Meßvorrichtungen verwendet.<br />

Sollen Substanzen längere Zeit bei niedrigen Temperaturen gehalten werden, benutzt man<br />

Kühlschränke. In diese dürfen nur fest verschlossene Gefäße gestellt werden, da sonst auf den<br />

Substanzen Wasser kondensiert und u. U. entweichende aggressive Gase den Kühlschrank<br />

angreifen bzw. organische Lösungsmittel Explosionen verursachen können. Die Gefäße sollen<br />

eindeutig beschriftet sein.<br />

Kühlschränke sind zur Kühlung von brennbaren Flüssigkeiten nur zulässig, wenn sich innerhalb<br />

des Kühlraumes entweder keine elektrotechnischen oder nur explosionsgeschützte Einrichtungen<br />

befinden. Der Kühlraum muß gegenüber den nicht explosionsgeschützten elektrotechnischen<br />

Einrichtungen des Kühlschrankes abgedichtet sein.<br />

1.8. Arbeiten unter Druck<br />

Soll eine Reaktion oberhalb des Siedepunktes der eingesetzten Komponenten durchgeführt<br />

werden oder ist eine hohe Konzentration eines Gases erforderlich (z. B. bei der Hydrierung,<br />

vgl. D.4.5.2.), so wird in einer geschlossenen Apparatur unter Druck gearbeitet. Bei geringen<br />

Substanzmengen und niedrigen Überdrücken verwendet man Einschlußrohre, für größere<br />

Ansätze und hohe Drücke Metalldruckgefäße (Autoklaven), bei denen man außerdem den<br />

Druck ständig messen und Gase einpressen kann.<br />

Die gewöhnlichen Laboratoriumsapparaturen eignen sich nicht zum Arbeiten unter Überdruck. Für<br />

Reaktionen, bei denen nach beendetem Versuch kein Überdruck mehr vorhanden ist, können mitunter<br />

Druckflaschen aus Glas benutzt werden.<br />

1.8.1. Bombenrohre<br />

Einschlußrohre aus starkwandigem Duran-Glas können durchschnittlich einem Druck von<br />

2 bis 3 MPa (20 bis 30 atm) bei einer maximalen Temperatur von 400 0 C ausgesetzt werden.<br />

Das Reaktionsgemisch wird durch einen Trichter mit langem Stiel in das Einschlußrohr<br />

gefüllt. Drei Viertel des Rohres sollen als Gasraum verbleiben. Anschließend wird es in der<br />

Sauerstoffgebläseflamme zu einer starkwandigen Spitze ausgezogen, zugeschmolzen (am<br />

besten von einem Geräteglasbläser) und die Abschmelzung danach vorsichtig und langsam<br />

abgekühlt. Man bringt das Rohr in einen eisernen, teilweise mit Sand gefüllten Mantel, so daß<br />

das obere Ende l bis 2 cm herausragt. Der Mantel mit dem Rohr wird dann in den Bombenofen<br />

eingelegt, das offene Mantelende etwas erhöht gegen den Splitterfänger an der Wand<br />

gerichtet. Die Temperatur soll automatisch regelbar sein. Ein Schutzgitter sichert die Umgebung<br />

gegen Beschädigung. Nach beendeter Reaktion läßt man völlig erkalten, nimmt das Rohr<br />

mit dem eisernen Mantel aus dem Ofen (Öffnung nicht zum Körper!) und richtet vorsichtig<br />

eine spitze Gebläseflamme gegen das obere herausragende Ende (Schutzbrille!). Falls ein<br />

Überdruck im Rohr herrscht, wird das Glas an der erweichten Stelle aufgeblasen, bis die Gase<br />

durch ein entstehendes Loch entweichen. Das Absprengen des oberen Rohrteils überläßt man<br />

am besten dem Glasbläser.


18 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Reaktionen im Einschlußrohr dürfen nur in dafür vorgesehenen Räumen unter Beachtung<br />

der oben geschilderten Arbeitsweise durchgeführt werden. Das Bombenrohr darf in zugeschmolzenem<br />

Zustand weder aus dem eisernen Mantel noch aus dem Bombenofenraum entfernt<br />

werden. Man informiere sich vorher in Tabellenwerken über die Dampfdrücke der eingesetzten<br />

Lösungsmittel und ermittle unter Berücksichtigung evtl. entstehender Gase den voraussichtlich<br />

auftretenden Druck.<br />

1.8.2. Autoklaven<br />

Ein im organisch-chemischen Laboratorium ziemlich universell brauchbarer Autoklaventyp ist<br />

der Schüttelautoklav nach Abbildung A.19,a: Inhalt l l, maximale Druckbelastung 35 MPa<br />

(350 atm), maximale Temperaturbelastung 350 0 C, Material V2A- bzw. V4A-Stahl, automatische<br />

Widerstandsstrahlungsheizung. Der Autoklavenkörper soll aus der Heizung herausnehmbar<br />

sein. Deckel und Flansch sind abschraubbar. Der Kopf wird mit dem Flansch durch Bolzenschrauben<br />

verbunden; eine konische Abdichtung zwischen Deckel und Autoklavenkörper<br />

hat sich besonders bewährt. In Abbildung A.19,a sind Thermometer- und Manometerrohr eingezeichnet.<br />

Mit dem Manometerrohr ist ein Ventil verbunden, ein weiteres befindet sich an<br />

einer gesonderten Bohrung (in der Zeichnung nicht sichtbar). Der Autoklaveninhalt kann<br />

auch mit Hilfe eines Rührwerks durchmischt werden, besonders elegant in einem Magnetrührautoklav,<br />

bei dem die Kraftübertragung zwischen dem Rührwerk im Innern und dem äußeren<br />

Antrieb durch einen starken Elektromagneten erfolgt. Mit Stopfbuchsen abgedichtete Rührer<br />

erfordern sorgfältige Wartung und sind für den Laborbetrieb weniger günstig.<br />

Man verschaffe sich zunächst Klarheit über die zu erwartenden Druckverhältnisse. Bei<br />

Reaktionen mit Gasen (z. B. Hydrierungen) berechne man nach den Gasgesetzen die theoretische<br />

Druckabnahme (vgl. auch D.4.5.2.). 1 )<br />

Der Autoklavenkörper wird gefüllt (bei Reaktionen mit Gasen mindestens ein Drittel Gasraum!),<br />

die Konusdichtung peinlich gesäubert, der Deckel vorsichtig aufgesetzt und verschraubt<br />

(jeweils gegenüberliegende Muttern nach und nach anziehen!) und der Autoklav in<br />

die Heizung eingesetzt. Bei Arbeiten mit komprimierten Gasen spült man zunächst durch einbis<br />

zweimaliges Aufpressen und Ablassen des Gases, dann wird bis zum gewünschten Druck<br />

aufgepreßt, geschüttelt und angeheizt. Das komprimierte Gas wird über Stahlrohrkapillaren<br />

entweder direkt aus einer Stahlflasche oder über einen Kompressor aufgedrückt.<br />

Autoklaven müssen in gesonderten Räumen untergebracht sein, sie sind laufend zu überwachen<br />

und auf ihre Betriebssicherheit zu überprüfen. Angegebene Daten über Betriebsdruck<br />

und -temperatur dürfen keinesfalls überschritten werden. Nach Beendigung des Versuchs und<br />

völligem Erkalten werden vor dem Öffnen des Autoklavenkörpers die Ventile aufgedreht, und<br />

das noch vorhandene Gas wird durch eine Stahlrohrkapillare ins Freie geblasen. Heiße Autoklavenkörper<br />

dürfen niemals mit Wasser o.a. gekühlt werden! Die Heizung muß so geregelt<br />

sein, daß ein Überhitzen ausgeschlossen ist. Vor Beginn des Versuchs informiere man sich, ob<br />

die verwendeten Substanzen das Autoklavenmaterial angreifen. V2A-Stahl ist z. B. gegen<br />

Halogenwasserstoffsäuren, Halogenidionen, Ameisensäure und Eisessig in der Hitze und<br />

gegen oxidierende Substanzen überhaupt unbeständig! 2 )<br />

1 J Drucke werden in der angelsächsischen Literatur oft in lb/in 2 (pound/square inch, p.s.i.) angegeben;<br />

Umrechnung: l lb/in 2 = 6.9 kPa (0,068 atm).<br />

2 ) Genauere Informationen vgl. ULLMANNS Encyklopädie der Technischen Chemie. 4. Aufl. - Verlag<br />

Chemie, Weinheim/Bergstr. 1972. Bd.3, S. 14ff (3. Aufl.: Bd.16, S. 260ff).


a)<br />

Manometer<br />

Rohr für<br />

Thermoelement<br />

(Thermometer)<br />

b) Q<br />

Abb. A.19<br />

Autoklaven<br />

a) Schüttelautoklav; b) Labortisch-Glasautoklav<br />

A. 1.8. Arbeiten unter Druck 19<br />

Verschlußteil mit Gaseinleitung<br />

und Manometer<br />

Glasreaktor<br />

Splitterschutz aus Edelstahl<br />

Für Arbeiten im Bereich geringer Überdrucke und bei kleinen Ansätzen können vorteilhaft<br />

Glasautoklaven (Abb. A.19,b) verwendet werden. Diese Glasreaktoren mit einem Nennvolumen<br />

von ca. 100 ml eignen sich besonders für die Durchführung chemischer Reaktionen in<br />

wässerigen oder organischen Medien bis maximal 10 bar/1 OO 0 C oder 6 bar/150 0 C. Der Autoklaveninhalt<br />

läßt sich bequem mit einem Magnetrührer durchmischen.<br />

1.8.3. Druckgasflaschen<br />

Die wichtigsten Gase sind komprimiert in Stahlflaschen im Handel, die sich in Farbe und Verschlußgewinde<br />

voneinander unterscheiden. Einige Typen und ihre Kennzeichnung findet man<br />

in Tabelle A.20.<br />

Druckgasflaschen sind grundsätzlich wegen der bei Bränden bestehenden Gefahr des Zerknalls<br />

außerhalb der Laboratorien aufzustellen. Die Gase werden den Arbeitsplätzen durch<br />

festverlegte Rohrleitungen zugeführt.<br />

Ist die Aufstellung von Druckgasflaschen außerhalb des Laboratoriums aus technischen<br />

Gründen nicht möglich, müssen Druckgasflaschen entweder in dauerbelüfteten, wärmeisolierten<br />

Schränken untergebracht oder nach Arbeitsschluß an einen sicheren Ort gebracht werden.<br />

Druckgasflaschen mit sehr giftigen, giftigen, gesundheitsschädlichen und krebserzeugenden<br />

Gasen müssen, sofern sie im Labor aufgestellt werden, dauerabgesaugt sein, z. B. im Abzug.<br />

Für solche Gase sollten möglichst kleine Druckgasflaschen verwendet werden.<br />

Druckgasflaschen müssen gegen Umstürzen gesichert sein, z. B. durch Ketten, Rohrschellen<br />

oder Einstellvorrichtungen.<br />

Druckgasflaschen sind vor starker Erwärmung (z. B. durch Heizkörper, Sonneneinstrahlung)<br />

zu schützen und vor Stößen, besonders bei scharfem Frost, zu bewahren.<br />

Druckgasflaschen sind mit geeigneten Druckminderventilen zu betreiben.


20 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Tabelle A.20<br />

Kennzeichnung von Druckgasflaschen<br />

Gas Farbe 1 ) Verschlußgewinde<br />

Wasserstoff rot<br />

Kohlenmonoxid rot<br />

Amine (Mono-, Dimethylamin usw.) rot<br />

Kohlenwasserstoffe rot<br />

Sauerstoff blau<br />

Stickstoff grün<br />

Chlor grau<br />

Schwefeldioxid grau<br />

Phosgen grau<br />

Kohlendioxid grau<br />

Ammoniak grau<br />

Acetylen gelb<br />

l ) mitunter nur ein Ring in der betreffenden Farbe<br />

links<br />

links<br />

links<br />

links<br />

rechts<br />

rechts<br />

rechts<br />

rechts<br />

rechts<br />

rechts<br />

rechts<br />

Spezialverschluß<br />

Das Prinzip eines Kegelventils ergibt sich aus Abbildung A.21,a. Es kann als Reduzierventil<br />

für alle Gase (außer Acetylen) angewendet werden. Das Druckminderventil (Abb. A.21,b)<br />

dient zur Einstellung eines konstanten Gasstroms. Man öffnet es durch Anheben (Festdrehen<br />

der Stellschraube) des Ventilkegels bei geschlossenem Absperrventil (in Abb. A.21,b rechts),<br />

wonach das Niederdruckmanometer einen geringen Überdruck anzeigt. Durch vorsichtiges<br />

Öffnen des Absperrventils wird nun der Gasstrom einreguliert.<br />

b) Stellschraube<br />

Abb. A.21<br />

Reduzierventile<br />

a) Kegelventil; b) Druckminderventil


A. 1.9. Arbeiten unter vermindertem Druck 21<br />

Armaturen, Manometer, Dichtungen usw. für stark oxidierende Druckgase (z. B. Sauerstoff,<br />

sauerstoffhaltiges Distickstoffoxid) müssen frei von Öl, Fett und Glycerin gehalten werden. Sie<br />

dürfen auch nicht mit ölhaltigen Putzlappen oder mit fettigen Fingern berührt werden. Reste<br />

von Lösemitteln, die zum Entfetten verwendet werden, müssen durch Abblasen mit ölfreier<br />

Luft entfernt werden.<br />

Für Sauerstoff dürfen nur Manometer verwendet werden, die blau gekennzeichnet sind und<br />

die Aufschrift „Sauerstoff! Öl- und fettfrei halten!" tragen.<br />

Für Präparationen im Halbmikromaßstab haben sich kleine Druckgasflaschen mit Gasmengen zwischen<br />

200-450 g, die bequem in jedem Abzug neben der entsprechenden Apparatur installierbar sind, bewährt.<br />

Eine Übersicht erhältlicher Gase befindet sich in vielen Feinchemikalien-Katalogen.<br />

1.9. Arbeiten unter vermindertem Druck<br />

Die Erzeugung von Vakuum im Laboratorium macht sich für die verschiedensten Zwecke notwendig.<br />

Als wichtigste seien hier genannt: die Destillation und Sublimation unter vermindertem<br />

Druck, das Trocknen, das Filtrieren (Absaugen) und die Wärmeisolation.<br />

Die zur Aufbewahrung von Kältemischungen, Trockeneis, flüssiger Luft usw. dienenden<br />

Dewar-Gefäße (vgl. Abb.A. 18) sind dünnwandige, innen versilberte, hochevakuierte (< l - 1O -3<br />

Pa ~ 1O -5 Torr) Glasgefäße. Da ein solches Hochvakuum ein sehr schlechtes Wärmeleitvermögen<br />

hat, übertreffen diese Gefäße alle anderen Vorrichtungen in ihren wärmeisolierenden<br />

Eigenschaften. Auch bei den Mänteln von Destillationskolonnen findet das Prinzip des Dewar-<br />

Gefäßes Anwendung (innen versilberte Vakuum-Mäntel).<br />

Vakuumdestillationen (A.2.3.2.2.) und -Sublimationen (A.2.4.), das Trocknen im Vakuum<br />

(A.l.10.3.) und das Absaugen (A.2.1.) werden in den betreffenden Abschnitten besprochen.<br />

1.9.1. Vakuumerzeugung<br />

Man unterscheidet für praktische Zwecke folgende Druckbereiche:<br />

Grobvakuum: 0,1 bis 100 kPa (l bis 760 Torr)<br />

Feinvakuum: 1(H bis 1O -1 kPa (0,001 bis l Torr)<br />

Hochvakuum: < 10-* kPa (< 10-3 Torr).<br />

Im Laboratorium verwendet man zur Erzeugung eines Unterdrucks Wasserstrahlpumpen,<br />

Membranpumpen und Drehschieberpumpen.<br />

Wasserstrahlpumpen haben einen relativ hohen Wasserverbrauch (l l Wasser/0,6 l gefördertes<br />

Gas). Das erzielbare Vakuum ist durch den Dampfdruck des Wassers, je nach Wassertemperatur<br />

l bis 2 kPa (8 bis 15 Torr), begrenzt.<br />

Aus Gründen der Wassereinsparung werden Wasserstrahlpumpen zunehmend durch elektrisch<br />

betriebene Membranpumpen ersetzt. Diese arbeiten ohne Öl, verbrauchen kein Wasser<br />

und erzeugen damit auch keine Abwässer. Durch ihre korrosionsbeständigen Materialien sind<br />

Membranpumpen weitgehend unempfindlich gegenüber aggressiven Chemikalien und Kondensaten.<br />

Abgepumpte Lösungsmittel werden in integrierten Abscheidern gesammelt und<br />

können anschließend entsorgt oder durch Recycling wiederverwendet werden. Im Handel<br />

befinden sich Typen mit einem Saugvermögen zwischen 2 und 11 m 3 /h und einem erzielbaren<br />

Vakuum zwischen 80 und 2 mbar (~ 60 und 2 Torr).<br />

Drehschieberpumpen arbeiten nach dem Prinzip der Gaskompression in einem zweigeteilten<br />

Pumpraum in dem ein exzentrisch gelagerter Rotor ein angesaugtes Gasvolumen komprimiert<br />

und anschließend ausstößt. Diese zumeist ölgedichteten Drehschieberpumpen sind empfindlich<br />

gegenüber aggressiven und kondensierbaren Medien. Durch ein Gasballastventil sowie


22 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

eine zwischen Apparatur und Pumpe geschaltene Kühlfalle (Abb. A.26,b, Füllung: Trockeneis/<br />

Ethanol oder flüssiger Stickstoff) werden diese störenden Einflüsse minimiert.<br />

Für Anwendungen mit korrosiven Substanzen und kondensierbaren Gasen verwendet man<br />

vorteilhaft eine Hybridpumpe, bei der eine chemikalienresistente Membranpumpe permanent<br />

den ölgedichteten Bereich einer Drehschieberpumpe evakuiert. Das mit Drehschieberpumpen<br />

erzielbare Vakuum beträgt bis zu l O^ mbar (~ 10^ Torr).<br />

Zur Erzielung von Hochvakuum (< 10-^* kPa; < 10- 3 Torr) werden Öl- oder Quecksilberdiffusionspumpen<br />

verwendet. Bezüglich des Aufbaus und Gebrauchs dieser Pumpen und der<br />

Methoden zur Messung von Hochvakuum sei auf die entsprechende Spezialliteratur verwiesen.<br />

Zur Erzeugung und Regelung von Unterdrücken, die nicht der Endleistung einer Pumpe entsprechen,<br />

z. B. bei Destillationen und an Vakuumrotationsverdampfern, benutzt man Vakuumkonstanthalter (Manostate),<br />

von denen es verschiedene Typen gibt. Bequem sind handelsübliche elektronisch gesteuerte Geräte,<br />

die mit einem integrierten Belüftungsventil ausgestattet sind. Mit ihnen läßt sich einfach und zeitsparend<br />

das optimale Arbeitsvakuum auffinden und regeln. Ihr Arbeitsbereich liegt zwischen 0,1 und 100 kPa<br />

(~ l bis 750 Torr).<br />

Abb. A.22<br />

Hahnküken, an der Bohrung eingekerbt<br />

Einfacher, jedoch für viele Zwecke genügend genau, lassen sich ohne Anwendung eines<br />

Manostaten Drücke von l bis 100 kPa (~ 10 bis 760 Torr) realisieren, wenn man über den<br />

Hahn an der Woulfeschen Flasche (vgl. Abb. A.25) eine geringe Luftmenge einströmen läßt.<br />

Die Regulierung der einströmenden Luft gelingt besser, wenn das Hahnküken an der Bohrung<br />

eingekerbt ist (Abb. A.22). Auch mit einer verstellbaren Schlauchklemme ist eine Feinregulierung<br />

möglich, wenn man durch einen in den Schlauch geschobenen dünnen Draht dafür sorgt,<br />

daß eine geringe Öffnung für den Luftzutritt bleibt.<br />

1.9.2. Vakuummessung<br />

Zur Messung von Drücken in der Größenordnung von 0,1 bis 25 kPa (~ l bis 200 Torr) dient<br />

das verkürzte Quecksilbermanometer, daß zum Schutz vor verspritzendem Quecksilber bei<br />

Glasbruch doppelwandig ausgeführt ist (Abb. A.23). Die Genauigkeit der Messung beträgt<br />

±70 Pa (~ 0,5 Torr), jedoch treten des öfteren größere Fehler auf, wenn während des<br />

Gebrauchs Luftblasen bzw. Dämpfe in den abgeschlossenen Schenkel des Manometers gelangen.<br />

Man mache sich deshalb zur Regel, den Hahn des Manometers nur während der Ablesung<br />

zu öffnen. Eine einfache Möglichkeit, ein Manometer auf Verunreinigungen durch Luft oder<br />

flüchtige Bestandteile zu prüfen, besteht darin, es mit einer Ölpumpe auf < 30 Pa (~ 0,2 Torr)<br />

zu evakuieren. Das Quecksilber muß dann in beiden Schenkeln gleich hoch stehen. Verunreinigungen<br />

zeigen sich durch „negativen" Druck an.<br />

Zur Druckmessung im Bereich von 1O -1 bis 10^ kPa (~ l bis 10-3 Torr) verwendet man<br />

Kompressionsvakuummeter. Am bekanntesten ist die Ausführung nach McLEOD. Das Prinzip<br />

soll an der für die meisten Zwecke ausreichenden, verkürzten Ausführungsform nach GAEDE<br />

erläutert werden (Abb. A.24): In waagerechter Stellung herrscht im Meßraum M derselbe<br />

Druck wie in der Apparatur. Durch Drehen des Vakuummeters um 90° in die gezeichnete Stellung<br />

komprimiert eine genau eingewogene Menge Quecksilber das im Raum M befindliche<br />

Gas auf ein kleineres Volumen. Dessen Ablesung an der (bereits in Druckeinheiten geeichten)<br />

Skala gestattet eine Messung des ursprünglichen Drucks. Bei Meßstellung des Gaedeschen<br />

Vakuummeters darf das Vakuum in der Apparatur nicht aufgehoben werden. Kompressions-


A. 1.9. Arbeiten unter vermindertem Druck 23<br />

vakuummeter zeigen nur dann den wahren Druck in der Apparatur an, wenn keine bei Zimmertemperatur<br />

kondensierbaren Dämpfe vorhanden sind.<br />

Das Quecksilber muß gelegentlich gereinigt werden. Man beachte dabei die Arbeitsschutzbestimmungen<br />

über den Umgang mit Quecksilber; vgl. Reagenzienanhang.<br />

Abb. A.23<br />

Verkürztes Manometer<br />

Abb. A.24<br />

Vakuummeter nach GAEDE<br />

Eine präzise Bestimmung des Arbeitsvakuums gestatten quecksilberfreie, elektronische Vakuummeßgeräte.<br />

Diese zeichnen sich durch ihre robuste, platzsparende Bauweise und ihre Korrosionsbeständigkeit<br />

aus. Den jeweiligen Anwendungen entsprechende Typen eignen sich für Messungen im Grobvakuum bis<br />

hin zu 0,1 Pa (1O -3 Torr).<br />

1.9.3. Arbeiten unter Vakuum<br />

Fein- und Hochvakuumapparaturen sind so aufzubauen, daß der Druckabfall in der Apparatur<br />

klein bleibt und somit die Leistung der benutzten Pumpen voll ausgelastet werden kann. Man<br />

erreicht dies, indem man Stellen mit geringem Durchmesser, wie lange Vakuumschläuche, Hähne<br />

mit enger Bohrung, enge Ansätze an Vorstößen, dichtgepackte Füllkörperkolonnen usw., möglichst<br />

vermeidet. Weiterhin ist darauf zu achten, daß bei Vakuumdestillationen und -Sublimationen<br />

nur Rundkolben verwendet werden, da Stand- und Flachkolben implodieren können.<br />

Eine Wasserstrahlpumpe darf nur über eine Sicherheitsflasche (Woulfesche Flasche) an eine<br />

Apparatur angeschlossen werden, um ein Zurückschlagen des Wassers in das Manometer bzw.<br />

in die Apparatur (z. B. bei einem plötzlichen Abfall des Wasserdrucks) zu verhindern.<br />

Pumpe<br />

Woulfesche Flasche<br />

Apparatur<br />

Manometer<br />

Abb. A.25<br />

Anschluß einer Apparatur an eine<br />

Wasserstrahlpumpe<br />

Das Manometer befindet sich am zweckmäßigsten im „Nebenschluß" an der Woulfeschen<br />

Flasche (Abb. A.25). Vor dem Abstellen der Wasserstrahlpumpe ist die Apparatur in jedem<br />

Falle über einen Hahn an der Woulfeschen Flasche bzw. am Manometer zu belüften.


24 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Eine einfache Anlage zur Erzeugung von Feinvakuum ist in Abbildung A.26 skizziert. Zwischen<br />

Ölpumpe und Apparatur befinden sich ein Puffergefäß mit einem Volumen von etwa l l<br />

und die Kühlfalle.<br />

Vakuummeter<br />

Kühlfalle<br />

• Apparatur<br />

Abb. A.26<br />

Anlage zur Erzeugung von Feinvakuum a) Schema; b) Kühlfalle im Dewar-Gefäß<br />

War es notwendig, z. B. bei einer Vakuumdestillation, den Destillationskolben sehr stark zu<br />

erhitzen, so warte man mit dem Belüften der evakuierten Apparatur, bis sich der Kolben abgekühlt<br />

hat.<br />

Das plötzliche Belüften der erhitzten Apparatur kann zu Explosionen des Dampf-Luft-<br />

Gemisches führen, das in der Apparatur entstanden ist.<br />

Es sei nochmals nachdrücklich darauf hingewiesen, daß bei allen Arbeiten unter vermindertem<br />

Druck (Destillation, Sublimation, Trocknung - Vakuumexsikkator! -, Absaugen) und<br />

beim Umgang mit Dewar-Gefäßen und evakuierten Kolonnen unbedingt eine Schutzbrille<br />

zu tragen ist!<br />

1.10. Trocknen<br />

Ein wirksames Trockenmittel muß neben einer guten Trocknungsintensität auch eine hohe<br />

Trocknungskapazität besitzen.<br />

Die maximal mit einem Trockenmittel erreichbare Trocknungsintensität wird von seinem<br />

Wasserdampfdruck bestimmt (Tab. A.27). Die Hydrate der genannten Trockenmittel, die mit<br />

zunehmender Wasseraufnahme entstehen, besitzen ein geringeres Trocknungsvermögen als die<br />

wasserfreien Verbindungen (vgl. Magnesiumperchlorat in der Tabelle). Je mehr Wasser ein<br />

Trocknungsmittel bei ausreichender Trocknungsintensität aufnehmen kann, desto größer ist<br />

seine Trocknungskapazität.<br />

b)


Tabelle A.27<br />

Wasserdampfdruck über gebräuchlichen Trockenmitteln bei 20 0 C<br />

Trockenmittel Wasserdampfdruck in kPa (Torr)<br />

P4O10<br />

Mg(ClO4J2 (Anhydron)<br />

Mg(ClO4J2 • 3H2O (Dehydrit)<br />

KOH (geschmolzen)<br />

Al2O3<br />

CaSO4 (Drierite, Anhydrit)<br />

H2SO4 (konz.)<br />

Silicagel<br />

NaOH (geschmolzen)<br />

CaO<br />

CaCl2<br />

CuSO4<br />

3-10-6<br />

7-10-5<br />

3-10-4<br />

3-1(H<br />

4'1(H<br />

5-1(H<br />

7-10-4<br />

8-1(H<br />

0,02<br />

0,03<br />

0,03<br />

0,2<br />

(2-10-5)<br />

(5-1(H)<br />

(0,002)<br />

(0,002)<br />

(0,003)<br />

(0,004)<br />

(0,005)<br />

(0,006)<br />

(0,15)<br />

(0,2)<br />

(0,2)<br />

(13)<br />

A. 1.10. Trocknen 25<br />

Stoffe wie Phosphor(V)-oxid, Schwefelsäure, Calciumchlorid, Magnesiumsulfat und Natriumsulfat<br />

werden beiden Anforderungen gerecht und sind deshalb häufig angewandte Trockenmittel.<br />

Calciumsulfat ist zwar ein intensives Trockenmittel, besitzt aber nur geringe Trocknungskapazität.<br />

1.10.1. Trocknen von Gasen<br />

Das Trocknen von Gasen mit einem festen Trockenmittel erfolgt in einem Trockenturm<br />

(Abb. A.28a). Um ein Zusammenbacken der Füllung während des Trocknungsprozesses zu<br />

verhindern, werden nicht formbeständige Trockenmittel (z. B. Phosphor(V)-oxid) mit Stützsubstanzen<br />

(Glaswolle, Bimsstein) vermischt. Effektiver und raumsparend installierbar (z. B.<br />

senkrecht an einer Laborwand) sind Trockenbatterien (Abb. A.28b). Über einen Blasenzähler<br />

wird das Gas über zwei oder mehrere Glasrohre, gefüllt mit festem Trockenmittel geleitet,<br />

wobei auch mehrere verschiedene Trockenmittel angewendet werden können.<br />

Chemisch indifferente Gase trocknet man meist in einer Waschflasche mit konzentrierter<br />

Schwefelsäure. Dabei sind Sicherheitswaschflaschen vorzuschalten (vgl. Abb. A.ll) und Waschflaschensicherungen<br />

(vgl. Abb. A.15) zu benutzen! Frittenwaschflaschen (vgl. Abb. A.12) sollte<br />

man einfachen Waschflaschen vorziehen.<br />

Abb. A.28a<br />

Trockenturm<br />

Glaswolle<br />

Trockenmittel<br />

Glaswolle<br />

Abb. A.28b<br />

Trockenbatterie


26 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Tiefsiedende Gase trocknet man durch Ausfrieren des Wassers und anderer kondensierbarer<br />

Verunreinigungen mit Hilfe einer Kühlfalle (vgl. Abb. A.26,b). Dabei werden sehr hohe<br />

Trockenwirkungen erreicht (Tab. A.29). Zum Kühlen werden Kohlensäureschnee/Methanol<br />

oder flüssiger Stickstoff verwendet (vgl. A.I.7.3.).<br />

Tabelle A.29<br />

Wasserdampfgehalt von Gasen bei verschiedenen Temperaturen<br />

Temperatur Wasserdampfpartialdruck<br />

in 0 C inkPa(Torr)<br />

+20<br />

O<br />

-10<br />

-70<br />

-100<br />

2,3<br />

0,6<br />

0,1<br />

3-10-4<br />

!•!(H<br />

(17,5)<br />

(4,6)<br />

(0,77)<br />

(0,002)<br />

(1-10-5)<br />

Zum Ausschluß von Luftfeuchtigkeit versieht man offene Apparaturen mit Trockenrohren,<br />

die mit Calciumchlorid, Natronkalk oder anderen geeigneten Trockenmitteln gefüllt sind (vgl.<br />

Abb. A.4,a). Das Trockenmittel wird vor dem Herausfallen auf jeder Seite durch Glaswollebüschel<br />

gesichert. Man prüfe gebrauchte Trockenrohre, ob sie noch genügend gasdurchlässig<br />

und nicht verstopft sind.<br />

1.10.2. Trocknen von Flüssigkeiten<br />

Die Auswahl der Trockenmittel für bestimmte Stoffklassen ist aus Tabelle A.31 ersichtlich.<br />

Über die Trocknung und Reinigung häufig gebrauchter Lösungsmittel informiere man sich im<br />

Reagenzienanhang.<br />

Lösungsmittel können mit geeigneten Molsieben getrocknet werden. Nach der statischen<br />

Methode wird das Lösungsmittel mit dem Molsieb über Nacht stehen gelassen. Bei der bevorzugten<br />

dynamischen Methode filtriert man das Lösungsmittel über eine mit dem Molsieb<br />

gefüllte Säule, die zur Regenerierung des Molsiebs elektrisch beheizbar und evakuierbar sein<br />

sollte. Zur Regenerierung wird das Molsieb im Vakuum auf die vom Hersteller angegebene<br />

Temperatur erhitzt, abgekühlt und über ein mit Mg(ClO4)2 gefülltes Trockenrohr belüftet.<br />

Metallisches Natrium als Trockenmittel wird als Draht verwendet, den man mit Hilfe einer<br />

Natriumpresse in die betreffende Flüssigkeit einpreßt. Die Natriumstücke befreit man vor dem<br />

Einlegen in die Presse von Krusten (Schutzbrille!). Die Natriumpresse muß nach Gebrauch<br />

unbedingt gründlich mit Alkohol, sodann mit Wasser gereinigt werden.<br />

Eine effektive Methode der Trocknung von Kohlenwasserstoff- und Ether-Lösungsmitteln<br />

ist die Ketyl- Trocknung, bei der metallisches Natrium in Gegenwart von kleinen Mengen Benzophenon<br />

in Lösungsmittel-Umlaufapparaturen (Abb. A.30a) verwendet wird. Man informiere<br />

sich über dabei ablaufende Reaktionen (D.7.3.3.)!<br />

Über Trocknung durch azeotrope Destillation vgl. A.2.3.5.<br />

Für die Trocknung von Lösungen unbekannter Substanzen verwendet man stets ein chemisch<br />

indifferentes Trockenmittel, wie z. B. Magnesiumsulfat oder Natriumsulfat. Man läßt die<br />

zu trocknende Lösung mit dem fein verteilten Trockenmittel stehen, wobei man ab und zu<br />

kräftig durchschüttelt. Bei stark wasserhaltigen Flüssigkeiten ist es immer zweckmäßig, stufenweise<br />

zu trocknen (warum?), indem man kleine Portionen des Trockenmittels so oft durch<br />

neues ersetzt (dekantieren), bis keine merkliche Wasseraumahme mehr feststellbar ist (Calciumchlorid<br />

bleibt körnig, Kupfersulfat farblos, Phosphor(V)-oxid klumpt nicht mehr zusammen).


Abb. A.30a<br />

Lösungsmittel-Umlauftrockner<br />

1.10.3. Trocknen von Feststoffen<br />

Abb. A.30b<br />

Trockenpistole<br />

A. 1.10. Trocknen 27<br />

zur<br />

Vakuumpumpe<br />

Zur physikalischen Charakterisierung und zur quantitativen analytischen Bestimmung müssen<br />

feste Stoffe frei von Wasser und organischen Lösungsmitteln sein.<br />

Leicht flüchtige Bestandteile können von nicht hygroskopischen Substanzen durch Trocknen<br />

auf Tontellern oder Filterpapier oder bei thermostabilen Verbindungen im Trockenschrank<br />

beseitigt werden. Schonend und gründlich trocknet man im Exsikkator oder bei erhöhter<br />

Temperatur in einer Trockenpistole (Abb. A.30b). Sie wird durch die Dämpfe einer siedenden<br />

Flüssigkeit beheizt. Zur Beschleunigung der Trocknung werden Exsikkatoren und Trokkenpistolen<br />

normalerweise evakuiert.<br />

Um sich bei evakuierten Exsikkatoren vor den Folgen einer möglichen Implosion zu schützen,<br />

umwickelt man den Exsikkator vor dem Evakuieren mit einem Handtuch o. ä. Zwischen<br />

Wasserstrahlpumpe und Schwefelsäureexsikkator ist unbedingt eine Woulfesche Flasche zu<br />

schalten, vgl. A.l.9.3.<br />

Der Lufteinlaßhahn am Exsikkator soll entweder in einer Kapillare enden und nach oben<br />

gebogen oder das Rohr im Exsikkator mit einem Stückchen steifen Karton abgeschirmt sein,<br />

damit beim Aufheben des Vakuums keine Substanz weggeblasen werden kann.<br />

Als Trockenmittel dienen Phosphor(V)-oxid bzw. Schwefelsäure, die neben Wasser auch<br />

Alkohole und Ketone (häufige Lösungsmittel) aufnehmen. Kohlenwasserstoffspuren (Hexan,<br />

Benzen, Ligroin) lassen sich in einer mit Paraffinschnitzeln beschickten Trockenpistole entfernen.<br />

Auch Kieselgel kann Lösungsmittelreste adsorptiv aufnehmen und ist deshalb eine gute<br />

Exsikkatorfüllung.


28 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Tabelle A.31<br />

Anwendbarkeit der gebräuchlichsten Trockenmittel<br />

Trockenmittel Anwendbar z. B. für Nicht anwendbar<br />

z. B. für<br />

P4O11<br />

CaH2<br />

H2SO4<br />

Natronkalk, CaO, BaO<br />

NaOH, KOH<br />

K2CO3<br />

Natrium<br />

CaCl2<br />

Mg(ClO4),<br />

Na2SO4, MgSO4<br />

Kieselgel<br />

Molekularsiebe<br />

(Natrium-Aluminium-Silicate<br />

und<br />

Calcium-Aluminiurn-<br />

Silicate)<br />

neutrale und saure<br />

Gase, Acetylen, Schwefelkohlenstoff,Kohlenwasserstoffe,Halogenkohlenwasserstoffe,<br />

Lösungen von Säuren<br />

(Exsikkator, Trockenpistole)<br />

(inerte Gase), Kohlenwasserstoffe,<br />

Ketone,<br />

Ether, Tetrachlorkohlenstoff,Dimethylsulfoxid,<br />

Acetonitril,<br />

Ester<br />

neutrale und saure<br />

Gase (Exsikkator,<br />

Waschflasche)<br />

neutrale und basische<br />

Gase, Amine, Alkohole,<br />

Ether<br />

Ammoniak, Amine,<br />

Ether, Kohlenwasserstoffe<br />

(Exsikkator)<br />

Aceton, Amine<br />

Ether, Kohlenwasserstoffe,<br />

tertiäre Amine<br />

Kohlenwasserstoffe,<br />

Olefine, Aceton, Ether,<br />

neutrale Gase, Chlorwasserstoff<br />

(Exsikkator)<br />

Gase, auch Ammoniak<br />

(Exsikkator)<br />

Ester, Lösungen empfindlicher<br />

Stoffe<br />

(Exsikkator)<br />

Strömende Gase<br />

(bis 10O 0 C), organische<br />

Lösungsmittel<br />

(Exsikkator)<br />

basische Stoffe, Alkohole,<br />

Ether, Chlorwasserstoff,Fluorwasserstoff<br />

saure Stoffe, Alkohole,<br />

Ammoniak, Nitroverbindungen<br />

ungesättigte Verbindungen,<br />

Alkohole,<br />

Ketone, basische Stoffe,<br />

Schwefelwasserstoff,<br />

lodwasserstoff<br />

Aldehyde, Ketone,<br />

saure Stoffe<br />

Aldehyde, Ketone,<br />

saure Stoffe<br />

saure Stoffe<br />

chlorierte Kohlenwasserstoffe<br />

(Vorsicht!<br />

Explosionsgefahr!)<br />

Alkohole und andere<br />

mit Natrium<br />

reagierende Verbindungen<br />

Alkohole, Ammoniak,<br />

Amine<br />

leicht oxidierbare<br />

organische Flüssigkeiten<br />

Fluorwasserstoff<br />

ungesättigte Kohlenwasserstoffe,<br />

polare<br />

anorganische Gase<br />

Bemerkungen<br />

zerfließlich; bei Gastrocknung<br />

mit Stützsubstanz versehen<br />

(vgl.A.1.10.1.)<br />

nach Trocknung sind Gase mit<br />

H2 verunreinigt, bei Lösungsmitteltrocknung<br />

Gasableitung<br />

ermöglichen<br />

zur Vakuumtrocknung<br />

bei erhöhter Temperatur<br />

ungeeignet<br />

für Gastrocknung besonders<br />

geeignet<br />

zerfließlich<br />

zerfließlich<br />

Vorsicht bei der Vernichtung<br />

des Trockenmittels nach der<br />

Trocknung! Man verwende<br />

stets Alkohole, nie Wasser<br />

(Explosionsgefahr!)<br />

billiges Trockenmittel,<br />

basische Verunreinigungen<br />

gut für analytische Zwecke<br />

geeignet<br />

nimmt Lösungsmittelreste auf<br />

zur Trocknung von Lösungsmitteln<br />

hervorragend<br />

geeignet; regenerierbar durch<br />

Erhitzen im Vakuum auf<br />

150 bis 300 0 C; hohe<br />

Trocknungskapazität


A. l .11. Arbeiten im Mikromaßstab 29<br />

Bei der Verwendung von Schwefelsäure als Trockenmittel im Exsikkator gibt man Füllkörper<br />

(Glasringe, Rasching-Ringe u. a.) in den unteren Exsikkatorteil, um ein Verspritzen der<br />

Säure zu vermeiden. In den Exsikkator stellt man häufig ein Schälchen mit Kaliumhydroxid,<br />

um saure Gase zu binden.<br />

Für Trocknung im Feinvakuum und bei höheren Temperaturen ist Schwefelsäure ungeeignet.<br />

1.10.4. Gebräuchliche Trockenmittel<br />

In der Tabelle A.31 sind gebräuchliche Trockenmittel und ihre Anwendungsgebiete aufgeführt.<br />

Man beachte, daß Gase und Flüssigkeiten, wie in A. 1.10.1. und A. 1.10.2. erwähnt, normalerweise<br />

direkt mit dem Trockenmittel in Kontakt gebracht werden. Auch bei dessen richtiger<br />

Auswahl kann es dabei durch Verunreinigungen in der zu trocknenden Substanz zu heftigen<br />

Reaktionen kommen (vgl. z. B. Reagenzienanhang, Trocknen von Tetrahydrofuran). Man<br />

mache es sich deshalb zur Regel, in Zweifelsfällen zunächst mit kleineren Proben die Unbedenklichkeit<br />

des Trocknungsvorganges zu überprüfen!<br />

1.11. Arbeiten im Mikromaßstab<br />

Unter Mikropräparationen versteht man Synthesen mit Ansatzgrößen von 15 bis 150 mg. Im<br />

<strong>Organikum</strong> wird der Begriff auch noch für den Bereich von 150 bis 500 mg verwendet.<br />

Die meisten der im <strong>Organikum</strong> aufgeführten Arbeitsvorschriften eignen sich auch für<br />

Mikropräparationen. Die Reaktionszeiten sind allerdings in der Regel deutlich kürzer.<br />

Lösungsmittelmengen, die im Mikrobereich zu gering erscheinen, kann man ohne Gefahr vergrößern.<br />

Man sollte die Verdünnung aber nicht zu weit treiben, weil die Reaktionsgeschwindigkeit<br />

dadurch natürlich verringert wird und dies in einigen Fällen zu unerwünschten Effekten<br />

führen kann. Die in den Tabellen angegebenen Ausbeuten wird man meist nicht erreichen, da<br />

bei sehr kleinen Ansätzen schon geringe in der Apparatur verbleibende Substanzreste die Ausbeute<br />

merklich vermindern.<br />

Für Arbeiten mit sehr geringen Substanzmengen sind spezielle Apparaturen und Techniken<br />

erforderlich.<br />

Besonders die Handhabung von wenigen Millilitern einer Flüssigkeit sollte man üben! Flüssigkeiten<br />

werden im Mikromaßstab nie gegossen, sondern immer mit einer Pipette überführt.<br />

Einfache Glaspipetten mit Gummikappe (sog. Pasteur-Pipetten, Abb. A.33a) kann man sich<br />

aus Glasrohr leicht selbst herstellen. Ein 12 bis 15 cm langes Rohr wird an einem Ende, bei<br />

gleichbleibender Wandstärke, zu einer feinen Kapillare ausgezogen. Am anderen Ende wird<br />

der Rand des Röhrchens etwas nach außen gebogen oder zu einer Olive aufgeblasen, um einen<br />

festen Sitz der darüber gezogenen Gummikappe bzw. Pipettenpumpe zu gewährleisten. Es ist<br />

nützlich, die Pipetten zu kalibrieren, etwa für 0,5, 1,0, 1,5 und 2,0 ml Inhalt. Dazu zieht man<br />

aus einem kleinen Meßzylinder die entsprechende Menge Flüssigkeit ein und markiert den<br />

Flüssigkeitsstand z. B. mit selbstklebender transparenter Folie.<br />

Aus der Pasteur-Pipette kann man mit wenig Mühe eine Filterpipette herstellen (Abb. A.32).<br />

Man gibt hierzu in die weite Öffnung der Pipette eine winzige Wattemenge und befördert diese<br />

zunächst mit einem Glasstab bis zur Verengung. Dann wird mit einem Stück Stahldraht der<br />

Wattepfropfen weiter bis an das Ende der Kapillare gestoßen. Man achte darauf, daß der<br />

Wattepfropfen nur 2 bis 3 mm des unteren Teils der Kapillare ausfüllt, aber nicht zu fest eingepreßt<br />

ist. Sollte sich jedoch der Pfropfen bei Gebrauch der Pipette herauslösen, wird er entwe-


30 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

der etwas fester eingepreßt, 1 ) oder man extrahiert den Wattebausch zuvor mit Ethanol oder<br />

sauberem Hexan und trocknet ihn, bevor man die eben beschriebene Prozedur durchführt.<br />

Edelstahldraht<br />

Wattepfropfen<br />

Abb. A.32<br />

Glaspipette und Glasfilterpipette nach PASTEUR<br />

Automatische Pipetten gestatten eine schnelle, sichere und reproduzierbare Dosierung von<br />

Flüssigkeiten. Ihre Verwendung ist immer dann notwendig, wenn das Volumen von Reagenzien<br />

exakt zu messen ist.<br />

Für das Arbeiten mit Festsubstanzen benötigt man Mikrospatel, etwa solche, wie sie in der<br />

zahnärztlichen Praxis verwendet werden.<br />

Als Reaktionsgefäße für Mikropräparationen haben sich neben Rundkölbchen von 5 und<br />

10 ml Inhalt besonders Spitzkölbchen (3 und 5 ml Inhalt) bewährt. Wie auch die meisten übrigen<br />

Geräte für mikrochemische Arbeiten werden sie außer mit Schliffen zusätzlich mit einem<br />

Glasaußengewinde angeboten (Abb. A.33a). Dadurch kann man das Gefäß mit einem<br />

Schraubverschluß versehen. Eine normalerweise vorhandene Öffnung in der Verschlußkappe<br />

wird mit einer Dichtung (Septum) z.B. aus Silikonkautschuk verschlossen. Die Kölbchen lassen<br />

sich natürlich auch mit einem Schliffstopfen verschließen. Legt man an Stelle der Dichtung<br />

einen Nullring ein, lassen sich aufgesetzte Schliffe einfach durch Verschraubung fixieren. Für<br />

Schliffverbindungen ohne Außengewinde erfüllen Spezialklemmen den gleichen Zweck. (Abb.<br />

A.33b). Sie sind meist billiger und ebenso wirksam.<br />

Abb. A.33a<br />

Mikrokölbchen (3-5 ml),<br />

Kappe mit Öffnung und<br />

Dichtung bzw. Nullring<br />

Abb. A.33b<br />

Schliffverbindung<br />

mit Klemme<br />

I Zu fest eingepreßte Watte behindert das Aufsaugen von Flüssigkeiten.<br />

Abb. A.33c<br />

Kragenaufsätze nach<br />

HICKMAN und HICKMAN-<br />

HINKLE


A. 1.11. Arbeiten im Mikromaßstab 31<br />

Außer Spitzkölbchen mit überall gleicher Wandstärke sind solche mit planarem äußeren<br />

Boden und gleichbleibendem Außendurchmesser im Angebot (vgl. Abb. A.33a). Diese Kölbchen<br />

sind auch evakuierbar, die Wärmeübertragung beim Erhitzen in Metallblöcken mit geeigneten<br />

Bohrungen ist besonders günstig, und sie lassen sich zudem leicht auf ebenen Unterlagen<br />

abstellen. Sehr kleine Kölbchen dieser Art (etwa 0,1 ml Inhalt) dienen zur Aufnahme von Proben<br />

für die analytische Untersuchung.<br />

Liebig- und Luftkühler sowie der Zweihalsaufsatz entsprechen den Normalausführungen in<br />

verkleinerter Form. Gleiches gilt für Gasableitungs- und Trockenrohre (vgl. Abb. A.34a).<br />

Für einfache Destillationen verwendet man eine Apparatur, bestehend aus einem Spitzkölbchen<br />

mit Magnetrührer sowie einem Kragenaufsatz mit seitlichem Ansatz und aufgesetztem<br />

Rückflußkühler (Luft- oder Liebigkühler). Den Kragenaufsatz gibt es in einfacher Ausführung<br />

(nach HICKMAN) oder mit seitlich angebrachtem verschließbarem Entnahmerohr nach<br />

HICKMAN-HiNKLE (Abb. A.33c), der für die meisten Anwendungen am besten geeignet ist. Ein<br />

Thermometer wird von oben eingeführt. Die Thermometerkugel muß sich kurz unterhalb des<br />

Kragenrandes befinden (vgl. Abb. A.34b). Der seitliche Ansatz des Aufsatzes ist mit einem<br />

Stopfen oder einer Kappe (Septum) verschlossen, durch die eine Kanüle zur tiefsten Stelle des<br />

Kragens geführt werden kann. Auf diese Weise läßt sich mittels Injektionsspritze der Vorlauf<br />

kontinuierlich absaugen. Es ist auch möglich, die Destillation zu unterbrechen, wenn die Temperatur<br />

des Dampfes den gewünschten Wert für den Hauptlauf nahezu erreicht hat. Man öffnet<br />

den seitlichen Ansatz, saugt mit der Pipette den Vorlauf quantitativ ab (evtl. mit einem Föhn<br />

Vorlaufreste von der Wandung des Kragenaufsatzes in den Kragen treiben), verschließt den<br />

seitlichen Ansatz wieder und destilliert den Hauptlauf. Dieser wird anschließend, wie soeben<br />

Abb. A.34a<br />

Rückflußapparatur<br />

mit Einrichtung zum<br />

Auffangen von Gasen<br />

Abb. A.34b<br />

Destillationsapparatur<br />

mit Drehwendel<br />

und Kragenaufsatz<br />

Abb. A.34c<br />

Destillationsapparatur<br />

mit Drehbandkolonne,<br />

Vakuummantel und Vorlage<br />

Ölbad


32 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

beschrieben, entnommen. Zum Rühren verwendet man einen Magneten, wie er in Abbildung<br />

A.34a zu sehen ist. Eine Drehwendel (Abb. A.34b) wird eingesetzt, wenn ein geringer Siedepunktsunterschied<br />

zwischen Vor- und Hauptlauf zu erwarten ist.<br />

Fraktionierte Destillationen werden je nach gewünschtem Trenneffekt in Apparaturen mit<br />

Drehwendel (Abb. A.34b) durchgeführt oder mit Spezialkolonnen, z.B. Drehbandkolonnen<br />

mit einer einen Magneten enthaltenden Teflon-Wendel, die über ein Magnetrührwerk angetrieben<br />

wird. Die handelsübliche Drehbandkolonne nach Abbildung A.34c hat etwa 12 theoretische<br />

Böden bei l 000 bis l 500 Umdrehungen/Minute, die kleinere nach Abbildung A.34b<br />

etwa 6 theoretische Böden (vgl. Kapitel A.2.3.3.). Der in Abbildung A.34c gezeigte Destillationsaufsatz<br />

gestattet durch Drehen, die Destillationsgeschwindigkeit einzustellen. Es sollte<br />

möglichst langsam destilliert werden, damit die Kolonne nicht flutet. Bei richtiger Drehrichtung<br />

des Antriebsmotors muß der Rücklauf problemlos wieder in den Sumpf gelangen!<br />

Die Temperatur in der Kolonne sollte 12O 0 C nicht wesentlich übersteigen. Bei höher siedenden<br />

Substanzen stellt man daher mittels eines Manostaten ein geeignetes Vakuum ein, das<br />

grundsätzlich erst dann angelegt wird, wenn sich der Rührer bewegt. Bei den kleinen Destillatmengen<br />

ist es wichtig, daß man zur Innentemperaturmessung ein empfindliches Thermometer<br />

verwendet, andernfalls wird eine zu niedrige Temperatur angezeigt. Als Wärmeüberträger<br />

können kleine Ölbäder oder mit entsprechenden Aussparungen versehene Metallblöcke, die<br />

auf einem heizbaren Magnetrührwerk sitzen, dienen.<br />

Zur Flüssig-Flüssig-Extraktion und zum Separieren von Flüssigkeiten verwendet man keine<br />

Scheidetrichter, sondern schüttelt das Phasengemisch in einem mit einem Schliffstopfen verschlossenen<br />

Spitzkölbchen. Die Phasen werden getrennt, indem man mittels Pipette die Unterphase<br />

vollständig aufsaugt und anschließend in ein zweites Spitzkölbchen überführt. Meist ist<br />

es günstig, hierfür eine Filterpipette (vgl. Abb. A.32) zu verwenden, besonders, wenn man die<br />

substanzführende Phase aufnimmt (z. B. bei der Extraktion einer wäßrigen Phase mit einem<br />

Lösungsmittel, das schwerer als Wasser ist). Ausschütteln und Aufsaugen werden mehrfach<br />

wiederholt. Kontinuierliche Flüssig-Flüssig-Extraktionen werden in üblichen Extraktoren (Perforatoren)<br />

in entsprechend verkleinerter Form durchgeführt.<br />

Das Umkristallisieren von Festsubstanzen geschieht im Mikromaßstab ähnlich wie bei<br />

größeren Substanzmengen. Man löst zunächst in einem geeigneten Lösungsmittel, filtriert<br />

durch Einziehen in eine Filterpipette, überführt durch Zurückdrücken über den Wattebausch<br />

in ein Spitzkölbchen, engt vorsichtig ein, bis in der Hitze gerade noch keine Kristallisation eintritt,<br />

und läßt langsam abkühlen, z.B. indem man das Kölbchen in ein Wasser- oder Ölbad<br />

hängt, das zuvor auf die Siedetemperatur des Lösungsmittels aufgeheizt wurde. Das Bad kühlt<br />

auf Grund seiner größeren Wärmekapazität sehr langsam ab, was meist zu gut ausgebildeten<br />

Kristallen führt. Sehr lange Kristallisationszeiten sind möglich, wenn man das Wasser- oder<br />

Ölbad durch ein Dewar-Gefäß mit heißer Flüssigkeit ersetzt. Sind ausreichend Kristalle vorhanden,<br />

sammelt man diese auf einem Hirsch-Trichter (Abb. A.38), wäscht mit einem Tropfen<br />

Lösungsmittel und trocknet anschließend evtl. in der Trockenpistole. Die Umkristallisation<br />

wird bis zur Konstanz der Schmelztemperatur wiederholt.<br />

Sehr kleine Mengen an Festsubstanzen werden im Craig-Röhrchen mit Tefloneinsatz<br />

(Abb. A.35a für 2 bzw. 3 ml Inhalt) vom Lösungsmittel befreit. Man füllt es zunächst mit der<br />

Suspension bis maximal einige Millimeter unterhalb der Verengung, verschließt mit dem Tefloneinsatz<br />

und stülpt ein Zentrifugenröhrchen darüber (Teflonstab am Boden des Zentrifugenglases!).<br />

Durch das Loch im Tefloneinsatz wird ein Draht gezogen, der beiderseits aus dem<br />

Zentrifugenglas hängt. Man zentrifugiert vorsichtig, so daß sich das Teflon nicht verbiegt. Tefloneinsätze,<br />

die sich am herausragenden Ende nicht verjüngen, sind grundsätzlich vorzuziehen.<br />

Das beim Übergang vom breiten zum schmalen Teil etwas angeschliffene Röhrchen gestattet<br />

nur dem Lösungsmittel den Durchtritt. Die separierten Kristalle werden mit dem Mikrospatel<br />

vom Teflon und vom Röhrchen gesammelt, nachdem man mit Hilfe des Drahtes das Röhrchen<br />

vorsichtig aus dem Zentrifugenglas gezogen hat.


-Tefloneinsatz<br />

-Loch zur<br />

Durchführung<br />

eines Drahtes<br />

Abb. A.35a<br />

Craig-Röhrchen zum<br />

Umkristallisieren<br />

A. 2.1. Filtrieren und Zentrifugieren 33<br />

Abb. A.35b<br />

GC-Röhrchen<br />

mit Kölbchen im<br />

Zentrifugenglas<br />

Bei einigen Umsetzungen werden gasförmige Produkte gebildet, die man in einer Apparatur<br />

entsprechend Abbildung A.34a auffangen kann. Das kapillare Gasableitungsrohr garantiert<br />

ein geringes Totvolumen. Das Gas kann man in einem Zylinder mit Verschlußkappe und Septum<br />

sammeln und mittels Injektionsspritze und Kanüle zur Analyse entnehmen.<br />

Werden bei Reaktionen Flüssigkeiten in einer Menge unter 100 jil gebildet, kann man diese<br />

nicht mehr destillieren. Zur Reinigung verwendet man dann die präparative Gaschromatographie.<br />

Das gereinigte Produkt kann man aus dem GC-Röhrchen in ein entsprechendes Fläschchen zentrifugieren<br />

(Abb. A.35b). Röhrchen und Flasche werden im Zentrifugenglas durch Watte fixiert.<br />

2. Trennverfahren<br />

2.1. Filtrieren und Zentrifugieren<br />

Um Teilchen eines Feststoffes von einer Flüssigkeit abzutrennen, kann man im einfachsten Fall<br />

die Flüssigkeit abgießen (dekantieren). Hierdurch wird jedoch keine vollständige Trennung<br />

erreicht, so daß man, vor allem wenn der Feststoff rein erhalten werden soll, filtrieren oder<br />

Zentrifugieren muß.<br />

Die Filtration erfolgt am einfachsten durch einen Trichter mit weichem Papierfilter (Faltenfilter).<br />

Bei grobdispersen Teilchen treten keine Schwierigkeiten auf, feindisperse Teilchen (Trübungen)<br />

werden jedoch häufig nicht zurückgehalten. Läuft nur der erste Teil des Filtrats trüb<br />

durch, wird dieser Teil nochmals durch das gleiche Filter gegossen. Andernfalls wird vor der<br />

Filtration ein sogenanntes Filterhilfsmittel (Papierschnitzel, Kieselgur, Aktivkohle) in die<br />

Mischung eingerührt. Dieses Verfahren erleichtert auch die Abtrennung von Niederschlägen,<br />

die die Filterporen verstopfen. Es ist natürlich nur anwendbar, wenn auf das Filtrat Wert gelegt<br />

und der Niederschlag verworfen wird.<br />

Soll ein kristalliner Niederschlag gewonnen werden, ist die gewöhnliche Filtration schlecht<br />

geeignet. Man bedient sich dann des Absaugens über Filtrierpapier. Bei größeren Substanzmengen<br />

wird der Büchner-Trichter mit Saugflasche (Abb. A.36) bzw. Wittschem Topf benutzt,<br />

die über eine Woulfesche Flasche mit einer Vakuumpumpe verbunden sind. Anstelle von<br />

durchbohrten Stopfen kann man hierzu auch konische Gummidichtungen unterschiedlicher<br />

Größen zwischen Saugflasche und Nutsche verwenden.<br />

Die Größe der verwendeten Nutsche soll im richtigen Verhältnis zur abzusaugenden Substanzmenge<br />

stehen: Die Kristalle müssen die Fläche der Nutsche völlig bedecken, doch<br />

erschweren zu dicke Kristallkuchen das Absaugen und Auswaschen.


34 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Abb. A.36<br />

Saugflasche mit Büchner-Trichter<br />

Abb. A.37<br />

Glasfilternutsche<br />

Das gut passende weiche Papierrundfilter wird zunächst auf der Filterplatte mit Lösungsmittel<br />

befeuchtet und angedrückt bzw. angesaugt. Danach wird die zu filtrierende Mischung<br />

aufgebracht. Beim Absaugen soll nur der für eine mäßige Filtrationsgeschwindigkeit gerade<br />

nötige Unterdruck angewendet werden. Der Niederschlag wird mit der flachen Seite eines<br />

Glasstopfens fest angedrückt, bis keine Mutterlauge mehr abtropft. Es ist darauf zu achten,<br />

daß sich keine Risse im Filterkuchen bilden, da dies zu ungleichmäßigem, unvollständigem<br />

Absaugen und zu Verunreinigungen durch Verdunsten des Lösungsmittels führt. Zur Entfernung<br />

noch anhaftender Mutterlauge wird das feuchte Kristallisat danach mit kleinen Portionen<br />

desselben oder auch eines anderen geeigneten Lösungsmittels, in dem die Substanz schwer löslich<br />

ist, gewaschen. Die nötigenfalls vorgekühlte Waschflüssigkeit soll schon vor Beginn der<br />

Arbeit bereitstehen. Man durchtränkt den Niederschlag zunächst mit dem Lösungsmittel, das<br />

erst danach durch Anlegen des Vakuums abgesaugt wird. Nach dem Auswaschen wird der<br />

Rückstand getrocknet bzw. trockengesaugt. Vorher verdrängt man häufig zur Zeitersparnis<br />

hochsiedende Lösungsmittel durch andere, auch schwerlösende, aber niedrig siedende (etwa<br />

höhere Kohlenwasserstoffe durch Ligroin, höhere Alkohole durch Ethanol, Eisessig durch<br />

Ether usw.).<br />

Bei Anwesenheit von starken Alkalien, Säuren, Anhydriden, Oxidationsmitteln usw., die<br />

die üblichen Papierfilter angreifen, saugt man durch eine Glas/ritte mit der Porengröße G 2<br />

bzw. G 3, die auch generell die Papierfilter ersetzen kann (Abb. A.37).<br />

Hat man kleinere Substanzmengen abzusaugen, so benutzt man den Hirsch-Trichter mit<br />

Saugröhrchen (Abb. A.38) oder, insbesondere für kleinste Substanzmengen, den Glasnagel-<br />

Trichter nach Abbildung A.39. Der Glasnagel wird aus einem dünnen Glasstab hergestellt,<br />

Abb. A.38<br />

Saugrohr mit<br />

Hirsch-Trichter<br />

Abb. A.39<br />

Absaugen kleiner<br />

Substanzmengen<br />

Abb. A.40<br />

Absaugen unter<br />

Kühlung


A. 2.1. Filtrieren und Zentrifugieren 35<br />

indem man ein Ende in der Flamme zum Erweichen bringt und dann plattdrückt. Das Filter<br />

muß genau abschließen und soll keinen stark nach oben gebogenen Rand besitzen. In das<br />

Saugröhrchen stellt man ein kleines Reagenzglas und kann so das Filtrat verlustlos entnehmen.<br />

Verlangt der niedrige Schmelzpunkt des Kristallisats oder seine zu große Löslichkeit bei<br />

Zimmertemperatur ein Absaugen bei tieferen Temperaturen, so genügt bei kleinen Niederschlagsmengen<br />

u. U. das Vorkühlen des Trichters und der Lösung im Kühlschrank. Andernfalls<br />

benutzt man am einfachsten eine Kombination aus einer Saugflasche und einer abgesprengten<br />

Flasche, deren scharfe Kanten rund gefeilt oder geschmolzen sind (Abb. A.40). Als Kühlfüllung<br />

dienen Eis oder eine Kältemischung (vgl. A.I.7.3.).<br />

Muß heiß filtriert werden, was normalerweise bei jedem Umkristallisieren erforderlich ist,<br />

benutzt man den Heißwassertrichter nach Abbildung A.41,a, bei dem grundsätzlich vor dem<br />

Filtrieren die offene Flamme zu löschen ist, oder den mit einer dampfbeheizten Schlange<br />

umgebenen Trichter (Abb. A.41,b). Einen mit Dampf zu beheizenden Büchner-Trichter zeigt<br />

Abbildung A.41,c. Es sind auch elektrisch heizbare Glasfritten im Handel. Der Trichterstiel<br />

muß weit und kurz sein, weil er sonst durch auskristallisierende Substanz leicht verstopfen<br />

kann.<br />

C<br />

Q A r<br />

b) c)<br />

Abb. A.41<br />

Beheizbare Trichter<br />

a) Heißwassertrichter; b) Trichter mit dampfbeheizter Schlange; c) dampfbeheizter Büchner-Trichter<br />

Vielfach ist ein Absaugen in der Hitze nicht möglich, da im Vakuum zuviel Lösungsmittel<br />

verdampft. Bei konzentrierten Lösungen verstopfen dadurch leicht die Filterporen und die<br />

Öffnungen im Nutschenboden. Man lege deshalb nur ein schwaches Vakuum an.<br />

Das Zentrifugieren bietet im Laboratorium gegenüber der Filtration vor allem dann<br />

Vorteile, wenn kleine Substanzmengen möglichst verlustlos isoliert werden sollen oder das<br />

abzusaugende Produkt leicht die Poren des Filters verstopft. Die üblichen Laboratoriumszentrifugen<br />

für präparative Arbeiten sind Sedimentationszentrifugen und besitzen eine Umdrehungszahl<br />

von 2 000 bis 3 000 U • min- 1 . Meist stehen keine größeren Modelle als die mit<br />

einem Fassungsvermögen von viermal 150 ml zur Verfügung. Die Suspension wird in die Zentrifugengläser<br />

(nicht Reagenzgläser!) gebracht, und die Einsätze einschließlich Inhalt werden<br />

durch Veränderung der Flüssigkeitsmenge auf gleiche Masse austariert. Wenn der Nieder-<br />

Filterpapier<br />

Abb. A.42<br />

Entfernen von Flüssigkeit<br />

nach dem Zentrifugieren<br />

Abb. A.43<br />

Zentrifugenglas mit Anschluß<br />

zum Abpumpen


36 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

schlag nach dem Schleudern genügend fest am Boden der Gläser haftet, gießt man die darüberstehende<br />

Flüssigkeit ab, schlämmt zum Auswaschen mit wenig Waschflüssigkeit auf und zentrifugiert<br />

erneut. Mit einem Filterpapierstreifen läßt sich nach dem Zentrifugieren ein Großteil<br />

des anhaftenden Lösungsmittels aufsaugen (Abb. A.42). Zur Beseitigung des restlichen<br />

Lösungsmittels wird an das Zentrifugenglas nach Abbildung A.43 vorsichtig und langsam<br />

Vakuum angelegt, wobei man evtl. zusätzlich in einem Heizbad erwärmt.<br />

2.2. Kristallisieren<br />

Die wichtigste Methode zur Reinigung fester Stoffe ist das Umkristallisieren: Man sättigt ein<br />

geeignetes Lösungsmittel in der Hitze mit dem Rohprodukt, filtriert von unlöslichen Bestandteilen<br />

noch heiß ab und läßt die Lösung erkalten, wobei die Substanz - in der Regel in reinerer<br />

Form - wieder auskristallisiert.<br />

2.2.1. Wahl des Lösungsmittels<br />

Die Substanz soll in dem Lösungsmittel in der Kälte wenig, in der Hitze gut löslich sein, und<br />

die Verunreinigungen sollen eine möglichst hohe Löslichkeit besitzen. Auch die Verwendung<br />

eines Lösungsmittels, in dem die Verunreinigungen nur sehr wenig löslich sind und daher<br />

zuerst auskristallisieren bzw. gar nicht erst in Lösung gehen, führt u. U. zum Ziel. Hier erhält<br />

man meist erst durch mehrfache Kristallisation ein genügend reines Produkt. Wenn Art und<br />

Menge des anzuwendenden Lösungsmittels unbekannt ist, werden zunächst Vorversuche mit<br />

kleinsten Mengen im Reagenzglas ausgeführt. Die Auswahl des Lösungsmittels richtet sich<br />

dabei zunächst nach dem alten - vor allem bei Verbindungen einfacheren Baus gültigen -<br />

Erfahrungssatz, daß eine Substanz von einem chemisch nahestehenden Lösungsmittel gut<br />

gelöst wird. Einen Anhaltspunkt kann folgende Aufstellung geben:<br />

Sto#klasse<br />

Kohlenwasserstoffe hydrophob<br />

Halogenkohlenwasserstoffe<br />

Ether<br />

Amine<br />

Ester<br />

Nitroverbindungen<br />

Nitrile<br />

Ketone<br />

Aldehyde<br />

Phenole<br />

Amine<br />

Alkohole<br />

Carbonsäuren<br />

Sulfonsäuren<br />

Salze hydrophil<br />

Gut löslich in Lösungsmitteln vom Typ<br />

Kohlenwasserstoff, Ether,<br />

Halogenkohlenwasserstoff<br />

Ester<br />

Alkohol, Dioxan, Eisessig<br />

Alkohol, Wasser<br />

Wasser<br />

Selbstverständlich darf das Lösungsmittel die Substanz nicht chemisch verändern.<br />

Lösungsmittelkombinationen (z. B. Wasser/Alkohol, Wasser/Dioxan, Chloroform/Petrolether)<br />

können ebenfalls gut geeignet sein. Ihre günstigste Zusammensetzung muß man in Vorversuchen<br />

ermitteln.


2.2.2. Umkristallisieren<br />

A. 2.2. Kristallisieren 37<br />

Die Substanz wird zunächst unter Beachtung der Arbeitsschutzvorschriften (vgl. A.l.7.2.) mit<br />

einer zur vollständigen Auflösung nicht ausreichenden Menge des Lösungsmittels erhitzt. Da<br />

normalerweise die Löslichkeitskurve in der Nähe des Lösungsmittelsiedepunkts steil ansteigt,<br />

sollte man beim Umkristallisieren immer bis zum Sieden erhitzen. Man gibt dann durch den<br />

Kühler vorsichtig so lange Lösungsmittel nach, bis sich in der Siedehitze alles aufgelöst hat.<br />

Bei Verwendung brennbarer Lösungsmittel sind dabei alle Flammen in der Umgebung zu<br />

löschen! Siedesteine werden unwirksam, wenn die Lösung (z. B. durch Zugabe von neuem<br />

Lösungsmittel) unter den Siedepunkt abkühlt (vgl. A.l.7.2.). Ist in Vorversuchen festgestellt<br />

worden, daß ungelöste Fremdstoffe als Rückstand bleiben, darf nicht in Erwartung einer klaren<br />

Lösung zuviel Lösungsmittel zugegeben werden!<br />

Man mache es sich zur Gewohnheit, den Feststoff zu wägen und die Lösungsmittel zu messen,<br />

um den Prozeß stets quantitativ auswerten und reproduzieren zu können.<br />

Bei Verwendung von Lösungsmittelgemischen löst man am besten in einer kleinen Menge<br />

des guten Lösungsmittels und gibt in der Hitze langsam so lange portionsweise das schlechtere<br />

Lösungsmittel zu, bis sich die an der Eintropfstelle bildende Fällung gerade wieder auflöst.<br />

Erscheint das Gesamtvolumen der Lösung zu klein, fügt man noch eine kleine Menge des besseren<br />

Lösungsmittels zu und wiederholt den Vorgang. Die Gefahr, daß zuviel Lösungsmittel<br />

verwendet wurde, ist beim Anfänger jedoch meist größer. Auch die umgekehrte Verfahrensweise<br />

(langsame Zugabe eines guten Lösungsmittels zur Suspension der Substanz im schlechten)<br />

ist mitunter vorteilhaft.<br />

Wenn es notwendig ist, werden nach dem Auflösen der Substanz zur Entfärbung (vgl.<br />

A.2.6.1.) gepulverte Aktivkohle bzw. Tierkohle (1/20 bis 1/50 des Substanzgewichts) oder zur<br />

Klärung Filterschnitzel, Kieselgur usw. zugesetzt.<br />

Man läßt die Lösung vorher etwas abkühlen, da diese Stoffe evtl. Siedeverzüge spontan aufheben<br />

und es zu heftigem, explosionsartigem Aufsieden kommen kann. Aus Aktivkohle entweicht<br />

viel Luft, die ein Aufschäumen verursacht.<br />

Danach wird nochmals kurz aufgekocht und anschließend heiß filtriert (vgl. dazu A.2.I.).<br />

Das Gefäß wird verschlossen und dann zum Abkühlen stehengelassen. Zur Vermehrung der<br />

Ausfällung stellt man das Gefäß entweder in den Kühlschrank oder kühlt mit Eis bzw. Kältemischungen.<br />

Die Neigung, übersättigte Lösungen zu bilden, ist bei organischen Substanzen sehr groß.<br />

Durch Einbringen eines „Impfkristalls" des gleichen oder eines isomorphen Stoffs kann die<br />

Übersättigung häufig aufgehoben werden. Auch das Reiben mit einem Glasstab an der Wandung<br />

des Gefäßes schafft Keime, an deren Vorhandensein die Kristallisation gebunden ist.<br />

Die Kristallisationsgeschwindigkeit ist oft sehr klein und die Kristallisation einer erkalteten<br />

Lösung daher vielfach erst nach Stunden beendet. Vereinzelt bilden sich noch nach Wochen<br />

und Monaten Kristallfällungen. Man sollte daher Mutterlaugen nie vorzeitig verwerfen.<br />

2.2.3. Kristallisation aus der Schmelze<br />

<strong>Organisch</strong>e Substanzen bilden nicht nur übersättigte Lösungen, sondern leicht auch unterkühlte<br />

Schmelzen. So scheiden sich vor allem niedrig schmelzende Substanzen aus Lösungen<br />

auch unterhalb ihrer Schmelztemperatur oft ölig ab. In diesem Fall muß die Lösung noch etwas<br />

verdünnt und ganz langsam abgekühlt werden (z. B. durch Erkaltenlassen in einem vorher<br />

erhitzten Wasserbad). Keinesfalls darf beim Auflösen über die Schmelztemperatur der Substanz<br />

erhitzt werden, sondern höchstens bis 1O 0 C unter die Schmelztemperatur. Man unterstützt<br />

die Kristallisation durch Anreiben mit dem Glasstab, Verreiben und Stehenlassen eines


38 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Tropfens der Substanz auf einer angerauhten Glasfläche oder Anreiben einer Probe mit einem<br />

leicht flüchtigen Lösungsmittel auf einem Uhrglas.<br />

Auch nach dem Abdestillieren von Lösungsmitteln bleiben feste organische Substanzen<br />

häufig unterhalb ihres Schmelzpunktes als Öl zurück. Sie sind manchmal nur sehr schwer zur<br />

Kristallisation zu bringen. Keimbildung und Kristallwachstum sind in verschiedener Weise<br />

temperaturabhängig. Nach der Tammannschen Regel liegt das Maximum der Keimbildung<br />

etwa 10O 0 C, das Maximum der Kristallisationsgeschwindigkeit 20 bis 5O 0 C unter der Schmelztemperatur<br />

(Abb. A.44).<br />

-60 -40 -20 O 20 40<br />

t / 0 C —<br />

60 80 100 120<br />

Abb. A.44<br />

Keimbildungsgeschwindigkeit ( ),<br />

Viskosität ( )<br />

und Kristallisationsgeschwindigkeit ( )<br />

in Abhängigkeit von der Temperatur<br />

Um die für die Kristallisation optimale Temperatur zu erreichen, hält man die Substanz zur<br />

Keimbildung einige Stunden bei etwa 100 0 C unter der mutmaßlichen Schmelztemperatur und<br />

erhöht dann die Temperatur um etwa 50 0 C.<br />

Häufig hemmen gelöste Verunreinigungen die Keimbildung und die Kristallisation. Da<br />

besonders mitgerissenes und gelöstes Schliffett zur Kristallisationsverzögerung führen kann,<br />

sollte man die Schliffe nur sparsam oder bei speziellen und diffizilen Reinigungsoperationen<br />

überhaupt nicht fetten.<br />

Will die Kristallisation nicht gelingen, muß nochmals anderweitig gereinigt werden (Feindestillation,<br />

Chromatographie, Verteilung). Sind Anhaltspunkte über die Art der Verunreinigung<br />

vorhanden, so kann u. U. ein nochmaliges Auswaschen des Öls mit speziellen Reagenzien<br />

zum Ziele führen. So lassen sich beispielsweise Säuren mit Sodalösung, Amine mit Säuren und<br />

Aldehyde mit Natriumhydrogensulfit entfernen.<br />

2.3. Destillation und Rektifikation<br />

Die Destillation ist die wichtigste Trenn- und Reinigungsmethode für flüssige Substanzen. Im<br />

einfachsten Fall der Destillation wird eine Flüssigkeit durch Wärmezufuhr zum Sieden<br />

gebracht und der entstehende Dampf in einem Kühler als Destillat kondensiert. Da sich hier<br />

nur eine Phase bewegt, nämlich der Dampf, spricht man auch von Gleichstromdestillation.<br />

Wenn dagegen ein Teil des kondensierten Dampfs (der sog. Rücklauf) dem aufsteigenden<br />

Dampf entgegenläuft und dem Siedekolben ständig wieder zugeführt wird, haben wir es mit<br />

einer Gegenstromdestillation zu tun. Die Gegenstromdestillation oder Rektifikation wird in<br />

Destillationskolonnen durchgeführt.


2.3.1. Abhängigkeit der Siedetemperatur vom Druck<br />

A. 2.3. Destillation und Rektifikation 39<br />

Der Dampfdruck einer Flüssigkeit steigt mit der Temperatur stark an. Wenn er gleich dem<br />

äußeren Druck ist, siedet die Flüssigkeit. Die Temperaturabhängigkeit des Dampfdrucks ist<br />

durch die Clausius-Clapeyronsche Gleichung gegeben:<br />

p Dampfdruck; AVH molare Verdampfungsenthalpie; R Gaskonstante<br />

Nach Integration erhält man:<br />

i\i<br />

C [A.46]<br />

(AVH wird dabei als von der Temperatur unabhängig angenommen.)<br />

Wenn man den Logarithmus des Dampfdrucks über der reziproken absoluten Temperatur<br />

aufträgt, ergibt sich daher (annähernd) eine Gerade. Ein solches Diagramm ist in Abbildung<br />

A.47 gezeichnet. Die Steigung der Geraden ist durch die molare Verdampfungswärme festgelegt<br />

und bei chemisch ähnlichen Stoffen ähnlicher Siedetemperatur nicht sehr verschieden.<br />

Man kann deshalb aus dem Diagramm die Siedetemperaturen beliebiger organischer Verbindungen<br />

bei beliebigen Drücken annähernd bestimmen.<br />

Zur groben Abschätzung kann folgende Faustregel dienen: eine Verminderung des äußeren<br />

Drucks um die Hälfte reduziert die Siedetemperatur um etwa 15 0 C. So würde z. B. eine Verbindung<br />

mit einer Siedetemperatur von 18O 0 C bei Normaldruck (~ 100 kPa; 760 Torr) bei<br />

~ 50 kPa (380 Torr) etwa bei 165 0 C sieden, bei ~ 25 kPa (190 Torr) bei 150 0 C usw.<br />

2.3.2. Einfache Destillation<br />

2.3.2.1. Physikalische Grundlagen des Trennvorgangs<br />

Bei der Destillation eines binären Gemisches sind die Partialdrücke pA bzw. pB der beiden Komponenten<br />

im Dampfraum (ideales Verhalten vorausgesetzt. Dies ist bei chemisch ähnlichen Verbindungen, vor allem<br />

bei Homologen, weitgehend erfüllt):<br />

PB = PB*B<br />

Raoultsches Gesetz [A.48]<br />

PA, PB Dampfdruck der reinen Komponente A bzw. B; JCA, XB Molenbruch der Komponente A bzw. B in<br />

der Flüssigkeit.<br />

Da in einer binären Mischung JCB = l - JCA ist, gilt für das Verhältnis der Partialdrücke im Dampfraum:<br />

pA PA *A<br />

[A.49]<br />

pB Pul-;<br />

Der Partialdruck im Dampfraum pA bzw. pB ist mit dem Gesamtdruck p außerdem über die Molenbrüche<br />

der beiden Komponenten im Dampfraum VA bzw. yB verknüpft:<br />

pA=pyA pB=pyB = pO-yA) [A.50]<br />

Durch Einsetzen in [A.49] erhält man:<br />

VA PA *A<br />

l -VA P3I-J<br />

[A.51]<br />

Nach Übereinkommen werden v und x ohne Angabe eines Index stets für die leichter flüchtige Komponente<br />

gebraucht. Das Verhältnis der Dampfdrücke der reinen Komponenten erhält das Symbol a und wird<br />

als relative Flüchtigkeit bezeichnet. [A.51] wird damit zu:


40 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

133,3 (1OOO)<br />

106,7 (ÖOO)<br />

101,3 (760)<br />

8O1O (6OO)<br />

53,3 (400)<br />

4O,O (3OO)<br />

26,7 (200) [<br />

2O,0 (150)<br />

13,3 (100)<br />

10,7 (8OJ^<br />

6,0 (60)<br />

5,3 (40)<br />

4,0 (30)<br />

2,7 (20)<br />

2,0 (15)<br />

1.2<br />

(10)<br />

(8)<br />

0,8 ( 6 )<br />

O7S ( 4 )<br />

0,4 (3>l<br />

0,3 (2)<br />

(0,8)[<br />

(0,6) |<br />

(0,4)<br />

(0,2)<br />


A. 2.3. Destillation und Rektifikation 41<br />

-^-= a-^ mit ££ = * [A.52]<br />

l -y l -x PB<br />

Die Gleichung erklärt den Zusammenhang zwischen der relativen Konzentration der leichter siedenden<br />

Komponente in der Dampfphase bzw. der Flüssigkeit. Man erkennt, daß ein Unterschied in der Zusammensetzung<br />

von Dampfphase und Flüssigkeit nur dann eintritt, wenn a > l ist. Nur in diesem Falle ist eine<br />

Trennung durch Destillation möglich. Die Anreicherung der leichter flüchtigen Komponente im Dampf ist<br />

andererseits um so größer, je größer a ist, d. h. je mehr sich die Dampfdrücke der reinen Komponenten<br />

unterscheiden. Die Gleichung [A.52] gibt die Anreicherung der leichter flüchtigen Komponente an, die<br />

durch eine einmalige Verdampfung erreicht wird.<br />

Unterscheiden sich die zu trennenden Substanzen in ihrer Flüchtigkeit nicht genügend, so<br />

lassen sie sich durch einmaliges Verdampfen und Kondensieren, d. h. durch einfache Destillation,<br />

nicht befriedigend trennen. In solchen Fällen muß der Verdampfungsvorgang mehrere<br />

Male wiederholt werden. Mit Hilfe von Destillationskolonnen läßt sich diese Forderung in<br />

einem Arbeitsgang verwirklichen (fraktionierte Destillation, Rektifikation, vgl. A.2.3.3.).<br />

Der Anfänger ist sich oft nicht klar darüber, wann eine Rektifikation mit einer Kolonne<br />

nötig ist. Meist wird das Trennvermögen der einfachen Gleichstromdestillation überschätzt.<br />

Als Faustregel kann gelten, daß man in den Fällen eine Rektifikation anwenden muß, wo die<br />

Siedetemperaturdifferenz der zu trennenden Stoffe weniger als 80 0 C beträgt.<br />

2.3.2.2. Durchführung einer einfachen Destillation<br />

Zweckmäßig führt man Destillationen bei Siedetemperaturen zwischen 40 0 C und 150 0 C aus,<br />

da sich oberhalb 150 0 C viele Substanzen bereits merklich zersetzen, während der Dampf von<br />

Flüssigkeiten mit einer Siedetemperatur unter etwa 4O 0 C in einer gewöhnlichen Apparatur<br />

nicht mehr vollständig kondensiert werden kann.<br />

Siedet ein Stoff bei Normaldruck oberhalb 15O 0 C, destilliert man ihn daher im Vakuum. In<br />

den meisten Fällen ist das Vakuum einer Wasserstrahlpumpe (etwa 1,1 bis 2,0 kPa; 8 bis<br />

15 Torr) oder einer Drehschieberölpumpe (etwa l O- 3 bis l O- 1 kPa; 0,01 bis l Torr) ausreichend<br />

(vgl. A.I.9.).<br />

Manche Stoffe vertragen nur eine sehr geringe thermische Belastung und müssen daher,<br />

auch wenn sie Normaldrucksiedetemperaturen unterhalb 15O 0 C besitzen, im (leichten)<br />

Vakuum destilliert werden (z. B. Methylvinylketon, vgl. D.3.I.6.).<br />

| Bei Vakuumdestillationen ist grundsätzlich eine Schutzbrille zu tragen (vgl. auch A.I.9.)!<br />

Abbildung A.53 zeigt eine aus den üblichen Baukastenteilen zusammengestellte einfache<br />

Vakuumdestillationsapparatur. Sie ist (ohne Siedekapillare) auch für Destillationen unter Normaldruck<br />

brauchbar.<br />

Als Destillationsblase dient im Laboratorium allgemein der Rundkolben. Seine Größe ist so<br />

zu wählen, daß er nicht mehr als bis zur Hälfte, bei Normaldruck zu zwei Dritteln gefüllt ist.<br />

Andererseits ist es falsch, zu große Kolben zu nehmen, da sie viel Rückstand zurückhalten.<br />

Zum Beheizen des Kolbens verwendet man Heizbäder (vgl.A.1.7.1.) oder Spezialkolben mit<br />

elektrischer Innenheizung. Das Erhitzen auf dem Drahtnetz oder etwa mit freier Flamme ist<br />

wegen der Gefahr örtlicher Überhitzung grundsätzlich zu vermeiden. Die Wahl des Kühlers<br />

richtet sich nach der Siedetemperatur und der Verdampfungswärme der zu destillierenden Verbindung<br />

sowie nach der Destillationsgeschwindigkeit (vgl. A.I.3.).<br />

Siedekolben und Kühler werden durch Destillationsaufsätze miteinander verbunden. Im<br />

Vakuum verwendet man den Claisen-Aufsatz (A in Abb. A.53), der auch bei Destillation unter<br />

Normaldruck benutzt werden kann. Einen einfacheren Aufsatz für Normaldruck zeigt Abbildung<br />

A.54.


42 A. Einführung in die Laboratoriumstecbnik<br />

Abb.A.53<br />

Vakuumdestillationsapparatur<br />

A Claisen-Aufsatz; B Destillationsvorstoß<br />

Abb. A.54<br />

Einfacher Destillationsaufsatz<br />

Abb. A.55<br />

Anschütz-Thiele-Vorstoß<br />

Abb. A.56<br />

„Spinne"<br />

Man achte darauf, daß die Thermometerkugel kurz unterhalb des Ansatzrohres steht (beim<br />

Kauf der Geräte beachten!), so daß sie vom Dampf vollkommen umspült wird. Bei Verwendung<br />

von Thermometern ohne Schliff ist eine Korrektur der abgelesenen Temperaturwerte<br />

notwendig (vgl. A.3.1.1.).<br />

Das Tropfrohr des Destillationsvorstoßes (B in Abb. A.53) soll nicht zu eng sein (5 bis 6 mm<br />

Innendurchmesser). Zum Wechseln der Vorlage im Vakuum dient der Anschütz-Thiele-Vorstoß<br />

(Abb. A.55). Man mache sich seine Arbeitsweise klar. Dieser Vakuumvorstoß ist nur<br />

dann zu gebrauchen, wenn die Hähne einwandfrei eingeschliffen sind. Billiger und robuster ist<br />

eine sog. „Spinne" (Abb. A.56), bei der mehrere Vorlagen gleichzeitig unter Vakuum stehen.<br />

Die Zahl der ohne Unterbrechung der Destillation abnehmbaren Fraktionen ist hier natürlich<br />

begrenzt. Die Anordnung nach Abbildung A.57 kann demselben Zweck dienen, wobei der<br />

Zweihalskolben hier durch einen Vakuumvorstoß mit Rundkolben ersetzt werden kann.<br />

Als Vorlagen kommen, am besten auch bei Destillationen unter Normaldruck, Rundkolben<br />

in Frage. Man tariere von vornherein eine genügende Anzahl von Rundkolben und vermerke<br />

die Masse mit Glastinte oder Bleistift auf dem eingeätzten Markenschild.


A. 2.3. Destillation und Rektifikation 43<br />

Bei Zimmertemperatur erstarrende Substanzen lassen sich in einem Säbelkolben (Abb.<br />

A.58) destillieren. Nachteilig ist dabei, daß sich nur eine Fraktion auffangen läßt. Günstiger ist<br />

hier ein Luftkühler in Verbindung mit der in Abbildung A.57 gezeigten einfachen Anordnung,<br />

die Hähne und enge Rohrstellen vermeidet. Im Kühler erstarrte Substanz bringt man durch<br />

vorsichtiges Fächeln mit der leuchtenden Gasflamme oder Bestrahlen mit einer Infrarotlampe<br />

zum Schmelzen.<br />

Abb. A.57<br />

Vorlage für Vakuumdestillationen<br />

(auch für erstarrende Stoffe geeignet)<br />

Abb. A.58<br />

Säbelkolben<br />

Für die Destillation kleiner Mengen, wie sie bei Halbmikropräparationen oder beim analytischen<br />

Arbeiten anfallen, eignet sich die in Abbildung A.59 gezeigte Apparatur. Zur Verhinderung<br />

von Siedeverzügen genügen bei diesen kleinen Mengen anstelle einer Siedekapillare Siedesteine,<br />

ein in die Flüssigkeit gestellter Holzspan oder ein Glaswollebausch.<br />

Es empfiehlt sich, die zu destillierende Substanz in den Destillationskolben einzuwägen, um<br />

am Ende der Destillation an Hand der Massen der Fraktionen, des Rückstandes und des Einsatzes<br />

eine Mengenbilanz der Destillation aufstellen zu können.<br />

Zur Verhinderung von Siedeverzügen gibt man in die noch kalte Flüssigkeit zwei bis drei<br />

Stücke unglasierter Tonscherben („Siedesteinchen", vgl. A. 1.7.2.). Wird die Destillation unterbrochen,<br />

so müssen vor ihrer Wiederaufnahme frische Siedesteine zugegeben werden.<br />

Bei Vakuumdestillationen werden Siede Verzüge durch eine Kapillare verhindert. Man zieht<br />

sie aus einem dünnen, möglichst starkwandigen Glasrohr in der entleuchteten Flamme und<br />

gibt ihr dann durch abermaliges Ausziehen über der Sparflamme die genügende Feinheit.<br />

Beim Eintauchen der Kapillarenspitze in Aceton sollen beim Hineinblasen langsam und einzeln<br />

nur kleine Luftbläschen herausperlen. Die Kapillare wird mit Hilfe eines Schliffstückes<br />

mit darübergezogenen Gummischlauch (vgl. Abb. A.53) oder eines Gummistopfens in den<br />

Claisen-Aufsatz oder einen Hals des Mehrhalskolbens (vgl. Abb. A.73) eingesetzt. Man verwendet<br />

auch mit einem Schliffkern verschmolzene Glasrohre, die zur Kapillare ausgezogen<br />

werden. In Abschnitt A. 1.6. wurde gezeigt, wie durch die Kapillare ein inertes Gas (meist<br />

Stickstoff) eingeführt werden kann. Ist eine Normaldruckdestillation unter Schutzgasatmosphäre<br />

erforderlich, ersetzt man die Kapillare durch ein Gaseinleitungsrohr und leitet das Gas<br />

langsam durch die zu destillierende Flüssigkeit.<br />

Verwendet man zur Vakuumdestillation einen Kolben mit Magnetrührer, so kann auf die<br />

Siedekapillare verzichtet werden.<br />

Bei Vakuumdestillationen wird zuerst das erforderliche Vakuum hergestellt, dann der Kolben<br />

beheizt (am Schluß zuerst Heizung entfernen, dann Vakuum vorsichtig aufheben).<br />

Manche Flüssigkeiten schäumen stark beim Destillieren. In wäßrigen Lösungen kann man<br />

das Schäumen durch einen Tropfen Octanol oder Siliconöl („Antaphron") unterdrücken. Bei<br />

hartnäckigem Schäumen führt man unter Verzicht auf das Thermometer auch in den zweiten<br />

Hals des Claisen-Aufsatzes eine Kapillare ein. Der Luftstrom bringt die Blasen zum Platzen.<br />

Man kann auch zwischen Kolben und Destillieraufsatz einen Schaumbrecher (Abb. A.60) einbauen.


44 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Abb. A.59<br />

Apparatur zur Destillation kleiner Substanzmengen<br />

Abb. A.60<br />

Schaumbrecher<br />

Löcher im<br />

eingeschmolzenen<br />

Rohr<br />

Die Destillationsgeschwindigkeit wählt man im allgemeinen so, daß nicht mehr als l bis 2<br />

Tropfen Destillat in der Sekunde übergehen.<br />

Auch bei einfachen Destillationen ist es nützlich, eine Siedekurve aufzuzeichnen, d. h. die<br />

Siedetemperatur über der Destillatmenge (in ml) aufzutragen (Abb. A.61). Man verwendet<br />

dazu eine graduierte Vorlage (z. B. Meßzylinder, Anschütz-Thiele-Vorstoß) und nimmt etwa<br />

20 Meßpunkte auf.<br />

Muß vor dem gewünschten Produkt erst eine größere Menge Lösungsmittel abdestilliert<br />

werden, so beginnt man mit der Aufnahme der Siedekurve erst dann, wenn die Siedetemperatur<br />

zu steigen beginnt (Punkt a in Abbildung A.61). Hierbei wird die Vorlage gewechselt.<br />

Destillotmenge in ml -<br />

Abb. A.61<br />

Siedekurve<br />

Nach einer Zwischenfraktion (a-b) geht dann das gewünschte Produkt über (b-c). Die Zwischenfraktion<br />

ist um so größer, je näher beieinander die Siedepunkte der zu trennenden Substanzen<br />

liegen. Daneben bestimmen weitere Faktoren die Größe der Zwischenfraktionen , vgl.<br />

A.2.3.3.<br />

Die Hauptfraktion (b-c) destilliert, wenn eine reine Verbindung vorliegt, bei nahezu konstanter<br />

Temperatur. Gegen Ende der Fraktion steigt die Temperatur gewöhnlich etwas an (um<br />

l bis 2 0 C), da hier leicht Überhitzung des Dampfes eintreten kann. Findet man ein größeres<br />

Temperaturintervall, muß man erneut mit Hilfe einer Kolonne destillieren.<br />

Manchmal ist das Ende einer Fraktion und der Übergang zur nächsten an der Schlierenbildung<br />

in der Vorlage zu sehen. Oft ist es jedoch schwierig, den Beginn einer neuen Fraktion ein-


A. 2.3. Destillation und Rektifikation 45<br />

deutig während der Destillation zu erkennen. Man erhöht dann zur Sicherheit die Zahl der<br />

Fraktionen (etwa a-b' und b'-b), die man dann anschließend an Hand der Siedekurve, die hier<br />

ihren Wert beweist, und weiterer zur Kontrolle bestimmter Konstanten (Brechungsindex,<br />

Dichte, Schmelztemperatur) vereinigt. Nach Beendigung der Destillation werden alle Fraktionen<br />

und der Destillationsrückstand gewogen.<br />

2.3.2.3. Abdestillieren von Lösungsmitteln<br />

Bei vielen Präparationen fällt eine Lösung des gewünschten Stoffs, in einem leichter siedenden<br />

Lösungsmittel an, aus der das Präparat durch Abdestillieren des Lösungsmittels gewonnen<br />

werden soll. Man arbeitet dabei zweckmäßig immer auf dem Wasser- bzw. Dampfbad, einmal<br />

wegen der Brennbarkeit der meisten organischen Lösungsmittel (vgl. dazu A. 1.7.2.), zum anderen,<br />

um die Substanz nicht unnötig thermisch zu beanspruchen. Gegen Ende des Abdestillierens<br />

steigt der Siedepunkt der Lösung stark an (Raoultsches Gesetz, vgl. [A.48]), so daß auch<br />

leicht siedende Lösungsmittel, wie Alkohol, Benzen und sogar Diethylether, selbst auf dem<br />

siedenden Wasserbad nicht vollständig von dem höher siedenden Rückstand getrennt werden<br />

können. Man legt deshalb ein leichtes Vakuum an und vergrößert den Unterdruck in dem<br />

Maße, wie die Lösung an Lösungsmittel verarmt, um stets eine ausreichende Destillationsgeschwindigkeit<br />

zu erzielen. Bei temperaturempfindlichen Stoffen arbeitet man von vornherein<br />

im Vakuum. Beim Abdestillieren größerer Mengen niedrig siedender Lösungsmittel unter vermindertem<br />

Druck verwendet man einen Intensivkühler und kühlt zusätzlich die Vorlage mit<br />

Eis oder Eiskochsalzmischung.<br />

Soll der nach dem Abdestillieren des Lösungsmittels erhaltene Rückstand ebenfalls destilliert<br />

werden, überführt man ihn in einen kleineren Kolben, wobei man mit wenig Lösungsmittel<br />

nachspült.<br />

Man kann auch von vornherein in dem kleineren Kolben arbeiten, indem man die Lösung<br />

durch einen Tropftrichter, der auf einem Hals des Claisen-Aufsatzes angebracht ist, in dem<br />

Maße zutropfen läßt, wie das Lösungsmittel verdampft.<br />

Abb. A.62<br />

Rotationsverdampfer<br />

Zum Abdampfen von Lösungsmitteln und Einengen von Lösungen werden häufig auch<br />

Rotationsverdampfer verwendet (Abb. A.62). Sie gestatten eine schnelle und schonende Entfernung<br />

des Lösungsmittels. Es verdampft unter Vakuum aus einem dünnen Flüssigkeitsfilm<br />

auf der Kolbeninnenwand, der durch Rotation des Kolbens ständig erneuert wird. Zum Ausgleich<br />

der Verdampfungswärme wird der Kolben in einem Wasserbad erwärmt. Um ein Überschäumen<br />

des Destillationsgutes zu vermeiden, wird das Vakuum bei rotierendem Kolben und<br />

vor dem Anheizen des Wasserbades angelegt.


46 A. Einführung in die Laboratoriumstecbnik<br />

Sind sehr große Flüssigkeitsmengen abzudestillieren, kann die Lösung aus einem Vorratsgefäß über eine<br />

Zuführung am Kühlerende und unter Verwendung eines entsprechenden lösungsmittelfesten Schlauches in<br />

den Destillationskolben gesaugt werden. Auskristallisierende Substanzen stören im Gegensatz zur normalen<br />

Vakuumdestillation nicht.<br />

Achtung! Niedrigsiedende Lösungsmittel werden in den meisten Rotationsverdampfern bei<br />

Wasserkühlung nur unvollständig kondensiert. Zur weitgehenden Rückgewinnung des<br />

Lösungsmittels und auch zur Vermeidung von Abwasserbelastungen ist die Vorlage in diesen<br />

Fällen zusätzlich mit einem Eis- oder Kältebad (vgl. A.l.7.3.) zu kühlen.<br />

Rotationsverdampfer gibt es in unterschiedlichen konstruktiven Varianten. In einigen Fällen sind mit<br />

passenden Zusatzgeräten neben dem Abdestillieren von Lösungsmitteln weitere Operationen, wie fraktionierte<br />

Destillation, Extraktion von Feststoffen, Sublimation, Gefriertrocknung und Trocknung von Feststoffen,<br />

möglich.<br />

2.3.2.4. Kurzwegdestillation. Kugelrohrdestillation<br />

Zur Reinigung empfindlicher und hochsiedender Substanzen verwendet man u. a. die Kurzwegdestillation.<br />

In der Apparatur bestehen sehr geringe Abstände zwischen Verdampfer- und<br />

Kondensatorflächen, und das Destillationsgut bildet einen dünnen Flüssigkeitsfilm. Gewöhnlich<br />

wird unter Vakuum gearbeitet.<br />

Wärmequelle<br />

Destillationsgut<br />

Vorlagen für Destillat Antriebseinheit mit Vakuumanschluß<br />

Abb. A.63<br />

Kugelrohr-Destillationsapparatur<br />

Eine modifizierte Kurzwegdestillation ist die Kugelrohrdestillation, Abb. A.63. Destillationsgut<br />

und Kondensat befinden sich in rotierenden Glaskugeln. Es kann unter Vakuum gearbeitet<br />

werden. Man wendet die Methode vorteilhaft zur Trennung von Flüssigkeiten und niedrigschmelzenden<br />

Feststoffen von polymeren Begleitprodukten und teerartigen Verunreinigungen,<br />

bei sublimierbaren Substanzen und zur Entfernung hartnäckig festhaftender Lösungsmittel an.<br />

Im Handel befinden sich Modelle für Destillationen im Halbmikromaßstab bis zu Pilotanlagen-Größe<br />

mit regelbaren IR-Luftbädern, die eine schnelle und gleichmäßige Wärmeübertragung<br />

gewährleisten<br />

2.3.3. Rektifikation<br />

Unter Rektifikation versteht man die fraktionierte Destillation mit Hilfe von Destillationskolonnen.<br />

Sie wird angewandt, wenn eine einmalige einfache Destillation zur Trennung eines<br />

Gemisches nicht ausreicht. Das ist im allgemeinen dann der Fall, wenn die Differenz der Siedetemperaturen<br />

der Komponenten kleiner als 8O 0 C ist (vgl. A.2.3.2.I.).


2.3.3.1. Physikalische Grundlagen der Rektifikation<br />

A. 2.3. Destillation und Rektifikation 47<br />

Bei der Verdampfung eines binären Gemisches der Konzentration Jc1 wird die leichter siedende Komponente<br />

im Dampf entsprechend Gleichung [A.52] angereichert (auf V1):<br />

l - V1<br />

l - XI<br />

JC1 Molenbruch der leichter siedenden Komponente in der flüssigen Phase, vgl. A.2.3.2.1<br />

y! Molenbruch der leichter siedenden Komponente im Gasraum<br />

[A.64a]<br />

Bei der vollständigen Kondensation dieses Dampfs ändert sich seine Konzentration natürlich nicht, so<br />

daß man eine neue flüssige Phase der Konzentration x2 = y\ erhält:<br />

y\ Kondensation<br />

i-yi<br />

1-X2<br />

=


48 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Dieser Vorgang der „multiplikativen" Verdampfung und Kondensation („Rektifikation") läßt sich durch<br />

Destillationskolonnen realisieren, in denen Dampf und Flüssigkeit im Gegenstrom zueinander bewegt werden.<br />

Am einfachsten verständlich wird das bei der Betrachtung einer Glockenbodenkolonne, bei der jeder<br />

Glockenboden gewissermaßen eine neue Destillationsblase darstellt (Abb. A.65,b).<br />

Als theoretischer Boden (auch theoretische Trennstufe) wird die (gedachte) Kolonneneinheit definiert,<br />

die eine Anreicherung an leichter flüchtiger Komponente entsprechend dem thermodynamischen Gleichgewicht<br />

zwischen Flüssigkeit und Dampf (entsprechend [A.64a]) bewirkt. Die „praktischen" Böden von<br />

Bodenkolonnen erreichen im allgemeinen die Wirkung eines theoretischen Bodens nicht<br />

Die Zahl der notwendigen theoretischen Böden für die Trennung eines binären Gemisches wird in<br />

[A.64d] durch den Exponenten wiedergegeben und kann durch Auflösung der Gleichung nach n für eine<br />

gegebene Sumpf- und gewünschte Destillatzusammensetzung errechnet werden.<br />

Wenn a = l ist, stellt [A.52] die Gleichung einer Geraden y = x dar, die durch den Koordinatenursprung<br />

geht und den Steigungsfaktor l besitzt (Abb. A.65,a, A.66). Für a > l ergeben sich Kurven, die um so stärker<br />

gekrümmt sind, je größer a ist (Gleichgewichtskurven). In Abbildung A.66 sind drei solcher Gleichgewichtskurven<br />

eingezeichnet, außerdem noch eine weitere S-förmige Kurve. Man erkennt, daß beim Schnittpunkt<br />

dieser Kurve mit der 45°-Linie a = l wird und hier eine destillative Trennung nicht mehr möglich ist.<br />

Es handelt sich um die Kurve eines azeotropen Gemisches. Ein solcher Fall kann durch Gleichung [A.52]<br />

nicht mehr beschrieben werden, da hierfür ein ideales Verhalten der Substanzen vorausgesetzt wurde.<br />

Näheres über azeotrope Destillation vgl. A.2.3.5.<br />

Abb. A.66<br />

Gleichgewichtskurven<br />

0,2 0,4 0,6 0,8 1<br />

400<br />

I 200<br />

N<br />

Jr. LC\<br />

•Q<br />

E 20<br />

I 10<br />

S 4<br />

? .<br />

;,<br />

% Reinheit < Jer<br />

flucht i gerein<br />

Komponent&<br />

€. €- f<br />

/<br />

/<br />

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t<br />

i<br />

/ i<br />

//<br />

. I^<br />

7<br />

/<br />

^<br />

J<br />

( }9 9<br />

- / '<br />

/<br />

/<br />

4s\\\\<br />

/900<br />

t *<br />

/<br />

Z!<br />

*<br />

100 40 20 10 4 2 1 0,4 0,2 Ql<br />

Differenz der Siedetemperaturen<br />

der Komponenten (in 0 C) ^<br />

Abb. A.67<br />

Bestimmung der theoretischen Bodenzahl aus der<br />

Siedepunktsdifferenz der Komponenten<br />

Die bei einer Rektifikation erfolgende Konzentrationsänderung entsprechend Gleichungen [A.64a] bis<br />

[A.64d] läßt sich graphisch an der Gleichgewichtskurve im jc/y-Diagramm ermitteln (Abb. A.65,a).<br />

Verdampft man ein binäres Gemisch der Sumpfzusammensetzung X1, so erhält man einen Dampf der<br />

Zusammensetzung y1? bei dessen Abkühlung das Kondensat gleicher Zusammensetzung gebildet wird (Jt2).<br />

Dieses Kondensat Jt2 liefert bei erneuter Verdampfung den Dampf y2 und beim Kondensieren das neue<br />

Kondensat X3. Man schreitet also auf einer Stufenkurve zwischen der 45°-Linie (da yn = Jcn+1 ist) und der<br />

Gleichgewichtskurve fort, bis die gewünschte Destillatzusammensetzung erreicht ist. Die Zahl der Treppenschritte<br />

ist die Zahl der zur Trennung notwendigen theoretischen Böden. Man erkennt, daß diese Zahl<br />

um so kleiner wird, je bauchiger die Gleichgewichtskurve, d. h. je größer a ist.<br />

Da jede Gleichgewichtskurve im Gebiet um x = l (100%ige Destillatreinheit) stets nahe der 45°-Linie<br />

verläuft, ist eine hohe Trennstufenzahl notwendig, um ein Destillat hoher Reinheit zu erhalten.<br />

Bei Gültigkeit der Pictet-Trouton-Regel (Konstanz der Verdampfungsentropie, vgl. Lehrbücher der<br />

physikalischen Chemie), d. h. bei idealem Verhalten, läßt sich a auch aus den absoluten Siedepunkten der<br />

reinen Komponenten errechnen. In Abbildung A.67 ist die Zahl der für die Trennung eines binären äquimolaren<br />

Gemisches mindestens notwendigen Böden (bei totalem Rücklaut s. unten) gegen die<br />

Siedepunktsdifferenz der zu trennenden Komponenten aufgetragen, und zwar für drei gewünschte Rein-<br />

s


A. 2.3. Destillation und Rektifikation 49<br />

heitsgrade des Destillats. Man erkennt, daß die Anforderungen an die Kolonne für eine hohe Reinheit des<br />

Destillats rapide steigen.<br />

Die vorstehenden Erörterungen gelten nur für den Fall, daß bei der Rektifikation kern Destillat abgenommen<br />

wird, sondern das gesamte Kondensat wieder durch die Kolonne zurückfließt („totaler Rückfluß").<br />

Unter praktischen Verhältnissen wird jedoch dieses Gleichgewicht ständig gestört, indem ein Teil des<br />

Kondensats als Destillat abgenommen wird. Nur der übrige Teil des Kondensats fließt als Rücklauf im<br />

Gegenstrom zum Dampf in die Kolonne zurück. Es ergibt sich somit in einer Rektifikationsapparatur folgende<br />

Stoffbilanz:<br />

Gesamtmenge verdampfter Flüssigkeit = Rücklauf + Destillat<br />

G = R +D [A.68]<br />

Um hieraus die absolute Menge der einzelnen Komponenten (hier an leichter siedender Substanz) zu<br />

erhalten, muß noch mit den entsprechenden Konzentrationsfaktoren multipliziert werden:<br />

Dx0<br />

[A.69]<br />

y Konzentration der leichter siedenden Substanz im Dampf an einer beliebigen Stelle der Kolonne;<br />

x Konzentration der leichter siedenden Substanz in der flüssigen Phase an einer beliebigen Stelle der<br />

Kolonne;<br />

*n Konzentration der leichter siedenden Substanz im Destillat<br />

Durch Einsetzen von [A.68] läßt sich [A.69] umformen:<br />

Rx , Dx0<br />

R + D<br />

[AJOa]<br />

Durch Multiplikation von Zähler und Nenner der Brüche mit l/D und Einführung des Rücklaufverhältnisses<br />

v = R/D erhält man:<br />

Das ist die Gleichung einer Geraden mit der Steigung v/(l +v) und dem Ordinatenabschnitt xDl(\ + v).<br />

Bei der graphischen Bestimmung der theoretischen Bodenzahl tritt diese Gerade an die Stelle der 45°-<br />

Linie der Abbildung A.65, und die Trennstufenkurve muß nunmehr zwischen diese „Arbeitslinie" und die<br />

Gleichgewichtskurve eingezeichnet werden. Die Verhältnisse sind in Abbildung A.71 wiedergegeben.<br />

Abb. AJl<br />

Graphische Ermittlung der theoretischen<br />

Bodenzahl bei gleichzeitiger Destillatabnahme<br />

Die Konzentration XD ist gegeben (gewünschte Destillatreinheit). Die Arbeitslinie geht von dem Punkt<br />

der 45°-Linie mit dem Abszissenwert XD aus und besitzt eine vom Rücklaufverhältnis abhängende Steigung.<br />

In Abbildung A.71 sind drei Fälle eingezeichnet.<br />

Die Gerade mit dem Ordinatenabschnitt A2 geht durch den Punkt der Gleichgewichtskurve mit dem<br />

Abszissenwert XB. In diesem Falle müßten unendlich viele Stufen eingezeichnet werden, bei dem zugehörigen<br />

Rücklaufverhältnis sind also unendlich viele Böden für die Trennung notwendig. Dieses Rücklaufverhältnis<br />

wird deshalb auch als Mindestrücklaufverhältnis bezeichnet.


50 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Die Arbeitslinie mit dem Ordinatenabschnitt A3 läßt eine Anreicherung auf XD überhaupt nicht mehr<br />

zu. Die Arbeitslinie mit dem Ordinatenabschnitt Aj dagegen kennzeichnet einen praktisch realisierbaren<br />

Fall (gezeichnete Treppenkurve).<br />

Man erkennt, daß die Trennung mit um so weniger Trennstufen möglich ist, je größer das Rücklaufverhältnis<br />

ist, d. h. je kleiner der Ordinatenabschnitt wird. Bei unendlichem Rücklaufverhältnis geht die<br />

Arbeitslinie in die 45°-Linie über, womit sich gleichzeitig die Mindestbodenzahl für die betreffende Trennung<br />

ergibt. Innerhalb der beiden Grenzen Mindestbodenzahl und Mindestrücklaufverhältnis kann man<br />

eine fehlende Bodenzahl durch Erhöhung des Rücklaufverhältnisses ausgleichen und umgekehrt.<br />

120<br />

100<br />

u<br />

80<br />

O 4 8 12<br />

Destillatmenge in ml •<br />

16 20<br />

Abb. A.72<br />

Siedekurve eines Benzen-Toluen-<br />

Gemisches<br />

Abbildung A.72 zeigt, wie sich die bisher geschilderten Verhältnisse auf die destillative<br />

Trennung eines Benzen-Toluen-Gemisches (^Kp = 3O 0 C) auswirken, (a) stellt die Siedekurve<br />

dar, die bei einer einfachen Destillation ohne Kolonne erhalten wird. Die Trennwirkung einer<br />

solchen Destillation kann man einem theoretischen Boden gleichsetzen. Man sieht, daß keine<br />

der Komponenten rein isoliert werden konnte. Die Wirkung einer Kolonne (mit etwa 12 theoretischen<br />

Trennstufen, Rücklaufverhältnis 1:10) ist aus (b) ersichtlich. Der Einfluß des Rücklaufverhältnisses<br />

auf die Schärfe der Trennung wird aus einer Gegenüberstellung von (b) und<br />

(c) deutlich. In (c) wurde mit der gleichen Kolonne destilliert, aber hier wurde die gesamte am<br />

oberen Ende der Kolonne anfallende Dampfmenge als Destillat abgenommen.<br />

2.3.3.2. Durchführung der Rektifikation<br />

Eine Rektifikationsapparatur besteht aus folgenden Teilen (Abb. A.73):<br />

- Kolben (Blase) zum Verdampfen der Flüssigkeit („Sumpf")<br />

- Kolonne<br />

- Kolonnenkopf; hier erfolgt die Messung der Temperatur, die Kondensation des Dampfes<br />

und die Teilung des Kondensats in Rücklauf und Destillat<br />

- Vorlage; beim Arbeiten im Vakuum ist eine Einrichtung zum Wechseln der Fraktionen<br />

unter Vakuum nötig (Anschütz-Thiele-Vorlage).<br />

Als Kolonnen kommen neben den bereits erwähnten Bodenkolonnen (Abb. A.65,b) leere<br />

Rohre und deren Modifikationen in Frage: Vigreux-Kolonnen (Abb. A.73) und Spaltrohrkolonnen<br />

(Abb. A.74), Kolonnen mit Drahtnetzeinsätzen, Füllkörperkolonnen (Abb. A.75) und<br />

Kolonnen mit rotierenden Einsätzen (Abb. A.34b und A.34c). Der für die Rektifikation notwendige<br />

Wärme- und Stoffaustausch zwischen Dampfphase und flüssiger Phase ist um so größer<br />

und die Wirksamkeit der Kolonne um so höher, je größer die Grenzfläche zwischen den<br />

beiden Phasen ist. Die Wahl der Kolonne richtet sich nach der Schwierigkeit der Trennung, der<br />

zu destillierenden Menge und dem Druckbereich, in dem destilliert werden soll.<br />

Die Schwierigkeit der Trennung ist abhängig von der relativen Flüchtigkeit (a) der Komponenten<br />

oder in erster Näherung von ihrer Siedetemperaturdifferenz (vgl. Abb. A.67), der Konzentration<br />

der Komponenten im Gemisch und der gewünschten Destillatreinheit. Man mache<br />

sich die Zusammenhänge an Hand der Gleichgewichtskurve klar (Abb. A.66).


Abb. A.73<br />

Rektifikationsapparatur<br />

A. 2.3. Destillation und Rektifikation 51<br />

Abb. A.74<br />

Spaltrohr-Kolonne nach FISCHER; Längs- und<br />

Querschnitt<br />

l Ringspalt für aufsteigendem Dampf;<br />

2 wendeiförmige Nuten des inneren Rohres;<br />

3 wendeiförmige Nuten des äußeren<br />

Rohres (in entgegengesetzter Profilierung<br />

zum inneren Rohr)<br />

Abb. A.75<br />

Füllkörper<br />

a) Raschig-Ring;<br />

b) Braunschweiger Wendel;<br />

c) Sattelkörper;<br />

d) Drahtgeflechtröllchen<br />

Die zu destillierende Menge muß im richtigen Verhältnis zur Größe der Kolonne stehen. Es<br />

ist ohne weiteres einzusehen, daß man 10 ml eines Gemisches nicht über eine Kolonne mit<br />

einem Querschnitt von 50 mm destillieren wird.<br />

Es kann aber auch mit einer Kolonne von 10 mm Durchmesser und der für die Trennung erforderlichen<br />

Wirksamkeit der Fall eintreten, daß nur ein Teil der höher siedenden Komponente gewonnen werden<br />

kann, da die Kolonne zuviel Flüssigkeit „zurückhält". Die Kolonne hat, wie man sagt, einen zu großen<br />

Betriebsinhalt. Dieser ist in einer arbeitenden Destillationsapparatur definiert als Substanzmenge (Dampf<br />

und Flüssigkeit) zwischen der Flüssigkeitsoberfläche im Kolben und dem Kühler. Den im Kolben und in<br />

der Kolonne zurückgehaltenen Anteil der schwerer siedenden Komponente kann man übertreiben, indem


52 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

man in den Destillationskolben einen „Schlepper" gibt, d. h. einen Stoff, dessen Siedepunkt genügend weit<br />

über dem der zurückgehaltenen Komponente liegt und der mit dieser kein Azeotrop bildet.<br />

Die Größe des Betriebsinhalts der Kolonne wirkt sich auch auf die Schärfe der Trennung<br />

aus. Es gilt die Regel, daß die Menge jeder rein zu isolierenden Komponente im Ausgangsgemisch<br />

mindestens das Zehnfache des Betriebsinhalts der Kolonne betragen soll. Zur Destillation<br />

geringer Mengen und für analytische Destillationen verwendet man deshalb Kolonnen<br />

mit möglichst geringem Betriebsinhalt (leeres Rohr; Spaltrohrkolonne, Vigreux-Kolonne,<br />

Drehbandkolonne; vgl. Tab.A.76).<br />

Für Destillationen im Vakuum kommt es auf einen möglichst niedrigen Wert des Druckverlustes<br />

der Kolonne an, da sich der Druck im Destillationskolben nicht unter diesen Wert senken<br />

läßt: Beträgt der Druckverlust einer Kolonne z. B. l kPa (7,5 Torr) und mißt man am Kolonnenkopf<br />

ein Vakuum von 0,1 kPa (0,75 Torr), so herrscht im Destillationskolben ein Druck von<br />

1,1 kPa (8 Torr). Temperaturempfindliche Stoffe können sich dann schon zersetzen.<br />

Tabelle A. 76<br />

Kolonnentypen<br />

Kolonnenart<br />

Leeres Rohr<br />

Vigreux-Kolonne<br />

(Abb. A.73)<br />

Spaltrohrkolonne<br />

(Abb. A.74)<br />

Kolonnen mit Drahtnetz-Einsätzen<br />

Drehbandkolonne<br />

(Abb. A.34c)<br />

Füllkörperkolonne<br />

mit Glaskugeln<br />

3x3 mm<br />

Füllkörperkolonne<br />

mit Sattelkörpern<br />

(Porzellan)<br />

4 x 4mm<br />

6 x 6mm<br />

(Abb. A.75c)<br />

Durchmesser<br />

in mm<br />

24<br />

6<br />

6<br />

Belastung<br />

in ml • h -1<br />

400<br />

115<br />

10<br />

Trennstufenhöhe<br />

in cm<br />

15<br />

15<br />

U<br />

Bemerkungen<br />

Geringer Betriebsinhalt und geringer<br />

Druckverlust;gut geeignet für<br />

Vakuum- und Halbmikrodestilla-<br />

tion; geringe Wirksamkeit; extrem<br />

niedrige Belastungen und damit<br />

gute Wirksamkeit nur sehr schwierig<br />

realisierbar; Wirksamkeit sinkt<br />

mit steigendem Durchmesser<br />

(warum?).<br />

24 510 11,5 Ähnliche Daten wie leeres Rohr,<br />

12 294 7,7 aber durch größere Oberfläche<br />

12 54 5,4 etwas bessere Wirksamkeit, höherer<br />

Betriebsinhalt und Druckverlust;<br />

geeignet für Vakuum- und Halbmikrodestillation.<br />

700 l ,7 Hohe Trennleistung und Belastbar-<br />

300 0,8 keit; sehr geringer Betriebsinhalt<br />

200 0,6 und Druckverlust; für Halbmikround<br />

Vakuumdestillationen sehr gut<br />

geeignet.<br />

15...30 500 1,2...3 Gute Wirksamkeit und Belastbarkeit.<br />

5...1O 50...200 l ,9...2J Geringer Betriebsinhalt und Druckverlust;<br />

für Halbmikro- und Vakuumdestillationen<br />

gut geeignet<br />

24 100...800 6,0 Hohe Belastbarkeit bei Normaldruck;<br />

Wirksamkeit weitgehend<br />

unabhängig von Belastung; großer<br />

Betriebsinhalt; für Vakuum und<br />

Halbmikromengen ungeeignet<br />

Für Grobvakuum besser geeignet<br />

als die anderen hier angeführten<br />

Füllkörper (geringer Strömungswi-<br />

30 400 5,3 derstand); hohe Belastbarkeit; gro-<br />

30 400 8,2 ßer Betriebsinhalt


Tabelle A. 76 (Fortsetzung)<br />

Kolonnenart<br />

Füllkörperkolonne<br />

mit Raschig-Ringen<br />

4,5 x 4,5 mm<br />

(Abb. A.75a)<br />

Füllkörperkolonne<br />

mit Braunschweiger<br />

Wendeln 2x2 mm<br />

4 x 4mm<br />

(Abb. A.75b)<br />

Glockenbodenkolonne<br />

(vgl. Abb. A.65b)<br />

Durchmesser<br />

in mm<br />

24<br />

24<br />

24<br />

24<br />

24<br />

18...25<br />

Belastung<br />

in ml • h -1<br />

600<br />

500<br />

400<br />

500<br />

500<br />

500<br />

A. 2.3. Destillation und Rektifikation 53<br />

Trennstufenhöhe<br />

in cm<br />

8,2<br />

7,6<br />

7,0<br />

1,95<br />

2,86<br />

2...3<br />

Bemerkungen<br />

Geringste Wirksamkeit von allen<br />

Füllkörpern; für Vakuum schlecht<br />

geeignet; großer Betriebsinhalt<br />

Hohe Wirksamkeit; mäßige Belastbarkeit;<br />

hoher Druckverlust; großer<br />

Betriebsinhalt<br />

Hohe Belastbarkeit; hoher Betriebsinhalt<br />

und Druckverlust; für Destillationen<br />

größerer Mengen (>1 1) bei<br />

Normaldruck<br />

In Tabelle A.76 sind die für die Praxis wichtigen Kolonnenarten aufgeführt. Die Wirksamkeit<br />

wird durch die Trennstufenhöhe ausgedrückt; das ist die Höhe in cm, die einem theoretischen<br />

Boden entspricht. Die Trennstufenhöhe einer gegebenen Kolonne ist von der Belastung<br />

1 ) abhängig: Bei den meisten Kolonnentypen steigt die Trennstufenhöhe (sinkt die Wirksamkeit)<br />

mit zunehmender Belastung. Bei einem bestimmten Wert der Belastung kann der<br />

Rücklauf nicht mehr zum Siedekolben abfließen und wird durch den entgegenkommenden<br />

Dampf in der Kolonne in der Schwebe gehalten. Die Kolonne „flutet" bzw. „staut". Unter diesen<br />

Bedingungen ist natürlich keine Rektifikation mehr möglich.<br />

Die Belastbarkeit aller Kolonnen ist im Vakuum geringer, da das Dampfvolumen einer gegebenen<br />

Substanzmenge und damit die Dampfgeschwindigkeit dem Druck umgekehrt proportional<br />

sind. Die Kolonne flutet also bereits bei geringerer Belastung als unter Normaldruck.<br />

Bei Vakuumrektifikationen ist außerdem dafür zu sorgen, daß der Druck während der<br />

Destillation konstant bleibt. Das läßt sich mit Hilfe von Manostaten erreichen (vgl. A.l.9.1.).<br />

Die optimale Leistung einer Kolonne wird bei adiabatischer Arbeitsweise erreicht, d. h. die<br />

Wärmeverluste durch Konvektion, Wärmeleitung und Wärmestrahlung müssen auf ein Mindestmaß<br />

herabgesetzt werden. Bei Destillation von Stoffen mit einem Siedepunkt bis zu etwa<br />

8O 0 C genügt oft das Einbetten der Kolonne in Glas- oder Schlackenwolle oder Isolieren mit<br />

geeigneten Schaumstoffschalen bzw. mit einem einfachen Luftmantel (vgl. Abb. A.73). Einen<br />

besseren Schutz gegen Wärmeverluste bieten versilberte Vakuummäntel oder elektrische<br />

Heizmäntel. Diese sollen die Wärmeverluste kompensieren, nicht jedoch die Kolonne aufheizen.<br />

Man hält deshalb die Temperatur des Heizmantels etwas unter der Kolonneninnentemperatur.<br />

Das für die Trennung notwendige Rücklaufverhältnis läßt sich graphisch nach der in<br />

A.2.3.3.1. geschilderten Methode ermitteln. Das für Laborzwecke optimale Rücklaufverhältnis<br />

ist etwa gleich der Zahl der für die Trennung notwendigen theoretischen Böden. Wenn die<br />

Kolonne mehr theoretische Böden besitzt, als zur Trennung erforderlich sind, kann das Rücklaufverhältnis<br />

auch kleiner gewählt werden. Zur Realisierung eines bestimmten Rücklaufverhältnisses<br />

dienen Kolonnenköpfe. Ohne Kolonnenkopf kommt man im allgemeinen nur bei<br />

sehr leichten Trennaufgaben aus, beispielsweise bei Siedepunktsdifferenzen von mehr als etwa<br />

40 0 C, wenn keine größere Destillatreinheit als ungefähr 95 % erforderlich ist.<br />

Am gebräuchlichsten sind Kolonnenköpfe mit totaler Kondensation des Dampfes (Abb.<br />

A.73). Dieses Kondensat wird bei einfachen und für die meisten Zwecke ausreichenden Aus-<br />

1 J Die Belastung oder den Durchsatz einer Kolonne kennzeichnet man durch die Flüssigkeitsmenge, die in der<br />

Zeiteinheit im Destillationskolben verdampft wird; sie ist gleich der Summe aus Destillat und Rücklauf.


54 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

führungsformen durch einen Hahn in Rücklauf und Destillat geteilt. Das Rücklaufverhältnis<br />

ergibt sich mit genügender Genauigkeit als das Verhältnis der Tropfenzahl bei A und B (Abb.<br />

A.73). Die Einstellung wird durch Einkerbungen am Hahn erleichtert (vgl. Abb. A.22).<br />

In der Technik wird an Stelle von Kolonnenköpfen oft mit sog. Dephlegmatoren gearbeitet. Diese wirken<br />

als Kühler und kondensieren einen Teil des Dampfs, noch bevor er das obere Ende der Kolonne erreicht.<br />

Der im Dephlegmator nicht kondensierte Dampf gelangt in den Produktkühler. Da die höher siedenden<br />

Anteile partiell kondensiert werden, besitzt der Dephlegmator eine gewisse Trennwirkung, die in der<br />

Größenordnung weniger theoretischer Trennstufen liegt. Die Einstellung eines bestimmten Rücklaufverhältnisses<br />

ist bei einem Dephlegmator sehr schwierig; deshalb wird er im Laboratorium meistens nicht verwendet.<br />

Für bestimmte Zwecke, z. B. beim Abdestillieren niedrig siedender Stoffe aus einem Reaktionsgemisch,<br />

kann jedoch mit Vorteil der sog. Hahn-Aufsatz (s.Abb. A.77) verwendet werden, der im Prinzip<br />

einen Dephlegmator darstellt. Das Gefäß A wird mit einer Flüssigkeit gefüllt, die einen ähnlichen Siedepunkt<br />

besitzt wie die abzudestillierende Substanz, am einfachsten mit dieser selbst.<br />

Abb. A.77<br />

Hahn-Aufsatz<br />

2.3.4. Wasserdampfdestillation<br />

Der Dampfdruck eines Gemisches zweier ineinander gelöster Stoffe ergibt sich aus den<br />

Dampfdrücken der Komponenten nach dem Raoultschen Gesetz [A.48]. Er liegt, von azeotropen<br />

Gemischen abgesehen, zwischen den Dampfdrücken der reinen Komponenten, die Siedetemperatur<br />

des Gemisches also zwischen den Siedetemperaturen der Einzelstoffe. Sind zwei<br />

Stoffe dagegen ineinander unlöslich, so beeinflussen sich auch ihre Dampfdrücke nicht.<br />

PA=/ 3 !* 1 ) P = PA + PB<br />

PB = PB [A.78]<br />

Der Gesamtdruck p über dem heterogenen Gemisch ergibt sich einfach aus der Summe der<br />

Dampfdrücke der Komponenten. Er ist also größer als der Dampfdruck jeder Einzelkomponente,<br />

und die Siedetemperatur eines solchen Gemisches liegt stets tiefer als die Siedetemperatur<br />

des niedrigst siedenden Bestandteils.<br />

Die Zusammensetzung des Destillats ist von der absoluten Menge der Komponenten nicht<br />

abhängig. Die beiden Stoffe finden sich darin im Verhältnis ihrer Dampfdrücke (bei der Siedetemperatur):<br />

StoffmengeA _ PA<br />

StoffmengeB ~ PB<br />

Gleichung [A.79] ist in der Mehrzahl der Fälle jedoch nur angenähert gültig, da die Voraussetzung<br />

der gegenseitigen Unlöslichkeit nicht völlig verwirklicht ist.<br />

1 J Bedeutung der Symbole vgl.[A.48].


A. 2.3. Destillation und Rektifikation 55<br />

Der praktisch wichtigste Fall einer solchen Zweiphasendestillation ist die Wasserdampfdestillation:<br />

Ein in Wasser (weitgehend) unlöslicher Stoff wird im Gemisch mit Wasser destilliert<br />

bzw. Wasserdampf in die Mischung eingeleitet. Auf diese Weise können auch Stoffe mit<br />

einer weit über 10O 0 C liegenden Siedetemperatur schonend destilliert werden.<br />

Eine Wasserdampfdestillation führt man in einer Destillationsapparatur nach Abbildung<br />

A.80 durch. Wäßrige Lösungen erhitzt man vorher zweckmäßig bis nahe zum Sieden und<br />

unterstützt den Destillationsvorgang vor allem bei länger dauernden Versuchen auch während<br />

des Dampfeinleitens durch Heizen mit dem Brenner. Man vermeidet so, daß sich das Flüssigkeitsvolumen<br />

zu stark vergrößert.<br />

Dampfkanne<br />

mit<br />

Steigrohr<br />

Abb. A.80<br />

Wasserdampfdestillation<br />

- Heizquellen<br />

Wegen der großen Kondensationswärme des Wassers muß ein sehr wirksamer Kühler verwendet<br />

werden. Man destilliert in der Regel so lange, bis sich das Destillat nicht mehr in zwei<br />

Phasen trennt. Dann wird die Verbindung zwischen Dampfrohr und Einleitungsrohr gelöst,<br />

bevor man die Dampfzufuhr unterbricht (warum?).<br />

Abb. A.81<br />

Wasserdampfdestillation kleiner Substanzmengen


56 A. Einführung in die Laboratoriumstechrak<br />

Kleinere Substanzmengen können aus der in Abbildung A.81 gezeigten Apparatur mit Wasserdampf<br />

destilliert werden. Das Einblasen von Dampf erübrigt sich hier häufig; es genügt, die<br />

Substanz mit Wasser zum Sieden zu erhitzen.<br />

2.3.5. Azeotrope Destillation<br />

Viele Stoffe bilden miteinander azeotrope Gemische (vgl. Tab.A.82), d. h., bei einem<br />

bestimmten Mischungsverhältnis besitzen sie ein Siedetemperaturmaximum oder -minimum.<br />

Ein azeotropes Gemisch läßt sich durch Destillation nicht in seine Komponenten trennen, da<br />

Flüssigkeits- und Dampfphase dieselbe Zusammensetzung besitzen (vgl. auch A.2.3.3. und<br />

Abb. A.66). Bekannte Azeotrope sind z. B. die „konstant siedende Brom Wasserstoff säure"<br />

(Kp. 126 0 C, Siedetemperaturmaximum) und 96%iger wäßriger Alkohol (Kp. 78,15 0 C, Siedetemperaturminimum)<br />

.<br />

Tabelle A.82<br />

Häufig vorkommende azeotrope Gemische<br />

Azeotropes Gemisch<br />

Wasser-Ethanol<br />

Wasser-Ethylacetat<br />

Wasser- Ameisensäure<br />

Wasser-Dioxan<br />

Wasser-Tetrachlorkohlenstoff<br />

Wasser-Benzen<br />

Wasser-Toluen<br />

Ethanol-Ethylacetat<br />

Ethanol-Benzen<br />

Ethanol-Chloroform<br />

Ethanol-Tetrachlorkohlenstoff<br />

Ethylacetat-Tetrachlorkohlenstoff<br />

Methanol-Tetrachlorkohlenstoff<br />

Methanol-Benzen<br />

Toluen-Essigsäure<br />

Ethanol-Benzen- Wasser<br />

Siedetemperatur<br />

der<br />

Komponenten<br />

in 0 C<br />

100<br />

100<br />

100<br />

100<br />

100<br />

100<br />

100<br />

78,3<br />

78,3<br />

78,3<br />

78,3<br />

78<br />

64,7<br />

64,7<br />

110,6<br />

78,3<br />

78,3<br />

78<br />

100,7<br />

101,3<br />

77<br />

80,6<br />

110,6<br />

78<br />

80,6<br />

61,2<br />

77<br />

77<br />

77<br />

80,6<br />

118,5<br />

80,6 100<br />

Azeotrop-<br />

Zusammensetzung<br />

in Masse- %<br />

4<br />

9<br />

23<br />

20<br />

4<br />

9<br />

20<br />

30<br />

32<br />

7<br />

16<br />

43<br />

21<br />

39<br />

72<br />

19<br />

96<br />

91<br />

77<br />

80<br />

96<br />

91<br />

80<br />

70<br />

68<br />

93<br />

84<br />

57<br />

79<br />

61<br />

28<br />

74<br />

Azeotrop-<br />

Siedetemperatur<br />

in 0 C<br />

78,15<br />

70<br />

107,3<br />

87<br />

66<br />

69,2<br />

84,1<br />

72<br />

68,2<br />

59,4<br />

64,9<br />

75<br />

55,7<br />

48,3<br />

Ip5,4<br />

7 64,9<br />

Die Azeotropbildung kann man ausnutzen, um einen Stoff aus einem Gemisch „herauszuschleppen".<br />

Wichtig ist die azeotrope Trocknung: Man setzt der zu trocknenden Substanz einen<br />

Stoff zu, der mit Wasser ein Azeotrop bildet und mit Wasser in der Kälte nicht mischbar ist,<br />

z. B. Benzen, und erhitzt in einer Apparatur nach Abbildung A.83,a zum Sieden. Das Wasser<br />

geht mit dem Benzen azeotrop über und scheidet sich beim Abkühlen in Tropfen aus, die im<br />

graduierten Rohr des Wasserabscheiders nach unten sinken. Auf diese Weise ist das Ende der<br />

Wasserabscheidung leicht zu erkennen sowie die Wassermenge meßbar. Bei chemischen<br />

Umsetzungen, bei denen Wasser entsteht, kann man daher den Fortgang der Reaktion gut<br />

beobachten; durch die dauernde Entfernung des Reaktionswassers wird darüber hinaus das<br />

Gleichgewicht im gewünschten Sinne verschoben.<br />

Gebräuchliche „Wasserschlepper" sind Benzen, Toluen, Xylen, Chloroform, Tetrachlorkohlenstoff.<br />

Da die beiden letzten spezifisch schwerer sind als Wasser, muß hier ein Wasserabscheider<br />

nach Abbildung A.83,b verwendet werden. Das graduierte Rohr wird vor Beginn des<br />

Erhitzens durch Ansaugen mit dem betreffenden Schleppmittel gefüllt. Sollen größere Wassermengen<br />

abdestilliert werden, eignet sich das in Abbildung A.83,c abgebildete Gerät besser, da


Abb. A.83<br />

Wasserabscheider<br />

A. 2.4. Sublimation 57<br />

es ein kontinuierliches Ablaufen des Wassers ermöglicht. Das Gerät arbeitet nur dann einwandfrei,<br />

wenn es genau senkrecht eingespannt und erst durch das Destillat gefüllt wird.<br />

Die genannten Lösungsmittel selbst lassen sich also bei nicht zu hohen Ansprüchen einfach<br />

durch Destillieren trocknen, indem man die ersten, trüb übergehenden Anteile des Destillats<br />

verwirft.<br />

2.4. Sublimation<br />

Auch der Dampfdruck fester Stoffe erhöht sich mit steigender Temperatur. Viele Substanzen<br />

kann man, ohne sie zu schmelzen, verdampfen und die Dämpfe direkt in fester Form kondensieren.<br />

Man spricht dann von Sublimation.<br />

Die Sublimationstemperatur ist die Temperatur, bei der der Dampfdruck des festen Stoffs<br />

gleich dem äußeren Druck ist. Bei dieser Temperatur verdampfen die Kristalle auch im Inneren,<br />

zerplatzen und verunreinigen u. U. das Sublimat. Man führt deshalb Sublimationen meist<br />

bei einer Temperatur aus, die unter der Sublimationstemperatur liegt, so daß der Dampfdruck<br />

kleiner als der äußere Druck bleibt. Die Trennwirkung bei Substanzen mit geringen Dampfdruckunterschieden<br />

ist im allgemeinen nicht hoch.<br />

Einen Hinweis auf Sublimierbarkeit einer Substanz erhält man bei der Beobachtung des<br />

Schmelzvorganges unter dem Mikroskop (vgl. 3.1.2). Am oberen Deckgläschen scheiden sich<br />

noch vor Erreichen der Schmelztemperatur Kristalle ab.<br />

Eine einfache Sublimationsapparatur besteht aus einer Porzellanschale und darübergestelltem<br />

Trichter (Abb. A.84,a). Der Trichter soll einen etwas kleineren Durchmesser als die Schale


58 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

haben. Das Trichterrohr wird mit Watte lose verschlossen. Damit das Sublimat nicht in die<br />

Schale zurückfallen kann, bedeckt man diese mit einem Rundfilter, das an einigen Stellen<br />

durchlöchert ist.<br />

a) b) c)<br />

Abb. A.84<br />

Sublimationsapparaturen<br />

Bei Normaldruck nicht oder nur sehr langsam sublimierende Stoffe lassen sich oft im<br />

Vakuum sublimieren. Hierfür kann man die Apparatur nach A.84,b und c benutzen. Apparatur<br />

erschütterungsfrei öffnen (Schliff erwärmen!), damit das Sublimat nicht vom Kühler abfällt!<br />

Die Entfernung der Kühlfläche vom Sublimationsraum soll möglichst gering sein (höhere<br />

Sublimationsgeschwindigkeit!). Da die Sublimation von der Oberfläche her erfolgt, sollte die<br />

eingesetzte Substanz stets sehr fein gepulvert werden. Durch höhere Temperatur läßt sich zwar<br />

eine größere Sublimationsgeschwindigkeit erreichen, dadurch entsteht aber auch ein feinkristallines<br />

und meist weniger reines Sublimat.<br />

Die Sublimation bietet gegenüber der Kristallisation oft Vorteile: Sie liefert meistens sehr<br />

saubere Produkte, und es können auch kleinste Mengen noch bequem sublimiert werden.<br />

2.5. Extraktion und Verteilung<br />

Unter Extraktion versteht man die Überführung eines Stoffs aus einer Phase, in der er gelöst<br />

oder suspendiert ist, in eine andere flüssige Phase. Diese Überführung ist möglich, weil sich der<br />

Stoff in einem bestimmten Verhältnis auf die beiden Phasen verteilt. Der Begriff „Verteilung"<br />

wird in der wissenschaftlichen Literatur nicht einheitlich gebraucht. Im weiteren Sinne versteht<br />

man darunter die Verteilung zwischen beliebigen, im engeren Sinne die Verteilung zwischen<br />

zwei flüssigen Phasen.<br />

Die Verteilung eines gelösten Stoffs auf zwei flüssige Phasen wird durch den Nernstschen<br />

Verteilungssatz bestimmt:<br />

S=* t A - 85 i<br />

Ist ein Stoff in zwei nicht miteinander mischbaren und im Gleichgewicht stehenden flüssigen Phasen A<br />

und B gelöst, so ist das Verhältnis seiner Konzentration in den beiden Phasen (CA und CB) bei einer<br />

bestimmten Temperatur eine Konstante (Verteilungskoeffizient K). In der gegebenen Form gilt der Nernstsche<br />

Verteilungssatz nur für geringe Konzentrationen (ideale Verhältnisse) und wenn der gelöste Stoff in<br />

beiden Phasen den gleichen Assoziationszustand besitzt.<br />

Die Extraktion eines Stoffes ist demzufolge dann leicht möglich, wenn er im Extraktionsmittel viel leichter<br />

löslich ist als in der anderen Phase, der Verteilungskoeffizient also einen von l stark abweichenden<br />

Wert hat.<br />

Bei Substanzen mit Verteilungskoeffizienten von K < 100 (wenn bei der Definition von K nach [A.85]<br />

die Konzentration im Extraktionsmittel mit CA bezeichnet wird) reicht eine einfache Extraktion nicht aus.<br />

In diesen Fällen muß die Extraktion mit frischem Lösungsmittel mehrmals wiederholt werden.<br />

Zwei Substanzen (mit den Verteilungskoeffizienten K1 und K2) verteilen sich im Idealfall unabhängig<br />

voneinander auf die beiden flüssigen Phasen.


A. 2.5. Extraktion und Verteilung 59<br />

Sind die Unterschiede ihrer Verteilungskoeffizienten genügend groß, lassen sie sich daher durch einfache<br />

Extraktion trennen. Die Schwierigkeit der Trennung wird durch den Trennfaktor ß (ß > 1; d. h., man dividiert<br />

den größeren Verteilungskoeffizienten durch den kleineren) bestimmt:<br />

K1<br />

K2<br />

[A.86]<br />

Man vgl. mit der relativen Flüchtigkeit a bei der Destillation, [A.52].<br />

Die beiden Substanzen lassen sich nur dann befriedigend durch einfache Extraktion trennen, wenn<br />

ß > 100 ist. Zur Trennung von Gemischen mit ß < 100 müssen multiplikative Verteilungsverfahren angewendet<br />

werden (vgl. A.2.5.3.).<br />

Ähnliche Verhältnisse lassen sich auch bei der Verteilung zwischen beliebigen anderen Phasen erwarten.<br />

Der Stoffaustausch ist bei allen Verteilungsverfahren nur an der Phasengrenzfläche möglich. Um die Einstellung<br />

des Gleichgewichts zu beschleunigen, ist daher die Phasengrenzfläche möglichst groß zu gestalten.<br />

Flüssigkeiten werden geschüttelt oder durch Fritten fein verteilt, Feststoffe vor der Extraktion pulverisiert.<br />

Dennoch wird in vielen praktischen Fällen, besonders wenn feste Phasen beteiligt sind, das Verteilungsgleichgewicht<br />

nicht vollständig erreicht.<br />

2.5.1. Extraktion von Feststoffen<br />

2.5.1.1. Einmalige einfache Extraktion<br />

Man erhitzt die Substanz mit dem Lösungsmittel im Kolben unter Rückfluß, filtriert in der<br />

Hitze oder dekantiert. Bei kleinen Substanzmengen arbeitet man im Reagenzglas mit eingehängtem<br />

Kühlfinger bzw. aufgesetztem Steigrohr.<br />

2.5.1.2. Wiederholte einfache Extraktion<br />

Um die Extraktion zu vervollständigen, muß man im allgemeinen die beschriebene Operation<br />

mehrmals wiederholen. Hierfür verwendet man zweckmäßig automatisch arbeitende Apparaturen.<br />

Solche bestehen aus einem Kolben, einem Extraktionsaufsatz und einem Rückflußkühler.<br />

Das im Kolben befindliche Lösungsmittel wird teilweise verdampft; das Kondensat<br />

Abb. A.87<br />

Durchflußextraktor<br />

Abb. A.88<br />

Soxhlet-Extraktor<br />

Abb. A.89<br />

Halbmikroextraktion


60 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

tropft auf das in einer Extraktionshülse befindliche Extraktionsgut und wird anschließend in<br />

den Kolben zurückgeführt. Dabei reichert sich die abzutrennende Komponente im Lösungsmittel<br />

an.<br />

Extraktionsaufsätze<br />

Im Durchflußextraktor (Abb. A.87) wird die Substanz von dem im Kühler kondensierten, noch<br />

heißen Lösungsmittel ständig durchrieselt; die Extraktionslösung strömt kontinuierlich in den<br />

Kolben.<br />

Der Soxhlet-Extraktor (Abb. A.88) unterscheidet sich vom Durchflußextraktor durch ein<br />

seitlich angebrachtes Heberohr, das die Extraktionslösung jeweils erst in den Kolben zurückführt,<br />

sobald der Flüssigkeitsstand im Extraktionsraum das obere Heberknie erreicht hat. Das<br />

Extraktionsgut soll spezifisch schwerer sein als das Lösungsmittel.<br />

Zur Halbmikroextraktion und zur Extraktion mit hochsiedenden Lösungsmitteln verwendet<br />

man als Extraktionshülse eine Glasfritte (Abb. A.89). Sie wird am Rückflußkühler so befestigt,<br />

daß sie im Lösungsmitteldampf des Kolbens hängt und gleichzeitig vom kondensierten<br />

Lösungsmittel durchrieselt wird. Halbmikroextraktionen lassen sich auch in den oben beschriebenen<br />

Extraktoren kleinerer Bauart durchführen.<br />

2.5.2. Extraktion von Flüssigkeiten<br />

Die Extraktion von Substanzen aus (meistens wäßrigen) Lösungen ist eine sehr wichtige<br />

Grundoperation in der organischen Laboratoriumspraxis. Die diskontinuierliche Extraktion<br />

wird auch als „Ausschütteln" bezeichnet, die kontinuierliche als „Perforation".<br />

2.5.2.1. Ausschütteln von Lösungen bzw. Suspensionen<br />

Die auszuschüttelnde wäßrige Lösung oder seltener die Suspension wird in einem Scheidetrichter<br />

(Abb. A.90) mit etwa einem Fünftel bis einem Drittel ihres Volumens an Extraktionsmittel<br />

versetzt. Ist dieses brennbar, müssen alle offenen Flammen in der Umgebung gelöscht<br />

werden. Der Scheidetrichter soll höchstens zu etwa zwei Drittel gefüllt sein. Man verschließt<br />

ihn mit einem Stopfen und schüttelt zunächst vorsichtig, wobei man sowohl das Hahnküken als<br />

auch den Stopfen festhält.<br />

Abb. A.90<br />

Scheidetrichter<br />

Dann wird der Scheidetrichter mit dem Auslauf nach oben gerichtet und der Überdruck aufgehoben,<br />

indem man den Hahn vorsichtig öffnet. Schütteln und Lüften müssen so lange wiederholt<br />

werden, bis der Gasraum im Scheidetrichter mit dem Lösungsmitteldampf gesättigt ist<br />

und der Druck unverändert bleibt. Erst jetzt wird etwa l bis 2 Minuten kräftig umgeschüttelt.<br />

Arbeitet man mit stark sauren, basischen oder ätzenden Stoffen, ist unbedingt eine Schutzbrille<br />

zu tragen!


A. 2.5. Extraktion und Verteilung 61<br />

Beim Stehenlassen trennen sich die Phasen. Man läßt die Unterphase durch den Hahn des<br />

Scheidetrichters ab, während die Oberphase stets durch die obere Öffnung ausgegossen wird.<br />

In Zweifelsfällen prüft man, welches die wäßrige Phase ist, indem man einer Phase einen Tropfen<br />

entnimnmt und diesen in etwas Wasser gibt. Bei in Wasser verhältnismäßig leicht löslichen<br />

Substanzen kann man die wäßrige Schicht mit Ammoniumsulfat oder Kochsalz sättigen. Manche<br />

Systeme neigen zur Bildung von Emulsionen. In solchen Fällen schüttelt man den Scheidetrichter<br />

nicht, sondern schwenkt ihn nur. Entstandene Emulsionen lassen sich brechen, wenn<br />

man etwas Antischaummittel oder Pentylalkohol zugibt, die wäßrige Phase mit Kochsalz sättigt<br />

oder die gesamte Lösung filtriert. Das sicherste Mittel ist stets, längere Zeit stehenzulassen.<br />

Die am häufigsten gebrauchten Extraktionsmittel sind:<br />

- leichter als Wasser: Diethylether (niedriger Siedepunkt, leicht brennbar, neigt zur Bildung<br />

explosiver Peroxide, löst sich zu etwa 8% in Wasser), Toluen (brennbar);<br />

- schwerer als Wasser: Methylendichlorid (niedriger Siedepunkt, Kp 41 0 C), Chloroform,<br />

Tetrachlorkohlenstoff (durchweg nicht brennbar).<br />

Beim einfachen einmaligen Ausschütteln kann im günstigsten Fall einer vollständigen<br />

Gleichgewichtseinstellung jeweils nur die durch den Nernstschen Verteilungssatz und die angewandte<br />

Menge Extraktionsmittel festgelegte Menge der zu extrahierenden Substanz in das<br />

Extraktionsmittel übergehen. Aus diesem Grunde muß man im allgemeinen wiederholt ausschütteln.<br />

Substanzen, die in Wasser schwer löslich sind, schüttelt man drei- bis viermal aus,<br />

während die Operation bei gut wasserlöslichen Stoffen u. U. viele Male wiederholt werden<br />

muß. In solchen Fällen ist eine kontinuierliche Extraktion (Perforation, vgl. A.2.5.2.2.) günstiger.<br />

Es ist auch stets zweckmäßiger, mit wenig Lösungsmittel mehrere Male auszuschütteln, als<br />

die ganze Menge Extraktionsmittel auf einmal einzusetzen. Um zu erkennen, ob eine Extraktion<br />

beendet ist, trocknet man eine kleine Menge des letzten Extrakts und dampft das Lösungsmittel<br />

auf einem Uhrglas ab. Bei gefärbten Lösungen erkennt man das Ende der Extraktion<br />

auch häufig daran, daß das Extraktionsmittel bei Wiederholung des Ausschütteins farblos<br />

bleibt.<br />

Die Extraktionslösung muß normalerweise noch von gelösten Fremdstoffen, häufig Säuren<br />

oder Basen, befreit werden. Hierzu „wäscht", d. h. schüttelt man sie mit wäßrigen verdünnten<br />

Lösungen von Laugen (meist Natriumcarbonat bzw. -hydrogencarbonat) oder Säuren und<br />

schließlich mehrfach mit Wasser. Abschließend wird die Extraktionslösung mit geeigneten Mitteln<br />

getrocknet (vgl. A.l.10.2.).<br />

Man achte stets darauf, daß beim Waschen mit Alkalicarbonaten durch entstehendes Kohlendioxid<br />

ein erheblicher Überdruck im Scheidetrichter entstehen kann, so daß mehrfach vorsichtig<br />

entlüftet werden muß.<br />

2.5.2.2. Perforation<br />

Mit Hilfe von Perforatoren (Abb. A.91 und A.92) kann man Flüssigkeiten mit einer sehr geringen<br />

Menge an Extraktionsmittel kontinuierlich „ausschütteln". Das Lösungsmittel wird dabei<br />

in einem Kolben ständig verdampft, in einem Rückflußkühler kondensiert, durchströmt fein<br />

verteilt die zu extrahierende Lösung und fließt durch einen Überlauf in den Siedekolben<br />

zurück. Auf diese Weise sind auch Extraktionen von Substanzen mit Verteilungskoeffizienten<br />

K< l,5 möglich.<br />

Man beachte, daß sich die Phasen beim Erwärmen ausdehnen. Die (kalte) Unterphase darf<br />

deshalb bei Perforatoren für leichte Extraktionsmittel (Abb. A.91,a und A.92) nicht ganz bis<br />

zum Überlauf eingefüllt werden. Bei Perforatoren für schwere Extraktionsmittel (Abb.<br />

A.91,b) muß stets zunächst etwas Unterphase eingefüllt werden, ehe man die zu extrahierende<br />

Lösung zugibt (warum?).


62 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

I<br />

Abb. A.91<br />

Perforatoren<br />

a) für leichte<br />

Extraktionsmittel;<br />

b) für schwere<br />

Extraktionsmittel<br />

Abb. A.92<br />

Halbmikroperforator nach<br />

KUTSCHER-STEUDEL<br />

Geringe Abmessungen bei guter Durchmischung besitzt der Rotationsperforator mit Magnetrührwerk<br />

nach Abb.A.93,a (für leichtere Lösungsmittel als Wasser). Das Lösungsmittel gelangt dampfförmig durch<br />

die Öffnung l in den Kühler, läuft von dort in das rotierende, in der Höhe verstellbare Perforationsrohr (J)<br />

und tritt durch Zentrifugalkraft aus den Löchern (5) unterhalb des Magneten (4) aus. Der verschiebbare,<br />

perforierte Teflonring (2) dient der besseren Phasentrennung; der Füllstand liegt wenig darunter.<br />

Abb.A.93,b zeigt den analogen Perforator für schwerere Lösungsmittel als Wasser.<br />

a) für leichte Extraktionsmittel<br />

Abb. A.93<br />

Rotationsperforatoren<br />

2.5.3. Multiplikative Verteilung<br />

b) für schwere Extraktionsmittel<br />

Bei der multiplikativen Verteilung handelt es sich um eine Vielstufenextraktion, bei der die beiden flüssigen<br />

Phasen im Gegenstrom zueinander bewegt und ständig ins Gleichgewicht gebracht werden. Das heißt,<br />

teilweise mit gelöstem Stoff angereicherter Extrakt kommt mit frischer Substanzlösung in Berührung und<br />

teilweise extrahierte Lösung mit frischem Extraktionsmittel (Abb. A.94a).


3 L ~<br />

1 2 3 4<br />

Nr des Verteilungsgefäßes<br />

Abb. A.94a<br />

Multiplikative Verteilung<br />

E<br />

2<br />

o<br />

|<br />

t/)<br />

A. 2.6. Adsorption 63<br />

K= 3,0<br />

O 10 20 30<br />

Zahl der Verteilungselemente—*><br />

Abb. A.94b<br />

Verteilung bei verschiedenen Verteilungskoeffizienten<br />

Die Methode hat praktische Bedeutung zur Trennung von Substanzgemischen mit Trennfaktoren, die<br />

etwas größer als eins sind.<br />

Multiplikative Verteilung und Extraktion verhalten sich zueinander wie Rektifikation und einfache<br />

Destillation. Auch der Begriff der Trennstufe hat eine analoge Bedeutung.<br />

Das Verhalten einer Substanz bei der multiplikativen Verteilung geht aus Abbildung A.94a hervor. Im<br />

ersten Verteilungsgefäß (z. B. Scheidetrichter) werden 100 Teile der Substanz in der Unterphase gelöst und<br />

mit dem gleichen Volumen Extraktionsmittel (Oberphase, S0) versetzt. Die Phasen müssen stets gegeneinander<br />

abgesättigt sein! Dann wird geschüttelt (durch Doppelpfeil angedeutet), bis sich das Gleichgewicht<br />

eingestellt hat. Bei einem Verteilungskoeffizienten von K=I befinden sich danach je 50 Substanzteile in<br />

der Ober- bzw. Unterphase. Damit ist der erste Verteilungsschritt abgeschlossen. Die Oberphase wird in<br />

das nächste Verteilungselement überführt und mit frischer Unterphase (Cf1), die substanzbeladene Unterphase<br />

mit frischer Oberphase (S1) versetzt. Diesen Vorgang bezeichnet man als erste Überführung. Nach<br />

erneuter Gleichgewichtseinstellung wird wieder überführt (zweite Überführung) usw. Nach drei Überführungen<br />

befinden sich im Verteilungsgefäß l und 4 je 12,5 Teile Substanz, in den Gefäßen 2 und 3 dagegen<br />

37,5 Teile. Das Maximum der Substanzmenge befindet sich also in den mittleren Verteilungsgefäßen. Für<br />

eine größere Anzahl Verteilungsgefäße erhält man für die Substanzverteilung eine Glockenkurve (vgl.<br />

gestrichelte Linie in Abb. A.94b).<br />

Ist der Verteilungskoeffizient einer Substanz von eins verschieden, so verschiebt sich das Substanzmaximum<br />

auf Verteilungselemente mit höherer oder tieferer Nummer. Für K = 3 und K = 0,33 sind die Verhältnisse<br />

in Abbildung A.94b eingezeichnet. Das durch die beiden Kurven dargestellte Ergebnis wird ebenfalls<br />

erhalten, wenn die beiden Substanzen mit K = 3 bzw. K = 0,33 gemeinsam in der Ausgangslösung enthalten<br />

waren, d. h., sie sind durch die Verteilung getrennt (fraktioniert) worden.<br />

Es sind automatische Verteilungsapparaturen mit mehreren hundert Verteilungselementen (Stufen) entwickelt<br />

worden. Zur näheren Unterrichtung vgl. die am Ende des Kapitels genannte Literatur.<br />

2.6. Adsorption<br />

Unter Adsorption versteht man die Anreicherung eines Stoffs an der Oberfläche fester Substanzen.<br />

Die Unterschiede verschiedener Feststoffe in ihrer Affinität zu organischen Verbindungen<br />

werden in der organischen Laboratoriumspraxis zur Trennung von Substanzgemischen ausgenutzt.


64 A. Einführung in die Laboratoriumstechnjk<br />

Der adsorbierende Feststoff wird als Adsorbens oder Adsorptionsmittel bezeichnet, der<br />

adsorbierte Stoff als Adsorbat. Man unterscheidet unpolare und polare Adsorptionsmittel:<br />

- unpolare Adsorptionsmittel: Aktivkohle, gewisse organische Harze (z. B. Wofatit EW),<br />

Molsiebe;<br />

- polare Adsorptionsmittel: Eisenoxid (Fe2Oa), Aluminiumoxid, Kieselgel, Kohlenhydrate<br />

(Stärke, Zucker, Cellulose).<br />

Ihre Wirksamkeit fällt in der angegebenen Reihenfolge.<br />

Von besonderer Bedeutung sind die polaren Adsorptionsmittel. Ihre Affinität zum betreffenden<br />

Adsorbat wächst verständlicherweise mit dessen Polarität. Aus diesem Grunde wird Wasser<br />

besonders fest adsorbiert, und die aktive Oberfläche des Adsorbens ist um so weniger zur<br />

Adsorption anderer, schwächer polarer Stoffe fähig, je mehr sie bereits mit Wassermolekeln<br />

belegt ist. Beim Aluminiumoxid - dem am häufigsten gebrauchten Adsorptionsmittel - lassen<br />

sich mit Hilfe von Testfarbstoffen fünf konventionelle Aktivitätsstufen einstellen 1 ), die den folgenden<br />

Wassergehalt besitzen: I (aktivste Form) 0%, II 3%, III 4,5 bis 6%, IV 9,5%, V 13%.<br />

Aluminiumoxid wird außerdem in neutraler, saurer und basischer Einstellung geliefert.<br />

Die Adsorbierbarkeit organischer Verbindungen wird neben ihrer Polarität außerdem durch<br />

ihre Molekülgröße und ihre Polarisierbarkeit bestimmt. Die einzelnen Stoffklassen ordnen sich<br />

etwa in die folgende Reihe steigender Affinität zu polaren Adsorptionsmitteln: Halogenkohlenwasserstoffe<br />

< Ether < tert. Amine, Nitroverbindungen < Ester < Ketone, Aldehyde < prim.<br />

Amine < Säureamide < Alkohole < Carbonsäuren.<br />

Die gleichen Betrachtungen gelten auch für das Lösungsmittel. Daraus folgt, daß ein organischer<br />

Stoff aus einem unpolaren Lösungsmittel stärker adsorbiert wird als aus einem polaren.<br />

Ein bereits adsorbierter Stoff kann umgekehrt nur dann durch ein Lösungsmittel vom Adsorbens<br />

verdrängt werden, wenn dieses eine größere Affinität zum Adsorbens aufweist. Nach der<br />

Fähigkeit, einen adsorbierten Stoff vom Adsorbens zu lösen (zu „eluieren"), kann man die<br />

Lösungsmittel in einer „eluotropen" Reihe anordnen (Tab. A.95).<br />

Tabelle A.95<br />

Eluotrope Reihe<br />

Pentan<br />

Hexan<br />

Petrolether<br />

Cyclohexan<br />

Schwefelkohlenstoff<br />

Tetrachlorkohlenstoff<br />

Benzen<br />

Diethylether<br />

Chloroform<br />

Methylendichlorid<br />

Tetrahydrofuran<br />

Ethylmethylketon<br />

Aceton<br />

Essigsäureethylester<br />

Acetonitril<br />

Pyridin<br />

Butanol<br />

Ethanol<br />

Methanol<br />

Essigsäure<br />

Wasser<br />

Für Aktivkohle als unpolares Adsorbens sind die Verhältnisse annähernd umgekehrt.<br />

Berücksichtigt werden muß, daß mit der Adsorption stets eine Polarisierung des Moleküls<br />

verbunden ist und dadurch die Empfindlichkeit gegenüber Licht, Luft, Feuchtigkeit und Oxidationsmitteln<br />

gesteigert sein kann.<br />

2.6.1. Entfärben von Lösungen<br />

Beim Entfärben von Lösungen sollen verunreinigende, färbende Nebenprodukte (meist höhermolekulare<br />

Verbindungen), die häufig die Kristallisation des Hauptprodukts einer Reaktion<br />

erschweren, entfernt werden. Wenn diese Verunreinigungen physikalisch und chemisch<br />

1 J Einstellungs- und Testverfahren: HESSE, G., u. a. Angew. Chem. 64 (1952), 103; Trocknungsvorschrift für AIuminiumoxid<br />

auf Aktivitässtufe I: BROCKMANN, H.; SCHODDER, H., Ber. Deut. Chem. Ges. 74 (1941), 73.


A. 2.7. Chromatographie 65<br />

wesentliche Unterschiede zum Hauptprodukt aufweisen, so können sie durch Zusatz eines<br />

geeigneten Adsorptionsmittels selektiv aus der betreffenden Lösung beseitigt werden. Die<br />

adsorbierten Verunreinigungen werden mit dem Adsorptionsmittel verworfen.<br />

Um Verluste an Hauptprodukt zu vermeiden, muß mit möglichst geringer Menge an<br />

Adsorptionsmitteln gearbeitet werden. Sie sollte etwa l bis maximal 5% der zu reinigenden<br />

Substanz betragen. Lösungen in polaren Lösungsmitteln entfärbt man mit Aktivkohle; in unpolaren<br />

Lösungsmitteln (Hexan bis Chloroform; vgl. eluotrope Reihe, Tab. A.95) arbeitet man<br />

mit Aluminiumoxid. Wofatit EW findet nur für wäßrige Lösungen Verwendung.<br />

Beim Einrührverfahren (hauptsächlich für Aktivkohle angewandt) wird die kalte, zu entfärbende<br />

Lösung mit Aktivkohle versetzt und einige Zeit gerührt oder gekocht.<br />

Vorsicht beim Zusatz von Aktivkohle zu heißen Lösungen! Durch Aufhebung von Siedeverzügen<br />

und Abgabe adsorbierter Luft kann heftiges Schäumen eintreten!<br />

Das Adsorptionsmittel wird durch Filtration, wenn nötig unter Zusatz von Filterhilfsmitteln<br />

(z. B. Kieselgur), oder Zentrifugieren abgetrennt. Nötigenfalls wiederholt man die Entfärbung.<br />

Man beachte beim Entfärben mit Aktivkohle, daß empfindliche Stoffe durch adsorbierten<br />

Sauerstoff besonders in der Hitze leicht oxidiert werden.<br />

Beim Filtrationsverfahren, hauptsächlich für Wofatit EW und Aluminiumoxid angewandt,<br />

wird die zu entfärbende Lösung kalt über eine Schicht des Adsorptionsmittels in einer kurzen,<br />

breiten Säule, auf einem Büchner-Trichter oder einem Glasfiltertrichter filtriert. Am Durchlaufen<br />

der dunklen Zone erkennt man bei farblosen Adsorptionsmitteln dessen Erschöpfung.<br />

2.7. Chromatographie<br />

Chromatographische Methoden sind Verfahren zur Trennung von Stoffen durch Verteilung<br />

zwischen einer ruhenden (stationären) Phase und einer diese durchströmenden fluiden (mobilen)<br />

Phase. Die Komponenten eines auf die stationäre Phase gegebenen Stoffgemisches werden<br />

von dieser unterschiedlich stark festgehalten, wandern daher mit unterschiedlicher<br />

Geschwindigkeit mit der mobilen Phase und werden so getrennt.<br />

Die mobile Phase kann eine Flüssigkeit oder ein Gas sein; die Methoden bezeichnet man<br />

dann als Flüssigchromatographie (englisch liquid chromatography, LC) bzw. Gaschromatographie<br />

(GC). Die stationäre Phase ist entweder ein Feststoff oder eine auf einem festen Träger<br />

fixierte Flüssigkeit. Sie befindet sich feinkörnig in einer Säule (Säulenchromatographie) oder in<br />

einer dünnen Schicht auf einer inerten Folie oder Platte (Dünnschichtchromatographie). Auch<br />

spezielle Filterpapiere können als stationäre Phasen dienen (Papierchromatographie).<br />

Vorrangig werden zwei physikalisch-chemische Vorgänge für chromatographische Trennungen<br />

ausgenutzt, die multiplikative Verteilung auf Grund von Löslichkeitsunterschieden der<br />

Komponenten in den beiden Phasen (siehe A.2.5.3.) und die fraktionierte Adsorption auf<br />

Grund unterschiedlicher Adsorption der Komponenten an der stationären Phase (vgl. A.2.6.).<br />

Je nach dem dominierenden Vorgang spricht man von Verteilungschromatographie oder<br />

A dsorptionschromatographie.<br />

Die beiden Vorgänge sind oft nicht streng getrennt, sondern mehr oder weniger gemeinsam wirksam.<br />

Die als Träger für die flüssigen stationären Phasen der Verteilungschromatographie verwendeten porösen<br />

Feststoffe können eine gewisse Adsorptionskapazität besitzen, und die festen Adsorbentien für die<br />

Adsorptionschromatographie können sich mit Anteilen der mobilen Phase oder des Substanzgemisches<br />

beladen, die dann zusätzlich eine Verteilung bewirken.<br />

Weitere chromatographische Trennverfahren beruhen auf lonenaustausch (an lonenaustauscherharzen<br />

und -gelen, womit Ionen getrennt werden können), Gelpermeation (an porösen Feststoffen, die nach der<br />

Molekülgröße trennen) oder Bioaffinität (an mit bestimmten Liganden modifizierten stationären Phasen,<br />

durch die Enzyme, Proteine, Lipide u. a. selektiv adsorbiert werden). Man informiere sich darüber in der<br />

Spezialliteratur.


66 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Als stationäre Phasen für die Adsorptionschromatographie sind vor allem Kieselgele und<br />

Aluminiumoxide (neutral, sauer oder basisch) gebräuchlich, deren Aktivität von ihrem Wassergehalt<br />

abhängt. An diesen polaren Adsorptionsmitteln werden die zu trennenden Stoffe, wie in<br />

Abschnitt A.2.6 beschrieben, entsprechend ihrer Polarität adsorbiert. Als mobile Phasen sind<br />

Kohlenwasserstoffe (Pentan, Hexan, Heptan, Isooctan), Chlorkohlenwasserstoffe (Dichlormethan,<br />

Chloroform, Tetrachlorkohlenstoff), Ether (Tetrahydrofuran, Dioxan) und Acetonitril<br />

geeignet. Ihre eluierende Wirkung steigt entsprechend der eluotropen Reihe, Tabelle A.95.<br />

Die Zusammensetzung der mobilen Phase richtet sich nach der Polarität der zu trennenden<br />

Stoffe. Man geht zunächst von einem unpolaren Lösungsmittel aus und erhöht wenn nötig dessen<br />

Elutionskraft durch Zumischen eines polareren Lösungsmittels.<br />

Für die Verteilungschromatographie verwendet man Kieselgele als Trägermaterialien, die<br />

mit einer Flüssigkeit als stationärer Phase beladen sind. Polare und hydrophile stationäre Phasen<br />

sind Wasser, Ethylenglycol, Ethylendiamin, Cyanalkylether oder Dimethylsulfoxid. Als<br />

Elutionsmittel werden weniger polare, mit der stationären Phase nicht mischbare Flüssigkeiten<br />

verwendet, vor allem die eben genannten Kohlenwasserstoffe und Chlorkohlenwasserstoffe.<br />

Hiermit werden wie bei der Chromatographie an polaren Adsorbentien die zu trennenden<br />

Stoffe um so schneller eluiert, je weniger polar sie sind (vgl. A.2.6.): Alkane > Halogenverbindungen<br />

> Ether > Ester, Aldehyde, Ketone > Alkohole, Amine > Amide > Carbonsäuren.<br />

Besonders bewährt haben sich demgegenüber sogenannte Umkehrphasen (reversed phases,<br />

RP), das sind unpolare, hydrophobe stationäre Phasen, z. B. Kieselgele, deren Oberfläche<br />

durch chemisch gebundene hydrophobe Alkyl-Reste modifiziert ist.<br />

Eine solche Modifizierung wird erreicht, indem man die Silanol-Gruppen auf der Oberfläche des Silicagels<br />

mit Alkylchlorsilanen umsetzt, z. B.:<br />

I ? Ha<br />

-Si-OH + CI-Si-R —Si-O-Si-R + HCI [A.96]<br />

I ' I '<br />

1 CH3 ' CH3<br />

Meistens ist R ein n-Octadecylrest C18H37, aber auch Octyl-, Cyclohexyl- und Phenylreste und mit<br />

polaren Cyan-, Nitro- oder Amino-Gruppen substituierte AJkylreste können so aufgebracht werden. Phasen<br />

für die Trennung von Enantiomeren enthalten chirale Gruppen, wie modifizierte Cellulosen, Cyclodextrine<br />

(Cyclen aus 6 bis 8 Glucoseeinheiten) oder andere Reste mit Asymmetriezentren. Chromatographische<br />

Trennungen an Umkehrphasen lassen sich nicht eindeutig der Verteilungs- oder Adsorptionschromatographie<br />

zuordnen.<br />

Umkehrphasen werden mit stark polaren Lösungsmitteln eluiert, mit Wasser oder Wasser-<br />

Methanol- oder Wasser-Acetonitril-Gemischen. Die Reihenfolge der Elution unterschiedlich<br />

polarer Stoffe kehrt sich dabei im Vergleich zur Chromatographie mit polaren stationären Phasen<br />

um. Sie werden um so schneller eluiert, je polarer sie sind: Carbonsäuren > Alkohole, Phenole<br />

> Amine > Ester, Aldehyde > Ketone > Halogenverbindungen.<br />

Bei der Chromatographie von Stoffgemischen, deren Komponenten sich sehr in ihrer Polarität<br />

unterscheiden, kommt es vor, daß die langsam wandernden Verbindungen sehr spät oder<br />

gar nicht eluiert werden. Es ist dann angebracht, im Verlauf der Chromatographie die Elutionskraft<br />

der mobilen Phase durch kontinuierliche Zugabe eines besser eluierenden Lösungsmittels<br />

zu erhöhen (Gradientenelution). Moderne Chromatographen machen das automatisch<br />

in vorwählbaren Mischungsgrenzen.<br />

Die Trennleistung einer stationären Phase steigt mit abnehmender Korngröße, mit der sich<br />

andererseits auch der Strömungswiderstand erhöht. Um ausreichende Fließgeschwindigkeiten<br />

zu erhalten, muß bei Partikelgrößen unter etwa 50 /im die mobile Phase unter Druck durch die<br />

stationäre Phase gepreßt werden. Da die Trennleistung bei feinkörnigen festen Phasen weniger<br />

stark von der Fließgeschwindigkeit der mobilen Phase abhängt, kann man dann bei hohen<br />

Fließgeschwindigkeiten arbeiten und kommt mit kurzen Trennzeiten aus.


2.7.1. Dünnschichtchromatographie (DC)<br />

A. 2.7. Chromatographie 67<br />

Bei der Dünnschichtchromatographie arbeitet man in einer „offenen Säule", deren stationäre<br />

Phase aus einer dünnen, auf einer inerten Unterlage aufgebrachten Schicht eines Adsorbens<br />

besteht. Als Träger der Schicht dienen plane Glasplatten, Aluminium- und Polyesterfolien.<br />

Als Adsorbentien werden vorwiegend mit Gips als Bindemittel vermischte Kieselgele oder<br />

Aluminiumoxide eingesetzt. Zur Herstellung von Schichten gleichmäßiger Dicke verwendet<br />

man spezielle Streichgeräte. Naß aufgetragene Schichten werden an der Luft getrocknet und<br />

bei erhöhter Temperatur (105 bis 15O 0 C) aktiviert. Die Aktivität steigt mit Abnahme des Wassergehaltes.<br />

Die aktivierten Platten bewahrt man bis zu ihrem Gebrauch im Exsikkator auf.<br />

Vorteilhaft verwendet man handelsübliche vorgefertigte Schichten. Für die aufsteigende<br />

Chromatographie schneidet man sich aus einer beschichteten Folie Streifen geeigneter Breite<br />

(~ 1,5 cm je Probe) und etwa 10 cm Höhe, für die zweidimensionale Chromatographie Quadrate<br />

von 10 x 10 cm zurecht.<br />

Für die Wahl des Fließmittels gelten die in A.2.6. und A.2.7. behandelten Gesichtspunkte.<br />

Bei unbekannten Gemischen verwendet man zuerst Cyclohexan, dann Toluen und Chloroform.<br />

Je nach dem erzielten Ergebnis geht man danach zu polareren Lösungsmitteln über. Auch<br />

Lösungsmittelgemische, z. B. Cyclohexan mit steigendem Essigsäureethylesteranteil (5, 10,<br />

20% usw.) haben sich als Fließmittel bewährt.<br />

Für Vorversuche zur Auswahl geeigneter Fließmittel kann die Mikrozirkulartechnik angewandt<br />

werden. Hierzu läßt man auf das Zentrum des Probenfleckes aus einer feinen Kapillare<br />

Lösungsmittel fließen und schätzt aus der Ausbildung definierter radialer Zonen den Trenneffekt<br />

ab.<br />

Es kann aufsteigend, absteigend, radial-horizontal und auch zweidimensional chromatographiert<br />

werden. Die apparativ leicht durchzuführende aufsteigende Chromatographie besitzt<br />

dabei die größte Bedeutung.<br />

Die Substanzen werden als etwa l%ige Lösung in einem unpolaren Lösungsmittel aufgetragen.<br />

Die Substanzmenge ermittelt man zweckmäßig in einem Vorversuch. Zu große Mengen<br />

verschlechtern den Trenneffekt und führen zur Schwanzbildung. Die gut chromatographierbare<br />

Substanzmenge steigt mit der Aktivität und der Schichtdicke des Adsorbens.<br />

Man trägt die Substanzlösungen l bis 1,5 cm vom unteren Rand (Start) bzw. von den seitlichen<br />

Rändern entfernt in Abständen von l bis 2 cm mit einer feinen Kapillare (z. B. einem<br />

ausgezogenem Schmelzpunktröhrchen) auf, wobei sich durch die Kapillarkräfte die Kapillare<br />

beim Eintauchen in die Lösung von selbst füllt. Die Startflecken müssen möglichst klein sein<br />

(Durchmesser 2 bis 3 mm). Sehr verdünnte Lösungen werden mehrmals aufgetragen, wobei<br />

man das Lösungsmittel immer erst verdunsten läßt. Bei zweidimensionaler Entwicklung wird<br />

die Substanz 1,5 cm von jeder Kante entfernt in die Ecke der quadratischen Platte aufgetragen.<br />

Das Entwickeln des Chromatogramms geschieht in einer dicht verschließbaren Kammer,<br />

deren Atmosphäre mit den Dämpfen des Fließmittels gesättigt ist. Zur Sättigung kleidet man<br />

die Kammer mit Filterpapierstreifen aus und läßt mit dem Fließmittel 30 Minuten stehen. Die<br />

Platte bzw. Folie, die fast senkrecht in die Kammer gestellt wird, soll etwa 5 mm in die Flüssigkeit<br />

eintauchen. Für orientierende Untersuchungen genügt zur Entwicklung des Chromatogramms<br />

oft ein Becherglas mit eingelegter Filterpapiermanschette, das mit einem Uhrglas<br />

abgedeckt wird. Eine Steighöhe von etwa 10 cm ist zur Trennung im allgemeinen ausreichend.<br />

Danach nimmt man die Platte aus der Kammer und markiert sofort mit einem spitzen Gegenstand<br />

(Spatel, Bleistift) die Laufmittelfront.<br />

Die entwickelte Platte wird an der Luft getrocknet. Farblose Verbindungen, die fluoreszieren,<br />

kann man durch Betrachten der Platte im ultravioletten Licht erkennen. Wurde dem<br />

Adsorbens ein Fluoreszenzindikator zugemischt, erscheinen beim Bestrahlen der Platte mit<br />

der Anregungsfrequenz des Indikators im UV absorbierende und die Fluoreszenz löschende<br />

Stoffe als dunkle Flecken auf der schwach fluoreszierenden Schicht.


68 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Tabelle A.97<br />

Sprühreagenzien für die Dünnschichtchromatographie<br />

Nachzuweisende Verbin- Reagens<br />

dungsklasse<br />

Aldehyde<br />

Alkohole, höhere<br />

Amine<br />

Amine, aromatische<br />

2,4-Dinitrophenylhydrazin/Schwefelsäure<br />

Vanillin/Schwefelsäure<br />

4-Dimethylamino-benzaldehyd/Salzsäure<br />

Ninhydrin<br />

diazotierte Sulfanilsäure<br />

Aminosäuren Ninhydrin<br />

Carbonsäureester, -amide, Hydroxylamin/<br />

-anhydride, Lactone Eisen(III)-chlorid<br />

Ketone<br />

Methylketone, aktive<br />

Methylenverbindungen<br />

Kohlenwasserstoffe<br />

Phenole<br />

Stickstoffverbindungen,<br />

organische<br />

Ungesättigte Verbindungen,<br />

reduzierende Verbindungen<br />

Zucker<br />

o-Dianisidin<br />

2,4-Dinitro-phenylhydrazin<br />

Natriumnitroprussid/<br />

Natronlauge<br />

konz. Schwefelsäure<br />

Schwefelsäure/<br />

Formaldehyd<br />

diazotierte Sulfanilsäure<br />

Eisen(IH)-chlorid<br />

Vanillin/Schwefelsäure<br />

Dragendorffs Reagens<br />

Kaliumpermanganat<br />

Molybdatophosphorsäure<br />

Anisaldehyd/<br />

Schwefelsäure<br />

Kaliumpermanganat<br />

Bemerkungen, Zusammensetzung des Reagens<br />

l g 2,4-Dinitro-phenylhydrazin in einer<br />

Mischung aus 25 ml Ethanol, 8 ml Wasser und<br />

5 ml konz. Schwefelsäure<br />

0,5 g Vanillin in einer Mischung aus 80 ml<br />

Schwefelsäure und 20 ml Ethanol; Erhitzen auf<br />

12O 0 C<br />

l g 4-Dimethylamino-benzaldehyd in einer<br />

Mischung von 25 ml konz.Salzsäure und 75 ml<br />

Methanol<br />

0,3 g Ninhydrin in 100 ml Butanol und 3 ml<br />

Eisessig<br />

Diazotierung (vgl. D.8.2.I.), mit l%iger Lösung<br />

besprühen, mit l%iger Natriumcarbonatlösung<br />

nachbesprühen<br />

vgl. Amine<br />

Lösung /: 2 g Hydroxylaminhydrochlorid in 5 ml<br />

Wasser lösen und mit 15 ml Ethanol verdünnen<br />

Lösung II: 5 g Kaliumhydroxid in wenig Wasser<br />

lösen und mit Ethanol auf 50 ml auffüllen<br />

Sprühreagens I: Lösungen I und II vereinigen<br />

und filtrieren<br />

Sprühreagens II: l g Eisen(III)-chlorid in 2 ml<br />

konz. Salzsäure und 20 ml Ether lösen<br />

Besprühen mit Sprühreagens I, Trocknen<br />

(Raumtemperatur); Besprühen mit Reagens II<br />

gesättigte Lösung von 4,4'-Diamino-3,3'-dimethoxydiphenyl<br />

(o-Dianisidin) in Eisessig<br />

vgl. Aldehyde<br />

l g Natriumnitroprussid in einer Mischung aus<br />

50 ml Ethanol und 50 ml 2 N Natronlauge lösen<br />

auf 150 0 C erhitzen<br />

0,2 ml Formalin (37%ig) in 10 ml konz. Schwefelsäure<br />

vgl. Amine<br />

l bis 5%ige Lösung in 0,5 N Salzsäure<br />

vgl. Alkohole<br />

Lösung 1:0,085 g basisches Bismutnitrat in einer<br />

Mischung aus l ml Eisessig und 4 ml Wasser<br />

Lösung H: 2 g Kaliumiodid in 5 ml Wasser<br />

Sprühreagens: l ml Lösung I, l ml Lösung II im<br />

Gemisch mit 4 ml Eisessig und 20 ml Wasser<br />

0,5% ige Lösung in l N Natronlauge oder<br />

0,5% ige Lösung in Wasser<br />

10%ige Lösung in Ethanol, erhitzen auf 120 0 C<br />

bis zur optimalen Fleckenausbildung<br />

0,5 ml Anisaldehyd in 50 ml Eisessig und l ml<br />

Schwefelsäure gelöst, Platte auf 100 0 C erwärmen<br />

vgl. ungesättigte Verbindungen<br />

In den meisten Fällen gelingt es, aufgetrennte farblose Verbindungen durch Bedampfen mit<br />

lod sichtbar zu machen. Hierzu legt man das Chromatogramm in ein verschließbares Gefäß,<br />

das einige lodkristalle enthält. Substanzen erscheinen als braune Flecken auf hellem Grund<br />

oder, bei längerer Einwirkung des loddampfes, auch als helle Flecken auf dunklem Grund.<br />

Andere Methoden sind: Behandeln mit Bromdampf oder Besprühen mit Kaliumpermanganat-


A. 2.7. Chromatographie 69<br />

lösung bzw. anderen geeigneten Sprühreagenzien (Tab. A.97), wobei man einen Zerstäuber<br />

verwendet (Abb. A.98). Als allgemeine Methode empfiehlt sich auch das Besprühen der<br />

getrockneten und damit lösungsmittelfreien Platten mit 2%iger, vor Gebrauch frisch hergestellter<br />

ammoniakalisch-alkoholischer Silbernitratlösung und anschließendes Erhitzen (2 bis<br />

5 Minuten) auf 105 0 C. Viele Substanzen erscheinen als schwarze Flecken auf dunklem Untergrund.<br />

Abb. A.98<br />

Zerstäuber<br />

O O<br />

•a- -€>--€>-<br />

LösunQsmittelfrortt<br />

Substanz 2<br />

Substanz 1<br />

Start<br />

Abb. A.99<br />

Dünnschichtchromatogramm<br />

Die Lage der Substanzflecken nach der Entwicklung (Abb. A.99) wird durch den RF-Wert<br />

(engl. ratio offronts) charakterisiert:<br />

RF =<br />

Entfernung Start — Substanzfleck (Mitte)<br />

Entfernung Start - Lösungsmittelfront<br />

[A.100]<br />

Er ist eine für jede Verbindung charakteristische Größe. RF-Werte vieler Substanzen sind<br />

tabelliert und können zu deren Identifizierung herangezogen werden. Ihre Reproduzierbarkeit<br />

hängt u. a. von der Konstanz der Aktivität des Adsorbens, der Schichtdicke, der Sättigung der<br />

Kammer und der Temperatur ab. Es ist deshalb zum Beweis der Identität zweier Substanzen<br />

zweckmäßig, Probe und authentische Verbindungen nebeneinander zu chromatographieren<br />

und die Übereinstimmung der RF-Werte unter Verwendung von zwei unterschiedlichen Fließmitteln<br />

zu überprüfen. Man kann auch auf einem Chromatogramm unbekannter Stoffe eine<br />

bekannte Substanz mitlaufen lassen. Unterscheidet sich deren RF-Wert vom tabellierten, müssen<br />

auch alle anderen RF-Werte im gleichen Verhältnis korrigiert werden.<br />

Zur weiteren spektroskopischen Charakterisierung getrennter Substanzen können gefärbte<br />

und fluoreszierende Verbindungen mit dem Adsorbens von der Platte gekratzt und direkt massenspektroskopisch<br />

oder nach Elution UV-VIS-spektroskopisch untersucht werden.<br />

Zur Trennung von Milligrammengen verwendet man dicke Schichten (l bis 3 mm). Die<br />

Probe wird in geschlossener Front an der Startlinie aufgetragen und nach dem Verdunsten des<br />

Lösungsmittels wie üblich entwickelt. Zur Sichtbarmachung der getrennten Zonen wird die<br />

Platte bis auf einen beiderseits 2 cm breiten Randstreifen abgedeckt und besprüht. Danach<br />

entfernt man mit dem Spatel die substanzführenden, nicht besprühten Zonen und extrahiert<br />

die Verbindungen mit geeigneten Lösungsmitteln. Man beachte dabei, daß polare Solventien,<br />

wie Alkohole, in gewissem Umfang auch Kieselgel kolloidal lösen.<br />

Die Dünnschichtchromatographie eignet sich auch sehr gut als Vorversuch für säulenchromatographische<br />

Trennungen. Berücksichtigt werden muß jedoch, daß die Trennschärfe in der<br />

„geschlossenen" Säule geringer ist als in der „offenen".


70 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

2.7.2. Säulenflüssigchromatographie<br />

Einfach kann man eine Flüssigchromatographie in einer „Trennsäule" durchführen, d. h. in<br />

einem senkrecht stehendem Glasrohr, das mit einer geeigneten stationären Phase beschickt ist.<br />

Die zu trennenden oder zu reinigenden Stoffe werden in Lösung oben auf die Säulenfüllung<br />

gegeben und mit weiterem Lösungsmittel durch die Säule transportiert, wobei sie je nach ihrer<br />

Affinität zur stationären Phase und zum Lösungsmittel verschieden schnell wandern.<br />

Als Trennsäulen verwendet man Glasrohre der in Abbildung A. 101 gezeigten Form. Je nach<br />

der zu trennenden Substanzmenge sind Abmessungen wie 15 x l cm, 25 x 2 cm, 40 x 3 cm und<br />

60 x 4 cm gebräuchlich. Der untere Teil wird mit Watte oder Glaswolle lose verschlossen, weite<br />

Rohre auch durch eine Siebplatte aus Porzellan. Das Lösungsmittel gibt man aus einem Tropftrichter<br />

zu.<br />

Abb. A.101<br />

Chromatographierohr<br />

Als stationäre Phase sind vor allem Adsorptionsmittel wie Aluminiumoxid oder Silicagel<br />

mit Korngrößen zwischen 65 und 200 ^m gebräuchlich. Für den Erfolg einer Trennung ist es<br />

äußerst wichtig, die Säule ganz gleichmäßig zu füllen. Luftblasen, ungleichmäßige Schüttung<br />

oder gar Risse in der stationären Phase müssen unbedingt vermieden werden. Das vorher evtl.<br />

sorgfältig getrocknete Adsorptionsmittel wird am besten in dem später anzuwendenden<br />

Lösungsmittel aufgeschwemmt und die Suspension langsam unter Klopfen des Rohrs in die<br />

Säule gegossen, in der sich schon etwas Lösungsmittel befindet. Das Adsorptionsmittel wird<br />

schließlich mit etwas grobem Sand oder Watte oben abgedeckt. Man achte darauf, daß die<br />

Säule zu keinem Zeitpunkt trocken läuft, da sich dann Risse bilden. Das Verhältnis Adsorbat:<br />

Adsorbens soll etwa l: 100 betragen.<br />

Bewährt hat sich auch die trockene Säulenfüllung, bei der die zu trennende Substanz in einer<br />

geringen Menge eines Lösungsmittels gemeinsam mit dem Trägermaterial im Vakuumrotationsverdampfer<br />

zur Trockne eingeengt wird. Anschließend wird diese beladene stationäre<br />

Phase auf eine mit weiterem trockenem Adsorptionsmittel gefüllte Säule gegeben und mit entsprechenden<br />

Lösungsmitteln eluiert.<br />

Als Träger flüssiger stationärer Phasen für die Verteilungschromatographie in Trennsäulen<br />

wird Kieselgel oder Cellulosepulver eingesetzt. Das Mengenverhältnis Substanz zu Träger liegt<br />

zwischen l: l 000 bis l: 3 000.<br />

Für die Wahl der mobilen Phase gelten die in A.2.6. und A.2.7 behandelten Gesichtspunkte.<br />

Das zu trennende Gemisch bringt man als möglichst konzentrierte Lösung auf die Säule,<br />

wobei ein Lösungsmittel geringer eluotroper Kraft, am besten die mobile Phase, verwendet


A. 2.7. Chromatographie 71<br />

wird. Sobald die Lösung eingesickert ist, gibt man das gleiche Lösungsmittel nach. Die Durchflußgeschwindigkeit<br />

darf nicht zu hoch sein, damit sich das Verteilungsgleichgewicht zwischen<br />

mobiler und stationärer Phase gut einstellen kann (etwa 3 bis 4 ml/min bei einer 40-cm-Säule).<br />

Tropft das Eluat zu langsam ab, so wendet man geringen Überdruck an, indem man die Flüssigkeitssäule<br />

auf der Säulenfüllung erhöht. Überdruck kann auch durch Pumpen erzeugt werden<br />

oder durch technische Gase (Pressluft, Stickstoff, Argon) über druckgeprüfte Schraubverschlussflaschen<br />

aus Duranglas, die gleichzeitig die Zudosierung der Eluentien sichern.<br />

Im Idealfall befindet sich jede einzelne Substanz getrennt innerhalb einer schmalen Zone<br />

der Säulenfüllung. Falls die Substanzen farbig oder anderweitig, z. B. durch Fluoreszenz im<br />

UV-Licht, leicht sichtbar zu machen sind, kann die vorsichtig herausgestoßene Füllung der<br />

Trennsäule an den betreffenden Stellen zerschnitten und können die einzelnen Teile getrennt<br />

extrahiert werden. Diese mechanische Aufarbeitung ist nur noch wenig gebräuchlich.<br />

Man zieht es vor, die einzelnen Substanzen durch weiteres Lösungsmittel fraktioniert aus der<br />

Säule herauszuwaschen (zu „eluieren") und das Eluat in Fraktionen von etwa 0,5 bis 10 ml aufzufangen.<br />

Dieser Vorgang läßt sich mit Hilfe von Fraktionssammlern automatisieren, bei denen entweder<br />

die in das Auffanggefäß einfallenden Tropfen elektrisch gezählt werden (Photozelle) oder<br />

das Volumen der Fraktion zur Steuerung des Apparates ausgenutzt wird. In den aufgefangenen<br />

Fraktionen wird durch geeignete analytische Methoden festgestellt, ob sie eluierte Substanz enthalten.<br />

Bei festen Substanzen wird man meistens die Fraktionen im schwachen Vakuum abdunsten<br />

und die Schmelztemperatur des Rückstands bestimmen. Bewirkt das angewandte Lösungsmittel<br />

keine Eluierung oder folgen nach der Elution einer Substanz nur noch Fraktionen, die reines<br />

Lösungsmittel enthalten, so muß die Elutionskraft des Lösungsmittels erhöht werden. Hierzu setzt<br />

man ihm steigende Mengen - beginnend bei l bis 2% - eines in der eluotropen Reihe tiefer stehenden<br />

Lösungsmittels zu und stellt fest, ob nunmehr eine weitere Substanz aus der Säule eluiert wird.<br />

Dies wird fortgesetzt, bis praktisch die gesamte eingesetzte Substanz eluiert worden ist.<br />

Anwendungsbeispiel: Isolierung von Coffein aus Kaffee (oder Tee) und chromatographische<br />

Reinigung des Rohcoffeins an Aluminiumoxid neutral nach CONNOR, R. O., J. Chem. Educ. 42<br />

(1965), 493.<br />

Trennleistung und Geschwindigkeit einer Säulenchromatographie lassen sich wesentlich<br />

erhöhen, wenn man stationäre Phasen kleinerer Korngröße (40 jum) und enger Korngrößenverteilung<br />

verwendet und das Elutionsmittel durch ein Inertgas, z. B. Stickstoff aus einer Gasflasche,<br />

unter einem Druck von 1,5 bis 2 bar durch die Säule preßt. Diese Ausführung wird als<br />

Blitzchromatographie (flash chromatography) bezeichnet. Sie vereinigt die geringen Kosten<br />

der einfachen Säulenchromatographie mit der Schnelligkeit der aufwendigeren Mitteldruckchromatographie<br />

(vgl. A.2.7.3.), erreicht deren Wirksamkeit jedoch nicht.<br />

Abb. A.!02<br />

Lösungsmittelreservoir (a) und Flußregler (b)<br />

für die Flash-Chromatographie<br />

Die Flash-Chromatographie wird im wesentlichen zu präparativen Trennungen und zur Reinigung<br />

von Substanzen in Mengen von 0,01 bis 25 g eingesetzt. Je nach Probengröße verwendet<br />

man Glastrennsäulen von 35-60 cm Länge und 10-40 mm Innendurchmesser. Üblich sind<br />

kurze Trennsäulen und eine Sorbenshöhe von ~ 15 cm. Der untere Teil der Säule wird mit<br />

Glaswolle und geglühtem Seesand gefüllt, die stationäre Phase trocken eingefüllt und aus<br />

einem auf die Säule aufgesetzten Lösungsmittelreservoir mit mobiler Phase überschichtet.<br />

Durch Anlegen eines Inertgases (z. B. Stickstoff aus einer Gasflasche) unter einem Druck von<br />

1,5 bis 2 bar komprimiert man die Säulenfüllung und befreit sie von Luftblasen. Zur Druck-


72 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

regulierung dient ein Flußregler mit Nadelventil, der auf das Lösungsmittelreservoir aufgesetzt<br />

wird (Abb. A. 102). Alle Schliffverbindungen der Apparatur werden durch Klemmen oder<br />

Schraubverschlüsse gesichert.<br />

Als stationäre Phasen verwendet man außer den polaren Adsorbentien Kieselgel und Aluminiumoxid<br />

auch die unpolaren, hydrophoben Umkehrphasen (vgl. A.2.7.). Für die Chromatographie<br />

an Kieselgel und Aluminiumoxid werden n-Hexan, Petrolether, Methylenchlorid, Toluol, Tetrahydrofuran<br />

und Ethylacetat als Elutionsmittel eingesetzt, häufig Gemische aus Ethylacetat und<br />

n-Hexan oder Petrolether. DC-Vorversuche eignen sich für die Auswahl des Trennsystems. Das<br />

Mengenverhältnis von Probe, Adsorbens und mobiler Phase soll etwa l: 100 : l 000 betragen.<br />

Die in der mobilen Phase gelöste Probe wird auf die stationäre Phase aufgebracht, das<br />

Lösungsmittelreservoir aufgesetzt und über den Flußregler eine Fließgeschwindigkeit des EIutionsmittels<br />

von ~ 5 cm/min eingestellt. Wie bei der einfachen Säulenchromatographie wird<br />

das Eluat per Hand oder automatisch in Fraktionen geeigneter Größe gesammelt. Die eluierten<br />

Substanzen können durch DC, IR- oder UV-VIS-Spektroskopie, feste Stoffe auch durch<br />

Schmelzpunktbestimmung des Rückstands nachgewiesen werden. Ein Stoffgemisch kann<br />

innerhalb von 5 bis 10 Minuten getrennt werden.<br />

2.7.3. Hochdruckflüssigchromatographie (HPLC)<br />

Die Hochdruckflüssigchromatographie (engl. high pressure liquid chromatography), auch<br />

Hochleistungsflüssigchromatographie (high performance liquid chromatography), HPLC<br />

genannt, ist eine sehr leistungsfähige, schnelle Säulenflüssigchromatographie für die Trennung<br />

von Substanzgemischen im analytischen und präparativen Maßstab. Es werden stationäre Phasen<br />

sehr kleiner Korngröße (3 bis 10 /im) und enger Korngrößenverteilung verwendet, durch<br />

die das Elutionsmittel unter hohem Druck (50 bis 500 bar) gepreßt wird. Hierfür stehen automatisierte<br />

kommerzielle Geräte zur Verfügung, deren Aufbau schematisch Abbildung A.103<br />

zeigt. Die Säule besteht gewöhnlich aus Edelstahl und hat bei analytischen Anwendungen<br />

einen Durchmesser von 2 bis 5 mm. Die verwendeten Trägermaterialien ergeben dichte und<br />

regelmäßige Säulenpackungen hoher Trennwirkung, so daß kurze Säulen von 5 bis 25 cm<br />

Länge ausreichen. Sie haben Trennstufenzahlen [A.105] von l 000 bis zu 100 000.<br />

Elutionsmittel Pumpe<br />

Thermostat *<br />

Probenaufgabe<br />

*Trennsaule<br />

Schreiber<br />

Integrator<br />

Detektor Fraktionssammler<br />

Abb. A.103<br />

Schematischer Aufbau eines<br />

Hochdruck-Flüssigchromatographen


A. 2.7. Chromatographie 73<br />

Die HPLC kann sowohl als Adsorptions- als auch als Verteilungschromatographie durchgeführt<br />

werden. Meist werden Umkehrphasen angewandt. Zur Auswahl der stationären Phasen<br />

und Elutionsmittel siehe A.2.7.<br />

Das zu trennende Substanzgemisch wird am Säulenanfang in den Elutionsmittelstrom injiziert,<br />

und die eluierten Stoffe werden am Säulenende durch einen geeigneten Detektor angezeigt<br />

und registriert. Zur Detektion läßt sich eine beliebige meßbare Stoffeigenschaft heranziehen,<br />

z. B. die Fluoreszenz-Emission, das Elektrodenpotential oder die elektrische Leitfähigkeit<br />

(bei ionischen Substanzen). Meist werden die UV-Absorption bei einer bestimmten Wellenlänge,<br />

z. B. 254 nm, oder der Brechungsindex verwendet.<br />

Probenaufgabe<br />

Komponente 1 Komponente 2<br />

Zeit<br />

Abb. A104<br />

Chromatogramm<br />

Die getrennten Stoffe erscheinen im Chromatogramm als Peaks (Berge, Banden) in<br />

bestimmter Lage und Größe, Abb. A.104. Als Retentions zeit tR bezeichnet man die Zeit, die<br />

vom Einspritzen der Probe bis zum Auftreten des Peakmaximums verstreicht, als Netto-Retentionszeit<br />

tR die Retentionszeit minus Durchflußzeit: tR = tR + t0. Die Durchflußzeit oder Totzeit<br />

to ist die Zeit, die die mobile Phase benötigt, um durch die stationäre zu fließen. Bei konstanter<br />

Strömungsgeschwindigkeit des Elutionsmittels entspricht die Retentionszeit einem Volumen,<br />

das Retentionsvolumen VR genannt wird. Retentionszeit bzw. Retentionsvolumen sind für eine<br />

Substanz in demselben Sinne charakteristisch wie der RF-Wert (vgl. [A. 10O]). Sie hängen natürlich<br />

auch von der Art der stationären Phase, der Länge der Trennsäule, der Art und Strömungsgeschwindigkeit<br />

der mobilen Phase und der Temperatur ab.<br />

Aus der Retentionszeit läßt sich die Zahl n der Trennstufen oder theoretischen Böden<br />

berechnen, die in Analogie zur Rektifikation (vgl. A.2.3.3.1.) und multiplikativen Verteilung<br />

(vgl. A.2.5.3.) ein Maß für die Wirksamkeit einer Trennsäule ist. Unter konstanten Versuchsbedingungen<br />

gilt:<br />

n = 16 (-w w Basisbreite des Peaks [A.105]<br />

Die Peakfläche ist der Menge der getrennten Substanz proportional und wird daher zu deren<br />

quantitativen Analyse herangezogen. Moderne HPLC-Geräte integrieren die Peakflächen<br />

automatisch. Näherungsweise kann man sie nach der „Dreiecksmethode" durch Multiplizieren<br />

der Peakhöhe h mit der Halbwertsbreite b oder durch Ausschneiden und Auswägen bestimmen.<br />

Höhe und Fläche eines Peaks hängen natürlich auch von der Empfindlichkeit des Detektors<br />

für eine bestimmte Substanz ab, z. B. bei der UV-Detektion von ihrem Extinktionskoeffizienten<br />

bei der verwendeten Wellenlänge. Der Zusammenhang zwischen Peakfläche und Stoff-


74 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

menge muß daher durch Aufnahme von Eichkurven festgestellt werden, am besten unter<br />

Zugabe einer bestimmten Menge einer Bezugssubstanz, eines inneren Standards, auf dessen<br />

Peakfläche die Peakflächen der Eichsubstanzen bezogen werden.<br />

Mit Säulen größeren Durchmessers (5 mm bis 20 cm) und Arbeitsdrucken zwischen 70 und<br />

80 bar kann die Hochdruckflüssigchromatographie auch für Stofftrennungen im päparativen<br />

Maßstab (l mg bis 10 g) angewendet werden (präparative HPLC).<br />

Eine apparativ weniger aufwendige und damit billigere Variante der Hochdruckflüssigchromatographie<br />

ist die sog. Mitteldruckflüssigchromatographie (medium pressure liquid chromatography,<br />

MPLC), bei der mit Drücken zwischen etwa 5 und 50 bar gearbeitet wird Sie dient<br />

hauptsächlich zur Isolierung und Reinigung von Substanzen in Mengen von l mg bis 100 g.<br />

Auch für die MPLC werden handelsübliche Geräte eingesetzt. Im allgemeinen benutzt man<br />

kunststoffummantelte zylindrische Glassäulen, die beidseitig mit Flanschverbindungen ausgestattet<br />

sind, mit Durchmessern zwischen 15 und 100 mm und Längen von 25 oder 50 cm. Die<br />

Säulen mit größerem Durchmesser sind weniger druckbelastbar. Als stationäre Phasen werden<br />

Adsorbentien, wie Kieselgel und Aluminiumoxid, sowie Polyamide und Umkehrphasen eingesetzt.<br />

Die Korngrößen liegen zwischen 15 und 50 ^m. Die geeignete Zusammensetzung der<br />

mobilen Phase kann durch Vorversuche mittels DC, kleiner MPLC-Säulen oder analytischer<br />

HPLC ermittelt werden.<br />

Die Probelösung wird in eine Probeschlaufe injiziert und durch Schaltung der Probeschlaufe<br />

zwischen Pumpe und Säule auf die Säule gebracht. Das aus der Säule austretende Eluat durchläuft<br />

einen UV-Detektor (ungeeignet für nicht UV-aktive Substanzen) oder einen Brechungsindex-Detektor<br />

(nicht geeignet bei Gradientenelution) und wird durch einen automatischen<br />

Fraktionssammler in Fraktionen wählbarer Größe aufgefangen. Die Detektoren müssen auf<br />

die hohe Durchflußgeschwindigkeit des Eluats ausgelegt sein. Die Detektorsignale zeichnet<br />

ein Schreiber als Chromatogramm auf.<br />

2.7.4. Gaschromatographie<br />

In der Gaschromatographie wird ein Inertgas als mobile Phase und ein festes Adsorbens oder<br />

meist eine Flüssigkeit auf einem festen Träger als stationäre Phase angewandt (Gas-Fest-<br />

Adsorptionschromatographie bzw. Gas-Flüssig-Verteilungschromatographie). Sie ist auf Stoffe<br />

beschränkt, die ohne Zersetzung verdampft werden können oder die bei ihrer thermischen<br />

Zersetzung definierte, gasförmige Produkte ergeben.<br />

Die Gaschromatographie ist ein sehr leistungsfähiges und schnelles Trennverfahren, das vorwiegend<br />

zur qualitativen und quantitativen Analyse, aber auch zur präparativen Trennung von<br />

Stoffgemischen eingesetzt wird. Es werden kommerzielle Geräte verwendet, deren Aufbau<br />

schematisch in Abbildung A. 106 dargestellt ist<br />

Als Trennsäule oder Kolonne werden Rohre aus Kupfer, Stahl, Glas oder Quarz mit Durchmessern<br />

von 3 bis 8 mm und Längen von l bis 6m verwendet, in denen sich die stationäre<br />

Phase auf einem festen Trägermaterial befindet. Auch sog. Kapillarsäulen (Durchmesser 0,1-<br />

0,5 mm, Länge 10-300 m) sind gebräuchlich, die eine außerordentlich hohe Trennleistung<br />

besitzen. Bei ihnen befindet sich die stationäre Phase als Flüssigkeitsfilm direkt auf der Kolonnenwand<br />

(Dünnfilm-Kapillaren) oder auf einer dünnen Schicht des Trägermaterials (Dünnschicht-Kapillaren).<br />

Mit gepackten Säulen können Substanzmengen von 0,5-30 mg, mit Kapillarsäulen<br />

Mengen im /ig-Bereich getrennt werden.<br />

Die Trennsäule wird von einem Gas (Stickstoff, Helium, Argon, Wasserstoff) durchströmt,<br />

in das am Kopf der Kolonne das zu trennende Stoffgemisch aufgegeben, bei Flüssigkeiten<br />

meist injiziert wird. Die im Gaschromatographen herrschende Arbeitstemperatur (O bis<br />

40O 0 C) soll etwa 100-20O 0 C unterhalb der mittleren Siedetemperatur der zu trennenden Substanzen<br />

liegen. Sie wird durch einen Thermostaten aufrechterhalten und kann im Laufe der


A. 2.7. Chromatographie 75<br />

Trennung kontinuierlich erhöht werden, was der Gradienten-Elution bei der Flüssigchromatographie<br />

entspricht.<br />

Probenaufgabe<br />

Auffangvorrichtung<br />

Schreiber<br />

Thermostat<br />

Abb. A.106<br />

Schematische Darstellung eines<br />

Gaschromatographen<br />

Als stationäre Phase für die Gasverteilungschromatographie finden organische Flüssigkeiten<br />

mit einem niedrigen Dampfdruck (< 0,1 kPa (< l Torr) bei der Arbeitstemperatur) Verwendung,<br />

z. B. Squalan (ein verzweigtes C30-Alkan), Apiezonfette (Erdölfraktionen), Siliconöle,<br />

Phthalsäureester, Polyglycole (sog. Carbowachse), Polyester u. a. Als Trägermaterial eignen<br />

sich Stoffe, die bei geringer Adsorptionsaktivität eine große Oberfläche besitzen, vor allem<br />

Kieselgure und Kieselgele. Sie ermöglichen eine großflächige Verteilung der Trennflüssigkeit,<br />

ohne dabei das Verteilungsgleichgewicht zwischen Flüssigkeit und Gas durch Adsorptionskräfte<br />

zu stören.<br />

Zur Messung der am Ende der Kolonne gasförmig austretenden Komponenten in einem<br />

Detektor können im Prinzip alle physikalischen Eigenschaften der Gase oder Dämpfe benutzt<br />

werden. Verbreitet ist die Messung der Wärmeleitfähigkeit (Wärmeleitfähigkeitsdetektor,<br />

Katharometer) und die Messung des lonenstromes bei der Verbrennung bzw. Bestrahlung des<br />

Gases (Flammenionisationsdetektor, Strahlungsionisationsdetektor). Auch IR-spektroskopische<br />

Detektion ist üblich, besonders bei Gaschromatographen, die direkt an ein Massenspektrometer<br />

gekoppelt sind. Die Detektorsignale werden von einem empfindlichen Kompensationsschreiber<br />

registriert oder nach Digitalisierung einem Rechner zugeführt. Man erhält das<br />

Gaschromatogramm, das genau so wie ein Flüssigchromatogramm aussieht (Abb. A. 104).<br />

Die Fläche der Peaks (Berge, Banden) ist, wie in A.2.7.3. beschrieben, der Menge der<br />

getrennten Stoffe proportional. Als Retentions zeit tR bezeichnet man die Zeit, die von der<br />

Injektion bis zum Substanzmaximum verstreicht (vgl. Abb. A. 104). Bei konstanter Strömungsgeschwindigkeit<br />

entspricht diese Zeit dem Retentionsvolumen VR. Retentionszeit bzw. Retentionsvolumen<br />

sind für eine Substanz charakteristische Größen. Statt der absoluten Werte verwendet<br />

man meist die relativen Retentionen, die man auf eine Standardsubstanz bezieht, die in<br />

dem zu charakterisierenden Stoffgemisch enthalten ist oder ihm zugegeben wird:<br />

*R2<br />

'RI<br />

[A.107]<br />

Auch die die Trennleistung der Säule charakterisierende Anzahl der theoretischen Böden n<br />

(vgl. A.2.3.3.1.) wird analog der HPLC nach Formel [A. 105] berechnet. Sie nimmt mit steigender<br />

Säulenlänge zu. Außerdem hängt n von einer Anzahl anderer Parameter, wie Art und<br />

Menge der stationären Phase, Kolonnentemperatur, Strömungsgeschwindigkeit sowie Art und<br />

Druck des Trägergases ab. Mit kommerziellen Geräten für die Gaschromatographie erreicht<br />

man bei einer Kolonnenlänge von 2 m eine Trennwirkung von etwa 2 000 theoretischen Böden.<br />

Bei Verwendung von Kapillarkolonnen mit einer Länge von 30 m ist die Trennwirkung um das<br />

Zehn- bis Zwanzigfache höher. Sie läßt sich mit Präzisionsgeräten auf 500 000 theoretische<br />

Böden steigern.


76 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Für die Trennwirkung der Kolonnen ist die Wahl der richtigen stationären Phase entscheidend.<br />

Hierfür gelten folgende allgemeine Gesichtspunkte:<br />

- Gemische unpolarer Substanzen werden an einer unpolaren Trennflüssigkeit in der Reihenfolge<br />

ihrer Siedepunkte getrennt.<br />

- Polare Gemische wandern an unpolaren Trennflüssigkeiten schneller als unpolare.<br />

- Mit steigender Polarität der Trennflüssigkeit werden die polaren Komponenten stärker<br />

zurückgehalten als unpolare Stoffe gleicher Siedetemperatur.<br />

So sind Paraffinwachse, Siliconöle und Tricresylphosphat für die Trennung von Kohlenwasserstoffen<br />

und Kohlenwasserstoffderivaten geringer Polarität (Halogenkohlenwasserstoffe)<br />

geeignet, während Dialkylphthalate darüber hinaus zur Trennung von sauerstoffhaltigen Verbindungen<br />

(Ether, Ester, Ketone, Aldehyde u. a.) empfohlen werden. Wasserhaltige Gemische<br />

lassen sich gut an Polyglycolen trennen.<br />

Reicht die Selektivität einer Trennflüssigkeit, d. h. ihre Fähigkeit, Substanzen unterschiedlicher<br />

chemischer Struktur verschieden stark zurückzuhalten, für ein gegebenes Trennproblem<br />

nicht aus, kombiniert man Kolonnen mit Phasen unterschiedlicher Polarität.<br />

Bei der Reinheitsprüfung chromatographiert man eine Substanz an mindestens zwei stationären<br />

Phasen unterschiedlicher Polarität. Tritt in beiden Fällen nur ein Peak auf, kann man die<br />

Substanz im allgemeinen als einheitlich betrachten.<br />

Zur Identifizierung bestimmt man zunächst die relative Retention der zu untersuchenden<br />

Substanzen. Als Standards haben sich Nonan und andere Normalkohlenwasserstoffe bewährt.<br />

Der Vergleich der ermittelten relativen Retention mit tabellierten Daten gestattet es oft schon,<br />

Schlüsse auf die Konstitution der Komponenten zu ziehen. Die Wahrscheinlichkeit eines Fehlschlusses<br />

läßt sich durch nochmalige Trennung an einer stationären Phase anderer Polarität<br />

verringern. Durch Zumischen einer authentischen Probe der zu identifizierenden Substanz<br />

kann die Sicherheit der Aussage weiter erhöht werden. In neuerer Zeit wendet man zur qualitativen<br />

Analyse der gaschromatographisch getrennten Komponenten die Massenspektroskopie<br />

an (vgl. A.3.7.), indem direkt an den Ausgang einer Trennsäule, im allgemeinen einer Kapillarkolonne,<br />

ein Massenspektrometer angeschlossen wird.<br />

Für die quantitative Auswertung eines Gaschromatogramms kann man in erster Näherung<br />

die Verhältnisse der Flächen unter den Peaks verwenden.<br />

Unter der Voraussetzung, daß<br />

a) die Zahl der Komponenten in der Probe der der aufgetrennten Peaks entspricht,<br />

b) der Detektor über einen großen Konzentrationsbereich linear arbeitet und<br />

c) es sich im Gemisch um chemisch verwandte Substanzen handelt,<br />

verhalten sich die Flächen (Fj) wie die Massenprozente der Komponenten (mj):<br />

Die Peakflächen werden bei modernen Geräten durch elektronische Integration erhalten.<br />

Andernfalls können sie nach der „Dreieckmethode" durch Multiplikation der Peakhöhe h mit<br />

der Halbwertsbreite b (vgl. Abb.A.104), durch Auszählen der Flächen oder durch Ausschneiden<br />

und anschließendes Wägen bestimmt werden.<br />

Die Bestimmung der absoluten Konzentration einer oder mehrerer Komponenten der Analysenprobe<br />

ist durch äußere (Aufnahme einer Eichkurve) oder vorteilhaft durch innere<br />

Eichung (Methode des inneren Standards) möglich. Bei innerer Eichung wird zum Analysengemisch<br />

eine genau dosierte Menge einer Standardsubstanz gegeben. Die Standardsubstanz<br />

sollte mit den zu trennenden Komponenten chemisch verwandt sein und eine ähnliche Retentionszeit<br />

besitzen wie diese, sich aber nicht mit den Peaks der Probe überlagern.<br />

Aus den Flächenverhältnissen ergeben sich die Massenprozente der unbekannten Substanz<br />

nach folgender Beziehung:


A. 3.1 Schmelztemperatur 77<br />

m/ = —— l —— ^-- Mst = Menge der Standardsubstanz [A. 109]<br />

Mi + MS, / l 0 C). Man nutzt diese Tatsache auch aus, um die Identität zweier Stoffe gleicher Schmelztemperatur<br />

zu prüfen. Dazu werden gleiche Mengen der beiden Stoffe gut miteinander verrieben.<br />

Ist die Schmelztemperatur dieser Mischung („Mischschmelzpunkt") unverändert, so handelt<br />

es sich um denselben Stoff, wird sie erniedrigt, um zwei verschiedene Substanzen. Isomorphe<br />

Verbindungen zeigen auch bei chemischer Verschiedenheit keine Schmelztemperaturdepression.<br />

Man mache es sich zur Gewohnheit, die Identität zweier Stoffe zuerst durch diese einfache<br />

und schnelle Methode zu überprüfen, bevor man zu den aufwendigeren spektroskopischen<br />

Verfahren greift.<br />

Viele organische Substanzen schmelzen unter Zersetzung, die sich äußerlich meist durch<br />

Verfärbung und Gasentwicklung zeigt. Diese Zersetzungstemperatur ist im allgemeinen<br />

unscharf sowie von der Erhitzungsgeschwindigkeit abhängig (schnelles Erhitzen: höhere Zersetzungstemperatur)<br />

und daher nicht genau reproduzierbar. Manche Stoffe haben überhaupt<br />

keine charakteristische Umwandlungstemperatur und verkohlen beim starken Erhitzen.


78 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Zwischen der Schmelztemperatur und dem Molekülbau eines Stoffs bestehen gewisse Zusammenhänge.<br />

Es läßt sich angenähert voraussagen, daß Stoffe mit symmetrischen Molekülen bei höheren Temperaturen<br />

schmelzen als solche mit weniger symmetrischem Bau. So haben z. B. Normalparaffine eine höhere<br />

Schmelztemperatur als die Isoparaffine gleicher C-Zahl. Bei stereoisomeren Verbindungen hat die trans-<br />

Verbindung meist die höhere Schmelztemperatur (beispielsweise Maleinsäure (Z, cis) F 13O 0 C, Fumarsäure(£,trans)F287°C<br />

Die Schmelztemperatur steigt mit dem Assoziationsgrad einer Verbindung an. So schmelzen die nicht zu<br />

Wasserstoffbrückenbindungen befähigten Ester wesentlich tiefer als die Carbonsäuren.<br />

3.1.1. Bestimmung der Schmelztemperatur in der Kapillare<br />

Die fein pulverisierte, gut getrocknete Substanz wird in einer 2 bis 4 mm hohen Schicht in ein<br />

etwa l mm weites, einseitig zugeschmolzenes Kapillarröhrchen gebracht. Dazu taucht man die<br />

Kapillare in die Substanzprobe und klopft das Pulver vorsichtig auf den Kapillarboden bzw.<br />

läßt das Röhrchen mehrfach durch ein langes, senkrecht auf einer harten Unterlage stehendes<br />

Glasrohr fallen.<br />

Die Schmelztemperatur sublimierender Substanzen wird in einer auf beiden Seiten zugeschmolzenen<br />

Kapillare bestimmt, deren gesamter abgeschmolzener Teil sich im Heizbad befinden<br />

muß.<br />

Das sogenannte Schmelzpunktröhrchen wird im einfachsten Falle (Abb. A. 110) mit einem<br />

Stückchen Gummischlauch an einem (möglichst geeichten) Thermometer befestigt - die Substanzprobe<br />

muß sich dabei in Höhe der Quecksilberkugel des Thermometers befinden - und in<br />

einem Becherglas mit Paraffinöl oder Siliconöl (als Wärmeüberträger für Temperaturen bis<br />

etwa 250 0 C geeignet) langsam (4 bis 6 0 C pro Minute, in der Nähe der Schmelztemperatur l<br />

bis 2 0 C pro Minute) bis auf die Schmelztemperatur erhitzt.<br />

Günstiger als die beschriebene Einrichtung ist wegen der gleichmäßigeren Wärmeübertragung<br />

die Apparatur zur Bestimmung der Schmelztemperatur nach THIELE (Abb. A.lll).<br />

| Bei diesen Schmelztemperaturbestimmungen ist unbedingt eine Schutzbrille zu tragen!<br />

Rührer<br />

Abb.A.110<br />

Einfache Apparatur zur Bestimmung<br />

des Schmelztemperatur<br />

Abb. A.lll<br />

Apparatur zur Bestimmung der Schmelztemperatur<br />

nach THIELE


A. 3.1 Schmelztemperatur 79<br />

Als Schmelztemperatur liest man die Temperatur ab, bei der die Substanz klar geschmolzen<br />

ist. Die Schmelztemperaturangabe ist höchstens auf ± 0,5 0 C genau. Bei unreinen Substanzen<br />

gibt man das Temperaturintervall vom Auftreten erster Anteile flüssiger Phase bis zur klaren<br />

Schmelze an. Die auf diese Weise bestimmte Schmelztemperatur bzw. das Schmelzintervall liegen<br />

im allgemeinen etwa l 0 C höher als der auf einem Heiztisch (vgl. A.3.1.2.) ermittelte Wert.<br />

Die Schmelztemperatur sehr hoch schmelzender Verbindungen (> 25O 0 C) bestimmt man<br />

im Metallblock (Kupfer, Aluminium). Kapillaren mit der Probe und Thermometer werden in<br />

Bohrungen des Blockes eingeführt, eine weitere Bohrung, die mit Glimmerfenstern verschlossen<br />

sein kann, dient zur Beobachtung des Schmelzvorganges.<br />

Die Schmelztemperaturbestimmung in der Kapillare ist ohne größeren Aufwand auch bis zu<br />

Temperaturen von etwa -50 0 C möglich. Man arbeitet am einfachsten in einem Becherglas mit<br />

einer Kältemischung aus Kohlensäureschnee/Methanol (Abb. A.110). Man kühlt zunächst so<br />

weit, daß die Substanz in der Kapillare erstarrt und läßt dann die Kältemischung sich langsam<br />

unter Rühren erwärmen.<br />

Da das Thermometer nicht mit seiner ganzen Länge in das Flüssigkeitsbad eintaucht, macht<br />

sich eine Thermometerkorrektur erforderlich. Wenn 9^ die abgelesene Temperatur ist, errechnet<br />

sich die wahre Temperatur 3^ zu:<br />

3f mittlere Temperatur des herausragenden Fadens; y Konstante, abhängig von der Art des<br />

Thermometers, für Quecksilberthermometer in Jenaer Glas ist y = 0,000 16; n Anzahl der<br />

Grade, die der Faden aus dem Bad herausragt.<br />

3.1.2. Mikroschmelztemperaturbestimmung auf dem Heiztisch<br />

Die mikroskopische Beobachtung des Schmelzvorgangs bei 50- bis lOOfacher Vergrößerung bietet<br />

gegenüber der Bestimmung der Schmelztemperatur in der Kapillare verschiedene Vorteile: Der<br />

Substanzverbrauch ist sehr gering, so daß im Mikro- und Submikromaßstab gearbeitet werden<br />

kann (mg bis ^g). Veränderungen der Substanz beim Erwärmen lassen sich unter dem Mikroskop<br />

(Abb. A.113) sehr genau beobachten (Wasserabspaltung aus Hydraten, Umwandlung polymorpher<br />

Substanzen, Sublimation und Zersetzungsprozesse). Es sind daher elektrisch geheizte<br />

Objekttische für Mikroskope konstruiert worden KOFLER, BOETIUS), die es gestatten, die<br />

gewünschte Geschwindigkeit des Temperaturanstiegs über einen Regelwiderstand einzustellen. In<br />

der seitlichen Bohrung der Heizplatte ist ein Thermometer angebracht, das mit Hilfe geeigneter<br />

Testsubstanzen in Verbindung mit dem Heiztisch geeicht wurde. Die erhaltenen Werte stellen<br />

daher korrigierte Schmelztemperaturen dar; eine Fadenkorrektur ist nicht erforderlich.<br />

Zur Vorbereitung der Probe werden zunächst wenige Kriställchen zwischen einem plangeschliffenen<br />

Spezialobjektträger und ein zugehöriges Deckgläschen gebracht. Größere Kristalle<br />

muß man zunächst zwischen zwei Objektträgern zerreiben. Der Objektträger wird mit<br />

einem Führungsring auf dem mit einer Glasplatte abgedeckten Heiztisch in das Beobachtungsfeld<br />

des Mikroskopes gebracht.<br />

Die Schmelztemperatur kann auf zweierlei Art bestimmt werden. In der „durchgehenden"<br />

Arbeitsweise läßt man die Temperatur des Heiztisches ohne Unterbrechung bis zum vollständigen<br />

Schmelzen der Substanz ansteigen (in der Nähe der Schmelztemperatur 2 bis 4 0 C pro<br />

Minute). Als Schmelzbeginn betrachtet man die Temperatur, bei der sich die Ecken und Kanten<br />

größerer Kristalle runden. Die Temperatur, an der alle Kristalle verschwunden sind, wird<br />

als Ende des Schmelzintervalls angegeben. Bei der exakteren Bestimmung der Schmelztemperatur<br />

im „Gleichgewicht" wird durch Regulierung der Heizung diejenige Temperatur eingestellt,<br />

bei der Gleichgewicht zwischen fester und flüssiger Phase herrscht.


80 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Thermometerfuhrung<br />

Abb. A.113<br />

Heiztischmikroskop zur Bestimmung der Schmelztemperatur<br />

Thermometerablesevomchtung<br />

Die Schmelztemperaturen sublimierender Substanzen bestimmt man in flachen, zugeschmolzenen<br />

Küvetten (Fischer-Küvetten).<br />

Zur Bestimmung des Mischschmelzpunkts gibt man je ein Kriställchen der beiden Substanzen<br />

eng nebeneinander auf einen Objektträger und bringt sie durch leichtes Drücken und<br />

Bewegen mit dem Eckglas in innige Berührung.<br />

3.2. Siedetemperatur<br />

Die Siedetemperatur (der „Siedepunkt") ist im Gegensatz zur Schmelztemperatur stark druckabhängig<br />

(vgl. [A.45]) und ihre exakte Bestimmung mit einem größeren Aufwand verbunden.<br />

Meist wird als Siedetemperatur das beim Destillieren einer Substanz beobachtete Siedeintervall<br />

angegeben. Hierbei können durch Überhitzung des Dampfs und fehlerhafte Apparatedimensionen<br />

(z. B. falscher Sitz des Thermometers, vgl. A.2.3.2.2.) Abweichungen vom wirklichen<br />

Wert auftreten. Weitere Fehlerquellen entstehen auch, wenn die Thermometerkorrektur<br />

nicht berücksichtigt wird (vgl. [A.112]) oder die Druckmessung nicht exakt erfolgt (z. B. durch<br />

fehlerhafte Manometeranzeige des Vakuums). Daher findet man in der Literatur häufig unterschiedliche<br />

Siedetemperaturangaben für die gleiche Substanz.<br />

Der Einfluß von Verunreinigungen auf die Siedetemperatur ist stark von der Art des verunreinigenden<br />

Stoffes abhängig. So findet man beträchtliche Einflüsse, wenn Reste leichtflüchtiger<br />

Lösungsmittel vorhanden sind. Dagegen hat der Zusatz eines Stoffes gleicher Siedetemperatur<br />

(bei idealem Verhalten) überhaupt keinen Einfluß (vgl. Raoultsches Gesetz [A.48]).<br />

Meist wirken sich kleine Verunreinigungen auf die Siedetemperatur weniger aus als auf die<br />

Schmelztemperatur.


A. 3.3. Refraktometrie 81<br />

Aus allen diesen Gründen hat die Siedetemperatur zur Charakterisierung eines Stoffes und<br />

als Reinheitskriterium nicht die gleiche Bedeutung wie die Schmelztemperatur.<br />

Molekülgröße und intermolekulare Wechselwirkungen bestimmten weitgehend die Höhe der Siedetemperatur.<br />

So steigt die Siedetemperatur der Normalparaffine von C4 bis C12 jeweils um 20 bis 3O 0 C pro C-<br />

Atom an. Verzweigte Verbindungen besitzen generell eine niedrigere Siedetemperatur als entsprechende<br />

geradkettige. In der Reihe Ether < Aldehyd < Alkohol hat bei gleicher C-Zahl der Alkohol die höchste<br />

Siedetemperatur, da die intermolekulare Wechselwirkung (Assoziation) in demselben Maße zunimmt<br />

(Wasserstoffbrücken bei den Alkoholen).<br />

Eine genaue Siedetemperaturbestimmung ist mit Hilfe von Ebulliometern möglich. Im Prinzip<br />

wird dabei die Flüssigkeit unter Rückfluß zum Sieden erhitzt und die Temperatur gemessen.<br />

Durch geeignete Konstruktion werden Wärmeverluste und auch Überhitzungen des<br />

Dampfs verhindert. Es sind aber im allgemeinen relativ große Substanzmengen erforderlich<br />

(mindestens einige ml). Stehen diese zur Verfügung (> 10 ml), so kann man eine Siedekurve<br />

einfacher in einer Destillationsapparatur aufnehmen. Dabei ist zu beachten, daß die Thermometerkugel<br />

vollständig von Dampf umspült wird, von Flüssigkeit benetzt ist und nicht zu tief in<br />

den überhitzten Dampf hineinragt (vgl. A.2.3.2.2.).<br />

3.3. Refraktometrie<br />

Zur Identifizierung einer flüssigen Substanz und zur Prüfung ihrer Reinheit kann auch der Brechungsindex<br />

n herangezogen werden. Wird monochromatisches Licht an der Grenzfläche<br />

zweier Medien gebrochen (Abb. A.114), gilt das Snelliussche Gesetz. Im allgemeinen dient<br />

Luft als Bezugsmedium.<br />

C1;c2 Lichtgeschwindigkeit<br />

im Medium 1 bzw. 2 Abb.A.114<br />

Darstellung zum Snelliusschen<br />

Brechungsgesetz<br />

Der Brechungsindex ist stark von der Temperatur abhängig. Bei organischen Flüssigkeiten<br />

nimmt er mit steigender Temperatur um etwa 4 bis 5 • 1(H pro Grad ab. Darüber hinaus ändert<br />

sich der Brechungsindex mit der Wellenlänge des Lichts (Dispersion). Im allgemeinen gibt<br />

man Brechungsindizes bei der Spektrallinie des gelben Natriumlichts (D-Linie, 589 nm) an.<br />

Temperatur und Wellenlänge bzw. Spektrallinie werden als Indizes vermerkt, z. B. nD 5 .<br />

Man bestimmt Brechungsindizes mit Hilfe von Refraktometern. Das Standardgerät für organisch-chemische<br />

Laboratorien ist das Abbe-Refraktometer. Es benutzt als Meßprinzip die<br />

Bestimmung des Grenzwinkels der Totalreflexion und ist so konstruiert, daß auch bei Verwendung<br />

von polychromatischem Licht (z. B. Tageslicht) der Brechungsindex bei der D-Linie<br />

erhalten wird. Man benötigt für eine Messung nur wenige Tropfen Flüssigkeit, die Genauigkeit<br />

beträgt ±0,000 l. 1 ) Um diese Genauigkeit zu erreichen, muß die Temperatur während der<br />

Messung mit Hilfe eines Thermostaten auf ±0,2 0 C konstant gehalten werden. Man mißt<br />

> Man überprüfe Refraktometer von Zeit zu Zeit z. B. durch Messung einer Flüssigkeit mit genau bekanntem<br />

Brechungsindex (etwa dest. Wasser, n 2 ^ = 1,3330) und justiere gegebenenfalls nach!


82 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

zweckmäßig bei 2O 0 C oder 25 0 C bzw. bei niedrig schmelzenden festen Stoffen wenig oberhalb<br />

der Schmelztemperatur.<br />

Der Brechungsindex ist konzentrationsabhängig. Daher wird die Refraktometrie auch zur<br />

Konzentrationsbestimmung von Lösungen, zur Reinheitsprüfung und zur Kontrolle von Trennprozessen,<br />

z. B. analytischer Destillationen, angewandt. Der Brechungsindex binärer Mischungen<br />

ist linear von der Konzentration (in Volumenprozent) der Komponenten abhängig, wenn<br />

bei ihrer Mischung keine Volumenänderung auftritt. Im anderen Falle treten Abweichungen<br />

von der Linearität auf; für genaue Konzentrationsbestimmungen müssen dann Eichkurven aufgestellt<br />

werden.<br />

Aus dem Brechungsindex eines Stoffes und seiner Dichte kann man mit Hilfe der Lorentz-Lorenzschen<br />

Gleichung [A. 115] die Molrefraktion MR berechnen, die eine temperaturunabhängige Konstante darstellt:<br />

M Molmasse; D Dichte; NA Avogadro-Konstante<br />

Die Molrefraktion gestattet Aussagen über die Konstitution des Moleküls. Man informiere sich darüber<br />

in Lehrbüchern. Sie ist darüber hinaus der Elektronenpolarisierbarkeit des Moleküls direkt proportional<br />

(vgj. [A.115]).<br />

3.4. Polarimetrie<br />

Gewisse chemische Verbindungen sind „optisch aktiv", d. h. wenn sie von linear polarisiertem<br />

Licht durchstrahlt werden so drehen sie die Schwingungsebene des Lichts um einen bestimmten<br />

Betrag, den Drehwinkel a. Optische Aktivität tritt auf, wenn die Moleküle der betreffenden<br />

Verbindungen chiral sind. Man informiere sich in diesem Zusammenhang in Kapitel<br />

C.7.3.1 über Chiralität und Enantiomerie!<br />

Die Drehung der Polarisationsebene kann sowohl nach rechts (+; für den Beobachter im<br />

Uhrzeigersinn) als auch nach links (-) erfolgen. Der Drehwinkel a ist bei einem gegebenen<br />

Lösungsmittel abhängig von der Konzentration c (in g/100 ml Lösung), der Schichtdicke l<br />

(in dm) der durchstrahlten Substanz, der Temperatur t und der Wellenlänge A 1 ). Für eine<br />

bestimmte Wellenlänge und Temperatur gilt:<br />

_. r_.i, Cl<br />

[a]' wird als spezifische Drehung bezeichnet. Man mißt im allgemeinen mit dem Licht der D-<br />

Linie des Natriumlichts bei Temperaturen von 20 0 C oder 25 0 C. Die Angabe erfolgt z. B. als<br />

K- Die Größe des Drehwinkels a läßt sich mit Hilfe von Polarimetern bestimmen. Ein visuelles<br />

Polarimeter (Abb. A. 117) besteht im Prinzip aus einer monochromatischen Lichtquelle (A),<br />

deren Licht in einem Nicolschen Prisma (B; Polarisator) polarisiert wird und danach durch die<br />

Küvette (C) mit der Lösung der zu untersuchenden Substanz hindurchtritt. Die dabei erfolgende<br />

Drehung der Ebene des polarisierten Lichts läßt sich mit Hilfe eines zweiten drehbaren<br />

Nicolschen Prismas (D; des Analysators) feststellen, das mit einer graduierten Skala fest verbunden<br />

ist. Dabei muß das durch ein Okular (E) beobachtete, in zwei oder drei Teile unterschiedlicher<br />

Helligkeit geteilte Sehfeld auf gleichmäßige Helligkeit gebracht werden.<br />

1 J Die Abhängigkeit der Drehung der Polarisationsebene von der Wellenlänge bezeichnet man als Rotationsdispersion;<br />

man vergleiche hierzu die am Ende des Kapitels angegebene Literatur.


A B C<br />

Abb.A.117<br />

Schematische Darstellung eines Polarimeters<br />

A. 3.5. Optische Spektroskopie 83<br />

Die hierzu notwendige Drehung des Analysators wird auf der Skala abgelesen. Zur Kontrolle<br />

des Nullpunkts des Geräts führt man in gleicher Weise eine Messung ohne die zu untersuchende<br />

Substanzlösung durch.<br />

Ein so gefundener Winkel + a kann sowohl einer Rechtsdrehung um a (oder a + 180°) als<br />

auch einer Linksdrehung um 180° - a (oder 360° - a ) entsprechen. Der Drehungssinn muß<br />

daher durch eine zweite Messung, z. B. mit der halben Schichtdicke oder Konzentration,<br />

gesondert ermittelt werden. Erhält man dabei einen Drehwinkel von a/2 (oder a/2 + 90°), so<br />

liegt Rechtsdrehung vor, während ein Winkel von 90° - a/2 (oder 180° - a/2) Linksdrehung<br />

anzeigt. Da die Abhängigkeit der spezifischen Drehung von der Temperatur nicht sehr groß<br />

ist, kommt man im allgemeinen ohne eine Thermostatierung der Meßküvette aus. Bei genauen<br />

Messungen ist sie jedoch nötig.<br />

Wegen der Wechselwirkung des gelösten Stoffs mit dem Lösungsmittel ist die spezifische<br />

Drehung stark vom Lösungsmittel und unter Umständen auch von der Konzentration abhängig.<br />

Daher müssen Lösungsmittel und Konzentration angegeben werden, z. B. [a]^ = 27,3° in<br />

Wasser (c = 0,130 g -mH).<br />

Polarimetrische Messungen dienen außer zur Kennzeichnung reiner optisch-aktiver Verbindungen<br />

auch zur quantitativen Bestimmung in Lösungen. So kann z. B. der Gehalt von Zukkerlösungen<br />

polarimetrisch bestimmt werden (Saccharimeter).<br />

3.5. Optische Spektroskopie<br />

Wird ein Stoff von elektromagnetischen Wellen durchstrahlt, so kann er mit der Strahlung in<br />

Wechselwirkung treten und Energie absorbieren, wenn eine seiner Eigenfrequenzen mit der<br />

entsprechenden Frequenz der Strahlung übereinstimmt. Je nach der Frequenz der absorbierten<br />

Strahlung unterscheidet man Röntgen-, UV-VIS-, Infrarot- und Mikrowellenspektroskopie.<br />

Für Routineuntersuchungen in der organischen Chemie sind der Ultra Violettbereich (UV),<br />

der sichtbare Bereich (VIS) und der Infrarotbereich (IR) besonders interessant, weil hier preiswerte<br />

Spektrometer verfügbar und die erhaltenen Spektraldaten relativ einfach empirisch auswertbar<br />

sind.<br />

Derartige Geräte arbeiten wie folgt: Die von der Strahlungsquelle kommende polychromatische<br />

Strahlung durchsetzt die Probe, wo ein Teil entsprechend den angeregten Eigenfrequenzen<br />

der Substanz absorbiert wird. In einem (meist nachgeschalteten) Monochromator wird das polychromatische<br />

Licht in die einzelnen Frequenzen getrennt, danach verstärkt und schließlich die<br />

Intensität relativ zu einem Vergleichsstrahl gemessen, der unmittelbar durch den Monochromator<br />

(IR-Spektroskopie) oder durch eine Vergleichsküvette geschickt wird, die nur das Lösungsmittel<br />

enthält (UV-VIS-Spektroskopie). Im letzten Fall werden die Eigenabsorption des Lösungsmittels<br />

und Reflexionsverluste an der Küvettenoberfläche kompensiert („Zweistrahlspektrometer"). Der<br />

Monochromator wird schrittweise auf die einzelnen Frequenzen eingestellt und so der gesamte<br />

interessierende Spektralbereich durchfahren. Die Absorptionsintensität wird über der Wellenlänge<br />

oder der Frequenz in Form einer Kurve (Spektrum) und/oder digital registriert.


84 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

In neuentwickelten UV-VIS-Spektrometern entfällt die Variation der Frequenz durch einen<br />

Monochromator, statt dessen wird das polychromatische Licht durch ein geeignetes Dispersionselement<br />

in die einzelnen Frequenzen aufgetrennt, die durch entsprechend angeordnete<br />

Photodioden registriert, elektrisch verstärkt und aufgezeichnet werden (Dioden-Array-Spektrometer).<br />

Mit derartigen Geräten läßt sich ein UV-VIS-Spektrum innerhalb von Millisekunden<br />

erhalten. Auch bei IR-Spektrometern gibt es Weiterentwicklungen (Fourier-Transform-<br />

IR-Spektrometer).<br />

Im UV-VIS- bzw. IR-Spektrum sind die Lage des Signals auf der Energiekoordinate (Wellenlänge<br />

bzw. Frequenz) und seine Intensität von Bedeutung. Für die absorbierte Energie AE<br />

gilt<br />

A£ = hv = -^ [A.118]<br />

A.<br />

v Frequenz, A Wellenlänge, h Planck-Wirkungsquantum, c Lichtgeschwindigkeit<br />

Durch Multiplikation mit der Avogadro-Konstante erhält man die pro Mol bei der jeweiligen<br />

Wellenlänge aufgenommene Strahlungsenergie:<br />

A* = 1 "' 6 - 10 VmOl-' [A.119]<br />

>l/nm<br />

UV-VIS- und IR-Spektrometer zeichnen die Absorptionsintensität entweder über der Wellenlänge<br />

und/oder Frequenz auf. Die Registrierung über der Frequenz hat den Vorteil, daß die<br />

Abszisse linear von der Energie dargestellt wird. Die Frequenz hat jedoch unhandlich große<br />

Zahlenwerte, und man verwendet deshalb die Wellenzahl v (in cm- 1 ):<br />

v = - =<br />

c A/nm<br />

[A.120]<br />

v eignet sich gut für IR-Spektren, ist jedoch für UV-VIS-Spektren noch immer unhandlich<br />

groß; hier wird noch häufig benutzt: 10 3 cm- 1 = kK („kilo-Kayser").<br />

Mit den obigen Beziehungen lassen sich die Frequenz- und Energiebereiche der optischen<br />

Spektroskopie angeben; vgl. Tabelle A.121.<br />

Tabelle A.121<br />

Frequenz- und Energiebereiche der optischen Spektroskopie<br />

v/10 3 cm -1<br />

A/nm<br />

J£/kJ-moH<br />

Vakuum-<br />

Ultraviolett 1 )<br />

(VUV)<br />

>55<br />

665<br />

Ultraviolettbereich<br />

(UV)<br />

55... 28<br />

180... 360<br />

665... 335<br />

Sichtbares<br />

Gebiet<br />

(VIS)<br />

28... 13<br />

360... 750<br />

335. ..16O<br />

Infrarotgebiet<br />

(IR)<br />

750<br />


A. 3.5. Optische Spektroskopie 85<br />

Die Absorbanz A (früher Extinktion E) ist danach der Konzentration c, der Schichtdicke d<br />

(gewöhnlich in cm) und dem molaren dekadischen Absorptionskoeffizienten (früher Extinktionskoeffizienten)<br />

£ proportional, s (das gewöhnlich in cm 2 -moH angegeben wird) ist eine<br />

wellenlängenabhängige Stoffkonstante.<br />

Die Absorption von Stoffgemischen setzt sich bei Abwesenheit starker zwischenmolekularer<br />

Wechselwirkungen additiv aus den Absorptionen der einzelnen Komponenten zusammen.<br />

Die Absorptionskoeffizienten im UV-VIS-Bereich können sehr große Werte bis über<br />

10 5 cm 2 -moH erreichen, so daß UV-VIS-spektroskopisch sehr empfindliche Konzentrationsbestimmungen<br />

möglich sind.<br />

Die im optischen Bereich absorbierte Energie verteilt sich auf Elektronen- und Molekülschwingungen.<br />

Absorptionen im UV-VIS-Bereich beruhen in erster Linie auf der Anregung<br />

von Elektronenübergängen. Die UV-VIS-Spektroskopie wird deshalb auch als Elektronenspektroskopie<br />

bezeichnet. Molekülschwingungen werden nur untergeordnet sichtbar (als sogenannte<br />

Feinstrukturen). Die IR-Spektroskopie registriert dagegen überwiegend Kern-(Molekül-)Schwingungen,<br />

während Elektronenübergänge allenfalls im nahen IR-Bereich (750... 1200<br />

nm) mit angeregt werden.<br />

Da Elektronenübergänge nicht so unmittelbar mit dem Molekülbau verknüpft sind wie<br />

Molekülschwingungen, ist die UV-VIS-Spektroskopie der IR-Spektroskopie für die Strukturermittlung<br />

weit unterlegen.<br />

Es sind moderne, mit Computern gekoppelte Spektrometer verfügbar, die in einer umfangreichen<br />

Software zahlreiche typische Spektren gespeichert enthalten. Die Strukturen unbekannter<br />

Proben lassen sich dann durch Spektrenvergleiche im Dialogverfahren ermitteln.<br />

3.5.1. UV-VIS-Spektroskopie<br />

Die meisten organischen Verbindungen, die Doppelbindungen und/oder freie Elektronenpaare<br />

enthalten, absorbieren oberhalb 180 nm. Die für die Lichtabsorption verantwortlichen Gruppierungen<br />

werden auch als Chromophore bezeichnet.<br />

Bei der Lichtanregung entsteht aus dem Grundzustand des Moleküls ein angeregter<br />

Zustand, der gewissermaßen ein neues Molekül mit veränderter Struktur (Bindungsabstände,<br />

Bindungswinkel und Elektronenverteilung) darstellt. Er ist energiereich und hat gewöhnlich<br />

eine Lebensdauer im Nanosekundenbereich. Angeregte Zustände können auch chemische<br />

Reaktionen eingehen (Photochemie).<br />

Die mitangeregten Molekülschwingungen werden - vor allem infolge Schwingungswechselwirkung<br />

mit dem Lösungsmittel - meistens nicht aufgelöst, sondern man beobachtet Absorptionsbanden,<br />

denen in unpolaren Lösungsmitteln manchmal Feinstrukturen überlagert sein<br />

können, in denen die Molekülschwingungen zum Ausdruck kommen, vgl. Abb. A. 123.<br />

Nach einem einfachen qualitativen quantenchemischen Modell ist die Lichtanregung mit<br />

dem Übergang eines Elektrons von einem besetzten Molekülorbital des Grundzustandes in ein<br />

antibindendes Molekülorbital verbunden, vgl. Abb. A. 124. Die antibindenden Orbitale werden<br />

gewöhnlich durch ein Sternchen gekennzeichnet. Es lassen sich Übergänge bzw. angeregte<br />

Zustände der folgenden Typen unterscheiden:<br />

TTTT*-Übergänge meist £ > 10 4 cm 2 • moH vgl. Abb. A. 123<br />

nn*-Übergänge e < 1000 cm 2 • moH z. B. in Carbonylverbindungen, vgl. Abb. A.123<br />

n l O 4 cm 2 • moH in gesättigten Verbindungen.<br />

Die


86 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

<br />

200<br />

A/nm •<br />

250 300 400 500<br />

CH2=CHv XH=O -<br />

in Hexan<br />

=CH2<br />

55000 50000 45000 AOOOO 35000 30000 25000 20000<br />

*— v/cm" 1<br />

Abb. A.123<br />

UV-Spektren von Acrolein und Penta-l,3-dien<br />

a><br />

j?<br />

c<br />

LU<br />

n<br />

H*-<br />

Grundzustand<br />

Tt<br />

*<br />

Tt<br />

rm - nn -<br />

Anregungs- Anregungszustand<br />

zustand<br />

Abb. A.124<br />

Grund- und energieärmste angeregte<br />

Zustände des Acroleins im MO-Modell<br />

Die unterschiedliche Intensität der Absorptionsbanden, vgl. Abb. A.123, beruht darauf, daß<br />

die Elektronenübergänge Symmetriebedingungen unterliegen. Man unterscheidet zwischen<br />

„erlaubten" Übergängen (Absorptionskoeffizient e > 10 4 Cm 2 TnOH) und mehr oder weniger<br />

stark „verbotenen" Übergängen (Absorptionskoeffizient £ < 10 4 cm 2 • moH). Die n7r*-Übergänge<br />

von Carbonylgruppen sind relativ stark verboten (s ~ 10... 100 cm 2 • moH).<br />

7i7r*-Zustände sind gewöhnlich stärker polar, n7r*-Zustände dagegen schwächer polar als die<br />

entsprechenden Grundzustände. Absorptionsbanden mit TTTT*-Charakter werden deshalb bei<br />

Erhöhung der Lösungsmittelpolarität zu niedrigeren Energien (längeren Wellenlängen,<br />

„bathochrom") verschoben („positive Solvatochromie"), Banden mit nn*-Charakter dagegen<br />

kurzwellig („hypsochrome Verschiebung", „negative Solvatochromie"). Das kann - verbunden<br />

mit den Unterschieden in den Intensitäten von erlaubten 7T7r*-Übergängen und verbotenen<br />

n7i*-Übergängen - zur Identifizierung des Anregungstyps dienen.<br />

Besonders große bathochrome bzw. hypsochrome Effekte treten auf, wenn bei der Lichtanregung<br />

ein Elektron weitgehend von einem Elektronendonor auf einen Elektronenacceptor<br />

im gleichen Molekül (in Salzen usw. auch intermolekular) übergeht (charge transfer- Übergänge),<br />

z. B. im p-Nitranilin (positive Solvatochromie) bzw. im l-Methyl-4-methoxycarbonylpyridinium-iodid<br />

I oder im Pyridinio-phenolat II (starke negative Solvatochromie). Da die solvatochrome<br />

Verschiebung mit steigender Polarität des Lösungsmittels zunimmt, können I nach<br />

KOSOWER („Z-Werte") und II nach REICHARDT und DIMROTH („ET-Werte") zur Charakterisierung<br />

der Lösungsmittelpolarität benützt werden (vgl. C.3.3.).


COOCH3<br />

II<br />

A. 3.5. Optische Spektroskopie 87<br />

[A.124a]<br />

Obwohl die UV-VIS-Spektroskopie für die Strukturanalytik nicht sehr gut geeignet ist, lassen<br />

sich doch einige allgemeine Aussagen zum Zusammenhang zwischen Molekülstruktur und<br />

UV-VIS-Spektren machen (vgl. auch die Literaturhinweise unter A.6.):<br />

TTTC*-Übergänge sind im gesamten UV-VIS-Bereich zu finden. Nicht konjugierte Doppeloder<br />

Dreifachbindungen absorbieren unterhalb 200 nm. Ihre Absorptionen werden jedoch<br />

durch Konjugation mit weiteren Doppelbindungen (C=C, OC, C=O, C=N, N=N) bathochrom<br />

verschoben. Der Grund wird aus Abbildung A. 125 ersichtlich, in der das rc-Elektronensystem<br />

durch Konjugation zweier isolierter Doppelbindungen zusammengesetzt wird. Einige Beispiele<br />

konjugiert-ungesättigter Verbindungen sind in Tabelle A. 126 zusammengestellt. Man erkennt,<br />

daß in den konjugierten Polyenen der bathochrome Einfluß zusätzlicher Doppelbindungen<br />

immer kleiner wird. ß-Caroten (11 konjugierte Doppelbindungen) hat das längstwellige<br />

Absorptionsmaximum bei 494 nm (e = 150 000 cm 2 -moH), und für unendliche Konjugation ist<br />

eine Konvergenzgrenze bei ca. 610 nm zu erwarten. Der Absorptionskoeffizient nimmt mit<br />

zunehmender Anzahl („Konzentration") an Doppelbindungen zu. In ähnlicher Weise wie<br />

zusätzliche_Doppelbiridungen wirken auch sogenannte auxochrome (farbvertiefende) Gruppen,<br />

z. B. OH, OR, SR, NR2, wenn Konjugation des freien Elektronenpaars mit den Doppelbindungen<br />

möglich ist. Derartige Gruppen sind in vielen Farbstoffen enthalten und wesentlich<br />

für den Farbstoffcharakter verantwortlich. Zwei derartige Farbstofftypen (Polymethinfarbstoffe)<br />

- Cyanine (II) und Oxonole (III) - sind in Tabelle A. 126 mit aufgeführt. In den PoIymethinen<br />

bleibt die Wirkung zusätzlicher C=C-Gruppierungen konstant, so daß Farbstoffe<br />

erhältlich sind, die weit im IR-Bereich absorbieren (oberhalb 1200 nm).<br />

AE AE<br />

C=C OC-C=C C=C C=C C=C-C=C C=C<br />

Abb. A. 125<br />

Wirkung zusätzlicher Konjugation auf die Lichtabsorption von Olefinen und Carbony!Verbindungen


88 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Tabelle A. 126<br />

Einfluß zunehmender Konjugation in Polyenen (I), Cyaninen (II) und Oxonolen (III)<br />

^max in nm, Ig e in Klammern<br />

n<br />

O<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

I<br />

in Hexan<br />

174 (4,38)<br />

227 (4,38)<br />

275 (4,48)<br />

310 (4,88)<br />

342 (5,09)<br />

380 (5,17)<br />

CH3<br />

II<br />

in CH2Cl2<br />

224 (4,16)<br />

312 (4,81)<br />

416 (5,08)<br />

519 (5,32)<br />

625 (5,47)<br />

734 (5,55)<br />

CH3<br />

III<br />

in DMF<br />

190<br />

268 (4,43)<br />

362 (4,75)<br />

455 (4,88)<br />

548 (4,80)<br />

644<br />

Isolierte C=O-Gruppen von Aldehyden und Ketonen zeigen nn*-Absorptionen in einem<br />

verhältnismäßig schmalen Bereich um 280...300 nm. Obwohl diese Übergänge verboten und<br />

die Banden demzufolge nur schwach sind, kann die UV-Spektroskopie hier einen wertvollen<br />

Beitrag zur Gruppenanalytik leisten. Das gilt auch für weitere Gruppen, vgl. Tab. A.127.<br />

Tabelle A.127<br />

Absorption von Chromophoren mit n7r*-Banden (in aliphatischen Kohlenwasserstoff-Lösungsmitteln)<br />

Atomgruppierung Amax/nm<br />

C=O 280<br />

/<br />

C=S 500<br />

//<br />

C=N- 240<br />

/<br />

Ige<br />

13<br />

1,0<br />

2,2<br />

Atomgruppierung<br />

-N=N-<br />

-N=O<br />

©/P<br />

—N<br />

O 0<br />

Amax/nm<br />

Im Gebiet des C=N-Chromophors absorbieren auch Semicarbazone und Thiosemicarbazone<br />

(die außerdem eine Bande bei ca. 280 nm, s ~ 20 000 cm 2 • moH aufweisen). Die entsprechenden<br />

a,ß-ungesättigten Verbindungen absorbieren ca. 20 nm längerwellig. In 2,4-Dinitro-phenylhydrazonen<br />

ist dagegen der charge-transfer-Übergang bei 360 nm (E ~ 20 000<br />

cm 2 • moH) prominent.<br />

Wie aus den Abbildungen A. 125 und A. 123 hervorgeht, wird die nn*-Absorption in a,ßungesättigten<br />

Verbindungen bathochrom verschoben (meist ca. 20...50 nm). Heteroatome<br />

unmittelbar an der C=O-Gruppe mit einem einsamen Elektronenpaar, wie z. B. in Carbonsäuren,<br />

Carbonsäureestern und Säureamiden, verschieben die n;r*-Absorptionen der C=O-<br />

Gruppe hypsochrom (/max ca. 200...220 nm):<br />

350<br />

660<br />

270<br />

Ige<br />

1,1<br />

1,3<br />

1,3


o<br />

H3C-C<br />

H<br />

X1713x = 277 nm<br />

Ig e = 0,70<br />

in Wasser<br />

/o<br />

H3C-C<br />

OH<br />

Xm3x = 208 nm<br />

Ige = 1,50<br />

in Ethanol<br />

O<br />

H3C-C 7<br />

NH2<br />

X^3x = 205 nm<br />

Ig e = 2,21<br />

in Methanol<br />

A. 3.5. Optische Spektroskopie 89<br />

[A.128]<br />

Aromatische Kohlenwasserstoffe besitzen 2 bis 3 mittelstarke Banden im Gebiet<br />

200...400 nm, die in unpolaren Lösungsmitteln oft Feinstrukturen zeigen. In höherkondensierten<br />

Aromaten sind die Banden nach größeren Wellenlängen verschoben (Abb. A. 129). Eine<br />

ähnlich bathochrome Verschiebung bewirken auch konjugationsfähige Substituenten, und<br />

zwar sowohl Acceptor- als auch Donatorgruppen (Abb. A. 130).<br />

200<br />

A/nm —•<br />

250 300 400 500<br />

50000 40000 30000<br />

Abb. A.129<br />

UV-Spektren von Benzen, Naphthalen<br />

und Anthracen<br />

20000<br />

A/nm —•<br />

250 300 400 500<br />

50000 40000 30000<br />

•+— v /cm" 1<br />

Abb. A.130<br />

UV-Spektren von Benzaldehyd, Anilin<br />

und Fluorbenzen<br />

Die Absorption von aromatischen Heterocyclen ähnelt häufig der von Aromaten, z. B.:<br />

tnax = 254 nm Ig e = 2,31<br />

tnax = 203,5 nm Ig e = 3,87<br />

in Wasser (+ 2% Methanol)<br />

{= 257 nm<br />

{= 195 nm<br />

Ig £ = 3,48<br />

Ig E = 3,73<br />

20000<br />

[A.131]


90 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

UV-VIS-Spektren organischer Verbindungen werden routinemäßig von einer Lösung der<br />

Substanz bestimmt. Um sowohl die starken als auch die schwachen Absorptionen zu erfassen,<br />

muß man Lösungen unterschiedlicher Konzentration vermessen. Die experimentell ermittelten<br />

Absorbanzen werden in Absorptionskoeffizienten umgerechnet und als dekadische<br />

Logarithmen Ig E über A bzw. v aufgetragen (vgl. Abb. A.123, A.129, A.130). Die verwendeten<br />

Lösungsmittel sollen hochrein (spektroskopisch rein) sein und möglichst wenig Wechselwirkungen<br />

mit der gelösten Substanz eingehen. Aus diesem Grunde sind die besten Informationen<br />

in Hexan oder Cyclohexan gewinnbar, hier vor allem Feinstrukturen. Das Lösungsmittel darf<br />

natürlich im Bereich der erwarteten Absorptionen nicht selbst absorbieren. Aus diesem<br />

Grunde sollte man handelsübliches absolutes Ethanol nicht verwenden, da dieses häufig noch<br />

Spuren Benzen (aus der Azeotropdestillation) enthält. <strong>Organisch</strong>e Farbstoffe werden besser in<br />

Acetonitril oder Ethanol aufgenommen als in Wasser, da dieses die Bildung von Dimeren<br />

begünstigt. Im Bereich 180...200 nm absorbiert bereits Sauerstoff, der gesamte optische Teil<br />

des Spektrometers muß hier deshalb mit Argon oder Stickstoff gespült werden. Einige häufig<br />

benutzte Lösungsmittel sind in Tab. A.132 aufgeführt.<br />

Tabelle A. 132<br />

Lösungsmittel für die UV-VIS-Spektroskopie<br />

Es ist die Grenzwellenlänge (in nm) angegeben, oberhalb derer Lösungen<br />

in l cm Schichtdicke gemessen werden können.<br />

Hexan<br />

Cyclohexan<br />

Wasser<br />

Acetonitril<br />

Methanol<br />


A. 3.5. Optische Spektroskopie 91<br />

als Grundschwingungen, Eigen- oder Normalschwingungen bezeichnet. Sie liegen in einem<br />

Wellenzahlbereich von 400 bis 4 000 cm-i (25 bis 2,5 um I)) und entsprechen Anregungsenergien<br />

von etwa 4 bis 40 kJ-moH (~ l bis 10 kcal-mol-i). Man vergleiche diesen Wert mit den<br />

zur Elektronenanregung notwendigen Energiebeträgen!<br />

Die Zahl der Grundschwingungen ergibt sich aus der Anzahl der Schwingungsfreiheitsgrade<br />

des Moleküls. Ein Molekül, das aus n Atomen besteht, hat Jn Bewegungsfreiheitsgrade. Von<br />

den 3n Freiheitsgraden des Moleküls entfallen 3 auf die Translation, und 3 (bei linear gebauten<br />

Molekülen 2) werden von der Rotation beansprucht. Für die Schwingung eines Moleküls stehen<br />

also 3n - 6 (bei linearen Molekülen 3n - 5) Freiheitsgrade zur Verfügung. Ebenso viele<br />

Grundschwingungen sind zu erwarten. Ein Molekül kann aber nur dann infrarote Strahlung<br />

aus einem elektromagnetischen Wechselfeld aufnehmen, wenn der damit verbundene Übergang<br />

in ein höheres Schwingungsniveau mit der Änderung des elektrischen Dipolmoments des<br />

Moleküls verbunden ist. Nur solche Übergänge sind erlaubt. Stark polare Gruppen in einem<br />

Molekül ergeben deshalb besonders intensive Absorptionen, z. B. >C=O, -NO2, -SO2- usw.,<br />

während unpolare Gruppierungen, wie sie in symmetrisch substituierten Olefinen (R2C=CR2)<br />

oder Azoverbindungen (R-N=N-R) vorliegen, IR-spektroskopisch inaktiv sind. IR-verbotene<br />

Übergänge werden dagegen in der Raman-Spektroskopie erfaßt, die deshalb eine wertvolle<br />

Ergänzung zur IR-Spektroskopie darstellt.<br />

Neben den Grundschwingungen können im oben angegebenen Energiebereich auch Oberschwingungen<br />

(Übergänge in höhere Schwingungsniveaus: v = Wv1, n = 2,3...) und Kombinationsschwingungen<br />

(Kopplung von Schwingungen: v = V1 + V2 oder v = V2 - VI) angeregt werden.<br />

Ihre Intensität ist im allgemeinen gering.<br />

Da jeder Schwingungsübergang mit einer Änderung des Rotationszustandes des Moleküls<br />

verbunden ist, stellt das Infrarotspektrum ein Rotationsschwingungsspektrum dar, das durch<br />

die Vielzahl der Einzelabsorptionen und durch die Wechselwirkungen der Moleküle im festen<br />

oder flüssigen Zustand nicht als Linienspektrum, sondern als Bandenspektrum erhalten wird<br />

(vgl.auchA.3.5.1.).<br />

Die Grundschwingungen unterteilt man in Valenz- oder Streckschwingungen, bei denen sich<br />

die Abstände der Atome in Bindungsrichtung ändern, und verschiedene Arten von Deformationsschwingungen,<br />

die auf einer Änderung der Bindungswinkel beruhen. Für Valenzschwingungen<br />

zweiatomiger Moleküle gilt näherungsweise das Hooksche Gesetz, das für die harmonische<br />

Schwingung zweier durch eine Feder verbundener Kugeln abgeleitet wurde:<br />

~ / "»i"*/ r A ^ /-»/-»i<br />

v = -—\— n = L [A.1331J<br />

2;rc w n mi + m2<br />

U reduzierte Masse; K Kraftkonstante (Maß für die Bindungsstärke)<br />

Dieses Gesetz kann mit Erfolg auch zum Verständnis der Lage von Valenzschwingungen<br />

zweiatomiger Strukturelemente herangezogen werden. Danach steigt die Frequenz dieser<br />

Schwingungen mit steigender Bindungsstärke zwischen den Atomen und mit abnehmender<br />

Atommasse. In Übereinstimmung damit steigt die Absorptionsfrequenz z. B. von der C-C-Einfachbindung<br />

(< 1200 cm- 1 ) über die C-C-Doppelbindung (~ l 600... 1700 cm- 1 ) zur OC-<br />

Dreifachbindung (-2200 cm- 1 ) an.<br />

Man leite in gleicher Weise die Abstufung der Absorptionsfrequenzen der Strukturelemente O-H,<br />

N-H, C-H, S-H sowie O-H, O-D oder C-H, C-D ab und überprüfe das Ergebnis mit Hilfe von Tabelle<br />

A.135.<br />

I v/cnr 1 =


92 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Da bei vergleichbaren Massen der schwingenden Atome die Anregungsenergien für Winkeldeformationen<br />

wesentlich kleiner sind als für Abstandsänderungen in Bindungsrichtung,<br />

liegen Valenzschwingungen im allgemeinen bei höheren Frequenzen als Deformationsschwingungen.<br />

Abbildung A. 134 gibt diese Verhältnisse für die drei Eigenschwingungen des Wassers<br />

wieder (man vgl. auch Tab. A. 135).<br />

3756 cm' 1<br />

3655cm' 1<br />

antisymmetrische symmetrische<br />

Valenzschwingung<br />

Abb. A.134<br />

Eigenschwingungen des Wassermoleküls<br />

1595cm -1<br />

Deformationsschwingung<br />

In Tabelle A. 135 findet man eine Zusammenstellung der Valenz- und Deformationsschwingungen<br />

für die wichtigsten charakteristischen Gruppen und für einige definierte organische<br />

Verbindungen. Bandenlage und -form lassen sich aus den angeführten Abbildungen entnehmen.<br />

Es ist deshalb günstig, die in Kapitel E abgebildeten Spektren gut zu studieren.<br />

Tabelle A.135<br />

Charakteristische Gruppen- und Gerüstfrequenzen im IR-Gebiet<br />

Wellenzahl 1 ) in cm -1<br />

3700...360Om<br />

(scharfe Bande)<br />

3600...320Os<br />

(breite Bande)<br />

3550...335Om<br />

3500...310Om<br />

3300...325Ow<br />

3350...3150m-s,b<br />

3 200... 2 400 m, sb<br />

3100...3000m-w<br />

3000...2800s-m<br />

2960,2870s-m<br />

2925,285Ow<br />

2900...240Om<br />

2 830... 2 815 m<br />

2820...276Om<br />

2820...272Om<br />

2600...255Ow<br />

Schwingungstyp<br />

-O-H-Valenz<br />

(unassoziiert)<br />

-O-H-Valenz<br />

(assoziiert)<br />

-N-H-Valenz<br />

(unassoziiert)<br />

-N-H-Valenz<br />

(assoziert)<br />

=C-H-Valenz<br />

-NHf-Valenz<br />

-O-H-Valenz<br />

(assoziiert)<br />

=C-H-Valenz<br />

-C-H-Valenz<br />

-CH3-Valenz<br />

-CH2-Valenz<br />

-O-D- Valenz<br />

-N-D-Valenz<br />

-O-CH3-Valenz<br />

-N-CH3-Valenz<br />

-C(O)-H-Valenz<br />

-S-H-Valenz<br />

Verbindungen<br />

Alkohole, Phenole, Säuren, Oxoalkohole,<br />

Hydroxyester(vgl. Abb. E.55, E.56)<br />

(vgl. Abb. E.43, E.52)<br />

primäre (2 Banden) und secundäre Amine und<br />

Amide (vgl. Abb. E.6, E.8)<br />

monosubstituierte Acetylene (vgl. Abb .E.67)<br />

Aminosäurehydrochloride, Aminhydrochloride<br />

(vgl. Abb. E.16)<br />

Carbonsäuren, Chelate (vgl. Abb. E.36, E.39,<br />

E.70)<br />

Aromaten, Olefine (vgl. Abb. E.6, E.25, E.39,<br />

E.40, E.44, E.55, E.65, E.67)<br />

gesättigte Kohlenwasserstoffe und Kohlenwasserstoffreste<br />

gesättigte Kohlenwasserstoffe und Kohlenwasserstoffreste<br />

(vgl. Abb. E.19, E.24, E.48,<br />

E.52, E.58)<br />

gesättigte Kohlenwasserstoffe und Kohlenwasserstoffreste<br />

(vgl. Abb. E.44, E.48, E.58)<br />

Amine, Alkohole<br />

Methylether (vgl. Abb. E.6)<br />

N-Methyl-amine(vgl. Abb. E.13)<br />

Aldehyde<br />

Thiole, Thiophenole (vgl. Abb. E.70)


Tabelle A. 135 (Fortsetzung)<br />

Wellenzahli)incm -1<br />

2300...2100m-s<br />

2270...200Os<br />

2260...219Ow<br />

226Om<br />

2260...221Om<br />

2185...212Om<br />

2140...210Om<br />

1850...160Os<br />

1785...170Os<br />

1840...178Os<br />

1780...172Os<br />

1780...175Os<br />

1760...170Os<br />

1720...169Os<br />

1750...173Os<br />

1730...171Os<br />

1745s<br />

1715s<br />

1705s<br />

1715...168Os<br />

690... 63Os<br />

690...166Os<br />

690... 65Os<br />

675... 63Om<br />

650... 62Om<br />

1650...155Om<br />

1630.. .1615 m<br />

1610...159Om<br />

1610...1560ss<br />

1600.. .1775<br />

1500<br />

1570...151Om<br />

1560.. .1515 s<br />

1500...148Om<br />

1470...1400s-m<br />

1420...133Os<br />

1 400-1 300 s,b<br />

1390...137Os<br />

1360...1030m-s<br />

1350...124Os<br />

Schwingungstyp<br />

-OX-Valenz<br />

(X=C,N,O)<br />

-Y=C=X-Valenz<br />

(Y=N,C;X=0,S)<br />

-N3-Valenz<br />

-OC-Valenz<br />

/T\<br />

-N^N-Valenz<br />

-ON-Valenz<br />

-N=C-Valenz<br />

-C=C-Valenz<br />

-C=O-Valenz<br />

-C=O-Valenz<br />

-C=O-Valenz<br />

-C=O-Valenz<br />

-C=O-Valenz<br />

-C=O-Valenz<br />

-C=O-Valenz<br />

-C=O-Valenz<br />

-C=O-Valenz<br />

-C=O-Valenz<br />

-C=O-Valenz<br />

-C=O-Valenz<br />

-C=N- Valenz<br />

-C=O-Valenz<br />

-C=O-Valenz<br />

-C=C-Valenz<br />

-NH2-Deform.<br />

-N-H-Deform.<br />

H-0-H-Deform.<br />

Ringschwingung<br />

-CO- Valenz in COO -<br />

-NHf-Deform.<br />

-N-H-Deform.<br />

-NO2-Valenz<br />

Ringschwingung<br />

-CH3- u.-CH2-Deform.<br />

-SO2-Valenz<br />

-CO-Valenz in COO -<br />

CH3-Deform.<br />

-C-N-Valenz<br />

-NO2-Valenz<br />

A. 3.5. Optische Spektroskopie 93<br />

Verbindungen<br />

Acetylene, Nitrile, Kohlenmonoxid<br />

Ketene, Isocyanate, Isothiocyanate, Azide<br />

1,2-disubstituierte Acetylene<br />

Diazoniumverbindungen<br />

Nitrile (vgl. Abb. E.8)<br />

Isocyanide<br />

monosubstituierte Acetylene (vgl. Abb. E.67)<br />

Carbonylverbindungen<br />

Carbonsäurehalogenide<br />

Carbonsäureanhydride (vgl. Abb. E.40)<br />

(2 Banden)<br />

Carbonsäurephenyl- bzw. -vinylester<br />

gesättigte Carbonsäuren (vgl. Abb. E.36)<br />

a,ß-ungesättigte und aromatische Carbonsäuren<br />

(vgl. Abb. E.30, E.70)<br />

gesättigte Carbonsäurealkylester<br />

gesättigte Aldehyde und Ketone, a,ß-ungesättigte<br />

und aromatische Carbonsäureester<br />

(vgl. Abb. E.19, E.24)<br />

Cyclopentanon<br />

Cyclohexanon<br />

Cycloheptanon<br />

a,ß-ungesättigte und aromatische Aldehyde<br />

(vgl. Abb. E.20, E.21)<br />

Azomethine, Oxime usw.<br />

a,ß-ungesättigte und aromatische Ketone<br />

primäre, secundäre und tertiäre Carbonsäureamide<br />

(Amidbande I)<br />

Aromaten, Olefine (vgl. Abb. E.39, E.65)<br />

primäre Säureamide (Amidbande II)<br />

primäre und secundäre Amine (vgl. Abb. E.6,<br />

E.8, E.9)<br />

Kristallwasser in Hydraten<br />

Aromaten (vgl. Abb. E.8, E.25, E.36, E.55,<br />

E.67)<br />

Salze von Carbonsäuren<br />

Ammoniumsalze (2 Banden)<br />

secundäre Säureamide (Amidbande II)<br />

Nitroalkane und aromatische Nitroverbindungen<br />

(vgl. Abb. E.9, E.56)<br />

Aromaten (vgl. Abb. E.8, E.36, E.55, E.67)<br />

gesättigte Kohlenwasserstoffe und Kohlenwasserstoffreste<br />

(vgl. Abb. E. 16, E.24, E.25,<br />

E.48, E.52, E.58)<br />

organische Sulfonylverbindungen<br />

Salze von Carbonsäuren<br />

gesättigte Kohlenwasserstoffe und Kohlenwasserstoffreste<br />

(vgl. Abb. E. 16, E.24, E.25,<br />

E.48, E.52, E.58)<br />

Amide, Amine<br />

Aliphatische und aromatische Nitroverbindungen<br />

(vgl. Abb. E.9, E.56)


94 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Tabelle A. 735 (Fortsetzung)<br />

Wellenzahl 1 ) in cm -<br />

1200...1 145s<br />

1300...1020m-s<br />

1300.. .1050<br />

1275...1200ss<br />

1075...102Os<br />

1150...1020ss<br />

1260...120Os<br />

1200...115Os<br />

1150...110Om<br />

1050...101Os<br />

1070...103Os<br />

970...96Os<br />

995. ..985 s<br />

915.. .905 s<br />

92Ob<br />

810...75Os<br />

710...69Os<br />

89Os<br />

840...81Os<br />

800...500m-w<br />

770... 735 s<br />

770...73Os<br />

710...69Os<br />

780...72Om<br />

800...600m-w<br />

730...68Om<br />

67Os<br />

Schwingungstyp Verbindungen<br />

-SO2-Valenz<br />

-C-O-C-Valenz<br />

-C-O-C-Valenz<br />

-C-O-C-Valenz<br />

_C_o_C-Valenz<br />

-C-O-Valenz<br />

-C-O- Valenz<br />

-C-O- Valenz<br />

_C-O-Valenz<br />

-S=O-Valenz<br />

=C-H-Deform.<br />

=C-H-Deform.<br />

O-H O-Deform.<br />

=C-H-Deform.<br />

=C-H-Deform.<br />

=C-H-Deform.<br />

-C-Hal-Valenz<br />

=C-H-Deform.<br />

=C-H-Deform.<br />

-CH2-Deform.<br />

-C-S-Valenz<br />

=C-H-Deform.<br />

=C-H-Deform.<br />

ss = sehr stark, s = stark, m = mittel, w = schwach, b = breit, sb = sehr breit<br />

organische Sulfonylverbindungen<br />

Ether, Ester, Anhydride, Acetale<br />

gesättigte Ester, Anhydride (2 Banden)<br />

aromatische und Vinylether<br />

(2 Banden) (vgl. Abb. E.6)<br />

aliphatische und alicyclische Ether<br />

(vgl. Abb. E.13, E.43, E.44)<br />

Phenole (vgl. Abb. E.55, E.56)<br />

tertiäre Alkohole<br />

secundäre Alkohole (vgl. Abb. E.52)<br />

primäre Alkohole<br />

Sulfoxide<br />

1,2-disubstituierte Ethylene (trans)<br />

monosubstituierte Ethylene<br />

(2 Banden) (vgl. Abb. E.65)<br />

Carbonsäuren (dimer) (vgl. Abb. E.36, E.39,<br />

E.70)<br />

1,3-disubstituierte Benzene<br />

(2 Banden)<br />

1,1-disubstituierte Ethylene<br />

1,4-disubstituierte Benzene (vgl. Abb. E.56,<br />

E.62)<br />

aromatische und aliphatische Halogenverbindungen<br />

1,2-disubstituierte Benzene (vgl. Abb. E.8, E.9,<br />

E.70)<br />

monosubstituierte Benzene (2 Banden)<br />

(vgl. Abb. E.25, E.36, E.44, E.55, E.65, E.67)<br />

n-Paraffine mit mehr als 4 CH2-Gruppen<br />

organische Schwefelverbindungen<br />

(Thiole, Thioether usw.)<br />

1,2-disubstituierte Ethylene (cis)<br />

Benzen<br />

Aus den dargelegten Zusammenhängen von Struktur und Absorptionsfrequenz ergibt sich<br />

die Möglichkeit, aus dem Infrarotspektrum viele Informationen über die Konstitution chemischer<br />

Verbindungen zu erhalten. Es hat sich gezeigt, daß Strukturelemente (z. B. O-H, N-H,<br />

C-H, C=C, GC, C=O, NO2, u. a.) in einem für sie typischen Erwartungsbereich absorbieren.<br />

Die für diese Absorptionen verantwortlichen Normalschwingungen, an denen ja alle Atome<br />

des Moleküls beteiligt sind, werden also besonders durch die Schwingung dieser Strukturelemente<br />

geprägt, woraus sich der diagnostische Wert der entsprechenden Absorptionen ergibt.<br />

Derartige charakteristische Absorptionsfrequenzen sind in Tabelle A. 135 für eine Anzahl von<br />

Strukturelementen aufgeführt.<br />

Es ist sehr wichtig, daß fast alle Strukturelemente Absorptionen in mehreren Gebieten des<br />

Spektrums zeigen, da verschiedene Typen von Valenz- und Deformationsschwingungen gleichzeitig<br />

angeregt sind, d. h., zu einer besonders prominenten „Schlüsselfrequenz" gehören stets<br />

noch andere Absorptionsfrequenzen. Nur wenn man alle diese Absorptionsfrequenzen im<br />

Spektrum findet, kann die Zuordnung zu dem betreffenden Strukturelement als einigermaßen<br />

sicher gelten. Die im Abschnitt A.3.8. gegebene Anleitung zur Aufklärung unbekannter Strukturen<br />

beruht auf dieser Forderung.


A. 3.5. Optische Spektroskopie 95<br />

Tritt im Infrarotspektrum einer unbekannten Substanz eine Schlüsselfrequenz auf, kann<br />

man sehr oft aus ihrer Lage innerhalb des für sie typischen Bereiches Aussagen über die nähere<br />

Umgebung der sie verursachenden Atomgruppierung machen (Nachbargruppeneffekte, Konjugation,<br />

Wasserstoffbrückenbindung). Bei OH- und NH-Gruppierungen unterscheidet man<br />

z. B. zwischen der Valenzschwingung der „freien", d. h. nicht in eine Wasserstoffbrücke einbezogenen,<br />

und der Valenzschwingung der „gebundenen", in eine Wasserstoffbrücke einbezogenen<br />

Gruppierung. Die „gebundenen" O-H und N-H-Valenzschwingungen sind im allgemeinen<br />

breit und unscharf (vgl. Abb. A. 137, a und b) und gegenüber den entsprechenden „freien"<br />

nach kleineren Wellenzahlen verschoben.<br />

Im Bereich von l 400 bis 700 cm -1 sind die Infrarotspektren vieler organischer Moleküle so<br />

kompliziert, daß die Zuordnung aller Absorptionsbanden zu einzelnen Strukturelementen<br />

auch bei vorliegendem großen Erfahrungsmaterial erhebliche Schwierigkeiten bereitet. Aber<br />

gerade dieses Gebiet ist für den wissenschaftlich exakten Konstitutionsbeweis einer unbekannten<br />

Verbindung von Bedeutung. Wie die Erfahrung lehrt, ist die Konstitution zweier Stoffe<br />

(z. B. eines Naturstoffes und seines synthetischen Analogons) dann identisch, wenn die Infrarotspektren<br />

beider Stoffe in diesem Gebiet in allen Einzelheiten völlig übereinstimmen. Deshalb<br />

wird dieser Bereich auch als „finger-print"-Gebiet bezeichnet.<br />

Bei der Auswertung des Infrarotspektrums einer unbekannten Substanz ermittelt man<br />

zweckmäßig zuerst das Kohlenstoffgerüst der Verbindung. Dafür dienen der Bereich der C-H-<br />

Valenzschwingungen (3 300 bis 2 800 cm- 1 ), der Bereich der C-H-Deformationsschwingung<br />

(l 540 bis 650 cm- 1 ) und der Bereich der Gerüstschwingungen (l 700 bis 600 cm- 1 ). Mit Hilfe<br />

dieser Frequenzen und der in Tabelle A. 135 angegebenen Zuordnungen kann man in den meisten<br />

Fällen entscheiden, ob eine aromatische, olefinische, aliphatische oder gemischt aromatisch-aliphatische<br />

Verbindung vorliegt.<br />

Aromaten und Olefine erkennt man an ihren =C-H-Valenzschwingungen zwischen 3 100<br />

und 3 000 cm- 1 und an den =C-H-Deformationsschwingungen zwischen 650 und 950 cm- 1 . Für<br />

die Aromaten sind darüber hinaus die Ringschwingungen um l 600 cm -1 und l 500 cm- 1<br />

typisch, während die wenig intensive C=C-Valenzschwingung der Olefine im allgemeinen oberhalb<br />

l 600 cm -1 (l 600 bis l 660 cm- 1 ) liegt. Unsymmetrische Substitution des Olefins erhöht<br />

die Intensität der Bande.<br />

In günstigen Fällen läßt sich im =C-H-Deformationsschwingungsbereich aus der Zahl der<br />

Banden und ihrer Lage der Substitutionstyp des Benzens ableiten (vgl. Tab. A. 135).<br />

Fehlen die typischen Aromaten- und Olefinbanden und treten dagegen Absorptionen zwischen<br />

2 800 und 2 900 cm- 1 (C-H-Valenzschwingungen) auf, kann man mit Sicherheit auf<br />

Anwesenheit eines Aliphaten schließen. Werden Schwingungen beider Verbindungsklassen<br />

beobachtet, handelt es sich um eine gemischt aliphatisch-aromatische (oder aliphatisch-olefinische)<br />

Verbindung.<br />

Nach der Zuordnung des Gerüsttyps ermittelt man mit Hilfe der charakteristischen Frequenzen<br />

im Spektrum die funktioneilen Gruppen der Probe. Von großem Wert ist hierfür die<br />

Kenntnis der qualitativen Zusammensetzung der Verbindung, da auf diese Weise bestimmte<br />

Gruppen von vornherein ausgeschlossen werden können.<br />

Leicht lassen sich die O-H- und N-H-Gruppen durch ihre relativ intensiven Banden zwischen<br />

3 700 und 3 100 cm- 1 , die Dreifachbindungssysteme durch Banden zwischen 2 300 und<br />

2 100 cm- 1 - einem normalerweise sehr bandenarmen Gebiet - Carbonylverbindungen durch<br />

intensive Absorption zwischen l 900 und l 600 cm- 1 herausfinden.<br />

Die Lage der Carbonylschwingung wird stark von den Substituenten am Carbonylkohlenstoff<br />

beeinflußt. Am kürzestwelligen, im allgemeinen oberhalb l 740 cm- 1 , absorbieren Carbonsäurechloride,<br />

Carbonsäureanhydride sowie mehrfach a-halogenierte Carbonylverbindungen;<br />

einen mittleren Bereich (l 750 bis l 700 cm -1 ) nehmen die Carbonsäureester, Aldehyde<br />

und Ketone ein, während Carbonsäureamide und die heteroanalogen Carbonylverbindungen,<br />

wie z. B. die Azomethine und Oxime (C=N-Valenzschwingung), unter l 700 cm- 1 absorbieren.


96 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Bei Zuordnungen muß man außerdem berücksichtigen, daß die Konjugation einer Carbonylgruppe<br />

mit einem ungesättigten Rest zu einer Verschiebung der Carbonylabsorption nach<br />

niedrigeren Wellenzahlen führt (~ 20 cm -1 ) und eine a-Halogenierung auf Grund induktiver<br />

Wirkung eine Erhöhung der Wellenzahl zur Folge hat. Die in Tabelle A.135 angegebenen<br />

Werte sind deshalb nur Erwartungsbereiche; Abweichungen nach oben oder unten findet man<br />

nicht selten.<br />

Als einfaches Beispiel für die Anwendung der Infrarotspektroskopie sei hier die Synthese von Acrylester<br />

aus 2-Chlor-ethanol erläutert, deren Verlauf in jeder einzelnen Stufe spektroskopisch verfolgt wurde:<br />

X0<br />

HO-CH2-CH2-CI —- HO-CH2-CH2-C=N —- H2C=CH-CEN —- H2C=CH-Cx' [A.136]<br />

a b c d<br />

OC2H5<br />

Das IR-Spektrum des 2-Chlor-ethanols (Ethylenchlorhydrin; Abb. A.137, a) weist außer den C-H- und<br />

den Gerüstschwingungen typische Banden für die Hydroxygruppe (3 360 cm -1 , „gebundene" O-H-Valenzschwingungen;<br />

l 080 cm- 1 , C-O-Valenzschwingung; l 393 cm- 1 O-H-Deformationsschwingung) und die C-<br />

Cl-Bindung (663 cm -1 , C-Cl-Valenzschwingung) auf.<br />

Durch Umsetzung des 2-Chlor-ethanols mit Kaliumcyanid erhält man das ß-Hydroxy-propionitril (b). In<br />

dessen IR-Spektrum sind alle für die Hydroxygruppe typischen Banden noch vorhanden. Die C-Cl-Valenzschwingungsbande<br />

ist verschwunden. Wir beobachten eine neue Bande bei 2 252 cm- 1 , die der ON-<br />

Valenzschwingung entspricht.<br />

Das aus dem ß-Hydroxy-propionitril durch Dehydratisierung entstehende Acrylonitril (c) zeigt ein wesentlich<br />

verändertes IR-Spektrum. Die für die Hydroxygruppe typischen Banden sind verschwunden. Es treten nun<br />

Banden auf, die für das Strukturelement CH2=CH- typisch sind: l 620 cm- 1 (C=C-Valenzschwingung), 3 038<br />

und 3 070 cm- 1 (C-H-Valenzschwingungen ungesättigter Verbindungen), 1420 cm -1 und 980 cm- 1 (C-H-Deformationsschwingungen<br />

von Olefinen mit Vinylgruppierungen). Die CsN-Valenzschwingung ist durch den Einfluß<br />

der Konjugation mit der C=C-Doppelbindung auf 2 230 cnr 1 erniedrigt.<br />

Das Infrarotspektrum des aus Acrylonitril durch Alkoholyse entstandenen Acrylsäureesters (d) zeigt<br />

nun die für die Estergruppierung typischen Banden bei 1735 cm- 1 (C=O-Valenzschwingung) und 1205 cnr 1<br />

(C-O-Valenzschwingung). Die Absorptionsbande für die G^N-Gruppe ist nicht mehr vorhanden, die für die<br />

Vinylgruppe typischen Banden sind erhalten geblieben.<br />

Man studiere in diesem Zusammenhang auch die in Kap. E angegebenen IR-Spektren!<br />

IR-Spektren von Flüssigkeiten ohne Lösungsmittel nimmt man in dünner Schicht zwischen zwei KBr-<br />

Scheiben auf. Feststoffe werden in Substanz in Form von Preßlingen mit KBr als Einbettungsmittel gemessen.<br />

Zur Herstellung dieser Tabletten ist es notwendig, Substanz und Einbettungsmittel im Vibrator<br />

zunächst zu vermählen. Da das KBr im allgemeinen etwas Wasser enthält, muß man im Gebiet der Wasserbanden<br />

mit der Zuordnung vorsichtig sein. Um keine Dispersionseffekte zu bekommen, müssen außerdem<br />

die Teilchengröße kiemer als die Wellenlänge der Strahlung sein und die Brechungsindizes von Probe und<br />

Einbettungsmittel übereinstimmen. Alternativ kann als Einbettungsmittel beispielsweise auch NaCl verwendet<br />

werden. Bei Messungen in Lösungen ist zu berücksichtigen, daß alle Lösungsmittel Absorptionsbanden<br />

im IR-Spektrum zeigen. Deshalb werden die Spektren in zwei Lösungsmitteln, deren Absorptionen<br />

möglichst nicht im gleichen Spektralgebiet liegen, registriert; im allgemeinen verwendet man CCl4 und<br />

CS2.<br />

Durch Vergleich mit den Spektren der reinen Lösungsmittel sind bei der Auswertung zuerst die Bereiche<br />

der Lösungsmittelabsorptionen zu kennzeichnen, um Fehler bei der Interpretation auszuschließen.<br />

Das Lambert-Beer-Gesetz gilt im allgemeinen auch für die IR-Spektroskopie. Die Infrarotspektroskopie<br />

kann deshalb auch zur quantitativen Bestimmung der Bestandteile von Gemischen<br />

eingesetzt werden, sofern die typischen Banden im Spektrum hinreichend weit voneinander<br />

entfernt sind.


100<br />

I 60<br />

40<br />

a)<br />

20<br />

100<br />

: W<br />

; 60<br />

b)<br />

C)<br />

d)<br />

! 40<br />

i 20<br />

A. 3.5. Optische Spektroskopie 97<br />

3600 3400 3200 3000 2800 2600 2400 2200 2000 1800 1600 1400 1200 1000 800 700 600 500 400<br />

3600 3400 3200 3000 2800 2600 2400 2200 2000 1800 1600 1400 1200 1000 800 700 600 500 400<br />

3600 3400 3200 3000 2800 2600 2400 2200 2000 1800 1600 1400 1200 1000 800 TDO GOO 500 400<br />

3600 3400 3200 3000 2800 2600 2400 2200 2000 1800 1600 1400 1200 1000 800 700 600 500 400<br />

Abb. A.137<br />

Infrarotspektren aufgenommen mit dem Spektrographen UR 10 (Carl Zeiss Jena)<br />

a) 2-Chlor-ethanol; b) ß-Hydroxy-propionitril; c) Acrylonitril; d) Acrylsäureethylester


98 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

3.6. Kernmagnetische Resonanzspektroskopie<br />

Eine besondere Art der Absorptionsspektroskopie ist die kernmagnetische Resonanzspektroskopie,<br />

kurz als NMR-Spektroskopie (Nuclear Magnetic Resonance) bezeichnet. Das Resonanzspektrum<br />

entsteht dabei durch Absorption elektromagnetischer Strahlung durch magnetische<br />

Atomkerne, die sich in einem statischen äußeren Magnetfeld befinden. Ein magnetisches<br />

Moment besitzen solche Atomkerne, die eine ungerade Zahl von Neutronen oder Protonen<br />

aufweisen (Tab. A.138).<br />

Tabelle A.138<br />

Magnetische Eigenschaften einiger Atomkerne<br />

Kern<br />

1 H<br />

2 H(D)<br />

13 C<br />

14N<br />

15N<br />

19p<br />

31P<br />

Protonen<br />

1<br />

1<br />

6<br />

7<br />

7<br />

9<br />

15<br />

Neutronen<br />

O<br />

1<br />

7<br />

7<br />

8<br />

10<br />

16<br />

Spin/<br />

Vi<br />

1<br />

Vi<br />

1<br />

Vi<br />

Vi<br />

Vi<br />

Magnetisches Moment \JL\<br />

in Kernmagnetonen<br />

2,79268<br />

0,857387<br />

0,702 199<br />

0,403 47<br />

0,282 98<br />

2,62727<br />

1,1305<br />

Natürliche<br />

Häufigkeit in%<br />

99,985<br />

0,015<br />

1,11<br />

99,63<br />

0,37<br />

100<br />

100<br />

Befindet sich ein magnetischer Kern in einem statischen Magnetfeld, so hat er auf Grund<br />

seines magnetischen Kernmomentes verschiedene Orientierungsmöglichkeiten, die durch die<br />

magnetische Kernspinquantenzahl m\ bestimmt werden. m\ kann alle Werte von +7, (/ - I)...<br />

bis -/ annehmen (/ = Kernspin). Wirkt auf den Kern zusätzlich ein elektromagnetisches Wechselfeld<br />

ein, dessen magnetischer Vektor senkrecht auf dem statischen Magnetfeld steht, kann<br />

eine Umorientierung der Kernmomentachsen erzwungen werden, wobei Energie aus dem<br />

Hochfrequenzfeld aufgenommen wird (Kernresonanz); vgl. Abb. A.139. Diese Energie (AE)<br />

und die ihr entsprechende Frequenz der absorbierten Strahlung hängt von den magnetischen<br />

a)<br />

b)<br />

/7? = -M/2<br />

_"o<br />

r?=~ Vz<br />

Jf-Av<br />

Abb. A. 139<br />

Magnetische Atomkerne in einem statischen<br />

Magnetfeld<br />

a) mögliche Orientierungen der Momentachsen;<br />

b) Energie der Kerne mit unterschiedlicher<br />

Orientierung


A. 3.6. Kernmagnetische Resonanzspektroskopie 99<br />

Eigenschaften des Atomkerns (^1 = magnetisches Kernmoment; / = Kernspin) ab und ist der<br />

Stärke des äußeren Magnetfeldes H0 proportional:<br />

Besonders günstig erweisen sich für NMR-spektroskopische Untersuchungen Kerne, bei<br />

denen das Verhältnis ji-/7 und damit der Wert von AE relativ groß ist. Dazu gehören Kerne mit<br />

einem Kernspin / = V*, wie 1 H, 13 C, 1 ^N, i*F und 31 P (Vgl. Tab. A.138; Gl. [A.140]). Nicht nachweisbar<br />

sind dagegen die in der organischen Chemie häufig vorkommenden Elemente 12 C, 16 O<br />

und 32 S, da ihr Kernspin Null ist.<br />

Zur Messung des Resonanzfalles bringt man eine Probe der zu untersuchenden Substanz<br />

(flüssig oder in Lösung) in das statische Magnetfeld H0. Die Substanz ist von einer Induktionsspule<br />

umgeben, in der ein hochfrequentes Wechselfeld mit der Frequenz v erzeugt wird. Die<br />

Feldstärke H0 wird so lange variiert, bis der Resonanzfall eintritt (s. auch unten). In diesem<br />

Moment nimmt die Probe Energie aus dem Wechselfeld auf, was sich in einer Veränderung des<br />

Stromes, der zur Erzeugung des Wechselfeldes gebraucht wird, anzeigt. Diese Stromänderung<br />

(Resonanzsignal) läßt sich messen und registrieren. Man erhält das kernmagnetische Resonanzspektrum<br />

(vgl. z. B. Abb. A. 145).<br />

Man kann nach Gleichung [A.140] zur Messung der Kernresonanz auch bei konstantem H0<br />

und variabler Frequenz arbeiten. Die Frequenzen der im Resonanzfall absorbierten Strahlung<br />

liegen dann bei einem äußeren Magnetfeld von 10 4 Gauß in der Größenordnung von l bis 50<br />

MHz (RadioWellenbereich). Die maximale Auflösung des Spektrums liegt bei leistungsfähigen<br />

Geräten zwischen 0,1 und 0,2 Hz. Als untere Erfassungsgrenze gelten 10 18 magnetische Kerne.<br />

Die bisherigen Feststellungen bezogen sich auf Atomkerne, die keine Elektronenhülle tragen.<br />

Wird der Kern jedoch von einer Elektronenhülle abgeschirmt, so wird das äußere Magnetfeld<br />

in der Umgebung des Kerns durch die Elektronenhülle geschwächt (diamagnetische<br />

Abschirmung):<br />

Heff = H0- (7Ho er magnetische Abschirmung [A.141]<br />

Das Resonanzsignal erscheint also erst bei einer gegenüber dem nicht abgeschirmten Kern größeren<br />

äußeren Feldstärke. Dieser Effekt wird als chemische Verschiebung (chemical shift)<br />

bezeichnet, weil er von der elektronischen, d. h. chemischen Umgebung des Kerns abhängt.<br />

In der Praxis bezieht man die chemische Verschiebung (A) auf das Resonanzsignal einer<br />

Standardsubstanz S, die der Lösung zugegeben wird (innerer Standard). Als Maßzahl für die<br />

chemische Verschiebung kann man dann einfach die Differenz der Resonanzfeldstärken bzw.<br />

Resonanzfrequenzen von Standardverbindung und untersuchter Substanz Hs - Hi bzw. vs - vj<br />

angeben. Bei einer Senderfrequenz von z.B. 100 MHz können die Frequenzdifferenzen für<br />

Protonen bis zu 2000 Hz betragen; vgl. [A.143]. Sie sind natürlich dem äußeren Magnetfeld<br />

bzw. der Senderfrequenz proportional. Kommerzielle Spitzengeräte werden heute mit supraleitenden<br />

Magneten ausgerüstet und erreichen Leistungen bis ~ 800 MHz.<br />

Um eine von der Feldstärke des angewandten Magnetfeldes bzw. von der Senderfrequenz<br />

unabhängige Maßzahl für die chemische Verschiebung zu erhalten, teilt man die Feldstärke<br />

bzw. Frequenzdifferenzen noch durch H0 bzw. V0 und erhält:<br />

c Hz-H1 Vj-V5<br />

* = H^ = * [A.142]<br />


100 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Außerdem besitzt es eine so starke chemische Verschiebung, daß die Protonen (bzw. 1 ^C-<br />

Kerne) der meisten Substanzen bei kleineren Feldstärken absorbieren. TMS erhält den Wert<br />

(5 = 0 ppm, während alle bei tieferem Feld liegenden Signale durch Werte mit ö > O ppm<br />

gekennzeichnet sind. 1 )<br />

Durch Multiplikation der in ppm angegebenen ö -Werte mit der Senderfrequenz (in MHz)<br />

erhält man die chemische Verschiebung in Hertz:<br />

AfHz = ö/ppm - v/MHz<br />

Gewöhnlich werden die Kopplungskonstanten (s. unten) in Hz angegeben.<br />

3.6.1. 1 H-NMR-Spektroskopie<br />

[A.143]<br />

In Tabelle A. 144 sind charakteristische iH-NMR-spektroskopische chemische Verschiebungen<br />

für einige Strukturelemente zusammengestellt. Die Werte lassen erkennen, daß die chemische<br />

Verschiebung von der Elektronendichte in der Umgebung der betreffenden Protonen abhängt:<br />

Elektronenanziehende Substituenten setzen die magnetische Abschirmung herab, Elektronendonatoren<br />

erhöhen sie. Sie steht deshalb häufig in linearer Beziehung zur Elektronegativität<br />

und zu den Hammett-ff-Konstanten (vgl. Tab. C.76).<br />

Außer der Elektronendichte beeinflussen aber auch noch andere Faktoren die Größe der<br />

chemischen Verschiebung. Das ist vor allem an Wasserstoffkernen in Nachbarschaft zu Tt-Bindungen<br />

zu erkennen (vgl. Tabelle A.144). Das angelegte Magnetfeld induziert nämlich an diesen<br />

TT-Elektronen-Systemen ein zusätzliches Feld. Die Überlagerung mit dem ursprünglichen<br />

Feld führt zu magnetisch anisotropen Bezirken. Die Auswirkung auf die chemische Verschiebung<br />

zeigt sich beispielsweise deutlich bei Aldehyden (Tab. A.144), bei Acetylenen und bei<br />

Benzen.<br />

In Abb. A. 145 ist das iH-NMR-Spektrum von p-Xylen wiedergegeben. Das Spektrum zeigt<br />

zwei Resonanzsignale, die von den chemisch äquivalenten Wasserstoffkernen der zwei CH3-<br />

Gruppen und den vier Methingruppen des aromatischen Ringes herrühren. Die Intensität (Fläche)<br />

der Signale verhält sich wie die Anzahl der Protonen in den Gruppen, im vorliegenden<br />

Falle wie 3:2.<br />

V 3<br />

1 LJ 1 LJ P<br />

U^s rr^^^ri i*H3<br />

.6/92 . . , 2,26. , «f/PP<br />

11,0 9P 8,0 70 5,0 4,0 3,0 2,0 1,0<br />

Abb. A.145<br />

iH-NMR-Spektrum von p-Xylen<br />

I In einer früher gebräuchlichen Skala, der i-Skala, gibt man dem TMS den Wert 10 ppm. Alle bei tieferem<br />

Feld liegenden Signale haben dann T-Werte < 10 ppm. Es gilt: T + S = 10.


Tabelle A.144<br />

iH-chemische Verschiebung in ppm (Standard: Tetramethylsilan, TMS)<br />

Gruppe<br />

(CH3)4Si<br />

/ 1 ><br />

H3C-C-<br />

H3C-CEC-<br />

/<br />

H3C-C=C<br />

H3C-C=O<br />

H3C-S-<br />

H3C-Ar<br />

/<br />

H3C-N<br />

H3C-O-<br />

H3C-O-C=O<br />

H3C-I<br />

H3C-Br<br />

H3C-CI<br />

H3C-F<br />

H3C-NO2<br />

-CH2- 1)<br />

-C-CH2-C=<br />

-C-CH2-S-<br />

\ /<br />

-C-CH2-N<br />

\<br />

-C-CH2-Ar<br />

\<br />

-C-CH2-O-<br />

Chemische Verschiebung<br />

O<br />

0,8.. .1,3<br />

1,8.. .2,1<br />

1,6.. .2,1<br />

1,9... 2,7<br />

2,0... 2,6<br />

2,1... 2,7<br />

2,1. ..3,1<br />

2,3... 4,0<br />

3,6<br />

2,2<br />

2,7<br />

3,05<br />

4,3<br />

4,3<br />

0,9... 1,6<br />

1,1... 2,4<br />

2,4... 3,0<br />

2,3... 3,6<br />

2,6... 3,3<br />

3,3. ..4,5<br />

A. 3.6. Kernmagnetische Resonanzspektroskopie 101<br />

Gruppe<br />

\<br />

-C-CH2-CI<br />

\<br />

-C-CH2-NO2<br />

/<br />

Ar-CH2-O-<br />

X CH- 1)<br />

/<br />

CH-OH<br />

/<br />

-CHBr2<br />

-CECH<br />

R<br />

C=CH2 (a)<br />

H(b)<br />

R-CH=CH-<br />

(cis / trans)<br />

=C-C=CH2<br />

I J<br />

Ar-SH<br />

C6H5-OH<br />

R-OH<br />

Ar-H<br />

C6H6<br />

O ii<br />

R-C-H<br />

O<br />

R-C-OH<br />

\ C=N-OH<br />

/<br />

/<br />

P=C-OH<br />

l 2<br />

) in gesättigten Kohlenwasserstoffen ) nicht assoziiert<br />

3<br />

) Die Lage des Signals ist stark vom Assoziationsgrad abhängig.<br />

4<br />

) Das Signal verschwindet beim Schütteln der Probe mit D2O.<br />

Chemische Verschiebung<br />

3,3.. .3,7<br />

4,3... 4,6<br />

4,3... 5,3<br />

1,3.. .2,1<br />

4,0<br />

5,9<br />

2,4<br />

a: 4,7... 5,0<br />

b: 5,6... 5,8<br />

5,5<br />

5,1... 5,7<br />

2,8... 3,64)<br />

4,5 2 )4)<br />

0,7...5,5 3 )4)<br />

6.. .9<br />

7,27<br />

9,7. ..10,1<br />

9,7 ...13,04)<br />

8,8... 10,24)<br />

15...!64)


102 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Die Ursache für den hohen ö-Wert der Benzenprotonen ist ein magnetischer Ringstrom, der<br />

als Resultierende der magnetischen Induktion im 6-7r-Elektronen-System des aromatischen<br />

Rings erzeugt wird. Wie man aus Abbildung A. 146 erkennen kann, erhöht dieser Ringstrom in<br />

der Ringebene außerhalb des Rings die effektive magnetische Feldstärke, was zur Absorption<br />

bei relativ niedrigem äußerem Feld führt. Bei Acetylen sind die Verhältnisse gerade umgekehrt.<br />

-H<br />

Abb. A.146<br />

Ringströme im Benzen- und Acetylenmolekül<br />

Die Kernresonanzspektren hoher Auflösung werden durch einen weiteren Umstand komplizierter,<br />

aber auch leichter auswertbar gemacht. Die entsprechend der diamagnetischen<br />

Abschirmung bei verschiedenen Feldstärken auftretenden Signale sind nämlich häufig durch<br />

sogenannte Spin-Spin-Kopplung noch weiter in Dubletts, Tripletts usw. aufgespalten. Diese<br />

Signalaufspaltung tritt ein, wenn sich das betrachtete Proton in Nachbarschaft zu einem oder<br />

mehreren magnetischen Kernen befindet. Die Magnetfelder dieser Kerne verstärken bzw.<br />

schwächen durch ihre unterschiedlichen Spinorientierungen (vgl. Abb. A. 139) das äußere<br />

Magnetfeld, so daß z. B. bei einem Proton als Nachbar durch dessen Kernspin m\ = + l /i bzw.<br />

-Vi in Wirklichkeit zwei um einen kleinen Betrag unterschiedliche Magnetfelder auf das<br />

betrachtete Proton einwirken. Man erhält in diesem Falle folglich für das betrachtete Proton<br />

ein Signaldublett. Gewissermaßen findet durch diese Spin-Spin-Wechselwirkung nochmals<br />

eine Kernresonanzspektroskopie im Kleinen statt. Die dadurch hervorgerufenen Magnetfeldänderungen<br />

sind klein, so daß auch die Aufspaltungen der Signale im allgemeinen nur wenige<br />

Hz betragen. Ihre Größe ist von der Entfernung im koppelnden Molekül, von den räumlichen<br />

Verhältnissen und der chemischen Umgebung der beiden Protonen abhängig.<br />

Die Spin-Spin-Wechselwirkung nimmt mit der Entfernung der koppelnden Kerne schnell<br />

ab, so daß in der Regel nur Kopplungen über maximal drei bis vier Bindungen hinweg durch<br />

entsprechende Signalaufspaltungen zu beobachten sind. Protonen in gleicher chemischer<br />

(magnetischer) Umgebung führen nicht zu Signalaufspaltungen.<br />

Ein Maß für die Spin-Spin-Wechselwirkung ist die Spin-Kopplungskonstante J, die den<br />

Abstand der aufgespaltenen Linien in Hertz angibt. Sie ist im Gegensatz zur chemischen Verschiebung<br />

unabhängig von der äußeren Feldstärke. Je höher die Senderfrequenz des Spektrographen<br />

ist, desto besser sind beide Effekte zu unterscheiden. Die Größe der Kopplungskonstante<br />

/ ermöglicht häufig Rückschlüsse auf die Lage der koppelnden Kerne zueinander. In<br />

Tabelle A. 147 sind einige Strukturelemente mit ihren Kopplungskonstanten zusammengestellt.


Tabelle A. 147<br />

Kopplungskonstanten / einiger an Kohlenstoff gebundener Protonen 3 )<br />

Strukturelement //Hz<br />

\ H 1)<br />

X<br />

C( 10... 20<br />

/ "H (vgl. Abb. E.50)<br />

\ /<br />

-C-C- 2...9<br />

H H (vgl. Abb. E.5; E.50)<br />

H3C-CH2- 6,7.. .7,2<br />

(vgl. Abb. E.7; E.42)<br />

H3Cx<br />

CH- 5,7... 6,8<br />

H3C 7 (vgl. Abb. E.53; E.63)<br />

\ / H<br />

C=C 0...3,5<br />

/ H<br />

H /<br />

C=Cx<br />

11- -.18<br />

/ H (vgl. Abb. E.38; E.42)<br />

\ /<br />

C=C 6.. .14<br />

H H<br />

\ /<br />

\ C-H<br />

C=C °' 5 - 2<br />

^ \ (vgl. Abb. E.38)<br />

A. 3.6. Kernmagnetische Resonanzspektroskopie 103<br />

Strukturelement<br />

\/<br />

\ / C " H<br />

C=C<br />

/ H<br />

\ /P<br />

-C-C<br />

H H<br />

\<br />

-C-C=C-H<br />

H<br />

H<br />

Al — ILu T — H<br />

^^<br />

^


104 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Die Intensitäten (Flächen unter den Signalen, näherungsweise deren Höhe) eines durch<br />

Spin-Spin-Kopplung aufgespaltenen Signals verhalten sich wie die n-ten Binominalkoeffizienten:<br />

Dublett 1:1, Triplett 1:2:1, Quadruplett 1:3:3:1. Auch an diesen typischen Intensitätsverhältnissen<br />

sind Spin-Spin-Aufspaltungen erkennbar.<br />

Zur Veranschaulichung der Kopplungs- und Intensitätsverhältnisse bei Spin-Spin-Wechselwirkung sei<br />

das Spektrum des Ethanols betrachtet (Abb. A.151). Die drei Protonensorten (OH, CH2, CH3) befinden<br />

sich in unterschiedlicher chemischer Umgebung, so daß drei Grundsignale auftreten müssen. Das OH-Proton<br />

befindet sich zusätzlich im Feld der beiden CH2-Protonen. Durch das erste dieser Protonen entsteht<br />

ein Dublett, dessen Signale 4,5 Hz voneinander entfernt sind (Kopplungskonstante /1>2 = 4,5 Hz). Auf das<br />

OH-Proton wirkt jedoch auch das zweite Proton der CH2-Gruppe in gleicher Weise, so daß Dublett nochmals<br />

in je zwei Dubletts aufspalten müßte und vier Signale auftreten sollten. Da jedoch die Kopplungskonstante<br />

ebenfalls 4,5 Hz beträgt, fallen die beiden mittleren Signale zu einem Signal doppelter Intensität<br />

zusammen. Insgesamt erhält man also durch die Wirkung der CH2-Protonen für das OH-Proton ein Triplett<br />

der Intensität 1:2:1. Ein Triplett wird auch durch [A.150] gefordert. Der mittlere ppm-Wert dieser<br />

Signale entspricht der chemischen Verschiebung des unbeeinflußten Protons. In gleicher Weise ergibt sich<br />

für die innerhalb der Gruppe äquivalenten CH3-Protonen durch Kopplung mit den beiden CH2-Protonen<br />

ein Triplett der Intensität 1:2:1. Die äquivalenten CH2-Protonen koppeln mit den drei CH3-Protonen, so<br />

daß man infolge Überlagerung einzelner Signale zunächst ein Quartett der Intensität 1:3:3:1 erhält. Da<br />

jedoch außerdem das Magnetfeld des OH-Protons einwirkt, wird jedes Signal des Quartetts nochmals in<br />

ein Dublett (/ = 4,5 Hz) aufgespalten. Infolge der unterschiedlichen Kopplungskonstanten /2t3 bzw. J\ ^ fallen<br />

hier keine Signale zusammen, und man findet ein Oktett der angegebenen Intensitätsverteilung (vgl.<br />

[A.148]). Wie sich aus Abbildung A.151 ablesen läßt, sind die zueinandergehörenden Kopplungen durch<br />

gleiche Kopplungskonstanten erkennbar: J^2 = /2,1, /2,3 = /3,2.<br />

OH<br />

CH2 Signale ohne Spin-Spin-Kopplung<br />

^ Kopplung mit CH2 ^ ^ Kopplung mit CHi<br />

Kopplung mit OH J<br />

/= 1=3:3:1<br />

3 2 1<br />

CH3CH2OH<br />

/=1:2:1<br />

• J<br />

Kopplung mit CH?<br />

J2>3=J3(2=7Hz<br />

5,5 5.0 4,5 4,0 3,5 3.0 2,5 2.0 1,5 V 0.5<br />

Abb. A.151<br />

Hochaufgelöstes 1 H-NMR-SpCkIrUm von wasserfreiem Ethanol (bei Anwesenheit von Säure- bzw. Wasserspuren<br />

wird die CH^OH-Kopplung nicht beobachtet)<br />

In manchen Spektren ist es schwierig, die Kopplung zwischen zwei Protonen nur mit Hilfe der<br />

Kopplungskonstante bzw. der Intensitätsverteilung der Signale nachzuweisen. Diesen Nachweis<br />

kann man mit modernen NMR-Geräten durch die sog. „Doppelresonanz" führen. Hierbei wird<br />

die Kopplung zwischen den betreffenden Partnern aufgehoben, indem man die Resonanzfrequenz<br />

eines der koppelnden Protonen in die Probe einstrahlt. Die Energieaufnahme führt zu einer<br />

schnellen Spinurnkehr des absorbierenden Protons, so daß der koppelnde Partner nicht mehr zwischen<br />

den unterschiedlichen Spinorientierungen dieses Protons differenzieren kann. Die vom<br />

bestrahlten Proton ursprünglich hervorgerufene Signalaufspaltung wird aufgehoben.<br />

Je nach dem Verhältnis von chemischer Verschiebung A zur Größe der Kopplungskonstante J<br />

unterscheidet man verschiedene Typen von Spektren. Ist die chemische Verschiebung groß im Vergleich<br />

zur Kopplungskonstanten (A > J), so bezeichnet man die koppelnden Kerne mit weit im<br />

Alphabet voneinander stehenden großen Buchstaben (A, X), gilt dagegen A ~ J, so wählt man<br />

benachbarte Buchstaben (A, B). Die Zahl der äquivalenten Kerne wird als Index angegeben.<br />

Man leite den Spektrentyp des Ethyliodids ab und gebe die Art der Aufspaltung und die<br />

Intensitätsverteilung der Multipletts an!


A. 3.6. Kernmagnetische Resonanzspektroskopie 105<br />

Bei AxBy-Typen sind die Aufspaltungen weniger übersichtlich als in AxXy-Typen. Zum Beispiel<br />

weicht in AB-Spektren die Intensitätsverteilung der Signale von der Binominalverteilung ab. Man<br />

beobachtet den sog. „Dacheffekt". Die Intensität der inneren Signale eines Multiplem wächst auf<br />

Kosten der äußeren Signale an (Abb. A.152). Der Dacheffekt kann für das Erkennen zueinandergehörender<br />

Signale und damit für die Interpretation eines Spektrums von Nutzen sein.<br />

Enthält eine Substanz drei nicht äquivalente Protonen, die miteinander koppeln, wählt man<br />

zur Bezeichnung des Spektrentyps nach dem oben angegebenen Prinzip drei Buchstaben des<br />

Alphabetes aus. Ein AxMyXz-Typ (große Abstände zwischen den Buchstaben) charakterisiert<br />

ein Spektrum, in dem A > J ist.<br />

0,1<br />

0,2 \L<br />

CD<br />

Abb. A.152<br />

Kopplungsschema zweier Protonen in Abhängigkeit vom J/A -Verhältnis<br />

AX<br />

AB<br />

AB<br />

Man erläutere an Hand der Abbildungen A.145 und A.151 die Spektrentypen des p-Xylens<br />

und des Ethanols!<br />

Aus den in Kapitel E angegebenen Spektren gehen die iH-NMR-Kopplungsmuster der folgenden<br />

wichtigen Gruppen hervor:<br />

— —CH2—CH2 —<br />

CH- C=C<br />

H3C<br />

3.6.2. i3C-NMR-Spektroskopie<br />

H2C=C \<br />

[A.152a]<br />

Neben der !H-NMR-Spektroskopie hat die ^C-NMR-Spektroskopie für die Strukturaufklärung<br />

organischer Moleküle außerordentliche Bedeutung erlangt, da sie das Kohlenstoffgerüst<br />

einer Verbindung und die chemische Umgebung der einzelnen Kohlenstoffkerne zu erfassen<br />

gestattet.


106 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Auf Grund der geringen natürlichen Häufigkeit des i^C-Isotops (1,108%) und seines niedrigen<br />

magnetischen Moments (vgl. Tab. A.138) ist allerdings die Empfindlichkeit der !3C-NMR-<br />

Spektroskopie im Vergleich zur !H-NMR-Spektroskopie um den Faktor !,8-10- 4 geringer, woraus<br />

sich die Notwendigkeit einer anderen Technik der Spektrenaufnahme ergibt.<br />

Im Routinebetrieb werden i^C-Spektren (und auch die anderer magnetisch aktiver Kerne) nach<br />

der Puls-Fourier-Transform-Technik (PFT) aufgenommen. Hierbei regt man mit einem starken<br />

Hochfrequenzimpuls alle Resonanzfrequenzen einer Kernsorte (z. B. der ^C-Kerne) gleichzeitig<br />

an. Nach dieser kurzzeitigen „Störung" kehren die Kerne in den Gleichgewichtszustand zurück.<br />

Der damit verbundene Abfall der induzierten Magnetisierung senkrecht zum H0-FeId (vgl. Abb.<br />

A.139; free induction decay, FID) wird gemessen und gespeichert. Der FID ist ein komplexes Interferogramm<br />

aus überlagerten Schwingungen. Durch eine mathematische Operation, die Fourier-<br />

Transformation, erhält man das normale Kernresonanzspektrum. Durch wiederholte Pulsanregung<br />

in kurzer Zeitfolge (Pulsabstand im Sekundenbereich) und Akkumulation des FID in einem<br />

Computer werden auf diesem Wege trotz der geringen Empfindlichkeit der ^C-NMR-Spektroskopie<br />

ausgezeichnete Spektren erhalten (vgl. z. B. Abb. E.31).<br />

Der Zeitaufwand für die Aufnahme eines 13 C-Spektrums wird ganz entscheidend von der<br />

Löslichkeit der Substanz im eingesetzten Lösungsmittel bestimmt: Je höher die Konzentration,<br />

desto geringer der Zeitaufwand! Als Orientierung gilt, daß pro erwartetes Signal mindestens<br />

5 mg der Verbindung in l ml Lösungsvolumen enthalten sein sollten. 13 C-Spektren werden im<br />

allgemeinen unter Verwendung deuterierter Lösungsmittel aufgenommen.<br />

Das 13 C-NMR-Spektrum kann insbesondere wegen der vielen möglichen C-H-Nah- und<br />

-Fernkopplungen sehr komplex sein. Um es zu vereinfachen, wird im Routinebetrieb ein intensives<br />

Frequenzband, das den gesamten Protonenverschiebungsbereich erfaßt, gleichzeitig eingestrahlt.<br />

Dadurch erreicht man, daß die 13 C-!H-Kopplungen aufgehoben werden (^H-Breitband-Entkopplung).<br />

Bei dieser Entkopplung erhält man für jeden mit Wasserstoff verbundenen<br />

Kohlenstoff durch Zusammenfall der Multipletts zum Singulett ein einzelnes Signal<br />

höherer Intensität. Für diese i 3 C-Kerne kommt es außerdem durch den Kern-Overhauser-<br />

Effekt (NOE) zu einem zusätzlichen Intensitätsgewinn der Signale. Das Verhältnis der Signalintensität<br />

im i3C-PFT-Spektrum entspricht nicht wie in normalen iH-NMR-Spektren dem Verhältnis<br />

der Zahlen der entsprechenden Kerne (vgl. Abb. E.31).<br />

Bei der Protonen-Off-Resonanz-Technik wird gleichzeitig ein Frequenzband eingestrahlt,<br />

das etwa 100 bis 500 Hz vom Resonanzbereich der Protonen entfernt liegt. Dadurch wird das<br />

!SC-iH-Kopplungsmuster der direkt am Kohlenstoff gebundenen Protonen sichtbar. Mit dessen<br />

Hilfe kann entschieden werden, ob eine CH3- (Quadruplett), CH2-(TrIpIeU) oder CH-<br />

Gruppe (Dublett) bzw. ein quartäres Kohlenstoffatom (Singulett) vorliegt.<br />

Zusätzlich zur off-resonance existieren weitere Pulsprogramme wie z. B. DEPT (englisch<br />

distortionless enhancement by polarization transfer), die eine schnelle Unterscheidung zwischen<br />

quartären, tertiären, sekundären und primären C-Atomen erlauben. Diese Programme<br />

werden vor allem bei linienreichen (Naturstoff)-Spektren angewendet, da sonst die hohe<br />

Anzahl von C-Atomen zu vielen Überlagerungen der Multipletts und damit zur erschwerten<br />

Auswertung führt.<br />

Der hohe Informationswert der i^C-NMR-Spektroskopie für die Strukturaufklärung organischer<br />

Verbindungen ergibt sich aus den im Vergleich zur iH-NMR-Spektroskopie signifikant<br />

größeren Unterschieden in der chemischen Verschiebung. Während iH-chemische Verschiebungen<br />

nur etwa 15 ppm umfassen, überstreichen i 3 C-chemische Verschiebungen mehr als<br />

250 ppm. Geringe Unterschiede in der chemischen Umgebung eines Kohlenstoffkerns spiegeln<br />

sich dadurch im allgemeinen deutlich im Spektrum wieder. In iH-Breitband-entkoppelten I 3 C-<br />

Spektren auch komplizierter Verbindungen (z. B. von Steroiden) findet man in der Regel für<br />

jedes chemisch nicht äquivalente Kohlenstoffatom ein Signal. Neben der chemischen Verschiebung<br />

kann die geringe Intensität quartärer Kohlenstoff a tome im iH-Breitband-entkoppelten<br />

Spektrum als Zuordnungshilfe genutzt werden.


A. 3.6. Kernmagnetische Resonanzspektroskopie 107<br />

Bestimmend für die chemische Verschiebung der C-Atome und damit ihrer Signallage sind<br />

ihr Bindungszustand und die elektronischen Einflüsse der Umgebung (induktive und mesomere<br />

Substituenteneffekte und sterische Wechselwirkungen). Magnetische Anisotropieeffekte<br />

leisten im Gegensatz zur !H-NMR-Spektroskopie keinen wesentlichen Beitrag zur chemischen<br />

Verschiebung. Charakteristische ^C-chemische Verschiebungen sind in Tabelle A. 153 zusammengestellt.<br />

Tabelle A.153<br />

13 C-chemische Verschiebung in ppm (Standard: Tetramethylsilan, TMS)<br />

Gruppe<br />

H3C-C<br />

H3C-S<br />

H3C-N<br />

H3C-O<br />

H3C-F<br />

H3C-CI<br />

H3C-Br<br />

H3C-I<br />

C-CH2-C<br />

C-CH2-S<br />

C-CH2-N<br />

C-CH2-O<br />

C-CH2-HaI<br />

C2CH-C<br />

C2CH-S<br />

C2CH-N<br />

C2CH-O<br />

C2CH-HaI<br />

Chemische Verschiebung<br />

0...35<br />

10... 45<br />

25... 55<br />

40... 55<br />

75,2<br />

24,9<br />

10,0<br />

-20,7<br />

15... 45<br />

20... 60<br />

35. ..7O<br />

45... 85<br />

0...85<br />

20... 70<br />

45... 70<br />

45. ..8O<br />

50... 90<br />

35. ..1OO<br />

Gruppe<br />

C3C-C<br />

C3C-S<br />

C3C-N<br />

C3C-O<br />

C3C-HaI<br />

\ /<br />

C=C<br />

/ \<br />

— CEC-<br />

CAr<br />

C Heteroar.<br />

\<br />

C=N-<br />

/<br />

-CEN<br />

\ C=O<br />

6<br />

C=O /<br />

—N<br />

\<br />

\<br />

C=O<br />

Cl<br />

\<br />

C=O<br />

H<br />

\<br />

C=O<br />

/<br />

Chemische Verschiebung<br />

30.. .75<br />

45.. .70<br />

50.. .80<br />

50.. .90<br />

35.. .110<br />

90.. .155<br />

70.. .110<br />

95.. .165<br />

100 ..175<br />

145 ..!7O<br />

!05. ..13O<br />

165. ..185<br />

165. ..185<br />

165. ..18O<br />

180. ..205<br />

185. ..225


108 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Typisch für 13 C-chemische Verschiebungen ist, daß sich Substituenteneinflüsse oft additiv<br />

verhalten. Bei genügend großem Vergleichmaterial können die Signalzuordnungen mit Hilfe<br />

von Inkrement-Beziehungen überprüft werden.<br />

Im folgenden werden einige allgemeine Regeln zur Signalzuordnung zusammengefaßt.<br />

Bei höchstem Feld (O bis 50 ppm) absorbieren sp 3 -hybridisierte Kohlenstoffatome, danach<br />

folgen sp-hybridisierte (60 bis 100 ppm) und bei tiefstem Feld die Signale der sp 2 -hybridisierten<br />

C-Atome (100 bis 200 ppm). Diese Abstufung korrespondiert mit der der !H-Signale entsprechender<br />

CH-Baugruppen. Für aliphatische Kohlenwasserstoffe lassen sich die Verschiebungswerte<br />

leicht nach der Lindemann-Adams-Regel berechnen. 1 ):<br />

= An+ £ 1 + + N 6 Sn [A.154]<br />

m=0<br />

n Anzahl der mit dem Kohlenstoffatom i verbundenen H-Atome; m Anzahl der H-Atome am<br />

a-Kohlenstoffatom; N^1 Anzahl der CHm-Gruppen in a-Position (m = O, l, 2; a-CH3-Gruppen werden<br />

nicht berücksichtigt); N/ Anzahl der y-Kohlenstoffatorne; N


Tabelle A. 156<br />

Verschiebungsänderung an !-substituierten n-Alkanen in Abhängigkeit<br />

von der Elektronegativität E des Substituentenzentralatoms X<br />

Substituent X<br />

H<br />

CH3<br />

SH<br />

NH2<br />

Cl<br />

OH<br />

F<br />

Ex<br />

24<br />

2,5<br />

2,5<br />

3,0<br />

3,0<br />

3,5<br />

4,0<br />

^RCH2X -


110 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Tabelle A. 158 (Fortsetzung)<br />

Substituent<br />

—OH<br />

-OCH3<br />

-OC6H5<br />

— O-COR<br />

-NH2<br />

-NR2<br />

— NHCOR<br />

-N=N-C6H5<br />

-NO2<br />

-N=C=O<br />

-SH<br />

-SR<br />

-SO3H<br />

— F<br />

-Cl<br />

-Br<br />

— I<br />

Substituierte<br />

Position<br />

26,9<br />

31,3<br />

29,1<br />

23,0<br />

19,2<br />

21,0<br />

11,1<br />

24,0<br />

19,6<br />

5,7<br />

2,2<br />

8,0<br />

15,0<br />

35,1<br />

6,4<br />

-5,4<br />

-32,3<br />

o<br />

-12,6<br />

-15,0<br />

-9,5<br />

-6,0<br />

-12,4<br />

-16,0<br />

-9,9<br />

-5,8<br />

-5,3<br />

-3,6<br />

0,7<br />

0,0<br />

-2,2<br />

-14,3<br />

0,2<br />

3,3<br />

9,9<br />

m<br />

1,6<br />

0,9<br />

0,3<br />

1,0<br />

1,3<br />

0,7<br />

0,2<br />

0,3<br />

0,8<br />

1,2<br />

0,4<br />

0,0<br />

1,3<br />

0,9<br />

1,0<br />

2,2<br />

2,6<br />

P<br />

-7,6<br />

-8,1<br />

-5,3<br />

-2,0<br />

-9,5<br />

-12,0<br />

-5,6<br />

2,2<br />

6,0<br />

-2,8<br />

-3,1<br />

-2,0<br />

3,8<br />

-4,4<br />

-2,0<br />

-1,0<br />

0,4<br />

1 J Eine umfassende Zusammenstellung von Inkrementen für 13 C-chemische<br />

Verschiebungen von substituierten Benzenen findet man bei<br />

EWING, D. F., Org. Magn. Reson. 12 (1979), 499.<br />

Zur Berechnung der 13 C-chemischen Verschiebungen von Benzen-Derivaten addiert man<br />

zum Basiswert des Benzens ö = 128,5 je nach Art und Stellung des Substituenten die in Tabelle<br />

A.158 angegebenen Verschiebungsinkremente. Größere Abweichungen der berechneten von<br />

den gemessenen Werten ergeben sich bei starken elektronischen und sterischen Wechselwirkungen<br />

der Substituenten (z. B. bei ortho-disubstituierten Benzenderivaten).<br />

Neben der 13 C-cnemischen Verschiebung liefern die 13 C-H-Kopplungen über Größe und<br />

Kopplungsmuster (s. oben) wichtige Informationen zur Struktur einer Verbindung. Stark ausgeprägt<br />

sind 13 C-H-Kopplungen über eine Bindung. Die Kopplungskonstanten UCH liegen<br />

zwischen +120 und 320 Hz. Mit steigendem s-Anteil der Hybridisierung und deshalb auch mit<br />

wachsender Elektronegativität der Substituenten steigt der Betrag der Kopplungskonstanten<br />

an. Man vergleiche hierzu die Werte für Ethan, Ethylen und Acetylen sowie für die Chlormethane<br />

in Tabelle A.159. Erwartungsgemäß sinkt die Größe der Kopplungskonstanten mit<br />

wachsender Entfernung der koppelnden Kerne ( 2 /cH : -10 bis +60 Hz). Einige Zusammenhänge<br />

zwischen Größe der Kopplungskonstanten und Struktur der Verbindung kann man<br />

Tabelle A.159, in der auch Kopplungen zu anderen Kernen aufgeführt sind, entnehmen.<br />

Man diskutiere an Hand dieser Informationen auch die in Kapitel E gegebenen 13 C-NMR-<br />

Spektren!<br />

Mit modernen Hochleistungs-NMR-Spektrometern können komplizierte Strukturen mit vertretbaren<br />

Zeitaufwand aufgeklärt werden. Man benutzt dazu u. a. zweidimensionale, sogenannte 2D-Spektren, die<br />

durch Kopplungsphänomene über mehrere Bindungen genaue Zuordnungen erlauben. Die Ausnutzung<br />

des Kern-Overhauser-Effektes, dem Dipol-Dipol-Wechselwirkungen zwischen zwei Kernen mit einem<br />

bestimmten räumlichen Abstand zueinander zugrunde liegen, erlaubt Aussagen zur räumlichen Anordnung<br />

von Molekülen z. B. zur relativen Konfiguration. Durch Anwendung von Metallkomplexen mit chiralen<br />

Liganden ist man auch in der Lage, schnell und relativ präzise Angaben zu Enantiomerenverhältnissen<br />

bei stereoselektiven Synthesen zu erhalten.


Tabelle A.159<br />

^C-iH-Kopplungskonstanten in Hz<br />

Verbindung UCH<br />

H3C-CH3<br />

H2C=CH2<br />

HC=CH<br />

NEC-CH3<br />

HOOC-CH3<br />

CH4<br />

CI-CH3<br />

CI2CH2<br />

CI3Q-H<br />

125<br />

156<br />

248<br />

136<br />

130<br />

145<br />

150<br />

178<br />

209<br />

A. 3.6. Kernmagnetische Resonanzspektroskopie 111<br />

Verbindung !/CH<br />

H H<br />

C=C 155<br />

/ \<br />

HsCe C6H5<br />

H<br />

O=C 172<br />

CH3<br />

H<br />

O=C 222<br />

OH<br />

O<br />

/^/H<br />

. ,H0 H02/CH: 1,0<br />

| ^f Hm3/CH: 7,4<br />

k,AH HP^CH: -1,1<br />

T<br />

n m<br />

Hp<br />

Weitere für die Strukturermittlung wichtige Informationen lassen sich aus Kopplungen zwischen<br />

13 C und anderen magnetischen Kernen erhalten. Dieses über mehrere Bindungen meßbare<br />

Phänomen liefert Hinweise zum Substitutionstyp, zum Aggregationsgrad u. a. m. Da<br />

durch physikalische Größen (Gyromagnetisches Verhältnis) einige Kopplungskonstanten negative<br />

Werte auf weisen, sind in Tabelle A. 160 die Absolutwerte von heteronuklearen Kopplungen<br />

aufgeführt.<br />

Tabelle A. 160<br />

13 C-X-Kopplungskonstanten ausgewählter Verbindungen in Hz (Absolutwerte)<br />

Verbindung<br />

H3Q-F<br />

H£erF<br />

H5C6-CF3<br />

H5Q6-^NH2<br />

H5C6-PPh3<br />

H5Ce-P(O)Ph2<br />

(EtO)2P(O)O-C2H5<br />

H^eT 6 Li<br />

H5C6-Si (C H3)3<br />

H5Q6-BPh4ONaS<br />

l l /cxl<br />

162<br />

245<br />

272<br />

11,4<br />

13<br />

104<br />

8,0<br />

66,5<br />

49,4<br />

P/cxl<br />

21<br />

32<br />

20<br />

2,7<br />

10<br />

6<br />

1,5<br />

P/cxl<br />

8<br />

4<br />

1,3<br />

7<br />

12<br />

7<br />

2,7<br />

l 4 -/cxl<br />

3<br />

1<br />


112 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

3.7. Massenspektroskopie<br />

Die Massenspektroskopie (MS) ist ein analytisches Verfahren, mit dem man Aussagen über<br />

die Molmasse, die Elementarzusammensetzung und die Struktur organischer Verbindungen<br />

erhalten kann. Der Substanzbedarf ist äußerst gering, so daß Massenspektrometer als Detektoren<br />

in der Gas- (GC) oder Flüssigchromatographie (LC) verwendet werden können (GC/MSbzw.<br />

LC/MS-Kopplung).<br />

In Abbildung A.161 ist schematisch ein Massenspektrometer dargestellt. Die Substanz wird<br />

zunächst im Hochvakuum verdampft und in einer lonenquelle ionisiert. Die ionisierten Moleküle<br />

und zusätzlich gebildete ionische Bruchstücke werden in einem elektrischen Feld<br />

beschleunigt und zu einem Strahl gebündelt. In einem Magnetfeld werden die Ionen auf Kreisbahnen<br />

abgelenkt, deren Radius von ihrem Masse/Ladung-Verhältnis abhängt, und dadurch<br />

getrennt. Anschließend werden sie in einer Nachweisvorrichtung quantitativ, d. h. nach Masse<br />

und Häufigkeit registriert.<br />

Eintrittsspalt<br />

Elektroden<br />

Heizdraht<br />

Probe<br />

Abb. A.161<br />

Schematische Darstellung eines Massenspektrometers<br />

Magnetfeld<br />

Austrittsspalt<br />

Auffänger<br />

Verstärker<br />

Registrierung<br />

Die Ionisierung der Moleküle geschieht gewöhnlich durch Elektronenstoß (electron impact,<br />

EI), wobei Molekülionen (Radikalkationen) gebildet werden:<br />

M + e e<br />

M ,©<br />

2e [A. 162]<br />

Da die Energie der Stoßelektronen gewöhnlich höher gewählt wird (meist 70 eV) als zur Ionisierung<br />

nötig ist - die lonisierungsenergie (appearance potential) organischer Verbindungen<br />

liegt zwischen 8 und 15 eV -, zerfällt das gebildete Molekülion weiter in geladene und ungeladene<br />

Bruchstücke (Fragmentierung):<br />

M ,© A©<br />

M ,©<br />

B-<br />

[A.163]<br />

[A.164]<br />

Neben der Elektronenstoßionisation sind noch andere lonisierungsmethoden möglich.<br />

Wichtig ist die chemische Ionisation (CI), bei der zunächst ein in großem Überschuß zugesetztes<br />

Reaktandgas (z. B. CH4, H2, Edelgase) ionisiert wird, das dann seine Ladung durch Zusam-


A. 3.7. Massenspektroskopie 113<br />

menstoß auf die zu untersuchenden Moleküle überträgt. Die Fragmentierung ist dann geringer<br />

als beim direkten EI. Bei der Ionisierung durch Feiddesorption (FD) werden einer festen Probe<br />

durch ein starkes elektrisches Feld Elektronen entzogen und die positiven Ionen desorbiert.<br />

Im Gegensatz zur EI- und CI-Massenspektroskopie sind damit auch nicht verdampfbare Substanzen<br />

analysierbar. Dasselbe ist mittels Fast Atom Bombardment (FAB) möglich: eine<br />

Lösung oder Suspension der Probe in einer Matrix (z. B. Glycerol, Thioglycerol, Polyethylenglycole)<br />

wird in der lonenquelle des Massenspektrometers mit schnellen neutralen Atomen<br />

(Argon) beschossen, wobei Molekül- und Fragmentionen der zu untersuchenden Substanz als<br />

auch der Matrix entstehen.<br />

Im Massenspektrometer wird der lonenstrom entweder direkt oder nach Verstärkung<br />

gemessen und über einen Schreiber aufgezeichnet. In modernen Geräten werden die Analogiesignale<br />

über einen Computer direkt digitalisiert und als Zahlenreihen bzw. Strichspektren ausgedruckt.<br />

Da bei den üblichen massenspektroskopischen Verfahren die Bildungswahrscheinlichkeit<br />

negativer Ionen um mehrere Zehnerpotenzen geringer als die positiver Ionen ist, werden meist<br />

nur diese registriert.<br />

Die Darstellung der Teilchenhäufigkeiten über deren Massenzahlen nennt man Massenspektrum<br />

(vgl. Abb. A.178). Die Massenzahlen werden in m/z-Werten ausgedrückt, wobei man m<br />

in atomaren Masseneinheiten u 1 ) angibt, z ist die Ladungszahl. Bei den normalerweise auftretenden<br />

einfach positiv geladenen Ionen (z = 1) entspricht m/z der Massenzahl.<br />

Die Auflösung eines Massenspektrometers ist maßgebend dafür, bis zu welcher Massenzahl<br />

zwei nebeneinanderliegende Massen noch sauber getrennt werden.<br />

Weil die Atommassen nicht ganzzahlig sind, ist bei einer Genauigkeit der Massebestimmung<br />

auf etwa ±1 mu (Millimasse) eine exakte Festlegung der Summenformel möglich. Ionen der<br />

gleichen Massenzahl, aber unterschiedlicher Zusammensetzung haben auch unterschiedliche<br />

m/z-Werte.<br />

An hochauflösenden Geräten ist es möglich, einzelne Peaks durch Massenvergleich (peak<br />

matching) mit einer Referenzmasse auf einige Millimassen genau zu vermessen oder das<br />

gesamte Spektrum hochauflösend zu registrieren. Der Vorteil liegt dann darin, daß allen Molekül-<br />

und Fragmentionen Summenformeln zugeordnet werden können. Da die massenspektroskopischen<br />

Fragmentierungen von der Struktur und dem Substituentenmuster abhängig sind,<br />

ist bei entsprechender Erfahrung meist auch die zugehörige Struktur der Ionen formulierbar.<br />

Für die Zuordnung von Summenformeln zu den hochauflösend vermessenen Peaks gibt es einfache<br />

Computerprogramme. Zur Auswertung ohne Computer, die kaum mehr Zeit beansprucht,<br />

sei auf die sehr praktischen Tabellen von HENNEBERG und CASPER 2 ) verwiesen.<br />

Am einfachsten sind in der Regel Massenspektren auswertbar, die durch chemische Ionisation<br />

bzw. „weiche", d. h. ohne Verdampfen der Substanz auskommende lonisationstechniken<br />

erzielt wurden. Hier findet man entweder nur das Molekülion oder das Molekülion mit relativ<br />

wenigen zusätzlichen Fragmenten. Zu beachten ist allerdings, daß auch Massen oberhalb des<br />

Molpeaks beobachtet werden können, z. B. durch Anlagerungsreaktionen bei zu geringem<br />

Vakuum (Elektronenanlagerungs-MS), Reaktionen mit dem Reaktandgas (CI), Anlagerung<br />

von Kationen (FD) sowie H-Anlagerungen (z. B. aus dem Lösungsmittel bei FAB).<br />

Bei N-freien Verbindungen muß der Molpeak geradzahlig sein. Die beobachteten MoI-<br />

(bzw. Teilchen-)Massen sind nicht mit dem chemischen Molgewicht identisch. Dieser Unterschied<br />

sei am Beispiel des Methylbromids CH3Br erläutert.<br />

1 12 1 -24<br />

J 1/12 der Masse des Nuclids C wird als atomare Masseneinheit u bezeichnet; u = l,660-lO g =<br />

931 501 keV<br />

2<br />

) HENNEBERG, D; CASPER, K., Z. Analyt. Chem. 227 (!967) 241-260; vgl. auch BENZ, W.; HENNEBERG, D.:<br />

Massenspektroskopie organischer Verbindungen. - Leipzig !969.


114 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Das chemische Molgewicht 94,939 ist der Mittelwert aller Isotopenkombinationen entsprechend<br />

ihrer natürlichen Häufigkeit also: 12 aH379Br, 12 C 1 H3SiBr, 1 3C 1 H379Br, 13 C 1 H3S 1 Br,<br />

12 C 1 H2 2 H79ßr usw. Die massenspektroskopische Molmasse bezieht sich definitionsgemäß nur<br />

auf das Molekül 12 CiH3 79 Br, also auf die Kombination der leichtesten Isotope (MZ 94; exakt<br />

93,941 823). Die anderen Isotopenkombinationen erscheinen im Massenspektrum getrennt bei<br />

den jeweiligen Massenzahlen, die Intensitäten richten sich (sofern nicht künstlich angereicherte<br />

Isotope eingesetzt wurden) nach den natürlichen Häufigkeiten. Für Methylbromid<br />

findet man also im Massenspektrum neben der massenspektroskopischen Molmasse 94 die Isotopenpeaks<br />

bei (M + 1) (-3CiH3J^Br; 12 C 1 H2 2 ^SBr), (M + 2X 12 C 1 H3^ 1 Br; 13 C 1 H2 2 ^Br;<br />

12 C 1 H 2 Ha 79 Br usw.). Die Beiträge von 13 C und 2 H sind wegen deren geringen natürlichen Häufigkeiten<br />

vernachlässigbar im Verhältnis zur relativen natürlichen Häufigkeit von 81 Br( 79 Br:<br />

81 Br « 1:1). Bei Methylbromid wird demnach ein Isotopenpeak bei MZ (M + 2) = 96 registriert,<br />

der etwa die gleiche Intensität besitzt wie der massenspektroskopische Molpeak bei MZ 94.<br />

Eine organische Verbindung, die ein Boratom enthält, wird hingegen einen Isotopenpeak bei<br />

(M + 1) mit etwa vierfach höherer Intensität als der Molpeak zeigen; man mache sich das<br />

anhand der Werte aus Tabelle A.165 klar!<br />

Tabelle A.165<br />

Intensitäten / des intensivsten Peaks einiger Elemente aufgrund der natürlichen Isotopenverteilung<br />

Element AfZ M (M +1) (M+ 2) (M+ 3) (M+ 4)<br />

B<br />

Si<br />

Si2<br />

S<br />

S2<br />

Cl<br />

Cl2<br />

Br<br />

Br2<br />

10<br />

28<br />

56<br />

32<br />

64<br />

35<br />

70<br />

79<br />

158<br />

24,4<br />

100<br />

100<br />

100<br />

100<br />

100<br />

100<br />

100<br />

51,1<br />

100<br />

5,1<br />

10,2<br />

0,8<br />

1,6<br />

3,4<br />

7,0 0,3<br />

4,4<br />

8,9 0,1<br />

32,4<br />

64,8<br />

98,1<br />

100<br />

Bei hohen Kohlenstoffzahlen ist der (M + l)-Peak ebenfalls verhältnismäßig intensiv, was<br />

bei der Untersuchung der Isotopenpeaks berücksichtigt werden muß. Sind im Molekül nur<br />

C,H,N und O enthalten und kann man (M + H) ausschließen, so gilt annähernd:<br />

_ Intensität (M -h 1) in % von M<br />

C-Zanl = —— [A. l DO J<br />

•*•» -*•<br />

Enthält ein Ion noch Schwefel, so erkennt man dies am (M + 2)-Peak (Tab. A.165). Generell<br />

sind bei bekannter Elementarzusammensetzung der Probe an den Mol- bzw. Fragmentpeaks<br />

bestimmte Heteroatome (Cl, Br, S, Si, B) visuell anhand ihrer charakteristischen Isotopenpeaks<br />

leicht zu erkennen.<br />

Fragmentierungsspektren werden in tabellarischer Form (m/z-Werte und zugehörige Intensitäten,<br />

bezogen auf den intensivsten Peak = Basispeak = 100%) bzw. als graphische Darstellung<br />

(Strichspektrum) ausgewertet. Auch hier wird der bei der höchsten Massenzahl auftretende<br />

Peak meist dem Molpeak M (Molekülion) entsprechen (über Peaks mit Massenzahlen<br />

oberhalb des Molpeaks s. o.).<br />

Insbesondere bei der Ei-Massenspektroskopie fehlt der Molpeak oft ganz oder ist sehr<br />

wenig intensiv. Das ist vor allem dann der Fall, wenn im Molekül leicht abspaltbare Gruppen<br />

(z. B. Wasser) enthalten sind, so daß der höchste (nicht intensivste!) Peak bereits ein Eliminierungsprodukt<br />

darstellt.<br />

0,1<br />

0,01<br />

0,2<br />

10,5<br />

48,9


A. 3.7. Massenspektroskopie 115<br />

Für die Interpretation des Spektrums ist es nützlich, Differenzen signifikanter Peaks zu<br />

notieren: die Massendifferenz zum Nachbarpeak (oder zum übernächsten Nachbarn) entspricht<br />

dem abgespalteten Teilchen und gibt Hinweise auf die Struktur des unbekannten Fragments.<br />

Als Unterstützung bei der Auswertung von Massenspektren befinden sich in zahlreichen<br />

Monographien häufig auftretende Ionen und charakteristische Massendifferenzen tabellarisch<br />

aufgeführt. Wird hochauflösend vermessen, kann man die exakte Summenformel des<br />

registrierten Teilchens feststellen und hat so meist gute Hinweise auf die gesuchte Verbindungsklasse.<br />

Aus den Isotopenpeaks erkennt man, wie bereits ausgeführt, Cl, Br, S und Si.<br />

Man versucht nunmehr, fortschreitend von höheren zu niederen Massenzahlen, den auftretenden<br />

Peaks Summen- und Strukturformeln zuzuordnen. Bei höheren Massenzahlen sollte<br />

man alle Peaks untersuchen, im Bereich niederer Massenzahlen interessieren zunächst nur die<br />

intensivsten Peaks.<br />

Für das Verständnis und die Interpretation von Massenspektren sind Kenntnisse über wichtige<br />

Fragmentierungsmechanismen unerläßlich. Das Primärion (Molekülion) zerfällt in der<br />

Regel zu den thermodynamisch stabilsten Kationen. Dabei brechen bevorzugt Einfachbindungen<br />

auf. Sterische Einflüsse (vgl. McLAFFERTY-Umlagerung) sind in einigen Fällen wichtig.<br />

Je größer das Molekül, um so komplexer ist das Massenspektrum. Viele kleine Peaks, die<br />

durch energiereiche Reaktionen entstehen, sind unspezifisch für die Struktur. Wichtig sind spezifische<br />

Fragmentierungen, die an bestimmte Strukturmerkmale geknüpft sind. Zur Interpretation<br />

des Massenspektrums nutzt man insbesondere den Molpeak (parent peak), die intensivsten<br />

Peaks und Peaks bei speziellen Massenzahlen.<br />

Einige wichtige Fragmentierungsreaktionen sollen im folgenden kurz besprochen werden,<br />

a) Alkane und Verbindungen mit längeren Alkylgruppen fragmentieren nach:<br />

©<br />

[A.167]<br />

Dabei sind die neugebildeten Carbeniumionen in der üblichen Reihenfolge prim < sec <<br />

tert zunehmend bildungsbegünstigt.<br />

b) Bei Alkylhalogeniden, Ethern, Alkoholen, Sulfiden usw. wird der Rest X abgespalten:<br />

©<br />

,C,<br />

©<br />

c) Alkylgruppen fragmentieren auch unter Abspaltung von Olefinen:<br />

©<br />

©<br />

X"<br />

d) Olefine mit mindestens 4 C-Atomen können einer Allylspaltung unterliegen:<br />

[A.168]<br />

[A.169]<br />

l [A.170]


116 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

e) Benzylverbindungen führen in der Regel zu intensiven Benzylpeaks:<br />

R < /V-CH2 + R- [A.171]<br />

Durch Stoßaktivierungsmassenspektroskopie konnte gezeigt werden, daß sich, im Gegensatz<br />

zu früheren Annahmen, meist nur Anteile in ein Tropylium-Ion umlagern:<br />

[A.172]<br />

f) An Kohlenstoff gebundene Heteroatome mit freiem Elektronenpaar begünstigen die Spaltung<br />

einer benachbarten C-C-Bindung:<br />

,©,X<br />

[A.173]<br />

Diese als Oniumspaltung bezeichnete Fragmentierung ist in der Reihenfolge Cl < O <<br />

S < N begünstigt. Bei Anionen dominiert diese Spaltung oft gegenüber allen anderen Fragmentierungen.<br />

g) Doppelt gebundene Heteroatome mit einsamem Elektronenpaar führen sowohl zur C-Cals<br />

auch zur C-X-Spaltung am Nachbaratom, z. B.:<br />

©<br />

R-CEO<br />

©<br />

R-C=Ol + X<br />

[A.174]<br />

h) Systeme, die man formal als Diels-Alder-Addukte auffassen kann, unterliegen masssenspektroskopisch<br />

einer Retro-Diels-Alder-Reaktion (RDA); da andere Mechanismen häufig<br />

dominieren, erscheinen die Peaks der entsprechenden Fragmentionen oft nur mit geringer<br />

Intensität.<br />

[A.175]<br />

i) Eine wichtige Fragmentierung unter H-Wanderung ist die nach ihrem Entdecker benannte<br />

McLafferty- Umlagerung:<br />

sowie:<br />

[A.176]


X<br />

A. 3.7. Massenspektroskopie 117<br />

[A.177]<br />

Sie verläuft über einen sechsgliedrigen Übergangszustand unter Einbeziehung einer Doppelbindung.<br />

Neben diesen Typen sind noch weitere Spaltungs- und Umlagerungsreaktionen bekannt,<br />

man orientiere sich hierzu in der Spezialliteratur.<br />

Im Massenspektrum können auch doppelt geladene Ionen, die bei der scheinbaren Masse<br />

m/2 registriert werden, erscheinen und zu Fehlinterpretationen führen. Sie haben allerdings<br />

Auftrittsenergien um 30 eV und fehlen in Aufnahmen bei niedrigeren Energien.<br />

Wird der lonenstrom direkt registriert, so findet man in einigen Fällen kleinere breite Peaks bei nicht<br />

ganzzahligen m/z-Werten. Diese gehören zu sogenannten metastabilen Ionen der scheinbaren Masse m*,<br />

die erst auf dem Wege zwischen lonenquelle und Magnetfeld entstanden sind. Zerfällt ein Ion der Masse<br />

m i erst nach Passieren des Beschleunigungsfeldes unter Bildung eines Ions der Masse m2, so wird es nicht<br />

bei rn2, sondern bei m* = m^/mi registriert. Das Auftreten von m* ist demnach ein Beweis für die Bildung<br />

von m2 aus m\. Für die Auswertung metastabiler Peaks verwendet man z. B. Tabellen oder Nomogramme;<br />

hierzu sei auf die Spezialliteratur verwiesen.<br />

•<br />

•»<br />

100 -<br />

90 -<br />

80 •<br />

70 -<br />

60<br />

= 50<br />

\ ^<br />

2 40<br />

t<br />

•H<br />

30<br />

20<br />

10<br />

O |<br />

C4Hg<br />

57<br />

C5Hu<br />

71<br />

,..l<br />

C8H17<br />

113<br />

U9<br />

cA<br />

f^V N"»u<br />

^O<br />

C8H5O3<br />

Bosispeak<br />

r .^^^-xC^OM r'° 1I<br />

OCo + H*<br />

^OHJ<br />

C8H7O4<br />

,0<br />

Jj .^Xx^'-fWi-L«<br />

r^^K^L JOCc^ 8 " 17 +H®<br />

« Iv^ 8 T" 9 Iv^'' J<br />

C<br />

24"S°4 MoLpeak<br />

CiBHaO4 391 (parent peak)<br />

279 I<br />

MJLM .1. .. I. Jl<br />

100 200 300 400<br />

Abb. A.178<br />

CI-Massenspektrum des Phthalsäuredioctylesters


118 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Das in Abbildung A. 178 dargestellte Strichspektrum des Phthalsäuredioctylesters ist ein CI-<br />

Spektrum, bei Ei-Aufnahmen fehlt der Molpeak, der Basispeak ist in beiden Fällen gleich. Der<br />

Peak bei der höchsten Massenzahl ist im Spektrum ungerade (MZ 391), obwohl die Verbindung<br />

nur die Elemente C, H und O enthält. Der Vergleich mit einer kryoskopischen Molmassebestimmung<br />

(= 379) zeigt, daß die MZ 391 offensichtlich einem (M + H)-Peak zuzuordnen<br />

ist. Der Isotopenpeak (MZ 392 etwa 30% von 391) deutet nach Gleichung A.166 auf 27 C-<br />

Atome (tatsächlicher Wert 24). Der Basispeak entsteht durch gleichzeitige oder nacheinander<br />

ablaufende Oniumspaltung und McLAFFERTY-Umlagerung:<br />

[A.179]<br />

Einfache McLAFFERTY-Umlagerung und Protonierung führen zu MZ 149, doppelte<br />

McLAFFERTY-Umlagerung führt zu MZ 167. Die Peaks bei den Massenzahlen, 113, 71, 57<br />

und 43 sind Alkylkationen, die sich aus den Octylresten durch Alkylspaltung bilden.<br />

Werden die Massen MZ 149, 167 und 391 zusätzlich hochauflösend vermessen, erhält man<br />

genauere experimentelle Werte, die man in eine Tabelle einträgt. Tabellarisch oder mit Hilfe<br />

des Computers werden anschließend diejenigen Massen bestimmt, die unter Berücksichtigung<br />

des maximal möglichen Fehlers einer sinnvollen Summenformel entsprechen.<br />

Der Peak bei MZ 149 ist ein sog. Schlüsselpeak, er tritt in allen Massenspektren von Phthalsäureestern<br />

auf und ist meist der Basispeak. Findet man beim Massenspektrum einer unbekannten<br />

Substanz einen intensiven Peak bei dieser Massenzahl, so wäre auf Phthalsäureester<br />

zu prüfen. Da derartige Ester als Weichmacher für verschiedene Plasterzeugnisse Verwendung<br />

finden, können in Proben, die in solchen Behältnissen aufbewahrt wurden, Phthalsäureester<br />

eingeschleppt sein und zu Fehlinterpretationen führen.<br />

3.8. Hinweise zur Strukturaufklärung mit Hilfe spektroskopischer<br />

Methoden<br />

Spektroskopische Methoden gestatten es, die Struktur organischer Verbindungen mit viel<br />

geringerem Zeitaufwand zu bestimmen, als dies mit rein chemischen Methoden möglich ist.<br />

Mit einer einzelnen spektroskopischen Methode ist man jedoch normalerweise nicht in der<br />

Lage, ohne zusätzliche Kenntnisse sichere Aussagen zu machen. Dagegen liefert die Kombination<br />

mehrerer spektroskopischer Methoden infolge der gegenseitigen Bestätigung der Aussagen<br />

fundierte Informationen über die Struktur einer Verbindung.<br />

Auch quantenchemische Molekülberechnungen liefern Vorhersagen physikochemischer Parameter, wie<br />

z. B. NMR-Verschiebungen, Bindungslängen und -winkel und UV-Absorptionen, und erlauben in vielen<br />

Fällen die Einschränkung von Synthesewegen. Geeignete Computerprogramme (HyperChem, MOPAC)<br />

verbunden mit entsprechenden Datenbanken können ebenfalls Zeit und Kosten einsparen.<br />

In der Tabelle A.180 (s. Beilage) sind die Aussagen der IR-, UV-, NMR- und Massenspektroskopie<br />

synoptisch für typische Strukturelemente zusammengestellt. Als Anordnungsschema<br />

wurden dabei IR-Schlüsselbanden in der Reihenfolge abnehmender Wellenzahlen benutzt.<br />

Um Fehlzuordnungen zu vermeiden, müssen stets weitere in der Tabelle angegebene typische<br />

spektrale Kennzeichen herangezogen werden.


3.9. Röntgen-Strukturanalyse<br />

A. 3.9. Röntgen-Strukturanalyse 119<br />

Probleme der spektroskopischen Strukturanalytik ergeben sich bei Verbindungen mit wenigen<br />

Wasserstoff- und vielen ähnlich gebundenen Kohlenstoffatomen, bzw. bei vielen Metallkomplexen,<br />

wo auf Grund paramagnetischer Eigenschaften der Metallatome die sonst so aussagekräftigen<br />

NMR-Techniken versagen oder nur Aussagen für kleine Teilstrukturen gestatten.<br />

Überwunden werden diese Schwierigkeiten durch die Röntgen-Strukturanalyse, mit der an<br />

einem Einkristall durch Beugung von Röntgenstrahlen an den Elektronenhüllen der Atome<br />

einer Verbindung die Koordinaten der Atome in der Elementarzelle und die Anordnung der<br />

Moleküle im Kristall bestimmt werden.<br />

Dem Wellencharakter der elektromagnetischen Strahlung entsprechend, treten bei der<br />

Wechselwirkung von Röntgenstrahlen mit den Elektronen Beugungseffekte auf. In der<br />

Bragg'schen Gleichung wird die Bedingung für eine Interferenz der Strahlung wiedergegeben.<br />

n A = 2 d sin 0 [A.181]<br />

d Abstand der Netzebenen; 0 Einfallswinkel der Röntgenstrahlung<br />

Sie bildet die Grundlage für die Auswertung der Röntgenbeugungsaufnahmen. Es werden<br />

nur dann alle Netzebenenscharen zur Reflexion gebracht, wenn der Kristall während der<br />

Durchstrahlung gedreht wird. Durch die Drehbewegung entstehen die Reflexe immer dann,<br />

wenn eine Netzebenenschar die von der Bragg'schen Gleichung geforderte Orientierung<br />

gegenüber dem Primärstrahl durchläuft. Für die Kristallstrukturermittlung organischer Verbindungen<br />

benutzt man Vierkreis-Diffraktometer unter Verwendung monochromatischer Röntgenstrahlung<br />

wie die der Cu-Ka-Linie (/ = 153,9 pm) oder der Mo-Ka-Linie (/ = 71 pm).<br />

Durch computergesteuertes Einstellen von vier voneinander unabhängigen Kreisen werden<br />

beliebige Kristallorientierungen ermöglicht, und es können nacheinander alle Reflexe gemessen<br />

und deren Intensitäten ermittelt werden.<br />

Röntgenstrahl<br />

Drehung<br />

des Kristalls<br />

Einkristall<br />

Detektor<br />

Abb. A.182<br />

Schematische Darstellung eines Vierkreis-Diffraktometers<br />

Je nach Leistungsfähigkeit der Detektorsysteme können Einkristalle mit Abmessungen<br />

> 5 fim eingesetzt werden. Mit Hilfe von Computerprogrammen werden aus den gemessenen<br />

Intensitäten die Atomkoordinaten gewonnen und daraus Strukturparameter wie Bindungslängen<br />

und -winkel, Torsionswinkel u. a. m. abgeleitet.<br />

Im Gegensatz zu anderen Methoden der Strukturaufklärung ist die Röntgen-Strukturanalyse<br />

eine direkte Methode, d. h. man erhält nicht nur Aussagen über Teilstrukturen wie das<br />

chromophore System (UV/VIS), durch Kopplungen verbundene magnetische Kerne (NMR)<br />

oder durch Schwingungen anregbare funktionelle Gruppen (IR) sondern sofort die gesamte<br />

Struktur einer Verbindung. Von Bedeutung ist auch die Detektion von intra- und intermolekularen<br />

Wasserstoffbrücken im Kristall. Nicht geeignet ist diese Methode für die Verfolgung<br />

dynamischer Prozesse wie Rotationen, Tautomerien und E/Z-Isomerisierungen, da diese vorrangig<br />

in Lösungsmitteln ablaufen.


120 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Abb. A.183<br />

ORTEP-Darstellung eines heterocyclischen Chinons<br />

02<br />

Für die bildliche Darstellung der Strukturen existieren eine Vielzahl von Möglichkeiten, von<br />

denen die ORTEP-Darstellung weit verbreitet ist, Abb. A.183. Die Atomlagen werden in Form<br />

der charakteristischen Schwingungsellipsoide gezeichnet, die beschreiben, wie die Elektronendichte<br />

durch die Abweichung des Kristalls vom idealen, perfekt periodischen Gitter verschmiert<br />

wird.<br />

4. Aufbewahrung von Chemikalien,<br />

Entsorgung gefährlicher Abfällei)<br />

4.1. Aufbewahrung von Chemikalien<br />

Zur Aufbewahrung der im Laboratorium gebrauchten Chemikalien dienen in den meisten Fällen<br />

Glasflaschen mit Schraubverschluß oder mit eingeschliffenem Glasstopfen (zweckmäßig<br />

Normalschliffe). Die sog. Pulverflaschen für feste Substanzen oder hochviskose Stoffe haben<br />

weite Öffnungen. Enghalsige Flaschen sind vor allem für Flüssigkeiten geeignet. Für Verbindungen,<br />

die mit Glas reagieren (z. B. Flußsäure), verwendet man Kunststoff- oder Metallgefäße,<br />

notfalls auch innen mit Paraffin überzogene Glasflaschen. Alkalimetalle werden unter<br />

Petroleum, gelber Phosphor wird unter Wasser aufbewahrt.<br />

Lichtempfindliche Stoffe - dazu gehören auch Ether, die besonders unter Lichteinwirkung<br />

zur Peroxidbildung neigen (vgl. D.I.5.) - bewahrt man in dunklen Glasflaschen auf.<br />

Kleine Substanzmengen und empfindliche Stoffe schmilzt man häufig in Ampullen ein. Man<br />

zieht dazu ein Reagenzglas entsprechend Abbildung A. 184 in der Gebläseflamme aus. Die<br />

Ampulle sollte nur bis höchstens zur Hälfte gefüllt werden. Um zu verhindern, daß Substanzteilchen<br />

an die Abschmelzstelle gelangen, verwendet man zum Einfüllen einen kleinen Trichter<br />

I In den Arbeitsvorschriften (Kap. D), im Reagenzienanhang (Kap. F) und im Gefahrstoffanhang<br />

(Kap. G) findet man bei den einzelnen besprochenen Chemikalien auch Angaben über Gefährlichkeit,<br />

Besonderheiten der Aufbewahrung und Erste Hilfe bei Unfällen (dazu siehe auch vorderer innerer<br />

Buchdeckel).<br />

03


A. 4.1. Aufbewahrung von Chemikalien 121<br />

mit lang ausgezogenem, dünnem Rohr. Während des Abschmelzens in einer spitzen Gebläseflamme<br />

kühlt man die Ampulle bei leichtsiedenden Stoffen in einem geeigneten Kühlbad.<br />

u<br />

Abb. A.184<br />

Füllen von Ampullen<br />

Der Umgang mit Chemikalien ist in der Bundesrepublik Deutschland durch das Chemikaliengesetz,<br />

die Gefahrstoffverordnung und weitere Vorschriften gesetzlich geregelt. 1 ) Danach<br />

sind Gefahrstoffe so aufzubewahren, daß sie die menschliche Gesundheit und die Umwelt<br />

nicht gefährden.<br />

Gefährliche Stoffe dürfen nicht in Behältnissen aufbewahrt werden, deren Form oder<br />

Bezeichnung zur Verwechslung des Inhalts mit Lebensmitteln führen kann.<br />

Sämtliche Chemikalienbehälter sind deutlich und dauerhaft zu beschriften. Standflaschen,<br />

in denen gefährliche Stoffe für den Handgebrauch enthalten sind, müssen mindestens mit der<br />

Bezeichnung des Stoffes, den Gefahrsymbolen und den dazugehörigen Gefahrenbezeichnungen<br />

(vgl. Kap. G) gekennzeichnet sein. Es empfiehlt sich darüber hinaus, sie mit dem Standort<br />

(Labor-, Arbeitsplatznummer) sowie dem Namen des Besitzers zu versehen.<br />

Die üblichen Papieretiketten werden zweckmäßig mit Bleistift oder Tusche beschriftet und<br />

zur besseren Haltbarkeit mit durchsichtigem Klebeband überdeckt. Tinte und Kopierstift bleichen<br />

an der Laborluft schnell aus und verwischen leicht und sollten daher nicht verwendet werden.<br />

Alte Etiketten müssen entfernt und dürfen nicht überklebt werden, da das Abfallen des<br />

oberen Etiketts zu Verwechslungen führen kann. Für gebräuchliche aggressive Substanzen, die<br />

die Aufschrift zerstören würden, sind Flaschen mit geätzter Aufschrift im Handel.<br />

Ätzende (C), reizende (Xi) und gesundheitsschädliche (Xn) Stoffe sind so aufzubewahren,<br />

daß sie dem unmittelbaren Zugriff durch Betriebsfremde nicht zugänglich sind.<br />

Giftige (T) und sehr giftige (T+) Stoffe müssen unter Verschluß gehalten werden.<br />

Brennbare Flüssigkeiten der Gefahrklassen AI und B 2 ) dürfen an Arbeitsplätzen für den<br />

Handgebrauch nur in Gefäßen von höchstens l l Fassungsvermögen aufbewahrt werden. Die<br />

Anzahl der Gefäße ist auf das unbedingt nötige Maß zu beschränken.<br />

1 J VgI. Literaturhinweise am Ende des Kapitels.<br />

2 ) Die Verordnung über brennbare Flüssigkeiten (VbF) teilt diese in folgende Gefahrklassen ein:<br />

A. Flüssigkeiten, die einen Flammpunkt unter 10O 0 C haben und mit Wasser nicht mischbar sind. Sie<br />

gehören zur<br />

- Gefahrklasse AI, wenn sie einen Flammpunkt unter 21 0 C haben;<br />

- Gefahrklasse All, wenn ihr Flammpunkt zwischen 21 bis 55 0 C liegt;<br />

- Gefahrklasse AIII, wenn sie einen Flammpunkt von 55 bis 10O 0 C haben.<br />

B. Flüssigkeiten mit einem Flammpunkt unter 21 0 C, die mit Wasser mischbar sind.<br />

Zur Gefahrklasse AI gehören danach z. B. Schwefelkohlenstoff, Ether, Benzen, Leichtbenzin, während<br />

Alkohol, Aceton u.a. in die Gefahrklasse B einzuordnen sind.


122 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

Beim Transport werden gefüllte Chemikalienflaschen nicht am Flaschenhals getragen, sondern<br />

am Boden unterstützt bzw. in einen Eimer, Korb oder Tragekasten eingestellt.<br />

4.2. Abfälle und ihre Entsorgung<br />

Chemikalien, die im Labor als Restmengen oder Rückstände anfallen, sind in der Regel<br />

gefährliche Stoffe, die nicht in den Hausmüll oder das Abwasser gegeben werden dürfen, sondern<br />

zu entsorgen sind. Grundsätzlich sollte die Menge solcher Abfälle durch exakte Versuchsvorbereitung<br />

und -planung, durch Minimierung der Ansatzgröße und weitgehendes Recycling<br />

so gering wie möglich gehalten werden. Man sollte stets auch prüfen, ob nach einer eventuellen<br />

Vorbehandlung (z. B. Destillation, chemische Umwandlung) Reste oder Rückstände wieder<br />

verwendet werden können. Trotz Beachtung aller dieser Regeln anfallende Abfälle sind entsprechend<br />

den gültigen gesetzlichen Vorschriften - auch in Kleinmengen - zu sammeln oder<br />

sofort unschädlich zu machen. Über die Unschädlichmachung und Beseitigung bzw. Entsorgung<br />

über Dienstleistungsunternehmen ist ein Nachweis zu führen.<br />

Um Laborabfälle fachgerecht entsorgen zu können, werden sie in geeigneten Behältern<br />

getrennt nach ihrer chemischen Beschaffenheit gesammelt. Solche Behälter sollten vorhanden<br />

sein für<br />

halogenfreie organische Lösungsmittel und Lösungen halogenfreier Substanzen<br />

halogenhaltige organische Lösungsmittel und Lösungen halogenhaltiger Stoffe<br />

Salzlösungen, Säuren und Laugen, deren pH-Wert auf 6 bis 8 einzustellen ist<br />

feste organische Laborchemikalieni)<br />

feste anorganische Stoffel)<br />

giftige anorganische Stoffe sowie Schwermetallsalze und ihre Lösungen 1 )<br />

Quecksilber und anorganische Quecksilberverbindungen 1 )<br />

giftige brennbare Verbindungen 1 )<br />

Bunt- und Edelmetalle bzw. -Verbindungen, getrennt nach Metallart<br />

iodhaltige Verbindungen<br />

Filter und Aufsaugmassen, Chromatographieplatten und Füllungen von Chromatographiesäulen<br />

• Glasabfälle.<br />

Kleine Mengen giftiger, ätzender, reizender, selbstentzündlicher oder explosibler Stoffabfälle<br />

sollte man selbst durch geeignete chemische Reaktionen in ungefährliche Verbindungen<br />

überfuhren.<br />

Säuren und Basen werden in wäßriger Lösung vorsichtig mit Natriumhydrogencarbonat<br />

oder Natriumhydroxid bzw. verd. Salz- oder Schwefelsäure neutralisiert (pH-Wert 6-8 kontrollieren).<br />

Säurehalogenide und -anhydride wandelt man durch Zutropfen in einen Überschuß<br />

Methanol in die Methylester um.<br />

Anorganische Säurechloride und hydrolyseempfindliche Reagenzien werden vorsichtig<br />

unter Rühren und Eiskühlung in 10%ige Natronlauge eingetropft (pH 6-8).<br />

Fluoride wandelt man mit Calciumhydroxid in Calciumfluorid um.<br />

<strong>Organisch</strong>e Peroxide werden mit Natriumsulfit oder dessen wäßriger Lösung reduziert.<br />

Anorganische Peroxide, Brom und lod reduziert man durch Zutropfen zu saurer Natriumthiosulfatlösung.<br />

I in der Originalverpackung der Hersteller oder in festverschlossener bruchsicherer Verpackung mit sichtbarer<br />

und haltbarer Kennzeichnung


A. 4.2. Abfälle und ihre Entsorgung 123<br />

Nitrile und Thiole werden durch mehrstündiges Rühren mit höchstens 15%iger Natriumhypochloritlösung<br />

im Überschuß oxidiert. Überschüssiges Natriumhypochlorit zerstört man<br />

mit Natriumthiosulfat.<br />

Wasserlösliche Aldehyde werden mit einer konz. wäßrigen Natriumhydrogensulfitlösung in<br />

die Bisulfitaddukte überführt.<br />

Diazoalkane wandelt man durch Reaktion mit Essigsäure in Ester um.<br />

Hydrolyseempfindliche Organoelementverbindungen (z. B. Alkalimetall- und Grignard-<br />

Verbindungen), die gewöhnlich in organischer Lösung vorliegen, werden im Abzug vorsichtig<br />

unter Rühren in n-Butanol getropft. Entstehende brennbare Gase leitet man mittels Schlauch<br />

direkt in den Abzugskanal. Nach Beendigung der Gasentwicklung wird noch l Stunde gerührt<br />

und danach ein Überschuß Wasser zugegeben.<br />

Die Desaktivierung weiterer gefährlicher Verbindungen ist im Reagenzienanhang (Kap. F)<br />

beschrieben.<br />

5. Die erste Ausrüstung<br />

l Liebig-Kühler<br />

l Luftkühler<br />

l Dimroth-Kühler<br />

l Claisen-Aufsatz<br />

l Thermometer<br />

l Thermometer<br />

l Vakuumvorstoß<br />

l Übergangsstück<br />

l Rund- oder Spitzkolben<br />

je 2 Rundkolben<br />

je 2 Rundkolben<br />

je l Rundkolben<br />

l Zweihalskolben<br />

(mit schrägem Ansatz)<br />

l Dreihalskolben<br />

l Vigreux-Kolonne<br />

1 Vigreux-Kolonne<br />

2 Stopfen<br />

2 Stopfen<br />

l Scheidetrichter<br />

l Tropftrichter<br />

l Saugflasche oder Wittscher Topf<br />

l Büchner-Trichter<br />

l Hirsch-Trichter<br />

l Glastrichter<br />

l Glastrichter<br />

je 2 Bechergläser<br />

l Becherglas<br />

je 2 Erlenmeyer-Kolben<br />

l Erlenmeyer-Kolben<br />

2 x NS 14,5<br />

2 x NS 14,5<br />

2 x NS 29<br />

NS 29 und<br />

3 x NS 14,5<br />

NS 14,5<br />

2 x NS 14,5<br />

Kern NS 29,<br />

Hülse NS 14,5<br />

NS 14,5<br />

NS 14,5<br />

NS 29<br />

NS 29<br />

NS 29<br />

NS 14,5<br />

3 x NS 29<br />

2 x NS 29<br />

2 x NS 14,5<br />

NS 29<br />

NS 14,5<br />

NS 14,5 oder 29<br />

400mm<br />

400mm<br />

36O 0 C<br />

36O 0 C<br />

10ml<br />

25,50,100 ml<br />

100,250 ml<br />

500,1000 ml<br />

250ml<br />

1000ml<br />

20 cm (wirksame Länge)<br />

10 cm (wirksame Länge<br />

500ml<br />

50 oder 100 ml<br />

500ml<br />

8cm0<br />

10 mm Siebplatte<br />

etwa 8 cm 0<br />

etwa 4 cm 0<br />

10,25,50, 250,600 ml<br />

1000ml<br />

25,50,100, 300 ml<br />

500ml


124 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

20 Reagenzgläser 130 x 15 mm<br />

20 Reagenzgläser 70 x 15 mm<br />

20 Reagenzgläser 70 x 7 mm<br />

10 Glühröhrchen<br />

100 Schmelzpunktröhrchen<br />

3 Uhrgläser<br />

5 Objektträger, Deckgläschen<br />

l Calciumchloridrohr evtl. NS 29<br />

je l Meßzylinder 10,100 ml<br />

1 Luftbad (Glas) mit 16 cm 0<br />

2 Keramikabdeckscheiben<br />

Flaschen (enghalsig)<br />

Flaschen (weithalsig) 30,50,100, 250,500ml<br />

Glasrohr<br />

Glasstäbe<br />

Darüber hinaus werden benötigt:<br />

Reagenzglasgestell, Reagenzglashalter, Pinzette, Metallspatel, Gas-, Wasser- und Vakuumschläuche,<br />

Gummistopfen, Drahtnetze, Rund- und Faltenfilter, Korkringe, Klemmen, Muffen,<br />

Stative und Brenner.<br />

Wenn möglich, sollten auch folgende Geräte angeschafft werden:<br />

l Dreihalskolben NS 14,5; 29; 14,5 500 ml<br />

l Zweihalskolben NS 29; 14,5 100 ml<br />

l Übergangsstück Hülse NS 29,<br />

Kern NS 14,5<br />

1 KPG-Rührer NS 29<br />

mehrere verschiedene Magnetrührer (für Rund- und Flachkolben)<br />

2 Waschflaschen<br />

Alle übrigen Geräte, z. B. größere Kolben und Bechergläser, Exsikkatoren, wirksame<br />

Kolonnen, Kolonnenköpfe, Rührrnotoren, Heizgeräte mit Magnetrührern und Geräte für<br />

Mikropräparationen, sollten ausgeliehen werden.<br />

6. Literaturhinweise<br />

Ausführliche Darstellungen der in diesem Kapitel behandelten Methoden findet man in:<br />

HOUBEN-WEYL: Methoden der organischen Chemie. 4. Aufl. Bd. 3. Hrsg.: E. MÜLLER. - Georg Thieme Verlag,<br />

Stuttgart 1955.<br />

Technique of Organic Chemistry. Bd. 1-11. Hrsg.: A. WEISSBERGER. - Interscience Publishers, New York.<br />

ULLMANNS Encyklopädie der technischen Chemie. 3. Aufl. - Urban & Schwarzenberg, München/Berlin<br />

1961. Bd. 2/1: Anwendung physikalischer und physikalisch-chemischer Methoden im Laboratorium; 4.<br />

neubearb. u. erw. Aufl. - Verlag Chemie, Weinheim, Deerfield Beach/Florida, Basel 1980. Bd. 5: Analysen-<br />

und Meßverfahren. Hrsg.: H. KELKER.<br />

Analytikum. Methoden der analytischen Chemie und ihre theoretischen Grundlagen. - Deutscher Verlag<br />

für Grundstoffindustrie, Leipzig 1990.<br />

Darüber hinaus können zur Information über spezielle Gebiete dienen:<br />

Umgang mit Chemikalicn; Arbeitssicherheit<br />

BENDER, H. F.: Sicherer Umgang mit Gefahrstoffen. - VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim 1995.<br />

BERNABEI, D.: Sicherheit. Handbuch für das Labor. - GIT Verlag, Darmstadt 1991.


A. 4.2. Abfälle und ihre Entsorgung 125<br />

Einführung in die chemische Laboratoriumspraxis. Von E. FANGHÄNEL u. a. - Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie,<br />

Leipzig 1992.<br />

Gefährliche chemische Reaktionen, Hrsg.: L. ROTH, U. WELLER. - Ecomed Verlagsgesellschaft, Landsberg/<br />

Lech 1991.<br />

RINZE, R: Gefahrstoffe an Hochschulen, Hrsg.: Gesellschaft Deutscher Chemiker. - VCH Verlagsgesellschaft,<br />

Weinheim 1992.<br />

ROTH, L.; WELLER, U: Sicherheitsfibel Chemie. - Ecomed Verlagsgesellschaft, Landsberg/Lech 1991.<br />

SCHÄFER. H. K.: Sicherheit in der Chemie. - Carl Hanser Verlag, München, Wien 1981.<br />

Sicheres Arbeiten in chemischen Laboratorien. Von A. WEISS u.a. - Gesellschaft Deutscher Chemiker,<br />

Frankfurt am Main 1989. - (Schriftenreihe des BAGUV zur Theorie und Praxis der Unfallverhütung).<br />

Sicherheit in chemischen und verwandten Laboratorien. Hrsg.: F. HESKE. - Verlag Chemie, Weinheim 1983.<br />

PICOT, A.; GRENOUILETT, R: Safety in the Chemistry and Biochemistry Laboratory. - VCH, New York 1995.<br />

Wichtige, chemische Arbeiten betreffende Gesetze, Verordnungen und Vorschriften<br />

Gesetz zum Schutz vor gefährlichen Stoffen (Chemikaliengesetz - ChemG); BGBl 1994,1, S.1704.<br />

Verordnung zum Schutz vor gefährlichen Stoffen (Gefahrstoffverordnung - GefStoffV); BGBl 1993, I,<br />

S.1782; 1996, S. 818; 1996 S. 1498.<br />

Verordnung über brennbare Flüssigkeiten (VbF); BArBl 3/1980, S.106; 7-8/1982, S.55.<br />

Gesetz über explosionsgefährliche Stoffe (Sprengstoffgesetz - SprengG); BGBl 1986,1, S. 578.<br />

Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz (KrW/AbfG); BGBl 1986,1, S.!410,1501; 1990,1, S.205.<br />

Rechtsvorschriften für gefährliche Stoffe. Bd.1-2. - Kommission der EG. - Bundesanzeiger, Köln 1987.<br />

Technische Regeln Druckbehälter (TRB)<br />

TRB 700 Betrieb von Druckbehältern<br />

Technische Regeln Druckgase (TRG)<br />

TRG 280 Allgemeine Anforderungen an Druckgasbehälter. Betreiben von Druckgasbehältern<br />

Technische Regeln für brennbare Flüssigkeiten (TRbF)<br />

TRbF 003 Einstufung brennbarer Flüssigkeiten<br />

TRbF 100 Allgemeine Sicherheitsanforderungen<br />

TRbF 200 Allgemeine Sicherheitsanforderungen<br />

Technische Regeln für Gefahrstoffe (TRGS)<br />

TRGS 102 Technische Richtkonzentrationen (TRK) für gefährliche Stoffe<br />

TRGS 451 Umgang mit Gefahrstoffen im Hochschulbereich<br />

TRGS 500 Schutzmaßnahmen beim Umgang mit krebserzeugenden Gefahrstoffen<br />

TRGS 514 Lagern sehr giftiger und giftiger Stoffe in Verpackungen und ortsbeweglichen Behältern<br />

TRGS 515 Lagern brandfördemder Stoffe in Verpackungen und ortsbeweglichen Behältern<br />

TRGS 900 MAK-Werte<br />

TRGS 903 BAT-Werte<br />

TRGS 905 Verzeichnis krebserzeugender, erbgutverändernder oder fortpflanzungsgefährdender Stoffe<br />

Arbeiten mit kleinen Substanzmengen<br />

LIEB, H.; SCHÖNIGER. W.: Anleitung zur Darstellung organischer Präparate mit kleinen Substanzmengen. -<br />

Springer-Verlag, Wien 1961.<br />

MA, T S.; HORAK, V: Microscale Manipulation in Chemistry. - John Wiley & Sons, New York, Sidney,<br />

Toronto 1976.<br />

MAYO, D. W.; PIKE, R. M.; TRUMPER, P. K.: Microscale Organic Laboratory. - John Wiley & Sons, New York<br />

1994.<br />

HARWOOD, L. M.; MOODY, C. J.; PERCY, J. M.: Experimental Organic Chemistry, Standard and Microscale. -<br />

Blackwell Science, Oxford 1998.<br />

Destillation und Rektifikation<br />

KRELL, E.: Handbuch der Laboratoriumsdestillation. - Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1976.<br />

Einführung in die Trennverfahren. Von E. KRELL u. a. - Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig<br />

1975.<br />

STAGE. H., CZ-Chem.Techn. l (!972), 263-272.<br />

Chromatographie<br />

GRITTER, R. J.; BOBITT, J. M.; SCHWARTING, A. E.; Einführung in die Chromatographie. - Springer-Verlag,<br />

Berlin, Heidelberg !987.


126 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

HRAPIA, H.: Einführung in die Chromatographie. - Akademie-Verlag, Berlin 1977.<br />

KRAUSS, G.-J.; KRAUSS, G.: Experimente zur Chromatographie. - Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin<br />

1981.<br />

SCHWEDT, G.: Chromatographische Trennmethoden. - Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York 1994.<br />

Dünnschichtchromatographie<br />

FREY, H. R; ZIELOFF, K.: Qualitative und quantitative Dünnschichtchromatographie. - VCH-Verlagsgesellschaft,<br />

Weinheim 1992.<br />

Dünnschicht-Chromatographie. Von H. JORK u. a. - VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim 1989.<br />

KRAUS, L.; KOCH, A.; HOFFSTETTER-KUHN, S.: Dünnschichtchromatographie. - Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg<br />

1996.<br />

RANDERATH, K.: Dünnschicht-Chromatographie. - Verlag Chemie, Weinheim 1972.<br />

STAHL, E.: Thin-layer Chromatography. - Springer-Verlag, Berlin, Göttingen, Heidelberg 1988.<br />

Hochleistungs-Flüssigchromatographie<br />

ACED, G.; MÖCKEL, H. J.: Liquidchromatographie. - VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim 1991.<br />

ENGELHARDT, H.; Hochdruck-Flüssigkeits-Chromatographie. - Springer-Verlag, Berlin, New York, Heidelberg<br />

1977.<br />

EPPERT, G. J.; Flüssigchromatographie. HPLC - Theorie und Praxis. - Vieweg-Verlag, Wiesbaden 1997.<br />

GOTTWALD, W.: RP-HPLC für Anwender. - VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim 1993.<br />

Handbuch der HPLC. Hrsg.: K. K. UNGER. - GIT Verlag, Darmstadt 1995.<br />

MEYER, V R.: Fallstricke und Fehlerquellen der HPLC in Bildern. - Wiley-VCH, Weinheim 1999.<br />

MEYER, V. R.: Praxis der Hochleistungs-Flüssigchromatographie. - Verlag Moritz Diesterweg; Otto Salle<br />

Verlag; Verlag Sauerländer, Frankfurt/Main 1990.<br />

Gaschromatographie<br />

BEREZKIN, V. G.; ZEEUW, J. DE: Capillary Gas Adsorption Chromatography. - Hüthig Verlag, Heidelberg<br />

19%.<br />

ETTRE, L. S.; HINSHAW, J. V; ROHRSCHNEIDER, L.: Grundbegriffe und Gleichungen der Gaschromatographie.<br />

- Hüthig Verlag, Heidelberg 19%.<br />

GOTTWALD, W.: GC für Anwender. - VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim 1995.<br />

Handbuch der Gaschromatographie, Hrsg.: E. LEIBNITZ, H. G. STRUPPE. - Akademische Verlagsgesellschaft<br />

Geest & Portig, Leipzig 1984.<br />

JENTSCH, D; Gaschromatographie, - Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1975.<br />

KOLB, B.: Gaschromatographie in Bildern. - Wiley-VCH, Weinheim 1999.<br />

RODEL, W.; WOLM, G.: Grundlagen der Gaschromatographie. - Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin<br />

1982.<br />

SCHOMBURG, G.: Gaschromatographie. - VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim 1986.<br />

WOLLRAB, A.: Gaschromatographie. - Verlag Moritz Diesterweg; Otto Salle Verlag, Frankfurt am Main;<br />

Verlag Sauerländer, Aarau 1982.<br />

Spektroskopie (UV-, IR-, NMR-, Massenspektroskopie)<br />

BORSDORF, R.; SCHOLZ, M.: Spektroskopische Methoden in der organischen Chemie. - Akademie-Verlag,<br />

Berlin 1982.<br />

COOPER, J.W.: Spectroscopic Techniques for Organic Chemists. - John Wiley & Sons, New York, Chichester,<br />

Brisbane, Toronto 1980.<br />

DERKOSCH, J.: Absorptionsspektralanalyse im ultravioletten, sichtbaren und infraroten Bereich. - Akademische<br />

Verlagsgesellschaft Geest & Portig, Leipzig 1967.<br />

FAHR, E.; MITSCHKE, M.: Spektren und Strukturen organischer Verbindungen. - Verlag Chemie, Weinheim<br />

1979.<br />

HESSE, M.; MEIER, H.; ZEEH, B.: Spektroskopische Methoden in der organischen Chemie. - Georg Thieme<br />

Verlag, Stuttgart 1991.<br />

PRETSCH, E.; CLERC, J. T: Spectra Interpretation of Organic Compounds. - VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim<br />

1997.<br />

SILVERSTEIN, R. M.; WEBSTER, F. X.: Spectrometric Identification of Organic Compounds. - John Wiley &<br />

Sons, New York 1997.<br />

SIMON, W.; CLERC, TH.: Strukturaufklärung organischer Verbindungen mit spektroskopischen Methoden. -<br />

Akademische Verlagsgesellschaft Geest & Portig, Leipzig 1967.


A. 4.2. Abfälle und ihre Entsorgung 127<br />

STERNHELL, S.; KALMAN, J. R.: Organic Structures from Spectra. - John Wiley & Sons, New York !992.<br />

Strukturanalytik. Von E. STEGER u. a. - Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie. Leipzig, Stuttgart 1992.<br />

WILLIAMS, D. H.; FLEMING, J.: Strukturaufklärung in der organischen Chemie. - Georg Thieme Verlag, Stuttgart,<br />

New York 1991.<br />

Spektroskopie im sichtbaren und UV-Bereich<br />

DMS-UV-Atlas. Bd.I-V Hrsg.: H.-H. PERKAMPUS; I. SANDEMANN; C. J. TIMMONS. - Butterworth, London;<br />

Verlag Chemie, Weinheim 1966-1971.<br />

GAUGLITZ, G.: Praxis der UV-VIS-Spektroskopie. - Attempto Verlag, Tübingen 1983.<br />

Organic Electronic Spectral Data. Bd. 1-21. - J. Wiley & Sons, New York 1960-1985.<br />

FABIAN, J.; HARTMANN, H.: Light Absorption of Organic Colorants Theoretical Treatment and Empirical<br />

Rules. - Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 1980.<br />

LANG, L.: Absorptionsspektren im ultravioletten und im sichtbaren Bereich. Bd. 1-9. - Akademiai Kiadö,<br />

Budapest 1959-67.<br />

PERKAMPUS, H.-H.: UV-VIS-Spektroskopie und ihre Anwendungen. - Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg,<br />

New York, Tokyo 1986.<br />

PERKAMPUS, H.-H.: UV-VIS-Atlas of Organic Compounds. - VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim 1992<br />

PESTEMER, M.: Anleitung zum Messen von Absorptionsspektren im Ultraviolett und Sichtbaren. - Georg<br />

Thieme Verlag, Stuttgart 1964.<br />

Infrarotspektroskopie<br />

BELLAMY, L. J.: Ultrarotspektrum und chemische Konstitution. - Dr. Dietrich Steinkopff Verlag, Darmstadt<br />

1974.<br />

The IR-Spectra of Complex Molecules. - Chapman & Hall, London 1975.<br />

BRÜGEL, W.: Einführung in die Ultrarotspektroskopie. - Dr. Dietrich Steinkopff Verlag, Darmstadt 1969.<br />

FALDINI, A.; SCHNEPFEL, FM.: Schwingungsspektroskopie. - Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York<br />

1985.<br />

GOTTWALD, W.; WÄCHTER, G.: IR-Spektroskopie für Anwender. - VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim<br />

1997.<br />

GÜNZLER; H.; HEISE, H.M.: IR-Spektroskopie. - VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim !996.<br />

HOLLY, S.; SOHAR, R: Infrarotspektroskopie. Hrsg.: G. MALEWSKI. - Akademie-Verlag, Berlin 1974; Absorption<br />

Spectra in the Infrared Region. - Akademiai Kiadö, Budapest !975.<br />

PACHLER, K. G.; MATLOK, F.; GREMLICH, H.-U: Merck FT-IR Atals. - VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim<br />

1987.<br />

POUCHERT, C. J.: The Aldrich Library of FT-IR Spectra. Bd. 1-3. - Aldrich Chemical Company !985-1989.<br />

SCHRADER, B.: Raman/Infrared Atlas of Organic Compounds. - VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim 199!.<br />

VOLKMANN, H.: Handbuch der Infrarot-Spektroskopie. - Verlag Chemie, Weinheim 1972.<br />

WEIDLEIN, J.; MÜLLER, U; DEHNICKE, K.: Schwingungsspektroskopie. - Georg Thieme Verlag, Stuttgart,<br />

New York 1988.<br />

NMR-Spektroskopie<br />

BREITMAIER, E.; VOELTER, W.: 13-C-NMR-Spektroskopie. - Verlag Chemie, Weinheim 1989.<br />

BREITMAIER, E.: Vom NMR-Spektrum zur Strukturformel organischer Verbindungen. - B. G. Teubner,<br />

Stuttgart !992.<br />

ERNST, L.: Kohlenstoff-13-NMR-Spektroskopie. - Dr. Dietrich Steinkopff Verlag, Darmstadt !97O.<br />

FRIEBOLIN, H.: Ein- und zweidimensionale NMR-Spektroskopie. - Wiley-VCH, Weinheim 1999.<br />

GÜNTHER, H.: NMR-Spektroskopie. - Georg Thieme Verlag, Stuttgart !992.<br />

HERZOG, W.-D; MESSERSCHMIDT, M.: NMR-Spektroskopie für Anwender. - VCH Verlagsgesellschaft,<br />

Weinheim !994.<br />

KALINOWSKI, H.-O.; BERGER, S.; BRAUN, S.: 13 C-NMR-Spektroskopie. - Georg Thieme Verlag, Stuttgart,<br />

New York !984.<br />

KLEINPETER, E.: NMR-Spektroskopie. Struktur, Dynamik und Chemie des Moleküls. - J. A. Barth, Leipzig,<br />

Berlin, Heidelberg 1992.<br />

KLEINPETER, E.; BORSDORF, R.: 13 C-NMR-Spektroskopie in der <strong>Organisch</strong>en Chemie. - Akademie-Verlag,<br />

Berlin 1981.<br />

SUHR, H.: Anwendung der kernmagnetischen Resonanz in der organischen Chemie. - Springer-Verlag, Berlin,<br />

Heidelberg, New York 1965.


128 A. Einführung in die Laboratoriumstechnik<br />

WEHRLI, F. W.; MARCHAND, A. R; WIRTGLIN, T: Interpretation of Carbon 13 C-NMR-Spectra. - John Wiley<br />

& Sons, New York 1988.<br />

ZSCHUNKE, A.: Kernmagnetische Resonanzspektroskopie in der organischen Chemie. - Akademie-Verlag,<br />

Berlin 1977.<br />

Massenspektroskopie<br />

BENZ, W.: Massenspektrometrie organischer Verbindungen. - Akademische Verlagsgesellschaft Geest &<br />

Portig, Leipzig 1969.<br />

BUDZIKIEWICZ, H.: Massenspektrometrie. - Wiley-VCH, Weinheim 1998.<br />

McLAFFERTY, F. M.: Interpretation of Mass Spectra. - W. A. Benjamin, New York 1973.<br />

REMANE, H.; HERZSCHUH, R.: Massenspektrometrie in der organischen Chemie. - Akademie-Verlag, Berlin<br />

1977.<br />

SPITELLER, G.: Massenspektroskopische Strukturanalyse organischer Verbindungen. - Akademische Verlagsgesellschaft<br />

Geest & Portig, Leipzig 1966.<br />

Optische Rotationsdispersion<br />

CRABB£, R: ORD und CD in Chemistry and Biochemistry. - Academic Press, New York, London 1972.<br />

DJERASSI, C.: Optical Rotatory Dispersion: Application to Organic Chemistry. - McGraw HiIl Book<br />

Comp., New York 1960.[Kaps]<br />

SNATZKE, G.: Optical Rotatory Dispersion and Circular Dichroism in Organic Chemistry. - Heyden & Son,<br />

London 1967.<br />

Röntgenstrukturanalyse<br />

BUERGER, M. J.: Kristallographie. - Walter de Gruyter, Berlin 1977.<br />

DUNITZ, J. D: X-Ray Analysis and Structure of Organic Compounds. - VHCA, Basel 1995.<br />

MASSA, W.: Kristallstrukturbestimmung. - B. G. Teubner, Stuttgart 19%.<br />

WÖLFEL, E. R.: Theorie und Praxis der Röntgenstrukturanalyse. - Vieweg, Braunschweig 1987.


B <strong>Organisch</strong>-chemische Literatur. Protokollführung<br />

Das vorliegende Praktikumsbuch ersetzt kein Lehrbuch. Die den Vorschriften vorangestellten<br />

erläuternden Passagen sollten deshalb grundsätzlich durch das Studium eines entsprechenden<br />

Lehrbuches vertieft werden. Darüber hinaus ist es unumgänglich, sich frühzeitig mit der chemischen<br />

Literatur vertraut zu machen. Diese besteht im wesentlichen aus<br />

- der Originalliteratur 1 ), in der Autoren Originalarbeiten über eigene Forschungsergebnisse<br />

in Fachzeitschriften oder in Patentschriften veröffentlichen.<br />

- Zusammenfassungen und Übersichten, meist auf der Grundlage einer kritisch ausgewerteten<br />

Originalliteratur über einen bestimmten Zeitraum zu einer speziellen Thematik.<br />

- der referierenden Literatur mit einer umfassenden Auswertung von Originalarbeiten und<br />

Informationen über Zusammenfassungen und Übersichten.<br />

- Tabellenbüchern u. ä.<br />

Diese Publikationen sind außer in gedruckter Form zunehmend auch online über das Internet verfügbar. 2 )<br />

Man mache es sich zum Grundsatz, die Literatur in jedem Falle so gründlich wie möglich durchzusehen,<br />

denn oft erspart eine Stunde Literaturarbeit viele Tage Arbeit im Laboratorium!<br />

1. Originalliteratur<br />

1.1. Fachzeitschriften<br />

Originalarbeiten zu einer bestimmten, meist eng begrenzten Thematik werden im allgemeinen in<br />

einer Fachzeitschrift veröffentlicht. Bei Arbeiten mit präparativem Inhalt sollte man nicht nur die<br />

im experimentellen Teil enthaltene Vorschrift, sondern auch die am Anfang des Artikels beschriebenen<br />

allgemeinen Gesichtspunkte studieren. Einige für den organischen Chemiker wichtige Zeitschriften<br />

und deren Abkürzungen nach Chemical Abstracts 3 ) werden nachstehend aufgeführt.<br />

Manche Publikationen verwenden andere Abkürzungen, z. B. BEILSTEIN (vgl. B.3.I.).<br />

Acta Chemica Scandinavica (Acta Chem. Scand.)<br />

Angewandte Chemie (Angew. Chem.)<br />

Australian Journal ofChemistry (Aust. J. Chem.)<br />

1 J Die Originalliteratur zählt man bibliothekarisch zur sog. Primärliteratur, während Monographien, Handbücher,<br />

Referateorgane usw. zur Sekundärliteratur gehören.<br />

2 ) VgI. Nachr. Chem. Tech. Lab. 46 (1998), 1188-1193.<br />

3 ) VgI. Chemical Abstracts Service Source Index (CASSI). Eine „List of Periodicals" findet man auch in<br />

C. A. 55 (1961) im Anschluß an das Autoren- bzw. Patentregister; Veränderungen und neuere Zeitschriftentitel<br />

werden in letzter Zeit am Ende des Referateteils eines Bandes angegeben.<br />

Die Kürzungen sollten auch in Protokollen, Diplomarbeiten und Dissertationen sowie in Publikationen<br />

usw. verwendet werden.


130 B. <strong>Organisch</strong>-chemische Literatur. Protokollführung<br />

Bulletin ofthe Chemical Society of Japan (Bull. Chem. Soc. Japan)<br />

Bulletin de Ia Societe Chimique de France (Bull. Soc. Chim. France)<br />

Canadian Journal ofChemistry (Can. J. Chem.)<br />

Chemische Berichte (Chem. Ber.) (bis 1997)<br />

Chemical Communications (Chem. Commun.)<br />

Chemistry A European Journal (Chem. Eur. J.)<br />

Chemistry Leiters (Chem. Lett.)<br />

Collection of Czechoslovak Chemical Communications (Collect. Czech. Chem. Commun.)<br />

European Jounal ofOrganic Chemistry (Eur. J. Org. Chem.)<br />

Helvetica Chimica Acta (HeIv. Chim. Acta)<br />

Heterocycles (Heterocycles)<br />

Izvestiya Akademii Nauk, Seriya Khimicheskaya (Izv. Akad. Nauk, Ser. Khim.)<br />

Journal ofthe American Chemical Society (J. Am. Chem. Soc.)<br />

Journal ofthe Chemical Society, Perkin Transactions l und 2 (J. Chem. Soc., Perkin Trans, l bzw. 2)<br />

Jounal of Heterocyclic Chemistry (J. Heterocycl. Chem.)<br />

Journal ofOrganic Chemistry (J. Org. Chem.)<br />

Journal of Organometallic Chemistry (J. Organomet. Chem.)<br />

Journal für praktische Chemie (J. Prakt. Chem.)<br />

Liebigs Annalen der Chemie (Liebigs Ann. Chem.) (bis 1997)<br />

Monatshefte für Chemie (Monatsh. Chem.)<br />

Organometallics (Organometallics)<br />

Organic Leuers ( Org. Leiters)<br />

Synlett (Synlett)<br />

Synthetic Communications (Synth. Commun.)<br />

Synthesis (Synthesis)<br />

Tetrahedron (Tetrahedron)<br />

Tetrahedron: Asymmetry<br />

Tetrahedron Leiters (Tetrahedron Lett.)<br />

Zhurnal Obshchei Khimii (Zh. Obshch. Khim.)<br />

Zhurnal Organicheskoi Khimii (Zh. Org. Khim.)<br />

1.2. Patentschriften<br />

Für den präparativ arbeitenden Chemiker sind häufig auch die in der Patentliteratur enthaltenen<br />

Vorschriften zur Darstellung chemischer Verbindungen von Bedeutung.<br />

In den meisten Ländern erfolgt heute die Einordnung der Patentschriften nach der Internationalen<br />

Patentklassifikation, die die nationalen Patentklassifikationen abgelöst hat. Um Verfahren zur Darstellung<br />

bestimmter Verbindungsklassen zu suchen, informiere man sich zunächst über deren exakte Einordnung in<br />

der neuesten Ausgabe der Internationalen Patentklassifikation. Verfahren zur Herstellung von 1,2,4-Thiadiazolen<br />

würde man beispielsweise unter Int. Cl. 3 C 07 D /285/08 finden, wobei bedeutet:<br />

Int.Cl. 3 Internationale Patentklassifikation, 3.Ausgabe<br />

C Sektion Chemie und Hüttenwesen<br />

07 Klasse <strong>Organisch</strong>e Chemie<br />

D Unterklasse Heterocyclische Verbindungen<br />

285 Gruppe Heterocyclische Verbindungen, die Ringe mit Stickstoff- und Schwefelatomen als einzige<br />

Ringglieder enthalten<br />

08 Untergruppe 1,2,4-Thiadiazole.<br />

Zur Recherche über 1,2,4-Thiadiazole muß man dann alle unter dieser Klassifikation eingeordneten<br />

Patentschriften einzeln durchsehen.<br />

In Deutschland ist die Internationale Patentklassifikation seit 1975 verbindlich. Zu der früher verwendeten<br />

Deutschen Patentklassifikation existiert eine Konkordanzliste.


B. 2. Zusammenfassungen und Übersichten 131<br />

In Deutschland wurden Erfindungsbeschreibungen zunächst in Offenlegungsschriften (OS) niedergelegt<br />

und nach entsprechenden Prüfungsverfahren diese dann als Auslege- (AS) und schließlich als Patentschriften<br />

(PS) herausgegeben. Ab 1981 fielen die Auslegeschriften weg.<br />

Die Deutschen Reichspatente (DRP) sind in FRIEDLÄNDER, Fortschritte der Teerfarbenproduktion, Springer-Verlag,<br />

Berlin, bis etwa 1940 enthalten.<br />

Die Chemical Abstracts und das Referaüvnyi Zhurnal (s. B.3.2.) referieren die Patentschriften<br />

chemischen Inhalts aller wichtigen Länder. Daneben gibt es Patentdatenbanken (DPCI,<br />

IFIPAT, INPADOC, JAPIO, PATDPA, WPINDEX/WPIDS/WPIX) die auf elektronischem<br />

Weg über CD-ROM oder auch online über eine Netzwerkverbindung zu einem Zentralcomputer<br />

vollständige Patentrecherchen erlauben (s. B.6.3.) 1 ).<br />

2. Zusammenfassungen und Übersichten<br />

Zusammenfassende Arbeiten und Übersichtsartikel ermöglichen einen schnellen Zugang zu<br />

der Originalliteratur, die ausgewertet und zitiert wird. Sie garantieren aber nicht die Vollständigkeit<br />

der angegebenen Literaturstellen zur behandelten Thematik.<br />

Zeitschriften, die z. T. neben Originalarbeiten Zusammenfassungen über größere Arbeitsgebiete<br />

veröffentlichen, sind:<br />

Accounts of Chemical Research (Acc. Chem. Res.)<br />

Angewandte Chemie (Angew. Chem.)<br />

Chemical Reviews (Chem. Rev.)<br />

Chemical Society Reviews (Chem. Soc. Rev.)<br />

Synthesis (Synthesis)<br />

Tetrahedron (Tetrahedron)<br />

Uspekhi Khimii (Usp. Khim.)<br />

Zusammenfassungen und Fortschrittsberichte erscheinen weiterhin in den folgenden Buchserien:<br />

Advances in Heterocyclic Chemistry. Hrsg.: A. R. KATRITZKY. - Academic Press, New York,<br />

London (Adv. Heterocycl. Chem.)<br />

Advances in Organic Chemistry. Hrsg.: R. A. RAPHAEL, E. C. TAYLOR, H. WYNBERG. - Interscience<br />

Publishers. New York, London (Adv. Org. Chem.)<br />

Advances in Physical Organic Chemistry. Hrsg.: D. BETHELL. - Academic Press, New York,<br />

London (Adv. Phys. Org. Chem.)<br />

Advances in Organometallic Chemistry. Hrsg.: F. G. A. STONE, R. WEST. - Academic Press, San<br />

Diego (Adv. Organomet. Chem.)<br />

Annual Reports in Organic Synthesis. Hrsg.: J. McMuRRAY, R. B. MILLER. - Academic Press,<br />

New York (Ann. Rep. Org. Synth.)<br />

Contemporary Organic Synthesis. Royal Society of Chemistry, London (Contemp. Org. Synth.)<br />

Neuere Methoden der organischen Chemie. Hrsg.: W. FOERST. -Verlag Chemie, Weinheim/<br />

Bergstraße (Neuere Methoden)<br />

Organic Reactions. - John Wiley & Sons, New York, London (Org. React.)<br />

Organic Synthesis Highlights. Hrsg.: J. MULZER, H. WALDMANN, u. a. Wiley-VCH, Weinheim<br />

Progress in Organic Chemistry. Hrsg.: J. COOK, W. CARRUTHERS. - Butterworth, London (Prog.<br />

Org. Chem.)<br />

Progress in Physical Organic Chemistry. Hrsg.: S. G. COHEN, A. STREITWIESER JR., R. W. TAFT. -<br />

Interscience Publishers, New York, London (Prog. Phys. Org. Chem.)<br />

l Zu kostenlosen Patentinformationen im Internet s. Nachr. Chem. Tech. Lab. 47 (1999), 567-569


132 B. <strong>Organisch</strong>-chemische Literatur. Protokollführung<br />

Reakcii i Methody Issledovaniya organicheskikh Soedinenii. - Chimiya, Moskva (Reaktsii i<br />

Metody Issled. Org. Soedin.)<br />

Synthetic Reagents. Hrsg.: J. S. PIZEY. - Ellis Horwood Ltd., Chichester<br />

Topics in Current Chemistry - Fortschritte der chemischen Forschung. - Springer-Verlag, Berlin,<br />

Göttingen, Heidelberg (Top. Gurr. Chem. - Fortschr. Chem. Forsch.)<br />

Zusammenfassungen und Fortschrittsberichte erscheinen auch als Handbücher, Methodenund<br />

Vorschriftensammlungen. Die umfangreichste, vielbändige Sammlung von Methoden zur<br />

Darstellung von Substanzklassen ist: HOUBEN-WEYL, Methoden der organischen Chemie, Hrsg.:<br />

E. MÜLLER, 4.Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart (HOUBEN-WEYL); sie enthält neben den<br />

allgemeinen chemischen Methoden auch umfangreiche Teile über Analyse, Laboratoriumstechnik<br />

und physikalische Methoden.<br />

Eine Auswahl wichtiger Methoden der präparativen organischen Chemie findet man in:<br />

WEYGAND-HILGETAG, <strong>Organisch</strong>-chemische Experimentierkunst, 4.Auflage, Johann Ambrosius<br />

Barth, Leipzig 1970. Ein Vorteil ist, daß man das Register sowohl nach Substanzklassen als<br />

auch nach Methoden (Bindungsknüpfung, -Spaltung, -Umgruppierungen usw.) befragen kann.<br />

Das genannte Registrierprinzip wurde übernommen und ausgebaut von W. THEILHEIMER,<br />

Synthetische Methoden der organischen Chemie (Synthetic Methods ofOrganic Chemistry), Verlag<br />

S. Karger, Basel, New York; Band l bis 4 in deutscher, ab Band 5 in englischer Sprache.<br />

Die jährlich herauskommenden Ergänzungen referieren eine aus organisch-präparativer Sicht<br />

repräsentative Auswahl von Originalarbeiten. Das Auffinden einer bestimmten Reaktion wird<br />

erleichtert durch eine eigene Symbolik.<br />

Zahlreiche Literaturhinweise auf Methoden der organ. Chemie enthalten die Lehrbücher:<br />

J. MARCH, Advanced Organic Chemistry. - John Wiley & Sons, New York 1992<br />

F. A. CAREY, R. J. SUNDBERG, <strong>Organisch</strong>e Chemie. - VCH, Weinheim 1995<br />

J. FUHRHOP, G. PENZLIN, Organic Synthesis. - Concepts, Methods, Starting Materials, VCH Weinheim<br />

1994<br />

R. O. C. NORMAN, J. M. COXON, Principles ofOrganic Synthesis. - Blackie, London 1993<br />

K. C. NICOLAOU, E. J. SORENSEN, Classics in Total Synthesis. - VCH, Weinheim 1996.<br />

Neuere Entwicklungen der organischen Chemie sind zusammengefaßt in:<br />

Methodicum Chemicum. Hrsg.: F. KÖRTE. - Georg Thieme Verlag, Stuttgart; Academic Press,<br />

New York, San Francisco, London<br />

Comprehensive Organic Synthesis. Hrsg.: B. M. TROST, I. FLEMMING. - Pergamon Press, Oxford 1991<br />

The Chemistry of Functional Groups. Hrsg.: S. PATAI. - Interscience Publishers, John Wiley &<br />

Sons, London, New York, Sydney<br />

Comprehensive Organic Functional Group Transformations. Hrsg.: A. R. KATRITZKY, O. METH-<br />

COHN, C. W. REES. - Pergamon, Eise vier Science, Oxford 1995<br />

The Chemistry of Heterocyclic Compounds. Hrsg.: A. WEISSBERGER. - Interscienc Publishers,<br />

New York, London<br />

Heterocyclic Compounds. Hrsg.: R. C. ELDERFIELD. - John Wiley & Sons, New York; Chapman<br />

& Hall, London.<br />

Sehr nützlich sind die umfassenden Zusammenstellungen von Reagenzien für die organische<br />

Synthese:<br />

Reagents for Organic Synthesis. Von M. FIESER, L. F. FIESER. - Wiley-Interscience, New York<br />

Encyclopedia of Reagents for Organic Synthesis. Hrsg.: L. A. PAQUETTE. - John Wiley & Sons,<br />

Chichester 1995.<br />

Eine Sammlung gut ausgearbeiteter Arbeitsvorschriften enthalten: Organic Syntheses. - John<br />

Wiley & Sons, New York (Org. Synth.).


3. Referierende Literatur<br />

B. 3.1. Beilsteins Handbuch der <strong>Organisch</strong>en Chemie 133<br />

3.1. Beilsteins Handbuch der <strong>Organisch</strong>en Chemie<br />

Die wichtigste Informationsquelle für den organischen Chemiker ist Beilsteins Handbuch der<br />

<strong>Organisch</strong>en Chemie (BEILSTEIN), das seit 1918 in der 4.Auflage herausgegeben wird. Nach<br />

einem bestimmten Systemi) geordnet, findet man die in der wissenschaftlichen Literatur publizierten<br />

Angaben über Herstellung und Eigenschaften aller Kohlenstoffverbindungen; die aufgenommenen<br />

Fakten sind kritisch überprüft. Es werden erfaßt: Konstitution und Konfiguration;<br />

natürliches Vorkommen und Gewinnung aus Naturprodukten; Herstellung, Bildung, Reinigung;<br />

Struktur- und Energiegrößen des Moleküls; physikalische Eigenschaften; <strong>chemisches</strong><br />

Verhalten; Charakterisierung und Analyse; Salze und Additionsverbindungen.<br />

Achtung: Die im BEILSTEIN zitierte Originalliteratur wird nicht in der in B. 1.1. beschriebenen<br />

üblichen Weise abgekürzt. Man informiere sich in den Zeitschriftenzusammenstellungen am<br />

Anfang des jeweiligen BEILSTEIN-Bandes.<br />

Das Gesamtwerk des Beilstein gliedert sich z. Z. in sechs Serien (Hauptwerk und fünf<br />

Ergänzungswerke) mit folgenden Literaturerfassungszeiträumen:<br />

Serie Abkürzungen Literatur vollständig<br />

erfaßt<br />

Hauptwerk<br />

I. Ergänzungswerk<br />

II. Ergänzungswerk<br />

III. Ergänzungswerk<br />

III. /I V. Ergänzungswerk<br />

IV. Ergänzungswerk<br />

V. Ergänzungswerk<br />

H<br />

EI<br />

EII<br />

EIII<br />

E III/IV (Bd.17-27)<br />

EIV<br />

EV<br />

bis 1909<br />

1910-1919<br />

1920-1929<br />

1930-1949<br />

1930-1959<br />

1950-1959<br />

1960-1979<br />

Normalerweise geht die Aktualität der einzelnen Serien über das angegebene Jahr der vollständigen<br />

Literaturerfassung hinaus.<br />

Der BEILSTEIN umfaßt 27 Textbände, von denen bei den neueren Ergänzungswerken die<br />

meisten mehrfach unterteilt sind, sowie ein General-Sach- und ein General-Formelregister<br />

(nur H bis E II umfassend!). Zusätzlich befindet sich am Ende eines jeden Beilstein-Bandes<br />

ein Sachregister und seit Beginn des E III auch noch ein Formelregister. Sammelregister existieren<br />

für jeweils einen oder mehrere Bände des Hauptwerks einschließlich der Ergänzungswerke<br />

I bis IV. E III und E IV sind für die Bände 17 bis 27 (heterocyclische Verbindungen) zu<br />

einer gemeinsamen Ausgabe zusammengefaßt.<br />

Man beachte, daß mit E III/IV bzw. E IV eine Nomenklaturänderung der registrierten Verbindungen<br />

erfolgte. Während früher die Präfixe nach „zunehmender Komplexität" (s. E III,<br />

Bd. 5, 1. Teilband, „blaue Seiten") geordnet wurden, werden sie nunmehr in alphabetischer<br />

Reihenfolge geschrieben (s. IV. Ergänzungswerk, Gesamtregister für Bd. 17/18 „gelbe Seiten").<br />

Weitere Nomenklaturänderungen sind auf die Einhaltung der IUPAC-Regeln zurückzuführen.<br />

1 J VgI. hierzu Hauptwerk, Band l, S. XIX-XXIX, XXX-XXXV und 1-46.<br />

O. WEISSBACH: Beilstein-Leitfaden. - Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 1975.<br />

E. HOFFMANN, J. SUNKEL, R. LUCKENBACH: Beilsteins Handbuch der organischen Chemie - Aufbau,<br />

Inhalt, Benutzungshinweise und Bedeutung. - Chem. Labor Betrieb 33 (1982), 205-214; 403; 451.<br />

Kennen Sie Beilstein? Erläuterungen zu Beilsteins Handbuch der <strong>Organisch</strong>en Chemie. - Beilstein-Institut,<br />

Frankfurt am Main.


134 B. <strong>Organisch</strong>-chemische Literatur. Protokollführung<br />

Käufliche Computerprogramme (Beilstein Key, Sandra) ermöglichen es - ohne Kenntnisse<br />

über das Registriersystem - den Beilstein-Band festzustellen, in den eine gesuchte Verbindung<br />

einzuordnen ist, auch wenn sie noch nicht synthetisiert wurde.<br />

Die im Beilstein-Handbuch enthaltenen Informationen sind auch auf elektronischem Weg<br />

über die Inhouse-Version Beilstein CrossFire (Beilstein Informationssysteme, Frankfurt am<br />

Main) verfügbar.<br />

3.2. Referateorgane<br />

Auch der versierte Chemiker kann nur relativ wenige Fachzeitschriften regelmäßig durchsehen,<br />

zumal deren Umfang und Zahl ständig wachsen. Zur umfassenden Information und für<br />

Recherchen nutzt man deshalb Referateorgane, von denen die gesamte chemische Literatur<br />

erfaßt wird. Die einzelnen Originalarbeiten werden dort nach fachlichen Gesichtspunkten<br />

geordnet und ohne Wertung kurz besprochen. Ein Referat enthält u. a. folgende Angaben:<br />

Autor(en), Originalliteraturstelle, Titel der Arbeit, Inhaltsangabe.<br />

Die American Chemical Society gibt seit 1907 die Chemical Abstracts (C. A.) in gedruckter<br />

Form heraus. Sie referieren die chemische Literatur vollständig. In neuerer Zeit hat der C. A.-<br />

Service (CAS) unter Einbeziehung des früheren gedruckten Referatedienstes Datenbanken<br />

für Online-Recherchen nach Sachverhalten, Verbindungen, Substrukturen und anderen Fragestellungen<br />

aufgebaut, die über STN International (s. B.6.3.) angeboten werden. Die Benutzung<br />

dieser Dateien setzt den Anschluß an einen entsprechenden Host (Datenbankanbieter), die<br />

Ausrüstung mit einem geeigneten Terminal und die Beherrschung der Kommandosprache voraus.<br />

Zuverlässigkeit, Kosten- und Zeitrentabilität sind sowohl bei manuellen als auch Online-<br />

Recherchen nur zu erreichen, wenn die Suchprofile für Verbindungen und Sachverhalte im<br />

genormten Vokabular der C. A. zutreffend formuliert werden. Dafür ist die genaue Kenntnis<br />

des Aufbaus und der Registriergeflogenheiten der C. A. erforderlich.<br />

An Registern können für jeden Band der C. A. genutzt werden:<br />

Subject Index; seit 1972 geteilt in<br />

General Subject Index<br />

Chemical Substance Index (zu Aufbau und Gebrauch s. auch B.6.1.1.; B.6.2.)<br />

Formula Index (geordnet nach dem Hill-System)<br />

Author Index<br />

Numerical Patent Index und Patent Concordance; seit 1981 zu einem Register zusammengefaßt<br />

Ring Index<br />

Index Guide<br />

Der seit 1968 erscheinende Index Guide gibt im alphabetischen Teil Querverweise für Verbindungsnamen,<br />

wie sie in der Literatur gebräuchlich sind, auf die systematischen C. A.-Registriernamen<br />

bzw. von allgemeinen Sachverhalten auf das genormte Vokubalar der C. A. Für<br />

die 5jährigen Registrierperioden liegt seit 1967 jeweils ein Cumulative Index Guide vor.<br />

Sowohl im General Subject Index als auch im Chemical Substance Index findet man Hinweise<br />

auf den jeweils gültigen Index Guide.<br />

Wichtigen Aufschluß über Aufbau und Benutzung der C. A. geben die vier Anhänge des<br />

Index Guide.<br />

Anhang I enthält die Hierarchie des genormten Vokabulars der Suchbegriffe von Sachverhalten für den<br />

General Subject Index, dazu ein alphabetisches Register, an dem man u. a. einen gewählten Suchbegriff<br />

überprüfen kann.<br />

Anhang II informiert über Aufbau und Benutzung der o. g. Bandregister.<br />

Anhang III erläutert die Wahl der Suchbegriffe im General Subject Index.


B. 4. Tabellenbücher 135<br />

Anhang IV enthält die Nomenklaturregeln für die Bildung der systematischen Registriernamen von chemischen<br />

Verbindungen. Sie basieren im wesentlichen auf den lUPAC-Regeln (s. B.5.).<br />

Seit 1969 erhalten alle in C. A. erfaßten chemischen Individuen eine Registriernummer, die<br />

auch in den Referaten und Registern angegeben ist. Sie wird für Online-Recherchen von chemischen<br />

Verbindungen verwendet. Die Aufbereitung von Informationen wird ständig weiterentwickelt.<br />

Deshalb ist es unerläßlich, daß man sich laufend selbständig über Änderungen bzw.<br />

Neuerungen informiert.<br />

Seit 1953 erscheint das Referativnyj Zhurnal, Seriya Chimiya (Ref. Zh.) in russischer Sprache,<br />

herausgegeben vom Institut für wissenschaftliche und technische Information Moskau. Es<br />

referiert die gesamte chemische Literatur und enthält außer den Referaten der periodisch<br />

erscheinenden Zeitschriften kurze Zusammenfassungen über neue Bücher, Monographien,<br />

Broschüren und andere nicht ständig erscheinende Publikationen sowie über Rezensionen,<br />

Dissertationen und Patente. Autoren-, Formel- und Sachregister sind vollständig vorhanden.<br />

Das älteste chemische Referateorgan, das deutschsprachige Chemische Zentralblatt (C.), hat<br />

1969 sein Erscheinen eingestellt. Über Aufbau und Inhalt des Zentralblatts s. z. B. die 15. Auflage<br />

des <strong>Organikum</strong>s.<br />

3.3. Schnellreferatedienste<br />

Zur laufenden Information über bestimmte Arbeitsgebiete sollen Schnellreferate und die meist<br />

weniger nützlichen Zusammenstellungen der Titel von Originalarbeiten dienen. Im allgemeinen<br />

wird nur eine begrenzte Auswahl von Zeitschriften berücksichtigt, eine vollständige<br />

Recherche ist nach diesen Informationsquellen nicht möglich.<br />

Ein Referatedienst dieser Art ist der seit 1970 vom Verlag Chemie, Weinheim/Bergstraße,<br />

herausgegebene Chemische Informationsdienst (Chemlnform). Die wesentlichsten Fachzeitschriften<br />

werden ausgewertet, die Referate enthalten übersichtliche Formelschemata; Patentreferate<br />

fehlen jedoch.<br />

Die Current Contents herausgegeben vom Institute for Scientific Information, Philadelphia, enthalten<br />

die Inhaltsverzeichnisse von über 5000 Zeitschriften. Eine Suche nach Autoren mit bibliographischen<br />

Angaben und nach Schlüsselworten aus den einzelnen Aufsatztiteln ist möglich.<br />

4. Tabellenbücher<br />

Das umfangreichste Tabellenbuch, das in einer größeren Zahl von Einzelbänden erscheint, ist:<br />

LANDOLT-BÖRNSTEIN, Zahlenwerte und Funktionen aus Physik, Chemie, Astronomie, Geophysik<br />

und Technik, 6.Aufl., sowie LANDOLT-BÖRNSTEIN, Neue Serie, Hrsg.: K.-H. HELLWEGE, Springer-<br />

Verlag, Berlin, Göttingen, Heidelberg 1961ff.<br />

Ein einbändiges Tabellenbuch, das physikalische Konstanten der wichtigsten anorganischen<br />

und organischen Verbindungen sowie Zahlenwerte und Funktionen in umfassender Form enthält,<br />

ist das Handbook of Chemistry and Physics, CRC Press, Cleveland, Ohio. Da es jährlich<br />

überarbeitet wird, sind die enthaltenen Daten sehr aktuell.<br />

Deutschsprachige Tabellenwerke ähnlichen Inhalts sind: D'ANS-LAx: Taschenbuch für Chemiker<br />

und Physiker, Bd. 1/1991, Bd. 2/1983, Bd. 3/1970, Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg,<br />

New York; Chemikerkalender, Hrsg.: C. SYNOWITZ, K. SCHÄFER, Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg,<br />

New York 1984; Tabellenbuch Chemie, Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie,<br />

Leipzig 1990.


136 B. <strong>Organisch</strong>-chemische Literatur. Protokollführung<br />

5. Nomenklaturrichtlinien<br />

Die chemische Nomenklatur hat sich im Laufe der Zeit stark verändert. Zunächst herrschten<br />

Trivialnamen vor, die auch heute in vielen Fällen noch verwendet werden können. Der erste<br />

Versuch einer systematischen Namensgebung war die Genfer Nomenklatur, die heutigen<br />

Anforderungen aber nicht mehr genügt.<br />

Die z. Z. gültigen Regeln wurden von der IUPAC (International Union of Pure and Applied<br />

Chemistry) in englischer Sprache ausgearbeitet und für das <strong>Organikum</strong> mit einem Minimum<br />

an orthographischen Veränderungen, die bei der Übertragung ins Deutsche notwendig sind,<br />

übernommen.<br />

Traditionell sind im deutschsprachigen Raum auch abweichende Bezeichnungen (z. B. Benzol, Toluol,<br />

Naphthalin, Glycerin statt Benzen, Toluen, Naphthalen, Glycerol) gebräuchlich; diese Namen werden auch<br />

in der chemischen Literatur weiter verwendet bzw. können nebeneinander benutzt werden.<br />

Nach den lUPAC-Regeln setzt sich der Name einer organisch-chemischen Verbindung aus dem<br />

Namen des Verbindungsstamms, der im allgemeinen das Kohlenstoffgerüst widerspiegelt, und den<br />

Namen der Substituenten sowie deren Anzahl und Verknüpfungsstellen zusammen. Bei Substituenten<br />

unterscheidet man Reste (über ein C-Atom gebundene Alkyl- oder Arylgruppen bzw.<br />

Heterocyclen), die als Präfixe in alphabetischer Reihenfolge in den Verbindungsnamen eingehen,<br />

und charakteristische Gruppen (z. B. -OH, -NH2, -Cl, >C=O, -COOH und deren Derivate), für<br />

die es eine Prioritätsskala gibt. Der in einer Verbindung enthaltene jeweils ranghöchste Substituent<br />

dieser Skala (s. Tab. B.l) wird als Hauptgruppe bezeichnet (substitutive Nomenklatur) bzw. bildet<br />

den funktionellen Klassennamen (radikofunktionelle Nomenklatur) und geht als Suffix in den<br />

Namen ein. Er erhält in der Numerierung des Grundgerüsts stets die niedrigste mögliche Ziffer.<br />

Alle weiteren charakteristischen Gruppen werden dem Stammnamen gemeinsam mit den Resten<br />

als Präfixe in alphabetischer Reihenfolge vorangestellt.<br />

Substitutive und radiofunktionelle Nomenklatur sind Möglichkeiten der Namensgebung<br />

innerhalb der lUPAC-Regeln. Bei der erstgenannten wird der Ersatz eines H-Atoms im Verbindungsstamm<br />

durch einen Substituenten, der als Präfix oder Suffix bezeichnet werden kann,<br />

ausgedrückt, z. B.:<br />

2 1<br />

CI-CH2-CH2-OH Verbindungsstamm: Ethan<br />

Charakteristische Gruppen: Cl, OH<br />

Hauptgruppe: OH; -öl<br />

Name: 2-Chlor-ethanol<br />

4 3 2 1<br />

HO-CH2-CH2-C-CH3<br />

Verbindungsstamm: Butan<br />

O Charakteristische Gruppen: OH, =O<br />

Hauptgruppe: =O; -on<br />

Name: 4-Hydroxy-butan-2-on<br />

Für die radiofunktionelle Namensgebung prüft man anhand der charakteristischen Gruppen,<br />

ob die Verbindung einen Klassennamen besitzt (s.Tab.B.l). Diesem (bei mehreren Möglichkeiten<br />

dem ranghöchsten) setzt man den oder die Reste alphabetisch geordnet als Präfixe<br />

voran. Weitere charakteristische Gruppen werden ebenfalls als Präfixe den sie tragenden<br />

Resten beigefügt.:<br />

CI-CH2-CH2-OH Charakteristische Gruppen: Cl, OH<br />

Klassename: Alkohol<br />

Restname: Ethyl<br />

Name: 2-Chlor-ethylalkohol


Tabelle B. 1<br />

Charakteristische Gruppen in der lUPAC-Nomenklatur nach abnehmender Priorität<br />

Charakteristische Gruppe<br />

Anionen, z.B. -O 0<br />

Kationen, z.B. -NR4 0<br />

-COOH<br />

-(C)OOH 1 )<br />

S<br />

— C \<br />

OH<br />

-SO3H<br />

— COOAlkyl<br />

-SO3AIKyI<br />

-COHaI<br />

-(C)OHaI 1 )<br />

-SO2HaI<br />

-CONH2<br />

-SO2NH2<br />

-C=N<br />

-(C)=N 1 )<br />

\<br />

C=O<br />

H<br />

\<br />

7(C)=0 1 )<br />

H<br />

C=O<br />

X(C)=0 1 )<br />

C=S<br />

\.<br />

/ (C)=S1 )<br />

-OH<br />

-SH<br />

—0OH<br />

-NH2<br />

=NH<br />

-PH2<br />

—OAlkyl<br />

—SAlkyl<br />

—Halogen<br />

—NO<br />

-NO2<br />

Bezeichnung als Präfix<br />

-ato-<br />

-onia-<br />

Carboxy-<br />

Thiocarboxy-<br />

sulfo-<br />

Alkoxycarbonyl-<br />

Alkoxysulfonyl-<br />

Halogenformyl-<br />

Halogensulfonyl-<br />

Carbamoylsulfamoyl-<br />

Cyan-<br />

Formyl-<br />

Oxo-<br />

Oxo-<br />

B. 5. Nomenklaturrichtlinien 137<br />

Bezeichnung als Suffix<br />

substitutiv<br />

-(on)ium<br />

-carbonsäure<br />

-säure<br />

thioncarbonsäure<br />

-sulfonsäure<br />

carbonsäurealkylester<br />

-sulfonsäurealkylester<br />

-carbonsäurehalogenid<br />

-säurehalogenid<br />

-oylhalogenid<br />

-sulfo(nsäure)halogenid<br />

-carbonsäureamid<br />

-sulfon(säure)amid<br />

-carbonitril<br />

-nitril<br />

-carbaldehyd<br />

-al<br />

thioxo- -thion<br />

Hydroxy- -öl<br />

Sulfanyl-, Mercapto- -thiol<br />

Hydroperoxy-<br />

Amino- -amin<br />

Imino- -imin<br />

Phosphino<br />

Alk(yl)oxy-<br />

Alkylsulfanyl-, Alkylthio-<br />

Halogen-<br />

Nitroso-<br />

Nitro-<br />

Radikofunktionell<br />

-cyanid<br />

-keton<br />

-thioketon<br />

-alkohol<br />

-hydroperoxid<br />

amin<br />

-phosphin<br />

-alkylether<br />

-alkylsulfid<br />

-halogenid<br />

] ) Das in Klammern stehende C-Atom wird durch Präfix bzw. Suffix nicht mit ausgedrückt, z. B.<br />

CH3CH2COOH: Propansäure (Propionsäure) oder Ethancarbonsäure.


138 B. <strong>Organisch</strong>-chemische Literatur. Protokollführung<br />

HO-CH2-CH2-C-CH3 Charakteristische Gruppen: OH, C=O<br />

O Klassenname: Keton<br />

Restnamen: Ethyl, Methyl<br />

Name: (2-Hydroxy-ethyl)methylketon<br />

Neben diesen beiden Nomenklaturvarianten, die im <strong>Organikum</strong> nach pragmatischen<br />

Gesichtspunkten angewandt werden, gibt es für spezifische Verbindungsklassen (z. B. Heterocyclen,<br />

bestimmte Naturstoffe usw.) noch weitere Nomenklatursysteme bzw. spezielle Regeln.<br />

Zur Ergänzung sei auf die Literaturhinweise am Ende des Kapitels verwiesen.<br />

Mit den Computerprogrammen ACD/Name (Advanced Chemistry Development) und<br />

AUTONOM (Beilstein) lassen sich sehr schnell die exakten lUPAC-Namen einer Verbindung<br />

aus der chemischen Strukturformel generieren. 1 )<br />

6. Durchführung einer Recherche<br />

Art und Umfang der Literaturdurchsicht hängen wesentlich von der Aufgabenstellung ab. Wir<br />

beschränken uns auf einige häufig vorkommende Fälle.<br />

6.1. Recherche über eine definierte chemische Verbindung<br />

6.1.1. Vollständige Literaturrecherche<br />

Man beginnt mit der Ableitung der Summenformel aus der bekannten Struktur und (oder) mit<br />

der Benennung nach den Nomenklaturprinzipien des BEILSTEIN (E III, Bd. 5, blaue Seiten; E<br />

IV, Gesamtregister zu Bd. 17/18, gelbe Seiten). Durch Nachschlagen im General-Formel- bzw.<br />

General-Sachregister des BEILSTEIN ermittelt man, ob die Verbindung bis 1929 beschrieben<br />

wurde. Ist dies der Fall, so sucht man zusätzlich in E III bzw. E IV unter der gleichen Systemnummer.<br />

Sie ist in der Kopfzeile angegeben. Dort findet man auf den ungeradzahligen Textseiten<br />

der Ergänzungswerke auch einen Konkordanzverweis. Er gibt an, auf welcher Seite des<br />

Hauptwerkes die gleiche Verbindung besprochen wird bzw. hätte eingeordnet werden müssen,<br />

wenn sie vor 1909 bekannt gewesen wäre. Auf Seiten verschiedener Ergänzungswerke gleicher<br />

Bandzahl, die im Konkordanzverweis übereinstimmen, werden demnach Verbindungen mit<br />

gleicher oder eng verwandter Konstitution besprochen. Sind in den Ergänzungswerken sehr<br />

viele Seiten mit dem gleichen Konkordanzverweis durchzusehen, so nutzt man besser das Formel-<br />

bzw. Sachregister des jeweiligen Bandes.<br />

Ist die zu suchende Verbindung in den Generalregistern nicht aufgeführt (kein Hinweis bis<br />

1929), so muß man mit Hilfe des Beilstein-Systems in E III, E III/IV und E IV recherchieren.<br />

Man informiere sich z. B. im Hauptwerk, Band l, im System über den für die Einordnung der<br />

gesuchten Verbindung in Frage kommenden Band. Es ist vorteilhaft, in den für diesen Band<br />

zuständigen Gesamtformel- bzw. -Sachregistern, die das Hauptwerk und die Ergänzungswerke<br />

I bis IV umfassen, zu suchen oder die Rechercheprogramme (vgl. B.3.1.) zu benutzen.<br />

Die sorgfältige Durchsicht des gedruckten BEILSTEIN ist von relativ geringer Mühe und liefert<br />

die gesamte Literatur zur fraglichen Verbindung bis 1949 bzw. 1959. Für den Zeitraum danach<br />

schließt sich die Recherche in den C. A. an: Man beginnt grundsätzlich mit dem neusten Formula<br />

1 J ACD/Name: Advanced Chemistry Development Inc., Toronto; WWW: http://www.acdlabs.com.<br />

AUTONOM: Beilstein Informationssysteme, Frankfurt a. M.; WWW: http.//www.beüstein.com


B. 6. Durchführung einer Recherche 139<br />

Index bzw. Chemical Substance Index. Um den Registernamen der gewünschten Substanz zu finden,<br />

ist es ab Vol. 69 (1968) notwendig, zunächst im Index Guide nachzuschlagen. Da in den einzelnen<br />

Registrierperioden Nomenklaturänderungen vorgenommen wurden, müssen alle im 5-Jahres-<br />

Abstand erscheinenden Cumulative Index Guides durchgesehen werden. Man informiere sich<br />

über die Aufgaben des Index Guide in den Ausgaben von 1991 (Vol. 75) und insbesondere von<br />

1977. Hat man den Registriernamen gefunden, so wird jeder einzelne Chemical Substance Index<br />

(bzw. Subject Index) bzw. das entsprechende Sammelregister durchgesehen. Man findet eine Referatenummer<br />

bzw. bis Vol. 65 (1966) die Seitenzahl des Textteiles; aus dem zugehörigen Kurzreferat<br />

ist die Originalliteraturstelle zu entnehmen. Falls aus dem Referat nicht eindeutig hervorgeht, ob<br />

die Arbeit für das in Frage stehende Problem Bedeutung besitzt, ist grundsätzlich der Artikel im<br />

Original einzusehen. Da alle in der Originalarbeit vorkommenden Verbindungen zwar registriert,<br />

aber nicht unbedingt im Referat aufgenommen werden, wundere man sich nicht, wenn die<br />

gesuchte Verbindung im Referat nicht erscheint.<br />

Bei der Durchsicht der C. A. geht man bis zu dem Jahrgang zurück, der dem Ende der vollständigen<br />

Literaturerfassung des BEILSLTEIN entspricht.<br />

6.1.2. Suche nach einer günstigen Darstellungsmöglichkeit<br />

Wird für eine definierte organische Verbindung eine günstige Darstellungsmöglichkeit gesucht,<br />

die nicht im ORGANIKUM enthalten ist, so schlage man zunächst in L. und M. FIESER, Reagents<br />

for Organic Syntheses, nach. Fehlt auch hier eine Information, so ist der entsprechende<br />

Band des HOUBEN-WEYL zu Rate zu ziehen. Weitere Informationsquellen sind die unter B.2.<br />

genannten Vorschriftensammlungen und wiederum BEILSTEIN und C. A. (s. a. B.6.3.I.). Es ist zu<br />

empfehlen, die neuesten Register der C. A., wie schon in B.6.1.1. besprochen, einzusehen und<br />

jede zugängliche Literaturstelle im Original zu prüfen, auch wenn nur Reaktionen der fraglichen<br />

Verbindung beschrieben sind. Häufig findet man nämlich in den Literaturzitaten auch das<br />

gesuchte günstige Darstellungsverfahren, das sich auf diese Weise sehr leicht ermitteln läßt.<br />

6.2. Recherche über Verbindungsklassen<br />

Will man eine in der Literatur noch nicht beschriebene Verbindung synthetisieren, so informiere<br />

man sich am besten zunächst allgemein über Methoden zur Darstellung von Substanzen,<br />

die der gleichen Stoffklasse angehören. Eine vollständige Information darüber ist nicht leicht<br />

zu erhalten, aber meist auch nicht notwendig. Findet man im ORGANIKUM keinen Hinweis (vgl.<br />

Sachregister sowie die zusammenfassende Literatur am Ende der einzelnen Kapitel), so können<br />

folgende Informationsquellen benutzt werden, die man etwa in dieser Reihenfolge einsehen<br />

sollte:<br />

WEIGAND-HILGETAG, HOUBEN-WEYL, THEILHEIMER (vgl.B.2.). Auch in den C. A. ist eine<br />

Information über methodische Probleme möglich: Im General Subject Index findet man Stichworte<br />

wie Alkylation, Arylation, Addition reaction u. ä., aber auch eingeführte Namenreaktionen<br />

wie Cannizzaro reaction, Claisen rearrangement, Fischer indole synthesis, Grignard reaction<br />

usw. (man überprüfe den gewählten Suchbegriff im Index Guide, Anhang IV; vgl. B.3.2.).<br />

Die Konzipierung eines Syntheseweges für neue Verbindungen, aber auch von Alternativsynthesen<br />

für schon bekannte Produkte, erfordert in der Regel größere Erfahrungen. Vgl. dazu<br />

Kapitel C.8.<br />

Häufig ist auch die Frage zu beantworten, ob Verbindungen bekannt sind, deren Strukturen<br />

zwar nicht exakt derjenigen der gewünschten Substanz entsprechen, die aber strukturell ähnlich<br />

sind. Im BEILSTEIN findet man diese im gleichen Band, es sei denn, daß durch bestimmte


140 B. <strong>Organisch</strong>-chemische Literatur. Protokollführung<br />

funktionelle Gruppen eine Registrierung an einer späteren Stelle im System, d. h. in einem<br />

späteren Band erfolgen muß (Prinzip der letzten Stelle). Es ist daher notwendig, das schon<br />

erwähnte Beilstein-System 1 ) und andere, vom Beilstein-Institut herausgegebene Erläuterungen<br />

zu Rate zu ziehen oder die Rechercheprogramme (vgl. B.3.1.) zu benutzen. Für die Auswertung<br />

der Literatur ab 1949 (bzw. 1959) empfiehlt sich wiederum die Durchsicht der C. A.<br />

Im Chemical Substance Index bzw. Subject Index findet man die chemischen Verbindungen<br />

jeweils unter ihren Grundkörpern zusammengefaßt.<br />

Beispielsweise werden alle Pyridiniumverbindungen gemeinsam unter pyridinium compounds registriert,<br />

durch Komma getrennt folgen in alphabetischer Reihenfolge die Substituenten. Auf diese Weise sind Informationen<br />

über zu der gesuchten Verbindung analoge Strukturen leicht zugänglich. 2 )<br />

6.3. Computergestützte Recherche<br />

Die computergestützte Literatursuche ist eine sehr leistungsfähige Methode, die Recherchen<br />

erlaubt, die manuell nicht oder nur mit einem hohen zeitlichen Aufwand möglich wären. Voraussetzungen<br />

sind ein Personalcomputer, der über Telekommunikationseinrichtungen mit<br />

einem Datenbanksystem verbunden ist, und eine Zugriffsberechtigung (Loginid, Paßwort).<br />

Auf dem Gebiet der Online-Recherchen zu chemischen Sachverhalten hat der Host STN<br />

(Scientific and Technical Network) International eine führende Position inne und erlaubt<br />

Hochschulen, im Rahmen des academic program kostengünstig Recherchen durchzuführend)<br />

Für Informationen über chemische Fragestellungen sind die Chemical Abstracts (CA) die<br />

umfassendste Quelle. Die Online-Version der Chemical Abstracts besteht aus dem File CA mit<br />

den bibliographischen Angaben und den Abstracts, dem File REGISTRY mit Strukturen und<br />

der Nomenklatur für alle durch den Chemical Abstracts Service (CAS) registrierten Verbindungen<br />

und dem File CAOLD mit den CAS-Registry- und den Abstract-Nummern. Die beiden<br />

ersten Files erfassen die Literatur seit 1967 und das CAOLD-FiIe für den Zeitraum 1957-1966.<br />

Eine hervorragende Ergänzung zu den CA-Datenbanken ist die Datenbank BEILSTEIN<br />

(online oder auch als Inhouse-Version BEILSTEIN CrossFire), eine Struktur- und Faktendatenbank,<br />

die die wichtigste organisch-chemische Literatur seit 1779 ausgewertet enthält.<br />

Neben diesen verbindungsorientiert aufgebauten Datenbanken gewinnen spezielle Reaktionsdatenbanken<br />

zunehmend an Bedeutung, wie z. B. CASREACToder CHEMINFORMRX, vgl. C.6.3.3. Mit SPECINFO steht<br />

bei STN auch eine Spektrendatenbank mit integrierten Programmen zur Spektrensimulation zur Verfügung.<br />

Zahlreiche Patentdatenbanken (INPADOC, WPIDS/WPINDEX, PATDPA u.a.) werden ebenfalls online<br />

angeboten. Für komplexe bibliographische Fragestellungen gibt es bei STN-online eine Multifile-Suchfunktion.<br />

Sie erlaubt, Recherchen gleichzeitig in mehreren Datenbanken (sog. Clustern) durchzuführen.<br />

Alle über STN angebotenen Datenbanken können mit einer einzigen benutzerfreundlichen<br />

und leicht erlernbaren Kommandosprache Messenger recherchiert werden.<br />

Von den ca. 20 Messenger-Kommandos reichen für einfache Online-Recherchen die folgenden vier<br />

Hauptbefehle aus:<br />

FILE oder FIL - Auswahl der gewünschten Datenbank<br />

EXPAND, EXP oder E - Durchsuchen eines Index der Datenbank nach einem Suchbegriff<br />

SEARCH, SEA oder S - Durchsuchen eines Files nach Einträgen<br />

DISPLAY, DIS oder D - Anzeige der aufgefundenen Einträge oder Anzeige eines Eintrages mit<br />

einer spezifischen Registernummer.<br />

1 J Vgl. Fußnote l zu Kap. B.3.1.<br />

2 ) Achtung! Die Stammverbindung, die den Registrierort bedingt, kann wechseln! Statt indole, 3-acetyl findet<br />

man beispielsweise ethanone, l-(indol-3-yl). Indol-3-essigsäure ist hingegen unter indole-3-acetic acid<br />

eingeordnet. Man informiere sich deshalb unbedingt immer zunächst im Index Guide.<br />

3 ) Die STN-Datenbanken sind auch über das Internet zugänglich: http://stnweb.fiz-karlsruhe.de; http://<br />

stneasy.fiz-karlsruhe.de


B. 6. Durchführung einer Recherche 141<br />

Durch verschiedene Operatoren (logische oder Boolesche Operatoren: OR, AND, NOT; Nachbarschafts-<br />

oder Proximity-Operatoren: W, A, L, S, P ; numerische Operatoren: =, ,= < oder oder<br />

> =, -) ist eine Verknüpfung der Suchbegriffe und die Festlegung von Abstand und Folge von Suchbegriffen<br />

möglich. Mit Hilfe von Maskierungszeichen (?,!,#) können Buchstabenfolgen, die Teile von Worten<br />

sind, gesucht oder auch unbekannte bzw. unterschiedliche Schreibweisen berücksichtigt werden. Zu beachten<br />

ist, daß einige sehr häufig benutzte Worte und Zeichen, sog. stop words (Artikel, Präposition, alle<br />

Begriffe der Kommandosprache, aber auch Klammern, Schrägstriche, Maskierungssymbole und Hochkommas)<br />

von Messenger als Teile der Kommandosprache angesehen und daher nicht gesucht werden können.<br />

Sind diese reservierten Worte und Zeichen Bestandteil der Suchbegriffe, dann müssen sie oder der gesamte<br />

Suchbegriff z. B. durch Hochkommas gekennzeichnet werden.<br />

Die Suchbegriffe können in Form von Text (Namen von chemischen Verbindungen, Schlagworten, Autoren)<br />

oder Graphik (Strukturformeln) eingegeben werden. Eine korrekte Formulierung der Fragestellung<br />

und die exakte Eingabe sind Voraussetzung für eine erfolgreiche Recherche.<br />

Da alle STN-Datenbanken einen weitgehend einheitlichen Aufbau haben, können datenbankübergreifende<br />

Suchen (crossfile searching) mit denselben Suchbegriffen (ausgenommen in datenbankspezifischen<br />

Feldern) durchgeführt, Suchergebnisse in andere Files transferiert (file crossover) und für weitere Recherchen<br />

eingesetzt werden.<br />

Nach der LOGON-Prozedur gelangt man bei den STN-Datenbanken zuerst in das HOME-<br />

FiIe. Ein Pfeil zeigt in der Suchsprache Messenger an, daß das System auf die Eingabe eines<br />

Kommandos wartet. Das gewünschte File kann nun aufgerufen werden, das CA-FiIe z. B. durch<br />

Eingabe von FILE CA. Mit dem Kommando SEARCH (oder SEA oder S) und der Eingabe<br />

der Suchbegriffe wird die Suche gestartet. 1 ) Gibt man z. B. S TOCOPHEROL ein, so erscheint<br />

auf dem Bildschirm danach<br />

Ll 12308 TOCOPHEROL<br />

Jeder Antwortsatz erhält während der Online-Sitzung eine Listen(L)-Nummer, die direkt<br />

für weitere Suchen an Stelle der Suchterms verwendet werden kann. Die Zahl 12308 sagt aus,<br />

daß in 12308 Abstracts der Begriff Tocopherol enthalten ist.<br />

Man beachte, daß im Basic-Index des CA-Files nur CAS-Registernummern und Einzelworte aus Titeln,<br />

Abstracts und Registerbegriffen als Suchterms eingesetzt werden können, zusammengesetzte Worte werden<br />

zerlegt und alle nicht alphanumerischen Zeichen entfernt.<br />

Der große Vorteil der Online-Recherche liegt in der Möglichkeit, verschiedene Suchbegriffe<br />

unter Verwendung der Operatoren AND, OR oder NOT miteinander zu verknüpfen und so<br />

gleichzeitig zu suchen. Gibt man z. B. S ASYMMETRIC AND SYNTHESIS AND AMINES<br />

ein, so wird auf dem Bildschirm angezeigt:<br />

23683 ASYMMETRIC<br />

618994 SYNTHESIS<br />

138857 AMINES<br />

L2 543 ASYMMETRIC AND SYNTHESIS AND AMINES<br />

Es wurden 543 Einträge mit den gesuchten Begriffen gefunden, die jedoch in den Abstracts<br />

auch ohne direkte Beziehung zueinander auftreten könnten. Um dies auszuschließen kann die<br />

gewünschte Stellung der Begriffe im Kontext durch Nachbarschaftsoperatoren festgelegt werden.<br />

Nach der Eingabe von z.B. S ASYMMETRIC(W)SYNTHESIS(IW)AMINES erhält<br />

man als Antwort<br />

L3 12 ASYMMETRIC(W)SYNTHESIS(IW)AMINES<br />

) In vielen Fällen ist es sehr vorteilhaft, vor der eigentlichen Suche mit Hilfe des Expand-Befehls (EXP,<br />

E) in bestimmten alphabetisch geordneten Registern (Basic Index (BI), Author Index (AU), Chemical<br />

Name Index (CN)) das Vorhandensein der Suchbegriffe zu überprüfen und diese zu präzisieren. Die in<br />

der Expand-Liste angezeigten E-Nummern können bei der weiteren Suche wie Suchterms verwendet<br />

werden (z. B. S E2-E5).


142 B. <strong>Organisch</strong>-chemische Literatur. Protokollführung<br />

nur Publikationen, in denen der Begriff Synthesis direkt dem Wort Asymmetrie folgt und vom<br />

Suchbegriff Amines durch ein Wort getrennt ist. Der W-Operator (nW) erlaubt die Suche von<br />

Begriffen, die in einem Abstand von maximal n Worten hintereinander stehen. Analog dazu ist<br />

mit dem A-Operator (nA) die Suche von Begriffen in einer beliebigen Reihenfolge und einem<br />

maximalen Abstand von n Worten möglich. Der Link- oder L-Operator (L) dagegen begrenzt<br />

die Suche zweier Begriffe, die in beliebiger Reihenfolge angeordnet und beliebig weit voneinander<br />

entfernt sein können, auf die gleiche Informationseinheit.<br />

Ein weiteres nützliches Hilfsmittel bei der Formulierung der Suchbegriffe sind die Maskierungszeichen.<br />

Ein Fragezeichen (?) an einen Wortstamm angefügt (Rechtsmaskierung; eine<br />

entsprechende Linksmaskierung ist nicht immer möglich) kann beliebig viele Zeichen ersetzen.<br />

Der Ausdruck CATALY? könnte also zur Suche der Begriffe CATALYST, CATALYSIS oder<br />

CATALYTIC eingesetzt werden. Ein Ausrufungszeichen (!) in einem Suchbegriff kann exakt<br />

für ein Zeichen stehen (z.B. STABILUER für STABILISER oder STABILIZER), und ein<br />

Doppelkreuz (#) am Ende eines Begriffes (z. B. AMIN#) ersetzt ein oder auch kein Zeichen<br />

und berücksichtigt so die Pluralendung des Begriffes.<br />

Die Zahl der Antworten einer Online-Literatursuche kann eine Größe erreichen, die nicht<br />

mehr vernünftig auswertbar ist und daher sinnvoll reduziert werden muß. Dazu bestehen mehrere<br />

Möglichkeiten. So kann der zeitliche Umfang der Recherche eingeschränkt werden, z. B.<br />

ergibt die Eingabe von S Ll RANGE=(1990,) als Antwort IA 4715 TOCOPHEROL und<br />

erfaßt die Literatur der Liste l seit 1990. Es könnten nur Publikationen in ausgwählten Sprachen<br />

(wie Deutsch, Englisch und Französisch) gesucht (z. B. führt die Eingabe von S IA AND<br />

(GER OR ENG OR FR)/LA zu L5 mit 3514 Antworten) oder Patente ausgeschlossen werden<br />

(S L5 NOT P/DT reduziert die Zahl der Antworten von L5 auf 3132).<br />

Publikationen bestimmter Autoren sind sehr schnell durch Eingabe von S NAME, VOR-<br />

NAME bzw. INITIALEN/AU zu ermitteln. Auch hier ist es angebracht, vor der Suche mit<br />

dem Expand-Befehl im Autorenregister(AAU) die Schreibweise des Namens und die benutzten<br />

Abkürzungen des Vornamens zu prüfen und ggf. mehrere E-Nummern als Suchterme zu verwenden.<br />

Eine Verknüpfung von allgemeinen Suchbegriffen bzw. Antworten mit einem oder<br />

mehreren Autoren ist ebenfalls häufig von Interesse (z. B. S Ll AND INGOLD, K7/AU oder<br />

S FULLEREN? AND DIEDERICH, F7/AU).<br />

Durch Eingabe von DISPLAY (DIS oder D) und der Listen(L)-Nummer, der Nummer der<br />

anzuzeigenden Antworten und des Formates der anzuzeigenden Datenfelder (im CA-FiIe AN<br />

für CA-Abstract-Nummern, BIB für bibliographische Angaben und Abstract-Nummern, ABS<br />

für Abstracts und Abstract-Nummern, AU für Autoren), z. B. D Ll 1-10 BIB, ABS werden die<br />

erhaltenen Antworten auf dem Bildschirm angezeigt. Die Online-Suche kann dann in anderen<br />

Datenbanken unter Verwendung der erhaltenen L-Nummern fortgeführt oder durch den<br />

Befehl LOGOFF oder LOG Y beendet werden.<br />

6.3.1. Suche nach chemischen Verbindungen und ihrer Synthese<br />

In den Files CAS-Registry und Beilstein sind Online-Recherchen nach einer einzelnen Verbindung<br />

mit einer exakten Struktur (und damit auch einer CAS-Registernummer) unter Verwendung<br />

des chemischen Namens (oder chemischer Namensfragmente) oder der chemischen<br />

Strukturformel (s. a. Substruktur-Recherche) als Suchterm möglich. Der erste Weg ist häufig<br />

schneller und billiger, aber auch weniger zuverlässig, da er gute Kenntnisse der chemischen<br />

Nomenklatur und der Namensgebung in den Chemical Abstracts voraussetzt, die nicht immer<br />

mit den lUPAC-Regeln übereinstimmt.<br />

Vor Beginn der Online-Suche ist der Name der chemischen Verbindung so zu formulieren, wie<br />

er nach dem Expand- oder Search-Befehl eingesetzt werden soll. In Namen mit Sonderzeichen<br />

sind alle hoch- und tiefgestellten Zeichen in eine Linie mit regulären Zeichen zu setzen, kursive


B. 6. Durchführung einer Recherche 143<br />

Buchstaben wie normale zu schreiben, griechische Buchstaben auszuschreiben und in Punkte zu<br />

setzen (z. B. .ALPHA.-TOCOPHEROL), eckige Klammern durch runde auszutauschen (z. B.<br />

BICYCLO(2.2.2)OCT-2-ENE) und Begriffe, die Apostrophe enthalten, sind in Hochkommas zu<br />

setzen (z.B. W-DIISOPROPYL BENZIDINE' oder N,N!-DIISOPROPYL BENZIDINE).<br />

Das letztere ist beim Search-Befehl auch für Begriffe der FaU, die runde Klammern enthalten.<br />

Nach diesen Vorbereitungen sollte mit dem Expand-Befehl (kostenfrei) im Feld CN nachgesehen<br />

werden, ob die gesuchte Verbindung im Index vorhanden ist. 1 ) Beispielsweise ergibt die<br />

Eingabe von E BICYCLO(2.2.2)OCT-2-ENE/CN auf dem Bildschirm:<br />

=> E BICYCLO(2.2.1)OCT-2-ENE/CN<br />

El l BICYCLO(2.2.1)OCT-2-EN-2-OL, SODIUM SALT/CN<br />

E2 l BICYCLO(2.2.1)OCT-2-EN-2-YL KETONE/CN<br />

E3 l -> BICYCLO(2.2.1)OCT-2-ENE/CN<br />

E4 l BICYCLO(2.2.1)OCT-2-ENE,<br />

1,2,3,4,5,5,6,6,7,7,8,8-DODECAFLUORO-/CN<br />

Bei Fehlen einer Eintragung (E = O) oder bei mehr als einem Eintrag ist der eingegebene<br />

Name hinsichtlich Schreibweise und Vollständigkeit zu überprüfen.<br />

Danach wird mit dem Search-Befehl die eigentliche Suche gestartet, z. B. durch Eingabe von S<br />

/ BICYCLO(2.2.2)OCT-2-ENEVCN. An Stelle des Namens kann auch die erhaltene E-Nummer<br />

als Suchbegriff eingegeben werden, z. B.: SE3/CN oder SE1-E4/CN oder SE1,E3/CN.<br />

Bei komplizierten chemischen Verbindungen und den damit verbundenen Unsicherheiten<br />

bei der richtigen Namensfindung kann eine Substanz auch mit Hilfe von Namensfragmenten<br />

(CNS), die chemisch sinnvolle Bruchstücke des vollständigen Namens darstellen und maskiert<br />

sein können, gesucht werden. Diese sind im Registry-File und im Beilstein-File sowohl im<br />

Basic Index als auch im Chemical Name Segment Index (/CNS) zu finden. Es empfiehlt sich<br />

jedoch, das CNS-FeId zur Suche zu benutzen, da hier sowohl die Links- als auch die Rechtsmaskierung<br />

(bei Fragmenten mit mindestens 4 Buchstaben) möglich ist. 2 ) Die Namensfragmente<br />

können mit den verschiedensten Operatoren, z. B. (nW), (nA), (L) oder AND, miteinander<br />

oder auch mit anderen Suchbegriffen verbunden und für die Suche eingesetzt werden.<br />

Die Eingabe von S QUINOLINE(L)METHOXY(L)METHYLAMINO(L)CHLORO/CNS<br />

würde so zu Antworten führen, in denen Chinolinderivate mit mindestens einem Chloratom<br />

und einer Methoxy- und Methylamino-Gruppe beschrieben sind. Die Verknüpfung mit der<br />

Summenformel kann bei größeren Molekülen die Zahl der Antworten stark einschränken<br />

(beispielsweise: S ?ISOINDOL?/CNS AND C9H8C13NO2S/MF).<br />

Mit dem Display-Befehl ist dann wieder die Anzeige der erhaltenen Antworten in den im<br />

Registry-File bzw. Beilstein-File verfügbaren Formaten möglich. Mit den durch D RN ausgegebenen<br />

Registry-Nummern oder mit den im Registry-File erhaltenen Antwort(L)-Nummern<br />

muß danach im CA-FiIe nach weiteren Informationen zu diesen chemischen Verbindungen<br />

gesucht werden. So findet man mit S L-Nummer/P (P für preparation) oder mit der CAS-Register-Nummer<br />

(RN) und einem unmittelbar angefügten P (z. B. im Falle des a-Tocopherols: S<br />

10191-41-OP) die Literatur über die Synthese der Verbindungen. 3 )<br />

1 J Die Angabe des CN-Feldes ist erforderlich, weil sonst im Basic Index (BI) gesucht wird, der nur<br />

Namensfragmente an stelle vollständiger chemischer Namen enthält.<br />

2 ) Die Nutzung des Expand-Kommandos (E Namensfragment?/CN oder E LEFT Namensfragment/CNS)<br />

zur Vorbereitung der Suche ist auch hier vorteilhaft.<br />

3 ) Verläßliche und vollständige Informationen über einzelne chemische Verbindungen lassen sich online in<br />

den CA-Datenbanken nur mit der CAS-Registry-Nummer (RN) erhalten. Bei einfachen Verbindungen<br />

eignen sich als Quellen zum Auffinden der RN gedruckte Verzeichnisse wie der CA Chemical Substance<br />

Index, CA Index Guides, der Merck Index, das Dictionary of Organic Compounds und die zahlreichen<br />

Chemikalien-Kataloge. Für weniger gebräuchliche Verbindungen ist dieser Weg durch die beschriebene<br />

Online-Suche im CAS-Registry-File oder auch dem Beilstein-File zu ersetzen.


144 B. <strong>Organisch</strong>-chemische Literatur. Protokollführung<br />

6.3.2. Struktur-Recherchen<br />

Die Recherche über die Nomenklatur ist mühsam oder gar nicht möglich, wenn nach Verbindungen<br />

gesucht wird, die gemeinsame Strukturelemente enthalten, darüber hinaus jedoch<br />

variable Substituenten tragen. Solche Substruktursuchen sind online im CAS-Registry-File und<br />

Beilstein-File (offline auch mit der Datenbank Beilstein CrossFire) möglich. Innerhalb von<br />

Sekunden bis wenigen Minuten können die in diesen Files gespeicherten Millionen von Verbindungen<br />

nach der eingegebenen Struktur oder Substruktur durchsucht werden. Chemische<br />

Strukturen und SubStrukturen können online durch Verwendung von Zeichen-Befehlen<br />

(GRA, NODE, BOND, HCOUNTu. a.) im STRUCTURE mode des Registry-Files eingegeben<br />

werden. Die Kenntnis der Befehle und etwas Übung sind erforderlich, um besonders auch<br />

komplizierte Strukturen in einer vertretbaren Zeit im Online-Betrieb aufbauen zu können.<br />

Mit der Front-End-Software STN EXPRESS ist ein Programm verfügbar, mit dem Strukturen<br />

offline gezeichnet, anschließend gespeichert und zur gegebenen Zeit im Online-Betrieb in<br />

das Strukturfile geladen und gesucht werden können.<br />

Bevor jedoch die kostenintensiven Substruktur-Recherchen durchgeführt werden, sollte<br />

man sich entsprechende Fähigkeiten im Strukturaufbau durch Üben in einem Lernfile (L Registry,<br />

L Beilstein) aneignen.<br />

6.3.3. Recherche von chemischen Reaktionen<br />

Zur Suche nach Reaktionen eignen sich neben dem Beilstein-File (hier sind nach einer Struktursuche<br />

mit dem Display-Befehl REA Informationen über chemische Reaktionen anzeigbar)<br />

besonders die dafür konzipierten Reaktionsdatenbanken CASREACT (Zitate zu Reaktionen<br />

seit 1985) und CHEMINFORMRX (ausgewählte chemische Reaktionen aus dem Referatedienst<br />

Cneminform seit 1991). Die Reaktionen von Verbindungen werden über die entsprechenden<br />

Register-Nummern oder Strukturen gesucht. Besondere Optionen erlauben eine<br />

genaue Präzisierung und Definition der jeweiligen Reaktionszentren (atom mapping).<br />

Da die Reaktionsdatenbanken noch im Aufbau begriffen sind und somit nur die neuere<br />

Literatur erfassen, ist man für zeitlich und inhaltlich umfassende Recherchen auch noch auf<br />

die vorrangig verbindungsorientierten Datenbanken CA und Beilstein angewiesen.<br />

Die Beilstein-Datenbank erlaubt ebenso wie das Registry-File, Strukturrecherchen durch<br />

Eingabe von definierten Strukturen oder Substrukturen und die Suche nach chemischen Verbindungen<br />

mit chemischen Namen (CN), Namensfragmenten (CNS), der Summenformel<br />

(MF) und der CAS-Register-Nummer (RN). Nach dem Auffinden der chemischen Verbindung<br />

und der Anzeige der Identifikationsinformation (Eingabe von D) sollte man durch Aufruf des<br />

Feldes Availability (Eingabe von D FA) feststellen, welche Informationen verfügbar und wieviel<br />

Einträge in den einzelnen Feldern vorliegen. Diese können nun nachfolgend separat aufgerufen<br />

werden (z. B. D PRE für Präparationen, D REA für chemische Reaktionen, D MP für<br />

Schmelztemperaturen, D EAS für Elektronenabsorptionsspektren u. a.). Das für den synthetisch<br />

arbeitenden Chemiker besonders interessante Präparations(PRE)- und Reaktions<br />

(REA)-FeId hat weitere suchbare subfields, wie z.B. PRE.EDT (für Edukte), PRE.RGT (für<br />

Reagenzien, Lösungsmittel, Katalysatoren usw.), PRE.BPRO (für Nebenprodukt), REA.RP<br />

(für Reaktionspartner) oder REA.PRO (für Reaktionsprodukte), deren Anwendung zu präziseren<br />

Antworten führt. Die zahlreichen Möglichkeiten, die die Beilstein-Datenbank bietet,<br />

sind jedoch nur auszunutzen, wenn die Vielfalt der Such- und Anzeigefelder beherrscht wird.<br />

Das ist nicht ohne Training möglich.<br />

Eine vorteilhafte Alternative für die Suche von chemischen Reaktionen bietet die menügesteuerte<br />

Inhouse-Datenbank CrossFireplusReactions, die Informationen über 10 Millionen<br />

chemische Reaktionen enthält.


7. Protokollführung<br />

B. 8. Literaturhinweise 145<br />

Während der Darstellung eines Präparats trägt man alle Daten und Beobachtungen in ein<br />

Laborjournal ein, beispieslweise Größe der Ansätze, beabsichtigte oder unbeabsichtigte<br />

Abweichungen von der Versuchsanweisung, Farbveränderungen, Temperaturerhöhungen, Ausbeuten<br />

usw. Das Laborjournal soll ein fest gebundenes Heft mit fortlaufend numerierten und<br />

jeweils mit Datum versehenen Seiten sein. In das Laborjournal wird auch die Versuchsvorschrift<br />

eingetragen, falls diese nicht gedruckt vorliegt (z. B. bei den gesonderten, aus der Literatur<br />

zu entnehmenden Vorschriften oder bei den Literaturpräparaten).<br />

Nach beendetem Versuch wird aus der Versuchsanleitung und den im Laborjournal festgehaltenen<br />

Beobachtungen ein Versuchsprotokoll angefertigt, das die praktische Durchführung<br />

des Versuches beschreibt. Es soll enthalten: die Bezeichnung der dargestellten Verbindung<br />

(lUPAC-Nomenklatur, auch Trivialname), Literaturkonstanten (Siedetemperatur, Schmelztemperatur,<br />

Dichte, Brechungsindex), gefundene Konstanten, Reaktionsgleichung, Größe des<br />

Ansatzes (alle Angaben in Gramm und Mol), verwendete Apparatur, genaue Beschreibung<br />

der praktischen Durchführung der Synthese, bei durch Destillation gereinigten Substanzen Siedediagramm<br />

bzw. Siedebilanz, Ausbeute und Ausbeuteberechnung.<br />

Die Ausbeute wird in Prozent der theoretischen Ausbeute angegeben (abgekürzt: % d. Th.),<br />

die sich aus den eingesetzten Mengen und der Reaktionsgleichung errechnet. Bei nicht äquimolaren<br />

Ansätzen bezieht man auf die im Unterschuß eingesetzte Komponente. Falls in der<br />

Literatur eine Ausbeuteangabe gegeben wurde, vergleiche man mit der erhaltenen Ausbeute<br />

und versuche, eventuelle Abweichungen zu erklären.<br />

Bei der Literaturzusammenstellung für die Literaturpräparate wird man oft unter einer großen<br />

Anzahl von Verfahren zu entscheiden haben. Es macht sich daher notwendig, diese Verfahren<br />

zu ordnen und in einem übersichtlichen Schema zusammenzustellen, um das günstigste<br />

Verfahren herausfinden zu können. Bei den einzelnen Stufen werden besondere Hinweise, wie<br />

Druck- und Temperaturangaben, Ausbeute usw., vermerkt.<br />

Es ist notwendig, auch im Protokoll alle bekannten Verfahren (mit den Literaturstellen)<br />

anzuführen. Das Protokoll enthält weiter eine kurze Begründung zum ausgewählten Verfahren<br />

sowie die ausführliche Versuchsbeschreibung mit den aus dem Laborjournal entnommenen<br />

Beobachtungen. Für jede Stufe wird eine getrennte Ausbeuteberechnung durchgeführt; eine<br />

Berechnung der Gesamtausbeute (Ausbeute bezogen auf Ausgangssubstanz der ersten Stufe)<br />

folgt im Anschluß an die letzte Stufe. Schließlich diskutiere man das durchgeführte Verfahren<br />

und vergleiche die erzielten Ergebnisse mit den in der Literatur angegebenen Ausbeuten.<br />

Aus dem Protokoll über Stoffanalysen (Identifizierungen organischer Substanzen) muß klar<br />

zu entnehmen sein, daß die gefundene Substanz eindeutig charakterisiert ist. Der Weg, der zur<br />

Lösung der Analyse beschritten wurde, wird kurz beschrieben.<br />

8. Literaturhinweise<br />

Chemische Literatur<br />

MÜCKE, M.: Die chemische Literatur - ihre Erschließung und Benutzung. - Verlag Chemie, Weinheim<br />

1982.<br />

MAIZELL, R. E.: How to find chemical information. - Wiley & Sons, New York, !998.<br />

LOEWENTHAL, H. J. E.; ZASS, E.: Der clevere Organiker. - Johann Ambrosius Barth, Edition Deutscher Verlag<br />

der Wissenschaften, Leipzig, Berlin, Heidelberg 1993.<br />

PICHLER, H. R.: Online-Recherchen für Chemiker. - VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim 1986<br />

SCHULZ, H.; GEORGY, U: Von CA bis CAS online. - Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg 1994


146 B. <strong>Organisch</strong>-chemische Literatur. Protokollführung<br />

Datenbankbeschreibungen<br />

Using CAS Online. - Chemical Abstracts Service, Columbus, Ohio, 1985.<br />

REGISTRY. - STN International, Fachinformationszentrum Karlsruhe, 1988.<br />

CA, CApreviews, CAOLD. - STN International, Fachinformationszentrum Karlsruhe, 1989.<br />

BEILSTEIN, CHEMINFORMRX. - STN International, Fachinformationszentrum Karlsruhe, 1993.<br />

Focus on CASREACT. - STN International, Chemical Abstracts Service, Columbus, Ohio, 1992.<br />

Kurzanleitung zur Retrievalsprache Messenger, Version S94.1, April 1994.<br />

Detaillierte Datenbankbeschreibungen werden von den Datenbankbetreibern herausgegeben (z.B. von<br />

STN International, c/o Fachinformationszentrum Karlsruhe; WWW: http://www.fiz-karlsruhe.de).<br />

Nomenklatur<br />

IUPAC, Organic Chemistry Division, Commission on Nomenclature of Organic Chemistry: Nomenclature<br />

ofOrganic Chemistry, Section A (Hydrocarbons), B (Fundamental heterocyclic Systems), C (Characteristic<br />

groups containing carbon, hydrogen, oxygen, nitrogen, halogen, sulfur, selenium, and/or tellurium),<br />

D (Organic compounds containing elements which are not exclusively carbon, hydrogen, oxygen, nitrogen,<br />

halogen, sulfur, selenium, and tellurium), E (Stereochemistry), F (Natural products and related<br />

compounds), H (Isotopically modified compounds). - Pergamon Press, Oxford 1979.<br />

Internationale Regeln für die chemische Nomenklatur und Terminologie. Bd.l. Hrsg.: Deutscher Zentralausschuß<br />

für Chemie. - Verlag Chemie, Weinheim 1978-1990.<br />

Nomenklatur der <strong>Organisch</strong>en Chemie. Hrsg.: G. KRUSE. - VCH, Weinheim 1997.<br />

Handbuch zur Anwendung der Nomenklatur organisch-chemischer Verbindungen. Hrsg.: W. LIEBSCHER. -<br />

Akademie-Verlag, Berlin 1979.<br />

HELLWICH, K.-H.: Chemische Nomenklatur. - Govi-Verlag, Eschborn 1998.<br />

REIMLINGER, H.: Nomenklatur <strong>Organisch</strong>-Chemischer Verbindungen. - Walter de Gruyter, Berlin 1998.


C Einige allgemeine Grundlagen<br />

1. Klassifizierung organisch-chemischer Reaktionen<br />

Reaktionen lassen sich nach verschiedenen Gesichtspunkten klassifizieren:<br />

a) Eine sehr allgemeine Klassifizierung geht davon aus, daß bei chemischen Reaktionen Elektronen<br />

umgruppiert werden. Nach der Art der Umgruppierung unterscheidet man:<br />

- Elektronenübertragungsreaktionen, z. B.:<br />

R3N: + M 3 ® ^=1 R3N? + M 2 © [Cl]<br />

Dazu gehören viele Oxidations- und Reduktionsreaktionen (vgl. D.6). Außer Einelektronenübertragungen<br />

sind auch Zweielektronenübertragungen möglich.<br />

- Reaktionen unter Umgruppierungen von Bindungen<br />

• homolytische (Radikal-) Reaktionen<br />

Hierbei werden Bindungen „symmetrisch" unter Bildung von Radikalen gespalten<br />

bzw. aus Radikalen gebildet:<br />

homolytische Spaltung von Molekülen bzw. Kombination von Radikalen unter Bindungsbildung,<br />

z. B.:<br />

CI-CI ^=^ Cl- + Cl- [C.2]<br />

homolytischer (Radikal-) Austausch, z. B.:<br />

Ch + H-R CI-H + R- [C.3]<br />

• heterolytische (polare, ionische) Reaktionen<br />

Hierbei werden Bindungen „unsymmetrisch" unter Erhalt des Elektronenpaares<br />

gespalten bzw. gebildet:<br />

heterolytische Spaltung von Molekülen bzw. Kombination von elektrophilen mit<br />

nucleophilen Reagenzien:<br />

R-Cl = R® + Cl 0 [C4]<br />

heterolytischer (ionischer) Austausch:<br />

I e + R-CI ^=± I-R + Cl 0 [C.5]<br />

© 0<br />

Bl + H-A ^=== B-H + IA (Bl Base, HA Säure) [C.6]<br />

Bei der heterolytischen Bindungsbildung fungiert stets einer der Partner als Elektronenpaar-Donor<br />

(Lewis-Base, Nucleophit), der andere als Elektronenpaar-Acceptor<br />

(Lewis-Säure, Elektrophil).<br />

Bei heterolytischen Bindungsspaltungen wird die Abgangsgruppe, die das Bindungselektronenpaar<br />

übernimmt, als nucleofug, diejenige, die es zurückläßt, als elektrofug<br />

bezeichnet.


148 C. Einige allgemeine Grundlagen<br />

pericyclische Reaktionen<br />

Hierbei werden mehrere Bindungen gleichzeitig (konzertiert, synchron) über einen<br />

cyclischen Übergangszustand gebildet und gespalten, wobei weder Ionen noch Radikale<br />

entstehen.<br />

Zu dieser Klasse gehören z. B. Diels-Alder-Reaktionen (vgl. D.4.4.3) und die Cope-<br />

Umlagerung (vgl. D.9.2):<br />

,x^N<br />

b) Nach den Strukturänderungen im Substrat einer Reaktion ergibt sich eine andere Klassifizierung:<br />

- Substitutionsreaktionen, z. B.:<br />

[C.7]<br />

Ar-H + HNO3 Ar-NO2 + H2O [C.8]<br />

- Additionsreaktionen, z. B.:<br />

H2C=CH2 + Br2 BrCH2-CH2Br [C.9]<br />

- Eliminierungsreaktionen, z. B.:<br />

H3C-CH2OH H2C=CH2 + H2O [ClO]<br />

- Umlagerungen und Isomerisierungen, z. B.:<br />

/ V=N-OH | N-H [C.ll]<br />

Diese Begriffe können mit denen des unter a) genannten Systems verknüpft werden, so daß<br />

z. B. von einer homolytischen, heterolytischen oder pericyclischen Addition usw. gesprochen<br />

werden kann. Derartige Kombinationen wurden bei der Anordnung der meisten Stoffkapitel<br />

des vorliegenden Buches gewählt.<br />

c) In einer Klassifizierung nach molekular-kinetischen Gesichtspunkten wird zum Ausdruck<br />

gebracht, wie viele Moleküle am geschwindigkeitsbestimmenden Schritt einer Reaktion<br />

beteiligt sind (Molekularität einer Reaktion, vgl. C.3.). Man unterscheidet:<br />

- monomolekulare Reaktionen<br />

- bimolekulare Reaktionen<br />

- trimolekulare Reaktionen.<br />

2. Energieänderungen bei chemischen Reaktionen<br />

Chemische Reaktionen sind stets mit einer Energieumverteilung verbunden: Die innere Energie<br />

der Reaktionspartner verändert sich, und es wird Energie mit der Umgebung ausgetauscht.<br />

Bei Laborsynthesen ist es wünschenswert, Kenntnisse über die Energiebilanz zu haben, um<br />

die Reaktionsbedingungen entsprechend wählen zu können; bei chemisch-technischen Synthesen<br />

sind derartige Kenntnisse unerläßlich.<br />

Die Energieänderung im Verlauf einer einstufigen chemischen Reaktion (Elementarreaktion)<br />

entlang des energetisch günstigsten Reaktionsweges von den Ausgangsstoffen zu den Produkten<br />

(„Reaktionskoordinate") ist in Abbildung C. 12 schematisch wiedergegeben.


E<br />

bzw. H 6<br />

bzw. G®<br />

Übergangszustand<br />

Reaktanden X^ AnH 0 bzw. ARG°<br />

Reaktionskoordinate<br />

C. 2. Energieänderungen bei chemischen Reaktionen 149<br />

Produkte<br />

Abb. C. 12<br />

Energieänderung im Verlauf einer chemischen Elementarreaktion<br />

Die inneren Energien, Enthalpien und Gibbs-Energien 1 ) der Ausgangs- und Endstoffe sind<br />

unabhängig vom Reaktionsweg, sie stellen Zustandsgrößen dar, die mit Hilfe der chemischen<br />

Thermodynamik behandelt werden.<br />

Die Differenz der molaren Standard-Gibbs-Bildungsenergien (ABG^) von End- und Ausgangsstoffen<br />

ist die molare Standard-Gibbs-Reaktionsenergie ARG^:<br />

ARG^ = ABGf - A^Gf [C.13]<br />

Sie hängt unmittelbar mit der thermodynamischen Gleichgewichtskonstanten K der Reaktion<br />

zusammen:<br />

K ist um so größer, je kleiner ARG^ ist:<br />

ARG^1 (vgl. Abb. C. 12) [C.15]<br />

Ist K > l, so liegt das Reaktionsgleichgewicht auf Seiten der Endprodukte. Eine Reaktion mit<br />

K < l kann man unter Umständen durch laufende Entfernung eines Endproduktes aus dem<br />

Gleichgewicht in Richtung der Endstoffe zwingen (vgl. z. B. Veresterung D.7.1.4.1.).<br />

Die Differenz der molaren Standardbildungsenthalpien (ABH^) von End- und Ausgangsstoffen<br />

ist die molare Standardreaktionsenthalpie -<br />

ARH^ = ABH£-<<br />

Sie gibt die Reaktionswärme (Wärmetönung der Reaktion) an und bestimmt (entsprechend<br />

der van't-Hoffschen Reaktionsisobare) die Temperaturabhängigkeit der Gleichgewichtskonstanten:<br />

ZlRH 0 < O: exotherme Reaktion (Abb. C.12) [C.18]<br />

Abnahme von K bei Temperaturerhöhung<br />

JRH e >0: endotherme Reaktion [C.19]<br />

Zunahme von K bei Temperaturerhöhung<br />

Da Standardbildungsenthalpien in Tabellenwerken zu finden sind bzw. mit Hilfe von Inkrementsystemen<br />

berechnet werden können, läßt sich eine Vorstellung über die zu erwartende Wärmetönung<br />

einer Reaktion gewinnen und die Versuchsdurchführung entsprechend gestalten.<br />

) Die Gibbs-Energie wurde früher als „freie Enthalpie", im Englischen auch als „freie Energie" bezeichnet.


150 C. Einige allgemeine Grundlagen<br />

Nach dem Hessschen Wärmesatz ist ^RH° gleich der Differenz der Bindungsdissoziationsenthalpien<br />

der in der Reaktion gespaltenen und gebildeten Bindungen:<br />

Bindungen Bindungen<br />

[C.20]<br />

Anstelle der Standardbildungsenthalpien können deshalb zur Berechnung von ^RH° auch die<br />

Dissoziationsenthalpien der in die Reaktion verwickelten Bindungen verwendet werden (vgl.<br />

D.I.3.).<br />

A R(T 0 ^ und ARH^ sind über die Gibbs-Helmholtz-Gleichung verknüpft:<br />

die molare Standardreaktionsentropie, ist gleich der Differenz der molaren Standardentropien<br />

von End- und Ausgangsstoffen. Die Entropie kann als Maß für die „Unordnung"<br />

eines Systems (im Sinne von höheren Bewegungsmöglichkeiten seiner Teile) interpretiert werden:<br />

ARS^ > O: „Unordnung" nimmt beim Übergang der Ausgangsstoffe in die Endstoffe zu; [C.22]<br />

z. B. Zahl der Reaktanden < Zahl der Produkte<br />

Ringverbindung --> offenkettige Verbindung<br />

ARS^ < O: „Ordnung" nimmt zu (obige Beispiele in umgekehrter Richtung) [C.23]<br />

Nach [C.21] kann eine negative Standard-Gibbs-Reaktionsenergie (K > 1) auf einer negativen<br />

Reaktionsenthalpie (exotherme Reaktion) oder einer positiven Reaktionsentropie beruhen.<br />

K wird besonders groß ausfallen, wenn ARH^ < O und ARS^ > O sind.<br />

Die Anwendung von Gleichung [C.21] läßt sich am Beispiel der Hydrierung/Dehydrierung erläutern:<br />

\ / Katalysator \ /<br />

C=C + H2 -* H-C-C-H [C.24<br />

/ \ Katalysator / \<br />

Für die Hydrierung (Reaktion [C.24] von links nach rechts) ist AR//^ negativ (exotherme Reaktion) und<br />

ARS^ ebenfalls negativ (die Unordnung nimmt ab, da rechts nur ein Teilchen, links dagegen zwei stehen),<br />

d. h. das Entropieglied (-TARS^) wird positiv. Da es aber bei Raumtemperatur viel kleiner als ARH^ ist,<br />

erhält ARG^ nach [C.21] einen negativen Wert, d. h., das Reaktiongsgleichgewicht liegt auf Seiten der<br />

Hydrierungsprodukte. Wenn die Temperatur gesteigert wird, vergrößert sich das Entropieglied und kann<br />

schließlich ARff® überkompensieren, so daß ARG positiv wird und die Hydrierung nicht mehr ablaufen<br />

kann. Bei dieser Temperatur (ca. 200 bis 30O 0 C) erfolgt dann umgekehrt die Dehydrierung (Reaktion<br />

[C.24] von rechts nach links), die zwar endotherm, aber durch einen positiven Wert von /4RSrt.ck» d. h. durch<br />

einen negativen Wert von TARS^ charakterisiert ist.<br />

Die Gibbs-Reaktionsenergie JR(J^ sagt zwar etwas über die thermodynamische Möglichkeit<br />

einer Reaktion aus, sie gibt aber keine Auskunft darüber, mit welcher Geschwindigkeit die<br />

Reaktion tatsächlich abläuft. Vielmehr können Reaktionshemmungen vorliegen, die überwunden<br />

werden müssen, wie z. B. im freiwillig reagierenden System H2 + O2 (Knallgas), dessen<br />

Komponenten sich erst nach Zündung, dann aber explosionsartig umsetzen.<br />

Auch einer thermodynamisch möglichen Reaktion steht, wie in Abbildung C. 12 dargestellt,<br />

eine Energiebarriere entgegen, die auf dem Wege der Ausgangs- in die Endstoffe überwunden<br />

werden muß. Die Differenz der Energie (bzw. Gibbs-Energie) des dabei durchlaufenen Übergangszustandes<br />

UZ (aktivierter Komplex) und der der Ausgangsstoffe ist die Aktivierungsenergie<br />

EA (bzw. die Gibbs-Aktivierungsenergie JG*). Sie bestimmt die Geschwindigkeitskonstante<br />

k der Reaktion. Nach den Gesetzen der chemischen Kinetik gilt:<br />

k = Ae~ ** Arrhenius-Gleichung [C.25]<br />

k = kf. Q- & = Y e^e~ ^ Eyring-Gleichung [C26]


C. 2. Energieänderungen bei chemischen Reaktionen 151<br />

Danach ist k um so größer, je kleiner JG*, JH* bzw. EAi) und je größer JS* bzw. A sind.<br />

Der präexponentielle Faktor A in der Arrhenius-Gleichung bzw. die Aktivierungsentropie<br />

AS* in der Eyring-Gleichung sind ein Maß für die sterischen Anforderungen beim Übergang<br />

der Ausgangsstoffe in den Übergangszustand. A bzw. ZlS* sind um so kleiner, je höher geordnet<br />

der Übergangszustand im Verhältnis zu den Ausgangsstoffen ist (vgl. auch [C.22] und<br />

[C.23]).<br />

Aus Abbildung C. 12 läßt sich auch entnehmen, daß die Gibbs-Aktivierungsenergie (bzw.<br />

die Aktivierungsenergie) der Rückreaktion die Differenz aus der Gibbs-Aktivierungsenergie<br />

(bzw. Aktivierungsenergie) der Hinreaktion und der Gibbs-Reaktionsenergie (bzw. Reaktionsenthalpie)<br />

darstellt. Damit wird ein Zusammenhang zwischen Thermodynamik und Kinetik<br />

hergestellt, der zu folgender Beziehung führt:<br />

K = ^- [C.27]<br />

^rück<br />

Die Aktivierungsenergie kann grundsätzlich nicht kleiner werden als die Reaktionsenthalpie.<br />

Sie ist jedoch häufig um so kleiner, je stärker exotherm eine Reaktion ist, d. h. je energiereicher<br />

die Ausgangsstoffe und je energieärmer die Endprodukte sind (Abb. C.28).<br />

£ M<br />

aktivierter<br />

Reaktanden Komplex Produkte<br />

Reaktionskoordinate<br />

Energieprofile von Reaktionen<br />

unterschiedlicher Gibbs-Reaktionsenergie<br />

(bzw. Reaktionsenthalpie)<br />

(schematisch)<br />

Nach EVANS und POLANYI kann zwischen beiden eine lineare Beziehung bestehen:<br />

A= a AH* + ß [C.29]<br />

Eine analoge Beziehung besteht häufig auch zwischen der Gibbs-Reaktionsenergie und der<br />

Gibbs-Aktivierungsenergie (Lineare-Freie-Energie-(LFE)-Beziehung, vgl. C.5.2.):<br />

AG* = aA*G^ + b [C.30]<br />

Diese empirisch gefundenen Beziehungen gelten allerdings nur befriedigend innerhalb von<br />

Reihen ähnlicher Reaktionen.<br />

An Hand von Abbildung C.28 ist weiterhin erkennbar, daß ein Zusammenhang zwischen<br />

der Wärmetönung (bzw. ARG^) einer Reaktion und der Lage des Übergangszustandes auf der<br />

Reaktionskoordinate besteht (Hammond-Postulat): Der aktivierte Komplex einer exothermen<br />

Reaktion sollte „früh" auf der Reaktionskoordinate liegen und in Energie und Struktur den<br />

Reaktanden ähnlich sein. Für endotherme Reaktionen ist dagegen ein „spät" auf der Reaktionskoordinate<br />

liegender, produktähnlicher Übergangszustand wahrscheinlich. Für Abschätzungen<br />

kann man in diesem Falle die Endprodukte als Modell für den Übergangszustand verwenden<br />

und AG* ~ ARG^ setzen, so daß die Bildungsgeschwindigkeit der Reaktionsprodukte<br />

um so kleiner sein sollte, je energiereicher diese sind (vgl. D.I.3., D.2.1.1., D.5.1.2. u. a.).<br />

Mit Hilfe des Hammond-Postulates können Selektivitäts-Reaktivitäts-Beziehungen begründet<br />

werden, vgl. D. 1.3.<br />

I Zwischen EA und AH* besteht die Beziehung AH* = EA - RT.


152 C. Einige allgemeine Grundlagen<br />

3. Zum zeitlichen Ablauf organisch-chemischer Reaktionen<br />

Die Geschwindigkeit v einer chemischen Reaktion, z. B.<br />

A + B C [C.31]<br />

hängt in charakteristischer Weise von der Art und Konzentration der Reaktionspartner ab. In<br />

einfachen Fällen gelten Geschwindigkeitsgleichungen des Typs:<br />

v = k[A] a [B] b ... [C.32]<br />

k ist die Reaktionsgeschwindigkeitskonstante, deren Größe entsprechend [C.26] von den Reaktionshemmungen<br />

(AG*) bestimmt wird und die daher ein Maß für die Reaktivität von A und<br />

B ist; k hängt außerdem nach [C.25] bzw. [C.26] von der Temperatur ab.<br />

Nach einer Faustregel steigt die Geschwindigkeit vieler organisch-chemischer Reaktionen bei<br />

einer Temperaturerhöhung um 1O 0 C auf das Zwei- bis Dreifache.<br />

Die Summe der Exponenten (a + b +...), mit denen die Konzentrationen [A],[B],... im<br />

Zeitgesetz erscheinen, ist die Reaktionsordnung. Welche Reaktionspartner im Geschwindigkeitsgleichung<br />

auftreten, wird durch den Mechanismus der Reaktion bestimmt. Aus dem experimentell<br />

bestimmbaren Zeitgesetz können daher Rückschlüsse auf den Reaktionsmechanismus<br />

gezogen werden.<br />

Besonders einfach sind die Verhältnisse bei in einem Schritt verlaufenden Elementarreaktionen.<br />

Hier erscheinen die Konzentrationen aller Ausgangsstoffe im Zeitgesetz, und die Reaktionsordnung<br />

stimmt mit der Molekularität, d. h. der Zahl der an der Reaktion beteiligten<br />

Moleküle, überein. In einem solchen Fall hängt die Reaktionsgeschwindigkeit von der Konzentration<br />

aller Ausgangsstoffe ab und steigt, wenn deren Konzentration erhöht wird.<br />

3.1. Folgereaktionen<br />

Die meisten organisch-chemischen Umsetzungen verlaufen nicht in einem Reaktionsschritt,<br />

sondern in mehreren Schritten über eine Folge von Elementarreaktionen. Der Reaktionsmechanismus<br />

wird dabei durch die Art und Zahl dieser Elementarreaktionen, ihre zeitliche<br />

Folge und die auftretenden Zwischenprodukte bestimmt.<br />

Eine Reaktion nach der stöchiometrischen Gleichung [C.31] kann z. B. in zwei Schritten<br />

über ein Zwischenprodukt Z verlaufen:<br />

A ^ Z [C.33]<br />

K-1<br />

Z + B -^* C [C.34]<br />

Wie in Abbildung C.35 angedeutet, ist das Zwischenprodukt Z häufig eine energiereiche<br />

Verbindung, z. B. ein Ion oder Radikal, und daher sehr reaktionsfähig (AG^1, AG^ ki). Es wird in dem Maße, wie es entsteht, sofort wieder verbraucht und liegt nur in<br />

sehr geringer Konzentration vor (Bodenstein'sches Stationaritätsprinzip). Für die Gesamtreaktion<br />

ergibt sich dann die Geschwindigkeitsgleichung:<br />

[C.36]


a)<br />

Reaktionskoordinate<br />

Abb. C.35<br />

Energieprofile für eine Zweistufenreaktion ([C.33]/[C34])<br />

C. 3. Zum zeitlichen Ablauf organisch-chemischer Reaktionen 153<br />

b)<br />

AG2*<br />

Reaktionskoordinate<br />

Dieses komplizierte Zeitgesetz geht für zwei praktisch wichtige Sonderfälle in ein einfacheres über:<br />

a) Wenn k_i < k2[B] ist (Abb. C35a), ergibt sich aus [C36]<br />

ü = ki[A], [C.37]<br />

ein Zeitgesetz erster Ordnung, das mit dem für den ersten Reaktionsschritt [C.33] übereinstimmt. Die<br />

Bildung des Zwischenprodukts Z ist demzufolge hier der geschwindigkeitsbestimmende Schritt der<br />

Reaktion [C.31]. Im Zeitgesetz für die Gesamtreaktion erscheint nur die Konzentration der an diesem<br />

Schritt beteiligten Reaktionspartner, also nur die Konzentration von A und nicht die der an den folgenden<br />

Schritten beteiligten Stoffe (B), die Reaktionsgeschwindigkeit läßt sich also durch die Erhöhung<br />

von [B] nicht vergrößern.<br />

Charakteristische Beispiele für diesen Fall sind monomolekulare nucleophile Substitutionen (D.2.1.1.)<br />

sowie monomolekulare Eliminierungen (D.3.1.1.1.).<br />

b) Wenn andererseits k_i > k2[B] ist (Abb. C.35b), kann k2[B] im Nenner von [C.36] vernachlässigt werden,<br />

und man erhält ein Zeitgesetz zweiter Ordnung<br />

,[A][B] = JT1MA]P],<br />

[C.38]<br />

dessen Geschwindigkeitskonstante k das Produkt aus der Geschwindigkeitskonstante des zweiten Reaktionsschrittes<br />

k2 und der Gleichgewichtskonstante des diesem vorgelagerten ersten Reaktionsschrittes<br />

Ki ist. Eine große Reaktionsgeschwindigkeitskonstante k kann deshalb sowohl auf einer hohen Reaktivität<br />

(k2) als auch auf einer hohen Bildungstendenz (Konzentration) ([Z] -Ki) des Zwischenproduktes<br />

Z beruhen. Gewöhnlich haben in hoher Konzentration gebildete Zwischenstoffe eine geringe Reaktivität;<br />

großen Werten von K1 stehen kleine von k2 gegenüber und umgekehrt. Es gibt häufig ein Optimum<br />

von k bei mittleren Reaktivitäten der Zwischenprodukte.<br />

Beispiele für den Fall (b) [C.38] sind viele säure-(base-)katalysierte Reaktionen, bei denen reaktionsfähige<br />

Zwischenprodukte (Z) auftreten, die durch Protonierung (bzw. Deprotonierung) aus dem Substrat<br />

(A) in einem vorgelagerten Säure-Base-Gleichgewicht gebildet werden (z. B. D.4.I.3., D.7.1.4.<br />

u. a.).<br />

3.2. Konkurrenzreaktionen<br />

Bei organisch-chemischen Umsetzungen muß man häufig mit Nebenreaktionen (Parallel-,<br />

Konkurrenz-, Simultanreaktionen) rechnen. Eine Verbindung A reagiert also gleichzeitig z. B.<br />

mit zwei Stoffen B und C zu den Produkten D und E:<br />

A + B<br />

A + C<br />

D<br />

E<br />

[C.39]


154 C. Einige allgemeine Grundlagen<br />

Bei irreversiblen Konkurrenzreaktionen gleicher Ordnung ist das Verhältnis der Konzentrationen<br />

der gebildeten Produkte D und E während der gesamten Reaktion konstant und damit<br />

ein Maß für die relative Reaktivität der Verbindungen B und C gegenüber A (vgl. hierzu auch<br />

die Reaktivitätsreihen in D. 1.3. und D.2.2):<br />

M.<br />

[E\<br />

Es ist nicht notwendig, daß B und C unterschiedliche Verbindungen darstellen, es kann sich<br />

auch um zwei verschiedene Positionen innerhalb desselben Moleküls handeln, die zur Reaktion<br />

mit A befähigt sind. Substanzen mit derartigen Eigenschaften bezeichnet man als ambifunktionell<br />

oder ambident (vgl. Abb. C.80, Kap. D.2.3., D.5.I.2., D.7.2.1.10., D.7.4.2.I.).<br />

Kompliziertere Verhältnisse liegen vor, wenn eine oder mehrere Konkurrenzreaktionen<br />

umkehrbar sind. Ein Stoff A reagiere z. B. reversibel zu B und außerdem nicht umkehrbar zu C:<br />

C -±- A ^ B [CAl]<br />

K-1<br />

Es gelte ki > k_i > k2.<br />

Von den Konkurrenzprodukten sei C das thermodynamisch stabilere. Kurze Zeit nach<br />

Beginn der Reaktion wird sich infolge des hohen Werts von ki bzw. der günstigen Gleichgewichtslage<br />

der Reaktion A ^ B (K = ki/k_i) eine relativ große Menge B gebildet haben,<br />

während von C infolge der kleinen Geschwindigkeitskonstante k2 nur wenig entstanden ist.<br />

Bricht man die Reaktion zu diesem Zeitpunkt ab, läßt sich B als bevorzugtes Produkt isolieren.<br />

Man spricht in diesem Falle von kinetischer Kontrolle der Reaktion. Läßt man die Reaktion<br />

dagegen weiterlaufen, so wird das Produkt A dem Gleichgewicht A ^ B in der langsamen<br />

Konkurrenzreaktion zu C (k2) entzogen. Entsprechend der Gleichgewichtslage muß deshalb<br />

weiteres B in A übergehen, das zu C reagiert, so daß schließlich die gesamte Menge B in das<br />

thermodynamisch stabilere C umgewandelt wird. C läßt sich deswegen als hauptsächliches<br />

Reaktionsprodukt isolieren, wenn man die Reaktion bis zum Ende führt. Man spricht in diesem<br />

Falle von einem „thermodynamisch kontrollierten Reaktionsprodukt". Beispiele hierfür<br />

sind die Sulfonierung von Naphthalen, vgl. [5.21], und die Friedel-Crafts-Alkylierung, vgl.<br />

D.5.1.7.<br />

Da Konkurrenzreaktionen normalerweise nicht die gleichen Aktivierungsenergien haben,<br />

sprechen ihre Reaktionsgeschwindigkeiten auf eine Änderung der Reaktionstemperatur unterschiedlich<br />

an (vgl. [C.25]). Reaktionen mit hohen Aktivierungsenergien werden bei Temperaturerhöhung<br />

stärker beschleunigt als solche mit niedrigeren.<br />

Auch die Lage von Gleichgewichten von Konkurrenzreaktionen wird durch Temperaturänderungen<br />

unterschiedlich beeinflußt.<br />

3.3. Einfluß von Lösungsmitteln auf die Reaktivität<br />

Da die Solvatation auf Coulomb-, Dispersions-, Pol/Dipol-Kräftetv und spezifischen chemischen<br />

Wechselwirkungen (z. B. Wasserstoffbrücken, Elektronenpaardonator-Acceptor-Wechselwirkungen)<br />

beruht, hängen ihre Art und Intensität sowohl von den Eigenschaften der gelösten<br />

Teilchen als auch von denen des Lösungsmittels ab.<br />

Durch Solvatation wird die Energie von Verbindungen und Übergangszuständen (vgl. Abb.<br />

C.12) in Lösungen gegenüber der im Gaszustand z. T. drastisch erniedrigt. Das Solvatationsvermögen<br />

der Lösungsmittel kann dadurch die Geschwindigkeit und auch die Gleichgewichtslage<br />

von Reaktionen beeinflussen. Deshalb kommt der Kenntnis des Solvatationsvermögens<br />

der Lösungsmittel für die gezielte Auswahl geeigneter Reaktionsmedien große Bedeutung zu.


C. 3. Zum zeitlichen Ablauf organisch-chemischer Reaktionen 155<br />

Ein grobes Maß für die Solvatationseigenschaften von Lösungsmitteln ist z. B. die Dielektrizitätskonstante<br />

(e), die im wesentlichen die elektrostatischen Wechselwirkungen mit Ionen und<br />

polaren Substanzen bestimmt. Je höher die Dielektrizitätskonstante, um so polarer ist in erster<br />

Näherung ein Lösungsmittel und desto größer ist sein Solvatationsvermögen gegenüber geladenen<br />

oder polaren Stoffen. Die Dielektrizitätskonstante ist jedoch eine makroskopische<br />

Größe und beschreibt deshalb die spezifischen Wechselwirkungen zwischen Lösungsmittel und<br />

gelösten Stoff im molekularen Bereich nicht zutreffend. Es gibt deshalb eine Reihe von Versuchen,<br />

den Lösungsmitteleinfluß auf bestimmte Reaktionstypen durch empirische Parameter<br />

(z. B. £T-Werte, vgl. A.3.5.1.) in Ein- und Mehrparametergleichungen zu erfassen. Sie stellen<br />

Anwendungen der linearen Beziehung zwischen Gibbs-Energien (freien Enthalpien) dar (zu<br />

LFE-Beziehungen vgl. [C30] und C.5.2.).<br />

Man unterscheidet die folgenden Gruppen von Lösungsmitteln:<br />

- unpolare und schwach polare Lösungsmittel<br />

Zu dieser Gruppe gehören Kohlenwasserstoffe (s = 2) und Ether, wie z. B. Dioxan (e = 2,2),<br />

Diethylether (e = 4,2), Tetrahydrofuran (s = 7,4). Die Ether besitzen nucleophile Eigenschaften.<br />

- polare protonische Lösungsmittel<br />

Diese Gruppe umfaßt solche wichtigen Lösungsmittel wie Wasser (s = 78), Alkohole, Carbonsäuren,<br />

Ammoniak und Formamid (s = 109). Infolge ihrer hohen Dielektrizitätskonstante<br />

wirken sie dissoziierend auf lonenpaare und Salze. Außerdem können sie durch ihre<br />

freien Elektronenpaare Stoffe mit Elektronenunterschußzentren (z. B. Kationen) nucleophil<br />

und durch ihre aciden Wasserstoffatome Elektronenüberschußzentren (z. B. Anionen)<br />

elektrophil durch Solvatation stabilisieren. Diese Eigenschaften kommen bereits darin zum<br />

Ausdruck, daß diese Lösungsmittel normalerweise assoziiert vorliegen.<br />

Die Tendenz zur Wasserstoffbrückenbildung steigt mit der Säurestärke des Lösungsmittels<br />

an und ist daher z. B. bei der Ameisensäure besonders ausgeprägt.<br />

- polare aprotonische Lösungsmittel<br />

In diese Gruppe nucleophiler Lösungsmittel gehören: Aceton (s = 20), Acetonitril (e = 37),<br />

Nitromethan (e = 37), Dimethylsulfoxid (s = 47), Tetrahydrothiophen-l,l-dioxid (SuIfolan,<br />

£ = 44), Dimethylformamid (E = 37), Hexamethylphosphorsäuretriamid (s = 30), Tetramethylharnstoff<br />

(s = 23), tyAf'-Dirnethyl-propylenharnstoff (DMPU), Ethylen- und Propylencarbonat<br />

(s - 65), Diether des Ethylenglycols u. a.<br />

Da diese Verbindungen keine ausreichend aciden Wasserstoffatome besitzen, können<br />

Anionen nicht durch Wasserstoffbrückenbindungen, sondern nur durch die wesentlich<br />

schwächeren Dispersionskräfte solvatisiert werden. Vertreter mit einem s > 30 wirken auf<br />

lonenpaare und Salze dissoziierend.<br />

3.4. Katalyse<br />

Viele Reaktionen lassen sich beschleunigen, indem man einen Katalysator zusetzt. Der Katalysator<br />

reagiert mit einem Ausgangsstoff unter Bildung eines reaktiven Zwischenprodukts, das<br />

sich unter Rückbildung des Katalysators zu den Produkten umsetzt. Dadurch wird ein neuer<br />

Reaktionsweg zum Endprodukt eröffnet, der eine niedrigere Aktivierungsenergie benötigt als<br />

die nicht katalysierte Reaktion.<br />

Die energetischen Beziehungen zwischen den Ausgangs- und Endstoffen bleiben dabei<br />

unverändert, so daß ein Katalysator keinerlei Einfluß auf die Lage eines Gleichgewichts hat; er<br />

beschleunigt Hin- und Rückreaktion gleichermaßen.


156 C. Einige allgemeine Grundlagen<br />

Wir betrachten die durch H^Ionen katalysierte Enolisierung eines Methylketons:<br />

O k ^ OH OH<br />

// ß} KI © / /(9 / ff)<br />

H3C-C + H u ^==: H3C-Cx —^ H2C=C + H [C.42]<br />

R *- 1 R R<br />

Mit Hilfe des Bodenstein-Prinzips erhält man das Zeitgesetz [C43a]:<br />

i- = *"^H" ' = *[H®][Keton] = Jf[Keton] [C.43]<br />

k-2 ^-<br />

(a) (b) (c)<br />

Da der Katalysator H® in der Reaktion nicht verbraucht wird, bleibt seine Konzentration konstant, und man<br />

erhält bei der experimentellen Bestimmung das Zeitgesetz [C43c] mit einer Reaktionsgeschwindigkeitskonstante<br />

K = k [H®]. Wird die H®-Konzentration erhöht, so steigt auch der Wert von k? und damit die Reaktionsgeschwindigkeit.<br />

Division von k? durch die H®-Konzentration liefert k des Geschwindigkeitsgesetzes (b).<br />

Ein Katalysator ist demnach ein Stoff, der in die Geschwindigkeitsgleichung, nicht aber in<br />

die stöchiometrische Gleichung der Reaktion eingeht.<br />

Beispiele für säure- und base-katalysierte Reaktionen finden sich im Kapitel D.7., für die<br />

Katalyse durch Lewis-Säuren in D.2.2.I., D.5.I.5., D.5.1.7. u. a., für die Katalyse durch Übergangsmetallkomplexe<br />

in D.4.5.<br />

Bei heterogen katalysierten Reaktionen, in denen ein Feststoff als Katalysator eingesetzt<br />

wird, werden die Zwischenstoffe durch Chemisorption der Reaktanden auf der Katalysatoroberfläche<br />

gebildet. Hier kommen zu den chemisch-kinetischen Vorgängen die Transportvorgänge<br />

der Andiffusion der Ausgangsstoffe an den Katalysator und der Abdiffusion der Reaktionsprodukte<br />

vom Katalysator hinzu, so daß sich häufig recht komplizierte Geschwindigkeitsgleichungen<br />

ergeben. Beispiele für heterogen katalysierte Reaktionen vgl. D.4.5.2. und D.6.3.2.<br />

Transportvorgänge spielen auch bei der in D.2.4.2. näher beschriebenen Phasentransferkatalyse<br />

eine Rolle.<br />

4. Säure-Base-Reaktionen<br />

Säure-Base-Reaktionen sind typische Gleichgewichtsreaktionen. Da sehr viele organischchemische<br />

Umsetzungen heterolytisch, d. h. als Säure-Base-Reaktionen verlaufen (vgl. C.I.),<br />

hat ihre quantitative Erfassung allgemeine Bedeutung für das Problem der Reaktivität in der<br />

organischen Chemie. Nach BRÖNSTED sind Verbindungen, die Protonen abzugeben vermögen,<br />

Säuren (Protonendonatoren) und Stoffe, die Protonen aufnehmen können, Basen (Protonenacceptoren):<br />

A-H ^== A 0 + H @<br />

Säure Base + Proton<br />

Die protonierte Base (A-H) wird auch als konjugierte Säure der^ase (A e ) bezeichnet.<br />

[C.44a]<br />

Der Säure-Base-Charakter ist nicht an einen bestimmten Ladungszustand des Moleküls gebunden (man<br />

vergleiche die Säuren H-Cl, H-NH®, HSO®).<br />

Die Reaktion zwischen einer Brönsted-Säure und einer Brönsted-Base besteht in der Übertragung<br />

eines Protons von der Säure auf die Base:<br />

A-H + B ^==^ A 0 + H-B®<br />

Säure 1 Base 2 Base 1 Säure 2<br />

[C.44b]


C. 4. Säure-Base-Reaktionen 157<br />

Aus der Gleichung ergibt sich, daß Acidität und Basizität stets miteinander korrespondieren,<br />

also nicht voneinander losgelöst vorhanden sein können. Acidität und Basizität sind relative<br />

Größen, die vom jeweiligen Reaktionspartner und vom Reaktionsmedium abhängen.<br />

In der wäßrigen Lösung einer Säure fungiert Wasser als Base:<br />

A-H + H2O ^=^ A 0 + H3O 0 [C.44c]<br />

Die mit der Wasserkonzentration multiplizierte Gleichgewichtskonstante dieser Reaktion, die<br />

konventionelle Aciditätskonstante Ks<br />

v _ [H*][A C ]<br />

ist ein Maß für die Acidität einer Brönsted-Säure in wäßriger Lösung. Ihr negativer dekadischer<br />

Logarithmus wird in Analogie zum pH-Wert als pKs-Wert bezeichnet („Dissoziationsexponent"):<br />

= P*S [C.46]<br />

Er ist um so kleiner, je stärker sauer die Verbindung A-H ist.<br />

In der wäßrigen Lösung einer Base B fungiert das Wasser als Säure:<br />

B + H2O ^^ HB 0 + OH 0 [C.47]<br />

Als Maß für die Basizität dient analog der pKB-Wert, der negative dekadische Logarithmus<br />

der konventionellen Basizitätskonstanten KB der Base.<br />

Die Acidität von HB®, der korrespondierenden Säure der Base B, läßt sich durch dessen<br />

pKs-Wert PKB erfassen:<br />

HB® + H2O ^== B + H30® [C.48]<br />

Da in wäßriger Lösung Acidität und Basizität eines korrespondierenden Säure-Base-Paares<br />

über das lonenprodukt des Wasser (Kw = 10-n l 2 -mol- 2 bei 25 0 C) verknüpft sind, gilt:<br />

PKB + PKHB® - 14 bzw. PKHA+ P^A 0 = 14 [C.49]<br />

Zur besseren Vergleichbarkeit gibt man auch bei Basen häufig den Dissoziationsexponenten<br />

in der pKs-Skala an, man benutzt also den Säure-Dissoziationsexponenten der korrespondierenden<br />

Säure PKHB® als Maß für die Stärke der Base B.<br />

Die korrespondierende Säure einer Base ist um so schwächer, d. h. der pKHB®-Wert um so<br />

größer, je stärker die Base ist.<br />

Eine Auswahl von pKs-Werten ist in Tabelle C.50 zusammengestellt. Die Werte lassen<br />

erkennen, daß Acidität und Basizität empfindlich von den Substituenten im Molekül abhängen.<br />

pKs-Werte werden deshalb auch herangezogen, um Substituenteneffekte quantitativ zu<br />

charakterisieren (vgl. C.5.2.).<br />

Da die Energie der an einer Säure-Base-Reaktion beteiligten Ionen sehr von ihrer Solvatation<br />

abhängt, sind Acidität und Basizität stark lösungsmittelabhängig. In aprotonischen<br />

Medien sind z. B. Anionen sehr viel schwächer solvatisiert als in protonischen Lösungsmitteln,<br />

die zu Wasserstoffbrückenbindungen mit Anionen befähigt sind (s. C.3.3.). Darauf beruht die<br />

enorme Zunahme der Basizität (und Nucleophilie) von Anionen beim Übergang von Wasser<br />

in aprotonische Lösungsmittel.<br />

Man vergleiche die großen Unterschiede der pKs-Werte von Halogenwasserstoffen, Carbonsäuren, Phenolen<br />

und Alkoholen in Wasser und DMSO. Zum Beispiel haben Carboxylationen in Wasser eine um<br />

6 p/C-Einheiten geringere Basizität als aliphatische Amine, in DMSO dagegen sind sie basischer als diese!


158 C. Einige allgemeine Grundlagen<br />

Tabelle C.50<br />

PK5-Werte (in Wasser und Dimethylsulfoxid, 25 0 C)<br />

Säure<br />

H3C-H<br />

CH3CH2-H<br />

C6H5CH2-H<br />

H2C=CHCH2-H<br />

H2C=CH-H<br />

O- \=/<br />

HC=C-H<br />

N-CCH2-H<br />

CH3COCH2-H<br />

N=C-H<br />

HO-H<br />

CH3O-H<br />

C6H5O-H<br />

CH3COO-H<br />

C6H5COO-H<br />

e<br />

H2O-H<br />

©<br />

CH3OH-H<br />

©<br />

(CHs)2O-H<br />

CH3C(O-H)I<br />

©<br />

(CHa)2C=O-H<br />

Wasser<br />

«50<br />

«50<br />

«40<br />

«40<br />

«40<br />

«40<br />

«25<br />

=25<br />

20<br />

9,2<br />

15,74<br />

16<br />

10,0<br />

4,76<br />

4,21<br />

-1,74<br />

-2,2<br />

-3,8<br />

-6<br />

-1<br />

DMSO<br />

56<br />

43<br />

44<br />

31,3<br />

26,5<br />

12,9<br />

31,2<br />

29,0<br />

18,0<br />

12,3<br />

11,1<br />

Säure<br />

H2N-H<br />

CH3NH-H<br />

C6H5NH-H<br />

CH3CONH-H<br />

C2H5NH2-H<br />

(C2Hg)3N-H<br />

©<br />

H3N-H<br />

C6H5(NH2-H<br />

©<br />

CH3CONH2-H<br />

©<br />

CH3C=N-H<br />

HS-H<br />

C2H5S-H<br />

C6H5S-H<br />

(CH3)J-H<br />

0<br />

CH3SH-H<br />

F-H<br />

CI-H<br />

Br-H<br />

I-H<br />

Wasser<br />

35<br />

35<br />

25<br />

17<br />

10,6<br />

9,76<br />

9,24<br />

4,6<br />

-1<br />

-10<br />

7,00<br />

10,6<br />

-5<br />

-7<br />

-7<br />

-9<br />

-10<br />

6,5<br />

3,2<br />

DMSO<br />

Für viele organische Reaktionen ist es wichtig, daß amphotere Verbindungen, wie HO-H,<br />

RO-H, RCOO-H, je nach dem Reaktionspartner sowohl als Säuren wie als Basen reagieren<br />

können, so daß sie durch zwei pKs-Werte, PKHA bzw. PKHB®» charakterisiert sind, z. B.:<br />

CH3CH2OH2<br />

CH3CH2OH<br />

©<br />

H2O ^==: CH3CH2OH + H3O<br />

H2O ^== CH3CH2QI 0 + H3O 0<br />

= 2.2<br />

PKHA = 18<br />

41<br />

30,6<br />

25,5<br />

11,0<br />

9,0<br />

10,5<br />

3,6<br />

10,3<br />

15<br />

1,8<br />

0,9<br />

[C.51]<br />

[C52]<br />

Die protonierte Form der Alkohole [C.51] hat u. a. Bedeutung bei der durch Mineralsäuren<br />

katalysierten Bildung von Ethern (s. D.2.5.2.), der Veresterung durch anorganische Säuren<br />

(s. D.2.5.1.) und der sauer katalysierten Olefinbildung (s. D.3.I.4.). Die protonierte Form von<br />

Carbonsäuren R-C(OH)^ ist bei der Esterbildung mit Alkoholen wichtig (vgl. [7.39]).<br />

Man beachte, welch außerordentlich starke Säuren durch die Protonierung von Carbonylund<br />

Carboxylgruppen zustande kommen (vgl. Tab. C.50)!<br />

Nach der Definition von LEWIS bezeichnet man Verbindungen, die infolge einer unvollständig<br />

besetzten äußeren Elektronenschale als Elektronenpaar-Acceptoren fungieren, als Lewis-


C. 5. Einflüsse von Substituenten auf die Elektronendichteverteilung 159<br />

Säuren, während Lewis-Basen Verbindungen mit n- oder rr-Elektronen sind, die als Elektronenpaar-Donatoren<br />

wirken, z. B.:<br />

Lewis-Säuren<br />

H®, R3C 0 , BF3, AICI3, R2CI (Carbene), R-HaI, R2C=O (am C=) [C.53]<br />

Lewis-Basen<br />

Anionen, INR3, R-Q-R, R2C=CR2, Aromaten, R2C=Q (am =O) [C.54]<br />

Die Säure-Base-Definitionen von BRÖNSTED und LEWIS decken sich nicht. Man mache sich<br />

das an den Beispielen [C.53] und [C.54] klar.<br />

Bei polaren Reaktionen sind die elektrophilen Reaktionspartner Lewis-Säuren, die nucleophilen<br />

Lewis-Basen. Ihre Reaktivität geht häufig ihrer Lewis-Acidität bzw. -Basizität parallel.<br />

Als Maße für die nudeophile Reaktivität (Nudeophilie) von Reagenzien werden die Geschwindigkeitskonstanten<br />

ihrer Reaktionen mit einem bestimmten elektrophilen Substrat verwendet.<br />

Analog dienen als Maße für die Elektrophilie die Geschwindigkeitskonstanten der Reaktionen<br />

elektrophiler Reagenzien mit einem bestimmten Nucleophil. Nucleophilie und Elektrophilie<br />

sind also (im Gegensatz zu Acidität und Basizität) kinetisch definiert. Es handelt sich um relative<br />

Größen, die vom Reaktionspartner und vom Reaktionsmedium abhängen. Gegenüber verschiedenen<br />

elektrophilen (nucleophilen) Reaktionspartnern und in verschiedenen Lösungsmitteln<br />

gelten meist auch unterschiedliche Reihenfolgen und Abstufungen der Nucleophilie<br />

(Elektrophilie) von Reagenzien; vgl. hierzu nucleophile Substitutionen, D.2.2.2.<br />

Die Stärke und Reaktivität von Lewis-Säuren (Elektrophilen) und -Basen (Nucleophilen)<br />

hängen wesentlich davon ab, ob sie „hart" oder „weich" sind.<br />

Harte Lewis-Säuren reagieren bevorzugt mit harten Basen und weiche Säuren bevorzugt mit<br />

weichen Basen (HSAB-Konzept 1 ) nach PEARSON: vgl. hierzu auch C.6.).<br />

Die Härte einer Lewis-Säure oder -Base nimmt mit steigender Ladungsdichte und abnehmender<br />

Polarisierbarkeit zu, die Weichheit umgekehrt mit abnehmender Ladungsdichte und<br />

steigender Polarisierbarkeit. 0<br />

Demnach sind harte Säuren z. B. H 0 , BF3, AlCl3, SO3, RC=O, harte Basen z. B. H2O, HO 0 ,<br />

F 0 , CH3COO 0 , ROH, NH3.<br />

Zu den weichen Lewis-Säuren gehören vor allem Übergangsmetallionen in niedrigen<br />

Ladungsstufen, Radikale (z. B. Cl*, Br*, RO*, R*) und Carbene; zu den weichen Basen R2S,<br />

RSH, R3P, I e , SCN 0 , CN e , Olefine, Aromaten, H e und R e .<br />

5. Einflüsse von Substituenten auf die Elektronendichteverteilung<br />

und die Reaktivität organischer Moleküle<br />

5.1. Polare Effekte von Substituenten<br />

Polare Substituenten verändern auf Grund ihres Elektronendonator- bzw. -acceptorvermögens<br />

die Elektronendichteverteilung (Ladungsverteilung) in organischen Molekülen. Sie beeinflussen<br />

daher deren Reaktionsverhalten.<br />

Elektronenacceptorsubstituenten (X) erniedrigen im Vergleich zu X = H die Elektronendichte<br />

am Reaktionszentrum (Z) einer Verbindung. Sie begünstigen den Angriff eines nucleophilen<br />

Reagens (|Nu) und hemmen den eines elektrophilen Partners (E):<br />

1 J Hard and Soft Acids and Bases


160 C. Einige allgemeine Grundlagen<br />

X-R^Z -MNu X-R-Zr + E<br />

erhöhte Reaktivität erniedrigte Reaktivität<br />

[C.55]<br />

Elektronendonatorsubstituenten (Y) dagegen erhöhen die Elektronendichte am Reaktionszentrum<br />

verglichen mit Y = H. Sie erniedrigen die Reaktivität der Verbindung gegenüber<br />

nucleophilen Reagenzien und erhöhen sie gegenüber Elektrophilen:<br />

Y- 1 R-Y^INu Y- 1 R-ZI^E<br />

erniedrigte Reaktivität erhöhte Reaktivität<br />

[C.56]<br />

Die Kenntnis der polaren Substituenteneffekte gestattet somit, die Reaktivität organischer<br />

Verbindungen abzuschätzen.<br />

Induktionseffekt<br />

Der Induktions- (oder Feld-)effekt beruht im wesentlichen auf der elektrostatischen Anziehung<br />

oder Abstoßung zwischen Substituent und Molekülrest. Er gehorcht dem Coulomb-<br />

Gesetz und klingt demzufolge bereits nach kurzer Entfernung vom Substituenten (Kette von<br />

mehr als drei C-Atomen) ab.<br />

Zur Klassifizierung ordnet man einem Substituenten einen -!-Effekt zu, wenn er bei Bindung<br />

an ein Kohlenstoffatom die Bindungselektronen stärker anzieht als ein Wasserstoffatom.<br />

Das Umgekehrte gilt für den +!-Effekt.<br />

Der !-Effekt nimmt mit steigender Elektronegativität (Positivität) und Ladung der Substituenten<br />

zu. Der -!-Effekt ist um so größer, je weiter rechts und je weiter oben das Zentralatom<br />

eines Substituenten im Periodensystem steht. Ungesättigte Gruppen üben ohne Ausnahme<br />

einen -!-Effekt aus, der mit zunehmendem s-Charakter der Hybridorbitale ansteigt (Doppelbindung<br />

< Dreifachbindung).<br />

Relative Größe und Richtung des Induktionseffekts verschiedener Substituenten sind im<br />

folgenden zusammengestellt:<br />

-I: -NR2 < -OR < -F -I < -Br < -Cl < -F<br />

-NR3 < -OR2<br />

-NR2 < =NR < =N<br />

-CR-CR2 < -J~\ < -C=CR [C.57]<br />

-H: -Ql 0 < -S-R<br />

Auch den Alkylgruppen wurde lange Zeit ein +!-Effekt zugeschrieben. Dieser ist aber nur<br />

sehr klein, annähern gleich null. Alkylgruppen sind jedoch auf Grund ihrer Polarisierbarkeit<br />

befähigt, sowohl benachbarte positive als auch negative Ladungen zu stabilisieren. Dieser<br />

Polarisierbarkeitseffekt steigt mit der Größe der Substituenten in der Reihe an:<br />

CH3 CH3<br />

-CH3 < -CH2-CH3 < -CH < -C-CH3 [C.58]<br />

CH3<br />

CH3<br />

Als Maß für Größe und Richtung des Induktionseffektes eines Substituenten kann man die<br />

induktive Substituentenkonstante a\ heranziehen, vgl. Tab. C.74. (Man beachte, daß die Vorzeichengebung<br />

umgekehrt wie bei den Substituentenkonstanten ist!)


C 5. Einflüsse von Substituenten auf die Elektronendichte Verteilung 161<br />

Der Induktionseffekt ist sowohl in gesättigten als auch ungesättigten Verbindungen wirksam.<br />

In gesättigten Molekülen ist er der allein wirkende polare Effekt eines Substituenten.<br />

Mesomeriee/jfekt<br />

Neben dem Induktionseffekt üben Substituenten einen Mesomerieeffekt aus, wenn sie an ein<br />

ungesättigtes System oder ein Atom mit einsamen Elektronenpaar gebunden sind und mit diesem<br />

in Konjugation treten können.<br />

Als Konjugation wird nach dem quantenchemischen Modell die Überlappung eines doppelt-,<br />

einfach- oder unbesetzten p-Orbitals des Substituenten mit dem Ti-MO einer benachbarten<br />

Doppelbindung aufgefaßt. Auf diese Weise ist eine Delokalisation der rc-Elektronen möglich,<br />

und es ergeben sich charakteristische Änderungen gegenüber nicht konjugierten Verbindungen,<br />

wie ein geringerer Energieinhalt (Stabilisierung), eine Verkürzung der (formalen) Einfachbindungslängen<br />

und eine modifizierte Ladungsverteilung. Die Elektronenverteilung in<br />

konjugierten Verbindungen läßt sich deshalb nicht mehr durch eine einzige Strukturformel<br />

erfassen. Man beschreibt den tatsächlichen Zustand eingrenzend durch mehrere Grenzformeln,<br />

die sich eng an die klassischen Strukturformeln anlehnen, z. B.:<br />

_ © _ß 8+ 8~<br />

H3C-CH=CH-CH=Q - H3C-CH-CH=CH-QI = H3C-CH=CH=CH=O [C.59]<br />

H2N-CH=Q H2N=CH-QI 0 = H2N =CH=O [C.60]<br />

H2C=CH-Sl - H2C-CH=CI 0 = H2C =CH=CI [C.61]<br />

Die Grenzformeln sind lediglich Schreibhilfen; sie haben keine physikalische Realität. Deshalb darf der<br />

Doppelpfeil keinesfalls mit dem Symbol ^± für Gleichgewichte verwechselt werden. Die reale Elektronendichteverteilung<br />

ergibt sich ungefähr durch die Überlagerung der Grenzformeln und kann durch die jeweils<br />

rechts stehenden Formeln in [C.59] bis [C.61] ausgedrückt werden. Solche Formeln haben allerdings den<br />

Nachteil, daß sie die Zahl der delokalisierten Elektronen nicht erkennen lassen.<br />

Die Erscheinung, daß die tatsächliche Struktur eines Moleküls zwischen den zu ihrer<br />

Beschreibung benutzten (fiktiven) Grenzformeln liegt, wird als Mesomerie („zwischen den Teilen")<br />

bezeichnet. Der Mesomerie-Effekt eines Substituenten erhält jeweils das Vorzeichen, das<br />

die Ladung der betrachteten Gruppe annimmt. 1 ) Zum Beispiel besitzt in [C.59] und [C.60] die<br />

C=O-Gruppe einen -M- und in [C.61] das Cl-Atom einen +M-Effekt.<br />

Der +M-Effekt ist um so größer, je weiter links der Substituent innerhalb einer Periode des<br />

Periodensystems steht und je höher seine (negative) Ladung ist. Das Umgekehrte gilt für den<br />

-M-Effekt. Über einige Abstufungen unterrichtet die nachfolgende Zusammenstellung:<br />

l Die Vorzeichengebung ist umgekehrt wie bei den Substituentenkonstanten er, vgl. C.5.2.


162 C. Einige allgemeine Grundlagen<br />

+M: -F) < -QR < -NR2<br />

-Il < -BrI < -CII < -FP [C.62]<br />

-QR < -Ql 0<br />

_ ©<br />

-M: =NR < =NR2<br />

=CR2 < =NR < =0 [C.63]<br />

=CR < =NI<br />

*) Diese Reihenfolge beruht darauf, daß sich die für eine Konjugation in Frage kommenden Elektronen<br />

beim Kohlenstoffatom in einem 2p-Orbital (bzw. dem entsprechenden Hybrid-Orbital) befinden und<br />

ebenso im Fluoratom. Die entsprechenden Orbitale des Chlor-, Brom- und lodatoms sind dagegen vom<br />

Typ 3p, 4p und 5p, wodurch die räumlichen Verhältnisse für die Überlappung mit dem Kohlenstoff-2p-<br />

Orbital ungünstiger werden.<br />

In geringerem Ausmaß sind auch die a-Elektronen gesättigter Reste in der Lage, mit<br />

Ti-Elektronensystemen in Konjugation zu treten (Hyperkonjugatiori). Darauf beruhen die kleinen<br />

+M-Effekte von Alkylgruppen.<br />

Mesomeriefähige Gruppen üben stets noch einen Induktionseffekt aus, der dem Mesomerieeffekt<br />

gleichgerichtet oder entgegengerichtet sein kann. Beim Cl überwiegt der -I- den +M-<br />

Effekt, so daß Cl (an einen ungesättigten Rest gebunden) insgesamt ein Elektronenacceptor<br />

ist; im Gegensatz dazu gilt für NR2: -I < +M, und NR2 besitzt insgesamt Donoreigenschaften.<br />

Da die Größe vor allem des M-Effekts stark vom übrigen Molekülteil abhängt (vgl. hierzu die<br />

elektrophile Zweitsubstitution am Aromaten, D.5.I.2.), ist die Abschätzung des summarischen<br />

Effekts nicht immer leicht. In dieser Hinsicht sind die Hammett-Substituentenkonstanten (vgl.<br />

Tab. C.74) wertvoll, die die gemeinsame Wirkung des induktiven und mesomeren Effekts eines<br />

an einen Benzenring gebundenen Substituenten wiedergeben.<br />

Durch geeignete Zerlegung dieser summarischen Substituentenkonstante läßt sich ein quantitatives<br />

Maß für den Mesomerieeffekt in Form der Konstante


C. 5. Einflüsse von Substituenten auf die Elektronendichte Verteilung 163<br />

H<br />

R2N-CH=C [C.66]<br />

Ar<br />

und die chemische Verschiebung des zur Carboxylgruppe vinylogen Protons Jm 1 H-NMR-SpCktrum<br />

der Crotonsäure (vgl. Abb. E.38).<br />

5.2. Quantitative Behandlung von polaren Substituenteneffekten.<br />

Hammett-Gleichung<br />

Empirisch wurde gefunden, daß polare Substituenten in der gleichen Reihenfolge, wie sie die Acidität von<br />

Säuren und die Basizität von Basen verändern, auch die Reaktivität organischer Verbindungen beeinflussen.<br />

Im Falle der Reaktionen m- und p-substituierter Benzenderivate kann diese Korrelation quantitativ<br />

beschrieben werden. Die Logarithmen der Geschwindigkeitskonstanten der Reaktionen substituierter<br />

Benzene stehen mit den Logarithmen der Dissoziationskonstanten Ks (= -pKs) der entsprechend substituierten<br />

Benzoesäuren in einer linearen Beziehung (Abb. C.68):<br />

Ig k = p Ig K8 + b p Reaktionskonstante [C.67]<br />

[C.67] ist eine Form der bereits in [C.30] vorgestellten linearen Beziehung zwischen den Gibbs-Energien<br />

(freien Enthalpien) JRG e und AG*. Sie ergibt sich aus [C.30] durch Einsetzen von [C.14] und [C.26].<br />

1,0<br />

P-NHj<br />

p-i<br />

5,0 45 4,0 35<br />

Abb. C.68<br />

Abhängigkeit der Verseifungsgeschwindigkeit<br />

m- und p-substituierter<br />

Benzoesäureethylester von der<br />

Acidität der entsprechenden<br />

3 O Benzoesäuren.<br />

Wird von [C.67] die entsprechende Gleichung für die unsubstituierte Verbindung subtrahiert (X = H;<br />

k = ko, K = Ko), so ergibt sich:<br />

lg— = pa Hammett-Gleichung [C.69]<br />

mit:<br />

o = Ig— o- Substituentenkonstante<br />

Ko<br />

[C.70]<br />

Die Hammett-Beziehung gilt für viele Reaktionen m- und p-substituierter Benzenderivate und kann<br />

sowohl auf deren Geschwindigkeitskonstanten als auch auf deren Gleichgewichtskonstanten angewendet<br />

werden.<br />

Die Substituentenkonstanten a sind Maße für die elektronischen Effekte von Substituenten in m- und<br />

p-Stellung. Sie geben die Summe ihres Induktions- und Mesomerieeffektes wieder, a erhält ein positives<br />

(bzw. negatives) Vorzeichen, wenn der Substituent das Reaktionszentrum positiviert (bzw. negativiert).<br />

Einige Werte sind in Tabelle C.74 aufgeführt.<br />

Die Reaktionskonstante ist ein Maß für die Empfindlichkeit einer Reaktion gegenüber dem Einfluß<br />

polarer Substituenten. Reaktionen, die um so schneller oder vollständiger ablaufen, je positiver (bzw. negativer)<br />

das Reaktionszentrum am Substrat wird, erhalten ein positives (bzw. negatives) p-Vorzeichen, so daß<br />

gilt:


164 C. Einige allgemeine Grundlagen<br />

nucleophile Reaktionen: p positiv, Beschleunigung durch Elektronenacceptoren<br />

elektrophile Reaktionen: p negativ, Beschleunigung durch Elektronendonoren<br />

Die Hammett-Beziehung wird gewöhnlich graphisch ausgewertet, indem man auf der Abszisse die<br />

ff-Werte für die einzelnen Substituenten und auf der Ordinate die experimentellen Werte Ig(k/k0) aufträgt<br />

(Abb. C.71). Als Steigung erhält man dann die Reaktionskonstante p, deren Vorzeichen in der eben<br />

genannten Art Rückschlüsse auf den Mechanismus der Reaktion zuläßt.<br />

Abb. C.71<br />

Abhängigkeit der Reaktionsgeschwindigkeiten<br />

von den Hammettschen ff-Werten<br />

•-• Alkalische Hydrolyse von Benzoesäureethylestern;<br />

25 0 C, p = +2,54<br />

0 0 Reaktion von substituierten Anilinen mit<br />

Benzoylchlorid; 25 0 C, p = -2,78<br />

O—O Bromierung von substituierten Toluenen;<br />

8O 0 C, p = -1,39 (mit G + -Werten, s. unten)<br />

Die Hammett-Gleichung ist nicht anwendbar, wenn außer den elektronischen Effekten der Substituenten<br />

noch andere, z. B. sterische, auf das Reaktionszentrum einwirken, wie z. B. bei Reaktionen o-substituierter<br />

Benzenderivate und aliphatischer Verbindungen. Weiterhin treten Abweichungen von der Hammett-Gleichung<br />

auf, wenn eine direkte Konjugations Wechsel Wirkung (Mesomerie) zwischen dem Substituenten<br />

X und dem Reaktionszentrum Y besteht. So erhöhen -M-Substituenten in p-Stellung (p-NO2,<br />

p-CN u. a.) z. B. die Acidität von Phenolen oder Aniliniumionen viel stärker, als ihren a-Konstanten entspricht,<br />

weil sie durch Konjugation das Phenolation bzw. das Anilin zusätzlich stabilisieren:<br />

P X ^ /=<br />

©<br />

Q £/<br />

NH2<br />

\ ©<br />

N<br />

/=\ © =NH2<br />

[C.72]<br />

Man ist daher gezwungen, in solchen Fällen besondere Substituentenkonstanten, die o--Werte, zu verwenden.<br />

Umgekehrt erhöhen Elektronendonorsubstituenten (+M-Gruppen) in p-Stellung Reaktionen mit einem<br />

positiven Reaktionszentrum (mit Carbeniumionencharakter) viel stärker, als ihren normalen a-Werten<br />

entspricht. In solchen Fällen müssen daher sog. ^+-Konstanten für diese Substituenten verwendet werden,<br />

die auch die zusätzliche Stabilisierung des positivierten Reaktionszentrums wiedergeben, wie z. B. bei


C. 5. Einflüsse von Substituenten auf die Elektronendichte Verteilung 165<br />

SN l-Reaktionen (vgl. D.2.1.) substituierter a,a-Dimethyl-benzylhalogenide (Cumylhalogenide), wo als<br />

Zwischenprodukt das entsprechende Kation auftritt:<br />

H3CO-<br />

\\ // x /•"! ^-<br />

^ 7 CH3 - Cl<br />

Tabelle C 74<br />

Substituentenkonstanten<br />

Nr.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

!8<br />

Substituent<br />

N(CH3),<br />

NH2<br />

OH<br />

OCH3<br />

CH3<br />

C(CH3),<br />

C6H5<br />

H<br />

F<br />

Cl<br />

Br<br />

I<br />

COOC2H5<br />

COCH3<br />

CN<br />

SO2CH3<br />

NH2<br />

N(CH3Jf<br />

H3CO [C.73]<br />

Vm<br />

-0,21<br />

-0,16<br />

0,12<br />

0,12<br />

-0,07<br />

-0,10<br />

0,06<br />

O<br />

0,34<br />

0,37<br />

0,39<br />

0,35<br />

0,37<br />

0,38<br />

0,56<br />

0,60<br />

0,71<br />

0,88<br />

0 P<br />

-0,83<br />

-0,66<br />

-0,37<br />

-0,27<br />

-0,17<br />

-0,20<br />

-0,01<br />

O<br />

0,06<br />

0,23<br />

0,23<br />

0,18<br />

0,45<br />

0,50<br />

0,66<br />

0,72<br />

0,78<br />

0,82<br />

fff<br />

-1,7<br />

-1,3<br />

-0,92<br />

-0,78<br />

-0,31<br />

-0,26<br />

-0,18<br />

O<br />

-0,07<br />

0,1!<br />

0,15<br />

0,14<br />

0,48<br />

0,66<br />

0,79<br />

0,41<br />

^i<br />

0,10<br />

0,10<br />

0,25<br />

0,25<br />

-0,05<br />

-0,07<br />

0,10<br />

O<br />

0,52<br />

0,47<br />

0,45<br />

0,39<br />

0,30<br />

0,28<br />

0,58<br />

0,59<br />

0,63<br />

0,86<br />

ffR<br />

-0,76<br />

-0,61<br />

-0,50<br />

-0,13<br />

-0,13<br />

-0,09<br />

O<br />

-0,44<br />

-0,24<br />

-0,22<br />

-0,10<br />

0,20<br />

0,25<br />

0,07<br />

0,14<br />

0,15<br />

0,00<br />


166 C. Einige allgemeine Grundlagen<br />

negativer. Weiterhin beeinflussen Konformationseffekte (stereoelektronische Effekte) die<br />

Reaktivität. Dies wird an speziellen Beispielen in D.3.1.3. behandelt.<br />

Gespannte Ringsysteme (z. B. Cyclopropyl-, Cyclobutyl-, Bicyclo[2.2.1]-heptylsysteme) sind<br />

infolge der Deformation von Bindungswinkeln energiereich und demzufolge dann besonders<br />

reaktiv, wenn die Ringspannung bei der Reaktion abgebaut werden kann.<br />

6. Zur störungstheoretischen Behandlung<br />

der chemischen Reaktivität<br />

Fragen der chemischen Reaktivität lassen sich mit Hilfe der Störungstheorie behandeln. Man<br />

kann damit das Anfangsstadium von Reaktionen, d. h. die Anfangssteigung der Energiekurve<br />

zum Übergangszustand, beschreiben (vgl. Abb. C. 12), indem man die wechselseitige Annäherung<br />

der Reaktanden und die dabei auftretenden Energieänderungen betrachtet. Zutreffende<br />

Aussagen über den Übergangszustand und die Gesamtreaktion folgen daraus nur, wenn bereits<br />

in diesem Anfangsstadium der weitere Reaktionsverlauf bestimmt wird (vgl. Abb. C.28).<br />

Als Grundlagen für die störungstheoretische Behandlung der Reaktivität benötigt man die<br />

quantenchemisch zu berechnenden Energien E der Molekülorbitale (MO) und die zugehörigen<br />

Koeffizienten c nach Betrag und Vorzeichen, wie sie in Abbildung C.77 für die Ti-C=O-Bmdung<br />

dargestellt sind. Diese Daten werden durch das Verfahren der Linearkombination von<br />

Atomorbitalen (LCAO) erhalten.<br />

-08 +0,6<br />

+0,6 +0,8<br />

Energien Koeffizienten<br />

LUMO<br />

HOMO<br />

Abb. C.77<br />

Darstellung der Energien und Koeffizienten von<br />

HOMO und LUMO der 7t-C=O-Bindung.<br />

Die Koeffizientenquadrate entsprechen den<br />

Elektronendichten an den Atomen. Als HOMO wird<br />

hier das höchste besetzte 7r-Orbital angegeben.<br />

Das höchste besetzte Orbital der<br />

eigentlich ein n-Orbital.<br />

\ C=O-Gruppe ist<br />

In der Regel genügen derartige Informationen für das höchste besetzte (HOMO, f/ighest Occupied<br />

Afolecular Orbital) und das niedrigste unbesetzte (LUMO, Lowest i/noccupied A/olecular Orbital) MO<br />

der Reaktionspartner, die man auch als Grenzorbitale (frontier orbitals) bezeichnet.<br />

Für die Grenzorbitalenergien sind auch experimentell zugängliche Werte einsetzbar. Ein Maß für die Energie<br />

des HOMO (£HOMO) ist die lonisierungsenergie der betreffenden Verbindung (bezogen auf die Energie<br />

des Elektrons im Vakuum, -£HOMO = lonisierungsenergie) bzw. das elektrochemische Oxidationspotential.<br />

Als Maß für die Energie des LUMO (£LUMO) wird die Elektronenaffinität der betreffenden Verbindung<br />

(bezogen auf die Energie des Elektrons im Vakuum, -£LUMO = Elektronenaffinität) bzw. das elektrochemische<br />

Reduktionspotential benutzt. lonisierungsenergien und Elektronenaffinitäten lassen sich z. B. aus<br />

der Lichtabsorption von Charge-Transfer-Komplexen gewinnen, lonisierungsenergien auch aus Photoelektronenspektren.<br />

Der Anstieg der Energiekurve zum Übergangszustand und die Höhe der Aktivierungsenergie<br />

werden durch gegenläufig wirkende Faktoren bestimmt. Energieerhöhend sind dabei insbesondere<br />

die Wechselwirkung zwischen den besetzten Orbitalen der Reaktanden sowie die Aufweitung<br />

der Bindungsabstände innerhalb der reagierenden Moleküle. Die energiesenkenden


C. 6. Zur störungstheoretischen Behandlung der chemischen Reaktivität 167<br />

Beiträge, die im folgenden ausführlicher behandelt werden, sind zwar wesentlich schwächer,<br />

beeinflussen jedoch den Verlauf der Energiekurve und in der Regel auch die Größe der Aktivierungsenergie<br />

in charakteristischer Weise.<br />

Bei der störungstheoretischen Behandlung der energiesenkenden Faktoren berücksichtigt<br />

man:<br />

a) die Coulomb-Wechselwirkung bei geladenen oder polaren Reaktanden (Coulomb-Term,<br />

[C.78]);<br />

b) die Wechselwirkung zwischen besetzten Orbitalen des einen und unbesetzten Orbitalen des<br />

anderen Reaktionspartners (Grenzorbitalterm, [C.78]).<br />

Man betrachtet meist nur die Energien von HOMO und LUMO der Reaktanden (weil<br />

Wechselwirkungen zwischen anderen besetzten und unbesetzten MOs normalerweise zu<br />

einem wesentlich kleineren Energiegewinn führen).<br />

Die HOMO-Energie charakterisiert dabei ein Nucleophil, das als Elektronendonator das Elektronenpaar<br />

in die Kovalenz einbringt. Das Elektrophil wird analog durch die Energie des<br />

LUMO beschrieben.<br />

Für den Energiegewinn AE gilt die folgende Gleichung:<br />

AF_ QnQe 2(cnceß) 2 [C.78]<br />

— ^LUMO(e)<br />

Coulomb- Grenzorbitalterm<br />

term<br />

Q Gesamtladung an Nucleophil (n) und Elektrophil (e); £ lokale Dielektrizitätskonstante; R Abstand der Zentren<br />

in Nucleophil und Elektrophil, die miteinander in Wechselwirkung treten; c Koeffizienten der Orbitale im<br />

HOMO bzw. LUMO von Nucleophil und Elektrophil; ß Resonanzintegral (Wechselwirkungsenergie zwischen<br />

den beiden Atomorbitalen in Nucleophil und Elektrophil); E Energie von HOMO bzw. LUMO<br />

Überwiegt der Coulomb-Term, so bezeichnet man die Reaktion als ladungskontrolliert.<br />

Überwiegt der Grenzorbitalterm, so spricht man von einer orbitalkontrollierten Umsetzung.<br />

Die meisten Reaktionen werden in unterschiedlichem Maße von beiden Faktoren beeinflußt.<br />

Im folgenden sollen nur die im wesentlichen orbitalkontrollierten Reaktionen näher<br />

betrachtet werden. Aus dem Grenzorbitalterm [C.78] ist ersichtlich, daß der Energiegewinn<br />

bei einer Reaktion um so größer ist<br />

a) je größer die Koeffizientenbeträge der in Wechselwirkung tretenden Zentren sind;<br />

b) je geringer die Energiedifferenz zwischen dem HOMO des einen und dem LUMO des anderen<br />

Reaktionspartners ist.<br />

Das bedeutet, daß jeweils diejenige HOMO-LUMO-Wechselwirkung mit der geringeren<br />

Energieaufwendung bevorzugt ist (Abb. C.79). Das korrespondiert mit der Zuordnung der<br />

Reaktionspartner als Nucleophil bzw. Elektrophil, vgl. auch Gl. und C.4.<br />

Mit Hilfe der Grenzorbitalenergien wird die qualitative Charakterisierung von Nucleophilen<br />

und Elektrophilen durch das HSAB-Konzept theoretisch fundiert (vgl. C.4.):<br />

- Harte Säuren (Elektrophile) haben ein relativ energiereiches LUMO (relativ niedrige Elektronenaffinität),<br />

relativ hohe positive Ladungsdichte und geringe Polarisierbarkeit.<br />

Weiche Säuren (Elektrophile) haben dagegen ein weniger energiereiches LUMO (relativ<br />

hohe Elektronenaffinität) und hohe Polarisierbarkeit.<br />

- Harte Basen (Nucleophile) haben ein relativ energiearmes HOMO (relativ hohe lonisierungsenergie),<br />

relativ hohe negative Ladungsdichte und eine geringe Polarisierbarkeit.<br />

Weiche Basen (Nucleophile) haben dagegen ein weniger energiearmes HOMO (vergleichsweise<br />

niedrige lonisierungsenergie) und hohe Polarisierbarkeit.<br />

Da weiche Basen ein hochliegendes HOMO aufweisen, weiche Säuren dagegen ein tiefliegendes<br />

LUMO, ist die Orbitalenergiedifferenz kleiner als für die Kombination einer weichen<br />

Base (hochliegendes HOMO) mit einer harten Säure (hochliegendes LUMO), und die Weichweich-Reaktion<br />

ist bevorzugt.


168 C. Einige allgemeine Grundlagen<br />

HOMi<br />

B<br />

LUMO<br />

Abb. C.79<br />

Unterschiede in der Energiedifferenz von HOMO (LUMO) zu LUMO (HOMO) zweier Reaktanden A<br />

und B (I) und der bei ihrer Wechselwirkung erzielbare Energiegewinn (II bzw. III).<br />

Die HOMO-LUMO-Wechselwirkungen sind in beiden Fällen für den gleichen Punkt am Beginn der Energiekurve<br />

(vgl. z. B. Abb. C.12) dargestellt.<br />

Zwischen harten Basen (tiefliegendes HOMO) und harten Säuren (hochliegendes LUMO)<br />

ist die Energiedifferenz dagegen relativ groß, und die Reaktion verläuft deshalb weitgehend<br />

ladungskontrolliert, d. h., in [C.78] wird der Coulomb-Term bestimmend.<br />

Der Einfluß von Substituenten auf Nucleophilie oder Elektrophilie eines Reaktanden läßt<br />

sich ebenfalls erfassen. Vergleicht man beispielsweise die lonisierungsenergien (als Maß für<br />

die HOMO-Energien) unterschiedlich substituierter Benzene, so wird die abnehmende<br />

Nucleophilie in folgender Reihe deutlich: A/^/V-Dimethyl-anilin -7,51 eV; Benzen -9,40 eV;<br />

Nitrobenzen -10,26 eV. Den gleichen Gang findet man qualitativ bei der Betrachtung des<br />

mesomeren Effekts der Substituenten auf das Benzenmolekül (vgl. C.5.) und quantitativ aus<br />

der Größe und dem Vorzeichen der Hammettschen Substituentenkonstanten (vgl. Tab.C.76).<br />

Zum Einfluß von Donator- und Acceptorsubstituenten auf die HOMO- und LUMO-Energien<br />

von Olefinen vgl. D.4.4.<br />

Orbitalkontrollierte Umsetzungen an Reaktanden mit mehreren elektrophilen und nucleophilen<br />

Zentren (d. h. ambifunktionellen oder ambidenten Systemen) lassen sich durch die<br />

Orbitalenergien unter zusätzlicher Berücksichtigung der Koeffizienten beschreiben:<br />

- Bei ambidenten Elektrophilen besitzt das Zentrum mit dem größten Koeffizientenbetrag im<br />

LUMO die höchste Elektrophilie.<br />

- Bei ambidenten Nudeophilen besitzt das Zentrum mit dem größten Koeffizientenbetrag im<br />

HOMO die höchste Nucleophilie.<br />

Das folgt aus dem Grenzorbitalterm [C.78].<br />

Abbildung C.80 zeigt Beispiele für ambidente Nucleophile (vgl. auch D.2.3.). Für die Wechselwirkung<br />

mit dem Elektrophil stehen beim Cyanidion zwei Orbitale mit relativ geringem<br />

Energieunterschied zur Verfügung: Das höchste besetzte Ti-MO sowie das höchste besetzte<br />

(7-MO (in Abb. C.80 ist für dieses Beispiel die Charakteristik beider MOs in einem Bild vereinigt).<br />

Bei der Besprechung der Regioselektivität von Cycloadditionen (vgl. D.4.4.) wird auch<br />

auf die Ambivalenz des elektrophilen Reaktionspartners eingegangen.<br />

Das Konzept der Grenzorbitalbetrachtung von vorzugsweise orbitalkontrollierten Reaktionen<br />

wird durch eine Reihe von Faktoren, insbesondere in Hinsicht auf Voraussagemöglichkeiten<br />

von Reaktionsabläufen eingeschränkt. Probleme ergeben sich beispielsweise aus der<br />

Zugänglichkeit der Orbitalenergien. So können quantenchemisch berechnete HOMO- und<br />

LUMO-Energien nur verglichen werden, wenn sie konsistent sind, d. h. mit den gleichen<br />

Näherungen ermittelt wurden. Experimentell sind insbesondere genaue Werte für LUMO-<br />

Energien relativ schwer zugänglich.<br />

m


0 CEN<br />

vgl. C-/0-Alkylierung,<br />

D.2. und D.7.4.<br />

vgl. O-Alkylierung, D.2.,<br />

und Phenolatreaktionen, D.5.<br />

C. 7. Stereoisomerie 169<br />

vgl. Bildung aliphatischer Nitroverbindungen<br />

bzw. Salpetrigsäureester, D.2.<br />

vgl. Bildung von Cyaniden<br />

und Isocyaniden, D.2.<br />

Abb. C.80<br />

Ambidente (ambifunktionelle) Nucleophile<br />

Darstellung mit delokalisierter negativer Ladung; gebräuchliche mesomere Grenzformel; Koeffizienten im<br />

HOMO<br />

Die quantenchemisch berechneten Orbitalenergien sowie die lonisierungsenergien und<br />

Elektronenaffinitäten gelten exakt nur für den Gaszustand. Die Berücksichtigung von Solvatationseffekten<br />

ist schwierig. Zudem sind die Reaktionen zu unterschiedlichen Anteilen ladungsund<br />

orbitalkontrolliert.<br />

Aus diesen Gründen sind die Reaktionsfähigkeit eines Moleküls und die relativen Reaktivitäten<br />

verschiedener Reagenzien (vgl. C.3.2.) keine absoluten, unter allen Umständen feststehenden<br />

Größen, sondern sie hängen entscheidend von der Art der Reaktion, vom Reaktionspartner<br />

und vom Medium ab.<br />

7. Stereoisomerie<br />

Verbindungen gleicher Konstitution (Topologie, Verknüpfung der Atome), die sich nur durch<br />

die räumliche Anordnung ihrer Atome unterscheiden, nennt man Stereoisomere. Sie können<br />

unterschiedliche physikalische Eigenschaften und chemische Reaktivitäten haben.<br />

7.1. Konformation<br />

Stereoisomere, die durch Drehung um eine Einfachbindung zustande kommen, heißen Konformere<br />

und die dementsprechende räumliche Anordnung der Atome eines Moleküls Konformation.<br />

Einige der bei der Drehung um eine C-C-Bindung, z. B. der zentralen C-C-Bindung des<br />

Butans, durchlaufenen Konformationen sind in [C.81] dargestellt.<br />

Da sich die Substituenten an den beiden C-Atomen in Abhängigkeit vom Drehwinkel um die<br />

C-C-Bindung unterschiedlich beeinflussen, sind die Energien der einzelnen Konformeren verschieden,<br />

vgl. Abb. C.82. In der Regel sind Konformationen wie I und II, [C.81], in denen die Substituenten<br />

an den benachbarten C-Atomen gestaffelt (engl. staggered) angeordnet sind, wegen der<br />

geringeren sterischen Behinderung energieärmer als die ekliptischen (engl. eclipsed) Konformationen<br />

III und IV. Am stabilsten ist gewöhnlich die voll gestaffelte antiperiplanare Konformation, in<br />

der sich die größten Substituenten in anti-(trans)-Stellung befinden. Die größte sterische Behinde-


170 C. Einige allgemeine Grundlagen<br />

rung liegt in der voll ekliptischen synperiplanaren Konformation IV vor, in der die großen Substituenten<br />

syn-(cis)-ständig sind. Sie ist daher meist die energiereichste.<br />

H3C H3C<br />

H H CH3<br />

CH3<br />

CH3<br />

antiperiplanar<br />

an//, trans<br />

H^ ^H H<br />

CH3<br />

H<br />

n<br />

(schief) gestaffelt<br />

syndinal<br />

engl. auch gauche, skew<br />

H3C<br />

HCH3<br />

III<br />

ekliptisch<br />

anticiinal<br />

H CH3<br />

CH3<br />

H3C<br />

H<br />

CH3<br />

n<br />

H3CCH3<br />

rv<br />

(voll) ekliptisch<br />

synperiplanar<br />

[C81]<br />

Zur Darstellung von Konformeren auf dem Papier sind verschiedene Projektionen gebräuchlich. In der<br />

sog. Sagebock-Schreibweise zeichnet man die C-C-Bindung diagonal und etwas verlängert und projiziert<br />

die Substituenten an den beiden C-Atomen in die Papierebene, s. [C.81] oben. In der Newman-Projektion<br />

wird die C-C-Bindung senkrecht zur Papierebene angeordnet und zwischen die C-Atome eine Kreisscheibe<br />

gezeichnet, [C.81] unten.<br />

0° 60° 120° 180° 240° 300° 360°<br />

Abb. C.82<br />

Energie von Butan in Abhängigkeit von der Drehung um die innere C-C-Bindung<br />

Wenn jedoch zwischen den Substituenten an den beiden C-Atomen eine attraktive Wechselwirkung<br />

besteht, wie z. B. zwischen zwei Hydroxylgruppen, die über eine Wasserstoffbrücke<br />

verbunden sind, können die synclinale und die synperiplanare Konformation stabiler sein als<br />

die antiperiplanare und anticlinale.<br />

In offenkettigen Verbindungen sind die Energieunterschiede zwischen den einzelnen Konformationen<br />

im allgemeinen klein, z. R beim Butan [C81] zwischen der gestaffelten Konformation I<br />

und der schief gestaffelten II etwa 4 kJ-moH, zwischen I und der ekliptischen III etwa<br />

16 kJ • mol-i, vgl. Abb. C.82. Unter normalen Bedingungen ist daher die Rotation um die C-C-Bindung<br />

nur wenig behindert, und die verschiedenen Konformeren lassen sich nicht einzeln isolieren.<br />

Einer (Gibbs)-Energie-Differenz von -4 kJ-moH entspricht nach Gleichung [C. 14] eine Gleichgewichtskonstante<br />

K von 5,0 bei 25 0 C und einer (Gibbs-)Energie-Barriere von 16 kJ • moH nach Gleichung<br />

[C26] eine Geschwindigkeitskonstante k von 1,0-10 11 S -1 , d. h., im thermodynamischen Gleichgewicht<br />

liegen zwar die Konformeren I und II im Verhältnis 5 : l vor, aber sie wandeln sich mit so großer<br />

Geschwindigkeit ineinander um, daß sie sich nicht einzeln isolieren lassen.<br />

Wenn jedoch die Substituenten an den benachbarten C-Atomen so groß sind, daß die freie<br />

Drehbarkeit um die C-C-Bindung nicht mehr möglich ist, so lassen sich Konformere einzeln<br />

19<br />

16


C. 7. Stereoisomerie 171<br />

isolieren, wie z.B. im Falle von 1,1,2,2-Tetra-tert-butylethan oder von o-substituierten Diphenylen.<br />

In diesen sog. Atropisomeren sind die beiden Benzenringe um etwa 90° verdrillt.<br />

[C.83]<br />

Bei unterschiedlichen o-Substituenten verhalten sich die beiden Atropisomeren wie Bild und Spiegelbild,<br />

die nicht miteinander zur Deckung gebracht werden können, und sind daher Enantiomere, siehe Kapitel<br />

C.7.3.1.<br />

In alicyclischen Verbindungen ist die Zahl der möglichen Konformationen begrenzt, da die<br />

vollständige Drehung um eine C-C-Bindung im Ring nicht möglich ist.<br />

Vom Cyclohexan gibt es zwei Konformationen, in denen die C-C-Bindungswinkel tetraedrisch<br />

und daher ringspannungsfrei sind, die Sessel- und die Wannenform:<br />

H a u Ha H H H H<br />

H6<br />

^<br />

Sesselform Wannenform Twistform<br />

a: axial, e: äquatorial<br />

-u H<br />

[C.84]<br />

Die Wannenform, die jedoch ekliptische Konformationen enthält, ist um etwa 27 kJ • moH<br />

energiereicher als die Sesselform, in der nur gestaffelte Konformationen vorkommen. Etwas<br />

weniger gespannt ist die verdrillte Twist form, aber immer noch 21 k J • moH energiereicher als<br />

die Sesselform. Cyclohexan und die meisten seiner Derivate liegen daher bevorzugt in der Sesselform<br />

vor. Die einzelnen Sesselformen gehen durch Drehung um die C-C-Bindungen und<br />

„Umklappen" des Ringes über die Twistform sehr schnell ineinander über. Die Aktivierungsenergie<br />

dafür beträgt 45 kJ • moH und die Geschwindigkeitskonstante l OMO 5 s- 1 bei 25 0 C.<br />

In substituierten Cyclohexanen können die Bindungen zwischen einem Ringkohlenstoffatom<br />

und einem Substituenten entweder ajcial (a), d. h. parallel zur Symmetrieachse des Ringes,<br />

oder äquatorial (e, vom engl. equatorial), d. h. angenähert in der Ringebene liegend, sein,<br />

vgl. [C.84]. Axiale und äquatoriale Konformere liegen wegen des leicht möglichen Umklappens<br />

der Sesselformen ineinander im Gleichgewicht vor, das um so weiter auf der Seite der<br />

energieärmeren äquatorialen Konformation liegt, je größer der Substituent ist.<br />

CH3 (a)<br />

. K = 2l [C.85]<br />

So ist z. B. die äquatoriale Form des Methylcyclohexans [C.85] 7,5 kJ • moH energieärmer als die axiale<br />

und liegt im Gleichgewicht zu 95,4% vor (K = 21). Für terr-Butylcyclohexan betragen die entsprechenden<br />

Werte 20 kJ - moH und 99,97% (K = 3200).<br />

Bei chemischen Reaktionen von Cyclohexanen, z.B. Eliminierungen (vgl. D.3.I.3.), ist stets<br />

mit den Umwandlungen der äquatorialen und axialen Konformationen zu rechnen. 1 )<br />

1 J Wenn, besondere konstitutionelle Faktoren das Molekül starr machen, ist eine solche Umwandlung nicht<br />

möglich, z. B. in kondensierten Ringsystemen wie dem trans-Decalin [C.9O].


172 C. Einige allgemeine Grundlagen<br />

7.2. c/s-frans-lsomerie<br />

Verbindungen mit zwei Substituenten an Atomen, um deren Bindung eine Rotation nicht möglich<br />

ist, kommen als cis-trans-Isomere vor (früher als geometrische Isomere bezeichnet). Das ist<br />

bei Verbindungen mit Doppelbindungen und bei cyclischen Verbindungen der Fall.<br />

In substituierten Alkenen stehen im cis-Isomer die Substituenten auf der gleichen Seite der<br />

Doppelbindung, im trans-Isomer auf gegenüberliegenden Seiten, z. B.:<br />

HOOCx COOH HOOCx H<br />

C=C C=C [C.86]<br />

H Vl H COOH<br />

eis- oder (Z)-Ethen-1,2-dicarbonsäure frans- oder (E)-Ethen-1,2-dicarbonsäure<br />

Maleinsäure Fumarsäure<br />

Da bei Verbindungen mit mehr als zwei verschiedenen Substituenten die cis-trans-Zuordnung<br />

nicht eindeutig ist, werden heute die Isomere nach dem f/Z-System benannt. Stehen die<br />

beiden Substituenten mit der höchsten Priorität nach den Sequenzregeln von CAHN, INGOLD<br />

und PRELOG (vgl. C.7.3.1.) auf derselben Seite der Doppelbindung, so handelt es sich um das<br />

(Z)-Isomere (von zusammen), andernfalls liegt das (£")-Isomere (von entgegen) vor.<br />

H3C COOH H3C CH3<br />

C=C C=C [C.87]<br />

H CH3 H COOH<br />

(Z) (E)<br />

Man beachte, daß cis und Z bzw. trans und E nicht notwendigerweise korrespondieren.<br />

(E)- und (Z)-Alken sind verschiedene chemische Species mit unterschiedlichen physikalischen und chemischen<br />

Eigenschaften.<br />

Die Schmelztemperaturen von Malein- und Fumarsäure [C.86] z.B. betragen 130 bzw. 286 0 C, und ihre<br />

Aciditätskonstanten sind pKs = 1,8 bzw. 3,0.<br />

(E)- und (Z)-Alken sind nach der in C.7.3.2. gegebenen Definition Diastereomere.<br />

Die E/Z-Bezeichnung wird auch bei anderen Doppelbindungen, z. B. C=N und N=N, angewandt.<br />

Ph OH Ph<br />

C=N C=Nx [C.88]<br />

H H OH<br />

(Z)- oder syn-Benzaldehydoxim (E)- oder antf-Benzaldehydoxim<br />

Daneben sind die älteren Bezeichnungen syn und anti gebräuchlich.<br />

Disubstituierte cydische Verbindungen werden ebenfalls mittels der cis-trans-Symbolik<br />

benannt. Im cis-Isomer stehen die beiden Substituenten auf der gleichen Seite des Ringes, im<br />

trans-Isomer auf verschiedenen Seiten.<br />

c/s-1,2-Dimethyl-cyclopropan f/ans-1.2-Dimethyl-cyclopropan<br />

[C89]<br />

Auch bei diesen Verbindungen handelt es sich entsprechend C.7.3.2. um Diastereomere. Die substituierten<br />

Ring-C-Atome sind jedoch hier Chiralitätszentren mit vier verschiedenen Substituenten, so daß die cis-


C. 7. Stereoisomerie 173<br />

trans-Isomeren in jeweils zwei optisch aktiven enantiomeren Formen vorkommen, die gewöhnlich als racemisches<br />

Gemisch vorliegen, vgl. C.7.3.3.1. Sind wie in [C.90] die an den beiden Ring-C-Atomen gebundenen<br />

Substituenten identisch, so ist das cis-Isomere nicht chiral und kommt nur in einer Form, der optisch<br />

inaktiven meso-Verbindung vor.<br />

Die Bezeichnungen a's und rrans werden analog bei höhergliedrigen Ringen, die nicht eben sind,<br />

gebraucht und dann auch zur Charakterisierung der Verknüpfung in kondensierten Ringsystemen, z. B.:<br />

H<br />

"^\ I^<br />

cis-Decalin frans-Decalin<br />

[C.90]<br />

In [C.90] sind wie meist üblich (vgl. C.7.3.1.) die oberhalb der Ringebene stehenden Substituenten mit<br />

keilförmigen und die unterhalb der Ebene stehenden mit gestrichelten Bindungen dargestellt.<br />

7.3. Chiralität und Stereoisomerie<br />

7.3.1. Enantiomerie<br />

Eine Verbindung mit einem Kohlenstoffatom, das tetraedrisch von vier verschiedenen Substituenten<br />

umgeben ist, wie z. B. Glyceraldehyd (Glycerinaldehyd) [C.91], kommt in zwei Stereoisomeren<br />

vor, die Spiegelbilder, aber nicht deckungsgleich sind. Solche Objekte, die nicht mit<br />

ihrem Spiegelbild zur Deckung gebracht werden können, nennt man chiral (vom griechischen<br />

cheir, Hand) und die beiden Stereoisomere Enantiomere (früher auch optische Isomere oder<br />

Antipoden).<br />

H OH<br />

3/<br />

HOH2C CHO<br />

HO H<br />

OHC CH2OH<br />

(+)-Glyceraldehyd Spiegelebene (-)-Glyceraldehyd<br />

[C.91]<br />

Das zentrale Kohlenstoffatom bezeichnet man als asymmetrisch und die Anordnung der<br />

Substituenten um das Zentralatom als Konfiguration. l ) Das asymmetrische C-Atom ist ein stereogenes<br />

Zentrum oder ChiralitätsZentrum . 2 )<br />

Die beiden Enantiomere haben die gleiche Konstitution und unterscheiden sich nur durch ihre<br />

Konfiguration (Topographie). In achiraler Umgebung besitzen sie daher die gleichen physikalischen<br />

und chemischen Eigenschaften, z. B. die gleiche Energie, gleiche Schmelz- und Siedetempe-<br />

1 J Auch Verbindungen mit anderen asymmetrischen Atomen, z. B. Si, N, P, sind chiral.<br />

2 ) Außer einem Chiralitätszentrum kann Chiralität u. a. auch durch eine Chiralitätsachse, wie in Atropisomeren<br />

[C.83] und Allenen, oder eine Chiralitätsebene, wie in Cycloalkenen, bedingt sein.<br />

•>~£<br />

Allen Cycloalken


174 C. Einige allgemeine Grundlagen<br />

raturen, Löslichkeiten, Spektren und gleiche Reaktivität. In einer chiralen Umgebung dagegen<br />

verhalten sie sich unterschiedlich, z. B. gegenüber polarisiertem Licht und chiralen Reagenzien.<br />

Eine Lösung des einen Enantiomeren dreht die Ebene des linear polarisierten Lichtes nach<br />

rechts, die Lösung des anderen Enantiomeren um den gleichen Betrag nach links, was mit (+)<br />

bzw. (-) gekennzeichnet wird. Man bezeichnet dieses Verhalten als optische Aktivität, auf<br />

Grund derer beide Enantiomere unterscheidbar und quantitativ erfaßbar sind, s. Kap. A.3.4.<br />

Polarimetrie. In einem Gemisch aus gleichen Teilen der beiden Enantiomere kompensieren<br />

sich die Drehungen der (+)- und (-)-Form, und ein solches racemisches Gemisch oder Racemat<br />

ist optisch inaktiv.<br />

Um die räumliche Konfiguration einer chiralen Verbindung mit asymmetrischem Zentralatom<br />

auf der Papierebene darzustellen, legt man wie in [C.91] zwei der vier Bindungen in die<br />

Papierebene und verbindet die vor bzw. hinter der Ebene liegenden Substituenten mit einer<br />

keilförmigen bzw. gestrichelten Linie. Längere Kohlenstoffketten zeichnet man zick-zack-förmig<br />

und läßt die C- und H-Atome weg, wie in [C.93].<br />

Nach einer älteren auf EMIL FISCHER zurückgehenden Übereinkunft projiziert man das<br />

Tetraeder in die Zeichenebene, indem man zwei der Substituenten vor der Papierebene in eine<br />

Waagerechte legt und die beiden hinter der Ebene liegenden Substituenten ober- und unterhalb<br />

davon anordnet. Die längste Kohlenstoffkette wird dabei gewöhnlich senkrecht mit der<br />

am höchsten oxidierten Gruppe oben gezeichnet, siehe [C.92]. Da die OH-Gruppe im (+)-<br />

Enantiomer dann rechts (lateinisch dexter) vom asymmetrischen C-Atom und im (-)-Enantiomer<br />

links (laevus) davon steht, werden diese Konfigurationen mit D bzw. L bezeichnet.<br />

CHO<br />

CHO H OH<br />

H-4-OH<br />

-~-H = HOH2CH-CHO = OHC-T-CH2OH<br />

CH2OH CH2OH OH H<br />

CHO<br />

-J-OH<br />

CH2OH<br />

D-(+)-Glyceraldehyd L-(-)-Glyceraldehyd<br />

CHO H OH<br />

HO—[—H = HOH2C-|-CHO = OHC-J-CH2OH<br />

CH2OH OH H<br />

[C.92]<br />

Man beachte, daß man eine Fischer-Projektionsformel in der Papierebene nur um 180° drehen kann,<br />

ohne die Konfiguration zu verändern. Beim Drehen um 90° in der Papierebene oder um 180° um die<br />

Längsachse des Moleküls müssen zwei gegenüberliegende Substituenten vertauscht werden, wie an Hand<br />

der Stereoformeln erkennbar ist, vgl. [C.92] L-(-)-Glyceraldehyd.<br />

Der Drehsinn des betreffenden Enantiomers im Polarimeter, (+) bzw. (-), hängt nicht in einfacher<br />

Weise mit seiner Konfiguration, D bzw. L, zusammen, d. h. auch D-Verbindungen können<br />

links- und L-Verbindungen rechtsdrehend sein, wie z. B. die Tetrosen [C.93].<br />

Da das D,L-System bei komplizierten Verbindungen zu Problemen führt, wurde von CAHN,<br />

INGOLD und PRELOG ein eindeutiges System für die Beschreibung der Konfiguration eingeführt<br />

(nach den Autoren abgekürzt CIP-System genannt). Es legt die Reihenfolge (Sequenz) der<br />

vier Substituenten am asymmetrischen Zentrum entsprechend ihrer Priorität fest. Die Priorität<br />

sinkt<br />

- mit abnehmender Ordnungszahl des gebundenen Atoms<br />

- bei gleichem Atom in der ersten Bindungssphäre mit der Priorität des Atoms in der zweiten<br />

und dann in der dritten Bindungssphäre<br />

- von dreifach über zweifach zu einfach gebundenen Atomen.


Auf diese Weise ergibt sich die folgende Reihe der Prioritäten:<br />

C. 7. Stereoisomerie 175<br />

I > Br > Cl > SO3H > SR > F > OR > OH > NR2 > NHR > NH2 > COOR<br />

> COOH > CHO > CH2OH > CR3 > CHR2 > CH2R > CH3 > H.<br />

Betrachtet man nun das Tetraeder von der Seite her, die dem Substituenten der niedrigsten<br />

Priorität abgewandt ist, d. h. im Falle des Glyceraldehyds [C.91] und [C.92] (3. und 4. Formel)<br />

von vorn (H liegt hinten), dann wird das betreffende Enantiomere mit R (von lateinisch rectus,<br />

rechts) bezeichnet, wenn man vom Substituenten der höchsten Priorität zum Substituenten der<br />

niedrigsten Priorität im Uhrzeigersinn vorgehen muß bzw. entgegen dem Uhrzeigersinn mit S<br />

(von lat. sinister, links). (+)-Glyceraldehyd ist demnach (R)-Glyceraldehyd und (-)-Glyceraldehyd<br />

entsprechend (S)-Glyceraldehyd.<br />

7.3.2 Diastereomerie<br />

Verbindungen mit zwei (allgemein n) asymmetrischen C-Atomen treten in vier (2") optisch<br />

aktiven Formen auf, wie z. B. die einfachsten Zucker der Struktur HOCH2-CHOH-CHOH-<br />

CHO (Tetrosen) [C.93]. Davon sind (+)- und (-)-Erythrose sowie (+)- und (-)-Threose jeweils<br />

Spiegelbilder, also Enantiomerenpaare. Dagegen ist keine der Erythrosen Spiegelbild einer<br />

Threose. Stereoisomere, die keine Spiegelbilder sind, heißen Diastereomere.^) Sie unterscheiden<br />

sich im Gegensatz zu Enantiomeren in ihren physikalischen und chemischen Eigenschaften.<br />

OH<br />

OH<br />

OH<br />

OH I 9 H<br />

HCT ^ ^<br />

CH2OH CH2OH CH2OH CH2OH<br />

H^k/OH HCX/+^H H(XO^H<br />

HCTV^ H H V^OH HO"V^ H<br />

CHO CHO CHO CHO<br />

(/?,fl)-(-)-Erythrose (S,S)-(+)-Erythrose (2S,3ft)-(-)-Threose (2R3S)-(+)-Threose<br />

[C.93]<br />

In [C.93] sind die vier Tetrosen auch in der Newman-Projektion ihrer gestaffelten Konformationen<br />

dargestellt. Ihre Konfiguration ist nach dem CIP-System bezeichnet, die Zahlen<br />

geben die Nummern der betreffenden C-Atome (beginnend mit der CHO-Gruppe) an.<br />

Nach dem D,L-System unter Zugrundelegung der Fischer-Projektionen ergeben sich die in<br />

[C.94] genannten Bezeichnungen. Für die Zuordnung zur D- bzw. L-Konfiguration ist die Stellung<br />

der OH-Gruppe an dem von der CHO-Gruppe am weitesten entfernten asymmetrischen<br />

C-Atom ausschlaggebend.<br />

I In diesem Sinne sind auch die E/Z-lsomeren von Olefinen Diastereomere (vgl. C.7.2.). Sie sind jedoch<br />

nicht chiral.<br />

OH


176 C. Einige allgemeine Grundlagen<br />

CHO<br />

H— r-OH<br />

H-4—OH<br />

CH2OH<br />

D-(-)-Erythrose<br />

CHO<br />

H-4-OH<br />

H— [-OH<br />

CH2OH<br />

CHO<br />

HO— J-H<br />

HO— |— H<br />

CH2OH<br />

L-(+)-Erythrose<br />

CHO<br />

HO-|-H<br />

H-KOH<br />

CH2OH<br />

D-(-)-Threose<br />

CHO<br />

H-j— OH<br />

HO— h-H<br />

CH2OH<br />

L-(+)-Threose<br />

[C.94]<br />

L J<br />

In Anlehnung an die Konfiguration der Tetrosen werden die Bezeichnungen erythro und threo auch für<br />

andere Diastereomere mit zwei benachbarten asymmetrischen C-Atomen verwendet, s. z.B. [7.155]. In<br />

einer gestaffelten Sägebock- oder Newman-Projektion einer erythro-Form stehen Substituenten entsprechender<br />

Priorität in anti-Stellung, in einer t/ireo-Form in syn-Stellung. In den voll ekliptischen Fischer-Projektionen<br />

dagegen sind diese Substituenten in der eryt/iro-Form svn-ständig und in der tnreo-Form antiständig,<br />

vgl. [C.93] und [C.94].<br />

Verbindungen mit zwei asymmetrischen C-Atomen, die die gleichen Substituenten tragen,<br />

kommen nur in drei stereoisomeren Formen vor, wie z. B. die Weinsäuren:<br />

OH OH OH<br />

HOOC<br />

COOH<br />

HOOC. X<br />

COOH<br />

HOOC<br />

COOH<br />

OH OH OH<br />

COOH<br />

H- -OH<br />

HO- -H<br />

COOH<br />

(R,R)-(+) oder L-(+)<br />

COOH<br />

HO- -H<br />

H- -OH<br />

COOH<br />

(S1SH-) oder D-H<br />

COOH<br />

COOH<br />

(R9S)- oder meso-Weinsäure<br />

[C.95]<br />

Zwei von ihnen sind Enantiomere und optisch aktiv, während die zu diesen diastereomere<br />

meso-Weinsäure optisch inaktiv ist. Sie enthält eine Symmetrieebene (•— in [C.95] senkrecht<br />

zur Papierebene), so daß ihr Spiegelbild mit ihr zur Deckung gebracht werden kann. Die optische<br />

Aktivität der beiden asymmetrischen C-Atome ist quasi intern kompensiert.<br />

7.3.3. Synthese chiraler Verbindungen<br />

Voraussetzung für die Synthese einer chiralen Verbindung aus einer achiralen ist eine prochirale<br />

Ausgangsverbindung. Ein achirales Molekül oder Molekülteil heißt prochiral, wenn es<br />

durch die Einführungung eines neuen achiralen Substituenten in ein chirales überführt werden<br />

kann. Prochiral sind Moleküle mit C-Atomen, die drei verschiedene Substituenten tragen. Das<br />

können trigonal ebene C-Verbindungen mit zwei verschiedenen Resten und einer Doppelbindung<br />

[C.96] sein oder tetraedrische C-Verbindungen mit vier Resten, von denen zwei gleich<br />

sind [C.97]. Wird in diese Moleküle ein weiterer Substituent durch Addition an die Doppelbindung<br />

(wie in [C.96]) bzw. durch Substitution einer der beiden gleichen Reste (wie in [C.97])<br />

eingeführt, so entsteht ein asymmetrisches C-Atom, und die Produkte sind chiral.<br />

Eine prochirale Verbindung hat eine Symmetrieebene, die das Molekül in zwei Hälften teilt,<br />

die Spiegelbilder sind. Die beiden Seiten werden dann als enantiotop bezeichnet. Je nach dem,<br />

von welcher Seite der vierte Substituent eingeführt wird, entsteht das eine oder andere Enantiomere<br />

des Produktes.


OX<br />

(S )-Enantiomer<br />

R" 1<br />

R 1<br />

R"<br />

(S)-Enantiomer<br />

O<br />

+R 111 X<br />

OX<br />

C. 7. Stereoisomerie 177<br />

R J\ Prioritäten OX >R m >R" >R' [C.96]<br />

R1/ R'"<br />

(R )-Enantiomer<br />

R 1<br />

^T<br />

(R)-Enantiomer<br />

Prioritäten: R" 1 > R" > R 1 > R<br />

[C.97]<br />

Besitzt das Substrat außer einer prochiralen Einheit zusätzlich ein Chiralitätszentrum, so<br />

teilt eine entsprechend durch das Molekül gelegte Ebene dieses in zwei sog. diastereotope Seiten.<br />

Bei der Einführung des neuen Substituenten von unterschiedlichen Seiten entstehen dann<br />

Diastereomere, vgl. [C.99].<br />

7.3.3.1. Racematspaltung<br />

In achiraler Umgebung sind die beiden enantiotopen Seiten einer prochiralen Verbindung<br />

gleichwertig. Die Addition an die Carbonylgruppe [C.96] bzw. die Substitution am C-Atom<br />

[C.97] führen dann zu einem racemischen Gemisch (Racemat), da beide Enantiomere über<br />

Übergangszustände gleicher Energie mit gleicher Aktivierungsenergie und gleicher Reaktionsgeschwindigkeit<br />

gebildet werden. Aus dem Racemat können die reinen Enantiomeren mit verschiedenen<br />

Methoden gewonnen werden.<br />

Man kann z.B. das racemische Gemisch mit einer chiralen Verbindung umsetzen, wobei<br />

Diastereomere gebildet werden. Diese haben im Gegensatz zu den Enantiomeren unterschiedliche<br />

physikalische Eigenschaften, z.B. Löslichkeiten, und können daher durch fraktionierte<br />

Kristallisation oder Chromatographie getrennt werden. Aus den getrennten Diastereomeren<br />

spaltet man die optisch aktive Hilfsverbindung wieder ab und gewinnt so die reinen Enantiomeren.<br />

Diese Methode ist besonders dann einfach anwendbar, wenn die zu trennenden Enantiomere<br />

saure oder basische Gruppen haben, die mit optisch aktiven Basen (z. B. Chinin, Brucin,<br />

a-Phenyl-ethylamin) bzw. Säuren (z. B. Weinsäure) diastereomere Salze bilden:<br />

(R)-B + (S)-HA<br />

(S)-B + (S)-HA<br />

Racemat<br />

(fl)-BH® (S)-A 0<br />

(S)-BH® (S)-A 0<br />

Diastereomere<br />

[C.98]<br />

Ähnliche Wechselwirkungen wie bei der Salzbildung liegen auch bei der Komplexbildung<br />

von Enantiomeren mit einem chiralen Partner (vgl. Trennung von D,L-a-Phenyl-ethylamin,<br />

Abschn. D.7.1.7.1.) und bei der Adsorption an einem chiralen Feststoff vor (vgl. A.2.7. Chromatographische<br />

Trennung von Racematen an chiralen stationären Phasen).<br />

Schließlich können racemische Gemische rasch und ökonomisch durch kinetische Racematspaltung<br />

getrennt werden, indem in einer stereoselektiven Reaktion mit einem chiralen Reagens,<br />

z. B. einem Enzym, nur eines der beiden Enantiomere umgesetzt wird und das andere<br />

zurückbleibt, s. unten.


178 C. Einige allgemeine Grundlagen<br />

7.3.3.2. Stereoselektive Synthese<br />

In einer chiralen Umgebung sind die beiden Seiten oder Reste einer prochiralen Verbindung<br />

nicht mehr gleichwertig. Sie reagieren in den Umwandlungen [C.96] bzw. [C.97] mit unterschiedlicher<br />

Geschwindigkeit, und eines der beiden Enantiomere wird bevorzugt gebildet<br />

(stereoselektive oder asymmetrische Synthese).<br />

Die für eine stereoselektive Synthese notwendige Chiralitätsinformation, die die Stereodifferenzierung<br />

am Reaktionszentrum bewirkt, wird als asymmetrische Induktion bezeichnet.<br />

Sie kann auf verschiedene Weise erreicht werden.<br />

Substratinduktion liegt vor, wenn einer der Ausgangsstoffe bereits ein chirales Strukturelement<br />

besitzt. Enthält z. B. das Substrat eine chirale Gruppe, wie die Carbonylverbindung mit<br />

asymmetrischem C-Atom in [C.99], so verläuft die Reaktion über diastereomere Übergangszustände,<br />

die unterschiedliche Energien haben. Eines der beiden diastereomeren Produkte wird<br />

daher bevorzugt gebildet (diastereoselektive Synthese).<br />

Gut untersucht sind diese Verhältnisse bei nucleophilen Additionen an chirale Carbonylverbindungen<br />

(vgl. z. B. D.7.3.1.1.).<br />

O 1.Nu 0 Nui OH Hq Nu<br />

- M x^R + M X^R [c.99]<br />

K "G KG KG<br />

K: kleiner, M: mittelgroßer, G: großer Rest;<br />

Nu 0 : Hydrid oder C-Nukleophil<br />

Hauptprodukt Nebenprodukt<br />

Wenn die Reste am asymmetrischen C-Atom unterschiedlich groß sind (K


C. 7. Stereoisomerie 179<br />

bei Reagensinduktion im Gegensatz zur Auxiliarinduktion keine diastereomeren Zwischenprodukte<br />

auftreten, sollten solche Reaktionen hoch enantioselektiv verlaufen. Als Beispiel für<br />

die stöchiometrische Variante sei die asymmetrische Hydroborierung (vgl. D.4.1.8.) erwähnt;<br />

synthetisch bedeutende Beispiele für die asymmetrische Katalyse sind die Hydrierung in<br />

Gegenwart von Metallkomplexen mit chiralen Liganden (s. D.4.5.I.), die asymmetrische<br />

Epoxidierung und Dihydroxylierung (s. D.4.1.6.) sowie enzymkatalysierte Reaktionen<br />

(s. D.7.3.I.6.).<br />

Reagiert ein chirales Substrat mit einem chiralen Reagens, so liegt doppelte Diastereodifferenzierung<br />

vor. Entsprechend den dabei auftretenden unterschiedlichen Wechselwirkungen<br />

zweier chiraler Reaktionspartner werden zwei Fälle unterschieden. Ergänzen sich die Induktionen<br />

von Substrat und Reagens positiv, so spricht man von einem gleichsinnigen Paar (englisch<br />

matched pair). Bewirken die beiden Reaktanden andererseits eine entgegengesetzte<br />

stereochemische Steuerung, handelt es sich um ein ungleichsinniges Paar (mismatched pair).<br />

Erklärt sei dies am Beispiel der Sharpless-Katsuki-Epoxidierung (D.4.1.6.) eines vom o-Glyceraldehyd<br />

abgeleiteten Allylalkohols.<br />

ohne WeinsDureester 2,3 : 1<br />

(+)-Diethyltartrat 1 : 2<br />

(-)-Diethyltartrat 90 : 1<br />

[ClOl]<br />

Während ohne Zusatz von Weinsäureester die beiden diastereomeren Epoxide im Verhältnis 2,3:1 erhalten<br />

werden, hat der Zusatz eines zweiten chiralen Reaktionspartners (hier einer der beiden enantiomeren<br />

Weinsäureester, die am katalytisch wirksamen Komplex beteiligt sind) eine Veränderung des Diastereomerenverhältnisses<br />

zur Folge. Beim Einsatz des natürlichen (+)-/?,./?-Weinsäurediethylesters wird nun das<br />

andere Diastereomer bevorzugt gebildet, wobei die Selektivität allerdings nur gering ist. Der enantiomere<br />

(-)-S,S-Weinsäurediethylester hingegen bewirkt eine wesentlich stärkere Differenzierung und erzeugt mit<br />

großem Überschuß das Diastereomer, das auch in Abwesenheit von Weinsäureester hauptsächlich entsteht.<br />

Demzufolge handelt es sich im ersten Fall um das ungleichsinnige, im zweiten Fall um das gleichsinnige<br />

Paar. Da die Chiralität des Weinsäureesters, der in Kombination mit Titanalkoholat und tert-Butylhydroperoxid<br />

einen sterisch anspruchsvollen Komplex bildet, in beiden Fällen dominant ist, liegt hier -<br />

wenn auch z. T. nur schwache - Reagenskontrolle vor.<br />

Eine stark ausgeprägte Reagenskontrolle im stöchiometrischen oder katalytischen Sinn<br />

gestattet hingegen die effiziente Synthese des gewünschten Produktstereoisomers allein durch<br />

Wahl des benötigten Reagensenantiomers unabhängig von bereits im Substrat vorhandenen<br />

Chiralitätselementen. Sie ist daher höchst wünschenswert.<br />

Reagenskontrolle kann auch zur kinetischen Racematspaltung genutzt werden, wenn sich die<br />

Reaktionsgeschwindigkeiten der beiden Enantiomere des Substrats deutlich voneinander<br />

unterscheiden. Mit der Hilfe von Enzymen, aber auch mittels moderner chiraler Reagenzien<br />

können so zahlreiche racemische Gemische rasch und ökonomisch durch selektive Umsetzung<br />

nur eines der beiden Enantiomere gespalten werden.<br />

Als Maß für die bevorzugte Bildung eines Enantiomers bei einer enantioselektiven Synthese wird meist<br />

der Enantiomerenüberschuß (enantiomeric excess, ee) in Prozent angegeben:<br />

/(~ _ E+ — E- E+ Masse des im Überschuß gebildeten Enantiomeren<br />

€e/ ~ E+ +£_ £- Masse des im Unterschuß gebildeten Enantiomeren l c 102 I


180 C. Einige allgemeine Grundlagen<br />

Aus Gleichung [C.26] folgt, daß die Stereoselektivität um so höher ist, je größer der Unterschied der<br />

Gibbs-Energien (freien Enthalpien) der zu den beiden Enantiomeren führenden diastereomeren<br />

Übergangszustände und je niedriger die Temperatur ist:<br />

RT<br />

Beträgt der Energieunterschied z. B. 10 kJ • moH, so wird bei 25 0 C bereits ein Verhältnis E+ : E_ von<br />

56,5 : l erzielt, was einem Enantiomerenüberschuß von 96,5 % entspricht. Bei -78 0 C steigen diese Werte<br />

auf EJE_ = 475 und ee = 99,6 %. Stereoselektive Synthesen werden daher bei möglichst niedrigen Temperaturen<br />

durchgeführt.<br />

8. Syntheseplanung<br />

Sowohl im Laboratorium als auch in der industriellen Produktion sind Stoffe bestimmter<br />

Struktur mit speziellen Eigenschaften, wie Pharmaka, Pflanzenschutzmittel, Riechstoffe, Farbstoffe,<br />

das Ziel der organischen Synthese. Es gelingt gewöhnlich nicht, das Zielprodukt in<br />

einem einzigen Reaktionsschritt aus verfügbaren Ausgangsstoffen zu synthetisieren, sondern<br />

es muß schrittweise in mehreren Stufen aufgebaut werden, wobei meist mehrere verschiedene<br />

Reaktionsfolgen möglich sind. Bei komplizierten Molekülen, wie vielen Naturstoffen und Arzneimitteln,<br />

kann die Zahl der möglichen Reaktionswege und der erforderlichen Reaktionsstufen<br />

sehr groß werden, und es ist keine triviale Aufgabe, den optimalen Reaktionsweg zu finden.<br />

Man wird unter den vorhandenen Möglichkeiten natürlich diejenige anstreben, die mit<br />

der geringsten Stufenzahl und der höchsten Gesamtausbeute zum Ziel führt. Weiterhin spielen<br />

ökonomische und ökologische Gesichtspunkte als Auswahlkriterien eine Rolle, wie die Kosten,<br />

die Toxizität der Ausgangs-, Zwischen- und Nebenprodukte, sowie die Menge und Entsorgbarkeit<br />

(möglichst Recycling) der Abfallprodukte und Lösungsmittel.<br />

8.1 Retrosynthese<br />

Den optimalen Syntheseweg zu planen, erleichtert die retrosynthetische Analyse (englisch disconnection<br />

approach).<br />

Man prüft mögliche Varianten, nach denen das Zielmolekül aus Teilstrukturen durch<br />

bekannte und effiziente Reaktionen aufgebaut werden könnte. Dazu zerlegt man es (auf dem<br />

Papier) durch Spaltung einer geeigneten Bindung in Bruchstücke, die als Synthons (Syntheseäquivalente)<br />

bezeichnet werden. Diesen Synthons ordnet man dann reale Reagenzien zu,<br />

deren Umsetzung wieder das Molekül ergibt. Die so erhaltenen Vorläufer des Zielmoleküls<br />

werden nun ihrerseits als neue Zielstrukturen betrachtet und weiter in Bruchstücke gespalten.<br />

Diese Prozedur wird so lange wiederholt, bis man zu käuflichen oder einfach synthetisierbaren<br />

bekannten Verbindungen als Ausgangsstoffe gelangt. Das Zielmolekül wird sozusagen rückwärts<br />

schrittweise in Zwischenprodukte zerlegt, aus denen es wieder synthetisiert werden<br />

kann.<br />

Die einzelnen retrosynthetischen Schritte werden gewöhnlich durch einen speziellen Pfeil<br />

(=>) symbolisiert.<br />

In vielen Fällen werden durch die bei der Synthese verwendeten Reagenzien funktionelle<br />

Gruppen eingeführt, die nicht denen im Zielmolekül entsprechen und die daher noch umgewandelt<br />

werden müssen. Man bezeichnet diese Operation als Umwandlung funktioneller Gruppen<br />

(englisch fiinctional group interconversion, kurz FGI).<br />

Bei der retrosynthetischen Analyse wird gewöhnlich berücksichtigt, daß die überwiegende<br />

Zahl der Synthesemethoden polare Reaktionen verwendet, in denen ein elektrophiles und ein


C. 8. Syntheseplanung 181<br />

nucleophiles Reagens miteinander reagieren. Man spaltet daher bei der Zerlegung der Moleküle<br />

die Bindungen heterolytisch, so daß Synthons mit elektrophilen Elektronenacceptorzentren<br />

und nucleophilen Donorzentren entstehen. Im Molekül vorhandene funktionelle Gruppen<br />

steuern dabei durch ihre polaren Substituenteneffekte (vgl. Kapitel C.5.1), welcher Bindungspartner<br />

das Bindungselektronenpaar übernimmt, welche Ladung also die Bruchstücke erhalten.<br />

Es kann vorkommen, daß bei der Zerlegung eines Moleküls ein Synthon mit unnatürlicher<br />

Ladung entsteht, dem kein Reagens mit einem Reaktionszentrum entsprechender Polarität<br />

zugeordnet werden kann. In diesem Falle ist eine Umpolung erforderlich, man muß ein Acceptorzentrum<br />

(Elektrophil) durch geeignete Reaktionen in ein Donorzentrum (Nucleophil)<br />

umwandeln oder umgekehrt. Möglichkeiten dieser Reaktivitätsinversion werden am Beispiel<br />

der Carbonylfunktion in Kapitel D.7.2.1.6 dieses Buches illustriert.<br />

Eine einfache retrosynthetische Analyse sei am Beispiel der Synthese von 3-Benzoyl-propionsäure-diethylamid<br />

erläutert (Abb. C.104). Man sieht sofort, daß es mehrere Möglichkeiten<br />

gibt, das Molekül durch Spaltung einer Bindung zu zerlegen. Sie führen zu verschiedenen Synthons<br />

und weiter zu unterschiedlichen Reagenzien und Synthesewegen.<br />

O<br />

NEt2<br />

Synthons Reagenzien FGI<br />

Y O<br />

X "" S N<br />

OEt<br />

(D<br />

.0Et NEt2<br />

(2)<br />

/NEt2 OEt OEt NEt2<br />

(3)<br />

Abb. C104<br />

Retrosynthetische Analyse von 3-Benzoyl-propionsäure-diethylamid<br />

CN<br />

NEt2<br />

(4)<br />

Zerlegung (1) spaltet die C-C-Bindung zwischen dem Phenylrest und der Ketogruppe. Den<br />

gebildeten Synthons können die Reagenzien Benzen und Bernsteinsäureanhydrid zugeordnet<br />

werden, die in einer Friedl-Crafts-Reaktion (D.5.1.8.1) die 3-Benzoyl-propionsäure ergeben. In<br />

einem weiteren Syntheseschritt muß dann noch die Carboxygruppe in das Diethylamid umgewandelt<br />

werden.


182 C. Einige allgemeine Grundlagen<br />

Der zweiten Zerlegung liegt eine Spaltung in ein Acylanion und einen Acrylester zugrunde.<br />

Während im Esterteil durch das o,ß-ungesättigte Carbonylsystem ein Michael-Acceptor vorhanden<br />

ist, muß die zweite Komponente durch Umpolung der Normalreaktivität aus Benzaldehyd<br />

hergestellt werden. Ein hier vorgestelltes metalliertes 1,3-Dithian ist prinzipiell synthetisch<br />

zugänglich, neigt aber vorzugsweise zum nucleophilen Angriff der Carbonylgruppe (l,2-Addition<br />

als Konkurrenz zur l,4-Addition).<br />

In der dritten Zerlegung wird eine Alkylierung des Enolats des Acetophenons mit Chloressigsäureester<br />

vorgestellt. Allerdings findet hier zunächst eine Umprotonierung, bedingt<br />

durch die höhere CH-Acidität des Chloressigsäureesters statt. Eine sich anschließende Aldolreaktion,<br />

gekoppelt mit der intramolekularen Abspaltung von Chlorid führt statt zum<br />

gewünschten Produkt zu einem Glyzidester (Darzens-Claisen-Reaktion, D.7.2.1.3).<br />

Schließlich ist die Zerlegung in den Michael-Acceptor Phenylvinylketon (D.7.4.1.3.) und<br />

Cyanidionen als Nucleophil aufgeführt.<br />

Obwohl für dieses Beispiel vier verschiedene (neben weiteren, nicht aufgeführten) retrosynthetische<br />

Varianten existieren, eignen sich nur Nr. l und 4 für den Aufbau des Zielmoleküls.<br />

Bei Vielstufensynthesen sollte aus ökonomischen und ökologischen Gründen der kürzeste<br />

Syntheseweg beschritten werden. Dabei unterscheidet man lineare und konvergente Synthesen.<br />

Beim ersten Typ wird das Zielprodukt Schritt für Schritt aus einem Ausgangsstoff synthetisiert.<br />

Bei einer fünf stufigen linearen Synthese, z. B., deren Einzelstufen mit der jeweils hohen Ausbeute<br />

von 90% verlaufen, beträgt dann die Gesamtausbeute lediglich 0,95 = o,59 = 59 %. In<br />

zunehmendem Maße bedient man sich daher vor allem bei Naturstoffsynthesen der konvergenten<br />

Strategie, wobei zunächst zwei oder mehrere Teilstrukturen dargestellt werden, deren<br />

Vereinigung durch geeignete Verknüpfungsreaktionen in einem Finalschritt zum gewünschten<br />

Produkt führt. Als sehr elegant und ökonomisch erweisen sich Kaskaden von mehreren aufeinanderfolgenden<br />

Reaktionen (sogenannte Tandem- oder Domino-Reaktionen), wodurch ein<br />

rascher Aufbau komplexer Moleküle ermöglicht wird.<br />

8.2 Schutzgruppen<br />

Bei vielen Synthesen ist eine temporäre Desaktivierung im Molekül vorhandener funktioneller<br />

Gruppen erforderlich, um zu verhindern, daß sie an der Reaktion teilnehmen. Dazu bedient<br />

man sich sogenannter Schutzgruppen, die in die funktioneile Gruppe eingeführt und nach der<br />

Reaktion wieder entfernt werden. Gängige Schutzgruppen, die in den folgenden Kapiteln dieses<br />

Buches erwähnt werden, sind in Tabelle C. 105 aufgeführt.<br />

Tabelle C105<br />

Schutzgruppen<br />

Zu schützende<br />

Gruppe<br />

Hydroxy-<br />

HO-<br />

Schutzgruppe<br />

geschützte Gruppe<br />

tert-Alkyl- (Einer)<br />

R3CO-<br />

Benzyl- (Benzylether)<br />

PhCH2O-<br />

Trialkylsilyl- (Silylether)<br />

R3SiO-<br />

Acetale<br />

ROCHRO-<br />

Einführung durch<br />

Umsetzung mit<br />

Isobuten, Triphenylmethylchlorid<br />

vgl. D.4.1.3. und D.2.6.2.<br />

Benzylhalogenid<br />

vgl. D.2.6.2.<br />

Trimethylsilylchlorid u. a.<br />

vgl. D.2.7.<br />

Carbonylverbindungen<br />

(vgl. D.7.I.2.), Vinylethern<br />

(vgl. [9.21]) oder<br />

Alkoxyalkylchloriden<br />

Abspaltung durch<br />

saure Hydrolyse<br />

Hydrogenolyse,<br />

Lewis-Säuren<br />

saure Hydrolyse<br />

saure Hydrolyse,<br />

Lewis-Säuren


Tabelle C105 (Fortsetzung)<br />

Zu schützende Schutzgruppe<br />

Gruppe geschützte Gruppe<br />

Amino- tert-Butyloxycarbonyl- (BOC)<br />

H2N- t-BuOCONH-<br />

Benzyloxycarbonyl-<br />

PhCH2OCONH-<br />

Phthalimide<br />

vgl. [2.78]<br />

Benzyl-<br />

(PhCH2)2N-<br />

Trialkylsilyl-<br />

(R3Si)2N-<br />

Carbonyl- O,O-, 5,5- und O,5-Acetale<br />

-CO- vgl. [7.28], [7.32]<br />

Carboxy- Alkyl- (Alkylester)<br />

-COOH -COOR<br />

Benzyl- (Benzylester)<br />

-COOCH2Ph<br />

1,3-Oxazoline<br />

vgl. [7.48]<br />

Einführung durch<br />

Umsetzung mit<br />

Di-tert-butyldicarbonat u. a.<br />

vgl. D.7.1.4.2.<br />

Chlorkohlensäurebenzylester<br />

vgl. D.7.1.4.2.<br />

Phthalimid<br />

vgl. D.2.6.4.<br />

Benzylbromid<br />

vgl. D.2.6.4.<br />

Trimethylsilylchlorid<br />

vgl. D.2.7.<br />

Ethandiol, Ethandithiol,<br />

2-Mercapto-ethanol<br />

vgl.D.7.1.2.undD.7.1.3.<br />

Veresterung<br />

vgl.D.7.1.4.1.undD.2.6.3.<br />

Benzylbromid<br />

vgl. D.2.6.4.<br />

2-Amino-alkanolen<br />

oder Aziridinen<br />

vgl. D.7.1.4.2.<br />

C. 9. Literaturhinweise 183<br />

Abspaltung durch<br />

Trifluoressigsäure,<br />

p-Toluensulfonsäure<br />

Hydrogenolyse mit<br />

H2, Pd/C<br />

Hydrazinolyse<br />

vgl. [2.80]<br />

Hydrogenolyse<br />

Hydrolyse<br />

saure Hydrolyse<br />

basische Hydrolyse<br />

Hydrogenolyse<br />

saure Hydrolyse<br />

Wichtige Kriterien für die Auswahl einer Schutzgruppe sind:<br />

- Die Einführung und Abspaltung sollten unter möglichst milden Bedingungen und mit annähernd<br />

quantitativen Ausbeuten ohne Veränderung des restlichen Moleküls möglich sein.<br />

- Die zur Einführung der Schutzgruppe nötigen Reagenzien sollten gut zugänglich sein und<br />

eine möglichst geringe Toxizität aufweisen.<br />

- Eine geschützte funktionelle Gruppe muß unter den Bedingungen der beabsichtigten Synthesereaktionen<br />

stabil sein.<br />

Neben Schutzgruppen, die durch rein chemische Methoden wieder abgespalten werden,<br />

haben sich auch solche bewährt, die photochemisch, elektrochemisch oder enzymatisch entfernbar<br />

sind. Bei Peptid- und Nucleotid-Synthesen sowie in der kombinatorischen Chemie<br />

bedient man sich vor allem polymer-gebundener Schutzgruppen.<br />

9. Literaturhinweise<br />

Zur umfassenden Unterrichtung über die in diesem Kapitel behandelten Probleme können Lehrbücher der<br />

physikalischen organischen bzw. physikalischen Chemie dienen; weiterhin:<br />

Thermodynamik organisch-chemischer Verbindungen<br />

BARIN, L: Thermochemical Data of Pure Substances. - VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim 1993.<br />

BENSON, S. W.: Thermochemical Kinetics. - John Wiley & Sons, New York 1968.<br />

BENSON, S. W.; CRUICKSHANK, F. R.; GOLDEN, D. M.; HAUGEN, G. R.; O'NEAL, H. E.; RODGERS, A. S.; SHAW,<br />

R.; WALSH, R., Chem. Rev. 69 (1969), 279-324.<br />

Cox, J. D; PILCHER, G.: Thermochemistry of Organic and Organometallic Compounds. - Academic Press,<br />

London !97O.<br />

STULL, D. R.; WESTRUM, E. F.; SINKE, G. C.: The Chemical Thermodynamics of Organic Compounds. - John<br />

Wiley & Sons, New York 1969.


184 C. Einige allgemeine Grundlagen<br />

Kinetik<br />

FROST, A. A.; PEARSON, R. G.: Kinetik und Mechanismen homogener chemischer Reaktionen. - Verlag<br />

Chemie, Weinheim 1964.<br />

HOMANN, K. H.: Reaktionskinetik. - Dr. Dietrich Steinkopff Verlag, Darmstadt 1975.<br />

HUISGEN, R., in: HOUBEN-WEYL. Bd. 3/1 (1955), S. 99-162.<br />

LAIDLER, K. J.: Reaktionskinetik. - Bibliographisches Institut, Mannheim 1970.<br />

LOGAN, S. R.: Grundlagen der chemischen Kinetik. - VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim 1997.<br />

SCHWETLICK, K.: Kinetische Methoden zur Untersuchung von Reaktionsmechanismen. - Deutscher Verlag<br />

der Wissenschaften, Berlin 1971.<br />

Techniques of Chemistry, Hrsg.: A. WEISSBERGER. Bd. 6/1-2. - John Wiley & Sons, New York 1974.<br />

Lösungsmitteleffekte<br />

PARKER, A. J.; Chem. Rev. 69 (1969), 1-32.<br />

REICHARDT, C, Angew. Chem. 91 (1979), 119.<br />

REICHARDT, C.: Solvents and Solvent Effects in Organic Chemistry. - VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim<br />

!988.<br />

WADDINGTON, TC; Nicht-wäßrige Lösungsmittel.- Hüthig-Verlag, Heidelberg 1972.<br />

Säuren und Basen<br />

BELL, K. R: The Proton in Chemistry. - Chapman and Hall, London 1973.<br />

BORDWELL, F. G., Acc. Chem. Res. 21 (1988), 456-463.<br />

CHALBNA, Ju. L., Usp. Khim. 49 (1980), 1174.<br />

DJUMAEV, K. M.; KOROLEV, B. A., Usp. Khim. 49 (1980), 2065-2085.<br />

EBEL, H. F.: Die Acidität der CH-Säuren. - Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1969.<br />

IZUTZU, K.: Acid Base Dissociation Constants in Dipolar Aprotic Solvents. - Blackwell Scientific Publications,<br />

Oxford 1990.<br />

JENSEN, W. B., Chem. Rev. 78 (1978), 1-22.<br />

JENSEN, W. B.: The Lewis Acid-Base Concepts. - John Wiley & Sons, New York 1980.<br />

JONES, J. R.: The Ionisation of Carbon Acids. - Academic Press, London 1973.<br />

KORTÜM, G.; VOGEL, W.; ANDRUSSOW, K.: Dissociation Constants of Organic Acids in Aqueous Solution. -<br />

Butterworths, London 1961.<br />

PERRIN, D. D.: Dissociation Constants of Organic Bases in Aqueous Solution. - Butterworths, London 1965.<br />

REUTOV, O. A.; BELETSKAYA, I. R; BUTIN, K. R: CH-Acids. - Pergamon Press, New York 1979.<br />

SERJEANT, E. R; DEMPSEY, B.: Ionisation Constants of Organic Acids in Aqueous Solution. - Pergamon<br />

Press, New York 1979.<br />

Hammett-Beziehung<br />

Correlation Analysis in Chemistry. Hrsg.: N. B. CHAPMAN, J. SHORTER. - Plenum Press, New York, London<br />

1978.<br />

JAFFE, H. H., Chem. Rev. 53 (1953), 191.<br />

JOHNSON, C. D.: The Hammett Equation. - Cambridge University Press, Cambridge 1973.<br />

PAL'M, V. A.: Grundlagen der quantitativen Theorie organischer Reaktionen. - Akademie-Verlag, Berlin<br />

1971.<br />

RITCHIE, C D; SAGER, W. F., Progr. Phys. Org. Chem. 2 (1964), 323.<br />

SHORTER, J., Quart. Rev. 24 (1970), 433.<br />

WELLS, P. R.: Chem. Rev. 63 (1963), 171.<br />

Stömngstheorie organischer Reaktionen<br />

Chemical Reactivity and Reaction Paths. Hrsg.: G. KLOPMAN. - John Wiley & Sons, New York 1974.<br />

FLEMING, L: Grenzorbitale und Reaktionen organischer Verbindungen. - Verlag Chemie, Weinheim 1979.<br />

HUDSON, R. F., Angew. Chem. 85 (1973), 63-^84.<br />

Stereoisomerie<br />

IUPAC. Rules for the Nomenclature of Organic Chemistry. Section E: Stereochemistry. Pure Appl. Chem.<br />

54 (1976), 13-30.<br />

BAHR, W.; THEOBALD, H.: <strong>Organisch</strong>e Stereochemie - Begriffe und Definitionen. - Springer-Verlag, Berlin,<br />

Heidelberg, New York 1973.


C. 9. Literaturhinweise 185<br />

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HAUPTMANN, S.; MANN, G.: Stereochemie. - Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, Berlin, Oxford<br />

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KAGAN, H. B.: <strong>Organisch</strong>e Stereochemie. - Georg Thieme Verlag, Stuttgart !977.<br />

Stereoselektive Synthese<br />

Stereoselective Synthesis. Hrsg.: G. HELMCHEN, R. W. HOFMANN, J. MULZER, E. SCHAUMANN: HOUBEN-WEYL,<br />

Vol. E 21. - Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York 1995.<br />

Asymmetrie Synthesis. Hrsg.: J. D. MORRISON. - Academic Press, New York 1983-1985.<br />

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1993.<br />

STEPHENSON, G. R.: Advanced Asymmetrie Synthesis. - Blackie Academic & Professional 1996<br />

WINTERFELD, E.: Prinzipien und Methoden der stereoselektiven Synthese. - Vieweg Verlag, Braunschweig,<br />

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Catalytic Asymmetrie Synthesis. Hrsg.: I. OHMA. - VCH Publishers, New York 1993.<br />

Comprehensive Asymmetrie Catalysis. Hrsg.: E. N. JACOBSEN, A. PFALTZ, H. YAMAMOTO. - Springer Verlag,<br />

Berlin, Heidelberg, New York 1999.<br />

BRUNNER, H.; ZETTLMEYER, W.: Handbook of Enantioselective Catalysis. - VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim<br />

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NOYORI, R.: Asymmetrie Catalysis in Organic Synthesis. - John Wiley & Sons, New York 1994.<br />

Syntheseplanung<br />

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COREY, E. J.; CHENG, X.-M.: The Logic of Chemical Synthesis. - J. Wiley & Sons, New York 1999.<br />

FUHRHOP, J.; PENZLIN, G.: Organic Synthesis - Concepts, Methods, Starting Materials. - VCH, Weinheim<br />

!994<br />

LAROCK, R. C.: Comprehensive Organic Transformations. - VCH, Weinheim 1989<br />

SEEBACH, D.: Methoden der Reaktivitätsumpolung. - Angew. Chem. 91 (!979), 259-278<br />

Umpoles Synthons. A Survey of Sources and Uses in Synthesis. Hrsg.: T. P. HASE. - J. Wiley & Sons, New<br />

York !987.<br />

TSE-LOK Ho: Tandem Organic Reactions. - John Wiley & Sons, New York 1992<br />

TIETZE, L. F.; BEIFUSS, U: Sequentielle Tranformationen in der <strong>Organisch</strong>en Chemie - eine Synthesestrategie<br />

mit Zukunft. - Angew. Chem. 105 (!993), 137-HO.<br />

TIETZE, L. F.: Domino Reactions in Organic Synthesis. - Chem. Rev. 96 (1996), \\5-\36.<br />

Schutzgruppen<br />

GREENE, T. W.; WUTS, P. G. M.: Protecting Groups in Organic Synthesis. - John Wiley & Sons, New York<br />

1999.<br />

KOCIENSKI, P. J.: Protecting Groups. - Georg Thieme Verlag, Stuttgart !994.<br />

SCHELHAAS, M.; WALDMANN, H., Angew. Chem. 108 (!996), 2192-2219.


fr<br />

<strong>Organisch</strong>-präparativer Teil<br />

Zur Benutzung der Arbeitsvorschriften und Tabellen<br />

Für die Darstellung der einzelnen Präparate werden in der Mehrzahl Allgemeine Arbeitsvorschriften<br />

angegeben, die als Standardvorschriften für die betreffende Methode gelten können.<br />

Ihr Anwendungsbereich geht über die in den Tabellen aufgeführten Beispiele hinaus. Bei<br />

Übertragung auf andere Verbindungen und Verbindungstypen müssen deren chemische<br />

Besonderheiten - vor allem bei der Aufarbeitung der Reaktionsprodukte - berücksichtigt werden.<br />

Die allgemeinen Arbeitsvorschriften geben zwar das Wesentliche der betreffenden<br />

Methode wieder, gestatten aber nicht in jedem Einzelfall, optimale Ausbeuten zu erzielen.<br />

Hierzu sind, wie stets in der organischen Chemie, sorgfältig zu ermittelnde spezielle Bedingungen<br />

notwendig.<br />

I<br />

Vor Aufnahme der Experimente informiere man sich unbedingt im Reagenzienanhang<br />

(Kap. F) und im Gefahrstoffanhang (Kap. G) und in den dort angegebenen einschlägigen<br />

Quellen über die Gefährlichkeit der verwendeten Chemikalien.<br />

Die wichtigsten der in den Arbeitsvorschriften vorkommenden Substanzen sind in Tabelle G. l<br />

entsprechend der Gefahrstoffverordnung durch Gefahrensymbole, Hinweise auf besondere<br />

Gefahren (R-Sätze) und Sicherheitsratschläge (S-Sätze) gekennzeichnet (vgl. hinterer innerer<br />

Buchdeckel). In Tabelle G.l sind jedoch nur solche Chemikalien aufgeführt, über deren<br />

Gefährlichkeit Angaben im Anhang der Gefahrstoffverordnung und in der TRGS 900 vorliegen.<br />

Darüber hinaus gehende Hinweise, auch über Stoffe, die nicht in Tabelle G.l enthalten<br />

sind, sind den Katalogen und Sicherheitsdatenblättern der Chemikalienhersteller und Sicherheitsdatensammlungen,<br />

die in Kapitel G angegeben sind, zu entnehmen.<br />

I<br />

Stoffe, über deren Gefährlichkeit keine Angaben vorliegen, sollten aus Vorsorgegründen<br />

grundsätzlich als gefährlich betrachtet und mindestens nach den S-Sätzen 22, 23, 24 und 25<br />

behandelt werden.<br />

Auf die Pflicht, sich vor Aufnahme der Versuche über die Gefährlichkeit der verwendeten<br />

Chemikalien zu informieren, wird im folgenden in jeder Arbeitsvorschrift durch das nebenstehende<br />

Symbol hingewiesen.<br />

| Die Gefahrenhinweise und Sicherheitsratschläge sind Bestandteil der Arbeitsvorschriften.<br />

Es wird empfohlen, das Versuchsprotokoll in Form einer Betriebsanweisung (gemäß § 22<br />

der Gefahrstoffverordnung) zu gestalten, die das Gefährdungspotential der Reagenzien, der<br />

Reaktionen und der Produkte zusammen mit Schutzmaßnahmen und Verhaltensregeln im<br />

Gefahrfall, Erste-Hilfe-Maßnanmen und Hinweisen für die sachgerechte Entsorgung enthält.


Zur Benutzung der Arbeitsvorschriften und Tabellen 187<br />

Die Arbeitsvorschriften sind, wenn nicht anderes vermerkt ist, sowohl für Präparationen im<br />

Makro- als auch im Halbmikro- und Mikromaßstab geeignet.<br />

Unter einem „Makroansatz" ist ein Ansatz in der Größenordnung von 0,1 bis l mol zu verstehen,<br />

unter einem „Halbmikroansatz" ein Ansatz im Bereich von l bis 10 mmol (~ 0,1 bis<br />

2 g) und unter einem „Mikroansatz" eine Ansatzgröße von 15 bis 150 mg. Über die notwendigen<br />

Unterschiede in der Arbeitstechnik orientiere man sich im Kapitel A.<br />

Einige Vorschriften sind speziell für analytische Zwecke bestimmt, wodurch sich Besonderheiten<br />

ergeben können. So wird hier z. B. das Hauptaugenmerk nicht auf hohe Ausbeuten<br />

gelegt, sondern auf eine möglichst umfassende Gültigkeit der angegebenen Vorschrift. Ausgesprochene<br />

Analysenvorschriften werden daher als solche gekennzeichnet.<br />

Schmelz- und Siedetemperaturen sind Literaturwerte oder durch Testung ermittelt. Bei der<br />

Destillation sollte der jeweilige Siedebereich vom Experimentator nach Abschnitt A.2.3.2.2.<br />

selbst festgelegt werden.<br />

Der Druck bei einer Siedetemperatur ist generell in kPa (in Klammern in Torr) angegeben.<br />

Die Druckangabe soll gleichzeitig als Anleitung verstanden werden, ob bei Normaldruck, im<br />

Wasserstrahl- oder im Feinvakuum zu destillieren ist.<br />

Die Angabe eines Lösungsmittels in Klammern hinter der Schmelztemperatur weist darauf<br />

hin, daß dieses Lösemittel zum Umkristallisieren des betreffenden Stoffs geeignet ist.<br />

Neben den Arbeitsvorschriften sind an zahlreichen Stellen noch weitere Präparationsmöglichkeiten<br />

als Literaturzitate angeführt. Es werden hier vor allem Vorschriften in englischer, russischer<br />

oder französischer Sprache zitiert, um dem Studenten bereits während der Grundpräparate Gelegenheit<br />

zu geben, seine Sprachkenntnisse zu vertiefen. In sachlicher Hinsicht handelt es sich um<br />

Präparate, die entweder die voranstehende allgemeine Arbeitsvorschrift illustrieren oder aber<br />

eine Variante der Methode zur Darstellung der abgehandelten Stoffklasse wiedergeben. In einigen<br />

Fällen beziehen sich die Literaturangaben auf die Darstellung von Ausgangsprodukten, die für die<br />

in der Tabelle aufgeführten Präparationen benötigt werden.<br />

Im folgenden sind einige wichtige Abkürzungen zusammengefaßt:<br />

Ac<br />

Ac2O<br />

AcOH<br />

Bu<br />

BuOH<br />

i-BuOH<br />

t-BuOH<br />

ChIf.<br />

DMF<br />

Et<br />

EtOH<br />

Et2O<br />

HMPT<br />

Me<br />

MeOH<br />

Me2CO<br />

Acetyl<br />

Acetanhydrid<br />

Essigsäure (Eisessig)<br />

Butyl<br />

Butanol<br />

Isobutanol<br />

tert-Butylalkohol<br />

Chloroform<br />

Dimethylformamid<br />

Ethyl<br />

Ethanol<br />

Diethylether<br />

Hexamethylphosphorsäuretriamid<br />

Methyl<br />

Methanol<br />

Aceton<br />

Ph<br />

PhH<br />

PhMe<br />

Pr<br />

PrOH<br />

i-PrOH<br />

Tetra<br />

THF<br />

W.<br />

[«HP<br />

Ausb.<br />

D|°<br />

Phenyl<br />

Benzen<br />

Toluen<br />

Propyl<br />

Propanol<br />

Isopropylalkohol<br />

Tetrachlorkohlenstoff<br />

Tetrahydrofuran<br />

Wasser<br />

spezifische optische<br />

Drehung<br />

(für D-Linie bei 20 0 C)<br />

Ausbeute<br />

Dichte (bei 20 0 C,<br />

bezogen auf Wasser<br />

von 4 0 C)<br />

e<br />

F<br />

korr.<br />

Kp<br />

KPx(y)<br />

Min.<br />

nff<br />

Sek.<br />

Std.<br />

std.<br />

Vol.<br />

wss.<br />

Zers.<br />

Dielektrizitätskonstante<br />

Schmelztemperatur<br />

korrigiert<br />

Siedetemperatur bei<br />

Normaldruck<br />

Siedetemperatur im<br />

Vakuum bei x kPa<br />

bzw. y Torr<br />

Minute(n)<br />

Brechungsindex (bei<br />

20 0 C für D-Linie)<br />

Sekunde(n)<br />

Stunde(n)<br />

stündlich<br />

Volumen, Volumina<br />

wäßrig(e)<br />

Zersetzung(en)


188 Dl. Radikalische Substitution<br />

D.1 Radikalische Substitution<br />

In einer Substitutionsreaktion wird in einem Substrat (RX) ein Substituent (X) durch einen<br />

anderen (Y), ersetzt:<br />

R-X -i- Y-Z - R-Y + X-Z M n<br />

Solche Reaktionen können nach verschiedenen Mechanismen verlaufen (vgl. z. B. Kapitel<br />

D.2., D.5. und D.7.I.4.). An einem gesättigten Kohlenstoffatom sind Substitutionen nach einem<br />

radikalischen (homolytischen) Mechanismus möglich.<br />

Wichtige radikalische Substitutionsreaktionen sind in Tabelle 1.2 aufgeführt.<br />

Tabelle 1.2<br />

Radikalische Substitutionen<br />

R—H + Y-Y »• R-Y + H-Y Halogenierung mit molekularen Halogenen<br />

Y=F, Cl, Br<br />

R—H + CI-Z - R-CI + H—Z Chlorierung mit N-Chloraminen, N-Chlor-<br />

2 _ _NP« _5o ci -PCI -COCI succinimid, Sulfurylchlorid, Phosphorpentachlorid,<br />

-OC(CH3)3!-CCI3 4 Phosgen, tert-Butylhypochlorit, Tetrachlormethan<br />

R—H + Br-Z R-Br + H—Z Bromierung mit N-Bromsuccinimid, tert-Butyl-<br />

Q hypochlorit, Bromtrichlormethan<br />

Z = -N J , -OC(CHg)3, -CCI3<br />

/7<br />

o<br />

R—H + O2 R-O-O-H Peroxygenierung<br />

R-H + SO2 + Cl2<br />

R-SO2CI + H-CI Sulfochlorierung<br />

2 R-H + 2 SO2 + O2 2 R-SO3H Sulfoxidation<br />

R-H + NO2-Z R-NO2 + H-Z Nitrierung<br />

Z = -OH, -NO2<br />

R-X + H-MRa - R-H + X-MRa Reduktion von Halogenverbindungen,<br />

Sulfonsäureestern und Dithiokohlensäureestern mit<br />

» = ~ Hal ;7° S ° 2R '' -° CS 2 R Trialkylstannanen und -silanen<br />

M = Sn, Si<br />

J<br />

Radikalische Substitutionsreaktionen [1.1] verlaufen nach einem Kettenmechanismus (siehe<br />

unten, D.I.2.), in dem „freie" Radikale (R« und Y-) als kurzlebige Zwischenprodukte auftreten.<br />

Radikale 1 ) sind Atome oder Moleküle mit einem oder mehreren ungepaarten Elektronen,<br />

aus diesem Grunde valenzmäßig ungesättigt und meist sehr instabil und reaktionsfähig.<br />

Um eine radikalische Substitutionsreaktion auszulösen, zu „starten", muß zunächst eins der<br />

beiden Radikale R« oder Y- in einer „Startreaktion" aus den Ausgangsstoffen RX oder YZ<br />

gebildet werden.<br />

> Radikale sind nicht mit den Resten R in chemischen Formeln zu verwechseln.


1.1. Erzeugung und Stabilität von Radikalen<br />

D. 1.1. Erzeugung und Stabilität von Radikalen 189<br />

Die wichtigste Art, Radikale zu bilden, ist die als Homolyse bezeichnete „symmetrische" Spaltung<br />

einer homöopolaren Bindung unter Entkopplung des Bindungselektronenpaares.<br />

Y-Z<br />

CI-CI<br />

Y-<br />

Cl-<br />

•Z<br />

•Cl<br />

Bei einer derartigen homolytischen Spaltung muß dem Molekül die Bindungsdissoziationsenergie<br />

zugeführt werden (vgl. Tab. 1.4.). Da man diese in verschiedener Weise aufbringen<br />

kann, ergeben sich folgende Möglichkeiten der Radikalerzeugung:<br />

Tabelle 1.4<br />

Molare Standardbindungsdissoziationsenthalpien (A0H^ in kJ • moH bei 25 0 C)<br />

H-H<br />

F-F<br />

Cl-Cl<br />

Br-Br<br />

I-I<br />

H3C-CH3<br />

H2N-NH2<br />

HO-OH<br />

H3C-H<br />

CH3CH2-H<br />

(CH3)2CH-H<br />

(CH3)3C-H<br />

C6H5-H<br />

CH2-CHCH2-H<br />

C6rl5 CH2-H<br />

432<br />

!55<br />

239<br />

190<br />

!49<br />

370<br />

253<br />

214<br />

435<br />

4!1<br />

396<br />

385<br />

458<br />

37!<br />

356<br />

H-F<br />

H-Cl<br />

H-Br<br />

H-I<br />

Bindungsspaltung durch Wärmeenergie (Thermolyse)<br />

566<br />

428<br />

363<br />

295<br />

HO-H<br />

499<br />

HOO-H<br />

375<br />

(CH3)3CO-H<br />

435<br />

(CH3)3CO-OC(CH3)3<br />

157<br />

C6H5COO-OCOC6H5 126<br />

CH3-N=N-CH3<br />

210<br />

N=C(CH3)2C-N=N-C(CH3)2ON<br />

131<br />

(CH3)3Sn-H<br />

293<br />

(CH3)3Sn-CH3<br />

255<br />

CH3Hg-CH3<br />

218<br />

Das Dissoziationsgleichgewicht von Bindungen kleiner Spaltungsenergie liegt schon bei niedrigeren<br />

Temperaturen merklich auf Seiten der Dissoziationsprodukte. So ist z. B. das 3-Triphenylmethyl-ö-diphenylmethylen-cyclohexa-M-dien<br />

1 ) (JDH^_C = 46 kJ-moH) in 0,lmolarer<br />

benzenischer Lösung bei Zimmertemperatur zu 2% in Triphenylmethylradikale dissoziiert:<br />

Vf» = «"v n-fl<br />

Ph<br />

Ph Ph<br />

Ph<br />

Bindungen mit Dissoziationsenthalpien von 120 bis 170 kJ -moH, wie sie in Peroxiden und<br />

aliphatischen Azoverbindungen vorliegen, werden bei wenig erhöhten Temperaturen (70 bis<br />

150 0 C) gespalten. Solche Verbindungen sind daher als Radikalgeneratoren z. B. für die Initiierung<br />

von Kettenreaktionen geeignet (s. unten).<br />

Bei Temperaturen über 80O 0 C werden auch die stabilen Kohlenwasserstoffbindungen<br />

gespalten. Deswegen laufen die meisten organisch-chemischen Reaktionen bei solchen Temperaturen<br />

radikalisch ab (Pyrolysen, Crackprozesse).<br />

] ) Dem lange Zeit als Hexaphenylethan angesehenen Dimeren des Triphenylmethylradikals wurde bereits<br />

im Jahre !905 von P. JACOBSON die hier angegebene Struktur zugeordnet. Spätere Untersuchungen konnten<br />

dies bestätigen.<br />

[1.3]


190 D. 1. Radikalische Substitution<br />

Bindungsspaltung durch Strahlungsenergie (Photolyse 1 ), Radiolyse 2 ))<br />

Die Energie eines Lichtquants ist nach der Planckschen Gleichung: E =hv. Demnach hat z. B.<br />

UV-Licht der Wellenlänge A = 300 nm eine Energie von 400 kJ • moH. Bei einem Vergleich mit<br />

Tabelle 1.4 wird deutlich, daß durch Bestrahlung mit kurzwelligem (ultraviolettem) Licht die<br />

meisten Bindungen gespalten werden können.<br />

Man berechne die Energie von gelbem (A = 600 nm) und violettem (A = 400 nm) Licht und<br />

überlege, ob rotes Licht (A = 700 nm) in der Lage ist, das Chlormolekül zu spalten!<br />

Nur solche Strahlung ist photochemisch wirksam, die absorbiert wird. Hierbei ist es nicht immer erforderlich,<br />

daß die Absorption durch die reagierenden Stoffe erfolgt; vielmehr kann auch ein nicht unmittelbar<br />

an der Reaktion beteiligter Sensibilisator das Licht absorbieren und die aufgenommene Energie dann<br />

auf den reagierenden Partner übertragen. Als Sensibilisatoren können organische Farbstoffe, Ketone u. a.<br />

dienen.<br />

Radikalbildung durch Redoxprozesse (chemische Energie)<br />

Viele Redoxprozesse sind mit einem Ein-Elektronen-Übergang unter Bildung von Radikalen<br />

verbunden, z. B.:<br />

R-Q-Q-H + Fe 20 - R-Q- + 0 IQH + Fe 3 ® [1.6]<br />

Man vergleiche dazu D.I.5. Auch die Kolbesche Synthese von Kohlenwasserstoffen durch Elektrolyse<br />

der Salze von Carbonsäuren schließt einen solchen Prozeß ein:<br />

/P /°<br />

R-c -TT R-C -^- R- [1-7]<br />

2R- R-R<br />

Bindungsspaltung durch mechanische Energie<br />

Ultraschall, sehr schnelles Rühren oder Vermählen von Substanzen in einer Schwingmühle<br />

können zu Bindungsspaltungen führen (Mechanochemie).<br />

Man erkennt aus Tabelle 1.4, daß die einzelnen Bindungen sehr unterschiedliche Dissoziationsenthalpien<br />

besitzen. Selbst der Wert für eine bestimmte Bindung (z. B. C-H) ist stark von<br />

der Struktur des übrigen Moleküls abhängig. Generell ist die Dissoziationsenthalpie einer Bindung<br />

um so niedriger, je energieärmer (stabiler) die bei der Spaltung entstehenden Radikale<br />

sind. Die thermodynamische Stabilität eines Radikals hängt davon ab, inwieweit das freie<br />

Radikalelektron im Molekül delokalisiert werden kann. Zu einer Delokalisation sind konjugationsfähige<br />

Substituenten, z. B. Phenyl- und Allylgruppen in der Lage:<br />

) ^CH=CH2, =<br />

-^VCH, — /^V=CH, —<br />

1 J Photolyse: Bindungsspaltung durch Einwirkung von sichtbarem oder UV-Licht<br />

2 ) Radiolyse: Bindungsspaltung durch energiereiche Strahlung<br />

[1.8]


D. 1.2. Reaktionen und Lebensdauer von Radikalen. Radikalkettenreaktionen 191<br />

Die Dissoziationsenthalpie der Benzyl-H-Bindung (Allyl-H-Bindung) erhält dadurch den<br />

im Vergleich mit anderen C-H-Bindungen niedrigen Wert von 356 kJ • moH.<br />

Man beachte in diesem Zusammenhang die besonders niedrige Dissoziationsenthalpie von<br />

Bindungen, bei deren Spaltung Triphenylmethylradikale entstehen (z. B. nach [1.5])!<br />

Auch sterische Substituenteneffekte üben einen großen Einfluß auf die Dissoziationsenthalpie<br />

einer Bindung aus. Da Alky!radikale eben gebaut sind, geht bei der homolytischen Spaltung<br />

einer C-X-Bindung das C-Atom aus einer tetraedrischen Konfiguration in eine trigonal<br />

ebene über. Substituenten an diesem C-Atom rücken dabei weiter auseinander, wodurch sie<br />

sich sterisch weniger behindern. Mit zunehmender Größe der Substituenten nimmt demzufolge<br />

die Dissoziationsenthalpie einer Bindung ab. Solche sterischen Effekte sind die Ursache für<br />

den Abfall der Dissoziationsenthalpie von einer primären über eine secundäre zu einer tertiären<br />

C-H-Bindung (vgl. C-H-Bindungen in Methan, Ethan, Propan und Isobutan).<br />

1.2. Reaktionen und Lebensdauer von Radikalen.<br />

Radikalkettenreaktionen<br />

Radikale können reagieren:<br />

a) unter Verlust der Radikaleigenschaften<br />

Man unterscheidet:<br />

- Kombination zweier Radikale 1 ), z. B.:<br />

- Disproportionierung von Radikalen, z. B.:<br />

/CH3<br />

CH3<br />

2 H3C-C H2C=C + H3C-CH [1.10]<br />

b) unter Übertragung der Radikaleigenschaften<br />

Hierbei unterscheidet man:<br />

- Zersetzung oder Isomerisierung von Radikalen, z. B.:<br />

O<br />

CO2<br />

- Addition von Radikalen an Mehrfachbindungen, z. B.:<br />

[1.9]<br />

[1.11]<br />

Br- + H2C=CH2 - Br-CH2-CH2 [1.12]<br />

Dieser Reaktionstyp wird in D.4.3. behandelt.<br />

- Abspaltung von Atomen oder Gruppierungen durch Radikale, z. B.:<br />

R-H + Cl- R- + H-CI [1.13]<br />

Reaktionen dieser Art sind die wesentlichen Teilschritte radikalischer Substitutionen<br />

(s. unten).<br />

Die angeführten Reaktionen können auch neben- und nacheinander auftreten.<br />

) Bei der Kombination zweier Radikale wird die Dissoziationsenergie der neu geknüpften Bindung frei.<br />

Mehratomige Moleküle sind in der Lage, diese Energie aufzunehmen. Bei Kombinationsreaktionen von<br />

Atomen muß sie jedoch durch Stoß mit einem dritten Partner (Molekül, Wand) abgeführt werden.


192 D. l. Radikalische Substitution<br />

Die meisten Radikale sind sehr reaktionsfähig (s. D. 1.3.). Sie liegen daher nur in niedrigen<br />

Konzentrationen vor und haben eine sehr geringe Lebensdauer (< 10~ 3 s). In Anwesenheit<br />

eines geeigneten Reaktionspartners, der auch das Lösungsmittel sein kann, reagieren sie mit<br />

diesem schnell unter Addition [1.12] bzw. Substitution [1.13]. Ihre Selbstreaktionen unter<br />

Kombination [1.9] bzw. Disproportionierung [1.10] sind dann von untergeordneter Bedeutung.<br />

Diese spielen jedoch als Abbruchreaktionen von Radikalreaktionsfolgen, z. B. von Kettenreaktionen<br />

(s. unten), eine Rolle.<br />

In Abwesenheit eines genügend reaktiven Partners und bei Radikalen geringerer Reaktionsfähigkeit,<br />

die ein gegebenes Substrat oder das Lösungsmittel nur langsam angreifen können,<br />

sind dagegen Rekombination und Disproportionierung oft die einzige Reaktionsmöglichkeit.<br />

Diese Vorgänge werden außerdem durch die in diesem Fall höhere Konzentration der<br />

Radikale begünstigt.<br />

Im Grenzfall kann die Reaktivität eines Radikals so gering sein, daß es nicht mehr zur vollständigen<br />

Dimerisierung befähigt ist. Solche Radikale können in Abwesenheit von O2 in hohen<br />

Konzentrationen vorliegen und eine lange Lebensdauer haben (z. B. Ph3C- [1.5]).<br />

Radikale geringer Reaktivität mit einer Lebensdauer im Bereich von Sekunden bis Jahren<br />

bezeichnet man als persistent (langlebig). Ist ihre Persistenz so hoch und ihre Reaktivität so gering,<br />

daß sie in Substanz isoliert und gehandhabt werden können, spricht man von stabilen Radikalen<br />

(z. B. Diphenylpicrylhydrazyl, DPPH; 2,2,6,6-Tetramethyl-piperidin-l-oxyl, TEMPO):<br />

DPPH Me-^ /^Me TEMPO [1.14]<br />

Me y Me<br />

O2N ?<br />

Reaktivität und Lebensdauer von Radikalen werden sehr wesentlich durch sterische Effekte<br />

von Substituenten beeinflußt. Große Substituenten (Ph, t-Bu) in Nachbarschaft zum Radikalelektron<br />

behindern dessen Annäherung an einen Reaktionspartner und senken die Reaktivität<br />

des Radikals, wie z. B. im Triphenylmethyl oder DPPH. Auch thermodynamisch nicht stabile<br />

Radikale können dadurch persistent werden, wie z. B. TEMPO oder (t-Bu)2CH% das in sauerstofffreier<br />

Lösung bei 25 0 C eine mittlere Lebensdauer von l Minute besitzt.<br />

Radikalkettenreaktionen<br />

Die Übertragung der Radikaleigenschaften auf andere Moleküle kann sich in bestimmten Zyklen<br />

viele Male wiederholen, so daß Radikalkettenreaktionen ablaufen. Beispielsweise ist die radikalische<br />

Halogenierung organischer Verbindungen, bei der in einer C-H-Bindung ein Wasserstoffdurch<br />

ein Halogenatom substituiert wird, eine solche Kettenreaktion (Y = Halogen):<br />

Y-Y 2 Y- Kettenstartreaktion [1.15a]<br />

Y- -l- R-H - R- -l- H-Y Kettenfortpflanzungsreaktionen [1.15b]<br />

R- + Y-Y R-Y -I- Y- usw. [1.15c]<br />

Dieser Zyklus wiederholt sich bis zum Kettenabbruch. Die wichtigsten Kettenabbruchreaktionen<br />

sind Kombinationen und Disproportionierungen der „Kettenträger" (R% Y-):<br />

Y- + Y- Y-Y<br />

R- + Y- R-Y Kettenabbruchreaktionen [1.15d]<br />

R- + R- R-R


D. 1.3. Reaktivität und Selektivität bei radikalischen Substitutionen 193<br />

Der Kettenabbruch kann auch durch Reaktion der Kettenträger mit Lösungsmittelmolekülen<br />

oder zugesetzten Stoffen, sog. Inhibitoren, erfolgen. Inhibitoren sind entweder selbst Radikale<br />

(Sauerstoff [1.42], Stickoxid, stabile Radikale), die mit den Kettenträgern kombinieren,<br />

oder Verbindungen (Arylamine, Phenole, Chinone), die durch Reaktion mit den Kettenträgern<br />

Radikale ergeben, die zu energiearm sind, um die Kette fortzupflanzen (vgl. z. B. [1.19]).<br />

In der Kettenstartreaktion werden die reaktionsfähigen Kettenträger gebildet. Dafür kommen<br />

alle in D. 1.1. genannten Radikalbildungsreaktionen in Frage. So liefert z. B. die Photolyse<br />

des Chlormoleküls 2 Chloratome, die Kettenträger bei radikalischen Chlorierungen sind (vgl.<br />

[1.15]). Häufig startet man eine Kette auch durch Zusatz eines Initiators, d. h. einer Verbindung,<br />

die bereits bei geringer Energiezufuhr in Radikale zerfällt (Peroxide, Azoverbindungen;<br />

vgl. Tab.1.4). Die dabei entstehenden Radikale bilden dann in einer Folgereaktion einen Kettenträger,<br />

z. B.:<br />

(H3C)3CO-OC(CH3)3 2(H3C)3CO- ^ ^<br />

(H3C)3CO- + R-H - (H3C)3CO-H + R-<br />

Man formuliere die bei der Einwirkung von Brom auf Toluen mit Azo-bis-isobutyronitril<br />

bzw. Benzoylperoxid als Initiator ablaufende Kettenreaktion!<br />

Die Zahl der Reaktionszyklen einer Kettenreaktion pro Startradikal bezeichnet man als<br />

Kettenlänge. Bei der photochemischen Initiierung definiert man als Quantenausbeute die Zahl<br />

der durch ein absorbiertes Lichtquant ausgelösten Reaktionszyklen.<br />

1.3. Reaktivität und Selektivität bei radikalischen Substitutionen<br />

Im allgemeinen sind radikalische Substitutionsreaktionen durchführbar, wenn die Umsetzung<br />

mit einem Energiegewinn verbunden ist, d. h. exotherm verläuft 1 ). Bei solchen Kettenreaktionen<br />

muß die Summe der Reaktionsenthalpien aller Schritte des Reaktionszyklus negativ bleiben,<br />

auch wenn einzelne Schritte endotherm sind.<br />

Die molare Standardreaktionsenthalpie ^RH° läßt sich aus den Dissoziationsenthalpien<br />

der in der Reaktion gespaltenen und neu gebildeten Bindungen nach [C.20] berechnen. Sie ist<br />

um so kleiner (stärker exotherm), je schwächer die zu spaltende und je stärker die gebildete<br />

Bindung ist. Beispielsweise gilt für die erste Kettenfortpflanzungsreaktion [1.15b] der Chlorierung<br />

von Ethan:<br />

Cl- + H-CH2CH3 CI-H +-CH2CH3 H- 17 I<br />

, = ADHfH3CH2_H -ADH^_C1 = (411-428) KJ • mol- 1 = -17 kJ - moT 1<br />

Das Chloratom vermag die stabile C-H-Bindung im Ethan anzugreifen, weil dabei die noch<br />

stabilere H-Cl-Bindung gebildet wird. Da auch der zweite Kettenfortpflanzungsschritt [1.15c]<br />

der Ethanchlorierung exotherm ist, läuft die gesamte Umsetzung als Kettenreaktion ab, wenn<br />

sie einmal durch ein Chloratom, das durch homolytische Bindungsspaltung aus dem Chlormolekül<br />

gebildet werden kann, gestartet worden ist.<br />

Feststellung gilt nicht allgemein für chemische Reaktionen (vgl. [C.21]). Tatsächlich beweist<br />

jedoch ein großes Erfahrungsmaterial, daß sie bei Radikalreaktionen sehr weitgehend gültig ist.


194 Dl. Radikalische Substitution<br />

Das lodatom ist dagegen nicht in der Lage, mit Ethan zu reagieren, und die direkte lodierung<br />

von Kohlenwasserstoffen gelingt daher normalerweise nicht. Zwar ist für die Spaltung des<br />

lodmoleküls eine geringere Energie notwendig als für die Spaltung des Chlormoleküls, aber<br />

der Energiegewinn bei der Bildung der H-I-Bindung beträgt nur 295 kJ • moH i), die Reaktion<br />

des lodatoms mit Ethan wäre endotherm:<br />

I- + H-CH2CH3 I-H + -CH2CH3 [1.18]<br />

AnH^8 = A0AYfH3CH2-H -ADH^H = (411-295) kJ - mol' 1 = 116 kJ - moT 1<br />

lod wirkt deshalb umgekehrt als Inhibitor von Radikalreaktionen, indem es die Radikaleigenschaften<br />

übernimmt, aber nicht erneut auf das Substrat zu übertragen imstande ist:<br />

R- + I-1 - R-I + I-<br />

I- + R-H —#-~ H-I + R-<br />

[1.19]<br />

Obwohl sich mit Hilfe der Thermodynamik zunächst nur feststellen läßt, ob eine radikalische<br />

Substitutionsreaktion möglich ist oder nicht und nichts über ihre Geschwindigkeit ausgesagt wird<br />

(vgl. C.2.), findet man jedoch, daß stark exotherme Radikalreaktionen schneller ablaufen als weniger<br />

exotherme (vgl. Abb. C.28). Man kann daher mit Hilfe der angestellten thermodynamischen<br />

Betrachtungen auch die Reaktivitäten von Radikalen und Bindungen abschätzen.<br />

Die Reaktionsfähigkeit eines Radikals gegenüber einem gegebenen Substrat ist danach um<br />

so größer, je höher der Energiegewinn bei der Bildung der neu zu knüpfenden Bindung, d. h.<br />

je größer die Dissoziationsenergie dieser Bindung ist.<br />

Bei Reaktionen eines gegebenen Radikals mit verschiedenen C-H-Bindungen ist die<br />

Umsetzung um so stärker exotherm, je niedriger die Dissoziationsenergien dieser Bindungen<br />

sind. Aus diesem Grunde ist die Reaktionsfähigkeit der tertiären (3°)-C-H-Bindungen größer<br />

als die der secundären (2°) und primären (I 0 ). 2 ) Besonders leicht angegriffen werden C-H-Bindungen<br />

in Benzyl- und Allylstellung (z.B. im Propen und Toluen). Man mache sich das an<br />

Hand der Tabelle 1.4 verständlich!<br />

Ein Maß für die Reaktivität eines Radikals ist die Geschwindigkeitskonstante seiner Reaktion<br />

mit einem gegebenen Partner. Zur Bestimmung relativer Reaktivitäten (vgl. C.3.2.) verschiedener<br />

Radikale setzt man diese mit dem gleichen Substrat (z. B. Toluen) um und bezieht<br />

die gefundenen Reaktionsgeschwindigkeitskonstanten auf die eines der Radikale. Aus solchen<br />

Untersuchungen ist die folgende Reaktivitätsreihe gefunden worden:<br />

F- > HO- > Cl- > -CH3 > Br- > ROO- [1.20]<br />

Zur Bestimmung der relativen Reaktivitäten etwa der (1°)-, (2°)- und (3°)-C-H-Bindung<br />

hält man andererseits das Reagens konstant, setzt also mit dem gleichen Radikal um und<br />

bezieht z. B. auf die primäre C-H-Bindung, die in diesem Fall sogar im gleichen Molekül vorhanden<br />

sein kann. Ein Ergebnis derartiger Bestimmungen zeigt Tabelle 1.21. In dieser Tabelle<br />

sind jeweils nur die in einer Waagerechten stehenden Werte miteinander vergleichbar. Man<br />

erkennt, daß gegenüber allen drei tabellierten Halogenradikalen jeweils die tertiäre C-H-Bindung<br />

am reaktionsfähigsten ist, weniger leicht wird die secundäre C-H-Bindung angegriffen<br />

und am schwersten die primäre C-H-Bindung.<br />

1 ) Man erkennt daran deutlich, daß das Vermögen, eine Bindung anzugreifen, nicht ohne weiteres mit der<br />

Stabilität (der Leichtigkeit der Bildung) eines Radikals gleichgesetzt werden darf. Man vergleiche auch<br />

die niedrige Dissoziationsenergie des Fluormoleküls mit der außerordentlich hohen Reaktivität des<br />

Fluorradikals.<br />

2 ) Häufig wird die Kurzbezeichnung (1°)-, (2°)-, (3°)-C-H-Bindung für die primäre, secundäre und tertiäre<br />

C-H-Bindung benutzt.


D. 1.3. Reaktivität und Selektivität bei radikalischen Substitutionen 195<br />

Tabelle 1.21<br />

Relative Reaktivität der C-H-Bindungen in Butan bzw. Isobutan gegenüber Halogenatomen (Gasphase;<br />

27 0 C)<br />

Radikal<br />

F-<br />

Cl-<br />

Br- 1 )<br />

i) bei 127 0 C<br />

Primäre<br />

C-H-Bindung<br />

1<br />

1<br />

1<br />

Secundäre<br />

C-H-Bindung<br />

1,2<br />

3,9<br />

32<br />

Tertiäre<br />

C-H-Bindung<br />

1,4<br />

5,1<br />

1600<br />

Als weiteres wichtiges Ergebnis läßt sich aus Tabelle 1.21 entnehmen, daß die relativen<br />

Reaktivitäten der drei Typen von C-H-Bindungen nicht für alle Reaktionen konstant sind. Sie<br />

unterscheiden sich beispielsweise bei der Fluorierung nur ganz wenig voneinander, sind dagegen<br />

bei der Bromierung um Größenordnungen verschieden.<br />

Das läßt sich mit Hilfe des Hammond-Postulats (s. C.2.) erklären: Das reaktive F-Atom reagiert<br />

mit einer R-H-Bindung in exothermer Reaktion, der Übergangszustand ist reaktandähnlich<br />

(Kurve 3 in Abb. C.28). Die Reaktionen des weniger reaktiven Br-Atoms dagegen sind<br />

(meist) endotherm, und der aktivierte Komplex ist produktähnlich (Kurve l in Abb.C.28). Im<br />

Übergangszustand R-H-F ist daher die R-H-Bindung nur wenig gedehnt, im R-H-Br dagegen<br />

schon weitgehend gespalten. Unterschiedlich starke R-H-Bindungen wirken sich daher<br />

auf die Geschwindigkeit der Reaktion mit dem hoch reaktiven F- nur wenig aus, die Selektivität<br />

ist gering. Mit dem weniger reaktiven Br- dagegen reagieren diese R-H-Bindungen mit<br />

stark unterschiedlichen Reaktionsgeschwindigkeiten (hoher Selektivität).<br />

Häufig gilt: Große Reaktivität bedingt eine geringe Selektivität und umgekehrt. In Übereinstimmung<br />

damit nimmt die Selektivität von Radikalreaktionen bei Temperaturerhöhung ab, da<br />

die Reaktivität der Radikale mit der Temperatur ansteigt. Allerdings ist dieser Einfluß nicht<br />

groß. Man findet z. B. für die relativen Reaktivitäten der C-H-Bindungen (1°: 2°: 3°) in gesättigten<br />

Kohlenwasserstoffen gegenüber Chloratomen in flüssiger Phase bei -50 0 C das Verhältnis<br />

l: 7,2:11,8, während es bei +50 0 C l: 2,9:4,5 beträgt.<br />

In der Technik bedient man sich solcher Radikalreaktionen in großem Umfange (Pyrolysen, Crackprozesse,<br />

Halogenierungen, Oxidationen), da man sich hier vielfach mit Isomerengemischen begnügen kann.<br />

Die bisher angestellten Betrachtungen sind häufig nicht ausreichend, den Verlauf von Radikalreaktionen<br />

hinreichend zu erklären. Vor allem sind oft polare Einflüsse auf die Reaktivität<br />

der Radikale und auch auf die relativen Reaktivitäten der anzugreifenden C-H-Bindungen zu<br />

berücksichtigen.<br />

Tabelle 7.22<br />

Relative Reaktivitäten und Isomerenverteilung bei der Chlorierung von C-H-Bindungen<br />

Isomerenverteilung in % 31 64 5<br />

H3C—CH2—CH2—COOHi)<br />

relative Reaktivität l 3,1 0,24<br />

31 69 O<br />

H3C—CH2—CH2—CN<br />

l 3,3 O<br />

21 47 22 9<br />

H3C—CH2—CH2—CH2—Cl<br />

l 3,4 1,6 0,7<br />

Die Chlorierung von Carbonylverbindungen ist auch nach einem polaren Mechanismus in Gegenwart von<br />

Halogenüberträgern möglich und führt dann vorrangig zu den cc-Substitutionsprodukten, vgl. D.7.4.2.2.


196 Dl. Radikalische Substitution<br />

Entsprechend ihrer Stellung im Periodensystem besitzen Radikale unterschiedliche Elektronenaffinitäten.<br />

So ist z.B. bei Halogenatomen und Sauerstoffradikalen (HO% HOO-, RO%<br />

ROO-) der elektrophile Charakter ausgeprägt. Sie greifen daher bevorzugt Stellen hoher Elektronendichte<br />

an. Aus diesem Grunde erhöhen +1- und +M-Substituenten die Reaktivität<br />

benachbarter C-H-Bindungen gegenüber solchen Radikalen, während -I- und -M-Gruppen<br />

sie herabsetzen. Einige in Tabelle 1.22 aufgeführte Beispiele sollen das veranschaulichen.<br />

Zur Berechnung der bei der betreffenden Reaktion auftretenden Isomerenverteilung aus den relativen<br />

Reaktivitäten muß man außer der Reaktivität auch die Anzahl der betreffenden C-H-Bindungen berücksichtigen,<br />

z.B. bei der Chlorierung von Butyronitril: drei primäre C-H-Bindungen mit der Reaktivität l,<br />

zwei ß-C-H-Bindungen mit der Reaktivität 3,3. Die Isomerenverteilung ergibt sich daraus zu (3-1): (2-3,3)<br />

= 31% :69%. Man berechne die Isomerenverteilung bei der Gasphasenchlorierung von n-Butan und Isobutan<br />

mit Hilfe der Werte der Tabelle 1.21!<br />

Die polaren Eigenschaften von Radikalen lassen sich mit Hilfe der Störungstheorie gut verstehen<br />

(vgl. C.6). Das Grenzorbital eines Radikals R- ist einfach besetzt, man bezeichnet es als<br />

SOMO (Singly Occupied MO). Es kann mit dem LUMO, aber auch mit dem HOMO des<br />

Reaktionspartners S in Wechselwirkung treten. In beiden Fällen ergibt sich ein Energiegewinn.<br />

In Abbildung 1.23b ist das ohne weiteres zu erkennen, in Abbildung 1.23a beträgt der Energiegewinn<br />

2AE2 - AEi, da das neu gebildete energieärmere Orbital mit zwei, das energiereichere<br />

aber nur mit einem Elektron besetzt ist.<br />

LUMO / ) LUMO<br />

SOMO-<br />

a) b)<br />

HOMO<br />

Abb.1.23<br />

HOMO-SOMO- bzw. LUMO-SOMO-Wechselwirkungen bei Radikalreaktionen<br />

a) elektrophiles Radikal; b) nucleophiles Radikal<br />

Radikale mit einem energetisch tief liegenden SOMO, wie z. B. das Chloratom (ESOMO = 13 eV), bei dem<br />

sich das Radikalelektron an einem elektronegativen Atomkern befindet, bezeichnet man als elektrophil.<br />

Derartige Radikale treten vorzugsweise mit dem HOMO von S in Wechselwirkung, vgl. a) in Abbildung<br />

1.23. Wenn dagegen die Energie des SOMO hoch liegt, wie z.B. im tert-Butylradikal, £SOMO = -6»9 eV, ist<br />

die Wechselwirkung mit dem LUMO von S günstiger, und dieses Radikal reagiert bevorzugt nucleophil,<br />

vgl. b) in Abbildung 1.23. In Übereinstimmung damit abstrahieren Chlorradikale bzw. Methylradikale Wasserstoff<br />

aus der a- bzw. ß-Position von Propionsäure in den nachstehend angegebenen Verhältnissen:<br />

,Cl- -CH3<br />

50( )1 1( ><br />

HH HH [1.24]<br />

H2C-CH-COOH H2C-CH-COOH<br />

ß a ß a<br />

(T-C-H-Orbitale haben generell eine niedrige Energie. Die COOH-Gruppe senkt durch ihren Induktionseffekt<br />

die Energie für das a-C-H-Orbital stärker als für das ß-C-H-Orbital. Nach Abbildung 1.23a<br />

muß deshalb das energetisch höher liegende HOMO für die ß-C-H-Bindung einen kleineren Energie-


D. 1.4. Radikalische Halogenierungen 197<br />

abstand zum SOMO des Chlorradikals haben als für die a-C-H-Bindung und damit eine höhere Reaktivität.<br />

Bei der Reaktion mit Methylradikalen wird dagegen die SOMO-LUMO-Wechselwirkung entscheidend.<br />

Die LUMO-Energien von C-H-Orbitalen (er*) liegen generell sehr hoch. Durch die elektronenziehende<br />

COOH-Gruppe wird die LUMO-Energie für die a-C-H-Bindung stärker gesenkt als für die<br />

ß-C-H-Bindung; das Orbital für die a-C-H-Bindung rückt auf diese Weise näher an das SOMO des<br />

Methylradikals heran, und die a-H-Abstraktion wird zur bevorzugten Reaktion.<br />

1.4. Radikalische Halogenierungen<br />

Der Ersatz von Wasserstoff durch Halogen 1 ) ist eine präparativ wichtige radikalische Substitutionsreaktion,<br />

die als typische Kettenreaktion abläuft. Die einzelnen Schritte der Kette wurden<br />

bereits formuliert (vgl. [1.15]).<br />

Die Reaktivität der Halogene ist sehr unterschiedlich (vgl. D.I.3.). Bei der Einwirkung von<br />

elementarem Fluor auf organische Stoffe tritt in den meisten Fällen explosionsartige Umsetzung<br />

zu hochfluorierten Verbindungen unter teilweiser Crackung des Moleküls (Bildung von<br />

Kohlenstoff, Kohlenstofftetrafluorid ) ein. Um definierte Fluorverbindungen zu erhalten, sind<br />

daher Umwege nötig (vgl. D.2.6.7. und D.8.3.I.).<br />

Demgegenüber ist das lod nicht mehr in der Lage, C-H-Bindungen radikalisch unter Substitution<br />

anzugreifen (vgl. D. 1.3.). Hier wird vielmehr die umgekehrte Reaktionsrichtung eingeschlagen:<br />

Alkyliodide, die z. B. leicht aus den entsprechenden Alkoholen erhältlich sind (vgl.<br />

D.2.5.I.), werden durch lodwasserstoff zu Kohlenwasserstoffen reduziert:<br />

Rl + Hl - RH + I2 [1.25]<br />

Nur die Chlorierung und die Bromierung sind deswegen von praktischer Bedeutung.<br />

1.4.1. Chlorierung<br />

Die Chlorierung mit elementarem Chlor verläuft zwar glatt, ihre Selektivität ist jedoch gering.<br />

Präparative Bedeutung besitzt die Reaktion daher hauptsächlich zur Chlorierung von Alkylaromaten<br />

in der Seitenkette, weil die Reaktivität der a-C-H-Bindungen wesentlich größer als<br />

die der C-H-Bindungen im Phenylrest ist. Darüber hinaus sind auch die Unterschiede in den<br />

relativen Reaktivitäten der a-C-H-Bindungen z. B. im Toluen, Benzylchlorid und Benzylidendichlorid<br />

so groß, daß man bei rechtzeitigem Abbrechen der Chlorierung alle drei möglichen<br />

Chlorierungsprodukte erhalten kann.<br />

Benzylidendichloride und Trichlormethylbenzene sind wegen ihrer Hydrolysierbarkeit zu<br />

Aldehyden bzw. Carbonsäuren von Bedeutung.<br />

Bei der Durchführung von Chlorierungen muß darauf geachtet werden, daß keine Friedel-<br />

Crafts-Katalysatoren (Lewis-Säuren; vgl. D.5.I.5., D.5.1.7.) vorhanden sind, die die ionische<br />

Substitution im Kern beschleunigen. Aus diesem Grund darf z. B. auch nicht in Eisengefäßen<br />

gearbeitet werden.<br />

Zur Initiierung von Chlorierungen wird vornehmlich energiereiches Licht verwendet. Die<br />

Quantenausbeute der Photochlorierung kann bis zu 40 000 betragen. In Gegenwart geringer<br />

Mengen Sauerstoff, der als Inhibitor wirkt, ist sie jedoch meist nicht höher als 2000.<br />

l Die Substitution des Wasserstoffs einer C-H-Bindung durch Halogen entspricht einer Oxidation, vgl.<br />

D.6.1.


198 Dl. Radikalische Substitution<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Photochlorierung von Alkylaromaten (Tab.1.27)<br />

Wegen der schwierigen Dosierbarkeit des Chlorgases eignet sich die nachstehende Vorschrift<br />

vor allem für Makroansätze.<br />

Achtung! Augen bei der Arbeit mit der Tauchlampe vor gefährlicher UV-Strahlung schützen,<br />

auch die benachbarten Arbeitsplätze beachten! Chlor ist giftig und gesundheitsschädlich<br />

1 ), man arbeite unter einem wirksamen Abzug. Benzylhalogenide sind stark haut- und<br />

schleimhautreizend (vgl. hierzu auch D. 1.4.2. Photobromierung). Alle Geräte sind nach<br />

Abschluß der Präparation noch unter dem Abzug mit methanolischem KOH zu spülen,<br />

Gummihandschuhe verwenden!<br />

Die Chlorierung wird am besten in einem Dreihalskolben mit Quecksilbertauchlampe, Gaseinleitungsrohr<br />

und intensiv wirkendem Rückflußkühler durchgeführt (Abb. 1.26). Steht keine<br />

Quecksilbertauchlampe zur Verfügung, kann man mit einer 500-Watt-Photolampe von außen<br />

belichten oder im direkten Sonnenlicht chlorieren. Die Reaktion verläuft dann etwas langsamer,<br />

auch sind die Ausbeuten meist geringer. Das Chlor wird einer Druckgasflasche entnommen<br />

und durch Leiten durch eine Waschflasche mit konz. Schwefelsäure getrocknet. Zu beiden<br />

Seiten dieser Waschflasche ist je eine leere Waschflasche als Sicherheitsgefäß anzuschließen. 2 )<br />

Abb.1.26<br />

Photoreaktionsapparatur<br />

Der Kohlenwasserstoff wird in der oben beschriebenen Apparatur unter Benutzung eines<br />

den Arbeitsschutzvorschriften entsprechenden Heizbades zum Sieden erwärmt und ein lebhafter<br />

Chlorstrom eingeleitet. Höher siedende Kohlenwasserstoffe werden bei 18O 0 C chloriert.<br />

Aus dem Kühler soll kein Chlor austreten (Farbe!). Man chloriert bis zur berechneten Massenzunahme<br />

oder bis der lebhaft siedende Kolbeninhalt eine empirisch festgelegte Temperatur<br />

(im Sumpf) erreicht hat (vgl. Tab.1.27).<br />

Beim Abkühlen fest werdende Chlorierungsprodukte können direkt durch Absaugen und<br />

Umkristallisieren gereinigt werden. Flüssigkeiten fraktioniert man unter Zusatz einer Spatelspitze<br />

Natriumhydrogencarbonat durch eine 20-cm-Vigreux-Kolonne im Vakuum. Soll das<br />

Chlorierungsprodukt auf Alkohol, Aldehyd oder Carbonsäure weiterverarbeitet werden,<br />

genügt ein Siedeintervall von 10 0 C. Für die Darstellung eines reineren Stoffs rektifiziert man<br />

die Hauptfraktion nochmals und fängt Fraktionen in engeren Grenzen auf. Die Destillation ist<br />

zu bilanzieren, und die einzelnen Fraktionen sind durch ihre physikalischen Konstanten zu charakterisieren<br />

(vgl. A.2.3.3.2.).<br />

1 J Vgl. Reagenzienanhang.<br />

2 ) Vgl. dazu auch A.1.6. und A.l.10.1.


Tabelle 7.27<br />

Photochlorierung von Alkylaromaten<br />

Produkt<br />

Benzylchlorid<br />

Benzylidendichlorid<br />

(Trichlormethyl)benzen<br />

o-Methyl-benzylchlorid<br />

1 -Phenyl-ethy Ichlorid 3 )<br />

o-Chlor-benzylchlorid<br />

o-Chlor-benzylidendichlorid<br />

p-Chlor-benzylchlorid<br />

p-Chlor-benzylidendichlorid<br />

p-Nitro-benzylidendichlorid<br />

Ausgangsverbindung<br />

Toluen<br />

Toluen<br />

Toluen<br />

o-Xylen<br />

Ethylbenzen<br />

o-Chlor-toluen<br />

o-Chlor-toluen<br />

p-Chlor-toluen<br />

p-Chlor-toluen<br />

p-Nitro-toluen<br />

D. 1.4. Radikalische Halogenierungen 199<br />

Endtemperatur<br />

Hl 0 C 1 )<br />

157<br />

187<br />

175<br />

205<br />

Kp (bzw. F)<br />

Jn 0 C 2 )<br />

692?0(15)<br />

86^9(14)<br />

1113.U23)<br />

912,4(18)<br />

772,o(15)<br />

92l,6(12)<br />

100!,3(1O)<br />

9213(1o) 4 )<br />

1292,9(22)<br />

F 46<br />

(EtOH/Hexan)<br />

«D°<br />

1,5390<br />

1,5509<br />

1,5581<br />

1,5427<br />

1,5273<br />

1,5621<br />

1,5633<br />

1,56515)<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

1<br />

J Man chloriert, bis die angegebene Innentemperatur erreicht ist. Diese gilt nur bei Belichtung von außen.<br />

Bei Verwendung eines Tauchbrenners stelle man die Massenzunahme fest!<br />

2<br />

) Die physikalischen Konstanten (Kp, F, nD) beziehen sich hier und in den folgenden Tabellen - wenn<br />

nicht anders angegeben - auf die Produkte. Die Indizes geben für die jeweilige Siedetemperatur den<br />

Druck in kPa (Torr) an.<br />

3<br />

) Daneben entstehen 15...20% 2-Phenyl-ethylchlorid.<br />

4) F 28 0 C<br />

5) n 25 unterkühlte Schmelze<br />

Leicht und selektiv chlorieren lassen sich auch aromatische Aldehyde und deren Af-Derivate<br />

(Oxime, Hydrazone, Azine, vgl. D.7.I.), wobei Carbonsäurechloride (bzw. deren Af-Derivate)<br />

entstehen (vgl. auch [1.32]):<br />

X<br />

R-C +<br />

\ H<br />

Cl2 R-C + HCI<br />

Cl<br />

^N-NFT2 u.a.<br />

80<br />

80<br />

90<br />

70<br />

60<br />

85<br />

75<br />

85<br />

85<br />

80<br />

[1.28]<br />

o-Chlor-benzoylchlorid aus Benzaldehyd: CLARKE, H. T; TAYLOR, E. R.: Org. Synth., CoIl.<br />

Vol. I (1956), 155.<br />

Außer elementarem Chlor können auch andere Chlorverbindungen als Reagenzien für<br />

Chlorierungen eingesetzt werden, z. B. Tetrachlorkohlenstoff CCl4, Phosgen O=CCl2, N-Chlorsuccinimid<br />

(NCS, s. [1.32]), Phosphorpentachlorid PCl5, tert-Butylhypochlorit (CH3)3COC1<br />

oder Sulfurylchlorid SO2Cl2, vgl. Tabelle 1.2. Sie reagieren nach Radikalkettenmechanismen<br />

analog dem mit elementarem Halogen beschriebenen [1.15] und bedürfen im allgemeinen des<br />

Kettenstarts durch Peroxide (z. B. [1.16]) oder UV-Licht.<br />

Eine präparativ wichtige Methode ist die Chlorierung von Kohlenwasserstoffen ffiit Sulfurylchlorid<br />

in Gegenwart eines Initiators:<br />

RH + SO2CI2 RCI + SO2 + HCI [1.29]<br />

Die Chlorierung mit Sulfurylchlorid ist selektiver als die mit elementarem Chlor, und die Darstellung<br />

z. B. von Trichlormethylbenzen aus Toluen gelingt mit SO2Cl2 nicht mehr. Das deutet darauf hin, daß nicht<br />

Chloratome, sondern bevorzugt die weniger reaktiven SO2Cl-Radikale die eigentlichen Kettenträger sind:


200 D. 1. Radikalische Substitution<br />

Initiator -<br />

R 1 - + SO2CI2<br />

RH + SO2CI -<br />

R- + SO2CI2<br />

-<br />

-<br />

2 R 1 -<br />

R 1 CI -»- SO2CI<br />

R- + HCI + SO2<br />

RCI + SO2CI<br />

Kettenstart<br />

Kettenfortpflanzung<br />

[1.30]<br />

Bei Alkylaromaten, die Brom im Kern enthalten, findet ein Austausch sowohl des Halogens im Kern als<br />

auch des Wasserstoffs in der Seitenkette statt, so daß keine einheitlichen Reaktionsprodukte entstehen.<br />

Wegen der bequemen Dosierbarkeit des Sulfurylchlorids ist die Reaktion gut für Präparationen<br />

im Halbmikromaßstab geeignet und dann der Chlorierung mit molekularem Chlor häufig<br />

vorzuziehen.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Chlorierung von Kohlenwasserstoffen mit Sulfurylchlorid<br />

(Tab.1.31)<br />

Achtung! Zum Arbeitsschutz vgl. vorstehende AAV! Bei der Reaktion entstehen Schwefeldioxid<br />

und Chlorwasserstoff. Unter dem Abzug arbeiten! Da Kegelschliffe bei der<br />

Umsetzung leicht verkleben, zwischen Kern und Hülse eine Polytetrafluorethylenfolie<br />

legen. Man kann auch Schraubverschlüsse mit PTFE-(Teflon-)Dichtung nach Abbildung<br />

A.l.e) bzw. PTFE-beschichtete Schliffe verwenden.<br />

Zur Darstellung der Monochlorverbindungen wählt man ein Molverhältnis von Kohlenwasserstoff<br />

zu Sulfurylchlorid wie 1,2:1, zur Darstellung von Benzylidendichloriden ein Molverhältnis<br />

von l: 2.<br />

Kohlenwasserstoff und Sulfurylchlorid werden nach Zusatz von 2 mmol Benzoylperoxid<br />

oder noch besser Azo-bis-isobutyronitril (bezogen auf l mol Sulfurylchlorid) in einem Rundkolben<br />

mit sehr gut wirkendem Rückflußkühler (warum?) und Calciumchloridrohr zum Sieden<br />

erhitzt. Nach jeweils l Stunde setzt man nochmals die gleiche Menge Kettenstarter zu. Die<br />

Reaktion ist beendet, wenn keine Gasentwicklung mehr zu beobachten ist (8 bis 10 Stunden).<br />

Man läßt abkühlen, wäscht mit Wasser 1 ), trocknet mit Magnesiumsulfat und fraktioniert durch<br />

eine 20-cm-Vigreux-Kolonne. Die Ausbeuten in der Tabelle 1.31 sind auf Sulfurylchlorid bezogen.<br />

Tabelle 1.31<br />

Chlorierung von Kohlenwasserstoffen mit Sulfurylchlorid<br />

Produkt<br />

Chlorcyclohexan<br />

Benzylchlorid<br />

o-Chlor-benzylchlorid<br />

p-Chlor-benzylchlorid<br />

1 -Phenyl-ethylchlorid<br />

Benzylidendichlorid<br />

Ausgangsverbindung<br />

Cyclohexan<br />

Toluen<br />

o-Chlor-toluen<br />

p-Chlor-toluen<br />

Ethylbenzen<br />

Toluen<br />

1) ng (unterkühlte Schmelze)<br />

2 ) nicht völlig rein, enthält etwas l-Chlor-2-phenyl-ethan<br />

i) VgI. A.2.5.2.1.<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

678,3(62)<br />

61l,3(10)<br />

92^6(I2)<br />

921>3(1o><br />

F 28<br />

772>o(15)<br />

86i,9(14)<br />

-»<br />

1,4626<br />

1,5390<br />

1,5621<br />

1,565l 1 )<br />

1,5278<br />

1,5503<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

60<br />

80<br />

75<br />

70<br />

85 2 )<br />

75


D. 1.4. Radikalische Halogenierungen 201<br />

Für die Herstellung kleiner Mengen fester Arylhydroximsäurechloride, die als Precursor für<br />

Nitriloxide verwendet werden (s. [4.91]), eignet sich die Chlorierung von Araldoximen mit<br />

N-Chlorsuccinimid (NCS):<br />

Ar<br />

NOH<br />

+ CI-N<br />

[1.32]<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Chlorierung von substituierten Benzaldoximen mit<br />

Ar-Chlorsuccinimidi) (Tab. 1.33)<br />

In einem 500-ml-Dreihalskolben, versehen mit Rührer und Thermometer, löst man 0,3 mol<br />

substituiertes Benzaldoxim 2 ) in 250 ml Dimethylformamid, erwärmt auf 25-30 0 C und setzt<br />

unter Rühren 1/10 bis 1/5 von 0,3 mol N-Chlorsuccinimid (NCS) zu. Innerhalb von 10 Minuten<br />

muß ein leichter Temperaturanstieg von mindestens 3 0 C erfolgen. Springt die Reaktion nicht<br />

an, werden ca. 20 ml HCl-Gas eingeleitet. Sobald die Reaktion beginnt, ist die Temperatur<br />

unter 35 0 C zu halten, während der Rest des NCS in Portionen zugegeben und zeitweise mit<br />

Eis/Kochsalz gekühlt wird. Nach Abklingen der Reaktion erkennt man deren Ende an der<br />

schwachen oder negativen Reaktion eines Tropfens der Lösung mit feuchtem Kaliumiodid-<br />

Stärke-Papier. Danach wird in das vierfache Volumen Eiswasser eingerührt und zweimal mit je<br />

250 ml Ether ausgeschüttelt. Der Etherextrakt wird dreimal mit Wasser gewaschen, mit<br />

Na2SO4 getrocknet und der Ether bei 30-40 0 C im Vakuum verdampft. Das anfallende Produkt<br />

kann nach Schmelzpunktkontrolle für Nitriloxidreaktionen eingestzt werden.<br />

Tabelle 1.33<br />

Benzhydroximoylchloride durch Chlorierung von Benzaldoximen mit N-Chlor-succinimid<br />

Subst. Benzhydroximoylchlorid<br />

(Produkt)<br />

3-Chlor-<br />

4-Chlor-<br />

2-Methoxy-<br />

4-Trifluormethyl-<br />

2,4,6-Trimethyl-<br />

Subst. Benzaldoxim 2 )<br />

(Ausgangsstoff)<br />

3-Chlor-<br />

4-Chlor-<br />

2-Methoxy-<br />

4-Trifluormethyl-<br />

2,4,6-Trimethyl-<br />

F<br />

in 0 C<br />

58-61<br />

87-89<br />

105-108<br />

89-91<br />

62-69<br />

Rohausbeute<br />

in%<br />

Mit ungewöhnlicher Selektivität lassen sich Chlorierungen mit W-Chlor-aminen und Schwefelsäure<br />

in Gegenwart von Metallsalzen oder unter Bestrahlung durchführen:<br />

RH + R'2NCI RCI + R'2NH<br />

86<br />

89<br />

85<br />

80<br />

80<br />

[1.34]<br />

Die Reaktion verläuft nach einem Kettenmechanismus, an dem als Kettenträger Kationradikale<br />

von Aminen, die durch Einelektronenübertragung gebildet werden, beteiligt sind:<br />

1<br />

) Nach KOU-CHANG LIU, SHELTON, B. R., HOWE, R. K.; J. Org. Chem. 45 (1980), 39!6.<br />

2<br />

) Herstellung siehe 0.7.LL


202 D. 1. Radikalische Substitution<br />

FfcNCI + H®<br />

©<br />

Fe 20 + RJjNHCI<br />

©•<br />

R2NH -i- RH<br />

©<br />

R- + R2NHCI<br />

©<br />

^== R2NHCI<br />

©.<br />

~ Fe 30 H- R2NH + Cl 0<br />

©<br />

R^NH2 H- R-<br />

©•<br />

- RCI H- R2NH<br />

[1.35]<br />

Alkylhalogenide, Alkohole, Fettsäuren und deren Ester werden hierbei vorrangig in<br />

(co - l)-Stellung chloriert, z. B.:<br />

[1.36]<br />

In der Technik wird die Chlorierung von Methan, Ethan, Pentan, höheren Paraffinen, Propylen und<br />

Toluen mit elementarem Chlor in größtem Umfange durchgeführt. Über die Verwendung der dabei entstehenden<br />

Produkte gibt Tabelle 1.37 eine Übersicht.<br />

Tabellen/<br />

Technisch wichtige Chlorkohlenwasserstoffe<br />

Chlorierungsprodukt Verwendung<br />

Methylchlorid<br />

Methylendichlorid<br />

Chloroform<br />

Tetrachlorkohlenstoff<br />

Ethylchlorid<br />

Monochlorpentane<br />

(Pentylchloride)<br />

Polychlorcyclopentane<br />

höhere Monochlorparaffine<br />

Allylchlorid<br />

Benzylchlorid<br />

Benzylidendichlorid<br />

(Trichlormethyl)benzen<br />

Kältemittel<br />

-> Silicone<br />

—> Methylcellulose<br />

Lösungs- und Extraktionsmittel für Öle, Fette, Kunststoffe (Acetylcellulose,<br />

PVC) und Lacke<br />

Lösungsmittel für Fette, Öle, Harze, Penicillin u. a.<br />

-»CHF2Cl -»C2F4-* Polytetrafluorethylen (PTFE)<br />

Lösungsmittel für Öle, Fette, Harze und Lacke<br />

Reinigungsmittel für Textilien und Metalle<br />

->Ethylcellulose<br />

Kältemittel<br />

Narkotikum, Anästhetikum<br />

Lösungs- und Extraktionsmittel<br />

—> Pentylalkohole —> Pentylester (Lösungsmittel und Weichmacher)<br />

—»Hexachlorcyclopentadien —> Schädlingsbekämpfungsmittel<br />

—> Alkylbenzensulfonate (Waschmittel)<br />

—> Alkylnaphthalene (Schmierölzusätze)<br />

ff Allylester (Weichmacher) —> Polymere<br />

—> Allylalkohol —> Acrolein<br />

\ 21 Glycerol<br />

-> Epichlorhydrin (l-Chlor-2,3-epoxy-propan)-> Epoxidharze<br />

-> Allylamin<br />

-> Benzylcellulose<br />

—> Benzylalkohol<br />

—> Benzylcyanid u. a.<br />

—> Benzaldehyd<br />

—> Benzoylchlorid<br />

-> (Trifluormethyl)benzen (Pflanzenschutzmittel)^ Pharmaka, Farbstoffe


1.4.2. Bromierung<br />

D. l .4. Radikalische Halogenierungen 203<br />

Für präparative Arbeiten ist die Bromierung mit elementarem Brom der Chlorierung wegen<br />

der leichteren Dosierbarkeit des Halogenienmgsmittels und der größeren Selektivität häufig<br />

überlegen. Für technische Zwecke ist Brom allerdings zu teuer.<br />

Aus den gleichen Gründen, die bei der Chlorierung besprochen wurden, findet die Bromierung<br />

präparativ hauptsächlich zur Darstellung der Benzyl- und Benzylidendibromide Anwendung.<br />

Kernsubstituierte Alkylaromaten reagieren ebenso wie unsubstituierte recht glatt. Die<br />

Geschwindigkeit, mit der ein zweites Bromatom in die Seitenkette eintritt (Bildung der Benzylidendibromide),<br />

ist meist deutlich geringer als die Bildung des entsprechenden Benzylbromids.<br />

Tribrommethylbenzene werden nicht mehr gebildet.<br />

Die kinetische Kettenlänge radikalischer Bromierungen ist klein, da die Reaktionen nur<br />

noch schwach exotherm sind. So beträgt z. B. die Quantenausbeute der Bromierung von Cyclohexan<br />

bei Zimmertemperatur ~ 2. Sichtbares Licht ist zur Initiierung gut geeignet.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Photobromierung von Alkylaromaten in der Seitenkette<br />

(Tab.1.38)<br />

Achtung! Benzylbromide und ähnliche Bromalkylaromaten sind meist stark haut- und tränenreizende<br />

Stoffe. Man arbeite deshalb stets im Abzug und trage beim Ausschütteln usw.<br />

Gummihandschuhe und Schutzbrille (vgl. auch D.I.4.1., Photochlorierung). Bei Verätzungen<br />

der Haut stets erst mit Alkohol waschen und nicht mit Wasser! Solange nicht alle Substanzen<br />

von den betroffenen Stellen entfernt sind, darf keine Salbe angewandt werden, da<br />

diese lediglich die Resorption fördern würde. Bei Verätzungen der Augen mit schwach basischem<br />

Wasser spülen (stark verd. Natriumhydrogencarbonatlösung).<br />

0,2 mol des Alkylaromaten werden in der fünffachen Menge trockenem Tetrachlorkohlenstoff<br />

(vgl. Reagenzienanhang) gelöst und in einen Zweihalskolben mit Rückflußkühler und gut eingespanntem<br />

1 ) Tropftrichter gegeben. Das Auslaufrohr des Tropftrichters soll in die Flüssigkeit<br />

eintauchen, um Verluste an Brom einzuschränken. Man erhitzt zum Sieden und tropft 0,205 mol<br />

vorher durch Ausschütteln mit konz. Schwefelsäure getrocknetes Brom (Br2!) zu. Sollen zwei bzw.<br />

vier Wasserstoffatome ersetzt werden, verwendet man die zwei- bzw. vierfache Menge an Brom.<br />

Während des Zutropfens wird mit einer 500-Watt-Photolampe bestrahlt. Die Geschwindigkeit der<br />

Bromzugabe ist so zu regeln, daß der vom Rückflußkühler abtropfende Tetrachlorkohlenstoff<br />

immer nahezu farblos bleibt. Bei den Monobromverbindungen sind hierzu etwa 30 Minuten bis<br />

2 Stunden, bei den DibromVerbindungen 2 bis 10 Stunden erforderlich.<br />

Den entweichenden Bromwasserstoff leitet man durch den Rückflußkühler, der einen durchbohrten<br />

Stopfen mit einem Glasrohr und Gummischlauch (besser PVC-Schlauch) trägt, in einen zur Hälfte mit<br />

Wasser gefüllten Erlenmeyer-Kolben. Das Einleitungsrohr soll dabei nicht eintauchen, sondern etwa l cm<br />

über der Wasseroberfläche enden (warum?). Die entstehende verdünnte Brom Wasserstoff säure wird durch<br />

Destillation über eine kurze Kolonne gewonnen: Man fängt die bei Kp 126 0 C azeotrop siedende 48%ige<br />

Bromwasserstoffsäure auf (Verwendung für Veresterungen und Etherspaltungen, vgl. D.2.5.2.).<br />

Nach Beendigung der Reaktion unterbricht man die Bestrahlung. Sofern ein festes Produkt<br />

zu erwarten ist, gießt man die heiße Lösung sofort in einen Erlenmeyer-Kolben (Vorsicht!<br />

Abzug, Gummihandschuhe, Schutzbrille), läßt auskristallisieren (wenn nötig, im Kühlschrank)<br />

und reinigt durch Umkristallisation.<br />

Bei festen Produkten, die nicht oder nur in ungenügender Menge aus der Reaktionslösung<br />

auskristallisieren, und bei Flüssigkeiten wäscht man die abgekühlte Lösung rasch mit Eiswasser,<br />

sodann mit eiskalter wäßriger Natriumhydrogencarbonatlösung und nochmals mit Eiswas-<br />

I Brom hat die Dichte 3,14 g-cm- 3 ! Tropftrichter und Kolben am selben Stativ einspannen!


204 D. 1. Radikalische Substitution<br />

ser, trocknet mit Magnesiumsulfat und dampft den Tetrachlorkohlenstoff auf dem Wasserbad<br />

im schwachen Vakuum ab. Der Rückstand wird umkristallisiert oder im Vakuum unter Zusatz<br />

einer Spatelspitze Natriumhydrogencarbonat mit einem Heizbad destilliert.<br />

Um optimale Ausbeuten zu erhalten, verwendet man reine Ausgangsprodukte und arbeitet<br />

die Mutterlaugen auf. Hierzu dampft man sie im Vakuum auf dem Wasserbad ein und kristallisiert<br />

den Rückstand um.<br />

Die Benzylbromide neigen oberhalb 150 0 C zur Zersetzung. Beim Stehen färben sie sich rot<br />

und werden am besten bald weiterverarbeitet. Ihre Hydrolysebeständigkeit ist gering.<br />

Tabelle 1.38<br />

Photobromierung von Alkylaromaten<br />

Produkt<br />

Benzylbromid<br />

o-Methyl-benzylbromid<br />

o-Chlor-benzylbromid<br />

m-Chlor-benzylbromid<br />

p-Chlor-benzylbromid<br />

o-Brom-benzylbromid<br />

m-Brom-benzylbromid<br />

p-Brom-benzylbromid<br />

p-Nitro-benzylbromid<br />

Benzylidendibromid<br />

p-Chlor-benzylidendibromid<br />

Essigsäure(3-dibrommethylphenyl)ester<br />

p-Nitro-benzylidendibromid<br />

2,4-Dichlor-benzylidendibromid<br />

1 ,2-Bis(dibrommethyl)benzen<br />

1 ,3-Bis(dibrommethyl)benzen<br />

1 ,4-Bis(dibrommethyl)benzen<br />

Ausgangsverbindung<br />

Toluen<br />

o-Xylen<br />

o-Chlor-toluen<br />

m-Chlor-toluen<br />

p-Chlor-toluen<br />

o-Brom-toluen<br />

m-Brom-toluen<br />

p-Brom-toluen<br />

p-Nitro-toluen<br />

Toluen<br />

p-Chlor-toluen<br />

m-Cresylacetat<br />

p-Nitro-toluen<br />

2,4-Dichlor-toluen<br />

o-Xylen<br />

m-Xylen<br />

p-Xylen<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

782,0(i5)<br />

IM1 ,9(14)<br />

F2i<br />

104^12)<br />

109i ,3(10)<br />

F 17,5<br />

1242j(20)<br />

F 50 (EtOH oder<br />

Petrolether)<br />

130,,6(12)<br />

F 31 (EtOH oder<br />

Ligroin)<br />

126i,6(i2)<br />

F 41 (EtOH)<br />

FoI(EtOH)<br />

F 99 (EtOH)<br />

12O2^15)<br />

1451,6(12)<br />

167lj5(11)<br />

F 78 (EtOH)<br />

90o,1(o,8)<br />

FlIo(ChIf.)<br />

F 107 (ChIf.)<br />

F 170 (ChIf.)<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Durch radikalische Brornierung werden technisch im größeren Maßstab Methylbromid zur Verwendung<br />

als Bodendesinfektionsmittel und höher bromierte Kohlenwasserstoffe als Feuerlöschmittel für elektrische<br />

Anlagen und Kraftfahrzeuge gewonnen.<br />

Anstelle von elementarem Brom können auch andere Bromverbindungen für radikalische<br />

Bromierungen verwendet werden, z.B. Bromtrichlormethan BrCCl3, tert-Butylhypobromit<br />

BrOC(CH3)3 oder N-Brom-succinimid, vgl. Tabelle 1.2.<br />

Ein vielbenutztes Bromierungsreagens ist N-Brom-succinimid. Seine größte Bedeutung<br />

besteht darin, daß man Olefine in Allylstellung substituierend bromieren kann, wobei die Doppelbindung<br />

erhalten bleibt:<br />

CH2<br />

+ Br-N + H-N<br />

CH-Br<br />

70<br />

80<br />

80<br />

60<br />

70<br />

80<br />

75<br />

65<br />

70<br />

80<br />

50<br />

70<br />

75<br />

65<br />

50<br />

50<br />

80<br />

[1.39]


D. IA Radikalische Halogenierungen 205<br />

Es handelt sich dabei um eine Radikalkettenreaktion, bei der molekulares Brom, das in geringer Konzentration<br />

aus dem N-Brom-succinimid gebildet wird, als bromierendes Agens wirkt.<br />

C-H-Bindungen in Nachbarschaft zu einem aromatischen Kern verhalten sich wie allylständige<br />

C-H-Bindungen, so daß auch a-Brom-alkylaromaten durch Bromierung mit N-Bromsuccinimid<br />

zugänglich sind.<br />

Als Reaktionsmedium verwendet man Tetrachlorkohlenstoff, in dem das Af-Brom-succinimid<br />

unlöslich ist. Lösungen des Reagens in polaren Solventien führen zu anderen Reaktionen,<br />

z. B. Bromaddition und Kernsubstitution, wie überhaupt polare Substanzen (Salze, Säuren)<br />

schon in geringer Menge diese Nebenreaktionen begünstigen.<br />

[ Achtung! Benzylbromide und ähnliche Verbindungen sind stark haut- und tränenreizend i .<br />

AUgemeine Arbeitsvorschrift für Bromierungen mit W-Brom-succinimid in AHylstellung<br />

(Tab. 1.40)<br />

(s. oben). +<br />

0,1 mol der zu halogenierenden Substanz wird in 100 ml über Phosphor(V)-oxid getrockne- G<br />

tem Tetrachlorkohlenstoff 1 ) gelöst, mit 0,1 mol getrocknetem, nicht umkristallisiertem N-<br />

Brom-succinimid 1 ) und 0,2g Azobisisobutyronitril versetzt. Diese Mischung erwärmt man<br />

im Rundkolben vorsichtig unter Rückfluß, bis die Reaktion anspringt, was sich an der Wärmeentwicklung<br />

(stärkeres Sieden!) erkennen läßt. Notfalls muß man dann etwas kühlen, hat<br />

dabei aber darauf zu achten, daß die Reaktion nicht zum Stillstand kommt.<br />

Das Ende der Umsetzung ist daran zu erkennen, daß sich das spezifisch schwerere Af-Bromsuccinimid<br />

aufgelöst hat und in Succinimid übergegangen ist, das auf der Oberfläche<br />

schwimmt. Man erhitzt zur Sicherheit noch 10 Minuten zum Sieden. Die Reaktion mit Olefinen<br />

ist in etwa einer Stunde beendet, Alkylaromaten erfordern eine längere Zeit. Nach dem<br />

Abkühlen wird abgesaugt, das Succinimid 2 ) mit etwas Tetrachlorkohlenstoff gewaschen und<br />

aus den vereinigten Filtraten der Tetrachlorkohlenstoff im schwachen Vakuum auf dem Wasserbad<br />

abdestilliert. Den Rückstand läßt man, falls ein festes Produkt erwartet wird, im Kühlschrank<br />

oder in einer Kältemischung kristallisieren, saugt ab und reinigt durch Umkristallisation.<br />

Flüssige Produkte werden unter Verwendung eines Heizbades im Vakuum destilliert.<br />

Die Methode ist für Präparationen im Halbmikromaßstab gut geeignet.<br />

Tabelle 1.40<br />

Bromierungen mit N-Bromsuccinimid<br />

Produkt<br />

3-Brom-cyclohexen<br />

l-(Brommethyl)naphthalen<br />

2-(Brommethyl)naphthalen<br />

2-Chlor-benzylbromid<br />

Ausgangsverbindung<br />

Cyclohexen 1 )<br />

1-Methyl-naphthalen<br />

2-Methyl-naphthalen<br />

2-Chlor-toluen<br />

l ) l Stunde über P4Oi0 kochen und destillieren.<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

752,0(15)<br />

nj* 1,5285<br />

175i,3(io)<br />

F 53 (EtOH)<br />

150...17Q2,1(16)<br />

F 56 (EtOH)<br />

104l,6(12)<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

1 J VgI. Reagenzienanhang.<br />

2 ) Das zurückgewonnene Succinimid wird gesammelt und wieder zur Darstellung von N-Brom-succinimid<br />

verwendet (vgl. Reagenzienanhang).<br />

40<br />

60<br />

60<br />

80


206 D. 1. Radikalische Substitution<br />

1.5. Peroxygenierung<br />

Das Sauerstoffmolekül ist ein Diradikal 'O-O-. Es kann daher mit gewissen organischen Verbindungen<br />

nach einem Radikalmechanismus reagieren, wobei zunächst Hydroperoxide gebildet<br />

werden:<br />

R-H + O2 R-O-O-H [1.41]<br />

Solche Reaktionen verlaufen oft langsam bereits unter milden Bedingungen, z. B. bei Zimmertemperatur.<br />

Man bezeichnet sie auch als Autoxidationen.<br />

Es handelt sich um Kettenreaktionen mit folgenden Teilschritten:<br />

R-H + -O-O R- + HOO- Kettenstart<br />

R- -i- -O-O- R-O-O- Kettenfortpflanzung [1.42]<br />

R-O-O- + H-R R-O-O-H + R-<br />

Der Kettenabbruch erfolgt vorrangig durch Reaktion der Kettenträger ROO- miteinander.<br />

Die Oxidation wird durch Radikalgeneratoren (Peroxide, AzoVerbindungen), Belichtung<br />

und Spuren von Schwermetallionen beschleunigt. Da Peroxide im Verlauf der Reaktion gebildet<br />

werden, verläuft sie autokatalytisch. Die katalytische Wirkung von Schwermetallionen<br />

beruht auf der Bildung von Radikalen aus den Peroxiden, z. B. (vgl. auch [1.6]):<br />

ROOH + M 2 ® ROO- + H® + M® [1.43]<br />

ROOH + M® RO- + OH - + M 2 ® [1.44]<br />

RO- + H-R ROH + R- [1.45]<br />

Das Peroxylradikal ist wenig reaktiv (vgl. A DH HOO-H = 378 kJ-moh 1 ) und deshalb recht<br />

selektiv. Es greift also bevorzugt C-H-Bindungen hoher Reaktivität (in Nachbarstellung zum<br />

aromatischen Kern, in Allylstellung, tertiäre C-H-Bindungen, C-H-Bindungen in Nachbarstellung<br />

zum Sauerstoff wie in Aldehyden, Ethern) an.<br />

Von technischer Bedeutung sind die Oxidationen von Isobutan zu tert-Butylhydroperoxid und von Isopropylbenzen<br />

(Cumen) zu a,a-Dimethyl-benzylhydroperoxid (Cumylhydroperoxid). Man formuliere die<br />

Schritte dieser Kettenreaktionen! tert-Butylhydroperoxid dient als Oxidant bei der Herstellung von Propylenoxid<br />

aus Propylen (vgl. D.4.1.6). Bei der Säurebehandlung von Cumylhydroperoxid werden Phenol und<br />

Aceton gebildet (vgl. D.9.I.3.). Beide Peroxide werden außerdem als Initiatoren für Polymerisationsreaktionen<br />

und als Reagenzien für die Vernetzung von Polymeren verwendet.<br />

Bei Temperaturen über 10O 0 C werden in Gegenwart von Peroxiden und Schwermetallsalzen auch secundäre<br />

C-H-Bindungen angegriffen. Darauf beruhen die technisch wichtigen Oxidationen von Paraffinen<br />

(vgl. D.6.5.).<br />

Auch die als Trocknung bezeichnete Verharzung gewisser stark ungesättigter Öle in Gegenwart von<br />

Schwermetallsalzen („Siccative") ist ein Autoxidationsprozeß, der zunächst in der reaktionsfähigen Allylstellung<br />

einsetzt. Ähnliche Reaktionen verlaufen unerwünscht beim Ranzigwerden von Fetten und Ölen<br />

und beim Altern von Kautschuk und anderen Polymeren. Von Bedeutung ist weiterhin die Autoxidation<br />

von Aldehyden, die zunächst entsprechend der oben formulierten Radikalkette zu einer Peroxycarbonsäure<br />

führt, die sich dann in einer säurekatalysierten polaren Folgereaktion mit weiterem Aldehyd zur<br />

Säure umsetzt:


O<br />

R-C + O2<br />

H<br />

HO,.," VS, .<br />

R-C<br />

CMDH<br />

O<br />

2 R-C<br />

OH<br />

+ R-CHO(H 0 )<br />

D. 1.5. Peroxygenierung 207<br />

Diese Reaktion wird technisch zur Darstellung von Essigsäure aus Acetaldehyd angewendet. Sie verläuft<br />

darüber hinaus oft unerwünscht bei der Aufbewahrung von Aldehyden besonders in Gegenwart von<br />

Metallsalzspuren und im Licht. Aromatische Amino- und Hydroxyverbindungen (z. B. Hydrochinon) inhibieren<br />

die Kettenreaktion (vgl. D. 1.2.) und werden infolgedessen als „Antioxidantien" zugesetzt.<br />

[1.46]<br />

Die meisten Peroxyverbindungen sind energiereich und neigen deshalb zum explosiven<br />

Zerfall. Besonders gefürchtet sind Etherperoxide, die z.B. aus Diethylether, Diisopropylether,<br />

Tetrahydrofuran und Dioxan beim Stehen an der Luft und im Licht leicht gebildet<br />

werden 1 ). Sie sind weniger flüchtig als die Ether und reichern sich deshalb beim Abdestillieren<br />

dieser Lösungsmittel im Destillationsrückstand an.<br />

Man prüfe Ether daher stets vor ihrer Verwendung auf Peroxidfreiheit, indem man sie<br />

mit einer wäßrigen schwefelsauren Titan(IV)-sulfat- oder essigsauren Kaliumiodidlösung<br />

schüttelt. Gelbfärbung zeigt Peroxide an.<br />

Als saure Verbindungen bilden Hydroperoxide mit Alkali Salze, die in Ether unlöslich<br />

sind. Aus diesem Grunde bewahrt man die genannten Lösungsmittel stets über Ätzkali in<br />

braunen Flaschen auf.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von Hydroperoxiden aus Kohlenwasserstoffen<br />

(Tab. 1.47)<br />

Reinigung der Kohlenwasserstoffe<br />

Die zu oxydierenden Kohlenwasserstoffe müssen frei von Olefinen sein. Man schüttelt sie mit<br />

ungefähr 1/10 ihres Volumens an konz. Schwefelsäure aus (Vorsicht! Unter Umständen Erwärmung!)<br />

und wiederholt diese Prozedur, bis die Schwefelsäure nicht mehr braun oder gelb wird.<br />

Anschließend wird zweimal mit Wasser gewaschen, über festem Kaliumhydroxid getrocknet<br />

und über Natrium destilliert.<br />

Ausführung der Oxidation<br />

In einen Kolben mit gut wirkendem Rückflußkühler, Gaseinleitungsrohr und Sicherheitswaschflasche<br />

(vgl. A. 1.6.) gibt man 0,2 mol des gereinigten Kohlenwasserstoffs und 0,1 g Azobisisobutyronitril,<br />

erhitzt den Kolben in einem Wasser- bzw. Glycolbad auf die angegebene<br />

Temperatur und leitet 8 bis 10 Stunden langsam Sauerstoff in den Kohlenwasserstoff ein.<br />

Bestimmung des Hydroperoxidgehaltes<br />

0,2 bis 0,5 g der Reaktionslösung werden in einem 200-ml-Erlenmeyer-Kolben mit Schliffstopfen<br />

genau eingewogen. Man gibt l g Kaliumiodid und 10 ml Essigsäureanhydrid p.a. zu, schüttelt<br />

mehrmals um, bis sich das lodid gelöst hat, und versetzt nach 10 Minuten mit 50 ml Wasser.<br />

Dann wird 1/2 Minute kräftig geschüttelt und das ausgeschiedene lod mit 0,1 N Natriumthiosulfatlösung<br />

und Stärke als Indikator titriert.<br />

Hydroperoxidgehalt der Lösung (in %) =<br />

Verbrauch l Molmasse des Peroxids<br />

(in gJ • 200<br />

Die Hydroperoxidbestimmung wird alle 2 Stunden wiederholt.<br />

1 J Auch ungesättigte Kohlenwasserstoffe, Tetralin und Ketone neigen zur Peroxidbildung


208 D. 1. Radikalische Substitution<br />

Tabelle 7.47<br />

Hydroperoxide aus Kohlenwasserstoffen<br />

Produkt Ausgangsverbindung Reaktions- Hydroperoxidtemperatur<br />

gehalt der Lösung<br />

in 0 C in%<br />

a,a-Dimethyl-benzylhydroperoxid Cumen 80 20<br />

(Cumylhydroperoxid)<br />

a-Ethyl-a-methyl-benzylhydroperoxid sec-Butylbenzen 120 12 1 )<br />

1,2,3,4-Tetrahydro-naphth-l-ylhydro- 1,2,3,4-Tetrahydro-naphthalen 80 20<br />

peroxid (Tetralinhydroperoxid) (Tetralin)<br />

Decalin-9-ylhydroperoxid Decalin 80 20<br />

1-Methyl-cyclohexylhydroperoxid Methylcyclohexan 80 3,5<br />

O nach 20 Stunden: 20%<br />

1.6. Weitere radikalische Substitutionsreaktionen<br />

Die gemeinsame Einwirkung von Chlor und Schwefeldioxid, die sog. Sulfochlorierung höherer Paraffine<br />

(C12 bis C18), findet technische Anwendung. Auch diese Reaktion ist eine über Radikale verlaufende Kettenreaktion:<br />

Cl2 ^- 2 Cl-<br />

R-H + Cl- - R- + HCI<br />

xP<br />

R- + SO2 - R-S; [1.48]<br />

R-Sx- + Ci2 —- R ~ s xr cl + Cl *<br />

Die bei der Verseifung der Alkansulfochloride entstehenden alkansulfonsauren Salze sind gute Waschrohstoffe:<br />

RSO2CI + 2 NaOH RSO3Na + NaCI + H2O [1-49]<br />

Die Sulfochloride selbst werden als Gerbstoffe verwendet.<br />

In einer analogen Kettenreaktion entstehen bei der Oxidation von Paraffinen mit Sauerstoff in Gegenwart<br />

von Schwefeldioxid („Sulfoxidation") zunächst Peroxosulfonsäuren:<br />

R-H + SO2 -»- O2 R-SO2-O-O-H [1-50]<br />

Sie gehen in Folgereaktionen mit H2O und SO2 in Alkansulfonsauren und H2SO4 über.<br />

Unter geeigneten Reaktionsbedingungen gelingt auch die Nitrierung aliphatischer Kohlenwasserstoffe.<br />

Technisch führt man die Nitrierung der niederen (gasförmigen) Kohlenwasserstoffe bei etwa 45O 0 C mit<br />

Salpetersäuredampf durch. Für höhere Kohlenwasserstoffe ist dieses Verfahren nicht geeignet, da weitgehende<br />

Crackung der Verbindungen eintritt. Man nitriert diese z.B. bei 170 bis 18O 0 C in flüssiger Phase,<br />

evtl. unter Druck, mit Salpetersäure bzw. Distickstofftetroxid. In großem Umfang wird technisch Propan<br />

nitriert. Dabei fallen Nitromethan, Nitroethan und die Nitropropane an, die wichtige Lösungsmittel und<br />

Zwischenprodukte sind. Nitrocyclohexan gewinnt als Ausgangsprodukt zur Darstellung von e-Caprolactam<br />

an Bedeutung. Das durch Nitrierung von Cyclohexan zugängliche Nitrocyclohexan läßt sich katalytisch zu<br />

Cyclohexanonoxim hydrieren, aus dem .s-Caprolactam hergestellt wird (vgl. D.7.1.4.2. und D.9.I.2.4.).<br />

Die radikalische Nitrosierung von aliphatischen und araliphatischen Kohlenwasserstoffen ist mit Stickstoffmonoxid<br />

bei höherer Temperatur oder unter der Einwirkung energiereicher Strahlung möglich. Sie


D. 1.6. Weitere radikalische Substitutionsreaktionen 209<br />

gelingt auch mit einem NO/Cl2-Gemisch bzw. mit Nitrosylchlorid, NOCl, unter Bestrahlung mit UV-Licht,<br />

wobei HCl als Nebenprodukt entsteht. Unter seinem Einfluß lagern sich zunächst gebildete primäre und<br />

secundäre Nitrosoverbindungen in Oxime um. Auf diese Weise wird Cyclohexanonoxim (Vorprodukt für<br />

6-CaproIactam, s. oben) durch Photonitrosierung von Cyclohexan technisch hergestellt. Man formuliere die<br />

entsprechenden Reaktionsgleichungen!<br />

Die bisher behandelten radikalischen Substitutionen betrafen ausschließlich den Ersatz von<br />

Wasserstoff durch verschiedene funktionelle Gruppen. Es ist umgekehrt auch möglich, funktionelle<br />

Gruppen in organischen Verbindungen durch Wasserstoff zu substituieren. Solche radikalischen<br />

Reduktionen gelingen mit gewissen Metallhydriden, wie Stannanen R3SnH, Germanen<br />

R3GeH und Silanen R3SiH, z. B.:<br />

R-X + Bu3Sn-H R-H + Bu3Sn-CI [1.51]<br />

Sie verlaufen nach einem Radikalkettenmechanismus und werden durch die üblichen Initiatoren<br />

(Azoverbindungen, Peroxide, UV-Licht) gestartet:<br />

Initiator - 2 R 1 - Kettenstart<br />

R'« + Bu3SnH R 1 H + Bu3Sn- Kettenfortpflanzung<br />

RX + Bu3Sn- - R- + Bu3SnX<br />

R- + Bu3SnH - RH + Bu3Sn-<br />

[1.52]<br />

Mit Tri-n-butylzinnhydrid, das meist verwendet wird, lassen sich auf diese Weise Nitroverbindungen<br />

(R-NO2), Halogenverbindungen (R-Cl, R-Br, R-I) und Ester anderer anorganischer<br />

und organischer Säuren, wie p-Toluensulfonsäurealkylester (R-OSO2C6H4CH3) und Dithiokohlensäureester<br />

(R-OCS2CH3) zu den entsprechenden Kohlenwasserstoffen reduzieren 1 ).<br />

Die beiden zuletzt genannten Reaktionen sind auch gut zur Überführung von Alkoholen in<br />

Kohlenwasserstoffe geeignet:<br />

R-OH R-X R-H [1.53]<br />

Man stellt, wie in den Kapiteln D.3.2. und D.8.5. beschrieben, aus den Alkoholen zunächst die<br />

genannten Ester her und reduziert diese dann mit Tributylzinnhydrid.<br />

In allen Fällen findet man in Abhängigkeit von der Natur von R folgende Abstufung der<br />

Reaktivität:<br />

Allyl, Benzyl > tert-Alkyl > sec-Alkyl > prim-Alkyl > Aiyl [1-54]<br />

(warum?). Sterisch gehinderte Verbindungen RX, die nach ionischen Mechanismen schwer<br />

oder gar nicht reagieren, lassen sich daher leicht reduzieren. Außerdem ist die Reaktion mit<br />

Vinyl-X und unter Umständen auch mit Aryl-X möglich.<br />

l-Chlor-2-methyl-2-phenyl-cyclopropan aus 1,1 -Dichlor-2-methyl-2-phenyl-cyclopropan:<br />

McKiNNEY, M. A.; NAGARAJAN, S. C: J. Org. Chem. 44 (1979), 2233.<br />

7-Chlor-bicyclo[4.LO]heptan aus 7,7-Dichlor-bicyclo[4.1.0]heptan: SEYFERTH, D.; YMAZAKI,<br />

H.; ALLESTON, D. L.: J. Org. Chem. 28 (1963), 703.<br />

3-Desoxy-l,2:5,6-di-O-isopropyliden-(x-D-ribo-hexofuranose aus Isopropyliden-glucofuranose:<br />

IACONO, S.; RASMUSSEN, J. R.: Org. Synth. 64 (1986), 57.<br />

! ) Auch andere Methallhydride, z. B. LiAlH4 oder NaBH4 (vgl. 0.7.3.LL), sind zur Reduktion der genannten<br />

Verbindungen befähigt. Sie reagieren jedoch nach ionischen Mechanismen (nucleophile Substitutionen)<br />

und daher mit anderer Selektivität.


210 D. 1. Radikalische Substitution<br />

1.7 Literaturhinweise<br />

Allgemeines über Radikalreaktionen<br />

C-Radikale. Hrsg.: M. REGITZ, B. GIESE, in: HOUBEN-WEYL. Bd. E19a (1989), S. 1-1567.<br />

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1978.<br />

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Free Radicals. Hrsg.: J. K. KOCHI. Bd. 1-2. - John Wiley & Sons, New York 1973.<br />

LINKER, T; SCHMITTEL, M.: Radikale und Radikalionen in der <strong>Organisch</strong>en Synthese. - Wiley-VCH, Weinheim<br />

1998.<br />

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1992.<br />

NONHEBEL, D. C.; TEDDER , J. M.; WALTON, J. C.: Radicals. - Cambridge University Press, Cambridge 1979.<br />

NONHEBEL, D. C.; WALTON, J. C.: Free-radical Chemistry. - Cambridge University Press, Cambridge 1974.<br />

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DENO, N. C, Methods Free Radical Chem. 3 (1972), 135-154.<br />

MINISCI, F.; Synthesis 1973,1-36.<br />

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Bromierung<br />

ROEDIG, A., in: HOUBEN-WEYL. Bd. 5/4 (1960), S. 153-162; 331-347.<br />

THALER, W. A., Methods Free Radical Chem. 2 (1969), 121.<br />

mit N-Brom-succinimid<br />

HORNER, L.; WINCKELMANN, E. H., in: Neuere Methoden. Bd. 3 (1961), S. 98-135; Angew. Chem. 71 (1959),<br />

349-365.<br />

Reduktionen mit TVibutylzinnhydrid<br />

KUIVILA, H. G., Synthesis 1970,499-509.<br />

NEUMANN, W. R, Synthesis 1987,665-683.<br />

Oxidation mit molekularem Sauerstoff (s. auch D.6.7.)<br />

Autoxidation von Kohlenwasserstoffen. Von W. PRITZKOW u. a. - Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie,<br />

Leipzig 1981.<br />

CRIEGEE, R., in: HOUBEN-WEYL. Bd. 8 (1952), S. 9-27.<br />

EMANUEL, N. M.: Teoriya i praktika zhidkofaznogo okisleniya. - Izd. Nauka, Moskva 1974.<br />

EMANUEL, N. M.; DENISOV, E. T; MAJZUS, E. K.: Cepnie reakcii okisleniya uglevodorodov v zhidko faze. -<br />

Izd. Nauka, Moskva 1965.<br />

HIATT, R., in: Organic Peroxides. Bd. 2. Hrsg. D. SWERN. - WUey-Interscience, New York 1971.<br />

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KRÖPF, H.; MUNKE, S.; in: HOUBEN-WEYL, Bd. E13/1 (1988), S.59-126.


D. 2.1. Allgemeiner Verlauf und Mechanismus der Reaktion 211<br />

D.2 Nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom<br />

2.1. Allgemeiner Verlauf und Mechanismus der Reaktion<br />

Bei der nucleophilen Substitution am gesättigten C-Atom ersetzt ein Reagens Nu ein an Kohlenstoff<br />

gebundenes Atom oder eine Atomgruppe X, wobei Nu das Elektronenpaar für die zu<br />

bildende Bindung liefert und X mit beiden Bindungselektronen aus dem Substrat verdrängt:<br />

NuI + R-X Nu-R + Xl [2.1]<br />

Die Reaktionspartner Nu werden als nucleophile Reagenzien bezeichnet; die wichtigsten<br />

Vertreter sind Neutralstoffe mit einem freien Elektronenpaar oder Anionen, z. B.:<br />

NuI = ICII 0 , IBrI 0 , IJJ 0 , HQI 0 , ROI® HSI 0 , RSI 0 , INECI 0 , H-Q-H, R-Q-H, NH3, RNH2, R2NH [2.2]<br />

Die Reaktionen von Carbanionen, die sich von CH-aciden Verbindungen (Ketonen, Estern<br />

u. a.) ableiten, werden in Kapitel D.7.4.2.1. behandelt.<br />

Auch ungesättigte Kohlenwasserstoffe und Aromaten können als nucleophile Reagenzien<br />

fungieren, z. B. in der Friedel-Crafts-Alkylierung (vgl. Tab. 2.4). Dieser Reaktionstyp wird in<br />

Kapitel D.5. als elektrophile Substitution am Aromaten besprochen.<br />

Der zu ersetzende Substituent X stellt allgemein eine elektronenanziehende Gruppierung<br />

dar, die durch ihren Induktionseffekt die C-X-Bindung polarisiert, z. B.<br />

-X = -Cl, -Br, -I, -Q-SO2-OH1-O-SO2-OR, -Q-SO2^x \\ //<br />

© H** 0 / R#) © ., ©<br />

-Ox , -O , -NR3), -NEN u.a.<br />

H H<br />

Die nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom ist ein häufig vorkommender<br />

Reaktionstyp, wie die Übersicht in Tabelle 2.4. zeigt.<br />

Eine nucleophile Substitutionsreaktion umfaßt zwei Vorgänge, den nucleophilen Angriff<br />

des Reagens Nu auf RX unter Bildung der Nu-C-Bindung und den nucleofugen Abgang des<br />

Substituenten X unter Spaltung der C-X-Bindung:<br />

NuI 7 ^C ^X [2.5]<br />

Diese beiden Prozesse können gleichzeitig in einem Reaktionsschritt oder nacheinander in<br />

zwei Schritten erfolgen. Es ergeben sich damit drei Möglichkeiten des Reaktionsablaufes:<br />

a) Die Spaltung der C-X-Bindung geht der Bildung der C-X-Bindung voraus. Im geschwindigkeitsbestimmenden<br />

ersten Reaktionsschritt entsteht zunächst ein Carbeniumion als<br />

Zwischenprodukt, das in einem zweiten Schritt schnell mit dem Nucleophil Nu reagiert. Die<br />

Energie ändert sich dabei wie in Abbildung C.35a gezeigt. Am geschwindigkeitsbestimmenden<br />

Schritt ist nur RX beteiligt; und dieser Mechanismus wird deshalb als monomolekulare<br />

nucleophile Substitution (SN1) bezeichnet.<br />

*) HO-, RO- und R2N-Gruppen sind allgemein nicht unmittelbar, sondern erst nach Protonierung bzw.<br />

Alkylierung (bei R2N) ersetzbar, vgl. D.2.2.1.


212 D. 2. Nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom<br />

Tabelle 2.4<br />

Nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoff und am Silicium<br />

R-OH<br />

R-X 1 )<br />

R-X<br />

R-X<br />

— Si- X + NHR2<br />

+ HX =^<br />

+ R'OH ^^<br />

0<br />

+ OH<br />

0<br />

+ OR'<br />

0<br />

-i- OCOR'<br />

©<br />

+ SH<br />

©<br />

+ SR'<br />

©<br />

+ SCN<br />

+ SR2<br />

+ NHR2<br />

+ NRb -<br />

+ CN G — -<br />

+ NO2 0 _<br />

+ X' 0 — -<br />

e<br />

+ ICH(COK)2<br />

+ H-Ar Ä<br />

+ CN 0 —<br />

—<br />

R-X + H2O<br />

R-OR' + H2O<br />

R-OH + X 0<br />

R-OR' + X 0<br />

R-OCOR' + X 0<br />

R-SH + X 0<br />

R-SR' + X 0<br />

R-SCN + X 0<br />

© o<br />

R-SW2 + X u<br />

R-NR2 -i- HX<br />

© Q<br />

R-NR|j + X U<br />

R-CN + X 0<br />

(+ R-NC)<br />

R-NO2 +X 0<br />

(+ R-ONO)<br />

R-X' + X 0<br />

R-CHfCOR'fc + X 0<br />

R-Ar + HX<br />

-Si-NR2 + HX<br />

-Si-CN + X 0<br />

-Si-N3 + X 0<br />

Veresterung von Alkoholen mit Halogenwasserstoffsäuren<br />

und anderen<br />

Säuren (s. auch D.7. 1.4.1.); saure<br />

Hydrolyse von Alkylhalogeniden, -sulfaten<br />

u. a.<br />

saure Veretherung; Etherspaltung<br />

alkalische Hydrolyse<br />

Williamson-Ethersynthese<br />

Synthese von Carbonsäureestern<br />

Synthese von Thiolen<br />

Synthese von Sulfiden<br />

Synthese von Alkylthiocyanaten<br />

Bildung von Sulfoniumverbindungen<br />

Alkylierung von Aminen<br />

Quaternisierung von Aminen<br />

Kolbe-Nitrilsynthese<br />

(Synthese von Isocyaniden)<br />

Synthese von Nitroalkanen<br />

(Salpetrigsäureestern)<br />

Finkelstein-Reaktion<br />

Alkylierung von CH-aciden<br />

Verbindungen (s. D.7.4.2.1.)<br />

Friedel-Crafts- Alkylierung (s. D.5.1.7.)<br />

Synthese von Trialkylsilylaminen<br />

Synthese von Trialkylsilylcyanid<br />

Synthese von Trialkylsilylazid<br />

—X= -Cl, -Br, —l, — O-SO2OH (Mkylhydrogensulfate), -Q-SO2OR (Dialkylsulfate),<br />

-CH3 (Toluensulfonate, Tosylate")


D. 2.1. Allgemeiner Verlauf und Mechanismus der Reaktion 213<br />

b) C-Nu-Bindungsbildung und C-X-Bindungsbruch erfolgen gleichzeitig konzertiert in einem<br />

einzigen Reaktionsschritt (Energieverlauf entsprechend Abb. C.12). An diesem bimolekularen<br />

Elementarschritt sind beide Reaktionspartner beteiligt, ein solcher Mechanismus wird<br />

als bimolekulare nucleophile Substitution (SN2) bezeichnet.<br />

c) Die C-Nu-Bindungsbildung geht der C-X-Bindungsspaltung voraus. Es entsteht zunächst in<br />

einem ersten Reaktionsschritt ein Zwischenprodukt Nu-R-X, das in einem zweiten Schritt<br />

X abspaltet. Dieser Fall einer nicht konzertierten nucleophilen Substitution ist am gesättigten<br />

Kohlenstoffatom nicht möglich, da eine Aufweitung der Achtelektronenschale am Kohlenstoffatom<br />

zu hohe Energie erfordern würde. Er kommt aber z. B. an Si-Verbindungen vor<br />

(vgl. D.2.7.), und auch die nucleophilen Substitutionen an aktivierten Aromaten (vgl.<br />

D.5.2.1.) und Carboxylverbindungen (vgl. D.7.1.4.) verlaufen in dieser Weise.<br />

2.1.1. Monomolekulare nucleophile Substitution (SN1)<br />

Entsprechend dem oben Gesagten läßt sich dieser Mechanismus wie folgt formulieren:<br />

\ langsam<br />

/C-X -<br />

©<br />

+ INu-H<br />

©<br />

schnell<br />

+ xr<br />

Substitution<br />

Eliminierung<br />

Umlagerung<br />

/C-Nu-H /C-Nu + H ,©<br />

Olefin + H2Nu^<br />

(vgl. D.3.1.1.)<br />

umgelagertes Produkt<br />

(vgl. D.9)<br />

Geladene Nucleophile Nu - reagieren analog: das Endprodukt der nucleophilen Substitution<br />

bildet sich dann unmittelbar aus dem Carbeniumion.<br />

Das Carbeniumion 1 ) ist ein energiereiches Zwischenprodukt (vgl. Abb. C.35a), das sein<br />

eigenes Schicksal hat und sehr schnell und wenig selektiv zum Substitutionsprodukt und weiteren<br />

Produkten (Olefinen, Umlagerungsprodukten) reagiert.<br />

Allgemein sind SN l -Reaktionen an folgenden typischen Merkmalen zu erkennen:<br />

a) Die SN1-Reaktion gehorcht in der Anfangsperiode 2 ) einem Geschwindigkeitsgesetz erster<br />

Ordnung:<br />

d[RX] -ki [RX] [2.7]<br />

Da der Reaktionspartner Nu nicht in den geschwindigkeitsbestimmenden Schritt der Reaktion<br />

eingreift, führt eine Erhöhung seiner Konzentration nicht zur Steigerung der Reaktionsgeschwindigkeit.<br />

1 J Der Übergangszustand, der bei der Bildung des Carbeniumions durchlaufen wird, ist diesem ähnlich, da<br />

er spät auf der Reaktionskoordinate liegt, vgl. Hammond-Postulat C.2.<br />

2 ) Im weiteren Verlauf kommt die Rückreaktion mit X - ins Spiel, und die Verhältnisse werden relativ<br />

kompliziert, vgl. C.3.1.<br />

[2.6]


214 D. 2. Nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom<br />

b) Im Verlauf der SN1-Reaktion geht das zentrale Kohlenstoffatom des Substrates RX aus der<br />

vierbindigen, tetraedrischen Form in die dreibindige des Carbeniumions über, das ein<br />

ebenes Dreieck mit dem Kohlenstoff in der Mitte darstellt. An diese Zwischenstufe kann<br />

der im zweiten Schritt reagierende Partner Nu mit gleicher Wahrscheinlichkeit von jeder<br />

Seite herantreten, wobei zwei spiegelbildlich gleiche tetraedrische Reaktionsprodukte RNu<br />

entstehen [2.8]. Optisch aktive Verbindungen werden deshalb im Verlauf der SN1-Reaktion<br />

racemisiert.<br />

Nu 0 Nu<br />

i<br />

Nu<br />

SN l-Reaktionen über sehr reaktionsfähige Carbeniumionen und in weniger polaren<br />

Lösungsmitteln verlaufen meist überwiegend unter Inversion der Konfiguration (wie SN2-<br />

Reaktionen, vgl. [2.9]). In diesen Fällen bleibt während der Reaktion die Abgangsgruppe<br />

X - mit dem intermediären Carbeniumion als lonenpaar verbunden, so daß das Reagens Nu<br />

nur von der durch X - nicht abgeschirmten Seite an das Carbeniumion herantreten kann.<br />

c) Bei SN1-Reaktionen treten im allgemeinen Olefine bzw. umgelagerte Verbindungen als<br />

Nebenprodukte auf. Olefine bilden nicht selten sogar den Hauptanteil der Reaktionsprodukte<br />

(über das Verhältnis von Eliminierung zu Substitution vgl. D.3.1.1.).<br />

d) Da im geschwindigkeitsbestimmenden Schritt der SN l-Reaktion Ionen entstehen, die solvatisiert<br />

werden, hat das Solvatationsvermögen des Lösungsmittels einen großen Einfluß auf<br />

die Reaktionsgeschwindigkeit (vgl. D.2.2.I.).<br />

e) Die Aktivierungsentropien von SNl-Reaktionen liegen meist um O, weil das intermediäre Carbeniumkation<br />

ohne hohe sterische Anforderungen gebildet werden kann (vgl. dazu C.2.).<br />

2.1.2. Bimolekulare nucleophile Substitution (SN2)<br />

Bei diesem Reaktionstyp erfolgen Bindungsbruch und Bindungsbildung gleichzeitig (konzertiert):<br />

Der Reaktionspartner Nu nähert sich dem polarisierten Molekül R-X von der dem Substituenten<br />

X entgegengesetzten Seite her und tritt mit R in Wechselwirkung. Synchron mit der<br />

Bildung der R-Nu-Bindung vergrößert sich der Bindungsabstand zwischen R und X. Dabei<br />

wird ein Übergangszustand durchlaufen, in dem Nu noch nicht sehr fest gebunden und X noch<br />

nicht völlig vom Rest gelöst ist:<br />

NuI + C-X<br />

^ i<br />

\ • *<br />

[2.8]<br />

Nu-p—X | Nu-C^ + Xl [2.9]<br />

Dieser Übergangszustand ist der Zustand höchster Energie auf der Reaktionskoordinate<br />

(vgl. Abb. C.12).<br />

SN2-Reaktionen zeigen folgende charakteristische Merkmale:<br />

a) Da sich die beiden Reaktionspartner Nu und RX in einem einzigen Reaktionsschritt zu den<br />

Produkten RNu und X umsetzen, gehorcht die SN2-Reaktion einem Geschwindigkeitsgesetz<br />

zweiter Ordnung:<br />

dt<br />

= Jk2[RX][Y] [2.10]


D. 2.2. Faktoren, die den Verlauf nucleophiler Substitutionen beeinflussen 215<br />

Eine Erhöhung der Konzentration an Nu bewirkt also auch eine Steigerung der Reaktionsgeschwindigkeit.<br />

b) Da das Reagens Nu von der X gegenüberliegenden Seite an das zentrale Kohlenstoffatom<br />

herantritt [2.9], bleibt die optische Aktivität asymmetrischer Kohlenstoffatome voll erhalten,<br />

und es entsteht ein der Ausgangsverbindung spiegelbildlich analoges Molekül (Umkehr<br />

der Konfiguration, „Inversion"). Dieser Vorgang, der dem Umstülpen eines Regenschirmes<br />

vergleichbar ist, wird als Waiden-Umkehr bezeichnet.<br />

c) Bei SN2-Reaktionen läßt sich im Gegensatz zu SN1-Reaktionen die Bildung von Olefinen<br />

und Umlagerungsprodukten durch geeignete Wahl der Reaktionsbedingungen vermeiden.<br />

d) Die Aktivierungsentropie von SN2-Reaktionen ist meist stark negativ, weil der Übergangszustand<br />

ein Gebilde hohen Ordnungsgrades darstellt, bei dessen Bildung hohe sterische<br />

Anforderungen gestellt werden.<br />

2.2. Faktoren, die den Verlauf nucleophiler Substitutionen<br />

beeinflussen<br />

Reaktionen vom reinen SN1- bzw. SN2-Typ sind Grenzfälle, zwischen denen es ein kontinuierliches<br />

Spektrum von Übergängen gibt. Inwieweit eine Substitution mehr nach einem SN1- oder<br />

SN2-Mechanismus verläuft, hängt in erster Linie von der Struktur des Substrates RX und von<br />

den Reaktionsbedingungen (vor allem vom Lösungsmittel und von Katalysatoren) ab und läßt<br />

sich in gewissem Umfang voraussagen (s. D.2.2.I.).<br />

Für die präparative Praxis ist wichtig, daß man Reaktionen, die im Grenzgebiet zwischen<br />

SN! und SN2 verlaufen, durch geeignete Wahl der Reaktionsbedingungen in Richtung auf den<br />

SN!- bzw. SN2-Typ verschieben kann, da die Art der Reaktionsprodukte vom Reaktionstyp<br />

abhängt: Während bei der SN2-Reaktion sowohl Eliminierungs- als auch Umlagerungsprodukte<br />

bei geeigneter Wahl der Reaktionsbedingungen meist vermieden werden können, ist das<br />

beim SNl-Typ normalerweise nicht möglich (vgl. D.3.1.1.).<br />

Aber auch die Substitution selbst führt bei Konkurrenzreaktionen verschiedener nucleophiler<br />

Reagenzien bzw. bei Reaktionen bifunktioneller Nucleophile je nach dem Substitutionstyp<br />

zu verschiedenen Reaktionsprodukten. Darauf wird in Abschnitt D.2.3. näher eingegangen.<br />

2.2.1. Reaktivität des Substrates RX<br />

Substituenten am zentralen Kohlenstoffatom beeinflussen ausgeprägt die Reaktivität des Substrates<br />

RX sowohl in SN1- als auch in SN2-Reaktionen.<br />

So steigt die Reaktivität von RX in SN l-Reaktionen an, wenn die positive Ladung des im<br />

geschwindigkeitsbestimmenden Schritt sich bildenden Carbeniumions R® durch Substituenten<br />

mit +1- und/oder +M-Effekt stabilisiert (delokalisiert) werden kann. Aus diesem Grunde<br />

erhöht sich die Tendenz zu SN1-Reaktionen von der Methyl- zur tert-Butylverbindung:<br />

H3C H3C<br />

H3C-X < H3C-CH2-X < CH-X « H3C-C-X [2.11]<br />

H3C H3C<br />

In der gleichen Richtung wirken sich die sterischen Substituenteneffekte der Alkylgruppen<br />

aus. Beim Übergang der tetraedrischen Ausgangsverbindung RX in das trigonal-planare Carbeniumion<br />

rücken die Substituenten weiter auseinander, so daß sterische Spannungen zwischen<br />

ihnen abgebaut werden. Das ist bei den voluminösen tertiären Alkylresten stärker ausgeprägt<br />

als bei den secundären und am wenigsten bei den primären, so daß auch dadurch die


216 D. 2. Nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom<br />

Tendenz zur heterolytischen Spaltung der R-X-Bindung, die geschwindigkeitsbestimmend in<br />

der SN l-Reaktion ist, von primären über secundäre zu tertiären RX zunimmt (Tab.2.12)<br />

Tabelle 2./2<br />

Solvolyse 1 ) von Alkylbromiden in 80%igem Ethanol bei 55 0 C<br />

Mechanismus<br />

SN1<br />

SN2<br />

Reaktionsgeschwindigkeitskonstante<br />

lOSk^s- 1<br />

105k2/l-mol -1 -s- 1<br />

k2/k!<br />

CH3Br<br />

0,35<br />

2040<br />

5840<br />

CH3CH2Br<br />

0,14<br />

171<br />

1230<br />

(CH3)2CHBr<br />

0,24<br />

5,0<br />

21<br />

!) Solvolyse: Reaktion, bei der das Lösungsmittel gleichzeitig das nucleophile Reagens ist<br />

(CH3)3CBr<br />

1010<br />

sehr klein<br />

O<br />

Die Reaktivität von RX in einer SN2-Reaktion dagegen wird durch die sterischen Effekte<br />

von Alkylgruppen gerade in umgekehrter Reihe verändert. Die Alkylgruppen im Ethyl-, Isopropyl-<br />

und tert-Butylhalogenid erschweren zunehmend den Angriff eines Nucleophils auf das<br />

zentrale Kohlenstoffatom „von der Rückseite" der C-X-Bindung [2.9] und verlangsamen deshalb<br />

die SN2-Reaktion (Tab.2.12).<br />

Es gilt demzufolge allgemein: Tertiäre Alkylverbindungen reagieren in nucleophilen Substitutionen<br />

normalerweise monomolekular (SN1), primäre Verbindungen dagegen bimolekular (SN2).<br />

Secundäre Alkylverbindungen stellen häufig „Grenzgebietsfälle" dar, die sowohl Merkmale der<br />

SN2- wie der SNl-Reaktion zeigen. In diesem Fall kann durch ein geeignetes Lösungsmittel, vgl.<br />

D.2.2.I., häufig der gewünschte Verlauf nach SN1 oder SN2 erzwungen werden.<br />

Ganz ähnlich wie bei den Alkylsystemen gibt es einen Übergang vom SN2- zum SNl-Typ in der<br />

Reihe Benzyl-, Diphenylmethyl- und Triphenylmethylhalogenid bzw. Benzyl-, 2-Methoxy-benzyl-,<br />

2,4-Dimethoxy-benzylhalogenid. In diesen Fällen kann ein Carbeniumion durch die +M-Effekte<br />

der Arylgruppen bzw. der Methoxygruppen stabilisiert werden. Man formuliere dies!<br />

Auch der SN2-Übergangszustand kann durch Mesomerieeffekte stabilisiert werden. Aus diesem<br />

Grunde reagieren Benzyl- und Allylsysteme ca. 100- bis 200mal schneller als die entsprechenden<br />

Alkylverbindungen, jedoch ebenfalls nach SN2. Diese Stabilisierung beruht auf einer<br />

Überlappung der rc-Orbitale mit den sich im Übergangszustand der SN2-Reaktion entwickelnden<br />

quasi-p-Orbitalen, wie die nachstehende Formulierung zeigt:<br />

NuI 0 +<br />

/\<br />

+ xr [2.13]<br />

Für derartige Verbindungen ergeben sich auf diese Weise hohe Reaktionsgeschwindigkeiten,<br />

z. B. für die Umsetzung mit KI in Aceton bei 60 0 C:<br />

H3C-CH2-CH2-CI H2C=CH-CH2-CI Ph-CH2-CI EtOOC-CH2-CI<br />

1<br />

NEC-CH2-CI<br />

2800<br />

90 250<br />

Ph-CO-CH2-CI<br />

32 000 (75 0 C)<br />

1600<br />

[2.14]<br />

Man nützt diese hohe Reaktivität bei der selektiven Umsetzung von Chloressigsäureestern zu<br />

Aminoessigsäureestern, zur Darstellung „aktivierter Ester" aus dem Salz einer Carbonsäure<br />

und z. B. Chloracetonitril und von Phenacylestern, vgl. D.2.6.3.


D. 2.2. Faktoren, die den Verlauf nucleophiler Substitutionen beeinflussen 217<br />

Außer durch direkte Konjugation kann ein Substituent das Reaktionszentrum auch aus<br />

einer sterisch günstigen Position durch intramolekulare nucleophile Wechselwirkung beeinflussen:<br />

+ INu ,(CH2)„<br />

Zl<br />

.Nu<br />

[2.15]<br />

Durch diese „Nachbargruppenwirkung" der nucleophilen Gruppe Nu (R2N-, RS-, RO-,<br />

Halogen, vor allem I-, Aryl-) wird die Energie eines sich bildenden Carbeniumions gesenkt<br />

und die Geschwindigkeit von SNl-Reaktionen erhöht. Derartige Reaktionen sind mit zweimaliger<br />

Walden-Umkehr verbunden, so daß insgesamt Retention der Konfiguration am Reaktionszentrum<br />

eintritt. Man informiere sich im Lehrbuch.<br />

Reaktivitätssenkende sterische Effekte treten in SN2-Reaktionen nicht nur bei Verbindungen<br />

auf, die am a-Kohlenstoffatom mehrfach durch sperrige Gruppen substituiert sind, sondern<br />

ganz ausgeprägt auch bei entsprechenden Substitutionen am ß-Kohlenstoffatom. So reagieren<br />

Neopentylverbindungen (t-BuCH2X) ca. 1O 6 HIaI langsamer als Verbindungen des Typs<br />

CH3CH2X.<br />

In Vinyl- und Arylhalogeniden ist das Halogen im Verhältnis zu den Alkylhalogeniden nur<br />

unter wesentlich schärferen Bedingungen nucleophil austauschbar. Die Bindungsenergien von<br />

Phenylhalogenverbindungen liegen gegenüber den Werten in Tabelle 2.15 um ca. 60 kJ-moh 1<br />

höher, und die nucleophile Substitution verläuft gewöhnlich nach anderen Mechanismen, vgl.<br />

D.5.2.<br />

Der Substituent X löst sich entsprechend [2.5] im Verlauf der nucleophilen Substitution mit<br />

beiden Bindungselektronen aus dem Substrat R-X. Dabei muß die Energie für die heterolytische<br />

Spaltung der R-X-Bindung aufgebracht werden, die sich aus der homolytischen Bindungsdissoziationsenergie,<br />

der lonisierungsenergie von R- und der Elektronenaffinität von Xzusammensetzt.<br />

Tabelle 2.76<br />

Heterolytische Bindungsdissoziationsenergien (in kJ-moH) in der Gasphase 1 )<br />

Me-NH2 Me-OH Me-OCH3 Me-F Me-Cl Me-Br Me-I<br />

1240 l 150 1150 1070 950 920 890<br />

l ) In Lösung sind die Werte infolge von Solvationseffekten drastisch erniedrigt, vgl. auch D.2.2.1.<br />

In Tabelle 2.16 sind einige heterolytische Bindungsdissoziationsenergien aufgeführt. In<br />

Übereinstimmung damit steigt die Reaktivität von R-X (in Dimethylformamid) in der Reihe:<br />

R-NH2 « R-OH « R-F « R-CI < R-Br < R—I [2.17]<br />

Diese Reihenfolge gilt sowohl für SN1- als auch SN2-Reaktionen. Sie entspricht zugleich der<br />

abnehmenden Basizität der Anionen X - , d. h., die Abspaltungstendenz einer Gruppe X ist in<br />

erster Näherung um so größer, je schwächer basisch sie ist. Aus diesem Grunde haben Alkylamine,<br />

Alkohole und Alkylfluoride als Substrate RX trotz der hohen Elektronegativität ihrer<br />

Heteroatome eine extrem niedrige Reaktivität in nucleophilen Substitutionsreaktionen.<br />

Die Basizität einer Abgangsgruppe läßt sich durch die Einführung von Substituenten beeinflussen.<br />

Die niedrige Abspaltungstendenz der OH-Gruppe wird z. B. stark erhöht, wenn sie in<br />

die viel schwächer basische p-Toluensulfonatgruppe („Tosy l at"-Gruppe, TsO-) übergeführt<br />

wird. Eine noch höhere Reaktivität haben Trifluormethansulfonate („Triflate", R-OSO2CF3),<br />

die die von Tosylaten bis um das 10 4 fache übertrifft.


218 D. 2. Nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom<br />

Entsprechend ihrer Basizität sollte die p-Toluensulfonatgruppe eine Abspaltungstendenz<br />

haben, die zwischen der von Chlorid und Bromid liegt. Tatsächlich jedoch können Alkyltosylate<br />

auch sehr viel reaktiver als Alkylbromide und -iodide sein, was zeigt, daß die Basizität<br />

nicht das einzige Kriterium für die Abspaltungstendenz einer Gruppe ist. Sie hängt darüber<br />

hinaus noch von der Natur des Restes R und des Reagens Nu sowie vom Lösungsmittel ab, so<br />

daß es keine allgemein gültige Reihenfolge der Abspaltungstendenz gibt.<br />

So beobachtet man bei S^-Reaktionen, daß sich Substrate, in denen die austretende<br />

Gruppe X leicht polarisierbar („weich") ist (z. B. I - ), schneller mit weichen Reagenzien umsetzen,<br />

während Abgangsgruppen mit schwach polarisierbarem („hartem") Heteroatom (z.B.<br />

TsO - ) schneller durch harte Nucleophile verdrängt werden. Die relative Reaktivität von<br />

Methyltosylat und Methyliodid gegenüber verschiedenen nucleophilen Reagenzien Nu - in<br />

Methanol bei 25 0 C beträgt z. B.:<br />

Nu -<br />

kMeOTs /kMel<br />

N?<br />

6,6<br />

CH3O^^<br />

Cl -<br />

4,6<br />

2,8<br />

Br -<br />

SCN -<br />

I -<br />

O^ft Cn+JG Tfi<br />

0,72<br />

0,28<br />

0,13<br />

[2.18]<br />

In SNl-Reaktionen in protonischen Lösungsmitteln sind gewöhnlich Alkylsulfonate ebenfalls<br />

reaktiver als Alkyliodide.<br />

Die Abspaltungstendenz der HO- bzw. RO-Gruppe läßt sich auch durch Protonierung so<br />

stark erhöhen, daß nucleophile Substitutionen möglich werden, z.B. bei der Bildung von<br />

Estern anorganischer Säuren oder der Spaltung von Ethern, vgl. D.2.5.1. und D.2.5.2. Aminogruppen<br />

sind in ähnlicher Weise nach Quaternisierung abspaltbar, was bei der analogen E2-<br />

Reaktion (Hofmann-Eliminierung, vgl. D.3.) präparativ genutzt wird.<br />

Primäre Aminogruppen können außerdem durch Diazotierung in Diazoniumgruppen umgewandelt<br />

werden (vgl. D.8.). Alkyldiazoniumkationen sind nicht stabil und zerfallen spontan in<br />

Carbeniumionen und elementaren Stickstoff. Die Diazoniumgruppe ist daher der am leichtesten<br />

abspaltbare Substituent und wird stets nach einem SN1-Mechanismus substituiert.<br />

Die nucleofuge Abspaltung des Substituenten X aus RX läßt sich schließlich durch protonische<br />

Lösungsmittel beschleunigen. Protonische Lösungsmittel sind besonders zur Solvatation<br />

von Anionen über Wasserstoffbrücken befähigt (vgl. C.3.3.), wodurch die Stabilität der entstehenden<br />

Anionen X - erhöht und ihre Abspaltung erleichtert wird. Dieser Lösungsmitteleffekt<br />

ist um so stärker ausgeprägt, je H-acider das Lösungsmittel und je härter die Abgangsgruppe X<br />

ist. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Abgangsgruppen sind außerdem erheblich kleiner<br />

als in polaren aprotonischen Lösungsmitteln; d. h., protonische Lösungsmittel nivellieren<br />

die Abspaltungstendenzen in einem gewissen Umfang.<br />

Da die H-Brückenbindung in protonischen Lösungsmitteln andererseits die Nucleophilie<br />

des Reagens senkt (vgl. D.2.2.2.), verschiebt sich der Übergangszustand der Reaktion um so<br />

weiter in Richtung zum SNl-Gebiet, je stärker sauer das Lösungsmittel ist. Wie groß der<br />

Lösungsmitteleinfluß auf SN l -Reaktionen ist, zeigen die Relativgeschwindigkeiten für die SoIvolyse<br />

von tert-Butylchlorid (Bildung des tert-Butylkations):<br />

Lösungsmittel<br />

kre.(25°C)<br />

EtOH<br />

1<br />

MeOH<br />

9<br />

HCOOH<br />

12200<br />

Wasser<br />

335000<br />

[2.19]<br />

Eine ähnliche Wirkung wie durch protonische Lösungsmittel ist auch durch Lewis-Säuren<br />

erzielbar, die als elektrophile Katalysatoren mit freien Elektronenpaaren von Substituenten X<br />

in Wechselwirkung treten. Hier sind vor allem zu nennen: Ag - , SnCl4, BF3, AlCl3, FeQ3,<br />

ZnCl2, SbCl5, die besonders starke Wechselwirkungen mit Halogenverbindungen eingehen.<br />

Davon wird bei der Friedel-Crafts-Alkylierung Gebrauch gemacht, vgl. D.5.1.7.


D. 2.2. Faktoren, die den Verlauf nucleophiler Substitutionen beeinflussen 219<br />

2.2.2. Nucleophilie von Reagenzien<br />

Im Verlauf einer nucleophilen Substitution entsteht zwischen dem nucleophilen Reagens Nu<br />

und dem elektrophilen Substrat RX (bzw. dem Carbeniumion R® bei der SN1 -Reaktion) eine<br />

neue C-Nu-Bindung, deren heterolytische Bindungsenergie dabei freigesetzt wird. Da beide<br />

Bindungselektronen vom Reagens geliefert werden, nimmt die Elektronendichte am Reagens<br />

ab; anionische Nucleophile Nu - gehen in neutrale Produkte RNu, neutrale Nucleophile, wie<br />

Alkohole oder Amine, in Kationen RNu - über:<br />

Nu 0 + R-X [Nu--R—-X]* Nu-R + X 0 [2.20]<br />

Nu + R-X [Nu R X]* N + U-R + X 0 [2.21]<br />

Mit diesen Ladungsänderungen sind bei Reaktionen in polaren Lösungsmitteln Solvationsänderungen<br />

und damit Energieänderungen verbunden. Im Falle [2.20] wird das Nucleophil<br />

Nu - beim Übergang in den aktivierten Komplex partiell desolvatisiert, wozu Energie aufgebracht<br />

werden muß, im Falle [2.21] sind Übergangszustand und Reaktionsprodukte stärker solvatisiert<br />

als die Reaktanden, was mit einer Energieabnahme verbunden ist.<br />

Diese beiden Faktoren, Energiefreisetzung infolge R-Nu-Bindungsbildung und die Energieänderungen<br />

infolge Solvatationsänderungen, bestimmen die Reaktivität eines nucleophilen<br />

Reagens, seine Nucleophilie.<br />

Wegen der unterschiedlichen Beeinflussung dieser Faktoren durch unterschiedliche<br />

Lösungsmittel und unterschiedliche Reaktionspartner ist die Reihenfolge der Nucleophilie verschiedener<br />

Reagenzien nicht in allen Reaktionen die gleiche, sondern hängt von der Natur des<br />

elektrophilen Partners und des Lösungsmittels ab. Als Maß für die Nucleophilie benutzt man<br />

die Relativgeschwindigkeiten gegenüber einem bestimmten elektrophilen Substrat.<br />

Am einfachsten liegen die Verhältnisse in polaren aprotonischen Lösungsmitteln wie Dimethylformamid<br />

(DMF), Dimethylsulfoxid (DMSO) oder Hexamethylphosphorsäuretriamid<br />

(HMPT). In ihnen sind Nucleophile nicht so stark solvatisiert wie in protonischen Lösungsmitteln<br />

(s. C.3.3.), und der Energiewinn bei der Bildung der Nu-R-Bindung, d. h. die Affinität des<br />

nucleophilen Reagens zum elektrophilen Partner R, wird ausschlaggebend für seine Reaktivität.<br />

Es zeigt sich, daß in erster Näherung die Nucleophilie eines Reagens um so größer ist, je<br />

höher seine (Brönsted-)Basizität ist. Das gilt besonders gut in einer Reihe ähnlicher Nucleophile,<br />

z. B. solcher mit gleichem nucleophilen Atom:<br />

RO - > PhO - > RCOO - > ROH > PhOH > RCOOH [2.22]<br />

Auch die Nucleophilie der Halogenidionen geht in aprotonischen Lösungsmitteln ihrer<br />

Basizität parallel (s. [2.25]).<br />

Der Zusammenhang zwischen Nucleophilie und Basizität ist verständlich, da sowohl in der<br />

nucleophilen Substitutionsreaktion als auch in der Brönsted-Säure-Base-Reaktion das Reagens<br />

Nu als Elektronenpaardonator (Lewis-Base) fungiert. Allerdings wird die Brönsted-Basizität<br />

durch das thermodynamische Gleichgewicht eines Elektronendonators mit dem H - -Ion charakterisiert,<br />

während die Nucleophilie die Reaktionsgeschwindigkeit mit einem mehr oder<br />

weniger positivierten Kohlenstoffatom wiedergibt.<br />

Da nach dem HSAB-Konzept (s. C.4.) Alkylhalogenide und -sulfonate „weiche" Elektrophile<br />

sind (im Gegensatz zum „harten" H - ), reagieren sie leichter mit „weichen" Basen. Darauf<br />

beruht, daß in SN2-Reaktionen weiche, hoch polarisierbare Nucleophile häufig reaktiver<br />

als harte Nucleophile gleicher Basizität sind, z. B.:


220 D. 2. Nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom<br />

RSe - > RS - > RO -1 ) [2.23]<br />

Neben der Basizität bestimmt daher noch die Polarisierbarkeit eines Reagens seine Nucleophilie.<br />

Im einzelnen ist schwer abzuschätzen, welcher Faktor überwiegt.<br />

Tabelle 2.24<br />

Geschwindigkeitskonstanten der SN2-Reaktion von Methyliodid mit verschiedenen Nucleophilen Nu - in<br />

Dimethylformamid und Methanol (bei O 0 C)<br />

Nu -<br />

CN -<br />

CH3COO -<br />

4-NO2C6H4S -<br />

N?<br />

F -<br />

Cl -<br />

Br -<br />

I -<br />

SeCN -<br />

SCN -<br />

4-NO2C6H4O -<br />

in DMF<br />

30<br />

2,0<br />

1,36<br />

0,31<br />

0,1<br />

0,24<br />

0,12<br />

k/l-mol -1 -s -1<br />

9,2 • 1O -2<br />

6,9 - 1O -3<br />

1,4 - 1O -3<br />

in MeOH<br />

3,3 • 10-5<br />

4,5 - 1(H<br />

5,7 • 1O -3<br />

3,0 - !(H<br />

6,3 - 10-8<br />

1,0 - 10-7<br />

1,8-10-6<br />

1,6 - 1(H<br />

4,0 • 1(H<br />

3,0 - 10-5<br />

9,6 - !(H<br />

kMeOH<br />

kDMF<br />

1-1(H<br />

2-10-8<br />

4-1O -3<br />

1-10-5<br />

6-10-7<br />

4-10-7<br />

1-10-5<br />

4-1O -3<br />

4-1O -3<br />

7-10-5<br />

Experimentell wurde in der SN2-Reaktion mit Methyliodid in Dimethylformamid (Tabelle 2.24)<br />

folgende Reihe zunehmender Nucleophilie gefunden:<br />

SCN - < I - < Br - < Cl - < F - < Nf> < CH3COO - < CN - [2.25]<br />

Diese Reihe kann sich für die Reaktionen mit anderen Substraten RX ändern, was sich zur<br />

Steuerung der Selektivität ambidenter Nucleophile ausnutzen läßt (s. D.2.3.).<br />

Auch in aprotonischen Medien hat die Natur des Lösungsmittels einen erheblichen Einfluß<br />

auf die Nucleophile. Da anionische Nucleophile beim Übergang in den aktivierten Komplex<br />

der SN2-Reaktion partiell desolvatisiert werden, ist ihre Reaktivität um so größer, je schwächer<br />

solvatisiert sie von vornherein sind. Mit zunehmender Lewis-Acidität des Lösungsmittels<br />

(Fähigkeit zur Anionensolvatation) sinkt daher die Nucleophilie anionischer Reagenzien in<br />

aprotonischen Solventien etwa in der Reihe Hexamethylphosphorsäuretriamid > Aceton ><br />

Dimethylformamid > Propylencarbonat« Acetonitril ~ Dimethylsulfoxid > Nitromethan.<br />

Bei der Reaktion neutraler Nucleophile, wie Alkohole oder Amine, ist dagegen der Übergangszustand<br />

stärker solvatisiert als die Ausgangsstoffe, und die Reaktionsgeschwindigkeit<br />

steigt mit zunehmender Lewis-Acidität des aprotonischen Lösungsmittels in der umgekehrten<br />

Reihenfolge.<br />

In protonischen Lösungsmitteln sind nucleophile Reagenzien wesentlich stärker solvatisiert<br />

als in aprotonischen, da sich Wasserstoffbrücken zwischen Nu - und dem Lösungsmittel bilden.<br />

Dadurch steigt der Energieaufwand für die Desolvatation von Nu - beim Übergang in den aktivierten<br />

Komplex der S^-Reaktion [2.9], und die Nucleophilie sinkt entsprechend. Da die aciden<br />

Wasserstoffatome der protonischen Lösungsmittel im Sinne des HSAB-Konzepts „hart"<br />

sind, bilden sich feste Wasserstoffbrücken besonders zu „harten", d. h. stark basischen und<br />

schwach polarisierbaren Nucleophilen aus, deren Reaktivität deshalb besonders stark erniedrigt<br />

wird (vgl. Tab. 2.19). Umgekehrt bilden „weiche", d. h. schwach basische und stark polari-<br />

) Da in der Gasphase die umgekehrte Reihenfolge der Nucleophilie dieser Ionen beobachtet wird, die der<br />

ihrer Basizität entspricht, ist möglicherweise die Reaktivitätsabstufung in Lösung auf Solvatationseffekte<br />

zurückzuführen. Die kleinen Ionen sind auch in aprotonischen Lösungsmitteln stärker solvatisiert und<br />

damit weniger reaktiv als die größeren.


D. 2.2. Faktoren, die den Verlauf nucleophiler Substitutionen beeinflussen 221<br />

sierbare Nucleophile nur schwache H-Brücken aus, und ihre Reaktivität wird durch das protonische<br />

Lösungsmittel nicht so stark herabgesetzt. Die Reihenfolge der Nucleophilie kehrt sich<br />

infolgedessen ungefähr um, wenn man von den polaren aprotonischen Lösungsmitteln (vgl.<br />

[2.25]) zu protonischen Lösungsmitteln übergeht:<br />

CH3COO - - F - < Cl - < OH - < Br - - I - < CN - < SCN - < S2O3 2- [2.26]<br />

In protonischen Lösungsmitteln geht also die Nucleophilie nicht mehr der Basizität, sondern<br />

überwiegend der Polarisierbarkeit dieser Ionen parallel.<br />

Der Reaktivitätsabfall beim Übergang von polaren aprotonischen zu protonischen Lösungsmitteln<br />

ist deshalb besonders bei harten Nucleophilen sehr groß, z. B. in der Reaktion von RBr<br />

in Aceton bzw. Wasser mit X - beim F - 8 • 10^, Cl - l • 10«, I - l • io 2 .<br />

Die Verhältnisse komplizieren sich dadurch, daß ionische nucleophile Reagenzien (als Salze in die Reaktion<br />

eingesetzt) nur nucleophil wirken, wenn sie als freie Ionen vorliegen, während lonenpaare (z.B.<br />

Li^Br - ) praktisch nicht reagieren. In die experimentell zu beobachtende Bruttogeschwindigkeitskonstante<br />

der SN2-Reaktion geht also noch die Dissoziationskonstante des betreffenden Salzes im vorliegenden<br />

Lösungsmittel ein. Die Dissoziation und damit die Reaktivität des Salzes steigen in erster Näherung mit<br />

der Polarität (Dielektrizitätskonstante) des Lösungsmittels und mit der Größe von Kation und Anion an,<br />

also z. B. in den Reihen<br />

LiCl < NaCl < KCl bzw. LiF < LiCl < LiBr < LiI [2.27]<br />

In den weniger polaren Lösungsmitteln mit e < 30 (z. B. Aceton) sind die Salze kleiner Ionen nicht vollständig<br />

dissoziiert, und man findet dann eine Abhängigkeit der Nucleophilie von der Größe der Ionen entsprechend<br />

[2.27]. Für die Halogenide ist diese Reihe gerade umgekehrt wie die der freien Ionen in aprotonischen<br />

Lösungsmitteln [2.25], was aber durch die unvollständige Dissoziation der lonenpaare bedingt ist.<br />

Um die nucleophile Reaktivität anionischer Nucleophile voll auszunutzen, wird man also besser das<br />

Kaliumsalz als das Lithiumsalz einsetzen. Als geeignete Kationen kommen auch Tetraalkylammoniumionen<br />

in Frage. Die entsprechenden Salze leiten bereits zu den Phänomenen der Phasentransferkatalyse<br />

über, die in D.2.4.2. besprochen wird.<br />

Die Dissoziation eines lonenpaares und damit die Reaktivität eines Salzes läßt sich darüber hinaus durch<br />

ein Lösungsmittel hoher Polarität und guter Potenz zur Kationensolvatisierung steigern, die für aprotonische<br />

Lösungsmittel etwa in folgender Reihe ansteigen:<br />

Et2O < THF < MeOCH2CH2OMe ^ DMF < DMSO [2.28]<br />

Analoge, aber besonders drastische Effekte lassen sich erzielen, wenn man Cryptanden,<br />

z.B. Kronenether (vgl. D.2.4.1.) oder Polyglycole, als Komplexbildner zusetzt, die Metallkationen<br />

(im Gegensatz zu den Anionen) stabilisieren. Ihre Wirkung kann so groß sein, daß z. B.<br />

KF in derartig komplexierter Form in Acetonitril oder Benzen gut löslich wird. Infolge der<br />

hohen Basizität des Fluoridions (vgl. [2.25]) sind dann nucleophile Substitutionen möglich, die<br />

in protonischen Lösungsmitteln nicht gelingen, z. B.:<br />

R-OSO2Ar + K 0 F 0 r *t . • R-F + ArSO3 0 K 0 [2.29] L J<br />

Cryptand/Acetonitril<br />

R-X + CH3COO 0 Na 0 — —* CH3COOR + X 0 Na 0 l [2.30] J<br />

Cryptand/Acetonitril<br />

Außer den soweit behandelten elektronischen und Solvatationsfaktoren beeinflussen natürlich<br />

auch sterische Effekte ausgeprägt die Reaktivität eines Nucleophils. Große raumfüllende<br />

Gruppen im Reagens erschweren oder verhindern sogar dessen Annäherung an das elektrophile<br />

C-Atom -des Substrates RX und erniedrigen die Nucleophilie. Diese Effekte werden<br />

andererseits ausgenutzt, um mit sterisch gehinderten Basen Substitutionsreaktionen zurückzudrängen,<br />

wo diese unerwünscht sind, wie z.B. bei baseinduzierten Eliminierungen, siehe<br />

D.3.1.1.2.


222 D. 2. Nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom<br />

2.3. Zur Regioselektivität ambifunktioneller Nucleophile<br />

Einige nucleophile Reagenzien besitzen nicht nur ein reaktives Zentrum, sondern zwei (oder<br />

mehrere) reaktive Positionen. Sie werden deshalb als ambifunktionell oder ambident bezeichnet.<br />

Sie liefern je nach Reaktionsbedingungen und Struktur des Substrates RX unterschiedliche<br />

Produkte, z. B.:<br />

X 0 + R-O-N=O O=N-QI 0 + R-X R-W + X 0 [2.31]<br />

SalpetrigsDure- Nitroester<br />

Verbindung<br />

(Z) © 0 0 O<br />

X + R-NECI IC=NI + R-X R-C=NI + X [2.32]<br />

Isocyanid Nitril<br />

X 0 + R-N=C=S - IN=C-SI 0 + R-X R-S-C=N + X° [2.33]<br />

Isothiocyanat Thiocyanat<br />

(Senföl) (Rhodanid)<br />

\ P^ \ / u/v " \<br />

X 0 + C=C - C=C -i- R-X - R-C-C' + X 0 [2.34]<br />

/ \ / \ / \<br />

O-Alkylprodukt C-Alkylprodukt<br />

(Enolether) (vgl. 7.4.2.1)<br />

Das Verhältnis der beiden Isomeren hängt vom Lösungsmittel und vom Reaktionstyp (und<br />

damit vom Substrat RX) ab, vor allem aber davon, ob die Umsetzung ladungs- oder orbitalkontrolliert<br />

verläuft (vgl. C.6.).<br />

a) Der Lösungsmitteleinfluß auf die Regioselektivität bei SN-Reaktionen ambidenter Reagenzien beruht<br />

darauf, daß die Solvatation und damit die Nucleophilie der beiden Positionen in verschiedenen Lösungsmitteln<br />

unterschiedlich sein kann. So ist in aprotonischen Lösungsmitteln die Position mit der höheren<br />

Ladungsdichte gewöhnlich das stärker basische der beiden Zentren und reagiert bevorzugt mit RX.<br />

In protonischen Lösungsmitteln, und zwar zunehmend mit deren H-Acidität, ist dieses Zentrum<br />

jedoch über Wasserstoffbrücken stärker solvatisiert und seine Nucleophilie erniedrigt, so daß besonders<br />

in den stark H-aciden Lösungsmitteln (Phenol, Trifluorethanol) die Reaktion am weniger solvatisierten<br />

und damit nucleophileren weicheren Zentrum eintritt.<br />

Ein typisches Beispiel ist die SN2-Reaktion von Phenolat (das dem Enolat in [2.34] entspricht) mit<br />

Allylbromid. Im aprotonischen Ethylenglycoldimethylether und in den schwach aciden protonischen<br />

Lösungsmitteln Methanol (pKHA 16) und Wasser (pKHA 15,7) entstehen 100 % Allylphenylether<br />

(0-Allyl-produkt), während im stärker aciden Phenol (pKHA 10) 77 % o- und p-Allyl-phenol (C-AHyIprodukt)<br />

und nur 23 % Allylphenylether gebildet werden.<br />

b)In einem gegebenen aprotonischen Lösungsmittel hängt die Regioselektivität außerdem vom Substrat<br />

R-X ab. So liefert z. B. die Alkylierung von Propiophenonenolat mit R-X in HMPT die folgenden Mengen<br />

an O-Alkylprodukt: R-115 %, R-Br 40 %, R-Cl 67 %, R-OTs 85 %. Die Reaktion folgt in allen<br />

Fällen dem SN2-Mechanismus. Diese Abstufung der Reaktivität läßt sich im Rahmen des HSAB-Konzepts<br />

erklären: Im ambidenten Enolat ist das Sauerstoffatom ein „hartes 44 , das ß-Kohlenstoffatom dagegen<br />

ein „weiches" Zentrum. Auf der anderen Seite hängt die Härte des a-Kohlenstoffatoms im Substrat<br />

R-X vom Substituenten X ab. Alkyliodide und -bromide haben ein „weiches" Reaktionszentrum, Alkylchloride<br />

und -tosylate dagegen ein „hartes" Reaktionszentrum. Da stets die Reaktionsrichtung „hart"-<br />

„hart" bzw. „weich"-„weich" gegenüber der Kombination „hart"-„weich" bevorzugt ist, lassen sich die<br />

beobachteten Regioselektivitäten zwanglos interpretieren:


D. 2.4. Reaktionsbedingungen nucleophiler Substitutionen mit anionischen Nucleophilen 223<br />

R-CH2-C-C<br />

\ / \<br />

c) Die Härte des zentralen Kohlenstoffatoms im Substrat R-X steigt auch beim Übergang vom SN2- zum<br />

SNl-Mechanismus, da dann als Zwischenprodukt ein Carbeniumion entsteht und die Härte von Verbindungen<br />

mit steigender positiver Ladung ansteigt. Aus diesem Grunde liefern z. B. primäre Alkylhalogenide<br />

mit Silbernitrit (SN2-Reaktion) 70 bis 80% Nitroalkane, tertiäre Alkylhalogenide dagegen keine<br />

Nitroalkane, sondern nur noch ca. 60% tert-Alkylnitrite (neben erheblichen Mengen Olefinen, die auf<br />

den SNl-Verlauf hinweisen).<br />

d) Besondere Verhältnisse herrschen in den Metallchelaten von ß-Dicarbonylverbindungen, die infolge<br />

ihres quasi-aromatischen Charakters auch in stark polaren aprotonischen Lösungsmitteln nicht mehr dissoziieren.<br />

Sie liefern deshalb gewöhnlich ausschließlich die C-Alkyl-produkte, und nur mit den härtesten<br />

Alkylierungsmitteln (Dimethylsulfat, R-O-SO2CF3) entstehen größere Mengen an O-Alkyl-derivaten.<br />

Die vorstehend diskutierten Hart-weich-Beziehungen entsprechen den Aussagen der Grenzorbitaltheorie<br />

(vgl. Kap. C.6.): Harte Zentren reagieren bevorzugt ladungskontrolliert, weiche Zentren dagegen orbitalkontrolliert.<br />

Wie in neuerer Zeit gefunden wurde, kann jedoch die Regioselektivität bei der Alkylierung ambidenter<br />

Anionen auch darauf beruhen, daß die Reaktion am (harten) Ladungszentrum in der vorstehend diskutierten<br />

Weise über einen SN1- oder SN2-Mechanismus abläuft, die Reaktion am weichen Zentrum dagegen die<br />

Folge einer Ein-Elektronübertragung ist, d. h. eine Reaktion von Radikalen und Radikalanionen darstellt.<br />

Die Regioselektivitäten kommen auf diese Weise durch die Konkurrenz von zwei grundsätzlich unterschiedlichen<br />

Reaktionsmechanismen zustande. Man vergleiche die am Ende des Kapitels zitierte Literatur.<br />

2.4. Reaktionsbedingungen nucleophiler Substitutionen<br />

mit anionischen Nucleophilen<br />

2.4.1. Möglichkeiten der Reaktionsführung<br />

Die Wahl von Reaktionsbedingungen, unter denen nucleophile Substitutionen mit ausreichender<br />

Geschwindigkeit verlaufen, bietet bei der Umsetzung von ungeladenen Nucleophilen, z. B.<br />

Aminen, im allgemeinen keine besonderen Probleme. Anders ist das bei den in Form von<br />

Alkalisalzen eingesetzten anionischen Nucleophilen, weil sie zwar in Wasser gut, in den meisten<br />

organischen Lösungsmitteln jedoch nur unzureichend oder nicht löslich sind. Die Substrate<br />

sind dagegen in Wasser oft unlöslich, gut löslich aber in den gängigen organischen<br />

Lösungsmitteln.<br />

Experimentell hat sich daher eine Reihe von Möglichkeiten der Reaktionsführung bewährt,<br />

bei denen die Umsetzung in homogener Phase ablaufen kann.<br />

Für Alkalisalze verwendet man mit Wasser mischbare Lösungsmittel (z.B. Alkohol, Aceton)<br />

und setzt soviel Wasser zu, daß das Salz gerade gelöst ist, das Substrat sich jedoch nicht<br />

wieder ausscheidet. Der einfachen Durchführbarkeit steht bei dieser Reaktionsführung oft der<br />

Nachteil gegenüber, daß das Substrat schon bei geringem Zusatz von Wasser wieder ausfällt<br />

oder daß das Salz nur in einer sehr geringen Konzentration in Lösung gehalten werden kann.<br />

Da Alkalisalze auch in einigen polaren protonischen (Ethylenglycol) und polaren aprotonischen<br />

Lösungsmitteln (DMF, DMSO) begrenzt löslich sind, eignen sich diese Lösungsmittel<br />

gut als Reaktionsmedien für nucleophile Substitutionen (man vgl. auch D.2.2.2.). Als Nachteil<br />

[2.35]


224 D. 2. Nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom<br />

sind der Preis dieser Lösungsmittel und z. T. ihre schwierigere Entfernung bei der Aufarbeitung<br />

des Reaktionsgemisches zu nennen.<br />

In eleganter Weise lassen sich Alkalisalze mit Hilfe von Kronenethern sogar in unpolaren<br />

Lösungsmitteln in Lösung bringen. Dabei werden die Alkaliionen von Kronenethern und zum<br />

Teil bereits auch von Polyglycolethern über die Wechselwirkung mit den freien Elektronenpaaren<br />

der Sauerstoffatome der überwiegend lipophilen Ether komplexiert. Die Komplexierung<br />

eines Kaliumsalzes mit dem cyclischen Polyether lS-Krone-6 1 ) ist in [2.36] formuliert:<br />

(X<br />

O<br />

O<br />

O<br />

,O<br />

O<br />

Nu 0 [2.36]<br />

Zur Reaktivität der nucleophilen Anionen in diesen Komplexen vgl. D.2.2.2. Die Kronenether<br />

sind jedoch teuer und recht toxisch, was einer breiten Anwendung Grenzen setzt.<br />

Gut lösen sich anionische Nucleophile auch in Form ihrer quartären Ammoniumsalze, insbesondere,<br />

wenn die Ammoniumgruppe durch eine genügend große Anzahl von Kohlenstoffatomen<br />

in den Alkylresten (in der Summe 16 oder mehr) ausgeprägt lipophile Eigenschaften<br />

besitzt. Da viele Anionen durch quartäre Ammoniumionen quantitativ als lonenpaare aus der<br />

wäßrigen in die organische Phase überführt werden, müssen entsprechende Salze nicht in Substanz<br />

hergestellt werden. Häufig sind die Anionen mit einem gegebenen Ammoniumrest um<br />

so besser „extrahierbar", je polarisierbarer (je größer) sie sind. Eine Abstufung der Extrahierbarkeit<br />

von Tetrabutylammoniumsalzen aus Wasser durch Chloroform ist in [2.37] gegeben:<br />

CH3COO - < Cl - < C6H5COO - < Br - < NOf < I - [2.37]<br />

Methodisch vorteilhaft angewendet wird diese lonenpaarextraktion in der phasentransferkatalysierten<br />

Reaktionsführung von nucleophilen Substitutionen.<br />

2.4.2. Phasentransferkatalyse<br />

Unter Phasentransferkatalyse versteht man die Beschleunigung von Reaktionen im Zweiphasensystem,<br />

z. B. Wasser/organisches Lösungsmittel oder Alkalisalz/organisches Lösungsmittel,<br />

wobei sich das Substrat in der lipophilen organischen Phase, das Reagens in der wäßrigen bzw.<br />

festen Phase befindet und durch sogenannte Phasentransferkatalysatoren der Transport des<br />

Reagens zum Substrat über die Phasengrenzfläche bewirkt wird. Als Phasentransferkatalysatoren<br />

werden für flüssig/flüssig-Systeme vor allem lipophile quartäre Ammoniumsalze mit möglichst<br />

hartem Anion wie Hydrogensulfat oder Chlorid, z. B. Tetrabutylammoniurnhydrogensulfat,<br />

Aliquat 336 bzw. Adogen 464 (technische Produkte, die hauptsächlich aus Methyltridecylammoniumchlorid<br />

bestehen) verwendet, für fest/flüssige Systeme insbesondere Kronenether<br />

(vgl. D.2.2.2.). Nucleophile Substitutionen werden unter Phasentransferkatalyse meist im<br />

System Wasser/Methylenchlorid, Wasser/Chloroform oder Wasser/Dichlorethan durchgeführt.<br />

Das lipophile quartäre Ammoniumsalz transportiert das anionische Nucleophil als lonenpaar<br />

aus der wäßrigen in die organische Phase, wo die Reaktion mit RX stattfindet. Danach<br />

übernimmt das Ammoniumion das freigesetzte X - , überführt es in die wäßrige Phase, und der<br />

Zyklus beginnt von neuem, so daß katalytische Mengen des Ammoniumsalzes genügen. Eine<br />

Katalyse auf Grund dieses Prinzips ist begünstigt, wenn X - aus R-X härter ist und in Wasser<br />

1 J Cyclische Polyether dieses Typs werden als Kronenether bezeichnet. Vor dem Namen gibt man die<br />

Anzahl der Ringglieder, dahinter die Anzahl der Ethersauerstoffatome an.


D. 2.4. Reaktionsbedingungen nucleophiler Substitutionen mit anionischen Nucleophilen 225<br />

stärker hydratisiert wird als das anionische Nucleophil Nu - . Für phasentransferkatalysierte<br />

nucleophile Substitutionen sind deshalb Alkylchloride und -bromide günstiger als Alkyliodide,<br />

da nach [2.37] das während der Reaktion freiwerdende lodidion den Rücktransport des Katalysators<br />

in die wäßrige Phase drastisch vermindert.<br />

Für die Umsetzung des Azidions mit Alkylhalogenid ist der phasentransferkatalysierte<br />

Reaktionsverlauf in [2.38] formuliert. Das Ionenpaar (Q - N^) wird gemeinsam mit seiner<br />

Hydrathülle in die organische Phase überführt, so daß die Nucleophilie des Anions etwa der in<br />

wäßriger Lösung entspricht:<br />

wäßrige Phase Na®, N3 0 , Q®. X 0 Na®, X 0 Na®, X 0<br />

organische Phase R-X R-X + [Q 0 N3 0 ] R-N3, [Q 0 X 8 ]<br />

Als Vorzüge einer nucleophilen Substitution im Zweiphasensystem flüssig/flüssig im Vergleich<br />

zur Reaktion in homogener Phase sind zu nennen:<br />

- hohe Umsätze bei niedrigen Reaktionstemperaturen und damit schonenden Reaktionsbedingungen<br />

- bequeme Aufarbeitung des Reaktionsgemisches (das Reaktionsprodukt befindet sich ausschließlich<br />

in der organischen Phase)<br />

- Verwendung billiger Lösungsmittel, die zudem nicht wasserfrei sein müssen (s. auch unten).<br />

Der Einsatz von Phasentransferkatalysatoren vom Typ der quartären Ammoniumsalze<br />

erweist sich auch als vorteilhaft für die intermediäre Darstellung solch präparativ wichtiger<br />

nucleophiler Reagenzien wie Alkoholat-, Thiolat- oder Carbeniationen, die als Salze nicht sehr<br />

beständig oder nicht handelsüblich sind und im allgemeinen in wasserfreien Lösungsmitteln<br />

aus den entsprechenden schwachen Säuren und starken Basen (Alkoholat, Natriumamid usw.)<br />

hergestellt werden müssen.<br />

Im Zweiphasensystem kann man dagegen unter Verwendung von quartären Ammoniumsalzen<br />

mit wäßrigem Alkali arbeiten. Die quartären Ammoniumsalze beeinflussen dabei das<br />

Deprotonierungsgleichgewicht der schwachen Säure dadurch, daß sie die nach der Deprotonierung<br />

in der Grenzfläche befindlichen lipophilen Anionen in das Innere der organischen Lösung<br />

transportieren, wo sie mit dem elektrophilen Substrat reagieren. Für die Deprotonierung des<br />

Chloroforms mit 40%iger Kalilauge zum Trichlormethanid (Cl3C - ) ist dieser Reaktionsverlauf<br />

in [2.39] formuliert:<br />

wäßrige Phase K®, OH 0 © H2O K® Cl 0 , H2O<br />

CI3C-H 0 CCI3 [^1G]<br />

organische Phase r © 01<br />

An der Grenzfläche geben Chloroformmoleküle ein Proton in die wäßrige Phase unter Bildung<br />

von Wasser ab. Das lipophile Trichlormethanidion wird in der organischen Phase an der<br />

Grenzfläche fixiert, da das hydratisierte Alkaligegenion K - aus der wäßrigen Schicht nicht in<br />

die organische Phase übertreten kann. Das in der organischen Phase befindliche lipophile<br />

Ammoniumion (Ionenpaar [Q - X - ]) kann dagegen unter Abgabe von X - in die wäßrige Phase<br />

das Trichlormethanidion von der Phasengrenze ablösen und als Ionenpaar in das Innere der<br />

organischen Phase transportieren, wo es zum Dichlorcarben weiterreagiert (vgl. auch D.3.,<br />

DA).


226 D. 2. Nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom<br />

Unter diesen einfachen und bequemen Reaktionsbedingungen können auch relativ schwach<br />

acide Verbindungen in ihre nucleophilen Anionen überführt und weiter zur Reaktion gebracht<br />

werden (vgl. z. B. auch Tab. 7.306).<br />

2.5. Nucleophile Substitution an Alkoholen und Ethern<br />

Wie bereits im Abschnitt D.2.2.1. begründet, sind Hydroxyl- und Alkoxylgruppen schlechte<br />

nucleofuge Abgangsgruppen und ihr nucleophiler Austausch nur nach vorangegangener Aktivierung<br />

durch Einführung einer Elektronenacceptorgruppe möglich. Am einfachsten kann die<br />

Aktivierung durch Addition eines Protons an das O-Atom erreicht werden 1 ), aber auch die<br />

Substitution des H-Atoms der OH-Gruppe durch eine Sulfonyl- oder eine Phosphoniumgruppe<br />

(wie bei der Mitsunobu-Reaktion, s. unten [2.58]) kann dafür genutzt werden.<br />

Für die Protonierung der Hydroxyl- und Alkoxylgruppe sind starke Säuren nötig. Die Veresterung<br />

der Alkohole mit starken anorganischen Säuren gelingt daher leicht und ist eine präparativ<br />

wichtige Substitutionsreaktion:<br />

R-OH + H® ^== R-OH2<br />

© @<br />

R-OH2 + HX ^^ R-X + H2O + H<br />

HX = Halogenwasserstoffsäure, Schwefelsäure, Salpetersäure, Borsäure<br />

[2.40]<br />

Die saure Hydrolyse eines Alkylhalogenids, -sulfats usw. stellt die Umkehrung dieser Reaktion<br />

dar; sie wird im Abschnitt D.2.6.1. besprochen. Die wichtigsten Nebenprodukte sind Olefine<br />

(durch Eliminierung; s. D.3.1.4.) und Ether. Die Bildung eines Ethers beruht darauf, daß der im<br />

Reaktionsgemisch vorhandene Alkohol ebenfalls als nucleophiles Reagens fungieren kann:<br />

R-OH2 + R-OH ——- R-6' — R-O-R [2.41]<br />

- H2U H _ H u<br />

Temperaturerhöhung begünstigt die Etherbildung, gleichzeitig aber auch die Eliminierung.<br />

Ein Alkoholüberschuß fördert die Etherbildung, Säureüberschuß die Veresterung. Das Ausmaß<br />

der Etherbildung hängt darüber hinaus von der Struktur des Alkohols ab: Die Tendenz<br />

zur Bildung der symmetrischen Ether ist bei den tertiären Alkoholen aus sterischen Gründen<br />

am geringsten.<br />

Auch die Veretherung verläuft reversibel, und die sonst sehr reaktionsträgen Ether lassen<br />

sich in Gegenwart starker Säuren spalten. Dabei wird der Ether zunächst protoniert und im<br />

zweiten Schritt nucleophil durch das Säureanion substituiert:<br />

R-Q^ + HX ^== R-X + ROH + H® (SN1oderSN2) [2.42]<br />

H<br />

Diese Reaktion ist der Veresterung der Alkohole durch anorganische Säuren [2.40] völlig<br />

analog.<br />

l ) Die Oniumsalzbildung kann auch mit Lewis-Säuren (ZnCl2, BF3) erfolgen, z. B.:<br />

Rx_ R^) Q<br />

£ + BF3 —* /Q-BF3<br />

H H


D. 2.5. Nucleophile Substitution an Alkoholen und Ethern 227<br />

2.5.1. Ersatz der Hydroxylgruppe in Alkoholen durch anorganische<br />

Säurereste<br />

Die einfachste Methode der Bildung von Alkylhalogeniden ist die Umsetzung von Alkoholen<br />

mit Halogenwasserstoffsäuren:<br />

H®<br />

ROH + HX ^- R-X + H2O [2.43]<br />

Die Reaktivität der Halogenwasserstoffsäuren fällt in der Reihe HI > HBr > HCl > HF<br />

(abnehmende Säurestärke, abnehmende Nucleophilie der Anionen, vgl. [2.26]).<br />

lodwasserstoffsäure und Bromwasserstoffsäure reagieren in den meisten Fällen leicht, während<br />

Chlorwasserstoffsäure bereits so wenig aktiv ist, daß nur noch die reaktionsfähigeren<br />

Alkohole (tertiäre Alkohole, Benzylalkohole) ohne Schwierigkeiten von wäßriger Salzsäure<br />

verestert werden. In den anderen Fällen muß die Konzentration des Chlorwasserstoffs durch<br />

Sättigen des Alkohols mit gasförmigem Chlorwasserstoff möglichst hoch gehalten und evtl. im<br />

Einschlußrohr bei höherer Temperatur gearbeitet werden. Ein Zusatz von wasserfreiem Zinkchlorid<br />

erhöht sowohl die Reaktivität des Alkohols als auch die der Salzsäure, bewirkt aber<br />

gleichzeitig in verstärktem Maße Nebenreaktionen (Umlagerungen und Isomerisierungen vor<br />

allem bei Reaktionen, die im SNl-Gebiet verlaufen).<br />

Für die Substitution der OH-Gruppe von Alkoholen durch Fluor hat sich die Lösung von<br />

Fluorwasserstoff in Pyridin bewährt. Kationische Polymerisationen und Umlagerungen treten<br />

hierbei nur in untergeordnetem Maße ein.<br />

Die Reaktivität der Alkohole nimmt mit wachsender Kettenlänge ab. Die Veresterungsgeschwindigkeit<br />

steigt vom primären zum tertiären Alkohol an. Primäre Alkohole reagieren<br />

mit Halogenwasserstoffsäuren normalerweise bimolekular zum Alkylhalogenid, tertiäre monomolekular,<br />

secundäre nach einem Grenzgebietsmechanismus.<br />

Da es sich bei der Veresterung von Alkoholen mit anorganischen Säuren um eine typische<br />

Gleichgewichtsreaktion handelt, ergeben sich aus dem Massenwirkungsgesetz Möglichkeiten,<br />

die Ausbeute optimal zu gestalten:<br />

a) Erhöhung der Konzentration eines der beiden Reaktanden<br />

b) Abführung von Reaktionsprodukten.<br />

Das bei der Veresterung entstehende Wasser läßt sich entweder mit wasserentziehenden<br />

Mitteln (z.B. konzentrierter Schwefelsäure) oder mitunter durch Destillation mit einem<br />

„Schlepper" als azeotropes Gemisch (vgl. A.2.3.5.) aus dem Reaktionsgemisch entfernen.<br />

Schwefelsäure als wasserentziehendes Mittel empfiehlt sich nicht bei secundären und tertiären<br />

Alkoholen, da sich leicht Olefine bilden können. Aus dem gleichen Grund arbeitet man<br />

bei der Veresterung dieser Alkohole bei möglichst tiefer Temperatur.<br />

Bei den niederen Alkylhalogeniden kann auch der gebildete Ester häufig abdestilliert werden,<br />

da er einen niedrigeren Siedepunkt besitzt als der Alkohol (warum?). Mitunter ist der<br />

Ester auch durch Extraktion aus dem Gleichgewicht entfernbar (extraktive Veresterung; vgl.<br />

Beispiel D.7.1.4.1.).<br />

lodwasserstoff kann auf gebildetes Alkyliodid reduzierend wirken, wobei der Kohlenwasserstoff<br />

entsteht (vgl. [1.25]). Diese Reaktion tritt besonders leicht bei tertiären Alkyliodiden ein,<br />

die man daher besser aus Alkohol, lod und rotem Phosphor (vgl. Tab.2.52) oder durch Finkelstein-Austausch<br />

(vgl. D.2.6.7.) darstellt.<br />

In den Fällen, in denen die Reaktion infolge der Struktur der Alkohole weitgehend nach einem SN1-<br />

Mechanismus abläuft, sind neben der Olefinbildung besonders Umlagerungen als Nebenreaktionen zu<br />

erwarten. Bereits bei der Veresterung secundärer Alkohole besteht diese Gefahr! Ein Alkan-2-ol liefert<br />

teilweise 3-Halogen-alkan. Bei in a-Stellung verzweigten primären und secundären Alkoholen werden<br />

Gerüstumlagerungen u. U zur Hauptreaktion, wobei tertiäre Alkylhalogenide entstehen (vgl. [2.6] und<br />

D.9.), z. B.:


i G<br />

228 D. 2. Nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom<br />

HsC +H 5 V-H2O " 30 N e<br />

H3C-C-CH2OH - " H3C-C-CH2<br />

H3C -H®,+ H2O HC'<br />

CH3<br />

=^ Br-C-CH2-CH3<br />

CH3<br />

C-CH2-CH3<br />

H3C<br />

[2.44]<br />

In diesen Fällen stellt man die Alkylhalogenide am besten mit PX^Pyridin, SOCl2/Pyridin<br />

oder über die entsprechenden Tosylate her (vgl. D.2.6.7.)<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Veresterung von Alkoholen mit Bromwasserstoffsäure<br />

(Tab. 2.45)<br />

l mol des betreffenden primären Alkohols wird unter Kühlung zunächst mit 0,5 mol konz.<br />

Schwefelsäure und dann mit 1,5 mol Bromwasserstoff (in Form von 48%iger konstant siedender<br />

Säure) versetzt und das Gemisch zum Sieden erhitzt. Secundäre und tertiäre Alkohole werden<br />

ohne Zusatz von H2SO4 verestert, um die Bildung von Olefinen einzuschränken.<br />

Variante A: Leicht flüchtige Alkylbromide destilliert man direkt aus dem Reaktionsgemisch<br />

ab (20-cm-Vigreux-Kolonne, absteigender Kühler, Destillationsgeschwindigkeit 2 bis 3 Tropfen<br />

pro Sekunde).<br />

Variante B: Zur Darstellung der schwerer flüchtigen Alkylbromide wird 6 Stunden unter<br />

Rückfluß gekocht. Dann destilliert man mit Wasserdampf und trennt das Alkylbromid im<br />

Scheidetrichter ab.<br />

Reinigung der Rohprodukte nach Variante A bzw. B<br />

Das Rohprodukt wird zweimal mit etwa 1/5 seines Volumens kalter konz. Schwefelsäure oder<br />

dem gleichen Volumen konz. Salzsäure im Scheidetrichter vorsichtig geschüttelt (Gefahr der<br />

Emulsionsbildung!), um den als Nebenprodukt entstandenen Ether herauszulösen. Man wäscht<br />

das rohe Bromid mit Wasser bzw. oberhalb 10O 0 C siedende Alkylbromide zweimal mit je<br />

75 ml 40%igem wäßrigem Methanol. Dann entsäuert man mit Natriumhydrogencarbonatlösung,<br />

wäscht nochmals mit Wasser, trocknet über Calciumchlorid und destilliert über eine<br />

20-cm-Vigreux-Kolonne.<br />

Achtung! Bei allen Extraktionen prüfe man stets, in welcher Schicht sich das Alkylbromid<br />

befindet (vgl. A.2.5.2.I.)!<br />

Die Vorschrift ist für Halbmikropräparationen geeignet.<br />

Tabelle 2.45<br />

Veresterung von Alkoholen mit Bromwasserstoff<br />

Produkt<br />

Ethylbromid<br />

Propylbromid<br />

Isopropylbromid<br />

Kp<br />

in 0 C<br />

38<br />

71<br />

59<br />

n 2 ?<br />

1,4239<br />

1,4341<br />

1,4251<br />

£>20<br />

1,4586<br />

1,3539<br />

1,425<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

90<br />

80<br />

80<br />

Variante<br />

A<br />

A<br />

A<br />

Bemerkungen<br />

Vorlage mit<br />

Eiswasser<br />

kühlen<br />

ohne<br />

Schwefelsäure


Tabelle 2.45 (Fortsetzung)<br />

Produkt<br />

Allylbromid<br />

Butylbromid<br />

sec-Butylbromid<br />

Isobutylbromid<br />

tert-Butylbromid<br />

Pentylbromid<br />

Hexylbromid<br />

Cyclohexylbromid<br />

Heptylbromid<br />

Octylbromid<br />

Decylbromid<br />

Dodecylbromid<br />

2-Phenylethylbromid<br />

1 ,3-Dibrom-propan<br />

1 ,4-Dibrom-butan<br />

Kp<br />

in 0 C<br />

70<br />

100<br />

91<br />

92<br />

73<br />

129<br />

154<br />

164<br />

5913(10)<br />

932)9(22)<br />

HS^iö)<br />

1482.1(16)<br />

981?9(14)<br />

167<br />

981>6(12)<br />

D. 2.5. Nucleophile Substitution an Alkoholen und Ethern 229<br />

n 2 ?<br />

1,4689<br />

!,4398<br />

1,435<br />

1,437<br />

1,4283<br />

1,4446<br />

,4478<br />

,4956<br />

,4506<br />

,4526<br />

,4559<br />

1,4581<br />

1,556<br />

1,5233<br />

1,5175<br />

D 2 O<br />

1,432<br />

1,2829<br />

1,2556<br />

1,256<br />

1,2220<br />

1,219<br />

1,175<br />

1,140<br />

1,112<br />

1,0683<br />

1,0382<br />

1,359<br />

1,9822<br />

1,8080<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

80<br />

80<br />

80<br />

80<br />

60<br />

80<br />

80<br />

65<br />

80<br />

80<br />

90<br />

90<br />

70<br />

80<br />

80<br />

Variante<br />

A<br />

B<br />

A<br />

A<br />

A<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

Bemerkungen<br />

ohne<br />

Schwefelsäure<br />

ohne<br />

Schwefelsäure<br />

ohne<br />

Schwefelsäure<br />

ohne<br />

Schwefelsäure<br />

Alkylchloride können in prinzipiell gleicher Weise dargestellt werden, indem man pro mol<br />

Alkohol 2 mol konzentrierte Salzsäure und 2 mol wasserfreies Zinkchlorid einsetzt: VOGEL,<br />

A. L, J. Chem. Soc. 1943, 636.<br />

Darstellung von tert-Butylchlorid: NORRIS, J. F.; OLMSTED, A. W, Org. Synth. I (Asmus),<br />

(1937), 137.<br />

In der Technik werden Methyl- und Ethylchlorid durch Veresterung von Methyl- bzw. Ethylalkohol mit<br />

Chlorwasserstoff hergestellt. Eine andere wichtige Darstellungsweise und die Verwendung dieser Produkte<br />

wurden bereits in Kapitel D. 1.4. L, Tab. 1.37 beschrieben.<br />

Alkylhalogenide lassen sich aus Alkoholen auch mit anorganischen Säurehalogeniden, wie<br />

Phosphortrichlorid, Phosphorpentachlorid und Thionylchlorid, herstellen:<br />

3 ROH + PX3<br />

ROH + PX5<br />

ROH + SOCI2<br />

3 RX + H3PO3<br />

RX + HX + POX3<br />

RCI + HCI + SO2<br />

[2.46]<br />

[2.47]<br />

[2.48]<br />

Die Reaktionen verlaufen nach komplizierten Mechanismen. Die anorganischen Säurechloride<br />

setzen sich mit den Alkoholen zunächst zu Estern der entsprechenden anorganischen<br />

Säuren um, PCl3 z. B. zu Phosphorigsäureestern:<br />

ROH + PCI3 ^^ ROPCI2 ^L (RO)2PC. _HC| (RO)3P [2.49]<br />

Die Ester reagieren dann mit dem entstandenen Halogenwasserstoff unter Substitution zu<br />

Alkylhalogeniden weiter, z. B.:<br />

H-CI + R-OPCI2 R-CI + HOPCI2 [2.50]<br />

Wenn diese Substitution nach einem SN2-Mechanismus verläuft und das Reaktionszentrum<br />

chiral ist, tritt Inversion der Konfiguration von R (Walden-Umkehr) ein.


230 D. 2. Nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom<br />

Bei der Umsetzung von Phosphortrihalogeniden mit Alkoholen kann man Säurefänger, z. B.<br />

Pyridin, zusetzen. Man vermeide jedoch äquimolare Mengen davon, da sonst als Hauptprodukte<br />

die Phosphorigsäureester [2.49] und nicht die Alkylhalogenide gebildet werden.<br />

Auch bei der Umsetzung von Thionylchlorid mit Alkoholen entsteht zunächst der Schwefligsäureester<br />

[2.51], der auf zwei verschiedenen Wegen weiterreagieren kann. In Gegenwart<br />

von Pyridin wird er von einem Chloridion in einer SN2-Reaktion angegriffen, wobei RCl unter<br />

Inversion der Konfiguration entsteht. In Abwesenheit von Pyridin läuft eine „innere nucleophile<br />

Substitution" (SNi) ab, die zum Alkylchlorid mit der Konfiguration des Ausgangsalkohols<br />

(Retention der Konfiguration) führt:<br />

i Cl<br />

Bei der Umsetzung von Thionylchlorid mit Alkoholen arbeitet man meist unter Zusatz eines Säurefängers<br />

wie Pyridin oder andere tertiäre Amine. Es gelingt so, die Reaktion schonend bei niedriger Temperatur<br />

durchzuführen.<br />

Phosphorylchlorid POCl3 liefert im allgemeinen nur die betreffenden Phosphorsäureester und ist daher<br />

wenig gebräuchlich. Im PCIs läßt sich maximal nur ein Chloratom ausnutzen, und deshalb ist es nicht zu<br />

empfehlen.<br />

Die Darstellung von Alkylhalogeniden mit Hilfe anorganischer Säurehalogenide ist bei<br />

hochverzweigten primären und bei secundären und tertiären Alkoholen der direkten Veresterung<br />

mit Halogenwasserstoffsäuren überlegen. Vor allem bei niedriger Temperatur entstehen<br />

weniger Olefine und umgelagerte Verbindungen als Nebenprodukte.<br />

Die anorganischen Säurehalogenide werden normalerweise im Überschuß eingesetzt. Man<br />

muß darauf achten, daß sie vom Reaktionsprodukt destillativ abtrennbar sind.<br />

Phosphortribromid und -triiodid lassen sich während der Reaktion aus rotem Phosphor und<br />

dem betreffenden Halogen erzeugen. Diese Methode ist besonders gut zur Darstellung von<br />

lodalkanen geeignet, weil so ein Überschuß an lodwasserstoff, der lodalkane reduzieren kann<br />

(vgl. [1.25]), vermieden wird.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von lodalkanen aus Alkoholen, lod und rotem<br />

Phosphor (Tab. 2.52)<br />

Man arbeitet in einer Apparatur nach Abbildung A.87. Die Extraktionshülse wird mit 0,5 mol<br />

lod beschickt. In den Rundkolben gibt man l mol des betreffenden (absoluten!) Alkohols 1 )<br />

und 0,33 mol roten Phosphor. Dann wird zum Sieden erhitzt. Der vom Kühler zurücklaufende<br />

Alkohol löst lod auf. Die Badtemperatur wird so einreguliert, daß die Geschwindigkeit der<br />

lodextraktion eine gut kontrollierte Reaktion ermöglicht. Die auftretende Reaktionswärme<br />

deckt mitunter den gesamten Wärmebedarf für die Destillation des Alkohols. Nach Beendigung<br />

der Reaktion kann folgendermaßen aufgearbeitet werden:<br />

Variante A: Siedet das Reaktionsprodukt unterhalb 10O 0 C, destilliert man es direkt. Dann wird<br />

mit wenig Wasser gewaschen, über Magnesiumsulfat getrocknet und redestilliert.<br />

Variante B: Bei höheren lodalkanen verdünnt man die abgekühlte Reaktionslösung mit Wasser,<br />

trennt die organische Phase ab und ethert die wäßrige Phase aus. <strong>Organisch</strong>e Phase und<br />

Etherauszüge werden vereinigt und über Natriumsulfat getrocknet; der Ether wird abdestilliert<br />

und das Produkt fraktioniert.<br />

Variante C: Im allgemeinen destilliert man das Reaktionsprodukt mit Wasserdampf. Das Wasserdampfdestillat<br />

wird ausgeethert, der Extrakt getrocknet und fraktioniert.<br />

Bei Präparationen im Halbmikromaßstab setzt man die Reaktionsteilnehmer in einem<br />

Rundkolben mit Rückflußkühler um.<br />

l ) Zur Trocknung von Alkoholen vgl. Reagenzienanhang.


Tabelle 2.52<br />

lodalkane aus Alkoholen, lod und rotem Phosphor<br />

Produkt<br />

Methyliodid<br />

Ethyliodid<br />

Propyliodid<br />

Isopropyliodid<br />

Butyliodid<br />

Hexyliodid<br />

Cyclohexyliodid<br />

1-Methyl-heptyliodid<br />

Kp<br />

in 0 C<br />

42,5<br />

72<br />

102<br />

89<br />

130<br />

6O1^13)<br />

822,7(20)<br />

92l,6(12)<br />

D. 2.5. Nucleophile Substitution an Alkoholen und Ethern 231<br />

n 2 ?<br />

1,5320<br />

1,5140<br />

1,5050<br />

1,4996<br />

1,5006<br />

1,4926<br />

1,5475<br />

1,4888<br />

Ausbeute<br />

in %<br />

80<br />

80<br />

80<br />

80<br />

80<br />

80<br />

80<br />

90<br />

Aufarbeitung<br />

A<br />

C oder A<br />

C<br />

A<br />

C oder B<br />

B oder C<br />

C oder B<br />

B oder C<br />

Pentylchlorid aus Pentan-1-ol und Thionylchlorid in Gegenwart von Pyridin: WHITEMORE,<br />

F. C; KARNATZ, F. A.; POPKIN, A. H., J. Am. Chem. Soc. 60 (1938), 2540.<br />

Die direkte Veresterung anderer anorganischer Säuren wird im Laboratorium seltener durchgeführt. In<br />

der Technik jedoch besitzen vor allem Schwefelsäure- und Salpetersäureester eine große Bedeutung:<br />

R-OH + HO-SO2-OH RO-SO2-OH + H2O [2.53]<br />

Die Natriumsalze höherer Alkylhydrogensulfate (fälschlich oft „Fettalkoholsulfonate" genannt) sind<br />

wichtige Wasch-, Reinigungs- und Flotationsmittel.<br />

Über das Ethylhydrogensulfat ist je nach den Reaktionsbedingungen Diethylether oder Ethylen aus<br />

Alkohol zugänglich (s. D.2.5.2. und D. 3.1.4.).<br />

Aus Methylhydrogensulfat („Methylschwefelsäure") wird durch Erhitzen das wichtige Methylierungsmittel<br />

Dimethylsulfat hergestellt:<br />

2 CH3OSO2OH (CH3O)2SO2 + H2SO4<br />

Ein weiteres Verfahren geht von Dimethylether (s. Tab. 2.61) und Schwefeltrioxid aus:<br />

CH3OCH3 + SO3<br />

(CH3O)2SO2<br />

Salpetersäureester von PolyhydroxyVerbindungen sind wichtige Sprengstoffe: Glycoldinitrat („Nitroglycol"),<br />

Diglycoldinitrat, Cellulosedinitrat (Kollodium), Cellulosetrinitrat („Schießbaumwolle"), Mannitolhexanitrat<br />

und Pentaerythritoltetranitrat („Nitropenta"). Cellulosedinitrat wird darüber hinaus als<br />

Kunststoff (Celluoid) und als Lackrohstoff verwendet („Nitrolack"). Glyceroltrinitrat („Nitroglycerin",<br />

früher ein wichtiger Sprengstoff) und „Nitropenta" finden bei akuten Herzbeschwerden als Arzneimittel<br />

zur verbesserten Sauerstoffversorgung des Herzens Verwendung.<br />

Borsäureester sind ebenfalls durch direkte Veresterung von Borsäure oder Bortrioxid zugänglich. Da solche<br />

Ester Lewis-Säuren darstellen, lagern sie ein weiteres Molekül Alkohol unter Komplexbildung an. Die Lösung<br />

der so gebildeten einbasischen Säure leitet den elektrischen Strom besser als Borsäure selbst. Man benutzt diese<br />

Tatsache, um zu entscheiden, ob in cyclischen 1,2-Diolen (z. B. in Zuckern) die beiden OH-Gruppen in eis- oder<br />

trans-Stellung zueinander stehen, da nur in ersterem Fall eine Esterbildung sterisch möglich ist:<br />

HO -V OH<br />

i +<br />

~/ C B-OH<br />

^OH HO<br />

\<br />

/ \<br />

[2.54]<br />

[2.55]<br />

H® [2.56]<br />

Eine weitere Möglichkeit, einen Alkohol zur Umsetzung mit einer Säure HX zu befähigen,<br />

besteht darin, ihn intermediär in ein Alkoxyphosphoniumsalz zu überführen, was durch Reaktion<br />

mit Triphenylphosphin und Azodicarbonsäurediethylester geschehen kann (Mitsunobu-<br />

Reaktiori):


232 D. 2. Nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom<br />

ROH + HX + EtOOC-N=N-COOEt + Ph3P ß 5 -<br />

ROH + HX<br />

-EtOOC-NHNH-COOEt - Ph3P = O<br />

RX l J<br />

Zunächst bildet sich aus dem Triphenylphosphin, dem Azodicarbonsäurediethylester und HX ein Hydrazophosphoniumsalz,<br />

das sich mit dem Alkohol unter Abspaltung von Hydrazodicarbonsäurediethylester<br />

zum Alkoxyphosphoniumsalz umsetzt. Dieses reagiert dann mit dem Nucleophil X - zum Endprodukt RX,<br />

wobei Triphenylphosphinoxid als gute Abgangsgruppe abgespalten wird:<br />

COOEt Ph3P® COOEt<br />

Ph3PI ^ ""^ N ^N' + H^X N-N' + IX 0<br />

EtOOC ^ ^" EtOOC H<br />

+ ROH<br />

-EtOOC-NHNH-COOEt<br />

Ph3P=O + R-X<br />

[2.58]<br />

An einem chiralen Kohlenstoffatom, das die Hydroxylgruppe trägt, tritt Inversion ein (Mitsonobu-Inversion).<br />

Das Nucleophil greift - wie bei der Walden-Umkehr - von der der<br />

Abgangsgruppe entgegengesetzten Seite an (vgl. [2.9]).<br />

In der Mitsunobu-Reaktion können auch schwach acide Verbindungen HX, wie Stickstoffwasserstoffsäure,<br />

Carbonsäuren, Phenole, Imide, Thiole, Thioamide und ß-Dicarbonylverbindungen,<br />

durch Alkohole alkyliert werden. Man formuliere diese Reaktionen!<br />

cis-l-Azido-2-chlor-cyclohexan aus trans-2-Chlor-cyclohexanol: LEUBNER, H.; ZBIRAL, E.,<br />

HeIv. Chim. Acta 59 (1976), 2100.<br />

(2S)-(+)-Octanthiol aus Thioglycolsäure: VOLANTE, R. R; Tetrahedron Leu. 22 (1981), 3119.<br />

Eng verwandt mit der Mitsunobu-Reaktion ist die Redoxkondensation nach MUKAIYAMA. Hier erzeugt<br />

man ein Phosphoniumsalz (Ph3PY - ; X - ) aus Triphenylphosphin und Verbindungen, die über eine schwache<br />

Heteroatom-Heteroatom- bzw. Heteroatom-Kohlenstoff-Bindung verfügen (X-Y = Hai-Hai, HaI-<br />

CHaI3, PhS-SPh, RSe-CN u. a.). Das Phosphoniumion reagiert mit dem Alkohol unter Freisetzung des<br />

Nucleophils X - , das dann das Alkoxyphosphoniumion unter Abspaltung von Triphenylphosphinoxid zu<br />

RX substituiert:<br />

Ph3P + Y-X - Ph3P-Y + X 0 + R °"- Ph3P-OR + X 0 - Ph3PO + RX P-59]<br />

— HY<br />

Man formuliere die Reaktionen der angegebenen Verbindungen X-Y mit dem Alkohol ROH!<br />

2.5.2. Saure Veretherung von Alkoholen. Etherspaltung<br />

Die in [2.41] formulierte Darstellung von Dialkylethern aus Alkoholen in Gegenwart von starken<br />

Säuren hat im Laboratorium nur geringe Bedeutung. Sie ist meist eine unerwünschte<br />

Nebenreaktion. In der Technik jedoch wird diese Methode in großem Umfang angewandt, u. a.<br />

zur Darstellung von Diethylether aus Ethanol, von Tetrahydrofuran aus Butan-l,4-diol und<br />

von Dioxan aus Ethylenglycol.<br />

Eine Variante des Verfahrens ist die Veretherung in der Gasphase an dehydratisierenden<br />

Kontakten (Aluminiumoxid, Aluminiumsulfat).<br />

Man kann die saure Veretherung von Alkoholen auch in zwei Stufen durchführen, indem<br />

man zuerst aus dem Alkohol und Schwefelsäure das Alkylhydrogensulfat herstellt [2.53], das<br />

dann mit weiterem Alkohol bei erhöhter Temperatur zum Ether umgesetzt wird:<br />

RO-SO2-OH + HOR ROR + H2SO4 [2.60]<br />

Da Alkylhydrogensulfate auch durch Addition von Schwefelsäure an Olefine zugänglich<br />

sind (vgl. [4.16a]), ist es möglich, Dialkylether aus Olefinen und Schwefelsäure darzustellen.


D. 2.5. Nucleophile Substitution an Alkoholen und Ethern 233<br />

Aus dem gleichen Grunde treten bei allen durch Säure katalysierten Additionen von Wasser<br />

an Olefine Ether als Nebenprodukte auf. Einige technisch wichtige Ether sind in Tabelle 2.61<br />

angeführt.<br />

Tabelle 2.61<br />

Technisch wichtige Ether und ihre Verwendung<br />

Ether Verwendung<br />

Dünethylether 1 ) Methylierungsmittel<br />

—> Dimethylsulfat<br />

Diethylether Lösungsmittel, z. B. im Gemisch mit Alkohol für Kollodium (Celluloid),<br />

viel gebrauchtes Lösungsmittel im Laboratorium<br />

Diisopropylether 2 ) hochklopffester Treibstoff, Zusatz zu Vergaserkraftstoffen,<br />

Lösungsmittel<br />

Methyl-tert-butylether (MTBE) hochklopffester Treibstoff, Zusatz zu Vergaserkraftstoffen,<br />

Lösungsmittel<br />

Bis(2-chlorethyl)ether Lösungsmittel für Ethylcellulose, Harze und Fette<br />

—> Thioplaste<br />

Tetrahydrofuran Lösungsmittel für Polymere<br />

—> Polytetramethylenglycol —» Polyurethane<br />

-»1,4-Dichlor-butan vgl. [2.62]<br />

1,4-Dioxan Lösungsmittel<br />

1 J Fällt bei der Methanolsynthese aus Kohlenmonoxid als Nebenprodukt an.<br />

2 ) Fällt bei der Synthese von Isopropylalkohol aus Propen und Schwefelsäure als Nebenprodukt an<br />

(s. Tab. 4.20).<br />

In Umkehrung der Bildung wird die Spaltung der Ether durch starke Säuren im Laboratorium<br />

vor allem für analytische Zwecke häufig angewandt.<br />

Aliphatische Ether werden am besten mit konstant siedender lodwasserstoffsäure gespalten<br />

(hohe Reaktivität des lodwasserstoffs, leichtere Isolierung der niederen Alkyliodide gegenüber<br />

den Bromiden).<br />

Auch araliphatische Ether sind mit lodwasserstoffsäure spaltbar. Es treten dabei jedoch<br />

Nebenreaktionen auf (z. B. lodierung des aromatischen Kerns). Diarylether werden im allgemeinen<br />

von lodwasserstoffsäure nicht gespalten, man identifiziert sie durch Substitution am<br />

aromatischen Kern (Chlorsulfonierung, vgl. D.5.I.4.).<br />

An Stelle der teuren lodwasserstoffsäure kann zur Etherspaltung 48%ige Brom wasserstoffsäure<br />

in Eisessig im Verhältnis 1:1 verwendet werden. Da die niederen Alkylbromide leicht<br />

flüchtig sind, ist diese Variante nur für höhere Ether geeignet, ebenso auch für Phenolether mit<br />

niederem Alkylrest, wenn auf den Nachweis des aliphatischen Restes verzichtet werden kann.<br />

Etherspaltung (Allgemeine Arbeitsvorschrift für die qualitative Analyse)<br />

Variante A: Der symmetrische 1 ) aliphatische Ether wird mit etwa dem Sfachen Volumen konstant<br />

siedender lodwasserstoffsäure 3 bis 4 Stunden unter Rückfluß gekocht. Danach setzt man<br />

die 4fache Menge Wasser zu und destilliert das Alkyliodid mit Wasserdampf über, extrahiert<br />

die organische Phase mit wenig Ether, trocknet und identifiziert das Alkyliodid als S-Alkylthiouroniumsalz<br />

(vgl. D.2.6.6.).<br />

Variante B: Man kocht 0,5 g Phenolether mit 5 ml eines Gemisches aus Eisessig und der gleichen<br />

Menge 48%iger Bromwasserstoffsäure l Stunde unter Rückfluß. Danach schüttet man<br />

1 J Unsymmetrische Ether können analog identifiziert werden, wenn das Gemisch der entstehenden Alkylhalogenide<br />

destillativ zu trennen ist oder der gaschromatographische Nachweis der Alkylhalogenide<br />

gelingt.


234 D. 2. Nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom<br />

das Ganze in 20 ml Wasser, macht mit Natronlauge schwach alkalisch und ethert nicht umgesetzten<br />

Phenolether und eventuell noch vorhandenes Alkylbromid aus. Nach dem Ansäuern<br />

mit verd. Schwefelsäure ethert man das Phenol aus und identifiziert es durch ein geeignetes<br />

Derivat (vgl. E.2.5.3.).<br />

Beispiele für die präparative Anwendung der Etherspaltung:<br />

1,4-Dichlor-butan aus Tetrahydrofuran: FRIED, S.; KLEENE, R. D., J. Am. Chem. Soc. 63 (1941),<br />

2691; Reppe, W., Liebigs Ann. Chem. 596 (1955), 90; 118.<br />

1,4-Dibrom-butan aus Tetrahydrofuran: FRIED, S.; KLEENE, R. D., J. Am. Chem. Soc. 62<br />

(1940), 3258.<br />

Analytische Anwendung findet die Etherspaltung zur quantitativen Bestimmung von Methoxygruppen,<br />

wobei das bei der Einwirkung von lodwasserstoffsäure entstehende Methyliodid abdestilliert und anschließend<br />

titrimetrisch bestimmt wird.<br />

In der Technik wendet man die Etherspaltung z.B. zur Darstellung von 1,4-Dichlor-butan aus Tetrahydrofuran<br />

und Chlorwasserstoff an:<br />

1,4-Dichlor-butan ist ein Ausgangsprodukt zur Darstellung von Nylon (s. [2.111]).<br />

2.6. Nucleophile Substitution an Alkylhalogeniden, -sulfaten<br />

und -sulfonaten<br />

2.6.1. Hydrolyse<br />

In Umkehrung ihrer Bildung reagieren Alkylhalogenide mit Wasser zu Alkoholen und Halogenwasserstoffsäure:<br />

[2.62]<br />

RX + HOH ROH + HX [2.63]<br />

Wasser stellt jedoch ein Reagens von geringer Nucleophilie dar, so daß sich nur sehr reaktionsfähige<br />

Alkylhalogenide mit ihm glatt hydrolysieren lassen (s. unten, Darstellung von Triphenylmethanol).<br />

Man kann den fehlenden Elektronendruck des Wassers durch erhöhten Elektronenzug auf<br />

das zu ersetzende Halogen ausgleichen, indem man z. B. Lewis-Säuren, wie Eisen(III)-chlorid<br />

u. a., zusetzt:<br />

"Ö -t- R-X -t- FeCI3 N Q-R + X-FeCI3 0 - HOR + HX + FeCI3 [2.64]<br />

H H<br />

Die Hydrolyse von Alkylhalogeniden läßt sich auch durch Zusatz von Lauge beschleunigen.<br />

Die Nucleophilie bzw. die Basizität des Hydroxylions sind bedeutend größer als die des Wassers.<br />

Außerdem wird durch den Laugezusatz die Lage des Gleichgewichts in Richtung der<br />

Hydrolyseprodukte verschoben, da die Rückreaktion im alkalischen Medium nicht möglich ist.<br />

Alkylhalogenide sind in Wasser nicht löslich. Die Hydrolyse kann daher nur an der Phasengrenzfläche<br />

stattfinden. Um eine homogene Mischung zu erhalten, setzt man häufig Alkohol<br />

als Lösungsmittel zu oder arbeitet im Zweiphasensystem unter Bedingungen der Phasentransferkatalyse.<br />

Sowohl der bei der Hydrolyse gebildete als auch der zur Homogenisierung zugesetzte Alkohol<br />

geben Anlaß zu Nebenreaktionen. Der Alkohol steht im (allerdings weit links liegenden)


D. 2.6. Nucleophile Substitution an Alkylhalogeniden, -sulfaten und -sulfonaten 235<br />

Gleichgewicht mit den Hydroxylionen, so daß geringe Mengen Alkoholat entstehen, die mit<br />

dem Alkylhalogenid zum Ether reagieren (diese Reaktion läßt sich auch zur Hauptreaktion<br />

gestalten: Williamson-Synthese, vgl. D.2.6.2.):<br />

R-O-H + 0 OH ^=^ R-O 0 + H2O [2.65a]<br />

R-O 0 + R-X - R-O-R + X 0 [2.65b]<br />

Außer zur als Nebenreaktion zu befürchtenden Etherbildung führen starke Basen häufig<br />

zur Eliminierung von Halogenwasserstoffen, so daß Olefine oder Acetylene gebildet werden<br />

(vgl.D.3.)-<br />

Man erkläre das Auftreten von Ethern bei der sauren Hydrolyse von Alkylhalogeniden,<br />

-sulfaten usw.!<br />

Die genannten Nebenreaktionen bei der Hydrolyse von Alkylhalogeniden lassen sich umgehen,<br />

wenn man in Gegenwart von feuchtem Silberoxid („Silberhydroxid") mit Wasser arbeitet.<br />

Die Reaktion läuft an der Oberfläche des festen „Silberhydroxids" ab.<br />

Darstellung von Triphenylmethanol (Tritylalkohol)<br />

Triphenylmethylchlorid wird 10 Minuten lang in wäßriger Suspension unter Rückfluß erhitzt.<br />

Nach dem Abkühlen saugt man das Triphenylmethanol ab und kristallisiert um. Ausbeute:<br />

95 %, F 162 0 C (Tetrachlorkohlenstoff 1 ) oder EtOH 1 )).<br />

Auch die geminalen Dihalogenide und Trihalogenide lassen sich im sauren oder alkalischen<br />

Medium hydrolysieren. Bei der Hydrolyse von 1,1-Dihalogeniden, die Halogenwasserstoffsäureester<br />

von Aldehydhydraten darstellen, werden Aldehyde gebildet:<br />

O<br />

R-C' [2.66]<br />

H "" H ' H<br />

Trihalogenide ergeben Carbonsäuren als Hydrolyseprodukte. Die Reaktion läßt sich bei<br />

(THchlormethyl)aromaten auch auf der Stufe des Säurechlorids aufhalten:<br />

QH O<br />

R-C' [2.67]<br />

Cl<br />

Für die Hydrolyse der geminalen Dihalogenide dürfen keine starken Basen angewendet<br />

werden, da die entstehenden Aldehyde gegen Alkalien empfindlich sind. Man arbeitet daher<br />

in Gegenwart von Calciumcarbonat, Natriumformiat oder Kaliumoxalat. Für zwei solcher<br />

Fälle werden unten Literaturzitate angegeben.<br />

Benzylidendichloride und -bromide werden in vielen Fällen sehr glatt zu den entsprechenden<br />

Benzaldehyden hydrolyisert, wenn man sie mit konzentrierter Schwefelsäure behandelt.<br />

Elektronendonatoren im Kern (z. B. Hydroxylgruppen) erleichtern die Hydrolyse, Elektronenacceptoren<br />

erschweren sie (warum?). Im letzten Fall müssen die Reaktionstemperaturen<br />

erhöht werden, wobei als obere Grenze etwa UO 0 C gelten, da die entstehenden Aldehyde<br />

oberhalb 9O 0 C durch die Schwefelsäure z. T. bereits merklich oxidiert werden.<br />

1 J VgI. Reagenzienanhang.


236 D. 2. Nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Hydrolyse von Benzylidendihalogeniden in konzentrierter<br />

Schwefelsäure (Tab. 2.68)<br />

Achtung! Benzylidenhalogenide sind stark haut- und schleimhautreizende Stoffe. Im Abzug<br />

arbeiten! Schutzhandschuhe tragen!<br />

Das betreffende Benzylidendichlorid oder -bromid wird in einem Dreihalskolben mit Rührer,<br />

Rückflußkühler und einer als Gaseinleitungsrohr dienenden weiten Kapillare unter Rühren<br />

mit der Stachen Menge (Masse) konz. Schwefelsäure versetzt. Man leitet durch die Kapillare<br />

Stickstoff und legt gleichzeitig am oberen Ende des Rückflußkühlers ein leichtes Vakuum an.<br />

Bei den reaktionsfähigen Benzylidendihalogeniden setzt bereits bei O 0 C eine kräftige Halogenwasserstoffentwicklung<br />

ein. Die reaktionsträgeren Benzylidendihalogenide werden im<br />

Wasserbad oder Glycolbad auf die in der Tabelle angegebenen Temperaturen erwärmt. Das<br />

Reaktionsgemisch färbt sich in allen Fällen stark rotbraun.<br />

Wenn die Halogenwasserstoffentwicklung abgeklungen ist - in den angegebenen Fällen<br />

etwa nach 3 A bis 2 Stunden -, gießt man auf Eis und ethert den gebildeten Aldehyd dreimal<br />

aus. Die Etherextrakte werden mit Natriumhydrogencarbonatlösung entsäuert, dann mit Wasser<br />

gewaschen und über Magnesiumsulfat getrocknet. Nach Verdampfen des Ethers wird im<br />

Vakuum destilliert oder bei höher schmelzenden Aldehyden umkristallisiert. Aus der Hydrogencarbonatlösung<br />

kann mitgebildete Säure durch Ansäuern gewonnen werden. Sie entsteht<br />

entweder aus Trihalogenmethylbenzen, das meist als Nebenprodukt im nicht sorgfältig gereinigten<br />

Benzylidendihalogenid enthalten ist, oder infolge einer Oxidation des gebildeten Aldehyds<br />

durch konz. Schwefelsäure bzw. Luft.<br />

Bei einem Halbmikroansatz arbeitet man unter Normaldruck in einem offenen Erlenmeyer-<br />

Kolben. Auf einen Rührer kann verzichtet werden, da das Reaktionsgemisch durch den Gasstrom<br />

hinreichend durchmischt ist.<br />

Tabelle 2.65<br />

Aldehyde durch Hydrolyse von Benzylidendihalogeniden mit konzentrierter Schwefelsäure<br />

Produkt<br />

Benzaldehyd<br />

4-Chlorbenzaldehyd<br />

2-Chlorbenzaldehyd2,4-Dichlorbenzaldehyd<br />

4-Nitrobenzaldehyd<br />

Terephthalaldehyd<br />

Ausgangsverbindung<br />

Benzylidendichlorid,<br />

Benzylidendibromid<br />

4-Chlor-benzylidendichlorid,4-Chlor-benzylidendibromid2-Chlor-benzylidendichlorid2,4-Dichlor-benzylidendichlorid,2,4-Dichlor-benzylidendibromid4-Nitro-benzylidendibromid<br />

1 ,4-Bis(dibrommethyl)benzen<br />

Reaktionstemp.<br />

in 0 C<br />

O<br />

20<br />

20<br />

90 1 )<br />

90 1 )<br />

90 1 )<br />

Kp (bzw. F) n 2 «<br />

in 0 C<br />

64U(12)<br />

Hl2,7(20)<br />

F48(Ligroin)<br />

1,5446<br />

841300) 1,5670<br />

F 71 (Ligroin)<br />

F 196<br />

(Et2O/Petrolether)<br />

2 )<br />

F115<br />

(9OW./<br />

10 MeOH)<br />

!) Die Reaktion kann auch bei 110 0 C durchgeführt werden und ist dann in wenigen Minuten beendet.<br />

2 ) Kann auch durch Wasserdampfdestillation gereinigt werden.<br />

Ausb.<br />

in%<br />

65<br />

70<br />

70<br />

80<br />

85<br />

80


D. 2.6. Nucleophile Substitution an Alkylhalogeniden, -sulfaten und -sulfonaten 237<br />

Phthalaldehyd und Isophthalaldehyd durch Hydrolyse von 1,2- bzw. l,3-Bis(dibrommethyl)benzen<br />

in Alkohol/Wasser in Gegenwart von Kaliumoxalat; THIELE, J.; GÜNTHER, O., Liebigs<br />

Ann. Chem. 347 (1906), 106.<br />

3-Hydroxy-benzaldehyd durch Hydrolyse von Essigsäure(3-dibrommethyl-phenyl)ester in<br />

AlkoholAVasser in Gegenwart von Natriumformiat: ELIEL, E. L.; NELSON, K. W., J. Chem. Soc.<br />

1955,1628.<br />

In manchen Fällen ist zur Hydrolyse von Alkylhalogeniden der Umweg über einen Carbonsäureester<br />

zweckmäßig (vgl. D.2.6.3.):<br />

R-X + 0 O-CO-R'<br />

R'COOR + H2O<br />

e<br />

—- R-O-CO-R' + X<br />

R'COOH + ROH<br />

[2.69]<br />

Die Umsetzung des Alkylhalogenids mit dem Säureanion verläuft im allgemeinen ohne Bildung<br />

von Olefin, weil das Säureanion zwar eine ausreichende Nucleophilie (Reaktionsvermögen<br />

gegenüber dem Kohlenstoff im Alkylhalogenid), aber eine zu geringe Basizität (Reaktionsvermögen<br />

gegenüber einem Proton) besitzt.<br />

Ähnlich wie Alkylhalogenide lassen sich die Ester anderer anorganischer Säuren hydrolysieren.<br />

Die Hydrolyse von Alkylchloriden und -sulfaten stellt eine wichtige technische Synthesemethode für<br />

Alkohole dar. Die Chloride werden dabei entweder durch Chlorierung von Kohlenwasserstoffen (vgl. D.I.)<br />

oder durch Addition von Chlor bzw. unterchloriger Säure an Olefine (s. D.4.) hergestellt. Die Alkylhydrogensulfate<br />

erhält man allgemein durch Addition an Olefine (s. DA). Auf diese Weise werden in größerem<br />

Umfang technisch erzeugt: Pentanol, Allylalkohol (vgl. Tabelle 1.37), Ethylenglycol, Glycerol (vgl. Tabelle<br />

4.26), Ethanol, Isopropylalkohol und Butanole (vgl. Tabelle 4.20).<br />

2.6.2. Synthese von Ethern aus Alkoholaten bzw. Phenolaten<br />

Bei der Umsetzung von Alkylhalogeniden, Dialkylsulfaten, Toluensulfonsäureestern usw. mit<br />

den Alkalisalzen von Alkoholen oder Phenolen bilden sich Ether:<br />

R-O 0 + R'—X R-O-R' + X 0<br />

[2.70]<br />

Diese Reaktion wurde bereits als Nebenreaktion bei der alkalischen Hydrolyse von Alkylhalogeniden<br />

in Gegenwart von Alkohol ([2.65]) beschrieben.<br />

Die Darstellung der Alkalisalze der Phenole gelingt infolge der relativ hohen Acidität der<br />

Phenole bereits mit wäßriger Natronlauge, während das Gleichgewicht der Alkoholatbildung<br />

in diesem Falle noch weit auf der Seite des freien Alkohols liegt (vgl. [2.65]). Warum sind Phenole<br />

wesentlich saurer als Alkohole?<br />

Zur Darstellung von Methylethern setzt man meist das reaktive und billige Dimethylsulfat<br />

und nur selten das leicht flüchtige und teure Methyliodid ein. Unter den üblichen Reaktionsbedingungen<br />

(wäßrige Lösung, niedrige Temperatur) wird allerdings nur eine Methylgruppe<br />

des Dimethylsulfats zur Alkylierung ausgenutzt, z. B.:<br />

-0-R + 0 IQ-SO2-OR [2.71]<br />

Das Gleiche gilt für die Darstellung der Ethylether mit Diethylsulfat. Die Alkylbromide<br />

oder -iodide sind die bevorzugten Reagenzien zur Darstellung höherer Ether.


238 D. 2. Nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Veretherung von Phenolen mit Dimethylsulfat (Tab. 2.72)<br />

[ Achtung! Dimethylsulfat ist ein starkes Gift! Es wirkt im Tierversuch krebserregend. Im<br />

Abzug arbeiten! Schutzhandschuhe tragen!<br />

Das betreffende Phenol wird in einem Dreihalskolben, der mit Rückflußkühler, Rührer,<br />

Innenthermometer und Tropftrichter versehen ist, unter Rühren rasch mit 1,25 mol Ätzkali<br />

pro saure Gruppe in Form einer 10%igen Lauge versetzt. Bei den Polyphenolen färbt sich der<br />

Kolbeninhalt infolge Oxidation durch den Luftsauerstoff sofort dunkel. Man schließt die<br />

Apparatur in diesem Falle gegen den Luftsauerstoff mit Hilfe eines Bunsen-Ventils 1 ) ab.<br />

Danach wird aus dem Tropftrichter unter gutem Rühren für jede zu verethernde phenolische 2 )<br />

Hydroxylgruppe l mol Dimethylsulfat derart zugesetzt, daß die Temperatur unter 40 0 C bleibt<br />

(Wasserkühlung). Um die Reaktion zu vervollständigen und nicht umgesetztes Dimethylsulfat<br />

zu zerstören, wird noch 30 Minuten auf dem siedenden Wasserbad erhitzt. Nach dem Erkalten<br />

trennt man bei flüssigen Produkten die organische Schicht ab und extrahiert die wäßrige<br />

Lösung mit Ether. Die vereinigten organischen Phasen werden mit verd. Natronlauge, dann<br />

mit Wasser gewaschen, mit Calciumchlorid getrocknet und fraktioniert. Feste Reaktionsprodukte<br />

werden unter Verwendung einer Glasfritte abgesaugt, mit Wasser gewaschen und umkristallisiert.<br />

Durch Ansäuern und Ausethern der wäßrigen Reaktionslösung und der Waschlauge<br />

ist nicht umgesetztes Phenol zurückzugewinnen.<br />

In den Fällen, wo partiell veretherte Phenole dargestellt werden sollen bzw. als Nebenprodukte<br />

entstehen (wann ist das der Fall?), macht man die Reaktionslösung alkalisch und ethert<br />

zunächst den neutralen Phenolether aus. Durch Ansäuern der wäßrigen Lösung mit konz. Salzsäure<br />

werden die partiell veretherten Phenole ausgefällt und in der oben beschriebenen Weise<br />

aufgearbeitet. Das Waschen der Etherextrakte mit Natronlauge entfällt (warum?).<br />

Phenolethercarbonsäuren isoliert man ebenso wie partiell veretherte Phenole.<br />

Bei Halbmikropräparationen schüttelt man die Komponenten in einem mit Stopfen verschlossenen<br />

Rundkölbchen, erhitzt wie angegeben abschließend unter Verwendung eines<br />

Rückflußkühlers auf dem Wasserbad und arbeitet wie oben auf. Auf die Temperaturkontrolle<br />

in der Reaktionsmischung kann man verzichten.<br />

Tabelle 2.72<br />

Phenolether durch Methylierung mit Dimethylsulfat<br />

Produkt<br />

Methylphenylether (Anisol)<br />

o-Cresyl-methylether<br />

w-Cresyl-methylether<br />

p-Cresyl-methylether<br />

Methyl-ß-naphthylether (Nerolin)<br />

Hydrochinonmonomethylether 1 )<br />

Hydrochinondimethylether 2 )<br />

Resorcinolmonomethylether<br />

Ausgangsverbindung<br />

Phenol<br />

o-Cresol<br />

m-Cresol<br />

p-Cresol<br />

ß-Naphthol<br />

Hydrochinon<br />

Hydrochinon<br />

Resorcinol<br />

Kp (bzw. F) n 2 ?<br />

in 0 C<br />

154 1,5173<br />

64li9C14) 1,5179<br />

65li9C14) 1,5130<br />

65L904) 1,512<br />

F 72 (PhH)<br />

128l,6(12)<br />

F56(Petrolether)<br />

1092,7(20)<br />

F 56 (EtOH)<br />

14433(25)<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

1 J Der Rückflußkühler wird mit einem Stopfen verschlossen, durch den ein Glasrohr mit einem kurzen<br />

Stück Gummischlauch führt. Der Schlauch erhält mit einer Rasierklinge einen kurzen Schnitt in Längsrichtung<br />

und wird auf der anderen Seite mit einem Stopfen oder einer Schlauchklemme verschlossen.<br />

2 ) Carboxylgruppen reagieren infolge der geringeren Nucleophilie schwerer als phenolische Hydroxylgruppen.<br />

Daher gelingt die Darstellung von aromatischen Alkoxycarbonsäuren.<br />

85<br />

80<br />

80<br />

80<br />

73<br />

60<br />

95<br />

50


Tabelle2.72 (Fortsetzung)<br />

Produkt<br />

D. 2.6. Nucleophile Substitution an Alkylhalogeniden, -sulfaten und -sulfonaten 239<br />

Resorcinoldimethylether<br />

4-Methoxy-benzoesäure (Anissäure)<br />

3,4,5-Trimethoxy-benzoesäure<br />

3,4-Dimethoxy-benzaldehyd<br />

(Veratrumaldehyd) 3 )<br />

2-Nitro-anisol<br />

Ausgangsverbindung<br />

Resorcinol<br />

4-Hydroxy-benzoesäure<br />

3,4,5-Trihydroxy-benzoesäure<br />

(Gallussäure)<br />

4-Hydroxy-3-methoxybenzaldehyd<br />

(Vanillin) 3 )<br />

2-Nitro-phenol<br />

Kp (bzw. F) n 2 ?<br />

in 0 C<br />

1102,7(20) 1,5223<br />

F184(W./AcOH)<br />

F 170 (EtOHAV.)<br />

153^8)<br />

F46(Ligroin)<br />

133li5(11)<br />

1,5620<br />

Ausbeute<br />

in %<br />

1) Nicht wasserdampf flüchtig, daneben entsteht der Dimethylether.<br />

2) flüchtig mit Wasserdampf<br />

3) Um das Natriumsalz des Vanillins stets in Lösung zu halten, wird auf dem siedenden Wasserbad gearbeitet.<br />

Vanillin und Veratrumaldehyd sind gegen Alkali stabil. Veratrumaldehyd ist gegen Luftsauerstoff<br />

empfindlich, in gut schließender Flasche aufzubewahren!<br />

Alkylarylether durch Alkylierung von Phenolen unter Phasentransferkatalyse: McKiLLOP,<br />

A.; FIAUD, J.-C, HUG, R. R., Tetrahedron 30 (1974), 1379.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Veretherung von Alkoholen und Phenolen mit Alkylhalogeniden,<br />

Alkyl-p-toluensulfonaten oder Dimethylsulfat (Williamson-Synthese) (Tab. 2.73)<br />

Achung! Dimethylsulfat ist ein starkes Gift! Es wirkt im Tierversuch krebserregend. Im<br />

Abzug arbeiten! Schutzhandschuhe tragen!<br />

Zur Darstellung der aliphatischen Ether stellt man zunächst in einem Dreihalskolben mit<br />

Rührer und Rückflußkühler eine Alkoholatlösung aus 0,25 mol Natrium und 1,2 mol des<br />

betreffenden abs. Alkohols her. 1 ) Hierzu gibt man 0,2 mol Alkyliodid, -bromid oder -p-toluensulfonat<br />

bzw. 0,14 mol Dimethylsulfat 2 ) sowie bei Verwendung der reaktionsträgeren Alkylbromide<br />

eine Spatelspitze Kaliumiodid (wasserfrei) und erhitzt unter Feuchtigkeitsausschluß<br />

und Rühren 5 Stunden unter Rückfluß.3)<br />

Zur Darstellung der Phenolether stellt man analog zunächst eine Natriummethylatlösung<br />

aus 0,25 mol Natrium und 300 ml abs. Ethanol 1 ) her, in die man 0,2 mol des in wenig abs.<br />

Ethanol gelösten Phenols einträgt. Nach Zusatz des Alkylierungsmittels wird wie oben verfahren.<br />

Das Phenolat reagiert infolge seiner höheren Nucleophilie leichter mit dem Alkylierungsmittel<br />

als der Alkohol.<br />

Aufarbeitung<br />

Variante A: Das Reaktionsgemisch wird nach Abkühlen in die 5fache Menge Wasser gegeben,<br />

der Ether abgetrennt, nochmals mit Wasser gewaschen, mit Calciumchlorid getrocknet und<br />

destilliert.<br />

Variante B: Aus dem Reaktionsgemisch destilliert man den Alkohol unter Rühren über eine<br />

20-cm-Vigreux-Kolonne weitgehend ab, gießt den erkalteten Destillationsrückstand in 100 ml<br />

5%ige Natronlauge, nimmt die organische Phase mit Diethylether auf, wäscht mit Wasser,<br />

trocknet mit Calciumchlorid, destilliert das Lösungsmittel ab und fraktioniert bzw. kristallisiert<br />

um.<br />

J ) Darstellung vgl. Reagenzienanhang. Bei niedermolekularen Alkoholen (C1 bis C3) kann man die 3fache<br />

Menge nehmen, um eine besser rührbare Reaktionsmischung zu erhalten.<br />

2 ) Unter den angegebenen Bedingungen werden beide Methylgruppen des Dimethylsulfats ausgenutzt.<br />

3 ) Bei Verwendung leicht flüchtiger Alkylierungsmittel sollte mit einem Intensivkühler gearbeitet werden.<br />

85<br />

75<br />

70<br />

70<br />

50


240 D. 2. Nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom<br />

Variante C: Unter gutem Rühren wird das Reaktionsprodukt direkt aus dem Gemisch herausdestilliert,<br />

bis die Siedetemperatur des verwendeten Alkohols erreicht ist. Das Destillat, das<br />

aus dem Ether und dem eingesetzten Alkohol besteht, wird anschließend in engeren Grenzen<br />

durch eine 30-cm-Vigreux-Kolonne fraktioniert. Man schneidet mehrere Fraktionen und<br />

bestimmt deren Brechungsindizes. Diejenigen Fraktionen, die hiernach den Hauptteil des<br />

gewünschten Ethers enthalten, werden vereinigt und über 5% Natrium redestilliert, bis der<br />

angegebene Brechungsindex erreicht ist.<br />

Für Halbmikro- und Mikropräparationen eignen sich solche Kombinationen, die nach<br />

Variante A oder B aufgearbeitet werden können. Auf einen Rührer kann man dann meist verzichten.<br />

Die Produkte sollten grundsätzlich fraktioniert destilliert werden, für Mikropräparationen<br />

verwendet man eine Apparatur nach Abb. A.34c.<br />

Tabelle 2.73<br />

Ether durch Williamson-Synthese<br />

Produkt<br />

Butylmethylether<br />

Butylethylether<br />

Methylpentylether<br />

2 )<br />

Hexylmethylether<br />

2 )<br />

Ethylhexylether 2 )<br />

Ethoxybenzen<br />

(Phenetol)<br />

Propoxybenzen<br />

Butoxybenzen<br />

Benzylphenylether<br />

p-Nitro-phenetol<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

n 2 ?<br />

71<br />

1,3736<br />

92<br />

1,3818<br />

99<br />

1,3873<br />

126<br />

1,3972<br />

142<br />

1,4008<br />

571<br />

117<br />

1,3993<br />

117<br />

1,3993<br />

138<br />

1,4099<br />

156<br />

1,4179<br />

156<br />

1,4179<br />

Alkylierungsmittel<br />

CH3-I-OTs, 1 )<br />

Dimethylsulfat<br />

C4H9-Br, -OTs<br />

C2H5-Br, -OTs<br />

C4H9-Br, -OTs<br />

CH3-I, -OTs,<br />

Dimethylsulfat<br />

CH3-I, -OTs,<br />

Dimethylsulfat<br />

C2H5-Br, -OTs<br />

C2H5-Br, -I, -OTs<br />

C3H7-Br, -I, -OTs<br />

C4H9-Br, -OTs<br />

Benzylchlorid<br />

1) R-OTs: Alkyl-p-toluensulfonat.<br />

2 ) Gut auch aus der umgekehrten Kombination nach Variante A erhältlich.<br />

C2H5-Br, -I, -OTs<br />

Variante<br />

C<br />

A<br />

C<br />

A<br />

C<br />

C<br />

C<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

Ausbeute<br />

in %<br />

Beispiele für eine Variante der Williamson-Veretherung von Phenolen, bei der die Darstellung<br />

von Natriumethylat umgangen wird (Reaktion in Gegenwart von Kaliumcarbonat in Aceton),<br />

finden sich bei ALLEN, C K H., und GATES, J. W., Org. Synth., CoIl. Vol. III (1955), 140,<br />

die eine Reihe von Alkylethern des o-Nitro-phenols darstellen.<br />

Allylphenylether. TARBELL, D. S., Org. React. 2 (1944), 26.<br />

Durch Veretherung kann man Hydroxylgruppen „blockieren". Soll eine Verbindung z. B. unter Erhalt<br />

der Hydroxylgruppe oxidiert werden, kann man sie vor der Reaktion verethern und die Etherbindung nach<br />

vollzogener Oxidation wieder spalten. Besonders geeeignet für die Blockierung primärer Hydroxylgruppen<br />

ist das Triphenylmethylchlorid (Tritylchlorid), das in Pyridinlösung leicht mit primären Alkoholen reagiert.<br />

80<br />

80<br />

80<br />

80<br />

80<br />

80<br />

80<br />

80<br />

80<br />

80<br />

80<br />

60


D. 2.6. Nucleophile Substitution an Alkylhalogeniden, -sulfaten und -sulfonaten 241<br />

Die Triphenylmethylether lassen sich bereits in der Kälte sauer hydrolysieren. Diese auch als Tritylierung<br />

bezeichnete Reaktion wird vor allem in der Chemie der Zucker häufig angewendet.<br />

Die Veretherung mit Dimethylsulfat und besonders mit Chloressigsäure besitzt Bedeutung zur Identifizierung<br />

von Phenolen:<br />

/ )KOH + CI-CH2-COOH + 2 NaOH


242 D. 2. Nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom<br />

Tabelle 2.76<br />

Benzoesäureester durch phasentransferkatalysierte Veresterung<br />

Produkt<br />

Benzoesäurebutylester<br />

Benzoesäureallylester<br />

Benzoesäurehexylester<br />

Benzoesäurebenzylester<br />

2 g NaI zusetzen.<br />

Ausgangsverbindung<br />

Butylbromid<br />

Allylbromid<br />

Hexylbromid<br />

Benzylchlorid 1 )<br />

Kp in 0 C<br />

250<br />

H0l,3(10)<br />

230<br />

106li6(i2)<br />

138...140i.1(8)<br />

172...173!,3(!O)<br />

Ausbeute<br />

in %<br />

Darstellung von Phenacyl- und p-Nitro-benzylestern (Allgemeine Arbeitsvorschrift für die<br />

qualitative Analyse)<br />

Variante A: für reine Säuren<br />

1 mmol Triethylamin, gelöst in 2 ml trockenem Aceton 1 ), wird mit der betreffenden Säure neutralisiert<br />

und zu dieser Mischung eine Lösung von 0,5 mmol des Phenacylbromids (Phenacylbromid,<br />

p-Brom-phenacylbromid, p-Phenyl-phenacylbromid) in 3 ml trockenem Aceton gegeben.<br />

Nach kurzer Zeit fällt ein Niederschlag von Triethylammoniumbromid aus. Man läßt<br />

3 Stunden bei Raumtemperatur stehen, verdünnt mit 10 ml Wasser, saugt den ausgefallenen<br />

Ester ab und wäscht gründlich mit 5%iger Natriumhydrogencarbonatlösung und anschließend<br />

mit Wasser. Dann wird aus verd. Alkohol umkristallisiert.<br />

Die p-Nitro-benzylester lassen sich nach derselben Vorschrift darstellen; man muß jedoch<br />

hier wegen der geringeren Reaktionsfähigkeit des p-Nitro-benzylchlorids etwa 10 mg Natriumiodid<br />

zusetzen und 2 Stunden unter Rückfluß erhitzen. An Stelle von Aceton lassen sich bei<br />

dieser Reaktion auch Alkohole als Lösungsmittel verwenden.<br />

Variante B: für Säuren in wäßriger Lösung<br />

2 ml einer schwach salzsauren Lösung mit einem ungefähren Gehalt von 0,1g Carbonsäure<br />

werden mit 2 ml einer Lösung von 0,2g Phenacylbromid in Alkohol versetzt und unter Rückfluß<br />

erhitzt (Monocarbonsäuren l Stunde, Dicarbonsäuren 2 Stunden, Tricarbonsäuren 3 Stunden).<br />

Gelegentlich werden während des Kochens Kristalle ausgeschieden, die man durch<br />

Zusatz von wenig Alkohol wieder in Lösung bringt. Nach beendeter Reaktion läßt man abkühlen,<br />

saugt ab und kristallisiert um.<br />

2.6.4. Alkylierung von Ammoniak und Aminen<br />

Alkylhalogenide, -sulfate usw. setzen sich mit Ammoniak um:<br />

R-X -i- NH3 R-NH3 + x 0 ^=^ R-NH2 + HX<br />

R-X + R-NH2<br />

• e [2 ' 77]<br />

- R2NH2 + X ^=^ R2NH + HX<br />

Das zunächst entstehende primäre Amin konkurriert als starke Base mit dem Ammoniak<br />

um weiteres Alkylhalogenid. Aus diesem Grunde entstehen nicht nur primäre, sondern auch<br />

secundäre und in analoger Weise tertiäre Amine und quartäre Ammoniumverbindungen.<br />

Formulieren Sie diese Umsetzungen!<br />

!) VgI. Reagenzienanhang<br />

70<br />

60<br />

80<br />

70


D. 2.6. Nucleophile Substitution an Alkylhalogeniden, -sulfaten und -sulfonaten 243<br />

Durch einen großen Ammoniaküberschuß bzw. Zusatz von Ammoniumcarbonat oder -cnlorid<br />

kann man die Ausbeute an primärem Amin erhöhen.<br />

Zur Darstellung reiner primärer und secundärer Amine muß man jedoch wegen der Bildung<br />

höherer Alkylierungsprodukte häufig Umwege wählen. In allen Fällen wird dabei ein reversibel<br />

blockiertes Derivat des Ammoniaks, das nur noch ein freies Wasserstoffatom enthält, mit<br />

dem Alkylhalogenid umgesetzt. Die blockierende Gruppe spaltet man nach der Alkylierungsreaktion<br />

wieder ab. Für diese reversible Blockierung eignet sich z. B. das Phthalimid (Gabriel-<br />

Synthese). Die Aminogruppe des Phthalimids bzw. der Sulfonamide ist infolge des Elektronenzuges<br />

der beiden Carbonylgruppen bzw. der Sulfonylgruppe für die Reaktion mit Alkylhalogeniden<br />

nicht mehr basisch genug. Sie besitzt im Gegenteil sauren Charakter, so daß mit Alkalihydroxiden<br />

Salze entstehen, die in die Reaktion eingesetzt werden müssen:<br />

O O<br />

N 0 K 0 + R-X -KX<br />

N-R<br />

[2.78]<br />

Das gebildete N-Alkyl-phthalimid kann als Säureamid zur Phthalsäure und dem reinen primären Amin<br />

hydrolysiert werden:<br />

COOH<br />

COOH<br />

+ H2N-R [2.79]<br />

Da man die Hydrolyse im allgemeinen bei hohen Temperaturen unter Druck durchführen muß, ist die<br />

Hydrazinolyse günstiger:<br />

O<br />

Zur Synthese secundärer Amine mit unterschiedlichen Alkylresten kann man die Umsetzung von Alkylhalogeniden<br />

mit Sulfonamiden primärer Amine verwenden, z. B.:<br />

-<br />

-N-<br />

© K<br />

C2H5I<br />

H2O1H v_/- s ° 3H CH3<br />

HN<br />

C2H5<br />

Auch Azomethine 1 ) sind für denselben Zweck geeignet:<br />

/=\ ~/=\ ©R 1 "<br />

(\ /V-CH=NR 1 + RX (\ /V-CH=N<br />

V // Yv //<br />

C2H5<br />

l ) Über die Darstellung und Hydrolysierbarkeit von Azomethinen bzw. Urotropin vgl. D.7.1.1.<br />

[2.80]<br />

[2.81]<br />

[2.82]


*<br />

244 D. 2. Nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom<br />

Die Reaktion von Urotropin 1 ) mit Alkylhalogeniden liefert ebenfalls quartäre Salze, die mit verdünnten<br />

Säuren zum primären Amin hydrolysiert werden können (Delepine-Reaktion).<br />

© p) H-»O®<br />

RX + (CH2J6N4 - N3(CH2)SNRX ——- RNH2 [2.83]<br />

Die leicht durchführbare Reaktion von primären Aminen mit Benzylhalogeniden zu zweifach<br />

aralkylierten (tertiären) Aminen kann man zur Blockierung der Aminogruppe bei Umsetzungen<br />

von Aminoverbindungen ausnutzen. Soll beispielsweise eine Aminosäure mit Lithiumaluminiumhydrid<br />

zu einem Aminoalkohol reduziert werden (vgl. D.7.3.1.1.), so führt man sie<br />

zunächst mit Benzylbromid in die N, W-Dibenzy l Verbindung über. Hierbei wird auch die Carboxylgruppe<br />

in den Benzylester umgewandelt. Die beiden Benzylreste an der Aminogruppe wirken<br />

als Schutzgruppen und werden nach durchgeführter Reduktion der Estergruppe wieder<br />

abgespalten. Das ist einfach hydrogenolytisch, z. B. durch Hydrierung mit Palladiumkohle als<br />

Katalysator, möglich, wobei die Benzylreste in Toluen übergehen.<br />

R-CH-COOH + 3 PhCH2Br Ty^p R-CH-COOCH2Ph<br />

NH2 f N(CH2Ph)2<br />

R-CH-COOCH2Ph LIAIH4 * R-CH-CH2OH _2 + phcH • R-CH-CH2OH<br />

N(CH2Ph)2 N(CH2Ph)2 3 NH2<br />

(5)-AUV-Dibenzyl-alaninbenzylester 2 )<br />

0,2 mol (S)-Alanin, 50 ml 2 N NaOH und 36g Kaliumcarbonat werden in 100 ml Ethanol suspendiert<br />

und auf etwa 4O 0 C erhitzt. Man tropft innerhalb von 15 Minuten unter gutem Rühren<br />

0,65 mol frisch destilliertes Benzylbromid zu und erhitzt anschließend unter weiterem Rühren<br />

über Nacht unter Rückfluß. Die von der organischen Schicht abgetrennte wäßrige Phase wird<br />

noch zweimal mit je 75 ml Ether extrahiert, anschließend wäscht man die vereinigten organischen<br />

Phasen mit gesättigter Kochsalzlösung und trocknet mit Magnesiumsulfat. Nach Abdestillieren<br />

des Lösungsmittels und überschüssiger Ausgangsverbindung (bis 11O 0 C Badtemperatur<br />

bei 1,3 kPa [10 Torr]) wird bei einer Badtemperatur von 40 bis 5O 0 C (0,002 kPa [0,015<br />

Torr]) im rotierenden Kugelrohr destilliert. Ausbeute 65 %. Das Produkt wird ohne weitere<br />

Reinigung weiterverarbeitet, vgl. Tab. 7.231.<br />

Darstellung von Dicyclohexylethylamin<br />

In einem 1-1-Dreihalskolben mit Rückflußkühler, Rührer und Tropftrichter werden unter<br />

Feuchtigkeitsausschluß 2 mol yV,jY-Dicyclohexylamin innerhalb von 2 Stunden auf dem siedenden<br />

Wasserbad mit 2 mol Diethylsulfat versetzt. Man rührt noch 15 Stunden bei dieser Temperatur.<br />

Dann werden in die abgekühlte Mischung 2,5 mol 50%ige Kalilauge eingerührt; das<br />

abgeschiedene Amin wird abgetrennt und die wäßrige Phase viermal ausgeethert. Das Amin<br />

und die Etherauszüge vereinigt man und trocknet über Nacht mit Ätzkali, destilliert den Ether<br />

ab und fraktioniert das Amin über eine 30-cm-Vigreux-Kolonne im Vakuum. Kp1 9(14) 138 0 C,<br />

Ausbeute 337g (94%, bezogen auf umgesetztes Amin). Als Vorlauf geht nicht umgesetztes<br />

Dicyclohexylamin (etwa 15%) über; Kp2,1(i6) 125 0 C. Man prüfe das Produkt gaschromatographisch<br />

auf seine Reinheit. 3 )<br />

!) Über die Darstellung und Hydrolysierbarkeit von Azomethinen bzw. Urotropin vgl. D.7.1.1.<br />

2 ) H.-U. REISSIG, Privatmitteilung<br />

3 ) Folgende Bedingungen sind zur Trennung von Dicyclohexylamin und Dicyclohexylethylamin geeignet:<br />

Kolonnenlänge: l m; Phase: Hexamannitpropiononitrilether (10 %); Träger: Kieselgur; Temperatur:<br />

195 0 C; Gasstrom: 41 H2/Stunde.


D. 2.6. Nucleophile Substitution an Alkylhalogeniden, -sulfaten und -sulfonaten 245<br />

Dicyclohexylethylamin ist ein tertiäres Amin mit starker Abschirmung des Stickstoffatoms<br />

durch die raumfüllenden Cyclohexylgruppen. Es ist ein wichtiges Reagens zur Darstellung von<br />

Olefinen (vgl. D.3.I.5.).<br />

Analog den Alkylhalogeniden lassen sich auch a-Halogen-carbonsäuren ammonolysieren.<br />

Dabei entstehen a-Amino-carbonsäuren. Bei den höheren Fettsäuren werden am besten die a-<br />

Bromderivate eingesetzt, da die entsprechenden Chloride sehr lange Reaktionszeiten erfordern.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von a-Amino-carbonsäuren aus a-Halogencarbonsäuren<br />

(Tab. 2.85)<br />

In einem Rundkolben mit Rückflußkühler werden 8 mol Ammoniumcarbonat in 140 ml Wasser<br />

auf 55 0 C erwärmt und unter Schütteln auf 40 0 C gekühlt; bei dieser Temperatur werden<br />

6 mol konz. wäßrige Ammoniaklösung zugegeben. Diese Mischung läßt man 30 Minuten stehen.<br />

Dann wird l mol der betreffenden a-Halogencarbonsäuren nach und nach zugesetzt und<br />

das Gemisch im Falle der Bromverbindungen 24 Stunden, im Falle der Chlorverbindungen 40<br />

Stunden bei 40 bis 50 0 C belassen. Im Abzug werden Ammoniak und Kohlendioxid anschließend<br />

durch Erhitzen in einer Porzellanschale auf freier Flamme vertrieben, und dabei wird die<br />

Lösung eingeengt, bis die Innentemperatur UO 0 C erreicht hat. Man kühlt auf 6O 0 C und setzt<br />

3 l Methanol zu. Nach Stehen über Nacht im Kühlschrank wird filtriert und mit Methanol<br />

gewaschen. Die Aminosäure fällt in hoher Reinheit an.<br />

Tabelle 2.55<br />

a-Amino-carbonsäure aus a-Halogen-carbonsäuren<br />

Produkt<br />

a-Amino-essigsäure (Glycin)<br />

a-Amino-propionsäure (Alanin)<br />

a-Amino-buttersäure<br />

a-Amino-valeriansäure (Norvalin)<br />

Ausgangsverbindung<br />

ClCH2COOH<br />

CH3CHBrCOOH<br />

CH3CH2CHBrCOOH<br />

CH3(CH2)2CHBrCOOH<br />

F in 0 C<br />

232<br />

295<br />

Zers.<br />

(geschl. Rohr)<br />

l-Amino-3-methyl-butancarbonsäure (Leucin) (CH3)2CHCH2CHBrCOOH 292 50<br />

(geschl. Rohr)<br />

1-Amino-pentancarbonsäure (Norleucin) CH3(CH2)3CHBrCOOH 275 65<br />

303<br />

Ausbeute<br />

in %<br />

Tertiäre Amine reagieren mit Alkylierungsmitteln zu quartären Ammoniumsalzen und können<br />

so identifiziert werden.<br />

Quaternisierung von tertiären Aminen (Allgemeine Arbeitsvorschrift für die qualitative Analyse)<br />

0,5 g des betreffenden tertiären Amins und l g Quaternisierungsmittel (Methyliodid, p-Toluensulfonsäuremethylester<br />

u. a.) werden für sich im doppelten Volumen Nitromethan, Acetonitril<br />

oder Alkohol gelöst. (Die genannten Lösungsmittel eignen sich etwa in der angegebenen Reihenfolge<br />

abnehmend für die Quaternisierung.) Die Lösungen werden vereinigt, l Stunde stehengelassen<br />

und anschließend noch 30 Minuten auf dem Wasserbad erwärmt. Die quartären<br />

Salze scheiden sich mitunter direkt ab, anderenfalls dampft man im Vakuum ein und kristallisiert<br />

aus trockenem Essigester/Alkohol um.<br />

Quartäre Salze mit einem höheren Alkylrest (Q2 bis Ci8) sind oberflächenaktiv und bakterizid und werden<br />

daher als Textilhilfsmittel, Flotationsmittel und Desinfektionsmittel verwendet. Quartäre Salze von<br />

Dipyridylen, z. B. Paraquat, finden als Herbizide Verwendung.<br />

Ein wirtschaftlich sehr bedeutendes Herbizid ist Glyphosat, N-(Phosphonomethyl)-glycin, das durch<br />

Alkylierung von Glycin mit Chlormethylphosphonsäure hergestellt wird.<br />

70<br />

60<br />

60<br />

60


246 D. 2. Nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom<br />

o ^c<br />

ty// \\ // \\i±> (C) u / \ /.v<br />

Me-N x >—(/ N-Me 2CI U (HO)2P-CH2-NH-CH2-COOH ( P(<br />

\=/ V=/ ^-NH N(CH2CH2CI)2<br />

Paraquat Glyphosat Cyclophosphamid<br />

[2.85a]<br />

Die alkylierende Wirkung von Bis(ß-chlorethyl)aminen (Stickstofflosten) auf die Desoxyribonucleinsäure<br />

(DNA) nutzt man in der Chemotherapie des Krebses. Ein Arzneimittel dieser Art ist Cyclophosphamid.<br />

Niedere aliphatische primäre, secundäre und tertiäre Amine gewinnt man in der Technik aus Ammoniak<br />

und Alkoholen durch katalytische Wasserabspaltung an Aluminiumoxidkontakten. Die anfallenden Gemische<br />

werden destillativ aufgearbeitet.<br />

2.6.5. Alkylierung von Phosphorverbindungen<br />

2.6.5.1. Alkylierung von tertiären Phosphinen<br />

Ebenso wie tertiäre Amine lassen sich auch die entsprechenden Phosphine durch Alkylierungsmittel<br />

quarternisieren:<br />

R-X + PRs [R-PRa] X 0 [2.86]<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von Alkyltriphenylphosphoniumsalzen<br />

(Tab. 2.87)<br />

0,1 mol Triphenylphosphin wird mit einer gut gekühlten Lösung von 0,1 mol Alkylhalogenid in<br />

150 ml abs. Toluen versetzt und 20 Stunden im Autoklaven auf 130 0 C erhitzt. Der Niederschlag<br />

wird abgesaugt und gut mit heißem Toluen ausgewaschen.<br />

Bei kleineren Ansätzen verwendet man ein Bombenrohr; über 80 0 C siedende Alkylhalogenide<br />

kann man auch in Toluenlösung mit dem Phosphin 48 Stunden unter Rückfluß erhitzen.<br />

Tabelle 2.57<br />

Alkyltriphenylphosphoniumhalogenide<br />

Produkt Alkylhalogenid F in 0 C Ausbeute<br />

Methyltriphenylphosphoniumbromid<br />

Methyltriphenylphosphoniumiodid<br />

Ethyltriphenylphosphoniumbromid<br />

Isopropyltriphenylphosphoniumbromid<br />

Butyltriphenylphosphoniumbromid<br />

Benzyltriphenylphosphoniumbromid<br />

Methylbromid<br />

Methyliodid<br />

Ethylbromid<br />

Isopropylbromid<br />

Butylbromid<br />

Benzylbromid<br />

Zur Umsetzung der aus Alkyltriphenylphosphoniumsalzen zugänglichen Ylide bei der Carbonylolefinierung<br />

(Wittig-Reaktion) vgl. D.7.2.1.7.2.<br />

2.6.5.2. Michaelis-Arbuzov-Reaktion<br />

Bei der Michaelis-Arbuzov-Reaktion wird das Phosphoratom in Estern von Säuren des dreiwertigen<br />

Phosphors alkyliert. Dabei quaternisiert das Alkylierungsmittel zunächst den nucleophilen<br />

dreiwertigen Phosphor [2.88], I unter Bildung von [2.88], II. Dieses instabile Zwischenprodukt<br />

geht unter den Reaktionsbedingungen in die Verbindung des fünfwertigen Phosphors<br />

[2.88], III über:<br />

228<br />

185<br />

209<br />

238<br />

243<br />

280<br />

90<br />

90<br />

90<br />

80<br />

80<br />

80


R-X + Px-OR'<br />

D. 2.6. Nucleophile Substitution an Alkylhalogeniden, -sulfaten und -sulfonaten 247<br />

©/


T G<br />

248 D. 2. Nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom<br />

Phosphororganische Verbindungen anderer Struktur finden als Insektizide Verwendung (z. B. Parathion,<br />

E 605 [Diethyl(4-nitro-phenyl)thionphosphat]; Chlorthion [(3-Chlor-4-nitro-phenyl)dimethylthionphosphat]).<br />

Die sogenannten Ultragifte DFP (Diisopropylfluorphosphat), Soman (Methylphosphonsäurefluoridpinacolylester),<br />

Sarin (Methylphosphonsäurefluoriddisopropylester), Tammelinscher Ester (Methylphosphonsäurefluoridcholinester)<br />

u. a. sind Phosphor- bzw. Phosphonsäurefluoride. Sie wirken als Cholinesterasehemmer.<br />

Die Cholinesterase ist verantwortlich für die Spaltung des bei der Reizleitung im vegetativen<br />

Nervensystem gebildeten Acetylcholins in Cholin und Essigsäure. Die Ultragifte blockieren diese Wirkung<br />

durch Phosphorylierung der Cholinesterase. 5-1O -7 g/l Luft dieser Verbindungen können beim Menschen<br />

schon nach l bis 2 Minuten starke Vergiftungserscheinungen hervorrufen. Die Ultragifte wurden als chemische<br />

Kampfstoffe vorgeschlagen. Auf Grund einer internationalen Konvention ist Produktion, Lagerung<br />

und Einsatz dieser Stoffe verboten.<br />

2.6.6. Alkylierung von Schwefelverbindungen<br />

In Analogie zur alkalischen Hydrolyse lassen sich Alkylhalogenide, -sulfate u. a. mit Natriumhydrogensulfid<br />

zu Thiolen umsetzen:<br />

R-X + 0 S-H R-S-H + X 0 [2.90]<br />

Als Nebenprodukte entstehen hierbei symmetrische Dialkylsulfide, da das in der alkalischen<br />

Lösung aus dem Thiol gebildete Thiolation mit noch nicht umgesetztem Alkylhalogenid reagiert:<br />

R-X + 0 S-R - R-S-R + X 0 [2.91]<br />

Diese Reaktion wird zur Hauptreaktion, wenn man 2 mol Alkylhalogenid mit Natriumsulfid<br />

umsetzt:<br />

2 R-X + Na2S R-S-R + 2 NaX [2.92]<br />

bzw. in Analogie zur Williamson-Synthese Thiolate mit Alkylhalogeniden zur Reaktion<br />

bringt. Hierdurch sind auch unsymmetrische Dialkylsulfide zugänglich.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung symmetrischer Dialkylsulfide (Tab. 2.93)<br />

Achtung! Viele Thiole und manche Dialkylsulfide haben einen äußerst unangenehmen,<br />

noch in großer Verdünnung lästigen Geruch! Im Abzug und mit Schutzhandschuhen arbeiten!<br />

Zur Verminderung der Geruchsbelästigung Reaktionsgefäße nach Abschluß der Präparation<br />

mit Kaliumpermanganatlösung behandeln!<br />

In einem Dreihalskolben mit Rückflußkühler (Intensivkühler), Tropftrichter und Rührer werden<br />

1,2 mol Natriumsulfid (Na2S - 9H2O) in 250 ml Wasser und 100 ml Methanol gelöst. Dann<br />

setzt man 2 mol des betreffenden Alkylbromids zu und kocht unter sehr kräftigem Rühren 5<br />

Stunden unter Rückfluß. Die Etherschicht wird nach dem Abkühlen abgetrennt und die wäßrige<br />

Lösung nochmals ausgeethert; die vereinigten organischen Phasen werden mit 10%iger<br />

Natronlauge und anschließend mit Wasser gewaschen. Nach dem Trocknen mit Calciumchlorid<br />

wird destilliert. Feste Endprodukte saugt man ab, wäscht mit Wasser und kristallisiert um.<br />

Bei Halbmikroansätzen kann man auf den Rührer verzichten und im Rundkolben mit<br />

Rückflußkühler arbeiten.


D. 2.6. Nucleophile Substitution an Alkylhalogeniden, -sulfaten und -sulfonaten 249<br />

Tabelle 2.93<br />

Dialkylsulfide durch Alkylierung von Natriumsulfid<br />

Produkt<br />

Diethylsulfid<br />

Dipropylsulfid<br />

Dibutylsulfid<br />

Dibenzylsulfid<br />

Alkylierungsmittel<br />

Ethylbromid<br />

Propylbromid<br />

Butylbromid<br />

Benzylchlorid<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

91<br />

142<br />

75 i3(io)<br />

F 49 (MeOH)<br />

" 2 D°<br />

1,4426<br />

1,4473<br />

1,4529<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

2,2'-Dihydroxy-diethylsulfid (Thiodiglycol) aus 2-Chlor-ethanol (Ethylenchlorhydrin): FABER,<br />

E. M.; MILLER, G. E., Org. Synth., CoIl. Vol. D (1943), 576.<br />

Wertvolle Zwischenprodukte für weitere Umsetzungen, wie die Darstellung von Alkylthiolen,<br />

Thioethern und Dialkyldisulfiden, sind Alkylthiocyanate (Alkylrhodanide), die aus primären<br />

und secundären Alkylhalogeniden und Alkalithiocyanaten leicht zugänglich sind:<br />

R-X + S-C-N - R-S-C=N + X 0 [2.94]<br />

Das ambidente Nucleophil greift dabei das Substrat RX bevorzugt mit dem Zentrum höchster<br />

Polarisierbarkeit, dem Schwefel, an (Orbitalkontrolle). Mit Alkylhalodeniden, die bevorzugt nach<br />

einem SN1-Mechanismus reagieren, wie z. B. tert-Butylhalogenide, bilden sich dagegen Gemische<br />

aus Alkylthiocyanat und -isothiocyanat (zum Reaktionsverhalten ambifunktioneller nucleophiler<br />

Reagenzien vgl. C.6. und D.2.3.). Da die Alkylisothiocyanate die thermodynamisch stabilen Produkte<br />

sind, lassen sich in Fällen der leichten Bildung eines Alkyl-, Benzhydryl- oder Allylkations<br />

die Thiocyanate thermisch (ggf. unter Zusatz einer Lewis-Säure) in die entsprechenden Isothiocyanate<br />

(Senföle) umlagern. Man vergleiche die angegebene Literatur zur Darstellung von tert-Butylisothiocyanat<br />

sowie die am Ende des Kapitels.<br />

Die Reaktivität der Alkylthiocyanate wird durch die leichte Spaltbarkeit der S-CN-Bindung<br />

durch Basen bestimmt. So lassen sich diese Verbindungen durch alkalische Spaltung leicht in<br />

Alkylthiolate überführen ([2.95]) bzw. als maskierte Alkylsulfenverbindungen zur Substitution<br />

von C-Nucleophilen wie Acetyliden heranziehen ([2.96]):<br />

e ©<br />

RS-CN + OH + H2O RS + NH3 + CO2 [2.95]<br />

© ~<br />

RS-CN + ICEC-R' RS-C=C-R' + CN Ü [2.96]<br />

In der nachfolgenden Vorschrift werden die Alkylthiocyanate über eine Festphasenreaktion<br />

gewonnen, indem das Alkylthiocyanat auf Silicagel aufgebracht und in dieser Form mit dem<br />

Alkylhalogenid in Substanz (ohne Lösungsmittelzusatz) umgesetzt wird. Die Reaktion verläuft<br />

einheitlich und mit hohen Ausbeuten.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von Alkylthiocyanaten über an Kieselgel aktiviertem<br />

Kaliumthiocyanat (Tab. 2.97)1)<br />

I<br />

Achtung! Arylmethylhalogenide sind stark haut- und schleimhautreizend. Abzug! Schutzhandschuhe<br />

tragen!<br />

In einem Rundkolben werden 7,5 g (0,075 mol) Kaliumthiocyanat in 25 ml destilliertem Wasser<br />

gelöst. Dazu gibt man in einem Schwung 7,5 g Silicagel 60. destilliert das Wasser unter einem<br />

Vakuum von 20 mbar und einer Badtemperatur von 5O 0 C im Rotationsvcrdampfer ab, und<br />

I Vorschrift in Anlehnung an: KODOMARI, M.; KUZUOKA, T; YOSHITOMI, S., Synthesis 1983,141<br />

65<br />

70<br />

70<br />

85


250 D. 2. Nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom<br />

trocknet das Siligagel unter diesen Bedingungen weitere 4 Stunden. Zum abgekühlten Reagens<br />

wird 0,025 mol Alkylhalogenid gegeben. Ist die Substanz bei Raumtemperatur fest, so wird das<br />

Gemisch im Wasserbad auf eine Temperatur kurz oberhalb der Schmelztemperatur des Alkylhalogenids<br />

erwärmt, der Kolben verschlossen und mehrmals umgeschüttelt. Unter wiederholtem<br />

Schütteln läßt man 48 Stunden bei Raumtemperatur stehen. Danach wird das Silicagel auf<br />

eine Glasfritte gegeben und das Reaktionsprodukt unter Anlegen eines schwachen Vakuums<br />

mit fünf Portionen von jeweils 20 ml Methylenchlorid extrahiert. Nach Abdestillation des<br />

Lösungsmittels wird das Produkt durch Vakuumdestillation oder im Falle der Feststoffe durch<br />

Umkristallisation aus Ethanol gewonnen.<br />

Tabelle 2.97<br />

Alkylthiocyanate aus Alkylhalogeniden<br />

Produkt<br />

Butylthiocyanat<br />

Hexylthiocyanat<br />

Benzylthiocyanat<br />

4-Methyl-benzylthiocyanat<br />

2-Methyl-benzylthiocyanat<br />

1 ,4-Bis(thiocyanatomethyl)-benzen<br />

4-Methoxy-benzylthiocyanat<br />

2-Brom-benzylthiocyanat<br />

1 -Ihiocy anatomethyl-naphthalen<br />

2-Thiocyanatomethyl-naphthalen<br />

Alkylhalogenid<br />

Butyliodid<br />

Hexyliodid<br />

Benzylchlorid<br />

Benzylbromid<br />

4-Methyl-benzylchlorid<br />

4-Methyl-benzylbromid<br />

2-Methyl-benzylchlorid<br />

2-Methyl-benzylbromid<br />

1 ,4-Bis(dibrommethyl)benzen<br />

4-Methoxy-benzylchlorid<br />

2-Brom-benzylbromid<br />

1 -Chlormethyl-naphthalen<br />

2-Brommethyl-naphthalen<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

64i>6(12)<br />

931>3(10)<br />

39 (EtOH)<br />

1512,7(20)<br />

18 (EtOH)<br />

33 (EtOH)<br />

13Vi(D<br />

H3o,01(0,13)<br />

91 (EtOH)<br />

101 (EtOH)<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Gemisch von tert-Butylthiocyanat und tert-Butylisothiocyanat aus tert-Butylchlorid und<br />

Alkalithiocyanat sowie Umlagemng des Gemisches zum tert-Butylisothiocyanat: SCHMIDT, E.;<br />

STRIEWSKY, W.; SEEFELDER, M.; HITZLER, F., Liebigs Ann. Chem. 568 (1950) 193.<br />

Wie die tertiären Amine und Phosphine reagieren auch Sulfide mit Alkylhalogeniden zu tertiären<br />

Sulfoniumsalzen:<br />

R-X + SR2<br />

©<br />

R-SR2I X" [2.98]<br />

Auch der Schwefel im Thioharnstoff besitzt eine hohe Nucleophilie, so daß er leicht alkylierbar<br />

ist. Mit Alkylhalogeniden bilden sich die S-Alkyl-thiouroniumsalze (von thiourea = Thioharnstoff):<br />

NH2<br />

R-X + S=C [2.99]<br />

© r<br />

R-S=C<br />

NH2<br />

NH2<br />

,NH2<br />

R-S-C<br />

NH2<br />

R-S-C<br />

©<br />

NH2<br />

^NH2<br />

NH2<br />

0<br />

X 0 -<br />

NH2<br />

85<br />

87<br />

95<br />

93<br />

90<br />

92<br />

90<br />

96<br />

98<br />

95


D. 2.6. Nucleophile Substitution an Alkylhalogeniden, -sulfaten und -sulfonaten 251<br />

Sie finden Anwendung zur Identifizierung von Alkylhalogeniden, indem sie in die besser<br />

kristallisierenden Prikrate umgewandelt werden, deren Schmelzpunkte tabelliert sind (vgl.<br />

Tab. E.45).<br />

Darstellung von 5-Alkyl-thiouroniumpikraten (Allgemeine Arbeitsvorschrift für die qualitative<br />

Analyse)<br />

0,2 g des Alkylhalogenids werden zu einer Lösung von 0,2 g Thioharnstoff in 0,6 ml Wasser und<br />

0,4 ml Ethanol gegeben. Man erwärmt die Mischung so lange auf dem Wasserbad unter Rückfluß,<br />

bis die Alkylhalogenidschicht verschwunden ist. Dann wird noch 15 Minuten weiter<br />

erhitzt. Man gibt daraufhin die Lösung noch heiß zu 40 ml einer siedenden wäßrigen l % igen<br />

Pikrinsäurelösung. Nach dem Erkalten werden die ausgeschiedenen Kristalle abgesaugt, mit<br />

Wasser gewaschen und aus wäßrigem Alkohol umkristallisiert.<br />

Äquivalentmassebestiimnung von 5- Alkyl-thiouroniumpikraten:<br />

0,3 bis 0,35g eines S-Alkyl-thiouroniumpikrats werden genau eingewogen, in 25 bis 50 ml<br />

Eisessig gelöst und mit einer 0,1 N Perchlorsäure in Eisessig 1 ) gegen Kristallviolett titriert.<br />

Berechnung<br />

Ä • i * /m *\ Einwaage (in g) • 1000<br />

Aquivalentmasse (Pikrat) = TT^.^ T .. -^— 5 / XT r—<br />

M v ' HClO4-Lösung (m ml) • Normalität<br />

Äquivalentmasse (Alkohol) = Äquivalentmasse (Pikrat) - 288,2<br />

S-Benzyl-thiouroniumchlorid bildet mit Sulfonsäuren und vielen Carbonsäuren schwerlösliche,<br />

gut kristallisierende S-Benzyl-thiouroniumsalze dieser Säuren, die zu deren Identifizierung<br />

geeignet sind.<br />

S-Alkyl-thiouroniumsalze lassen sich alkalisch leicht verseifen, wobei Thiole entstehen:<br />

1®<br />

.NH2<br />

R-S=C,<br />

NH2<br />

+ OT + H2O - R-S-H + CO2 + 2 NH3 [2.100]<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von Thiolen über 5-Alkyl-thiouroniumsalze<br />

(Tab. 2.101)<br />

Achtung! Wegen des äußerst unangenehmen Geruchs der Thiole arbeite man in einem<br />

besonderen Stinkraum unter einem sehr gut ziehenden Abzug und benutze bei der Aufarbeitung,<br />

zum Reinigen der Geräte usw. Gummihandschuhe. Beim Reinigen der benutzten<br />

Gefäße spüle man diese mit konz. Salpetersäure oder Kaliumpermanganatlösung. Die<br />

Thiole werden dabei oxidiert, und die Geruchbsbelästigung wird vermindert.<br />

In einem Rundkolben wird zu 1,1 mol Thioharnstoff und 50 ml 95%igem Ethanol l mol Alkylbromid<br />

bzw. Alkylchlorid oder 0,5 mol Dialkylsulfat gegeben und 6 Stunden unter Rückfluß<br />

erhitzt. Zur Darstellung von Dimercaptoalkanen setzt man die doppelte Menge Thioharnstoff<br />

und Alkohol ein. Beim Abkühlen kristallisiert das Alkylthiouroniumsalz aus. Es wird abgesaugt<br />

und ohne weitere Reinigung zum Thiol verseift. Bleibt die Kristallisation aus, wird das<br />

Reaktionsgemisch gleich verseift. Hierzu versetzt man im Zweihalskolben l mol Thiouroniumsalze<br />

(im Falle der Thiouroniumsulfate nur 0,5 mol) mit 600 ml 5 N Natronlauge und erhitzt<br />

l ) VgI. Reagenzienhang


252 D. 2. Nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom<br />

bei schwachem Einleiten von Stickstoff 2 Stunden unter Rückfluß. Zur Verminderung der<br />

Geruchsbelästigung wird der thiolhaltige Stickstoff durch eine Kaliumpermanganatlösung<br />

geleitet. Die abgekühlte Reaktionsmischung säuert man mit 2 N Salzsäure an, trennt die Thiolschicht<br />

ab, trocknet mit Magnesiumsulfat, wäscht bei den hochsiedenden Verbindungen (Kp ><br />

13O 0 C) das Trockenmittel mit Ether nach und fraktioniert über eine Vigreux-Kolonne. Die<br />

Vakuumdestillationen führt man unter Stickstoffatmosphäre aus. 1 )<br />

Vor allem bei den höheren Thiolen ist die Bildung von Disulfiden nicht ganz zu vermeiden.<br />

Sie bleiben im Destillationsrückstand.<br />

Die Vorschrift ist zur Halbmikropräparation geeignet.<br />

Tabelle 2.101<br />

Thiole über S-Alkylthiouroniumsalze<br />

Produkt Kp in 0 C no(°C) Ausbeute<br />

Butan- 1-thiol<br />

2-Methy 1-propan- 1 -thiol<br />

Butan-2-thiol<br />

Hexan- 1-thiol<br />

Dodecan- 1-thiol<br />

Phenylmethanthiol<br />

2-Phenyl-ethan-l-thiol<br />

Propan-l,3-dithiol<br />

Hexan- 1,6-dithiol<br />

98<br />

88<br />

85<br />

151<br />

i542,7(20)<br />

73i 3(io)<br />

1053,1(23)<br />

571>6(12)<br />

1192,0(15)<br />

1,4401 (25)<br />

1,4358 (25)<br />

1,4338 (25)<br />

1,4473 (25)<br />

1,4575 (20)<br />

1,5730(20)<br />

1,5642 (18)<br />

1,5403 (20)<br />

Darstellung von Dithioglycol aus 1,2-Dibrom-ethan und Thiohamstoff: SPEZI ALE, A. J., Org.<br />

Synth., CoIl. Vol. FV (1963), 401.<br />

Einige Mercaptoverbindungen besitzen technische Bedeutung, z.B. als Vulkanisationsbeschleuniger,<br />

Alterungsschutzmittel u. ä. Thioglycolsäure, die aus dem Natriumsalz der Chloressigsäure und Natriumhydrogensulfid<br />

oder Natriumthiosulfat hergestellt wird, ist der wirksame Bestandteil der Kaltwellenpräparate.<br />

Dodecylthiol (aus Dodecylchlorid und Natriumhydrogensulfid) wird als Regler bei der Butadienpolymerisation<br />

verwendet.<br />

2.6.7. Synthese von Alkylhalogeniden durch Finkelstein-Reaktion<br />

Halogenatome in Alkylhalogeniden lassen sich in einer Gleichgewichtsreaktion durch andere<br />

Halogene austauschen (Finkelstein-Reaktion):<br />

R-X + Y 0 - R-Y + X 0 [2.102]<br />

Die Reaktion wird meist zur Synthese von Alkylfluoriden und primären Alkyliodiden, die sich<br />

aus dem betreffenden Alkohol und lodwasserstoffsäure häufig nicht erhalten lassen, angewandt.<br />

Primäre Alkyliodide werden aus den entsprechenden Chloriden und Bromiden gewonnen.<br />

Als Lösungsmittel dient Aceton, in dem zwar Natriumiodid, nicht aber Natriumchlorid und<br />

-bromid löslich sind. Das bei der Umsetzung gebildete Natriumchlorid bzw. -bromid fällt aus,<br />

wodurch sich das Gleichgewicht zugunsten der Bildung des Alkyliodids verschiebt. Bei secundären<br />

und vor allem tertiären Alkylverbindungen versagt diese Reaktion.<br />

1 J VgI. A.2.3.2.2.<br />

90<br />

55<br />

60<br />

70<br />

70<br />

70<br />

70<br />

70<br />

60


D. 2.6. Nucleophile Substitution an Alkylhalogeniden, -sulfaten und -sulfonaten 253<br />

Das Fluoridion kann auf diese Weise ebenfalls eingeführt werden. Da das Fluoridion eine<br />

schlechte Abgangsgruppe ist (vgl. D.2.2.I.), verlagert sich das Gleichgewicht [2.102] zugunsten<br />

der Bildung des Alkylfluorids. Man setzt hierbei am besten die reaktionsfähigen Alkyliodide<br />

oder -tosylate mit Kaliumfluorid in polaren aprotonischen Lösungsmitteln (z.B. Dimethylformamid,<br />

Tetramethylensulfon) um. Die Ausbeuten lassen sich zum Teil beträchtlich steigern,<br />

wenn man in Acetonitril oder Toluen in Gegenwart eines Kronenethers (vgl. D.2.4.1.) oder<br />

unter den Bedingungen der Phasentransferkatalyse arbeitet (vgl. D.2.4.2.). Die Reaktion kann<br />

auch in Gegenwart von Lewis-Säuren, AgF, HgF2, HF/SbF3 (vgl. auch [2.104]), durchgeführt<br />

werden.<br />

Der Austausch des Tosylatrestes gegen Brom (mit Lithiumbromid in Aceton, Natriumbromid<br />

in Dimethylsulfoxid oder Calciumbromid in Alkohol) und lod (mit Kaliumiodid in Aceton)<br />

ist für die Darstellung solcher Alkylhalogenide bedeutungsvoll, die im sauren Gebiet zu<br />

Umlagerungen neigen (vgl. D.2.5.I.).<br />

Darstellung von secundären Alkylbromiden aus den Tosylaten mit Natriumbromid in Dimethylsulfoxid:<br />

CASON, J.; CORREIA, J. S., J. Org. Chem. 26 (1961), 3645.<br />

Darstellung von Alkyl- und Benzyliodiden und lodessigsäureethylester aus den Bromiden<br />

mit wasserfreiem Natriumiodid in Aceton: FINKELSTEIN, H., Ber. Deut. Chem. Ges. 43 (1910),<br />

1528. Zur Entfernung von lod kann an Stelle von Quecksilber mit einer verdünnten Natriumthiosulfatlösung<br />

oder Natriumhydrogensulfitlösung ausgeschüttelt werden.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von Alkylfluoriden aus Alkyltosylaten (Tab. 2.103)<br />

| Achtung! Alkylfluoride sind starke Gifte! 1 ) Im Abzug arbeiten! F.<br />

In einer Destillationsapparatur mit einem in die Flüssigkeit eintauchenden Thermometer (KoI- ^<br />

ben mit zusätzlichem, schrägem Ansatz, vgl. Abb. A.4) werden 1,5 mol fein gepulvertes, trok- G<br />

kenes Kaliumfluorid in der acht- bis zehnfachen Masse Diethylenglycol bei etwa 50 0 C gelöst.<br />

Dann setzt man l mol des betreffenden p-Toluensulfonsäureesters zu und erhitzt etwa l Stunde<br />

auf 110 bis 120 0 C. Dabei destillieren die niederen Alkylfluoride (bis etwa C5) zum Teil ab. Der<br />

Rest wird danach bei einer Kolbeninnentemperatur von etwa 20O 0 C überdestilliert, bei den<br />

Alkylfluoriden mit Kettenlängen über C7 legt man zum Schluß schwaches Vakuum an.<br />

Das Destillat wird mit Wasser gewaschen, über Natriumsulfat getrocknet und über eine<br />

20-cm-Vigreux-Kolonne fraktioniert.<br />

Tabelle 2.103<br />

Alkylfluoride aus Alkyltosylaten<br />

Produkt Kp in 0 C nD 20 Ausbeute<br />

Butylfluorid<br />

Pentylfluorid<br />

Hexylfluorid<br />

Heptylfluorid<br />

Octylfluorid<br />

33<br />

64<br />

93<br />

120<br />

142<br />

1,3398<br />

1,3600<br />

1,3750<br />

1,3872<br />

1,3960<br />

In der Technik werden Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) aus Polychloralkanen und wasserfreier<br />

Flußsäure in Gegenwart von Lewis-Säuren, vor allem Antimonpentachlorid, hergestellt. Der Katalysator<br />

verschiebt die Reaktion in Richtung auf einen SNl-Typ:<br />

1 J Vgl. hierzu PATTISON, F. L. M.; NORMAN, J. J., J. Am. Chem. Soc. 79 (1959), 2311.<br />

50<br />

50<br />

50<br />

60<br />

60


254 D. 2. Nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom<br />

H-F<br />

[2.104]<br />

Technisch bedeutungsvoll ist Chlordifluormethan, das durch Pyrolyse bei 70O 0 C zu Tetrafluorethylen<br />

umgesetzt wird, aus dem das chemisch inerte Polytetrafluorethylen (Teflon) gewonnen wird.<br />

Die früher als Kältemittel und Treibgase eingesetzten FCKW (CF2Cl2, CFCl3, CF2Cl-CFCl2) tragen zum<br />

Abbau der stratosphärischen Ozonschicht bei, deshalb wurden Produktion und Verwendung in Deutschland<br />

1995 eingestellt.<br />

2.6.8. Darstellung von Nitroalkanen 1)<br />

Alkyliodide und -bromide setzen sich mit Metallnitriten zu Gemischen aus Nitroalkanen und<br />

Salpetrigsäureestern (Isonitroalkanen) um. Zur Reaktionsweise ambifunktioneller nucleophiler<br />

anionischer Reagenzien vgl. C.6., D.2.3. und [2.31].<br />

Aus primären Halogeniden entstehen überwiegend Nitroalkane. Selbst bei Verwendung von<br />

Silbernitrit bilden sich keine größeren Mengen Alkylnitrit, sofern man in unpolaren Lösungsmitteln<br />

(Ether) arbeitet.<br />

Bei den secundären lodiden und Bromiden werden mit Silbernitrit in Ether nur noch etwa<br />

15% Nitroverbindung erhalten. Tertiäre Halogenide geben praktisch keine Nitroalkane, sondern<br />

Salpetrigsäureester und durch Eliminierung vor allem Olefine.<br />

Bei der Umsetzung primärer und auch secundärer Halogenide mit Natriumnitrit z. B. in<br />

Dimethylformarnid als Lösungsmittel entstehen auch im Falle der secundären Halogenide<br />

überwiegend die Nitroalkane. Die Reaktion mit tertiären Halogeniden führt auch unter diesen<br />

Bedingungen hauptsächlich zu Olefmen.<br />

Silbernitrit liefert zwar recht gute Ausbeuten an primären Nitroalkanen (wegen seiner hohen<br />

Reaktionsfähigkeit und der Bildung unlöslichen Silberhalogenids), Natriumnitrit ist dagegen viel<br />

billiger, so daß etwas niedrigere Ausbeuten in Kauf genommen werden können. Bei der Umsetzung<br />

secundärer Alkylhalogenide ist Natriumnitrit in Dimethylformamid vorzuziehen.<br />

Dimethylformamid ist wegen seines relativ guten Lösungsvermögens für beide Reaktionspartner<br />

und seiner geringen Fähigkeit, Anionen zu solvatisieren, als Reaktionsmedium gut geeignet.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von Nitroalkanen (Tab. 2.105)<br />

0,3 mol des betreffenden Alkylhalogenids werden rasch zu einer Mischung von 0,5 mol Natriumnitrit<br />

und 0,5 mol Harnstoff (zur Erhöhung der Löslichkeit des Nitrits im Dimethylformamid)<br />

in 600 ml trockenem Dimethylformamid 2 ) gegeben und - je nach Reakvitität des HaIogenids<br />

- l bis 6 Stunden bei Raumtemperatur gerührt. Danach wird in 1,5 l Eiswasser gegossen,<br />

mehrmals mit Ether extrahiert, über Calciumchlorid getrocknet und über eine 30-cm-Vigreux-<br />

Kolonne rektifiziert. Als Vorlauf läßt sich der tiefer siedende, als Nebenprodukt entstandene<br />

Salpetrigsäureester gewinnen.<br />

1 J Zur Darstellung durch direkte Nitrierung aliphatischer Kohlenwasserstoffe vgl. D. 1.6.<br />

2 ) Vgl. Reagenzienanhang.


D. 2.6. Nucleophile Substitution an Alkylhalogeniden, -sulfaten und -sulfonaten 255<br />

Tabelle 2.105<br />

Nitroalkane und Salpetrigsäureester aus Alkylhalogeniden<br />

Nitroalkan<br />

2-Nitro-propan<br />

1-Nitro-hexan<br />

1-Nitro-octan<br />

2-Nitro-octan<br />

Phenylnitromethan<br />

Ausgangsverbindung<br />

Isopropyliodid<br />

1 J<br />

Hexylbromid<br />

Hexyliodid<br />

Octylbromid<br />

1-MethylheptyliodidBenzylbromid<br />

Zeit<br />

in h<br />

4<br />

4<br />

1<br />

4<br />

8<br />

5 3 )<br />

Kp<br />

in 0 C<br />

120<br />

822,oo5)<br />

1112,(H1S)<br />

9S1^14)<br />

93 0,4(3)<br />

no 20<br />

1,3971<br />

1,4235<br />

1,4323<br />

1,4279<br />

1,5323<br />

Ausb.<br />

in%<br />

26<br />

52<br />

55<br />

50<br />

52<br />

Alkylnitrit<br />

Kp in 0 C<br />

4S 2 )<br />

322,o(i5)<br />

852,o(i5)<br />

6O1^14)<br />

66 9i4(3)<br />

n 2 ?<br />

1,3990<br />

1,4301<br />

1,4082<br />

1,5010<br />

Ausb.<br />

in%<br />

1 J Das Isopropyliodid muß vorher von Spuren von lodwasserstoff befreit werden. Hierzu schüttelt man<br />

mit eiskalter Sodalösung aus, wäscht mit Eiswasser, trocknet stufenweise mit Magnesiumsulfat und verwendet<br />

das undestillierte Produkt.<br />

2 ) destilliert mit dem Ether<br />

3 ) Bei -20 bis -15 0 C arbeiten.<br />

Darstellung primärer Nitroalkane durch Umsetzung von Alkylbromiden oder -iodiden mit<br />

Silbermtrit in Ether: KORNBLUM, N; TAUB, B.; UNGNADE, H. E. J., J. Am. Chem. Soc. 76 (1954),<br />

3209; Org. Synth. CoIl. Vol. IV (1963), 724.<br />

Nitromethan stellt man im Laboratorium am besten durch Reaktion des Natriumsalzes der<br />

Chloressigsäure mit Natriumnitrit in wäßriger Lösung dar. (Warum kann man nicht die freie<br />

Chloressigsäure einsetzen, sondern muß erst neutralisieren?) Die entstehende Nitroessigsäure<br />

decarboxyliert beim Erhitzen. Man formuliere diese Reaktion! Eventuell entstandene Isonitroverbindungen<br />

kann nicht gefaßt werden, weil sie in der Reaktionslösung hydrolysiert.<br />

Darstellung von Nitromethan 1 )<br />

1,05 mol Chloressigsäure werden in einem großen Becherglas in 200 ml Wasser gelöst, mit Soda<br />

neutralisiert und mit einer Lösung von l mol Natriumnitrit in 120 ml Wasser versetzt. 100 ml dieser<br />

Lösung werden in einer Destillationsapparatur (500-ml-Kolben) auf dem Drahtnetz erhitzt, wobei<br />

unter Kohlendioxidentwicklung das gebildete Nitromethan gemeinsam mit Wasser abdestilliert.<br />

Durch einen auf dem Thermometerstutzen angebrachten Tropftrichter läßt man den Rest der<br />

Reaktionslösung so zur erhitzten Destillationslösung fließen, daß die Reaktion gut unter Kontrolle<br />

gehalten werden kann. Sobald in das Destillat keine Öltropfen mehr einfallen, wechselt man die<br />

Vorlage und destilliert noch 100 ml Wasser über. Das Nitromethan wird von der ersten Fraktion<br />

getrennt; die beiden wäßrigen Lösungen werden vereinigt und mit Kochsalz gesättigt. Danach wird<br />

nochmals etwa 1 A von dieser Lösung abdestilliert, wobei ein weiterer Anteil Nitromethan erhalten<br />

wird, das man ebenfalls abtrennt. Nach Trocknen mit Calciumchlorid wird erneut destilliert. Kp<br />

101 0 C; nD 2 o 1,3827; Ausbeute etwa 20 bis 24 g (33 bis 39 %).<br />

Mit etwa der gleichen Ausbeute läßt sich Dimethylsulfat mit Natriumnitrit zu Nitromethan<br />

umsetzen: DECOMBE, M. J., Bull. Soc. Chim. France 1953,1038.<br />

Die Überführung von Alkylhalogeniden in Nitroverbindungen kann man zur Unterscheidung<br />

primärer, secundärer und tertiärer Alkylhalogenide (bzw. der entsprechenden Alkohole)<br />

heranziehen. Die dabei gebildeten primären und secundären Nitroverbindungen ergeben nämlich<br />

mit salpetriger Säure leicht unterscheidbare Reaktionsprodukte (vgl. D.8.2.3.), während<br />

tertiäre Nitroverbindungen überhaupt nicht erhalten werden (s. oben).<br />

> STEINKOPF, W.; KIRCHHOFF, G., Ber. Deut. Chem. Ges. 42 (1909), 3438.<br />

23<br />

27<br />

28<br />

25


*G<br />

256 D. 2. Nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom<br />

2.6.9. Darstellung von Alkylcyaniden (Kolbe-Nitrilsynthese)<br />

Bei der Umsetzung von Alkylhalogeniden mit Metallcyaniden sind wie bei der Reaktion mit<br />

Nitriten zwei Möglichkeiten für den Angriff am ambidenten Cyanidion gegeben, und es entstehen<br />

normalerweise Gemische von Nitrilen und Isocyaniden:<br />

R-C=N + X 0<br />

R-X + IC=N / Nitril [2.106]<br />

X © - Q<br />

R-N=CI + X°<br />

Isocyanid<br />

Das Verhältnis von Nitril zu Isocyanid hängt vom Reaktionstyp und von den Reaktionsbedingungen<br />

ab; zum Reaktionsverhalten ambifunktioneller nucleophiler Reagenzien vgl. C.6. und D.2.3.<br />

Bei aliphatischen primären Alkylhalogeniden und Benzylhalogeniden verläuft die Reaktion<br />

mit Alkylcyaniden auch in protonischen Lösungsmitteln (z. B. Alkohol, Alkohol/Wasser-Gemischen)<br />

weitgehend zum Nitril, und die unerwünschten Isocyanide, die sich durch ihren äußerst<br />

unangenehmen charakteristischen Geruch erkennen lassen, werden nur in untergeordnetem<br />

Maße gebildet. Bei substituierten Benzylhalogeniden, z. B. solchem mit +1- und +M-Substituenten<br />

(Alkyl- und Alkoxygruppen; vgl. D.2.2.I.), ist es ratsam, in einem protonen-freien<br />

Lösungsmittel zu arbeiten. Dadurch wird außerdem die bei diesen reaktionsfähigen Halogeniden<br />

mögliche Solvolyse zu Benzylalkoholen oder Benzylalkylethern verhindert.<br />

Secundäre Bromide oder Chloride lassen sich nur mit schlechten Ausbeuten umsetzen, während<br />

tertiäre Halogenide nicht mehr in der gewünschten Weise reagieren.<br />

Halogenalkohole, Halogenether und Halogencarbonsäuren (nach Neutralisation der Carboxylgruppe)<br />

reagieren glatt. An Stelle der Alkylhalogenide lassen sich häufig die entsprechenden<br />

Sulfate oder Sulfonate verwenden.<br />

Silbercyanid liefert in Ether in erwarteter Weise hauptsächlich Isocyanide.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von Nitrilen (Tab. 2.107)<br />

Achtung! Alkalicyanide sind giftig! Besonders gefährlich ist die beim Ansäuern frei werdende<br />

Blausäure. Ein gutziehender Abzug ist unbedingt erforderlich. Größte Vorsicht beim<br />

Vernichten der Rückstände! Siehe auch Reagenzienanhang. Halogenmethylaromaten sind<br />

stark haut- und schleimhautreizend. Schutzhandschuhe tragen!<br />

Variante A: Umsetzung reaktionsfähiger Halogenide<br />

In einem mit Rückflußkühler versehenen 2-1-Zweihalbskolben wird l mol des betreffenden<br />

Halogenids mit 1,5 mol fein gepulvertem und bei 105 0 C getrocknetem Natriumcyanid,<br />

0,05 mol Natriumiodid und 500 ml trockenem Aceton unter Feuchtigskeitsausschuß 20 Stunden<br />

unter Rückfluß erhitzt. Dann kühlt man ab und saugt vom Salz ab, das mit 200 ml Aceton<br />

gewaschen wird. Der Filterrückstand wird unter Beachtung der notwendigen Vorsichtsmaßregeln<br />

1 ) vernichtet (enthält noch Natriumcyanid). Von den vereinigten Filtraten destilliert man<br />

das Aceton ab und fraktioniert den Rückstand im Vakuum.<br />

Bei Halbmikroansätzen wird im Rundkölbchen ohne Rührer gearbeitet.<br />

Variante B: Umsetzung reaktionsträger Halogenide<br />

Variante B.L Man arbeitet unter Verwendung von 90%igem Alkohol statt Aceton nach<br />

Variante A. Beim Abdestillieren des Lösungsmittels fällt häufig etwas Salz aus, das vor der<br />

Destillation des Produkts abgetrennt wird.<br />

1 J Vgl. Reagenzienanhang.


D. 2.6. Nucleophile Substitution an Alkylhalogeniden, -sulfaten und -sulfonaten 257<br />

Variante B.2. In einem 1-1-Dreihalskolben mit Rührer, Rückflußkühler und Innenthermometer<br />

werden 250 ml Triethylenglycol, 1,25 mol gut gepulvertes, trockenes Natriumcyanid und l mol<br />

Alkylbromid oder Alkylchlorid unter gutem Rühren vorsichtig erhitzt. Der Beginn der stark<br />

exothermen Reaktion ist bei den niederen Alkylhalogeniden daran zu erkennen, daß die<br />

Lösung aufsiedet. Man steigert die Temperatur langsam auf 14O 0 C, bei der Umsetzung von<br />

Benzylhalogeniden nur auf 100 0 C, und rührt bei dieser Temperatur noch 30 Minuten.<br />

Die Aufarbeitung richtet sich nach dem Siedepunkt des gebildeten Nitrils und seiner Löslichkeit<br />

in Wasser:<br />

2.1. Die niederen, leicht wasserlöslichen und leicht flüchtigen Nitrile (Alkylkette kleiner als<br />

C5) werden direkt aus der Reaktionsmischung, evtl. im schwachen Vakuum, abdestilliert, mit<br />

gesättigter Kochsalzlösung gewaschen, über Calciumchlorid getrocknet und über eine 30-cm-<br />

Vigreux-Kolonne redestilliert.<br />

2.2. Bei höheren Nitrilen gießt man die Reaktionsmischung in Wasser (etwa l 1) und extrahiert<br />

viermal mit je 150 ml Chloroform. Anhaftendes Isocyanid kann aus den vereinigten<br />

Chloroformextrakten entfernt werden, indem man etwa 5 Minuten mit 100 ml 5%iger Schwefelsäure<br />

schüttelt, mit verdünnter Natriumhydrogencarbonatlösung entsäuert, anschließend<br />

nochmals mit Wasser wäscht und über Calciumchlorid trocknet; das Nitril wird durch Destillation<br />

gereinigt.<br />

Bei Halbmikroansätzen arbeitet man ohne Rührer und Innenthermometer und kontrolliert<br />

die Temperatur im Heizbad.<br />

Tabelle 2.107<br />

Nitrile aus Alkylhalogeniden<br />

Produkt Ausgangsverbindung Variante Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

Benzylcyanid<br />

4-Methoxy-benzylcyanid3,4-Dimethoxy-benzylcyanid2,5-Dimethoxy-benzylcyanid2,4-Dimethyl-benzylcyanid2,5-Dimethyl-benzylcyanid2,4,6-Trimethylbenzylcyanid<br />

2-Chlor-benzylcyanid<br />

3-Chlor-benzylcyanid<br />

4-Chlor-benzylcyanid<br />

2-Brom-benzylcyanid<br />

3-Brom-benzylcyanid<br />

4-Brom-benzylcyanid<br />

Naphth-1-yl-acetonitril<br />

Acetonitril<br />

Propiononitril<br />

Butyronitril<br />

Benzylchlorid<br />

4-Methoxy-benzylchlorid<br />

3,4-Dimethoxy-benzylchlorid2,5-Dimethoxy-benzylchlorid2,4-Dimethyl-benzylchlorid2,5-Dimethyl-benzylchlorid2,4,6-Trimethyl-benzylchlorid<br />

2-Chlor-benzylchlorid<br />

2-Chlor-benzylbromid<br />

3-Chlor-benzylbromid<br />

4-Chlor-benzylchlorid<br />

4-Chlor-benzylbromid<br />

2-Brom-benzylbromid<br />

3-Brom-benzylbromid<br />

4-Brom-benzylbromid<br />

1-Chlormethylnaphthalen<br />

Dimethylsulfat 1 )<br />

Diethylsulfat 1 )<br />

Propylbromid<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

B.2.2<br />

B.2.2<br />

B.2.2<br />

B.2.2<br />

B.2.2<br />

B.2.2<br />

B.2.2<br />

A<br />

B.2.1<br />

B.2.1<br />

B.2.!<br />

1091j(13)<br />

94o,03(o,3)<br />

1500?2(1,5)<br />

F 68 (EtOH)<br />

!6 2 I^12)<br />

F 55 (EtOH)<br />

138^5(I1)<br />

102o.i


258 D. 2. Nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom<br />

Tabelle 2.707 (Fortsetzung)<br />

Produkt Ausgangsverbindung Variante Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

Valeronitril<br />

Hexannitril<br />

Heptannitril<br />

Nonannitril<br />

Undecannitril<br />

Dodecannitril<br />

Tridecannitril<br />

Tetradecannitril<br />

Succinonitril<br />

Glutaronitril<br />

Adiponitril<br />

Butylbromid<br />

Butylchlorid<br />

Pentylbromid<br />

Pentylchlorid<br />

Hexylbromid<br />

Hexylchlorid<br />

Octylbromid<br />

Decylbromid<br />

Undecylbromid<br />

Dodecylbromid<br />

Dodecylchlorid<br />

Tridecylbromid<br />

1 ,2-Dibrom-ethan<br />

1 ,3-Dibrom-propan,<br />

1 ,3-Dichlor-propan<br />

1 ,4-Dibrom-butan,<br />

1 ,4-Dichlor-butan<br />

B.2.1<br />

B.2.2<br />

B.1<br />

B.2.2<br />

B.1<br />

B.2.2<br />

B.2.2<br />

B.2.2<br />

B.2.2<br />

B.1<br />

B.2.2<br />

B.1<br />

B.1<br />

B.1<br />

139<br />

806>6(5o)<br />

966,6(50)<br />

981>3(1o)<br />

131i,66(12)<br />

16O2^i8)<br />

167i)3(io)<br />

F 19<br />

H4o,3(2)<br />

F 53<br />

101o,2(1,5)<br />

H5o,i(i)<br />

1,3939<br />

1,4050<br />

1,4125<br />

1,4235<br />

1,4312<br />

1,4341<br />

1,4389<br />

1,4392<br />

1,4339<br />

1,4369<br />

Ausbeute<br />

Das Sulfat wird wegen seiner höheren Siedetemperatur eingesetzt. Unter den Reaktionsbedingungen<br />

treten beide Alkylgruppen in Reaktion. Das Endprodukt wird nicht mit Kochsalzlösung gewaschen.<br />

Aliphatische Nitrile lassen sich mit ausgezeichneten Ausbeuten auch in Dirnethylsulfoxid als<br />

Lösungsmittel darstellen: SMILEY, R. A.; ARNOLD, C, J. Org. Chem. 25 (1960), 257; FRIEDMAN,<br />

L.; SHECHTER, H., J. Org. Chem. 25 (1960), 877 (Arbeiten mit zahlreichen Beispielen).<br />

Nitrile sind präparativ sehr wertvolle Verbindungen, da sie leicht zugänglich und zu vielfältigen<br />

Reaktionen befähigt sind. So lassen sie sich durch Hydrolyse in Carbonsäureamide und<br />

weiter in Carbonsäuren (vgl. D.7.1.5.) und durch Reduktion in Alkylamine (vgl. D.7.1.7. und<br />

D.7.3.1.1.) überführen:<br />

R-CEN + H2O<br />

R-CEN + 2 H2<br />

/y + HO //<br />

R_c/ _Ü2^NH3+R_C/<br />

NH2<br />

R-CH2-NH2<br />

OH<br />

80<br />

80<br />

80<br />

75<br />

80<br />

90<br />

80<br />

85<br />

50<br />

60<br />

60<br />

[2.108]<br />

[2.109]<br />

Die Umsetzung von Alkylcyaniden mit Halogenverbindungen wird aus diesen Gründen auch technisch<br />

durchgeführt, z. B.:<br />

Ph-CH2-CI Ph-CH2-CN<br />

Benzylcyanid<br />

Ph-CH2-COOH (t<br />

Phenylesslgsäure<br />

Vh-CH2-CH2-NH2<br />

ß-Phenylethylamin<br />

• Ester: Riechstoffe,<br />

Pharmazeutika)<br />

[2.110]


D. 2.7. Nucleophile Substitution an substituierten Silanen 259<br />

CI-CH2-COOH NC-CH2-COOH HOOC-CH2-COOH (— Pharmazeutika)<br />

Cyanessigsäure Malonsäure [2.111]<br />

4-lsobutyl-benzylcyanid<br />

/-Bu^ 7 X ^CH-CN /-Bu^ 7 ^CH-COOH<br />

Ibuprofen<br />

(Antiphlogistikum, Antirheumatikum)<br />

2.7. Nucleophile Substitution an substituierten Silanen<br />

[2.112]<br />

Gewisse Organosiliciumverbindungen sind in der Lage, wie die analogen Kohlenstoffverbindungen<br />

zu reagieren. So können Silane mit geeigneter Abgangsgruppe am Silicium nucleophil<br />

substituiert werden. Chlortrimethylsilan reagiert mit Aminen, Amiden, Alkoholen und anderen<br />

Nucleophilen zu Trimethylsilylammen, -amiden, Trimethylalkoxysilanen und anderen trimethylsilylierten<br />

Verbindungen, z. B.:<br />

H3Cx H3Cx @<br />

H3C-Si-CI +2HNR2 H3C-Si-NR2 +R2NH2CI [2.113]<br />

H3C H3C<br />

Es handelt sich dabei um eine SN2-Si-Reaktion. Aus den Reaktanden gebildete Additionsverbindungen<br />

mit fünfbindigem Silicium, an denen sich das Si-Atom mit den d-Elektronen beteiligt,<br />

werden als Zwischenprodukte nur in speziellen Fällen diskutiert.<br />

Viele Trimethylsilylverbindungen werden nicht direkt mit Chlortrimethylsilan hergestellt,<br />

sondern vorteilhafter durch Austausch mit einem zunächst synthetisierten silylierten secundärem<br />

Amin oder Amid, z. B.:<br />

Me3Si-NEt2 + H2N-R —r^zr* Me3Si-NH-R [2.114]<br />

— HNc:t2<br />

Die Reaktion kann durch Säure, mitunter auch bereits mit Arnmoniunisulfat katalysiert werden.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Triniethylsilylierung von Amino- und HydroxyVerbindungen<br />

(Tab. 2.115)<br />

Achtung! Alle Agenzien und verwendeten Geräte müssen wasserfrei sein! Im Abzug und<br />

mit Schutzhandschuhen arbeiten!<br />

In einem 250-ml-Dreihalskolben mit Rührer, Tropftrichter und Rückflußkühler, der mit einem<br />

CaCl2-Rohr versehen ist, legt man 100 ml trockenen Ether, 0,2 mol der Ausgangsverbindung<br />

und 0,2 mol Triethylamin, für Hydroxyverbindungen 0,2 mol Pyridin vor. Für die Umsetzung<br />

von Amiden verwendet man 100 ml Toluen als Lösungsmittel. Innerhalb 20 bis 30 Minuten<br />

wird eine Lösung von 0,2 mol frisch destilliertem Chlortrimethylsilan in 50 ml des verwendeten<br />

Lösungsmittels zugetropft. Anschließend erhitzt man bei Aminoverbindungen 2 Stunden im<br />

Wasserbad unter Rückfluß. Alle Ansätze bleiben gut verschlossen ca. 12 Stunden stehen. Dann<br />

wird abgesaugt, der Rückstand mit 30 ml Lösungsmittel gewaschen, das Lösungsmittel im<br />

Vakuum abdestilliert und der Rückstand fraktioniert.


260 D. 2. Nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom<br />

Tabelle 2.775<br />

Trimethylsilylierung von Amino- und Hydroxyverbindungen<br />

Produkt<br />

N-Trimethylsilyl-diethylamin<br />

N-Trimethylsilyl-piperidin<br />

N-Trimethylsilyl-acetamid 2 )<br />

N-Methyl-N-trimethylsilylformamid<br />

Butoxytrimethylsilan<br />

Cyclohexyloxytrimethylsilan<br />

Ausgangsverbindung<br />

Diethylamin 1 )<br />

Piperidin<br />

Acetamid<br />

N-Methyl-formamid<br />

Butanol<br />

Cyclohexanol<br />

Kp in 0 C<br />

126<br />

Af\ _,_„.<br />

**^2,7(20)<br />

161<br />

663,3(25)<br />

841J(13)<br />

78 1 ,1(8)<br />

64i,6(12)<br />

123... 124<br />

169... 170<br />

n 2 ?<br />

1,4112<br />

1,4423<br />

1,4179<br />

1,4408<br />

1,3930<br />

1,4315<br />

(p-Brom-phenoxy)trimethylsilan p-Brom-phenol ^>l,9(14) 1,5145 55<br />

Ausbeute<br />

in %<br />

1 J 0,4 mol vorlegen; der Triethylaminzusatz unterbleibt.<br />

2 ) F 29...33 0 C; falls das Produkt im Kühler erstarrt, wird das Kühlwasser abgestellt und der Wassermantel<br />

evtl. erwärmt.<br />

Chlortrimethylsilan ist ein Hilfsmittel in der organischen Synthese. Der Trimethylsilylrest<br />

dient als leicht hydrolysierbare Schutzgruppe für die Carboxylgruppe, z. B. bei speziellen Peptidsynthesen<br />

(s. z. B. [7.54]). Silylenolether sind wichtige Zwischenprodukte für Substitutionen<br />

von Carbonylverbindungen in ß-Stellung (vgl. D.7.4.2.). Der Trimethylsilylrest kann gezielt<br />

durch Elektrophile ersetzt werden, z. B. bei der Reaktion mit Alkylhalogeniden. In der Analytik<br />

werden Gemische von amino- oder hydroxylgruppenhaltigen Verbindungen, die selbst nur<br />

unter Zersetzung flüchtig sind, trimethylsilyliert und anschließend gaschromatographisch<br />

getrennt. Chlortrimethylsilan dient aber auch zur Maskierung bekannter nucleophiler Agenzien:<br />

Me3Si-CN Me3Si - © 0<br />

Me3Si-N=N=NI<br />

75<br />

60<br />

65<br />

70<br />

50<br />

65<br />

[2.116]<br />

Trimethylsilylcanid ist für einige Reaktionen besser geeignet als Blausäure selbst (vgl. [7.15O]).<br />

Trimethylsilylazid benutzt man vorteilhaft an Stelle der explosiven Stickstoffwasserstoffsäure.<br />

Trimethylsilylazid: BIRKHOFER, L.; WEGENER, R, Org. Synth. 50 (1970), 107.<br />

Chlortrimethylsilan wird technisch aus Methylchlorid und Silicium (Müller-Rochow-Synthese) hergestellt.<br />

Es hydrolysiert leicht zum Trimethylsilanol, das rasch intermolekular zum Hexamethyldisiloxan kondensiert.<br />

Diese Eigenschaft der Chlorsilane nützt man aus bei der technischen Herstellung der Silicone.<br />

Dabei werden Dialkyl- oder Diaryldichlorsilane zu disubstituierten Silandiolen hydrolysiert, die unter<br />

Polykondensation weiterreagieren.<br />

Silicone sind makromolekulare Polysiloxane und als Siliconöle, -harze und -kautschuk im Handel.<br />

Persilylierung von Cellulose mit Trimethylsilychlorid ergibt ein in Kohlenwasserstoffen lösliches Cellulosederivat,<br />

wodurch für dieses Biopolymer neue Anwendungsmöglichkeiten erschlossen werden.<br />

Über die Fluorid-induzierte Spaltung von speziellen, cyclische Peroxide enthaltende Silylethern, die zu<br />

Chemilumineszenz führt, und über die Bedeutung dieser Reaktion in der medizinisch-biochemischen Analytik<br />

vgl.: ALBRECHT, S.; BRANDL, H.; ADAM, W., Chem. unserer Zeit 24 (1990), 227-238


2.8. Literaturhinweise<br />

Zum Mechanismus der nucleophilen Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom<br />

D. 2.8. Literaturhinweise 261<br />

BENTLEY, T. W.; SCHLEYER, P. v. R., Adv. Phys. Org. Chem. 14 (1977), 1.<br />

BUNTON, C. A.: Nucleophilic Substitution at a Saturated Carbon Atom. - Eisevier, Amsterdam, London,<br />

New York 1963.<br />

GOMPPER, R., Angew. Chem. 76 (1964), 412^23.<br />

HARRIS, J. M., Progr. Phys. Org. Chem. 11 (1974), 89-173.<br />

HARTSHORN, S. R.: Aliphatic Nucleophilic Substitution . - Cambridge University Press, Cambridge 1973.<br />

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178.


D. 3.1. Ionische a,ß-Eliminierungen 263<br />

D.3 Eliminierung unter Bildung von C-C-Mehrfachbindungen<br />

Bei Eliminierungsreaktionen werden zwei Atome oder Atomgruppen (z.B. Y und X) aus<br />

einem Molekül abgespalten. Die Stellung dieser beiden Gruppen zueinander bestimmt die<br />

Struktur des Endproduktes und kann zur Klassifizierung der Eliminierungsreaktion dienen.<br />

Die wichtigsten Fälle sind:<br />

a) o,ß- (bzw. l,2-)Eliminierungen,<br />

die unter Bildung von Mehrfachbindungen verlaufen:<br />

Y-C-C-X C=C [3.1]<br />

b) a, a- (bzw. IJ-)Eliminierungen,<br />

die zu Systemen mit Elektronensextett, z. B. zu Carbenen, führen:<br />

Y-C-X IC [3.2]<br />

Eliminierungen können nach ionischen, radikalischen oder pericyclischen Reaktionsmechanismen<br />

verlaufen.<br />

3.1. Ionische a^-Eliminierungen<br />

Die wichtigsten ionischen a,ß-Eliminierungsreaktionen findet man in Tabelle 3.3.<br />

Tabelle 3.3<br />

Wichtige ionische Eliminierungsreaktionen<br />

I \ /<br />

H-C-C-OH C=C + H-OH Dehydratisierung<br />

/ \ («,ß-Hydro-hydroxyeliminierung 1 ))<br />

M \ /<br />

H-C-C-OR C-C + H-OR 0,0-Hydro-alkoxyeliminierung 1 )<br />

M \ /<br />

H-C-C-HaI C=C + H-HaI o,ß-Dehydrohalogenierung<br />

I l / \ («,ß-Hydro-haloeliminierung 1 ))<br />

\ /<br />

C=Cx -C=C- -i- H-HaI<br />

H' HaI<br />

I /P<br />

H-C-C<br />

\<br />

C=C=O + H-CI Ketensynthese<br />

I b<br />

7<br />

I I © \ / © ©<br />

H-C-C-NR3 - C=C + H-NR3 OH<br />

| | 0 / \ Hofmann-Abbau quaternärer<br />

OH A O ~ Ammoniumsalze<br />

= NR3 + H2O (a,ß-Hydro-trialkylaminoeliminierung<br />

1 ))<br />

1 J lUPAC-Nomenklatur


264 D. 3. Eliminierung unter Bildung von C-C-Mehrfachbindungen<br />

Durch a,ß-Eliminierung sind außer Olefinen und Acetylenen auch heteroanaloge ungesättigte<br />

Verbindungen (z. B. >C=N-, -ON) präparativ zugänglich.<br />

3.1.1. Substitution und Eliminierung als Konkurrenzreaktionen.<br />

Mechanismus ionischer Eliminierungen<br />

Nucleophile Substitutionen (D.2.) und ionische Eliminierungen sind Umsetzungen, die nach<br />

verwandten Mechanismen ablaufen. In beiden Fällen handelt es sich um die Reaktion einer<br />

Lewis-Base Bl mit einem Substrat RX, wobei X nucleofug aus RX verdrängt wird. Im Falle der<br />

nucleophilen Substitution reagiert Bl als Nucleophil und verbindet sich mit R zu R-B [2.5], im<br />

Falle der Eliminierung reagiert es jedoch als Base und spaltet ein Proton vom ß-C-Atom des<br />

Restes R ab, wobei ein Olefin entsteht:<br />

Bl 0 H-^Cr-C^X ^== HB + X C=C 7 + Xl 0 1) [3.4]<br />

I l / \<br />

Außer dem Proton kann aus geeigneten Substraten auch ein anderes, positiv geladenes Molekülfragment<br />

abgespalten werden, z. B.:<br />

© i i \ / \_2_<br />

H2O-C-C-C-OH H2O + C=C + C-OH<br />

' ' / \ /<br />

H® I-H® [3.5]<br />

HO-C-C-C-OH C=O<br />

I I /<br />

Reaktionen dieses Typs werden als Fragmentierungen bezeichnet. 2 ) Die Eliminierung kann formal als Spezialfall<br />

einer Fragmentierung aufgefaßt werden.<br />

Bei ionischen a,ß-Eliminierungen lassen sich je nach dem Verhältnis der Geschwindigkeiten<br />

der Spaltung der C-X-Bindung und der Spaltung der C-H-Bindung folgende Grenzfälle unterscheiden:<br />

Monomolekulare Eliminierung El<br />

Die Spaltung der C-X-Bindung geht der C-H-Bindungsspaltung voraus. Es entsteht zunächst<br />

wie bei der SN1-Reaktion ein Carbeniumion, aus dem in einem zweiten Reaktionsschritt das<br />

H®-Ion abgespalten und das Olefin gebildet wird:<br />

M I /<br />

H-C-C-X H-C-C©<br />

I l I \<br />

/ \ /<br />

H-C-C© HB + C=C<br />

I \ / \<br />

1<br />

) Sowohl das basische Agens als auch die Abgangsgruppe können auch nicht geladene Verbindungen<br />

sein.<br />

2<br />

) VgI. GROB, C. A.; SCHIESS, P. W., Angew. Chem. 79 (1967), 1; GROB, C. A., Angew. Chem. 81 (1969), 543.<br />

[3.6]


D. 3.1. Ionische a,ß-Eliminierungen 265<br />

Geschwindigkeitsbestimmend ist der erste Schritt; in das Zeitgesetz einer El-Reaktion geht<br />

daher nur die Konzentration des Substrates RX ein, die Konzentration der Base B hat keinen<br />

Einfluß auf die Reaktionsgeschwindigkeit.<br />

Für Verbindungen, die am ß-Kohlenstoff deuteriert sind, wird ein secundärer Isotopeneffekt<br />

k//k£> von 14 bis 1,2 gefunden. Elektronendonorsubstituenten am a-Kohlenstoffatom erhöhen<br />

erwartungsgemäß die Eliminierungsgeschwindigkeit. Für entsprechende Substrate wird eine<br />

negative Reaktionskonstante in der Hammett-Beziehung gefunden (vgl. C.5.2.).<br />

Bimolekulare Eliminierung E2<br />

Die Umgruppierung der Bindungen verläuft konzertiert in einem Reaktionsschritt über einen<br />

Übergangszustand, an dem Substrat und Reagens beteiligt sind:<br />

Bl 0 + H-C-C-X<br />

5- I I 8-<br />

B—H—C-C-X<br />

I I<br />

\ / Q<br />

HB + C=C + Xl<br />

/ \<br />

Substrat und basisches Reagens gehen in das Geschwindigkeitsgesetz ein. Bei am ß-C-Atom<br />

deuterierten Verbindungen wird ein großer primärer Isotopeneffekt (k//k# = 3...7) gefunden.<br />

Die Hammettsche Reaktionskonstante für Eliminierungen entsprechender Substrate ist positiv<br />

und liegt zwischen 2 und 3.<br />

Monomolekulare Eliminierung EIcB<br />

Die Spaltung der C-H-Bindung geht der der C-X-Bindung voraus. Im ersten Reaktionsschritt<br />

entsteht zunächst ein Carbanion, die konjugierte Base („cB") des Substrates, aus der X in<br />

einem zweiten monomolekularen Schritt abgespalten wird:<br />

I<br />

+ H - C - CX<br />

\© i<br />

ic-c-x<br />

/ I<br />

\G I<br />

HB + IC-C-X<br />

,©<br />

Bei am ß-C-Atom deuterierten Verbindungen wird kein kinetischer Isotopeneffekt gefunden.<br />

Die Reaktionskonstante ist bei diesem Reaktionstyp stark positiv. 1 )<br />

Die meisten tatsächlich beobachteten Mechanismen liegen zwischen diesen Grenzfällen,<br />

d.h., in der Regel findet eine konzertierte, aber nicht synchrone Abspaltung von X und H<br />

statt.<br />

Das Verhältnis von Eliminierung zu Substitution wird von den folgenden Faktoren beeinflußt:<br />

- Elektronische und sterische Effekte in Substrat und Reagens; Lösungsmitteleffekte<br />

- Temperatur: Erhöhte Temperaturen begünstigen ganz allgemein die Eliminierung.<br />

C2H5OH<br />

H2SO4, 18O 0 C H2C=CH2 + H2O (Eliminierung) [3.9]<br />

2 C2H5OH H2SO4, 13O 0 C C2H5-O-C2H5 + H2O (Substitution) [3.10]<br />

I Ein solcher ElcB-Verlauf tritt nur ein, wenn intermediär ein sehr stabiles Carbanion entsteht.<br />

[3.7]<br />

[3.8]


266 D. 3. Eliminierung unter Bildung von C-C-Mehrfachbindungen<br />

3.1.1.1. Monomolekulare Eliminierung<br />

Für präparative Zwecke ist die El-Umsetzung im allgemeinen nicht erwünscht, weil das intermediär<br />

entstehende Kation nicht nur durch Eliminierung weiterreagieren, sondern auch in<br />

Substitutionen und Umlagerungen ausweichen kann. Zudem verläuft die Ei-Reaktion oft<br />

reversibel (vgl. D.4.I., elektrophile Addition). Ist die konkurrierende SNl-Reaktion dagegen<br />

irreversibel, so verschiebt sich bei thermodynamischer Kontrolle der Umsetzung das Gleichgewicht<br />

zugunsten des Substitutionsprodukts (vgl. C.3.2.).<br />

Bei kinetischer Kontrolle der Reaktion wirken sich die obengenannten Faktoren in der folgenden<br />

Weise auf das Verhältnis von Substitution zu Eliminierung aus:<br />

Einfluß elektronischer und sterischer Effekte in Substrat und Reagens<br />

Wie bei der SN1-Reaktion neigen Substrate, bei denen das Carbeniumion durch Substituenten<br />

mit +1- und/oder +M-Effekten stabilisiert wird, stark zu El-Reaktionen. Entscheidend für das<br />

Ausmaß der Olefinbildung ist die Struktur des Alkylrests im Substrat. So steigt bei der sauer<br />

katalysierten Dehydratisierung von Alkoholen der Anteil an Olefin gegenüber dem Substitutionsprodukt<br />

(Ether) in der Reihe prim-Alkohol < sec-Alkohol < tert-Alkohol. Besonders<br />

begünstigt sind die Bildung des Carbeniurnions und der El-Mechanismus bei der säurekatalysierten<br />

Dehydratisierung von sekundären und tertiären Alkoholen, z. B.:<br />

HaC H3C ^ OU CI-U<br />

H3C-C-OH + H 0 ^^ H3C-Cp-Sh2 *S-5L H3C- 0 < .H2O-* H2C=< * H3O 0 [3.11]<br />

H3C H3C CH3 CH3<br />

i n<br />

In einer dem geschwindigkeitsbestimmenden Schritt vorgelagerten schnellen Protonierungsreaktion wird<br />

zunächst das Oxoniumion I gebildet, das monomolekular in das Carbeniumion II und ein energiearmes<br />

Wassermolekül zerfällt.<br />

Ähnlich wie unter D.2.2. gesagt, wird im intermediären Carbeniumion und im Olefin sterische<br />

Spannung voluminöser Substituenten abgebaut, so daß die Eliminierung um so stärker<br />

begünstigt wird, je verzweigter die Reste am Carbeniumkohlenstoff sind. Zum Beispiel entstehen<br />

bei der Solvolyse von tert-Pentylchlorid 34% Olefin, aus 4-Chlor-2,2,4-trimethyl-pentan<br />

65% und aus 4-Chlor-2,2,4,6,6-pentamethyl-heptan sogar 100% Olefin. (Man formuliere die<br />

Reaktionen!)<br />

Bei reinem monomolekularem Verlauf hat die Natur der Abgangsgruppe keinen Einfluß<br />

auf das Verhältnis von Substitution zu Eliminierung, da sie lediglich die Bildung des Carbeniurnions<br />

beeinflußt.<br />

Begünstigt wird die Eliminierung aber durch Substituenten X mit hoher Abgangstendenz<br />

(F < Cl < Br < I < N2®). Typische Austrittsgruppen X sind außerdem H2O bei der sauer katalysierten<br />

Dehydratisierung von Alkoholen und ROSO3- bzw. RSO3- bei der Olefinbildung aus<br />

Schwefelsäure- bzw. Sulfonsäureestern.<br />

Da die Deprotonierung aus dem sehr energiereichen Kation erfolgt, findet sie meist sehr<br />

rasch statt. Ein Einfluß der Basizität des Reagens B ist deshalb im allgemeinen nicht festzustellen.<br />

Einfluß des Reaktionsmediums<br />

Stark solvatisierende polare protonische Lösungsmittel (H2O1 primäre Alkohole, HCOOH)<br />

stabilisieren Anionen und Carbeniumionen und begünstigen dadurch die monomolekulare<br />

Reaktion. Nach einem Ei-Mechanismus verlaufen beispielsweise solvolytische Dehydrohalogenierungen<br />

von secundären und tertiären Alkylhalogeniden:


Cl<br />

MXxIItMI \\ // _ U^ \\ //<br />

und Solvolysen von Schwefelsäure- bzw. Sulfonsäureestern:<br />

Welches Nebenprodukt ist bei der Reaktion [3.13] zu erwarten?<br />

3.1.1.2. Bimolekulare Eliminierung<br />

D. 3.1. Ionische a,ß-Eliminierungen 267<br />

[3.12]<br />

[3.13]<br />

Die Mechanismen von E2- und SN2-Reaktionen unterscheiden sich wesentlich stärker als diejenigen<br />

von El- und SN1-Reaktionen. Bei der E2-Reaktion greift B an einem Wasserstoff am<br />

ß-C-Atom des Substrats, also an der Peripherie des Moleküls an; bei der SN2-Reaktion dagegen<br />

am a-C-Atom. Aus diesem Grunde läßt sich das Verhältnis von Substitution zu Eliminierung<br />

bei bimolekularem Verlauf stärker beeinflussen. Dazu nutzt man die Wirkung von elektronischen,<br />

sterischen und Lösungsmitteleffekten aus. Der E2-Verlauf ist auch deshalb präparativ<br />

erwünscht, weil im allgemeinen keine Umlageningen als Nebenreaktion zu erwarten sind.<br />

Insbesondere Eliminierungsreaktionen an secundären Alkylverbindungen, die häufig im<br />

Grenzgebiet zwischen El und E2 verlaufen, können in das präparativ vorteilhaftere E2-Gebiet<br />

gedrängt werden. Das gleiche gelingt sogar mit tertiären Alkylverbindungen, die normalerweise<br />

bevorzugt zur Ausbildung eines Carbeniumions und damit zur E l-Eliminierung neigen.<br />

Einfluß elektronischer Effekte<br />

Ein Angriff der Base auf den Wasserstoff am ß-C-Atom des Substrats ist bevorzugt, wenn das<br />

a-C-Atom ein möglichst weiches elektrophiles Zentrum darstellt, d. h. durch die Abgangsgruppe<br />

X nicht zu stark positiv polarisiert wird. Eine geringe Austrittstendenz von X begünstigt<br />

gleichzeitig den synchronen Verlauf der drei Teilschritte der Eliminierung. Zur bimolekularen<br />

Eliminierung neigen besonders die Substituenten -NR3 - , -PR3 - und -SRa - (Hofmann-<br />

Eliminierung an Ammonium-, Phosphonium- und Sulfoniumhydroxiden).<br />

Bei der E2-Reaktion ist B der Reaktionspartner des Protons. Maßgebend für die Reaktionsfähigkeit<br />

von B ist deshalb seine Basizität (vgl. C.4.). Aus diesem Grunde wird für OH - und<br />

Alkoholationen die folgende Abstufung der Reaktivität gefunden: OH - < MeO - < EtO - <<br />

i-PrO - < t-BuO — . Neben Hydroxid- und Alkoholationen werden als Reagenzien häufig auch<br />

geeignete Basen wie R3N, NH2 - sowie RCOO - eingesetzt. Wesentlich ist jedoch, daß die Basizität<br />

der Reagenzien nicht durch protische Lösungsmittel abgeschwächt wird.<br />

Durch Anwendung möglichst starker und konzentrierter Basen (die Konzentration von B<br />

geht in das Geschwindigkeitsgesetz der E2-Reaktion ein!) hat man es häufig in der Hand, eine<br />

Eliminierungsreaktion in das E2- bzw. ElcB-Gebiet zu verschieben. So sind mit starken Basen<br />

auch andere als die oben aufgeführten nucleofugen Gruppen bimolekular eliminierbar, wie<br />

z.B. Cl-, Br-, I- bei der Dehydrohalogenierung von Alkylhalogeniden und -OSO2R bzw.<br />

-OSO2OR bei der Olefinbildung aus Sulfonsäure- bzw. Schwefelsäureestern. (Man formuliere<br />

einige Beispiele!)<br />

Einfluß sterischer Effekte<br />

Sterische Abschirmung des a-C-Atoms im Substrat durch stark verzweigte Alkylreste<br />

erschwert die Substitutionsreaktion gegenüber der Eliminierung, bei der B an der Peripherie<br />

des Moleküls angreift.


268 D. 3. Eliminierung unter Bildung von C-C-Mehrfachbindungen<br />

Auch durch den Einsatz voluminöser Basen, die nur den Wasserstoff am ß-C-Atom, nicht<br />

aber das a-C-Atom erreichen können, läßt sich die Eliminierung gegenüber der Substitution<br />

begünstigen.<br />

Bei der Einwirkung von voluminösen starken Basen auf tertiäre Alkylhalogenide wird deshalb<br />

ausschließlich Halogenwasserstoff abgespalten, und es tritt keine Substitution am a-C-<br />

Atom ein. Letztere läßt sich an derartigen Substraten lediglich unter solvolytischen Bedingungen<br />

erreichen.<br />

Als besonders raumfüllende Basen kommen z. B. Alkali-tert-butanolat und Dicyclohexylethylamin<br />

sowie einige Amidine, wie l,5-Diazabicyclo[4.3.0]non-5-en (DBN) und 1,8-Diazabicyclo[5.4.0]undec-7-en<br />

(DBU) [3.14] in Frage.<br />

DBN DBU<br />

[3.14]<br />

Aus Octylbromid erhält man beispielsweise bei der Eliminierung mittels Dicyclohexylethylamin<br />

99% Oct-l-en; Substitution (Quaternisierung des Amins) tritt praktisch nicht ein. Die<br />

genannten Amidine 1 ) ermöglichen Eliminierungsreaktionen bei niedriger Temperatur, z.B.<br />

Dehydrohalogenierungen an empfindlichen Substraten.<br />

Einfluß des Reaktionsmediums<br />

Aprotonische Lösungsmittel, wie Dimethylformamid und Dimethylsulfoxid, können Anionen<br />

nur wenig stabilisieren und unterstützen deshalb nicht die Abspaltung von X aus RX. Da derartige<br />

Lösungsmittel auch nicht die Basizität des Reagens B durch die Bildung von Wasserstoffbrücken<br />

abschwächen, sind sie geeignete Reaktionsmedien für bimolekulare Eliminierungen.<br />

Um Eliminierungen in den präparativ vorteilhaften E2-Verlauf zu verschieben, wählt man<br />

Abgangsgruppen X mit niedriger Abspaltungstendenz, verwendet voluminöse, starke Basen in<br />

hoher Konzentration und arbeitet in polaren aprotonischen Lösungsmitteln.<br />

3.1.2. Einfluß der Molekularität und der allgemeinen räumlichen<br />

Verhältnisse auf die Richtung der Eliminierung<br />

Bei secundären und tertiären Ausgangsverbindungen kann die Eliminierung in zwei Richtungen<br />

erfolgen und zu Olefinen mit verschiedener Lage der Doppelbindungen führen:<br />

ß « ß<br />

I4 I3 I2 h<br />

-C-C-C-C<br />

i i i - HX<br />

H X H<br />

-C-C=C-C-<br />

Zartsev-Produkt<br />

(A 2 -Olefin)<br />

Hofmann-Produkt<br />

-C-C-C=C- (Al.olefin)<br />

[3.15]<br />

) Diese Amidine sind präparativ gut zugänglich, vgl. D.7.1.5. Über ihre Verwendung bei Eliminierungsreaktionen<br />

vgl. OEDIGER, H.; MÖLLER, F.; EITER, K., Synthesis 1972,591.


D. 3.1. Ionische a,ß-Eliminierungen 269<br />

Von Zaitsev-Eliminierung bzw. -Orientierung spricht man, wenn das Olefin mit der größten<br />

Anzahl Alkylgruppen an der Doppelbindung entsteht. Das abgespaltene Proton stammt hier<br />

von dem ß-Kohlenstoffatom, das die meisten Alkylgruppen trägt. Hofmann-Eliminierung bzw.<br />

-Orientierung liegt vor, wenn das Olefin mit der kleineren Anzahl Alkylgruppen an der Doppelbindung<br />

entsteht. Das eliminierte Proton stammt hier von dem ß-Kohlenstoffatom mit der<br />

geringeren Anzahl von Alkylgruppen. Im allgemeinen ist das Zaitsev-Produkt thermodynamisch<br />

stabiler als das Hofmann-Produkt.<br />

Die monomolekulare Eliminierung liefert meistens überwiegend das Zaitsev-Produkt, z. B.<br />

die solvolytische Dehydrohalogenierung von secundären und tertiären Alkylhalogeniden und<br />

von Tosylaten sowie die Dehydratisierung von secundären und tertiären Alkoholen:<br />

CH3<br />

,-C-C<br />

OH<br />

15%igeH2SO4<br />

-H2O<br />

CH3<br />

H3C-CH=C-CH3<br />

CH3<br />

H3C-CH2-C=CH2<br />

87,5 % Zaitsev-Produkt<br />

12,5 % Hofmann-Produkt<br />

[3.16]<br />

Es sei bemerkt, daß noch ein statistischer Faktor das in [3.16] angegebene Ergebnis beeinflußt: Für eine<br />

Eliminierung zum Hofmann (J^Olefin stehen insgesamt sechs Wasseratome zur Verfügung gegenüber<br />

nur zwei für die Zaitsev-Eliminierung. Rein statistisch sollte also in diesem Falle die Hofmann-Orientierung<br />

dreimal wahrscheinlicher sein als die Bildung des J 2 -Olefins. Man beachte diesen statistischen Einfluß<br />

auch bei der Beurteilung der Eliminierungsrichtung in anderen Fällen!<br />

Bei bimolekularen Eliminierungen ist häufig nicht das thermodynamisch stabilere Olefin<br />

bevorzugt.<br />

Die Hofmann-Orientierung wird begünstigt:<br />

- mit abnehmender Abspaltungstendenz der nucleofugen Gruppe<br />

N2 - > I - > Br - > Cl - > OTs - > R2S - > F - > R3N - [3.17]<br />

Tabelle 3.18<br />

Abhängigkeit der Eliminierungsrichtung von der Austrittstendenz des zu eliminierenden<br />

Substituenten<br />

H3C-CH2 - CH2 - CH-CH3<br />

X<br />

X<br />

Zaitsev-Produkt (%)<br />

Hofmann-Produkt (%)<br />

KOC2H5<br />

C2H5OH<br />

F<br />

17<br />

83<br />

H3C-CH2-CH=CH-CH3<br />

H3C-CH2-CH2-CH=CH2<br />

Cl<br />

64<br />

36<br />

Br<br />

75<br />

25<br />

I<br />

80<br />

20<br />

Zaitsev<br />

Hof mann


270 D. 3. Eliminierung unter Bildung von C-C-Mehrfachbindungen<br />

Tabelle 3.18 bestätigt diese allgemeine Regel. Sie zeigt, daß leichter austretende Gruppen die Zaitsev-Orientierung<br />

begünstigen. Substrate mit positiv geladenen Gruppen, z. B. Trialkylammoniumgruppen,<br />

ergeben normalerweise hauptsächlich das Hofmann-Produkt. Die thermische Zersetzung von Trialkylammoniumhydroxiden<br />

wird im engeren Sinne als Hofmann-Eliminierung bezeichnet.<br />

- mit zunehmender Raumerfüllung und Basizität der Base und zunehmender sterischer<br />

Abschirmung des Substrats.<br />

Tabelle 3.19<br />

Hofmann-Orientierung bei der Dehydrobromierung von 2-Brom-2-methyl-butan in Abhängigkeit vom<br />

Raumbedarf der eingesetzten Basen (Kaliumalkoholate)<br />

H<br />

/~» pi_| _<br />

3U On2<br />

Base<br />

J 1 -Olefin(%)<br />

J 2 -Olefin (%)<br />

CH3<br />

i +ROK<br />

P pui ^ nwrv<br />

V CHs -ROH, -KBr<br />

Br<br />

H3C-CH2-OK<br />

38<br />

62<br />

CH3<br />

i ~ H3C-CH=C-CH3<br />

CH3<br />

•• HßC" CH2 - C=CH2<br />

CH3<br />

H3C-C-OK<br />

CH3<br />

73<br />

27<br />

CpH3<br />

H3C-C-OK<br />

H3C-CH2<br />

78<br />

22<br />

A 2 -Olefin (Zaitsev)<br />

A 1 -Olefin (Hof mann)<br />

H3C-CH2<br />

H3C-CH2-C-OK<br />

HsC CH2<br />

Einige Beispiele für den Einfluß der Base sind in Tabelle 3.19 aufgeführt. Mit dem weniger voluminösen<br />

Kaliummethanolat entsteht noch überwiegend Zaitsev-Produkt, während sperrige Basen überwiegend<br />

zur Hofmann-Eliminierung führen. Es ist zu erwarten, daß die Hofmann-Orientierung um so mehr<br />

begünstigt ist, je schwerer die protonenablösende Base an den für die Zaitsev-Orientierung zu lösenden<br />

„inneren" Wasserstoff gelangen kann. Dieser sterischer Einfluß kann sowohl vom Reagens als auch<br />

vom Substrat ausgehen. So findet man bei der Dehydratisierung von 2,4,4-Trimethyl-pentan-2-ol überwiegend<br />

das Hofmann-Produkt (Weg A):<br />

Me Me<br />

Me Me Me Me<br />

Me OH<br />

H H<br />

Me Me<br />

Me Me<br />

89<br />

11<br />

Hofmann-Produkt<br />

(80%)<br />

Zaitsev-Produkt<br />

Me (20 %)<br />

[3.20]<br />

Das beruht darauf, daß die zur Ablösung des Protons notwendige Base (hier: Wasser) nur schwer an<br />

den Wasserstoff am Kohlenstoffatom 3 heran kann (Weg B), da dieser durch die voluminösen Methylgruppen<br />

abgeschirmt wird. Es liegt hier einer der relativ seltenen Fälle vor, wo eine El-Eliminierung<br />

vorwiegend das Hofmann-Produkt ergibt, während die protonenablösende Base sonst meistens ohne<br />

Hinderung an den „inneren" Wasserstoff herantreten kann.


D. 3.1. Ionische a,ß-Eliminierungen 271<br />

3.1.3. Stereoelektronische Verhältnisse und Richtung der Eliminierung.<br />

Sterischer Verlauf von Eliminierungen<br />

Es ist günstig, wenn die beiden p-Atomorbitale, die sich bei der Eliminierung am a- und ß-C-Atom ausbilden,<br />

parallel zueinander stehen, so daß ihre Überlappung unmittelbar zur Ausbildung der 7r-Bindung führen<br />

kann. Dieser stereoelektronische Einfluß auf Eliminierungsreaktionen muß zusätzlich zu den vorstehend<br />

betrachteten allgemeinen räumlichen Verhältnissen berücksichtigt werden.<br />

Es gilt die Regel von INGOLD, daß bimolekulare Eliminierungen besonders dann glatt verlaufen, wenn<br />

die abzuspaltenden Substituenten in einer gestaffelten anti-periplanaren Konformation (vgl. [C.81], I)<br />

zueinander stehen. Die vier an der Reaktion beteiligten Zentren X, C, C, Y liegen dann in einer Ebene.<br />

Man spricht deshalb auch von anti-Eliminierung. Die Bedingung der Coplanarität ist ebenso in der ekliptischen<br />

syn-periplanaren Konformation ([C.81, IV]) erfüllt, weshalb in speziellen Fällen auch aus dieser Konformation<br />

heraus eine E2-Eliminierung möglich ist (syn-Eliminierung). Da jedoch eine solche Konformation<br />

energetisch ungünstig ist (vgl. Kapitel C.7.1), verlaufen im allgemeinen E2-Reaktionen stereospezifisch<br />

als anti-Eliminierungen (Tab. 3.21).<br />

Tabelle 3.21<br />

Sterischer Verlauf bimolekularer Eliminierungen von HX<br />

Bevorzugt Möglich Erschwert<br />

BI^H>C^ ^C^ I ^<br />

Von Bedeutung ist der stereoelektronische Verlauf von bimolekularen Eliminierungen bei acyclischen<br />

Verbindungen dann, wenn das entstehende Olefin Z.^-Isomere 1 ) bilden kann. Das soll am Beispiel der<br />

HBr- bzw. DBr-Eliminierung aus eryt/iro-2-Brom-l-deutero-l,2-diphenyl-ethan gezeigt werden. Unter Einwirkung<br />

von Alkoholat wird £-Stilben gebildet, wobei das Molekül 91% des Deuteriums verliert.<br />

[3.22]<br />

Die Eliminierung erfolgt anti-coplanar aus der Konformation [3.23], IV. Sie ist energetisch begünstigt,<br />

weil sich die beiden voluminösen Phenylreste sterisch nicht beeinträchtigen:<br />

H -<br />

H -<br />

Ph H ph D<br />

D H^>£ H y6f Br H— ßr H ^ Br « D — ß r H<br />

~<br />

-Br' SK Ph^H^D ^ D^^H SK<br />

ph PhPh Ph DPh Ph HPh Ph<br />

I II III IV V VI<br />

Aus den Konformationen II und V ist weder svn- noch anti-coplanare Eliminierung, aus l und III ist svncoplanare<br />

und aus IV und VI ist anti-coplanare Eliminierung möglich. Diskutieren Sie, ob jeweils HBr oder<br />

DBr abgespalten wird und ob das E- oder Z-Olefin entsteht.<br />

Wichtig wird der Einfluß der Konformation vor allem bei alicyclischen Verbindungen, da hier die relative<br />

Lage der Substituenten durch die Ringbildung festgelegt wird. Wir wollen uns das am Beispiel des<br />

Cyclohexansystems verdeutlichen: In ihm ist aus Gründen der Ringspannung keine ebene Anordnung der<br />

Kohlenstoffatome möglich, sondern das Molekül liegt in der sog. Sesselform bzw. der sog. Wannenform vor,<br />

siehe Kapitel C.7.1:<br />

Die Anwendung der oben genannten Ingoldschen Regel auf solche alicyclischen Systeme führt nach<br />

BARTON zu folgender Aussage: Bimolekulare Eliminierungen an Cyclohexanen erfolgen nur dann glatt,<br />

1 J Zur Benennung von ds-frans-lsomeren nach dem £/Z-System siehe Kapitel C.7.2.<br />

[3.23]


272 D. 3. Eliminierung unter Bildung von C-C-Mehrfachbindungen<br />

wenn beide abzuspaltenden Substituenten die axiale (trans-) Lage (volle gestaffelte Konformation) einnehmen.<br />

Bimolekulare Eliminierungen zweier Substituenten aus der bis-äquatorialen (trans-) Lage sind im allgemeinen<br />

nicht möglich. Verbindungen, in denen zwei benachbarte Substituenten axial/äquatorial zueinander<br />

angeordnet sind (syn-Position), reagieren sehr schwer oder überhaupt nicht.<br />

Die e.e-Konformation der zu eliminierenden Substituenten kann allerdings nach obigen Erörterungen<br />

leicht in die für die bimolekulare Eliminierung nötige a,a-Lage übergehen (vgl. auch [3.24]). Man mache<br />

sich verständlich, daß durch „Umklappen" des Ringes dagegen niemals aus a,e- bzw. e.a-Substituenten a,abzw.<br />

e,e-ständige Substituenten werden können!<br />

Die praktischen Konsequenzen dieser Gesetzmäßigkeiten für das Ergebnis einer bimolekularen Eliminierung<br />

sollen am Beispiel der Eliminierung von p-Toluensulfonsäure aus p-Menth-3-yl-tosylat mit Alkoholat<br />

erläutert werden:<br />

"<br />

OTs TsO<br />

CH3 ^<br />

(e) ^ (e) rTI -TsOH<br />

I II III<br />

Im p-Menthyltosylat I liegt die Tosylgruppe in der äquatorialen Konformation vor. Sie kann deshalb erst<br />

nach Umklappen des Ringes (I—»II) bimolekular eliminiert werden. In dieser Konformation steht nur ein<br />

axiales Wasserstoffatom für die Eliminierung zur Verfügung, und es entsteht ausschließlich das p-Menth-<br />

2-en (III) 1 ). Analog haben auch andere bimolekulare Eliminierungen in alicyclischen Verbindungen, z.B.<br />

die Überführung von 1,2-Dibromverbindungen in Olefine mit Kaliumiodid in Aceton, ebenfalls die bisaxiale<br />

(anti-)Stellung der Bromatome zur Voraussetzung:<br />

Br C? r(3) ^ ? na) ^.Br<br />

Br<br />

-~ ^r i \ / " • • \ / 1 ^<br />

[3.25]<br />

Obwohl E2-Reaktionen bevorzugt unter anti-Eliminierung verlaufen, kann syn-Eliminierung auftreten,<br />

wenn besondere strukturelle Bedingungen eine anti-Eliminierung erschweren oder unmöglich machen.<br />

In den deuterierten Norbornylderivaten [3.26], z. B., ist es wegen der Starrheit des bicyclischen Ringsystems<br />

unmöglich, daß der Rest X und das ß-H-Atom eine anti-coplanare Position einnehmen können.<br />

Die Reaktion verläuft daher weitgehend unter svn-Eliminierung von DX zum deuteriumfreien Norbornen.<br />

©<br />

X = Br1OTs1NMe3<br />

[3.26]<br />

Auch in anderen Ringsystemen, in denen im Gegensatz zum Cyclohexan ein Umklappen des Ringes<br />

nicht möglich ist, um die anti-Konformation der zu eliminierenden Reste zu erreichen, ist die syn-Eliminierung<br />

bevorzugt, wie Tabelle 3.27 am Beispiel von Cycloaliphaten verschiedener Ringgröße zeigt.<br />

) Für das Menthangerüst ist folgende Numerierung der C-Atome üblich (die gestrichelt gezeichneten Bindungen<br />

liegen hinter der Zeichenebene).<br />

In 3-substituierten p-Menthanen und p-Neomenthanen sind Methyl- und Isopropylrest bisaxial<br />

(bzw. bisäquatorial) angeordnet. Beim p-Methanderivat stehen die Methylgruppe und<br />

der Substituent in 3-Stellung bisaxial (bzw. bisäquatorial), beim p-Neomenthanderivat äquatorial/axial<br />

(bzw. axial/äquatorial) zueinander.


D. 3.1. Ionische a,ß-Eliminierungen 273<br />

Tabelle 3.27<br />

Anteil der syn-EIiminierung bei der E2-Reaktion von Deuterocycloalkyltrimethylammoniumhydroxiden<br />

Ringröße syn-Eliminierung (%) Ringgröße syn-Eliminierung(%)<br />

Cyclobutyl 90 Cyclopentyl 4<br />

Cyclohexyl 46 Cycloheptyl 37<br />

Allgemein zeigen Tetraalkylammoniumverbindungen eine erhöhte Tendenz, syn-Eliminierungsprodukte<br />

zu ergeben. Man nimmt an, daß die Base mit dem Substrat einen cyclischen Komplex bildet, in dem die<br />

«yyw-Lage der abzuspaltenden Substituenten fixiert ist:<br />

\©<br />

H, 0.NR3 -H2O1-NR3 / \<br />

O H<br />

Die anderen, früher besprochenen Faktoren, wie Substituenteneinflüsse, Bau und Basizität der Basen<br />

usw., bleiben auch hier gültig, sind aber bei cyclischen Verbindungen dem stereoelektronischen Einfluß<br />

untergeordnet. Wenn jedoch von der Konformation her keine Eliminierungsrichtung bevorzugt ist, sind sie<br />

auch bei cyclischen Verbindungen bestimmend. Das zeigt die Eliminierung von Chlorwasserstoff aus Neomenthylchlorid<br />

mittels Natriumethanolat. Hier stehen sowohl am C-Atom 2 als auch am C-Atom 4 zum<br />

Chlor antiständige (axiale) Wasserstoffatome zur Verfügung. Daher entsteht ein den thermodynamischen<br />

Verhältnissen entsprechendes Gemisch aus 75% p-Menth-3-en und 25% p-Menth-2-en (bevorzugte Bildung<br />

des Zaitsev-Produkts):<br />

H (a) H (a)<br />

^^ \^<br />

75 % 25 %<br />

[3.29]<br />

Monomolekulare Eliminierungen sind wegen des ebenen Carbeniumions bzw. Carbanions als Zwischenstufe<br />

sowohl aus der syn- als auch aus der anti-Lage möglich. Sie sind normalerweise nicht stereospezifisch.<br />

Anders liegen die Dinge z. B. bei ungesättigten Verbindungen, wo die betreffenden Substituenten durch<br />

die nicht mehr frei drehbaren Doppelbindungen fixiert sind:<br />

C 'x P OH 0 OH 0 C 'x / H<br />

C=C • H-C=C-CI • , C=C [3.30]<br />

H' ^. schnell langsam) ^ \Q|<br />

3.1.4. Eliminierung von Wasser aus Alkoholen (Dehydratisierung)<br />

und von Alkoholen aus Ethern<br />

In Gegenwart starker Säuren läßt sich aus Alkoholen in flüssiger Phase häufig sehr glatt Wasser<br />

abspalten. Die Leichtigkeit der Eliminierung steigt vom primären zum tertiären Alkohol,<br />

da im wesentlichen ein E l-Mechanismus durchlaufen wird. Man erhält Zaitsev-Orientierung.<br />

(Formulieren!)<br />

Um das Verhältnis Substitution (Bildung von Estern des Alkohols, Bildung von Ethern) zu Eliminierung<br />

weitestgehend zugunsten der Eliminierung zu verschieben, sind bei primären Alkoholen<br />

hohe Temperaturen (vgl. D.3.1.1.) (180 bis 20O 0 C) und für eine ausreichende Reaktionsgeschwindigkeit<br />

hohe Konzentrationen an starken Säuren (Schwefelsäure, Phosphorsäure) nötig.<br />

*) vermutlich überhaupt nur nach intermediärer Umlagerung der E- in die Z-Verbindung


274 D. 3. Eliminierung unter Bildung von C-C-Mehrfachbindungen<br />

Infolge dieser drastischen Bedingungen entstehen erhebliche Mengen an Nebenprodukten<br />

(s. unten), und die sauer katalysierte Dehydratisierung von primären Alkoholen ist der katalytischen<br />

Dehydratisierung an Aluminiumoxid unterlegen.<br />

Secundäre Alkohole reagieren dagegen bereits bei etwa 140 0 C in Gegenwart von Phosphorsäure<br />

sehr glatt. Bei tertiären Alkoholen bewirkt bereits Oxalsäure oder Phosphorsäure bei<br />

etwa 10O 0 C die gewünschte Eliminierung von Wasser. Auch katalytische Mengen von p-<br />

Toluensulfonsäure eignen sich gut.<br />

Sehr leicht reagieren auch ß-Hydroxy-carbonylverbindungen (Aldoladdukte, vgl. Tab. 7.123),<br />

da die Eliminierung von Wasser hier zu den energiearmen a,/?-ungesättigten Carbonylverbindungen<br />

führt. Die für tertiäre Alkohole genannten Bedingungen sind auch hier anwendbar.<br />

Besonders vorteilhaft kann die Wasserabspaltung in diesen Fällen auch in Gegenwart von etwa<br />

l % lod erreicht werden, wobei wahrscheinlich die entstehende lodwasserstoffsäure der eigentliche<br />

Katalysator ist.<br />

Infolge des El-Charakters der Reaktion sind allerdings Umlagerungen im intermediären<br />

Carbeniumion die Regel, wenn sie zu einem energieärmeren Carbeniumion führen können<br />

(vgl. [2.52] und [4.17]). Es bilden sich dann doppelbindungsisomere Olefine 1 ), und es gelingt in<br />

diesen Fällen nicht, durch saure Dehydratisierung von Alkoholen einheitliche Olefine zu<br />

erhalten.<br />

aber:<br />

+ H® ©<br />

-CH2—CH2—CH2—OH — •• HßC—CH2—CH2—CH2 ^r" HßC—CH2—CH-CH2<br />

— H<br />

Bildung des<br />

energieärmeren Ions<br />

©<br />

H3C-CH2-CH-CH3<br />

^* H3C-CH=CH-CH3<br />

— H<br />

©<br />

HaC-CH2 — CH2 — CH2<br />

H3C-CH2-CH-CH3 -^rC* H3C-CH2-CH-CH3 ^ (energiereicher)<br />

OH -H® H3C-CH=CH-CH3<br />

In anderen Fällen (vgl. D.9.1.1.2., Wagner-Meerwein-Umlagerung) entstehen bei der Dehydratisierung<br />

bevorzugt im Kohlenstoffgerüst umgelagerte Produkte. So bildet sich bei der<br />

Dehydratisierung von 3,3-Dimethylbutan-2-ol nicht 3,3-Dimethylbut-l-en, sondern 2,3-Dimethyl-but-2-en:<br />

H3C @ H3Cx CH3<br />

H3C-C-CH-CH3 -T5- C=C [3.33]<br />

H3C OH 2 H3C CH3<br />

Bei der Dehydratisierung von Alkoholen in Gegenwart von Säuren kann leicht Polymerisation<br />

der Olefine als weitere Nebenreaktion eintreten (vgl. D.4.I.9.).<br />

Um das Dehydratisierungsgleichgewicht in die gewünschte Richtung zu verschieben, destilliert<br />

man, wenn möglich, das gebildete Olefin direkt ab (und schützt es so gleichzeitig vor Folgereaktionen,<br />

wie Isomerisierung, Polymerisation) oder schleppt bei hochsiedenden olefinischen<br />

Produkten das Wasser azeotrop mit Toluen o. ä. aus dem Reaktionsgemisch heraus.<br />

] ) Es ist bekannt, daß Olefine durch Säuren isomerisiert werden können. Man kann daher auch eine nachträgliche<br />

Isomerisierung des gebildeten Olefins, etwa entsprechend [4.17] annehmen.


D. 3.1. Ionische a,ß-Eliminierungen 275<br />

Die Dehydratisierung von Alkoholen gelingt ebenfalls glatt in der Gasphase bei Temperaturen<br />

von 300 bis 400 0 C an Aluminiumoxid, Aluminiumphosphat, Thoriumoxid, Titandioxid usw. Dabei<br />

findet man, auch bei primären Alkoholen, weniger Nebenprodukte. Bei der Verwendung von AIuminiumoxid<br />

können Umlagerungsreaktionen fast ganz vermieden werden, wenn man die sauren<br />

Zentren des Katalysators mit Piperidin oder anderen Basen partiell vergiftet.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Dehydratisierung von secundären und tertiären Alkoholen<br />

und von Aldoladdukten in Gegenwart von Säuren (Tab. 3.34)<br />

Secundäre Alkohole werden mit 50% (bezogen auf die Masse des Alkohols) 85%iger Phosphorsäure,<br />

tertiäre Alkohole mit 20% wasserfreier Oxalsäure oder 5% 85%iger Phosphorsäure<br />

und ß-Hydroxy-ketone oder -aldehyde mit 1% lod versetzt.<br />

Dieses Gemisch erhitzt man in einer Destillationsapparatur im Metall- oder Ölbad auf 120<br />

bis 16O 0 C, so daß das gebildete Olefin ständig abdestilliert. Man achte darauf, daß nur das<br />

Olefin überdestilliert. Bei den tiefsiedenden Olefinen muß eine 20-cm-Vigreux-Kolonne verwendet<br />

und die Vorlage zusätzlich mit Eiswasser gekühlt werden.<br />

Das Destillat wird im Scheidetrichter von der wäßrigen Phase abgetrennt, mit Natriumsulfat<br />

getrocknet und redestilliert. Bei den empfindlicheren Verbindungen (Diene, a,ß-ungesättigte<br />

Carbonylverbindungen) gibt man dabei zweckmäßig Polymerisationsinhibitoren (z. B. Hydrochinon)<br />

zu und destilliert überdies bei möglichst tiefer Temperatur.<br />

Die Methode ist in der beschriebenen Form für Halbmikropräparationen geeignet.<br />

Tabelle 3.34<br />

Saure Dehydratisierung von Alkoholen<br />

Produkt<br />

Pent-2-en<br />

2-Methyl-but-2-en<br />

1,1-Diphenyl-ethen<br />

2,3-Dimethyl-but-2-en<br />

Cyclohexen<br />

Cyclopenten<br />

3-Methyl-but-3-en-<br />

2-on*)<br />

4-Methyl-pent-3-en-<br />

2-on<br />

(Mesityloxid)<br />

3-Methyl-pent-3-en-<br />

2-on*)<br />

But-2-enal5)<br />

(Crotonaldehyd)<br />

Ausgangsverbindung<br />

Pentan-2-ol<br />

2-Methyl-butan-2-ol<br />

1 ,1 -Diphenyl-ethanol<br />

2,3-Dimethyl-butan-2-ol<br />

Cyclohexanol<br />

Cyclopentanol<br />

4-Hydroxy-3-methylbutan-2-on4-Hydroxy-4-methylpentan-2-on<br />

(Diacetonalkohol)<br />

4-Hydroxy-3-methylpentan-2-on<br />

3-Hydroxy-butanal<br />

(Acetaldol)<br />

Kp<br />

in 0 C<br />

37<br />

38<br />

13413(10)<br />

73 3 )<br />

83<br />

45<br />

36133(1oo)<br />

131<br />

636,65(50)<br />

102<br />

ng><br />

1,3830<br />

1,3859<br />

1,6085<br />

1,4115<br />

1,4464<br />

1,4223<br />

1,4432<br />

1,4425<br />

1,4489<br />

1,4366<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

70<br />

80<br />

70<br />

80<br />

80<br />

80<br />

85<br />

90<br />

80<br />

80<br />

Bemerkungen<br />

')<br />

2 ><br />

enthält 10%<br />

^-Isomeres<br />

1 ) Stellen Sie durch Aufnahme und Auswertung der entsprechenden Banden des Infrarotspektrums fest,<br />

ob neben Pent-2-en auch Pent-1-en entstanden ist und ob Pent-2-en in Z- oder £-Form vorliegt.<br />

Pent-1-en: 912,994,1642,3083 cnH<br />

E-Pent-2-en: 964,1670,3027 cm -1<br />

Z-Pent-2-en: 933, 964,1406,1658, 3018 cnH<br />

2 ) Man untersuche das Isomerengemisch (2-Methyl-but-l-en, 2-Methyl-but-2-en und 3-Methyl-but-l-en)<br />

gaschromatographisch und schätze die Mengenverhältnisse der entstandenen Isomeren ab! Für die<br />

Trennung sind folgende Bedingungen geeignet: Länge der Kolonne: l m; Trägermaterial: Kieselgur;<br />

Phase: Paraffinöl; Temperatur: 2O 0 C; Gasstrom: Wasserstoff 5 1/Std.<br />

Relative Retentionen (bezogen auf Ether): 2-Methyl-but-!-en 1,0;<br />

2-Methyl-but-2-en 1,45; 3-Methyl-but-l-en 0,55.<br />

3 ) Als Vorlauf wird wenig 2,3-Dimethyl-but-l-en, Kp 55 0 C, erhalten.<br />

4 ) Im Vakuum redestillieren, mit je 0,5% Eisessig und Hydrochinon stabilisieren.<br />

5 ) Bei Redestillation mit je 0,5% Eisessig und Hydrochinon stabilisieren.


276 D. 3. Eliminierung unter Bildung von C-C-Mehrfachbindungen<br />

Darstellung einiger Styrene durch Dehydratisierung von (a-Hydroxyethyl)benzenen: OVER-<br />

BERGER, C. G.; SAUNDERS, J. H., Org. Synth., CoIl. Vol. III (1955), 204.<br />

Darstellung von Methacrylsäureamid aus Acetoncyanhydrin: WILEY, R. H.; WADDEY, W. E.,<br />

Org. Synth., CoIl. Vol. III (1955), 560.<br />

In prinzipiell gleicher Weise wie Wasser aus Alkoholen lassen sich Alkohole aus Ethern eliminieren.<br />

Dieses Verfahren besitzt meist gegenüber der Dehydratisierung keinen Vorteil. Aus<br />

Acetalen lassen sich jedoch so Enolether darstellen:<br />

H®<br />

R-CH2-CH(OR 1 J2 " - R-CH=CH-OR' [3.35]<br />

— R Un<br />

Diese Reaktion wird bereits durch etwa 0,5% Phosphorsäure katalysiert, da als Zwischenprodukt<br />

ein relativ energiearmes Carbeniumion entsteht (warum?). Den abgespaltenen Alkohol<br />

destilliert man aus dem Reaktionsgemisch heraus. Das führt dann zu Schwierigkeiten, wenn<br />

der eliminierte Alkohol und der entstehende Enolether einen ähnlichen Siedepunkt besitzen<br />

(niedrige Glieder der homologen Reihen). In diesen Fällen muß mit einer wirksamen Kolonne<br />

gearbeitet werden.<br />

Es sei vermerkt, daß sich Acetale auch in der Gasphase an Aluminiumoxid zu Alkoholen<br />

und Enolethern spalten lassen.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von Enolethern aus Acetalen durch Eliminierung<br />

von Alkohol (Tab. 3.36)<br />

Das betreffende Acetal wird mit 0,5% 85%iger Phosphorsäure und 1,2% Pyridin versetzt und<br />

in einem Rundkolben mit Hahn-Aufsatz (vgl. Abb. A.77) und absteigendem Kühler zum Sieden<br />

erhitzt. Als Kühlflüssigkeit im Hahn-Aufsatz verwendet man den jeweils im Acetal gebundenen<br />

Alkohol. Der in der Reaktion langsam gebildete Alkohol destilliert ab und wird in<br />

einem Meßzylinder aufgefangen, so daß der Fortgang der Umsetzung leicht verfolgt werden<br />

kann.<br />

Nach Beendigung der Alkoholabspaltung destilliert man den Kolbeninhalt.<br />

Tabelle 3.36<br />

Enolether aus Acetalen<br />

Produkt<br />

2-Ethoxy-hex- 1 -en<br />

a-Ethoxy-styren<br />

ß-Methoxy-styren<br />

1 -Ethoxy-cyclohexen<br />

Ausgangsverbindung<br />

Butylmethylketondiethylacetal<br />

Acetophenondiethylacetal<br />

Phenylacetaldehyddimethylacetal<br />

Cyclohexanondiethylacetal<br />

Kp<br />

in 0 C<br />

135<br />

89lvs(11)<br />

99ij(i3)<br />

160<br />

n 2 ?<br />

1,4180<br />

1,5292<br />

1,5620<br />

1,4580<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

In ähnlicher Weise läßt sich 2-Ethoxy-buta-l,3-dien aus Methylvinylketon (über 1,3,3,-Triethoxy-butan)<br />

darstellen (formulieren!): DYKSTRA, H. B., J. Am. Chem. Soc. 57 (1935), 2255.<br />

Weitere Beispiele: NAZAROV, I. N.; MARKIN, S. M.; KRUPTSOV, B. K., Zh. Obshch. Khim. 29<br />

(1959), 3692.<br />

Die Dehydratisierung von Hydroxyverbindungen hat technische Bedeutung zur Herstellung von Olefinen<br />

und Vinylderivaten, die wichtige Zwischenprodukte und Monomere für Kunststoffe und Kunstfasern<br />

sind (Tab. 3.37). Die Hauptmenge der technisch wichtigen Olefine wird jedoch durch Dehydrierungs- und<br />

Pyrolyseprozesse aus Erdölkohlenwasserstoffen hergestellt (s. D.6.6.).<br />

90<br />

95<br />

90<br />

95


Tabelle 3.37<br />

D. 3.1. Ionische a,ß-Eliminierungen 277<br />

Technisch wichtige ungesättigte Verbindungen, die durch Dehydratisierung hergestellt werden, und ihre<br />

Verwendung<br />

Ausgangsprodukt Produkt Verwendung<br />

Acetaldol (s. D.7.2.1.3) Crotonaldehyd —> Crotonsäure —» Copolymere<br />

-> Sorbinsäure (Konservierungsmittel)<br />

-» 3-Methoxy-butanol (Hydraulikflüssigkeit) -»<br />

3-Methoxy-butylacetat (Lösungsmittel für Lacke)<br />

Acetoncyanhydrin Methacrylsäuremethylester —» Polymethacrylsäuremethylester (Plexiglas)<br />

Acetanhydrid Keten -» Acetylierungsmittel<br />

Ein analytisches Anwendungsbeispiel der sauren Dehydratisierung ist die quantitative<br />

Bestimmung von tertiären Alkoholen im Gemisch mit primären und secundären. Hierbei wird<br />

das Gemisch zusammen mit Xylen unter Verwendung eines Wasserabscheiders in Gegenwart<br />

einer kleinen Menge Zinkchlorid oder lod unter Rückfluß gekocht. Unter diesen Bedingungen<br />

wird nur der tertiäre Alkohol dehydratisiert. Sein Anteil läßt sich aus der gebildeten Wassermenge<br />

errechnen.<br />

3.1.5. Eliminierung von Halogenwasserstoff aus Alkylhalogeniden<br />

Obwohl für die Darstellung von Olefmen aus Alkoholen die direkte Dehydratisierung am einfachsten<br />

ist, wählt man häufig den Umweg über die Dehydrohalogenierung der entsprechenden Alkylhalogenide<br />

bzw. die Detosylierung der p-Toluensulfonsäureester, vor allem dann, wenn die<br />

Abspaltung von Wasser wegen ihres E l-Charakters zu Olefmgemischen oder Umlagerungsprodukten<br />

führen kann. Es gelingt nämlich fast immer, durch Anwendung von hohen Konzentrationen<br />

an starken Basen die genannten Reaktionen in das bimolekulare Gebiet zu lenken.<br />

Als Basen finden meist Verwendung: Alkalihydroxide in Alkoholen oder in polaren aprotonischen<br />

Lösungsmitteln, Alkalialkoholate im entsprechenden Alkohol oder in Dimethylsulfoxid,<br />

Alkaliamide in inerten Lösungsmitteln und tertiäre organische Basen wie Pyridin, Chino-<br />

Hn, Dimethylanilin, Dicyclohexylethylamin sowie die Amidine DBN und DBU [3.14].<br />

Die Art der Base und des Lösungsmittels sowie die Temperatur müssen dem jeweiligen Substrat<br />

und dem gewünschten Olefin angepaßt werden. So neigen z. B. primäre Alkylhalogenide<br />

zu Substitutionsreaktionen und bilden bei der Behandlung mit Alkalihydroxid-Alkohol oder<br />

Alkalialkoholat hauptsächlich die entsprechenden Ether (vgl. D.2.6.2.). Für die Darstellung<br />

von Olefinen verwendet man deshalb in diesen Fällen voluminöse Basen, wie Dicyclohexylethylamin,<br />

oder Basen mit hohem pKB-Wert, wie Kalium-tert-butanolat, und arbeitet bei<br />

erhöhten Temperaturen, u.U. in Gegenwart eines geeigneten Lösungsmittels. Weniger<br />

anspruchsvolle Reaktionsbedingungen erfordern secundäre und tertiäre Alkylhalogenide.<br />

Dehydrohalogenierungen gelingen mit NaOH auch in zweiphasigen Systemen unter Verwendung<br />

von Phasentransferkatalysatoren (vgl. D.2.4.2. und die Präparate vor Abschnitt<br />

D.3.I.6.).<br />

Elektronenacceptorgruppen in Nachbarstellung zum abzuspaltenden H-Atom beschleunigen<br />

die Eliminierung, da sie die Acidität der C-H-Bindung erhöhen und damit die Abspaltung<br />

des Protons erleichtern. Die konkurrierende nucleophile Substitution tritt in den Hintergrund.<br />

ß-Chlor-propionsäure reagiert schon mit verdünnter Natronlauge zu Acrylsäure, aus ß-Chlorethylmethylketon<br />

und tyN-Diethyl-anilin entsteht Methylvinylketon (s. auch D.3.I.6.). Man<br />

formuliere diese Umsetzungen!<br />

In ß-Stellung zu Elektronenacceptorgruppen lassen sich auch solche Substituenten, die sich<br />

im allgemeinen nicht als Abgangsgruppen eignen, eliminieren. Man formuliere als Beispiel die<br />

basenkatalysierte Spaltung von l-Phenyl-3-piperidino-propan-l-on zu Phenylvinylketon und


278 D. 3. Eliminierung unter Bildung von C-C-Mehrfachbindungen<br />

Piperidin! Carbonsäurehalogenide mit nachbarständiger CH-Bindung reagieren mit Triethylamin<br />

bereits unterhalb O 0 C, wobei Ketene entstehen:<br />

R , JP Et3N R<br />

P H " c x ^5T l<br />

H Cl H<br />

Unter den Reaktionsbedingungen sind die meisten Ketene nicht beständig, da das Amin die<br />

Dimerisierung katalysiert. Sie können jedoch in Secundärreaktionen abgefangen werden (vgl.<br />

[7.314]). Aus Diphenylacetylchlorid erhält man mit Triethylamin das stabile Diphenylketen<br />

(formulieren!).<br />

In analoger Weise entstehen aus aliphatischen Sulfonsäurechloriden die nicht in freier Form<br />

faßbaren Sulfene (R2C=SO2).<br />

In der Technik findet die Dehydrohalogenierung vor allem zur Darstellung von halogenierten Olefinen<br />

Anwendung:<br />

1,2-Dichlor-ethan -> Vinylchlorid (-»Polyvinylchlorid)<br />

1,1,2,2-Tetrachlor-ethan -> Trichlorethylen (Lösungsmittel) -> Chloressigsäure<br />

2,4-Dichlor-2-methyl-butan —» Isopren (—» Polymere)<br />

chlorierte Cyclopentane —> Hexachlorcyclopentadien (—> Insektizide)<br />

Hexachlorcyclohexan —> 1,2,4-Trichlor-benzen (—> 2,4-Dichlor-phenol —» 2,4-Dichlor-phenoxyessigsäure,<br />

vgl. D.2.6.2.).<br />

In prinzipiell gleicher Weise wie die Olefine lassen sich durch Dehydrohalogenierung von<br />

1,1- oder 1,2-Dihalogeniden Acetylene (Alkine) darstellen:<br />

H H<br />

i i<br />

-C-Ci<br />

i<br />

XX<br />

H X<br />

i i<br />

-C-C-<br />

I I<br />

H X<br />

—<br />

-2HB.-2X<br />

-CEC- [3.39]<br />

Im allgemeinen erfordert die Abspaltung von zwei Molekülen Halogenwasserstoff energische<br />

Reaktionsbedingungen; am häufigsten werden Suspensionen von Alkaliamiden in unpolaren<br />

Lösungsmitteln bzw. deren Lösungen in flüssigem Ammoniak sowie alkoholische Lösungen<br />

von Ätzkali oder Alkalialkoholaten verwendet.<br />

Da unter dem Einfluß starken Alkalis und höherer Temperaturen die C=C-Bindung dazu<br />

neigt, sich in das Innere des Moleküls zu verlagern oder zur Allen-Gruppierung >C=C=C< zu<br />

isomerisieren, empfiehlt sich zur Darstellung von Alkinen mit endständiger Dreifachbindung<br />

die Verwendung von Natriumamid in flüssigem Ammoniak (die erforderlichen Reaktionstemperaturen<br />

liegen z. T. unter -30 0 C) oder von unpolaren Lösungsmitteln, wie z. B. Ligroin. In<br />

diesem Medium ist das Natriumsalz des Alk-1-ins unlöslich und wird so der weiteren Reaktion<br />

entzogen. 1 ) Präparativ einfacher ist die Dehydrohalogenierung mit Ätzkali/Triethylenglycol<br />

(„Triglycol") 2 ), die sich allerdings bei Verbindungen mit alkaliempfindlichen Gruppen verbietet.<br />

Auch hier bleibt die Gefahr einer Bindungsisomerisierung gering, da das Alkin sofort aus<br />

dem Reaktionsgemisch herausdestilliert.<br />

1<br />

J Umgekehrt bewirkt Natriumamid bei Alkinen mit innenständiger Dreifachbindung deren Isomerisierung<br />

zum Alk-1-in.<br />

2<br />

) HO-CH2CH2-O-^CH2CH2-O-CH2CH2-OH, a-Hydro-o>-hydroxy-tri(oxyethylen); Trivialnamen sind<br />

jedoch sehr gebräuchlich. Sie werden deshalb in diesem Buch auch verwendet, obwohl sie in den<br />

Nomenklaturregeln nicht vorgesehen sind.


D. 3.1. Ionische a,ß-Eliminierungen 279<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Dehydrohalogenierung von Alkylhalogeniden mit Dicyclohexylethylamini)<br />

(Tab. 3.40)<br />

In einem 250-ml-Dreihalskolben mit Destillationsaufsatz und absteigendem Kühler (Variante A)<br />

bzw. Innenthermometer, Rührer und Rückflußkühler mit Calciumchloridrohr (Variante B) werden<br />

0,1 mol des Alkylhalogenids und 0,15 mol Dicyclohexylethylamin unter kräftigem Rühren auf<br />

180 0 C erhitzt, bei tiefer siedenden Alkylhalogeniden auf eine Temperatur, die 20 0 C über dem Siedepunkt<br />

des Alkylhalogenids liegt. Wegen ihres höheren Siedepunkts sind die Alkylbromide besser<br />

geeignet als die Chloride. (Wieso ist der höhere Siedepunkt vorteilhaft?)<br />

Unterhalb 13O 0 C siedende Olefine werden direkt aus dem Reaktionsgemisch herausdestilliert<br />

(Variante A). Gegen Schluß, wenn nur noch geringe Mengen Olefin übergehen, steigert<br />

man die Kolbentemperatur auf 23O 0 C. Nach beendeter Reaktion (Dauer etwa 15 bis 20 Stunden)<br />

wird das abdestillierte Olefin über Calciumchlorid getrocknet und rektifiziert.<br />

Bei oberhalb 130 0 C siedenden Olefinen (Variante B) erhitzt man unter Rühren 20 Stunden<br />

unter Rückfluß, läßt abkühlen und saugt vom ausgeschiedenen Dicyclohexylethylammoniumsalz<br />

ab. Der Filterrückstand wird mit Petrolether gewaschen. Aus den vereinigten Filtraten<br />

wird zunächst der Petrolether abdestilliert und der Rückstand über eine 20-cm-Vigreux-<br />

Kolonne im Vakuum fraktioniert.<br />

Das Dicyclohexylethylamin ist in jedem Falle zurückzugewinnen: Bei Variante B wird der<br />

Destillationsrückstand der Fraktionierung des Olefins, der in der Hauptsache aus dem Amin<br />

besteht, bis zur sauren Reaktion mit verd. Salzsäure versetzt, die wäßrige Lösung zur Entfernung<br />

nicht umgesetzten Bromids und restlichen Olefins ausgeethert, mit dem abgesaugten<br />

Dicyclohexylethylammoniumbromid vereinigt und mit überschüssiger 50%iger Kalilauge das<br />

Amin in Freiheit gesetzt. Weitere Verarbeitung s. siehe D.2.6.4.<br />

Bei Variante A wird der Kolbenrückstand analog aufgearbeitet: Lösen in Salzsäure (saure<br />

Reaktion prüfen!), ausethern, mit Kalilauge alkalisch machen, Amin abtrennen usw.<br />

Tabelle 3.40<br />

Dehydrohalogenierung von Alkylbromiden mit Ethyldicyclohexylamin<br />

Produkt<br />

Hex-l-en<br />

Hept-1-en<br />

Oct-l-en<br />

Dec-l-en<br />

Dodec-1-en<br />

Ausgangsverbindung<br />

(Kp in 0 C)<br />

Hexylbromid (156)<br />

Heptylbromid (178)<br />

Octylbromid (200)<br />

Decylbromid<br />

Dodecylbromid<br />

Variante<br />

A<br />

A<br />

A<br />

B<br />

B<br />

Kp<br />

in 0 C<br />

63<br />

93<br />

122<br />

52!,5(H)<br />

962,o(i5)<br />

n 2 «<br />

1,3877<br />

1,3998<br />

1,4091<br />

1,4215<br />

1,4308<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Dehydrohalogenierung (Detosylierung) mit Ätzkali/Triglycol<br />

(Tab. 3.41)<br />

In einem Zweihalskolben mit Rührer, Destillationsaufsatz und absteigendem Kühler löst man<br />

pro 0,1 mol abzuspaltendem Halogenwasserstoff 0,25 mol Ätzkali in 60 ml Triglycol unter<br />

Erwärmen im Metallbad auf etwa 10O 0 C (Braunfärbung) 2 ). Man kühlt die Lösung etwas ab,<br />

gibt das betreffende Alkylhalogenid oder -tosylat zu und erhitzt danach langsam auf 200 0 C<br />

Badtemperatur, wobei das Eliminierungsprodukt abdestilliert. Man verwende kein Innenthermometer,<br />

da das Glas durch die heiße Ätzkalilösung sehr stark angegriffen wird! Die Reaktion<br />

kann plötzlich und unter Schäumen eintreten, daher muß vorsichtig geheizt werden. Die Reaktion<br />

ist meist in etwa 30 Minuten beendet.<br />

1 ) Es kann auch Dicyclohexylmethylamin, DBN oder DBU (vgl. [3.14]) verwendet werden.<br />

2 ) Das Volumen des Kolbens soll mindestens doppelt so groß wie das des Reaktionsgemisches sein.<br />

80<br />

90<br />

95<br />

80<br />

90


280 D. 3. Eliminierung unter Bildung von C-C-Mehrfachbindungen<br />

Das Reaktionsprodukt wird vom Wasser (aus dem Lösungsmittel und aus Nebenreaktionen)<br />

abgetrennt und die wäßrige Schicht ausgeethert; die vereinigten organischen Phasen werden<br />

mit Natriumsulfat getrocknet. Nach Abdestillieren des Ethers wird das Eliminierungsprodukt<br />

fraktioniert.<br />

Die Präparationen sind auch im Halbmikromaßstab durchführbar. Man verzichtet in diesem<br />

Falle auf den Rührer und arbeitet in einer einfachen Destillationsapparatur.<br />

Tabelle 5.47<br />

Dehydrohalogenierung (Detosylierung) mit Ätzkali/Triglycol<br />

Produkt<br />

Hex- 1 -in<br />

OcM -in<br />

Dec-l-in<br />

Dodec-1-in<br />

Phenylacetylen<br />

Cyclohexen 1 )<br />

Cyclohexa-13-dien 1 ) 2 )<br />

(+)p-Menth-2-en 3 )<br />

Ausgangsverbindung<br />

1,2-Dibrom-hexan<br />

1 ,2-Dibrom-octan<br />

1 ,2-Dibrom-decan<br />

1 ,2-Dibrom-dodecan<br />

1 ,2-Dibrom-ethylbenzen<br />

Bromcyclohexan<br />

1 ,2-Dibrom-cyclohexan 2 )<br />

(-)p-Menth-3-yl-tosylat<br />

Kp /<br />

in 0 C<br />

* 2 o°<br />

71 11,3960<br />

127<br />

,4134<br />

69i ,3(io) ,4242<br />

952,o(i5)<br />

143<br />

,4351<br />

,5460<br />

83<br />

,4438<br />

80<br />

,4730<br />

562,0(15) 11,4506<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

1 ) Nicht ausethern! <strong>Organisch</strong>e Phase abtrennen, trocknen, destillieren.<br />

2 ) Man gibt nur ein Viertel der Ausgangsverbindung zum Reaktionsgemisch, erhitzt dann bis zum<br />

Anspringen der Reaktion und tropft anschließend den Rest des Dibromides zu. Das Produkt enthält 10<br />

bis 15% Cyclohexa-l,4-dien.<br />

3 ) Über Natrium redestillieren. Man ermittle polarimetrisch (vgl. A.3.4.) den Gehalt an p-Menth-2-en:<br />

p-Menth-2-en: [a] 2 *) = +132°,p-3-Menthen: [a] 2 » = +110° (gemessen in Substanz).<br />

I<br />

Darstellung von Diketen<br />

Vorsicht! Diketen ist giftig und reizt die Atmungsorgane sowie die Haut! Abzug!<br />

Schutzhandschuhe tragen! Geräte mit verdünnter Lauge reinigen!<br />

l mol Acetylchlorid wird in 400 ml Diethylether gelöst und unter gutem Rühren tropfenweise<br />

mit einer Mischung aus l mol Triethylamin und 400 ml Ether versetzt. Man reguliert die<br />

Zugabe so, daß die Reaktion nicht zu heftig wird. Die etherische Lösung wird danach vom<br />

gebildeten Triethylaminhydrochlorid abgesaugt, indem man eine Fritte entsprechend Abbildung<br />

3.42 in den Reaktionskolben einführt. Man destilliert anschließend im schwachen<br />

Vakuum über eine 20-cm-Vigreux-Kolonne. Kpi3,3(100) 72 0 C; Ausbeute 55%.<br />

Für weitere Umsetzungen des Diketens ist es normalerweise nicht notwendig, das Produkt<br />

zu destillieren. Da die Trennung vom Diethylether relativ schwierig ist, sollte man die Folgereaktionen<br />

direkt in der erhaltenen Etherlösung durchführen.<br />

Fritte<br />

Woulfesche Flasche,<br />

Wasserst ra h l pu m pe<br />

60<br />

60<br />

80<br />

80<br />

90<br />

90<br />

65<br />

85<br />

Abb. 3.42<br />

Anordnung zur inversen Filtration


D. 3.1. Ionische a,ß-Eliminierungen 281<br />

Ketendiethylacetal aus Bromacetaldehyddiethylacetal: MC£LVAIN, S. M.; KUNDIGER, D., Org.<br />

Synth., CoIl. Vol. ffl (1955), 506;<br />

Acroleindiethylacetal aus ß-Chlor-propionaldehydacetal: WITZEMANN, E. J.; HASS, H.;<br />

SCHROEDER, E. F., Org. Synth., CoIl. Vol. II (1943), 17;<br />

2-Vinyl-thiophen aus 2-(l-Chlorethyl)thiophen: EMERSON, W. S.; PATRICK, T. M., Org. Synth.,<br />

CoIl. Vol. IV (1963), 980;<br />

Diphenylketen aus Diphenylacetylchlorid: TAYLOR, E. C.; McKiLLOP, A.; HAWKS, G. H., Org.<br />

Synth. 52 (1972), 36.<br />

Beispiele für die Darstellung von Alkinen durch Dehydrobromierung mit Ätzkali/Alkohol:<br />

Acetylendicarbonsäure aus meso-Dibrombernsteinsäure: ABBOTT, T. W; ARNOLD, R. T;<br />

THOMPSON, R. B., Org. Synth., CoIl. Vol. II (1943), 10;<br />

Phenylpropiolsäure aus o,ß-Dibrom-zimtsäureethylester: ABBOTT, T. W, Org. Synth., CoIl.<br />

Vol. II (1943), 515;<br />

Tolan aus 1,2-Dibrom-stilben: SMITH, L. J.; FALKOFF, M. M., Org. Synth., CoIl. Voll. IH (1955)<br />

350;<br />

Dehydrobromierung unter Verwendung von Phasentransferkatalysatoren: Propinaldiethylacetal<br />

aus 2,3-Dibrom-propionaldehyddiethylacetal und andere Beispiele: LE COQ, A.; GOR-<br />

GUES, A., Org. Synth. 59 (1979), 10.<br />

3.1.6. Eliminierung von Trialkylamin aus quartären Ammoniumbasen<br />

(Hofmann-Abbau) 1 )<br />

Durch Alkylierung von Aminen mit überschüssigem Alkylierungsmittel (man verwendet meist<br />

Methyliodid oder Dimethylsulfat) erhält man die quartären Ammoniumsalze, die sich mit Silberhydroxid<br />

bzw. unter Verwendung von Ionenaustauschern leicht in die quartären Ammoniumhydroxide<br />

überführen lassen. Diese zerfallen beim einfachen Erhitzen oder Eindampfen<br />

der wäßrigen Lösung in Olefin, tertiäres Amin und Wasser:<br />

H-C-C-N(CHa)3 + OH C=Cx + N(CH3J3 + H2O [3.43]<br />

Bei Anwesenheit mehrerer ß-H-Atome im Molekül verläuft diese bimolekulare Eliminierung<br />

in vielen Fällen nach der Hofmann-Regel, z. B.<br />

0<br />

H3C-CH-CH2-CH3 + OH<br />

©N(CH3)3<br />

H2C=CH - CH2 - CH3<br />

H3C-CH=CH-CH3<br />

95 %<br />

5%<br />

[3.44]<br />

Wenn eine Eliminierung nicht möglich ist, weil kein ß-ständiger Wasserstoff vorhanden ist,<br />

beobachtet man Substitutionen, z. B.:<br />

0 Q<br />

CH3N(CHa)3 + OH - CH3OH + N(CH3J3 I 3 - 45 !<br />

Der Hofmann-Abbau ist vor allem für die Konstitutionsermittlung von stickstoffhaltigen, aus Naturprodukten<br />

isolierten Verbindungen (Alkaloiden) von großer Bedeutung gewesen. Das Prinzip besteht darin,<br />

daß man das betreffende Amin mit überschüssigem Methyliodid quaterniert („erschöpfende Methylierung")<br />

und das nach der Pyrolyse entstehende Olefin untersucht. Auf diese Weise bestimmte HOFMANN die<br />

Struktur des Piperidins:<br />

I Man verwechsle nicht mit dem Hofmann-Abbau von Säureamiden (vgl.D.9.)!


fr<br />

282 D. 3. Eliminierung unter Bildung von C-C-Mehrfachbindungen<br />

r"^ -f 2 MeI; Ag2O r x ""N A ^"1 + MeI, + V2 Ag2O, + V2 H2O ^^ 1<br />

Ix J -2AgI L 0 J - -H2O L ' -AgI " L^©" ©<br />

U U OH ^N /N, OH<br />

H Me Me Me Me Me Me<br />

- H2O, - NMe3<br />

Piperylen (Penta-1,3-dien)<br />

Man informiere sich in den Lehrbüchern über die klassischen Arbeiten von R. WILLSTÄTTER (Abbau von<br />

Pseudopelletierin zu Cyclooctatetraen).<br />

[3.46]<br />

Der Hofmann-Abbau wird heute im Laboratorium mitunter angewandt, wenn definierte<br />

Olefine (z. B. mit endständiger Doppelbindung) unter relativ milden Bedingungen dargestellt<br />

werden sollen. In manchen Fällen ist es dabei unnötig, das quartäre Ammoniumsalz in die<br />

Ammoniumbase überzuführen. So lassen sich die Salze von Mannich-Basen der Struktur<br />

0, R<br />

R-CO-CH2-CH2-N-R<br />

[3.47]<br />

H<br />

(vgl. D.7.2.1.5.) glatt in die entsprechenden Vinylketone umwandeln, indem man sie auf 100 bis<br />

15O 0 C erwärmt. Die Spaltung gelingt häufig auch durch Destillation mit Wasserdampf. Die<br />

leichte Eliminierung ist darauf zurückzuführen, daß ein relativ energiearmes konjugiertes<br />

Elektronensystem entstehen kann. Man formuliere das nachstehende Beispiel!<br />

Darstellung von Methylvinylketon<br />

I<br />

Vorsicht! Methylvinylketon ist stark giftig, ruft auf der Haut Verätzungen hervor und reizt<br />

die Atmungsorgane. Abzug! Schutzhandschuhe tragen! Geräte mit Permanganatlösung reinigen!<br />

l mol 4-Dimethylamino-butan-2-on-hydrochlorid oder 4-Diethylamino-butan-2-on-hydrochlorid<br />

1 ) wird in der eben zureichenden Menge Wasser gelöst und mit l g Hydrochinon und<br />

l ml Eisessig versetzt. Man läßt diese Lösung im Verlauf von l bis 2 Stunden unter Rühren zu<br />

250 ml Phthalsäurediethylester (als „innerer" Wärmeüberträger) zutropfen, der sich in einem<br />

1-1-Dreihalskolben mit KPG-Rührer, Tropftrichter, Innenthermometer und Destillationsaufsatz<br />

mit absteigendem Kühler befindet und auf 16O 0 C erhitzt ist. Das gebildete Methylvinylketon<br />

destilliert zusammen mit dem Reaktionswasser ab. Die Vorlage wird über einen Vakuumvorstoß<br />

mit dem Kühler verbunden, zusätzlich in Eiswasser gekühlt und zur Stabilisierung<br />

des Methylvinylketons mit 0,5 g Hydrochinon und 0,5 ml Eisessig beschickt.<br />

Nach Beendigung der Reaktion sättigt man das Destillat mit Kaliumcarbonat, trennt das<br />

Methylvinylketon ab, trocknet mit Natriumsulfat und destilliert im schwachen Vakuum 2 ),<br />

wobei man sowohl in den Siedekolben als auch in die Vorlage 0,5 g Hydrochinon und 0,5 ml<br />

Eisessig gibt. Die Vorlage muß dabei in Eis/Kochsalz-Mischung gekühlt werden. KpI3300O)<br />

33 0 C; Ausbeute 80%.<br />

Darstellung von Hex-l-en durch Hofmann-Abbau aus Hexylamin: COPE, A. C; TRUMBULL,<br />

E. R., Org. React. 11 (1960), 381.<br />

1 ) Es kann das in der Mannich-Reaktion unmittelbar abgeschiedene Hydrochlorid ohne Reinigung verwendet<br />

werden. Bei Verwendung der freien, destillierten Mannich-Base wird mit der äquimolaren Menge<br />

konzentrierter Salzsäure unter Eiskühlung neutralisiert.<br />

2 ) Man muß bei möglichst niedriger Siedetemperatur destillieren. Bei vollem Wasserstrahlvakuum liegt der<br />

Siedepunkt jedoch bereits unter der Zimmertemperatur.


D. 3.2. Thermische syn-Eliminierungen 283<br />

Alkene durch Hofmann-Eliminierung unter Verwendung von Ionenaustauschern für die<br />

Herstellung der quaternären Ammoniumhydroxide: Diphenylmethylvinylether: KAISER, C.;<br />

WEINSTOCK, J., Org. Synth. 55 (1976), 3.<br />

3.2. Thermische syn-Eliminierungen<br />

Das Prinzip dieser Eliminierungen sei am klassischen Beispiel der Chugaev-Reaktion erläutert:<br />

Aus einem Kaliumalkoholat wird zunächst mit Schwefelkohlenstoff das entsprechende<br />

Kalium-O-alkyl-dithiocarbonat (Kaliumxanthogenat) hergestellt ([3.4Sa]). Durch Alkylierung<br />

dieses Salzes (man verwendet meist Methyliodid) gewinnt man den Dithiokohlensäure-O,Sdialkylester<br />

(Xanthogensäurealkylester) (b), der beim trockenen Erhitzen in ein Olefin, Alkylthiol<br />

und Kohlenoxidsulfid zerfällt (c):<br />

I I I I /, s @<br />

H-C-C-OK + CS2 - H-C-C-O-C K [3.48a]<br />

h Rl<br />

+ RSH + COS<br />

[3.48c]<br />

Diese Pyrolyse ist eine monomolekulare Reaktion. Sie verläuft jedoch im Gegensatz zur<br />

El-Reaktion nicht über freie Ionen, sondern über einen cyclischen Übergangszustand, in dem<br />

Bindungsbruch und -bildung annähernd gleichzeitig erfolgen. Durch die Ringstruktur des<br />

Übergangszustandes ist gleichzeitig der sterische Verlauf als syn-Eliminierung festgelegt:<br />

-crÄ>r SR ^C^ °V SR<br />

I^ J - n + i (-* COS + R-SH) [3.49]<br />

*) C V S ^ C \ H" S<br />

So werden bei der Chugaev-Eliminierung aus (-)-Menthol 66% p-Menth-3-en (neben 34%<br />

p-Menth-2-en) gebildet, woraus auf syn-Eliminierung zu schließen ist, da am C-Atom 4 kein<br />

zur OH-Gruppe anti-ständiger Wasserstoff zur Verfügung steht:<br />

—X=-OCSMe [3.50]<br />

Man vergleiche das Ergebnis mit dem einer bimolekularen Eliminierung, z.B. am Menthyltosylat<br />

(D.3.I.3.)! Ähnlich lassen sich auch andere Ester, z. B. Urethane, Kohlensäure- und Carbonsäureester,<br />

Selen- und Sulfoxide, sowie Aminoxide (Cope-Eliminierung) pyrolysieren,<br />

wobei die Tendenz zur Pyrolyse in folgender Reihe abnimmt:<br />

/H


284 D. 3. Eliminierung unter Bildung von C-C-Mehrfachbindungen<br />

So erfordert z. B. die Pyrolyse der Essigsäureester Temperaturen von 400 bis 500 0 C, während<br />

Dithiokohlensäure-O,S-dialkylester (Xanthogensäureester) bei 120 bis 20O 0 C und Aminoxide<br />

schon bei 80 bis 16O 0 C umgesetzt werden können. Sulfoxide unterliegen einer thermischen<br />

Eliminierung bei ca. 8O 0 C, Selenoxide zersetzen sich dagegen schon häufig während<br />

ihrer Herstellung bei Raumtemperatur.<br />

Formulieren Sie die angegebenen Reaktionen im einzelnen!<br />

Die Abspaltungsrichtung ist bei solchen thermischen Eliminierungen meist uneinheitlich.<br />

Bei offenkettigen Verbindungen kompensieren sich häufig sterische (konformative) und thermodynamische<br />

Einflüsse, so daß die Eliminierungsrichtung im wesentlichen statistisch<br />

bestimmt ist (vgl. D.3.I.2.). Bei der Pyrolyse von But-2-yl-acetat erhält man z. B. 51% But-l-en<br />

und 49% But-2-en.<br />

Bei cyclischen Verbindungen kann die Konformation bestimmend werden. Sind von der Konformation her<br />

zwei Eliminierungsrichtungen möglich, wird überwiegend das thermodynamisch stabilere Produkt gebildet.<br />

1-Methyl-cyclohexylacetat ergibt z. B. 75% 1-Methyl-cyclohex-l-en und 25% Methylencyclohexan.<br />

Obwohl recht scharfe Pyrolysebedingungen notwendig sind, um Essigsäureester in die<br />

Olefine zu überführen, werden die Acetate als leicht herstellbare Ester doch häufig als Ausgangsmaterial<br />

verwendet, zumal ihre Pyrolyse trotz der häufig notwendigen hohen Temperatur<br />

mit beachtlich wenig Nebenreaktionen bzw. Isomerisierungen der Doppelbindung verläuft. So<br />

erhält man aus Alkylacetaten ziemlich reine A i-Olefine. Selbst das Acetat des 2,2-Dimethylpentan-3-ols<br />

liefert neben 77% des normalen Eliminierungsproduktes (4,4-Dimethyl-pent-2en)<br />

nur etwa 7% umgelagertes Olefin, während bei einer sauren Dehydratisierung weitgehende<br />

Skelettisomerisierung eintritt (vgl. auch [3.33].) Nitrilgruppen, Methoxygruppen,<br />

Nitrogruppen oder weitere Estergruppen stören die Reaktion im allgemeinen nicht, so daß<br />

auch die Darstellung von


iv°<br />

\ /<br />

°^c^cr<br />

n P Oh<br />

i i \ /<br />

Erhitzen ^ C^ OH ^ Jc^ /OH<br />

-CO2 "C H C<br />

n n<br />

substituierte Malens ure substituierte Essigs Cure<br />

\ /<br />

*c'&c- R<br />

l~x /Il<br />

°V°<br />

ß-Oxocarbonsü ure<br />

HOOC<br />

-CO2<br />

^R OH<br />

\/<br />

r c y<br />

o<br />

Keton<br />

D. 3.3. a,a-Eliminierung 285<br />

[3.52]<br />

[3.53]<br />

[3.54]<br />

Da das bei der Decarboxylierung eliminierte Kohlendioxid besonders energiearm ist, erfolgen<br />

diese Eliminierungen bereits bei niederen Temperaturen (Malonsäuren 140 bis 16O 0 C,<br />

ß-Oxo-carbonsäuren unter 100 0 C). Über die präparative Durchführung dieser Reaktionen vgl.<br />

D.7.1.4.3.<br />

Analog verläuft die Pyrolyse von Acetanhydrid zu Keten<br />

C o 70OjC<br />

CH2<br />

C Il<br />

O<br />

Keten läßt sich auch durch thermische Spaltung von Aceton herstellen:<br />

H3C-CO-CH3<br />

- H2C=C=O + CH4<br />

OH<br />

[3.55]<br />

[3.56]<br />

Die beiden Verfahren werden auch technisch durchgeführt. Zu einigen Reaktionen des<br />

Ketens vgl. D.7.1.6. und D.7.4.2.3.<br />

3.3. a,a-Eliminierung<br />

Durch a,a-Eliminierung geminal angeordneter Substituenten entstehen Carbene R2C: Sie treten<br />

meistens als kurzlebige, sehr reaktive Zwischenprodukte auf. So bilden sich kurzlebige<br />

Halogencarbene HaI(H)CI, bzw. HaI2CI, durch Dehydrohalogenierung von Di- und Trihalogenmethanen<br />

sowie von Di- und Trihalogenessigsäuren (unter Decarboxylierung):<br />

Cl<br />

H-C-CI<br />

i<br />

Cl<br />

Cl<br />

CI-C-COO<br />

I<br />

H<br />

OH"<br />

0<br />

Cl<br />

IC<br />

Cl<br />

,©<br />

Cl ,©<br />

Cl<br />

IC + CO2 + Cl<br />

Cl<br />

0<br />

[3.57]<br />

[3.58]


286 D. 3. Eliminierung unter Bildung von C-C-Mehrfachbindungen<br />

Methylene RzCI, (R = Alkyl, Aryl oder H) dagegen entstehen aus aliphatischen Diazoverbindungen<br />

(vgl. D.8.4.) durch Pyrolyse, beim Bestrahlen mit UV-Licht oder in Gegenwart von<br />

Katalysatoren, vgl. auch die Zersetzung von a-Diazo-ketonen [8.41].<br />

In Analogie zur Carbenbildung aus Diazoalkanen bilden sich bei der Thermolyse bzw. Photolyse von<br />

Aziden Nitrene als kurzlebige Zwischen Verbindungen, z. B.:<br />

© © _ _<br />

R-N-N=N R-N + N2 [3.59]<br />

Sie gehen analoge Reaktionen ein wie die Carbene (s. u.), außerdem dimerisieren sie leicht zu Azoverbindungen<br />

(man informiere sich in einem Lehrbuch).<br />

Wegen des Elektronensextetts am Carbenkohlenstoff reagieren Carbene im allgemeinen als elektrophile<br />

Agenzien. Die beiden freien Elektronen am Carbenkohlenstoff können entgegengesetzten Spin haben. Sie<br />

liegen dann als Elektronenpaar vor. Man bezeichnet diesen Zustand als Singulettzustand. Sind die beiden<br />

Elektronen ungepaart (Diradikal), so spricht man vom Triplettzustand. Viele Carbene entstehen im Singulettzustand<br />

und gehen dann in den energieärmeren Triplettzustand über, dessen Reaktionen über radikalische<br />

Zwischenstufen verlaufen. Der Spinzustand der Carbene beeinflußt in starkem Maße den Mechanismus<br />

und damit auch den sterischen Ablauf ihrer Reaktionen. Man informiere sich hierüber in der am Ende<br />

des Kapitels gegebenen Literatur.<br />

Die wichtigsten Reaktionen der Carbene sind:<br />

- Der Einschub in kovalente Bindungen, z. B. in C-H-Bindungen (Insertion). So isoliert man bei der Photolyse<br />

von Diazomethan in Diethylether neben kleinen Mengen Ethylen ein Gemisch aus Ethylpropylether<br />

und Ethylisopropylether:<br />

C2H5-O-CH2-CH3<br />

C2H5-O-CH2 - CH2 - CH3<br />

C2H5-O-CH-CH3<br />

[3.60]<br />

Alkylcarbene bilden durch intramolekularen C-H-Einschub leicht Cyclopropane (formulieren!).<br />

Seit langem bekannte Einschubreaktionen des in Gegenwart von Natronlauge aus Chloroform entstehenden<br />

Dichlorcarbens sind beispielsweise die Carbylaminreaktion, die sowohl zur präparativen Darstellung<br />

von Isocyaniden als auch zum analytischen Nachweis primärer Amine (vgl. E.l.2.8.1.) genutzt wird,<br />

und die Synthese von o-Hydroxy-benzaldehyden. Man informiere sich über die Reimer-Tiemann-Synthese!<br />

- Die elektrophile Anlagerung von Carbenen an Mehrfachbindungen, vgl. D.4.4.1.<br />

- Die intra- und intermolekulare H-Abspaltung und Folgereaktionen der sich bildenden Radikale:<br />

R-CH + H-R' R-CH2 + R' [3.61]<br />

Auf diese Weise können sich z. B. durch Radikalkombination Einschubprodukte bilden.<br />

Im Gegensatz zur hohen Reaktivität der beschriebenen kurzlebigen Carbene können sich aus geeigneten<br />

N- oder S,N-Heterocycliumsalzen durch Deprotonierung reaktionsträge, stabile Carbene bilden, die in<br />

Substanz isolier- und charakterisierbar sind. Die Stabilität dieser Carbene resultiert aus der Mesomerie<br />

zwischen dem Elektronenpaar am Kohlenstoff und dem nachbarständigen Heteroatom, z. B.:<br />

Man informiere sich über stabile Carbene in der am Ende des Kapitels angegebenen Literatur.<br />

[3.62]


3.4. Literaturhinweise<br />

Zum Mechanismus von Eliminierungsreaktionen<br />

D. 3.4. Literaturhinweise 287<br />

ALESKEROV, M. A.; JUFIT, S. S.; KUCHEROV, V. F., Usp. Khim. 47 (1978), 233-259.<br />

BANTHORPE, D. V: Elimination Reactions. - Eisevier, Amsterdam, London, New York 1963.<br />

BUNNETT, J. F., Angew.Chem. 74 (1962), 731-741.<br />

COCKERILL, A. F.; HARRISON, R. G., in: The Chemistry of Doublebonded Funktional Groups. Hrsg.: S. PATAI.<br />

- John Wiley & Sons, London 1977.<br />

INGOLD, C., Proc. Chem. Soc. 1962,265-274.<br />

SAUNDERS, Jr., W. H., in: The Chemistry of Alkenes. Hrsg.: S. PATAI. - Interscience Publishers, London, New<br />

York, Sydney 1964.<br />

SAUNDERS, W. H.; COCKERILL, A. F.: Mechanisms of Elimination Reactions. - John Wiley & Sons, New York<br />

1973.<br />

SICHER, J., Angew. Chem. 84 (1972), 177-191.<br />

Synthese von Olefinen<br />

HOUBEN-WEYL. Bd. 5/1 b. - Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1972.<br />

HUBERT, A. J.; REIMLINGER, H., Synthesis 1%9,97; 1970,405^30.<br />

KNÖZINGER, H., Angew. Chem. 80 (1968), 778-792.<br />

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Hofmann- und Cope-Eliminierung<br />

COPE, A. C; TRUMBULL, E. R., Org. React. 11 (1960), 317^93.<br />

Chugaev-Eliminierung<br />

NACH, H. R., Org. React. 12 (1962), 57-100.<br />

Synthese von Acetylenen<br />

CRAIG, J. C; BERGENTHAL, M. D.; FLEMING, L; HARLEY-MASON, H., Angew. Chem. 81 (1969), 437-446.<br />

FRANKE, W., u. a. Angew. Chem. 72 (1960), 391-400;<br />

„Neuere Methoden", Bd. 3 (1961), S. 261-279.<br />

JACOBS, T. L., Org. React. 5 (1949), 1-78.<br />

KÖBRICH, G., Angew. Chem. 77 (1965), 75-94.<br />

LEVINA, R. JA.; VIKTOROVA, E. A., Reakts. Metody Issled. Org. Soedin. 7 (1951), 7-98.<br />

Darstellung von Ketenen<br />

HANFORD, W. E.; SAUER, J. C., Org. React. 3 (1946), 108-140.<br />

SCHAUMANN, E.; SCHEIBLICH, S., in: HOUBEN-WEYL. Bd. E15/2 (1993), S. 2353-2530.<br />

TIDWELL, T. T: Ketenes. - John Wiley & Sons, New York 1994.<br />

Carbene (Methylene), Nitrene<br />

BURKE, ST. D; GRIECO, P. A., Org. React. 26 (1979), 361^75.<br />

Carbene (Carbenoide). Hrsg, M. REGITZ, in HOUBEN-WEYL. Bd. E19b (1989), S. 1-2214.<br />

CHINOPOROS, E., Chem. Rev. 63 (1963), 235-255.<br />

DAVE, V; WARNHOFF, E. W., Org. React. 18 (1970), 217^101.<br />

GILCHRIST, T. L.; REES, C. W.: Carbenes, Nitrenes, Arynes. - Th. Nelson & Sons, London 1969.<br />

JONES, M., JR.; Moss, R. A.: Carbenes. Bd. 1-2. - John Wiley & Sons, New York 1973-1975.<br />

KIRMSE, W., Angew. Chem. 71 (1959), 537-541; 73 (1961), 161-166; 77 (1965), 1-10;<br />

Prog. Org. Chem. 6 (1964), 164^216;<br />

Carbene Chemistry. - Academic Press, New York 1964;<br />

Carbene, Carbenoide und Carbenanalyse. - Verlag Chemie, Weinheim/Bergstr. 1969.<br />

LWOWSKI, L., Angew.Chem. 79 (1967), 922-931.<br />

ROZANCEV, G. G.; FAJNZIL-BERG, A. A.; NOVIKOV, S. S.; Usp. Khim. 34 (1965), !77-218.<br />

WENTRUP, C, in: Topics in Current Chemistry. Bd. 62. - Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New York<br />

1976. S. 173-25!.


288 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

Dihalogencarbene durch Phasentransferreaktion<br />

WEBER, W. P.; GOKEL, G. W., in: Phase Transfer Catalysis in Organic Synthesis. - Springer-Verlag, Berlin,<br />

Heidelberg, New York 1977, S. 18-72.<br />

Stabile Carbene aus Heterocycliumsalzen<br />

ARDUENGO, A. J.; KRAFCYK, R., Chem. unserer Zeit 32 (1998) 6-XX<br />

HERRMANN, W. A.; KÖCHER, C, Angew. Chem. 109 (1997), 2256-2282.<br />

D.4 Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

Typisch für C-C-Doppel- und Dreifachbindungen sind Additionsreaktionen entsprechend [4.1]:<br />

\ / i i<br />

C=C + X-Y ^^ X-C-C-Y [4.1al<br />

/ \ I l<br />

—CHC- + X-Y<br />

/ C=C \<br />

[4.Ib]<br />

Formal handelt es sich dabei um die Umkehrung der in D.3. besprochenen Eliminierungen.<br />

Wichtige Additionsreaktionen sind in Tabelle 4.2 zusammengestellt.<br />

Tabelle 4.2<br />

Wichtige Additionsreaktionen an Alkene und Alkine<br />

\ /<br />

C=C + H-HaI<br />

+ H-OSO3H<br />

+ H-OH<br />

+ H-OR<br />

-i- Hai— HaI<br />

HO-CI<br />

AcOHg®/OH®<br />

I I<br />

H-C-C-HaI<br />

I I<br />

I I<br />

H-C-C-OSO3H<br />

H 0 I I<br />

~ H-C-C-OH<br />

I I<br />

H @ I I<br />

- H-C-C-OR<br />

I |<br />

I I<br />

HaI-C-C-HaI<br />

I I<br />

HO-C-C-CI<br />

I I<br />

AcOHg-C-C-OH<br />

Red. I |<br />

H-C-C-OH<br />

I I<br />

HCl-, HBr-, HI-Addition unter<br />

Bildung von Alkylhalogeniden<br />

H2SO4- Addition zu sauren<br />

Schwefelsäureestern<br />

Saure Hydratisierung zu<br />

Alkoholen<br />

Alkoholaddition zu Ethern<br />

Halogen- bzw. Interhalogenaddition<br />

zu vicinalen<br />

Dihalogeniden<br />

Hypochloritaddition zu<br />

Chlorhydrinen<br />

Oxymercurierung<br />

Reduktion der Oxymercurierungsprodukte<br />

zu Alkoholen


Tabelle 4.2 (Fortsetzung)<br />

\ /<br />

C=C +<br />

/ \<br />

/<br />

H-B \<br />

© G<br />

—C=N-(T<br />

CO + H2<br />

-C=C- + H-OH<br />

Kat.<br />

Kat.<br />

Kat.<br />

H-OR C<br />

H<br />

I I /<br />

H-C-C-B<br />

I I \<br />

*&- H-(U-OH<br />

I<br />

\ /<br />

H2O I I<br />

— ? —- HO-C-C-OH<br />

I I<br />

0-0<br />

/ \<br />

I I<br />

H-C-C-H<br />

I I<br />

I I /P<br />

H-C-C-C<br />

I I H<br />

C=O + O=C<br />

H2 I I<br />

—^ H-C-C-CH2OH<br />

'I l\ I I<br />

C-C^-C-C-<br />

I/J I<br />

OH<br />

C=C<br />

-* -CH2-C<br />

OR<br />

Hydroborierung<br />

289<br />

Oxidation der Organoborane zu<br />

Alkoholen<br />

Epoxidierung<br />

Dihydroxylierung zu vicinalen<br />

Dihydroxyverbindungen<br />

Cycloaddition mit Carbenen und<br />

Carbenoiden zu Cyclopropanen<br />

Ozonierung<br />

Reduktion der Ozonide zu<br />

Aldehyden bzw. Ketonen<br />

Cycloaddition mit 1,3-Dipolen<br />

zu 5-Ringheterocyclen<br />

(z. B. zu A -1,2-Oxazolinen)<br />

Cycloaddition mit Dienen zu<br />

Cyclohexenen (Diels-Alder-<br />

Reaktion)<br />

Hydrierung<br />

Umsetzung mit CO(H2 zu Aldehyden<br />

(Hydroformylierung,<br />

Oxosynthese) bzw. Alkoholen<br />

Oligomerisierung, Cyclisierung<br />

und Polymerisation<br />

Hydratisierung von<br />

Acetylenen zu Aldehyden bzw.<br />

Ketonen<br />

Alkoholaddition an<br />

Acetylene zu Enolethern


290 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

Tabelle 4.2 (Fortsetzung)<br />

\ OCOR<br />

-C=C- + H-OCOR C=C Carbonsäureaddition an<br />

H \ Acetylene zu Enolestern<br />

\<br />

N<br />

H-N ^ C=C : /<br />

C<br />

Aminaddition an Acetylene zu<br />

\ H \ Enaminen<br />

\ /<br />

+ Hai—HaI C=C Halogenaddition an<br />

HaI \ Acetylene zu vicinalen<br />

Dihalogenalkenen<br />

Alkene besitzen leicht polarisierbare 7r-Bindungen. Ihre nucleophilen Eigenschaften kommen<br />

auch in ihren relativ energiereichen Ti-HOMOs 1 ) zum Ausdruck (vgl. C.6.). Bei der nichtkonjugierten<br />

olefmischen Doppelbindung überwiegt deshalb die Fähigkeit, elektrophil angegriffen<br />

zu werden.<br />

Alkine haben energieärmere Tr-HOMOs als Olefine 2 ). Sie reagieren folgerichtig bevorzugt<br />

mit nucleophilen Reagenzien.<br />

Sowohl Doppel- als auch Dreifachbindungen gehen außerdem Radikalreaktionen ein.<br />

Man unterscheidet demzufolge:<br />

a) elektrophile Additionen (Symbol AdE)<br />

b) nucleophile Additionen (Symbol AdN)<br />

c) radikalische Additionen (Symbol AdR).<br />

Insbesondere konjugationsfähige Substituenten steigern die Polarität von C-C-Mehrfachbindungen.<br />

+M-Substituenten, wie -NR2, -OR und -OH, erhöhen die Elektronendichte an<br />

einer benachbarten Doppelbindungi). Sie begünstigen die Reaktion mit Elektrophilen (vgl.<br />

D.7.4.2.). -M-Substituenten, wie Carbonyl-, Nitril- und Nitrogruppen, vermindern die Elektronendichte<br />

benachbarter Doppelbindungen 1 ) und erhöhten dadurch ihre Reaktivität gegenüber<br />

nucleophilen Reagenzien (vgl. D.7.4.I.).<br />

Bei den „elektronenreichen" donor-substituierten Olefinen (z. B. N-alkylierte Tetraaminoethene) ist die<br />

Tendenz zur Elektronenabgabe so groß, daß sie in organischen Lösungsmitteln als lösliche Reduktionsmittel<br />

wirken. Im Gegensatz dazu sind die „elektronenarmen" acceptor-substituierten Olefine (z. B. Tetracyanethen)<br />

Oxidationsmittel.<br />

4.1. Elektrophile Addition an Olefine und Acetylene<br />

4.1.1. Mechanismus der elektrophilen Addition<br />

Die elektrophile Addition an Olefine läßt sich als Säure-Base-Beziehung auffassen. Reaktionen<br />

dieses Typs verlaufen um so besser, je basischer (genauer: je nucleophiler) das Olefin<br />

und je sauer (genauer: je elektrophiler) das Reagens ist.<br />

1 J Die 7r-HOMO-Energien nichtaktivierter Olefine liegen bei ~ -10,5 eV, die LUMO-Energien bei<br />

—l,5eV. Für elektronendonorsubstituierte Olefine betragen die entsprechenden Energiewerte<br />

~ -9,0 eV bzw. ~ +3,0 eV und für elektronenacceptorsubstituierte Olefine ~ -10,9 eV bzw. ~ O eV<br />

2 ) Die HOMO-Energien von Alkinen liegen zwischen etwa -10,9 und -11,4 eV und die LUMO-Energien<br />

zwischen etwa +1,1 und +0,6 eV.


D. 4.1. Elektrophile Addition an Olefine und Acetylene 291<br />

Der schon erwähnte Einfluß von +M- und +1- bzw. von -M- und -I-Substituenten läßt sich<br />

aus folgender experimentell ermittelter Reihenfolge der zunehmenden Basizität von Olefinen<br />

entnehmen:<br />

CI-CH=CH2 - HOOC-CH=CH2 < H2C=CH2 < AIk-CH=CH2<br />

< (AIk)2C=CH2 < AIk-CH=CH-AIk < (AIk)2C=C(AIk)2<br />

Als elektrophile Agenzien addieren sich an Olefine Protonen- und Lewis-Säuren, wie z. B.<br />

Halogenwasserstoffe, Schwefelsäure, Salpetersäure, H3O - , Halogene, Interhalogenei), unterhalogenige<br />

Säuren u. a.<br />

Die freien Halogene sind potentielle Lewis-Säuren, weil sie durch elektrophile Partner<br />

(Lösungsmittel oder Katalysatoren, wie AlCl3, ZnCl2, BF3 u. ä.) polarisiert werden können.<br />

Die Reaktivität der zu addierenden Reagenzien nimmt mit ihrer Acidität zu, z.B. bei den<br />

Halogenwasserstoffsäuren HF


292 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

I ©/<br />

r*i P c*<br />

c. c Cx<br />

+ ei 0 I<br />

l ! — - CI-C-C-CI [4.5a]<br />

+ Br 0 I l<br />

— — - CI-C-C-Br [4.5b]<br />

+ H,0 I © ..<br />

CI-C-C-OH2<br />

-H ,©<br />

CI-C-C-OH 1 )<br />

-H ,©<br />

[4.5c]<br />

I I<br />

CI-C-C-OR [4.5d]<br />

Das Ausmaß, in dem die einzelnen Konkurrenzreaktionen ablaufen, richtet sich nach der<br />

Reaktivität und Konzentration der nucleophilen Partner und kann durch geeignete Wahl der<br />

Reaktionsbedingungen (z. B. der Konzentration) beeinflußt werden.<br />

Bei der Reaktion elektrophiler Reagenzien mit konjugierten Dienen wird im ersten Schritt<br />

der Addition ebenfalls ein Carbeniumion gebildet. Seine positive Ladung ist aber über das<br />

gesamte konjugierte System delokalisiert. Deshalb kann es den nucleophilen Partner im zweiten<br />

Schritt sowohl am C-Atom 2 als auch am C-Atom 4 addieren, z. B.:<br />

H2C=CH-CH=CH2 + CI-CI —- CI-CH2-CH-CH=CH2 CI-CH2-CH=CH-CH2 + Cl 0 [4.6a]<br />

CI-CH2-CH=CH-CH2-CI (1,4-Addukt)<br />

er [4.6b]<br />

CI-CH2-CH-CH=CH2<br />

Cl<br />

(1,2-Addukt)<br />

Es werden daher im allgemeinen Gemische von 1,2- und 1,4-Addukten erhalten. Das thermodynamisch<br />

stabilere ist das 1,4-Addukt, das auch häufig in größerer Menge entsteht (im<br />

angeführten Beispiel: 1,2- zu 1,4-Addukt = 1:4).<br />

4.1.2. Zur Additionsrichtung und zum sterischen Verlauf<br />

elektrophiler Additionen<br />

Die meisten elektrophilen Reaktionspartner, die im ersten Schritt [4.4] an das Olefin addiert<br />

werden, können als „Nucleophil" intramolekular mit dem Carbeniumkohlenstoff in Wechselwirkung<br />

treten („Verbrückung") und ihn dadurch zeitweilig stabilisieren.<br />

Es lassen sich dafür die folgenden Grenzfälle formulieren:<br />

} entspricht der Addition von unterchloriger Säure


* 0<br />

\ ©<br />

c-c^'<br />

*i I^<br />

Y Y<br />

i--© /®\<br />

,C-C^ -C-C^<br />

*i l\. ^r )><br />

I II III IV<br />

D. 4.1. Elektrophile Addition an Olefine und Acetylene 293<br />

^. "' - ? ^<br />

C "V<br />

Y X U.71<br />

Mit ihrer Hilfe können die Additionsrichtung bei unsymmetrischen Olefinen und der sterische Verlauf von<br />

Additionen erklärt werden.<br />

In [4.7], I liegt ein klassisches Carbeniumion vor. Das nucleophile X| kann im zweiten Additionsschritt<br />

von beiden Seiten an den trigonal ebenen Carbeniumkohlenstoff herantreten. Die Addition verläuft nicht<br />

stereoselektiv. Das Carbeniumion [4.7], II ist unsymmetrisch verbrückt. Es läßt nur eine stereoselektive<br />

anti-Addition von X| zu. Bei symmetrischer Verbrückung [4.7], III kann aus dem gleichen Grunde nur anti-<br />

Addition eintreten. [4.7], III ist auch als delokalisierter 7r-Komplex aufzufassen. Die Additionsrichtung von<br />

X und Y an unsymmetrische Olefine ist hier nicht mehr eindeutig festgelegt. Ist die Heterolyse des Agens<br />

X-Y erschwert, so kann die Addition über einen Vierzentrenübergangszustand [4.7], IV als syn-Addition<br />

verlaufen (vgl. z. B. Hydroborierung).<br />

Wird ein unsymmetrisches Reagens, wie z.B. Halogenwasserstoffsäure oder H2O, an ein<br />

unsymmetrisches Olefin addiert, so entsteht eines der beiden formulierbaren Additionsprodukte<br />

nahezu ausschließlich:<br />

^ R-CH-CH3<br />

R-CH=CH2 + HX


294 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

Die Markovnikov-Regel wird aber im allgemeinen auch befolgt, wenn ein Vierzentrenübergangszustand<br />

[4.7], IV durchlaufen wird (vgl. D.4.I.8., Addition von Borwasserstoff an<br />

Olefine).<br />

Bei nucleophilen und radikalischen Additionen gilt die Markovnikov-Regel nicht!<br />

Der sterische Verlauf der Addition ist für die entstehenden Produkte nur von Bedeutung, wenn durch<br />

die Addition zwei asymmetrische C-Atome entstehen bzw. bei cyclischen Verbindungen, bei denen die<br />

freie Drehbarkeit um die C-C-Einfachbindung aufgehoben ist. Die konfigurationserhaltende Wirkung des<br />

im ersten Schritt an das Olefin addierten elektrophilen Agens steigt dabei mit seiner Polarisierbarkeit an:<br />

Cl < Br < I.<br />

Bei der Addition von Brom wird ein weitgehend symmetrisch verbrücktes Carbeniumion durchlaufen,<br />

an das das Bromidion im zweiten Schritt nur unter anti-Addition herantreten kann:<br />

Br-Br<br />

-Br 0<br />

bzw.<br />

Br<br />

Br<br />

Br<br />

Br<br />

Br<br />

Br<br />

[4.11]<br />

Bei der Addition von Brom an Maleinsäure entsteht mit 80%iger Ausbeute racemische Dibrombernsteinsäure.<br />

Fumarsäure liefert bei der gleichen Reaktion meso-Dibrombernsteinsäure:<br />

HOOC<br />

COOH<br />

HOOC<br />

COOH<br />

COOH<br />

Br<br />

COOH<br />

H/^COOH<br />

Br<br />

COOH<br />

Br -<br />

COOH<br />

H D-DJbrom-<br />

-Br bernsteinsäure<br />

COOH<br />

COOH<br />

H—I—Br L-Dibrom-<br />

Br-^H<br />

COOH<br />

COOH<br />

bernsteinsäure<br />

Br-J-H Dibrom.<br />

Br——H bernstein-<br />

COOH Säure<br />

[4.12a]<br />

[4.12b]<br />

Bei Cyclohexenen entsteht von den beiden möglichen trans-Formen normalerweise primär nur das Produkt<br />

der bis-axialen Addition (vgl. Abb. 3.25), das anschließend durch „Umklappen" des Sessels eine Konformation<br />

mit bis-äquatorialer Orientierung der Bromatome einnehmen kann:<br />

Br2<br />

-Br 0<br />

Br2<br />

-Br 0<br />

Br<br />

Br 0<br />

Br 0<br />

Br<br />

Br<br />

[4.13]


D. 4.1. Elektrophile Addition an Olefine und Acetylene 295<br />

4.1.3. Addition von Protonensäuren und Wasser an Olefine und Acetylene<br />

Die Anlagerung starker Säuren (Halogenwasserstoffsäuren, Schwefelsäure usw.) an Olefine<br />

erfolgt entsprechend dem in D.4.1.1. geschilderten Mechanismus als Zweistufenprozeß, in dessen<br />

erster Phase ein Proton addiert wird, während das Anion erst im zweiten Schritt reagiert:<br />

C=C + H-X - H-C-C© +X 0 - H-C-C-X [4.14]<br />

Bei der Addition von Halogenwasserstoffsäuren entstehen so Alkylhalogenide, während<br />

Schwefelsäure Monoalkylsulfate ergibt.<br />

Wasser läßt sich allein nicht an Olefine addieren, da seine Acidität (H3O®-Konzentration)<br />

zu niedrig ist. Die Addition gelingt dagegen leicht in Gegenwart starker Säuren, wie Schwefelsäure,<br />

Salpetersäure u. a. Sie ist ein direkter Prozeß und verläuft nicht intermediär über die<br />

Säureester:<br />

C=C + H3O 0 - H-C-C0 + H2O - H-C-C-OH2 - H-C-C-OH + H® [4.15]<br />

Genauso wie das Wasser können auch die anderen im Reaktionsgemisch vorhandenen<br />

nucleophilen Reagenzien, z.B. das Anion der als Katalysator verwendeten Säure (vgl. [4.14]),<br />

der bereits gebildete Alkohol und das noch nicht umgesetzte Olefin mit dem intermediären<br />

Carbeniumion reagieren. So laufen beispielsweise bei der Umsetzung von Olefinen mit wäßriger<br />

Schwefelsäure die in Gleichung [4.16] aufgeführten Konkurrenzreaktionen ab.<br />

Mit wasserfreien oder hochkonzentrierten Säuren können praktisch nur die Bildung der<br />

Ester und die Polymerisation erfolgen, wobei große Mengen Säure die Esterbildung begünstigen,<br />

während eine hohe Basizität des Olefins die Polymerisation fördert. In Gegenwart verdünnterer<br />

Säuren gewinnt in zunehmendem Maße die direkte Hydratisierung an Bedeutung,<br />

bei der stets Ether als Nebenprodukte auftreten.<br />

Über die Reaktivität der Olefine und Säuren gilt das in D.4.1.1. gesagte. Je reaktionsträger<br />

die Olefine sind, desto stärker oder höher konzentriert muß die verwendete Säure sein. So<br />

setzt sich z. B. Ethylen mit konzentrierter wäßriger Salzsäure nicht um, wohl aber mit Bromwasserstoffsäure<br />

und lodwasserstoffsäure. Isobuten reagiert dagegen leicht mit Chlorwasserstoff,<br />

der sich in Gegenwart saurer Katalysatoren, wie Aluminiumchlorid, auch mit Ethylen<br />

umsetzt. Mit Schwefelsäure reagieren Isobuten und andere tertiäre Olefine bereits glatt bei<br />

O 0 C, wobei eine 65%ige Säure genügt. Für Propen und n-Buten muß man eine 85%ige Säure<br />

verwenden, während sich Ethylen erst mit 98%iger Schwefelsäure in der Wärme schnell<br />

umsetzt. Man kann daher z. B. leicht aus der C4-Fraktion der Crackgase das Isobuten mit 60 bis<br />

65%iger Schwefelsäure „auswaschen".


296 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

I /<br />

H-C-C©<br />

I \<br />

+ HO-SO2 -O 0 I I<br />

2 ^ HP^ ncr._ruj<br />

j w \^*j\^-£\~t\ i<br />

I<br />

Alkylhydrogensulfat<br />

+ H-C-C-OSO2O 0<br />

*-•<br />

I<br />

H P j \j ^ vy ^ vJW2 er» ^* r.<br />

| |<br />

C — o P— nH<br />

I |<br />

HH2O<br />

+H-C-C-OH<br />

C=C<br />

I I ©<br />

H-C-C-OH2<br />

Dialkylsulfat<br />

H-C-C-O-C-C-H<br />

IM/<br />

H-C-C-C-C© F<br />

\ -H €<br />

I I<br />

H-C-C-OH<br />

I I<br />

Alkohol<br />

I I I<br />

-=+ H-C-C-O-C-C-H<br />

-H® I I I<br />

Ether<br />

H-C-C-C=C usw.<br />

I I \<br />

Dimeres, Polymere<br />

[4.16a]<br />

[4.16b]<br />

[4.16c]<br />

[4.16d]<br />

[4.16e]<br />

Bei den hohen Schwefelsäurekonzentrationen, die bei diesen technisch in großem Umfang durchgeführten<br />

Reaktionen angewendet werden, wird die neben der Hydratisierung ablaufende Bildung der Monoalkylsulfate<br />

zur Hauptreaktion. Außerdem findet man auch Dialkylsulfat im Reaktionsgemisch, das gewöhnlich durch<br />

saure Hydrolyse bzw. Alkoholyse zu Alkohol bzw. Ether verarbeitet wird (vgl. D.2.5.2. und Tab. 4.20).<br />

Bei Additionen von Säuren und Wasser an Olefine findet man nicht nur das einheitliche,<br />

nach der Markovnikov-Regel zu erwartende Additionsprodukt, sondern Gemische. Das nach<br />

der Addition eines Protons an die Doppelbindung des Olefins [4.17], I entstandene Carbeniumion<br />

II kann sich in ein energieärmeres umlagern (III). Durch Wiederabspaltung des Protons<br />

bildet sich das Olefin IV (vgl. dazu auch [3.31]):<br />

H3C-CH2-CH2-CH=CH2<br />

.H® ©<br />

H3C-CH2-CH2-CH-CH3 II<br />

-H<br />

IV<br />

-H" [4.17]<br />

+ hT ©<br />

H3C-CH2-CH-CH2-CH3<br />

So addiert sich z.B. konzentrierte Schwefelsäure bei -1O 0 C an Dodec-1-en zu einem<br />

Gemisch aller stellungsisomeren Dodecylsulfate. Aus dem gleichen Grunde wird unter dem<br />

Einfluß von Säuren in Olefinen leicht die Doppelbindung verschoben. Es entstehen bei ausreichender<br />

Reaktionszeit die verschiedenen möglichen Olefine im Verhältnis ihrer thermodynamischen<br />

Stabilität.<br />

Die elektrophile Addition von Wasser, Alkoholen und Säuren an Acetylene verläuft nur in<br />

Gegenwart spezieller Katalysatoren (Quecksilber- und Kupfersalze), weil die Acetylenbindung<br />

gegenüber elektrophilen Reagenzien relativ wenig reaktionsfähig ist (vgl. D.4., Einleitung).<br />

Der Mechanismus ist noch nicht in allen Einzelheiten geklärt.<br />

III


D. 4.1. Elektrophile Addition an Olefine und Acetylene 297<br />

Die bei der Addition von Wasser an Acetylene gebildeten Enole lagern sich sofort in Carbonylverbindungen<br />

um:<br />

—CEC- + H2O<br />

H O<br />

//<br />

-C-C<br />

,', \<br />

[4.18]<br />

Aus Acetylen selbst entsteht Acetaldehyd, während aus substituierten Acetylenen Ketone<br />

gebildet werden. Es lassen sich so auch a,ß-ungesättigte Ketone und a-Hydroxyketone aus den<br />

entsprechenden Acetylenen darstellen. Olefinische Doppelbindungen reagieren im allgemeinen<br />

unter den Hydratisierungsbedingungen für Acetylene nicht.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Hydratisierung von Acetylenen (Tab. 4.19)<br />

In einem 500-ml-Dreihalskolben mit Rührer, Rückflußkühler und Tropftrichter werden 8 ml<br />

konz. Schwefelsäure, 5 g Quecksilber(II)-sulfat und 200 ml Wasser vorgelegt, auf 60 0 C erwärmt<br />

und innerhalb einer Stunde 0,5 mol des betreffenden Alkins unter gutem Rühren zugetropft.<br />

Dann rührt man noch 3 Stunden bei 6O 0 C, kühlt im Eisbad ab und extrahiert fünfmal mit je<br />

40ml Ether. Die vereinigten Etherextrakte werden mit gesättigter Kochsalzlösung neutral<br />

gewaschen und mit Natriumsulfat getrocknet. Nach Entfernen des Ethers destilliert man das<br />

Keton. Bei höheren Ketonen kann man die Reaktionstemperatur auf 80 0 C steigern.<br />

Für Halbmikroansätze kann wie folgt verfahren: Zunächst wird aus 100 mg rotem Quecksilberoxid,<br />

10 mg Trichloressigsäure, 0,25 ml Methanol und 0,15 ml Bortrifluoridetherat der<br />

Additionskatalysator hergestellt, indem man in einem Reagenzglas l Minute auf 50 bis 6O 0 C<br />

erwärmt, l g des betreffenden Acetylens wird in 3 ml Methanol gelöst, mit der Katalysatorlösung<br />

versetzt und 30 Minuten auf 50 bis 6O 0 C erwärmt. Es entsteht durch Addition von<br />

2 mol Alkohol das Acetal, wobei sich ein grauer Niederschlag bildet. Man hydrolysiert das<br />

Acetal zum Keton durch Zugabe von 2 bis 3 ml Wasser, dem zur Bindung der Säure 10%<br />

Kaliumcarbonat zugesetzt wurde. Dann wird ausgeethert und wie oben aufgearbeitet.<br />

Diese Variante eignet sich zur analytischen Identifizierung von Acetylenen, indem die entstandenen<br />

Ketone (Rohprodukte) durch geeignete Derivate charakterisiert werden.<br />

Tabelle 4.79<br />

Ketone durch Hydratisierung von Alkinen<br />

Produkt<br />

Hexan-2-on<br />

Heptan-2-on<br />

Octan-2-on<br />

( 1 -Hydroxy-cyclohexy 1 ) -<br />

methylketon<br />

(1 -Hydroxy-cyclopentyl)methylketon<br />

Ausgangsverbindung<br />

Hex- 1 -in<br />

Hept-1-in<br />

Oct-l-in<br />

1 -Ethinyl-cyclohexanol<br />

1 -Ethinyl-cyclopentanol<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

126<br />

148<br />

168<br />

932j0(i5)<br />

77 i,3(i o)<br />

" 2 D 5<br />

1,3985<br />

!,4066<br />

1,4134<br />

1,4670<br />

1,46! 9<br />

3-Hydroxy-3-methyl-pentan-2-on 3-Methyl-pent-l -in-3-ol 726 7(5o) 1,4200 60<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Weitere Hydratisierungen von Acetylenderivaten finden sich bei KUPIN, B. S.; PETROV, A., Zh.<br />

Obshch. Khim. 31 (1961), 2963.<br />

Hydratisierung von 1,1-disubstituierten Propargylalkoholen, auch unter gleichzeitiger Dehydratisierung<br />

des tertiären Alkohols zu a,ß-ungesättigten Ketonen in Gegenwart von Ionenaustauschern:<br />

NEWMAN, M. S., J. Am. Chem. Soc. 75 (1953), 4740.<br />

Die Addition von anorganischen Säuren und Wasser an Olefine ist präparativ von geringer<br />

Bedeutung. Die einfachen Halogenide sind anders meist leichter zugänglich, beispielsweise aus<br />

Alkoholen, und dienen umgekehrt oft zur Darstellung der Olefine.<br />

78<br />

85<br />

90<br />

65<br />

65


298 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

Industriell dagegen findet die Anlagerung von Chlorwasserstoff, Schwefelsäure und Wasser an Olefine<br />

sowie die Addition von Wasser, Chlorwasserstoff, Blausäure und Essigsäure an Acetylen 1 ) häufig Anwendung.<br />

Die wichtigsten Produkte sind in Tabelle 4.20 aufgeführt.<br />

Tabelle 4.20<br />

Technisch wichtige Additionsprodukte von anorganischen Säuren, Wasser und Alkoholen an Alkene und<br />

Alkine<br />

Produkt Verwendung<br />

Ethylchlorid (vgl. Tab. 1.37) -> Ethylcellulose (vgl. D.2.6.2.)<br />

Ethanol Lösungsmittel<br />

-» Acetaldehyd —> Essigsäure<br />

-»Diethylether (vgl. Tab. 2.61)<br />

—»Ester (Lösungsmittel)<br />

-> Chloral -»DDT (vgl. D.5.1.8.5) u. a. Schädlingsbekämpfungsmittel<br />

Isopropylalkohol Lösungsmittel<br />

—> Ester (Lösungsmittel)<br />

sec-Butylalkohol —> Ethylmethylketon (Lösungsmittel)<br />

tert-Butylalkohol Alkylierungsmittel (—»tert-Butylphenol u. a.)<br />

Alkylhydrogensulfate (Cu bis C16) Waschmittel<br />

tert-Butylmethylether (MTBE) Kraftstoffzusatz<br />

Vinylchlorid 1 ) -» Polyvinylchlorid (vgl. Tab.3.37)<br />

Vinylacetat 1 ) —> Polyvinylacetat (—> Polyvinylalkohol)<br />

—> Mischpolymerisate (z. B. mit Vinylchlorid)<br />

Acetaldehyd 1 ) -> Essigsäure, Acetanhydrid<br />

-» Essigsäureethylester (Claisen-Tlshchenko- Reaktion, vgl.<br />

D.7.3.1.3.)<br />

-> Acetaldol -» Crotonaldehyd (vgl. Tab. 3.37)<br />

—> Pentaerythritol<br />

-> Choral -> DDT (vgl. D.5.1.8.5.)<br />

-> Peressigsäure<br />

-» Glyoxal<br />

—> Pyridin und Alkylpyridine<br />

2-Chlor-buta-l,3-dien —» Chloropren<br />

l ) Diese Produkte werden überwiegend nicht aus Acetylen, sondern auf Ethylenbasis hergestellt.<br />

Für die Wasseraddition an Alkene wird neben der schwefelsäurekatalysierten Reaktion<br />

(vgl. [4.15]) auch ein Gasphasenprozeß genutzt, bei dem das Alken mit Wasserdampf bei<br />

erhöhter Temperatur und Druck (ca. 30O 0 C, 7 MPa) über saure Katalysatoren (Phosphorsäure<br />

auf Kieselgur, WO3/Fe2O3, TiO2TFe2O3) geleitet wird.<br />

4.1.4. Addition von Halogenen und unterhalogenigen Säuren an Olefine<br />

und Acetylene<br />

Die Addition von Chlor und Brom ist eine charakteristische Reaktion der C=C-Doppelbindung,<br />

die leicht und in vielen Fällen quantitativ verläuft. Die Reaktivität (Basizität) verschiedener<br />

Olefine geht aus [4.3] hervor.<br />

Es gibt einzelne Olefine, die infolge zu geringer Elektronendichte an der C=C-Doppelbindung<br />

oder auch aus sterischen Gründen nur sehr schwer oder gar nicht Brom addieren (z. B.<br />

Tetracyanethylen, Tetraphenylethylen, o,ß-ungesättigte Säuren und Ketone).<br />

Die Addition von lod gelingt wegen der verminderten Reaktivität dieses Halogens (vgl.<br />

D.4.1.1.) im allgemeinen nicht. Sie verläuft nur bei sehr reaktionsfähigen Olefinen befriedigend<br />

i) Weitere technisch wichtige Vinylierungsprodukte vgl. D.4.2.2.


D. 4.1. Elektrophile Addition an Olefme und Acetylene 299<br />

(z. B. bei Styren, Allylalkohol u. a.). Dagegen ist die Umsetzung von Fluor mit C=C-Doppelbindungen<br />

so heftig, daß im allgemeinen das Olefin in Bruchstücke kleinerer Kohlenstoffzahl<br />

gespalten wird.<br />

Olefine, die an der C=C-Doppelbindung eine Verzweigung tragen, wie 2-Methyl-propen<br />

(Isobuten), Trimethylethylen, reagieren mit Chlor unter Substitution, wobei die Doppelbindung<br />

erhalten bleibt:<br />

H3Cx<br />

H2C<br />

C=CH2 + Cl2 C-CH2-CI -i- HCI [4.21]<br />

H3C H3C<br />

Methallylchlorid<br />

Auch hier werden Chlorkationen addiert. Das entstehende Carbeniumion eliminiert jedoch<br />

ein Proton, wobei das Halogenolefin gebildet wird.<br />

Bei höheren Temperaturen (400 bis 50O 0 C, „Heißchlorierung") lassen sich auch n-Olefine,<br />

allerdings radikalisch, in der Allylstellung substituierend chlorieren (vgl. auch D. 1.4.1.)<br />

H2C=CH-CH3 + Cl2 50 ° |C » H2C=CH-CH2CI + HCI t 4 - 22 ]<br />

Allylchlorid<br />

Die C=C-Dreifachbindung ist gegenüber Halogenen weniger reaktionsfähig als die C=C-<br />

Doppelbindung (vgl. D.4., Einleitung). Das zeigt z. B. folgende Reaktion:<br />

H2C=CH-CH2-CECH — H2C-CH-CH2-CECH [4.23]<br />

Br Br<br />

Führt man die Halogenaddition an Olefine in wäßriger Lösung durch, so erhält man die<br />

Halogenhydrine (Halogenhydroxyalkane) (vgl. [4.5c]). Um die Halogenidionenkonzentration<br />

niedrig zu halten und damit die als Nebenreaktion stets ablaufende Halogenaddition zu unterdrücken,<br />

bricht man den Prozeß im allgemeinen bereits nach einem Umsatz von wenigen Prozenten<br />

ab. Daher ist präparativ die Darstellung von Chlorhydrinen durch direkte Addition von<br />

unterhalogeniger Säure (z. B. aus Chloramin T, tert-Butylhypochlorit) günstiger.<br />

Die Halogenaddition ist die wichtigste präparative Methode zur Darstellung vicinaler Dihalogenide.<br />

Diese spielen eine Rolle bei der Darstellung von Acetylenen (vgl. [3.39]) und Dienen.<br />

Man kann die Bromaddition auch zur Reinigung von Olefinen benutzen, indem man aus<br />

den leichter zu reinigenden Dibromiden das Halogen mit Zinkstaub oder mit Kaliumiodid in<br />

Aceton wieder abspaltet (vgl. [3.28]).<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Addition von Brom an Olefine und Acetylene (Tab. 4.24)<br />

Vorsicht beim Arbeiten mit Brom (vgl. Reagenzienanhang)! Abzug benutzen, Gummihandschuhe<br />

tragen! +<br />

In einem Dreihalskolben mit Rührer, Tropftrichter und Innenthermometer wird die ungesät- G<br />

tigte Verbindung in der 2- bis 3fachen Menge Tetrachlorkohlenstoff oder Chloroform auf O 0 C<br />

gekühlt. Bei O bis 5 0 C tropft man die äquimolare Menge Brom in etwa dem doppelten Volumen<br />

des gleichen Lösungsmittels unter gutem Rühren so zu, daß die Temperatur in den angegebenen<br />

Grenzen gehalten wird und keine größere Konzentration unverbrauchten Broms auftritt<br />

(Farbe!). Das Additionsprodukt fällt aus und wird abgesaugt; anderenfalls destilliert man<br />

das Lösungsmittel ab und reinigt den Rückstand durch Destillation oder Umkristallisation.<br />

Die Reaktion ist gut im Halbmikromaßstab durchführbar. Man verzichtet dann auf Rührer<br />

und Innenthermometer und schüttelt bei der Zugabe des Brom gut um.


300 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

Tabelle 4.24<br />

Addition von Brom an C-C-Mehrfachbindungen<br />

Produkt<br />

1 ,2-Dibrom-hexan<br />

1 ,2-Dibrom-heptan<br />

1 ,2-Dibrom-octan<br />

1 ,2-Dibrom-decan<br />

1 ,2-Dibrom-dodecan<br />

trans-l ,2-Dibrom-cyclohexan 1 )<br />

1 ,2-Dibrom-l-phenyl-ethan 2 )<br />

meso-Dibrom-bernsteinsäure 3 )<br />

1 ,2,3-Tribrom-propan<br />

( E)-1 ,2-Dibrom-stilben 4 )<br />

1 ,2-Dibrom-styren<br />

Ausgangsverbindung<br />

Hex-l-en<br />

Hept-1-en<br />

Oct-l-en<br />

Dec-l-en<br />

Dodec-1-en<br />

Cyclohexen<br />

Styren<br />

Fumarsäure<br />

Allylbromid<br />

Diphenylacetylen<br />

Phenylacetylen<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

902,4(18)<br />

103l,6(12)<br />

H7l,9(14)<br />

1602,4(18)<br />

1743,3(25)<br />

901.5(11)<br />

13320(15)<br />

F 74 (EtOH)<br />

n 2 ?<br />

1,5010<br />

1,5015<br />

1,4956<br />

1,5010<br />

1,5540<br />

1,5868<br />

DL-Dibrom-bernsteinsäure 5 ) Maleinsäureanhydrid F166... 167 (W.) 80<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

! ) Mit 10% weniger Brom arbeiten, da sonst als Nebenreaktion auftretende Substitution die Ausbeute vermindert.<br />

Zusätzliche Reinigung: Rohprodukt mit 1/3 seines Volumens 20%iger alkoholischer Kalilauge<br />

5 Minuten schütteln, mit dem gleichen Volumen Wasser verdünnen, alkalifrei waschen, mit Natriumsulfat<br />

trocknen und destillieren. Die Reinigung ist mit etwa 10% Verlust verbunden.<br />

2 ) Frisch destilliertes Styren verwenden! Vorsicht, Produkt reizt die Haut, Gummihandschuhe tragen!<br />

3 ) Fumarsäure im doppelten Volumen siedendem Wasser suspendieren, Brom ohne Lösungsmittel in der<br />

Siedehitze zutropfen. Das Additionsprodukt fällt beim Abkühlen auf -10 0 C aus und wird mit Wasser<br />

bromfrei gewaschen.<br />

4 ) In Ether arbeiten, der das gleichzeitig entstehende Z-Produkt (F 64 0 C) leicht löst.<br />

5 ) Reaktion bei 50 0 C durchführen. Nach dem Abkühlen ausgefallenes Reaktionsprodukt abtrennen und<br />

aus heißem Wasser Umkristallisieren.<br />

Die Bromaddition dient darüber hinaus zum qualitativen Nachweis der C=C-DDoppelbindung:<br />

Qualitativer Nachweis von C=C-DoppeIbindungen mittels Bromaddition<br />

Man tropft eine verdünnte Lösung von Brom in Chloroform oder Tetrachlorkohlenstoff langsam<br />

in eine Lösung des Olefins in demselben Lösungsmittel. Wird das Brom schlagartig entfärbt,<br />

ist die Anwesenheit einer Doppelbindung sehr wahrscheinlich. Bei langsamer Entfärbung<br />

oder gleichzeitigem Auftreten von Bromwasserstoffnebeln ist die Probe wenig beweiskräftig,<br />

da auch Verbindungen mit gesättigtem Charakter, wie z. B. manche Alkohole, Ketone,<br />

Amine und Aromaten, Brom verbrauchen (Substitution, Oxidation). Andererseits reagieren,<br />

wie schon erwähnt, manche Olefine mit Brom nicht oder nur langsam.<br />

Zur quantitativen Bestimmung von C=C-Doppelbindungen wird gewöhnlich die Bromaddition (Bromzahl,<br />

Bromverbrauch), weniger die lodaddition (lodzahl) genutzt. Bei Substanzgemischen hat man jedoch<br />

stets mit Nebenreaktionen zu rechnen, die einen zu hohen Wert vortäuschen können. Einige Alkene addieren<br />

das Halogen nicht in der äquivalenten Menge (z.B. l,4-Addition an konjugierte Diene), so daß die<br />

Methode nur einen Richtwert für den ungesättigten Charakter der zu untersuchenden Probe gibt.<br />

Die Addition von Chlor an Alkene und Alkine sowie die Herstellung von Chlorhydroxyalkanen (Chlorhydrinen)<br />

werden vielfach im industriellen Maßstab durchgeführt (Tab. 4.26).<br />

Durch die Addition von Dischwefeldichlorid an C=C-Doppelbindungen werden beim Kaltvulkanisierverfahren<br />

die ungesättigten Polymerketten durch S-S-Brücken vernetzt:<br />

\ /<br />

/ c=c \<br />

S2Cl2 ci—c-c-s- S-C-C-CI<br />

I I<br />

90<br />

90<br />

90<br />

90<br />

90<br />

95<br />

95<br />

80<br />

90<br />

60<br />

78<br />

[4.25]


D. 4.1. Elektrophile Addition an Olefine und Acetylene 301<br />

Tabelle 4.26<br />

Technisch wichtige Additionsprodukte von Halogenen und unterhalogenigen Säuren an AJkene und Alkine<br />

Produkt Ausgangsstoffe Verwendung<br />

1,2-Dichlor-ethan Ethylen<br />

(Ethylendichlorid)<br />

2,3-Dichlor-but-l-en Butadien<br />

l,4-Dichlor-but-2-en Butadien<br />

1,1,2,2-Tetrachlor-ethan Acetylen<br />

2,3-Dichlor-propan-1 -öl<br />

(1,2-Dichlor-hydrin)<br />

3-Chlor-propan-1,2-diol<br />

(1-Chlor-hydrin)<br />

Allylchlorid<br />

Allylalkohol<br />

4.1.5. Oxymercurierung<br />

Lösungsmittel z. B. für Harze, Kautschuk<br />

-» Vinylchlorid (vgl. Tab. 4.20 u. D.3.1.5.)<br />

—> Trichlorethan —» Vinylidendichlorid<br />

—> Tetrachlorethan —» Trichlorethylen<br />

—»Ethylendiamin<br />

—> 2-Chlor-buta-l,3-dien —> Chloropren<br />

-» But-2-en-l,4-dicarbonitril -» Adiponitril (vgl. Tab. 2.107)<br />

-> Hexamethylendiamin —> Polyamide, Polyurethanlacke<br />

—> Trichlorethylen (Lösungsmittel)<br />

—> Chloressigsäure<br />

—> Epichlorhydrin (l-Chlor-2,3-epoxy-propan) —» Epoxidharze<br />

-> Glycerol (vgl.Tab. 4.34)<br />

-> Glycerol (vgl. D.4.1.6.)<br />

Quecksilber(II)-ionen lassen sich aufgrund ihrer hohen Elektrophilie leicht an Olefine addieren.<br />

Mit Quecksilber(II)-acetat in wäßrigem Medium in Gegenwart eines Lösungsvermittlers<br />

wird zunächst das Carbeniumion (vgl. [4.27], I) gebildet (vgl. auch [4.7], II), das durch Reaktion<br />

mit Wasser das Oxymercurierungsprodukt [4.27], II liefert. Meist wird dieses sofort zum<br />

entsprechenden Alkohol III reduziert. Die Methode stellt, insbesondere bei weniger reaktiven<br />

Olefinen, eine wertvolle Ergänzung der Alkenhydratisierung dar, wobei im allgemeinen die<br />

nach der Markovnikov-Regel zu erwartenden Alkohole gebildet werden:<br />

© ,HgOAc<br />

HgOAc & .-- \<br />

R-CH = CH2 -* ^ R-CH-CH2 R-CH-CH2-HgOAc<br />

OH<br />

Il<br />

NaBH4, OH ~ r. „,<br />

R-CH-CH3 [4.27]<br />

-Hg1-HOAc i 3 L J<br />

OH<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Herstellung von Alkoholen durch Oxymercurierung<br />

(Tab. 4.28)<br />

Achtung! Quecksilberacetat ist giftig! Bei der Reaktion entstehendes Quecksilber nicht in<br />

den Ausguß schütten, sondern zur Aufarbeitung sammeln!<br />

In einem 250-ml-Erlenmeyerkolben mit Magnetrührer wird eine Lösung von 0,05 mol Quecksilber(II)-acetat<br />

in 50 ml Wasser bereitet. Man gibt dazu nacheinander 50 ml peroxidfreies<br />

Tetrahydrofuran 1 ) und 0,05 mol Olcfin. Die Innentemperatur soll dabei 3O 0 C nicht übersteigen.<br />

Man rührt so lange weiter, bis bei einer Probe des Reaktionsgemisches auf Zusatz von<br />

Natronlauge kein Quecksilberoxid mehr ausfällt, versetzt dann mit 50 ml 3 N Natronlauge,<br />

tropft eine Lösung von 0,025 mol Natriumborhydrid in 50 ml 3 N Natronlauge zu und rührt<br />

noch weitere 60 Minuten. Das ausgefallene Quecksilber wird in einem Scheidetrichter abgetrennt,<br />

die wäßrige Lösung mit Kochsalz gesättigt und zweimal mit je 50 ml Ether extrahiert.<br />

Man trocknet mit Natriumsulfat, destilliert das Lösungsmittel ab und reinigt durch Umkristallisieren<br />

oder Vakuumdestillation.<br />

I Vgl. Reagenzienanhang<br />

III


302 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

Tabelle 4.2«<br />

Alkohole durch Oxymercurierung von Alkenen<br />

Produkt<br />

Octan-2-ol<br />

Decan-2-ol<br />

1-Phenyl-ethanol<br />

Norbornan-2-endo-ol<br />

Ausgangsverbindung<br />

Oct-l-en<br />

Dec-l-en<br />

Styren<br />

Norbornen<br />

4.1.6. Epoxidierung und Dihydroxylierung<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

872j(2o)<br />

105...1061J(13)<br />

94i,6(i2)<br />

F 20<br />

F 149. ..15O<br />

n 2 ?<br />

1,4260<br />

1,4306<br />

1,5275<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Sauerstoff addiert sich an Olefine zu Oxiranen (Epoxiden). Als elektrophiles Reagens kann<br />

entweder molekularer Sauerstoff oder chemisch gebundener Sauerstoff dienen, wie er in den<br />

Peroxysäuren (z.B. Perbenzoesäure, m-Chlor-perbenzoesäure, Monoperoxyphthalsäure, Perameisensäure,<br />

Peressigsäure, Perwolf ramsäure), Hydroperoxiden und im Wasserstoffperoxid<br />

vorliegt:<br />

C n<br />

C<br />

H-<br />

O O<br />

HQ<br />

C-R<br />

O'<br />

85<br />

90<br />

95<br />

90<br />

[4.29]<br />

Die Epoxide lassen sich in vielen Fällen fassen, wenn man in indifferenten Lösungsmitteln<br />

arbeitet, z.B. mit Perbenzoesäure in Ether oder Chloroform (Reaktion von PRILEZHAEV).<br />

Andernfalls unterliegt das Epoxid in der Reaktionslösung einer Hydrolyse bzw. Solvolyse zum<br />

entsprechenden 1,2-Diol bzw. seinen Estern.<br />

Unter sehr milden Bedingungen in neutralem Milieu lassen sich Olefine mit Dioxiranen,<br />

cyclischen Peroxiden, epoxidieren:<br />

VM<br />

\<br />

R<br />

JP-R-<br />

[4.29a]<br />

Die Dioxirane können leicht aus Ketonen und Kaliumhydrogenperoxysulfat hergestellt und in situ (ohne<br />

Isolation als Substanz) eingesetzt werden. Man kann auch mit katalytischen Mengen Keton und Peroxysulfat<br />

als Oxidans arbeiten. Verwendet werden Oxirane aus einfachen Ketonen, wie Aceton oder Trifluoraceton,<br />

und aus chiralen Ketonen, z. B. Fructose-Derivaten, mit denen die Epoxidierung enantioselektiv<br />

verläuft.<br />

Die Ringöffnung von Epoxiden in verdünnten Säuren oder Laugen ist eine SN2-Reaktion,<br />

die daher ausgehend von cis-Epoxiden zu trans-l,2-Diolen führt:<br />

H2O-C-C-OH H® + HO-C-C-OH [4.30]<br />

Man formuliere die basische Hydrolyse eines Epoxids!<br />

Auch die Dihydroxylierung von Z-Olefinen mit Wasserstoffperoxid in Gegenwart katalytischer<br />

Mengen von Metalloxiden führt über die Stufe der Epoxide zu trans-Diolen. In Ameisensäure<br />

oder Essigsäure entstehen intermediär Perameisensäure bzw. Peressigsäure; als Reaktionsprodukte<br />

können auch die Ameisensäure- oder Essigsäureester der trans-Diole erhalten<br />

werden.


D. 4.1. Elektrophile Addition an Olefine und Acetylene 303<br />

Die Epoxidierung in einem indifferenten bzw. die Dihydroxylierung im sauren Medium<br />

erfordern ein relativ stark basisches Olefin (durch Alkyl- oder Arylgruppen substituiertes<br />

Ethylen). o,ß-ungesättigte Ketone oder Aldehyde reagieren nicht, lassen sich jedoch im<br />

schwach alkalischen Medium mit Wasserstoffperoxid epoxidieren.<br />

Primäre Allylalkohole können nach SHARPLESS und KATSUKI mit tert-Butylhydroperoxid in<br />

Gegenwart von (R,R)- bzw. (S,S)-Weinsäurediethylester und Titan(IV)isopropoxid enantioselektiv<br />

in Epoxide überführt werden.<br />

Diese „AE"-Reaktion (asymmetric epoxidation) verläuft über einen Komplex, in dem<br />

sowohl der Weinsäureester, als auch der Allylalkohol und das Hydroperoxid koordinativ an<br />

Titan gebunden sind. Dabei steuert die absolute Konfiguration des verwendeten Weinsäureesters<br />

vorhersagbar die Konfiguration des gebildeten Epoxids, vgl. C.7.3.3.2. Die chemischen<br />

Ausbeuten der Reaktion liegen bei 70-90%; die resultierenden Epoxide weisen meist einen<br />

Enantiomerenüberschuß von >90% auf und sind wertvolle chirale Ausgangsstoffe für die Synthese<br />

von Kohlenhydraten, Terpenen, Antibiotika usw.<br />

(2S,3S)-3-Propyl-oxiranmethanol aus £-Hex-2-en-l-ol: HILL, J. G., SHARPLESS, K. B.; EXON,<br />

C. M.; REGENYE, R., Org. Synth. 63 (1985), 66.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Epoxidierung von Olefmen (Tab. 4.31)<br />

Achtung! Epoxidierungen und Dihydroxylierungen können sehr heftig verlaufen. Die Reaktionen<br />

sind stets hinter einem Schutzschild durchzuführen. Bei unbekannten Substanzen<br />

sind Vorversuche mit kleinen Substanzmengen anzustellen. Die Reaktionsprodukte dürfen<br />

erst destilliert werden, wenn keine Peroxysäure mehr nachweisbar ist, s. u.!<br />

Zu einer Lösung von 0,30 mol Perbenzoesäure in 500 ml Ether gibt man bei O 0 C vorsichtig<br />

0,29 mol des betreffenden Olefins. Die Lösung bleibt unter häufigem Umschütteln 24 Stunden<br />

bei O 0 C stehen. Man kann den Fortgang der Reaktion verfolgen, indem man von Zeit zu Zeit<br />

2 ml der Lösung entnimmt, diese zu einem Gemisch von 15 ml Chloroform, 10 ml Eisessig und<br />

2 ml gesättigter wäßriger Kaliumiodidlösung gibt und 5 Minuten stehen läßt. Nach Zugabe von<br />

75 ml Wasser titriert man das ausgeschiedene lod mit 0,1 N Thiosulfat. Die Reaktionslösung<br />

wird nach Beendigung der Epoxidierung mehrmals mit 10%iger Natronlauge, sodann mit Wasser<br />

gewaschen, über Magnesiumsulfat getrocknet und fraktioniert.<br />

Tabelle 4.37<br />

Epoxide aus Alkenen<br />

Produkt<br />

1 ,2-Epoxy-cyclohexan<br />

1 ,2-Epoxy-cyclopentan<br />

1 ,2-Epoxy-ethyl benzen<br />

Ausgangsverbindung<br />

Cyclohexen<br />

Cyclopenten<br />

Styren<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

132<br />

100<br />

77^11)<br />

n20<br />

1,4519<br />

1,4341<br />

!,5361<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Darstellung von mz/ts-Cyclohexan-l,2-diol (trans-Dihydroxylierung mit Ameisensäure/Wasserstoffperoxid)<br />

In einem 250-ml-Dreihalskolben mit Rührer, Rückflußkühler und Tropftrichter wird zu einer<br />

Mischung von 100 ml 98%iger Ameisensäure 1 ) und 0,12 mol 30%igem Wasserstoffperoxid<br />

(Perhydrol) innerhalb von 5 Minuten 0,1 mol Cyclohexen zugetropft. Dabei erwärmt sich die<br />

Reaktionslösung auf 65 bis 7O 0 C und wird homogen. 2 ) Man hält danach in einem Wasserbad<br />

1 ) Es kann auch die entsprechende Menge 88%ige Säure verwendet werden.<br />

2 ) Bei größeren Ansätzen als dem angegebenen kann bei der beschriebenen Arbeitsweise die Temperatur den<br />

genannten Wert überschreiten und die Reaktion außer Kontrolle geraten. Es macht sich dann eine Variation<br />

der Vorschrift erforderlich; vgl. ROEBUCX, A.; ADKINS, H., Org. Synth., CoIl. Voll. III (1955), 2!7.<br />

80<br />

30<br />

70


304 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

noch 2 Stunden auf dieser Temperatur. Dann darf eine Probe aus einer Kaliumiodidlösung<br />

kein lod mehr ausscheiden, andernfalls muß das Erwärmen fortgesetzt werden. Die Hauptmenge<br />

der Ameisensäure und des Wassers werden im Vakuum abdestilliert, und der Rückstand<br />

wird 45 Minuten mit 50 ml 20%iger Natriumhydroxidlösung auf dem Dampfbad erhitzt,<br />

um den Ameisensäureester zu verseifen. Dann läßt man abkühlen, neutralisiert mit verd. Salzsäure<br />

und dampft auf dem Wasserbad im Vakuum das Lösungsmittel ab. Der Rückstand wird<br />

mehrfach mit warmem Essigsäureethylester extrahiert und der vom Lösungsmittel befreite<br />

Extrakt umkristallisiert oder destilliert. Kpi,9(i4) 12O 0 C; F103 0 C (EtOH); Ausbeute 70%.<br />

Die Reaktion ist auch im Halbmikromaßstab durchführbar. Die Mischung wird dabei<br />

geschüttelt, bis sie homogen ist, und dann wie oben weiterverarbeitet.<br />

Phenylethan-l,2-diol läßt sich in gleicher Weise aus Styren gewinnen. F 67 0 C (Ligroin);<br />

Ausbeute 40%.<br />

Darstellung von Glycerol aus Allylalkohol (Dihydroxylierung mit Perwolframsäure/Wasserstoffperoxid)<br />

In einem Dreihalskolben mit Rührer, Rückflußkühler und Tropftrichter wird eine 9% ige wäßrige<br />

Lösung von Allylalkohol auf 7O 0 C erwärmt und unter gutem Rühren Perhydrol (10%<br />

Überschuß) zugetropft, in dem vorher 3% Wolframtrioxid (bezogen auf Allylalkohol) gelöst<br />

wurden. Man erhitzt anschließend solange auf 70 0 C, bis die Probe auf Peroxide mit angesäuerter<br />

Kaliumiodidlösung negativ bleibt (etwa 3 Stunden). Dann wird im Vakuum destilliert.<br />

,180 0 C; Ausbeute 90%.<br />

Die vorstehende Vorschrift ist eine Illustration eines modernen technischen Verfahrens zur Darstellung<br />

von Glycerol. Weitere Verfahren s. Tabellen 1.37 und 4.26. Glycerol ist ein wichtiges Erzeugnis der chemischen<br />

Industrie (s. Tab. 4.34).<br />

Die herkömmlichen technischen Gewinnungsverfahren für Epoxide über die Chlorhydrine oder die Oxidation<br />

mit Peroxyverbindungen werden gegenwärtig vorzugsweise für die Synthese von Propylenoxid<br />

angewendet, da die direkte Oxidation mit molekularem Sauerstoff oder Hydroperoxiden an der Methylgruppe<br />

des Propylens einsetzt und hauptsächlich zu Acrolein führt. Besondere Bedeutung erlangte die Oxidation<br />

von Ethylen zu Ethylenoxid mit Sauerstoff am Silberkontakt und die Reaktion von Propylen mit<br />

Hydroperoxiden in Gegenwart von Metallen der V. und VI. Nebengruppe. Auch andere Olefine können,<br />

insbesondere mit Molybdän- und Vanadiumverbindungen als Katalysatoren, unter relativ milden Bedingungen<br />

mit Hydroperoxiden (wie tert-Butylhydroperoxid, tert-Pentylhydroperoxid, a,a-Dimethyl-benzylhydroperoxid)<br />

epoxidiert werden. Als Beiprodukte fallen Alkohole an.<br />

Epoxide sind sehr reaktionsfähige Verbindungen, die außer Wasser und Säuren (vgl. [4.3O])<br />

auch andere nucleophile Reagenzien, z. B. Alkohole, Thiole, Amine, Grignard-Verbindungen,<br />

in Gegenwart saurer oder basischer Katalysatoren addieren. In der Technik werden solche<br />

Reaktionen, ausgehend von Ethylenoxid, in großem Umfang durchgeführt. Die dabei entstehenden<br />

Verbindungen können selbst wieder an Ethylenoxid angelagert werden, so daß bei der<br />

Reaktion mit Wasser außer Ethylenglycol auch Di-, Tri- und Polyethylenglycolei), bei der<br />

Addition von Alkoholen Mono- und Polyethylenglycolether und beim Umsatz mit Ammoniak<br />

Mono-, Di- und Triethanolamin entstehen:<br />

H2C-CH2<br />

+ ROH<br />

HO-CH2-CH2-OH —- HO-CH2-CH2-O-CH2-CH2-OH usw. [4.32a]<br />

HO-CH2 - CH2 - OR —- HO-CH2 - CH2 - Q-CH2 - CH2 - OR usw. [4.32b]<br />

-^- HO-CH2-CH2-NH2^ (HO-CH2-CH2)2NH —-(HO-CH2-CH2)3N [4.32c]<br />

Bei großem Ethylenoxidüberschuß erhält man vorzugsweise höhermolekulare Produkte.<br />

) a-Hydro-eo-hydroxy-di-, -tri- bzw. -poly-(oxyethylene)


D. 4.1. Elektrophile Addition an Olefine und Acetylene 305<br />

Reaktionen analog [4.32c] nutzt man für die Aushärtung von Epoxidharzen, wobei als Amin<br />

(Härter) z. B. Bis(2-amino-ethyl)amin verwendet wird.<br />

Die Addition von Blausäure an Ethylenoxid liefert ß-Hydroxy-propionitril (Ethylencyanhydrin),<br />

während Grignard-Verbindungen (vgl. D.7.3.1.5.) primäre Alkohole ergeben, wobei<br />

der Alkylrest der Grignard-Verbindung um zwei Kohlenstoffatome verlängert wird:<br />

Ox<br />

RMgX + H2C-CH2 — R-CH2-CH2-OMgX<br />

-H2O<br />

- HOMgX<br />

-OH [4.33]<br />

In Tabelle 4.34 sind technisch wichtige Folgeprodukte von Ethylen- und Propylenoxid aufgeführt.<br />

Tabelle 4J4<br />

Technische Verwendung von Folgeprodukten aus Epoxiden<br />

Produkte Verwendung<br />

aus Ethylenoxid (Epoxyethan, OxIran):<br />

Ethylenglycol<br />

Diethylenglycol<br />

Triethylenglycol<br />

Polyethylenglycol<br />

Mono- bzw. Diethylenglycolmonoalkylether<br />

niederer Alkohole (C1 bis C4)<br />

Polypropylenglycolalkyl- und monoarylether<br />

höherer Alkohole (C12 bis C18) und Alkylphenole<br />

(Alkyl: C9 bis C12)<br />

Ethanolamine<br />

aus Propylenoxid:<br />

Ethylen-Propylenoxid-Polymere<br />

Epichlorhydrin<br />

l -Chlor-2,3-epoxy-propan<br />

2,3-Epoxy-propanol<br />

Gefrierschutzmittel (Glysantin)<br />

—> Polyester mit Terephthalsäure (Polyesterfasern)<br />

-» Dinitrat (Sprengstoff vgl. D.2.5.L)<br />

Weichmacher für Cellophan<br />

Flüssigkeit für Hydrauliksysteme (z. B. Bremsflüssigkeit)<br />

—> Polyester mit Maleinsäure (härtbare Polyesterharze)<br />

-» Dinitrat (Sprengstoff)<br />

—> Polyurethane (mit Diisocyanaten vgl. D.7.1.6.)<br />

—» Polyesterharze (Alkoholkomponente)<br />

Lösungsmittel für Lacke u. a. (Cellosolve bzw. Carbitole)<br />

Nichtionogene, härtebeständige, biologisch abbaubare Tenside,<br />

Textilhilfsmittel, Emulgatoren (Dispersal)<br />

Absorptionsmittel in Gaswäschen (H2S-, CO2-EnIfernung)<br />

—> Fettsäurederivate als Emulgatoren für Mineralöle<br />

schaumarme, nichtionische Tenside<br />

—> Glycerol<br />

—> Epoxidharze (Epilox) durch Umsetzung mit Bisphenol A<br />

-» Alkydharz (Glyptale) durch Umsetzung mit Phthalsäure<br />

u. a. mehrbasischen Säuren<br />

—> Glycerol Befeuchtungsmittel für Tabak, Kosmetika<br />

Frostschutzmittel<br />

Weichmacher (Cellophan)<br />

—> Kondensate mit Ethylen- und Propylenoxid<br />

zu Glyceroltripolyethern<br />

—> oberflächenaktive Substanzen<br />

-> Polyurethane und Alkydharze<br />

(Alkoholkomponente)<br />

—> Trinitrat (Sprengstoff)<br />

Auch in der Natur wird die Epoxidierung zum Abbau z. B. von kondensierten aromatischen<br />

Kohlenwasserstoffen im tierischen Organismus genutzt. So bildet sich mit Hilfe des Ferments<br />

Cytochrom P 450 in der Leber aus Benzpyren ein Diepoxid, dem eine starke cancerogene Wirkung<br />

zugeschrieben wird:


306 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

[4.35]<br />

Bei der Einwirkung von Lewis-Säuren (z.B. Bortrifluorid) werden Epoxide in Aldehyde<br />

bzw. Ketone umgelagert (vgl. [9.17]). Diese Reaktion läßt sich zur Identifizierung von Olefinen<br />

heranziehen.<br />

Die Epoxidierung eignet sich auch zur quantitativen Bestimmung der C=C-Doppelbindung.<br />

Als Reagens dient eine Lösung von Perbenzoesäure oder Monoperoxyphthalsäure in wasserfreien<br />

Lösungsmitteln. Man stellt die Zahl der in ungesättigten Systemen vorhandenen Doppelbindungen<br />

durch iodometrische Titration der unverbrauchten Peroxysäure fest.<br />

Während die Dihydroxylierung von Z-Olefinen über cis-Epoxide zu trans-Diolen führt<br />

([4.3O]), erhält man bei der Dihydroxylierung mit Kaliumpermanganat in der Kälte in neutraler<br />

oder alkalischer Lösung bzw. mit Osmiumtetroxid cis-Diole:<br />

\/ ~ ^ _V-O u ~ ___!—OH u ~ __V-O n Mor,0 \/<br />

C OsO4 C \ _ H2Ü C H2O C N © MnO4 C fA ^1<br />

c ~ c ° s ° 2 7 ^oT c ^^ c - Mn ° 2 ~ c<br />

/ C \ —f^O 3 -"y^OH -MnO3 -^p-Q / C \<br />

[ ]<br />

Die Hydrolyse der intermediär entstehenden cyclischen Ester greift am Metallatom an, so<br />

daß die cis-Diol-Struktur erhalten bleibt.<br />

Die Reaktion mit Osmiumtetroxid verläuft in sehr guten Ausbeuten. Das Reagens ist jedoch<br />

toxisch und sehr teuer. Diese Nachteile können durch Verfahren, die mit katalytischen Mengen<br />

an Osmiumtetroxid auskommen, minimiert werden. Als stöchiometrische Oxidationsmittel lassen<br />

sich hier Aminoxide wie Af-Methylmorpholm-Af-oxid (NMO), tert-Butylhydroperoxid,<br />

Bariumchlorat und Wasserstoffperoxid verwenden, die das gebildete Osmiumtrioxid wieder<br />

zum Tetroxid reoxidieren.<br />

Eine Vielzahl unterschiedlich substituierter, prochiraler Olefine kann nach SHARPLESS mit katalytischen<br />

Mengen Kaliumosmat und Kaliumhexacyanoferrat(III) als stöchiometrischem Oxidans in Gegenwart von<br />

Phthalazinderivaten der enantiomerenreinen Alkaloide Dihydrochinin bzw. Dihydrochinidin hoch enantioselektiv<br />

dihydroxyliert werden. Mit dieser „AD"-Reaktion (asymmetric dihydroxylation) läßt sich durch<br />

wahlweise Verwendung der Reagenzmischungen „AD-mix-a" (enthält das Dihydrochinin-Derivat) oder<br />

„AD-mix-ß" (enthält das Dihydrochmidin-Derivat) vorhersagbar das eine oder andere Enantiomer des<br />

Produkts synthetisieren.<br />

Die Dihydroxylierung mit Kaliumpermanganat führt leicht zur C-C-Spaltung und weiteren<br />

Oxidation der Spaltprodukte zu Aldehyden und Säuren, vgl. D.6.5. Die Cyclohexendihydroxylierung<br />

ist ein Beispiel für die Umsetzung von Olefinen mit Permanganat in neutralem<br />

Medium.<br />

Darstellung von cis-Cyclohexan-l^-diol<br />

In einem durch Eis-Kochsalz gekühlten 750-ml-Dreihalskolben mit Innenthermometer, Tropftrichter<br />

und Rührer wird zu 0,1 mol Cyclohexen, gelöst in 200 ml Ethanol, unter kräftigem<br />

Rühren eine Lösung von 0,09 mol Kaliumpermanganat und 10g Magnesiumsulfat in 250 ml<br />

Wasser so zugetropft, daß die Innentemperatur zwischen O und 5 0 C bleibt. Man rührt anschließend<br />

weitere zwei Stunden und saugt vom ausgeschiedenen Braunstein ab. Der Filterkuchen<br />

wird dreimal mit je 50 ml Aceton gewaschen. Man engt die vereinigten Filtrate im<br />

Wasserstrahlvakuum auf etwa 120 ml ein, sättigt den Rückstand mit Kochsalz und extrahiert


D. 4.1. Elektrophile Addition an Olefine und Acetylene 307<br />

vier- bis fünfmal mit je 50 ml Chloroform. Nach dem Trocknen mit Natriumsulfat wird das<br />

Chloroform abdestilliert und der Rückstand aus Benzen umkristallisiert. F 99 bis 12O 0 C,<br />

Kpi,9(i4) 118 0 C; Ausbeute 65%.<br />

cis-Cyclohexan-l,2-diol aus Cyclohexen und N-Methylmorpholin-N-oxid unter OsO4-KaIalyse:<br />

VAN RHEENEN, V.; CHA, D. Y.; HARTLEY, W. H., Org. Synth. 58 (1978), 43.<br />

2-Methyl-propan-l,2-diol aus Isobuten mit Osmiumtetroxid: MILAS, N.A.; SUSSMAN, S., J.<br />

Am. Chem. Soc. 58 (1936), 1302.<br />

cis-l,2-Diole durch Reaktion von Olefmen mit Kaliumpermanganat unter Anwendung der<br />

Phasentransferkatalyse: WEBER, W. R; SHEPARD, J. R; Tetrahedron Lett. 1972,4907.<br />

(R,R)-l,2-Diphenyl-l,2-ethandiol (Stilbendiol) aus Stuben durch asymmetrische Dihydroxylierung:<br />

McKEE, B. H.; GILHEANY, D. G.; SHARPLESS, K. B., Org. Synth. 70 (1992), 47-53.<br />

4.1.7. Ozonierung<br />

Die Reaktion von Ozon mit Olefinen und Aromaten, die Ozonierung, hat präparative Bedeutung<br />

zur Herstellung anderweitig nur schwer zugänglicher Carbonylverbindungen.<br />

Der erste Schritt der Reaktion ist eine pericylische 1,3-Dipoladdition von Ozon an die Doppelbindung<br />

(vgl. Cycloadditionen, D.4.4.):<br />

\/ A^o<br />

Jj + O3 ~ J O [437]<br />

^O<br />

Das Cycloaddukt zerfällt in einer Folgereaktion (Cycloreversion), und die Bruchstücke vereinigen<br />

sich im Sinne einer 1,3-Dipol-Cycloaddition zum eigentlichen Ozonid:<br />

-C'°s /1° V^ 0 V 7<br />

-L> — u w —- b-cT [438]<br />

u u<br />

/ o So-o-c<br />

Bei der reduktiven Spaltung der Ozonide (Dimethylsulfid, Zinkstaub in Essigsäure, katalytische<br />

Hydrierung an Palladium auf Calciumcarbonat, Natriumdithionit u. a.) entstehen Aldehyde<br />

bzw. Ketone:<br />

W! _±Hu -W- ±^ 2 V OH . 2 V=0 .2H2O [4.39]<br />

0-0 OH OH / "OH /<br />

Da bei tiefen Temperaturen nur die C=C-Bindung in Alkenen, nicht aber in Aromaten und Alkinen<br />

angegriffen oder andere Gruppen oxidiert werden, benutzt man die Ozonolyse zur Strukturaufklärung<br />

ungesättigter Verbindungen, insbesondere von Elastomeren und Naturstoffen. Ozon wird teilweise technisch<br />

genutzt, um aus Oleinsäure Azelainsäure, aus Cyclododecatrien über das entsprechende Monocycloalken<br />

Dodecandisäure, aus Isoeugenol Vanillin und aus Isosafrol Heliotropin herzustellen.<br />

Ozonierungsapparatur sowie allgemeine Arbeitsvorschrift und Einzelvorschriften für die Ozonierung:<br />

<strong>Organikum</strong>, 15.AufL, Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1976ff„ S. 332 f.<br />

Biphenyl-2,2 f -dicarbaldehyd (Diphenylaldehyd) und 2 / -Formyl-biphenyl-2-carbonsäure (Diphenaldehydsäure):<br />

BAILEY, P. S.; ERICKSON, R. E., Org. Synth. 41 (1961), 41,46.


308 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

4.1.8. Hydroborierung<br />

Durch die leicht und quantitativ verlaufende syn-Addition von Borwasserstoff an die nichtaktivierte<br />

C=C-Doppelbindung erhält man Alkylborane. An endständige Olefine lagert sich Boran<br />

entsprechend der Markovnikov-Regel an, indem das Boratom als Elektrophil fungiert (vgl.<br />

z. B. auch [4.9]). Dabei wird ein Vierzentrenübergangszustand durchlaufen.<br />

Hydroborierungen werden im allgemeinen mit Diboran 1 ) durchgeführt, das gewöhnlich in<br />

situ erzeugt wird, beispielsweise aus NaBH4 und BF3-Etherat in Diglym oder auch in saurer<br />

Lösung aus NaBH4 (vgl. allgemeine Arbeitsvorschrift). Bei der Reaktion mit dem Alken bildet<br />

sich durch Substitution aller Wasserstoffatome des Diborans das entsprechende Trialkylboran:<br />

/ c=c \<br />

H-B<br />

3 RCH=CH2 + BH3<br />

8-H--E<br />

-i t<br />

(RCH2CH2)3B<br />

I I<br />

"C-(T<br />

[4.40]<br />

Die Hydroborierung ist als vielseitiges Syntheseverfahren eine wichtige Methode der präparativen<br />

organischen Chemie. Die Organoborane werden meist ohne Isolierung weiterverarbeitet.<br />

In [4.41] sind die wesentlichsten Folgeprodukte zusammengestellt:<br />

(RCH2CH2)3B<br />

H2O21OhT<br />

H2NOSO3H<br />

Br2, OH 0<br />

R'-COOH<br />

R'-COOD<br />

AgNO3 , OH e<br />

co<br />

3 RCH2CH2OH<br />

3 RCH2CH2NH2<br />

3 RCH2CH2Br<br />

3 RCH2CH3<br />

3 RCH2CH2D<br />

3 ^ RCH2CH2CH2CH2R<br />

(RCH2CH2)3C-B=0<br />

H2O2 , OH 0<br />

(RCH2CH2)3C-OH<br />

[4.41]<br />

Die weitaus größte Bedeutung hat die Oxidation der Organoborane mit alkalischem Wasserstoffperoxid<br />

zum Alkohol 2 ), der somit formal durch anti-Markovnikov-Addition von Wasser<br />

an das Ausgangsolefin entsteht.<br />

1 J Eigentlich Diboran(6): Die Zahl der Wasserstoffatome wird bei Boranen durch eine arabische Zahl<br />

angegeben, die in Klammern unmittelbar dem Namen folgt.<br />

2 ) Es handelt sich hierbei um eine 1,2-Umlagerung am Sauerstoffatom, vgl. D.9.1.3.


D. 4.1. Elektrophile Addition an Olefine und Acetylene 309<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Herstellung von Alkoholen durch Hydroboriening 1 )<br />

(Tab. 4.42)<br />

Achtung! Das bei der Reaktion entstehende gasförmige Diboran ist stark giftig. Unter gut<br />

wirkendem Abzug arbeiten. Geräte nach Benutzung mit Natronlauge oder wäßrigem<br />

Ammoniak einige Stunden stehen lassen.<br />

Boranhaltige Lösungen nicht aufbewahren, da sie zu explosionsartigen Zersetzungen<br />

neigen.<br />

In einem trockenen 500-ml-Dreihalskolben mit Tropftrichter, Innenthermometer, ^-Einleitung<br />

und Rückflußkühler mit Calciumchloridröhrchen sowie Magnetrührer werden 0,1 mol<br />

Alken (wasserfrei) 2 ) und 0,037 mol Natriumborhydrid in 250 ml wasserfreiem Tetrahydrofuran<br />

3 ) gelöst. Unter Eiskühlung tropft man langsam eine Lösung von 0,037 mol wasserfreier<br />

Essigsäure 2 ) in 50 ml wasserfreiem Tetrahydrofuran vorsichtig zu und hält dabei die Innentemperatur<br />

auf 10 bis 20 0 C. Nach beendetem Zutropfen wird noch 2 Stunden weitergerührt und<br />

dann vorsichtig eine Lösung von 4g Ätznatron in 20 ml Wasser und danach 14 ml 30%iges<br />

Wasserstoffperoxid zugetropft. Nach weiterem 2stündigem Rühren wird die sich bildende<br />

organische Phase abgetrennt, die wäßrige Phase noch dreimal mit je 10 ml Ether extrahiert<br />

und die vereinigten Extrakte mit Magnesiumsulfat getrocknet. Das Lösungsmittel destilliert<br />

man dann ab und destilliert den Rückstand im Vakuum oder kristallisiert um.<br />

Tabelle 4.42<br />

Alkohole durch Hydroborierung<br />

Produkt Ausgangsverbindung Kp (bzw. F) ng> Ausbeute<br />

in 0 C in%<br />

Octan-1-ol<br />

Decan-1-ol<br />

2-Phenyl-ethanol 1 )<br />

(±)-Norbornan-2-ejto-ol 2 )<br />

(-)-Isomyrtanol 3 )<br />

[(lS,2/?)-Pinan-10-ol]<br />

(-)-Isopinocampheol<br />

Oct-l-en<br />

Dec-l-en<br />

Styren<br />

Norbornen<br />

(-)-ß-Pinen<br />

(+)-a-Pinen<br />

1) Im Reaktionsprodukt sind 20% 1-Phenyl-ethanol Kp1(6(i2) 94 0 C enthalten.<br />

10027(20) 1,4925 80<br />

m...ii3lvlI) 1,4368 80<br />

98...11Ö16(12) 1,5240 70<br />

F128(Petrolether) 70<br />

US2O(IS) 1,4910 70<br />

72040) Mg> -32,8° 75<br />

F 56 (10%inToluen)<br />

2 ) HON/^/"~^^; nach dem Umkristallisieren Produkt im Wasserstrahlvakuum sublimieren.<br />

3 ) [a]g>-20,9° (4% in CHCl3); beim Arbeiten in Diglym und Erhitzen der Reaktionslösung auf 14O 0 C vor<br />

der Zugabe der Wasserstoffperoxidlösung bildet sich (-)-Myrtanol [(lS,2S)-Pinan-10-ol], [a] 2 ? -28,5°<br />

(4% in CHCl3)<br />

CH2OH rjH3<br />

CH2OH<br />

,CH3<br />

(-Hsomyrtanol (-)-Myrtanol (-)-lsopinocampheol<br />

O nach HACH, V, Synthesis 1974, 340<br />

2 ) mit Molekularsieb 4Ä trocknen<br />

3 ) VgI. Reagenzienanhang


310 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

Dialkylborane mit sterisch anspruchsvollen Substituenten, wie z. B. Disiamylboran (BMB)<br />

(darstellbar durch Addition von Diboran an 2-Methyl-but-2-en), sind wertvolle selektive<br />

Hydroborierungsagenzien. Bei der Addition an (Z)-4-Methyl-pent-2-en bildet sich, wie aus<br />

Tabelle 4.43 ersichtlich, die C-B-Bindung bevorzugt am sterisch weniger gehinderten C-Atom<br />

2 aus. Dagegen entsteht bei der Hydroborierung mit Diboran eine Mischung der beiden isomeren<br />

Alkohole. Einheitliche Alkan-1-ole kann man in diesem Fall erhalten, wenn man die<br />

Eigenschaft der Borane ausnutzt, bei etwa 16O 0 C zu isomerisieren. Das Bor wandert dabei<br />

über einen Eliminierungs-Additions-Mechanismus an das endständige C-Atom.<br />

Tabelle 4.43<br />

Orientierung der Addition verschiedener Hydroborierungsagenzien an (Z)-4-Methyl-pent-2-en<br />

Ausgangsverbindung Produkt Hydroborierungsagens in %<br />

Z-4-Methyl-pent-2-en 4-Methyl-pentan-2-ol<br />

2-Methyl-pentan-3-ol<br />

B2H6<br />

57<br />

43<br />

BMB<br />

Die Hydroborierung von (-)-a-Pinen führt zu (+)-Diisopinocampheylboran (+)-(Ipc)2BH,<br />

das als chirales Hydroborierungsagens genutzt werden kann. So liefert die Hydroborierung<br />

prochiraler Z-Alkene mit (+)-(Ipc)2BH mit nachfolgender Oxidation Alkohole in hohen Enantiomerenüberschüssen:<br />

Norbomen exo-Norbomeol<br />

(Bicyclo[2.2.1 ]hept-2-en) (Bicyclo[2.2.1 ]heptan-2-ol)<br />

83% optische Reinheit<br />

4.1.9. Kationische Oligomerisierung und Polymerisation<br />

97<br />

3<br />

[4.44]<br />

Unter der katalysierenden Wirkung von Säuren können Olefme polymerisieren. Das nach der<br />

Addition eines Protons an ein Olefin gebildete Carbeniumion ist als Lewis-Säure ein elektrophiles<br />

Reagens, das ebenso wie das Proton, Chlorkation usw. an ein weiteres Molekül Olefin<br />

addiert werden kann. Das Ergebnis ist dann nach Wiederabspaltung des Protons eine Dimerisierung<br />

bzw. bei Wiederholung dieses Vorgangs eine Polymerisation des Olefins (vgl. [4.16e]).<br />

Der Reaktionsablauf soll am Beispiel des Isobutens formuliert werden:<br />

C*W C*l I<br />

H® + H2C=C 3 H3C-C© 3 * H 2 C=C < CH ^. H3C-C-CH2-CO ~ usw. [4.45]<br />

CH3 CH3 CH3<br />

Die Addition folgt auch hier der Regel von MARKOVNIKOV.<br />

Der Abbruch der Reaktionskette erfolgt meist durch Abspaltung eines Protons, wobei AIk-<br />

1-en und Alk-2-en nebeneinander entstehen (vgl. [3.2O]):


CH3<br />

H3C-C-CH2-CO<br />

CH3<br />

CH3<br />

©<br />

D. 4.1. Elektrophile Addition an Olefine und Acetylene 311<br />

CH3<br />

H3C-C-CH=Cx<br />

CH3<br />

CH3<br />

/<br />

CH3<br />

(20%)<br />

CH3 CH2<br />

H3C-C-CH2-C (80%)<br />

CH3<br />

CH3<br />

[4.46]<br />

Die Polymerisation ist, wie schon erläutert, eine Nebenreaktion bei der säurekatalysierten<br />

Hydratisierung der Olefine (vgl. [4.16]). Besonders leicht lassen sich Olefine vom Typ des Isobutens<br />

kationisch polymerisieren, da einerseits die intermediär auftretenden tert-Alkylkationen<br />

energetisch besonders begünstigt sind (vgl. D.2.2.I.), andererseits das Isobuten eine hohe<br />

Basizität besitzt und deshalb schnell mit dem Kation reagieren kann. Der Polymerisationsgrad<br />

ist je nach Katalysator und Temperatur verschieden. Die Länge der Kette wächst mit fallender<br />

Temperatur und steigender Reinheit des eingesetzten Olefins. Die Durchschnittsmolmasse<br />

kann bis 10 5 steigen.<br />

Darstellung von Isoocten (Isomerengemisch entsprechend Gl. [4.46])<br />

17Og kalte 60%ige Schwefelsäure werden mit 50g tert-Butylalkohol gut vermischt und 20 Stunden<br />

auf dem Wasserbad erhitzt. Das sich bildende Dimerisat scheidet sich als ölige Schicht<br />

während des Erhitzens ab. Es wird mit Wasser und Sodalösung gewaschen, über Magnesiumsulfat<br />

getrocknet und schließlich 5 Stunden über metallischem Natrium unter Rückfluß<br />

gekocht. Nach dem Fraktionieren über eine wirksame Kolonne (warum?) werden 25 g Diisobuten-Isomeren-Gemisch<br />

vom Kp 100 bis 128 0 C (Redestillation Kp 100 bis 105 0 C) erhalten.<br />

Auch auf andere Weise erzeugte Carbeniumionen können entsprechend [4.45] mit Alkenen reagieren.<br />

So läßt sich z. B auch Styren leicht kationisch polymerisieren:<br />

Kationische Polymerisation von Styren<br />

Katalysatorherstellung: In einem 100 ml-Dreihalskolben, der sich in einem Wasserbad befindet,<br />

mit Rückflußkühler, Rührer und Tropftrichter werden 20 g wasserfreies Aluminiumchlorid<br />

mit 30g Toluen auf etwa 10O 0 C erhitzt, und dann werden langsam 0,6 ml Wasser zugetropft.<br />

Unter heftiger Reaktion (HCl-Entwicklung) bildet sich der rotbraune Katalysatorkomplex.<br />

Nach beendeter Wasserzugabe wird noch 5 min. bei 90 0 C gerührt.<br />

Polymerisation: In einem auf ca. 15 0 C gekühlten Wasserbad werden in einem 250 ml Sulfierkolben<br />

mit Rührer, Thermometer, Rückflußkühler und Tropftrichter 20g Styren und 80 ml<br />

Toluen vorgelegt. Unter Kühlen und starkem Rühren werden 0,5 ml der oben hergestellten<br />

Katalysatorlösung dazugetropft. Dabei darf die Innentemperatur nicht über 25 0 C steigen.<br />

Nach beendeter Zugabe wird noch weitere 15 min. gerührt und weitere 30 min. stehen gelassen.<br />

Durch Dekantieren trennt man die Polymerisationslösung ab, wäscht diese mit 4 ml Wasser<br />

und danach mit 4 ml 15%iger Natronlauge und trocknet mit Natriumsulfat. Die Farbe der<br />

Polymerisationslösung muß bei der Wäsche von rotbraun nach gelb umschlagen. Durch Vakuumdestillation<br />

werden das Lösungsmittel und Niederpolymere abgetrennt. Der Rückstand<br />

besteht aus dem Harz.<br />

Ausbeute ca. 80-85%, schwach gelb, Erweichungspunkt ca. 50-10O 0 C, Molmasse ca. 500lOOOg/mol.


312 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

Tabelle 4.47<br />

Industrielle Anwendung der kationischen Dimerisierung und Polymerisation von Alkenen<br />

Alken Verwendungszweck<br />

C^C4-AIkCnC Alkylatbenzin<br />

Isobuten -»Isoocten -> Isooctan (Eichkraftstoff, OZ = 100)<br />

B?3<br />

—> Polyisobuten<br />

AlCIi<br />

—> Butylkautschuk (im Gemisch mit 2% Isopren)<br />

Propen —» „Tetrapropylen" (—»Alkylbenzensulfonate)<br />

Ethylen -> synthetische Schmieröle<br />

Styren/Inden und Methylhomologe —> Kohlenwasserstoffharze (Inden-Cumaron-Harze), Komponenten<br />

für Kleber, Lacke, Druckfarben und Isoliermassen<br />

Auch mit wasserfreier Flußsäure kann man aus einem Alken (Propen, Buten) ein Carbeniumkation<br />

erzeugen, das mit zugesetztem Isobutan durch H-Übertragung unter Bildung eines<br />

tert-Butylkations reagiert. Dieses addiert sich dann im Sinne einer AdE-Reaktion an das<br />

Alken. Auf diese Weise werden die sogenannten Alkylatbenzine aus Isobutan und Propen/<br />

Buten/Isobuten-Gemischen erzeugt (HF-Alkylierung).<br />

Wichtige industriell genutzte, kationisch verlaufende Oligo- und Polymerisationen sind in<br />

Tabelle 4.47 zusammengestellt.<br />

4.2. Nucleophile Addition<br />

4.2.1. Anionische Polymerisation von Olefinen<br />

Olefine sind infolge ihres basischen Charakters normalerweise nicht in der Lage, nucleophile Reagenzien<br />

zu addieren 1 ) (vgl. D.4.1.1.). Die Nucleophilie einiger metallorganischer Verbindungen ist<br />

allerdings so hoch, daß eine nucleophile Addition erzwungen wird. Der wichtigste Fall dieses<br />

Reaktionstyps ist die anionische Polymerisation von Monoolefinen und konjugierten Dienen.<br />

Die Diene sind dabei infolge der stärker delokalisierten Elektronenwolke und der damit verbundenen<br />

größeren Polarisierbarkeit der Doppelbindungen etwas reaktionsfähiger als Monoolefine und in der Lage,<br />

Natrium zu addieren.<br />

Als Initiatoren der in Lösung durchgeführten Polymerisationen nach [4.48] fungieren vorzugsweise<br />

metallorganische Verbindungen, wie z. B. Phenyllithium, Naphthylnatrium sowie Natriumamid:<br />

Start:<br />

Ph Ph<br />

Kettenwachstum: [4.48]<br />

Ph Ph Ph Ph Ph Ph<br />

Ein Kettenabbruch durch Rekombination ist bei der anionischen Polymerisation nicht möglich. Verhindert<br />

man den durch Verunreinigungen bedingten Kettenabbruch, so behalten die polymeren Anionen als<br />

„lebende" Polymere beliebig lange die Fähigkeit, mit erneut zugegebenen Monomeren weiterzuwachsen.<br />

Diese Tatsache nutzt man für die Blockcopolymerisation z. B. von Styren mit Butadien zu thermoplastisch<br />

I VgI. aber auch D.7.4.<br />

usw.


D. 4.2. Nucleophile Addition 313<br />

verformbaren Elastomeren aus. Diese bestehen aus relativ langen Sequenzen von polymerem Styren und<br />

polymerem Butadien. In lebende Polymere können beispielsweise durch Umsetzung mit Ethylenoxid auch<br />

reaktive Endgruppen eingeführt werden. Diese Gruppen lassen sich durch Polykondensationsreaktionen<br />

ebenfalls zu Blockcopolymerisationen ausnutzen.<br />

Man formuliere die Umsetzung [4.48] mit Butadien und mit Ethylenoxid!<br />

Die Substanzpolymerisation von Butadien mit Natrium wurde früher zur Herstellung der sogenannten<br />

Zahlen-Buna-Typen verwendet.<br />

4.2.2. Nucleophile Addition an Acetylene<br />

Infolge der größeren Neigung der Acetylene zu nucleophilen Additionen (vgl. D.4., Einleitung)<br />

lagern sich z. B. die stark basischen Anionen von Alkoholen leicht an die Dreifachbindung<br />

an:<br />

-CEC-<br />

R H OR<br />

0 O<br />

+ R-O! 0 —- §=C ^H. RO 0 + C=C<br />

/ \ / \<br />

[4.49]<br />

l n<br />

Das zunächst entstehende stark basische Carbanion I entreißt einem Molekül Alkohol ein<br />

Proton, wobei der Vinylether II entsteht. Da dabei das Alkoholation zurückgebildet wird,<br />

genügen katalytische Mengen davon. Auch bei der Addition von Alkohol in Gegenwart von<br />

Natriumhydroxid ist das Alkoholation das wirksame Agens (vgl. [2.65a]).<br />

In gleicher Weise können an Acetylen Carbonsäuren, Phenole, Thiole sowie gewisse Amide,<br />

sekundäre Amine usw. nucleophil addiert werden. Ein Teil dieser Vinylierungen 1 ) gelingt auch<br />

in Gegenwart von Schwermetallsalzen nach einem elektrophilen Mechanismus ([4.18]).<br />

Die Darstellung von Vinylethern verläuft leicht und mit hohen Ausbeuten. Um die notwendige<br />

Reaktionstemperatur und eine brauchbare Reaktionsgeschwindigkeit zu erreichen, muß<br />

man jedoch im allgemeinen unter Druck arbeiten. Dabei sind gewisse Sicherheitsmaßnahmen<br />

strikt zu beachten (s. unten).<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Vinylierung von Alkoholen (Tab. 4.50)<br />

Achtung! Der bei diesen Reaktionen verwendete Autoklav muß mindestens das Zehnfache<br />

des Drucks aushaken, der bei normalem Reaktionsverlauf zu erwarten ist (Prüfdruck<br />

35 MPa, 350 atm). Da Acetylen mit Silber und Kupfer explosive Verbindungen ergibt, dürfen<br />

Autoklav und Zubehör (Manometer!) keine Teile aus diesen Metallen enthalten, die<br />

mit dem Acetylen in Berührung kommen können. Der Autoklav muß unbedingt dicht sein,<br />

damit kein explosives Acetylen-Luft-Gemisch im Arbeitsraum auftreten kann. Aus dem<br />

gleichen Grunde muß beim Spülen des Autoklavs und beim Ablassen des Drucks das Acetylen<br />

ins Freie geleitet werden (vgl. auch A. 1.8.).<br />

Da das Arbeiten mit Acetylen unter Druck unvorhergesehene Gefahren in sich bergen<br />

kann, ist die Durchführung dieses Versuches nur ratsam, wenn entsprechende Sicherheitsvorkehrungen<br />

getroffen werden.<br />

Siehe auch REPPE, W.: Neue Entwicklungen auf dem Gebiet der Chemie des Acetylens<br />

und Kohlenoxids. - Springer-Verlag, Berlin 1949; REPPE, W.: Chemie und Technik der Acetylen-Druck-Reaktion.<br />

- Verlag Chemie, Weinheim/Bergstr. 1951.<br />

l ) Die Anlagerung von Acetylen an OH-, SH-, NH-acide Verbindungen wird allgemein als Vinylierung<br />

bezeichnet.


314 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

l mol des betreffenden Alkohols bzw. Phenols wird mit etwa 10 Masse-% feingepulvertem<br />

Ätzkali in einen Edelstahl-Ruhr- oder Schüttelautoklav gefüllt, der mindestens das 5fache<br />

(besser lOfache) Volumen der Reaktionslösung haben soll. Bei der Vinylierung von Phenolen<br />

wird außerdem etwas Wasser zugesetzt (15 bis 17 ml pro mol Phenol), um die Bildung von Harzen<br />

einzuschränken. Dann verschließt man, verdrängt die Luft sorgfältig durch Acetylen oder<br />

Stickstoff, leitet Acetylen bis zu einem Druck von 0,8-1,6 MPa (8 bis 16 atm) ein und erwärmt<br />

langsam, bei Phenolen auf etwa 18O 0 C, bei Alkoholen auf etwa 14O 0 C. Sobald kein Acetylen<br />

mehr verbraucht wird und der Druck konstant bleibt, läßt man wieder abkühlen und preßt<br />

erneut Acetylen bis auf 0,8-1,6 MPa (8 bis 16 atm) auf. Dann wird wieder auf die oben<br />

genannte Temperatur erhitzt. Dies wiederholt man, bis die berechnete Menge Acetylen 1 ) aufgenommen<br />

bzw. keine Reaktion mehr erkennbar ist. Bei den aliphatischen Alkoholen verläuft<br />

die Addition an das Acetylen sehr rasch, so daß man meist unmittelbar nach Erreichen der<br />

Reaktionstemperatur wieder abkühlen und erneut Acetylen aufdrücken kann. Wenn die Vinylierung<br />

beendet ist, wird nach dem Abkühlen des Autoklavs entspannt.<br />

Phenolvinylether werden aus der Reaktionslösung mit Wasserdampf abgetrieben, Vinylether<br />

von Alkoholen destilliert man, gegebenenfalls im Vakuum, direkt aus der Reaktionslösung<br />

über eine 20-cm-Vigreux-Kolonne ab.<br />

Man trocknet die Vinylether mit Kaliumcarbonat und destilliert erneut. Dabei setzt man<br />

zweckmäßigerweise eine kleine Menge Kaliumcarbonat zu, um sauer katalysierte Folgereaktionen<br />

der Vinylether auszuschalten.<br />

Tabelle 4.50<br />

Vinylierung von Alkoholen und Phenolen<br />

Produkt<br />

Ethylvinylether<br />

Propylvinylether<br />

Butylvinylether<br />

Isobutylvinylether<br />

Cyclohexylvinylether<br />

Benzylvinylether<br />

Pheny Iviny lether l )<br />

(2-Methoxyphenyl)vinylether 1 )<br />

1 ,2-Divinyloxy-ethen 2 )<br />

Acetaldehydethylenacetal 3 )<br />

Ausgangsverbindung<br />

Ethanol<br />

Propanol<br />

Butanol<br />

Isobutanol<br />

Cyclohexanol<br />

Benzylalkohol<br />

Phenol<br />

Guajacol<br />

Ethylenglycol<br />

Ethylenglycol<br />

Kp<br />

in 0 C<br />

36<br />

65<br />

94<br />

83<br />

533,i(23)<br />

472,0(15)<br />

156<br />

112^30)<br />

127<br />

82<br />

n 2 ?<br />

1,3790<br />

1,3913<br />

1,4017<br />

1,3981<br />

1,4547<br />

1,5185<br />

1,5224<br />

1,5356<br />

1,4338<br />

1,3972<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

1) l mol Wasser zusetzen.<br />

2 ) Acetylen bis zur Sättigung einleiten; daneben 14% Acetaldehydethylenacetal.<br />

3 ) Reaktionstemperatur 19O 0 C; nach beendeter Acetylenabsorption noch 3 Std. auf 19O 0 C halten; daneben<br />

8% l,2-Divinyloxy-ethen.<br />

Die drucklose Vinylierung von Butanol in Gegenwart einer sehr großen Menge Ätzkali (um<br />

die notwendige Temperatur von etwa 140 0 C zu erreichen) wird beschrieben bei: DUHAMEL, A.,<br />

Bull. Soc. Chim. France 1956,156.<br />

1 J Man kann die aufgenommene Acetylenmenge mit genügender Genauigkeit nach der allgemeinen Gasgleichung<br />

aus der Druckabnahme berechnen. Die Druckablesungen erfolgen jeweils bei abgekühltem<br />

Autoklav, da hier die Dampfdrücke der flüssigen Reaktionspartner vernachlässigt werden können. Für<br />

die vollständige Vinylierung des Alkohols wird etwas mehr als die berechnete Acetylenmenge verbraucht<br />

(Nebenreaktionen, Löslichkeit des Acetylens in Vinylether).<br />

80<br />

90<br />

75<br />

80<br />

68<br />

63<br />

70<br />

60<br />

60<br />

68


D. 4.2. Nucleophile Addition 315<br />

Wegen ihrer sehr reaktionsfähigen Doppelbindungen besitzen die Vinylether für verschiedene<br />

Synthesen präparative Bedeutung. So lassen sie sich z. B. als Dienophil bei Cycloadditionen<br />

verwenden (vgl. D.4.4.).<br />

Vinylether addieren in saurer Lösung leicht Wasser zum Acetaldehydhalbacetal, das in Acetaldehyd und<br />

Alkohol zerfällt (s. D.7.I.2.):<br />

OR +H0.H© OR O<br />

H2C=C ^-^ - H3C-C-OH ^== H3C-Cx 7 + ROH [4.51]<br />

H H H<br />

Vinylverbindungen haben große technische Bedeutung für die Gewinnung von Polymeren (vgl. D.4.3.)<br />

mit unterschiedlichsten Eigenschaften und Verwendungszwecken. Auch zur Copolymerisation werden spezielle<br />

Vinylverbindungen genutzt.<br />

Eine präparativ einfach durchführbare Reaktion ist die Addition von Aminen an substituierte<br />

Acetylene. Beispielsweise gelingt die Addition von Ammoniak, primären und sekundären<br />

Aminen an Acetylenmono- bzw. Dicarbonsäureester leicht und in hohen Ausbeuten. Die Produkte<br />

sind als Enamine mit zur Carbonylgruppe konjugierter Doppelbindung recht stabil;<br />

befinden sich chelatisierbare H-Atome am Stickstoff, wird die Z-Form bevorzugt:<br />

H Ox<br />

R 11 NH2 + R-CEC-COOR' R"—N 'c-OR' [4.52]<br />

/ C=C\<br />

R H<br />

Diese Enamine sind insbesondere für Heterocyclensynthesen interessant, vgl. [7.288].<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Addition von Aminen an Acetylendicarbonsäuredialkylester<br />

(Tab.4.53)<br />

| Achtung! Acetylendicarbonsäureester sind tränenreizend. Unter dem Abzug arbeiten! T«<br />

In einem 250-ml-Dreihalskolben mit Rührer, Rückflußkühler mit Calciumchloridrohr, Innen- ^<br />

thermometer und Tropftrichter wird unter starkem Rühren zu einer Lösung von 0,11 mol was- G<br />

serfreiem Amin (mit Ätzkali trocknen) in 100 ml wasserfreiem Ether eine Lösung von 0,1 mol<br />

Acetylendicarbonsäureester in 50 ml wasserfreiem Ether so zugetropft, daß die Innentemperatur<br />

nicht über 15 bis 2O 0 C steigt (notfalls mit Eiswasser von außen kühlen). Gasförmige Amine<br />

werden nach dem Trocknen 1 ) in die ätherische Esterlösung unter Kühlen (15 bis 2O 0 C Innentemperatur)<br />

langsam eingeleitet, bis ein kleiner Überschuß erreicht ist. Man läßt noch 5 Stunden<br />

bei Zimmertemperatur stehen und destilliert nach dem Abdampfen des Ethers im<br />

Vakuum.<br />

Tabelle 4.53<br />

Aminaddition an Acetylendicarbonsäuredialkylester<br />

Produkt<br />

Aminofumarsäuredimethylester<br />

2 )<br />

Aminofumarsäurediethylester<br />

N-Methyl-aminofumarsäurediethylester<br />

I Vgl. Reagenzienanhang (Ammoniak).<br />

Ausgangsverbindung 1 )<br />

Ammoniak, M<br />

Ammoniak, E<br />

Methylamin, E<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

62o,o9(oj)<br />

F 30<br />

136^1(I6)<br />

1402.4(18)<br />

" 2 D°<br />

1,5106<br />

1,4928<br />

1,5130<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

80<br />

75<br />

90


316 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

Tabelle 4.53 (Fortsetzung)<br />

Produkt Ausgangsverbindung 1 ) Kp (bzw. F) n 2 ? Ausbeute<br />

in 0 C<br />

N-Benzyl-aminofumarsäure- Benzylamin, E 154o,o9(o,7) 1,5568 80<br />

diethylester<br />

Anilinofumarsäuredimethylester Anilin, M 132o,03(o,2) 1,5820 90<br />

N-tert-Butyl-aminofumarsäure- tert-Butylamin, M 85o>04(03) 1,4880 85<br />

dimethylester<br />

N,N-Dimethyl-aminomalein- Dimethylamin, M F 83 (MeOH) 70<br />

säuredimethylester 3 )<br />

1 J M Acetylendicarbonsäuredimethylester; E Acetylendicarbonsäurediethylester.<br />

2 ) Es entsteht zunächst vorzugsweise der Aminomaleinsäuredimethylester (E-Form): F 92 0 C (EtOEt), der<br />

bei der Destillation in die Z-Form übergeht.<br />

3 ) Nach dem Abdestillieren des Einers Rückstand Umkristallisieren.<br />

4.3. Radikalische Additions- und Polymerisationsreaktionen<br />

C-C-Mehrfachbindungen können auch Radikale addieren. Die radikalische Addition verläuft<br />

ebenso wie die radikalische Substitution (vgl. D.I.) als Kettenreaktion. Ein z. B. durch Thermooder<br />

Photolyse erzeugtes Initiatorradikal R'» reagiert zunächst mit dem Addenden X-Y<br />

R'- -i- Y-X R-Y + X- [4.54]<br />

unter Bildung eines X-Radikals, das an das Olefin addiert wird. Hierbei entsteht ein ß-substituiertes<br />

Alkylradikal, das im zweiten Kettenfortpflanzungsschritt mit X-Y unter Y-Radikalübertragung<br />

reagiert:<br />

X- + C=C - X-C-C- [4.54a]<br />

/ \ | \<br />

X-C-C- + Y-X X-C-C-Y + X- [4.55b]<br />

\ I I<br />

Der Kettenabbruch erfolgt durch Rekombination der X- und ß-X-Alkyiradikale.<br />

In [4.56] ist die Addition von Br2 an Ethylen formuliert. Das elektrophile Bromatom, dessen<br />

SOMO relativ energiearm ist (vgl. Abb.1.23), tritt mit dem HOMO des Olefins in Wechselwirkung:<br />

Br- + H2C=CH2 Br-CH2-CH2 ARH e =-21 KJ mol' 1 [4.56a]<br />

Br-CH2-CH2 + Br2 - Br-CH2-CH2-Br + Br- ARH e =-60kJ-mor 1 [4.56b]<br />

Beide Schritte der Kettenreaktion sind exotherm. Die Reaktion verläuft freiwillig, die Kettenlänge<br />

ist groß.<br />

Chlor, dessen SOMO-Energie niedriger liegt als die von Brom, reagiert leichter mit dem<br />

Alken. Zudem ist wegen der über 50 kJ • moH höheren Dissoziationsenergie der C-Cl- gegenüber<br />

der C-Br-Bindung der erste Schritt (analog [4.56a]) entsprechend stärker exotherm (vgl.<br />

auch [C.17]). Das lodradikal ist dagegen normalerweise nicht mehr reaktionsfähig genug, um<br />

die 7r-Bindung anzugreifen, da der erste Schritt mit etwa 50 kJ • moH endotherm ist.


D. 4.3. Radikalische Additions- und Polymerisationsreaktionen 317<br />

Zur radikalischen Addition an Olefine sind weiterhin Bromwasserstoff, Aldehyde, Alkohole,<br />

Ester, Polyhalogenalkane (Haloforme, Tetrachlorkohlenstoff), Schwefelwasserstoff,<br />

Thiole, Thiolsäuren, Hydrogensulfit und viele andere befähigt:<br />

R-CH=CH2<br />

+ HBr<br />

R-CH2-CH2-Br<br />

hR ' CH2CH °- R-CH2-CH2-CO-CH2-R'<br />

-CCI4<br />

R-CHCI-CH2-CCI3<br />

' CHBr3 - R-CHBr-CH2-CHBr2<br />

* CHC ' 3 • R-CH2-CH2-CCI3<br />

[4.57]<br />

(Man formuliere die Kettenreaktionen!)<br />

lodwasserstoff und Chlorwasserstoff werden im Gegensatz zu Bromwasserstoff nicht radikalisch<br />

an Olefine addiert. Beim lodwasserstoff ist der erste Schritt der Kettenreaktion (lodradikal<br />

+ Olefin) nicht möglich, da das lodradikal zu wenig reaktiv ist, während beim Chlorwasserstoff<br />

die homolytische Spaltung der H-Cl-Bindung zu hohe Energie erfordert, wodurch der<br />

zweite Schritt der Kettenreaktion endotherm wird und nicht abläuft.<br />

Kohlenstoffradikale, beispielsweise aus Polyhalogenmethanen, bei denen die Spindichte am<br />

Radikalzentrum durch Elektronenacceptorsubstituenten vermindert ist, reagieren leicht mit<br />

stärker basischen Olefinen (z. B. Vinylethern) und normalen Olefinen. Mit Ethendicarbonsäureestern<br />

dagegen ist das analog [4.54a] im ersten Schritt der Reaktion gebildete Radikal so<br />

energiearm, daß es nicht mehr in der Lage ist, die Kettenreaktion durch einen Übertragungsschritt<br />

entsprechend [4.55b] zu ermöglichen.<br />

Aliphatische Aldehyde und Alkohole addieren sich mit teilweise sehr guten Ausbeuten radikalisch<br />

an Perfluorolefine und a,ß-ungesättigte Carbonylverbindungen, speziell an Maleinsäureester.<br />

In a-Stellung verzweigte Aldehyde geben nur in untergeordnetem Maße die gewünschten<br />

Ketone, da das zunächst entstehende Acylradikal in erster Linie decarbonyliert (wie ist das zu<br />

erklären?):<br />

R3C-CHO - R3C-CO R3C + CO [4.58]<br />

Unter homolytischen Bedingungen läßt sich selbst an Benzen Chlor addieren, wobei ein<br />

Gemisch stereoisomerer Hexachlorcyclohexane entsteht 1 )<br />

Unter diesen ist das mit etwa 15% Ausbeute anfallende y-Isomere (Gammexan, y-HCH, Hexa) als<br />

Insektizid verwendet worden.<br />

Auch die Addition von Halogenen an Acetylene verläuft wahrscheinlich radikalisch. Aus<br />

den in D.4. (Einleitung) genannten Gründen ist die elektrophile Addition erschwert.<br />

Man beachte, daß die aufgeführten radikalischen Additionen entgegen der Regel von MAR-<br />

KOVNIKOV verlaufen. Das ist verständlich, da von den beiden im ersten Schritt der Kettenreaktion<br />

möglichen Radikalen, beispielsweise<br />

l Unter welchen Bedingungen kann die substituierende Chlorierung des Benzens, die stets merkliche Konkurrenzreaktion<br />

ist, zurückgedrängt werden (vgl. D.5.L5.)?


T G<br />

318 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

^R-CH-CH2-Br (I)<br />

R-CH=CH2 + Br- ^ [4.59]<br />

^ R-CH-CH2 (II)<br />

Br<br />

das Radikal I aus den in Kapitel D.I. genannten Gründen energieärmer ist als das Radikal II.<br />

Es ist also möglich, Bromwasserstoff radikalisch, z. B. in Gegenwart von Peroxiden, entgegen<br />

der Regel von MARKOVNiKOvan Olefine zu addieren („Peroxideffekt").<br />

In den Fällen, bei denen ein Reagens sowohl ionisch als auch radikalisch addiert werden<br />

kann, hängt es von den Reaktionsbedingungen ab, welche Reaktion die Oberhand gewinnt. So<br />

läßt sich der Peroxideffekt bei der Addition von Bromwasserstoff unterdrücken, wenn man in<br />

Gegenwart einer Lewis-Säure, z. B. Aluminiumbromid, arbeitet. Die Reaktion verläuft dann<br />

ionisch, entsprechend der Regel von MARKOVNIKOV.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die radikalische Addition an Olefine (Tab. 4.60)<br />

( Achtung! Augen bei der Arbeit mit der Tauchlampe vor gefährlicher UV-Strahlung schützen.<br />

Dabei auch die benachbarten Arbeitsplätze beachten!<br />

Um die Bildung von Telomeren (vgl. D.4.3.) zurückzudrängen, setzt man das Olefin im Unterschuß<br />

ein. Die Ausbeuten werden auf Umsatz berechnet.<br />

Man arbeitet in einem Dreihalskolben mit Gaseinleitungsrohr, Intensivkühler und Innenthermometer.<br />

Bei photochemisch initiierten Reaktionen ist außerdem eine gekühlte (!) Quecksilbertauchlampe<br />

erforderlich. 1 ) Soweit die zu addierende Verbindung nicht gasförmig ist,<br />

arbeitet man unter Stickstoff und leitet auch während der Reaktion langsam sauerstofffreien 2 )<br />

Stickstoff ein.<br />

Wenn gute Ausbeuten erhalten werden sollen, ist es unbedingt notwendig, die angegebene<br />

Temperatur genau einzuhalten. Bei kleineren Temperaturintervallen erweist sich ein Metallbad<br />

mit Regeleinrichtung (vgl. A.l.7.1.) oder ein Thermostat als günstig.<br />

Die Reaktionslösung wird im Vakuum über eine 40-cm-Vigreux-Kolonne destilliert. Nach<br />

Fraktionen, die u. a. aus nicht umgesetzten Ausgangsprodukten bestehen (zurückgewinnen!),<br />

geht das Additionsprodukt über. Als Destillationsrückstand verbleiben gewöhnlich Polymere<br />

und Telomere (vgl. D.4.3.).<br />

Falls das Addukt in einem größeren Temperaturbereich destilliert, rektifiziere man über<br />

eine 60-cm-Vigreux-Kolonne. Fällt das Reaktionsprodukt während der Reaktion fest aus, läßt<br />

man über Nacht im Kühlschrank stehen, saugt ab und kristallisiert um.<br />

Variante A: Addition von Tetrachlorkohlenstoff, l mol Olefin, 4 mol Tetrachlorkohlenstoff und<br />

0,06 mol Benzoylperoxid werden 5 Stunden unter Rückfluß erhitzt.<br />

Variante B: Addition von Aldehyden, l mol Olefin, 4 mol Aldehyd und 0,06 mol Benzoylperoxid<br />

werden 24 Stunden auf die angegebene Temperatur erhitzt. Die Hälfte des Peroxids fügt<br />

man erst nach 8 Stunden zu.<br />

Variante C: Addition von Thiolen. l mol Olefin und l mol Thiol werden 5 Stunden bei Zimmertemperatur<br />

bestrahlt.<br />

Variante D: Addition gasförmiger Verbindungen. Man leitet unter Bestrahlung so lange Gas<br />

ein, bis nichts mehr aufgenommen wird oder das Endprodukt auszukristallisieren beginnt. In<br />

1 J UV-Bestrahlung von außen liefert selbst bei Verdopplung der Reaktionszeit geringere Ausbeute, es sei<br />

denn, man verwendet einen Kolben aus Quarz oder Uviolglas. Zur Addition von Chlor genügt eine<br />

neben dem Kolben angebrachte 200-W-Glühlampe.<br />

2 ) Vgl. Reagenzienanhang.


D. 4.3. Radikalische Additions- und Polymerisationsreaktionen 319<br />

diesem Falle (Verstopfungsgefahr!) benutzt man ein Gaseinleitungsrohr mit glockenförmig<br />

erweitertem Ende oder eine Anordnung nach Abbildung A.13.<br />

Die Präparation ist für Halbmikroansätze weniger geeignet.<br />

Tabelle 4.60<br />

Radikalische Addition an Alkene<br />

Produkt Ausgangsverbindungen Variante<br />

1,1,1,3-Tetra-chlor-octan Hept-1-en, Tetrachlor- A<br />

kohlenstoff<br />

1,1,1,3-Tetrachlor-nonan Oct-l-en, Tetrachlor- A<br />

kohlenstoff<br />

Butyrylbernsteinsäure- Maleinsäurediethylester, B<br />

diethylester 1 ) Butanal<br />

Heptanoylbernsteinsäure- Maleinsäurediethylester, B<br />

diethylester 2 ) Heptanal<br />

l-Benzylthio-2-phenyl- Styren, B<br />

ethan 3 ) Phenylmethanthiol<br />

l-Phenyl-2-phenylthio- Styren, Thiophenol C<br />

ethan<br />

ß-Phenylthio-propionitril Acrylonitril, Thiophenol C<br />

a-Hexachlor-cyclohexan 4 ) Benzen, Chlor D<br />

1,3-Dibrom-propan 5 ) Allylbromid, Brom- D<br />

Wasserstoff<br />

l-Brom-3-chlor-propan 5 ) Allylchlorid, Brom- D<br />

Wasserstoff<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

1 3O2^1 9)<br />

780,01(04)<br />

112o,i(i)<br />

11 ^O5OT(O1S)<br />

1560>4(3)<br />

1 SS2^i5)<br />

154i.,(8)<br />

F m<br />

(Benzen)<br />

167<br />

1<br />

J Unter Rückfluß erhitzen.<br />

2 0<br />

) Bei 82 bis 85 C arbeiten; angegebener Brechungsindex n25|<br />

3<br />

) Auf dem Wasserbad erhitzen.<br />

4<br />

) In der Siedehitze trockenes Chlor einleiten; trockenes, thiophenfreies Benzen verwenden.<br />

5) Eiskühlung.<br />

142<br />

n 2 ?<br />

1,4772<br />

1,4770<br />

1,4376<br />

1,4392 2 )<br />

1,5894<br />

1,6042<br />

1,5735<br />

1,5232<br />

1,4950<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

(2-Acetoxy-ethyl)malonsäurediethylester durch Addition von Malonsäurediethylester an<br />

Vinylacetat: GRITTER, R., Org. React. 13 (1963), 119.<br />

Die beiden in einer radikalischen Addition an ein Olefin addierten Teile X und Y können<br />

auch aus zwei Ausgangsprodukten stammen.<br />

Synthetisch wichtige Additionen dieser Art sind die Reaktionen von Olefinen mit Alkylhalogeniden<br />

(RX) in Gegenwart von Organometallhydriden, z. B. Tributylzinnhydrid (C4H9)3Sn-H:<br />

R-X + C=C + H-Sn(C4H9J3 R-C-C-H -i- X-Sn(C4Hg)3 [4.61]<br />

Die Radikalkettenreaktion umfaßt nach dem Start (z.B. mittels Azobisisobutyronitril/<br />

AIBN):<br />

R'—N=N-R' 2R'- + N2<br />

R 1 - + H-SnBu3<br />

- R'—H + -SnBu3<br />

die folgenden drei Kettenfortpflanzungsschritte:<br />

50<br />

40<br />

75<br />

55<br />

80<br />

70<br />

80<br />

70<br />

95<br />

95<br />

[4.62]


320 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

R-X + -SnBu3 R- + X-SnBu3<br />

R- + H2C=CH-Z R-CH2-CH-Z [4.63]<br />

R-CH2-CH-Z + H-SnBu3<br />

R-CH2-CH2-Z + -SnBu3<br />

Im Endergebnis läuft Reaktion [4.61] auf eine Addition von R-H an das Olefin hinaus. Auf<br />

diese Weise lassen sich unter milden Reaktionsbedingungen radikalisch C-C-Verknüpfungen<br />

verwirklichen, die eine Vielzahl von Verbindungen zugänglich machen (Z = CN, COR,<br />

COOR,OR,Arylu.a.).<br />

l-Desoxy-2,3,4,6-tetra-O-acetyl-l-(2-cyan-ethyl)-a-D-glucopyranose: GIESE, B.; DUPUIS, J.;<br />

Nix, M., Org. Synth. 65 (1987), 236-242.<br />

Eine ähnliche Addition gelingt mit Organoquecksilberhydriden:<br />

\ / M<br />

R-Hg-H + C=C R-C-C-H + Hg [4.64]<br />

Die RHgH werden in situ aus Organoquecksilberverbindungen und Metallhydriden erzeugt und starten,<br />

da die R-Hg-Bindung sehr schwach ist (s. Tab. 1.4), die Reaktion spontan:<br />

RHgX — RHgH — R- [4.65]<br />

Sie reagieren mit dem Olefin nach folgendem Radikalkettenmechanismus:<br />

R- + H2C=CH-Z - R-CH2-CH-Z<br />

R-CH2-CH-Z + H-HgR - R-CH2-CH2-Z + -HgR [4.66]<br />

R-Hg- R- + Hg<br />

Die Quecksilberverbindungen RHgX können aus RX über Grignard-Verbindungen und Quecksilberhalogenide<br />

RX -^iL RMgX *" 9 * 2 . RHgX [4.67]<br />

oder aus Olefinen über Organoborane (s. Hydroborierung, D.4.1.8.) und Quecksilberacetat gewonnen werden:<br />

• H9(OC ° CH3h H-C-C-H9OCOCH3 [4.68]<br />

Die addierten Reste R stammen also aus Alkylhalogeniden und Olefinen, die auf diese Weise mit den Substratolefinen<br />

H2C=CHZ verknüpft werden können. Die Reaktion ist daher vielseitig für Synthesen unter<br />

C-C-Bindungsbildung geeignet.<br />

Die genannten Reaktionen können auch für intramolekulare Additionen genutzt werden und führen<br />

dann zu Cyclisierungen:<br />

[4.69]<br />

Hex-5-en-l-yl- und Hept-6-en-1-y!Verbindungen RX ergeben so Cyclopentyl- und Cyclohexylverbindungen.<br />

Man formuliere diese Reaktionen!


Radikalische Polymerisation<br />

D. 4.3. Radikalische Additions- und Polymerisationsreaktionen 321<br />

Das im ersten Schritt einer radikalischen Addition nach [4.7Oa] gebildete Kohlenstoffradikal<br />

kann auch mit einem weiteren Olefinmolekül reagieren (b). Diese Reaktion kann sich im gleichen<br />

Sinne fortsetzen (Wachstumsreaktion) und führt dann zu kettenförmigen Makromolekülen(c):<br />

R<br />

[4.7Oa]<br />

[4.7Ob]<br />

Die Polymerisation tritt häufig als unerwünschte Nebenreaktion bei der radikalischen Addition<br />

auf; die gezielte radikalische Polymerisation führt hingegen zu technisch wichtigen Polymeren.<br />

Mit sinkender Temperatur, abnehmender Startradikalkonzentration und steigender Monomerenkonzentration<br />

wächst die Größe des entsprechenden Makromoleküls. Sie kann bis zu<br />

einer Durchschnittsmolmasse von 10 7 ansteigen.<br />

Nicht alle Olefine sind gleich gut zu radikalischen Polymerisationen befähigt. Besonders<br />

geeignet sind solche, deren Substituenten die während der Wachstumsreaktion entstehenden<br />

Radikale stabilisieren, wie z.B. Vinyl-, Aryl- und Carbonylgruppen (vgl. D.I.L). Kettenabbruch<br />

erfolgt durch Disproportionierung (a) oder Kombination (Dimerisierung) (b) der<br />

Makroradikale:<br />

R R R<br />

R R R<br />

(b)<br />

[4.71]<br />

Damit bricht die Radikalkette überhaupt ab. Kettenabbruch kann auch durch Übertragung der<br />

Radikalfunktion auf ein anderes Molekül im System (Lösungsmittel, bereits vorhandenes<br />

Makromolekül, weitere zugesetzte Stoffe, die zur Radikalbildung befähigt sind, z. B. Regler)<br />

eintreten. Dabei geht das wachsende Polymere in ein „totes" Polymeres über, und das neu<br />

gebildete Radikal kann eine weitere Kette starten.<br />

Diese Übertragungsreaktion nutzt man bewußt bei der Telomerisation. Bei der „gezielten<br />

Polymerisation" kann man durch Wahl geeigneter Reaktionsbedingungen (z. B. der Konzentrationen)<br />

Telomere, d. h. Polymere von niedrigem Polymerisationsgrad, herstellen, die bestimmte<br />

Endgruppen tragen. Bei den Telomeren sind die Endgruppen wegen des niedrigen Polymerisationsgrads<br />

in weit höherem Maße für die Eigenschaften der erzeugten Produkte verantwortlich<br />

als bei den Hochpolymeren. Als Endgruppenbildner werden meist Tetrachlorkohlenstoff,<br />

Chloroform u. a. eingesetzt, wobei durch geeignete (relativ hohe) Konzentration dieser Stoffe<br />

die oben genannte Zwischenstellung der Telomerisation erreicht wird, z. B.:


322 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

Startreaktion: R'OOR' 2 R'O-<br />

Wachstum:<br />

KettenDbertragung:<br />

R 1 O- + H2C=CHR R 1 OCH2CHR<br />

R'OCH2CHR + r? H2C=CHR R 1 OCH2CH(CH2CH)^1CH2CH<br />

R 1 OCH2CHCH2CH + CCI4<br />

R R R [4.72]<br />

- R 1 OCH2CHCH2CHCI + -CCI3<br />

R R R R<br />

Wachstum: CI3C- + H2C=CHR CI3CCH2CHR<br />

Die bei der Telomerisation eingesetzten Verbindungen werden als Taxogen (Monomeres)<br />

und Telogen (z. B. CCl4, HSiCl3, ROH, HCl) bezeichnet.<br />

Darstellung von Polystyren (Lösungspolymerisation)<br />

In einem Reagenzglas mit Kühlfinger werden 2 g über wenig Schwefel frisch destilliertes Styren<br />

in 10 ml Xylen gelöst, 50 mg Benzoylperoxid zugesetzt und 2 Stunden auf dem Wasserbad<br />

auf etwa 80 0 C erwärmt. Dann wird die Lösung unter Rühren in 100 ml Methanol gegossen,<br />

das sich in einem Mörser befindet. Um eingeschlossenes Monomeres und Xylen zu entfernen,<br />

wird das ausgefallene Produkt gut zerrieben, nach 2 Stunden filtriert, mit Methanol gewaschen<br />

und im Vakuumexsikkator getrocknet.<br />

Suspensionspolymerisation von Styren und Emulsions-Copolymerisation von Styren/Isopren:<br />

SORENSON, W. R., J. Chem. Educ. 42 (1965), 8.<br />

Copolymerisation von Fumarsäuredimethylester und Vinylacetat: ABELL, P. J., in: KOCHI, J.<br />

K.: Free Radicals. - John Wiley & Sons, New York 1973. Bd. 2, S. 96.<br />

Die radikalische Polymerisation von Vinylverbindungen ist die wichtigste Methode zur<br />

Erzeugung von Plasten (Kunststoffen), synthetischen Fasern und künstlichem Kautschuk.<br />

Die große Vielfalt (Tab. 4.73) der heute gebräuchlichen Polymeren wird insbesondere durch Polymerisation<br />

von Monomergemischen erreicht. Die Monomeren können alternierend, unregelmäßig oder blockweise<br />

im Polymer vorliegen.<br />

Tabelle 4.73<br />

Technisch wichtige Polymere aus Monomeren und ihre Verwendung<br />

Monomere Verwendung der Polymeren<br />

Ethen Hochdruckpolyethylen: Folien, Verpackungsmittel, Behälter, Rohre,<br />

Isolationsmaterial<br />

Vinylchlorid (VC) Polyvinylchlorid (PVC): Folien, säurebeständige Rohrleitungen,<br />

Behälter, Platten, Kabelisolation<br />

Styren (S) Polystyren: Elektroindustrie, Folien, Styropor (Verpackungsmaterial)<br />

Tetrafluorethen Polytetrafluorethen (PTFE, Teflon): hohe Chemikalienbeständigkeit,<br />

Auskleidung von Apparaturen, Schläuche, Dichtungen<br />

Acrylnitril (AN) Polyacrylnitril (PAN): Fasern<br />

Butadien (B) Polybutadien (Buna): Elastomere<br />

Vinylacetat (VA) Polyvinylacetat: Latex (PVAc), Kaugummi<br />

Methacrylsäureester Polymethacrylat (Plexiglas): organisches Glas<br />

B + S Buna S, elastisches oder schlagzähes Polystyren<br />

B + S + AN ABS-Copolymere: bruchunempfindliches Polymer<br />

B -i- AN Buna N (Perbunan)


Tabelle 4.73 (Fortsetzung)<br />

Monomere Verwendung der Polymeren<br />

D. 4.4. Cycloadditionen 323<br />

S + AN schlagfestes Polystyren<br />

Ethen + VA EVA-Copolymere: thermoplastisches, weiches Material<br />

Oligomere: Additive für Dieselkraftstoff, Fließverbesserer<br />

VC + Vinylidendichlorid Fasern und Borsten<br />

S + ungesättigte Polyester glasfaserverstärkte Polyesterharze, Laminate<br />

Durch Copolymerisation unterschiedlicher Vinylmonomerer lassen sich die Eigenschaften der Polymeren<br />

gezielt beeinflussen.<br />

Man unterscheidet Block-, Emulsions- und Lösungspolymerisation. Auch Perlpolymerisate, bei denen in<br />

Suspension gearbeitet wird, sind von Interesse. Als Initiatoren dienen Peroxyverbindungen, z. B. Benzoylperoxid,<br />

Kaliumpersulfat und a,a-Dimethyl-benzylhydroperoxid in Gegenwart von Eisen(II)-sulfat. Auch<br />

die Telomeren gewinnen ein ständig steigendes technisches Interesse. Beispielsweise kann man durch<br />

Umsetzung von a,a,a,co-Tetrachlor-paraffinen mit Ammoniak und nachfolgender Hydrolyse a>-Aminocarbonsäuren<br />

darstellen, deren Lactame zu Polyamiden polymerisieren.<br />

4.4. Cycloadditionen<br />

Additionsreaktionen an Olefine, die zu cyclischen Reaktionsprodukten führen, bezeichnet<br />

man als Cycloadditionen. Nach Art und Anzahl der Atome, die beide Reaktionspartner in die<br />

cyclische Verbindung einbringen, unterteilt man die Bildung von Carbo- bzw. Heterocyclen in<br />

folgende Typen.<br />

[l + 2]-Cycloadditionen<br />

V<br />

X: + u ~ X^ [4.74]<br />

/ ^ /^<br />

Hierher gehören die Additionen von Carbenen (X: = R2C:) und Nitrenen (X: = R-N:) an<br />

Olefine, aber auch die Alken-Epoxidierung (vgl. D.4.1.6.) und die Thiiran-Bildung.<br />

/2 + 2]-Cycloadditionen<br />

X O X C r * Tel<br />

n + ii - i i [4.751<br />

Y ^ Y-Cr<br />

Zu dieser Gruppe zählen die thermisch relativ seltenen, aber photochemisch leicht verlaufenden<br />

Cycloadditionen von_Olefinen an Olefine unter Bildung von Cyclobutanen, die Addition<br />

von Singulettsauerstoff (O=O) an Olefine unter Bildung cyclischer Peroxide (Dioxetane) und<br />

die photochemische Addition von Ketonen oder Aldehyden an Olefine unter Bildung von<br />

Oxetanen(Paterno-Büchi-Reaktion).<br />

[3 + 2]-Cycloadditionen (l,3-Dipoladditionen)<br />

* @ V x..c'-<br />

Y + " ~ < A [4-76]


324 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

Diese thermisch leicht verlaufenden Additionsreaktion sind insbesondere zur Synthese<br />

/e e\<br />

von Heterocyclen bedeutungsvoll, wobei als 1,3-Dipole ^X-Y-Zj z.B. Diazoverbindungen<br />

N=N-CH-R (vgl. D.8.4.), Azide N-N-N-R, Nitriloxide R-C-N-O), Nitrilimine R-C=N-N-R<br />

und Nitrilylide R-C=N-CR2 fungieren, die häufig erst im Reaktionsgemisch erzeugt werden.<br />

[4 + 2]-Cycloadditionen (D iels-Alder-Reaktionen)<br />

\ + ii<br />

Y -z A<br />

x-V-<br />

Il I [4.77]<br />

Die wichtigste [4 + 2]-Cycloaddition ist die thermisch leicht verlaufende Diels-Alder-Reaktion.<br />

Als 1,3-Dien (W=X-Y=Z) können sowohl offenkettige (z.B. Buta-l,3-dien) als auch cyclische<br />

Verbindungen (z.B. Cyclopentadien, Cyclohexa-l,3-dien usw.) eingesetzt werden. Mit heteroanalogen<br />

Dienen (a,ß-ungesättigte Aldehyde, a,ß-ungesättigte Ketone, Azine u.a.) erhält man<br />

Sechsringheterocyclen. Anstelle des Olefins (Dienophil) kann z.B. auch Singulettsauerstoff<br />

treten. Bei der Reaktion entstehen dann sechsgliedrige cyclische Peroxide.<br />

Cycloadditionen können in einem Schritt als pericyclische Reaktionen verlaufen. Die beteiligten<br />

Elektronen unterliegen dabei einer konzertierten Verschiebung in einem cyclischen<br />

Übergangszustand; der Ringschluß ist stereospezifisch und die Reaktionsgeschwindigkeit<br />

nahezu unabhängig vom Lösungsmittel. Nichtstereospezifische Cycloadditionen verlaufen<br />

meist in zwei Stufen über Radikale oder Ionen. Bei ionischem Mechanismus hängt die Reaktionsgeschwindigkeit<br />

von der Art des Lösungsmittels ab.<br />

LUMO<br />

HOMO<br />

[2+l]-Cycloaddition thermisch erlaubt,<br />

Konfiguration des Olefins bleibt erhalten<br />

LUMO<br />

HOMO<br />

[3+2]-Cydoaddition.thermisch erlaubt;<br />

suprafaciale Addition<br />

LUMO<br />

SOMO<br />

[2+2] -Cycloaddition<br />

a) thermisch verboten, b) photochemisch erlaubt<br />

allenfalls als supra- (supra-suprafaciale<br />

antarafaciale Addition Addition)<br />

möglich<br />

LUMO<br />

HOMO<br />

[4 + 2] - Cydoaddition , thermisch erlaubt,<br />

suprafaciale Addition<br />

Abb. 4.78<br />

Behandlung von Cycloadditionen nach dem Grenzorbitalkonzept<br />

LUMO<br />

HOMO


D. 4.4. Cycloadditionen 325<br />

Der sterisch einheitliche Verlauf pericyclischer Cycloadditionen sowie die Aussage, ob die betreffende<br />

Reaktion thermisch oder photochemisch erlaubt ist, lassen sich mit Hilfe des Grenzorbitalkonzepts ableiten.<br />

1 ) Diese Erklärung setzt die Kenntnis der Vorzeichen der Koeffizienten des HOMO, LUMO bzw.<br />

SOMO für beide Reaktionspartner voraus. Kovalenzbildung ist bekanntlich nur zu erwarten, wenn bei den<br />

Reaktanden Orbitalbereiche gleichen Vorzeichens überlappen. Ist diese Bedingung mindestens für eine<br />

der beiden möglichen HOMO-LUMO-Wechselwirkungen der reagierenden Moleküle erfüllt, so ist eine<br />

konzertierte Cycloaddition thermisch möglich. Damit ist aber gleichzeitig auch ihr stereochemischer Verlauf<br />

festgelegt.<br />

Von Ausnahmefällen abgesehen, ist für diese thermisch erlaubten Reaktionen typisch, daß die beiden<br />

neuen er-Bindungen jeweils von einer Seite der Tt-Systeme aus gebildet werden. Man nennt einen solchen<br />

Verlauf suprafacial. Bei antarafacialem Verlauf treten Orbitallappen gleicher Phase von entgegengesetzten<br />

Seiten der beiden rc-Systeme in Wechselwirkung (Abb. 4.78).<br />

Thermisch erlaubt sind nach Abbildung 4.78 pericyclische [l + 2]-Cycloadditionen von Singulettcarbenen<br />

an Olefine sowie [3 + 2]- und [4 + 2]-Cycloadditionen. Konzertierte [2 + 2]-Cycloadditionen dagegen sind<br />

thermisch im allgemeinen nicht möglich. Die Bindungsbildung zwischen dem HOMO des einen und dem<br />

LUMO des zweiten Olefinmoleküls könnte nur zwischen zwei Atomen suprafacial verlaufen. Die zweite<br />

Bindung erfordert eine antarafaciale Wechselwirkung. Reagiert dagegen eines der beiden Olefinmoleküle<br />

im photochemisch angeregten Zustand, so ist zwischen seinem SOMO und dem LUMO des zweiten<br />

Olefinmoleküls die Überlappung von Orbitalbereichen gleichen Vorzeichens suprafacial möglich. Eine<br />

pericyclische [2 + 2]-Cycloaddition ist photochemisch erlaubt. Der nach dem Grenzorbitalkonzept mögliche<br />

Mechanismus muß jedoch von einem reagierenden System nicht befolgt werden. Es kann auch in<br />

einen Zweistufenmechanismus ausweichen.<br />

4.4.1. [1 + 2]-Cycloadditionen. Addition von Carbenen und Carbenoiden<br />

Carbene addieren sich an Olefine entsprechend [4.74] unter Bildung von Cyclopropanen. Eine<br />

stereospezifische Synchronaddition läßt sich allerdings nur für das Singulettcarben erwarten<br />

[4.79], während das in Lösung normalerweise entstehende Triplettcarben keine Synchronreaktion<br />

und damit keine stereospezifische Reaktion ermöglicht [4.8O].<br />

\ \^ \ r- R \ r-* R<br />

C:U n - c:: M C^i [4.79]<br />

/ ' C / C^R' / 9-R'<br />

R / -5<br />

Vc- R x i" R<br />

/.t •''*' —- cC ><br />

R fr* / P-*<br />

C:>+ V \\ [4.80]<br />

/ / /^ X \ \<br />

R' \ \ _P x i .P<br />

Auch Aromaten addieren Carbene, wobei zunächst Bicyclo[4.1.0]heptadiene (Norcaradiene)<br />

entstehen, die valenztautomer mit Cycloheptatrienen sind und leicht zu diesen isomerisieren.<br />

Dadurch ist eine präparativ einfache Ringerweiterungsreaktion zu den sonst nur schwer<br />

zugänglichen Cycloheptatrienen gegeben:<br />

) Diese Erklärung ist eine Anwendung der Woodward-Hoffmann-Regeln über die Erhaltung der Orbitalsymmetrie.


326 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

:CH2<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Addition von Dichlorcarben an Olefine (Tab. 4.82)<br />

[4.81]<br />

0,1 mol Olefin und l mmol Benzyltriethylammoniumchlorid werden in 0,4 mol Chloroform<br />

unter Zusatz von l ml Ethanol gelöst. Nach der Zugabe von 0,4 mol eiskalter, frisch bereiteter<br />

50%iger Natronlauge rührt man intensiv l Stunde bei Raumtemperatur, danach 5 Stunden bei<br />

50 0 C. Das erkaltete Gemisch wird in 500 ml Wasser eingegossen, die organische Phase abgetrennt<br />

und die wäßrige Schicht mit 100 ml Chloroform ausgeschüttelt. Nach dem Trocknen der<br />

vereinigten organischen Phasen über Na2SO4 dampft man das Lösungsmittel im Vakuum ab<br />

und destilliert den Rückstand oder kristallisiert festes Produkt um.<br />

Tabelle 4.82<br />

1,1-Dichlor-cyclopropane durch Dichlorcarbenaddition<br />

Produkt<br />

7,7-Dichlor-bicyclo[4.1.0]heptan<br />

l,l-Dichlor-2-phenyl-cyclopropan<br />

1 ,l-Dichlor-2-methyl-2-phenylcyclopropan<br />

1 ,l-Dichlor-2,2-diphenyl-cyclopropan<br />

1 , 1 -Dichlor-2-hexy 1-cyclopropan<br />

l,l-Dichlor-2,2-dimethyl-cyclopropan<br />

Ausgangsverbindung<br />

Cyclohexen<br />

Styren<br />

a-Methyl-styren<br />

1,1-Diphenyl-ethen<br />

Oct-l-en<br />

Isobuten 1 )<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

78...792,0(15)<br />

H4l,7(l3)<br />

66o,08(0,6)<br />

F 114 (Et2O)<br />

50...52o,o7(o,5)<br />

118...120<br />

« 2 D°<br />

1,5028<br />

1,5515<br />

1,5410<br />

1,4555<br />

1,4499<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Zunächst bei -10 0 C einleiten, dann unter allmählicher Temperatursteigerung bei Raumtemperatur rühren.<br />

l,l-Dichlor-trans-2,3-diphenyl-cyclopropan aus trans-Stilben und Dichlorcarben unter Phasentransferkatalyse:<br />

DEHMLOW, E. V.; SCHÖNFELD, J., Liebigs Ann. Chem. 744 (1971), 42.<br />

Als Quelle für Carbene kommen außer der a-Eliminierung von Halogenalkanen (vgl. D.3.3)<br />

auch andere Carbenbildungsreaktionen, wie die Zersetzung von aliphatischen Diazoverbindungen<br />

(vgl. D.8.4.2. und D.9.1.1.3.), in Frage. Werden diese Verbindungen in Gegenwart von<br />

Übergangsmetallkatalysatoren (Cu-, Rh- o. a. Salzen) zersetzt, entstehen intermediär keine<br />

freien Carbene, sondern Metall-Carbenkomplexe (vgl. [4.12O]), die mit den Olefinen zu Cyclopropanen<br />

reagieren.<br />

Aus 2,5-Dimethyl-hexa-2,4-dien und Diazoessigsäureethylester kann auf diese Weise, auch industriell,<br />

Chrysanthemumsäureethylester, hergestellt werden.<br />

+ N2CHCOOEt Cu-Kat.<br />

78<br />

84<br />

75<br />

70<br />

60<br />

60<br />

COOEt + N2 [4.83]<br />

Ester der Chrysanthemumsäure und ähnlich strukturierter Säuren kommen im Pyrethrum, einem aus<br />

den Blüten verschiedener Chrysanthemumarten gewonnenen Naturstoff mit insektizider Wirkung, und verwandten<br />

synthetischen Produkten, den sog. Pyrethroiden vor, die als Insektizide angewendet werden.


D. 4.4. Cycloadditionen 327<br />

exo-Tricyclo(3.3.L0 2 > 4 )octan-3-anti-carbonsäureethylester aus Norbornen und Diazoessigsäureethylester<br />

in Gegenwart von CuCN: SAUERS, R. R.; SONNETT, R E., Tetrahedron 20 (1964), 1029.<br />

2,3-Dimethyl-cyclopropancarbonsäureethylester aus But-2-en und Diazoessigsäureethylester in<br />

Gegenwart von CuOSO2CF3: SALOMON, R. G.; KOCHI, J. K., J. Am. Chem. Soc. 95 (1973), 3300.<br />

2-Acetoxy-cyclopropancarbonsäureethylester aus Vinylacetat und Diazoessigsäureethylester<br />

in Gegenwart von Rh2(OCOCH3)4: ANCIAUX, A. J.; HUBERT, A. J.; NOELS, A. F.; PETINIOT, N.;<br />

TEYSSIE, R, J. Org. Chem. 45 (1980), 695.<br />

Verbindungen, die mit Olefinen zu Cyclopropanen reagieren, ohne daß intermediär freie<br />

Carbene auftreten, nennt man Carbenoide. Zu ihnen gehören auch die sog. Simmons-Smith-<br />

Reagenzien, z. B. Diiodmethan und ein Zink-Kupfer-Paar (aus Zink-Staub und Cu2Cl2, CuSO4<br />

oder Cu(OAc)2), die mit Olefinen stereospezifisch unter syn-Addition die entsprechenden<br />

Cyclopropane ergeben. Die eigentlich reagierenden Agenzien sind zinkorganische Verbindungen,<br />

die in einer Art Schlenk-Gleichgewicht [7.195] stehen:<br />

2 ICH2ZnI ^^ (ICH2)2Zn + ZnI2<br />

[4-84]<br />

\* Znl ^r 7ni ^r<br />

n + H2C - ^CH2;; = - T^CH2 + ZnI2 [4.85]<br />

C \ ^C I ^C<br />

Alternativ kann CH2I2 oder ein anderes Dihalogenalkan und Diethylzink verwendet werden.<br />

Bicyclo[4.1.0]heptan (Norcaran) aus Cyclohexen und Diiodmethan in Gegenwart von Zink/<br />

CuCl: RAWSON, R. J.; HARRISON, I. T, J. Org. Chem. 35 (1970), 2057.<br />

4.4.2. [2 + 2]-Cycloadditionen<br />

Diese zu carbo- und heterocyclischen Vierringen führende Reaktion [4.75] ist, wie Abb. 4.78 erkennen<br />

läßt, als pericyclischer Prozeß photochemisch erlaubt, thermisch dagegen, da sie eine geometrisch<br />

unmögliche supra-antarafaciale Orbitalwechselwirkung umfassen würde, für Olefine verboten.<br />

Diese Einschränkung entfällt, wenn wie in den Heterocumulenen (z. B. Ketenen und Isocyanaten) ein<br />

weiteres senkrecht zu den p-rc-Orbitalen angeordnetes p-Orbital eines sp-hybridisierten Kohlenstoffatoms<br />

für die Addition genutzt werden kann,<br />

LUMO<br />

Keten<br />

P^ 6'33^*"*" ^~^<br />

HOMO ..§ It [4.86]<br />

Alken<br />

siehe unten.<br />

Durch die photochemische Variante der [2 + 2]-Cycloaddition können Olefine in Cyclobutane<br />

überführt werden. Sind hier Singulettzustände involviert, verlaufen die Reaktionen als<br />

syn-Additionen. Die intramolekulare Version dieser Photocycloaddition bietet einen wichtigen<br />

Zugang zu polycyclischen Verbindungen mit Cyclobutanringen.<br />

[4.87]


328 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

Oft jedoch verläuft die Addition nicht als pericyclischer Prozeß, sondern in mehreren Reaktionsschritten,<br />

und es sind offenkettige Intermediate in Form von 1,4-Diradikalen oder 1,4-<br />

Dipolen nachweisbar. Ist in diesen die Bindungsrotation rascher als der Ringschluß, geht die<br />

cis-Selektivität verloren.<br />

Eine weitere Variante der photochemisch initiierten [2 + 2]-Cycloaddition ist die Paterno-<br />

Büchi-Reaktion. Durch Cyclisierung einer Aldehyd- oder Ketocarbonylgruppe mit einer C=C-<br />

Doppelbindung entstehen synthetisch wichtige Oxetane.<br />

Darstellung von 3-Methyl-6ß-propionyloxymethyl-2,7-dioxabicyclo[3.2.0]hept-3-en und Iß-<br />

Methyl-6ß-propionyloxymethyl-2,7-dioxabicyclo[3.2.0]hept-3-en durch Paterno-Büchi-Reaktion:<br />

JUST, G., in: Photochemical Key Steps in Organic Synthesis. Hrsg. J. MATTAY, A. G. GRIES-<br />

BECK. - VCH, Weinheim 1994,43-44.<br />

Wird Triplettsauerstoff in Gegenwart von Sensibilisatoren bestrahlt, entsteht Singulettsauerstoff.<br />

Dieser wird bei Anwesenheit strukturell geeigneter Olefine zu 1,2-Dioxetanen addiert.<br />

Die resultierenden energiereichen Vierring-Peroxide neigen bei chemischer oder thermischer<br />

Aktivierung zum Zerfall in zwei Carbonylverbindungen, wobei angeregte Zustände erzeugt<br />

werden. Deren überschüssige Energie kann in Form von Licht abgegeben werden (Chemilumineszenz).<br />

Ketene, die über ein energetisch tiefliegendes LUMO verfügen, vermögen ebenfalls mit<br />

C=C-Doppelbindungen zu reagieren. Durch eine supra- und eine antarafaciale Wechselwirkung<br />

mit dem HOMO der Doppelbindung des Reaktionspartners wird eine symmetrieerlaubte<br />

thermische [2 + 2]-Cycloaddition ermöglicht (s. oben). Synthetische Anwendung findet hier<br />

besonders die intramolekulare Keten-Olefin-Cycloaddition, wobei die Ketene z.B. leicht in<br />

situ aus Carbonsäurechloriden (vgl. D.3.1.5) erzeugt werden können.<br />

O<br />

Cl Et3N<br />

[4.88]<br />

Darstellung von 5-Methyl-2-oxabicyclo[3.2.0]heptan-7-on nach [4.88]: SNIDER, B. B.; Hui, R.<br />

A. H. F., J. Org. Chem. 50 (1985), 5167-5176.<br />

In Abwesenheit eines Reaktionspartners cyclodimerisieren zahlreiche Ketene. Keten selbst<br />

bildet dabei Diketen.<br />

H2C<br />

2H2C=C=O ] ? [4.89]<br />

4.4.3. [3 + 2]-Cycloadditionen (1,3-Dipoladditionen)<br />

Aufgrund der Vielzahl von möglichen 1,3-Dipolen sind durch [3 + 2]-Cycloadditionen carbound<br />

insbesondere heterocyclische 5-Ringe mit unterschiedlichsten Strukturen zugänglich. Beispielsweise<br />

lassen sich die nach D.8.4. erhältlichen Diazoalkane mit Dipolarophilen entsprechend<br />

[4.90] in Ji-Pyrazoline überführen (vgl. auch [4.76]):<br />

H2CI 0 H2CI 0<br />

N© __ Nl<br />

IH n<br />

N N© CN<br />

[4.90]


D. 4.4. Cycloadditionen 329<br />

Die Regioselektivität der Reaktion läßt sich, wie in [4.90] angedeutet, anhand der Polarität der<br />

beiden Komponenten meist gut voraussagen.<br />

Neben weiteren, ebenfalls in Substanz zugänglichen 1,3-Dipolen, wie Ozon (vgl. D.4.I.7.),<br />

Distickstoffoxid und Aziden (man formuliere die 1,3-Dipole!), werden andere häufig erst im Reaktionsgemisch,<br />

beispielsweise durch HQ-Abspaltung (Nitrilimine, Nitriloxide usw.) erzeugt. Die für<br />

die Synthese von ^ 2 -l,2-Oxazolinen III und -Oxazolen IV benötigten Nitriloxide [4.91], II erhält<br />

man analog aus Hydroximoylchloriden I in wasserfreiem Medium. Das intermediär entstehende<br />

Nitriloxid reagiert in Anwesenheit eines Dipolarophils weiter zum Heterocyclus:<br />

© 0"<br />

Ph-C=N-O<br />

© 0<br />

Ph-C=N-O<br />

-C=C-<br />

Ph<br />

,0<br />

U'<br />

C=C<br />

[4.91]<br />

Man formuliere unter Verwendung der angegebenen 1,3-Dipole weitere Beispiele für Synthesen<br />

von Fünfringheterocyden!<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Synthese von 3-(4-ChlorphenylM 2 -l,2-oxazolinen und<br />

3-(4-Chlorphenyl)-l,2-oxazolen durch 1,3-Dipolcycloaddition (Tab. 4.92)<br />

In einem 250-ml-Dreihalskolben mit Rührer und Tropftrichter werden zu einer Lösung von<br />

0,02 mol 4-Chlor-benzhydroximoylchlorid 1 ) in 50 ml Dichlormethan 0,06 mol Alken zugesetzt.<br />

Zu dieser Lösung tropft man innerhalb von 45 Minuten eine Lösung von 0,023 mol Triethylamin<br />

in 30 ml Dichlormethan. Nach beendeter Zugabe wird noch l Stunde gerührt und dann<br />

durch Zugabe von 10 ml Wasser das ausgeschiedene Triethylammoniumchlorid aufgelöst. Man<br />

trennt die organische Phase ab, wäscht diese noch zweimal mit etwas Wasser und trocknet mit<br />

Natriumsulfat. Nach dem Abdestillieren des Lösungsmittels im Vakuum kristallisiert man den<br />

Rückstand aus abs. Ethanol um.<br />

Tabelle 4.92<br />

3-(4-Chlorphenyl)-J 2 -l,2-oxazoline und 3-(4-Chlorphenyl)-l,2-oxazole durch 1,3-Dipol-Cycloaddition von<br />

4-Chlor-benzonitriloxid an Alkene und Alkine<br />

Produkt<br />

3-(4-Chlorphenyl)-5-phenyl-^ 2 -l,2-oxazolin<br />

3-(4-Chlorphenyl)-zl 2 -l,2-oxazolin-5-carbonitril<br />

Essigsäure[3-(4-chlorphenyl)-J 2 - 1 ,2-oxazolin-5-yl]ester<br />

3-(4-Chlorphenyl)-5-phenyl-!,2-oxazol<br />

I Herstellung vgl. Kap. D. 1.4.1.<br />

Ausgangsverbindung<br />

Styren<br />

Acrylonitril<br />

Vinylacetat<br />

Phenylacetylen<br />

Fin°C<br />

1 32... 1 33<br />

122 ...123<br />

8 1 ...83<br />

177 ... 1 79<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

80<br />

65<br />

87<br />

72


330 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

4.4.4. [4 + 2]-Cycloadditionen (Diels-Alder-Reaktion)<br />

Die wichtigste [4 + 2]-Cycloaddition ist die Diels-Alder-Reaktion. Sie wurde bereits in [4.77]<br />

und in Abbildung 4.78 formuliert. Diels-Alder-Reaktionen verlaufen dann besonders gut,<br />

wenn das Dien elektronenreich und das En (Dienophil) elektronenarm ist oder umgekehrt. Im<br />

letzteren Fall spricht man von „Diels-Alder-Reaktionen mit inversem Elektronenbedarf".<br />

Typische Diene sind Buta-l,3-dien, in l- bzw. 2-Stellung alkylierte Buta-l,3-diene, Cyclopentadien,<br />

Cyclohexa-l,3-dien, Anthracen (Addition an der 9,10-Position) und Furan. Hierfür<br />

geeignete Dienophile sind Alkene und Alkine mit elektronenanziehenden Gruppen an der<br />

Mehrfachbindung, wie Chlor, Carbonyl-, Alkoxy-, Nitro-, Cyan- und andere. Häufig werden<br />

als Dienophile «,/^-ungesättigte Carbonylverbindungen wie Maleinsäureanhydrid, p-Benzochinon,<br />

Acrolein und Methylvinylketon eingesetzt:<br />

[4.93]<br />

Als Dienophile können auch Arine fungieren, die auf diese Weise durch Cycloaddition an Furan oder<br />

Anthracen nachweisbar sind. Man formuliere diese Reaktionen!<br />

Die Diels-Alder-Reaktion ist auf s-cis-Diene beschränkt, s-trans fixierte Systeme, wie z. B.<br />

1,2,3,5,6,7-Hexahydro-naphthalen, reagieren nicht. Der Reaktionsverlauf ist stereospezifisch,<br />

wie es auch durch die Orbitalbetrachtung gemäß Abbildung 4.78 für den pericyclischen Verlauf<br />

vorausgesagt wird, z. B.:<br />

HOOC<br />

HOOC<br />

Maleinsäure<br />

COOH<br />

[4.94]<br />

Diene können bei Diels-Alder-Reaktionen gleichzeitig auch als Dienophil reagieren, was<br />

beispielsweise bei der Dimerisierung von Cyclopentadien der Fall ist. Diese Dimerisierung<br />

läuft bereits beim Aufbewahren des Monomeren ab, das Addukt ist aber, wie häufig bei Produkten<br />

der Diels-Alder-Reaktion, thermisch, z. B. durch einfache Destillation, rückspaltbar.<br />

Hauptprodukt<br />

endo-<br />

v/<br />

Nebenprodukt<br />

exo-<br />

LUMO<br />

HOMO<br />

LUMO<br />

HOMO<br />

LUMO<br />

HOMO<br />

HOMO LUMO<br />

[4.95]


D. 4.4. Cycloadditionen 331<br />

Bei dieser Reaktion entsteht das thermodynamisch weniger stabile endo-Produkt, was durch eine Grenzorbitalbetrachtung<br />

interpretiert werden kann.<br />

Beide Cyclopentadienmoleküle orientieren sich so zueinander, daß eine Stabilisierung durch sekundäre<br />

(in [4.95] punktiert angedeutete) Orbitalwechselwirkungen möglich wird.<br />

Analog können auch o,ß-ungesättigte Carbonylverbindungen, wie Acrolein, Methylvinylketon<br />

u. a., dimerisieren, indem sie gleichzeitig als Dien und Dienophil reagieren, z. B.:<br />

O<br />

[4.96]<br />

Eine derartige, bei der Diels-Alder-Reaktion sehr häufig auftretende Regioselektivität läßt sich mit Hilfe<br />

des Grenzorbitalkonzepts (vgl. C.6.) erklären. Man benötigt hierzu die Energien sowie die Beträge und<br />

Vorzeichen der Koeffizienten für HOMO und LUMO beider Reaktionspartner. Bei der Diels-Alder-Reaktion<br />

sind beide in Frage kommende HOMO-LUMO-Wechselwirkungen (HOMODien-LUMOoiefm bzw.<br />

LUMOoien-HOMOoiefin) grundsätzlich bindender Natur.<br />

Um das bevorzugte Reaktionsprodukt zu ermitteln, geht man folgendermaßen vor:<br />

- Man ordnet bei der Formulierung die HOMO-LUMO-Paare der Reaktionspartner zunächst so an, daß<br />

die Atome mit den jeweils größten Koeffizienten der Orbitale miteinander in Wechselwirkung treten<br />

können.<br />

- Ergibt sich in beiden Fällen die gleiche Verbindung, so ist diese das Hauptprodukt.<br />

- Ergeben sich bei dem Koeffizientenvergleich für die beiden HOMO-LUMO-Kombinationen unterschiedliche<br />

Produkte, so ist zu ermitteln, welches HOMO-LUMO-Paar den größten Quotienten aus<br />

dem Koeffizientenquadrat und der HOMO-LUMO-Energiedifferenz (ca/Cb) 2 /(FHOMO(a)-^LUMO(b))<br />

besitzt (vgl. [C.78]). Diese Kombination ergibt dann das Hauptprodukt. Bei ähnlichen Koeffizientenquadraten<br />

ist das die mit der geringeren HOMO-LUMO-Energiedifferenz, bei ähnlicher HOMO-<br />

LUMO-Energiedifferenz die mit dem größten Koeffizientenquadrat.<br />

Bei der Reaktion von 2-Phenyl-buta-l,3-dien mit Styren (vgl. [4.79]) läßt sich durch Koeffizientenvergleich<br />

[4.97a] als Hauptprodukt erwarten. Tatsächlich entstehen 1,4-Diphenyl-cyclohex-l-en und 2,4-Diphenylcyclohex-1-en<br />

im Verhältnis 20:1:<br />

Ph<br />

^ Ph<br />

Ph<br />

Ph<br />

20 LUMO HOMO<br />

+0,7 eV -9,1 eV<br />

AE * 9,8 eV<br />

Ph Ph<br />

HOMO LUMO<br />

1 -8,5 eV +1,OeV<br />

AE = 9,5 eV<br />

[4.97a]<br />

[4.97b]<br />

Die Umsetzung von l-Ethoxy-buta-l,3-dien mit Acrolein führt nahezu ausschließlich zu 2-Ethoxy-cyclohex-3-en-l-carbaldehyd.<br />

Der Koeffizientenvergleich zeigt, daß die Reaktion zwar prinzipiell nach [4.98a]<br />

bzw. [b] verlaufen kann, AE spricht jedoch eindeutig zugunsten von [a] (vgl. hierzu auch [C78]):


332 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

OEt<br />

OEt<br />

OEt<br />

CHO<br />

CHO<br />

HOMO LUMO<br />

-8,5 eV O eV<br />

AE * 8,5 eV<br />

HOMO<br />

-10,9 eV<br />

13,4eV<br />

[4.98a]<br />

[4.98b]<br />

Da viele Diels-Alder-Reaktionen in der Wärme reversibel ablaufen, arbeitet man bei möglichst<br />

niedrigen Temperaturen. Normalerweise benötigt man keinen Katalysator, obwohl Brönsted-<br />

und Lewis-Säuren (Trichloressigsäure, Aluminiumchlorid) in einigen Fällen Reaktionsgeschwindigkeit<br />

und Regioselektivität erhöhen können. 1 ) Bei Reaktanden, die zur Polymerisation<br />

neigen, setzt man geeignete Polymerisationsinhibitoren (z. B. Hydrochinon) zu.<br />

Ineinander lösliche Reaktanden werden meist ohne Lösungsmittel umgesetzt, in anderen<br />

Fällen oder bei sehr heftig ablaufenden Reaktionen kann man in einem inerten Lösungsmittel<br />

(Toluen, Xylen) arbeiten.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für Diels-Alder-Reaktionen (Tab. 4.99)<br />

0,1 mol des Dienophils wird in der gerade notwendigen Menge Lösungsmittel gelöst und im<br />

angegebenen Molverhältnis mit dem im gleichen Lösungsmittel gelösten Dien vermischt. Bei<br />

flüssigen Dienen kann man häufig auf das Lösungsmittel verzichten und diese im Überschuß<br />

einsetzen. Gasförmige Reaktanden löst man zuvor im angegebenen Lösungsmittel oder kondensiert<br />

sie in das Druckgefäß ein. Nach Abklingen einer eventuell auftretenden Reaktionswärme<br />

verfährt man entsprechend den in der Tabelle angegebenen Bedingungen weiter. Zur<br />

Aufarbeitung werden flüssige Produkte nach Abdampfen des Lösungsmittels im Vakuum<br />

destilliert, Feststoffe saugt man ab und kristallisiert anschließend um.<br />

Die Reaktion eignet sich auch als Halbmikropräparation.<br />

Furane und ähnliche Fünfringheterocyclen reagieren glatt als Diene. Die bicylischen<br />

Addukte gehen mit Säuren unter Öffnung der Sauerstoffbrücke in aromatische Verbindungen<br />

über. Addukte aus Acetylen-Dienophilen isomerisieren zu Phenolen, z. B.:<br />

COOEt<br />

COOEt<br />

COOEt<br />

COOEt<br />

[4.100]<br />

) Durch die Protonierung werden z. B. bei a,ß-ungesättigten Carbonylverbindungen die HOMO- und<br />

LUMO-Energien gesenkt, so daß nunmehr das HOMO des Diens und das LUMO der Carbonylverbindung<br />

enger zusammenrücken, und daher diese Wechselwirkung bei weitem dominiert.


Tabelle 4.99<br />

Diels-Alder-Reaktionen<br />

Produkt<br />

ds-Cyclohex-4-en-l ,2dicarbonsäureanhydrid<br />

Cyclohex-3-en- ! -carbaldehyd<br />

Bicyclo[2.2.1]hept-5en-2-carbonsäure<br />

J )<br />

(J 5 -Norbornen-2carbonsäure)<br />

ds-Bicyclo[2.2.2]oct-<br />

5-en-2,3-dicarbonsäureanhydrid<br />

l,4,4a,5,8,8a,9a,!0a-<br />

Octahydro-l,4;5,8diethanoanthrachinoncis-9,10-Dihydro-9,10ethanoanthracen-11,12dicarbonsäureanhydrid<br />

2-Ethoxy-3,4-dihydro-<br />

2//-pyran<br />

Dien : Dienophil<br />

(Molverhältnis)<br />

Buta-l,3-dien :<br />

Maleinsäureanhydrid<br />

1 : 1<br />

Buta-l,3-dien :<br />

Acrolein 1 : 1<br />

Cyclopentadien 2 ) :<br />

Acrylsäure 1 : 2<br />

Cyclohexadien 3 ) :<br />

Maleinsäureanhydrid<br />

1 : 1<br />

Cyclohexadien 3 ) :<br />

p-Benzochinon 4 : 1<br />

Anthracen : Maleinsäureanhydrid<br />

1 : 1<br />

Acrolein 4 ) : Ethylvinylether<br />

4 : 5<br />

Lösungsmittel<br />

Benzen<br />

ohne<br />

Diethylether<br />

Benzen<br />

ohne<br />

Xylen<br />

ohne<br />

Bedingungen<br />

5Std. 10O 0 C,<br />

Bombenrohr<br />

oder Autoklav<br />

lStd.!00°C,<br />

Bombenrohr<br />

oder Autoklav<br />

6 Std. Rückfluß<br />

30 Min.<br />

Rückfluß<br />

24 Std.<br />

Rückfluß<br />

10 Min.<br />

Rückfluß<br />

2 Std. !85 0 C,<br />

Bombenrohr<br />

oder Autoklav<br />

D. 4.4. Cycloadditionen 333<br />

Kp (bzw. F) Ausbeute<br />

in 0 C in%<br />

F !03 90<br />

(Ligroin)<br />

51i,7(i3) 90<br />

1322.9(22)<br />

80<br />

F 147 90<br />

(Ligroin)<br />

F 196 80<br />

(EtOH)<br />

F 262 90<br />

(Xylen)<br />

1 ^i3(IOO) 85<br />

ng> 1,4420<br />

Zur rationellen Bezeichnung der häufig bei Diels-Alder-Reaktionen entstehenden bicyclischen Systeme<br />

folgen nach dem Präfix „Bicyclo" in eckigen Klammern die Zahlen der in den Brücken befindlichen<br />

Ringglieder mit Ausnahme derjenigen in den Brückenköpfen. Dann folgt der Name, der sich aus der<br />

Zahl aller Ringglieder ergibt. Die Zählung beginnt an einem Brückenkopf. Dann numeriert man die<br />

längste Brücke, geht auf der nächstkürzeren zurück und numeriert schließlich die letzte:<br />

10 2<br />

1,<br />

Bicyclo[4.4.0]decan Bicyclo[3.2.1]octan<br />

Bicyclo[2.2.2]oct-2-en<br />

2<br />

) Aus „Dicyclopentadien" durch Destillation bei Normaldruck.<br />

3<br />

) Über etwas Natrium frisch destilliert.<br />

4<br />

) Unter Zusatz von etwas Hydrochinon frisch destilliert, wobei auch in die Vorlage etwa ! % Hydrochinon<br />

gegeben wird, das bei der Diels-Alder-Reaktion eine Polymerisation verhindert.<br />

Addukte aus olefinischen Dienophilen können unter Wasserabspaltung aromatisieren. Aus<br />

Oxazolen lassen sich auf diese Weise Pyridine gewinnen.<br />

Solche Reaktionen werden bei der technischen Synthese von Pyridoxin (Vitamin B6) aus<br />

Oxazolen, z. B. [7.53b], und cyclischen Acetalen des But-2-en-l,4-diols genutzt:<br />

>8


334 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

\ / +2H2O<br />

/\ -EtOH<br />

- /-PrCHO<br />

CH2OH<br />

4.5. Metall- und metallkomplexkatalysierte Umsetzungen<br />

von Olefinen<br />

4.5.1. Homogenkatalysierte Reaktionen von Olefinen und Acetylenen<br />

[4.101]<br />

In Gegenwart von Metallkomplexen als Katalysatoren sind Olefine und Acetylene speziellen<br />

C-C- und C-H-Verknüpfungsreaktionen zugänglich.<br />

Voraussetzung für die Katalyse ist die Aktivierung des ungesättigten Substrates durch koordinative<br />

Bindung an das Zentralatom eines Übergangsmetallkomplexes, wobei ein Ti-Komplex<br />

entsteht. Olefine bilden solche 7r-Komplexe mit den Salzen und Komplexen vieler Übergangsmetalle<br />

(z. B. Fe, Co, Ni, Pd(II), Cu(I), Ag(I) u. a.).<br />

Nach dem LCAO-MO-Modell besteht diese Koordination aus einem rc-Acceptoranteil zwischen<br />

einem unbesetzten AO des Metalls und dem besetzten Tr-HOMO des Olefins sowie<br />

einem rc-Donatoranteil (back donation) zwischen einem besetzten AO des Zentralatoms und<br />

dem LUMO (7r*-Orbital) des Olefins (Abb. 4.102). Überwiegt der rc-Acceptoranteil der Bindung,<br />

so wird das Olefin einem nudeophilen, am freien Olefin nicht möglichen, Angriff<br />

zugänglich.<br />

C =<br />

4t-<br />

M<br />

Abb. 4.102<br />

Bindungsverhältnisse in Olefinkomplexen der Übergangsmetalle<br />

Die erhöhte Reaktionsfähigkeit des Olefins im Komplex zeigt sich auch an der mit der Koordination<br />

zunehmenden Bindungslänge der C=C-Doppelbindung der ungesättigten Verbindung.<br />

Maßgebend für die Reaktivität des Olefins und für den Reaktionsablauf ist die Elektronendichteverteilung<br />

im n-Komplex. Sie hängt von Art und Ladung des Übergangsmetalls und von<br />

der Natur der Liganden ab. Häufig entsteht der eigentliche Katalysator erst in einem sogenannten<br />

Formierungsschritt im Reaktionsgemisch (vgl. [4.115]).<br />

Die wichtigsten komplexkatalysierten Reaktionen liefern substituierte Olefine oder Additionsprodukte<br />

der Olefine. Sie verlaufen im allgemeinen als komplizierte Folgereaktionen, für<br />

die eine Reihe von Elementarschritten typisch ist.<br />

Bei der Synthese substituierter Olefine wird das im ur-Komplex koordinierte Olefinmolekül<br />

zunächst formal zwischen Metall und einen Liganden eingeschoben, wobei sich der Ligand


D. 4.5. Metall- und metallkomplexkatalysierte Umsetzungen von Olefinen 335<br />

nucleophil an die ß-Position des Olefins addiert. Diese nudeophile Ligandenaddition (Einschubreaktion)<br />

ist ein wichtiger Elementarschritt bei der Komplexkatalyse:<br />

\ nukleophile<br />

k .. Liganden- L , H ^ drid - L v /<br />

fC~H addition , M-C-C.- ^^L M-H + C=C [4.103]<br />

M \ I a I ß ' / ^<br />

L/% L i x L 7 X<br />

Das Substitutionsprodukt wird vom Zentralatom unter Eliminierung eines Hydridions aus<br />

der ß-Stellung abgelöst. Diese ß-Hydrideliminierung ist ein weiterer wichtiger Elementarschritt<br />

komplexkatalysierter Reaktionen. Das Hydridion tritt zunächst mit dem Metall in Wechselwirkung.<br />

Nach diesem Schema verläuft beispielsweise die Wacker-Oxidation, ein wichtiges industrielles<br />

Verfahren zur Herstellung von Acetaldehyd aus Ethylen und Sauerstoff in Gegenwart katalytischer<br />

Mengen Palladiumchlorid und Kupferchlorid:<br />

(H2C=CH2)PdCI2 + ^' HOCH2CH2-PdCI<br />

— HCl<br />

+ H2C = CH21 I - H2C=CH-OH — H3C-CH=O [4.104]<br />

Pd(O) r-s-5j- H-PdCI<br />

Im ersten Reaktionsschritt addiert sich Wasser an das Pd-aktivierte Alken. Der entstehende<br />

Hydroxyalkylpalladium-Komplex unterliegt der charakteristischen ß-Hydrideliminierung<br />

unter Bildung des Enols des Acetaldehyds und einer H-Pd-Cl-Spezies, die anschließend in<br />

HCl und Pd(O) zerfällt. Das Pd(O) wird durch CuCl2 wieder zu Pd(II) oxidiert und das dabei<br />

gebildete Cu(I) durch Sauerstoff wieder zu Cu(II):<br />

2CuCI + ^O2 + 2HCI 2CuCI2 + H2O [4.105]<br />

Die Wacker-Oxidation läßt sich auf eine Vielzahl insbesondere terminaler Alkene anwenden,<br />

die regioselektiv zu Methylketonen reagieren. Das Verfahren ist auch hinsichtlich der<br />

Natur des Nucleophils verallgemeinerungsfähig und z.B. zur Herstellung von Vinylacetat,<br />

Acrylonitril und Vinylchlorid aus Ethylen geeignet.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Wacker-Oxidation von terminalen Olefinen (Tab. 4.106) *)<br />

In einem 250 ml Dreihalskolben mit Tropftrichter mit Druckausgleich legt man 10 mmol<br />

PdCl2, 0,1 mol CuCl und 80 ml eines Dimethylformamid-Wasser-Gemisches (DMF : H2O = 7:1)<br />

vor. 2 ) Der Tropftrichter wird mit 0,1 mol des entsprechenden Olefins gefüllt. An einem zweiten<br />

Kolbenhals wird ein Sauerstoffballon befestigt (alle Stopfen und Schliffe müssen gesichert werden!).<br />

Man läßt die Mischung l Stunde zur Sauerstoffaufnahme rühren. Danach gibt man langsam<br />

(ca. 20 min) unter starkem Rühren das entsprechende Olefin über den Tropftrichter zu.<br />

Die Lösung färbt sich innerhalb von 15 min von grün zu schwarz und wird dann allmählich<br />

wieder grün. Nach 24 Stunden gießt man die Reaktionsmischung auf kalte 3N HCl (300 ml)<br />

und extrahiert fünfmal mit je 100 ml Ether. Die vereinigten organischen Phasen werden sorgfältig<br />

mit 150 ml gesättigter NaHCO3-Lösung und 150 ml gesättigter NaCl-Lösung gewaschen<br />

und anschließend über MgSO4 getrocknet. Nach Filtration und Entfernung des Lösungsmittels<br />

am Rotationsverdampfer rektifiziert man den Rückstand über eine Vigreux-Kolonne.<br />

J ) nach TSUJI, J.; NAGASHIMA, H.; NEMOTO, H., Org. Synth. 62 0984), 9.<br />

2 ) DMF vor Gebrauch destillieren.


336 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

Tabelle 4.100<br />

Methylketone aus terminalen Olefinen 1 )<br />

Produkt<br />

Decan-2-on<br />

Dodecan-2-on<br />

Octan-2-on<br />

Ausgangsverbindung<br />

Dec-l-en 2 )<br />

Dodec-1-en<br />

Oct-l-en<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

43...50 o,i3(i)<br />

105...108 0,6.5(5)<br />

F17...20<br />

168<br />

" 2 D 5<br />

1,4253<br />

1,4348<br />

1,4134<br />

!) Das verwendete CuCl reagiert selektiver als CuCl2 (das das Produkt chlorieren kann).<br />

2 ) vor Gebrauch frisch destillieren<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Wiederholt sich die Einschubreaktion in [4.103] mehrmals hintereinander, ohne daß sich das<br />

Produkt vom Zentralatom ablöst, so entstehen Oligomere bzw. Polymere.<br />

Ein wichtiges Beispiel ist die von ZIEGLER und NATTA entdeckte Niederdruckpolymerisation<br />

des Ethylens und anderer Olefine. Als katalytisch aktives System wird eine Übergangsmetallverbindung,<br />

z. B. TiCl3, und eine metallorganische Verbindung der ersten bis dritten Hauptgruppe,<br />

z. B. (C2Hs)3Al, eingesetzt. Durch Alkylierung entsteht ein Alkyl-Titan-Komplex, der<br />

an die noch freie Koordinationsstelle ein Olefinmolekül zum 7r-Komplex addiert:<br />

TiCl3 ^g£p RTiCI2 * H2C=CH2 . RTi(H2C=CH2)CI2 [4.107]<br />

Da Titan ein an d-Elektronen armes Zentralatom ist, erfolgt der Einschub des Olefins in die<br />

R-Ti-Bindung schneller als die ß-Hydrideliminierung. Die freie Koordinationsstelle wird deshalb<br />

wieder durch ein Olefinmolekül besetzt, und die Einschubreaktion wiederholt sich mehrfach,<br />

so daß ein Polymer entsteht:<br />

RTi(H2C=CH2)CI2 •—-» R-CH2-CH2-TiCI2 * H2C ~ CH2 » RCH2CH2-Ti(H2C=CH2)CI2<br />

65<br />

60<br />

60<br />

usw. [4.108]<br />

Diese Art der Polymerisation verläuft stereoselektiv (im Polypropylen ist z. B. jedes zweite<br />

Kohlenstoffatom asymmetrisch!):<br />

* * *<br />

CH-CH2-CH-CH2-CH [4.109]<br />

Man informiere sich in diesem Zusammenhang über ataktische, syndiotaktische und isotaktische Polymerisationen<br />

und deren praktische Bedeutung für die Eigenschaften des Polymerisats!<br />

Liegt ein an d-Elektronen reiches Zentralatom wie Nickel vor, so ist die ß-Hydrideliminierung begünstigt.<br />

Die Reaktion führt dann gezielt zur Dimerisierung des Olefins:<br />

H2C^11 K<br />

L^ /CH2 ^ Ni-CH2-CH3<br />

H2C=CH2<br />

\ "/'^CH2-CH3<br />

X [4.110]<br />

-H2C=CH-CH2-CH3<br />

/<br />

X


Darstellung von Polyäthylen<br />

D. 4.5. Metall- und metallkomplexkatalysierte Umsetzungen von Olefinen 337<br />

Für den Laborversuch der drucklosen Polymerisation von Ethylen eignet sich der im folgenden<br />

beschriebene Katalysator (Pentyllithium/Titantetrachlorid) besser als der schwer herzustellende<br />

und wegen seiner Selbstentzündlichkeit schwer zu handhabende Aluminiumtrialkyl/<br />

Titantetrachlorid-Katalysator. Der Versuch gelingt nur, wenn Wasser und Sauerstoff peinlich<br />

ferngehalten werden.<br />

Zunächst werden 400 ml über Kaliumhydroxid getrockneter Petrolether (Kp 60 bis 80 0 C) von<br />

Sauerstoff befreit, indem man einige Minuten unter Durchleiten von Stickstoff 1 ) unter Rückfluß<br />

zum Sieden erhitzt. Nach dem Abkühlen gibt man 50 ml davon in einen 250-ml-Dreihalskolben,<br />

aus dem man die Luft durch Stickstoff 1 ) verdrängt hat. Der Kolben ist mit Rührer, Rückflußkühler,<br />

Gaseinleitungsrohr und Tropftrichter versehen. Bei allen Operationen wird langsam sauerstofffreier<br />

Stickstoff durchgeleitet. Man gibt nun 3 g kleinzerschnittenes Lithium in den Kolben und<br />

tropft unter heftigem Rühren 2 ml einer Lösung von 18g Pentylchlorid in 25 ml luftfreiem Petrolether<br />

hinzu. Nachdem die Reaktion eingesetzt hat (erkenntlich an der beginnenden Lithiumchloridausscheidung),<br />

wird die restliche Pentylchloridlösung innerhalb 20 Minuten unter gutem Rühren<br />

und Kühlen mit einer Eis-Kochsalz-Mischung zugetropft. Nach weiterem Rühren (2,5 Stunden)<br />

läßt man das Lithiumchlorid weitgehend absetzen und entnimmt mit einer trockenen Sicherheitspipette,<br />

die vorher mit Stickstoff zu spülen ist, 30 ml der überstehenden Lösung 2 ), die man in einem<br />

500-ml-Dreihalskolben (versehen mit Rührer, Rückflußkühler und Gaseinleitungsrohr) unter<br />

Stickstoff mit dem restlichen luftfreien Petrolether verdünnt. Nach Zugabe von 2 ml Titantetrachlorid<br />

wird 20 Minuten gerührt und so die Bildung des Katalysators vervollständigt. Nun leitet<br />

man an Stelle des Stickstoffs Sauerstoff freies Ethylen 3 ) ein. Man stoppt die Reaktion ab, wenn das<br />

Rühren durch das ausgefallene Polyethylen schwierig wird, und zersetzt den Kontakt durch<br />

Zugabe von 40 ml Butanol. Das Polyethylen wird filtriert und mit konz. Salzsäure/Methanol (1:1)<br />

weiß gewaschen. Nach abschließendem Waschen mit Wasser wird im Trockenschrank bei 80 0 C<br />

getrocknet. Zur Reinigung löst man das Produkt in heißem Tetralin oder Decalin und läßt es in der<br />

Kälte wieder ausfallen. F120...130 0 C<br />

Bei komplexkatalysierten Additionen an Olefine werden im allgemeinen die folgenden Elementarreaktionen<br />

durchlaufen:<br />

oxidative<br />

Addition<br />

L-r " s*<br />

+ XY<br />

reduktive<br />

Eliminierung -X-C-C-Y<br />

/^|°\ L-M-L<br />

L-M-L<br />

[4.111]<br />

Das Reagens X-Y wird oxidativ an das Zentralatom addiert, wobei sich dessen Oxidations- und Koordinationszahl<br />

um zwei erhöhen. Diese stets als syn-Addition ablaufende Umsetzung führt entweder zu Komplexen,<br />

für deren Bildung ein Bindungsbruch zwischen X und Y Voraussetzung ist (z. B. bei H-H, H-HaI,<br />

H-OR, H-SR, Hai-Hai), oder X-Y besetzt ohne vorherige Bindungsspaltung zwei benachbarte Koordinationsstellen<br />

(z. B. -O-O-, -S-S-, O=NR, RN-NR u. a.). Die Tendenz zur oxidativen Addition fällt in der<br />

Reihenfolge Hai-Hai > H-H > R3C-H.<br />

1 J Nur sauerstofffreien Stickstoff verwenden, vgl. Reagenzienanhang.<br />

2 ) Etwas mitgerissenes Lithiumchlorid stört nicht. Restliche Reaktionslösung und nichtgelöstes Lithium<br />

werden mit Ethanol gefahrlos zersetzt.<br />

3 ) Ethylen wird wie Stickstoff vom Sauerstoff befreit (vgl. Reagenzienanhang).


338 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

Nach Reaktion mit dem ebenfalls koordinativ gebundenen Substrat wird schließlich das Endprodukt aus<br />

dem Komplex reduktiv eliminiert. Nach diesem Schema verlaufen beispielsweise homogenkatalysierte<br />

Hydrierungen:<br />

C=C + H2 ^* . -C-C- [4.112]<br />

/ \ H H<br />

Intermediär treten dabei Hydridkomplexe (X = Y = H) auf, die durch oxidative Addition von H2 z. B. an<br />

Rhodium- oder Iridiumkomplexe gebildet werden. Der in [4.113] abgebildete Wilkinson-Katalysator,<br />

Tris(triphenylphosphin)rhodium(I)-chlorid, hat sowohl im Forschungslabor, als auch in der Technik große<br />

Bedeutung erlangt.<br />

PMV R


D. 4.5. Metall- und metallkomplexkatalysierte Umsetzungen von Olefinen 339<br />

durch katalytische Dehydrierung Cyclooctatetraen (COT) gewonnen wird. [4.116], I kann aber<br />

auch in einer Einschubreaktion ein weiteres Butadienmolekül addieren. So erhält man - auch<br />

technisch - Cyclododeca-l,5,9-trien:<br />

-NiL 1<br />

[4.117]<br />

Unter den Reaktionsbedingungen der nachfolgenden Vorschrift entsteht trans,trans,cis-<br />

Cy clododecatrien.<br />

Die Weiterverarbeitung erfolgt nach bekannten Methoden zum Cyclododecanon(—» Nylon<br />

12), zur 1,12-Dodecan-disäure (Säurekomponente für Polyester, Polyamide u. ä.).<br />

Acetylen läßt sich an Nickelkatalysatoren zu Cyclooctatetraen tetramerisieren:<br />

4 HCECH -^- 1,5078; Ausbeute 80 bis 85%.<br />

Darstellung von Cyclooctatetraen aus Acetylen 3 )<br />

Achtung! Man beachte die in D.4.2.2. gegebenen Hinweise für Acetylendruckreaktionen.<br />

Man darf die Reaktion nur durchführen, wenn die dort genannten Sicherheitsvorkehrungen<br />

eingehalten werden und insbesondere zwischen Autoklav und Stahlflasche das notwendige<br />

Rückschlagsicherheitsventil geschaltet wird!<br />

! ) nach BREIL, H., u. a., Makromol. Chem. 69 (1963), 18<br />

2 ) VgI. Reagenzienanhang.<br />

3 ) in Anlehnung an REPPE, W., u. a., Liebigs Ann. Chem. 560 (1948), l


340 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

In einem 2-1-Hochdruckschüttel- oder Magnethubrührautoklav wird ein Gemisch aus 20g Nikkelacetylacetonat<br />

1 ) und 60g feingepulvertem Calciumcarbid mit 500 ml wasserfreiem Tetrahydrofuran<br />

1 ) versetzt. Durch mehrmaliges Spülen mit Reinststickstoff wird der Luftsauerstoff<br />

verdrängt, schließlich heizt man unter einem Anfangsdruck von etwa 0,5 MPa (5 atm) Stickstoff<br />

auf 7O 0 C Innentemperatur auf. Nach Erreichen dieser Arbeitstemperatur werden 1,5 bis<br />

2,5 MPa (15 bis 25 atm) Acetylen aufgepreßt. Man wiederholt diesen Vorgang je nach Rückgang<br />

des Druckes von Zeit zu Zeit, bis die Gasaufnahme merklich nachläßt. Nach einer Reaktionszeit<br />

von 30 bis 60 Stunden läßt man abkühlen, entspannt (Ablassen des Gases über<br />

Dach!), filtriert und fraktioniert bei 8 kPa (60 Torr) über eine 20-cm-Vigreux-Kolonne. Nach<br />

Abdestillieren des Lösungsmittels und geringer Benzenanteile geht das Cyclooctatetraen als<br />

goldgelbe Flüssigkeit bei 64 bis 65 0 C über. Man wiederholt die Vakuumfraktionierung.<br />

Kp8(W) 64...6S 0 C; Kp23(I?) 42...42,5 0 C; ng> 1,5390; Ausbeute 200 g.<br />

Über eine Komplexbildung der Olefine mit Übergangsmetallen verläuft die auch technisch wichtige<br />

Metathese der Olefine, z. B. die wolfram- oder molybdänkatalysierte Reaktion zweier Propenmoleküle zu<br />

Ethen und But-2-en:<br />

2 H3C-CH=CH2 ^== H3C-CH=CH-CH3 + H2C=CH2<br />

Als Zwischenprodukte sind Metall-Carben-Komplexe LxM=CH-R beteiligt:<br />

R<br />

R' R'<br />

R' R' R> " R><br />

[4.119]<br />

[4.120]<br />

Die katalytische Ringschlußmetathese (RCM) von a,co-Diolefinen führt zu cyclischen Produkten,<br />

wobei nahezu alle Ringgrößen gebildet werden können. Triebkraft der Reaktion ist<br />

die Abspaltung des flüchtigen Ethylens. Als Katalysatoren kommen vorzugsweise Ruthemumund<br />

Molybdänkomplexe zum Einsatz, die in einem vorgeschalteten Initialisierungsschritt in<br />

situ in die reaktive Spezies [M]=CH2 überführt werden, und die mit einer Vielzahl weiterer<br />

funktioneller Gruppen kompatibel sind.<br />

4.5.2. Heterogenkatalysierte Hydrierung<br />

Die Anlagerung von Wasserstoff an C-C-Mehrfachbindungen ist eine sehr leicht verlaufende<br />

und allgemein anwendbare Reaktion. Die nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindung wird von den<br />

für die Reduktion von aktivierten C=C-Doppelbindungen geeigneten Reduktionsmitteln, wie<br />

Zink und Salzsäure, Natriumamalgam, Natrium und Alkohol (s. D.7.I.7.), nicht angegriffen.<br />

Dagegen lassen sich sowohl aktivierte, als auch nichtaktivierte Doppelbindungen und Acetylene<br />

mit gasförmigem Wasserstoff katalytisch hydrieren. Als Hydrierungskatalysatoren finden<br />

Nebengruppenmetalle sowie deren Oxide und Sulfide Verwendung. Im Laboratorium sind die<br />

Metalle am gebräuchlichsten.<br />

Der Katalysator muß in feinverteilter Form vorliegen. Für seine Herstellung bestehen folgende Möglichkeiten:<br />

a) Schwarzkatalysatoren: Das Metall wird aus der Lösung eines seiner Salze reduktiv abgeschieden. Diese<br />

Katalysatoren müssen vor Gebrauch frisch hergestellt werden.<br />

b) Adams-Katalysatoren: Platin und Palladium werden in feinverteilter Form dadurch hergestellt, daß man<br />

ihre Oxide, die nicht altern, erst unmittelbar im Reaktionsgefäß durch den Wasserstoff reduziert.<br />

1 J VgI. Reagenzienanhang.


D. 4.5. Metall- und metallkomplexkatalysierte Umsetzungen von Olefinen 341<br />

c) Skelett-(Raney-)Katalysatoren: Der aktive Katalysator wird als „Metallschwamm" aus einer binären<br />

Legierung (Nickel, Eisen, Kupfer, Cobalt mit Aluminium oder Silicium) durch Herauslösen eines Partners<br />

mit Säure oder Lauge hergestellt. Reste des ursprünglichen Legierungspartners wirken oft synergistisch.<br />

d) Trägerkatalysatoren: Schwarzkatalysatoren lassen sich auch auf der Oberfläche einer Trägersubstanz niederschlagen.<br />

Man kommt in diesem Falle mit viel geringeren Mengen der teuren Edelmetalle aus, so daß<br />

Trägerkatalysatoren vor allem auch technisch angewendet werden. Der selbst katalytisch unwirksame<br />

Träger hat häufig synergistische Wirkung (Träger sind z. B. Kohle, Siliciumdioxid, Aluminiumoxid, Sulfate<br />

und Carbonate der Erdalkalien).<br />

e) Oxid- und Sulfidkatalysatoren: Diese Katalysatoren finden wegen ihrer Giftfestigkeit und Billigkeit vor<br />

allem in der Technik Anwendung (z. B. Kupferchromit (Kupferchromiumoxid), Zinkchromit, Molybdänsulfid,<br />

Wolframsulfid u. a.).<br />

Der Mechanismus der heterogenen Hydrierung ist mit dem der entsprechenden homogenen<br />

Reaktion verwandt. An der Oberfläche des Metallkatalysators werden sowohl Wasserstoff als<br />

auch das Olefin unter Bildung von Hydrid- bzw. Olefinkomplexen adsorbiert (Chemisorption).<br />

Unter Einschub des komplex gebundenen Olefins in die M-H-Bindung und Reduktion des<br />

Alkyl-M-Komplexes bildet sich der gesättigte Kohlenwasserstoff:<br />

X \ /<br />

\ / \ /C^ /°~°x<br />

H / 0 ^ 0 X H H -° H H H [4.122]<br />

—M M M— ^^ —M M M— ^==^ —M M M—<br />

I l I I l<br />

Katalytische Hydrierungen verlaufen - vor allem in neutraler oder saurer Lösung - im allgemeinen als<br />

syn-Additionen. So entsteht z. B. aus Salicylsäure bzw. ihren Estern an Platin oder Raney-Nickel überwiegend<br />

cis-Hexahydrosalicylsäure(ester).<br />

Hydrierungen mit Edelmetallkatalysatoren verlaufen im sauren Medium allgemein rascher<br />

als im alkalischen, im polaren Lösungsmittel rascher als im unpolaren.<br />

Die Unterschiede in der Reaktionsfähigkeit der verschiedenen Olefine sind nicht sehr ausgeprägt.<br />

Die Acetylenbindung ist besonders leicht zu hydrieren. Wenn man die Wasserstoffaddition<br />

nach der berechneten Menge abbricht, kann man eine selektive Hydrierung zu Olefinen<br />

erreichen. Technisch verwendet man dazu zweckmäßig einen mit Schwermetallsalz oder Chinolin<br />

partiell vergifteten Palladiumkontakt (Lindlar-Katalysator). Wegen der großen Stabilität<br />

des aromatischen Zustands erfordert die Hydrierung aromatischer und heterocyclischer<br />

Systeme energischere Bedingungen als die einfacher Olefine. Mehrkernige Aromaten werden<br />

etwas leichter hydriert, und zwar zunächst nur ein Ring, der andere erst unter schärferen<br />

Bedingungen. Aromaten mit ungesättigter Seitenkette gehen leicht in solche mit gesättigter<br />

über.<br />

Zur Hydrierung anderer ungesättigter Systeme (Nitroso-, Nitro-, Carbonylverbindungen,<br />

Azomethine, Nitrile) und deren Bedeutung vgl. D.7. und D.8.<br />

Zur Hydrierung von C=C-Doppelbindungen in Gegenwart von Carbonylgruppen vgl.<br />

D.7.1.7. und Tabelle 4.126.<br />

Durchführung katalytischer Hydrierungen<br />

a) Katalysatoren<br />

Im Laboratorium sind heute für die Hydrierung von C-C-Mehrfachbindungen am gebräuchlichsten:<br />

Platin 1 ), Palladium und Raney-Nickel. Der aktivste dieser Katalysatoren ist Platin,<br />

mit ihm können auch stabile aromatische Verbindungen bei Zimmertemperatur ohne Überdruck<br />

hydriert werden. Raney-Nickel und Palladium (als Palladiumoxid oder auf Aktivkohle,<br />

Barium- oder Strontiumsulfat, Calciumcarbonat) erreichen nicht die Aktivität des Platins;<br />

J ) in Form von Platinoxid (Adams-Katalysator, vgl. oben)


342 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

trotzdem erlauben sie die Hydrierung nichtaromatischer C-C-Mehrfachbindungen bei Zimmertemperatur.<br />

Dadurch werden selektive Hydrierungen, z.B. von Styren zu Ethylbenzen,<br />

möglich. Die Hydrierung von Aromaten mit weniger aktiven Katalysatoren wie z. B. Raney-<br />

Nickel erfordert Temperaturen von 15O 0 C und mehr sowie einen hohen Wasserstoffdruck (15<br />

bis 20 MPa, 150 bis 200 atm).<br />

Die Aktivität der Katalysatoren ist in gewissen Grenzen von den Herstellungsbedingungen<br />

abhängig. Die Wahl des Katalysators richtet sich auch nach der Beständigkeit des zu hydrierenden<br />

Stoffes unter den anzuwendenden Bedingungen (thermische Stabilität, Stabilität im alkalischen<br />

oder sauren Medium), nach den apparativen Voraussetzungen und dem Preis.<br />

Die Metallkatalysatoren sind gegenüber Kontaktgiften, vor allem vielen schwefel- und halogenhaltigen<br />

Stoffen, sehr empfindlich. 1 ) Es müssen also möglichst reine Substanzen und<br />

Lösungsmittel verwendet werden. 2 )<br />

b) Lösungsmittel<br />

Als Lösungsmittel für die katalytische Hydrierung sind am gebräuchlichsten: Wasser, Ethanol,<br />

Methanol, Essigester, Dioxan 3 ), Eisessig und Gemische dieser Lösungsmittel. Flüssige Substanzen<br />

können auch ohne Lösungsmittel hydriert werden. Während man bei der Hydrierung<br />

mit Platinoxid im neutralen, besser sauren Medium arbeitet (in Eisessig bzw. unter Mineralsäurezusatz),<br />

ist bei Raney-Nickel ein neutrales oder alkalisches Medium vorzuziehen.<br />

c) Apparatives<br />

Substanz, Lösungsmittel und Katalysator werden in einer Wasserstoffatmosphäre gut durchgeschüttelt<br />

oder gerührt, damit der Katalysator mit dem Wasserstoff in Berührung kommen<br />

kann. Aus dem gleichen Grunde darf die Apparatur nicht zu weit gefüllt werden. Man hydriert<br />

entweder in der sog. Schüttelapparatur oder im Autoklav.<br />

Die Schüttelapparatur bleibt an das Wasserstoffreservoir (Gasometer) unter geringem<br />

Überdruck angeschlossen, so daß der verbrauchte Wasserstoff stets kontinuierlich nachgeliefert<br />

wird (Abb. 4.123a). Bei geeigneter Konstruktion kann man mit Überdrücken von 0,1 bis<br />

0,2 MPa (l bis 2 atm) und unter Erwärmung oder Kühlen arbeiten.<br />

Für viele Zwecke eignet sich ein Hydriergefäß mit magnetischer Rührung (Abb. 4.123b). Es<br />

besteht aus einem 300-ml-Erlenmeyer-Kolben mit rundem Boden und einem Kernschliff NS<br />

29. Ein solches Gefäß kann gefahrlos evakuiert werden (10 kPa/100 Torr) und erlaubt Ansätze<br />

bis zu 200 ml Hydrierlösung (30 bis 50 g Substanz).<br />

Die Hydrierung im Autoklav (vgl. A.l.8.2.) ist vor allem bei größeren Ansätzen vorteilhaft:<br />

Die Erhöhung des Arbeitsdruckes ergibt eine größere Hydriergeschwindigkeit, so daß man mit<br />

wesentlich kleineren Katalysatormengen dieselbe Hydriergeschwindigkeit wie beim Arbeiten<br />

ohne Überdruck erreicht. Temperaturerhöhung ist dagegen oft nicht zur Steigerung der<br />

Hydriergeschwindigkeit zu empfehlen, weil dann u. U. andere Hydrierungsprodukte erhalten<br />

werden (z. B. Hydrierung des Kerns bei Aromaten).<br />

1 J Beispiel für eine absichtliche (partielle) Vergiftung: Rosenmund-Reduktion, s. D.7.1.7.1., sowie die oben<br />

genannte partielle Hydrierung von Acetylen.<br />

2 ) Durch Kochen von Substanz und Lösungsmittel mit Raney-Nickel vor der Hydrierung kann man geringe<br />

Mengen Katalysatorgift unschädlich machen. Zur Hydrierung muß danach natürlich ein frischer Katalysator<br />

genommen werden.<br />

3) nicht über 15O 0 C, sonst Explosionsgefahr.


D. 4.5. Metall- und metallkomplexkatalysierte Umsetzungen von Olefinen 343<br />

Schüttelente<br />

glasüberzogenes<br />

Eisen Stäbchen<br />

a) von der Bombe b)<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für katalytische Hydrierungen (Tab. 4.124)<br />

Abb. 4.123<br />

Apparaturen für die katalytische<br />

Hydrierung<br />

a) Schüttelapparatur;<br />

b) Hydriergefäß mit<br />

magnetischer Rührung<br />

Die Sicherheitsvorschriften (vgl. A. 1.8.2.) sind unbedingt zu beachten! Vor dem Erhitzen<br />

eines Autoklavs den zu erwartenden Höchstdruck abschätzen (unter Anwendung der Gasgesetze)!<br />

Wasserstoff nicht in den Arbeitsraum abblasen, sondern durch eine Stahlrohrkapillare<br />

ins Freie leiten! Die Metallkatalysatoren können Wasserstoff-Luft-Gemische zur<br />

Entzündung bringen. Bevor die Luft vollständig aus dem Hydriergefäß entfernt ist, müssen<br />

diese Katalysatoren vollständig mit Flüssigkeit bedeckt sein. Sie werden deshalb beim Füllen<br />

der Apparatur unter die Oberfläche der Flüssigkeit gegeben.<br />

Katalysatorrückstände keinesfalls in den Papierkorb werfen, da z. B. Raney-Nickel selbstentzündlich<br />

ist!<br />

Darstellung der Katalysatoren vgl. Reagenzienanhang.<br />

Man füllt die zu hydrierende Substanz bzw. ihre Lösung in das Hydriergefäß und gibt den<br />

Katalysator zu. Von Platinoxid genügen meist 0,5 bis 1%, vom (billigeren) Raney-Nickel verwendet<br />

man 5 bis 10%, bezogen auf die zu hydrierende Substanz 1 ), von Palladiumkohle 5%.<br />

Das Hydriergefäß wird zur Verdrängung des Luftsauerstoffs dreimal evakuiert und jeweils mit<br />

Wasserstoff gefüllt, oder es wird eine Zeitlang (10 Minuten) Inertgas (Stickstoff) durchgeleitet.<br />

Bei Hydrierungen im Autoklav preßt man zweimal Wasserstoff auf und entspannt wieder.<br />

Dann setzt man die Rühr- oder Schütteleinrichtung in Gang und notiert zugleich das Volumen<br />

(Schüttelapparatur) bzw. den Druck (Autoklav) des Wasserstoffs und die Zeit. Häufig<br />

wird zunächst rasch Wasserstoff aufgenommen, weil sich die Lösung damit sättigt. Bei Verwendung<br />

von Platinoxid muß der Katalysator erst gebildet werden, was meist eine kurze Induktionsperiode<br />

erfordert, die allerdings nicht länger als 5 bis 10 Minuten dauern soll. Anderenfalls<br />

hat das Platinoxid keine gute Qualität. Man notiert die Wasserstoffaufnahme in Abhängigkeit<br />

von der Zeit und stellt eine entsprechende Kurve auf. Sobald die Hydrierung vollständig<br />

ist (d. h. die Hydrierkurve parallel zur Zeitkoordinate verläuft), unterbricht man das Rüh-<br />

1 J Raney-Nickel und andere aktive Katalysatoren sollten stets unter einem Lösungsmittel gehalten werden.<br />

Da man diese Katalysatoren am besten frisch herstellt, setzt man nur die notwendige Menge der bekannten<br />

Ausgangssubstanz um (z. B. Aluminium-Nickel-Legierung mit bekanntem Nickelgehalt).


344 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

ren oder Schütteln. Erhält man keine Sättigungskurve, ist die Apparatur undicht, oder es werden<br />

weitere Bereiche des Moleküls hydriert.<br />

Sofern partiell hydriert werden soll, bricht man die Hydrierung ab, sobald die Hydrierkurve<br />

einen deutlichen Knick zeigt.<br />

Man berechne stets vor Beginn der Hydrierung mit Hilfe der allgemeinen Gasgleichung die<br />

zu erwartende Druck- bzw. Volumenabnahme. 1 )<br />

Nach beendeter Hydrierung wird die Schüttelapparatur erneut evakuiert bzw. mit Inertgas<br />

gespült, beim Autoklav das Restgas abgeblasen und der Katalysator über eine Glasfritte oder<br />

ein gut gedichtetes Filter abfiltriert. Man muß darauf achten, daß feinverteilte trockene<br />

Metalle pyrophor sind, der Katalysator deshalb stets feucht zu halten ist. Der zurückgewonnene<br />

Katalysator ist mitunter noch mehrere Male für den gleichen Zweck verwendbar. Er wird<br />

in jedem Falle gesammelt, bei den teuren Edelmetallkatalysatoren mit der Sorgfalt einer quantitativen<br />

Analyse.<br />

Nach Abdampfen des Lösungsmittels wird der Rückstand destilliert bzw. umkristallisiert.<br />

Wenn in der Tabelle 4.124 nichts anderes angegeben ist, kann bei Normaldruck und Zimmertemperatur<br />

hydriert werden. Bei größeren Ansätzen arbeitet man auch in diesen Fällen<br />

zweckmäßig im Autoklav unter erhöhtem Druck.<br />

Halbmikroansätze lassen sich gut in der Apparatur nach Abbildung 4.123b durchführen.<br />

Tabelle 4.724<br />

Katalytische Hydrierung der C-C-Mehrfachbindung<br />

Produkt<br />

Ethylbenzen<br />

3-Phenyl-propionsäure<br />

2 )<br />

3-Phenyl-propionsäure<br />

Bernsteinsäure<br />

Butan- 1,4-diol<br />

4-Phenyl-butan-<br />

2-on<br />

1 ,5-Diphenylpentan-3-on<br />

1,3-Diphenylpropan-1-ol<br />

Isobutylmethylketon<br />

Ausgangsverbindung<br />

Styren<br />

Zimtsäure<br />

K-Cinnamat 3 )<br />

Maleinsäure<br />

But-2-in-l,4-diol<br />

Benzylidenaceton<br />

Dibenzylidenaceton<br />

Benzylidenacetophenon<br />

(Chalcon)<br />

Isopropylidenaceton<br />

(Mesityloxid)<br />

Kataly- Druck in<br />

sator MPa<br />

(atm),<br />

Temperatur<br />

in 0 C<br />

Ni<br />

PtO2<br />

1 J<br />

i)<br />

Ni i)<br />

PtO2<br />

i)<br />

Pd/Kohle 1 J<br />

Ni<br />

PtO2 l)<br />

NH)<br />

Pd/Kohle<br />

PtO2 i)<br />

NH)<br />

Pd/Kohle<br />

PtO2 i)<br />

NH)<br />

Pd/Kohle<br />

PtO2<br />

1 J<br />

NH)<br />

Pd/Kohle<br />

Lösungs- Kp (bzw. F)<br />

mittel in 0 C<br />

(ml-moH) n 2 ?<br />

ohne 136<br />

1,4959<br />

MeOH F 47<br />

(800) (verd. HCl)<br />

W. (900) F 47<br />

(verd. HCl)<br />

EtOH F 185<br />

(1500) (W.)<br />

MeOH 1293 1(23)<br />

(400)<br />

EtOH 115lt6(12)<br />

(150) 1,5124<br />

EtOH 20913(10)<br />

(2500; F 13<br />

Suspension) 1,5586<br />

AcOEt) F 73<br />

(1500) (EtOH)<br />

ohne 115<br />

1,3959<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

1 J Ein Diagramm der Abweichung des Wasserstoffs von idealen Verhalten findet man in HOUBEN-WEYL,<br />

Bd. 4/2, S. 260. Man beachte, daß unter Umständen (leicht flüchtige Stoffe, höhere Temperaturen) der<br />

Dampfdruck des Reaktionsgemisches nicht vernachlässigt werden kann.<br />

80<br />

90<br />

90<br />

95<br />

92<br />

95<br />

80<br />

90<br />

95


Tabelle 4.124 (Fortsetzung)<br />

Produkt<br />

2-Methylcyclohexanol<br />

5 )<br />

Cyclohexan-1,3dion(Dihydroresorcinol)<br />

6 )<br />

cis-Hexahydrosalicylsäuremethylester<br />

cis-Decalin-2-ol 7 )<br />

Cyclohexylacetaldehyddimethylacetal<br />

Piperidin 8 )<br />

Methylcyclohexan<br />

1,2-Dimethylcyclohexan<br />

11 )<br />

1,3-Dimethylcyclohexan<br />

12 )<br />

1,4-Dimethylcyclohexan<br />

11 )<br />

D. 4.5. Metall- und metallkomplexkatalysierte Umsetzungen von Olefinen 345<br />

Ausgangsverbindung<br />

o-Cresol<br />

Mononatriumsalz des<br />

Resorcinols<br />

Salicylsäuremethylester<br />

ß-Naphthol<br />

Phenylacetaldehyddimethylacetal<br />

Pyridin9)<br />

Toluen<br />

o-Xylen<br />

m-Xylen<br />

p-Xylen<br />

Katalysator<br />

NH)<br />

Ni<br />

Ni<br />

(neutral)<br />

Ni<br />

Ni<br />

Ni<br />

10)<br />

10)<br />

10)<br />

10)<br />

Druck in<br />

MPa<br />

(atm).<br />

Temperatur<br />

in 0 C<br />

1 J<br />

10...20<br />

(100...200)<br />

Zimmertemperatur<br />

20 (200),<br />

135<br />

6(60),<br />

90<br />

O<br />

20 (200),<br />

150<br />

4 (40),<br />

250<br />

4 (40),<br />

250<br />

4 (40),<br />

250<br />

4 (40), 250<br />

Lösungsmittel<br />

(ml • mol-i)<br />

ohne<br />

(W.) (200)<br />

MeOH<br />

(600)<br />

EtOH<br />

ohne<br />

ohne<br />

ohne<br />

ohne<br />

ohne<br />

ohne<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

n 2 D0<br />

681


fr<br />

346 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

Vakuumhahn 4<br />

| i/n PH<br />

/* Magnetrührer<br />

Quantitative Hydrierung<br />

10<br />

Niveaugefäß<br />

Hahn 2 Hahnl<br />

zur<br />

Vakuumpumpe<br />

von<br />

Wasserstoffquelle<br />

Hahn 3<br />

Abb. 4.125<br />

Einfache Anordnung für die quantitative Hydrierung<br />

In das etwa 70 ml fassende dickwandige Kölbchen gibt man 15 ml reinen Eisessig und etwa<br />

0,1 g Platinoxid bzw. 2 ml der bei der Darstellung anfallenden alkoholischen Suspension von<br />

Raney-Nickel. Die Substanzbirne, in die man etwa 20 mg der unbekannten Substanz genau eingewogen<br />

und in 3 bis 5 ml Eisessig bzw. Alkohol gelöst hat, wird eingesetzt, durch Senken des<br />

Niveaugefäßes bei offenem Hahn 3 (Hahn l 0, Hahn 2 ©) Bürette und Steigrohr von Wasser<br />

entleert, der Hahn 3 geschlossen und das Niveaugefäß wieder in Hochstellung gebracht. Die<br />

Schliffe müssen völlig klar und durchsichtig erscheinen (Ramsay-, Siliconfett oder ähnliches<br />

zähes Fett verwenden). Die Schlauchverbindung zur Wasserstoffflasche trägt ein Bunsenventil<br />

(s. A. 1.6.). Nun wird dreimal evakuiert und mit Wasserstoff gefüllt. (Evakuieren: Hahn l 0,<br />

Hahn 2 ©. Füllen mit Wasserstoff: Öffnen der Bombe, der Wasserstoff entweicht durch das<br />

Bunsenventil. Nun Hahn l 0, Hahn 2 langsam 0). Durch Öffnen von Hahn 3 läßt man das<br />

Wasser im Steigrohr ein Stück ansteigen, dann schließt man den Hahn 2 (0) und öffnet Hahn 4<br />

ein wenig, bis auch im Bürettenrohr die Sperrflüssigkeit so weit angestiegen ist, daß der Meniskus<br />

auch bei Niveaugleichheit von Niveaugefäß und Bürette, die bei Volumenablesung vorübergehend<br />

immer herzustellen ist, im graduierten Bürettenteil liegt. Nun setzt man den<br />

Magnetrührer in Gang und hydriert unter dem Überdruck der Wassersäule zunächst den Katalysator,<br />

bis keine Wasserstoffaufnahme mehr zu beobachten ist. Man rührt sicherheitshalber<br />

noch weitere 10 Minuten, nach denen das Volumen noch konstant sein muß und genau abgelesen<br />

wird. Nun befördert man die Analysenlösung zur Aufschwemmung des Katalysators,<br />

indem man die Substanzbirne um 180° dreht. Ein merklicher Fehler durch Haftenbleiben von<br />

Resten an den Wandungen der Birne entsteht nicht. Nun wird wieder bis zur Volumenkonstanz<br />

hydriert und der endgültige Bürettenstand abgelesen. Alle Ablesungen müssen unter den glei-


D. 4.6. Literaturhinweise 347<br />

chen Druck- und Temperaturbedingungen vorgenommen werden. Meist genügt eine über den<br />

Meßzeitraum praktisch konstante Zimmertemperatur. Bei der Berechnung der Wasserstoffaufnahme<br />

muß vom Druckwert (Barometer) der Wasserdampfsättigungsdruck bei der betreffenden<br />

Temperatur abgezogen werden.<br />

Die katalytische Hydrierung von C-C-Mehrfachbindungen ist technisch außerordentlich wichtig. Sie<br />

wird im allgemeinen in der Gasphase durchgeführt, um eine kontinuierliche Prozeßführung zu erreichen.<br />

Die wichtigsten Beispiele sind in Tabelle 4.126 aufgeführt.<br />

Man informiere sich über technisch wichtige Verfahren für die direkte Hydrierung von Fraktionen aus<br />

Erdöl bzw. das Hydrospalten (d. h. Spalten und gleichzeitiges Hydrieren an Ni/Mo-Katalysatoren).<br />

Tabelle 4.726<br />

Technisch wichtige katalytische Hydrierungen<br />

Produkt Ausgangsverbindung Verwendung<br />

Fette<br />

Butan-l,4-diol<br />

Butyraldehyd<br />

Cyclohexanol<br />

Cyclohexan<br />

Cyclohexancarbonsäure<br />

Cyclododecan<br />

Tetrahydronaphthalen<br />

pflanzliche Öle<br />

But-2-in-l,4-diol<br />

Crotonaldehyd<br />

Phenol<br />

Benzen<br />

Benzoesäure<br />

Cyclododecatrien<br />

Naphthalen<br />

Decahydronaphthalen<br />

(Decalin)<br />

Naphthalen<br />

Perhydroacenaphthen Acenaphthen<br />

4.6. Literaturhinweise<br />

Margarine<br />

—» Polyester, Polyurethane<br />

-» Tetrahydrofuran (Lösungsmittel) -»Polytetramethylenglycol<br />

—> y-Butyrolacton —> N-Methyl-pyrrolidon<br />

(Extraktionsmittel)<br />

-> N-Vinyl-pyrrolidon —><br />

Polyvinylpyrrolidon<br />

—> Butanol<br />

-> 2-Ethyl-hexanol<br />

—> Cyclohexanon<br />

Lösungsmittel<br />

—» Nitrocyclohexan -» Cyclohexanonoxim —><br />

Nylon 6<br />

-> Adipinsäure -> Nylon 66<br />

-» e-Caprolactam —> Nylon 6<br />

—» Cyclododecanol/-on-Gemisch —> Cyclododecanonoxim<br />

—» Polyamide (Nylon 12)<br />

—> Dodecan-l,12-disäure<br />

—> Polyester<br />

Lösungsmittel, Wasserstoffüberträger<br />

—> a-Tetralon —> a-Naphthol<br />

Lösungsmittel<br />

—> Adamantan —»thermostabile Polyester<br />

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D.5 Substitutionen an Aromaten<br />

Aromatische Verbindungen, wie z.B. Benzen oder Naphthalen, enthalten ein ebenes oder<br />

nahezu ebenes cyclisches System konjugierter Doppelbindungen und besitzen in Analogie zu<br />

den Olefinen basische Eigenschaften (vgl. D.4.1.1.). Sie reagieren deshalb wie diese vor allem<br />

mit elektrophilen Reagenzien, im Gegensatz zu den Olefinen erfolgt jedoch Substitution, das<br />

aromatische System bleibt im Endprodukt erhalten.<br />

Ist die Basizität des Aromaten durch Gruppen mit starkem -I- und -M-Effekt vermindert,<br />

so ist auch der nucleophile Austausch von Substituenten möglich. Dieser Reaktionstyp ist nicht<br />

so allgemein verbreitet.<br />

Halogene als Substituenten, insbesondere lod, sowie andere Gruppen mit guter Abgangstendenz,<br />

wie z. B. die Diazoniumgruppe, lassen sich leicht übergangsmetall-katalysiert substituieren.


352 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

Früher betrachtete man die Substituionsreaktion an aromatischen Kohlenwasserstoffen als wesentliches<br />

Kriterium für den aromatischen Zustand. Es zeigte sich jedoch, daß es stabile cyclisch konjugierte Verbindungen<br />

gibt (darunter auch ionogene Strukturen), bei denen dieser Reaktionstyp nicht mehr dominiert<br />

oder überhaupt nicht mehr auftritt (vgl. hierzu Abb. 5.1 sowie z.B. die Additionen in 9,10-Stellung an<br />

Anthracen).<br />

Aus diesem Grunde zieht man zur Charakterisierung des aromatischen Zustandes weitere<br />

Kriterien vor allem physikalischer Art hinzu, wie die aus thermochemischen Daten ableitbare<br />

Stabilisierungsenergie, den Ausgleich der Bindungslängen im konjugierten System und den<br />

durch Kernresonanzspektroskopie feststellbaren Ringstrom (vgl. A.3.5.3.).<br />

Speziell bei monocyclischen Verbindungen ist nach einem einfachen quantenchemischen<br />

Verfahren der aromatische Zustand an das Vorhandensein von (4n + 2) Ti-Elektronen (n = O, l,<br />

2...) geknüpft (Hückel-Regel), die über den ganzen Ring delokalisiert sind. Eine solche Delokalisierung<br />

ist nur dann optimal, wenn die Verbindung eben gebaut ist. Danach sind das<br />

Cyclopropenylkation (Abb. 5.1,1), das Cyclopentandienylanion II und das Cycloheptatrienylkation<br />

(Tropyliumion, IV) aromatisch.<br />

Vc 7<br />

^tV<br />

6n Qn<br />

C=C<br />

^e-<br />

Abb. 5.1<br />

Kohlenstoffringe mit<br />

aromatischen Eigenschaften<br />

Benzen als ungeladenes konjugiertes System mit sechs rc-Elektronen wird als Prototyp der<br />

Aromaten betrachtet. Eine Reihe von bicyclischen Systemen und Ringsystemen mit Heteroatomen<br />

(Sauerstoff, Stickstoff, Schwefel u. a.) zeigt ebenfalls typisch „aromatische" Eigenschaften.<br />

Man mache sich das an den folgenden Beispielen klar: Furan, Thiophen, Pyrrol, Imidazol,<br />

Pyridin, Pyryliumkation sowie deren Benzoderivate, Naphthalen und Azulen.<br />

5.1. Elektrophile aromatische Substitution<br />

Die elektrophile Substitution am Aromaten besteht im allgemeinen im Ersatz eines aromatisch<br />

gebundenen Wasserstoffatoms durch ein elektrophiles Reagens. Die wichtigsten Reaktionen<br />

dieser Art sind in der Tabelle 5.2 zusammengestellt.<br />

Tabelle 5.2<br />

Elektrophile Substitutionen am Aromaten<br />

ArH + HNO3<br />

ArH + H2SO4<br />

ArH + Cl2<br />

ArNO2 + H2O<br />

ArSO3H + H2O<br />

ArCI -i- HCI<br />

Nitrierung<br />

Sulfonierung<br />

Halogenierung (Chlorierung)


Tabelle 5.2 (Fortsetzung)<br />

ArH + (SCN)2<br />

ArSCN + HSCN<br />

AICI3<br />

ArH + RCI ^ - ArR + HCI<br />

ArH + RCOCI -^* ArCOR + HCI<br />

ArH + CO £*L ArCH=O<br />

HL»I<br />

ArH + HCN + HCI AIC ' 3 » ArCH=NH2CI 0<br />

ArH + RCN + HCI<br />

Ph jp<br />

ArH + N-C 7<br />

Me H<br />

POCI3<br />

ArH + H2C=O ArCH2OH<br />

ArH + H2C=O + HNR2<br />

D. 5.1. Elektrophile aromatische Substitution 353<br />

ArCH=O<br />

ArCOR<br />

ArCH=O + PhNHMe<br />

ArCH2NR2 + H2O<br />

ArH + H2C=O + HCI ArCH2CI + H2O<br />

ArH + RCH=O<br />

ArH + CO2<br />

ArH + HNO2<br />

© *<br />

ArH + Ar'-N=N Cl<br />

-<br />

Ar x<br />

— CH-OH<br />

R<br />

ArCOOH<br />

- ArNO + H2O<br />

Ar-N=N-Ar' + HCI<br />

ArH + HgX2<br />

ArHgX + HX<br />

X = Säurerest einer organischen oder anorganischen Säure<br />

Rhodanierung<br />

Friedel-Crafts-Alkylierung<br />

Friedel-Crafts-Acylierung<br />

Gattermann-Koch-Synthese<br />

Gattermann-Synthese<br />

Houben-Hoesch-Synthese<br />

Vilsmeier-Synthese<br />

Hydroxymethylierung<br />

Aminomethylierung (vgl.<br />

Mannich-Reaktion, D.7.2.1.5.)<br />

Chlormethylierung<br />

(Blanc-Reaktion)<br />

Reaktionen mit Aldehyden oder<br />

Ketonen<br />

Kolbe-Schmitt-Synthese<br />

Nitrosierung<br />

Azokupplung (vgl. D.8.3.3.)<br />

Metallierung (Mercurierung)<br />

5.1.1. Mechanismus der elektrophilen aromatischen Substitution<br />

Im allgemeinen werden die in Tabelle 5.2 aufgeführten Reagenzien in einer vorgelagerten<br />

Reaktion, meist unter Einwirkung von Katalysatoren (Säuren, Lewis-Säuren), in eine positivierte<br />

reaktionsfähigere Form übergeführt, z. B.:<br />

HO-N<br />

O 0<br />

H2O + NO®<br />

CI-CI + AICI3 ^==^ Cl Cl AICI3<br />

Für die elektrophile aromatische Substitution ist der folgende Mechanismus bewiesen:<br />

[5.3]


354 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

©


D. 5.1. Elektrophile aromatische Substitution 355<br />

1-Nitro-naphthalen die Zweitsubstitution in den noch unsubstituierten, im 1-Methyl-naphthalen<br />

in den bereits substituierten Kern gelenkt.<br />

In 7r-Elektronen-Überschuß-Heterocyclen, wie z. B. Thiophen und Pyrrol, übt das Heteroatom<br />

einen aktivierenden Einfluß aus. Dagegen wirkt es in rc-Elektronen-Mangel-Heterocyclen,<br />

wie z. B. Pyridin, desaktivierend. Man informiere sich über dieses Einteilungsprinzip und die<br />

Wirkung der Heteroatome in Lehrbüchern!<br />

Die Selektivität, mit der ein Agens bestimmter elektrophiler Potenz zwischen zwei Aromaten<br />

verschiedener Basizität unterscheidet (Substratselektivität), ist z. T. sehr beträchtlich. Die<br />

Kenntnis dieser Reaktivitätsunterschiede ist von großer Bedeutung für die praktische Durchführung<br />

von Substitutionsreaktionen an aromatischen Verbindungen.<br />

Soll in einen bereits substituierten Benzenkern ein zweiter Substituent elektrophil eingeführt<br />

werden, sind grundsätzlich 3 verschiedene Disubstitutionsprodukte 1 ) möglich:<br />

ortr/o-Produkt<br />

Y<br />

para-Produkt<br />

mefa-Produkt [5.7]<br />

Im allgemeinen übt jedoch der bereits vorhandene Substituent eine gewisse dirigierende<br />

Wirkung aus, wodurch einzelne dieser Produkte bevorzugt gebildet werden (Regioselektivität).<br />

Für den Einfluß, den der bereits vorhandene Substituent auf den Ort der Zweitsubstitution<br />

ausübt, gelten in erster Näherung folgende empirisch gefundene Regeln:<br />

a) Substituenten „erster Ordnung" dirigieren den zweiten Substituenten vorwiegend in o- und p-<br />

Stellung. Hierzu gehören die Substituenten, die die Basizität des Kern erhöhen (vgl. [5.5]),<br />

und die Halogene.<br />

b) Substituenten „zweiter Ordnung" dirigieren den zweiten Substituenten vorwiegend in die m-<br />

Stellung. Hierzu gehören die Substituenten, die die Reaktivität des Benzenkerns vermindern<br />

(vgl. [5.6], außer den Halogenen).<br />

Die Erhöhung oder Verminderung der Reaktivität des Aromaten (Einfluß auf die Leichtigkeit der Substitution)<br />

durch den vorhandenen Substituenten sagt zunächst nichts über dessen dirigierende Wirkung<br />

aus. Die Erklärung der Orientierungsregeln, ausgehend von den mesomeren Grenzstrukturen der monosubstituierten<br />

Aromaten, setzt voraus, daß die Substituenten nicht nur die Gesamtbasizität des Kerns im<br />

Grundzustand beeinflussen, sondern auch an den einzelnen Kohlenstoffatomen des Kerns unterschiedliche<br />

Elektronendichten hervorrufen.<br />

Insbesondere bei den starken Donorsubstituenten (OH, OR, NH2, NHR, NR2) zeigen die Koeffizientenquadrate<br />

an den C-Atomen der o- und p-Position eine erhöhte Elektronendichte bereits für den Grundzustand<br />

an. Das wird auch durch 13 C-NMR-spektroskopische Messungen bestätigt. Das heißt, für Aromaten<br />

mit starken Donorsubstituenten sind aus den mesomeren Grenzformeln Aussagen über die dirigierende<br />

Wirkung auf die Zweitsubstitution prinzipiell möglich. Für acceptorsubstituierte Aromaten (Halogene,<br />

NO2, CN u. a.) stimmen die Ergebnisse der J3 C-NMR-spektroskopischen Messungen mit der Polarisation<br />

I Der neu eintretende Substituent kann auch an der bereits besetzten Position im Aromaten angreifen<br />

(„Ipso-Substitution"). Ein Beispiel hierfür ist die Substitution von SO3H-Gruppen durch NO2 bei der<br />

Herstellung von Pikrinsäure, Martiusgelb und Naphtholgelb S (vgl. D.5.I.4.).


356 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

durch den mesomeren Effekt nicht in allen Fällen überein. Die Elektronendichten im Grundzustand des<br />

Aromaten können also nicht allein die Orientierung der Zweitsubstitution bestimmen. Eine einheitliche<br />

Erklärung der dirigierenden Wirkung von Donor- und Acceptorsubstituenten auf die Zweitsubstitution am<br />

Aromaten kann aus der energetischen Lage des a-Komplexes abgeleitet werden.<br />

Bei der Bildung des ^-Komplexes entscheidet sich, welche Position (o-, p- oder m-) der neueintretende<br />

Substituent besetzt, da der bereits vorhandene Substituent die Energien der drei möglichen Übergangszustände<br />

unterschiedlich beeinflußt (s. unten). Verschiedene Aktivierungsenergien bedingen aber nach der<br />

Arrhenius-Gleichung (Gleichung [C.25]) auch unterschiedliche Reaktionsgeschwindigkeiten der konkurrierenden<br />

Teilschritte. Da die Energie der Übergangszustände, die zu den drei möglichen «!-Komplexen<br />

führen, nicht bekannt ist, betrachtet man an ihrer Stelle die Energie der


D. 5.1. Elektrophile aromatische Substitution 357<br />

produkts. Das gilt auch für die Halogene, obwohl diese zu den substitutionserschwerenden Gruppen gehören<br />

(Erniedrigung der Gesamtbasizität des Aromaten, da im Grundzustand +M < -I, vgl. [5.6]).<br />

Diese Gesetzmäßigkeiten gelten für kinetisch kontrollierte Reaktionen (s. C.3.2.). Wenn die Reaktionsbedingungen<br />

die Bildung der thermodynamisch begünstigten Produkte erlauben, so ist mit Isomerisierungen<br />

zu rechnen, die zu beträchtlichen Verschiebungen der Anteile an o-, m- und p-Produkt führen (vgl.<br />

z. B. Sulfonierung und Friedel-Crafts-Alkylierung).<br />

Beispiele für die elektrophile Zweitsubstitution am Aromaten: Nitrobenzen wird vorwiegend<br />

in m-Stellung elektrophil substituiert; die Reaktion ist gegenüber der am Benzen<br />

erschwert. Bei Anilin und Phenol findet eine elektrophile Substitution vorwiegend in o- und p-<br />

Stellung statt, sie erfolgt leichter als am Benzen. Beim Chlorbenzen findet man ebenfalls vorwiegend<br />

o- und p-Substitution, die Substitution ist jedoch gegenüber der am Benzen erschwert.<br />

Wie wirkt sich die Salzbildung bei Phenol und Anilin auf Leichtigkeit und Ort der Zweitsubstitution<br />

aus?<br />

Nichtsubstituiertes Naphthalen wird vorwiegend in der a-Position elektrophil substituiert;<br />

vgl. aber [5.21]!<br />

Man informiere sich über Leichtigkeit und Ort der elektrophilen Substitution an Heterocyclen,<br />

wie Thiophen, Pyrrol (Analogie zu Phenol!), Indol, Pyridin (Analogie zu Nitrobenzen!),<br />

Pyridin-W-oxid u. a.<br />

Ferner können außer den betrachteten elektronischen Einflüssen auch sterische Effekte den<br />

Ort der Zweitsubstitution beeinflussen. Wie leicht einzusehen ist, behindern raumerfüllende<br />

Substituenten besonders die Substitution in o-Stellung. Daher entsteht die o-Verbindung im<br />

Verhältnis zur p-Verbindung im allgemeinen in geringerer Menge, als nach dem statistischen<br />

o-/p-Verhältnis (2:1) zu erwarten wäre. Mit steigender Größe der bereits vorhandenen und neu<br />

einzuführenden Substituenten geht der Anteil des o-Produkts weiter zurück. So findet man<br />

z. B. bei der Chlorierung mit molekularem Chlor in Essigsäure für Toluen ein o-/p-Verhältnis<br />

von 1,5, für tert-Butylbenzen von 0,28. Die Isopropylierung von tert-Butylbenzen liefert kein o-<br />

Substitutionsprodukt.<br />

Die o-Substitution kann dagegen begünstigt werden, wenn das elektrophile Agens die Möglichkeit<br />

hat, zuerst mit einem bereits vorhandenen basischen Substituenten (-OH, -OR) in<br />

Wechselwirkung zu treten, ehe es dessen o-Stellung substituiert (vgl. z. B. Salicylsäuresynthese,<br />

D.5.1.8.6., und die Literaturangaben am Ende des Kapitels). Stellungsselektive Substitution am<br />

Aromaten kann auch durch reversible Blockierung erzwungen werden. So kann beipielsweise<br />

in p-Stellung zu einem Erstsubstituenten eine tert-Butylgruppe eingeführt werden. Nach der<br />

nun folgenden, ausschließlich in o-Position eintretenden elektrophilen Substitution kann der<br />

tert-Butylrest als Isobuten oder durch Übertragung auf einen anderen Aromaten (Transalkylierung)<br />

abgespalten werden. Auch die Halogene Brom und lod eignen sich in bestimmten Fällen<br />

als Schutzgruppen. Sie lassen sich reduktiv wieder entfernen. Chlor bleibt unter diesen Bedingungen<br />

im allgemeinen als Substituent im Kern erhalten.<br />

Die bei Substitutionen an Aromaten zu erwartenden Produkte lassen sich mit guter Annäherung<br />

an die experimentellen Werte mit Hilfe der Hammett-Gleichung vorausbestimmen<br />

(vgl. C.5.2.), wobei die Substituentenkonstanten er+ zu verwenden sind.


358 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

5.1.3. Nitrierung<br />

Als elektrophiles Reagens wirkt bei der Nitrierung das Nitrylkation (auch Nitroniumkation)<br />

NO2 - , das in einer Reihe von Verbindungen potentiell bzw. direkt vorhanden ist, z. B.:<br />

HO-NO2, O2N-O-NO2, RCO-O-NO2 1) , NO® BF® u.a. [5.12]<br />

Die Tendenz, das Nitrylkation zu liefern, steigt mit der Elektronegativität des an die Nitrogruppe<br />

gebundenen Substituenten.<br />

Aus Salpetersäure bildet sich das Nitrylkation nur im sauren Bereich, da die Hydroxylgruppe<br />

nicht als solche eliminiert werden kann (vgl. Fußnote zu [2.3]):<br />

0 ©P © ©P 0 /P _. __<br />

H U + HO-Nx ^== H2O-Nx ^== H2O + Nx [5.13]<br />

Im einfachsten Fall vermag die Salpetersäure sich selbst zu protonieren („Autoprotolyse"):<br />

© 0<br />

HONO2 + HONO2 ^== H2O-NO2 + Q-NO2 [5 14]<br />

Allerdings liegt das Gleichgewicht weit auf der linken Seite, so daß Salpetersäure allein nur<br />

basische Aromaten glatt nitriert. Durch Zusatz konzentrierter Schwefelsäure wird die Konzentration<br />

an NO2 - -Kationen stark erhöht:<br />

HNO3 + 2 H2SO4 ^^ NO2 0 + H3O® + 2 HSO4 0<br />

Die nitrierende Wirkung eines solchen Salpetersäure-Schwefelsäure-Gemisches („Nitriersäure")<br />

ist daher viel stärker als die von Salpetersäure allein. Eine weitere Steigerung der<br />

Reaktivität läßt sich durch Verwendung von rauchender Salpetersäure und Oleum erzielen.<br />

Andere Nitrierungsmittel haben keine so allgemeine Bedeutung.<br />

Man formuliere den Gesamtablauf einer Nitrierung!<br />

In der Praxis muß man die Aktivität des Nitrierungsmittels auf die Reaktivität des Aromaten<br />

abstimmen. Phenole und Phenolether werden z. B. bereits durch verdünnte Salpetersäure<br />

nitriert, während für die Nitrierung von Benzaldehyd, Benzoesäure, Nitrobenzen usw. Nitriersäure<br />

aus rauchender Salpetersäure und Schwefelsäure erforderlich ist (warum?). m-Dinitrobenzen<br />

läßt sich selbst durch rauchende Salpetersäure/Schwefelsäure nur schwer nitrieren (5<br />

Tage, 11O 0 C, 45% Ausbeute). Die Nitrierung von m-Dinitro-benzen mit NO2 - BF4 - in Fluorsulf<br />

onsäure liefert dagegen nach dreistündiger Reaktionsdauer 61 % 1,3,5-Trinitro-benzen.<br />

Die häufigste Nebenreaktion bei der Nitrierung ist die Oxidation. Sie wird durch Überschreitung<br />

der Reaktionstemperatur begünstigt und ist an der Entwicklung nitroser Gase<br />

erkennbar. Wegen ihrer leichten Oxidierbarkeit lassen sich z. B. Amine nur entweder in Form<br />

ihrer Acylprodukte oder in sehr stark schwefelsaurer Lösung nitrieren. Im letzten Fall erhält<br />

man vorwiegend das m-Produkt (warum?). Auch Aldehyde, Alkylarylketone und in geringe-<br />

) Acetylnitrat: Diese Verbindung ist so explosiv, daß vor ihrer Isolierung dringend gewarnt werden muß.<br />

Statt reines Acetylnitrat anzuwenden, kann mit gleichem Resultat die Substanz in Eisessig/Acetanhydrid<br />

gelöst und 100%ige Salpetersäure langsam und unter guter Kühlung und Temperaturkontrolle hinzugefügt<br />

werden. Das Acetylnitrat wird hierbei in statu nascendi verbraucht. Jedoch muß auch ein solches<br />

Gemisch sowohl bei der Durchführung der Nitrierung (Temperaturkontrolle!) als auch bei der Aufarbeitung<br />

mit besonderer Vorsicht gehandhabt werden. Das gleiche gilt für das weniger häufig verwendete<br />

Benzoylnitrat. Stets Schutzschild verwenden!<br />

Unfälle beim Nitrieren mit Acetylnitrat Chem. Tech. 7 (1955), 121; Angew. Chem. 67 (1955), 157;<br />

Nachr. Chem. Tech. 1963,299; Chem. Labor Betrieb 1966,346.


D. 5.1. Elektrophile aromatische Substitution 359<br />

rem Maße Alkylaromaten unterliegen unter Umständen der Oxidation. Phenole lassen sich<br />

aus dem gleichen Grunde nur in verdünnter Salpetersäure einigermaßen glatt nitrieren, wobei<br />

die Mononitroprodukte entstehen. Die direkte Nitrierung zu Polynitrophenolen ist so nicht<br />

möglich. Man geht in diesem Fall einen Umweg, indem man zunächst sulfoniert und dann die<br />

Sulfogruppen gegen Nitrogruppen austauscht (z. B. bei der Darstellung von Pikrinsäure und<br />

2,4-Dinitro-naphth-l-ol-7-sulfonsäure (Naphtholgelb S); vgl. dazu D.5.I.4.).<br />

Da die Nitrogruppe die Reaktionsfähigkeit des Aromaten gegenüber elektrophilen Substitutionen<br />

stark herabsetzt, besteht die Gefahr der Zweitnitrierung nur bei sehr reaktionsfähigen<br />

Aromaten.<br />

Der schwierigste Teil der Präparation ist häufig die Trennung von Isomerengemischen, vor<br />

allem der o- und p-Isomeren, die oft in fast gleicher Menge entstehen. Vielfach angewandte<br />

Trennmethoden sind: Ausfrieren, Umkristallisieren, fraktionierte Destillation, Wasserdampfdestillation.<br />

(So sind z. B. o-Nitro-phenole im Gegensatz zu den p-Verbindungen mit Wasserdampf<br />

flüchtig.) Oft müssen diese Methoden kombiniert werden.<br />

In die Arbeitsvorschrift wurden nur solche Beispiele aufgenommen, bei denen weitgehend<br />

einheitliche Produkte entstehen bzw. die Trennung der isomeren Substitutionsprodukte relativ<br />

leicht möglich ist.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Nitrierung von Aromaten (Tab. 5.16)<br />

I<br />

Achtung! Vorsicht beim Arbeiten mit Salpeter- und Schwefelsäure, Schutzbrille, Abzug!<br />

(s. auch Reagenzienanhang). Di- und Polynitroverbindungen dürfen nicht destilliert werden,<br />

da hierbei Explosionen möglich sind.<br />

Zur Herstellung der Nitriersäure legt man die Salpetersäure vor und fügt unter Kühlen mit<br />

Eiswasser und Rühren die Schwefelsäure langsam zu.<br />

Die Zusammensetzung der Nitriersäure richtet sich nach der Reaktivität des zu nitrierenden<br />

Aromaten. Für einen Ansatz von 0,1 mol Aromat nimmt man:<br />

Variante A: bei reaktionsträgen Aromaten. 10 ml (0,23 mol) 100%ige Salpetersäure (D = 1,5),<br />

14 ml konz. Schwefelsäure;<br />

Variante B: bei Aromaten mittlerer Reaktivität. 10 ml (0,15 mol) konz. Salpetersäure (68%ig;<br />

D = 1,41), 12 ml konz. Schwefelsäure;<br />

Variante C: bei reaktionsfähigen Aromaten. 33 ml (0,3 mol) 40%ige wäßrige Salpetersäure.<br />

In einem 250-ml-Dreihalskolben mit Rührer, Tropftrichter und Innenthermometer (Lüftung<br />

lassen!) legt man 0,1 mol Aromat vor. Dann gibt man unter gutem Rühren und Kühlen die vorher<br />

auf mindestens 1O 0 C gekühlte Nitriersäure langsam aus dem Tropftrichter zu, wobei man<br />

die Temperatur auf 5 bis 1O 0 C hält (Eisbad). Bei den reaktionsfähigen Aromaten (Variante C)<br />

wird nach beendeter Zugabe noch 30 Minuten bei Zimmertemperatur gerührt, bei den anderen<br />

(Varianten A und B) 2 bis 3 Stunden.<br />

Danach gießt man die Reaktionsmischung vorsichtig in etwa 300 ml Eiswasser und rührt gut<br />

durch. Feste Nitroprodukte werden abgesaugt, gründlich mit Wasser gewaschen und weiter<br />

gereinigt (meist umkristallisiert). Flüssige Nitroverbindungen trennt man im Scheidetrichter<br />

ab, die wäßrige Lösung wird einmal ausgeethert, die vereinigten organischen Phasen werden<br />

mit Wasser, bis zur Neutralität mit Natriumhydrogencarbonatlösung und nochmals mit Wasser<br />

gewaschen, über Calciumchlorid getrocknet und destillativ aufgearbeitet.<br />

Die Methode ist gut für Halbmikropräparationen geeignet. Man kann dabei auf Rührer,<br />

Tropftrichter und Kontrolle der Innentemperatur verzichten. Die Nitriersäure wird langsam<br />

unter Schütteln zugesetzt, wobei man gut kühlt.


360 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

Tabelle 5.16<br />

Nitrierung von Aromaten<br />

Produkt<br />

m-Dinitro-benzen<br />

2,4-Dinitro-toluen<br />

m-Nitro-benzoesäurernethylester<br />

m-Nitro-benzaldehyd<br />

p-Brorn-nitrobenzen<br />

p-Nitro-benzylcyanid<br />

Nitrobenzen<br />

1 -Nitro-naphthalen<br />

o-Nitro-toluen<br />

p-Nitro-toluen<br />

4-Nitro-veratrol<br />

o-Nitro-phenol<br />

p-Nitro-phenol<br />

Ausgangsverbindung<br />

Nitrobenzen<br />

p-Nitro-toluen<br />

Benzoesäurernethylester<br />

Benzaldehyd<br />

Brombenzen<br />

Benzylcyanid<br />

Benzen<br />

Naphthalen<br />

Toluen<br />

Veratrol<br />

Phenol<br />

Variante<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

B<br />

B<br />

B<br />

C<br />

C<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

" 2 D°<br />

F 90 (EtOH)<br />

F 71 (MeOH)<br />

F 78 (MeOH)<br />

F 58 (EtOHAV.)<br />

F 126 (EtOH)<br />

F117(80%iges<br />

EtOH)<br />

992,7(20)<br />

1,5532<br />

F 57 (EtOH)<br />

9413(10)<br />

1,5472<br />

101^3(10)<br />

F 55(EtOH)<br />

F 98 (EtOH)<br />

F 46 (EtOH)<br />

F 114(W)<br />

Ausbeute<br />

in %<br />

80<br />

80<br />

80<br />

40<br />

80<br />

60<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

70<br />

30<br />

10<br />

Bemerkungen<br />

Nitriersäure bei<br />

60°Czutropfen,<br />

30 Min. auf 80 0 C<br />

erhitzen<br />

o<br />

Nitriersäure vorlegen,<br />

Benzaldehyd<br />

zutropfen<br />

bei -5 0 C arbeiten<br />

*) m-Nitro-benzoesäure gewinnt man zweckmäßig durch Verseifung des m-Nitro-benzoesäuremethylesters<br />

(vgl. hierzu KAMM, O.; SEGUR, J. B., Org. Synth., CoIl. Vol. I (1956), 391), da durch direkte Nitrierung<br />

von Benzoesäure ein schwer trennbares Isomerengemisch entsteht.<br />

2 ) Nitriersäure vorlegen, feingepulvertes Naphthalen bei 45 bis 50 0 C eintragen, 45 Minuten bei 60 0 C nachrühren;<br />

Rohprodukt zunächst mit Wasserdampf destillieren, um unverbrauchtes Naphthalen zu entfernen.<br />

3 ) p-Isomeres mit Eis/Kochsalz-Mischung ausfrieren, rasch absaugen, mit wenig kaltem Petrolether<br />

waschen; aus dem Filtrat o-Isomeres über eine 30-cm-Vigreux-Kolonne mit elektrisch beheiztem Mantel<br />

im Vakuum abdestillieren, aus dem Rückstand restliches p-Isomeres ausfrieren.<br />

4 ) Veratrol gegebenenfalls durch Waschen mit 10%iger Natronlauge und Wasser und anschließende<br />

Destillation von Guajacol reinigen; beim Umkristallisieren Aktivkohle zusetzen.<br />

5 ) Salpetersäure vorlegen, Phenol mit etwas Wasser verflüssigt zutropfen; Nitriersäure vom halbfesten<br />

Gemisch der Nitrophenole abgießen, dieses zweimal mit Wasser waschen; o-Isomeres mit Wasserdampf<br />

überdestillieren; aus dem erkalteten Rückstand p-Nitro-phenol absaugen, aus 3%iger Salzsäure unter<br />

Zusatz von Aktivkohle Umkristallisieren.<br />

3-Nitro-acetophenon: CARSON, B. B.; HAZEN, R. K., Org. Synth., CoIl. Vol. II (1943), 434;<br />

3-Nitro-phthalsäure: MOSER, C. M.; GOMPF, Th., J. Org. Chem. 15 (1950), 583;<br />

4-Nitro-pyridin-N-oxid, 4-Nitro-chinolin-N-oxid, 4-Nitro-pyridin: OCHIA, E., J. Org. Chem.<br />

18 (1953), 534;<br />

3,5-Dinitro-benzoesäure: BREWSTER, R. Q.; WILLIAMS, B., Org. Synth., CoIl. Vol. III (1955), 337.<br />

Beispiele für die Nitrierung von Aminen:<br />

N-(l-Nitro-naphth-2-yl)acetamid: HARTMANN, W. W.; SMITH, L. A., Org. Synth. CoIl. Vol. II<br />

(1943), 438;<br />

4-Methoxy-2-nitro-anilin (über das entsprechende Acetanilid); FANTA, P. E.; TARBELI, D. S.,<br />

Org. Synth., CoIl. Vol. III (1955), 661;<br />

2 )<br />

3 )<br />

3 )<br />

4 )<br />

5)<br />

5 )


D. 5.1. Elektrophile aromatische Substitution 361<br />

NyN-Dimethyl-3-nitro-aniün (Nitrierung in stark schwefelsaurer Lösung): FITCH, H. M., Org.<br />

Synth., CoIl. Vol. III (1955), 658.<br />

Im Laboratorium verwendet man aromatische Nitroverbindungen hauptsächlich als Ausgangsprodukte<br />

zur Gewinnung von Aminen, Hydroxylaminen und anderen Reduktionsprodukten<br />

(vgl. D.8.I.).<br />

In der Technik ist die Nitrierung eine wichtige Grundreaktion. Nitroverbindungen werden als Sprengstoffe<br />

(2,4,6-Trinitrotoluen, 1,3,5-Trinitrobenzen, Nitrobenzen im Gemisch mit N2O4 als Panclasit) verwendet.<br />

Von großer Bedeutung ist die Reduktion zu den Aminen, die als Zwischenprodukte für Farbstoffe und<br />

Pharmazeutika dienen (vgl. D.8.I.). Aus 2,4-Dinitro-toluen bzw. 2,4-/2,6-Dinitro-toluen-Gemischen und<br />

anderen Dinitroaromaten werden Diisocyanate für die Gewinnung von Polyurethanen hergestellt. m-Phenylendiarnin<br />

aus m-Dinitro-benzen ist Kondensationskomponente für Polyamidfasern mit hoher Zersetzungstemperatur.<br />

Ebenfalls über die Reduktion der entsprechenden Nitroverbindungen werden p-Phenylendiamin-,<br />

Diphenylamin- und Aminophenolderivate gewonnen, die als Antioxidantien und Alterungsschutzmittel<br />

eingesetzt werden.<br />

Die Bedeutung nitrierter Aromaten als Zwischenprodukte zeigen die beiden folgenden Nitroverbindungen<br />

und die von ihnen abgeleiteten Produkte; man formuliere die Umsetzungen!<br />

- p-Nitro-toluen: p-Toluidin, 2-Chlor-4-nitro-toluen, p-Nitro-benzoesäure, 2,4-Dinitro-toluen.<br />

- p-Chlor-nitrobenzen: p-Nitro-phenol, p-Chlor-anilin, p-Nitro-diphenylamin, p-Nitro-anisol, p-Nitro-phenetol,<br />

p-Phenylendiamin, p-Nitro-anilin, l ,2-Dichlor-4-nitro-benzen.<br />

Die Nitrierung kann auch zur Charakterisierung aromatischer Kohlenwasserstoffe herangezogen<br />

werden. Anschließende Reduktion der erhaltenen Produkte zu Aminen ermöglicht die<br />

Darstellung weiterer Derivate (vgl. E.2.6.).<br />

Gewisse Nitroverbindungen, wie Pikrinsäure, Styphninsäure, 1,3,5-Trinitrobenzen, 2,4-Dinitro-phenylhydrazin,<br />

3,5-Dinitro-benzoesäure u. a., sind wichtige Reagenzien zur Identifizierung<br />

organischer Verbindungen (vgl. E. 2.1.1.3. E.2.2.7.2. und E.2.5.).<br />

5.1.4. Sulfonierung<br />

Die gebrächlichsten Sulfonierungsmittel sind 70- bis 100%ige Schwefelsäure und Oleum mit<br />

verschiedenem SO3-Gehalt.<br />

Sowohl das freie Schwefeltrioxid als auch das HSO3®-Kation werden als die eigentlichen<br />

sulfonierenden Reagenzien angenommen:<br />

bzw.:<br />

+ H® 0,°<br />

H2SO4 + SO3 ^=^ H2S2O7 ^^ H2SO4 + HO-S<br />

-H® o<br />

^ -H®<br />

CT ^OH +H©<br />

SO3H<br />

[5.17]<br />

[5.18]<br />

Die Sulfonierung ist im Gegensatz zur Nitrierung und den meisten anderen elektrophilen<br />

Substitutionen am Aromaten eine reversible Reaktion:<br />

ArH + H2SO4 =^ ArSO3H + H2O [5.19]<br />

Die Hydrolyse der Sulfonsäuren gelingt je nach ihrer Stabilität schon mit Wasser oder mit<br />

Schwefelsäure verschiedener Konzentrationen besonders bei höherer Temperatur.


362 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

Auch durch starke Salpetersäure läßt sich die Sulfonsäuregruppe verdrängen („Ipso-Substitution"),<br />

wodurch sich Nitroverbindungen darstellen lassen. Dieses Verfahren hat dann Bedeutung,<br />

wenn der betreffende Aromat gegen Salpetersäure nicht beständig ist. So läßt sich Pikrinsäure<br />

(2,4,6-Trinitro-phenol) über die oxidationsbeständige 4-Hydroxy-benzen-l,3-disulfonsäure<br />

herstellen:<br />

-2H2O<br />

SO3H<br />

SO3H<br />

H 3 HNO3<br />

- 2 H2SO4 , - H2O<br />

[5.20]<br />

In prinzipiell gleicher Weise werden 2,4-Dinitro-naphth-l-ol (Martius-Gelb) und 2,4-Dinitronaphth-l-ol-7-sulfonsäure<br />

(Naphtholgelb S) dargestellt. Infolge der Reversibilität der Sulfonierung<br />

kann der Ort, an dem eine Sulfogruppe in den aromatischen Kern eintritt, von den Reaktionsbedingungen<br />

abhängig sein. So bildet sich bei der SuIf oniemng von Naphthalen bei niedrigen Temperaturen<br />

(< 8O 0 C, kinetische Kontrolle, vgl. C.3.2.) hauptsächlich die a-Naphthalensulfonsäure.<br />

Bei höherer Temperatur jedoch (18O 0 C, thermodynamische Kontrolle) ist das Gleichgewicht<br />

[5.21] weitgehend auf die Seite der Ausgangsprodukte verschoben, so daß die a-Säure wieder in die<br />

Komponenten zerfällt. In einer normalen Sulfonierungsreaktion entsteht nun die ß-Naphthalensulfonsäure<br />

1 ) deren Bildung unter diesen Bedingungen nicht reversibel ist:<br />

SO3H<br />

SO3H<br />

18O 0 C<br />

[5.21]<br />

Die Reversibilität der Sulfonierung kann zur Blockierung reaktionsfähiger Positionen im<br />

aromatischen Ring ausgenutzt werden.<br />

Bei Sulfonierungen muß die Reaktivität des Sulfonierungsmittels auf die Reaktionsfähigkeit<br />

des Aromaten abgestimmt werden. Schwefelsäure als das schwächste der gebräuchlichen SuIfonierungsmittel<br />

läßt sich nur bei den reaktionsfähigeren aromatischen Verbindungen anwenden.<br />

Mit fortschreitender Sulfonierung nimmt dabei die Reaktionsgeschwindigkeit infolge der<br />

Verdünnung der Schwefelsäure durch das Reaktionswasser ab, und die Umsetzung kommt<br />

schließlich zum Stillstand. Um das Gleichgewicht der Sulfonierungsreaktion möglichst weit<br />

nach rechts zu verschieben, wird daher entweder ein Überschuß an Schwefelsäure verwendet<br />

(dieser erschwert jedoch die Isolierung der Sulfonsäure) oder günstiger das während der Reaktion<br />

gebildete Wasser entfernt. Das kann oft am einfachsten durch azeotrope Destillation erfolgen<br />

(s. A.2.3.5.). Als „Schlepper" dient ein Lösungsmittel (Chloroform, Ligroin) bzw. ein Überschuß<br />

der zu sulfonierenden Verbindung. Aromatische Amine werden durch trockenes Erhitzen<br />

ihrer Hydrogensulfate (bzw. durch längeres Erhitzen mit Schwefelsäure) sulfoniert (Back-<br />

Verfahren):<br />

HSO4 0<br />

HO3S NH2 -i- H2O [5.22]<br />

1 J Es handelt sich nicht um eine Umlagerung der a- in die ß-Säure.


D. 5.1. Elektrophile aromatische Substitution 363<br />

Zur Sulfonierung der weniger reaktionsfähigen Aromaten ist Oleum das am häufigsten<br />

angewandte Sulfonierungsmittel. Man verwendet es meist in Konzentrationen von 5 bis 30%<br />

und je nach Reaktionsfähigkeit der eingesetzten Verbindung und gewünschtem Sulfonierungsgrad<br />

bei verschiedenen Temperaturen. So wird Benzen von 10%igem Oleum bei Raumtemperatur<br />

in die Monosulfonsäure, bei 200 bis 25O 0 C in die m-Disulfonsäure überführt.<br />

Zur schonenden Sulfonierung kann man mit Schwefelsäure oder Schwefeltrioxid in<br />

Lösungsmitteln (Chloroform, flüssigem Schwefeldioxid) arbeiten.<br />

Additionsverbindungen von SO3 mit tertiären Basen (z. B. Pyridin) oder cyclischen Ethern (z. B. Dioxan)<br />

sind selektive, insbesondere für 7r-Elektronenüberschußaromaten geeignete Sulfonierungsmittel. Ihre<br />

Reaktivität sinkt mit zunehmender Nucleophilie des Lösungsmittels. Man diskutiere die unterschiedliche<br />

Reaktivität von SO3 in Nitrobenzen, Chloroform und flüssigem SO2.<br />

Technisch gewinnt die Sulfonierung mit Schwefeltrioxid-Luft-Gemischen steigende Bedeutung.<br />

Die häufigste Nebenreaktion bei Sulfonierungen ist die Sulfonbildung, bei der schon gebildete<br />

Sulfonsäure als sulfonierendes Reagens wirkt (formulieren!). Sie kann durch einen hohen<br />

Überschuß an Schwefelsäure (bzw. Oleum, Chlorsulfonsäure) zurückgedrängt werden. Hohe<br />

Temperaturen begünstigen sie.<br />

Schwefelsäure, noch stärker Oleum, wirkt vor allem bei höheren Temperaturen auf organische<br />

Verbindungen oft oxidierend (SO2-Entwicklung!) und verkohlend.<br />

Sulfonsäuren sind mit Ausnahme der Aminosulfonsäuren (innere Salzbildung) gut wasserlösliche,<br />

starke Säuren. Da sie häufig auch in überschüssigem Sulfonierungsmittel löslich sind,<br />

bereitet ihre Isolierung oft Schwierigkeiten. In vielen Fällen kann das Alkalisulfonat aus der<br />

wäßrigen Lösung mit Kochsalz oder Natriumsulfat „ausgesalzen" werden:<br />

ArSO3H + NaCI ===== ArSO3Na + HCI [5.23]<br />

Die Natriumsalze sind für weitere Umsetzungen meist direkt verwendbar.<br />

Die Barium- und Calciumsulfonate sind im Gegensatz zu den Erdalkalisulfaten im allgemeinen<br />

in Wasser löslich. Überschüssige Schwefelsäure kann daher auch als Erdalkalisulfat abgetrennt<br />

werden. Die Sulfonsäuren lassen sich aus den Erdalkalisulfonaten dann z.B. durch<br />

Ionenaustauscher in Freiheit setzen.<br />

Die Isolierungsprobleme sind auch dadurch zu umgehen, daß man die Sulfonierung mit<br />

Chlorsulfonsäure durchführt. Dabei entstehen die Sulfochloride, die in Wasser schwer löslich<br />

sind und sich darin wesentlich langsamer zersetzen als die meisten Carbonsäurechloride:<br />

ArH + CISO3H ArSO3H + HCI<br />

ArSO3H + CISO3H - ArSO2CI + H2SO4<br />

[5.24]<br />

Aus den Sulfochloriden lassen sich die freien Sulfonsäuren durch Hydrolyse gewinnen. Für<br />

viele Umsetzungen sind die Sulfochloride besser geeignet als die Sulfonsäuren bzw. ihre Salze.<br />

Im Laboratorium zieht man deshalb die Chlorsulfonierung der Sulfonierung oft vor. Wie aus<br />

[5.24] hervorgeht, müssen pro Mol Aromat mindestens 2 mol Chlorsulfonsäure eingesetzt werden.<br />

Bei den weniger reaktionsfähigen Aromaten wird die Chlorsulfonsäure häufig in größerem<br />

Überschuß angewandt, um die Bildung von Sulfonen zurückzudrängen.<br />

Die Ausbeute hängt mitunter erheblich von der Reinheit der Chlorsulfonsäure ab (vgl. Reagenzienanhang).<br />

Viele Sulfochloride sind im Gegensatz zu den meisten Sulfonsäuren destillierbar.


364 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Chlorsulfonierung von Aromaten (Tab. 5.25)<br />

Achtung! Vorsicht beim Arbeiten mit Chlorsulfonsäure. Abzug, Schutzbrille, Schutzhandschuhe<br />

(s. auch Reagenzienanhang)!<br />

Für einen Ansatz von 0,5 mol Aromat arbeitet man in einem 1-1-Dreihalskolben, der mit einem<br />

Rührer, Rückflußkühler mit Gasableitungsrohr, Innenthermometer und gegebenenfalls einem<br />

Tropftrichter ausgestattet ist.<br />

A. Wenig reaktionsfähige Aromaten<br />

Der Aromat wird mit der 3fach molaren Menge reiner Chlorsulfonsäure auf einmal versetzt<br />

und unter Rühren langsam auf 110 bis 12O 0 C erhitzt, so daß die Abspaltung von Chlorwasserstoff<br />

gut in Gang bleibt. Gegen Ende der Reaktion steigert man die Temperatur nochmals um<br />

10 0 C. Die Reaktion ist beendet, wenn kein Chlorwasserstoff mehr gebildet wird. Aufarbeitung<br />

s. unten.<br />

B. Aromaten mittlerer Reaktivität<br />

Chlorsulfonsäure (3 mol pro Aromat) wird vorgelegt und der Aromat unter gutem Rühren<br />

und Kühlen auf O bis 5 0 C langsam zugegeben. Danach rührt man bei Zimmertemperatur weiter,<br />

bis die Chlorwasserstoffentwicklung zu Ende ist.<br />

C. Reaktionsfähige Aromaten (Mono-Chlorsulfonierung)<br />

Der Aromat wird in trockenem Chloroform (250 ml pro Aromat) gelöst und die doppelt<br />

molare Menge Chlorsulfonsäure unter gutem Rühren und Kühlen bei etwa -1O 0 C zugetropft.<br />

Man rührt bei dieser Temperatur so lange weiter, wie noch lebhaft Chlorwasserstoff abgespalten<br />

wird. Dann läßt man auf Zimmertemperatur erwärmen und rührt bis zur Beendigung der<br />

Chlorwasserstoffentwicklung.<br />

Aufarbeitung<br />

Die Reaktionsmischung wird sehr vorsichtig unter gutem Umrühren auf zerstoßenes Eis<br />

gegeben (Abzug!) und das abgeschiedene Sulfonsäurechlorid entweder abfiltriert (feste Produkte)<br />

oder mit Chloroform oder Toluen extrahiert (flüssige Produkte). Feststoffe wäscht man<br />

sorgfältig mit Eiswasser, Extrakte flüssiger Produkte mit Wasser, Natriumhydrogencarbonatlösung<br />

und Wasser. Schließlich kristallisiert man das vorher an der Luft getrocknete Produkt um<br />

bzw. destilliert. 1 )<br />

Die Reaktion läßt sich im Halbmikromaßstab durchführen. Sie hat in dieser Form Bedeutung<br />

für die qualitative Analyse von aromatischen Verbindungen.<br />

Tabelle 5.25<br />

Chlorsulfonierung von Aromaten<br />

Produkt<br />

m-Nitro-benzensulfochlorid<br />

Benzensulf ochlorid<br />

Ausgangsverbindung<br />

Nitrobenzen<br />

Benzen<br />

Variante<br />

A<br />

B<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

» 2 D°<br />

F 62 (Et2O)<br />

114l3(l(n<br />

F 14,5<br />

1,5521<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

75<br />

75<br />

Bemerkungen<br />

1 J Beim Abdestillieren der genannten Lösungsmittel wird das noch anwesende Wasser azeotrop entfernt.<br />

! )


Tabelle 5.25 (Fortsetzung)<br />

Produkt Ausgangsverbindung<br />

p-Toluen-sulfochlorid Toluen<br />

o-Toluen-sulfochlorid<br />

p-Ethyl-benzensulfochloridp-Propyl-benzensulfochloridp-Isopropyl-benzensulfochlorid/?-Butyl-benzensulfochloridp-Acetamido-benzensulfochloridp-Chlor-benzensulfochlorid<br />

p-Methoxy-benzensulfochlorid<br />

Ethylbenzen B<br />

Propylbenzen B<br />

Isopropylbenzen B<br />

Butylbenzen B<br />

Acetanilid<br />

Chlorbenzen<br />

D. 5.1. Elektrophile aromatische Substitution 365<br />

Variante Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

n 2 ?<br />

B F 69<br />

(Petrolether)<br />

126u(io)<br />

1,5565<br />

!682,005)<br />

1,5469<br />

1421,6(12)<br />

F149 (Me2CO)<br />

1472,o(i5)<br />

F 53 (Et2O)<br />

Anisol 55<br />

F 42<br />

(Petrolether)<br />

Ausbeute<br />

in %<br />

30 2 )<br />

25 2 )<br />

60<br />

60<br />

60<br />

60<br />

80<br />

Bemerkungen<br />

stets unter 5 0 C<br />

arbeiten; nach<br />

Abdampfen des<br />

Chloroforms<br />

p-Isomeres ausfrieren<br />

und absaugen<br />

(vgl. Abb.<br />

A.40)<br />

aus dem Filtrat<br />

o-Isomeres über<br />

Vigreux-Kolonne<br />

destillieren<br />

80 Chlorsulfonsäure<br />

in ChIf. (250 ml<br />

pro mol Chlorsulfonsäure)vorlegen;<br />

Aromat bei<br />

25 0 C zutropfen,<br />

danach l Std. bei<br />

25 0 C rühren<br />

1) Destillationsrückstand ist Diphenylsulfon; Kpi,3(10) 225 0 C; F128 0 C (MeOH).<br />

2 ) Wird das Toluen vorgelegt, so erhält man nurp-Toluen-sulfochlorid (65 % Ausbeute).<br />

3 ) Acetanilid bei 15 0 C eintragen, Reaktion bei 6O 0 C zu Ende führen; zur Reinigung Rohprodukt in wenig<br />

Aceton bei 35 0 C lösen, auf -10 0 C kühlen, absaugen, Kristalle mit eiskaltem Toluen waschen.<br />

Naphth-2-ol-sulfonsäure durch Chlorsulfonierung von ß-Naphthol und weitere Umsetzung<br />

zu2-Amino-naphthalen-l-sulfonsäure (Tobias-Säure): FIERZ-ÜAVID, H. E., BLANGEY, L., Grundlegende<br />

Operationen der Farbenchenchemie, 8. Aufl., Springer-Verlag, Wien 1952, S. 189.<br />

Chlorsulfonierung (Allgemeine Arbeitsvorschrift für die qualitative Analyse)<br />

Für reaktionsfähige Verbindungen werden 0,5 g Aromat im Reagenglas in 3 ml Chloroform<br />

gelöst und unter Eiskühlung 3 ml Chlorsulfonsäure zugetropft. Man läßt 20 Minuten bei<br />

Raumtemperatur stehen, gießt vorsichtig auf etwa 30g zerstoßenes Eis, trennt die Chloroformschicht<br />

ab und wäscht sie mit Wasser. Das Chloroform wird abgedampft und das Rohprodukt<br />

umkristallisiert bzw. in das Sulfonamid übergeführt (vgl. D.8.5.).<br />

Für Aromaten mittlerer und geringer Reaktivität gleiche man die Analysenvorschrift den<br />

Bedingungen der allgemeinen Arbeitsvorschrift für die Chlorsulfonierung von Aromaten an.


\ ( Achtung! Bei der Präparation entwickeln sich Stickoxide. Abzug! Vorsicht beim Umgang<br />

366 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

Darstellung von Pyridin-3-sulfonsäure 1 )<br />

| Vorsicht beim Umfang mit Oleum. Abzug, Schutzbrille, Schutzhandschuhe!<br />

In einem 500-ml-Kolben bringt man 40Og 20- bis 22%iges Oleum und tropft unter Rühren und<br />

Kühlen mit Eiswasser l mol Pyridin vorsichtig und langsam hinzu. Nach Zusatz von 2,5 g<br />

Quecksilbersulfat (0,8 Mol-%) stattet man den Kolben mit einem Claisen-Aufsatz aus, an den<br />

man einen Luftkühler und über einen Vakuumvorstoß eine mit etwas konz. Schwefelsäure<br />

beschickte Vorlage anschließt, und erhitzt das Reaktionsgemisch in einem Metallbad 20 Stunden<br />

auf 220 bis 23O 0 C. Anschließend destilliert man 230 bis 24Og Schwefelsäure im Vakuum<br />

Den dunkelbraunen öligen Rückstand versetzt man unter Kühlung mit 200 ml abs. Alkohol<br />

und läßt die Lösung einige Stunden zur Kristallisation der Pyridin-3-sulfonsäure bei O 0 C stehen.<br />

Nach dem Absaugen wird die rohe Säure in 500 ml Wasser gelöst, zur Fällung von noch<br />

darin enthaltenem Quecksilber Schwefelwasserstoff eingeleitet und nach dem Erwärmen der<br />

Suspension auf 80 0 C das Quecksilbersulfid abgesaugt. Das Filtrat engt man bis zur beginnenden<br />

Kristallisation ein, versetzt dann mit 150 ml Alkohol und saugt die Sulfonsäure nach dem<br />

Erkalten ab. F352...356 0 C; Ausbeute 40%.<br />

Darstellung von p-Toluensulfonsäure<br />

In einem 500-ml-Dreihalskolben mit Wasserabscheider (s. Abb. A.83a) und Rührer werden<br />

2 mol reines Toluen mit 0,5 mol konz. Schwefelsäure im Metallbad so lange unter Rückfluß<br />

gekocht, bis sich kein Wasser mehr abscheidet (Dauer etwa 5 Stunden). Wegen des Wassergehalts<br />

der verwendeten Reagenzien ist die abgeschiedene Wassermenge etwas größer als die<br />

berechnete.<br />

Nach dem Erkalten werden dem Reaktionsgemisch 0,5 mol Wasser zugesetzt, wobei die p-<br />

Sulfonsäure als Hydrat auskristallisiert. Zur Entfernung des überschüssigen Toluens und mitgebildeter<br />

o-Toluensulfonsäure wird auf einer Glasfritte abgesaugt und anschließend auf Ton<br />

abgepreßt. Zur Reinigung löst man das p-Toluensulfonsäurehydrat in wenig heißem Wasser,<br />

kocht mit etwas Aktivkohle auf, filtriert heiß und sättigt die erkaltete Lösung mit Chlorwasserstoff.<br />

Die erhaltenen Kristalle werden rasch auf einer Glasfritte abgesaugt und mit eiskalter<br />

konz. Salzsäure nachgewaschen. Diese Reinigung wiederholt man noch zweimal und trocknet<br />

das Sulfonsäurehydrat schließlich im Exsikkator über Kaliumhydroxid und konz. Schwefelsäure<br />

(s. A. 1.10.3.), bis kein Chlorwasserstoff mehr nachweisbar ist. Man erhält farblose Prismen.<br />

F 105 0 C (im zugeschmolzenen Röhrchen); Ausbeute 40%. Das Produkt ist stark hygroskopisch.<br />

p-Toluensulfonsäurehydrat kann auch aus viel Chloroform bzw. aus Dichlorethan umkristallisiert<br />

werden.<br />

VgI. hierzu PERRON, R., Bull. Soc. Chim. France 1952, 966.<br />

Darstellung von Pikrinsäure 2 )<br />

mit konzentrierten Säuren! Schutzbrille!<br />

Pikrinsäure ist ein Explosivstoff. Größere Mengen sollten stets in feuchtem Zustand (etwa<br />

10 % Wasser) aufbewahrt werden.<br />

0,5 mol Phenol werden in einem 500-ml-Erlenmeyer-Kolben mit 1,5 mol konz. Schwefelsäure<br />

versetzt und l Stunde auf dem siedenden Wasserbad erwärmt, wobei sich die Disulfon-<br />

1) Nach McELVAiN, S. M.; GOESE, M. A., J. Am. Chem. Soc. 65 (1943), 2233.<br />

2 ) Die beschriebene Darstellung ähnelt der technischen Durchführung der Reaktion.


D. 5.1. Elektrophile aromatische Substitution 367<br />

säure bildet. Man kühlt im Eis-Kochsalz-Bad auf O 0 C und läßt bei dieser Temperatur unter<br />

Rühren 50%ige Mischsäure, bestehend aus 2 mol Salpetersäure (D = 1,5) und der gleichen<br />

Gewichtsmenge konz. Schwefelsäure, langsam zutropfen. Die Mischung bleibt über Nacht bei<br />

Raumtemperatur stehen und wird dann l Stunde auf 30 0 C erwärmt, danach langsam auf 45 0 C.<br />

Zur Vervollständigung der Reaktion erhitzt man nun einen Teil des Reaktionsgemisches 1 )<br />

(etwa 50 ml) auf dem siedenden Wasserbad und gibt unter Rühren den Rest so zu der vorgewärmten<br />

Lösung, daß die Lösung nicht stark schäumt und keine stärkere Entwicklung nitroser<br />

Gase zu beobachten ist. Danach erhitzt man noch 2 Stunden auf dem siedenden Wasserbad,<br />

fügt vorsichtig 500 ml Wasser zu und kühlt im Eisbad. Die ausgefallenen Kristalle werden<br />

abgesaugt, gut mit kaltem Wasser gewaschen und aus verd. Alkohol (l Vol. Alkohol, 2 Vol.<br />

Wasser) umkristallisiert. F 122 0 C; Ausbeute 90% d. Th.<br />

Die Präparation eignet sich für den Halbmikromaßstab.<br />

Eine Reihe aromatischer Sulfonsäuren besitzt technische Bedeutung. Höhere Alkylbenzensulfonate mit<br />

einem Alkylrest von 12 bis 15 Kohlenstoffatomen werden als Wasch- und Reinigungsmittel verwendet (vgl.<br />

Tab. 5.43). Niedere Alkylnaphthalensulfonate, vor allem die Butylverbindungen, stellen viel gebrauchte<br />

Netz-, Emulgier- und Flotationsmittel dar (Nekale). Da sich die Sulfonsäuregruppe durch Schmelzen mit<br />

Natriumhydroxid gegen die Hydroxylgruppe austauschen läßt (vgl. D.5.2.2.), gewinnt man z. B. Phenol,<br />

Resorcinol, Naphthole, Alizarin über die entsprechenden Sulfonsäuren. Sulfanilsäure und eine große<br />

Anzahl sulfonierter Naphthole und Naphthylamine sind wichtige Zwischenprodukte für wasserlösliche<br />

Azofarbstoffe. Die Sulfonierung von vernetzten Polystyren führt zu stark sauren Kationenaustauscherharzen.<br />

Auch die Chlorsulfonierung wird technisch z. B. zur Darstellung von Sulfonsäurechloriden für Arzneimittel<br />

und Pflanzenschutzmittel (SuIfonamide, Sulfonylharnstoffe, s. D.8.5.) und o-Toluensulfochlorid (für Saccharin,<br />

s. D.6.2.1.) durchgeführt.<br />

In der analytischen Chemie wird die Chlorsulfonierung zur Identifizierung von alkylierten und<br />

halogenierten aromatischen Verbindungen herangezogen. Im Laboratorium dienen Sulfochloride<br />

darüber hinaus als Ausgangsprodukte für die Darstellung von Sulfinsäuren, Thiophenolen u. a. und<br />

zur Identifizierung von Hydroxyl- und Aminoverbindungen (vgl. D.8.5. und E.2.1.1.2.).<br />

5.1.5. Halogenierung<br />

Als Halogenierungsmittel dienen in erster Linie die molekularen Halogene. Durch Fluor werden<br />

allerdings auch die C-C-Bindungen angegriffen, und der Aromat wird abgebaut. Definierte<br />

Fluoraromaten können daher durch direkte Fluorierung nicht erhalten werden.<br />

In unpolaren Lösungsmitteln reagieren Chlor, Brom und lod nur sehr langsam. Durch Einwirkung<br />

eines stark polaren Lösungsmittels oder sog. „Halogenüberträger" (Lewis-Säuren, wie<br />

Aluminiumchlorid und Eisen(III)-chlorid, auch metallisches Eisen) wird das Halogen polarisiert<br />

und erhält dadurch die Eigenschaften einer Lewis-Säure (vgl. DAl.1.). Die elektrophile<br />

Substitution wird dadurch außerordentlich erleichert:<br />

+ CI-CI + FeCI3 ; © | + Cl--FeCI3 I T + HCI + FeCI3 [5.26]<br />

Die stark negativen Aktivierungsentropien solcher Halogenierungen deuten darauf hin, daß<br />

der Katalysator, wie in [5.26] formuliert, spezifisch in den Übergangszustand verwickelt ist.<br />

Die Reaktivität der Halogene steigt vom lod zum Chlor an.<br />

) Unter diesen Bedingungen lassen sich auch größere Ansätze gefahrlos bewältigen. Bei kleinen Ansätzen<br />

von 0,2 mol und weniger kann man gleich die gesamte Reaktionsmischung vorsichtig auf dem Wasserbad<br />

erwärmen.


368 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

Durch Verwendung von Halogenierungsmitteln, in denen das Halogen stark positiv polarisiert<br />

ist oder sogar als Kation vorliegt, kann die Halogenierung besonders energisch gestaltet<br />

werden. So gelingt die Bromierung des sehr wenig reaktionsfähigen m-Dinitro-benzens beispielsweise<br />

in konzentrierter Schwefelsäure mit Dibromisocyanursäure (DIB) bereits bei Zimmertemperatur<br />

in kurzen Reaktionszeiten. 1 ) Man vergleiche hierzu die präparativen Beispiele.<br />

Als Bromierungsmittel wird die protonierte Form der DIB angenommen:<br />

O<br />

O2N Br. ,Br<br />

'N N'<br />

^N'<br />

i<br />

H<br />

konz. H2SO4<br />

Zimmertemp.<br />

45 Minuten<br />

.H<br />

^N" "N<br />

^N i<br />

H<br />

[5.27]<br />

Die gleiche Reaktion gelingt bei 10O 0 C in llstündiger Reaktionsdauer mit 52% Ausbeute<br />

in konzentrierter Schwefelsäure auch mit Brom in Gegenwart von Ag2SO4. 2 ) Intermediär sind<br />

hier Bromkationen anzunehmen:<br />

2 Br2 + Ag2SO4<br />

2 Br 0 + 2 AgBr + SO4^ 0<br />

Halogenkationen entstehen auch aus unterhalogeniger Säure im sauren Medium:<br />

H® + HO - Br<br />

©<br />

H2O-Br H2O + Br ©<br />

[5.28]<br />

[5.29]<br />

Die unterhalogenige Säure bildet sich z. B. bei der Reaktion des Halogens mit Wasser (formulieren!).<br />

Als Quelle für unterchlorige Säure kann auch das gut dosierbare Chloramin T in<br />

saurer Lösung eingesetzt werden:<br />

H3C- SO2-N-CI + HCI + H2O H3C-<br />

Na ©<br />

SO2-NH2 + HOCI + NaCI [5.30]<br />

Die Reaktivität des elementaren lods für die aromatische Substitution ist gering, so daß es<br />

nur Phenole und aromatische Amine direkt zu substituieren vermag. Setzt man aber Oxidationsmittel,<br />

wie konzentrierte Schwefelsäure oder Salpetersäure zu, die die Bildung von lodkationen<br />

fördern, bzw. Quecksilberoxid, das den freiwerdenden lodwasserstoff bindet, können<br />

auch reaktionsträge Aromaten direkt iodiert werden.<br />

Der praktische Wert der Halogenierungsreaktionen wird dadurch eingeschränkt, daß die<br />

meisten Aromaten Gemische verschiedener stellungsisomerer Halogenierungsprodukte liefern,<br />

die sich häufig nur schwer trennen lassen.<br />

Bei der Halogenierung von Alkylaromaten ist darüber hinaus mit der radikalischen Substitution<br />

in der Seitenkette als Konkurrenzreaktion zu rechnen (vgl. D. 1.4.). Folgende Faustregel<br />

gibt die Reaktionsbedingungen für den bevorzugten Verlauf von Kern- oder Seitenkettenhalogenierung<br />

an.:<br />

Siedehitze, Sonnenlicht -» Seitenkette („SSS")<br />

Kälte, Katalysator -» Kern (,,KKK")<br />

In Abwesenheit eines Halogenüberträgers, unter Bedingungen, die radikalische Reaktionen<br />

fördern, tritt bevorzugt Halogenierung in der Seitenkette ein.<br />

1) GOTTARDI, W., Monatsh. Chem. 99 (1968), 815.<br />

2) DERBYSHIRE, D. H.; WATERS, W. A., J. Chem. Soc. 1950,573.


( Achtung! Vorsicht beim Arbeiten mit Brom (vgl. Reagenzienanhang)! Tropftrichter gut |~T~<br />

D. 5.1. Elektrophile aromatische Substitution 369<br />

Die Bromierung ist im Labor am einfachsten durchführbar. Wie die verschiedene Reaktivität<br />

der Aromaten 1 ) bei der Auswahl der Halogenierungsbedingungen berücksichtigt werden<br />

muß, ersieht man am Beispiel der Bromierung aus der unten angegebenen allgemeinen<br />

Arbeitsvorschrift. So müssen z. B. reaktionsfähige Aromaten (Phenole, Phenolether, Amine)<br />

in verdünnter Lösung bei niedriger Temperatur bromiert werden, wenn Monobromprodukte<br />

erhalten werden sollen. Es ist in diesen Fällen bequem, das Brom aus einer Waschflasche mit<br />

einem Luftstrom in das Reaktionsgemisch einzuführen.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Bromierung von Aromaten mit molekularem Brom<br />

(Tab. 5.31)<br />

befestigen (Brom hat die Dichte 3,14)! +<br />

Für die Bromierung von 0,5 mol Aromat verwendet man einen 250-ml-Dreihalskolben, der mit G<br />

Rührer, Rückflußkühler, Innenthermometer und Tropftrichter ausgestattet ist. Den entweichenden<br />

Bromwasserstoff leitet man in Wasser und arbeitet auf konstant siedende Bromwasserstoffsäure<br />

auf (vgl. D.I.4.2.).<br />

Das Brom wird zweckmäßig durch Ausschütteln mit konz. Schwefelsäure getrocknet.<br />

A. Reaktionsträge Aromaten<br />

0,6 mol des Aromaten werden mit 4g Eisenpulver (am besten „Ferrum reductum") unter Rühren<br />

auf 100 bis 15O 0 C (s. Tab. 5.31) erwärmt und bei dieser Temperatur so schnell mit 0,35 mol<br />

Brom versetzt, daß möglichst wenig Brom aus dem Kühler entweicht. Um Bromverluste einzuschränken,<br />

soll das Rohr des Tropftrichters bis fast zur Flüssigkeitsoberfläche reichen. Nach<br />

beendeter Zugabe rührt man noch l Stunde bei der angegebenen Temperatur und gibt dann<br />

weitere 4 g Ferrum reductum und 0,35 mol Brom in der gleichen Weise zu. Nach 2stündigem<br />

Rühren bei 15O 0 C destilliert man das Reaktionsprodukt mit Wasserdampf über (mindestens<br />

21 Destillat), extrahiert mit Methylendichlorid oder Chloroform, wäscht sorgfältig mit<br />

10%iger Natronlauge und Wasser und destilliert das Lösungsmittel ab. Der Rückstand wird<br />

destilliert oder umkristallisiert.<br />

B. Aromaten mittlerer Reaktivität<br />

Zu 0,5 mol des Aromaten und l g Eisenpulver läßt man 0,5 mol Brom unter gutem Rühren bei<br />

Raumtemperatur zutropfen. Wenn nach Zugabe von wenig Brom und einer gewissen Induktionsperiode<br />

noch kein Bromwasserstoff entwickelt wird, kann vorsichtig auf 30 bis 4O 0 C<br />

erwärmt werden. Ist die Reaktion angesprungen, wird bei Raumtemperatur weitergearbeitet.<br />

Nach Stehen über Nacht wäscht man die organische Phase mit Wasser, das etwas Natriumhydrogensulfit<br />

enthält, 10%iger Natronlauge und wiederum mit Wasser und destilliert im<br />

Vakuum.<br />

C. Reaktionsfähige Aromaten<br />

0,5 mol Aromat werden in 200 ml Tetrachlorkohlenstoff gelöst und auf O 0 C gekühlt. Unter<br />

gutem Rühren werden 0,4 mol Brom (bzw. entsprechend mehr, wenn mehrere Bromatome eingeführt<br />

werden sollen) in 50 ml Tetrachlorkohlenstoff langsam zugetropft, so daß die Temperatur<br />

stets bei O bis 5 0 C gehalten werden kann (Eis-Kochsalz-Mischung). Nachdem das Brom<br />

zugegeben ist, rührt man noch 2 Stunden bei O bis 5 0 C und bringt die Reaktion dadurch zu<br />

Ende. Aufarbeitung wie bei Variante B.<br />

Die Reaktion ist im Halbmikromaßstab durchführbar, vor allem, wenn keine schwer trennbaren<br />

Isomeren entstehen und das Reaktionsprodukt fest ist.<br />

} Die Chlorierungsgeschwindigkeiten von Fluorbenzen und Anisol unterscheiden sich z. B. um den Faktor<br />

107.


370 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

Tabelle 5.5/<br />

Bromierung von Aromaten mit elementarem Brom<br />

Produkt<br />

1 -Brom-3-nitrobenzen<br />

2-Brom-4-nitrotoluen<br />

3-Brom-benzoesäure Benzoesäure<br />

Brombenzen<br />

Benzen<br />

(und 1 ,4-Dibrom-benzen)<br />

4-Brom-tert-butylbenzen tert-Butylbenzen<br />

Brommesitylen<br />

1 -Brom-2-methyl-naphthalen<br />

4-Brom-anisol<br />

4-Brom-phenol 4 )<br />

Ausgangsverbindung<br />

Nitrobenzen<br />

4-Nitro-toluen<br />

Variante<br />

A<br />

A<br />

A<br />

B<br />

B<br />

1 ,3,5-Trimethyl-ben- B<br />

zen (Mesitylen)<br />

2-Methyl-naphthalen<br />

Anisol<br />

Phenol<br />

2,4-Dibrom-phenol 4 ) Phenol<br />

B<br />

C<br />

C<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

n 2 ?<br />

13S2^i8)<br />

F56(verd.EtOH)<br />

F77(verd.EtOH)<br />

F 155 (W.)<br />

156<br />

542)7(20)<br />

n 2 « 1,5598<br />

105l59(14)<br />

n 2 * 1,5309<br />

1052,1(16)<br />

ng> 1,5527<br />

155i, 9(14)<br />

n 2 « 1,6487<br />

1 082j(20)<br />

n^l^öOS<br />

1 222)0(i5)<br />

F 63 (ChIf.)<br />

F 40<br />

Ausbeute<br />

in %<br />

60<br />

80<br />

70<br />

65<br />

'75<br />

40<br />

80<br />

75<br />

60<br />

70<br />

Bemerkungen<br />

bei 145 bis 150 0 C<br />

arbeiten<br />

bei 120 bis 130 0 C<br />

arbeiten<br />

i)<br />

2 )<br />

3 )<br />

kristallisiert oft<br />

erst beim Abkühlen<br />

mit CO2/<br />

MeOH<br />

1) Bei 140 bis 15O 0 C arbeiten; nach zweistündigem Erhitzen auf 15O 0 C noch 3 Stunden bei 26O 0 C rühren;<br />

keine Wasserdampfdestillation; Reaktionsprodukte in Sodalösung lösen, filtrieren, mit verd. Salzsäure<br />

ausfällen.<br />

2 ) Über 30-cm-Vigreux-Kolonne destillieren; der Rückstand besteht aus 1,4-Dibrom-benzen; F 89 (EtOH).<br />

3 ) 0,6 mol Brom verwenden, im Dunkeln arbeiten. Das Rohprodukt enthält hydrolysierbares Brom (in der<br />

Seitenkette). Nach dem Auswaschen wird deshalb mit 100 ml 10%iger alkoholischer Kalilauge 3 Stunden<br />

unter Rückfluß erhitzt, in 400 ml Wasser gegeben, abgetrennt, neutral gewaschen und destilliert.<br />

4 ) Vorsicht! Bei der Aufarbeitung Reaktionsgemisch nicht mit Natronlauge waschen. Die Verbindung<br />

besitzt einen widerlichen und sehr anhaftenden Geruch.<br />

Bromierung von Acetophenonen in Gegenwart von Aluminiumchlorid, das eine Bromierung<br />

der Seitenkette verhindert: PEARSON, D. E.; POPE, H. W.; HARGROVE, W. W, Org. Synth. 40<br />

(1960), 7.<br />

Bromierung von Phenolen (Vorschrift für die qualitative Analyse)<br />

7, 5 g Kaliumbromid werden in 50 ml Wasser gelöst und 5 g Brom hinzugefügt. Diese Lösung<br />

tropft man unter Schütteln zu 0,5 g Phenol in Wasser, Dioxan oder Ethanol, bis eine schwache<br />

Gelbfärbung erhalten bleibt. Nach Zusatz von 20 ml Wasser saugt man das bromierte Produkt<br />

ab, wäscht mit verd. Natriumhydrogensulfitlösung und kristallisiert aus Ethanol oder Ethanol/<br />

Wasser um.


D. 5.L Elektrophile aromatische Substitution 371<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Bromiening desaktivierter Aromaten mit Dibromisocyanursäure<br />

(Tab. 5.32)<br />

Darstellung von Dibromisocyanursäure (DIB)I)<br />

| Achtung! Vorsicht beim Arbeiten mit Brom! (VgI. Reagenzienanhang!) Schutzbrille!<br />

Zu einer Lösung von 0,2 mol Lithiumhydroxid und 0,1 mol gut gemörserter Cyanursäure in l l<br />

Wasser werden bei 2O 0 C auf einmal 0,4 mol (20 ml) Brom hinzugefügt. 2 ) Durch kräftiges<br />

Schütteln bringt man das Brom in Lösung und läßt im Kühlschrank langsam abkühlen. Das<br />

Reaktionsgemisch beläßt man unter gelegentlichem Umschütteln 24 Stunden im Kühlschrank,<br />

saugt die DIB anschließend ab, wäscht mit wenig eiskaltem Bromwasser und trocknet nach<br />

gutem Abpressen auf Ton im Vakuumexsikkator zuerst einen Tag über KOH, dann 24 Stunden<br />

über P2O5. F 307...309 0 C (Z.); Ausbeute 90%.<br />

Das Produkt ist ohne weitere Reinigung für die Bromierung verwendbar.<br />

Bromiemng mit DIB^)<br />

| Achtung! Vorsicht beim Umgang mit konzentrierter Schwefelsäure! Schutzbrille!<br />

15 mmol Aromat (bei Acetophenon 30 mmol) werden in 16 ml konzentrierter Schwefelsäure<br />

in einem Becherglas bei Zimmertemperatur gelöst. Unter Rühren mit einem Magnetrührer<br />

tropft man pro 15 mmol Aromat 7,5 mmol DIB, gelöst in 24 ml konzentrierter Schwefelsäure,<br />

hinzu. Die DIB wird in der Schwefelsäure unter schwachem Erwärmen gelöst. Das Reaktionsgemisch<br />

läßt man 45 Minuten bei Zimmertemperatur stehen. Zur Aufarbeitung gießt man auf<br />

Eis. Feste Produkte, die nicht in Alkli löslich sind, digeriert man zur Entfernung der Cyanursäure<br />

mit verdünnter Natronlauge, wäscht mit Wasser nach und kristallisiert um. Ist das Produkt<br />

alkalilöslich oder ölig, so gießt man das Reaktionsgemisch auf Eis, extrahiert mit Dichlormethan<br />

(Cyanursäure ist in Dichlormethan unlöslich), wäscht den Extrakt mit Wasser und<br />

trocknet ihn über Na2SO4. Nach dem Abdestillieren des Lösungsmittels wird das Produkt<br />

umkristallisiert bzw. im Vakuum destilliert.<br />

Tabelle 5.32<br />

Bromierung desaktivierter Aromaten mit Dibromisocyanursäure<br />

Produkt<br />

l-Brom-3-nitro-benzen<br />

6-Brom-2,4-dinitro-toluen<br />

l-Brom-3,5-dinitro-benzen<br />

3-Brom-benzoesäure<br />

3-Brom-acetophenon<br />

Ausgangsverbindung<br />

Nitrobenzen<br />

2,4-Dinitro-toluen<br />

1 ,3-Dinitro-benzen<br />

Benzoesäure<br />

Acetophenon<br />

Kp (bzw. F) in 0 C<br />

51 (EtOH)<br />

55 (EtOH)<br />

72 (EtOH)<br />

150(MeOHAV.)<br />

1 ^l2J(I6)<br />

F8<br />

/ig> 1,5755<br />

Ausbeute<br />

in %<br />

2,6-Dibrom-4-nitro-anilin: MEYER, R.; MEYER, W.; TAEGER, K., Ber. Deut. Chem. Ges. 53<br />

(1920), 2034.<br />

In der Technik wird hauptsächlich Chlor als Halogenierungsmittel angewandt, wobei in großen Mengen<br />

vor allem Chlorbenzen und gewisse Chlorphenole hergestellt werden.<br />

1<br />

J GOTTARDI, W., Monatsh. Chem. 98 (1967), 507.<br />

2<br />

) Um die Cyanursäure in Lösung zu bringen, muß gegebenenfalls erwärmt werden. Vor der Bromzugabe<br />

ist die Lösung auf 20 0 C abzukühlen.<br />

3<br />

) GOTTARDI, W., Monatsh. Chem. 99 (1968), 815.<br />

70<br />

80<br />

80<br />

75<br />

50<br />

4<br />

G


372 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

Chlorbenzen wird z. B. zu Anilin und DDT (s. D.5.1.8.5.) verarbeitet. Die früher verbreitete Phenolsynthese<br />

aus Chlorbenzen ist heute durch das technisch günstigere Hock-Verfahren weitgehend verdrängt<br />

(vgl. D.9.I.3.). Das bei der Chlorierung von Benzen ebenfalls entstehendep-Dichlor-benzen wird als Insektenbekämpfungsmittel<br />

(vor allem gegen Motten) verwendet. Chlorphenole und Chlorcresole dienen als<br />

Desinfektionsmittel.<br />

2,4-Dichlor- und 2,4,5-Trichlor-phenol sind Ausgangsprodukte für die Darstellung der entsprechenden<br />

Chlorphenoxyessigsäuren (vgl. D.2.6.2.), die als selektive Unkrautvernichtungsmittel Verwendung finden.<br />

Mono- und Polychlorbenzene sind darüber hinaus Zwischenprodukte der Farbstoff- und pharmazeutischen<br />

Industrie. Mehrfach und perbromierte Aromaten (Polytribromstyren, Pentabromtoluen, bromierte<br />

Diphenylether u. a.) werden als Flammschutzmittel, mehrfach iodsubstituierte Aromaten als Röntgenkontrastmittel<br />

verwendet.<br />

5.1.6. Thiocyanierung (Rhodanierung)<br />

Mit dem Pseudohalogen Dirhodan (Dicyandisulfan) (SCN)2 gelingt die direkte Einführung der<br />

Thiocyangruppe (-SCN) in aktivierte Aromaten bereits bei oder unter Zimmertemperatur. Da<br />

Dirhodan zur Polymerisation neigt, wird es zweckmäßig aus Alkali- oder Ammoniumthiocyanat<br />

und Brom oder Chlor erst im Reaktionsgemisch hergestellt:<br />

2 SCN 0 + Br2 - (SCN)2 + 2 Br 0 [5.33]<br />

Die Rhodanierung ist auf Phenole, aromatische Amine, höherkondensierte aromatische<br />

Kohlenwasserstoffe, wie Anthracen, einige Heterocyclen und CH-acide Verbindungen<br />

beschränkt. Zusätzliche Substituenten, wie -NO2, -Halogen, -COOH, -COOR stören die<br />

Reaktion an aktivierten Aromaten nicht, solange eine zum Donorsubstituenten freie o- oder<br />

p-Stellung vorhanden ist. Die Thiocyanatgruppe tritt bevorzugt in p-Stellung zur Donorgruppe<br />

ein, wenn diese besetzt ist, erfolgt o-Substitution. Allerdings kommt es dann bei p-substituierten<br />

Anilinen leicht zum Ringschluß unter Bildung von 2-Amino-benzothiazolen:<br />

(SCN)2 + HSCN \ Il \ Ii V-NH2 [5.34]<br />

Als Lösungsmittel eignen sich Eisessig, Ameisensäure oder mit NaBr bzw. NaCl gesättigtes<br />

Methanol oder Methylacetat. Durch Hydrolyse mit starkem Alkali (Alkalischmelze) können<br />

sowohl aus den Thiocyanatoaromaten als auch aus den 2-Amino-benzothiazolen die entsprechenden<br />

Thiophenole hergestellt werden (vgl. auch D.8.5.).<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Einführung der Thiocyanatogruppe (Tab. 5.35)<br />

I<br />

Aus nicht oxidierter Thiocyansäure entsteht in einer Nebenreaktion Blausäure. Unter dem<br />

Abzug arbeiten!<br />

0,1 mol des Aromaten und 0,22 mol Alkali- oder Ammoniumthiocyanat werden in 75 ml Eisessig<br />

in einem Becherglas auf 10 bis 2O 0 C abgekühlt. Unter mechanischem Rühren tropft man<br />

0,1 mol Brom in 20 ml Eisessig zu, wobei die Temperatur unter 2O 0 C gehalten wird. Man läßt<br />

das Reaktionsgemisch anschließend 3 Stunden bei Zimmertemperatur stehen, gießt dann in<br />

das 6- bis Sfache Volumen Wasser, neutralisiert unter Kühlung mit konzentriertem Ammoniak,<br />

läßt auskristallisieren, saugt das Produkt ab und reinigt es durch Umkristallisation.


Tabelle 5 J5<br />

Einführung der Thiocyanatgruppe<br />

D. 5.1. Elektrophile aromatische Substitution 373<br />

Produkt Ausgangsverbindung F in 0 C Ausbeute<br />

4-Amino-phenylthiocyanat<br />

4-Dimethylamino-phenylthiocyanat<br />

4-Hydroxy-phenylthiocyanat<br />

2-Amino-6-ethoxy-benzothiazol<br />

N-(2-Amino-benzothiazol-6-yl)acetamid<br />

2-Amino-6-chlor-benzothiazol<br />

2-Amino-6-methoxy-benzothiazol<br />

2-Amino-6-methyl-benzothiazol<br />

5.1.7. Friedel-Crafts-Alkylierung<br />

Anilin<br />

N,N-Dimethyl-anilin<br />

Phenol<br />

p-Phenetidin<br />

4-Amino-acetanilid<br />

4-Chlor-anilin<br />

p-Anisidin<br />

p-Toluidin<br />

58 (EtOHAV.,<br />

Cyclohexan)<br />

74 (Ligroin,<br />

Kp 90...100)<br />

58 (MeOH/W.)<br />

174 (EtOHAV.)<br />

192 (EtOHAV.)<br />

198 (EtOHAV.)<br />

165 (MeOH)<br />

130 (EtOHAV.)<br />

Ähnlich wie die Halogene können auch Alkylhalogenide durch Lewis-Säuren, wie Alumimumchlorid,<br />

Zinkchlorid, Bortrifluorid u. a., so weit polarisiert werden, daß sie zur elektrophilen<br />

Substitution an Aromaten befähigt sind:<br />

R-CI + AICI3 R Cl AICI3 R 0 AICI4 0 [5.36]<br />

Man formuliere den Ablauf der Alkylierungsreaktion!<br />

Die mit der Komplexbildung nach [5.36] verbundene Polarisierung der R-X-Bindung steigt<br />

vom primären zum tertiären Alkylhalogenid an 1 ) (warum?). Daher nimmt die elektrophile<br />

Aktivität der Alkylhalogenide in dieser Reihenfolge zu. Vom Alkylfluorid zum Alkyliodid<br />

nimmt die Reaktionsfähigkeit ab (vgl. aber Friedel-Crafts-Acylierung, D.5.1.8.1.), da die Komplexbildung<br />

mit dem Katalysator mit zunehmender Größe des Halogens erschwert ist. Außer<br />

den Alkylhalogeniden sind als Alkylierungsmittel auch Alkyltosylate, Alkohole und insbesondere<br />

Olefine gebräuchlich:<br />

R-OH + H-X<br />

R-CH=CH2 + H2SO4<br />

S +<br />

R<br />

8-<br />

O H X R 0 + H2O<br />

©<br />

©<br />

R-CH-CH3 + HSO4<br />

60<br />

65<br />

80<br />

90<br />

75<br />

85<br />

,O [5.37]<br />

[5.38]<br />

Die Reaktion mit Olefinen verläuft entsprechend der Regel von MARKOVNIKOV.<br />

Für Alkylierungen mit Olefinen und Alkoholen werden meist Protonsäuren als Katalysatoren<br />

verwendet. Ihre Aktivität fällt in der folgenden Reihe:<br />

H2F2 > H2SO4 > (P4O10) > H3PO4<br />

[5.39]<br />

) Die Komplexe von Alkylhalogeniden mit den aktiveren Friedel-Crafts-Katalysatoren liegen gewöhnlich<br />

in Form von lonenpaaren ([5.36], II) vor, wie sich aus der Bildung umgelagerter Alkylierungsprodukte<br />

ergibt.


374 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

Auch die katalytische Wirksamkeit von Lewis-Säuren ist unterschiedlich:<br />

AICI3 > FeCI3 > SbCI5 > SnCI4 > BF3 > TiCI4 > ZnCI2<br />

[5.40]<br />

In Gegenwart von Wasser, Alkoholen oder Halogenwasserstoffen scheinen Lewis-Säuren<br />

nur als Protonensäuren wirksam zu sein, was in der nachfolgenden Gleichung verdeutlicht<br />

wird:<br />

HX + BF3 H® + XBF3 0 [5.41]<br />

Die angegebenen Reihenfolgen der Wirksamkeit gelten nicht uneingeschränkt, da die Katalysatoraktivität<br />

auch durch die Reaktionsbedingungen und die Reaktionspartner beeinflußt<br />

wird.<br />

Alkohole erfordern mindestens molare Mengen Lewis-Säuren als Katalysatoren, da das bei<br />

der Reaktion entstehende Wasser eine äquimolare Menge des Katalysators in seiner Wirksamkeit<br />

herabsetzt, während für die Umsetzung mit Alkylhalogeniden und Olefinen katalytische<br />

Mengen an Lewis-Säure genügen.<br />

Die Friedel-Crafts-Alkylierung hat im Laboratorium nur begrenzte Bedeutung, da meist<br />

keine einheitlichen Produkte gebildet werden. Folgende Gründe sind hierfür zu nennen:<br />

a) Der entstehende Alkylaromat ist basischer als der ursprüngliche Aromat und wird deshalb<br />

bevorzugt weiter alkyliert. Wenn man monoalkylierte Produkte erhalten will, muß deshalb<br />

stets ein großer Überschuß des Aromaten eingesetzt werden, was einen hohen Trennaufwand<br />

erfordert..<br />

b) Die Friedel-Crafts-Alkylierung ist wie die Sulfonierung reversibel.<br />

Die normalen Substitutionsregeln gelten deshalb nur so weit, wie die Alkylierung unter kinetischer<br />

Kontrolle (s. C.3.2.) abläuft. Die Reaktion muß also rechtzeitig abgebrochen werden, was nur gelingt,<br />

wenn man die Reaktionsgeschwindigkeiten klein halten kann, d. h., wenn man unter milden Bedingungen<br />

(bei niedrigen Temperaturen und mit geringen Katalysatormengen) arbeitet (vgl. Vorschrift!).<br />

Unter thermodynamischer Kontrolle dagegen, d. h. bei höheren Temperaturen, langen Reaktionszeiten<br />

und großen Katalysatormengen, erhält man bei der Alkylierung substituierter Aromaten häufig bevorzugt<br />

m-Substitutionsprodukte.<br />

So entstehen z.B. bei der Methylierung von Toluen mit Methylchlorid und Aluminiumchlorid bei<br />

O 0 C 27%, bei 55 0 C 87% und bei 106 0 C 98% m-Xylen.<br />

Außerdem finden, besonders bei der Verwendung stark wirksamer Katalysatoren, leicht Desalkylierungen<br />

und Umalkylierungen statt. Behandelt man z. B. p-Xylen mit Aluminiumchlorid, so erhält man<br />

neben o- und m-Xylen auch Benzen, Toluen, Trimethylbenzene u. a. Bei Alkylierungen in Gegenwart<br />

von Schwefelsäure, Fluorwasserstoffsäure, Bortrifluorid oder anderen milden Katalysatoren beobachtet<br />

man diese Nebenreaktionen in geringerem Maße.<br />

c) Selbst unter milden Reaktionsbedingungen liefern die primären bzw. secundären Alkylhalogenide<br />

meist in erheblichen Anteilen oder sogar überwiegend secundäre bzw. tertiäre Alkylaromaten.<br />

Das ist verständlich, wenn die Reaktionsbedingungen denen der SNl-Reaktioni)<br />

nahekommen (vgl. [2.6]). Die Umlagerung kann in diesen Fällen oft weitgehend vermieden<br />

werden, wenn man bei tiefen Temperaturen arbeitet.<br />

Auch die Alkylierung mit n-Olefinen führt zu einem Gemisch von secundären Arylalkanen,<br />

da das intermediäre Carbeniumion entsprechend [4.17] isomerisiert wird. Umlagerungen der<br />

Alkylgruppe können auch in den schon am Aromaten befindlichen Substituenten erfolgen.<br />

Diese Reaktion läuft aber erst unter kräftigeren Bedingungen ab.<br />

Wegen der genannten Schwierigkeiten wird nachstehend nur Benzen umgesetzt. Relativ gut<br />

reagieren auch Phenole und Phenolether, während die Alkylierung von Aromaten geringer<br />

Basizität, wie Nitrobenzen und Pyridin, nicht gelingt.<br />

I Die elektrophile aromatische Substitution durch Alkylhalogenide kann auch als nucleophile Substitution<br />

am Alkylhalogenid durch den Aromaten als Nucleophil betrachtet werden (vgl. Tab.2.4.).


D. 5.1. Elektrophile aromatische Substitution 375<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Friedel-Crafts-Alkylierung von Benzen (Tab. 5.42)<br />

Als Reaktionsgefäß dient ein 1-1-Dreihalskolben mit Rührer, Innenthermometer, Tropftrichter<br />

und Rückflußkühler mit Calciumchloridrohr, von dem ein Schlauch in einen zur Hälfte mit<br />

Wasser gefüllten Erlenmeyer-Kolben führt. Der Schlauch soll dabei nicht eintauchen, sondern<br />

über der Wasseroberfläche enden (Abzug!). Im Reaktionskolben werden vorgelegt:<br />

A. beim Umsatz von Alkylhalogeniden: 5 mol thiophenfreies trockenes Benzen 1 ), 0,1 mol wasserfreies<br />

Aluminiumchlorid 1 );<br />

B. beim Umsatz von Alkoholen: 5 mol thiophenfreies Benzen 1 ), l mol wasserfreies Aluminiumchlorid<br />

1 );<br />

C. beim Umsatz von Olefinen: 5 mol trockenes Benzen, l mol konz. Schwefelsäure.<br />

Zum Kolbeninhalt tropft man unter Rühren l mol Alkylierungsmittel. Dabei gibt man<br />

zunächst einige Milliliter ohne Kühlung zu und wartet, bis die Reaktion anspringt. Dann wird<br />

der Rest unter Kühlung mit Eiswasser so zugesetzt, daß die Innentemperatur unter 20 0 C<br />

bleibt. Häufig bilden sich 2 Schichten. Man rührt über Nacht bzw. bis zur Beendigung der<br />

Chlorwasserstoffentwicklung und gießt dann auf Eis. Die organische Phase wird mit Wasser,<br />

Sodalösung und wiederum mit Wasser neutral gewaschen und über Magnesiumsulfat getrocknet.<br />

Das Lösungsmittel wird abdestilliert und der Rückstand umkristallisiert bzw. über eine 20cm-Vigreux-Kolonne<br />

fraktioniert.<br />

Tabelle 5.42<br />

Friedel-Crafts-Alkylierung von Benzen<br />

Produkt Alkylierungsmittel Variante Kp (bzw. F) in 0 C Ausbeute<br />

n 2 , 0 in %<br />

Isopropylbenzen<br />

(Cumen)<br />

tm-Butylbenzen<br />

sec-Butylbenzen 1 )<br />

Cyclohexylbenzen<br />

Propylchlorid<br />

Propylbromid<br />

Isopropylchlorid<br />

Isopropylbromid<br />

Isopropylalkohol<br />

Propen 2 )<br />

tert-Butylchlorid<br />

tert-Butylbromid<br />

tert-Butylalkohol<br />

Isobuten 2 )<br />

Butylchlorid<br />

Butylbromid<br />

sec-Butylchlorid<br />

sec-Butylbromid<br />

Butan-2-ol<br />

Cyclohexen<br />

A<br />

B<br />

C<br />

A<br />

B<br />

C<br />

A<br />

B<br />

C<br />

152<br />

1,4915<br />

169<br />

1,4926<br />

173<br />

1,4901<br />

H Oi 3(i o)<br />

F 8; 1,5260<br />

1 ) Daneben entsteht bei Verwendung der n-Alkylhalogenide etwas n-Alkylbenzen.<br />

2 ) Das Olefin ist gasförmig. Das Reaktionsgefäß muß deshalb an Stelle des Tropftrichters mit einem Gaseinleitungsrohr<br />

versehen werden. Zur Dosierung des Gases vgl. A. 1.6.)<br />

Mit Tetrachlorkohlenstoff wird Benzen je nach den stöchiometrischen Verhältnissen zu<br />

Chlortriphenylmethan (Triphenylmethylchlorid, Tritylchlorid) oder Dichlordiphenylmethan<br />

1 J VgI. Reagenzienanhang.<br />

80<br />

50<br />

75<br />

60<br />

80<br />

60<br />

60<br />

60<br />

65


\\<br />

376 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

alkyliert. Wenn rasch und bei tiefen Temperaturen aufgearbeitet wird, lassen sich diese Halogenide<br />

isolieren, andernfalls werden sie hydrolysiert (vgl. D.2.6.I.), und es entsteht Tritylalkohol<br />

bzw. Benzophenon.<br />

Darstellung von Triphenylmethylchlorid (Tritylchlorid)<br />

In einem 1-1-Dreihalskolben mit Rührer, Tropftrichter und Kühler mit Calciumchloridrohr<br />

tropft man zu einer Aufschwemmung von 0,6 mol Aluminiumchlorid guter Qualität 1 ) in 6 mol<br />

trockenem, thiophenfreien Benzen 1 ) 0,4 mol gut getrockneten Tetrachlorkohlenstoff 1 ). Man<br />

rührt so lange weiter, bis die Chlorwasserstoffentwicklung beendet ist. Dann wird unter Rühren<br />

auf eine Mischung von 300 g Eis und 300 ml konz. Salzsäure gegossen, wobei die Temperatur<br />

stets bei O 0 C bleiben soll. Man trennt die organische Schicht ab, wäscht dreimal mit eiskalter<br />

verd. Salzsäure und schließlich mit Eiswasser. Solange das Tritylchlorid mit Wasser in<br />

Berührung steht, arbeite man möglichst rasch, um die Bildung von Triphenylmethanol (Tritylalkohol)<br />

einzuschränken. Nach dem Trocknen mit Calciumchlorid wird das Lösungsmittel<br />

abdestilliert und der Rückstand aus Ligroin (Kp 90 bis 10O 0 C) unter Zusatz von etwas Acetyloder<br />

Thionylchlorid umkristallisiert. Die Destillation im Feinvakuum (Schwertkolben!) liefert<br />

ein reines Präparat. Kp0,o5(o,4) 170 0 C; F114 0 C; Ausbeute 75%.<br />

Darstellung von Benzophenon<br />

In die oben bei der Darstellung des Tritylchlorids beschriebene Apparatur bringt man 1,5 mol<br />

trockenen Tetrachlorkohlenstoff 1 ) und 0,3 mol Aluminiumchlorid guter Qualität 1 ). Man kühlt<br />

auf 10 bis 15 0 C und gibt von einer Gesamtmenge von 0,7 mol Benzen 2 ml 2 ) auf einmal zu.<br />

Nachdem die Reaktion auf diese Weise zum Anspringen gebracht wurde, kühlt man auf 5 bis<br />

1O 0 C und tropft den Rest des Benzens bei dieser Temperatur zu (genau einhalten!). Nach<br />

Beendigung der Zugabe wird noch 3 Stunden bei 1O 0 C gerührt und dann über Nacht bei<br />

Raumtemperatur stehengelassen.<br />

Man ersetzt den Rückflußkühler durch einen absteigenden Kühler und gibt dann durch den<br />

Tropftrichter vorsichtig 250 ml Wasser zu, wobei nicht gekühlt zu werden braucht, da die Halogenverbindung<br />

ohnehin hydrolysiert werden soll. Der überschüssige Tetrachlorkohlenstoff<br />

wird abdestilliert. Anschließend wird zur Hydrolyse des Dihalogenids 30 Minuten Wasserdampf<br />

durch die Lösung geleitet. Nach dem Abkühlen wird die organische Schicht abgetrennt<br />

und die wäßrige Schicht nochmals mit Toluen extrahiert. Die vereinigten Schichten werden mit<br />

Wasser gewaschen und über Magnesiumsulfat getrocknet. Nach Abdestillieren des Lösungsmittels<br />

fraktioniert man im Vakuum. Kp2,o(i5) 19O 0 C; F 48 0 C; Ausbeute 65 %.<br />

Mit Hilfe der Friedel-Crafts-Alkylierung ist die reversible Blockierung bestimmter Positionen<br />

am Aromaten gegenüber elektrophiler Substitution möglich. Man führt dazu den tert-<br />

Butylrest ein, der auf Grund seiner räumlichen Ausdehnung zusätzlich die beiden ihm benachbarten<br />

o-Stellungen schützt und als Isobuten oder durch Transalkylierung wieder abgespalten<br />

werden kann.<br />

Die Isomerisierung von Xylenen nutzt man technisch (Octafining), um p-Xylen zu erzeugen. Man arbeitet<br />

dabei i. a. mit platinierten Kieselsäure-Tonerde-Präparaten als Katalysator. Das Xylenaufkommen<br />

kann auch durch Transalkylierungsreaktionen im System Toluen/Tri- bzw. Tetramethylbenzen verbessert<br />

werden. Technisch besitzt die Friedel-Crafts-Alkylierung, vor allem mit Olefinen als Alkylierungsmittel,<br />

große Bedeutung. Wichtige Produkte sind in Tabelle 5.43 aufgeführt<br />

Eine technische Totalsynthese von a-Tocopherol (Vitamin E) nutzt die Friedel-Crafts-Alkylierung von<br />

2,3,5-Trimethyl-hydrochinon mit Isophytol:<br />

1 J VgI. Reagenzienanhang.<br />

2 ) Auch bei größeren Ansätzen nicht mehr!


Tabelle 5.43<br />

Technisch wichtige Friedel-Crafts-Alkylierungsprodukte<br />

Produkt Verwendung<br />

Ethylbenzen<br />

Cumen<br />

Alkylbenzene (Ci0-C14)<br />

2,4-Di-tert-butyl-phenol und 2,6-Di-tert-butyl-<br />

4-methyl-phenol<br />

Alkylphenole (C4-C8)<br />

Alkylphenole (Ci2...C15)<br />

Butylnaphthalen<br />

D. 5.1. Elektrophile aromatische Substitution 377<br />

CH3<br />

Säure ^<br />

-H2O*<br />

—» Styren —> Polystyren, Buna S<br />

-» a-Hydroperoxy-cumen —> Phenol (vgl. D. 1.5.)<br />

—» Alkylbenzensulfonate (Tenside) 1 )<br />

—> Antioxidantien<br />

—> Baktericide; Antioxidantien<br />

—» Formaldehyd-Phenol-Harze<br />

—> Alkylphenylpolyglycolether (vgl. Tab. 4.34)<br />

-> Butylnaphthalensulfonat (vgl. D.5.1.4.)<br />

[5.43a]<br />

Alkylbenzensulfonate mit linearer bzw. schwach verzweigter Seitenkette sind aus ökologischen Gründen<br />

günstiger als stark verzweigte Verbindungen, da sie biologisch leichter abgebaut werden.<br />

5.1.8. Elektrophile aromatische Substitution durch Carbonylverbindungen<br />

Carbonylverbindungen, wie Aldehyde, Ketone, Carbonsäuren und deren Derivate, und carbonylanaloge<br />

Verbindungen, wie z. B. Imidchloride von Carbonsäuren, sind auf Grund der Polarität<br />

der Carbonylgruppe Lewis-Säuren (vgl. Kap. D.7.) und daher prinzipiell zur elektrophilen<br />

Substitution an aromatischen Verbindungen befähigt:<br />

R- S C" J Sf<br />

X<br />

[5.44]<br />

Die elektrophile Aktivität dieser Stoffe ist jedoch relativ gering und muß im allgemeinen<br />

durch die Einwirkung einer Lewis- oder Protonsäure erhöht werden. Dabei greift der saure<br />

Katalysator E bei Ketonen und Aldehyden am Sauerstoff der Carbonylverbindung (bzw. bei<br />

carbonylanalogen N-Verbindungen am Stickstoff) an und erhöht durch Elektronenzug die<br />

positive Ladung des benachbarten C-Atoms:<br />

8-<br />

O1E<br />

[ = H1 R'<br />

[5.45]


378 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

Bei Carbonsäurechloriden ist der Angriff des Katalysators am Sauerstoff und am Halogen<br />

möglich, vgl. [5.47].<br />

Als Katalysatoren werden die bei der Friedel-Crafts-Alkylierung bereits genannten Verbindungen<br />

verwendet (s. [5.39] und [5.40], vgl. auch die dort angegebene Aktivitätsreihe).<br />

Die Reaktivität der Carbonylverbindungen wächst in der folgenden Reihe (vgl. dazu [7.3]):<br />

/P /? /P /P /P<br />

CO2 < —C < —G' < —C < — G' < —C 7 X = Halogen, Snurerest [5.46]<br />

NR2 OAr 1 ) R H X<br />

Der Anwendungsbereich der elektrophilen aromatischen Substitution durch Carbonylverbindungen<br />

ist begrenzt: Aromaten mit stark desaktivierenden Substituenten, wie -NO2,<br />

-COR, -CN, werden nicht angegriffen, es sei denn, die Wirkung dieser Gruppen wird durch<br />

zusätzliche Hydroxy-, Alkyl-, Aminogruppen usw. kompensiert.<br />

Die reaktionsfähigsten Carbonylverbindungen, die Säurechloride, lassen sich nach FRIEDEL-<br />

CRAFTS in Gegenwart des sehr wirksamen Aluminiumchlorids noch mit den relativ reaktionsträgen<br />

Halogenbenzenen umsetzen, während Chlormethylierungen mit Formaldehyd in Gegenwart von<br />

Chlorwasserstoff und Zinkchlorid schon Aromaten von der Reaktivität des Benzens erfordern.<br />

Formylierungen mit Säureamiden in Gegenwart von Phosphorylchlorid nach VILSMEIER dagegen<br />

gelingen nur noch glatt mit polycyclischen Kohlenwasserstoffen, Phenolen, Phenolethern und<br />

Aminen. Das sehr reaktionsträge Kohlendioxid schließlich reagiert ohne zusätzlichen elektrophilen<br />

Katalysator lediglich mit den reaktivsten Aromaten, den Phenolaten.<br />

5.1.8.1. Friedel-Crafts-Acylierung<br />

Die Friedel-Crafts-Acylierung aromatischer Verbindungen ist die wichtigste Synthesemethode<br />

für aromatische und aromatisch-aliphatische Ketone. Als Acylierungsmittel werden Säurehalogenide<br />

(meist die Säurechloride), Säureanhydride und u. U. Carbonsäuren verwendet.<br />

Durch Wechselwirkung des ambidenten Säurechlorids mit dem Friedel-Crafts-Katalysator<br />

können sich als eigentliche elektrophile Agentien I, II und das Carbeniumion III bilden:<br />

t};--AICI3 O ©<br />

R-C ^=^ R-C 7 6_ ^== R-C=O + AICI4 0 [5.47]<br />

Cl CI-AICI3<br />

I II III<br />

Die Lage der Gleichgewichte hängt dabei von der Art der Reaktionspartner und vom Lösungsmittel<br />

ab. Lösungsmittel mit hoher Dielektrizitätskonstante begünstigen die Bildung von III.<br />

Man formuliere die gesamte Acylierungsreaktion eines Aromaten mit den elektrophilen<br />

Agentien I und II!<br />

Da die normalerweise als Zwischenverbindungen auftretenden Komplexe [5.47, I bzw. II]<br />

sehr voluminös sind, erhält man bei Friedel-Crafts-Acylierungen monosubstituierter Benzene<br />

praktisch ausschließlich die p-Verbindungen. Infolge dieser hohen Regioselektivität ist die<br />

Friedel-Crafts-Acylierung präparativ sehr wertvoll.<br />

Die Wahl des Katalysators richtet sich nach der Reaktivität des Aromaten. Meist wird Aluminiumchlorid<br />

verwendet, nur bei sehr reaktionsfähigen Systemen (z. B. Thiophen) auch Zinkchlorid,<br />

Schwefelsäure u. a.<br />

Ebenso wie mit dem Acylierungsmittel bilden Aluminiumtrihalogenide auch mit der entstehenden<br />

Carbonylverbindung einen Komplex, der unter den üblichen Reaktionsbedingungen<br />

stabil ist. Friedel-Crafts-Reaktionen mit Acylhalogeniden erfordern deshalb mindestens<br />

l Alkylester wirken alkylierend


D. 5.1. Elektrophile aromatische Substitution 379<br />

molare Katalysatormengen. Bei Umsetzungen mit Säureanhydriden bindet die entstehende<br />

Carbonsäure noch ein weiteres Mol des Katalysators, so daß insgesamt mindestens 2 Mol benötigt<br />

werden. In jedem Falle muß nach Beendigung der Reaktion der gebildete Komplex aus<br />

Keton und Aluminiumchlorid hydrolytisch (mit Eis und Salzsäure) gespalten werden.<br />

Mit Aromaten und Heterocyclen, die reaktiver sind als Benzen, gelingt die Friedel-Crafts-<br />

Acylierung häufig auch mit katalytischen Mengen an Friedel-Crafts-Katalysator (meist werden<br />

hierfür FeCl3,12, ZnCl2 oder Fe eingesetzt). Es wird angenommen, daß der Komplex aus Carbonylverbindung<br />

und Katalysator bei den höheren Temperaturen, bei denen in diesen Fällen<br />

gearbeitet wird, dissoziiert. Der Katalysator kann danach erneut wirksam werden.<br />

Trifluormethansulfonsäure kann die Friedel-Crafts-Acylierung mit Säurechloriden katalysieren. Intermediär<br />

entsteht dabei wahrscheinlich das Anhydrid aus der Carbonsäure und der Sulfonsäure:<br />

1 0 XoHOSO2CF3<br />

/ 8OjC, 4 h<br />

O2N -<br />

O<br />

+ HCI [5.48]<br />

82%<br />

Die Friedel-Crafts-Acylierung läßt sich auf aromatische Kohlenwasserstoffe (auch polycyclische),<br />

Halogenkohlenwasserstoffe und reaktionsfähige Heterocyclen (z.B. Thiophen, Furan)<br />

anwenden. Aromatische Amine bilden mit dem Katalysator einen Komplex, der sich nicht acylieren<br />

läßt. Wird die Aminogruppe durch Acetylierung geschützt, gelingt die Reaktion.<br />

Phenole reagieren mit unterschiedlichem Ergebnis. Für die Darstellung aromatischer<br />

Hydroxyketone zieht man die intermolekulare Umlagerung von Phenolestern in Gegenwart<br />

von Alummiumchlorid der direkten Acylierung von Phenolen vor (Fries'sehe Verschiebung):<br />

H3C^<br />

COCH3<br />

COCH3<br />

[5.49]<br />

Aromaten mit stark desaktivierenden Substituenten, z. B. Nitro-, Cyan- und Carbonylgruppen,<br />

können nach FRIEDEL-CRAFTS nicht acyliert werden. Daher ist bei der Acylierung eine<br />

Zweit- und Polysubstitution nicht zu befürchten.<br />

Außer der Friedel-Crafts-Reaktion mit einfachen Säurechloriden und -anhydriden hat vor<br />

allem die Umsetzung mit Dicarbonsäureanhydriden synthetisches Interesse. Es entstehen<br />

dabei Oxocarbonsäuren, die sich zu Chinonen weiter umsetzen lassen, z. B.:<br />

AlCl3<br />

CO2H<br />

H2SO4<br />

O<br />

Anthrachinon<br />

[5.50]


380 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

Die Aroylbenzoesäuren können zur Identifizierung von Alkyl- und Halogenderivaten herangezogen<br />

werden (vgl. Kap. E.). Man formuliere die Darstellung von 1,4-Dihydroxy-anthrachinon<br />

(Chinizarin)!<br />

Als Lösungsmittel bei Friedel-Crafts-Acylierungen kann der Aromat selbst dienen (Überschuß).<br />

Sehr häufig wird Schwefelkohlenstoff angewandt, da er die Reaktivität des Aluminiumchlorids<br />

praktisch nicht beeinträchtigt. Der Komplex aus dem gebildeten aromatischen<br />

Keton und dem Aluminiumchlorid bleibt allerdings meist ungelöst, so daß größere Ansätze<br />

nur unter Schwierigkeiten gerührt und schlecht aufgearbeitet werden können. Schwefelkohlenstoff<br />

ist außerdem sehr leicht entzündlich und giftig (Entzündungsgefahr besteht schon an<br />

10O 0 C heißen Gegenständen, s. auch A.I.7.2.). In Nitrobenzen oder Halogenkohlenwasserstoffen<br />

(Dichlorethan oder Trichlorethylen) wird die Reaktivität des Katalysators durch Komplexbildung<br />

etwas herabgesetzt, die Friedel-Crafts-Acylierung kann in ihnen aber im wesentlichen<br />

homogen geführt werden. Die Halogenkohlenwasserstoffe lassen sich nur unterhalb 50 0 C verwenden,<br />

da sie sonst selbst in Reaktion treten.<br />

Naphthalen liefert in dem wenig polaren Lösungsmittel 1,2-Dichlor-ethan (Ethylenchlorid)<br />

das a-Keton, in stark polarem Medium (Nitrobenzen) dagegen das ß-Keton (s. unten).<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für Friedel-Crafts-Acylierungen mit Säurechloriden (Tab. 5.51)<br />

| Achtung! Es entwickelt sich Chlorwasserstoff. Abzug!<br />

In einem 1-1-Dreihalskolben mit Rührer, Tropftrichter und Rückflußkühler mit Calciumchloridrohr<br />

werden 400 ml 1,2-Dichlor-ethan mit 1,2 mol fein gepulvertem Aluminiumchlorid versetzt<br />

und unter Rühren und Kühlen mit Eiswasser 1,05 mol des Säurechlorids zugetropft.<br />

Anschließend gibt man aus dem Tropftrichter l mol des Aromaten unter Kühlung mit Wasser<br />

so zu, daß die Innentemperatur stets bei etwa 20 0 C bleibt. Dann wird noch l Stunde gerührt<br />

und über Nacht stehengelassen. Bei der Umsetzung der Halogenbenzene erwärmt man 5 Stunden<br />

auf 5O 0 C und verwendet den Aromaten selbst als Lösungsmittel (Gesamtmenge vorlegen).<br />

Zur Zerlegung des Keton-Aluminiumchlorid-Komplexes gießt man vorsichtig auf etwa<br />

500 ml Eis und bringt evtl. ausgeschiedenes Aluminiumhydroxid mit etwas konz. Salzsäure in<br />

Lösung. Dann wird die organische Schicht im Scheidetrichter abgetrennt und die wäßrige<br />

Phase noch zweimal mit Dichlorethan extrahiert. Die vereinigten Extrakte werden sorgfältig<br />

mit Wasser, 2%iger Natronlauge und wieder mit Wasser gewaschen. Nach dem Trocknen über<br />

Kaliumcarbonat destilliert man das Lösungsmittel und schließlich das Keton im Vakuum.<br />

Die gegebene Vorschrift eignet sich auch für Präparationen im Halbmikromaßstab.<br />

Tabelle 5.57<br />

Ketone durch Friedel-Crafts-Acylierung<br />

Produkt<br />

Acetophenon<br />

Propiophenon<br />

Butyrophenon<br />

4-Phenyl-acetophenon<br />

Ausgangsverbindung<br />

Benzen<br />

Benzen<br />

Benzen<br />

Biphenyl<br />

Acylierungsmittel<br />

Acetylchlorid<br />

Propionylchlorid<br />

Butyrylchlorid<br />

Acetylchlorid<br />

Kp (bzw. F) in 0 C<br />

n 2 ?<br />

942,7(20)<br />

F 20<br />

1,5340<br />

92lv5(11)<br />

F21<br />

1,5270<br />

105^5(H)<br />

F 12<br />

1,5202<br />

195..21Q2,4(i8)<br />

F 120 (EtOH)<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

70<br />

70<br />

70<br />

60


Tabelle 5.5l (Fortsetzung)<br />

Produkt<br />

4-Methyl-acetophenon<br />

2,4-Dimethyl-acetophenon<br />

Methyl-a-naphthyl-keton 1 )<br />

4-Methoxy-acetophenon<br />

3,4-Dimethoxy-acetophenon<br />

4-Chlor-acetophenon<br />

4-Brom-acetophenon<br />

Ausgangsverbindung<br />

Toluen<br />

m-Xylen<br />

Naphthalen<br />

Anisol<br />

Veratrol<br />

Chlorbenzen<br />

Brombenzen<br />

D. 5.1. Elektrophile aromatische Substitution 381<br />

Acylierungsmittel<br />

Acetylchlorid<br />

Acetylchlorid<br />

Acetylchlorid<br />

Acetylchlorid<br />

Acetylchlorid<br />

Acetylchlorid<br />

Acetylchlorid<br />

Kp (bzw. F) in °c<br />

n 2 «<br />

11 O1^14)<br />

93o,7(s)<br />

1,5340<br />

166L6(12)2)<br />

1392,0(i5)<br />

F 39<br />

155i .2(9)<br />

1182j(20)<br />

F2i<br />

1 302(0(15)<br />

F 50<br />

Ausbeute<br />

in %<br />

!) Naphthalen in Hauptteil des Lösungsmittels zutropfen, 1,2 mol Acetylchlorid einsetzen, nicht unter<br />

20 0 C und nicht über 30 0 C arbeiten.<br />

2 ) Produkt enthält etwa 5% Methyl-ß-naphthyl-keton; ri*§ des reinen Produktes: 1,6285<br />

Methyl-ß-naphthylketon durch Acetylierung von Naphthalen in Nitrobenzen: BASSILIOS,<br />

H. F.; MAKAR, S. M.; SALEM, A. Y., Bull. Soc. Chim. France 1958,1430;<br />

3-Nitro-benzophenon aus Benzen und 3-Nitro-benzoylchlorid: OELSCHLÄGER, H., Arch.<br />

Pharmaz. Ber. Deut. Pharmaz. Ges. 290 (1957), 587;<br />

ß-Benzoyl-propionsäure aus Benzen und Bernsteinsäureanhydrid: SOMMERVILLE, L. F.;<br />

ALLEN, C F. H., Org. Synth., CoIl. Vol. II (1943), 81;<br />

ß-Benzoyl-acrylsäure aus Benzen und Maleinsäureanhydrid: GRUMMITT, O.; BECKER, E. J.;<br />

MIESSE, C, Org. Synth., CoIl. Vol. III (1955), 109;<br />

a-Tetralon aus Benzen und y-Butyrolacton: OLSON, C. E.; BADER, A. R., Org. Synth., CoIl.<br />

Vol. IV (1963), 898; aus y-Phenyl-buttersäure: MARTIN, E. L.; FIESER, L. F., Org. Synth., CoIl.<br />

Vol. II (1943), 569;<br />

Methyl(thien-2-yl)keton und Phenyl(thien-2-yl)keton: HARTOUGH, H. D. E.; KOSAK, A. L, J.<br />

Am. Chem. Soc. 68 (1946), 2639;<br />

Friedel-Crafts-Acylierungen von Aromaten mit Carbonsäuren in Gegenwart von Polyphosphorsäure:<br />

KLEMM, L. H.; BOWER, G. M., J. Org. Chem. 23 (1958), 344-48;<br />

4,4'-Dimethoxy-benzophenon und Phenyl(thien-2-yl)keton durch Friedel-Crafts-Acylierung<br />

unter Verwendung katalytischer Mengen an Lewis-Säuren: PEARSON, D. E.; BÜHLER, C. A., Synthesis<br />

1972,533;<br />

Friedel-Crafts-Acylierung von Aromaten mit Carbonsäurechloriden, katalysiert durch Trifluormethansulfonsäure:<br />

EFFENBERGER, F.; EPPLE, G., Angew. Chem. 84 (1972), 295.<br />

Acylierung aromatischer Kohlenwasserstoffe mit Phthalsäureanhydrid<br />

(Allgemeine Arbeitsvorschrift für die qualitative Analyse)<br />

Zu einem Gemisch von 0,5 g des Kohlenwasserstoffs, 0,6 g Phthalsäureanhydrid und 2 bis 3 ml<br />

trockenem Methylenchlorid gibt man unter Eiskühlung 2,5 g gut gepulvertes Aluminiumchlorid.<br />

Je nach der Heftigkeit der Reaktion läßt man danach bei Zimmertemperatur stehen bzw.<br />

erhitzt unter Rückfluß, bis die Chlorwasserstoffentwicklung beendet ist (etwa l /2 Stunde). Das<br />

kalte Reaktionsprodukt wird mit 5 ml eines Gemisches aus konz. Salzsäure und Eis zersetzt,<br />

der feste Rückstand abgesaugt und mit Wasser gewaschen. Zur Reinigung löst man ihn unter<br />

Erhitzen in 5 ml konz. Sodalösung, kocht 5 Minuten mit etwas Aktivkohle, filtriert heiß und<br />

säuert unter Kühlung mit halbkonz. Salzsäure gegen Kongorot an. Die ausgefallene Aroylbenzeosäure<br />

wird aus wäßrigem Alkohol oder Toluen/Pctrolcthcr umkristallisiert.<br />

70<br />

75<br />

60<br />

60<br />

60<br />

80<br />

80


382 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

Durch Friedel-Crafts-Reaktion dargestellte Ketone sind technisch wichtige Zwischenprodukte für Arzneimittel,<br />

z. B. Propiophenon für Ephedrin und Benzophenon für Methadon (das ein stärkeres Analgeticum<br />

als Morphin ist und als Ersatzdroge für Heroin in Suchtbekämpfungsprogrammen verwendet wird).<br />

Über die Struktur dieser Verbindungen informiere man sich in einem Lehrbuch. Substituierte Benzophenone,<br />

wie Michlers Keton u. a., dienen als Ausgangsprodukte für Triphenylmethanfarbstoffe. Durch OH-<br />

Gruppen substituierte Benzophenone finden als UV-Absorber (Lichtstabilisatoren für Kunststoffe, Sonnenschutzmittel)<br />

Verwendung.<br />

5.1.8.2. Gattermann-Synthesen<br />

Durch Friedel-Crafts-Acylierung mit Ameisensäurehalogeniden sollten sich aromatische Aldehyde<br />

darstellen lassen, was mit Formylfluorid auch gelingt (formulieren!). An Stelle des nicht<br />

beständigen Formylchlorids läßt sich ein Gemisch von Chlorwasserstoff und Kohlenmonoxid<br />

in Gegenwart von Aluminiumchlorid und Kupfer(I)-chlorid einsetzen (Gattermann-Koch-Synthese).<br />

Die katalysierende Funktion des Kupfer(I)-chlorids besteht vermutlich darin, daß es Kohlenmonoxid zu<br />

einem lockeren Komplex anlagern kann. Beim Arbeiten unter hohem Druck ist es entbehrlich.<br />

Darstellung von p-Toluylaldehyd: COLEMAN, G. H.; CRAIG, D., Org. Synth., CoIl. Vol. II<br />

(1943), 583.<br />

Die nach der Gattermann-Koch-Synthese nicht erhältlichen Aldehyde der Phenole und Phenolether<br />

lassen sich nach GATTERMANN häufig glatt mit Blausäure und Chlorwasserstoff in<br />

Gegenwart von Aluminiumchlorid oder Zinkchlorid darstellen:<br />

H-C=N + HCI ^=^ H-C -* H-Cx [5.52]<br />

Cl Cl<br />

Das eigentliche elektrophile Reagens ist der Komplex aus Katalysator und Formimidchlorid.<br />

Demzufolge entsteht bei der Synthese das Hydrocnlorid des Aldimins» das durch Einwirkung<br />

von verdünnten Säuren oder Basen in der Hitze leicht zum Aldehyd hydrolysiert werden<br />

kann:<br />

ArH + HCN + HCI -^. AK)H=NH2CI 0 ^^ü A|CHO<br />

[5.53]<br />

Analog verläuft die Ketonsynthese nach HOUBEN-HOESCH unter Verwendung von Nitrilen<br />

statt Blausäure.<br />

Die Modifikation der Gattermann-Synthese nach ADAMS vermeidet das Arbeiten mit wasserfreier<br />

Blausäure. Diese wird aus Zinkcyanid durch Einwirkung von Chlorwasserstoff während<br />

der Reaktion in Freiheit gesetzt. Gleichzeitig entsteht dabei Zinkchlorid, dessen Aktivität<br />

als Katalysator bei der Umsetzung reaktionsfähigerer Phenole ausreicht. In anderen Fällen<br />

muß zusätzlich Aluminiumchlorid zugesetzt werden.<br />

Die Gattermann-Synthese ist außer auf Phenole und Phenolether auch auf einzelne Kohlenwasserstoffe<br />

sowie Heterocyclen, wie Furan-, Pyrrol- und Indolderivate (die unsubstituierten<br />

Verbindungen reagieren nicht) und Thiophen, anwendbar. Sind Substituenten vorhanden, die<br />

den Kern desaktivieren, so tritt keine Reaktion ein. Für aromatische Amine ist die Synthese<br />

nicht zu verwenden (warum?).<br />

Die Aldehydgruppe tritt mit beachtlicher Selektivität stets in die p-Stellung zur aktivierenden<br />

Gruppe und nur dann in die o-Stellung, wenn die p-Position besetzt ist.<br />

Eine allgemeine Arbeitsvorschrift und weitere präparative Beispiele für die Gattermann-<br />

Adams-Synthese findet man im <strong>Organikum</strong>, 15. Auflage, S. 407.


5.1.8.3. Vilsmeier-Synthese<br />

D. 5.1. Elektrophile aromatische Substitution 383<br />

Bei der Vilsmeier-Synthese wird als Formylierungsreagens ein Ameisensäureamid eingesetzt.<br />

Besonders gebräuchlich sind Dimethylformamid und N-Methyl-formanilid. N-Methyl-formanilid<br />

ist etwas reaktionsfähiger als das billigere Dimethylformamid. Als Friedel-Crafts-Katalysator<br />

dient meist Phosphorylchlorid, das mit dem Säureamid einen Komplex bildet, der im Falle<br />

des Af-Methyl-formanilids isolierbar ist:<br />

0 Q O<br />

I Cl Il /o<br />

\ p \ © o-PC \ © O-P-CI er<br />

\ f / \.—•—./ i Pl V—•—-t i<br />

N-C + POCI3 N-C a Cl =^ N-C Cl<br />

7 H / H 7 H<br />

[5.54]<br />

An Stelle des Phosphorylchlorids wird vor allem in der Technik auch Phosgen eingesetzt.<br />

Die Vielsmeier-Synthese ist auf reaktionsfähige Aromaten, vor allem Polycyclen, Phenole,<br />

Phenolether und auf die reaktionsfähigeren Sauerstoff-, schwefel- und stickstoffhaltigen Heterocyclen<br />

anwendbar. Im Gegensatz zur Gattermann-, Gattermann-Koch- und Gattermann-<br />

Adams-Synthese reagieren auch secundäre und tertiäre aromatische Amine gut.<br />

Der Anwendungsbereich der Vilsmeier-Synthese ist in neuerer Zeit dadurch beträchtlich<br />

erweitert worden, daß auch vinyloge 1 ) Säureamide mit gutem Erfolg zur Reaktion gebracht<br />

wurden, wobei ungesättigte Aldehyde entstehen, z. B.:<br />

R2N-/ ^H + R2N-CH=CH-C 7 _ P ^- R2N^ V-CH=CH-C' [5.55]<br />

Als Lösungsmittel für die Vilsmeier-Synthese dienen meistens Benzen, Chlorbenzen oder o-<br />

Dichlor-benzen bzw. ein Überschuß an Dimethylformamid.<br />

Bei Verwendung von Af-Methyl-formanilid darf die Reaktionstemperatur 70 0 C nicht überschreiten,<br />

da sich dieses sonst in p-Methylamino-benzaldehyd umlagert.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Vilsmeier-Formylierung (Tab. 5.56)<br />

| Achtung! Phosphorylchlorid wirkt stark ätzend! Abzug! Schutzbrille! F«<br />

Die Reaktion wird in einem 250-ml-Dreihalskolben mit Rührer, Rückflußkühler mit Calcium- ^<br />

chloridrohr, Innenthermometer und Tropftrichter durchgeführt. G<br />

Unter Rühren und Kühlen in Eiswasser tropft man zu dem Gemisch aus Aromat und N-<br />

Methyl-formanilid bzw. Dimethylformamid das Phosphorylchlorid so zu, daß die Innentemperatur<br />

20 0 C nicht überschreitet. Dann wird noch l Stunde bei 20 0 C gerührt und schließlich, wie<br />

bei den einzelnen Varianten bzw. in Tabelle 5.56 angegeben, unter Rühren erhitzt.<br />

Je nach der Reaktivität der eingesetzten Aromaten verwendet man verschiedene Säureamide<br />

und variiert die Menge des formylierenden Komplexes.<br />

Variante A: 0,2 mol Aromat, 0,3 mol N-Methyl-formanilid, 0,3 mol Phosphorylchlorid, 3 Stunden<br />

erhitzen, Temperatur s. Tabelle 5.56<br />

1 J Zum Vinylogieprinzip vgl. C.5.1. und D.7.4.


384 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

Tabelle 5.56<br />

Aldehyde durch Vilsmeier-Synthese<br />

Produkt Ausgangsverbindung Variante Kp (bzw. F) in 0 C Ausbeute Bemerkungen<br />

Anisaldehyd<br />

4-Ethoxy-benzaldehyd2-Methoxynaphthalen-1carbaldehyd4-Methoxynaphthalen-1-carbaldehyd2,4-Dimethoxybenzaldehyd<br />

3,4-Dimethoxybenzaldehyd<br />

4-Dimethylaminobenzaldehyd<br />

4-Diethylaminobenzaldehyd<br />

2,4-DihydroxybenzaldehydThiophen-2-carbaldehydIndol-3-carbaldehyd<br />

Zimtaldehyd<br />

Anisol<br />

Phenetol<br />

2-Methoxynaphthalen<br />

1-Methoxynaphthalen<br />

Resorcinoldimethylester<br />

Veratrol<br />

N,N-Dimethylanilin<br />

N,N-Diethylanilin<br />

Resorcinol<br />

Thiophen<br />

Indol<br />

Styren<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

B<br />

B<br />

C<br />

C<br />

C<br />

C<br />

C<br />

C<br />

1352 i(i6)<br />

1402,7(20)<br />

F 39<br />

2052,4(18)<br />

F 84 (EtOH)<br />

210it3(10)<br />

F 34 (EtOH)<br />

1 IO(M)1(O,:.)<br />

F 70 (verd.<br />

EtOH od.<br />

Ligroin)<br />

1692>8(21)<br />

F 45<br />

(Cyclohexan)<br />

1662,3(17)<br />

F 73<br />

(verd. EtOH)<br />

124o,3(2)<br />

F 41<br />

(verd. EtOH)<br />

F 136 (W.)<br />

198<br />

1,5888<br />

F 192<br />

(EtOH)<br />

1292j(2o)<br />

1,6195<br />

30<br />

30<br />

65<br />

80<br />

85<br />

40<br />

80<br />

80<br />

40<br />

75<br />

90<br />

30<br />

60°C;überBisulfitverbindung<br />

reinigen<br />

60°C;überBisulfitverbindung<br />

reinigen<br />

')<br />

8O 0 C<br />

Kp i65i, 3(io)<br />

über Bisulfitverbindung<br />

reinigen<br />

2 )<br />

l,5Std.bei35°C<br />

18td.bei80°C<br />

1 J 50 ml Toluen zugeben; 8O 0 C; Rohprodukt in EtOH lösen, 5 Minuten mit Aktivkohle kochen, filtrieren;<br />

durch Zusatz von Wasser zur Mutterlauge kann weiterer Aldehyd isoliert werden.<br />

2 ) Nur 0,2 mol Dimethylformamid verwenden, der relativ leicht wasserlösliche Aldehyd ist sonst schwer zu<br />

isolieren. Nicht erhitzen!<br />

Variante B: 0,2 mol Aromat, 0,2 mol Af-Methyl-formanilid, 0,2 mol Phosphorylchlorid; 2 Stunden<br />

auf 60 0 C erhitzen.<br />

Variante C: 0,2 mol Aromat, 0,6 mol Dimethylformamid (0,4 mol dienen als Lösungsmittel),<br />

0,2 mol Phosphorylchlorid; von Ausnahmefällen besonders reaktionsfähiger oder empfindlicher<br />

Verbindungen abgesehen (vgl. Tabelle 5.56), wird 3 Stunden auf dem Wasserbad erhitzt.<br />

Zur Zersetzung des Reaktionsproduktes gibt man 200 ml Eis unter Kühlung zur Reaktionsmischung<br />

und bringt sie durch Zusatz von 5 N Natronlauge auf pH-Wert 6. Man ethert aus bzw.<br />

saugt fest ausfallende Produkte ab. Die vereinigten Etherextrakte werden mit wäßriger Hydrogencarbonatlösung<br />

entsäuert und über Natriumsulfat getrocknet. Man destilliert den Ether ab<br />

und reinigt den Rückstand durch Destillation oder Kristallisation.<br />

Bei einigen mit nur mäßigen Ausbeuten entstehenden Phenoletheraldehyden empfiehlt sich<br />

eine Reinigung über das Bisulfitaddukt (vgl. Tab. 5.56). Dazu wird der Etherextrakt mit<br />

40%iger Natriumhydrogensulfitlösung („Bisulfitlösung") geschüttelt, die abgeschiedene Bisul-


D. 5.1. Elektrophile aromatische Substitution 385<br />

fitverbindung abgesaugt und mit Ether gewaschen. Schließlich erwärmt man die Bisulfitaddukte<br />

mit 2 N Schwefelsäure, bis die Schwefeldioxidentwicklung aufhört, ethert aus, entsäuert,<br />

trocknet und destilliert.<br />

Bei den mit guten Ausbeuten entstehenden Produkten kann auch im Halbmikromaßstab<br />

gearbeitet werden.<br />

Darstellung von Anthracen-9-carbaldehyd: CAMPAIGNE, E.; ARCHER, W. L., J. Am. Chem.<br />

Soc. 75 (1953), 989.<br />

Formylierung von Aromaten mit Dirnethylformamid und Dibromtriphenylphosphoran:<br />

BESTMANN, H. J., u. a., Liebigs Ann. Chem. 718 (1968), 24.<br />

Als Formylierungsmittel können neben den Formamiden als maskierte Derivate der Ameisensäure<br />

auch Dichlormethylalkylether eingesetzt werden. Mit TiCl4 oder SnCl4 als Lewis-<br />

Säure erhält man ein sehr reaktives Formylierungsreagenz.<br />

Formylierung von Aromaten und Heteroaromaten mit Dichlormethylmethylether: GROSS, H;<br />

RIECHE, A.; HÖFT, E.; BEYER, E., Org. Synth., CoIl. Vol. V (1973), 365.<br />

5.1.8.4. Elektrophile Substitution durch Formaldehyd<br />

Formaldehyd geht sowohl aus sterischen Gründen als auch wegen seiner Reaktionsfähigkeit<br />

relativ leicht elektrophile aromatische Substitutionen ein. Mit den aktivsten Aromaten (den<br />

Phenolaten) reagiert er auch ohne Zusatz eines sauren Katalyators. Es findet o- und p-Substitution<br />

durch Hydroxymethylgruppen statt (Hydroxymethylierung):<br />

H IO<br />

H<br />

CH2CT<br />

CH2OH<br />

[5.57]<br />

Es ist schwierig, die Reaktion auf dieser Stufe abzubrechen; im allgemeinen entstehen mehrfach<br />

hydroxymethylierte und unter Umständen auch höher kondensierte Produkte (Resole,<br />

In einigen Fällen kann die Kondensation jedoch so gesteuert werden, daß sich definierte cyclische Produkte,<br />

sog. Calixarene in guten Ausbeuten bilden. Vor allem p-tert-Butyl-phenol reagiert mit Formaldehyd<br />

in Abhängigkeit von den gewählten Reaktionsbedingungen (Temperatur, Lösungsmittel, Art und Konzentration<br />

der Base) zu diesen cyclischen Kondensationsprodukten mit 4, 6 oder 8 aromatischen Einheiten,<br />

den p-tert-Butyl-calix[n]arenen.<br />

(CH2O)x/OH C<br />

R = tert-Alkyl<br />

n-3 n = 4,6,8<br />

[5.57a]<br />

Darstellung der p-tert-Butylcalix[n]arene\ n = 4: GUTSCHE, C. D.; IQBAL, M., Org. Synth., CoIl. Vol. VIII<br />

(1993), 75-77; n - 6: GUTSCHE, C. D; DHAWAN, B.; LEONIS, M.; STEWART, D, Org. Synth., CoIl. Vol. VIII<br />

(1993), 77-79; n - 8: MUNCH, S. H.; GUTSCHE, C D, Org. Synth., CoIl. Vol. VIII (1993), 80-81


386 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

Besonders reaktionsfähige Aromaten, wie z. B. Phenole und einige Heterocyclen, lassen sich<br />

durch Umsetzung mit Formaldehyd und secundären Aminen aminomethylieren (vgl. Mannich-<br />

Reaktion, D.7.2.1.5.).<br />

Aminomethylierung von Phenolen mit l,3,5-Trialkyl-hexahydro-l,3,5-triazinen: REYNOLDS,<br />

D. D.; COSSAR, B. C, J. Heterocycl. Chem. 8 (1971), 597,605.<br />

Amidomethylierung von Aromaten: ZAUGG, H. E., Synthesis 1970,49.<br />

In Gegenwart saurer Katalysatoren läßt sich Formaldehyd auch mit weniger reaktionsfähigen<br />

Aromaten umsetzen, z. B. noch mit Benzen. Halogenbenzene reagieren nur unter besonders<br />

kräftigen Bedingungen und mit unbefriedigenden Ausbeuten. Die Reaktion folgt dabei<br />

dem üblichen Mechanismus:<br />

H ©<br />

C-OH<br />

H<br />

/^ /CH2OH<br />

CH2OH ^ x^\/ 2<br />

-H 0<br />

[5.58]<br />

Unter den Reaktionsbedingungen (Anwesenheit saurer Katalysatoren) bleibt die Umsetzung<br />

jedoch im allgemeinen nicht auf der Stufe des Benzylalkohols stehen, sondern durch<br />

Friedel-Crafts-Alkylierung des noch nicht umgesetzten Kohlenwasserstoffs werden Diarylmethane<br />

gebildet ([5.59,1]). Führt man dagegen die Umsetzung von Aromaten mit Formaldehyd<br />

in Gegenwart hoher Konzentrationen von Chlorwasserstoff durch, so erhält man aus den<br />

intermediären Benzylalkoholen durch nucleophile Substitution die entsprechenden Benzylchloride<br />

([5.59, II]); Chlormethylierung, Blanc-Reaktion):<br />

+ H® © ©<br />

Ar-CH2OH ^=^ Ar-CH2-OH2 ^==^ Ar-CH2 + H2O<br />

-H 0<br />

Ar-CH2-Ar + H® (D<br />

(U)<br />

[5.59]<br />

Auch unter den Bedingungen der Chlormethylierung läßt sich die Bildung von Diarylmethanen<br />

nach [5.59, I] nicht immer unterdrücken, besonders wenn der verwendete Aromat sehr<br />

reaktionsfähig ist. Phenole und Phenolether müssen daher unter besonderen Vorsichtsmaßregeln<br />

(Verdünnen mit einem inerten Lösungsmittel) umgesetzt werden.<br />

Bei den reaktionsfähigeren Aromaten genügt die katalysierende Wirkung des Chlorwasserstoffs,<br />

um die Umsetzung zu bewerkstelligen; die reaktionsträgeren Aromaten erfordern für<br />

eine rasche Reaktion einen zusätzlichen Katalysator (Schwefelsäure, Phosphorsäure, Zinkchlorid).<br />

Als chlormethylierendes Agens kann auch Chlordimethylether 1 ) eingesetzt werden.<br />

Chlormethylaromaten gehen in Gegenwart von Säurespuren leicht in Diarylmethanderivate<br />

über. (Wie ist das zu erklären?) Bei der Destillation setzt man deshalb zweckmäßig etwas<br />

festes Natriumhydrogencarbonat zu.<br />

1 J Achtung! a-Halogen-ether sind stark cancerogen (vgl. auch Org. React. 19 (1972), 422).


D. 5.1. Elektrophile aromatische Substitution 387<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Chlormethylierung von Aromaten (Tab. 5.60)<br />

Achtung! Das intermediär entstehende Hydroxymethylkation wirkt cancerogen. Der Kontakt<br />

mit dem Reaktionsgemisch muß strikt vermieden werden!<br />

Viele Halogenmethylaromaten sind stark haut- und tränenreizend. Abzug! Schutzbrille!<br />

Gummihandschuhe! Bei Verätzung die betroffenen Stellen mit Alkohol waschen. Vorher<br />

keine Salbe anwenden, da hierdurch die Resorption gefördert würde; vgl. auch D. 1.4.2.<br />

A. Benzen und Monoalkylaromaten<br />

4 mol des betreffenden Aromaten (3 mol dienen als Lösungsmittel), l mol Paraformaldehyd<br />

und 60g frisch geschmolzenes, fein gepulvertes Zinkchlorid werden in einem Dreihalskolben<br />

mit Rührer, Rückflußkühler mit Calciumchloridrohr und Gaseinleitungsrohr auf 6O 0 C<br />

erwärmt; dabei wird gleichzeitig unter gutem Rühren ein lebhafter Strom trockenen Chlorwasserstoffs<br />

1 ) eingeleitet. Man erhitzt, bis kein Chlorwasserstoff mehr absorbiert wird (etwa 20<br />

Minuten) und die Hauptmenge des Paraformaldehyds verschwunden ist. Nach Abkühlen<br />

wäscht man die organische Schicht sorgfältig mit Eiswasser und eiskalter wäßriger Natriumhydrogencarbonatlösung,<br />

trocknet gut über Kaliumcarbonat und destilliert über etwas Natriumhydrogencarbonat<br />

im Vakuum.<br />

Der als Lösungsmittel eingesetzte Teil des Aromaten geht als Vorlauf über.<br />

B. Di- und Polyalkylaromaten<br />

l mol des Kohlenwasserstoffs in der 5fachen Gewichtsmenge konz. Salzsäure wird mit 1,3 mol<br />

Paraformaldehyd oder der entsprechenden Menge 40%iger Formalinlösung versetzt und in<br />

einem Dreihalskolben mit Rührer, Rückflußkühler und Gaseinleitungsrohr 7 Stunden auf 60<br />

bis 70 0 C erwärmt, wobei man gleichzeitig einen kräftigen Strom Chlorwasserstoffgas einleitet.<br />

Das abgeschiedene Öl wird in Toluen aufgenommen und weiter wie bei Variante A aufgearbeitet.<br />

Tabelle 5.60<br />

Chlormethylierung von Aromaten<br />

Produkt<br />

Benzylchlorid<br />

Ausgangsverbin- Variante<br />

düng<br />

Benzen A 1 )<br />

Kp (bzw. F) in 0 C<br />

no<br />

7Q2,0(15)<br />

n 2 » 1,5390<br />

4-Methyl-benzylchlorid 2 )<br />

2,4-Dimethyl-benzylchlorid<br />

Toluen<br />

m-Xylen<br />

A<br />

B<br />

902j(2o)<br />

103!^12)<br />

n<br />

2,5-Dimethyl-benzylchlorid p-Xylen B<br />

2,4,6-Trimethyl-benzylchlorid Mesitylen B<br />

3,4-Dimethoxy-benzylchlorid Veratrol C<br />

2 * 1,5371<br />

-031>6(i2)<br />

ri§ 1,5368<br />

H5i,3(lO)<br />

F 37<br />

(Veratrylchlorid)<br />

103o,i(i)<br />

F 55 (Ligroin)<br />

1 ) 30g ZnCl2 verwenden.<br />

2 ) enthält etwa 35% o-Methyl-benzylchlorid; ng> des reinen Produkts: 1,5342.<br />

I Darstellung vgl. Reagenzienanhang.<br />

Ausbeute<br />

in %<br />

75<br />

80<br />

65<br />

60<br />

55<br />

65<br />

i<br />

G


388 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

C. Phenolether<br />

l mol des Phenolethers wird in 600 ml Chlorbenzen gelöst und unter Rühren und Kühlen (Eisbad)<br />

in einem Dreihalskolben mit Rührer, Innenthermometer, Gaseinleitungsrohr und CaIciumchloridrohr<br />

bei 5 bis 1O 0 C mit trockenem Chlorwasserstoff gesättigt. Unter weiterem<br />

intensivem Rühren und Einleiten von Chlorwasserstoff trägt man nun l ,3 mol Paraformaldehyd<br />

ein. Die Temperatur darf dabei 20 0 C nicht überschreiten. Nach weiteren 60 Minuten Rühren<br />

und Einleiten von Chlorwasserstoff gießt man von etwas Bodensatz ab, wäscht und trocknet<br />

die Chlorbenzenlösung wie bei Variante A und destilliert schließlich unter Zusatz einer<br />

kleinen Spatelspitze Natriumhydrogencarbonat im Vakuum.<br />

Soll aus dem Chlormethylierungsprodukt das entsprechende Nitril hergestellt werden (vgl.<br />

D.2.6.9.), verwendet man das Rohprodukt, das zurückbleibt, wenn man das Chlorbenzen im<br />

Vakuum abdestilliert hat.<br />

4-Methoxy-benzylchlorid (Anisylchlorid): MÜLLER, A.; MEZÄROS, M.; LEMPERT-SRETER, M.;<br />

SZÄRA, L, J. Org. Chem. 16 (1951), 1013;<br />

\-Chlormethyl-naphthalen: GRUMMIT, O.; BUCK, A., Org. Synth., CoIl. Vol. III (1955), 195;<br />

2-Chlormethyl-thiopheni) WIBERG, K. B.; MCSHANE, H. F., Org. Synth., CoIl. Vol. III (1955), 197;<br />

2-Chlormethyl-4-nitro-phenol (Verwendung von Chlordimethylether 2 ) als Formaldehydquelle):<br />

BUEHLER, C. A.; KIRCHNER, F. K.; DEEBEL, G. F., Org. Synth., CoIl. Vol. III (1955), 468;<br />

Die durch Chlormethylierung dargestellten Benzylhalogenide sind sehr reaktionsfähig (vgl.<br />

D.2.6.1.) und lassen sieht leicht in die entsprechenden Alkohole, Ether, Nitrile, Säuren und<br />

deren Abkömmlinge, Amine und Aldehyde (Sommelet-Reaktion) überführen. Außerdem<br />

kann die CH2Cl-Gruppe zur Methylgruppe reduziert werden. Infolge der höheren Selektivität<br />

der Chlormethylierung erhält man so leichter einheitliche Methylaromaten als durch die Friedel-Crafts-Alkylierung.<br />

Ebenso glatt wie die Chlormethylierung verläuft die Brommethylierung (Einsatz von Bromwasserstoff).<br />

Homologe des Formaldehyds (Acet-, Propion-, Butyraldehyd) lassen sich wegen<br />

ihrer geringeren Reaktivität meist nur beschränkt für Halogenalkylierungen einsetzen.<br />

Industriell wird in großem Umfang durch sauer katalysierte Kondensation von Formaldehyd mit Anilin<br />

entsprechend [5.59,1] p,p'-Methylendianilin (MDA) hergestellt und mit Phosgen in p,p'-Methylen-bis(phenylisocyanat)<br />

(MDI), ein Ausgangsprodukt für Polyurethane, überführt (vgl. D.7.I.6.).<br />

Die Kondensationen von Formaldehyd mit Phenolen werden technisch in größtem Ausmaß zur Darstellung<br />

von Kunststoffen (Phenol-Formaldehyd-Harzen) durchgeführt. Man arbeitet im wesentlichen nach<br />

zwei verschiedenen Verfahren. Bei der Umsetzung im alkalischen Medium (Soda, Ammoniak, Natronlauge)<br />

mit einem Überschuß an Formaldehyd entstehen über mehrfach hydroxymethylierte Phenole (vgl.<br />

[5.57]) zunächst lineare Polykondensate (Resole) mit freien Methylolgruppen:<br />

[5.61]<br />

Diese bewirken beim Erwärmen („Härten") eine dreidimensionale Vernetzung der Ketten. Die so gebildeten<br />

Produkte sind unlöslich in allen Lösungsmitteln und nicht schmelzbar (Duroplaste).<br />

Bei der Umsetzung von Phenolen mit einem Unterschuß an Fonnaldehyd im sauren Medium werden<br />

dagegen Polykondensate (sog. Novolake) hergestellt, die keine freien Methylolgruppen besitzen und daher<br />

schmelzbar und nicht härtbar (thermoplastisch) sind. Beim Erhitzen mit Hexamethylentetramin, das hierbei<br />

in Formaldehyd und Ammoniak zerfällt, können jedoch auch sie gehärtet werden.<br />

! ) 2-Chlormethyl-thiophen nicht lagern, da selbst bei Kühlung und in der Dunkelheit explosionsartige Zersetzung<br />

unter Bildung von Chlorwasserstoff eintreten kann.<br />

2 ) Achtung! a-Halogen-ether sind stark cancerogen (vgl. auch Org. React. 19 (1972), 422).


D. 5.1. Elektrophile aromatische Substitution 389<br />

Phenol-Formaldehyd-Harze gehören zu den ältesten technisch erzeugten Kunststoffen (Bakelite) und stellen<br />

auch heute noch einen großen Anteil der Kunststoffproduktion. Sie werden vor allem als Preßmassen (mit Füllstoffen,<br />

wie Holzmehl, Textilgebewebe, Papier), Gießharze, Lackrohstoffe und Leime verwendet.<br />

5.1.8.5. Sauer katalysierte Reaktionen von Aromaten mit anderen Aldehyden<br />

und Ketonen<br />

Ebenso wie Formaldehyd können auch andere Aldehyde und Ketone unter Einwirkung saurer<br />

Katalysatoren mit Aromaten reagieren. Auch hierbei entstehen zunächst die entsprechenden<br />

substituierten Benzylalkohole, die sich unter den Reaktionsbedingungen analog [5.59,1] weiter<br />

zu substituierten Diphenylmethanderivaten umsetzen.<br />

Als Beispiel sei die Synthese von l,l,l-Trichlor-2,2-bis(4-chlor-phenyl)ethan (DDT) aus Trichloracetaldehyd<br />

(Chloral) und Chlorbenzen angeführt:<br />

CI3C-CHO + 2 -Cl H2SO4<br />

H2O<br />

[5.62]<br />

DDT ist ein wirksames Insektizid, das wegen seiner schweren Abbaubarkeit und Anreicherung im Fettgewebe<br />

von Tier und Mensch in Europa verboten ist, in anderen Ländern aber noch vor allem zur Bekämpfung<br />

der Malaria-übertragenden Anopheles-Mücke produziert und angewendet wird. Das analog aus Chloral<br />

und Methoxybenzen (Anisol) hergestellte l,l,l-Trichlor-2,2-bis(4-methoxy-phenyl)ethan (Methoxychlor)<br />

ist zwar weniger wirksam als DDT, wird aber nicht bioakkumuliert und ist eines der sichersten Insektizide<br />

überhaupt.<br />

In gleicher Weise entsteht aus Aceton und Phenol in Gegenwart von Schwefelsäure das 2,2-<br />

Bis(4-hydroxy-phenyl)propan („Dian", Bisphenol A), das für die Herstellung von Kunststoffen<br />

(Epoxidharze, Polycarbonate, Phenol-Formaldehyd-Harze) von großer Bedeutung ist.<br />

Setzt man Benzaldehyde mit Aromaten um, werden Triphenylmethane gebildet, z. B.<br />

+ 2 ([^NMe2<br />

ZnCI2<br />

Me2N NMe2 + H2O [5.63]<br />

Diarylketone vorn Typ des Michlerschen Ketons als Carbonylkomponente sollten analog zum substituierten<br />

Tetraphenylmethan reagieren. Das zunächst gebildete Carbeniumion [5.64, I] ist jedoch in saurer<br />

und neutraler Lösung und als Feststoff beständig:<br />

Me2N-<br />

Me2N-<br />

\\ //<br />

Me2N<br />

Me2N<br />

C = O<br />

-NMe?<br />

POCI3<br />

Me2U-^~\<br />

^ y \<br />

Me2N<br />

NMe2<br />

/A ©<br />

V=NMe2<br />

[5.64]<br />

Der Grund für diese hohe Stabilität des Carbeniumions ist, daß die positive Ladung über einen großen<br />

Bereich des Moleküls delokalisiert ist („Carbenium-Immonium-lon" [5.64], I und 11). Infolge der Delokali-


390 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

sierung der ^-Elektronen sind diese Ionen farbig („Farbsalze", basische Triphenylmethanfarbstoffe). Man<br />

vergleiche dazu die Erörterungen in A.3.5.I.!<br />

Aus Michlers Keton und Dimethylanilin entsteht so unter der Einwirkung eines sauren Katalysators Kristallviolett<br />

[5.64], das u. a. als Farbstoff in Kopierstiften und -papieren verwendet wird.<br />

Man informiere sich über weitere Darstellungsmöglichkeiten von Triphenylmethanfarbstoffen.<br />

Darstellung von l,l,l,-Trichlor-2,2-di(4-chlor-phenyI)ethan (DDT)<br />

In einem Dreihalskolben mit Rührer, Innenthermometer, Tropftrichter und Rückflußkühler<br />

werden zu einem Gemisch von 0,3 mol wasserfreiem Chloral 1 ), 0,5 mol Chlorbenzen und 70 ml<br />

konz. Schwefelsäure bei 20 bis 25 0 C im Verlauf einer halben Stunde 50 ml 20%iges Oleum<br />

zugetropft (Schutzbrille!). Man rührt noch 4 Stunden bei 3O 0 C und gießt dann vorsichtig auf<br />

etwa 50Og Eis, wobei sich das Reaktionsprodukt zunächst schmierig abscheidet. Es erstarrt<br />

nach kurzem Stehen, wird abgesaugt, mit Wasser gut gewaschen, in einer Porzellanschale durch<br />

wiederholtes Verreiben mit siedendem Wasser und Dekantieren säurefrei gewaschen und aus<br />

Alkohol umkristallisiert. FlOS 0 C; Ausbeute 65%.<br />

Darstellung von Kristallviolett<br />

0,02 mol Dimethylanilin, 0,004 mol 4,4 / -Bis(dimethylamino)benzophenon (Michlers Keton)<br />

und 0,01 mol Phosphorylchlorid werden in einem Reagenzglas 3 Stunden im siedenden Wasserbad<br />

erhitzt. Die blaue Schmelze wird mit 50 ml Wasser aufgenommen, mit 2 N Natronlauge<br />

alkalisch gemacht und das überschüssige Dimethylanilin mit Wasserdampf abdestilliert. Die<br />

„Carbinolbase" wird nach dem Erkalten abgesaugt, mit Wasser gewaschen, im Mörser fein zerrieben<br />

und mit 50 ml 0,4%iger Salzsäure gründlich ausgekocht. Man filtriert heiß, salzt den<br />

Farbstoff mit feingepulvertem Kochsalz aus und kristallisiert ihn aus Wasser um. Derbe bronzeglänzende<br />

Prismen; Ausbeute quantitativ.<br />

5.1.8.6. Carboxylierungen<br />

Phenolate werden bereits durch das nur schwach elektrophile Kohlendioxid unter Bildung der<br />

entsprechenden Phenolcarbonsäuren substituiert. Allerdings bedarf es dazu bei den Monophenolen<br />

erhöhter Temperatur und für gute Ausbeuten erhöhten Druck.<br />

Die Reaktion sei am Beispiel der auch technisch wichtigen Salicylsäuresynthese formuliert:<br />

Na<br />

O u O<br />

n HM<br />

0 ^oi<br />

Il X<br />

xO<br />

Na<br />

^) C\ - " 1 ^O + ~~ PhONa +<br />

J ( ,Na i 1^x JJ\<br />

H ^^ONa<br />

UI<br />

[5-65]<br />

) Die entsprechende Menge Chloralhydrat im Scheidetrichter mit der 4fachen Masse warmer konz.<br />

Schwefelsäure schütteln, das sich abscheidende Chloral verwenden.


D. 5,1. Elektrophile aromatische Substitution 391<br />

In diesem Chelatmechanismus übernimmt das Natriumion gewissermaßen die Rolle des<br />

elektrophilen, die Polarität der C=O-Bindung erhöhenden Katalysators (I -» II). Ein weiteres<br />

Phenolatanion löst das Proton aus II ab, ebenfalls über ein Chelat (III). Es entsteht so das Di-<br />

Natriumsalz der Salicylsäure, das Endprodukt der drucklosen Kolbe-Synthese. Beim Arbeiten<br />

unter Druck (Kolbe-Schmitt-Synthese) führt die Reaktion dagegen wie formuliert weiter zum<br />

Mononatriumsalz. Welche Ausbeute kann beim Arbeiten ohne Druck maximal erreicht werden?<br />

Die Orientierung der Carboxylgruppe ist von dem zur Phenolatbildung verwendeten Alkalimetall<br />

und von der Temperatur abhängig. Die Tendenz zur Bildung des Chelats nimmt vom<br />

Lithium über das Natrium zum Kalium, d. h. mit steigendem lonenradius, ab. Die vorwiegende<br />

o-Orientierung bei Verwendung von Natriumphenolat ist auf den erheblichen Energiegewinn<br />

zurückzuführen, den die Chelatbildung mit sich bringt. Ist der lonenradius des Metalls zu groß<br />

für die Chelatisierung, so wird die stärker polarisierbare und deshalb reaktionsfähigere p-Stellung<br />

carboxyliert.<br />

Eine zweite Hydroxygruppe in o- oder m-Stellung macht das Phenol so reaktionsfähig, daß<br />

die Carboxylierung bereits in wäßrig-alkalischer Lösung möglich wird. Eine m-Aminogruppe<br />

bzw. p-Hydroxygruppe wirkt dagegen nicht so ausgeprägt aktivierend.<br />

Auch in der heterocyclischen Reihe lassen sich Carboxylierungen durchführen: Pyrrol (Analogon<br />

zu Phenol) liefert Pyrrol-2-carbonsäure, Carbazol die Carbazol-1-carbonsäure.<br />

Bei der Carboxylierung der weniger reaktionsfähigen Phenole ist es notwendig, die sorgfältig<br />

getrockneten Phenolate zu verwenden: Wasser neigt stärker zur Chelatisierung mit dem<br />

Phenol als Kohlendioxid, das außerdem die stärkere Säure ist und daher das Phenol in Gegenwart<br />

von Wasser aus dem Phenolat in Freiheit setzt. Durch die Einwirkung von Feuchtigkeit<br />

backt das Phenolat außerdem zusammen, so daß die Kohlendioxideinwirkung auf die Oberfläche<br />

beschränkt bleibt.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Carboxylierung von Phenolen (Tab. 5.66)<br />

A. Leicht reagierende Phenole "•<br />

l mol des Phenols wird mit 5 mol Kaliumhydrogencarbonat in l l Wasser zwei Stunden unter ^<br />

Rückfluß erwärmt. Nach dem Abkühlen fällt man die gebildete Säure mit konz. Salzsäure aus, G<br />

saugt nach dem Kühlen auf O 0 C ab und kristallisiert aus Wasser unter Zusatz von Aktivkohle<br />

um.<br />

B. Phenole mittlerer Reaktivität<br />

l mol des betreffenden Phenols wird mit 2,5 mol frisch geglühtem Kaliumcarbonat innig<br />

gemischt. Man bringt das Gemisch in einen Autoklav, preßt 2,5 bis 4 MPa (25 bis 40 atm) Kohlendioxid<br />

auf und erhitzt 6 Stunden auf 13O 0 C. Nach dem Abkühlen und Entspannen wird in<br />

Wasser gelöst und wie oben aufgearbeitet.<br />

C Wenig reaktionsfähige Phenole<br />

l mol des betreffenden Phenols wird mit einer Lösung von 1,05 mol Ätznatron in 100 ml Wasser<br />

versetzt, falls die o-Hydroxy-carbonsäure dargestellt werden soll. Für p-Carboxylierungen<br />

nimmt man die gleiche Menge Ätzkali. Man dampft im Vakuum zur Trockne ein und hält noch<br />

4 Stunden im Öl- oder Metallbad bei 15O 0 C. Der Rückstand wird staubfein gepulvert, in einen<br />

Autoklav gegeben und 0,5 MPa (5 atm) Kohlendioxid aufgepreßt. Dann erwärmt man 24 bzw.<br />

12 Stunden (s. Tab. 5.66) auf 19O 0 C, wobei man von Zeit zu Zeit Kohlensäure nachpreßt, so<br />

daß der Druck etwa aufrechterhalten bleibt. Nach Abkühlen und Entspannen wird wie oben<br />

aufgearbeitet.


392 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

Tabelle 5.66<br />

Carboxylierung von Phenolen (Kolbe-Schmitt-Synthese)<br />

Produkt<br />

2,4-Dihydroxy-benzoesäure<br />

(ß-Resorcylsäure)<br />

2,4,6-Trihydroxybenzoesäure2,5-Dihydroxyterephthalsäure4-Aminosalicylsäure<br />

Salicylsäure<br />

4-Hydroxy-benzoesäure3-Hydroxy-naphthalen-2-carbonsäure<br />

4 )<br />

Ausgangsverbindung<br />

Resorcinol<br />

Phloroglucinol<br />

Hydrochinon<br />

m-Amino-phenol<br />

Phenol<br />

Phenol<br />

ß-Naphthol<br />

Variante<br />

A<br />

A<br />

B<br />

B<br />

C<br />

C<br />

C<br />

F<br />

in 0 C<br />

213 (Zers.)<br />

Ze^bOO 0 C 1 )<br />

197<br />

15!<br />

Hydrochlorid: 222<br />

159<br />

214<br />

216<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

50<br />

30<br />

50<br />

70<br />

70<br />

70<br />

60<br />

Bemerkungen<br />

2 )<br />

3 )Natriumsalz einsetzen;<br />

24 Std. erhitzen<br />

Kaliumsalz einsetzen;<br />

12 Std. erhitzen<br />

Natriumsalz einsetzen;<br />

24 Std. erhitzen<br />

J) Decarboxyliert, so daß schließlich der F des Phloroglucinols gefunden wird: F 219 0 C (subl.).<br />

2 ) Die Säure verliert bereits beim Kochen in Wasser CO2. Deshalb nicht Umkristallisieren, sondern in<br />

Kaliumhydrogencarbonatlösung lösen und mit Salzsäure wieder ausfällen. Anschließend ist mit Wasser<br />

neutral zu waschen.<br />

3 ) Alkalische Lösung nur bis zum Umschlag von Kongorot mit konzentrierter HCl ansäuern. (Beim<br />

Ansäuern auf pH = l kristallisiert das Hydrochlorid aus.) Reinigung durch Umfallen aus Natriumhydrogencarbonatlösung.<br />

4 ) thermodynamisch kontrolliertes Produkt<br />

Neben Salicylsäure, die im wesentlichen zu Arzneimitteln (Acetylsalicylsäure, Aspirin) und Farbstoffen<br />

weiterverarbeitet wird, werden technisch auch 4-Amino-2-hydroxy-benzoesäure (p-Amino-salicylsäure,<br />

PAS, ein luberkulosemittel), 3-Hydroxy-naphthalen-2-carbonsäure (für Naphthol-AS-Farbstoffe) und<br />

andere Säuren durch Carboxylierung der entsprechenden Phenole hergestellt.<br />

5.1.9. Nitrosierung<br />

Die Nitrosierung ist die elektrophile aromatische Substitution durch eine Nitrosogruppe mit<br />

Hilfe von salpetriger Säure.<br />

Die Reaktion ist der aromatischen Nitrierung mit Salpetersäure analog: als elektrophiles<br />

Agens kann entsprechend dem Nitrylkation bei der Nitrierung das Nitrosylkation NO® formuliert<br />

werden:<br />

H® + HO-N=O<br />

©<br />

H2O-N=O H2O + ©<br />

[5.67]<br />

Da NO® weniger reaktionsfähig als NO2 - ist, bleibt die Nitrosierung auf die reaktionsfähigsten<br />

Aromaten (Phenole, tertiäre aromatische Amine) beschränkt. Sie führt bevorzugt zu p-<br />

Substitutionsprodukten. p-Nitroso-phenol ist mit Chinonmonoxim tautomer:<br />

HO HO N=O NOH [5.68]<br />

Primäre und secundäre aromatische Amine reagieren mit salpetriger Säure am Stickstoff (Bildung von<br />

Diazoniumsalzen aus primären, von N-Nitrosaminen aus secundären Aminen, s. D.8.2.I.). Aromatische N-<br />

Nitrosamine werden durch Einwirkung von Mineralsäuren in C-Nitrosoprodukte umgelagert.


Darstellung von A^TV-Dimethyl-p-nitroso-anilin<br />

D. 5.2. Nucleophile aromatische Substitution 393<br />

In einem 25-ml-Becherglas löst man 10 mmol Dimethylanilin in 4 ml konz. Salzsäure unter<br />

Zusatz von 10g Eis und versetzt unter Kühlen im Eisbad und Rühren langsam mit der Lösung<br />

von 12 mmol Natriumnitrit in 3 ml Wasser, wobei die Temperatur stets unter 5 0 C bleiben muß.<br />

Es dürfen keine nitrosen Gase entstehen. Nach 15 Minuten weiterem Kühlen im Eisbad saugt<br />

oder zentrifugiert man den gelben Niederschlag des Hydrochloridsi) ab und wäscht mit eiskalter<br />

verd. Salzsäure, danach mit Alkohol. F177 0 C (Zers.).<br />

Zur Darstellung der freien Base wird das feuchte Hydrochlorid langsam unter Rühren in<br />

verd. Sodalösung eingetragen, die mit Ether überschichtet ist. Nach Auflösung des Hydrochlorids<br />

trennt man den Ether ab, ethert nochmals aus, trocknet die vereinigten Etherextrakte mit<br />

Na2SO4 und destilliert ab. F88 0 C (Petrolether); smaragdgrün; Ausbeute 95%.<br />

Die Nitrosierung von dialkylierten Aminen hat präparative Bedeutung für die Darstellung einheitlicher<br />

secundärer aliphatischer Amine (nucleophile aromatische Substitution, s. unten):<br />

rj . n<br />

N + OH 0 OH-^\-0 Q + HN [5.69]<br />

R' ^= 7 R'<br />

Man mache sich klar, daß es sich um die Hydrolyse eines phenylogen Salpetrigsäureamids handelt (zum<br />

Vinylogie- und Phenylogieprinzip vgl. C.5.1. und D.7.4.).<br />

Da die Nitrosogruppe ein starker Chromophor ist, sind die Nitrosoverbindungen im freien, monomeren<br />

Zustand blau oder grün gefärbt (vgl. A.3.5.I.).<br />

5.2. Nucleophile aromatische Substitution<br />

Aromatische Verbindungen sind auf Grund ihres Systems konjugierter Doppelbindungen<br />

Lewis-Basen. Der Austausch von Substituenten durch nucleophile Reagenzien (z.B. gegen<br />

Hydroxyl- oder Aminogruppen) gelingt daher im allgemeinen wesentlich schwerer als die elektrophile<br />

Substitution:<br />

/^\>" u<br />

f IX 0 [5.70]<br />

Bei der Reaktion wird der Substituent X mit dem Bindungselektronenpaar abgespalten. Es<br />

ist daher wesentlich, daß er ein energiearmes Anion oder ein ungeladenes Molekül bilden<br />

kann. Deshalb sind vor allem die Halogene (—> Halogenanion), die Sulfonsäuregruppe (—> Sulfition),<br />

die Diazoniumgruppe (-> molekularer Stickstoff) u. a. relativ leicht nucleophil auszutauschen.<br />

Die Substitution eines Wasserstoffatoms dagegen ist schwierig und gelingt im allgemeinen<br />

nur dann, wenn das hochbasische und reaktionsfähige Hydridanion z. B. durch Oxidation<br />

beseitigt werden kann.<br />

Der nucleophile Ersatz der Diazoniumgruppe wird in D.8.3. besprochen.<br />

Op-Nitrosoverbindungen der secundären und tertiären aromatischen Amine bilden mit Mineralsäuren<br />

neutral reagierende Salze unter Ausbildung einer chinoiden Struktur:<br />

© /=-N<br />

> NOH Cl ,O


394 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

5.2.1. Nucleophile Substitution an aktivierten Aromaten<br />

-I- und -M-Substituenten setzen die Basizität des Aromaten herab. Sie erschweren dadurch<br />

die elektrophile Substitution (vgl. D.5.I.2.), begünstigen aber einen nucleophilen Angriff.<br />

Der Mechanismus nucleophiler Substitutionen an so aktivierten Aromaten entspricht einem<br />

Additions-Eliminierungs-Mechanismus. Er wird an dem technisch wichtigen Beispiel der<br />

Hydrolyse von l-Chlor-4-nitro-benzen erörtert:<br />

HO -/-\_„° —+ Cl 0 + HO-/~\-N° [5.71]<br />

II III<br />

Die nucleophile Substitution an aktivierten Aromaten ist formal mit der bimolekularen<br />

nucleophilen Substitution (SN2) an Aliphaten verwandt. Sie verläuft im allgemeinen ebenfalls<br />

bimolekular mit der Bildung des Anions [5.71] II als langsamstem Schritt. II ist jedoch im<br />

Gegensatz zur SN2-Reaktion und in Analogie zum ^-Komplex der elektrophilen aromatischen<br />

Substitution kein Übergangszustand, sondern eine echtes Zwischenprodukt.<br />

Ein solcher Mechanismus setzt voraus, daß das Reaktionszentrum positiviert ist und daß die<br />

negative Ladung im Anion [5.71] II durch Konjugation besonders gut delokalisiert werden<br />

kann. Beide Bedingungen werden von -M-Substituenten in o- und p-Stellung zum Reaktionszentrum<br />

erfüllt. Ihre aktivierende Wirkung nimmt entsprechend ihrem Elektronenacceptorvermögen<br />

in der folgenden Reihenfolge ab:<br />

©<br />

-N=NI > —NO > -NO2 > -CN > -CHO > -COCH3 > -N=N-C6H5 > -Cl<br />

Aus dem gleichen Grunde erfolgen nucleophile Substitutionen auch leicht an rc-Mangel-<br />

Heterocyclen, wie Pyridin (Analogie zum Nitrobenzen) und Chinolin.<br />

Die Substitution wird außerdem begünstigt, wenn das Reaktionszentrum zusätzlich von der<br />

austretenden Gruppe (in [5.71] Chlor) positiviert wird. Aus diesem Grunde lassen sich die<br />

Halogene in aktivierten Aromaten im allgemeinen in der Reihenfolge I < Br < Cl Br > Cl > F). Dort verläuft die Abspaltung des Halogens mit der Anlagerung<br />

des nucleophilen Reagens synchron, was hier nicht der Fall ist. Die Geschwindigkeit<br />

der nucleophilen Substitution an aktivierten Aromaten hängt aber nicht nur vom Elektronenzug<br />

innerhalb des Aromaten auf das Reaktionszentrum ab, sondern auch vom Elektronendruck<br />

des nucleophilen Reaktionspartners. Dabei steigt die Reaktivität der verschiedenen<br />

nucleophilen Reagenzien mit ihrer Basizität.<br />

In aktivierten Aromaten lassen sich so Halogen, Wasserstoff u.a. Substituenten bereits<br />

unter milden Reaktionsbedingungen gegen Hydroxy-, Alkoxy-, Mercapto- und andere Substituenten<br />

austauschen (vgl. die präparativen Beispiele). Verwendet man als nuleophile Agenzien<br />

das Anion des Dimethylsulfoxids ( - |CH2-SO-CH3) oder Dimethyloxosulfoniummethylid<br />

( - |CH2-SO(CH3)2), so lassen sich z. B. Chinolin, Isochinolin, Acridin und Nitrobenzen methylieren.<br />

Austretende Gruppe ist das Anion der Methylsulfensäure bzw. Dimethylsulfoxid. Man<br />

formuliere die Methylierung von Chinolin in 4-Position! Während sich z. B. Chlorbenzen nur<br />

unter sehr energischen Bedingungen zum Phenol hydrolysieren läßt (vgl. D.5.2.2.), gelingt der<br />

Ersatz des Halogens im l-Chlor-2- oder l-Chlor-4-nitro-benzen schon mit Natriumcarbonat bei<br />

13O 0 C. Pikrylchlorid (l-Chlor-2,4,6-trinitro-benzen) schließlich besitzt die Reaktivität eines<br />

Säurechlorids.<br />

Präparativ und technisch besonders wichtig sind nucleophile Substitutionen an aktivierten<br />

Arylhalogeniden. Man formuliere die nachstehenden Beispiele:


D. 5.2. Nucleophile aromatische Substitution 395<br />

l-Chlor-2,4-dinitro-benzen H > 2,4-Dinitro-phenol ^ Pikrinsäure<br />

l-Chlor-2,4-dinitro-benzen — 2 —^ 2,4-Dinitro-phenylhydrazin<br />

N,N-Dialkyl-p-nitroso-aniline —> Dialkylamine + p-Nitroso-phenol (vgl. [5.69])<br />

Die Synthese des Antibiotikums Ciprofloxacin (ein Gyrasehemmer) umfaßt in den letzten Schritten<br />

gleich zwei nucleophile aromatische Substitutionen:<br />

(NaH, °° OH ^^<br />

A~ A<br />

COOH<br />

-HCI<br />

[5.72]<br />

A<br />

Die Umsetzung von l-Fluor-2,4-dinitro- und l-Chlor-2,4-dinitro-benzen mit Aminen, Alkoholen<br />

und Thiolen kann zur Identifizierung dieser Verbindungen herangezogen werden. Von<br />

besonderer Bedeutung ist die Bestimmung endständiger Aminosäuren in Peptiden. Das Peptid<br />

wird dabei mit l-Fluor-2,4-dinitro-benzen umgesetzt und anschließend hydrolysiert. Die endständige<br />

Aminosäure liegt dann als 2,4-Dinitro-phenylderivat (DNP-Derivat) vor und kann so<br />

leicht von den anderen Aminosäuren abgetrennt und identifiziert werden (F. SANGER):<br />

H2N-CH-CO-PeptJd —- O2N-^ 7 x V-NH-CH-CO-Peptid —- O2N^f ^^NH-CH-COOH<br />

R ^ R ^ R r5731<br />

NO2 NO2<br />

+ Aminosäuren<br />

L J<br />

Von den nucleophilen Substitutionen an aktivierten Aromaten, die unter Ersatz eines Wasserstoffatoms<br />

verlaufen, ist vor allem die Chichibabin-Synthese von 2- oder 4-Amino-pyridinen<br />

oder -chinolinen mit Hilfe von Natriumamid von Bedeutung. Das sich dabei bildende Natriumhydrid<br />

reagiert mit dem aktiven Wasserstoff des Aminopyridins:<br />

^^\\<br />

- -INH? Na® ®*J X NHZ ^N-NH2 + Na-H- -N-NH 0 Na 0 ^H2<br />

Na 0<br />

[5.74]<br />

Einen analogen Verlauf nimmt die Alkylierung oder Arylierung von Pyridinen oder Chinolinen<br />

mit Lithiumalkylen oder -arylen. In diesem Fall läßt sich das Zwischenprodukt I bei tiefen<br />

Temperaturen sogar präparativ fassen:<br />

r. ^ fVH — C\ + ÜH [5 - 75]<br />

0 ^ k Nl^ H k N A R<br />

R ^R


396 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

Das beim Erhitzen gebildete Lithiumhydrid scheidet sich aus der Lösung ab und wird auf diese<br />

Weise aus dem Gleichgewicht entfernt. Man kann auch die Zwischenverbindung I mit Wasser<br />

zersetzen, wobei das l ,2-Dihydroprodukt entsteht, das zum Pyridin oxidiert werden muß.<br />

Auch die Hydroxylierung von Af-Alkyl-pyridiniumsalzen erfolgt leicht. Das primär entstehende<br />

Dihydroprodukt I wird durch Zugabe eines Oxidationsmittels zum Af-Alkyl-pyridon II<br />

oxidiert:<br />

JX X "^\\ . * r_ *,«».•,.,. i / x '^\\<br />

l l UM i<br />

R R R<br />

I II<br />

[5.76]<br />

l-Methyl-pyrid'2-on: PRILL, E. A.; MC£LVAIN, S. M., Org. Synth., CoIl. Vol. II (1943), 419.<br />

Aromatische Nitroverbindungen werden leicht hydroxyliert. So bildet Nitrobenzen bereits<br />

beim Stehen über festem Kaliumhydroxid o-Nitro-phenol; das entstehende Hydridion reduziert<br />

überschüssiges Nitrobenzen u. a. zu Azokörpern (Rotfärbung; vgl. Schema [8.9]). Nitroverbindungen<br />

sollten daher nicht mit Ätzkali getrocknet werden.<br />

Von technischer Bedeutung sind nucleophile Substitutionen am Anthrachinon zur Darstellung von Farbstoffen<br />

und Farbstoffzwischenprodukten. So erhält man z.B. aus 2-Amino-anthrachinon bei der Alkalischmelze<br />

in Gegenwart von Oxidationsmitteln (Kaliumchlorat oder Natriumnitrat) bei 220 0 C den wichtigen<br />

Küpenfarbstoff Indanthren (Indanthrenblau RS):<br />

O LJ ^ - * i ik i I Il L * J<br />

O O<br />

Hier wird das entstehende Hydridion durch das zugesetzte Oxidationsmittel beseitigt.<br />

Darstellung von Aryl- und AIkyl-2,4-dinitro-phenylsulfiden (Allgemeine Arbeitsvorschrift für<br />

die qualitative Analyse)<br />

5 mmol des betreffenden Thiols oder Thiophenols und 5 mmol l-Chlor-2,4-dinitro-benzen werden<br />

in 15 ml Alkohol gelöst, eine Lösung von 5 mmol Ätznatron in 2 ml Alkohol wird zugegeben<br />

und die Mischung 10 Minuten unter Rückfluß erwärmt. Man filtriert heiß vom ausgeschiedenen<br />

Salz ab. Das Sulfid kristallisiert beim Abkühlen aus. Es kann aus Alkohol umkristallisiert<br />

werden.<br />

Darstellung von 2,4-Dinitro-phenylhydrazin<br />

In einem 500-ml-Dreihalskolben mit Innenthermometer, Rührer und Rückflußkühler werden<br />

0,25 mol reines l-Chlor-2,4-dinitro-benzen (F 51...52 0 C) in 125 ml warmem Diethylenglycol<br />

gelöst. Bei 15 bis 2O 0 C tropft man unter Rühren und Kühlen 0,3 mol Hydrazinhydrat (60- bis<br />

65%ige wäßrige Lösung) zu. Das Reaktionsgemisch wird nach dem Abklingen der exothermen<br />

Reaktion mit 50 ml Methanol 20 Minuten im siedenden Wasserbad gerührt, um nicht umgesetztes<br />

l-Chlor-2,4-dinitro-benzen herauszulösen. Nach dem Erkalten saugt man das 2,4-Dinitro-phenylhydrazin<br />

ab, wäscht mit wenig Methanol und kristallisiert um. F 200 0 C (n-Butanol<br />

oder Dioxan); Ausbeute 80%.


Darstellung von 2-Amino-pyridin<br />

D. 5.2. Nucleophile aromatische Substitution 397<br />

Vorsicht! Natriumamid zersetzt sich bei Zugabe von Wasser unter Explosion! Es bildet in •<br />

Gegenwart von Luft, Kohlendioxid und Feuchtigkeit außerordentlich leicht explodierende +<br />

Produkte, die an ihrer gelben Farbe erkennbar sind. Derartig verfärbte Produkte dürfen<br />

nicht mehr verwendet werden! Schutzbrille, Schutzhandschuhe!<br />

Voraussetzung für das Gelingen des Präparats ist Natriumamid von einwandfreier Qualität.<br />

In einem 500-ml-Dreihalskolben mit wirksamem Rührer, Tropftrichter und Rückflußkühler<br />

mit Natronkalk-Trockenrohr suspendiert man 0,5 mol gut zerkleinertes Natriumamid 1 ) in<br />

75 ml über Ätzkali sorgfältig getrocknetem und destilliertem Dimethylanilin. Unter Rühren<br />

tropft man 0,4 mol über gepulvertem Ätzkali oder Bariumhydroxid sorgfältig getrocknetes und<br />

destilliertes Pyridin zu, vertauscht den Tropftrichter gegen ein Innenthermometer und erhitzt<br />

10 Stunden auf 105 bis MO 0 C (Beendigung der Wasserstoffentwicklung). Das Reaktionsgemisch<br />

färbt sich dabei braun bis schwarz und wird nach einiger Zeit fest (Rührer abstellen!).<br />

Man zersetzt nach dem Abkühlen durch langsamen Zusatz von 80 ml verd. Natronlauge und<br />

gießt in 300 ml Wasser, um die Hydrolyse des Natriumsalzes zu vervollständigen, sättigt mit<br />

festem Natriumhydroxid und trennt die organische Phase ab. Dann wird mit Ätzkali getrocknet<br />

und im Vakuum über eine 40-cm-Vigreux-Kolonne destilliert. Nach dem Dimethylanilin<br />

(KpU(I3) 81 bis 82 0 C) geht bei 95 bis 96°C/l,7kPa (13 Torr) das 2-Amino-pyridin über.<br />

F 56 0 C (Ligroin). Aus der Zwischenfraktion 82 bis 95 °C/1,7 kPa (13 Torr) kann durch Zusatz<br />

von Petrolether noch etwas 2-Amino-pyridin gewonnen werden. Ausbeute 60%.<br />

5.2.2. Nucleophile Substitution an nichtaktivierten Aromaten<br />

Aromatisch gebundenes Halogen, das nicht durch -I- oder -M-Substituenten aktiviert ist, läßt<br />

sich unter den milden Bedingungen, die bei SN-Reaktionen (vgl. Kap. D.2.) beschrieben wurden,<br />

normalerweise nicht gegen Hydroxyl-, Amino- oder Cyangruppen austauschen. Die<br />

Hydrolyse des Chlors im Chlorbenzen erfordert in Gegenwart von 10- bis 15%iger Natronlauge<br />

Temperaturen von etwa 350 0 C.<br />

Markiert man das dem Chlor benachbarte Kohlenstoffatom im Chlorbenzen mit 14 C, so findet<br />

man die Hydroxylgruppe im Endprodukt nicht nur an diesem (zu 58%), sondern ebenfalls<br />

am benachbarten Kohlenstoffatom (42%). Zur Erklärung wird angenommen, daß die Reaktion<br />

zunächst unter Eliminierung von Halogenwasserstoff ein Benzenderivat mit einer formalen<br />

Dreifachbindung liefert („Arin", „Dehydrobenzen", „Benzyn") und in der letzten Stufe<br />

Wasser nucleophil addiert wird (Eliminierungs-Additions-Mechanismus):<br />

,Cl<br />

-HCI<br />

+ HOH; OH r Il , r l [5J8]<br />

H<br />

Bei der nucleophilen Substitution substituierter Halogenbenzene gibt sich ein solcher Mechanismus<br />

durch Isomerisierungen zu erkennen. So erhält man z. B. bei der Umsetzung von p-Chlortoluen<br />

mit Natriumamid in flüssigem Ammoniak ein Gemisch von m- undp-Toluidin (62:38).<br />

In vielen Fällen jedoch laufen nucleophile Substitutionen an nichtaktivierten Aromaten<br />

sowohl über Arine als auch nach dem in Gleichung [5.71] beschriebenen Mechanismus ab.<br />

Man beobachtet dann Umlagerungen nur in geringem Ausmaß oder gar nicht, wie z. B. bei der<br />

Alkalischmelze von a- oder ß-Naphthalensulfonsäure, die ausschließlich a- bzw. ß-Naphthol<br />

liefert. Auch mit Metallcyaniden entstehen aus aromatischen Sulfonsäuren meist die entsprechenden<br />

Nitrile ohne Umlagerung.<br />

I VgI. Reagenzienanhang.


398 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

Darstellung von ß-Naphthol 1 )<br />

| Vorsicht! Schutzhandschuhe! Schutzbrille!<br />

0,75 mol Natriumhydroxid und 3 ml Wasser werden in einem Nickeltiegel (etwa 75 ml Fassungsvermögen)<br />

auf 270 0 C erhitzt und 0,044 mol feingepulvertes Natrium-naphthalen-ß-sulfonat 2 ) langsam<br />

eingetragen. Dabei rührt man mit einem Thermometer um, das in einer mit hochsiedendem<br />

Paraffin gefüllten Nickelhülse steckt. Man erhöht die Innentemperatur dann langsam auf 315 0 C<br />

(in etwa 20 Minuten) und hält 3 Minuten bei dieser Temperatur. Die Schmelze wird auf den gefliesten<br />

Labortisch gegossen, zerkleinert, in einem Becherglas in Wasser gelöst und unter Kühlen mit<br />

konz. Salzsäure stark angesäuert. Man läßt über Nacht stehen, filtriert ab, wäscht mit Wasser,<br />

trocknet und kristallisiert aus Wasser um. F 122...123 0 C; Ausbeute 80%.<br />

Weiterhin sind Substitutionsreaktionen an nichtaktivierten Aromaten bekannt, die durch<br />

Übertragung eines Elektrons ausgelöst werden und deshalb als Radikalreaktionen, häufig<br />

sogar als Radikalkettenreaktionen, ablaufen. Diese SNR1 -Reaktionen führen zum gleichen<br />

Ergebnis wie die ionischen nucleophilen Substitutionen.<br />

Bei der SNR-Reaktion wird im ersten Schritt ein Elektron von einem geeigneten Elektronendonor<br />

mit niedrigem Oxidationspotential (der auch das Nucleophil selbst sein kann) oder<br />

elektrochemisch von der Katode auf das Substrat Ar-X übertragen.<br />

Das nach [5.79a] gebildete Radikalanion I des Substrats dissoziiert, und das reaktive Arylradikal<br />

kombiniert mit dem Nucleophil zu einem neuen Anionradikal II, das in einer Übertragungsreaktion<br />

I regeneriert:<br />

Ar-X esolv:YI » Ar-X? Startreaktion (a)<br />

I<br />

Ar—X® - Ar- +X 0 (b)<br />

Ar- + |Nu ü Kettenwachstumsreaktionen<br />

Ar-Nu? (c)<br />

Ar-Nu- + Ar-X Ar-Nu + Ar-X- Dbertragungsreaktion (d)<br />

[5.79]<br />

0<br />

Nach dem SNR1-Mechanismus können insbesondere Halogene, -SPh, -NMe3, -OPO(OEt)2,<br />

-Nf 3) an Aromaten und Heterocyclen nucleophil substituiert werden. Als Nucleophile werden<br />

vor allem stark basische Amine, Alkoholate, Thiolate, Enolate, Sulfinate, aci-Nitrosalze sowie<br />

Anionen von Acetonitrilen eingesetzt. Es gelingt mit diesem Reaktionstyp also auch eine C-C-<br />

Verknüpfung zwischen dem Aromaten bzw. Heterocyclus und einem Carbanion. (Man formuliere<br />

die unten angegebenen präparativen Beispiele!)<br />

Typisch für SNR-Reaktionen am Aromaten ist, daß in Gegenwart protonischer Lösungsmittel<br />

Reduktionsprodukte entstehen, wie z. B. der reduzierte Aromat:<br />

Ar- + H-R Ar-H + R- [5.80]<br />

Als Reaktionsmedium eignen sich, wenn nicht im System flüssiges Ammoniak/Alkalimetall<br />

gearbeitet wird, deshalb aprotonische Lösungsmittel, wie Dimethylsulfoxid, Dimethylformamid,<br />

Hexamethylphosphorsäuretriarnid. Da sich bei Photoanregung sowohl die Oxidations- als<br />

1 J nach MAY, C E., J. Am. Chem. Soc. 44 (1922), 650<br />

2 ) Es ist zweckmäßig, carbonatfreies, in Wasser vollständig lösliches Natrium-ß-naphthalensulfonat zu verwenden,<br />

da die Schmelze sonst stark schäumt.<br />

3) VgI. die Substitution von -Nf durch I - nach SANDMEYER, D.8.3.2.


D. 5.3. Metallvermittelte Substitutionen an Aromaten 399<br />

auch die Reduktionspotentiale von Stoffen um den Betrag der Energie der Lichtanregung<br />

erhöhen, lassen sich SNR1-Reaktionen häufig photochemisch initiieren.<br />

Herstellung von Phenylaceton: Rossi, R. A.; BUNETT, J. F., J. Org. Chem. 38 (1973), 1407;<br />

Phenylphosphonsäure-diethylester. BUNNETT, J. F.; WEISS, R. H., Org. Synth. 58 (1978), 134.<br />

Sowohl die Hydrolyse von Chlorbenzen als auch die Alkalischmelze von aromatischen Sulfonsäuren sind für<br />

die Darstellung von Phenolen technisch bedeutungsvoll. Die wichtigsten Produkte sind Resorcinol (aus Benzen-<br />

l,3-disulfonsäure), 3-Amino-phenol (aus 3-Amino-benzensulfonsäure; Verwendung s. D.5.1.8.6.), ß- und<br />

a-Naphthol und Derivate (aus den entsprechenden Sulfonsäuren, s. D.5.1.4. und Tab. 8.35) und Brenzcatechin<br />

(Catechol) und 2,4,5-Trichlor-phenol (aus o-Chlor-phenol bzw. 1,2,4,5-Tetrachlor-benzen, s. D.5.! .5.).<br />

Verschiedene Hydroxy- und Aminoanthrachinone werden aus Chloranthrachinonen und Anthrachinonsulfonsäuren<br />

hergestellt. Sie stellen sehr wichtige Farbstoffe und Farbstoffzwischenprodukte dar.<br />

5.3. Metallvermittelte Substitutionen an Aromaten<br />

Aromatische Verbindungen, die einer nucleophilen Substitution nicht oder nur schwer zugänglich<br />

sind, wie z. B. nichtaktivierte Halogenaromaten ArX (vgl. D.5.2.), reagieren mit gewissen<br />

Metallen, Metallkomplexen und metallorganischen Verbindungen oft leicht unter Substitution<br />

von X. Arylhalogenide verhalten sich in diesen Reaktionen wie andere organische Halogenide<br />

auch, vgl. Kapitel D.7.2.2.<br />

Mit unedlen Metallen, wie z.B. Lithium oder Magnesium, bilden sich die entsprechenden<br />

metallierten Aromaten:<br />

Ar-X + 2 Li Ar—Li + LiX [5.8Ia]<br />

Ar-X + Mg Ar-Mg-X [5.8Ib]<br />

Der Halogen-Metall-Austausch kann auch mit metallorganischen Verbindungen stark elektropositiver<br />

Metalle, z. B. AlkyllithiumVerbindungen, erreicht werden:<br />

Ar-X + Li-R Ar—Li + R-X [5.82]<br />

Mit Lithiumalkylen lassen sich sogar aromatische C-H-Bindungen metallieren:<br />

Ar-H + Li-R Ar-Li + R-H [5.83]<br />

Die erhaltenen Arylmetallverbindungen sind auf Grund ihrer polaren Kohlenstoff-Metall-<br />

Bindung stark nucleophil und zu vielfältigen Reaktionen mit elektrophilen Partnern befähigt.<br />

Wichtige Umsetzungen dieser Art werden im folgenden Kapitel D.5.3.1. und in Kapitel<br />

D.7.2.2. besprochen.<br />

Mit Komplexen niedrigvalenter Übergangsmetalle, besonders Palladium(O) und Nickel(O),<br />

reagieren Arylhalogenide, -sulfonate und andere substituierte Aromaten mit günstigen<br />

Abgangsgruppen unter oxidativer Addition (vgl. D.4.5.1.) an das Metallatom:<br />

Arx<br />

Ar-X + Pd 0 L2 - /Pd 11 L2 L (Ligand) = PR3 u.a. [5.84]<br />

X<br />

Auch dabei wird eine Arylmetallverbindung gebildet, die eine Vielfalt weiterer Umsetzungen<br />

ermöglicht. Sie spielen vor allem in den übergangsmetallkatalysierten Substitutionen an<br />

Aromaten eine Rolle, siehe Kapitel D.5.3.2. und folgende.<br />

Schließlich können Arylhalogenide, -sulfonate und andere Aromaten ArX auch mit Organometallverbindungen<br />

direkt oder übergangsmetallkatalysiert unter C-C-Bindungsknüpfung<br />

umgesetzt werden:<br />

Ar-X + M-R Ar R + MX M = Cu, MgX, ZnR, BRg, SnRg u.a. [5.85]


400 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

Präparativ wichtig sind vor allem die Reaktionen mit kupfer-, magnesium-, zink-, bor- und<br />

zinnorganischen Verbindungen, die in den Kapiteln D.5.3.2. und D.7.2.2. behandelt werden.<br />

Alle genannten Umsetzungen können außer mit Arylverbindungen auch mit den entsprechenden<br />

Alkenylverbindungen durchgeführt werden, was ihr Synthesepotential außerordentlich<br />

erweitert.<br />

5.3.1. Metallierung von Aromaten<br />

Die Metallierung von Aromaten ist ausgehend von Halogenaromaten Ar-X durch Halogen-<br />

Metall-Austausch nach [5.81]und [5.82] oder ausgehend von Ar-H durch Wasserstoff-Metall-<br />

Austausch nach [5.83] möglich.<br />

Auf die Reaktionen von Arylhalogeniden mit unedlen Metallen nach [5.81], von denen die<br />

mit Lithium und mit Magnesium präparativ von größter Bedeutung sind, wird in Kapitel<br />

D.7.2.2. ausführlich eingegangen.<br />

Aryllithiumverbindungen lassen sich vorteilhaft auch durch Halogen-Metall-Austausch aus<br />

Halogenaromaten und Lithiumalkylen entsprechend Gleichung [5.82] darstellen.<br />

Der Austausch verläuft in der angegebenen Richtung, weil Metallalkyle stärkere Basen als Metallaryle<br />

sind (infolge der höheren Acidität von Arenen im Verhältnis zu der von Alkanen, vgl. Tab. C.50).<br />

Die Reaktivität der Arylhalogenide nimmt mit steigender Dissoziationsenergie der Aryl-<br />

Halogen-Bindung von den Aryliodiden über die Bromide zu den Chloriden ab. Arylfluoride<br />

reagieren nicht. lod- und Bromaromaten lassen sich mit n-Butyl- oder tert-Butyl-lithium in<br />

Ether-Lösungsmitteln (Diethylether, Tetrahydrofuran) bereits bei -60 bis -100 0 C mit ausreichender<br />

Geschwindigkeit umsetzen. Bei diesen tiefen Temperaturen werden auch Substituenten<br />

am Aromaten toleriert, die bei Raumtemperatur mit Lithiumalkylen reagieren, wie Ester-,<br />

Amid-, Epoxy-, Cyan- und Nitrogruppen.<br />

Der begrenzende Faktor solcher Reaktionen ist die z. T. ungünstige Verfügbarkeit reiner Halogenaromaten,<br />

die bei direkter Halogenierung von Aromaten häufig als Isomerengemische anfallen und mit großem<br />

Aufwand getrennt werden müssen (s. D.5.1.5.) oder bei isomerenreiner Synthese spezielle Verfahren erfordern<br />

(vgl. z. B. D.8.3.2., Sandmeyer-Reaktion).<br />

Diese Schwierigkeiten lassen sich durch die direkte Metallierung aromatischer C-H-Bindungen<br />

mit Lithiumalkylen entsprechend Gleichung [5.83] umgehen. Auch diese Reaktion verläuft<br />

in der formulierten Richtung wegen der höhere CH-Acidität von Arenen im Verhältnis zu der<br />

von Alkanen. Im Vergleich zum Halogen-Metall-Austausch erfordern die Umsetzungen<br />

höhere Temperaturen (-30 bis 4O 0 C), lassen sich aber durch Zugabe von Diaminen, wie<br />

Af,AyV',W'-Tetramethyl-ethylendiamin (TMEDA) oder/und von Kalium-tert-butanolat stark<br />

beschleunigen.<br />

Unter diesen Bedingungen kann selbst Benzen (und auch Ethen) lithiiert werden. Das Diamin bricht<br />

durch Chelatkomplexbildung mit dem Lithiumatom die Assoziate, als die Lithiumalkyle in Lösung vorliegen,<br />

auf und erhöht so deren Reaktivität.<br />

Mit Gemischen von Lithiumalkylen und Kalium-tert-butanolat, die auch als „Superbasen" bezeichnet<br />

werden, verläuft die Metallierung über intermediär gebildete Kaliumalkyle, die reaktiver als Lithiumalkyle<br />

sind, unter Bildung von Kaliumarylen:<br />

R-LJ + t-BuOK ^== R-K + t-BuOLi<br />

Ar-H + R-K - Ar-K + R-H<br />

[5.86]<br />

Substituenten mit freien Elektronenpaaren, die mit dem Metall in koordinative Wechselwirkung<br />

treten können, haben einen starken Einfluß auf die Geschwindigkeit und die Regioselektivität<br />

der Metallierung. Solche Gruppen (directing metalztion groups, DMG's im Eng-


D. 5.3. Metallvermittelte Substitutionen an Aromaten 401<br />

lischen) erhöhen die Reaktivität der Aromaten und dirigieren das Metall in die ortho-Stellung<br />

zum Substituenten (dirigierte ortho-Metallierung „ l<br />

+ Li-R + R-H<br />

H ^ ^Li<br />

Y = OR 1 , SR 1 , NR2, CH2OR 1 , CONR^ OCONR^,<br />

, SOR', SO2R 1<br />

[5.87]<br />

Heteroaromaten werden aus dem gleichen Grunde im allgemeinen in Nachbarstellung zum<br />

Heteroatom metalliert.<br />

Durch dirigierte ort/zo-Metallierung und anschließende Umsetzung mit elektrophilen Reagenzien [5.88]<br />

lassen sich unter milden Bedingungen Substituenten regioselektiv in die zur aktivierenden Gruppe benachbarten<br />

Position einführen. Auf diesem Wege werden andere Regioselektivitäten erzielt als durch direkte<br />

elektrophile Substitution, die entweder zu Gemischen von ortho- und para-substituierten Verbindungen<br />

oder zu den meta-Substitutionsprodukten führt, s. D.5.1.2. Heteroaromaten, wie z. B. Pyridin und Indol, lassen<br />

sich in 2-Stellung substituieren, was ebenfalls mit den üblichen elektrophilen Substitutionsreaktionen<br />

nicht möglich ist.<br />

Die durch die genannten Metallierungsreaktionen gebildeten Organolithium- und -magnesiumverbindungen<br />

enthalten eine stark polare Kohlenstoff-Metall-Bindung, in der das C-Atom<br />

eine negative Partialladung trägt und daher stark basisch und nucleophil ist. Sie reagieren aus<br />

diesem Grunde leicht mit elektrophilen Reagenzien unter Substitution des Metallatoms:<br />

8+ ö- 5+ S-<br />

M-Ar + E-X Ar-E + MX [5.88]<br />

Einige wichtige Reaktionen von Aryllithium- und -magnesiumverbindungen sind in Tabelle<br />

5.89 zusammengestellt. Alkyl- und Alkenylmetallverbindungen reagieren analog.<br />

Die Umsetzungen metallorganischer Verbindungen mit Carbonylverbindungen werden in<br />

Kapitel D.7.2.2. besprochen.<br />

Tabelle 5.89<br />

Reaktionen von Arylmetallverbindungen<br />

Ar-M + H-X<br />

Ar-M + R-X<br />

Ar-M + ^O2 -<br />

Ar-M + ^S8-<br />

Ar-H + MX<br />

Ar—R + MX<br />

Ar-OM ^-^ Ar-OH + MX<br />

+ RX<br />

Ar-SM Ar-SR + MX<br />

• UV + HX<br />

Ar-SH + MX<br />

Ar-M + R-S-S-R - Ar-SR + RSM<br />

Ar-M + MeO-NH2<br />

Ar-M + I2<br />

Ar—I + Ml<br />

- Ar-NH2 + MeOM<br />

I Die Dimethyl-l^-oxazolinylgftippe ist eine geschützte COOH-Gruppe, vgl. [7.48].<br />

Reaktion mit OH-, NH-, CHund<br />

anderen H-aciden Verbindungen,<br />

vgl. D.7.2.2.<br />

Reaktion mit Alkylhalogeniden<br />

und -sulfonaten zu Alkylaromaten<br />

Reaktion mit Sauerstoff zu<br />

Phenolen<br />

Reaktion mit Schwefel zu Thioethern<br />

und Thiolen<br />

Reaktion mit Disulfiden zu<br />

Thioethern<br />

Reaktion mit Methoxylamin zu<br />

Aminen<br />

Reaktion mit lod zu Aryliodiden


402 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

Tabelle 5.89 (Fortsetzung)<br />

Ar-M + R2C=O<br />

, LJX/<br />

Ar-CR2-OM _"*• Ar-CR2-OH Reaktion mit Carbonylverbindungen<br />

zu Alkoholen, s. D.7.2.2.<br />

Ar-M + CO2 - Ar-CO-OM "*» Ar-COOH<br />

-MX<br />

Reaktion mit Kohlendioxid zu<br />

Carbonsäuren, s. D.I.2.2.<br />

Die Reaktionen mit Wasser und Sauerstoff sind dafür verantwortlich, daß metallorganische<br />

Verbindungen unter Feuchtigkeits- und Luftausschluß gehandhabt werden müssen.<br />

Als Beispiel für die Alkylierung eines durch dirigierte Metallierung hergestellten lithiierten<br />

Aromaten wird die Darstellung von 3-Decyl-l,2-dimethoxy-benzen (3-Decyl-veratrol)<br />

beschrieben:<br />

OMe<br />

OMe<br />

[5.90]<br />

Man überlege sich, welches isomere Alkylveratrol über die Reaktionsstufen Friedel-Crafts-Acylierung<br />

(D.5.1.8.1.) und Reduktion des Ketons nach WOLFF-KIZHNER (D.7.3.1.6) enstehen würde!<br />

3-Decyl- veratrol 1 )<br />

Achtung! n-Butyllithium ist extrem hydrolyseempfindlich und an der Luft selbstentzündlich.<br />

Aus den eingesetzten Chemikalien sind Feuchtigkeitsspuren zu entfernen. Alle Glasgeräte<br />

müssen rigoros getrocknet werden. Die Reaktion ist unter trockenem Argon als Schutzgas<br />

durchzuführen.<br />

Man verwende ein Magnetrührwerk mit Kühlbad und einen 500-ml-Dreihalskolben mit Rückflußkühler,<br />

versehen mit einem Trockenrohr, Gaseinleitungsrohr und Septumkappenverschluß.<br />

Zu einer mit Argon gespülten und unter Argonschutzgas stehenden Lösung von 0,25 mol<br />

(34,5 g) Veratrol in 150 ml trockenem Tetrahydrofuran (vgl. Reagenzienanhang) werden bei<br />

O 0 C (Eisbad verwenden!) und unter Rühren mit Hilfe eine Spritze 0,17 mol n-Butyllithium<br />

(123 ml einer 1,36 M n-Butyllithium-Lösung) in Diethylether innerhalb von 10 Minuten zugegeben.<br />

Es wird 1,5 Stunden bei O 0 C gerührt und danach eine argongespülte Lösung von<br />

0,083 mol (18,5 g) 1-Bromdecan in 20 ml THF zugespritzt. Nach 3stündigem Erhitzen unter<br />

Rückfluß wird auf Raumtemperatur abgekühlt. Zur Hydrolyse tropft man 100 ml 10%ige Salzsäure<br />

vorsichtig zu, trennt die Phasen und schüttelt die wäßrige Phase zweimal mit 150 ml<br />

Ether aus. Die vereinigten organischen Phasen werden mit 20 ml 10%iger Natronlauge und<br />

Wasser gewaschen, mit Magnesiumsulfat getrocknet und am Rotationsverdampfer vom<br />

Lösungsmittel befreit. Den Rückstand fraktioniert man unter Verwendung einer kurzen<br />

Vigreux-Kolonne im Vakuum. Nach einem Vorlauf von Veratrol erhält man 17 g (73 % d. Th.)<br />

des Produktes als farblose Flüssigkeit. Kp 139...1400,o66(o,5)-<br />

2-Thiophenthiol durch Lithiierung von Thiophen und anschließende Schwefelung: JONES, E.;<br />

MOODIE, I. M., Org. Synth. 50 (1970), 104.<br />

vi,vL-Diphenyl-2-furyl-methanol durch Lithiierung von Furan und anschließende Umsetzung<br />

mit Benzophenon: GSCHWEND, H. W.; RODRIGUEZ, W. R., Org. React. 26 (1979), 97.<br />

(2-Dimethylamino-5-methylphenyl)diphenylmethanol durch dirigierte Lithiierung von NJJ-<br />

Dimethylamino-p-toluidin und anschließende Umsetzung mit Benzophenon: HAY, J. V.;<br />

HARRIS, T. M., Org. Synth., CoIl. Vol. VI (1988), 478.<br />

1 J nach NG, G. B.; DAWSON, C. R., J. Org. Chem. 43 (1978), 3205


D. 5.3. Metallvermittelte Substitutionen an Aromaten 403<br />

Präparativ sehr wichtig sind die Reaktionen von Lithium- und magnesiumorganischen Verbindungen<br />

mit den Halogeniden anderer Elemente zu den entsprechenden elementorganischen<br />

Verbindungen:<br />

Ar-M + M 1 —X Ar-M 1 + MX M 1 = R2P, R2P(O), R2B, R3Si1 R3Sn u.a. [5.91]<br />

Auf diese Weise können Organophosphor-, -bor-, -silizium-, -zinn- und andere metallorganische<br />

Verbindungen hergestellt werden (Transmetallierungen, s. z.B. [7.201], [7.217]). Die dabei<br />

gebildeten Organometallverbindungen sind selbst wieder zu den verschiedensten Substitutionsreaktionen<br />

in der Lage (vgl. die folgenden Kapitel und D.7.2.2.).<br />

Am Bor lassen sich auch Alkoxygruppen durch lithium- und magnesiumorganische Verbindungen substituieren,<br />

z. B.:<br />

Ar-M + B(OMe)3 Ar - -B(OMe)2 + MOMe [5.92]<br />

Die aus Trialkylboraten gebildeten Arylboronsäureester sind wertvolle Reagenzien für weitere Synthesen<br />

(s. z.B. [5.104]). Sie können unter anderem mit Wasserstoffperoxid in Essigsäure zu Arylboraten oxidiert<br />

und diese zu Phenolen hydrolysiert werden:<br />

Ar-B(OMe)2 ±^- Ar-O-B(OMe)2 _J±° • Ar-OH [5.93]<br />

Die Reaktionsfolge über Arylborverbindungen eröffnet einen Zugang zu Phenolen ausgehend von<br />

Ar-H oder Ar-X über Ar-M (nach [5.83] bzw. [5.81]). Sie verläuft mit besseren Ausbeuten als die direkte<br />

Oxidation des Metallaryls mit Sauerstoff (Tab. 5.89).<br />

5.3.2. Kupplungen von Aryl- mit Organometallverbindungen<br />

Arylhalogenide, -sulfonate und andere Aromaten Ar-X, vor allem Aryliodide, -bromide und<br />

-trifluormethansulfonate („Triflate"), reagieren entsprechend Gleichung [5.85] mit metallorganischen<br />

Verbindungen direkt oder übergangsmetallkatalysiert unter Substitution von X durch<br />

einen organischen Rest. Alkenylhalogenide und -triflate verhalten sich analog. In diesen auch<br />

Kreuzkupplungen genannten Reaktionen werden C-C-Bindungen neu geknüpft; sie haben<br />

daher für die Synthese organischer Verbindungen eine herausragende Bedeutung.<br />

5.3.2.2. Kupplungen mit alkalimetall- und kupferorganischen Verbindungen<br />

Mit den stark polaren, stark basischen Organoalkalimetallverbindungen reagieren Arylhalogenide bereits<br />

ohne einen Katalysator. Sie kuppeln z. B. mit Lithiumalkylen in Tetrahydrofuran zu Alkylarenen (möglicherweise<br />

nach intermediärem Halogen-Metall-Austausch [5.85]):<br />

Ar-X + R-Li ^== Ar-Li + R-X Ar—R + LiX [5.94]<br />

Nebenreaktionen, wie die Bildung symmetrischer Kupplungsprodukte und die Eliminierung zu Olefinen,<br />

mindern die Ausbeuten der Umsetzung.<br />

Die Metallalkyle können auch in situ aus entsprechenden Halogenverbindungen und Alkalimetall<br />

erzeugt werden. So reagiert die Mischung eines Aryl- und eines Alkylhalogenids mit Natrium in Ether bei<br />

Raumtemperatur zu Alkylaromaten (Wurtz-Fittig-Reaktion):<br />

Ar-X + R-X + 2Na Ar-R + 2 NaX [5.95]<br />

Die Reaktion ist eine Variante der Wurt z-Reaktion, in der Organohalogenide mit Natrium zu den symmetrischen<br />

Kupplungsprodukten umgesetzt werden, Arylhalogenide also zu Biarylen (allerdings mit mäßigen<br />

Ausbeuten).<br />

Auch mit den anderen Alkalimetallen, z. B. Lithium, können solche Kupplungsreaktionen vermittelt werden.


404 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

In allen Fällen bilden sich intermediär Alkalimetallaryle, die dann mit den Halogeniden zu den Kupplungsprodukten<br />

reagieren:<br />

- IVlA<br />

Ar-M<br />

Da Alkalimetallorganyle mit vielen funktioneilen Gruppen (-COR, -CN, -NO2, -SO2R, -OH, -NH2<br />

u. a.) unverträglich sind (vgl. Tab. 5.89 und Kap. D.7.2.2.), ist der Anwendungsbereich von Kupplungen mit<br />

diesen Verbindungen beschränkt.<br />

Organokupferverbindungen, die ebenfalls meist ohne weiteren Katalysator mit Arylhalogeniden<br />

umgesetzt werden können, tolerieren viele dieser Gruppen; sie sind daher als Kupplungspartner<br />

von weit größerer präparativer Bedeutung.<br />

Lithiumdialkylcuprate R2CuLi, die aus Lithiumalkylen und Kupfer(I)salzen dargestellt werden<br />

können (s. [7.217]), reagieren mit Aryliodiden in Ether oder Tetrahydrofuran mit guten<br />

Ausbeuten zu Alkylaromaten (vgl. [7.219]):<br />

Ar—I + R2CuLi Ar-R + RCu + LJI [5.97]<br />

Kupferacetylide ergeben mit Aryl- (und auch Alkylen)-halogeniden Aryl- (bzw. Alkenyl)acetylene<br />

(Stephens-Castro-Kupplung):<br />

Ar—I + CuC=CR - Ar-C=C-R + CuI [5.98]<br />

Diphenylacetylen und substituierte Diphenylacetylene aus Aryliodiden und Kupfer(I)-phenylacetylid.<br />

STEPHENS, R. D.; CASTRO, C. E., J. Org. Chem. 28 (1963), 3313.<br />

2-Phenyl-furo[3,2-b]pyridin aus 2-Iod-pyridin-3-ol und Kupfer(I)-phenylacetylid: ONSLEY,<br />

D. C; CASTRO, C. E., Org. Synth. 52 (1972), 128.<br />

Mit Kupfer(I)-cyanid reagieren Arylhalogenide bei Temperaturen über 200 0 C zu Benzonitrilen (Rosenmund-von-Braun-Reaktiori):<br />

Ar-Br + CuC=N Ar-C=N + CuBr [5-99]<br />

vL-Naphthonitril aus a-Brom-naphthalin und CuCN: NEWMAN, M. S., Org. Synth., CoIl. Vol. III (1955),<br />

631.<br />

Phenanthren-9-carbonitril aus 9-Brom-phenanthren und CuCN: GALLEN, J. E.; DORNFELD, C. A., Org.<br />

Synth., CoIl. Vol. III (1955), 212.<br />

Organokupferverbindungen treten intermediär auch bei der Ullmann-Reaktion auf, der Kupplung von<br />

Arylhalogeniden zu Biarylen mit Kupferpulver bei hohen Temperaturen (>200°C).<br />

2 Ar-X + 2 Cu Ar—Ar + 2 CuX [5.100]<br />

Die Reaktion verläuft wahrscheinlich analog [5.96] unter Bildung von Kupferarylen als Zwischenprodukten.<br />

Am besten geeignet sind Aryliodide, Arylbromide und -chloride können aber auch umgesetzt werden.<br />

Elektronenacceptorsubstituenten in ortho-Stellung , wie o-NO2- und o-CN-Gruppen, aktivieren die Substrate<br />

ausgeprägt. Aus dem Gemisch eines Aryliodids mit einem zweiten Arylbromid oder -chlorid lassen<br />

sich unsymmetrische Biaryle Ar-Ar 7 darstellen (gekreuzte Ullmann-Reaktion).<br />

Bei wesentlich niedrigeren Temperaturen gelingt die Kupplung von Arylhalogeniden zu Biarylen in<br />

homogener Phase mit löslichen Kupfer(I)-salzen, besonders dem Triflat. Auch Nickel(0)-Komplexe sind<br />

effiziente Reagenzien dafür.<br />

2,2 / -Dinitro-biphenyl aus 2-Chlor-nitrobenzen mit Kupferbronze: FUSON, R. C.; CLEVELAND, E. A., Org.<br />

Synth., CoIl. Vol. III (1955), 339.<br />

4,4'-Dicyan-biphenyl aus 4-Brom-benzonitril und Bis(l,5-cyclooctadien)nickel Ni(cod)2: SEMMELHACK,<br />

M. F.; HELQUIST, P. M.; JONES, L. D., J. Am. Chem. Soc. 93 (1971), 5908.


5.3.3.2. Übergangsmetall-katalysierte Kreuzkupplungen<br />

D. 5.3. Metallvermittelte Substitutionen an Aromaten 405<br />

Die meisten metallorganischen Verbindungen lassen sich nur in Anwesenheit katalytischer<br />

Mengen eines Übergangsmetallkomplexes mit Aryl- (und Alkenyl)halogeniden kuppeln. Als<br />

Katalysatoren sind besonders Palladium(O)- und Nickel(0)-komplexe geeignet.<br />

Die katalytische Wirkung beruht auf der Fähigkeit dieser Übergangsmetallkomplexe zu oxidativer Addition<br />

[5.85], Transmetallierung [5.88] und reduktiver Eliminierung (vgl. D.4.5.I., [4.Ul]). Der diese drei<br />

Schritte umfassende Katalysecyclus ist in [5.!0I] schematisch für Palladium-Komplexe unter Weglassung<br />

der Liganden dargestellt.<br />

+ Ar-X/ X-Ar-R y \ [5.10l]<br />

Ar-Pd»-X + _^~ M • Ar-Pd»-R<br />

Die katalysierte Reaktion beginnt mit der oxidativen Addition des Arylhalogenids ArX an den Pd(O)-<br />

Komplex zu einem Aryl-Pd(II)-X-Komplex, der mit dem metallorganischen Reagens RM unter Transmetallierung<br />

zu einem Ar-Pd(II)-R-Komplex reagiert. Aus diesem wird das Kreuzkupplungsprodukt Ar-R<br />

reduktiv eliminiert, wobei sich der Katalysator Pd(O) zurückbildet.<br />

Die drei Reaktionen des Cyclus verlaufen je nach Art der Reaktanden, Liganden und Lösungsmittel<br />

selbst wieder nach komplexen Mechanismen. Die reduktive Eliminierung kann z. B. direkt aus dem vierfach<br />

koordinierten quadratisch planaren Ar-PdL2-R-Komplex erfolgen, was nur aus der c/s-Konfiguration<br />

möglich ist, in die sich ein eventuell vorliegender trans-Komplex dann umlagern muß, siehe [5.102a]. Dieser<br />

Weg ist bei Aryl- und Alkenylpalladiumkomplexen wahrscheinlich. Andernfalls kann die Eliminierung<br />

aber auch in mehreren Schritten unter Abspaltung von zunächst einem Liganden über einen nur dreifach<br />

koordinierten Komplex entsprechend [5.!02b] verlaufen.<br />

-L<br />

Ar \ / L Ar<br />

>< ^=^ i + PdL2 [5.102a]<br />

R L R<br />

Ar \ / L Ar + PdL [5-102b]<br />

Außer Arylhalogeniden können auch Arylsulfonate Ar-OSO2R', Aryldiazoniumsalze Ar-<br />

> und andere Ar-X mit guten Abgangsgruppen als Substrate in übergangsmetallkatalysierten<br />

Kreuzkupplungen eingesetzt werden. Besonders die Trifluormethansulfonate (Triflate)<br />

Ar-OSO2CF3, die aus Phenolen erhalten werden, sind sehr nützliche Verbindungen. Ihre<br />

Reaktivität ordnet sich im allgemeinen in die Reihe ein: Ar-I > Ar-OTf > Ar-Br > Ar-Cl. Die<br />

Reaktionsfähigkeit der elektrophilen Substrate wird durch Elektronenacceptorsubstituenten<br />

erhöht und durch Elektronendonatoren erniedrigt, das umgekehrte gilt für die als Nucleophile<br />

fungierenden metallorganischen Reagenzien.<br />

Eine präparativ wichtige Reaktion, die durch Palladium-Komplexe beschleunigt wird, ist<br />

die Umsetzung von Aryl- (und Alkenyl-)halogeniden und -triflaten mit Kupferacetyliden<br />

[5.95]. Da die Kupferacetylide in situ aus einem endständigen Acetylen und einem Kupfer(I)salz<br />

bei Anwesenheit einer Base erzeugt werden können, läßt sich die Arylierung (und Vinylierung)<br />

terminaler Acetylene in Gegenwart von Basen mit katalytischen Mengen der Cu(I)-<br />

Salze und Palladiumkomplexe durchführen (Sonogashira-Reaktion):<br />

Ar-X + H-C=C-R ' ^ 2 ' Cu '' "*""- Ar-C-C-R + HX [5.103]


406 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

Gewönlich verwendet man Kupfer(I)-iodid und PdCl2(PPh3)2, Pd(PPh3)4, Pd(OAc)2 oder<br />

PdCl2 als Katalysatoren und Alkylamine wie Diisopropylamin oder Triethylamin als Basen.<br />

Auch wenn Pd(II)-Komplexe wie PdCl2(PPh3J2 eingesetzt werden, ist die katalytisch wirksame Spezies ein<br />

Pd(0)-Komplex, der aus dem Pd(II)-Komplex durch Reduktion mit den Reaktanden (z. B. Amin) entsteht.<br />

Die Sonogashira-Reaktion verläuft unter milden Bedingungen bei Raumtemperatur und toleriert viele Substituenten,<br />

wie Hydroxy-, Amino-, Carbonyl-, Ester- und Amid-Gruppen, in beiden Kupplungspartnern.<br />

Wird das Kupferacetylid nicht schnell genug im Reaktioncyclus verbraucht, kann sich durch Redox-<br />

Dimerisierung ein Diin R-OC-OC-R als Nebenprodukt bilden (vgl. Tab. 5.104).<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Sonogashira-Arylierung von Phenylacetylen (Tab. 5.104)<br />

Man verwendet einen 50 ml Dreihalskolben mit Magnetrührer, Gaseinleitungsrohr, Trockenrohr<br />

und Septumverschluß.<br />

Zur gerührten Lösung von l mmol Iodaren, I mol-% Tetrakis(triphenylphosphin)palladium<br />

und 2 mol-% Kupfer(I)iodid in 20 ml Dimethylformamid und 5 ml Diisopropylamin, die<br />

30 Minuten mit Argon gespült wurde, werden über eine Septumkappe 1,05 mmol Phenylacetylen<br />

zugespritzt. Man rührt unter Beibehaltung eines schwachen Argonstroms (Blasenzähler<br />

verwenden!) 2 Stunden bei Raumtemperatur. Danach gibt man die Reaktionslösung zu einer<br />

Mischung aus etwa 100 g Eis und 200 ml 0,1 N Salzsäure, läßt im Abzug unter Eiskühlung 2 bis<br />

3 Stunden stehen, saugt den Niederschlag ab, wäscht ihn mit Wasser bis zur neutralen Reaktion,<br />

trocknet und chromatographiert die Substanz über eine kurze Säule an Silicagel mit<br />

Cyclohexan als Elutionsmittel zur Abtrennung des Butadiins und des Produktes. Die Fraktionen<br />

werden dünnschichtchromatographisch an Silicagel (mit Fluoreszenzindikator) auf Aluminiumfolie<br />

und Cyclohexan als Laufmittel kontrolliert (Fluoreszenzlampe), Fraktionen gleichen<br />

Inhalts vereinigt, und nach Abdestillation des Lösungsmittels wird der Rückstand aus<br />

Methanol/Wasser (v : v = 19 : 1) umkristallisiert.<br />

Tabelle 5.104<br />

Diarylacetylene durch palladiumkatalysierte Arylierung von Phenylacetylen<br />

Endprodukt Ausgangsstoff F in 0 C Ausbeute in %<br />

4-Methoxy-tolan<br />

4-Chlor-tolan<br />

4-Methyl-tolan<br />

4-Nitro-tolan<br />

l-(l-Naphthyl)-2-phenyl-acetylen<br />

l-(2-Naphthyl)-2-phenyl-acetylen 3 )<br />

4-Iod-anisol<br />

4-Chlor-iodbenzen<br />

4-Iod-toluen<br />

4-Iod-nitrobenzen<br />

1-Iod-naphthalen<br />

2-Brom-naphthalen<br />

58-59<br />

80-81<br />

78-79<br />

119-120(EtOH)<br />

54-55 (Hexan)<br />

117(EtOH)<br />

74[12J 1 )<br />

88<br />

63<br />

65[2J 1 )<br />

70 2 )<br />

65<br />

1) Ausbeute an abgetrenntem 1,4-Diphenyl-butadiin; F88-89°C (95%iges MeOH)<br />

2 ) Falls das Produkt nicht als Feststoff ausfällt, schüttelt man die wäßrige Phase zweimal mit 50 ml Diethylether<br />

aus, wäscht die vereinigten Extrakte mit verdünnter Salzsäure und Wasser neutral, trocknet<br />

und destilliert das Lösungsmittel am Rotationsverdampfer ab. Der Rückstand wird an Silicagel chromatographiert<br />

(Füllhöhe 20 cm, 3 cm Durchmesser).<br />

3 ) 1,25 mmol Phenylacetylen einsetzen, dem Reaktionsgemisch 20 mg NaI zusetzen. Reaktionstemperatun<br />

13O 0 C, Reaktionszeit: 8 Stdn., Chromatographie wie unter 2 ). Als erste Fraktion wird etwas 2-Bromnaphthalen<br />

abgetrennt.<br />

Palladiumkomplex-katalysiert lassen sich Aryl- und Alkenylhalogenide und -triflate in<br />

Gegenwart von Basen weiterhin mit Organoborverbindungen (Organoboranen, -boronsäuren<br />

und -boronsäureestern) kuppeln (Suzuki-Kupplung), z. B.:<br />

Ar-X + R-B(OH)2 3^ Ar-R + B(OH)3 R = Aryl, Alkenyl, Alkyl [5.105]<br />

Organoborverbindungen enthalten eine weitgehend homöopolare C-B-Bindung und sind daher wesentlich<br />

schwächere Nucleophile als die polareren Metallorganyle. Mit den Organopalladiumhalogeniden im


D. 5.3. Metallvermittelte Substitutionen an Aromaten 407<br />

Transmetallierungsschritt des Katalysecyclus [5.101] reagieren sie nur ausreichend schnell, wenn eine Base<br />

anwesend ist. Andererseits sind sie gegenüber vielen funktioneilen Gruppen, wie OH, NH, CO, NO2, CN,<br />

und auch gegenüber Sauerstoff und Wasser inert und können daher ohne die bei Umsetzungen mit metallorganischen<br />

Verbindungen üblichen Vorsichtsmaßnahmen gehandhabt und sogar in wässeriger Lösung<br />

angewandt werden. Weitere Vorzüge sind ihre Ungiftigkeit und leichte Zugänglichkeit und die hohe Selektivität,<br />

mit der sie in den Kreuzkupplungen reagieren.<br />

Als Katalysatoren werden vor allem Palladium-Phosphin-Komplexe und Palladium(II)salze<br />

in Kombination mit tertiären Phosphinen, aber auch ohne diese, eingesetzt. Übliche<br />

Basen sind Alkalicarbonate, -phosphate, -hydroxide und -alkoxide, Cäsium- oder Tetrabutylammoniumfluorid.<br />

Als Lösungsmittel werden mit Wasser mischbare Alkohole, Ketone, Ether<br />

und Carbonsäureamide verwendet, man kann aber auch in Suspension in Dioxan, DMF oder<br />

aromatischen Kohlenwasserstoffen arbeiten.<br />

Gut geeignet ist die Suzuki-Reaktion für die Darstellung von substituierten Biarylen<br />

(R = Ar'). Die dafür erforderlichen Arylboronsäuren werden aus Arylmagnesiumhalogeniden<br />

oder Lithiumarylen und Borsäureestern nach [5.92] und Hydrolyse der gebildeten Arylboronsäureester<br />

erhalten.<br />

Die Suzuki-Kupplung erlaubt, unsymmetrisch substituierte Biaryle mit hoher Regioselektivität darzustellen.<br />

Im Vergleich zur klassischen kupfervermittelten Synthese von Biarylen aus Halogenaromaten (UIlmann-Reaktion<br />

[5.97]) wird die C-C-Bindung unter wesentlich milderen Bedingungen (bei etwa 10O 0 C)<br />

geknüpft, so daß eine größere Vielfalt von Substituenten in den Aromaten möglich ist.<br />

Unsymmetrisch substituierte Biaryle aus Arylboronsäuren und Aryliodiden bzw. -bromiden<br />

unter Verwendung von Palladium(II)-acetat und Triphenylphosphin: HUFF, B. E.; KOENIG,<br />

TH. M.; MITCHELL, D.; STASZAK, M. A., Org. Synth. 75 (1998), 53-60.<br />

Unsymmetrisch substituierte Biphenyle aus Arylboronsäuren und Aryliodiden unter Verwendung<br />

von Palladium(II)-acetat bzw. Tris(dibenzylidenaceton)dipalladium/Tri(o-tolyl)phosphin:<br />

GOODSON, F. E.; WALLOW, Th. L; NOVAK, B. M., Org. Synth. 75 (1998), 61-68.<br />

Unsymmetrisch substituierte Biphenyle aus Mesitylenboronsäure und Arylhalogeniden,<br />

Tetrakis(triphenylphosphin)palladium und Thalliumhydroxid: ANDERSON, J. C; NAMLI, H.;<br />

ROBERTS, C. A., Tetrahedron, 53 (1997), 15123-15134.<br />

Die palladiumkatalysierte Kreuzkupplung von organischen Halogeniden und Triflaten mit<br />

Organozinnverbindungen (Stille-Reaktion)<br />

R 1 —X + R-SnRa Pdl " 2 - R'—R + XSnR^<br />

R', R = Aryl, Alkenyl, Alkinyl, Benzyl, AIIyI, Acyl; R" = Alkyl (Me, Bu)<br />

[5.106]<br />

ist eine sehr variable Reaktion und mit den verschiedensten Komponenten möglich. Auch sie<br />

kann zur Synthese substituierter Aromaten genutzt werden.<br />

Die für Stille-Kreuzkupplungen notwendigen aromatischen Zinnorganyle sind leicht aus acceptor-substituierten<br />

Halogenaromaten durch nucleophile aromatische Substitution (vgl. D.5.2.) mit Natriumtrialkylstannat<br />

Ar-X -i- Me3SnNa Ar-SnMe3 + NaX [5.107]<br />

oder palladiumkatalysiert mit Hexaalkyldistannanen<br />

PdLo<br />

Ar-X + Me3SnSnMe3 — Ar-SnMe3 + XSnMe3 [5.108]<br />

und im Falle nichtaktivierter Halogenaromaten über Aryllithiumverbindungen und Trialkylzinnchlorid,<br />

entsprechend [5.91] zugänglich.<br />

Wird die Stille-Reaktion in Anwesenheit von Kohlenmonoxid (l bar) durchgeführt, tritt<br />

Carbonylierung ein, so daß aromatische Ketone und Aldehyde zugänglich werden:


408 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

O<br />

ArI + RSnMe3 + CO Pdl " 2 • Ar-C 7 + ISnMe3 [5.109a]<br />

ArI + HSnBu3 + CO<br />

PdL2<br />

—<br />

/P<br />

Ar-C + ISnBu3<br />

Vl<br />

[5.109b]<br />

Ein wesentlicher Nachteil der Stille-Reaktion ist die Giftigkeit der verwendeten Organozinnverbindungen.<br />

Die Reaktionsbedingungen und -abhängigkeiten der Stille-Kupplung entsprechen weitgehend denen der<br />

bereits behandelten palladiumkatalysierten Reaktionstypen. Die nachfolgenden Beispiele illustrieren<br />

einige präparative Aspekte dieser Reaktion.<br />

Palladiumkatalysierte Darstellung von Carbaldehyden aus Arylhalogeniden, Tributylzinnhydrid<br />

und Konlenmonoxid: BAILLARGEON, V. R; STILLE, J. K., J. Am. Chem. Soc. 108 (1986), 452^61.<br />

Palladium-katalysierte Darstellung von Toluenen aus Benzendiazoniumsalzen und Tetramethylstannan:<br />

KIKUKAWA, K.; KONO, K.; WADA, F.; MATSUDA, T, J. Org. Chem. 48 (1983), 1333-<br />

1336.<br />

Für Kreuzkupplungen von Aryl- und Alkenylhalogeniden und -sulfonaten mit magnesiumorganischen<br />

(Grignard) -Reagenzien<br />

Ar-X + R-MgX - Ar-R + MgX2 [5.110]<br />

werden hauptsächlich Nickelkomplexe wie Dichloro[l,2-bis(diphenylphosphino)ethan]nickel(II)<br />

NiCl2(dppe) und Dichloro[l,3-bis(diphenylphosphino)propan]nickel(II) NiCl2(dppp) als Katalysatoren<br />

eingesetzt, obwohl auch Palladium und andere Metalle katalytisch wirksam sind.<br />

Auch hier sind die katalytisch aktiven Spezies immer Nickel(0)-Komplexe, die aus den Nickel(II)-Komplexen<br />

durch Reduktion durch die Grignard-Verbindungen entstehen. Die Reaktionen verlaufen nach dem<br />

gleichen Mechanismus [5.101] wie die Palladium-katalysierten Kupplungen.<br />

Mit Nickelkomplexen können auch Alkyl-Grignard-Reagenzien mit ß-H-Atomen im Alkylrest<br />

gekuppelt werden, was mit Pd-Komplexen wegen der leicht erfolgenden ß-H-Eliminierung<br />

aus Alkyl-Pd-Verbindungen unter Bildung von Olefinen (vgl. [4.103]) nicht möglich ist.<br />

Ein Nachteil der OrganomagnesiumVerbindungen ist ihre Neigung zu symmetrischen Kupplungen<br />

und ihre Unverträglichkeit mit vielen funktionellen Gruppen (-OH, -SH, -NH2,<br />

>C=O, -COOH, -NO2, -ON u. a.); dem steht jedoch als Vorteil ihre leichte Zugänglichkeit<br />

gegenüber, vgl. Kap. D.7.2.2.<br />

1,2-Dibutyl-benzen aus 1,2-Dichlor-benzen und Butylmagnesiumbromid und andere Kreuzkupplungen<br />

von Aryl- und Alkenylhalogeniden mit Gignard-Reagenzien in Gegenwart von<br />

NiCl2(dppp): KUMADA, M.; TAMAO, K.; SUMITANI, K., Org. Synth. 58 (1978), 127-133.<br />

5.3.3. Heck-Reaktion<br />

Arylhalogenide, -triflate und -diazoniumsalze reagieren in Anwesenheit einer Base Palladiumkomplex-katalysiert<br />

mit Alkenen zu Alkenylaromaten (Heck-Reaktion):<br />

[5.111]<br />

Neben Arylverbindungen sind auch Alkenylverbindungen Pd-katalysiert mit Olefinen vinylierbar (vgl.<br />

auch D.4.5.).


D. 5.3. Metallvermittelte Substitutionen an Aromaten 409<br />

Als Katalysatoren werden vor allem Palladium(0)-Komplexe mit ein- bzw. zweizähnigen tertiären<br />

Phosphinliganden und auch Pd(II)-Salze plus Phosphin eingesetzt. Im letzten Fall reduzieren<br />

die im Reaktionsgemisch vorhandenen Reaktanden (Olefin, Amin) das Palladium(II)<br />

zur katalytisch wirksamen Palladium(0)-Spezies.<br />

Die Heck-Reaktion verläuft nach einem Mechanismus, in dem die Schritte der palladiumkatalysierten<br />

Reaktionen von Arylhalogeniden [5.101] mit denen der in Kapitel D.4.5.! behandelten palladiumkatalysierten<br />

Umsetzungen von Olefinen [4.Ul] kombiniert sind. Der Katalysecyclus ist in Abbildung 5.112 dargestellt.<br />

Im ersten Reaktionsschritt (1) wird ArX oxidativ an den Palladium(0)-Komplex addiert, wobei<br />

sich eine cr-Aryl-Pd-Spezies bildet, die mit dem Olefin über einen 7r-Komplex in Wechselwirkung tritt (2).<br />

Durch Einschubreaktion (svn-Insertion) des Olefins in die Ar-Pd-Bindung (3) entsteht im entscheidenden<br />

Schritt der Reaktion die neue C-C-Bindung. Nach Rotation um diese Bindung (4) liegt die für eine Pdassistierte<br />

ß-Eliminierung notwendige syn-Konformation der Substituenten Wasserstoff und Palladium vor,<br />

aus der heraus das Endprodukt in ^-Konfiguration (5) ensteht. Aus der eliminierten Palladium(II)-Spezies<br />

bildet sich mit Hilfe einer Base unter reduktiver HX-Abspaltung der Katalysator zurück (6).<br />

HBX PdOL2 ^^<br />

A/ R X )<br />

^\ // R<br />

®\ ^®<br />

Ar PdL2X<br />

H R<br />

Ar-PdL2X<br />

Abb. 5.112<br />

Katalysecyclus der Heck-Reaktion<br />

(1) Oxidative Addition, (2) /r-Komplexbildung, (3) syn-Insertion, (4) innere Rotation, (5) svn-Eliminierung,<br />

(6) base-assistierte reduktive HX-Eliminierung<br />

Die Reaktivität der Substrate steigt wie bei den anderen palladiumkatalysierten Reaktionen<br />

im allgemeinen von den Arylchloriden zu den Arylbromiden und -iodiden. Arylfluoride reagieren<br />

nicht.<br />

Durch Variation des Phospanliganden kann die Wirksamkeit der Katalysatoren der Reaktivität der Reaktanden<br />

angepaßt werden. Für Standardreaktionen ist Tetrakis(triphenylphosphin)Palladium(0) ein geeigneter<br />

Katalysator. Es dissoziiert in Lösung unter Ligandabspaltung zum Tris(tripnenylphosphin)Pd(0), aus dem die<br />

katalytisch aktive, zweifach koordinierte Pd(0)-Spezies PdL2 entsteht. Auch Palladium(II)-acetat im Gemisch<br />

mit Triphenylphosphin wird oft verwendet. Im Vergleich zum Triphenylphosphin sterisch anspruchsvollere<br />

Liganden, wie z. B. Tri(o-tolyl)phosphin, vermindern oft mögliche Nebenreaktionen.<br />

Für die Vinylierung der Arylchloride benötigt man Pd(0)-Komplexe mit stark basischen Phosphinen, wie<br />

z. B. das Tri(terf-butyl)phosphin. Durch Wahl des Katalysators ist es daher möglich, in mehrfach substituierten<br />

Halogenaromaten selektiv nur das reaktivste Halogen zu ersetzen. Andererseits können in einem<br />

Reaktionsschritt mehrere Substituenten gleicher Reaktivität gleichzeitig ausgetauscht werden.<br />

In der Heck-Reaktion werden im Substrat eine Vielzahl von Substituenten toleriert, u.a.<br />

Alkyl, Aryl, Alkoxy, Aryloxy, Amino, Cyano.


410 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

Gut geeignete Reagenzien für die Heck-Reaktion sind terminale Alkene. Sie werden regiospezifisch<br />

an der sterisch weniger belasteten unsubstituierten ß-Position aryliert. Für unterschiedlich<br />

1,2-disubstituierte Alkene muß mit Produktgemischen gerechnet werden:<br />

100% 100% 100% 93 7<br />

i I i H J |H<br />

H2C=CH-COOCH3 H2C=CH-Ph H2C=CH-CN C=Cx [5.113]<br />

Vh<br />

Eine Besonderheit ergibt sich unter Verwendung cyclischer Olefine, was am Beispiel der Arylierung von<br />

Cyclohexen veranschaulicht werden soll:<br />

Ar-X<br />

[5.114]<br />

Da im arylierten Zwischenprodukt nur ein einziges syn-ständiges Wasserstoffatom für die Eliminierung<br />

zur Verfügung steht, bildet sich ausschließlich das nichtkonjugierte 3-Aryl-cyclohexen mit einem chiralen<br />

Kohlenstoffatom in 3-Position. Unter Verwendung chiraler Phosphinliganden ist damit für diesen Typ der<br />

Heck-Reaktion eine enantioselektive Reaktionsführung möglich.<br />

Als Lösungsmittel finden für die Heck-Reaktion u. a. Dimethylformamid, Dimethylacetamid,<br />

Acetonitril, Tetrahydrofuran, Dioxan oder auch aromatische Kohlenwasserstoffe Verwendung.<br />

Die zur Pd-Komplexierung befähigten dipolar aprotischen Lösungsmittel sind häufig besonders<br />

vorteilhaft. Die Reaktionstemperaturen richten sich nach der Reaktivität der Substrate und liegen<br />

im allgemeinen zwischen Raumtemperatur und 12O 0 C. Zur Neutralisation der bei der Reaktion<br />

freigesetzten Säuren sind sowohl tertiäre Amine als auch anorganische Basen wie Alkalicarbonate<br />

üblich. Zum Schutz der katalytisch aktiven Palladium(0)-Spezies führt man die Reaktion unter<br />

Inertgasatmosphäre (Stickstoff, Argon) und Feuchtigkeitausschluß durch.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Arylierung von Acrylamid (Heck-Reaktion) (Tab. 5.115)<br />

In einem Dreihalskolben mit Rückflußkühler und Gaseinleitungsrohr, der sich in einem Silikonölbad<br />

auf einem Magnetrührwerk mit Heizung befindet, werden zu 15 ml trockenem<br />

Dimethylformamid (s. Reagenzienanhang) 0,4 mmol lodaromat, 0,41 mmol Acrylamid und<br />

1,5 ml Triethylamin gegeben. Man spült die Reaktionsmischung 30 Minuten mit Argon und<br />

setzt danach 50 mg Tetrakis(triphenylphosphin)palladium zu. Unter Beibehaltung eines schwachen<br />

Argonstromes (Blasenzähler verwenden!) erhitzt man unter Rühren 6 Stunden auf<br />

12O 0 C. Nach dem Abkühlen auf Zimmertemperatur trennt man über eine Glasfritte geringe<br />

Mengen Feststoffpartikel ab und gibt das Filtrat auf 150 ml einer Mischung aus Eis und Wasser.<br />

Nach Stehen über Nacht im Kühlschrank wird das Produkt abgesaugt und aus Ethanol/<br />

Wasser (1:1) umkristallisiert. Die stereochemische Konfiguration des Produktes überprüft<br />

man mittels iH-NMR-Spektroskopie (vgl. A.3.6.).<br />

Tabelle 5.7/5<br />

Arylierung von Acrylamid (Heck-Reaktion)<br />

Produkt<br />

(£)-Zimtsäureamid<br />

(£)-4-Methoxy-zimtsäureamid<br />

( E)-4-Methyl-zimtsäureamid<br />

(E)-3-(l-Naphthyl)-acrylamid<br />

Ausgangsverbindung<br />

lodbenzen<br />

p-Iod-anisol<br />

p-Iod-toluen<br />

1-Iod-naphthalen<br />

F in 0 C<br />

142-144<br />

193-195<br />

189-190<br />

176<br />

Ausbeute<br />

in %<br />

42<br />

45<br />

63<br />

65


D. 5.4. Literaturhinweise 411<br />

2-Methyl-3-phenyl-propionaldehyd aus lodbenzen und Methallylalkohol in Gegenwart von<br />

Triethylamin und PaUadium(II)-acetat: BUNTIN, S. A.; HECK, R. F., Org. Synth. 61 (1983), 82-84.<br />

5.3.4. Aryl-Heteroatom-Kupplungen<br />

Auf übergangsmetallkatalysiertem Wege lassen sich nicht nur C-C-Bindungen, sondern auch<br />

Kohlenstoff-Heteroatom-Bindungen effektiv knüpfen. Als Reagenzien können primäre und<br />

secundäre Amine, Alkohole, Phenole, Phosphine und Thiole eingesetzt werden.<br />

Ar—X + H-YR PdL * B '- Ar-YR Y = NH, NR, O, S, PR, P(O)R [5.116]<br />

— HX<br />

Man formuliere die entsprechenden Reaktionen und benenne die Reaktionsprodukte!<br />

Die Reaktionen verlaufen nach einem ähnlichen Mechanismus wie die Kupplungen von Arylhalogeniden<br />

mit metallorganischen Verbindungen [5.101] (M-R = H-YR). Als Katalysatoren kommen wie dort<br />

besonders Palladium- und Nickelkomplexe in Frage.<br />

Vor allem die palladiumkatalysierte Synthese von Arylaminen aus Arylhalogeniden, -triflaten<br />

oder -diazoniumsalzen mit primären und secundären Aminen ist eine nützliche Reaktion,<br />

da selektive C-N-Bindungsknüpfungen zu secundären und tertiären Aminen auf anderem<br />

Wege häufig nur schwierig zu bewerkstelligen sind (man vgl. z. B. D.2.). Außerdem kommt den<br />

inter- und intramolekularen Arylierungen von Aminen und Amiden sowohl für die Synthese<br />

von Naturstoffen als auch von modernen Werkstoffen eine große Bedeutung zu.<br />

In den Pd-katalysierten Aminierungen reagieren die Amine als Nucleophile und die Arylverbindungen<br />

als Elektrophile. Deshalb fördern Elektronendonator-Substituenten im Amin und Acceptoren im Substrat<br />

die Reaktion. Um ihre Nucleophilie zu erhöhen, können die Amine auch mit N,N-Diethylamino-tributylzinn<br />

stannyliert werden. Man formuliere diese Reaktion!<br />

Als Katalysatorliganden kommen vor allem sterisch voluminöse Phosphine, wie z.B. Tri(o-tolyl)- und<br />

Tri(tert-butyl)phosphin, in Kombination mit Palladium(II)-acetat oder Tris(dibenzylidenaceton)dipalladium<br />

Pd2(dba)3 zum Einsatz. Secundäre Amine werden vorteilhaft mit zweizähnigen chelatisierenden<br />

Liganden wie l,l'-Di(diphenylphosphino)ferrocen (dppf) oder 2,2'-Bis(diphenylphosphino) 1 ,r-binaphthyl<br />

(BINAP) erhalten. Man formuliere die Strukturen der Verbindungen!<br />

Für diese Aminarylierungen sind stets starke Basen, wie z. B. Natrium-tert-butanolat, Kalium- oder Cäsiumcarbonat,<br />

erforderlich. Die verwendeten Lösungsmittel entsprechen denen der anderen Pd-katalysierten<br />

Reaktionen (s. Heck-Reaktion).<br />

Tertiäre Amine aus Aryliodiden und secundären Aminen unter Verwendung von Pd2(dba)3/<br />

(o-Tolyl)3P und Natrium-tert-butanolat: WOLFE, J. R; BUCHWALD, S. L., J. Org. Chem. 61 (1996),<br />

1133-1135.<br />

Benzokondensierte 5- bis 7-gliedrige N-Meterocyden durch intramolekulare Arylierung von<br />

7V,Af-Arylalkylaminoverbindungen: WOLFE, J. R, RENNELS, R. A.; BUCHWALD, S., L., Tetrahedron,<br />

52 (1996), 7525-7546.<br />

W-Aryl-Af-alkylamine durch Arylierung von Alkylaminen unter Verwendung von Pd(dppf )C12)<br />

als Katalysator: DRIVER, M. S.; HARTWIG, J. F., J. Am. Chem. Soc. 118 (1996), 7217-7218.<br />

5.4. Literaturhinweise<br />

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D.6 Oxidation und Dehydrierung<br />

6.1. Allgemeine Gesetzmäßigkeiten<br />

D. 6.1. Allgemeine Gesetzmäßigkeiten 415<br />

Oxidation bedeutet Entzug von Elektronen. Sie ist stets mit einer Reduktion (Aufnahme von<br />

Elektronen) gekoppelt. Eine Redoxreaktion besteht in der Übertragung von Elektronen von<br />

einem Reduktionsmittel (Elektronendonor, Nucleophil) auf ein Oxidationsmittel (Elektronenacceptor,<br />

Elektrophil); das Reduktionsmittel wird oxidiert, das Oxidationsmittel reduziert,<br />

z.B.<br />

R3NI + Fe 30 ~ R3N? + Fe 20 [6.1]<br />

Diese allgemeine Definition läßt sich auch auf organische Reaktionen, die unter Umgruppierung<br />

kovalenter Bindungen ablaufen, anwenden, wenn man den Begriff der formalen Oxidationszahlen<br />

einführt.<br />

Bei der Festlegung der Oxidationszahlen betrachtet man eine Verbindung so, als ob sie aus Ionen aufgebaut<br />

wäre. Das Bindungselektronenpaar einer kovalenten Bindung wird dabei dem elektronegativeren<br />

Partner zugeordnet. Für Atome, die an Kohlenstoff gebunden sind, ergeben sich die folgenden Oxidationszahlen:<br />

H (+1), O (-2), OH (-1), HaI (-1), C-C (O), C=C (O), C=C (O). Atome in den Molekülen der Elemente<br />

haben die Oxidationszahl Null. Die Summe der Oxidationszahlen muß bei neutralen Verbindungen<br />

Null, bei geladenen Verbindungen die betreffende Ladung ergeben. Auf diese Weise erhält man z. B. Reihen,<br />

wie sie in Tabelle 6.2 aufgeführt sind.<br />

Tabelle 6.2<br />

Oxidationszahlen des Kohlenstoffatoms in unterschiedlichen Verbindungen<br />

-4<br />

W<br />

-2<br />

-1<br />

O<br />

+ 1<br />

+ 2<br />

+ 3<br />

+ 4<br />

CH4<br />

-CH3<br />

0 CH3, :CH2<br />

CH3OH , CH3CI<br />

H2C=O , CH2CI2<br />

HCOOH , HCCI3 , HCN<br />

CO2 , COCI2 , CCI4<br />

H3C-CH3<br />

H2C=CH2<br />

HCECH , CH3CH2OH<br />

CH3CHO , CH3CHCI2<br />

CH3COOH , CH3COCI , CH3CN<br />

(CH3)2CHOH<br />

(CH3)3COH<br />

(CH3J2CO<br />

Eine Reaktion ist danach eine Oxidation, wenn in ihrem Verlauf die Oxidationszahl des<br />

Reaktionszentrums im Substrat erhöht wird.<br />

In der organischen Chemie wird jedoch der Oxidationsbegriff gewöhnlich nicht so weit<br />

gefaßt und beispielsweise die Chlorierung von Alkanen oder die Addition von Brom an<br />

Alkene nicht als Oxidation klassifiziert. Im allgemeinen versteht man unter Oxidation den Entzug<br />

von Elektronen, die Abspaltung von Wasserstoffoder die Zuführung von Sauerstoff. Häufig<br />

ist die Abgabe von Wasserstoff mit der Aufnahme von Sauerstoff verbunden.<br />

Oxidationsreaktionen organischer Verbindungen verlaufen meist nach komplexen Reaktionsmechanismen,<br />

in denen die Oxidation des Substrats in einer Folge mehrerer Elementarschritte erreicht wird. Die<br />

wichtigsten Typen derartiger Elementarreaktionen mit einer Elektronen-, Wasserstoff- oder Sauerstoffübertragung<br />

sind:


416 D. 6. Oxidation und Dehydrierung<br />

Elektronenübertragung (Oxidation von Verbindungen mit n- oder n-Elektronen, z. B. von Phenolen und<br />

aromatischen Aminen, vgl. D.6.4.; anodische Oxidationen)<br />

Wasserstoff Übertragung/Abstraktion von H- (z. B. Dehydrierung von Kohlenwasserstoffen und Alkoholen,<br />

vgl. D.6.3.; Autoxidation (Peroxygenierung), vgl. D. 1.5)<br />

Hydridübertragung/Abstraktion von |H - (z.B. Oppenauer-Oxidation von primären und secundären<br />

Alkoholen, vgl. D.7.3.1.2.)<br />

Addition von Sauerstoff (z.B. Ozonierung, Hydroxylierung, Epoxidation von Olefinen, vgl. D.4.L6.,<br />

- oxidative Addition (z. B. an Nebengruppenmetallkomplexe, vgl. D.4.5.I.).<br />

Die Reaktionsfähigkeit von Verbindungen in Redoxreaktionen kann man mit Hilfe thermodynamischer<br />

Betrachtungen an Hand der Redoxpotentiale abschätzen.<br />

Danach ergibt sich die Standard-Gibbs-Reaktionsenergie ^RG° aus der Differenz der Standardelektrodenpotentiale<br />

des zu oxydierenden Stoffes^ (des Elektronendonors, Reduktionsmittels) E^>onor und des<br />

Oxidationsmittels (Elektronenacceptors) i<br />

ARG& = ZF (E^onor - Etcceptor) [6-3]<br />

FFaraday-Konstante, z Zahl der übertragenen Elektronen<br />

steht nach Gleichung [C. 14] mit der Gleichgewichtskonstanten der Reaktion in unmittelbarer<br />

Beziehung. Die Redoxreaktion ist (unter Standardbedingungen) thermodynamisch möglich, wenn ARG&<br />

negativ (K>0) ist, wenn also das Standardelektrodenpotential des Elektronenacceptors (des Oxidationsmittels)<br />

größer als das des Elektronendonors (des Reduktionsmittels) ist. ARG& fällt um so kleiner (stärker<br />

negativ) und K um so größer aus, je kleiner das Elektrodenpotential des Elektronendonors und je größer<br />

das des Elektronenacceptors ist.<br />

Erfahrungsgemäß geht die Gibbs-Aktivierungsenergie [C.26] der Gibbs-Reaktionsenergie parallel, so<br />

daß auch die Reaktionsgeschwindigkeit der Redoxreaktion mit abnehmendem A RG^ ansteigt.<br />

Eine Verbindung läßt sich also um so leichter oxidieren (ist als Reduktionsmittel um so stärker),<br />

je kleiner das Standardelektrodenpotential, und ein Oxidationsmittel ist um so stärker, je<br />

größer das Standardelektrodenpotential ist.<br />

Standardelektrodenpotentiale werden nach Übereinkunft als Reduktionspotentiale gegen die Standard-<br />

Wasserstoffelektrode (SHE) in Wasser bei pH = l und 25 0 C angegeben, z. B.:<br />

Mn 2 ® + 4 H2O -^MnO - + 8 H® + 5 e - £^=1,51 V [6.4]<br />

Der Elektronendonor (das Reduktionsmittel) ist immer links zu schreiben.<br />

Standardelektrodenpotentiale von einigen häufig verwendeten Oxidationsmitteln sind in<br />

Tabelle 6.5 zusammengestellt.<br />

Tabelle 6.5<br />

Standard-Elektronenpotentiale gebräuchlicher anorganischer Oxidationsmittel und Oxidationspotentiale<br />

einiger organischer Verbindungen<br />

Standard-Elektrodenpotential ! )<br />

£^inV<br />

F2/HF<br />

s2oi-/so^-<br />

H2O2/H2O<br />

Ce*+ /Ce 3 +<br />

MnO4 /Mn 2 +<br />

HOC1/C1-<br />

Pb^/Pb 2 +<br />

C12/C1 -<br />

Cr2O?- /Cr 3 +<br />

MnO2/Mn 2 +<br />

O2/H2O<br />

Br2/Br-<br />

+3,06<br />

+2,01<br />

+1,77<br />

+1,71<br />

+Ul<br />

+1,50<br />

+1,46<br />

+136<br />

+1,36<br />

+1,23<br />

+1,23<br />

+1,09<br />

Standard-Elektrodenpotential 1 )<br />

E&'mV<br />

2,3-Dichlor-5,6-dicyan-<br />

1 ,4-benzo-chinon 3 )/<br />

2,3-Dichlor-5,6-dicyanhydrochinonTetrachlor-1,4benzochinon<br />

4 )/<br />

Tetrachlorhydrochinon<br />

1 ,4-Benzochinon/<br />

Hydrochinon<br />

Methyl- 1 ,4-benzochinon/Methylhydrochinon<br />

+1,00<br />

+0,74<br />

+0,70<br />

+0,64<br />

Oxidationspotential 2 )<br />

£(D+/D) in V<br />

Benzen<br />

Toluen<br />

p-Xylen<br />

4-Methoxy-toluen<br />

Anilin<br />

Naphthalen<br />

Phenanthren<br />

4-Chlor-trans-stilben<br />

tra/is-Stilben<br />

1,1-Diphenyl-ethylen<br />

Anthracen<br />

4-Methoxy-trans-stilben<br />

2,54<br />

2,23<br />

2,01<br />

1,82<br />

1,80<br />

1,78<br />

1,74<br />

1,74<br />

1,72<br />

1,70<br />

1,61<br />

1,41


Tabelle 6.5 (Fortsetzung)<br />

Standard-Elektrodenpotential 1 )<br />

£^>inV<br />

HNO3/NO<br />

C1O-/C1-<br />

Fe 3 +/Fe 2 +<br />

MnO^MnO2<br />

I2/!-<br />

S/H2S<br />

HVH2<br />

Zn 2+ IZn<br />

Na+/Na<br />

+0,96<br />

+0,88<br />

+0,77<br />

+0,58<br />

+0,54<br />

+0,14<br />

0,00<br />

-0,76<br />

-2,71<br />

Standard-Elektrodenpotential 1 )<br />

E& in V<br />

Wursters Rot/<br />

N,N-Dimethylp-phenylen-diamin<br />

1,4-Benzochinon/<br />

Hydrochinon (bei pH 7)<br />

Anthrachinon/<br />

9,10-Dihydroxyanthracen<br />

D. 6. l. Allgemeine Gesetzmäßigkeiten 417<br />

+0,34<br />

+0,30<br />

+0,13<br />

1 J In Wasser bei 25 0 C. Gegebenenfalls notwendige Protonen sind nicht mit angegeben.<br />

2 ) In MeCN gegen die Standard-Wasserstoffelektrode (SHE).<br />

3 ) DDQ (4,5-Dichlor-3,6-dioxo-cyclohexa-l ,4-dien-l ,2-dicarbonitril)<br />

4) Chloranil<br />

Oxidationspotential 2 )<br />

E(D + ID) in V<br />

Acetanilid 1,15<br />

Triethylamin 1,09<br />

4-Dimethylamino-toluen 0,86<br />

Aus den Daten in Tabelle 6.5 folgt beispielsweise, daß Hydrochinon unter Standard-Bedingungen<br />

mit Fe 3 ®, nicht aber mit Schwefel oxidiert werden kann. Ebenso kann jedes in der<br />

Tabelle tiefer stehende Hydrochinon von einem in der Tabelle höher stehenden Chinon oxidiert<br />

werden.<br />

Da organische Verbindungen selten in Wasser gut löslich sind und ihre Redoxreaktionen meist nicht<br />

reversibel verlaufen, sind Standard-Elektrodenpotentiale organischer Verbindungen gewöhnlich nicht<br />

erhältlich. An ihrer Stelle bestimmt man meist polarographisch oder mit der Cyclovoltammetrie Oxidationspotentiale<br />

-E0x(D) [= E(D + ID)] und Reduktionspotentiale £red(A) [= E(AJA-)] in einem aprotonischen<br />

organischen Lösungsmittel (meist Acetonitril) gegen eine Referenzelektrode (z.B. die gesättigte<br />

Calomel-Elektrode). Wenn bei einer Einelektronen-Redoxreaktion die Differenz E0x(D) - Ered(A) + ECoui<br />

negativ ist, ist die Reaktion thermodynamisch möglich. Alle Potentiale müssen hierbei auf die gleiche<br />

Referenzelektrode und das gleiche Lösungsmittel bezogen sein, und bei stark polaren oder geladenen Partnern<br />

ist außerdem die Coulomb-Energie der elektrostatischen Wechselwirkung (£"coui) zu berücksichtigen.<br />

In der letzten Spalte der Tabelle 6.5 sind Oxidationpotentiale einiger organischer Verbindungen angegeben<br />

(bezogen auf die Standard-Wasserstoffelektrode), aus denen man ersehen kann, daß Elektronendonator-<br />

(bzw. -acceptor)-Substituenten die Oxidationspotentiale in erwarteter Weise herabsetzen (erhöhen).<br />

Leider lassen sich durch Kombination mit den Standardelektrodenpotentialen der Oxidationsmittel in<br />

Spalte l der Tabelle 6.5 keine genauen JRG°-Werte erhalten, weil die Potentiale in Acetonitril in nicht<br />

ganz klarer Weise um 0,5-! Volt (und darüber) höher liegen als in Wasser. Deshalb ist man bei der Einschätzung<br />

der Oxidierbarkeit eines Substrats auf Analogieschlüsse aus anderen Reaktivitätsreihen (insbesondere<br />

Nucleophilie-Reihen, vgl. D.2.2.2.) angewiesen.<br />

Die Oxidations- und Reduktionspotentiale stehen in direkter Beziehung zu den Energien der Grenzorbitale<br />

einer Verbindung. Eine exoenergetische Elektronenübertragung ist möglich, wenn die HOMO-Energie<br />

des Elektronendonors (Reduktionsmittels) größer als die LUMO-Energie des Acceptors (Oxidationsmittels)<br />

ist (vgl. C.6.).<br />

Ein Substrat sollte unter Elektronenentzug um so leichter zu oxidieren sein, je energiereicher<br />

sein HOMO (d. h. je kleiner £ox(Donor)) ist. Analog sollte ein Oxidationsmittel um so<br />

stärker sein, je energieärmer sein LUMO (d. h. je größer Ered(Acceptor)) ist.<br />

Im allgemeinen ist die Energie besetzter s-Orbitale viel niedriger als die der p- und n-Orbitale.<br />

Die Oxidierbarkeit steigt deshalb in vergleichbaren Reihen wie folgt an:<br />

R-H R-QH R-NH2<br />

-C-C-<br />

I I<br />

-C=C- C=C


418 D. 6. Oxidation und Dehydrierung<br />

C-C- und C-H-Bindungen sind daher normalerweise nicht durch Elektronenentzug oxidierbar.<br />

Die Oxidation unter Elektronenübertragung ist dagegen bei Olefinen, Aromaten, Alkoholen<br />

und vor allem bei Aminen möglich. Ein bekannter Fall ist die Oxidation von AyV-Dimethyl-p-phenylendiamin,<br />

vgl. [6.48].<br />

Bei Oxidationen mit einem Oxidationsmittel Y-, die als H-Übertragungen verlaufen, ist die<br />

Bindungsdissoziationsenergie J0H - (vgl. Tab. 1.4) bestimmend. Ein derartiger Verlauf ist im<br />

allgemeinen nur dann möglich, wenn bei der Reaktion Y-+ R-H -» Y-H + R- (für Y = Cl-; vgl.<br />

[1.13]) zlDH?_H > ^D#t-H ist, vgl. [C.20] und D.1.3.<br />

Danach steigt die Oxidierbarkeit von gesättigten Kohlenwasserstoffen nach dem H-<br />

Abstraktionsmechanismus von primären zu tertiären C-H-Bindungen an. Eine H-Abstraktion<br />

aus der O-H-Bindung in Alkoholen ist energetisch ungünstig; aus diesem Grunde werden tertiäre<br />

Alkohole, wie z. B. tert-Butylalkohol, sehr schwer oxidiert. Dagegen sind H-Abstraktionen<br />

an der a-C-H-Bindung von primären und secundären Alkoholen und der C-H-Bindung in<br />

Aldehyden, zu denen auch die Ameisensäure gehört, leicht realisierbar. Die Bindungsdissoziationsenergien<br />

zeigen, daß Aldehyde leichter oxidiert werden als secundäre Alkohole und diese<br />

leichter als primäre. Daraus ergibt sich die Schwierigkeit, primäre Alkohole selektiv in Aldehyde<br />

zu überführen, ohne daß diese weiter zur Carbonsäure oxidiert werden.<br />

Aromaten und Olefine sind durch Wasserstoffabstraktion an der =C-H-Bindung nur schwer<br />

oxidierbar (vgl. aber den oxidativen Angriff an der C=C-Doppelbindung. D.4.1.6. und<br />

D.6.5.I.).<br />

Während H-Abstraktionen an gesättigten Kohlenwasserstoffen relativ leicht eintreten, wird<br />

die C-C-Einfachbindung nur schwer gespalten, was nach den Dissoziationsenergien (ca.<br />

290...370 kJ • moH) nicht erwartet wird. Offenbar ist die zentrale C-C-Bindung durch die Substituenten<br />

gegen den Angriff des Oxidationsmittels sterisch abgeschirmt.<br />

In der Natur sind enzymatische Oxidationen (Redoxprozesse) weit verbreitet. Oxidoreduktasen bewirken<br />

Dehydrierung, Oxidasen die Elektronenübertragung, Dioxygenasen die Übertragung von O2<br />

(auf C=C-Doppelbindungen) und Hydroxylasen die Hydroxylierung von C-H-Bindungen mit O2. Als<br />

Atmungskette bezeichnet man das Multienzymsystem der Zellatmung, das den Wasserstoff schrittweise<br />

vom Substrat auf O2 überträgt. Dabei übernehmen intermediär die Wirkgruppen Nicotinsäureamid (vgl.<br />

[7.247] und Riboflavin Wasserstoffatome (zwei Elektronen und zwei Protonen) und die Cytochrome Elektronen.<br />

6.2. Oxidation von Methyl- und Methylengruppen<br />

Die Oxidation von gesättigten Kohlenwasserstoffen ist schwierig und wenig selektiv und deshalb<br />

keine brauchbare Laboratoriumsmethode.<br />

In der Technik werden Alkane mit Luft in Gegenwart von Schwermetall-Katalysatoren (z. B. Vanadinpentoxid,<br />

Mangan- oder Cobaltsalzen), gegebenenfalls außerdem in Gegenwart von Ammoniak (Ammoxidation)<br />

oxidiert. Die Oxidation verläuft möglicherweise als Peroxygenierung (Autoxidation, vgl. die Formulierungen<br />

in D. 1.5.).<br />

Entsprechend [6.6] können Alkohole, Ketone oder Carbonsäuren (gegebenenfalls auch<br />

durch C-C-Spaltung) entstehen:<br />

-CH3 —- -CH2OH —- -CHO — -COOH<br />

\ \ \<br />

CH2 —- CHOH —- CO (—- -COOH unter C-C-Spaltung)<br />

Borsäure verhindert die C-C-Spaltung, was für die technische Herstellung von secundären Alkoholen<br />

aus n-Paraffinen ausgenutzt wird (Bashkirov-Oxidation):


OH<br />

D. 6.2. Oxidation von Methyl- und Methylengruppen 419<br />

^ R> + R^^ R> M<br />

(H3BO3/KMnO4) « K T<br />

OH<br />

Die zunächst entstehenden Borsäureester werden hydrolysiert. Bei niedrigem Umsatz (warum?) entsteht<br />

so ein Gemisch der möglichen secundären Alkohole, die z.B. für die Waschmittelherstellung (vgl. [2.53])<br />

eingesetzt werden können.<br />

In der Technik nimmt man jedoch auch andere Produktgemische in Kauf und stellt so z. B. durch Oxidation<br />

von Butan mit Sauerstoff und Cobaltacetat als Katalysator bei 165 0 C und unter Druck Ethylmethylketon,<br />

Essigsäure und Methyl- und Ethylacetat her, die dabei ungefähr im Verhältnis 1:15:3 gebildet werden.<br />

Auch Cyclohexan wird technisch mit Luft in Gegenwart von Cobaltacetat zu einem Gemisch von<br />

Cyclohexanol und Cyclohexanon oxidiert (vgl. Tab. 4.103).<br />

Methyl- oder Methylengruppen werden wesentlich leichter oxidiert, wenn sie an eine Doppelbindung<br />

bzw. einen Aromaten gebunden sind, weil das Oxidationspotential der Verbindung<br />

durch die Doppelbindung herabgesetzt wird und dadurch Elektronen-Übertragung möglich<br />

wird, vgl. Tab. 6.5, bzw. weil in der Autoxidation energieärmere Radikale vom Allyltyp entstehen<br />

können. Die Oxidation ist dann außerdem selektiver, und bei geeigneten Reaktionsbedingungen<br />

können auch Alkohole oder mitunter sogar Aldehyde erhalten werden.<br />

Die Aktivierung einer Methyl- oder Methylengruppe durch eine Doppelbindung läßt sich jedoch nicht<br />

immer zur Darstellung ungesättigter Carbonylverbindungen ausnutzen, da die C=C-Bindung durch Chromsäure<br />

und Kaliumpermanganat und andere Oxidationsmittel im allgemeinen schneller unter Hydroxylierung<br />

und C-C-Spaltung angegriffen wird als die Alkylgruppen (vgl. D.4.1.6 und D.6.5.1). Dagegen ist die<br />

Autoxidation oder die Oxydation mit Selendioxid (D.6.2.3) oder bestimmten lod(III)-Verbindungen für<br />

die selektive Oxidation von Alkylgruppen in Nachbarschaft zu Doppelbindungen geeignet.<br />

Von großer Bedeutung sind Oxidationen mit Sauerstoff im technischen Maßstab: So stellt man beispielsweise<br />

technisch Acrolein aus Propen mit Sauerstoff in der Gasphase bei 350 bis 400 0 C an einem Kupferoxid-Katalysator<br />

her. Das Acrolein wird über Allylalkohol zu Glycerol weiterverarbeitet (vgl. D.l.4.6).<br />

Durch Autoxidation von Propen an einem Molybdänsalz-Katalysator bei 200 bis 500 0 C und l MPa wird<br />

Acrylsäure und nach einem ähnlichen Verfahren aus Isobuten Methacrylsäure hergestellt. Aus But-2-en,<br />

auch aus dem Gemisch mit But-l-en, wird mit Luftsauerstoff in Gegenwart von V2O5 Maleinsäureanhydrid<br />

(vgl. D.6.5.1.) gewonnen, als Nebenprodukte müssen Essig-, Acryl-, Croton- und Fumarsäure in Kauf<br />

genommen werden.<br />

Von großem technischen Interesse ist die katalytische Oxidation von Kohlenwasserstoffen mit Luft in<br />

Gegenwart von Ammoniak, z. B. von Methan zu Blausäure (Andrussow-Verfahren), von Toluen und anderen<br />

Methylaromaten zu Benzonitril und dessen Derivaten und vor allem von Propylen zu Acrylonitril<br />

(Tab. 6.9). Die letztgenannte Reaktion, die in der Gasphase bei 400 bis 45O 0 C über einem Bi2O3/MoO3-<br />

Katalysator ausgeführt wird, stellt die technisch wichtigste Synthese von Acrylonitril dar. Nebenprodukte<br />

sind u. a. Acetonitril und Blausäure. Analog wird aus Isobuten Methacrylonitril hergestellt.<br />

(Zur autothermen Dehydrierung vgl. D.6.3.1)<br />

— r\2^J<br />

Tabelle 6.9<br />

Nitrile, die technisch durch Ammoxidation hergestellt werden<br />

Produkt Ausgangs- Verwendung<br />

Verbindung<br />

Blausäure Methan -» zu Synthesen (vgl. D.5.L8.2, D.7.2. 1 .l),<br />

Schädlingsbekämpfungsmittel<br />

Acrylonitril Propen —> Polyacrylonitril (PAN), Acrylamid(polymere)<br />

Benzonitril Toluen Quellmittel für PAN<br />

Phthalonitril o-Xylen -> Phthalocyanine<br />

Methacrylonitril Isobuten wie Methacrylsäureester (vgl. Tab 3.37)<br />

[6.8]


420 D. 6. Oxidation und Dehydrierung<br />

6.2.1. Oxidation von Alkylaromaten zu aromatischen Carbonsäuren<br />

Wegen ihrer hohen Oxidationspotentiale (Tab. 6.5) werden Alkylaromaten nur von den stärksten<br />

anorganischen Oxidationsmitteln z.B. Kaliumpermanganat, Chromschwefelsäure oder<br />

Ce(IV)ammoniumnitrat bei Siedetemperatur analog [6.6] angegriffen. (Die in Tab. 6.5 angegebenen<br />

Werte in Acetonitril verringeren sich in Wasser um mindestens 0,5 V.)<br />

Die Oxidation verläuft als Elektronenübertragung:<br />

Ar-CH3 + M n ® - (Ar-CH3)? + M< n - 1 >® [6.1Oa]<br />

(Ar-CH3)? Ar-CH2- + H® [6.1Ob]<br />

Ar-CH2- + M n ® Ar-CH2 0 + M< n - 1 >© [6.1Oc]<br />

Ar-CH2 0 + Nu-H (oder Nu 0 ) - Ar-Nu + H® [6.1Od]<br />

Nu-H = H2O oder CH3COOH<br />

*r<br />

Das Benzylradikal wird sehr schnell zum Benzylkation weiteroxidiert, das in Wasser oder Essigsäure<br />

zum Alkohol bzw. zum Essigsäureester abgefangen wird. Dieses erste Oxidationsprodukt ist aber ebenfalls<br />

leicht oxidierbar und reagiert weiter analog [6.10a-d], so daß mit Wasser als Nucleophil entsprechend [6.6]<br />

schließlich Carbonsäuren entstehen. Essigsäureester haben aber ein höheres Oxidationspotential als die<br />

betreffenden Alkohole (vgl. den Abfall des Potentials von Anilin zum Acetanilid in Tabelle 6.5), und der<br />

Essigsäureester des Aldehyd-dihydrats wird deshalb nicht weiter oxidiert, vgl. [6.16].<br />

Alkylaromaten mit längerer Alkylseitenkette liefern zunächst a-Arylalkylketone, die (falls<br />

sie Enole bilden können) unter C-C-Spaltung ebenfalls Carbonsäuren liefern.<br />

Arylalkylketone sind auch durch Peroxygenierung darstellbar.<br />

Im Laboratorium werden zur Oxidation von Alkylaromaten zu Arencarbonsäuren auch<br />

heute noch die klassischen Oxidationsmittel Permanganat (meist in Gegenwart von Alkali),<br />

Dichromat/Schwefelsäure, Chromsäure in Essig- oder Schwefelsäure, aber auch Sauerstoff in<br />

Gegenwart von Cobalt- oder Mangansalzen verwendet, z. B.:<br />

CH3<br />

/-,COOH<br />

+ 2KMnO4 fl T + 2Mn °2 + 2KOH [6.1Ia]<br />

CH2-CH3<br />

-,,COOH<br />

+ 4KMnO4 I l + CO2 + 4 MnO2 + 4 KOH [6.1Ib]<br />

CH3<br />

+ Na2Cr2O7 + 4 H2SO4 [| "j + Cr2(SO4J3 [6.1Ic]<br />

+ Na2SO4 + 5 H2O<br />

+ H2O [6.1Id]


D. 6.2. Oxidation von Methyl- und Methylengruppen 421<br />

Während dimethylierte Aromaten von Permanganat ohne weiteres in die entspechenden<br />

Dicarbonsäuren übergeführt werden, z. B. o-Xylen in Phthalsäure, werden sie von Sauerstoff<br />

unter Katalyse mit Cobaltsalzen zunächst nur zu Monocarbonsäuren oxidiert. Erst unter verschärften<br />

Bedingungen oder in Gegenwart von Säuren, z. B. HBr mit Cobaltacetat/-bromid als<br />

Katalysator, läßt sich die zweite Methylgruppe oxidieren (warum?).<br />

Man kann dies aber für die partielle Oxidation von mehrfach alkylierten Aromaten nutzen.<br />

Auch 30%ige heiße Salpetersäure oxidiert eine Methylgruppe. Ortho-Substituenten<br />

erschweren im allgemeinen die Oxidation, Amino- und Hydroxygruppen müssen geschützt<br />

werden (warum, wie?).<br />

Längere, auch verzweigte oder ungesättigte Seitenketten am Aromaten werden durch die<br />

genannten Oxidationsmittel in der Regel bis zur kernständigen Carboxylgruppe abgebaut. In<br />

der analytischen Chemie bedient man sich der genannten Oxidationsmethoden zur Identifizierung<br />

von alkylierten aromatischen Kohlenwasserstoffen, weil damit die Stellung der Alkylgruppen<br />

am Kern festgestellt werden kann. Im allgemeinen verwendet man dazu Permanganat<br />

oder Chromsäure.<br />

Die Oxidation mit Permanganat ist für analytische Zwecke vorzuziehen, da die Entfernung von Chromiumverbindungen<br />

aus kleinen Substanzmengen schwieriger ist. Außerdem können bei der erstgenannten<br />

Methode mit Hilfe von Phasentransferkatalysatoren (vgl. D.2.4.2.) die Reaktionszeiten verkürzt werden.<br />

Verbindungen mit Alkali-empfindlichen Gruppen erfordern aber eine saure Oxidation z. B. in einer Lösung<br />

von 30% Na2Cr2O7 in 50%iger Schwefelsäure (etwa 1,5 g zu identifizierende Substanz in 20 ml).<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur präparativen und analytischen Darstellung von Arencarbonsäuren<br />

aus Alkylaromaten (Phasentransferkatalyse) (Tab. 6.12)<br />

Man beschickt einen 250-ml-Rundkolben mit Rückflußkühler mit 70 ml Wasser, 0,5 ml Aliquat<br />

336 und 0,02 mol Natriumcarbonat; bei Nitroaromaten mit 0,02 mol Natriumbicarbonat; bei<br />

Pyridinen unterbleibt ein Basenzusatz. Weiter werden hinzugefügt 0,015 mol Alkylaromat<br />

oder ca. l ,5 g des zu identifizierenden Kohlenwasserstoffes und 0,05 mol Kaliumpermanganat.<br />

Bei präparativen Arbeiten bezieht sich das auf eine oxidierbare Methylgruppe, für die Ethylgruppe<br />

benötigt man 0,1 mol KMnO4 (für längere und verzweigte Alkylgruppen entspechend<br />

mehr). Das Gemisch wird nun bis zur Entfärbung des Permanganats oder 45 Minuten unter<br />

Rückfluß erhitzt. Man saugt heiß vom Braunstein ab, wäscht zweimal mit wenig heißem Wasser<br />

und entfärbt nötigenfalls mit Hydrogensulfit-Lösung. Anschließend wird mit halbkonzentrierter<br />

Schwefelsäure angesäuert, gekühlt und nach beendeter Kristallisation abgesaugt. Man<br />

kristallisiert aus Wasser oder verdünntem Ethanol um.<br />

Die Ausbeuten lassen sich oft erhöhen, wenn die Lösung vor dem Ansäuern eingeengt oder<br />

die Mutterlauge ausgeethert wird. Kleine Mengen Braunstein kann man ohne zu filtrieren<br />

auch mit Hydrogensulfitlösung oder durch Zusatz von Oxalsäure lösen. Bei Vergrößerung des<br />

Ansatzes wird nur die Hälfte der nach der Vorschrift berechneten Wassermenge verwendet.<br />

Weil die Reaktion stark exotherm sein kann, wird bei Ansätzen über 0,15 mol das Permanganat<br />

während der Umsetzung portionsweise zugegeben oder als Lösung bei entspechend weniger<br />

vorgelegtem Wasser zugetropft.<br />

Der Umsatz ist nicht vollständig, da das bereits im Überschuß eingesetzte Permanganat<br />

auch in Nebenreaktionen verbraucht wird. Bei größeren Ansätzen kann die unverbrauchte<br />

Ausgangsverbindung durch Extraktion des Braunsteins und der alkalischen Lösung mit Ether<br />

zurückgewonnen werden.


422 D. 6. Oxidation und Dehydrierung<br />

Tabelle 6. 12<br />

Arencarbonsäuren<br />

Produkt<br />

Benzoesäure<br />

p-Chlor-benzoesäure<br />

o-Nitro-benzoesäure<br />

p-Nitro-benzoesäure<br />

Phthalsäure<br />

Terephthalsäure<br />

Pyridin-4-carbonsäure 2 ) 3 )<br />

(Isonicotinsäure)<br />

Pyridin-3-carbonsäure 2 ) 4 )<br />

(Nicotinsäure)<br />

Saccharin<br />

4-Acetamidobenzoesäure<br />

Ausgangsverbindungen<br />

Toluen,<br />

Ethylbenzen<br />

p-Chlor-toluen<br />

o-Nitro-toluen<br />

o-Nitro-ethylbenzen<br />

p-Nitro-toluen<br />

o-Xylen<br />

p-Xylen<br />

4-Methyl-pyridin<br />

(y-Picolin)<br />

3-Methyl-pyridin<br />

(ß-Picolin)<br />

o-Toluensulfonsäureamid<br />

4-Methyl-acetanilid 5 )<br />

F in 0 C<br />

122 (W.)<br />

241 Subl.<br />

(EtOHAV.)<br />

148 (W.)<br />

240 Subl. (W.)<br />

19l 1 ) (W.)<br />

300 Subl. (W.)<br />

31l 1 ) (W.)<br />

235 (W.)<br />

22S...229 Subl.<br />

(Me2CO)<br />

150...152 Z.<br />

(EtOH)<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

6S...75<br />

75<br />

52...60<br />

1 ) im geschlossenen Röhrchen<br />

2 ) Bei der Aufarbeitung Lösung auf ein Drittel einengen und mit konz. HCl auf den isoelektrischen Punkt<br />

(vgl. D.7.2.1.1.) einstellen.<br />

3 ) pH 3,6<br />

4 ) pH 3,4<br />

5 ) 0,07 mol KMnO4 verwenden. Nicht umgesetzte Ausgangsverbindung fällt nach der Filtration aus und<br />

wird zurückgewonnen.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Autoxidation von kernsubstituierten Toluenen zu kernsubstituierten<br />

Benzoesäuren 1 ) (Tab. 6.13)<br />

In einen 500-ml-Dreihalskolben (Schliffe nicht fetten, sonst Inhibitorwirkung) mit Rührer (nur<br />

mit reinem Paraffinöl schmieren), Gaseinleitungsrohr nach Abbildung A.13a (kein Gummistopfen)<br />

und Wasserabscheider mit Rückflußkühler gibt man 0,5 mol destilliertes Toluenderivat,<br />

70 ml Chlorbenzen und 0,3 bis 0,5 g Cobaltstearat (vgl. Reagenzienanhang; zur Initiierung<br />

der Reaktion kann man 0,1 g Azo-bis-isobutyronitril zusetzen). Bei der Oxidation von Xylenen<br />

und Mesitylen setzt man l mol ein und verzichtet auf das Lösungsmittel Chlorbenzen. In das<br />

zum Sieden erhitzte Gemisch leitet man entspechend Abb. A.ll Sauerstoff ein (etwa 30 l • h- 1 ;<br />

Strömungsmesser vgl. A.I.6.), wobei das Gas mit alkalischer KMnO4-Lösung gewaschen und<br />

in einem zwischen der letzten Sicherheitswaschflasche und Reaktionsgefäß geschalteten KOH-<br />

Trockenturm getrocknet wird. Die Temperatur des Heizbades wird über ein Relais so eingestellt,<br />

daß der Rückfluß gerade erhalten bleibt. Sie muß im Laufe der Reaktion etwas gesteigert<br />

werden.<br />

Die Oxidation setzt spätestens nach zwei Stunden ein (zur Initiierung s. o.), im Durchschnitt<br />

ist insgesamt mit einer Reaktionszeit von sechs bis zehn Stunden zu rechnen. Die Reaktion<br />

wird bei den Xylenen abgebrochen, wenn sich etwa 5 ml Wasser abgeschieden haben. Die Oxidation<br />

der anderen Ausgangsprodukte führt man so lange fort, bis sich kein Wasser mehr<br />

abscheidet. Verhindert auskristallisierendes Endprodukt die weitere Gaseinleitung, so unterbricht<br />

man die Reaktion, kühlt, saugt ab und setzt das Filtrat erneut ein.<br />

1 J nach W. PRITZKOW, Privatmitteilung<br />

68<br />

70<br />

80<br />

55<br />

54<br />

62<br />

55


D. 6.2. Oxidation von Methyl- und Methylengruppen 423<br />

Nach Beendigung der Reaktion läßt man das Gemisch über Nacht im Kühlschrank stehen,<br />

saugt ab und kristallisiert um. Das Filtrat wird über eine Kolonne destilliert. Die Ausbeute<br />

bezieht man auf verbrauchtes Toluenderivat, sie beträgt etwa 50% und läßt sich durch Umkristallisation<br />

des festen Destillationsrückstandes aus Toluen erhöhen.<br />

Tabelle 6.13<br />

Substituierte Benzoesäuren durch Autoxidation<br />

Produkt Ausgangsverbindung F in 0 C<br />

o-Toluylsäure<br />

m-Toluylsäure<br />

p-Toluylsäure<br />

3,5-Dimethylbenzoesäure<br />

p-Chlor-benzoesäure<br />

Terephthalsäure-monomethylester<br />

o-Xylen<br />

m-Xylen<br />

p-Xylen<br />

Mesitylen<br />

p-Chlor-toluen<br />

p-Toluylsäurernethyleester<br />

105 (W.)<br />

111 (W.)<br />

180 (verd. EtOH)<br />

170 Subl. (EtOH)<br />

240 (PrOH)<br />

230 Subl. (W.)<br />

Darstellung von substituierten Benzenmono- und -dicarbonsäuren aus Toluen und Xylenen<br />

durch Autoxidation in Gegenwart von Cobaltacetat und Essigsäure/HBr: HAY, A. S.; BLAN-<br />

CHARD, H. S., Canad. J. Chern. 43 (1965), 1306.<br />

Tabelle 6.14<br />

Verwendung technisch wichtiger Carbonsäuren, die durch Oxidation von Methylarornaten hergestellt<br />

werden<br />

Säure Hauptsächliche Verwendung<br />

Benzoesäure Konservierungsmittel<br />

-» Ester (Insektenabschreckungsmittel, Riechstoffe)<br />

Phthalsäure(anhydrid) —> Octyl-, Butyl-, Ethylester (Weichmacher)<br />

-> Polyesterharze (Alkydharze)<br />

—> Anthrachinon (Farbstoffe)<br />

Isophthalsäure -> Alkydharze<br />

-» Weichmacher<br />

Terephthalsäure -> Polyterephthalsäureglycolester (Synthesefaser)<br />

p-Nitro-benzoesäure -> p-Amino-benzoesäure —» Arzneimittel (Procain; Benzocain,<br />

Lokalanästhetika s. Tab. 7.42)<br />

Nicotinsäure —> Nicotinsäureamid (Vitamin) —> 3-Aminopyridin (—» Pharmaka)<br />

-> N,N-Diethyl-nicotinsäureamid (Nicethamid, Analeptikum)<br />

—» Inositolnicotinat (Antihypertonikum)<br />

Isonicotinsäure —> Isonicotinsäurehydrazid (Isoniazid, Tuberkulostatikum)<br />

Technisch werden aromatische Carbonsäuren, über deren Verwendung Tabelle 6.14 unterrichtet, in großem<br />

Umfang aus den entspechenden Methylbenzenen hergestellt. Als Oxidationsmittel dienen Luft in<br />

Gegenwart von V2Os °der Cobalt- bzw. Mangansalzen oder Salpetersäure (Bofors-Prozeß). In Gegenwart<br />

von Co/Mn-acetat/bromid-Katalysatoren in Eisessig lassen sich Xylene einstufig zu Phthalsäuren autoxidieren<br />

(Amoco-Verfahren), d.h. die in Tab. 6.13 genannten schwer oxidierbaren Toluylsäuren treten nicht als<br />

isolierbare Zwischenprodukte auf; auch andere schwer oxidierbare Toluen-Derivate wie Nitrotoluole oder<br />

Tolunitrile sind so ohne weiteres oxidierbar.<br />

Nicotinsäure wird technisch durch Oxidation von 5-Ethyl-2-methyl-pyridin zu Pyridin-2,5-dicarbonsäure<br />

und anschließende selektive Decarboxylierung der 2-Carboxylgruppe hergestellt. Durch Oxidation von o-<br />

Toluen-sulfonsäureamid entsteht ein wichtiger, kohlenhydratfreier Süßstoff, das Natriumsalz des o-Sulfobenzoesäureimids<br />

(Saccharin) (Laborvorschrift vgl. Tab. 6.12):


424 D. 6. Oxidation und Dehydrierung<br />

COOH<br />

SO2NH2<br />

-H2O*<br />

Es wird oft im Gemisch mit dem stark süßenden Natriumsalz der N-Cyclohexyl-sulfamidsäure (Cyclamat)<br />

verwendet.<br />

6.2.2. Oxidation von Alkylaromaten zu Aldehyden und Ketonen<br />

Die Überführung methylierter Aromaten in Aldehyde ist schwierig, da der entstehende Aldehyd<br />

leichter oxidierbar ist als die Methylgruppe. Man muß daher den Aldehyd ständig aus der<br />

Reaktionsmischung entfernen, indem man ihn z.B. in gegen Oxidation beständige Derivate<br />

überführt. Als Oxidationsmittel ist Chromsäure in Acetanhydrid geeignet, wobei der Aldehyd<br />

als Diacetat abgefangen wird:<br />

Ar_CHs — 3 ^- 3 -^. Ar-CH [6.16]<br />

OCOCH3<br />

Beispiele für die Darstellung aromatischer Aldehyde (2- und 4-Nitro-benzaldehyd, 4-Brombenzaldehyd,<br />

4-Formyl-benzonitril) durch Oxidation von Methylaromaten mit Chromsäureanhydrid<br />

in Gegenwart von Acetanhydrid und Hydrolyse des entstandenen Diacetats: NISHI-<br />

MURA, T; Org. Synth., CoIl. Vol. IV (1963), 713; TSANG, S. M.; WOOD, E. H.; JOHNSON, J. R., Org.<br />

Synth., CoIl. Vol. III (1955), 641; LIEBERMAN, S. V.; CONNOR, R., Org. Synth., CoIl. Vol. II<br />

(1943), 441.<br />

Auch mit synthetischem Braunstein (erhältlich durch Komproportionierung von Kaliumpermanganat<br />

mit Mangansulfat) lassen sich bei genauer Dosierung aus Methylaromaten Arylaldehyde<br />

herstellen.<br />

Als weiteres selektives Oxidationsmittel wird Cerammoniumnitrat benutzt:<br />

H3C-^^CH3 + 4Ce 40 + H2O H3C^^V-CH=O + 4 Ce 3 ® + 4 H 0 [6.17]<br />

Darstellung von p-Toluylaldehyd ausp-Xylen 1 )<br />

In einem 500-ml-Zweihalskolben mit Rührer und Rückflußkühler wird eine Lösung von<br />

0,4 mol Cerammoniumnitrat in 200 ml 50%iger Essigsäure mit 0,1 mol p-Xylen versetzt und<br />

unter gutem Rühren 20 Minuten im siedenden Wasserbad erwärmt. (Das Gemisch muß dabei<br />

hellgelb werden.) Nach dem Erkalten wird dreimal ausgeethert, die Etherlösung erst mit 1,5 N<br />

Sodalösung (CO2!) und dann mit wenig Wasser gewaschen, über MgSO4 getrocknet und destilliert.<br />

Kp 206...208 0 C, KpI30O) 106 0 C; Ausbeute 68%.<br />

Nach der gleichen Vorschrift: o-Toluylaldehyd aus o-Xylen; Ausbeute 25%.<br />

Ist die Methylgruppe am Aromaten genügend reaktionsfähig, so läßt sich als weiteres selektives<br />

Oxidationsmittel Selendioxid (vgl. Reagenzienanhang) verwenden. Das ist vor allem bei<br />

methylsubstituierten Heterocyclen der Fall. So lassen sich z. B. 2-Methyl-benzthiazol, 2- bzw. 4-<br />

Methyl-pyridine, -chinoline, -chinazoline, aber auch 2-Methyl-naphthalen in die Aldehyde<br />

überführen.<br />

Darstellung von Naphthalen-2-carbaldehyd aus 2-Methyl-naphthalen: SULTANOV, A. S.;<br />

RODIONOV, V. M.; SHEMYAKIN, M. M., Zh. Obshch. Khim. 16 (1946), 2073.<br />

!) nach TRAHANOVSKY, W. S.; YOUNG, L. B., J. Org. Chem. 31 (1966), 2033


D. 6.2. Oxidation von Methyl- und Methylengruppen 425<br />

Chinolin-4-carbaldehyd aus 4-Methyl-chinolin: MCÖONALD, S. F., J. Am. Chem.<br />

Soc. 69 (1947), 1219.<br />

Uracil-6-carbaldehyd aus 6-Methyl-uracil: ZEE-CHENG, K. Y.; CHENG, C. C., J. Heterocycl.<br />

Chem. 1967,163.<br />

Benzaldehyd wird technisch durch partielle Oxidation von Toluen mit Luft an Wolfram-/Molybdänsalz-<br />

Katalysatoren bei 500 bis 600 0 C oder in Flüssigphase hergestellt.<br />

Auch die Chlorierung von Methylaromaten zu Benzyliden-dichloriden mit nachfolgender Verseifung<br />

kommt als Möglichkeit zur Darstellung aromatischer Aldehyde aus Methylaromaten in Frage (vgl. Tab.<br />

1.27 und Tab. 2.68).<br />

Methylengruppen, die durch benachbarte Arylreste aktiviert sind, lassen sich in einer Anzahl von Verbindungen<br />

mit den in D.6.2.1. genannten Oxidationsmitteln selektiv zu Ketogruppen oxidieren, so 1-Ethyl-<br />

2-nitro-benzen unter speziellen Bedingungen:<br />

NO2<br />

2 ~~ J /^ "\>^/"'"' X "/* N IJ<br />

+ 4 KMnO4 - f^ » 3 f T 3 + 4 MnO2 + 4 KOH + H2O [6-18]<br />

(MgSO4)<br />

2-, 3- bzw. 4-Nitro-acetophenon aus l-Ethyl-2-(3- bzw. 4-)nitro-benzen durch Oxidation mit<br />

Kaliumpermanganat in Gegenwart von Aluminiumsulfat: KOCHERGIN, P. M.; TITKOVA, R. M.;<br />

ZASOSOV, V. A.; GRIGOROVSKII, A. M., Zh. Prikl. Khim. 32 (1959), 1806.<br />

Herstellung von Fluorenon aus Fluoren mit Na2Cr2O7: HUNTRESS, E. H.; HERSHBERG, E. B.;<br />

CLIFF, I. S., J. Am. Chem. Soc. 53 (1931), 2720.<br />

Technisch kann Acetophenon durch Oxidation von Ethylbenzen mit Luftsauerstoff über Manganacetat<br />

bei 13O 0 C hergestellt werden, allerdings begleitet von Nebenreaktionen (welchen?). Ähnliche Verfahren<br />

gibt es auch für 2- und 4-Nitro-acetophenon, (-» 2-, 4-Amino-acetophenon), die durch Nitrierung von Acetophenon<br />

nicht erhältlich sind.<br />

6.2.3. Oxidation von aktivierten Methyl- und Methylengruppen<br />

in Carbonylverbindungen<br />

6.2.3.1. Oxidation mit Selendioxid<br />

Methylen- und Methylgruppen, die einer Carbonylgruppe benachbart sind, lassen sich mit<br />

Selendioxid selektiv in Carbonylgruppen überführen. Dabei entstehen mit sehr unterschiedlichen<br />

Ausbeuten a-Oxo-aldehyde, z. B.:<br />

H3C-CHO OHC-CHO<br />

Glyoxal<br />

H3C-CH2-CO-CH3<br />

H3C-CH2-CO-CHO + H3C-CO-CO-CH3<br />

17% 1%<br />

Wahrscheinlich bildet sich intermediär ein Enolester der selenigen Säure:<br />

O OH<br />

L ^6 O O<br />

?V° AO-.<br />

— /D (H — OC } . ^ 6 -Se,-H2O' "<br />

[6.19]


426 D. 6. Oxidation und Dehydrierung<br />

Als Lösungsmittel dienen Xylen, Ethanol oder Dioxan. Diuxrh Spuren von Wasser wird die<br />

Ausbeute in vielen Fällen erhöht.<br />

Zur Herstellung von a-Dicarbonylverbindungen über Isonitrosoketone vgl. D.8.2.3.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Darstellung von Arylglyoxalen (Aryloxoacetaldehyde)<br />

und 1,2-Diketonen (Tab. 6.21)<br />

| Achtung! Selenhaltige Rückstände zur fachgerechten Entsorgung sammeln.<br />

In einem 500-ml-Dreihalskolben mit Rührer, Rückflußkühler und Thermometer wird zu<br />

0,25 mol Keton in einer Mischung aus 180 ml Dioxan und 12 ml Wasser eine Lösung von<br />

0,25 mol sublimiertem Selendioxid (vgl. Reagenzienanhang) so zugetropft, daß die Temperatur<br />

2O 0 C nicht überschreitet. Nötigenfalls kühlt man den Kolben mit Wasser. Danach wird unter<br />

Rühren sechs Stunden zum Sieden erhitzt, das abgeschiedene Selen noch heiß abfiltriert (nicht<br />

abgesaugt!) und mit Dioxan gewaschen. (Evtl. muß ein zweites Mal filtriert werden.) Nach<br />

dem Abdestillieren des Lösungsmittels im Vakuum wird der Rückstand so destilliert, daß man<br />

eine Hauptfraktion über einen Siedebereich von 20 bis 3O 0 C auffängt und diese über eine<br />

kurze Vigreux-Kolonne rektifiziert.<br />

Bei Aryloxoacetaldehyden kann die Fraktion auch in das stabile Hydrat überführt werden:<br />

Das destillierte Rohprodukt wird in der 4- bis 6fachen Menge Wasser aufgekocht; beim Erkalten<br />

scheiden sich Kristalle ab, die abgesaugt werden. Nötigenfalls können diese durch Umkristallisieren<br />

aus 20%igem Ethanol mit Hilfe von Aktivkohle weiter gereinigt werden.<br />

Tabelle 6.27<br />

a-Dicarbonylverbindungen durch Oxidation mit SeO2<br />

Produkt<br />

Phenylglyoxal<br />

4-Brom-phenylglyoxal<br />

4-Ethyl-phenylglyoxal<br />

2,4,6-Trimethyl-phenyl-glyoxal<br />

1 -Pheny 1-propan- 1 ,2-dion<br />

Cyclohexan- 1 ,2-dion<br />

Ausgangsverbindung<br />

Acetophenon<br />

4-Brom-acetophenon<br />

4-Ethyl-acetophenon<br />

2,4,6-Trimethyl-acetophenon<br />

Propiophenon<br />

Cyclohexanon<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

95...9733(25)Hydrat:F91<br />

135...14223(17) Hydrat: F<br />

132...134 '<br />

110...1142 7(20) Hydrat: F<br />

93...95 (Z.)<br />

106o,5(4)<br />

n* 9 1,5520<br />

!031,6(I2)<br />

/#1,5334<br />

782,1(16)F34<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Anstatt mit dem giftigen Selendioxid können Alkylgruppen in enolisierbaren Ketonen auch<br />

durch die Iod(III)-Verbindung (Diacetoxyiodo)benzen, PhI(OAc)2 zu a-Hydroxy-ketonen oxidiert<br />

werden.<br />

6.2.3.2. Willgerodt-Reaktion<br />

Bei der Willgerodt-Reaktion werden Arylalkylketone mit wäßriger Ammoniumpolysulfid-<br />

Lösung (im allgemeinen unter Druck) zu co-Aryl-alkancarbonsäuren mit der gleichen Anzahl<br />

von Kohlenstoffatomen oxidiert:<br />

Ar-CO-(CH2)n-CH3 ^ 4 *** " 2 • Ar-(CH2)^1-COOH [6.22]<br />

Im Resultat ist also die Carbonylgruppe des Ketons zur Methylengruppe reduziert und die<br />

Methylgruppe zur Carboxylgruppe oxidiert worden.<br />

65<br />

50<br />

45<br />

60<br />

35<br />

25


D. 6.2. Oxidation von Methyl- und Methylengruppen 427<br />

Man erhält meist zunächst das Thioamid der Säure (oder auch das Amid), das anschließend<br />

verseift wird. Eine Verbesserung des Verfahrens bedeutet die Variante nach Kindler, nach der<br />

man drucklos arbeitet. An Stelle der Polysulfidlösung werden Schwefel und ein secundäres<br />

Amin (meist Morpholin) eingesetzt:<br />

Ar-CO-CH3<br />

+ S1 +NHR2<br />

+ 2H2O<br />

Ar-CH2-CS-NR2 ~* Ar-CH2-COOH + H2S + HNR2 [6.23]<br />

Die Methode hat Bedeutung vor allem zur Darstellung von Arylessigsäuren aus Arylmethylketonen,<br />

die durch Friedel-Crafts-Acylierung leicht zugänglich sind (vgl. D.5.1.8.1.).<br />

Die Willgerodt-Reaktion beginnt mit der Bildung eines Enamins (vgl. D.7.1.1.), das den Schwefel aufnimmt.<br />

Ihr weiterer Verlauf läßt sich nicht mit einem für alle Substrate einheitlichen Mechanismus wiedergeben.<br />

Für Arylmethylketone kann er wie folgt diskutiert werden:<br />

R2N R2N SH R2N S<br />

°,<br />

C-CH3<br />

C=CH2 \2 — - C = Cx — — Ar-C-C / \<br />

Ar Ar<br />

A/ H<br />

H H<br />

R © R<br />

N<br />

H H<br />

\ NR2<br />

C=C<br />

/ \<br />

H SH<br />

NR2<br />

Ar-CH2-C<br />

S<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Darstellung von Thiocarbonsäuremorpholiden (Willgerodt-Kindler-Reaktion)<br />

(Tab. 6.25)<br />

| Vorsicht! Schwefelwasserstoff-Entwicklung, Abzug!<br />

In einem 100-ml-Rundkolben mit Rückflußkühler werden 0,2 mol Morpholin zusammen mit<br />

0,1 mol Alkylarylketon und 0,2 mol (6,4 g) Schwefel oder 0,1 mol aromatischem Aldehyd und<br />

0,1 mol Schwefel sechs Stunden auf 135 0 C (Badtemperatur) erhitzt. Die noch warme Lösung<br />

gießt man in 40 ml heißes Ethanol. Durch Anreiben wird die Kristallisation des Thioamids eingeleitet,<br />

anschließend läßt man über Nacht im Kühlschrank stehen. Danach wird abgesaugt,<br />

mit kaltem Ethanol gewaschen und umkristallisiert. Für eine Abtrennung evtl. noch anhaftenden<br />

Schwefels empfiehlt sich eine Umkristallisation aus Nitromethan. Für die Verseifung kann<br />

das Rohprodukt eingesetzt werden.<br />

Tabelle 6.25<br />

Willgerodt-Kindler-Reaktion<br />

Produkt<br />

p-Tolylthioessigsäuremorpholid<br />

2,4-Dimethyl-phenylthioessigsäuremorpholidp-Methoxy-phenylthioessigsäuremorpholid<br />

Thiohomoveratrumsäuremorpholid<br />

Naphth- 1 -ylthioessigsäuremorpholid<br />

Naphth-2-ylthioessigsäuremorpholid<br />

Dithiomalonsäurebismorpholid<br />

Thiobenzoesäure-morpholid<br />

Ausgangsverbindung<br />

p-Methyl-acetophenon<br />

2,4-Dimethyl-acetophenon<br />

p-Methoxy-acetophenon<br />

(3,4-Dimethoxyphenyl)methylketon<br />

Methyl-a-naphthylketon<br />

Methyl-ß-naphthylketon<br />

AllylalkohoP) (oder Aceton)!)<br />

Benzaldehyd<br />

F in 0 C<br />

103 (EtOH)<br />

83 (MeOH)<br />

71 (MeOH)<br />

90 (EtOH)<br />

!41 (W.)<br />

108 (EtOH)<br />

195... 1 97<br />

(BuOH)<br />

143 (EtOH)<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

60<br />

55<br />

60<br />

60<br />

55<br />

65<br />

50 (20)<br />

70<br />

[6.24]<br />

4<br />

G


i<br />

428 D. 6. Oxidation und Dehydrierung<br />

Tabelle 6.25 (Fortsetzung)<br />

Produkt<br />

p-Methoxy-thiobenzoesäuremorpholidp-Dimethylamino-thiobenzoesäuremorpholidß-Phenyl-thiopropionsäuremorpholid<br />

2 )<br />

Ausgangsverbindung<br />

Anisaldehyd<br />

p-Dimethylamino-benzaldehyd<br />

Propiophenon<br />

F in 0 C<br />

114(EtOH)<br />

154 (EtOH)<br />

1 ) 0,4 mol Schwefel verwenden.<br />

2 ) Nicht isolierbar, gesamte Reaktionsmischung wird weiterverarbeitet (s. Tab. 6.26).<br />

Arbeitsvorschrift zur Verseifung von Thiocarbonsäuremorpholiden (Tab. 6.26)<br />

| Achtung! Entwicklung von Schwefelwasserstoff; im Abzug arbeiten<br />

2 )<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

78<br />

Zu 0,1 mol des rohen Thiomorpholids gibt man eine Lösung von 80g 50%iger Kalilauge in<br />

140 ml Alkohol und erhitzt sechs Stunden unter Rückfluß. Anschließend wird der Alkohol<br />

weitgehend abdestilliert, der Rückstand mit Wasser verdünnt, filtriert und mit konz. Salzsäure<br />

stark sauer gemacht (Schwefelwasserstoff-Entwicklung!). Nach dem Erkalten saugt man die<br />

ausgefallene Säure ab. Ist sie wasserlöslich bzw. fällt sie als Öl an, extrahiert man dreimal mit<br />

je 100 ml Ether, trocknet die vereinigten Extrakte über Magnesiumsulfat und destilliert das<br />

Lösungsmittel ab. Die Säure wird aus Wasser, evtl. unter Zusatz von Aktivkohle umkristallisiert.<br />

Die Ausbeute kann durch (weitere) Extraktion der Mutterlaugen erhöht werden.<br />

Tabelle 6.26<br />

Arylessigsäuren<br />

Produkt Ausgangsverbindung F in 0 C Ausbeute<br />

p-Tolylessigsäure<br />

2,4-Dimethyl-phenylessigsäure<br />

p-Methoxy-phenylessigsäure<br />

Homoveratrumsäure<br />

Naphth-1 -ylessigsäure<br />

Naphth-2-ylessigsäure<br />

ß-Phenyl-propionsäure<br />

1) wasserfrei: F 96 0 C<br />

2 ) die rohe Säure wird destilliert:<br />

p-Tolylthioessigsäuremorpholid 92 80<br />

(2,4-Dimethyl-phenyl)thioessigsäure- 105 80<br />

morpholid<br />

(p-Methoxy-phenyl)thioessigsäure- 85 75<br />

morpholid<br />

Thiohomoveratrumsäuremorpholid 68 (Hydrat) l ) 60<br />

Naphth-1-yl-thioessigsäuremorpholid 131 85<br />

Naphth-1-yl-thioessigsäuremorpholid 140 85<br />

ß-Phenyl-thiopropionsäuremorpholid 47 2 ) (Ligroin) 40<br />

(als rohes Reaktionsgemisch)<br />

169...17O 0 C.<br />

Teilschritte der Willgerodt-Reaktion finden sich in einer Reihe von Synthesen, mit denen<br />

Schwefel definiert in organische Verbindungen eingebaut wird. So lassen sich unter gleichen<br />

Bedingungen aromatische Aldehyde wie auch Allylalkohol zu Thiocarbonsäuremorpholiden<br />

umsetzen (vgl. Tab. 6.25).<br />

Auch viele Methyl- und Chlormethylaromaten können mit Schwefel mehr oder weniger<br />

glatt zu Thiocarbonsäurederivaten oxidiert werden.<br />

Ketone reagieren mit Schwefel und Ammoniak zu zP-Thiazolinen (Asinger-Reaktion):<br />

80<br />

2 )


+ NH3<br />

D. 6.2. Oxidation von Methyl- und Methylengruppen 429<br />

CH2R 1<br />

[6.27]<br />

Darstellung von A^-Thiazolinen: ASINGER, F.; OFFERMANNS, H., Angew.Chem. 79 (1967), 953.<br />

Carbonylverbindungen reagieren mit CH-aciden Nitrilen und Schwefel zu 2-Amino-thiophenen<br />

(Gerald-Reaktion), wobei die zunächst durch Knoevenagel-Kondensation (vgl.<br />

D.7.2.1.4.) gebildeten a-Alkyliden-nitrile den Schwefel aufnehmen, z. B.:<br />

R'<br />

O +<br />

COOEt<br />

R'<br />

COOEt<br />

CN<br />

+ S<br />

[6.28]<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Herstellung von 2-Amino-thiophen-3-carbonsäurederivaten<br />

(Tab. 6.29)<br />

Zu einem auf 60 0 C (Badtemperatur) erwärmten Gemisch von 30 ml Ethanol (für Methylester<br />

Methanol verwenden), 0,1 mol gepulvertem Schwefel, 0,1 mol Carbonylverbindung und 0,1<br />

mol Nitril (oder statt der beiden letztgenannten Verbindungen 0,1 mol Ylidennitril) tropft man<br />

unter Rühren innerhalb 10 - 15 Minuten 8 ml Morpholin (oder Diethylamin) und rührt weitere<br />

1,5 Stunden bei 6O 0 C. Mit Cyclohexanon wird bei Raumtemperatur ohne zusätzliche Erwärmung<br />

gearbeitet. Von wenig ungelöstem Schwefel filtriert man nötigenfalls heiß ab. Danach<br />

wird l bis 2 Stunden bis zur Beendigung der Kristallisation stehen gelassen, zuletzt in Eiswasser.<br />

Man saugt die ausgefallenen Kristalle ab, wäscht mit etwas kaltem Alkohol und kristallisiert<br />

aus wenig Ethanol oder Nitromethan um. Bleibt die Ausbeute zu niedrig, wird die Mutterlauge<br />

in Wasser eingerührt und aufgearbeitet.<br />

Tabelle 6.29<br />

2-Amino-thiophen-3-carbonsäurederivate<br />

Produkt Ausgangsverbindung F in 0 C Ausbeute<br />

2-Amino-4,5-tetramethylen-thiophen-<br />

3-carbonsäureethylester<br />

2-Amino-4,5-tetramethylen-thiophen-<br />

3-carbonitril<br />

2-Amino-4,5-dimethyl-thiophen-<br />

3-carbonsäuremethylester<br />

2-Amino-4-methyl-thiophen-<br />

3,5-dicarbonsäurediethylester<br />

2-Amino-4-phenyl-thiophen-<br />

3-carbonsäureethylester<br />

5-Acetyl-2-amino-4-methylthiophen-<br />

3-carbonsäureethylester<br />

2-Amino-3-cyan-4-methylthiophen-5carbonsäureethylester<br />

Cyclohexanon,<br />

Cyanessigsäureethylester<br />

Cyclohexanon,<br />

Malononitril<br />

Ethylmethylketon,<br />

Cyanessigsäuremethylester<br />

Acetessigsäureethylester,<br />

Cyanessigsäureethylester<br />

a-Cyan-zimtsäureethylester<br />

Acetylaceton,<br />

Cyanessigsäureethylester<br />

Acetessigsäureethylester,<br />

Malononitril<br />

115<br />

147...148<br />

120...122<br />

!08... 1 09<br />

9S...96<br />

156...158<br />

210...212<br />

80<br />

78<br />

50<br />

55<br />

60<br />

55<br />

45


430 D. 6. Oxidation und Dehydrierung<br />

6.3. Oxidation von primären und secundären Alkoholen<br />

und Aldehyden<br />

Primäre und secundäre Alkohole reagieren mit den bei der Oxidation von Methyl- und<br />

Methylengruppen genannten Oxidationsmitteln schon unter wesentlich milderen Bedingungen,<br />

während tertiäre Alkohole sich nur schwer und unter C-C-Spaltung oxidieren lassen (vgl.<br />

D.6.1).<br />

-CH2OH —* -CHO —- —COOH<br />

\ \<br />

CHOH —» CO<br />

6.3.1. Oxidation von primären und secundären Alkoholen zu Aldehyden<br />

bzw. Ketonen<br />

Als Oxidationsmittel kommen sehr viele Reagenzien in Frage. Gebräuchlich sind:<br />

• Chrom(VI)-Verbindungen<br />

Kaliumdichromat-Schwefelsäure K2Cr2O7^2SO4<br />

Chromtrioxid/Schwefelsäure/Aceton CrO3/H2SO4<br />

Chromtrioxid-Pyridin-Komplex CrO3 • 2 C5H5N<br />

Pyridiniumchlorochromat (PCC) C5H5NH - ClCrOf<br />

Pyridiniumdichromat (PDC) (C5H5NH - )2Cr2O 2e<br />

„aktiviertes" Dimethylsulfoxid (DMSO)<br />

DMSO/Oxalylchlorid (Swern-Reaktion) Me2SO/(COCl)2<br />

• Halogen-Verbindungen<br />

Unterhalogenige Säure HOCl<br />

Dess-Martin-Periodinan (DMP) s. [6.38]<br />

• weitere Verbindungen<br />

Mangan(IV)-oxid (synthetischer Braunstein) MnO2<br />

Tetrapropylammoniumperruthenat (TPAP)/ Pr4N - RuOf<br />

Af-Methyl-morpholin-Ar-oxid (NMO)<br />

Im Laboratorium werden Chromsäure und ihre Verbindungen häufig benutzt.<br />

Bei der Oxidation gesättigter Alkohole mit Chromsäure lagert sich der Alkohol nucleophil an die<br />

Chromsäure an, wobei unter Wasserabspaltung ein Chromsäureester gebildet wird. Dieser Schritt ist der<br />

Bildung von Estern aus Carbonsäuren analog, vgl. D.7.1.4.1. In der zweiten Reaktionsphase wird, wahrscheinlich<br />

über einen cyclischen Übergangszustand, das a-Wasserstoffatom des Alkohols auf den Chromat-<br />

Rest übertragen, wobei das Metall aus dem sechswertigen in den vierwertigen Zustand übergeht:<br />

Rx £H OxOxOH _H20 R ^ /P R v H °v ,,-„<br />

C V + x-Cr' -. R'-C - Cr-OH C=O + Cr=O I 631 J<br />

R-^H o* OH -H2O ,, ,, R/ HO/<br />

Das Cr(IV) wird durch weiteren Alkohol bis zur dreiwertigen Stufe reduziert, so daß folgende Bruttogleichung<br />

resultiert:<br />

3 R2CHOH + Na2Cr2O7 + 4 H2SO4 - 3 R2CO + Cr2(SO4J3 + Na2SO4 -t- 7 H2O [6.32]<br />

Durch Oxidation von primären Alkoholen mit Dichromat/Schwefelsäure lassen sich Aldehyde<br />

selten in höheren Ausbeuten als 60% darstellen. Man kann aber den entstehenden Alde-


D. 6.3. Oxidation von primären und secundären Alkoholen und Aldehyden 431<br />

hyd in geeigneter Weise abfangen (vgl. 6.2.1, [6.16]), ihn kontinuierlich abdestillieren, falls er<br />

leicht flüchtig ist, oder in einem Zweiphasen-System arbeiten und ihn auf diese Weise laufend<br />

extrahieren, vgl. nachstehende Vorschrift.<br />

Darstellung von Aldehyden durch Oxidation mit Dichromat/Eisessig (allgemeine Arbeitsvorschrift):<br />

BOSCHE, H. G., in: HOUBEN-WEYL, Bd. 4/lb (1975), S. 460.<br />

Als selektive Oxidationsmittel finden der Chromtrioxid-Pyridin-Komplex (CrO3 • 2C5H5N),<br />

das Pyridinium-chlorochromat (PCC, C5H5NH - ClCrOf) und Pyridinium-dichromat (PDC,<br />

[C5H5NH - J2Cr2O 20 ) Verwendung. Sie sind vor allem für die Oxidation von Alkoholen mit<br />

weiteren oxidierbaren Gruppen geeignet. So oxidieren sie z. B. ungesättigte primäre Alkohole<br />

zum Aldehyd, ohne daß die C=C-Doppelbindung angegriffen wird.<br />

Die Oxidation von secundären Alkoholen gelingt leichter als die von primären und ergibt<br />

bessere Ausbeuten, da ihre Reaktivität höher als die primärer Alkohole ist und die entstehenden<br />

Ketone wesentlich stabiler gegenüber Oxidationsmitteln als Aldehyde sind.<br />

Bei der nachstehenden Vorschrift wird in einem Zweiphasen-System gearbeitet. Die gebildeten<br />

Ketone werden dem Oxidationsgemisch durch das organische Lösungsmittel entzogen<br />

und so vor der weiteren Oxidation geschützt.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Oxidation secundärer Alkohole zu Ketonen mit Dichromat/Schwefelsäure<br />

1 ) (Tab. 6.33)<br />

Achtung! Chromate sind cancerogen. Jeglichen direkten Kontakt vermeiden, Schutzhandschuhe<br />

tragen. Chromhaltige Rückstände zur schadlosen Beseitigung sammeln.<br />

In einen 500-ml-Dreihalskolben mit Rührer, Tropftrichter, Thermometer und Rückflußkühler<br />

wird zu einer Lösung von 0,2 mol des Alkohols in 100 ml Ether im Verlauf von 15 Minuten<br />

eine Lösung von 0,067 mol Natriumdichromat (Na2Cr2O7 • 2H2O) und 15 ml Schwefelsäure in<br />

100 ml Wasser unter Rühren zugetropft. Die Temperatur soll 25 0 C betragen. Dann wird noch<br />

zwei Stunden bei dieser Temperatur gerührt, die Etherschicht abgetrennt und die wäßrige<br />

Phase noch zweimal mit je 50 ml Ether extrahiert. Die vereinigten Etherextrakte werden mit<br />

gesättiger Natriumhydrogencarbonat-Lösung, sodann mit Wasser gewaschen und über Magnesium-<br />

oder Natriumsulfat getrocknet. Nach Abdampfen des Ethers fraktioniert man über eine<br />

kurze Vigreux-Kolonne.<br />

Die Vorschrift ist für Halbmikroansätze gut geeignet (Magnetrührer!). Sie läßt sich zur analytischen<br />

Charakterisierung secundärer Alkohole verwenden, indem man das rohe Keton in<br />

geeignete Derivate überführt.<br />

Tabelle 6.33<br />

Ketone aus secundären Alkoholen<br />

Produkt<br />

Cyclohexanon<br />

2-Methyl-cyclohexanon<br />

(-)-Menthon<br />

cis-Decalin-2-on<br />

Ethylisopropylketon<br />

Propiophenon<br />

Ausgangsverbindung<br />

Cyclohexanol<br />

2-Methyl-cyclohexanol<br />

(-)-Menthol<br />

ds-Decalin-2-ol 1 )<br />

2-Methyl-pentan-3-ol<br />

1 -Phenyl-propanol<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

155<br />

653,1(23)<br />

670,5(4)<br />

11 Oi^iO)<br />

112<br />

931,5(11)F21<br />

" 2 D 0<br />

1,4503<br />

1,4490<br />

1,4536<br />

1,4927<br />

1,3975<br />

!,527O<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Als Ausgangsprodukt kann das rohe Isomerengemisch eingesetzt werden, das bei der Hydrierung nach<br />

Tab. 4.124 anfällt.<br />

I nach BROWN, H. C, GARG, C R, J. Am. Chem. Soc. 83 (1961), 2952<br />

65<br />

62<br />

70<br />

60<br />

60<br />

65


432 D. 6. Oxidation und Dehydrierung<br />

Nortricyclanon aus Nortricyclanol mit Chromsäureanhydrid in Aceton: MEINWALD, J.; CRAN-<br />

DALL, J.; HYMNES, W. E., Org. Synth. 45 (1965), 77.<br />

Ein Nachteil der Chromium-Verbindungen ist ihre Giftigkeit. An ihrer Stelle läßt sich unterchlorige<br />

Säure HOCl in Form der billigen, weniger giftigen und leichter zu entsorgenden Natriumhypochlorit-Bleichlauge<br />

für die selektive Oxidation primärer und secundärer Alkohole zu<br />

Aldehyden bzw. Ketonen einsetzen. Man führt die Reaktion in einem Zweiphasensystem<br />

(Wasser/Dichlormethan) in Gegenwart des stabilen Radikals 2,2,6,6-Tetramethyl-piperidin-loxyl<br />

(TEMPO), KBr und NaHCO3 als Puffer durch.<br />

Das Radikal bildet während der Reaktion reversibel den eigentlichen Katalysator, 2,2,6,6-Tetramethyl-<br />

1-oxo-piperidiniumion, das den Alkohol dehydriert. Das entstehende Piperidinol wird durch HOCl (in<br />

Gegenwart von KBr offenbar HOBr) wieder zum Oxopiperidiniumion oxidiert.<br />

Der eingesetzte Alkohol darf in Wasser nicht leicht löslich sein, und auch die entstehende<br />

Carbonylverbindung muß sich gut in Dichlormethan lösen. NaOCl soll am Ende in einem<br />

geringen Überschuß vorliegen, was mit Kaliumiodid-Stärke-Papier leicht feststellbar ist (Blaufärbung).<br />

Die Reaktion ist stark exotherm, so daß gerührt und gut gekühlt werden muß, vor<br />

allem bei größeren Ansätzen. C=C-Doppelbindungen stören, da sie HOCl addieren können.<br />

Wenn man dem Zweiphasen-Reaktionsgemisch einen Phasentransfer-Katalysator, z.B.<br />

Methyl-trioctyl-ammoniumchlorid (Aliquat 336), zusetzt, entstehen aus primären Alkoholen<br />

(oder aus Aldehyden) Carbonsäuren.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Oxidation von Alkoholen und Aldehyden mit Natriumhypochlorit<br />

1 ) (Tab. 6.35)<br />

A. Darstellung von Aldehyden und Ketonen<br />

In einem 250-ml-Dreihalskolben mit effektivem mechanischem Rührer, Tropftrichter mit<br />

Druckausgleich und Innenthermometer kühlt man ein Gemisch von 0,1 mol des betreffenden<br />

Alkohols und 0,16g (l mmol) 2,2,6,6-Tetramethyl-piperidin-l-oxyl in 40 ml Dichlormethan<br />

und von 1,2g (0,01 mol) KBr in 5 ml Wasser im Eis-Kochsalz-Bad unter gutem Rühren auf<br />

-1O 0 C und tropft 110 ml (0,01 mol) einer IM NaOCl-Lösung vom pH 9,5 2 ) innerhalb von<br />

10-15 Min. so zu, daß die Innentemperatur nicht über 15 0 C steigt. Man rührt noch fünf Min.,<br />

wonach noch HOCl nachweisbar sein soll (Blaufärbung von Kaliumiodid-Stärke-Papier). Die<br />

organische Phase wird abgetrennt und die wäßrige Phase mit 10 ml Dichlormethan extrahiert.<br />

Zur Entfernung des Katalysators wäscht man die vereingten organischen Phasen mit 20 ml<br />

10%iger Salzsäure, der man 0,32g (2 mmol) Kaliumiodid zugesetzt hat, danach mit einer<br />

10%igen wäßrigen Lösung von Natriumthiosulfat und schließlich mit 10 ml einer 10%igen<br />

Natriumhydrogencarbonat-Lösung sowie mit dem gleichen Volumen Wasser. Nach dem Trocknen<br />

mit Magnesiumsulfat wird das Dichlormethan und das Produkt über eine 15-cm-Vigreux-<br />

Kolonne (gegebenenfalls im Vakuum) destilliert. Die Reinheit des Produktes wird gaschroma-<br />

1 J nach ANELLI, P. L.; MONTANARI, F.; QUICI, S., Org. Synth. 69 (1990), 212.<br />

2 ) Handelsübliche Natriumhypochlorit-Bleichlauge ist frisch etwa 1,8- bis 2-molar und hat einen pH-Wert<br />

von etwa 12,5. Ihr Gehalt an NaOCl sinkt beim Lagern. Sie soll daher unmittelbar vor Gebrauch titriert<br />

und mit festem Natriumhydrogencarbonat auf einen pH-Wert von 9,5 gebracht werden (pH-Papier).


D. 6.3. Oxidation von primären und secundären Alkoholen und Aldehyden 433<br />

tographisch überprüft. Feste Produkte werden nach dem Abdestillieren des Dichlormethans<br />

umkristallisiert.<br />

B. Darstellung von Carbonsäuren<br />

Zur Oxidation von primären Alkoholen oder von Aldehyden verfährt man wie nach Variante<br />

A, setzt dem Ausgangsgemisch aber zusätzlich 1,4g (5mmol) Aliquat 336 in 10 ml Wasser zu<br />

und verdoppelt für Alkohole das Volumen an Hypochloritlösung. Nach Zugabe des Oxidationsmittels<br />

wird 45 Min. nachgerührt. Zur Aufarbeitung wird das Zweiphasen-Reaktionsgemisch<br />

mit 2 N Natronlauge geschüttelt, bis die wäßrige Phase pH 12 aufweist. Die abgetrennte<br />

wäßrige Phase wird zur Ausfällung der Carbonsäure mit 6 N Salzsäure angesäuert.<br />

Feste Produkte werden abgesaugt und umkristallisiert, flüssige extrahiert man dreimal mit je<br />

20 ml Dichlormethan, trocknet die vereinigten organischen Phasen mit Magnesiumsulfat und<br />

destilliert im Vakuum über eine Vigreux-Kolonne.<br />

Die Oxidation mit Natriumhypochlorit ist auch im Mikromaßstab durchführbar, wobei man<br />

die Menge des Dichlormethans verdreifacht.<br />

Bestimmung des Natriumhypochlorit-Gehaltes einer Bleichlauge<br />

l ml der Bleichlauge wird im Maßkolben mit destilliertem Wasser auf 10 ml verdünnt. Von dieser<br />

Lösung entnimmt man 2 ml, verdünnt im Titriergefäß mit 40 ml destilliertem Wasser und<br />

titriert mit 0,1 N Natriumnitritlösung bis zur Blaufärbung von KI-Stärke-Papier, was durch<br />

Tüpfeln festgestellt wird.<br />

[NaOCl] = Volumen NaNO^-Lösung x Q l / |<br />

1 Volumen NaOCl - Lösung<br />

Zur Bereitung der Nitritlösung werden 0,345g Natriumnitrit (p. a.) und 2g Natriumhydrogencarbonat<br />

in einem 100-ml-Maßkolben mit destilliertem Wasser gelöst.<br />

Tabelle 6.35<br />

Oxidation von Alkoholen und Aldehyden mit Natriumhypochlorit<br />

Produkt<br />

Heptanal (Önanthaldehyd)<br />

Octanal (Caprylaldehyd)<br />

Nonanal (Peiargonaldehyd)<br />

Decanal (Caprinaldehyd)<br />

Undecanal<br />

Benzaldehyd<br />

4-Nitro-benzaldehyd<br />

Cyclohexanon<br />

2-Ethyl-l-hydroxy-hexan-3-on<br />

Heptansäure (Önanthsäure)<br />

Undecansäure<br />

Ausgangsverbindung<br />

Heptanol<br />

Octanol<br />

Nonanol<br />

Decanol<br />

Undecanol<br />

Benzylalkohol<br />

4-Nitro-benzylalkohol<br />

Cyclohexanol<br />

2-Ethyl-hexan-! ,3-diol<br />

Heptanol<br />

Undecanol<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

152<br />

722j(2o)<br />

81 1,7(1 3)<br />

91 1,7(13)<br />

H62,4(18)<br />

64ij(i3)<br />

FlOO(Et2O/<br />

Petrolether)<br />

155<br />

118i,6(i2)<br />

1141J(13)<br />

iöSi^n)<br />

n 2 ?<br />

1,4279<br />

1,4217<br />

1, 4242<br />

1,4280<br />

1,4520<br />

1,5446<br />

1,4503<br />

1,42 1 O<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Unter milden Bedingungen läßt sich die Dehydrierung von primären und secundären Alkoholen<br />

auch mit dem gut zugänglichen Dimethylsulfoxid (DMSO) in Gegenwart eines Elektrophils<br />

durchführen („aktiviertes Dimethylsulfoxid"). Als Elektrophil sind u. a. Dicyclohexylcarbodiimid,<br />

Essigsäureanhydrid und Oxalyldichlorid geeignet. Die Variante mit Oxalylchlorid<br />

wird als Swern-Oxidation bezeichnet.<br />

65<br />

72<br />

7 1<br />

68<br />

65<br />

6 1<br />

65<br />

73<br />

64<br />

95<br />

55


434 D. 6. Oxidation und Dehydrierung<br />

Das DMSO wird intermediär durch Reaktion mit Oxalyldichlorid in ein Sulfoniumsalz überführt, an dessen<br />

stark elektrophilem Schwefel der Alkohol unter Substitution angreift (vgl. [6.36]). Aus dem gebildeten<br />

Sulfoniumsalz entsteht bei Zusatz einer Base ein YHd, das sich in Dimethylsulfid und die Carbonylverbindung<br />

umwandelt. Diese ist unter den angewendeten Bedingungen nicht weiter oxidierbar.<br />

(H3C)2S=O + CICOCOCI (CHa)2S-O-CO-CO-CI _co _co" (CH3)2S-CI Cl 0<br />

Cl 0<br />

V° H + r, IfPH 1 . R'V°^ CH3 BaSe R'V°^ CH3 MM<br />

p.^w C| - S < CH 3)2 T^T R ~? ? -~r©~ R ~?J^ [636]<br />

K H<br />

H CH3 M H^ICH2<br />

R<br />

. ^=O + S(CH3)2<br />

R'<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Oxidation von Alkoholen mit Dimethylsulfoxid/Oxalylchlorid<br />

(Swern-Oxidation) (Tab. 6.37)<br />

Achtung! Man arbeite in einem gut ziehenden Abzug und entsorge bzw. reinige anfallende<br />

Lösungen und Geräte nach beendeter Umsetzung, indem man gebildetes Dimethylsulfid<br />

durch Schütteln bzw. Spülen mit alkalischer Kaliumermanganat-Lösung oxidiert.<br />

Alle Geräte und Reagenzien müssen gut getrocknet werden (vgl. auch Reagenzienanhang).<br />

Ein 100-ml-Einhalskolben mit Magnetrührer und Dreiwegehahn wird auf 1,3 kPa (10 Torr)<br />

evakuiert und mit einem Heißluftgebläse ausgeheizt. Nach dem Abkühlen füllt man mit trokkenem<br />

Schutzgas (Stickstoff oder Argon), evakuiert und begast ein zweites Mal. Unter Schutzgas<br />

wird anschließend mit einer Injektionsspritze durch den Dreiwegehahn eine Lösung von<br />

1,0 ml (11,0 mmol) Oxalyldichlorid in 25 ml Dichlormethan in den Kolben gegeben. Man stelle<br />

einen langsamen Gasstrom ein, so daß bei der Einführung der Kanüle durch den Dreiwegehahn<br />

Schutzgas entweicht. Man kühlt im Aceton-Trockeneis-Bad und gibt nach einigen Minuten<br />

(die Innentemperatur sollte etwa -60 0 C erreicht haben) unter Rühren wiederum mit der<br />

Injektionsspritze eine Lösung von 1,7 ml (22 mmol) Dimethylsulfoxid in 5 ml Dichlormethan.<br />

Nach kurzer Reaktionszeit werden anschließend innerhalb 5 min 10 mmol des zu oxidierenden<br />

Alkohols in 10 ml Dichlormethan portionsweise zugesetzt. Nach weiteren 15 min versetzt man<br />

mit 7 ml (50 mmol) Triethylamin, rührt noch 5 min und läßt anschließend langsam auf Raumtemperatur<br />

erwärmen. Nach Entfernen des Dreiwegehahns gibt man 50 ml Wasser zur Reaktionsmischung,<br />

trennt die organische Phase ab und extrahiert die wäßrige Phase mit 50 ml<br />

Dichlormethan. Die vereinigten organischen Phasen werden nacheinander mit je 100 ml gesättigter<br />

Kochsalzlösung, 50 ml l%iger Schwefelsäure, 50 ml Wasser und abschließend mit 50 ml<br />

5%iger Natriumhydrogencarbonat-Lösung gewaschen und über Magnesiumsulfat getrocknet.<br />

Nach dem Entfernen des Lösungsmittels unter vermindertem Druck ist die erhaltene Carbonylverbindung<br />

in der Regel für weitere Umsetzungen ausreichend rein (man überprüfe dies<br />

IR- bzw. NMR- spektroskopisch!).<br />

Zur weiteren Reinigung destilliert man oder kristallisiert um.


Tabelle 6.37<br />

Oxidation von Alkoholen nach SWERN<br />

Produkt<br />

Undecanal<br />

(S)-(-)-2-(N,N-Dibenzylamino)-propanal<br />

Benzaldehyd<br />

Zimtaldehyd<br />

Cyclopentanon<br />

Cyclohexanon<br />

Norcampher<br />

(/?)-(+)-Campher<br />

Benzil i)<br />

Acetophenon<br />

Benzophenon<br />

Pinacolon<br />

D. 6.3. Oxidation von primären und secundären Alkoholen und Aldehyden 435<br />

Ausgangsverbindung<br />

Undecanol<br />

(S)-(+)-2-(N,N-Dibenzylamino)-propanol<br />

Benzylalkohol<br />

Zimtalkohol<br />

Cyclopentanol<br />

Cyclohexanol<br />

Norborneol<br />

Borneol<br />

Benzoin<br />

1-Phenyl-ethanol<br />

Diphenylmethanol<br />

(±)-Pinacolyl-alkohol<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

1.102.4(18)<br />

Öl, racemisiert<br />

bei Raumtemp.<br />

179,641J(13)<br />

129<br />

130<br />

156<br />

F 95<br />

F 180<br />

F 95<br />

942,7(20); F 20<br />

19Q2,o (i5); F 48<br />

106<br />

ng)<br />

1,4520<br />

[a]gUl,0°<br />

(in ChIf.)<br />

1,5450<br />

1,6219<br />

1,4359<br />

1,4503<br />

[oc] 2 D°+43,5°<br />

(in EtOH)<br />

1,5340<br />

1,3956<br />

Man halbiere den angegebenen Ansatz und löse das Benzoin in 30 ml Dichlormethan.<br />

Ausb.<br />

in%<br />

85<br />

85<br />

80<br />

80<br />

90<br />

90<br />

95<br />

90<br />

85<br />

95<br />

75<br />

Rohausb.<br />

in%<br />

Von den vielen speziellen Reagenzien, die zur selektiven Oxidation von Alkoholen zu Aldehyden bzw.<br />

Ketonen verwendet werden können, sind die folgenden besonders interessant:<br />

Mit dem sog. Dess-Martin-Periodinan (DMP), einer Iod(V)-Verbindung, die aus o-Iodbenzoesäure<br />

gewonnen wird, gelingt die Oxidation bereits unter sehr milden, bei Zuzatz von Pyridin nahezu neutralen<br />

Bedingungen. Iod(V) wird dabei zu lod(III) reduziert:<br />

\ r r\<br />

C=O + O + 2AcOH<br />

' ^^ /^-i<br />

OAc<br />

100<br />

98<br />

100<br />

97<br />

99<br />

97<br />

97<br />

99<br />

95<br />

98<br />

98<br />

100<br />

[6.38]<br />

Im Molekül vorhandene C=C-Doppelbindungen sowie Thio-, secundäre Amino- und andere funktionelle<br />

Gruppen werden nicht angegriffen. Das Reagens wird i. a. bei Reaktionen im mmol-Maßstab angewandt;<br />

es kann leicht regeneriert werden. Die Verbindung kann allerdings bei erhöhten Temperaturen<br />

explodieren; die handelsübliche Lösung in CH2Cl2 laß sich jedoch gefahrlos handhaben.<br />

Ein selektives Oxidans ist auch Tetrapropylammoniumpermthenat Pr4N^RuO - (TPAP), eine Ruthenium(VII)-Verbindung,<br />

in Gegenwart von Morpholin-N-oxid (NMO). Das Perruthenat braucht nur in katalytischen<br />

Mengen angewandt zu werden; es wird unter den Reaktionsbedingungen durch das in stöchiometrischer<br />

Menge eingesetzte N-Oxid wieder reoxidiert.<br />

Ein wichtiges Verfahren zur Herstellung von Aldehyden und Ketonen ist die katalytische<br />

Dehydrierung von primären und secundären Alkoholen:<br />

(Cu)<br />

C=O + H2<br />

[6.39]<br />

Als Katalysatoren eignen sich metallisches Silber, Kupfer, Kupferchromiumoxid und Zinkoxid.<br />

Das Gleichgewicht der katalytischen Dehydrierung [6.39] stellt sich bei etwa 300 bis<br />

400 0 C ein.


436 D. 6. Oxidation und Dehydrierung<br />

Die Dehydrierung ist stark endotherm (ARH® = 70...86 kJ • moH). Der entstandene Wasserstoff läßt<br />

sich jedoch auch durch mitgeführte Luft verbrennen, wodurch die Gesamtreaktion R-CH2-OH + 1/2 O2<br />

-» R-CH=O -i- H2O stark exotherm wird (^R// - = -160... -180 kJ • moH). Man nennt den letztgenannten<br />

Prozeß deshalb auch oxidative oder autotherme Dehydrierung.<br />

Die katalytische Dehydrierung von Alkoholen hat als Labormethode an Bedeutung verloren; eine Allgemeine<br />

Arbeitsvorschrift findet sich in früheren Auflagen dieses Buches. Dagegen ist die Dehydrierung<br />

von Alkoholen ein technisch wichtiges Verfahren zur Herstellung von Aldehyden und Ketonen. In großem<br />

Umfange werden so Formaldehyd, Acetaldehyd, Aceton, Ethylmethylketon und Cyclohexanon gewonnen.<br />

Durch Dehydrocyclisierung von Butan-l,4-diol an Kupfer bei 25O 0 C stellt man technisch in hoher Ausbeute<br />

y-Butyrolacton her, und Glyoxal ist duch Oxidehydrierung aus Ethylenglycol bei 300 0 C in Gegenwart<br />

von Halogenverbindungen als Inhibitoren erhältlich.<br />

Eine katalytische Dehydrierung von Alkoholen findet auch bei der Oppenauer-Oxidation<br />

statt, vgl. D.7.3.1.2.<br />

6.3.2. Oxidation von primären Alkoholen und Aldehyden zu Carbonsäuren<br />

Oxidationsmittel, die primäre Alkohole zu Aldehyden oxidieren, können auch zur Herstellung<br />

von Carbonsäuren aus Alkoholen (wobei die Aldehydstufe durchlaufen wird) und aus Aldehyden<br />

benutzt werden.<br />

Bei der Oxidation eines Aldehyds mit Chromsäure wird wahrscheinlich intermediär ein Chromsäuremonoester<br />

gebildet, der sich von der Hydratform des Aldehyds ableitet und analog zur Oxidation von<br />

Alkoholen weiterreagiert, vgl. [6.31/6.32].<br />

Die Geschwindigkeit der Oxidation substituierter Benzaldehyde steigt in dem Maße, wie<br />

die Hydratform begünstigt ist, d. h. p-CH3O < p-CH3 < H < p-Cl < m-CH3O < m-Cl < m-NO2<br />


Tabelle 6.47<br />

Carbonsäuren<br />

Produkt<br />

Hexansäure<br />

Octansäure<br />

Decansäure<br />

Heptansäure<br />

Nonansäure<br />

D. 6.3. Oxidation von primären und secundären Alkoholen und Aldehyden 437<br />

Ausgangsverbindung<br />

Hexanol<br />

Octanol<br />

Decanol<br />

Oct-l-en<br />

Dec-l-en<br />

Kp<br />

in 0 C<br />

206...208<br />

239...240;<br />

129...1302,1(16)<br />

148...150U(9)<br />

220...222;<br />

115...1161>5(11)<br />

142...1432,1(16)<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Da die Aldehydgruppe leichter oxidierbar ist als die Hydroxylgruppe, kann man z.B. in<br />

Aldosen die Aldehydfunktion unter milden Bedingungen selektiv oxidieren. Man erhält so mit<br />

lod in alkalischer Lösung aus D-Glucose die Gluconsäure:<br />

CHO COOH<br />

H-C-OH H-C-OH<br />

" 0 ^-" + I2 * 2OH 0 _ H °-f H + 2. 0 + H2O [6.42] L J<br />

H-C-OH H-C-OH<br />

H-C-OH H-C-OH<br />

CH2OH CH2OH<br />

Diese Reaktion läßt sich zur iodometrischen Bestimmung von Zuckern verwenden.<br />

Auch mit Silber(I)-ionen (als Ammoniakat: Tollens-Reagens) und Kupfer(II)-ionen (als Tartratkomplex:<br />

Fehlingsche Lösung) kann man im alkalischen Medium Aldehyde selektiv zu Säuren oxidieren, wobei die<br />

genannten Ionen zu metallischem Silber bzw. rotem Kupfer(I)-oxid reduziert werden.<br />

Ammoniakalische Silbernitratlösung und Fehlingsche Lösung benutzt man daher als Nachweisreagenzien<br />

für Aldehyde; sie werden durch Alkohole und Ketone nicht reduziert. Zu beachten ist jedoch, daß<br />

Ketosen genauso wie Aldosen Fehlingsche Lösung reduzieren, da sie im alkalischen Medium leicht in<br />

Aldosen umgelagert und teilweise zu niederen Aldosen abgebaut werden.<br />

Mit Salpetersäure kann man in Aldosen sowohl die Aldehydgruppe als auch die primäre<br />

Alkoholgruppe oxidieren, so daß Hydroxydicarbonsäuren entstehen, z.B. Schleimsäure aus<br />

D-Galaktose:<br />

CHO COOH<br />

H-C-OH H-C-OH<br />

HO-C-H HN03> HO-C-H<br />

HO-C-H " HO-C-H<br />

H-C-OH H-C-OH<br />

CH2OH COOH<br />

Darstellung von Schleimsäure aus Milchzucker (Oxidation mit Salpetersäure)<br />

| Vorsicht! Nitrose Gase; Abzug!<br />

0,03 mol Milchzucker werden mit 120 ml 25%iger Salpetersäure (D = 1,15) auf dem Wasserbad<br />

auf ein Volumen von 20 ml eingedampft und dann 30 ml Wasser zugesetzt. (Die mit entstandene<br />

Zuckersäure ist wasserlöslich.) Nach mehrtägigem Stehen saugt man ab und wäscht mit<br />

kaltem Wasser. Ausbeute 30 bis 40%. Zur Reinigung wird in der äquivalenten Menge Alkali<br />

gelöst und mit der beechneten Menge Säure ausgefällt. F213 0 C (Zers.).<br />

60<br />

75<br />

55<br />

45<br />

45


438 D. 6. Oxidation und Dehydrierung<br />

Darstellung von Trichloressigsäure aus Chloral (Oxidation mit Salpetersäure)<br />

| Vorsicht! Trichloressigsäure ist hautreizend; Gummihandschuhe!<br />

0,24 mol Chloralhydrat werden in einem 250-ml-Kolben geschmolzen und 17 ml rauchende Salpetersäure<br />

(D = 1,5) vorsichtig zugetropft (Abzug!). Wenn die Stickoxid-Entwicklung nachläßt,<br />

wird auf dem Wasserbad erwärmt, bis sie vollständig aufgehört hat, und anschließend im<br />

Vakuum destilliert. Kp2,7(2o) 102 0 C; F 57 0 C; Ausbeute 55%.<br />

Polyhydroxyverbindungen lassen sich in Lösung mit Sauerstoff am Platin-Kontakt selektiv oxidieren.<br />

Am leichtesten verläuft dabei die Oxidation einer primären Hydroxylgruppe, je nach den Bedingungen zu<br />

einer Aldehyd- oder Carboxylgruppe. Diese Reaktion hat vor allem Bedeutung für die selektive Oxidation<br />

von Kohlenhydraten und ihren Derivaten, z. B. zur Herstellung von Uronsäuren.<br />

In der Technik wird durch Autoxidation von Acetaldehyd ohne Katalysator bei 50 bis 70 0 C in großem<br />

Umfange Essigsäure hergestellt. Intermediär entsteht die Peressigsäure (s. D. 1.5.), die als Hauptprodukt<br />

bei O 0 C und 3 MPa nach dem gleichen Verfahren gewonnen werden kann. Mit 60%iger Salpetersäure<br />

erhält man aus Acetaldehyd bei 40 0 C Glyoxal neben einer Reihe von Säuren. Durch Oxidation mit Luft<br />

läßt sich auch Isobutyraldehyd in Isobuttersäure überführen.<br />

Durch biochemische Oxidation von Alkohol-haltigen Lösungen (vor allem aus Gärungsprozessen) mit<br />

z. B. Acetobacter aceti, Gluconobacter oxidans werden spezielle Sorten von Speiseessig erzeugt.<br />

Auch die Oxidation von D-Sorbit zu L-Sorbose wird technisch mit Acetobacter suboxidans durchgeführt.<br />

L-Sorbose oxidiert man dann z. B. mit Natriumhypochlorit - nach Schutz der Hydroxylgruppen durch Ketalisierung<br />

mit Aceton - zu 2-Oxogulonsäure, die mit Säuren unter Lactonbildung Ascorbinsäure (Vitamin<br />

C) ergibt.<br />

OH OH (Acetobacter pH OH O<br />

suboxidans)<br />

OH OH OH<br />

D-Sorbit<br />

Di-O-isopropyliden-<br />

2-oxo-L-gulonsäure<br />

OH OH OH<br />

L-Sorbose<br />

6.4. Chinone durch Oxidation<br />

6.4.1. Chinone aus aromatischen Kohlenwasserstoffen<br />

OH<br />

Di-O-isopropyliden-<br />

L-sorbofuranose<br />

[6.43a]<br />

Die Synthese von Chinonen durch Oxidation aromatische Kohlenwasserstoffe verläuft als<br />

Elektronenübertragung entsprechend [6.10] und gelingt deshalb umso leichter, je niedriger das<br />

Oxidationspotential E0x(D) des Aromaten ist. Deshalb erfordert die Oxidation von Benzen<br />

(E0x = 2,54 V, SHE, in Acetonitril) zum p-Benzochinon das äußerst starke Oxidationsmittel<br />

Silber(II)oxid (Ag(II): £ - = 2 ,0 V; zum Lösungsmitteleinfluß vgl. D.6.2.1). Die Oxidationspotentiale<br />

von Naphthalin, Anthracen oder Phenanthren (vgl. Tab. 6.5) sind dagegen so niedrig,<br />

daß mit Chromsäure, Wasserstoffperoxid oder Luftsauerstoff/V2O5 zJRG-Werte


O<br />

p-Benzochinon o-Benzochinon<br />

D. 6.4. Chinone durch Oxidation 439<br />

[6.44]<br />

Bei der Oxidation mit Chromsäure werden unter gleichen Bedingungen die folgenden Produkte<br />

in den angegebenen Ausbeuten erhalten:<br />

20%<br />

[6.45]<br />

o-Chinone sind energiereicher als p-Chinone. Das Phenanthrenchinon wird daher leicht<br />

weiter zur Diphensäure oxidiert:<br />

[6.46]<br />

Aber auch aus Naphthalen wird nicht nur Naphtho-l,4-chinon, sondern auch Phthalsäureanhydrid<br />

erhalten (vgl. die geringe Ausbeute an 1,4-Naphthochinon in der nachstehenden Vorschrift).<br />

In der folgenden Arbeitsvorschrift zur Oxidation von Kohlenwasserstoffen zu Chinonen<br />

wird ein großer Überschuß an Chromsäure verwendet, da anderenfalls nicht umgesetztes Ausgangsprodukt<br />

zurückbleibt, das die Reinigung der Endprodukte erschwert. Man muß dann<br />

jedoch die Umsetzung möglichst abbrechen, wenn aller Kohlenwasserstoff verbraucht ist, um<br />

Weiteroxidationen zu vermeiden.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von Chinonen aus Kohlenwasserstoffen mit<br />

Chromsäureanhydrid (Tab. 6.47)<br />

I<br />

Achtung! Chrom(VI)-oxid ist cancerogen. Jeglichen direkten Kontakt vermeiden; Schutzhandschuhe<br />

tragen. Chromhaltige Rückstände und Waschlösungen nicht in den Ausguß gießen,<br />

sondern sachgemäß entsorgen.<br />

In einen 500-ml-Dreihalskolben mit Thermometer, Rührer und Tropftrichter (Öffnung lassen!)<br />

werden zu einer Mischung von 0,05 mol Ausgangsverbindung (feste Produkte fein pulverisiert)<br />

und 90 ml 90%iger Essigsäure 0,25 mol Chromtrioxid, gelöst in 50 ml 60%iger Essigsäure,<br />

innerhalb einer Stunde unter kräftigem Rühren zugetropft. Die Temperatur wird dabei zwischen<br />

5 und 20 0 C gehalten. Man rührt noch 40 bis 60 Minuten bei 40 0 C, um die Oxidation zu<br />

vervollständigen. Zur Bestimmung des Endpunkts der Reaktion entnimmt man vor Ablauf der<br />

angegebenen Reaktionszeit etwa alle 5 Minuten eine Probe, verdünnt mit Wasser, saugt ab<br />

und wäscht mit Wasser aus. Das Produkt muß hellgelb (nicht grün) gefärbt und der Geruch des<br />

Kohlenwasserstoffs verschwunden sein. Unter Umständen gibt auch eine rasch ausgeführte<br />

i<br />

G


440 D. 6. Oxidation und Dehydrierung<br />

Schmelztemperatur-Bestimmung über noch vorhandenes Ausgangsmaterial Auskunft. Nach<br />

Beendigung der Reaktion wird das Reaktionsgemisch in das gleiche Volumen Wasser gegossen,<br />

abgesaugt und umkristallisiert, vgl. auch die Angaben in der nachstehenden Tabelle.<br />

Tabelle 6.47<br />

Chinone aus aromatischen Kohlenwasserstoffen<br />

Produkt<br />

Naphtho- 1 ,4-chinon<br />

2-Methyl-naphtho-<br />

1, 4-chinon<br />

Phenanthrenchinon<br />

Anthrachinon<br />

Acenaphthochinon<br />

Ausgangsverbindung<br />

Naphthalen<br />

2-Methylnaphthalen<br />

Phenanthren<br />

Anthracen<br />

Acenaphthen<br />

keine Endpunktbestimmung erforderlich<br />

F Ausbeute<br />

in 0 C in%<br />

124 (Hexan) 35<br />

106 (MeOH) 45<br />

207 (EtOH oder 60<br />

AcOH)<br />

285 (Dioxan) 80<br />

261 (Tetralin) 50<br />

Bemerkungen<br />

lichtgeschützt aufbewahren,<br />

polymerisiert leicht<br />

rohes Chinon mit Sodalösung<br />

digerieren<br />

nach CrO3-Zugabe 4 Std.<br />

unter Rückfluß erhitzen 1 )<br />

Rohprodukt mit Tetralin aufkochen,<br />

heiß filtrieren<br />

Anthrachinon, ein wichtiges Zwischenprodukt für Farbstoffe (vgl. D.5.2.1), wird technisch durch Oxidation<br />

von Anthracen mit CrO3 in flüssiger Phase bei 50...10O 0 C oder mit Luft bei 37O 0 C an Eisenvanadat<br />

(neben anderen Methoden, vgl. D.5.1.8.1) mit hoher Selektivität und vollständigem Umsatz hergestellt.<br />

Naphtho-1,4-chinon ist Nebenprodukt der Oxidation von Naphthalen zu Phthalsäureanhydrid (vgl.<br />

D.6.5.I.).<br />

6.4.2. Chinone aus substituierten Aromaten<br />

Besonders leicht lassen sich Chinone aus o- bzw. p-Diphenolen oder Diaminen herstellen, da<br />

diese Ausgangsprodukte sehr niedrige Oxidationspotentiale besitzen, vgl. Tab. 6.5, so daß die<br />

Elektronenübertragung thermodynamisch sehr günstig ist.<br />

Das durch Entzug eines Elektrons gebildete Radikal, ein sog. Semichinon, wird durch Mesomerie<br />

stabilisiert. Am bekanntesten ist die Oxidation von 4-Amino-A^N-dimethylanilin durch<br />

Brom, die zu Wursters Rot führt:<br />

NH2<br />

H3C xNx CH3<br />

H3C X - X CH3<br />

CH3<br />

[6.48]<br />

Diese Verbindung (sie ist gleichzeitig Kation und Radikal) geht bei weiterer Oxidation in<br />

das entspechende Chinon-Immonium-Salz über, das in wäßriger Lösung sehr schnell zum p-<br />

Benzochinon hydrolysiert wird:


H3C" "CH3<br />

+ Br2<br />

-H @ ,-Br 0<br />

N®<br />

H3C' ^CH3<br />

f2H20<br />

- NH3 , - H 1 - (CHa)2NH<br />

D. 6.4. Chinone durch Oxidation 441<br />

[6.49]<br />

Analog wird auch Hydrochinon über das (in alkalischer Lösung nachweisbare Semichinon)<br />

in das p-Benzochinon übergeführt. 1 ) Diese Reaktion läßt sich besonders gut als als Autoxidation<br />

durchführen (Luftsauerstoff/Vanadiumpentoxid):<br />

•0-0- H-Q-Q<br />

O<br />

\<br />

H2O2 [6.50]<br />

Auf einer solchen Reaktion beruht ein wichtiges technisches Verfahren zur Herstellung von Wasserstoffperoxid<br />

aus 2-Ethyl- oder 2-tert-Butyl-anthrahydrochinon. Das entstehende Anthrachinon wird an Nickel<br />

bei 35 0 C wieder zum Anthrahydrochinon hydriert.<br />

Auch die Autoxidation von Isopropylalkohol mit Sauerstoff wird zur technischen Darstellung von Wasserstoffperoxid<br />

ausgenutzt:<br />

H3C-CHOH-CH3 + O2-* H3C-CO-CH3 + H2O2<br />

Chinone können unter Aufnahme von zwei Elektronen leicht in den aromatischen Zustand<br />

übergehen:<br />

[6.51]<br />

Sie sind deshalb Oxidationsmittel und leicht zu den entspechenden Hydrochinonen reduzierbar<br />

(Chinon z. B. bereits durch Schwefeldioxid in saurer Lösung). Die Fähigkeit, als Oxidationsmittel<br />

zu wirken, wird erhöht, wenn im Kern noch zusätzlich Elektronen ziehende Substituenten<br />

gebunden sind, so daß z. B. Chloranil ein starkes Oxidationsmittel darstellt (s. D.6.6.).<br />

In der Natur wird die Synthese von Lignin durch die Oxidation von Coniferylalkohol eingeleitet, dem<br />

eine Dehydrogenase ein Elektron und Proton entzieht. Das entstehende Radikal reagiert in Folgereaktionen<br />

zu einem vernetzten Makromolekül.<br />

> Da p-Benzochinon nicht alikalibeständig ist, wird die Oxidation in saurer Lösung durchgeführt und verläuft<br />

dabei über das Chinhydron. Chinhydrone sind tiefgefärbte Molekülverbindungen aus Chinonen<br />

und Hydrochinonen, die meist im Molverhältnis 1:1 vorliegen. Sie können einfach durch Zusammengießen<br />

von wäßrigen Lösungen der Ausgangs produkte hergestellt werden, sind aber häufig nur im festen<br />

Zustand beständig. (Man informiere sich in diesem Zusammenhang über die Chinhydronelektrode.)


442 D. 6. Oxidation und Dehydrierung<br />

Darstellung von Naphtho-l^-chinon<br />

\ 1 )<br />

l-Amino-naphth-2-ol-hydrochlorid durch reduktive Spaltung von ß-Naphtholorange<br />

0,01 mol ß-Naphtholorange werden in 50 ml Wasser gelöst und bei 40 bis 5O 0 C mit 0,02 mol<br />

Natriumdithionit-dihydrat versetzt. Man schwenkt um, bis die rote Farbe verschwunden ist und<br />

sich ein gelblich bis rosa gefärbter Niederschlag von l-Amino-naphth-2-ol abscheidet. Zur<br />

Koagulation erhitzt man bis zum Aufschäumen und kühlt anschließend im Eisbad. Der Niederschlag<br />

wird abgesaugt, mit Wasser gewaschen und unter Schütteln zu einer Lösung von l ml<br />

konz. Salzsäure, 20 ml Wasser und etwa 50 mg Zinn(II)-chlorid (als Antioxidans) gegeben.<br />

Man erwärmt leicht, bis fast alles gelöst ist, saugt durch eine dünne Schicht von Aktivkohle ab<br />

und versetzt dann mit 4 ml konz. Salzsäure. Das ausgefallene l - Amino-naphth-2-ol-hydrochlorid<br />

wird durch Erwärmen gelöst und die Lösung im Eisbad gekühlt, der Niederschlag abgesaugt<br />

und mit einer kalten Lösung von l ml konz. Salzsäure in 4 ml Wasser gewaschen. Das<br />

Hydrochlorid muß schnell weiterverarbeitet werden, da es sehr luftempfindlich ist.<br />

Oxidation zum Naphtho-l,2-chinon<br />

Man löst in der Hitze 0,02 mol Eisen(III)-chlorid-hexahydrat in 2 ml konz. Salzsäure und 10 ml<br />

Wasser, kühlt auf Raumtemperatur und filtriert die Lösung. Das l-Amino-naphth-2-ol-hydrochlorid<br />

wird unter Rühren in wenig Wasser bei 35 0 C gelöst. In die filtrierte Lösung rührt man<br />

die Eisenchloridlösung ein. Der entstehende Niederschlag wird abgesagt und sorgfältig mit<br />

Wasser säurefrei gewaschen. F145 bis 147 0 C (Zers.); Ausbeute 75%.<br />

Nach der gleichen Methode läßt sich Naphtho-l,4-chinon über das 1,4-Diamino-naphthalenhydrochlorid<br />

herstellen: CONANT, J. B.; FREEMANN, S. A., Org. Synth. CoIl. Vol. I (1941), 383;<br />

FIESER, L. F., Org. Synth. CoIl. Vol. II (1943), 39.<br />

Darstellung von p-Benzochinon aus Hydrochinon mit Natriumchlorat/Vanadiumpentoxid:<br />

UNDERWOOD, H. W; WALSH, W. L.; Org. Synth. CoIl. Vol. II (1943), 553; mit Natriumdichromat/<br />

Schwefelsäure: VLIET, E. B., Org. Synth. CoIl. Vol. I (1941), 482.<br />

Technisch wird p-Benzochinon in einer komplexen Reaktion durch Oxidation von Anilin mit<br />

oder CrO3 in schwefelsaurer Lösung (vgl. D.6.4.3.) hergestellt. Wegen der Giftigkeit von Chromiumsalzen<br />

ist diese Synthese ökologisch ungünstig.<br />

Chinone sind in der Natur weit verbreitete Stoffwechselprodukte von Pilzen und höheren Pflanzen (z. B.<br />

Vitamin K). Aber auch im tierischen Organismus kommen sie vor und entstehen hier durch Oxidation von<br />

(Hydroxyphenyl)aminosäuren. Man informiere sich in diesem Zusammenhang z. B. über die Entstehung<br />

der braunen bis schwarzen Hautpigmente (Melanine) aus Tyrosin oder Adrenalin. Ubichinon, ein 2,3-<br />

Dimethoxy-5-methyl-benzo-l,4-chinon mit Isopren-Seitenkette, fungiert als Oxidationsmittel in der<br />

Atmungskette. Das ähnlich gebaute Plastochinon ist in gleicher Weise bei der Photosynthese wirksam.<br />

Zu den Reaktionen der Chinone als vinyloge Carbonylverbindungen s. D.7.4., als dienophile<br />

Komponente für Diels-Alder-Reaktionen vgl. Tab. 4.99.<br />

6.4.3. Chinonimine durch oxidative Kupplung<br />

In der Oxidation von p-Amino-N.Af-dimethylanilin mit Dichromat in Gegenwart von N9N-<br />

Dimethylanilin ist das in Gleichung [6.48] formulierte Radikalkation in der Lage, sich an den<br />

reaktiven Aromaten anzulagern. Der folgende Oxidationsschritt stabilisiert das Reaktionsprodukt<br />

unter Ausbildung einer N-C-Bindung. Erneute Oxidation führt schließlich zu einem farbigen<br />

„chinoiden" System. (Man vergleiche dessen Struktur und Mesomerie mit der des Kristallvioletts,<br />

D.5.I.8.5.):<br />

i) Nach FIESER, L. F.; Experiments in Organic Chemistry. - D. C. Heath and Co., Boston 1957, S. 208; zur<br />

reduktiven Spaltung von Azofarbstoffen vgl. [8.36].


Bindschedlers Grün<br />

D. 6.4. Chinone durch Oxidation 443<br />

Bindschedlers Grün gehört zu den sogenannten Indaminen (N-Phenyl-chinondiimine),<br />

deren Stammkörper bei der oxidativen Kupplung von p-Phenylendiamin mit Anilin gebildet<br />

wird ([6.53], I). Bei der oxidativen Kupplung aromatischer Amine mit Phenolen entstehen die<br />

N-Phenyl-chinonmonoimine („Indophenole"), deren Stammkörper ([6.53], II) die Komponenten<br />

p-Aminophenol und Phenol vereinigt:<br />

H2N^^N=/ = VNH HO-^^N^^VO I 6 - 53 ^<br />

Verbindungen vom Typ I oder II werden oft in reversibler Reaktion über eine Semichinon-Stufe oxidiert/reduziert.<br />

Mesomeriefähige Chinonimmoniumsalze, wie Bindschedlers Grün, lassen sich als N-Analoge<br />

von Polymethinen (D.7.2.1.1) auffassen, was ihre tiefe Farbe erklärt. Das Strukturelement ist auch in<br />

kationischen Azofarbstoffen enthalten. (Auch tautomere Formen von Azofarbstoffen haben Chinoniminstruktur,<br />

vgl. D.8.3.3.).<br />

Als Textilfarbstoffe sind Indamine und Indophenole u.a. wegen ihrer Hydrolyseempfindlichkeit (vgl.<br />

D.6.4.2) nicht geeignet. Sie sind aber Vorprodukte für Schwefelfarbstoffe, in die sie beim Erhitzen mit<br />

Alkalipolysulfiden übergehen. Bindschedlers Grün reagiert mit H2S zum Methylenblau.<br />

Indophenole und Indamine haben eine große Bedeutung als Bildfarbstoffe in der Farbphotographie. An<br />

den belichteten Stellen des Photomaterials entstehen aus dem Silberhalogenid Silberkeime. Diese katalysieren<br />

die Oxydation des Entwicklers, eines N,N-Dialkyl-p-phenylendiamins, durch Silberhalogenid zum<br />

Chinondiimmoniumsalz, das dann mit den in den Schichten des Farbfilms eingelagerten Farbkupplern zu<br />

Farbstoffen reagiert. Als Kuppler für Gelb werden meist ß-Oxo-carbonsäureanilide, für Purpur speziell<br />

substituierte Pyrazolin-5-one (vgl. D.7.1.4.2.) und für Blaugrün 2-Acetamidophenole oder a-Naphtholderivate<br />

verwendet, z. B.:<br />

Et2N^/ \^NH2 + (^ /^0H *;" 9Dr • Et2N^/ VM >=O [6-54]<br />

-4 Ag ,-4HBr<br />

Anilin kann oxidativ nicht zu einem einheitlichen Produkt gekuppelt werden. Mit Chromsäure<br />

bildet sich in der Kälte hauptsächlich ein Gemisch von „Oligo-indaminen", in denen bis<br />

zu acht Anilinmoleküle linear verknüpft sind:<br />

[6.55]<br />

Läßt man dabei die Hydrolyse der gebildeten Chinondiimine zu, so resultiert p-Benzochinon,<br />

das zum großen Teil auf diese Weise hergestellt wird (vgl. dazu D.6.4.2.).<br />

p-Benzochinon aus Anilin: GATTERMANN, L.; WIELAND, T; SUCROW, W.: Die Praxis des Chemikers.<br />

- Walter de Gruyter, Berlin, New York 1982, S. 567.


444 D. 6. Oxidation und Dehydrierung<br />

Weitergehende Oxidation führt zum Anilinschwarz, einem der ältesten synthetischen Farbstoffe. Er<br />

kann auch auf der Baumwollfaser entwickelt werden, indem aufgezogenes Aniliniumsalz mit Chlorat und<br />

Hexacyanoferrat(III) unter Katalyse mit Ammoniumvanadat oxidiert wird. Als Hauptbestandteil von Anilinschwarz<br />

nimmt man über N-Brücken verknüpfte N-phenylsubstituierte Phenazinringe an, die durch<br />

Addition von Anilin an die intermediären „Oligo-indamine" [6.55], nachfolgende Dehydrierung und<br />

Cyclodehydrierung entstehen. Die als Farbstoffe für Plaste, Kugelschreiberpasten, Schuhcreme und Drucke<br />

verwendeten Induline und Nigrosine werden durch Oxidation von Anilin bei höheren Temperaturen hergestellt<br />

und stellen ein Gemisch farbiger Verbindungen mit einem hohen Blauschwarzanteil dar.<br />

Hydrazone, die sich von heterocyclischen Oxoverbindungen ableiten und eine (cyclische)<br />

Amidrazonstruktur >N-C =N-NH2 besitzen, kuppeln oxidativ mit aromatischen Aminen, Phenolen<br />

und CH-aciden Verbindungen zu Azofarbstoffen, z. B.:<br />

CH3<br />

N<br />

>><br />

S<br />

NR2<br />

>=N-N<br />

©<br />

NR2<br />

[6.56]<br />

Die Reaktion stellt eine Ergänzung der Azokupplung (vgl. D.8.3.3) dar, weil mit ihr kationische Azofarbstoffe<br />

direkt hergestellt werden können ([6.56]; man bilde eine zweite mesomere Grenzformel) und<br />

auch Verbindungen, die nicht durch Azokupplung erhältlich sind. (Man formuliere als Beispiel die Reaktion<br />

von l-Methyl-pyrid-2-on-hydrazon mit a-Naphthol.)<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Herstellung von Azofarbstoffen durch oxidative Kupplung 1 )<br />

Tab. 6.57)<br />

A. Phenole und CH-acide Verbindungen<br />

Zu einer Lösung von 0,05 mol N-Methyl-benzthiazol-2-on-hydrazon 2 ), 0,05 mol Kupplungskomponente<br />

und 30 ml Wasser in 70 ml Methanol läßt man unter Rühren und Kühlung bei 25<br />

bis 30 0 C während 2-5 min eine Lösung, bestehend aus 0,022 mol Kaliumhexacyanoferrat(III)<br />

in 50 ml Wasser, 50 ml Methanol und 20 ml 25%iger Ammoniaklösung zulaufen. Nach 15<br />

Minuten wird mit 250 ml Wasser verdünnt, abgesaugt, mit Wasser gewaschen und nach dem<br />

Trocknen umkristallisiert.<br />

B. Aromatische Amine<br />

Zu einer Lösung von 0,05 mol N-Methyl-benzthiazol-2-on-hydrazon 2 ) und 0,05 mol Kupplungskomponente<br />

in 20 ml Eisessig gibt man eine Spatelspitze CuSO4 und danach unter Rühren<br />

0,012 mol Wasserstoffperoxid (30%ig). Nach 30 Minuten werden 2 g Natriumtetrafluoroborat,<br />

gelöst in wenig Wasser, zugesetzt und die Lösung auf die Hälfte eingedampft. Nach dem<br />

Erkalten wird abgesaugt, das Produkt mit ca. 7 ml Wasser kurz aufgekocht, nach Abkühlung<br />

erneut abgesaugt, getrocknet und aus Essigester umkristallisiert.<br />

1 J nach HÜNIG, S.; FRITZSCH, K. H., Liebigs Ann. Chem. 609 (1957), 143<br />

2 ) Darstellung: RIEMSCHNEIDER, R.; GEORGI, S., Monatsh. Chem. 91 (1960), 623).


Tabelle 6.57<br />

Oxidative Kupplung<br />

Produkt<br />

N'-(3-Methyl-benzthiazol-<br />

2-yliden)-naphtho-l ,2chinon-<br />

1 -monohydrazon<br />

N'-(3-Methyl-benzthiazol-<br />

2-yliden)-chinolin-5,8-dion-<br />

5-hydrazon<br />

N'-(3-Methyl-benzthiazol-<br />

2-yliden)-(3-rnethyl-l-phenyl-pyrazol-4,5-dion)-<br />

4-hydrazon<br />

3-Methyl-2-(4-dimethylamino-phenylazo)benzthiazolium-tetrafluoroborat2-(4-Diethylamino-phenylazo)-3-methylbenzthiazoliumtetrafluoroborat3-Methyl-2-(4-phenylamino-phenylazo)-benzthiazoliumtetrafluoroborat<br />

Ausgangsverbindung<br />

ß-Naphthol<br />

8-Hydroxychinolin<br />

3-Methyl-<br />

1-phenylpyrazol-5-on<br />

N,N-Dimethylanilin<br />

N,N-Diethylanilin<br />

Diphenylamin<br />

D. 6.5. Oxidationen unter C-C-Spaltung 445<br />

Variante F in 0 C<br />

A 242...244<br />

(Chlorbenzen)<br />

A 253<br />

(Glycolmonomethylether)<br />

A 258<br />

(DMF)<br />

B 208 (Z.)<br />

B 199...200 (Z.)<br />

B 182...183<br />

'-max<br />

(Ig^) 1 )<br />

490 (4,42)<br />

(DMF)<br />

495 (4,55)<br />

(DMF)<br />

435 (4,46)<br />

(DMF)<br />

600 (4,80)<br />

(EtOH)<br />

595 (4,80)<br />

(EtOH)<br />

610(4,U)<br />

(AcOH)<br />

l ) ^max !ängstwellige Absorption in nm; s (l - moH • cm -1 ) molarer Extinktionskoeffizient<br />

6.5. Oxidationen unter C-C-Spaltung<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Unter schärferen Bedingungen (höhere Temperaturen, längere Reaktionszeit, Überschuß an<br />

Oxidationsmittel) werden organische Verbindungen im allgemeinen unter Spaltung des Moleküls<br />

zu Carbonsäuren oxidiert. Bei vollständigem oxidativem Abbau (Verbrennung) erhält<br />

man schließlich Kohlendioxid und Wasser als Endprodukte.<br />

Bei der Oxidation von Paraffinen bei 105 bis 12O 0 C mit Luftsauerstoff in Gegenwart von Mangansalzen<br />

gehen die dabei intermediär nach dem üblichen Autoxidations-Mechanismus [1.42] gebildeten Hydroperoxide<br />

in Ketone über, die zu Hydroperoxyketonen weiteroxidiert werden. Diese wiederum zerfallen in<br />

Säure und Aldehyd, der nach dem in [1.46] formulierten Mechanismus ebenfalls zur Säure oxidiert wird:<br />

0OH<br />

R 1<br />

-H2O<br />

HOO<br />

O O / O \<br />

+ E r ° 2 - JL<br />

OH R'^^H \ R 1 ^X)Hy<br />

Bei der technisch ausgeführten katalysierten Flüssigphasenoxidation von n-Paraffinen des Bereiches<br />

C2O-C3O entstehen, da alle Methylengruppen etwa die gleiche Reaktivität gegenüber O2 besitzen (vgl.<br />

D. l .5.), Fettsäuren aller möglichen Kettenlängen von C1 bis C30. Darüber hinaus fallen Dicarbonsäuren,<br />

Alkohole, Ketone und Ester als Nebenprodukte an (vgl. D.6.2.). Wichtig ist der relativ hohe Anteil von<br />

Carbonsäuren des Bereiches Ci2...Ci8, die in die Ester überführt und an Kupfer-Chromiumoxid-Katalysatoren<br />

zu den für die Waschmittelherstellung wichtigen „Fettalkoholen" hydriert werden (D.7.3.2.). Bei der<br />

energischen Oxidation von unsubstituierten Cycloparaffinen entstehen Dicarbonsäuren, z. B. Adipinsäure<br />

aus Cyclohexan:<br />

75<br />

80<br />

75<br />

63<br />

55<br />

60<br />

[6.58]


446 D. 6. Oxidation und Dehydrierung<br />

[6.59]<br />

Bei dieser auch technisch durchgeführten Synthese treten allerdings immer durch weitere Oxidation entstandene<br />

Abbauprodukte auf (z. B. Glutarsäure, Bernsteinsäure).<br />

Wenn durch funktioneile Gruppen (C=C-Doppelbindungen, Hydroxyl- und Carbonylgruppen)<br />

ein bevorzugter Angriffspunkt für das Oxidationsmittel gegeben ist, so daß die C-C-Spaltung<br />

an einer bestimmten Stelle des Moleküls leichter erfolgt, werden einheitlichere Produkte<br />

erhalten, und die Reaktionen gewinnen auch präparatives Interesse.<br />

6.5.1. Oxidation von C-C-Mehrfachbindungen<br />

C-C-Mehrfachbindungen sind gegenüber Chromsäure, Salpetersäure oder Permanganat sehr<br />

empfindlich. Zunächst lagern sich zwei Hydroxylgruppen an (cis-Hydroxylierung, vgl. [4.36]).<br />

Das so gebildete 1,2-Diol wird normalerweise sofort unter Spaltung der C-C-Bindung weiteroxidiert.<br />

Unter Phasentransferkatalyse sind aber mitunter 1,2-Diole (Glycole) aus Olefinen<br />

darstellbar:<br />

cis-l,2-Diole durch Oxidation von Olefinen mit KMnO4 in Gegenwart von Alkali: WEBER,<br />

W. R; SHEPHERD, J. R, Tetrahedron Leiters 1972,4907.<br />

Ein ausgezeichnetes Reagenz zur cis-Dihydroxylierung von Olefinen ist Osmiumtetroxid,<br />

das allerdings teuer und toxisch ist. In Gegenwart von tert-Butylhydroperoxid oder von Af-Oxiden<br />

tertiärer Amine, z. B. Trimethylamin-N-oxid, N-Methylmorpholin-W-oxid oder Pyridin-Woxid<br />

wird es jedoch ständig reoxidiert, so daß katalytische Mengen von OsO4 hinreichen.<br />

Eine wichtige Methode zur Oxidation von C-C-Mehrfachbindungen ist die Epoxidierung,<br />

vgl. D.4.1.6.<br />

In der Technik gewinnt neben der Epoxidierung auch die katalysierte oxidative Umsetzung von Ethylen<br />

mit Essigsäure bei 170 0 C und 2,8 MPa Bedeutung für die Herstellung von Glycol:<br />

H2C=CH2 + 2AcOH * °* - AcOCH2CH2OAc + 2H2 °. HOCH2CH2OH + 2AcOH [6.60]<br />

— ri2O<br />

Durch Weiteroxidation der intermediär aus den Olefinen gebildeten 1,2-Diole entstehen in<br />

Abhängigkeit von der Struktur des Olefins Säuren oder Ketone:<br />

v H HO OH O O<br />

\ / i i n n<br />

[6.61]<br />

Die Reaktion hat zur Darstellung gewisser Carbonsäuren Bedeutung, z. B. von Adipinsäure<br />

aus Cyclohexen oder von Nonansäure und Azelainsäure aus Ölsäure (technisch u.a. durch<br />

Oxidation von Ricinusöl):<br />

CH3(CH2J7CH=CH(CH2)7COOH — CH3(CH2J7COOH + HOOC(CH2)7COOH [6.62]<br />

Beispiele für die Darstellung ungeradzahliger Fettsäuren aus Alkenen mit Hilfe von<br />

Kaliumpermanganat finden sich in der Arbeitsvorschrift zur Tabelle 6.41.<br />

Außerdem läßt sich die Oxidation zum Nachweis der Doppelbindung verwenden (Entfärbung<br />

von kalter sodaalkalischer Kaliumperrnanganatlösung, Baeyersche Probe). Da die Doppelbindung<br />

unter den Reaktionsbedingungen wandern kann, ist die Oxidation zur Bestimmung<br />

ihrer Lage nur bedingt geeignet. Einheitlicher verläuft die Ozonspaltung der Olefine, die sich


D. 6.5. Oxidationen unter C-C-Spaltung 447<br />

auch präparativ für die Darstellung von Aldehyden oder Säuren bzw. Ketonen ausnutzen läßt<br />

(vgl. D.4.I.7.).<br />

Unter schärferen Bedingungen können auch aromatische Ringe, vor allem von polycyclischen Aromaten,<br />

unter C-C-Spaltung oxidiert werden. So stellt man in der Technik Phthalsäureanhydrid durch Oxidation<br />

von Naphthalen über Vanadiumpentoxid mit Luft bei 350 bis 385 0 C her und auf analoge Weise, jedoch<br />

bei höheren Temperaturen (400 bis 50O 0 C), Maleinsäureanhydrid aus Benzen. Zur Verwendung von<br />

Phthalsäureanhydrid s. Tabelle 6.14. Maleinsäureanhydrid wird in großem Umfang für Polyesterharze eingesetzt.<br />

Bei der Oxidation von Chinolin mit Permanganat erhält man Pyridin-2,3-dicarbonsäure, die zu Nicotinsäure<br />

(vgl. Tab. 6.14) decarboxyliert werden kann:<br />

/COOH ^^^<br />

— f J M3]<br />

"COOH N<br />

Warum wird der Pyridinring nicht angegriffen?<br />

Darstellung von Azelainsäure aus Ricinusöl (Oxidation mit Permanganat) 1 )<br />

Hydrolyse des Ricinusöls (Ricinolsäure) (vgl. D. 7. L4.3.) .<br />

10Og Ricinusöl werden mit einer Lösung von 20g Ätzkali in 250 ml 95%igem Alkohol drei ^<br />

Stunden unter Rückfluß erhitzt. Die Lösung wird in 600 ml Wasser gegeben und mit verd. G<br />

Schwefelsäure (aus 60 ml Wasser und 20 ml konz. Schwefelsäure) angesäuert. Man wäscht die<br />

abgeschiedene Ricinolsäure zweimal mit warmem Wasser, trocknet eine Stunde unter häufigem<br />

Umschütteln mit 20g wasserfreiem Magnesiumsulfat und saugt vom Trockenmittel ab.<br />

Ausbeute an roher Säure etwa 90 g. Die Säure muß sofort weiterverarbeitet werden, da beim<br />

Stehen Polymerisation eintritt.<br />

Oxidation von Ricinolsäure zu Azelainsäure<br />

In einem 3-1-Dreihalskolben mit Rührer und Thermometer werden 142 g (0,9 mol) Kaliumpermangant<br />

in 2 l Wasser unter Erwärmen gelöst. Wenn sich alles gelöst hat, kühlt man auf 35 0 C<br />

ab und gibt unter kräftigem Rühren auf einmal die Lösung von 60 g (0,2 mol) roher Ricinolsäure<br />

in 400 ml 4%iger Kalilauge zu. Die Temperatur steigt dabei auf etwa 75 0 C. Man rührt<br />

noch so lange, bis eine mit Wasser verdünnte Probe die Farbe des Permanganats nicht mehr<br />

zeigt (etwa zwei Stunden). Dann gibt man das Gemisch in einen 5-1-Filtrierstutzen und versetzt<br />

langsam (Vorsicht! Kohlendioxid-Entwicklung, Schäumen!) mit verd. Schwefelsäure (aus 150<br />

ml Wasser und 50g konz. Schwefelsäure). Zur Koagulation des Mangandioxids wird 15 Minuten<br />

auf dem Wasserbad erhitzt und dann möglichst schnell abgesaugt. Um absorbierte Azelainsäure<br />

zu lösen, kocht man das abgesaugte Mangandioxid mit 500 ml Wasser aus, saugt die Suspension<br />

ab und vereinigt das Filtrat mit dem Hauptfiltrat. Die Lösung dampft man auf ein<br />

Volumen von etwa l l ein und läßt im Eisschrank abkühlen. Die Azelainsäure wird abgesaugt,<br />

mit wenig kaltem Wasser gewaschen und getrocknet. Zur Reinigung wird aus Wasser umkristallisiert<br />

(etwa 15 ml Wasser pro Gramm roher Säure). F104 bis 106 0 C; Ausbeute 35%, bezogen<br />

auf Ricinolsäure.<br />

O nach HILL, J. W.; McEwEN, W. L., Org. Synth., CoIl. Vol. II (1943), 53


448 D. 6. Oxidation und Dehydrierung<br />

6.5.2. Glycolspaltung<br />

Mit speziellen Oxidationsmitteln lassen sich 1,2-Diole (Glycole) selektiv unter Bildung von<br />

Aldehyden oder Ketonen spalten. Besonders wirksame Reagenzien hierfür sind Periodsäure<br />

und Bleitetraacetat:<br />

| C=O<br />

C - OH /<br />

i _ u + Pb(OCOCH3)4 + Pb(OCOCH3)2 + 2 CH3COOH [6.64]<br />

C - OH \<br />

I C=O<br />

Der Reaktionsverlauf ist noch nicht vollständig geklärt. Bei der Reaktion mit Bleitetraacetat<br />

wird wahrscheinlich ein Ester ionisch gespalten, der aus dem Diol und dem Oxidationsmittel<br />

gebildet wurde. Im allgemeinen werden cis-Diole bedeutend rascher gespalten als trans-<br />

Diole.<br />

Darstellung von Glyoxylsäureethylester-Halbacetal 1 ) aus Weinsäurediethylester<br />

mit Bleitetraacetat 2 )<br />

Achtung! Blei(IV)-acetat kann die Fortpflanzungsfähigkeit vermindern und ist fruchtschädigend.<br />

Hautkontakt und Aufnahme durch den Mund unbedingt vermeiden.<br />

Unter kräftigem Rühren und Kühlen mit Eiswasser werden l mol Bleitetraacetat (vgl. Reagenzienanhang)<br />

zu einer Lösung von l mol Weinsäurediethylester) in 11 Methylendichlorid gegeben.<br />

Man rührt zwölf Stunden bei Raumtemperatur, filtriert und destilliert etwa zwei Drittel<br />

des CH2Cl2 langsam über eine 50-cm-Vigreux-Kolonne unter vermindertem Druck ab. Sobald<br />

eine Probe des Destillats mit konzentriertem Ammoniak eine deutliche Rotfärbung zeigt<br />

(überdestilliertes Endprodukt), wird die Destillation unterbrochen. Nach Zusatz von 800 ml<br />

abs. Ethanol wird über Nacht stehengelassen, filtriert, der feste Rückstand mit wenig Alkohol<br />

gewaschen und der größte Teil des Alkohols über die gleiche Kolonne im Vakuum abdestilliert.<br />

Dann entfernt man die Kolonne und destilliert den Rückstand rasch im Vakuum auf dem Luftbad,<br />

bis nichts mehr übergeht. Das gesamte Destillat wird schließlich über die Kolonne rektifiziert.<br />

Kp2,9(22) 57 bis 59 0 C; Ausbeute 65%.<br />

Periodsäure ist im Gegensatz zu Bleitetraacetat wasserlöslich und kann daher als Reagens für die Glycolspaltung<br />

bei den in organischen Lösungsmitteln gewöhnlich unlöslichen Zuckern dienen. Sie wird hier<br />

bei der Bestimmung der Ringgröße von Glycosiden verwendet: In den Pyranosiden sind nur Glykol-Einheiten<br />

mit secundären HO-Grupen vorhanden, so daß bei der Glykolspaltung nur Ameisensäure entsteht,<br />

während in den Furanosiden die primäre HO-Gruppe Formaldehyd liefert:<br />

OH<br />

I [6.65]<br />

/A^ ^ UH -.*nnj3 -I-I2U ^ ^ CJH H O<br />

MeO<br />

Methyl-a-mannopyranosid<br />

1 ) Ethoxyhydroxyessigsäureethylester; über die Beständigkeit von Halbacetalen vgl. D.7.1.2.<br />

2 ) nach STEDEHOUDER, P. L., Rec. Trav. Chim. Pays-Bas 71 (1952), 831


Methyl-a-mannofuranosid<br />

D. 6.5. Oxidationen unter C-C-Spaltung 449<br />

+ 2H '°< ' ' v [6.66]<br />

- 2H1 ° 3 - H2 ° MeO<br />

Es konnte so gezeigt werden, daß die meisten Glycoside einen Sechsring enthalten.<br />

Wenn man Periodat gemeinsam mit Reagenzien einsetzt, durch die Olefine zu Glycolen umgesetzt werden,<br />

wie KMnO4 oder OsO4 (in katalytischen Mengen, da es durch KIO4 ständig reoxidiert wird), lassen<br />

sich Olefine unmittelbar in Aldehyde oder Ketone überführen. Zur Herstellung der als Zwischenprodukte<br />

auftretenden Diole vgl. D.4.1.6. Seit jedoch kommerziell leistungsfähige Ozon-Generatoren verfügbar sind,<br />

ist häufig die Ozonierung vorzuziehen (vgl. DA 1.7).<br />

6.5.3. Oxidative Spaltung von secundären Alkoholen und Ketonen<br />

Bei kräftiger Oxidation mit Chromschwefelsäure oder Salpetersäure ergeben aliphatische<br />

Ketone und secundäre Alkohole Fettsäuregemische:<br />

R. ,OH O<br />

Y +<br />

H OH 9 /* ° h<br />

"X., O H(X /R'<br />

Bei Methylketonen wird dabei die H3C-CO-Gruppe als Essigsäure abgespalten:<br />

CH3 Il HO" "CH3<br />

[6.67]<br />

[6.68]<br />

Bedeutung besitzt die Oxidation von alicyclischen Alkoholen und Ketonen zu Dicarbonsäuren.<br />

So geht z. B. ein technisches Verfahren zur Herstellung von Adipinsäure von Cyclohexanon aus.<br />

Bei der Haloformreaktion (Einhorn-Reaktion) werden Methylketone oder Alkohole mit einer<br />

CH3-CHOH-Gruppierung unter Verlust eines Kohlenstoffatoms zur Carbonsäure gespalten,<br />

wenn man Hypohalogenide bzw. Halogene in alkalischer Lösung einwirken läßt. In der ersten<br />

Reaktionsphase wird dabei der Alkohol zunächst zur Carbonylverbindung oxidiert, wonach die<br />

nunmehr aktivierte Methylgruppe perhalogeniert wird (vgl. D.7.4.2.2.). Das entstandene Trihalogenmethylcarbonylderivat<br />

wird als stark polarisierte Verbindung im alkalischen Medium sehr<br />

leicht zur betreffenden Carbonsäure und Chloroform bzw. Ameisensäure hydrolysiert:<br />

CI^-CI + H-C^O^HV^IÖ-H Cl 0 + HCI + C=O + H2O<br />

^—^ CH3<br />

R-CO-CH3 + 3Cl2 - R-CO-CCI3 + 3 HCI [6.69]<br />

HQI 0 + R-CO-^CCI3 - R-CO-OH + ICCI3 R-COO 0 + HCCI3<br />

H3C


450 D. 6. Oxidation und Dehydrierung<br />

Man stelle die Bruttogleichung der Reaktion auf!<br />

Die Haloformreaktion verläuft unter außerordentlich milden Bedingungen mit sehr guten<br />

Ausbeuten, so daß selbst eine so empfindliche Verbindung wie Methylvinylketon in Acrylsäure<br />

überführbar ist. In der analytischen Chemie dient das Verfahren zum qualitativen Nachweis<br />

von CH3-CO- und CH3-CHOH-Gruppierungen, indem man mit lod und Alkali arbeitet. Das<br />

entstehende lodoform gibt sich durch seine Schmelztemperatur, seine Farbe und den charakteristischen<br />

Geruch zu erkennen.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Oxidation von Methylketonen mit Hypobromit (Haloformreaktion)<br />

(Tab. 6.70)<br />

| Achtung! Unter dem Abzug arbeiten!<br />

In einen 500-ml-Dreihalskolben mit Rührer, Tropftrichter und Thermometer (Öffnung lassen!)<br />

tropft man unter kräftigem Rühren und Kühlen zu einer Lösung von l mol Natriumhydroxid<br />

in 200 ml Wasser 0,3 mol Brom so zu, daß die Temperatur unter 1O 0 C bleibt. Die Lösung wird<br />

auf O 0 C abgekühlt und 0,1 mol des Ketons unterhalb 1O 0 C zugetropft. (Feste Ketone werden<br />

vorher in 100 ml Dioxan gelöst.) Dann rührt man eine Stunde bei Zimmertemperatur. Das<br />

gebildete Bromoform wird im Scheidetrichter abgetrennt oder mit Wasserdampf abdestilliert,<br />

die alkalische Lösung mit 10g Natriumpyrosulfit (Na2S2O5) in 150 ml Wasser versetzt und<br />

dann mit konz. Salzsäure angesäuert (Abzug! Schwefeldioxid!).<br />

Aufarbeitung<br />

a) Die ausgeschiedene Säure wird abgesaugt und umkristallisiert.<br />

b) Die Lösung wird mit Kochsalz gesättigt und acht Stunden im Perforator mit Ether extrahiert,<br />

die Etherlösung mit Magnesiumsulfat getrocknet, das Lösungsmittel abgedampft und der<br />

Rückstand destilliert.<br />

Tabelle 6.70<br />

Carbonsäuren aus Methylketonen (Haloformreaktion)<br />

Produkt<br />

Trimethylessigsäure<br />

ß,ß-Dimethyl-acrylsäure<br />

Anissäure<br />

Veratrumsäure<br />

p-Chlor-benzoesäure<br />

p-Brom-benzoesäure<br />

a-Naphthoesäure<br />

ß-Naphthoesäure<br />

Thiophen-2-carbonsäure<br />

Ausgangsverbindung<br />

Pinacolon<br />

Mesityloxid<br />

p-Methoxy-acetophenon<br />

3,4-Dimethoxy-acetophenon<br />

p-Chlor-acetophenon<br />

p-Brom-acetophenon<br />

Methyl-a-naphthylketon<br />

Methyl-ß-naphthylketon<br />

Methyl(thien-2-yl)-keton<br />

F (bzw. Kp)<br />

in 0 C<br />

35 Kp2j(20) 77<br />

67Kp2,7(20)i04<br />

184 (W.)<br />

181 (W.)<br />

239 (EtOH)<br />

254 (W.)<br />

163 (verd.<br />

EtOH)<br />

181 (Ligroin)<br />

126 (W.)<br />

lodoformprobe (Allgemeine Arbeitsvorschrift für die qualitative Analyse)<br />

Aufarbeitung<br />

nach<br />

b<br />

b<br />

a<br />

a<br />

a<br />

a<br />

a<br />

a<br />

a<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Man löst etwa 0,1 g des zu prüfenden Stoffes in 5 ml Dioxan, gibt l ml 10% ige Natronlauge<br />

und tropfenweise lod-Kaliumiodid-Lösung (hergestellt durch Lösen von Ig lod und 2g<br />

Kaliumiodid in 10 ml Wasser) zu, bis die dunkle Farbe beim Schütteln eben bestehen bleibt.<br />

Anschließend wird zwei Minuten auf dem Wasserbad bei 60 0 C erhitzt. Nachdem die lod-Farbe<br />

verschwunden ist, wird noch etwas Iod/KI-Lösung zugegeben und kurz erwärmt. Überschüssiges<br />

lod beseitigt man durch einige Tropfen 10%iger Natronlauge. Man füllt das Reagenzglas<br />

mit Wasser auf und läßt 15 Minuten stehen. Anschließend wird filtriert, getrocknet und aus<br />

Methanol umkristallisiert. Gelbe Kristalle; F121 0 C.<br />

60<br />

40<br />

80<br />

75<br />

80<br />

90<br />

70<br />

80<br />

90


Darstellung von Adipinsäure aus Cyclohexanol<br />

D. 6.6. Dehydrierung von Kohlenwasserstoffen und Hydroaromaten 451<br />

| Vorsicht! Nitrose Gase; Abzug! I .<br />

In einem Becherglas werden 0,032 mol 50%ige Salpetersäure (D = 1,32) und 0,1g Ammo- ^<br />

niumvanadat auf etwa 9O 0 C erhitzt. Von 0,01 mol Cyclohexanol setzt man unter Rühren G<br />

zunächst einige Tropfen bis zum Beginn der Reaktion zu, der Rest wird unter Kühlung (bei<br />

etwa 60 0 C) zugegeben. Nach einer halben Stunde wird auf O 0 C gekühlt, abgesaugt, mit Eiswasser<br />

gewaschen und getrocknet. Rohausbeute 58 bis 60%; F 141-145 0 C. Zur Reinigung kristallisiert<br />

man aus konz. Salpetersäure und anschließend aus Wasser um. F151 bis 152 0 C.<br />

6.6. Dehydrierung von Kohlenwasserstoffen<br />

und Hydroaromaten<br />

Werden gesättigte Kohlenwasserstoffe unter Luftausschluß auf Temperaturen über 50O 0 C<br />

erhitzt, so zersetzen sie sich unter Dehydrierung und Spaltung („Crackung"), z. B:<br />

H3C-CH2-CH3 -65O 0 C<br />

thermisch<br />

H2C=CH-CH3 + H2 +HOkJ-mor 1 55%<br />

H2C=CH2 + CH4 + 65kJ-mor 1 45%<br />

katalytisch<br />

99o/0<br />

[6.7Ia]<br />

1% [6.7Ib]<br />

Während die Crackreaktion [6.7Ib] irreversibel verläuft, stellt die Dehydrierung [6.7Ia]<br />

eine reversible Reaktion dar, die mit der Hydrierung im Gleichgewicht steht. Sie läßt sich demzufolge<br />

durch dieselben Katalysatoren beschleunigen wie die Hydrierung, also z. B. durch Nikkei,<br />

Platin, Palladium (vgl. D.4.5.2.) und mit deutlich geringerer Wirksamkeit z. B. auch durch<br />

Chromium-Aluminiumoxid. Während die Hydrierung bei niedrigeren Temperaturen überwiegt,<br />

dominiert die Dehydrierung bei hohen Temperaturen (vgl. dazu C.2.). In der Technik<br />

werden C6-C8-Fraktionen aliphatischer Kohlenwasserstoffe katalytisch zu Aromaten (Benzen,<br />

Toluen, Xylene) dehydriert/cyclisiert (Cyclodehydrierung, Reforming-Prozeß)<br />

Die Schwierigkeit der katalytischen Dehydrierung von Kohlenwasserstoffen steigt in der<br />

Reihe Cycloalkene < Cycloalkane < Alkene < Alkane erheblich an: Die katalytische Dehydrierung<br />

von Paraffinen kommt erst bei 550 bis 600 0 C nennenswert in Gang. Hydroaromaten reagieren<br />

häufig bereits bei 300 bis 350 0 C quantitativ, und die Reaktion kann auch im Laboratorium<br />

angewandt werden. Sie verläuft in der Regel nicht als partielle Dehydrierung, sondern als<br />

Aromatisierung und liefert auch Heteroaromaten, z. B.:<br />

^ + 2 H2<br />

N N<br />

i i<br />

H H<br />

[6.72]<br />

Bereits im Molekül vorhandene Doppelbindungen erleichtern die Aromatisierung erheblich.<br />

Im Laboratorium hat die katalytische Dehydrierung wenig Bedeutung. Eine Allgemeine<br />

Arbeitsvorschrift und eine entsprechende Labor-Apparatur sind in früheren Auflagen dieses<br />

Buches detailliert angegeben.<br />

Außer durch katalytische Dehydrierung kann einem organischen Molekül Wasserstoff auch<br />

durch Dehydrierungsmittel entzogen werden, die selbst in die Reaktionsbilanz eingehen, z. B.


452 D. 6. Oxidation und Dehydrierung<br />

mit Schwefel (—» H2S), Selen (—> H2Se), Chinonen (—» Hydrochinone) und anderen mild wirkenden<br />

Oxidationsmitteln, wie Eisen(III)-chlorid oder Nitrobenzen.<br />

Die Dehydrierung mit Schwefel oder Selen wird zwar oft präparativ sehr einfach durch<br />

Erhitzen der Komponenten erreicht, ist aber mit der Entwicklung von Schwefel- und Selenwasserstoff<br />

belastet. Deshalb spielt Selen, das erst bei 300 bis 330 0 C wirksam wird, aber wenig<br />

selenhaltige Nebenprodukte bildet, keine große Rolle. Schwefel verlangt Temperaturen von<br />

etwa 220 bis 27O 0 C. Allerdings bilden sich schwefelhaltige Nebenprodukte wie Thiophen-Derivate<br />

und l,2-Dithiol-3-thione.<br />

Eine Reihe technisch wichtiger Schwefelheterocyclen, z. B. Schwefelfarbstoffe und Phenothiazin, werden<br />

durch cyclisierende Dehydrierung bei gleichzeitigem Einbau von Schwefel hergestellt.<br />

Von wenigen Ausnahmen abgesehen, lassen sich Dehydrierungsmittel nur dort aussichtsreich verwenden,<br />

wo Aromaten oder Heteroaromaten als Produkte erwartet werden. Die Leichtigkeit der Dehydrierung<br />

steigt auch hier mit der Anzahl schon vorhandener Doppelbindungen.<br />

Die Dehydrierung ist auch erfolgreich zur Konstitutionsaufklärung von Terpenen und Steroiden eingesetzt<br />

worden, weil dabei bekannte aromatische Systeme entstehen; z. B.:<br />

HOOC<br />

Se; 350 0 C<br />

Cholesterol Methylcyclopentenophenanthren<br />

S;230 0 C<br />

Abietinsäure Raten<br />

[6.73]<br />

[6.74]<br />

Es treten also bei solchen Dehydrierungen auch Veränderungen des Kohlenstoffskeletts<br />

und der funktioneilen Gruppen ein, weswegen die präparative Anwendung der Dehydrierung<br />

bei Reaktionen, die einen eindeutigen Verlauf voraussetzen, eingeschränkt ist. Verhältnismäßig<br />

gut und eindeutig lassen sich verschiedene Heterocyclen aus ihren Dihydroverbindungen<br />

herstellen, z. B.:<br />

-H2S; 160 0 C R2<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Dehydrierung mit Schwefel (Tab. 6.76)<br />

| Achtung! Entwicklung von Schwefelwasserstoff; unter dem Abzug arbeiten!<br />

[6.75]<br />

0,03 mol Ausgangsverbindung werden zusammen mit der berechneten Menge Schwefel in<br />

einem Kolben mit Luftkühler bis zum Einsetzen der Schwefelwasserstoff-Entwicklung im<br />

Heizbad erhitzt (etwa 15O 0 C). Die Temperatur wird dann allmählich auf 25O 0 C gesteigert und<br />

bis zur Beendigung der Schwefelwasserstoffentwicklung gehalten. Nach dem Erkalten wird<br />

unter Zusatz von wenig Aktivkohle umkristallisiert bzw. destilliert.


D. 6.7. Literaturhinweise 453<br />

Tabelle 6.76<br />

Dehydrierung mit Schwefel<br />

Produkt Ausgangsverbindung Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

Anthracen<br />

Carbazol<br />

l -Phenyl-naphthalen<br />

2-Acetamido-benzo[b]thiophen-<br />

3-carbonsäureethylester 2 )<br />

Phenothiazin 4 )<br />

9,10-Dihydro-anthracen<br />

1,2,3,4-Tetrahydrocarbazol<br />

l-Phenyl-3,4-dihydronaphthalen<br />

2-Acetamido-4,5-tetramethylenthiophen-3-carbonsäuremethylester<br />

3 )<br />

Diphenylamin<br />

F 217 (EtOH) 60<br />

F245(Xylen)i) 60<br />

189i.6


454 D. 6. Oxidation und Dehydrierung<br />

Darstellung von Ketonen durch Oxidation<br />

KABBE, H. J., in: HOUBEN-WEYL. Bd. 7/2a (1973), S. 677-788.<br />

LAROCK, R. C., s. vorstehend.<br />

Darstellung von Carbonsäuren durch Oxidation<br />

HENECKA, H.; OTT, E., in: HOUBEN-WEYL. Bd. 8 (1952), S. 384-418.<br />

SUSTMANN, R.; KORTH, H.-G., in: HOUBEN-WEYL. Bd. E 5/1 (1985), S. 199-216.<br />

Willgerodt-Reaktion<br />

BROWN, E. V, Synthesis 1975,358-375.<br />

MAYER, R., in: Organic Chemistry of Sulfur. Hrsg.: S. OAE. - Plenum Press, New York, London 1977, S. 33-<br />

70.<br />

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Chinonimine durch Oxidation<br />

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Selektive katalytische Oxidation mit Edelmetallkatalysatoren<br />

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Dihydroxylierung von Olefinen mit OsO4 bzw. OsOVAmin-TV-Oxiden<br />

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456 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

D.7 Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Carbonylverbindungen sind eine wichtige Stoffklasse der organischen Chemie, da sie bei leichter<br />

Darstellbarkeit eine hohe Reaktivität besitzen und deshalb eine große Zahl von Umsetzungen<br />

zulassen.<br />

Typische Carbonylverbindungen sind Aldehyde, Ketone, Carbonsäuren, Carbonsäureester,<br />

-amide, -halogenide und -anhydride sowie Kohlendioxid. Diese und weitere Verbindungen<br />

werden im folgenden unter einem gemeinsamen Aspekt behandelt.<br />

Die Reaktivität der Carbonylgruppe beruht auf ihrer Polarität infolge des -!-Effekts des<br />

Sauerstoffs und ihrer leichten Polarisierbarkeit:<br />

S Die Carbonylgruppe besitzt also am Kohlenstoff elektrophile (bzw. saure) und am Sauerstoff<br />

nucleophile (bzw. basische) Eigenschaften. Von besonderem Interesse sind zunächst die<br />

Reaktionen am elektrophilen Kohlenstoff mit nucleophilen Reagenzien, da im allgemeinen<br />

nur diese Umsetzungen zu einem bleibenden Ergebnis führen:<br />

O 0<br />

^ Su-V<br />

NuI ist der nucleophile Partner, der für die Reaktion ein Elektronenpaar zur Verfügung zu<br />

stellen vermag und neutral oder negativ geladen sein kann. Das Additionsprodukt stabilisiert<br />

sich in weiteren Reaktionsschritten zum Endprodukt.<br />

Die Geschwindigkeit der Reaktion [7.2] wird offensichtlich um so höher liegen, je größer<br />

die Nucleophilie des Nucleophils Nu und je größer die Elektrophilie des Carbonylkohlenstoffs<br />

ist.<br />

Die verschiedenen Carbonylverbindungen lassen sich etwa in die folgende Reihe steigender<br />

Reaktivität einordnen:<br />

v,-O v-O s~0 ~0 x,~0 x.-O x ~0 r i<br />

--n --n --u ^-ii --n --n --n [731<br />

r* ^. *• r* ^ r * ^ r * ^ r * ^ n * n L 7 —M<br />

Die mit der Carbonylgruppe verbundenen Substituenten 1 ) sind in dieser Reihe immer weniger<br />

in der Lage, dem durch die Carbonylgruppe ausgeübten Elektronenzug nachzugeben und<br />

damit die positive Teilladung am Carbonylkohlenstoff mehr oder weniger zu kompensieren.<br />

Diese Kompensation ist im Carbonsäureanion am stärksten ausgeprägt. Daher reagiert es nur<br />

mit sehr starken Nucleophilen, z. B. Lithiumalkylen, wobei es zum Keton alkyliert wird, vgl.<br />

[7.215]. Säurehalogenide und Aldehyde stellen dagegen äußerst reaktionsfähige Verbindungen<br />

dar. Ihre Stellung in der oben angegebenen Reihe ist für manche Reaktionen vertauscht, da<br />

die sterischen Verhältnisse unterschiedlich sind.<br />

Auch der mit der Carbonylgruppe verbundene Kohlenwasserstoffrest übt den vorauszusehenden<br />

Einfluß aus: -I- und -M-Gruppen steigern die Reaktivität der Carbonylgruppe<br />

gegenüber nucleophilen Agenzien und senken die Basizität des Carbonylsauerstoffs; +1- und<br />

+M-Substituenten senken die C-Reaktivität und erhöhen die 0-Basizität.<br />

) Im Säureamid und im Ester sind jeweils nur die das Geschehen bestimmenden Mesomerieeffekte angegeben,<br />

im Säurechlorid nur der stärkere Induktionseffekt, der den +M-Effekt überwiegt.<br />

[7 ' 2]


D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen 457<br />

Aus diesem Grunde sinkt auch die Acidität von Carbonsäuren in der Reihenfolge: Trichloressigsäure ><br />

Dichloressigsäure > Monochloressigsäure > Ameisensäure > Essigsäure > Isobuttersäure > Trimethylessigsäure<br />

(Pivalinsäure).<br />

In der aromatischen Reihe ist es möglich, den Substituenteneinfluß auf die Carbonylgruppe mit Hilfe<br />

der Hammett-Gleichung (vgl. [C.69]) zu beschreiben, so z. B. bei der Hydrolyse bzw. Alkoholyse von Benzoylchloriden<br />

und Benzoesäureestern, bei der Cyanhydrinbildung von Benzaldehyden und vielen anderen<br />

Reaktionen.<br />

Die Reaktionsgeschwindigkeit der Addition an die Carbonylgruppe liegt außerdem um so<br />

höher, je stärker nucleophil das Reagens ist, bzw. angenähert, je stärker basisch es ist. Aus diesem<br />

Grunde lassen sich z. B. Ester, Säureamide usw. durch Hydroxidionen viel leichter hydrolysieren<br />

als durch das schwächer basische Wasser, ein Aldehyd reagiert mit einem primären<br />

oder secundären Amin viel heftiger als mit Alkoholen.<br />

Carbonylreaktionen werden in den meisten Fällen durch Katalysatoren stark beschleunigt.<br />

Es läßt sich voraussehen, daß alle sauren Katalysatoren die Polarität der Carbonylgruppe erhöhen,<br />

da sie mit dem basischen Carbonylsauerstoff reagieren können, vgl. auch [5.45] und [5.47]:<br />

1Ol © IO" 10" OT<br />

ii + H -^-^ ii ^^ i^ = |: ©<br />

^ /C^ /C® X,<br />

,0, ,8'^* ICT* ICl3 CT1* 03<br />

N + AICI3 ^^ N — '© = i; ©<br />

/- C \ /°\ //°\ /°\<br />

Durch diese Wechselwirkung mit dem Katalysator erhöht sich natürlich der auf das nucleophile<br />

Reagens ausgeübte Elektronenzug. Dies wird durch die nachstehende Formulierung sehr<br />

sinnfällig zum Ausdruck gebracht (die Pfeile bezeichnen nicht unbedingt völlig gleichzeitig<br />

ablaufende Elektronenübergänge):<br />

^ §A-<br />

Andererseits kann der elektrophile Katalysator aber auch die Nucleophilie des Reagens Nu beeinträchtigen,<br />

indem er mit diesem in Wechselwirkung tritt; vgl. dazu die Erörterungen in D.7.1. Ein solcher Fall<br />

wurde auch schon bei der elektrophilen aromatischen Substitution besprochen (Ausbleiben der Friedel-<br />

Crafts-Acylierung aromatischer Amine in Gegenwart von Aluminiumchlorid, vgl. D.5.1.8.1.).<br />

Mit der Carbonylgruppe eng verwandt ist eine Reihe von „heteroanalogen" Carbonylgruppen,<br />

bei denen formal der Sauerstoff der Carbonylgruppe durch ein Heteroatom ersetzt ist<br />

(Thiocarbonyl-, Azomethin-, Nitrilgruppe):<br />

n 5 ' Q 5 " M~ R M 5 r° -s -N -N "<br />

r ,<br />

--ii ---M '--n ^-I" s+ [7.61<br />

5 L J<br />

^C^ /C^ ^C^ C<br />

Die Reaktionen heteroanaloger Carbonylverbindungen, die durch Ersatz des Kohlenstoffatoms<br />

durch Heteroatome entstehen, werden in Kapitel D.8. behandelt.<br />

Die Analogie zu den Reaktionen der Carbonylgruppe ist bei der Azomethingruppe am<br />

stärksten ausgeprägt. Da jedoch der Stickstoff weniger elektronegativ ist als der Sauerstoff,<br />

liegt die Reaktivität der Azomethingruppe im neutralen bzw. alkalischen Gebiet niedriger als<br />

die der Carbonylgruppe. Im sauren Gebiet dagegen steigt die positive Teilladung des Kohlenstoffs<br />

durch den starken -!-Effekt des protonierten Stickstoffs bedeutend an.<br />

[7.4]<br />

[7 - 5]


458 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Auch die Nitrilgruppe ist aus den gleichen Gründen wie die Azomethingruppe relativ reaktionsträge.<br />

Außerdem liegt die Reaktionsfähigkeit einer Dreifachbindung generell niedriger<br />

als die der Doppelbindung. Daher erfordern „Carbonylreaktionen" der Nitrilgruppe im allgemeinen<br />

kräftige Bedingungen und starke Katalysatoren.<br />

Die nucleophilen Reaktionspartner in Carbonylreaktionen lassen sich in drei große Gruppen<br />

einordnen, je nach der Art der Nucleophile bzw. in welcher Weise das die Nucleophilie<br />

bedingende Elektronenpaar in dem betreffenden Reagens enthalten ist bzw. freigesetzt werden<br />

kann. Wir teilen danach die Reaktionen der Carbonylverbindungen wie folgt ein:<br />

Reaktionen mit Heteroatom-Nudeophilen<br />

Reaktionen mit Kohlenstoff-Nucleophilen<br />

Reduktion von Carbonylverbindungen (Reaktionen mit H-Nucleophilen)<br />

7.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit Heteroatom-<br />

Nucleophilen<br />

Am einfachsten zu übersehen sind die Reaktionen der Carbonylverbindungen mit Nucleophilen<br />

(Lewis-Basen), die an einem Heteroatom ein freies Elektronenpaar aufweisen, z. B. Wasser,<br />

Alkohole, Amine und deren Abkömmlinge, Schwefelwasserstoff, Thiole usw. (H-Nu in<br />

[7.8] und [7.9]).<br />

In Tabelle 7.7 sind die wichtigsten Reaktionen von Carbonylverbindungen mit derartigen<br />

Heteroatom-Nucleophilen zusammengestellt.<br />

Tabelle 7.7<br />

Wichtige Reaktionen von Carbonylverbindungen mit Heteroatom-Nucleophilen<br />

C=O<br />

Aldehyde,<br />

Ketone<br />

C — r\ U<br />

C=O<br />

\ /OH<br />

+ H-O-H =^==^ C<br />

/ OH<br />

\ /OH +RQH(H 0 )<br />

• u n n — V* »<br />

+ MUK ^ U<br />

/ N OR ~ H2 °<br />

analog:<br />

+ H-S-R ^==<br />

Halbacetale<br />

\ / OH<br />

+ H2N-R ^== C LJ •<br />

/ NHR - H '°<br />

analog:<br />

+ H2N-OH<br />

+ H2N-NH-R<br />

"Aldehydammoniak"<br />

VOR<br />

/ X OR<br />

x SR<br />

/ X SR<br />

C=NR<br />

C=NOH<br />

C=N-NHR<br />

Hydrate<br />

Acetale<br />

Thioacetale<br />

Schiffsche Basen<br />

Oxime<br />

(substituierte)<br />

Hydrazone<br />

+ H2N-NH-CO-NH2 C=N-NH-CO-NH2 Semicarbazone


Tabelle 7.7 (Fortsetzung)<br />

D. 7.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit Heteroatom-Nucleophilen 459<br />

/CH /CHxQH<br />

/ C=O + H-NR2 ^==^ C LJ •<br />

/ / ^NR2 - H '°<br />

\ / OH \ PH<br />

C=O + S=O ^== C<br />

/ ONa X SO3Na<br />

R_/ + H-O-H ^r<br />

X<br />

X = Halogen,<br />

Acyloxy-<br />

analog:<br />

+ HOR' -<br />

+ HNR^ -<br />

(R 1 auch H)<br />

+ H2NOH R-C 7 -<br />

NHOH<br />

+ H2N-NH2<br />

+ (Na) ^C-R 1<br />

HO<br />

C| -


460 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Tabelle 7. 7 (Fortsetzung)<br />

o<br />

R-/<br />

OR 1<br />

+ H-O-H<br />

analog:<br />

O<br />

R-<<br />

OR'<br />

O<br />

R-<<br />

NR2<br />

(R' auch H)<br />

+ HOR"<br />

+ HNRS<br />

(R" auch H)<br />

+ H2N-NH2<br />

+ H2NOH<br />

+ R H -C 7<br />

+ H-O-H<br />

R-C 7 \ '«•<br />

HOR<br />

OH<br />

1<br />

analog:<br />

o<br />

// Hydrolyse von<br />

-R 1 OH \ Carbonsäureestern<br />

OH<br />

O Alkoholyse<br />

^ R-C 7 (Umesterung der<br />

QP" Säurekomponente)<br />

'? }<br />

~ R ~ C ^ NRS<br />

o<br />

— - R -4 NH-NH2<br />

/P<br />

^ D r<br />

•" K— U \NHOH<br />

Aminolyse zu<br />

Carbonsäureamiden,<br />

-hydraziden,<br />

Hydroxamsäuren<br />

Q O O Acidolyse v o n<br />

OH<br />

+ HNR2<br />

(R 1 auch H)<br />

R-CEN + H-O-H ^^<br />

analog:<br />

+ HCI<br />

+ HOR' ^^<br />

D X 7 j. D» o Carbonsäureestern<br />

— *" K—L/ + K — L/ .. . .<br />

\ \ (Umesterung der<br />

un UK Alkoholkomponente)<br />

O<br />

^ R-C 7 Hydrolyse der<br />

- NHRo \ Carbonsäureamide<br />

OH<br />

o<br />

// Veresterung von<br />

-H2O* \ Carbonsäuren<br />

OR 1<br />

// Amide aus Carbon-<br />

^ R — P<br />

1 ^ \ säuren<br />

NR^<br />

/X NH / NH 2 Carbonsäureamide<br />

R<br />

~Q^ — R ~Q ausNitrilen<br />

OH O<br />

©<br />

NH2<br />

Imidoester durch<br />

R-C Cl 0 OR<br />

Addition von<br />

1 Alkoholen an Nitrile<br />

Alle Carbonylverbindungen, auch die heteroanalogen (Nitrile, Azomethine), addieren<br />

Heteroatom-Nucleophile nach einem einheitlichen Schema unter Bildung eines gleichartigen<br />

Zwischenprodukts (I in 7.8] und 7.9]):


D. 7.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit Heteroatom-Nucleophilen 461<br />

— X\ (^ © -O - I - r-701<br />

HNu + X C=O ^- H-Nu-C-Qi ^==^ Nu-C-QH [7.8]<br />

/ I<br />

l II<br />

Das energiereiche Zwitterion I kann sich durch „innere" Neutralisation zu II stabilisieren.<br />

Im Additionsschritt entsteht aus der ebenen trigonalen Carbonylverbindung ein tetraedrisches<br />

Addukt (I bzw. II), in dem die Substituenten näher zusammenrücken müssen. Die Addition<br />

verläuft daher zunehmend schwerer, je voluminöser die Reste sind.<br />

Wie schon erörtert, kann die Additionsreaktion durch Säuren beschleunigt werden:<br />

©<br />

HNu + V C=O +Yl 0 ^== HNu-C-OH ^== Nu-C-OH + H® [7.9]<br />

/ I<br />

I II<br />

Die katalysierende Wirkung einer Säure wird um so notwendiger, je schwächer nucleophil<br />

das Reagens ist. Daher reagieren z. B. die stärker basischen Stickstoffverbindungen (Ammoniak,<br />

Amine, Hydroxylamin, Hydrazin usw.) ohne weiteres im neutralen oder sogar schwach<br />

basischen Gebiet mit Aldehyden und Ketonen. Alkohole und sehr schwache Stickstoffbasen,<br />

wie 2,4-Dinitro-phenylhydrazin, erfordern dagegen oft einen Zusatz von starken Säuren.<br />

Die Additionsprodukte II [7.8] und [7.9] sind relativ energiereiche Stoffe, die in vielen Fällen<br />

nicht beständig sind und leicht unter Abspaltung von Atomgruppen wieder in ein ungesättigtes<br />

System übergehen (Kondensationsschritt).<br />

Für die Addukte der Aldehyde und Ketone läßt sich folgendes allgemeines Reaktionsschema<br />

aufstellen:<br />

H ©<br />

Nu-C-OH + H® ^==^ Nu-C-O r 2 "• Nu^-C© — Nu=C = Nu^C [7.10]<br />

H + H 20 \ V,/ \ \<br />

II III IV<br />

Das Additionsprodukt II wird durch eine in der Lösung anwesende Säure (u. U. schon durch das<br />

Lösungsmittel) protoniert. Im Molekül sind zwei nucleophile Zentren vorhanden. Protonierung<br />

von Nu führt zur Rückreaktion (vgl. [7.9]) und interessiert deshalb hier nicht. Die Protonierung des<br />

Hydroxylsauerstoffs ergibt dagegen das Oxoniumion III, das sich (reversibel) durch Wasserabspaltung<br />

zum Carbenium-Oniumion IV mit delokalisierter positiver Ladung 1 ) stabilisiert.<br />

Daraus entsteht wie üblich (vgl. D.2. und D.3.) durch Abgabe eines Protons oder durch Addition<br />

eines in der Lösung vorhandenen (weiteren) Nucleophils das neutrale Endprodukt. Die verschiedenen<br />

Möglichkeiten werden an Ort und Stelle erörtert (z. B. [7.11], [7.13] und [7.24]).<br />

Bei den Reaktionen der Carbonsäurederivate verläuft der Kondensationsschritt prinzipiell<br />

gleichartig. Auf gewisse Besonderheiten wird später genauer eingegangen.<br />

Die Gesamtgeschwindigkeit einer Carbonylreaktion kann sowohl durch den Additionsschritt [7.8] als<br />

auch durch den Kondensationsschritt [7.!O] bestimmt werden. Bei Reaktionen mit stark nucleophilen Reagenzien<br />

(Ammoniak, aliphatische Amine, Hydroxylamin) verläuft im neutralen und basischen Medium die<br />

Addition [7.8] im allgemeinen schnell, und die Dehydratisierung [7.10] ist geschwindigkeitsbestimmend.<br />

Da dieser Schritt immer säurekatalysiert ist, wird die Reaktion durch Säurezusatz beschleunigt. Die Katalysatorsäure<br />

wirkt jedoch auch auf den nucleophilen Reaktionspartner, wobei dessen freie Elektronenpaare<br />

durch Salzbildung mehr oder weniger weitgehend blockiert werden. Diese Wechselwirkung erfolgt<br />

schon bei um so niedrigerer Säurekonzentration, je stärker basisch das reagierende Nucleophil ist. Durch<br />

die Salzbildung kann die Geschwindigkeit der Addition [7.8] so weit erniedrigt werden, daß dieser Schritt<br />

geschwindigkeitsbestimmend wird. Man beobachtet deshalb häufig, daß eine Carbonylreaktion bei einem<br />

bestimmten pH-Wert viel schneller verläuft als in stärker saurem oder stärker basischem Gebiet. Bei die-<br />

1 J Durch die Elektronendelokalisierung sind solche Kationen relativ energiearm und nehmen eine zentrale<br />

Stellung bei allen Carbonylreaktionen ein, vgl. z. B. auch die Mannich-Reaktion, D.7.2.L7.


462 D. 7. Reaktionen von Carbony l Verbindungen<br />

sem optimalen pH-Wert ergibt sich ein Wechsel im geschwindigkeitsbestimmenden Schritt der Reaktion:<br />

einerseits ist die Dehydratisierung [7.10] schon hinreichend beschleunigt, andererseits ist aber noch eine<br />

genügend hohe Konzentration an freier, nicht protonierter nucleophiler Komponente vorhanden. Das ist<br />

im allgemeinen in der Gegend des pKs-Wertes des nucleophilen Reagens der Fall.<br />

So besitzt die Reaktion von Phenol (pKs = 10,0) mit Formaldehyd (vgl. D.5.1.8.4.) ihre maximale<br />

Geschwindigkeit tatsächlich beim pH = 10 und sinkt bei höheren oder niedrigeren pH-Werten rasch ab.<br />

Ganz ähnlich ist die Geschwindigkeit der Umsetzung von Semicarbazid (pKs = 3,6) mit Furfural und Aceton<br />

beim pH ~ 4 am größten. Bei der Überführung von Carbonylverbindungen in Semicarbazone ist deshalb<br />

Semicarbazid-Hydrochlorid und Natriumacetat ein günstiges Reagens, während das Hydrochlorid<br />

allein zu sauer ist. Beim viel schwächer basischen 2,4-Dinitro-phenylhydrazin katalysiert dagegen die Essigsäure<br />

(pKs = 4,76) nur schwach, Mineralsäuren katalysieren jedoch stark.<br />

7.1.1. Reaktionen von Aldehyden und Ketonen mit Aminoverbindungen<br />

Aldehyde und Ketone reagieren leicht mit den verschiedensten Stickstoffbasen (vgl. Tab. 7.7).<br />

Die Reaktion mit den am stärksten nucleophilen Vertretern, z. B. den primären und secundären<br />

Aminen, läuft im allgemeinen auch ohne Zusatz von Säuren ab (pKs-Werte der Nucleophile<br />

im Bereich von 9 bis 11). Das Additionsprodukt [7.11], II ist aus den schon genannten<br />

Gründen sehr unbeständig und im allgemeinen nicht isolierbar. Es geht im weiteren Verlauf<br />

der Reaktion in das Carbenium-Immonium-Ion IV über, das nun in verschiedener Weise ein<br />

stabiles Endprodukt bilden kann, je nachdem, ob sich am Stickstoffatom noch ein Proton<br />

befindet oder nicht (vgl. [7.11]).<br />

Aus primären Aminen bilden sich Azomethine oder Schiffsche Basen, aus secundären Aminen<br />

Enamine. Weshalb führen tertiäre Amine nicht zu einem stabilen Produkt?<br />

Die Abspaltung des Protons aus IV vom Stickstoff verläuft normalerweise viel leichter als<br />

vom /^-Kohlenstoff (warum?). Daher werden aus primären Aminen normalerweise keine Enamine<br />

gebildet. Wenn jedoch die Eliminierung vom Kohlenstoff z. B. dadurch begünstigt wird,<br />

daß sich ein System konjugierter Doppelbindungen ausbilden kann, werden auch mit Ammoniak<br />

und primären Aminen Enamine erhalten, z.B. aus Ammoniak und Acetessigestern die<br />

Aminocrotonsäureester (vgl. [7.12]).<br />

\_ \ Ie I _(C) \_ I<br />

NH + C=O ^== —N-C-Or ^== N-C-OH [7.1Ia]<br />

/ / - ^ i - / i -<br />

i n<br />

primäres Am in:<br />

I<br />

R-NH-C-QH + H^<br />

_.©<br />

I<br />

-NH^C ^== R-N=C + H^ [7.1Ib]<br />

U m IV Schiffsche Base<br />

secundäres Amin:<br />

l O<br />

-? H +HVH2O, A^CyH R2N /<br />

R2N-C-OH ~ R2N^C ^ ^=: C=C + H u 7.1Ic]<br />

| +H20,-H® ^\ / \<br />

U IV Enamin<br />

*) Die Protonierung am Stickstoffatom, die von vornherein bevorzugt erscheint, führt zur Rückbildung<br />

der Ausgangskomponenten (vgl. [7.9])


D. 7.1.1. Reaktionen von Aldehyden und Ketonen mit Aminoverbindungen 463<br />

O NH2<br />

H3C-C-CH2-COOC2H5 + NH3 - H3C-C=CH-COOC2H5 + H2O [7.12]<br />

Bei der Reaktion secundärer Amine mit Aldehyden vom Typ des Benzaldehyds oder Formaldehyds entfallen<br />

beide Eliminierungsmöglichkeiten für ein Proton. Hier addiert sich an das Carbenium-Immoniumlon<br />

ein zweites Molekül Amin unter Bildung sog. „Aminale" (Aminoacetale), z. B.:<br />

JP OH +He_ 0^NR2 + NR2<br />

Ph-C + NHR2 ^==: Ph-CH - Ph-C ^f- Ph-CH [7.13]<br />

H NR2 +H2O1-H 0 X H - H NR2<br />

Die Aminale von Aldehyden mit a-ständigem Wasserstoff spalten bei erhöhter Temperatur<br />

ein Mol Amin ab und gehen in Enamine über.<br />

Die Azomethine aus Aldehyden und Anilin (Anile) bzw. aus Benzaldehyden und primären<br />

Aminen, die Oxime, Phenylhydrazone, Semicarbazone (vgl. Tab. 7.7), Azine 1 ) u. a. lassen sich<br />

zur Isolierung, Reinigung und Identifizierung von Carbonylverbindungen benutzen. Man formuliere<br />

die Darstellung der genannten Verbindungen! Weshalb erfordert die Bildung von<br />

p-Nitro- und 2,4-Dinitro-phenylhydrazonen Zusatz von Säure?<br />

Imine (aus Aldehyden und Ammoniak) und Azomethine aus aliphatischen Aldehyden und primären aliphatischen<br />

Aminen polymerisieren leicht bzw. geben aldolartige Kondensationsprodukte (vgl. D.7.2.I.3.).<br />

So liegt z. B. das Imin des Acetaldehyds als cyclisches Trimeres vor:<br />

OH<br />

H3C-CH=O + NH3 - H3C-CH H3C-CH=NH<br />

H3C H<br />

NH2<br />

HN NH<br />

3H3C-CH=NH _] \_<br />

/"N^ 3<br />

H3C H H<br />

Beim Formaldehyd geht diese Reaktion noch weiter, indem sich die Aminogruppen des Trimeren mit<br />

weiterem Aldehyd und Ammoniak zu Hexamethylentetramin (Urotropin) umsetzen:<br />

-'*"" HOCH2,N,C 2 N,CH2OH<br />

- I I<br />

H2C, /CH2<br />

H Y CH2OH<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von Enaminen (Tab. 7.16)<br />

l mol Carbonylverbindung wird mit l ,2 mol Amin, 0,2 g p-Toluensulfonsäure (bei ß-Dicarbonylverbindungen<br />

als Katalysator l ml 85%ige Ameisensäure verwenden) und 200ml Toluen<br />

versetzt und am Wasserabscheider unter Rückfluß erhitzt. Bei gasförmigen Aminen verwendet<br />

man zur Kondensation des Rücklaufs einen Intensivkühler und leitet das Amin durch einen<br />

seitlichen Ansatz am Kolben ein. Wird kein Reaktionswasser mehr abgeschieden, schüttelt<br />

1 X /<br />

C = N-N=C * aus Hydrazin und 2 mol Carbonylverbindung<br />

[7.14]


464 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

man zur Beseitigung von Toluensolfonsäure die Toluenlösung nach dem Erkalten zweimal mit<br />

wenig Wasser aus 1 ), trocknet über Magnesiumsulfat, destilliert das Lösungsmittel ab und fraktioniert<br />

den Rückstand im Vakuum.<br />

Die Präparation ist auch im Halbmikromaßstab durchführbar. Man verwendet gegebenenfalls<br />

einen feiner graduierten Wasserabscheider (l bis 2 ml Inhalt) oder verzichtet auf die Messung<br />

des azeotrop destillierten Reaktionswassers. Die Menge des Schleppers im Verhältnis<br />

zum Ansatz kann dabei ohne weiteres vergrößert werden.<br />

Tabelle 7.76<br />

Enamine<br />

Produkt<br />

1 -Pyrrolidino-cyclopent-<br />

1-en<br />

1 -Morpholino-cyclopent-<br />

1-en<br />

1 -Pyrrolidino-cyclohex-<br />

1-en<br />

1 -Morpholino-cyclohex-<br />

1-en<br />

1 -Piperidino-cyclohex-<br />

1-en<br />

ß-Amino-crotonsäureethylesterß-Methylamino-crotonsäureethylesterß-Dimethylamino-crotonsäureethylesterß-Anilino-crotonsäureethylesterß-Benzylamino-crotonsäureethylester<br />

4-Amino-pent-3-en-2-on<br />

4-Benzylaminominopent-3-en-2-on<br />

Ausgangsverbindungen<br />

Cyclopentanon,<br />

Pyrrolidin<br />

Cyclopentanon,<br />

Morpholin<br />

Cyclohexanon,<br />

Pyrrolidin<br />

Cyclohexanon,<br />

Morpholin<br />

Cyclohexanon,<br />

Piperidin<br />

Acetessigsäureethylester,<br />

Ammoniak<br />

Acetessigsäureethylester,<br />

Methylamin<br />

Acetessigsäureethylester,<br />

Dimethylamin<br />

Acetessigsäureethylester,<br />

Anilin<br />

Acetessigsäureethylester,<br />

Benzylamin<br />

Acetylaceton,<br />

Ammoniak<br />

Acetylaceton,<br />

Benzylamin<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

85li3(io)<br />

107,^,2)<br />

H2i,6(12)<br />

n9i,3(io)<br />

113i,5(ii)<br />

1052,0(15)<br />

F 18 (Z-), 32(E-FOmI) 1 )<br />

106^1(I6)<br />

122i3(io)<br />

99Q1O1(O,!)<br />

!400,07(0,5)<br />

1142,0(15)<br />

F 39<br />

1832,3(1?)<br />

F 24<br />

ng<br />

1,5150<br />

1,5121<br />

1,5234<br />

1,5132<br />

1,5144<br />

1,5071<br />

1,5227<br />

1,5822<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

!) Bei der Destillation entsteht die niedrigschmelzende Modifikation, die sich beim Stehen in die höherschmelzende<br />

Form umwandelt.<br />

Enamine aus Aldehyden: DULOU, R.; ELKIK, E.; VEILLARD, A., Bull. Soc. Chim. France 1960,<br />

967.<br />

Die Darstellung von Azomethinen oder Enaminen spielt bei Synthesen organischer Verbindungen<br />

eine wichtige Rolle. Vor allem Stickstoffheterocyclen, die ebenfalls Azomethin- oder<br />

Enamingruppiemngen enthalten, lassen sich oft nach den hier beschriebenen Verfahren aufbauen,<br />

vgl. [7.17]:<br />

1 J Zugesetzte Ameisensäure braucht nicht ausgewaschen zu werden.<br />

75<br />

75<br />

75<br />

70<br />

75<br />

85<br />

85<br />

70<br />

80<br />

80<br />

70<br />

80


R^ ^O H2N,<br />

+<br />

O O<br />

+ NH3<br />

R<br />

f<br />

H2N'<br />

b<br />

K NH2<br />

HNiPh<br />

R<br />

D. 7.1.1. Reaktionen von Aldehyden und Ketonen mit Aminoverbindungen 465<br />

-2H2O<br />

-2H2O N H<br />

Chinoxaline<br />

[7.17a]<br />

1-Phenyl-pyrazole [7.17b]<br />

Pyrrole [7.17c]<br />

Diese Reaktionen gestatten auch die Identifizierung und Unterscheidung von 1,2-, 1,3- und<br />

l,4-Dicarbonyl Verbindungen.<br />

Man informiere sich über die Synthese von Thiazolen nach HANTZSCH aus Thiocarbonsäureamiden<br />

und a-Halogen-aldehyden!<br />

Kondensationsprodukte von Aldehyden mit Ammoniak oder primären Aminen, vor allem das Hexamethylentetramin,<br />

besitzen als Vulkanisationsbeschleuniger und bei der Herstellung von Phenol-Formaldehyd-Harzen<br />

(vgl. D.5.1.8.4.) technische Bedeutung. Urotropin hat auch Bedeutung für die Synthese hochbrisanter<br />

Sprengstoffe (Hexogen, Oktogen). Wichtig sind weiterhin vor allem die bei der Umsetzung von<br />

Formaldehyd mit Harnstoff bzw. Melamin entstehenden Kunststoffe (Aminoplaste). Es bilden sich<br />

zunächst über sog. Methylolverbindungen (z.B. Methylolharnstoff [7.18], I) kettenförmige Polymere (III),<br />

die mit weiterem Formaldehyd dreidimensional vernetzte Hochpolymere (V) ergeben, z. B.:<br />

H2N-CO-NH2 — H2N-CO-NH-CH2OH<br />

— (—NH-CO-NH-CH2-)x<br />

III<br />

I<br />

(—NH-CO-N-CH2-)x<br />

CH2OH<br />

IV<br />

H2N-CO-NH-CH2-NH-CO-NH2<br />

II<br />

(—NH-CO-N-CH2-)x<br />

CH2<br />

(—NH-CO-N-CH2-)x<br />

V<br />

Semicarbazone, verschiedene substituierte Phenylhydrazone, Anile und viele Oxime sind<br />

gut kristallisierende, meist schwer wasserlösliche Verbindungen und dienen daher vor allem<br />

zur analytischen Charakterisierung und zur Isolierung von Aldehyden und Ketonen.<br />

Darstellung von Semicarbazonen (Allgemeine ArbeitsVorschrift für die qualitative Analyse)<br />

1. Alkoholische Lösung von Semicarbazidacetat 1 ): Man verreibt l g Semicarbazidhydrochlorid<br />

mit l g wasserfreiem Natriumacetat in einer Reibschale, überführt die Mischung in einen Kolben,<br />

kocht mit 10 ml absolutem Ethanol auf und filtriert heiß.<br />

2. Zum Filtrat gibt man etwa 0,2g der Carbonylverbindung, erwärmt 30 bis 60 Minuten auf<br />

dem Wasserbad, versetzt mit so viel Wasser, daß gerade eine bleibende Trübung auftritt, und<br />

J ) Weshalb verwendet man das Semicarbazidacetat und nicht direkt das Hydrochlorid?<br />

[7.18]


466 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

läßt langsam abkühlen, wobei das Semicarbazon auskristallisiert. Zur Reinigung kann nochmals<br />

aus Ethanol (oder wasserhaltigem Ethanol) umkristallisiert werden.<br />

Darstellung von 2,4-Dinitro-phenylhydrazonen (Allgemeine Arbeitsvorschrift für die qualitative<br />

Analyse)<br />

Zu 0,4 g 2,4-Dinitro-phenylhydrazin gibt man 2 ml konz. Schwefelsäure und anschließend unter<br />

gutem Rühren oder Schütteln tropfenweise 3 ml Wasser. Der warmen Lösung setzt man 10 ml<br />

95%igen Ethylalkohol zu. Zur Herstellung des 2,4-Dinitro-phenylhydrazons wird zu dieser<br />

frisch hergestellten Lösung unter Umschütteln ca. l ml einer 10- bis 20%igen ethanolischen<br />

Lösung der Carbonylverbindung zugegeben. Das Hydrazon fällt in der Regel nach 5 bis 10<br />

Minuten aus (in wenigen Fällen muß man über Nacht stehenlassen). Das ausgefallene 2,4-Dinitro-phenylhydrazon<br />

wird abgesaugt, gut mit Wasser gewaschen und aus Essigester, Dioxan<br />

bzw. Dioxan/Wasser oder Alkohol umkristallisiert.<br />

Bei den Dinitrophenylhydrazonen existieren mitunter Stereoisomere, so daß sich verschiedene<br />

Schmelztemperaturen ergeben können, worauf beim Studium der Literatur zu achten ist.<br />

Phenylhydrazone sind Zwischenprodukte der Fischerschen Indolsynthese (vgl. [9.44]). Sie<br />

sind auch über Benzendiazoniumsalze zugänglich (vgl. [8.34]).<br />

a-Hydroxy-aldehyde und -ketone reagieren mit Phenylhydrazin in der Kälte zunächst in der<br />

üblichen Weise zu Phenylhydrazonen, um dann in der Hitze mit weiterem Reagens in die Osazone<br />

überzugehen:<br />

i + 3 H2NNHPh i + H2NPh + NH3 + H2O [7.19]<br />

/ "OH ' ^NNHPh<br />

Die Osazonbildung wird hauptsächlich zur Abtrennung und Charakterisierung von Zuckern<br />

angewandt. Weshalb ergeben Glucose, Mannose und Fructose das gleiche Osazon?<br />

Darstellung von Osazonen (Allgemeine Arbeitsvorschrift für die qualitative Analyse)<br />

0,5 ml Phenylhydrazin werden mit 0,5 ml Eisessig in 2 ml Wasser bis zur klaren Lösung<br />

geschüttelt, wobei das essigsaure Salz entsteht. Zu dieser Lösung gibt man 0,2 g des betreffenden<br />

Zuckers, der in l ml Wasser gelöst wurde, und erhitzt 30 Minuten auf dem siedenden Wasserbad.<br />

Die Osazone von Monosacchariden beginnen schon nach kurzer Zeit auszufallen, während<br />

die Osazone von Disacchariden langsamer gebildet werden. Schließlich läßt man sehr<br />

langsam abkühlen, filtriert und kristallisiert aus Wasser oder Alkohol um.<br />

Die Schmelztemperaturen der Osazone liegen für die meisten Zucker innerhalb eines engen<br />

Bereichs, so daß die Unterscheidung zwischen ihnen schwierig ist. Man ziehe deshalb stets<br />

noch die Kristallform heran, indem man der Reaktionslösung einen Tropfen entnimmt und<br />

unter dem Mikroskop betrachtet.<br />

Mikrophotographien der typischen Kristallformen von Osazonen finden sich bei HASSID,<br />

W. Z.; McGREADY, R. M., Ind. Engng. Chem., Anal. Edit. 14 (1942), 683-686.<br />

Oxime haben niedrige Schmelztemperaturen und sind deshalb zur Charakterisierung von<br />

Carbonylverbindungen häufig weniger geeignet. Sie stellen jedoch wichtige Ausgangsverbindungen<br />

für die Beckmann-Umlagerung dar (vgl. D.9.I.2.4.). Die Oximbildung verwendet man<br />

auch zur quantitativen Bestimmung von Aldehyden und Ketonen, indem der bei der Reaktion<br />

gebildete Chlorwasserstoff titriert wird:<br />

C=O + H3NOH Cl 0 - C=NOH + H2O + HCI I 7 - 20 ]


D. 7. l.!. Reaktionen von Aldehyden und Ketonen mit Aminoverbindungen 467<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von Benzaldehyd-E-oximen (Tab. 7.21)<br />

In einem Gemisch aus 0,5 mol Aldehyd, 125 ml Wasser, 25 ml Ethanol, ca. 20Og Eis und<br />

0,55 mol Hydroxylaminhydrochlorid läßt man unter Rühren 1,25 mol Natronlauge als 50%ige<br />

wäßrige Lösung rasch zutropfen, wobei die Temperatur durch Eiszugabe auf 25-30 0 C gehalten<br />

wird. Nach einstündigem Rühren wird zweimal mit 150 ml Ether ausgeschüttelt, getrennt, die<br />

wäßrige Schicht mit konz. Salzsäure bei 25-3O 0 C auf pH = 6 gebracht und zweimal mit je 400<br />

ml Ether oder Dichlormethan ausgeschüttelt. Die vereinigten Extrakte werden mit CaCl2<br />

getrocknet und im Vakuum eingedampft. Das zurückbleibende Öl kristallisiert oder muß im<br />

Vakuum destilliert werden. Umkristallisiert wird aus verdünntem Ethanol.<br />

Tabelle 7.27<br />

Benzaldehyd- E-oxime<br />

Produkt<br />

Benzaldehydoxim<br />

3-Chlor-benzaldehydoxim<br />

4-Chlor-benzaldehydoxim<br />

3-Nitro-benzaldehydoxim<br />

2-Methoxy-benzaldehydoxim<br />

4-Trifluormethyl-benzaldehydoxim<br />

2,5,6-Trimethyl-benzaldehydoxim<br />

Ausgangsverbindung<br />

Benzaldehyd<br />

3-Chlor-benzaldehyd<br />

4-Chlor-benzaldehyd<br />

3-Nitro-benzaldehyd<br />

2-Methoxy-benzaldehyd<br />

4-Trifluormethyl-benzaldehyd<br />

2,5,6-Trimethyl-benzaldehyd<br />

F (bzw. Kp)<br />

in 0 C<br />

35JAPL904) H8<br />

62...Ö4<br />

106...108<br />

119...120<br />

91...93<br />

100..101<br />

125...127<br />

Ausbeute in %<br />

Quantitative Bestimmung von reaktionsfähigen Aldehyden oder Ketonen (Oximtitration) 1 )<br />

L Darstellung der Reagenslösung: 17,5g Hydroxylaminhydrochlorid werden in 50 ml Wasser<br />

gelöst und mit 200 ml Propanol versetzt. Als Indikator werden 2 ml einer 0,l%igen Bromphenolblaulösung<br />

in 20%igem Alkohol zugesetzt. Die erhaltene gelbe Lösung wird tropfenweise<br />

mit 20%iger wäßriger Kalilauge versetzt, bis der Farbton blaugrün ist. 20 ml dieser<br />

Lösung müssen bei Zusatz eines Tropfens 0,5 N Salzsäure nach Grüngelb, bei Zusatz von einem<br />

Tropfen 0,5 N Natronlauge nach Blau umschlagen.<br />

2. Titrationsvorschrift: Eine Substanzprobe, die etwa 0,02 bis 0,03 mol der Carbonylverbindung<br />

enthält, wird in 50 ml Reagenslösung gelöst und 30 Minuten verschlossen stehengelassen. Es<br />

tritt Gelbfärbung ein. Anschließend titriert man mit l N wäßriger Natronlauge bis zum Farbumschlag<br />

nach Blaurot.<br />

Dieser Umschlag ist oft nicht scharf erkennbar, daher werden für einen Blindwert 50 ml<br />

Reagenslösung etwa mit der gleichen Menge Wasser versetzt, wie Natronlauge verbraucht<br />

wurde und mit l N Natronlauge auf den gleichen Farbton wie oben titriert. Diesen Natronlaugeverbrauch<br />

zieht man von demjenigen des Hauptversuchs ab.<br />

3. Berechnung<br />

n M<br />

Prozent Carbonylverbindung =<br />

n Unterschied zwischen Haupt- und Blindversuch in ml l N Natronlauge; M Molmasse der Carbonylverbindung;<br />

a Einwaage in g<br />

Wie aus der Gleichung ersichtlich ist, kann die Methode gleichfalls zur Bestimmung der<br />

Molmasse (Äquivalentmasse) herangezogen werden.<br />

1 J VgI. HOUBEN-WEYL, Bd. 2 (1953), S. 458<br />

85<br />

65<br />

86<br />

83<br />

84<br />

67<br />

40


468 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Azomethine, Oxime, Hydrazone, Enamine usw. lassen sich in Umkehrung ihrer Bildung<br />

durch wäßrige Säuren wieder hydrolysieren (vgl. [7.11]). Die Hydrolyse kann auch als säurekatalysierte<br />

Addition von Wasser an eine heteroanaloge Carbonylverbindung aufgefaßt werden:<br />

^^X\ /"~~N n \ NHR \ NHR ^<br />

HOH + N C=NR + X H U ^^ C ^=^ C +YT ist identisch mit [7.22]<br />

/ / X OH2 / X OH [7.1 Ia], II<br />

I Il<br />

Neben dem für die Caprolactamsynthese wichtigen Cyclohexanonoxim (vgl. D.9.1.2.4.) hat das Cyclododecanonoxim<br />

technische Bedeutung für die Herstellung von Polyamidfasern. Einige Oxime dienen als<br />

Insektizide (Butocarboxim, 3-Methylthio-butan-2-on-O-methylcarbamoyloxim) oder als Pharmazeutika<br />

(Obidoximchlorid, l,r-(Oxydimethylen)-bis(4-formylpyridiniumchlorid)-dioxim, Parasympatikolytikum).<br />

7.1.2. Reaktionen von Aldehyden und Ketonen mit Wasser und Alkoholen<br />

Bei der Umsetzung von Aldehyden und Ketonen mit Wasser besteht keine andere Möglichkeit<br />

der Stabilisierung der primären Additionsprodukte („Hydrate") als der Zerfall in die Komponenten:<br />

\ \ / OH<br />

C=O + HOH ^== Cx [7.23]<br />

Das Gleichgewicht liegt im allgemeinen weit auf der Seite der Ausgangsprodukte, und zwar<br />

um so mehr, je geringer die Reaktivität der Carbonylverbindung, d. h., je kleiner die positive<br />

Teilladung am Carbonylkohlenstoff ist. Aldehyde liegen daher im Unterschied zu Ketonen in<br />

wäßriger Lösung z. T. hydratisiert vor, besonders weitgehend der sehr reaktionsfähige Formaldehyd.<br />

Die geminalen Diole lassen sich jedoch in der Regel ebensowenig wie die Aminohydroxyverbindungen<br />

([7.11], II) isolieren.<br />

-I/-M-Gruppen erhöhen die Reaktivität der Carbonylverbindung und begünstigen dadurch die Bildung<br />

der Hydrate unter Umständen so weit, daß diese stabil und isolierbar werden, z. B. bei Chloral, Glyoxylsäure,<br />

Mesoxalsäure, Ninhydrin. Man diskutiere diese Beispiele! Welche Ketogruppe im Ninhydrin wird<br />

hydratisiert?<br />

Entsprechendes gilt auch für die Stabilität von Aminohydroxyverbindungen und Halbacetalen (s. u.). So<br />

ist das „Aldehydammoniak" des Chlorais bekannt; Glyoxylsäureester und auch Chloral geben stabile<br />

Halbacetale.<br />

Mit Alkoholen bilden Aldehyde und Ketone, oft schon ohne zusätzlichen sauren Katalysator,<br />

entsprechend dem allgemeinen Additionsschema zunächst Halbacetale ([7.24, I]). In<br />

Gegenwart starker Säuren führt die Reaktion weiter zum Acetal:<br />

\ \ ,OU +H®,-H2O \ +ROH^ \ /OR \ /OR<br />

C=O + ROH — C ~ C-OR =^ A© — A + H° [7.24]<br />

/<br />

/ OR<br />

i n m<br />

Diese Umsetzung ist mit der Bildung der Aminale [7.13] vergleichbar.<br />

Die entsprechend der Enaminbildung [7.1Ib] ebenfalls zu erwartende Stabilisierung des Carbenium-<br />

Oxonium-Ions II zu einem Enolether erfolgt hier im allgemeinen nicht, da der Alkohol eine zu schwache<br />

Base ist, um die Eliminierung eines Protons vom ß-Kohlenstoffatom der Carbonylverbindung zu bewirken.<br />

1 )<br />

} Enolether sind dagegen durch saure Alkoholabspaltung aus Acetalen (vgl. Tab. 3.32) und durch Alkoholaddition<br />

an Acetylene (vgl. Tab. 4. 50) zugänglich.


D. 7.1.2. Reaktionen von Aldehyden und Ketonen mit Wasser und Alkoholen 469<br />

Die Acetalisierung von Carbonylverbindungen mit einwertigen Alkoholen in Gegenwart<br />

wasserfreier Mineralsäuren gelingt nur bei den Aldehyden einigermaßen glatt, weil das Gleichgewicht<br />

hier ziemlich weit auf der rechten Seite liegt. Ketone lassen sich auf diese Weise nur<br />

mit schlechten Ausbeuten oder überhaupt nicht umsetzen. (Man erkläre diese Tatsache!) Um<br />

das Gleichgewicht zu verschieben, müssen wasserbindende Mittel zugesetzt werden. Zur Darstellung<br />

der Diethylacetale nutzt man hierzu gern den Orthoameisensäuretriethylester, der<br />

selbst ein besonders leicht hydrolysierbares Acetal (eines Carbonsäureesters) ist:<br />

OEt O<br />

H-C-OEt + H2O =-=: H-C + 2 EtOH [7.25]<br />

OEt OEt<br />

Für die Darstellung von Dimethylacetalen kann Dimethylsulfit als wasserbindendes Mittel<br />

zugesetzt werden. Bei der Hydrolyse dieses gegen Wasser empfindlichen Esters entweicht das<br />

sich bildende gasförmige Schwefeldioxid, so daß Dimethylsulfit nicht zurückgebildet werden<br />

kann.<br />

Für die Acetalisierung a,ß-ungesättigter Carbonylverbindungen müssen spezifische Bedingungen eingehalten<br />

werden, da sich der Alkohol außerdem leicht an die reaktionsfähige aktivierte Doppelbindung<br />

addieren kann, wobei Acetale von ß-Alkoxy-carbonylverbindungen entstehen.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von Diethylacetalen (Tab. 7.26)<br />

Zu einer warm hergestellten Lösung von l g Ammoniumnitrat in 0,2 mol absolutem Ethanol T«<br />

werden 0,2 mol des betreffenden Aldehyds oder Ketons und 0,2 mol Orthoameisensäuretri- -^<br />

ethylester gegeben und nach gutem Durchmischen unter Feuchtigkeitsausschluß stehengelas- Q<br />

sen. Die Reaktionszeit bei Aldehyden beträgt 6 bis 8 Stunden. Bei Ketonen verwendet man L<br />

statt des Ammoniumnitrats 0,1 ml konz. Salzsäure und läßt 16 Stunden stehen. Dann wird vom<br />

Salz abfiltriert, mit Piperidin oder Pyrrolidin alkalisiert und über eine Kolonne destilliert. Der<br />

gebildete Ameisensäureester geht im Vorlauf über. Sofern das Acetal einen ähnlichen Siedepunkt<br />

wie Ethanol aufweist, muß vor der Destillation mit verdünnter Natriumcarbonatlösung<br />

ausgewaschen und mit Kaliumcarbonat getrocknet werden.<br />

Tabelle 7.26<br />

Diethylacetale mittels Orthoameisensäuretriethylester<br />

Produkt<br />

Acetaldehyddiethylacetal 1 )<br />

Propionaldehyddiethylacetal 1 )<br />

Butyraldehyddiethylacetal<br />

Benzaldehyddiethylacetal<br />

Acroleindiethylacetal<br />

Crotonaldehyddiethylacetal<br />

Hglinaldehyddiethylacetal<br />

Hexan-2-ondiethylacetal<br />

Acetophenondiethylacetal<br />

Cyclohexanondiethylacetal<br />

l ) Alkohol auswaschen (s. Vorschift)<br />

Ausgangsverbindung<br />

Acetaldehyd<br />

Propionaldehyd<br />

Butyraldehyd<br />

Benzaldehyd<br />

Acrolein<br />

Crotonaldehyd<br />

2,3-Dimetyl-acrolein<br />

(Tiglinaldehyd)<br />

Hexan-2-on<br />

Acetophenon<br />

Cyclohexanon<br />

Kp<br />

in 0 C<br />

102<br />

123<br />

114<br />

97i,6(i2)<br />

123<br />

146<br />

159<br />

692,4(i8)<br />

1121,602)<br />

73i,7(i3)<br />

« 2 D°<br />

1,3808<br />

1,3897<br />

1,3965<br />

1,4800<br />

!,4O! 2<br />

1,4097<br />

!,4233<br />

i, 4109<br />

!,4805<br />

1, 4440<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Da in Gleichgewichten sowohl Hin- als auch Rückreaktion stets durch den gleichen Katalysator<br />

beschleunigt werden, lassen sich Acetale durch verdünnte Säuren leicht wieder in die<br />

Ausgangsprodukte spalten ([7.24]), Rückreaktion). Die Hydrolyse gelingt besonders leicht bei<br />

65<br />

70<br />

75<br />

95<br />

75<br />

65<br />

79<br />

75<br />

90<br />

95


470 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

den sich schwer bildenden Acetalen, die oft so wasserempfindlich sind, daß sie als wasserentziehendes<br />

Mittel bei chemischen Reaktionen eingesetzt werden können. Formaldehydacetale<br />

sind dagegen verhältnismäßig hydrolysebeständig.<br />

Auch die Enolether werden leicht sauer hydrolysiert. Man formuliere die Reaktion analog<br />

[7.11] (vgl. auch [4.51]). Die cyclischen Enolether 3,4-Dihydro-2H-pyran (vgl. [9.2O]) und<br />

2-Alkoxy-3,4-dihydro-2H-pyran (vgl. Tab. 4.99) ergeben dabei (5-Hydroxy-valeraldehyd bzw.<br />

Glutaraldehyd:<br />

Etcr<br />

H2O ^- EtOH + [7.27]<br />

^*\ s/ ^ ^<br />

Im alkalischen Medium dagegen sind Acetale stabil (warum?). Sie übertreffen in ihrer<br />

Beständigkeit gegen alkalische und oxidierende Reagenzien die Carbonylverbindungen bei<br />

weitem, so daß man sich der Acetalbildung zur zeitweiligen Blockierung der Carbonylfunktion<br />

bedient. Für diesen Zweck werden bevorzugt die Ethylenacetale 1 ) verwendet:<br />

\ HO ^ru \ O-nu<br />

V0 + ?" 2 ^ V J" 2 + H2O [7.28]<br />

Bei diesen cyclischen Acetalen liegt das Acetalisierungsgleichgewicht wesentlich günstiger<br />

als bei der Umsetzung von Carbonylverbindungen mit einwertigen Alkoholen. Das zeigt sich<br />

auch in ihrer großen Hydrolysebeständigkeit.<br />

Die Acetalisierung mit einer geeigneten Carbonylverbindung kann man andererseits auch<br />

zum Schutz von OH-Gruppen verwenden. Ein Beispiel dieser Art ist die technisch wichtige<br />

Mehrstufensynthese der L-Ascorbinsäure (Vitamin C) aus o-Glucose bzw. L-Sorbose, bei der<br />

vor einem Oxidationsschritt vier OH-Gruppen durch Acetalisierung mit Aceton geschützt werden(vgl.<br />

[6.43a]).<br />

Die oben erwähnten Ethylenacetale (1,3-Dioxolane) werden meist unter azeotroper Entfernung<br />

des Reaktionswassers dargestellt. Ebenso glatt wie einfache Ketone reagieren auch Oxosäuren<br />

bzw. Oxosäureester, Aminoketone (als Hydrochloride), Hydroxyketone und a-Halogenketone.<br />

Die Wahl des Schleppers hängt vor allem von der zweckmäßigen Reaktionstemperatur ab<br />

sowie von der Siedetemperatur des zu acetalisierenden Stoffes. So kann selbst Aceton in das<br />

Dioxolan übergeführt werden, wenn man mit Methylendichlorid schleppt, wobei in diesem<br />

Falle außerdem zweckmäßigerweise eine Kolonne zwischen Wasserabscheider und Reaktionskolben<br />

geschaltet wird.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von Ethylenacetalen (Dioxolane; Tab. 7.29)<br />

l mol des Ketons oder Aldehyds wird mit 1,2 mol reinem Ethylenglycol und 0,1 g p-Toluensulfonsäure<br />

oder 85%iger Phosphorsäure in 150 ml Toluen oder Xylen, Chloroform, Trichlorethylen<br />

oder Methylendichlorid am Wasserabscheider unter Rückfluß gekocht, bis sich kein Reaktionswasser<br />

mehr bildet. Danach kühlt man ab, wäscht sorgfältig mit verdünnter Lauge und<br />

mit Wasser, trocknet mit Kaliumcarbonat und destilliert.<br />

Die Präparation kann auch im Halbmikromaßstab durchgeführt werden (vgl. auch D.7.1.1.,<br />

Darstellung von Enaminen).<br />

1 J Ethylenacetale werden auch als 1,3-Dioxolane bezeichnet.


Tabelle 7.29<br />

Ethylenacetale (Dioxolane)<br />

Produkt<br />

Benzaldehydethylenacetal<br />

3-Nitro-benzaldehydethylenacetal 1 )<br />

Cyclopentanonethylenacetal<br />

Cyclohexanonethylenacetal<br />

Cholest-5-en-3-onethylenacetal<br />

Ethylmethylketonethylenacetal 2 )<br />

3,3-Dimethyl-butan-2-onethylenacetal<br />

Mesityloxidethylenacetal<br />

Acetessigsäureethylesterethylenacetal<br />

3 )<br />

D. 7.1.2. Reaktionen von Aldehyden und Ketonen mit Wasser und Alkoholen 471<br />

Ausgangsverbindung<br />

Benzaldehyd<br />

3-Nitro-benzaldehyd<br />

Cyclopentanon<br />

Cyclohexanon<br />

Cholest-4-en-3-on<br />

Ethylmethylketon<br />

3,3-Dimethyl-butan-<br />

2-on (Pinacolon)<br />

Mesityloxid<br />

Acetessigsäureethylester<br />

Kp<br />

in 0 C<br />

H0i,9(14)<br />

F 58 (EtOH)<br />

572,4(i8)<br />

73 IJ(1 3)<br />

F 135,<br />

[a] J? -31, 4° (in ChIt)<br />

116<br />

147<br />

156<br />

1002,3(17)<br />

n 2 ?<br />

1,5267<br />

1,4481<br />

1,4583<br />

1,4097<br />

1,4236<br />

1,4396<br />

1,4326<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

1<br />

J Mit Xylen schleppen; kristallisiert direkt aus der gewaschenen und eingeengten Lösung beim Kühlen<br />

auf O 0 C.<br />

2<br />

) Mit Methylenchlorid schleppen.<br />

3<br />

) Eisen(III)-chloridreaktion muß negativ sein.<br />

Acetale sind in der Natur sehr weit verbreitet. So liegen die Monosaccharide als innere Halbacetale vor,<br />

die je nach der Größe des bei der Acetalisierung gebildeten Ringes als Pyranosen oder Furanosen bezeichnet<br />

werden (vgl. D.6.5.2.). Durch die Acetalbildung wird das Kohlenstoffatom l asymmetrisch, so daß zwei<br />

Stereoisomere entstehen 1 )' 2 ), z. B.:<br />

a-D-Glucose<br />

CHO<br />

H-C-OH<br />

HO-C-H<br />

H-C 1 OH<br />

H-C-OH<br />

l 6<br />

CH2OH<br />

HO HO<br />

,OH<br />

HO<br />

ß-D-Glucose<br />

90<br />

95<br />

90<br />

90<br />

80<br />

90<br />

90<br />

85<br />

87<br />

[7.30]<br />

Die Stellung der Hydroxylgruppe am Kohlenstoff l läßt sich mit Hilfe der Borsäureester bestimmen<br />

(vgl. [2.56]).<br />

Beim Umsatz der Monosaccharide mit Alkoholen in Gegenwart von Säuren erhält man cyclische Acetale,<br />

die als Glycoside bezeichnet werden, z. B.:<br />

OH OH<br />

HO OH<br />

+ MeOH H2O [7.31]<br />

H0 OMe<br />

a-D-Methylglucosid<br />

Ist der acetalisierende Alkohol selbst ein Zucker, so entstehen Di-, Tri- bzw. Polysaccharide. Man informiere<br />

sich über die Struktur von Saccharose (Rohr-, Rübenzucker) und Lactose (Milchzucker)! Warum ist<br />

Rohrzucker ein nichtreduzierender Zucker und zeigt keine Carbonylreaktionen? Man informiere sich ferner<br />

über die Bildung von Maltose und Cellobiose durch schonende Hydrolyse von Stärke bzw. Cellulose<br />

sowie über die technische Gewinnung von Glucose aus Stärke und die „Holzverzuckerung"!<br />

1 J In der Konformationsformel der Glucose sind alle großen Gruppen (OH, CH2OH) an den C-Atomen<br />

2 bis 5 äquatorial angeordnet; die OH-Gruppe am C-Atom l steht dann in der a-Glucose axial, in der<br />

ß-Glucose äquatorial!<br />

2 ) Man informiere sich in diesem Zusammenhang über Mutarotation!


472 D. 7. Reaktionen von Carbony l Verbindungen<br />

Acetale niederer Aldehyde (Dimethoxyethan, Solvenom M) verwendet man beispielsweise als Celluloselösungsmittel.<br />

Acetale ungesättigter Aldehyde (Acrolein) sind Fungizide und Mikrobiozide. Wichtig sind<br />

die Acetale polymerer Alkohole als synthetische Plaste. Als Zwischenschicht bei Sicherheitsgläsern verwendet<br />

man das Acetal aus Polyvinylalkohol und Buryraldehyd. Acetale höherer Aldehyde nutzt man<br />

wegen ihrer Alkalibeständigkeit zum Parfümieren von Seifen. Formaldehyddimethylacetal wird als<br />

Lösungsmittel für Grignardreaktionen (s. D.7.2.2.), zur Entparaffinierung von Mineralölen bei der<br />

Schmierstoffherstellung und als Extraktionsmittel bei der Gewinnung von Riechstoffen aus Naturprodukten<br />

eingesetzt. Acetale aromatischer Aldehyde werden teilweise als Duftstoffe genutzt, z. B. Phenylacetaldehyddimethylacetal<br />

als Rosenduft.<br />

7.1.3. Reaktionen von Aldehyden und Ketonen zu Thioacetalen<br />

und Bisulfitaddukten<br />

In Analogie zur Bildung der Acetale reagieren Aldehyde und Ketone mit Thiolen zu Thioacetalen<br />

>C(SR)2. Die Addition verläuft infolge der größeren Nucleophilie des Reagens (vgl.<br />

D.2.2.2.) wesentlich leichter als die der Alkohole, während umgekehrt die Hydrolyse nur<br />

schwer gelingt. Mit Ethan-l,2-dithiol entstehen z.B. die Thioethylenacetale (Dithiolane) so<br />

leicht, daß keine azeotrope Destillation notwendig ist.<br />

Die Reaktion hat Bedeutung zur milden Reduktion von Ketonen zu Kohlenwasserstoffen,<br />

in die die Dithiolane unter der Einwirkung von Raney-Nickel (mit adsorbiertem Wasserstoff)<br />

übergehen:<br />

/ ~ -H2O /Y<br />

Aldehyde und eine Anzahl von Ketonen ergeben mit konzentrierter wäßriger Natriumhydrogensulfitlösung<br />

sog. Bisulfit-Additionsverbindungen, z. B.:<br />

[7.33]<br />

Sterisch gehinderte Aldehyde und Ketone und aromatische Ketone reagieren nicht. Im<br />

Alkalihydrogensulfit hat das Schwefelatom die größte Nucleophilie, es entstehen also die<br />

Natriumsalze von a-Hydroxy-sulfonsäuren. Als Salze sind diese Verbindungen allgemein gut in<br />

Wasser löslich, schwerer jedoch in konzentrierter „Bisulfi tlauge" und in Alkohol und praktisch<br />

nicht in Ether.<br />

Die Bildung der Bisulfitverbindungen wird häufig zur Abtrennung bzw. Reinigung von<br />

Aldehyden und Ketonen verwendet (vgl. z. B. Tab. 5.56).<br />

Die Spaltung der Additionsverbindung gelingt leicht durch Erwärmen mit Sodalösung oder<br />

verdünnter Säure. Man muß dabei gegebenenfalls auf die Alkali- bzw. Säureempfindlichkeit<br />

mancher Carbonylverbindungen Rücksicht nehmen, z. B. indem man den gebildeten Aldehyd<br />

gleich mit Wasserdampf aus der Lösung abdestilliert.<br />

7.1.4. Reaktionen von Carbonsäuren und Carbonsäurederivaten<br />

mit Heteroatom-Nucleophilen<br />

Eine gewisse Besonderheit der Reaktionen von Carboxylderivaten mit Nucleophilen besteht<br />

darin, daß sich das primäre Additionsprodukt ([7.34], II, [7.35], II) des Nucleophils an die Carbonylgruppe<br />

in keinem Falle isolieren läßt, sondern daß sich immer ein Kondensationsschritt<br />

anschließt, der wiederum zu einem Säurederivat führt. Das hat seinen Grund darin, daß die<br />

Carboxylderivate energieärmer als die entsprechenden Aldehyde und Ketone sind, da die Car-


D. 7.! .4. Reaktionen von Carbonsäuren und Carbonsäurederivaten mit... 473<br />

bonylgruppe in Säurederivaten durch die zusätzlich gebundene mesomeriefähige Gruppe stabilisiert<br />

wird 1 ) (vgl. [7.3]). Die durch Addition des Nucleophils entstandene tetraedrische Zwischenverbindung<br />

ist deshalb noch mehr als bei den Aldehyden und Ketonen bestrebt, in das<br />

energiearme Endprodukt überzugehen.<br />

Die Umsetzungen der Carbonsäureabkömmlinge können entsprechend dem allgemeinen<br />

Schema [7.8] bis [7.10] folgendermaßen formuliert werden:<br />

co 191° H© cl? |G ye o<br />

I bzw. II -» III ablaufen:<br />

o<br />

R-C + HNu<br />

X<br />

OH<br />

^==^ R-C-Nu ^==<br />

i<br />

X<br />

II<br />

O<br />

R-C<br />

Nu<br />

III<br />

+ HX<br />

i Daher rührt auch ihre geringere Reaktivität (mit Ausnahme der Säurehalogenide), vgl. [7.3].<br />

[7.38]


474 D. 7. Reaktionen von Carbony!Verbindungen<br />

Es ist vorauszusehen, daß bevorzugt das energieärmere, d. h. in der Reaktivitätsreihe [7.3]<br />

weiter links stehende Carboxylderivat gebildet wird.<br />

So läßt sich im allgemeinen ein Carbonsäureester mit Aminen in Carbonsäureamide überführen,<br />

während die Reaktion von Carbonsäureamiden mit Alkoholen bedeutend schwerer<br />

gelingt.<br />

Bei den Umsetzungen der besonders reaktionsfähigen, energiereichen Carbonsäurechloride<br />

und -anhydride mit Wasser, Alkoholen und Aminen liegt das Gleichgewicht so weit auf der<br />

rechten Seite, daß unter normalen Bedingungen keine Rückreaktion beobachtet wird. Es<br />

gelingt also sehr leicht und mit hoher Ausbeute, etwa ein Säurechlorid in den Ester überzuführen,<br />

dagegen läßt sich die Umsetzung eines Carbonsäureesters oder -amids mit Chlorwasserstoff<br />

zu einem Säurechlorid nicht bewerkstelligen.<br />

Sind die Reaktivitätsunterschiede von Ausgangsprodukt ([7.38], I) und Endprodukt (III)<br />

geringer, wie z.B. zwischen Carbonsäureestern, -amiden und Carbonsäuren, so liegt das<br />

Gleichgewicht nicht so ausgeprägt auf der einen Seite. Man kann dann auf die übliche Weise,<br />

z. B. durch Entfernen eines Reaktionsproduktes oder durch einen großen Überschuß des Reagens,<br />

das erwünschte Carboxylderivat in hohen Ausbeuten erhalten.<br />

7.1.4.1. Darstellung von Estern durch Alkoholyse von Carbonsäuren<br />

und Carbonsäurederivaten<br />

Die wichtigste Methode zur Darstellung von Carbonsäureestern ist die direkte Veresterung<br />

der freien Säuren (Alkoholyse von Carbonsäuren). Infolge der geringen Carbonylaktivität<br />

reagieren Carbonsäuren im allgemeinen nur langsam mit Alkoholen. Durch Zusatz starker<br />

Säuren (Schwefelsäure, wasserfreier Chlorwasserstoff, Sulfonsäuren, saure Ionenaustauscher)<br />

kann die Veresterung erheblich beschleunigt werden:<br />

R'-Ö-H + R-C; + H^ — R-C-OH ^==- R-C [7.39]<br />

X -__^ X OH<br />

Weshalb ist eine basische Katalyse nicht möglich?<br />

Die Veresterungsgeschwindigkeit einer Carbonsäure ist erwartungsgemäß um so höher, je stärker<br />

positiviert ihr Carbonylkohlenstoff ist, d. h., je höher ihre Acidität ist. So reagieren Ameisensäure,<br />

Oxalsäure, Brenztraubensäure auch ohne zusätzlichen Katalysator hinreichend rasch.<br />

Sterische Verhältnisse haben auf die Veresterung einen starken Einfluß. Mit steigender Raumfüllung<br />

des mit der Carboxylgruppe verbundenen Alkylrests und mit steigender Raumfüllung des<br />

zu veresternden Alkohols sinkt die Veresterungsgeschwindigkeit. Aus diesem Grunde lassen sich<br />

in «-Stellung verzweigte aliphatische und in o-Stellung substituierte aromatische Carbonsäuren<br />

nur langsam und mit schlechten Ausbeuten umsetzen. Auch die Alkohole reagieren vom primären<br />

zum tertiären zunehmend schwerer; darüber hinaus steigt unter den Reaktionsbedingungen (stark<br />

saures Medium) die Tendenz zur Bildung von Ethern bzw. Olefinen aus dem Alkohol in derselben<br />

Reihe an (vgl. D.2.5. und D.3.1.1.1.). Es gelingt daher allenfalls nur mit sehr niedrigen Ausbeuten,<br />

Ester tertiärer Alkohole durch direkte Veresterung darzustellen.<br />

Nach den obigen Ausführungen ist es verständlich, daß das Veresterungsgleichgewicht<br />

[7.39] von vornherein nicht besonders günstig liegt. Es kann nach rechts verschoben werden,<br />

indem man eine Ausgangskomponente, meist den billigeren Alkohol, in 5- bis 10-fachem Überschuß<br />

einsetzt oder indem man dem Reaktionsgemisch die Umsetzungsprodukte Wasser oder<br />

Ester ständig entzieht.


D. 7. l .4. l. Darstellung von Estern durch Alkoholyse von Carbonsäuren und ... 475<br />

Im einfachsten Fall wird das gebildete Wasser von der zugesetzten Katalysatorsäure (Schwefelsäure,<br />

Chlorwasserstoff) gebunden. Die Entfernung des Wassers durch azeotrope Destillation<br />

ist vor allem bei empfindlichen Verbindungen vielfach vorteilhafter, da hier kleinere<br />

Mengen auch weniger aggressiver Katalysatoren verwendet werden können. Die Wahl des<br />

Schleppers richtet sich nach der Siedetemperatur der am tiefsten siedenden organischen Komponente.<br />

Für die Darstellung von Ethylestern und Propylestern ist Chloroform oder Tetrachlorkohlenstoff<br />

brauchbar. 1 ) Höhere Alkohole ab Butanol bilden selbst Azeotrope mit Wasser,<br />

so daß kein weiterer Schlepper zugesetzt werden muß.<br />

Bei der sog. extraktiven Veresterung wird der gebildete Ester von einem Lösungsmittel, das<br />

nur sehr wenig Wasser löst, selektiv aus dem Reaktionsgemisch herausgelöst. Die Methode ist<br />

vor allem für die Darstellung von Carbonsäuremethylestern 2 ) geeignet, bei der die azeotrope<br />

Veresterung mit einfachen Mitteln meist nicht gelingt. (Methanol destilliert mit dem Schlepper<br />

in solcher Menge, daß sich die Phasen im Wasserabscheider in der Regel nicht trennen.)<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Veresterung von Carbonsäuren (Tab. 7.40)<br />

A. Bindung des Reaktionswassers durch wasserentziehende Mittel "•<br />

l mol Carbonsäure (bei Dicarbonsäuren 0,5 mol) und 5 mol des betreffenden Alkohols 3 ) werden v<br />

mit 0,2 mol konz. Schwefelsäure versetzt und 5 Stunden unter Rückfluß und Feuchtigkeitsaus- Q<br />

schluß gekocht. Bei den empfindlicheren secundären Alkoholen arbeitet man besser nicht mit L<br />

Schwefelsäure als Katalysator, sondern leitet in die siedende Mischung Chlorwasserstoff bis zur<br />

Sättigung ein und erhöht die Reaktionsdauer auf 10 Stunden. Danach wird die Hauptmenge des<br />

überschüssigen Alkohols über eine 20-cm-Vigreux-Kolonne abdestilliert (Vorsicht, Rückstand<br />

nicht überhitzen!) und der Destillationsrückstand in die 5 fache Menge Eiswasser gegeben. Man<br />

trennt die organische Schicht ab und ethert noch dreimal aus. Die vereinigten organischen Schichten<br />

werden mit konz. Sodalösung entsäuert, mit Wasser neutral gewaschen, über Calciumchlorid<br />

getrocknet und destilliert.<br />

Die Präparation ist auch für den Halbmikromaßstab geeignet.<br />

B. Azeotrope Veresterung<br />

l mol der Carbonsäure (bei Dicarbonsäuren 0,5 mol) wird mit 1,75 mol Alkohol (braucht nicht<br />

wasserfrei zu sein), 5g konz. Schwefelsäure, Toluensulfonsäure, Naphthalensulfonsäure oder<br />

5 g frisch mit Wasserstoffionen beladenem saurem Ionenaustauscher 4 ) (z. B. Amberlite IRA-<br />

118) und 100 ml Chloroform oder Tetrachlorkohlenstoff versetzt und am Wasserabscheider<br />

unter Rückfluß erhitzt, bis sich kein Wasser mehr abscheidet.<br />

Bei der Veresterung von Hydroxysäuren, «,^-ungesättigten Säuren und bei Veresterungen<br />

mit secundären Alkoholen arbeitet man besser nicht mit Schwefelsäure als Katalysator, um<br />

Nebenreaktionen zurückzudrängen (welche?). Bei der Verwendung eines Ionenaustauschers<br />

wird mechanisch gerührt, da die Flüssigkeit sonst stößt.<br />

Nach Beendigung der Reaktion läßt man abkühlen und wäscht die Katalysatorsäure mit<br />

Wasser, wäßriger Hydrogencarbonatlösung und nochmals Wasser aus bzw. filtriert vom Ionenaustauscher<br />

ab. Dann wird der Schlepper abdestilliert, der zugleich die Reste des Waschwassers<br />

mitnimmt, und der Rückstand umkristallisiert bzw. destilliert.<br />

Die Präparation ist im Halbmikro- bzw. Mikromaßstab durchführbar.<br />

1<br />

J Auch Benzen ist geeignet. Allerdings verbietet dessen hohe Toxizität, aber auch das ungünstige Verhältnis<br />

von Wasser zu mitgeschlepptem Alkohol (vgl. Tab. A. 83) dessen Verwendung.<br />

2<br />

) Zur Darstellung von Methylestern mit Diazomethan vgl. Tab. 8.40.<br />

3<br />

) Ist der Alkohol teurer als die Säure, nimmt man das umgekehrte Verhältnis oder arbeitet besser nach<br />

Variante B.<br />

4<br />

) Vgl. Reagenzienanhang.


476 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

C. Extraktive Veresterung<br />

1 mol der Carbonsäure wird mit 3 mol Methanol pro Carboxylgruppe, 300 ml Tetrachlorkohlenstoff,<br />

1,2-Dichlor-ethan oder Trichlorethylen und 5 ml konz. Schwefelsäure bzw. bei empfindlichen<br />

Substanzen mit 5 g Toluensulfonsäure oder Ionenaustauscher (s. azeotrope Veresterung)<br />

versetzt und 10 Stunden unter Rückfluß und Feuchtigkeitsausschluß erhitzt. Bei aromatischen<br />

Carbonsäuren arbeitet man mit der 3fachen Katalysatormenge. Es bilden sich meist<br />

2 Schichten, deren kleinere das Reaktionswasser enthält.<br />

Nach dem Abkühlen trennt man und wäscht die organische Schicht mit Wasser, wäßriger<br />

Hydrogencarbonatlösung und wiederum mit Wasser. Das Extraktionsmittel wird abdestilliert<br />

und der Rückstand umkristallisiert bzw. destilliert.<br />

Tabelle 7.40<br />

Veresterung von Carbonsäuren<br />

Produkt<br />

Essigsäurepropylester<br />

Essigsäureisopropylester<br />

Essigsäurebutylester<br />

Essigsäureisobutylester<br />

Chloressigsäureethylester<br />

ß-Brom-propionsäureethylester<br />

Isobuttersäureethylester<br />

Crotonsäuremethylester<br />

Crotonsäureethylester<br />

Milchsäureethylester<br />

Brenztraubensäuremethylester 3 )<br />

Weinsäurediethylester<br />

Octansäureethylester<br />

Decansäureethylester<br />

Laurinsäureethylester<br />

Tetradecansäureethylester<br />

(Myristinsäureethylester)<br />

Oxalsäurediethylester 4 )<br />

Bernsteinsäurediethylester<br />

Maleinsäurediethylester<br />

Fumarsäurediethylester<br />

Adipinsäurediethylester<br />

Adipinsäuredimethylester<br />

Sebacinsäurediethylester<br />

Benzoesäuremethylester<br />

Benzoesäureethylester<br />

Salicylsäuremethylester<br />

Salicylsäureethylester<br />

PhthalsäurediethylesterS)<br />

p-Toluylsäuremethylester<br />

Variante<br />

B<br />

B<br />

B 1 )<br />

B 1 )<br />

A,B<br />

A,B<br />

B<br />

C<br />

B<br />

B 2 )<br />

C<br />

B 2 )<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

A,B<br />

B<br />

B<br />

A,B<br />

C<br />

B<br />

A,C<br />

A,B<br />

A,C<br />

A<br />

A<br />

A<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

101<br />

88<br />

126<br />

118<br />

144<br />

671>6(12)<br />

110<br />

120<br />

139<br />

154<br />

652j(20)<br />

138*5(4)<br />

912.0(15)<br />

1252,4(18)<br />

1552,o(1s)<br />

1852j(20)<br />

74 1,5(11)<br />

103,,95(11)<br />

9523(17)<br />

H52,7(20)<br />

105i,5(11)<br />

163i


D. 7.1.4.1. Darstellung von Estern durch Alkoholyse von Carbonsäuren und ... 477<br />

Man informiere sich in Lehrbüchern über die cyclischen Ester von Hydroxycarbonsäuren (Lactone und<br />

Lactide)!<br />

Eine direkte Esterbildung aus Carbonsäuren und Alkoholen verläuft in guten Ausbeuten<br />

und unter schonenden Reaktionsbedingungen in Gegenwart von N,W-Dicyclohexylcarbodiimid<br />

(DCC) als Kondensationsmittel und 4-(A^,7V-Dimethylamino)pyridin (DMAP) als Acylierungskatalysator.<br />

DCC dient u. a. auch zur Herstellung von Amiden aus Carbonsäuren und<br />

Aminen (vgl. [7.52]). Andere Carbodiimide können ebenfalls zur Darstellung von Estern<br />

genutzt werden.<br />

Fumarsäure-tert-butylethylester aus Fumarsäuremonoethylester und tert-Butanol: NEISES, B.;<br />

STEGLICH, W., Org. Synth. 63 (1985), 183-187.<br />

Zur Darstellung von Estern können als Ausgangsprodukt auch Ester der betreffenden Säure<br />

mit anderen Alkoholen herangezogen werden. Diese Alkoholyse von Carbonsäureestern<br />

(Umesterung) kann im Gegensatz zur Veresterung sowohl durch Säuren als auch durch Basen<br />

katalysiert werden. Man formuliere die Umsetzungen! Auch hierbei handelt es sich um typische<br />

Gleichgewichtsreaktionen.<br />

Will man einen höheren Ester einer Carbonsäure darstellen, so setzt man also am besten<br />

den Methylester der Carbonsäure ein und destilliert den abgespaltenen Methylalkohol aus<br />

dem Gleichgewicht ab (vgl. auch Tab. 7.42, Polyesterfasern). Abgesehen von diesem Sonderfall<br />

wird man den Alkohol des gewünschten Esters stets im Überschuß einsetzen. Präparative Beispiele<br />

für eine Umesterung finden sich in Tabelle 7.177 (u. a. 4-Phenyl-acetessigsäuremethylester<br />

aus dem 2-Phenacetyl-acetessigsäureethylester; man formuliere diese Reaktion!).<br />

Infolge der stark gesteigerten Carbonylaktivität verläuft die Alkoholyse von Säurechloriden<br />

bzw. -anhydriden wesentlich leichter als die der Carbonsäuren und Ester. Trotzdem wird auch<br />

sie durch Säuren oder Basen beschleunigt. Diese Katalyse ist vor allem bei den etwas weniger<br />

reaktionsfähigen Säureanhydriden ausgeprägt. Man überzeuge sich davon wie folgt:<br />

l ml Acetanhydrid wird in l ml abs. Alkohol gelöst und die Temperatur der Mischung kontrolliert.<br />

Danach setzt man mit dem Glasstab einen kleinen Tropfen konz. Schwefelsäure zu<br />

und beobachtet, welche Veränderungen eintritt.<br />

Ester von tertiären Alkoholen und von Phenolen sind nicht durch Veresterung von Carbonsäuren<br />

darstellbar, dagegen leicht durch die Umsetzung mit Säurechloriden oder Säureanhydriden<br />

erhältlich. Die Reaktivitätsreihe primärer > secundärer > tertiärer Alkohol bleibt auch<br />

hier bestehen. So muß z.B. bei der Darstellung des Essigsäure-tert-butylesters aus Essigsäureanhydrid<br />

und tert-Butylalkohol zusätzlich Zinkchlorid zugesetzt werden (vgl. Tab. 7.41).<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von Essigsäureestern aus Acetanhydrid (Tab. 7.41)<br />

l mol frisch destilliertes Acetanhydrid und l mol des betreffenden wasserfreien Alkohols werden<br />

in einem 500-ml-Rundkolben mit aufgesetztem Rückflußkühler und Calciumchloridrohr<br />

mit 10 Tropfen konz. H2SO4 versetzt. Sobald die exotherme Reaktion nachläßt, erwärmt man<br />

noch 2 Stunden auf dem siedenden Wasserbad. Nach dem Abkühlen wird in etwa 300 ml Eiswasser<br />

gegossen. Fest ausfallende Ester filtriert man ab und kristallisiert um. Flüssige Ester<br />

werden abgetrennt und die wäßrige Schicht noch zweimal mit Methylendichlorid oder Ether<br />

extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden mit Sodalösung entsäuert, mit Wasser<br />

gewaschen und über Natriumsulfat getrocknet. Dann destilliert man das Lösungsmittel ab und<br />

reinigt den Ester durch Destillation oder Kristallisation.<br />

Bei kleinen Ansätzen, oder wenn es sich um wertvolle und säureempfindliche Alkohole<br />

handelt, ist folgende Vorschrift vorteilhafter (basische Katalyse):<br />

10 mmol frisch destilliertes Acetanhydrid, 10 mmol des betreffenden abs. Alkohols und<br />

12 mmol trockenes Pyridin werden 3 Stunden unter Rückfluß erhitzt, in Eiswasser gegossen<br />

und wie oben isoliert, wobei allerdings zunächst mit 10%iger Salzsäure angesäuert bzw. die<br />

Extraktionslösung mit 10%iger HCl gewaschen werden muß, bis alles Pyridin entfernt ist.


478 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Tabelle 747<br />

Essigsäureester aus Acetanhydrid<br />

Produkt<br />

Essigsäurehexylester<br />

Essigsäureheptylester<br />

Essigsäureoctylester<br />

Essigsäurecyclohexylester<br />

Essigsäure-(-)-menthylester<br />

Essigsäure-tert-butylester 1 )<br />

0-Acetyl-lactonitril 2 )<br />

Essigsäurephenylester<br />

Essigsäure-m-cresylester<br />

Acetylsalicylsäure 3 )<br />

Cholesterolacetat<br />

Pentaacetyl-a-D-glucose 4 )<br />

Pentaacetyl-ß-D-glucose 5 )<br />

Ausgangsverbindung<br />

Hexanol<br />

Heptanol<br />

Octanol<br />

Cyclohexanol<br />

(-)-Menthol<br />

tert-Butylalkohol<br />

Acetaldehydcyanhydrin<br />

Phenol<br />

m-Cresol<br />

Salicylsäure<br />

Colesterol<br />

Glucose<br />

Glucose<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

62^6(I2)<br />

931>9(i4)<br />

9S2^1S)<br />

641J(13)<br />

H32,5(19>;<br />

[a] 2 D0-79,4°<br />

96<br />

64i,5(11)<br />

75 U(S)<br />

99il7(i3)<br />

F 136<br />

(Dioxan:<br />

W. = 1:1)<br />

F115<br />

F 114 (EtOH)<br />

[a]2p +101,6°<br />

(in ChIf.)<br />

F 135 (EtOH)<br />

M 2 D° +5,5°<br />

(in ChIL)<br />

" 2 D 0<br />

1,4104<br />

1,4153<br />

1,4204<br />

1,4429<br />

1,4456<br />

1,3862<br />

1,4027<br />

1,5088<br />

1,5004<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

l ) 0,3g wasserfreies ZnCl2 statt H2SO4 als Katalysator; vor der Destillation eine Spatelspitze KHCO3<br />

zusetzen.<br />

2 ) Nicht in Pyridin arbeiten!<br />

3 ) 1,2 mol Acetanhydrid pro mol Salicylsäure einsetzen; im Produkt muß die Eisen(III)-chlorid-Reaktion<br />

negativ sein.<br />

4 ) 0,1 mol Glucosemonohydrat mit 0,8 mol Acetanhydrid in 1,5 mol Pyridin bei O 0 C 20 Stunden rühren,<br />

auf Eis gießen.<br />

5 ) Nicht in Pyridin arbeiten! Glucosemonohydrat einsetzen; 7 mol Acetanhydrid; nur 5 Tropfen konz.<br />

H2SO4, mit 10 ml Acetanhydrid gemischt, unter Rühren tropfenweise zusetzen. Falls Innentemperatur<br />

über 10O 0 C steigt, sofort kühlen!<br />

Beim Erhitzen von Phthalsäureanhydrid oder substituierten Phthalsäureanhydriden mit<br />

Alkoholen entstehen in der erwarteten Weise die sauren Ester der Phthalsäure, die häufig gut<br />

kristallisieren und deshalb zur Charakterisierung von Alkoholen in der qualitativen Analyse<br />

geeignet sind (vgl. E.2.5.). Tertiäre Alkohole reagieren nicht oder liefern Olefine.<br />

Durch Titration der sauren Phthalsäureester mit Natronlauge läßt sich leicht die Molmasse<br />

des entsprechenden Alkohols bestimmen.<br />

Von besonderem Interesse sind jedoch die Hydrogenphthalate racemischer secundärer<br />

Alkohole, da sie noch eine saure Gruppe besitzen, die sich mit optisch aktiven Basen (Brucin,<br />

Chinin u. a.) umsetzen läßt. Dabei entstehen Diastereomerenpaare, die sich in der Löslichkeit<br />

und anderen physikalischen Eigenschaften unterscheiden und deshalb relativ leicht zu trennen<br />

sind. Durch Hydrolyse werden die entsprechenden enantiomeren Alkohole erhalten.<br />

80<br />

80<br />

80<br />

80<br />

80<br />

55<br />

75<br />

75<br />

75<br />

85<br />

80<br />

50<br />

55


D. 7.1.4.1. Darstellung von Estern durch Alkoholyse von Carbonsäuren und ... 479<br />

Äquivalentmassebestimmung der Alkohole über die sauren Ester der 3-Nitro-phthalsäure<br />

(Allgemeine Arbeitsvorschrift für die qualitative Analyse)<br />

Darstellung des Esters<br />

0,3 ml des betreffenden Alkohols, 0,3 g 3-Nitro-phthalsäureanhydrid und 0,5 ml Pyridin werden<br />

2 Stunden auf dem siedenden Wasserbad erwärmt. Danach gießt man auf Eis, säuert mit konz.<br />

Salzsäure an und filtriert den sauren Ester ab bzw. extrahiert ihn mit Chloroform oder Benzen.<br />

Der Ester wird mit Sodalösung aus der organischen Schicht herausgelöst und durch Ansäuern<br />

wieder abgeschieden.<br />

Äquivalentmassebestimmung des Alkohols<br />

0,20 bis 0,25g des reinen sauren Esters werden genau eingewogen und in überschüssiger 0,1 N<br />

Natronlauge in der Kälte gelöst (in der Wärme Hydrolysegefahr!). Man titriert sofort mit 0,1 N<br />

Salzsäure den Laugenüberschuß zurück; Berechnung:<br />

A - I /AII u i\ Einwaage in g • 1000 in~<br />

Aquivalentmasse (Alkohol) = 193<br />

ml Natronlauge • Normalität<br />

Für analytische Zwecke ist es wichtig, daß die Alkoholyse von Säurechloriden mitunter<br />

auch in wäßriger Lösung möglich ist. Ein Alkohol kann also aus der wäßrigen Analysenlösung<br />

unmittelbar als Derivat einer Carbonsäure abgeschieden werden (Schotten-Baumann-Reaktion).<br />

Diese Reaktion läßt sich nur mit solchen Säurehalogeniden in wäßriger Lösung durchführen,<br />

die in Wasser schwer löslich sind. In diesem Fall extrahiert das Säurechlorid den Alkohol<br />

aus der wäßrigen Phase und reagiert mit ihm in homogener Phase. Die Konkurrenzreaktion<br />

zwischen dem Säurechlorid und dem Wasser bzw. dem als säurebindendes Mittel zugesetzten<br />

Hydroxidion geht andererseits nur an der Phasengrenze vor sich und ist deshalb langsam. Um<br />

die Verseifung des gebildeten Esters zu vermeiden, muß man stets in der Nähe des Neutralpunkts<br />

arbeiten, d. h. Lauge nur tropfenweise nach und nach in dem Maße zusetzen, wie das<br />

Alkali verbraucht wird. Eine Verseifung des Esters wird jedoch mit Sicherheit vermieden,<br />

wenn man mit dem trockenen Alkohol in Gegenwart von Pyridin als säurebindendem Mittel<br />

arbeitet (Einhorn-Variante).<br />

Zur analytischen Charakterisierung von Alkoholen werden neben den schon erwähnten<br />

Hydrogenphthalaten hauptsächlich die Benzoesäure-, p-Nitro-benzoesäure- und 3,5-Dinitrobenzoesäureester<br />

benutzt.<br />

Darstellung von Benzoesäureestern durch Alkoholyse von Benzoylchlorid (Schotten-Bauniann-Variante,<br />

allgemeine Arbeitsvorschrift für die qualitative Analyse)<br />

0,5 g des Alkohols werden in einem Reagenzglas in 5 ml Wasser gelöst oder suspendiert und<br />

mit einem Tropfen einer Lösung von Methylrot in Aceton sowie mit l ml frisch destilliertem<br />

Benzoylchlorid versetzt. Nun gibt man tropfenweise 5 N Kalilauge hinzu. Das gut verschlossene<br />

Gefäß wird so lange kräftig geschüttelt, bis die Farbe der Lösung von gelb nach rot umschlägt.<br />

Die Kalilaugezugabe und das Umschütteln wiederholt man so lange, bis die Farbe gelb bleibt<br />

und der Geruch nach Benzoylchlorid verschwunden ist. Der gebildete Ester wird abgesaugt,<br />

mit wenig Wasser nachgewaschen und umkristallisiert. Flüssige Ester nimmt man in Ether auf,<br />

die Lösung wird mit Natriumsulfat getrocknet und rektifiziert. Flüssige Ester sind jedoch zur<br />

Charakterisierung von Alkoholen weniger geeignet.<br />

Carbonsäureamide werden nach der gleichen Vorschrift dargestellt, allerdings kann man<br />

auch das Amin direkt in IO bis 15 ml 2 N Kalilauge vorlegen und das Benzoylchlorid in mehreren<br />

Portionen unter Umschütteln zusetzen.


480 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Darstellung von Carbonsäureestern durch Alkoholyse von Säurechloriden (Einhorn-Variante,<br />

allgemeine Arbeitsvorschrift für die qualitative Analyse)<br />

0,5 g des betreffenden Alkohols in 3 ml Pyridin werden mit etwa 2 g des betreffenden Säurechlorids<br />

(Benzoylchlorid, p-Nitro-benzoylchlorid, 3,5-Dinitro-benzoylchlorid) vorsichtig unter<br />

Eiskühlung versetzt. Dann wird bei primären und secundären Alkoholen 10 Minuten, bei tertiären<br />

Alkoholen 30 Minuten unter Feuchtigkeitsausschluß auf dem Wasserbad erwärmt. Man<br />

kann ebensogut den Ansatz auch über Nacht bei Raumtemperatur stehen lassen. Anschließend<br />

gießt man in Eiswasser und säuert mit konz. Salzsäure vorsichtig an. Der häufig ölig abgeschiedene<br />

Ester wird mit wäßriger Hydrogencarbonatlösung gewaschen bzw. verrieben. Schließlich<br />

filtriert man ab und kristallisiert um.<br />

Ethanolysegeschwindigkeit von Benzoylchloriden (Anwendung der Hammett-Beziehung):<br />

<strong>Organikum</strong>, 15. überarb. Aufl. - Berlin 1976. S. 506.<br />

Carbonsäureester sind Ausgangsprodukte für folgende wichtige Reaktionen: Aminolyse,<br />

Esterkondensation (vgl. D.7.2.I.8.), Grignard-Reaktionen (vgl. D.7.2.2.), Reduktion zu Alkoholen<br />

(vgl. D.7.3.), Esterpyrolyse (vgl. D.3.2.).<br />

Tabelle 7.42<br />

Technische Verwendung von Estern<br />

Ester Verwendung<br />

Essigsäuremethylester<br />

Essigsäureethylester<br />

Essigsäurebutylester, Essigsäurepentylester<br />

Essigsäurebenzylester<br />

Essigsäurecinnamylester<br />

Polysolvane (Gemisch von Essigsäure- und<br />

Propionsäureestern aus C6- bis C7-Alkoholen)<br />

Acrylsäureester, Methacrylsäureester<br />

Phthalsäurediethylester,Phthalsäuredibutylester<br />

Bis(2-ethyl-hexyl)phthalat<br />

Polyterephthalsäureglycolester (durch Umestern<br />

von Terephthalsäuredimethylester mit Glycol und<br />

Polykondensation)<br />

Vinylacetat (Polyvinylacetat)<br />

Alkydharze (Polyester aus Phthalsäureanhydrid,<br />

Maleinsäureanhydrid und Glycolen (Ethylenglycol,<br />

Glycerol)<br />

Acetylcellulose (aus Cellulose und Acetanhydrid/<br />

Essigsäure)<br />

2,4-Dichlor- und 2,4,5-Trichlor-phenoxyessigsäureester<br />

aus C8-, C9- und C10-Alkoholen<br />

Subst. Cyclopropancarbonsäureester u. a. Pyrethroide<br />

Ascorbinsäure (y-Lacton aus 2-Oxo-L-gulonsäure<br />

[6.43a])<br />

Acetylsalicylsäure<br />

p-Amino-benzoesäureethylester<br />

p-Amino-benzoesäure(ß-diethylamino-ethyl)ester<br />

Lösungsmittel für Celluloseester (Lacke)<br />

Lösungsmittel für Lacke und Harze<br />

Lösungsmittel für Nitrocellulose und Harze,<br />

Extraktionsmittel für Penicillin<br />

Riechstoff<br />

Riechstoff<br />

Extraktionsmittel für Phenole (Phenosolvan-<br />

Verfahren zur Abwasserreinigung)<br />

Polymere<br />

Weichmacher<br />

Standardweichmacher für PVC<br />

Chemiefasern (Polyester)<br />

Kunststoffe<br />

Kunststoffe, Lackrohstoffe<br />

Kunststoffe (z. B. für Sicherheitsfilme),<br />

Chemiefasern (Acetatseide)<br />

Herbizide<br />

Insektizide (z. B. Cypermethrin, Deltamethrin<br />

[7.113a])<br />

Vitamin C<br />

Analgetikum, Anitipyretikum (Aspirin, ASS, Acesal)<br />

Lokalanästhetikum (Benzocain)<br />

Lokalanästhetikum (Procain), Sonnenschutzmittel<br />

Auch in der chemischen Industrie sind Ester wichtige Verbindungen. Einige bedeutende Vertreter werden in<br />

Tabelle 7.42 aufgeführt. Man informiere sich über die Synthese der dort zuletzt genannten Verbindungen! Ester<br />

sind in der Natur eine weit verbreitete Stoffklasse: Zur Bedeutung von Fetten und Ölen s. D.7.1.4.3.<br />

Wachse sind hauptsächlich Ester langkettiger Säuren mit langkettigen Alkoholen. Wichtige Vertreter<br />

sind Bienenwachs, Carnaubawachs, Spermöl und Jojobaöl. Sie werden u. a. in der Kosmetik und als spezielle<br />

Schmieröle eingesetzt.


D. 7.1.4.2. Darstellung von Säureamiden durch Aminolyse von Carbonsäuren und ... 481<br />

7.1.4.2. Darstellung von Säureamiden durch Aminolyse von Carbonsäuren<br />

und ihren Derivaten<br />

Ammoniak setzt sich als verhältnismäßig starke Base mit Carbonsäuren leicht unter Salzbildung<br />

um:<br />

O Oi<br />

R-C' + NH3 ^=^ R-C; 0 NH® [7.43]<br />

OH C)J<br />

Für die Umsetzung mit der Säure im Sinne einer Carbonylreaktion (Ammonolyse)<br />

O O<br />

R-C 7 + NH3 ^== R-C 7 + H2O [7.44]<br />

OH NH2<br />

stehen daher nur die geringen Konzentrationen an freiem Ammoniak und freier Säure zur Verfügung,<br />

die dem Gleichgewicht [7.43] entsprechen. Die Reaktion verläuft deshalb verhältnismäßig<br />

schwer, und man muß das Reaktionswasser ständig entfernen, z. B. durch Erhitzen des<br />

Ammoniumsalzes der Säure auf höhere Temperaturen.<br />

An Stelle von Ammoniak kann man auch Harnstoff verwenden, der sich bei höherer Temperatur<br />

zu Ammoniak und Isocyansäure zersetzt, die ihrerseits das Reaktionswasser bindet<br />

und dabei in Ammoniak und Kohlendioxid übergeht. Man formuliere die Reaktion und informiere<br />

sich über die Biuretreaktion!<br />

Die Amide können besonders unter der Einwirkung wasserentziehender Mittel (Phosphor(V)-oxid,<br />

Phosphorylchlorid) bei höheren Temperaturen weiter zu den Nitriten dehydratisiert<br />

werden.<br />

Bei der Aminolyse von Carbonsäuren mit primären und secundären Aminen bilden sich die<br />

entsprechenden mono- und disubstituierten Amide, während tertiäre Amine keine Amide<br />

ergeben (warum?). Die obigen Erörterungen gelten sinngemäß.<br />

Die im folgenden beschriebene Darstellung von Af-Methyl-formanilid aus Ameisensäure<br />

und W-Methyl-anilin stellt einen besonders einfachen Fall dar, wo die Umsetzung schon durch<br />

azeotropes Abdestillieren des Reaktionswassers bewirkt werden kann.<br />

Darstellung von JV-Methyl-formanilid<br />

In einem 1-1-Rundkolben werden l mol N-Methyl-anilin und 1,2 mol Ameisensäure in Form<br />

einer 80- bis 90%igen Lösung mit 300 ml Toluen vermischt. Man erhitzt am Wasserabscheider<br />

unter Rückfluß. Wenn kein Wasser mehr abgeschieden wird, destilliert man das Toluen ab und<br />

rektifiziert den Rückstand im Vakuum. KplJ(l3) 125 0 C; nßO 1,5589; Ausbeute 95%.<br />

Säureamide sind im allgemeinen gut kristallisierende, leicht zu reinigende Verbindungen.<br />

Sie dienen daher sowohl zur analytischen Charakterisierung primärer und secundärer Amine<br />

(bevorzugt als Acet- und Benzamide aus den entsprechenden Anhydriden bzw. Säurechloriden,<br />

s.u.) als auch der Carbonsäuren (als unsubstituierte Amide, Anilide, Benzylamide). Die<br />

Carbonsäuren überführt man dazu zweckmäßig in die Carbonsäurechloride (vgl. D.7.1.4.4.)<br />

und setzt diese mit Ammoniak bzw. Anilin um. Im Verlauf qualitativer Analysen fallen Carbonsäuren<br />

allerdings häufig in wäßriger Lösung an. In diesem Falle empfiehlt sich die Darstellung<br />

der Anilide nach folgender Vorschrift:<br />

Darstellung von Carbonsäureaniliden aus Carbonsäuren und Anilin (Allgemeine ArbeitsVorschrift<br />

für die qualitative Analyse)<br />

Man neutralisiert die wäßrige Lösung der Carbonsäure mit verd. Natronlauge, dampft das<br />

Wasser ab und trocknet den Rückstand bei 105 0 C. Etwa 0,5g des zerriebenen, trockenen


482 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Natriumsalzes der Carbonsäure werden mit 0,5 ml Anilin und 0,2 ml konz. Salzsäure (oder der<br />

entsprechenden Menge Anilinhydrochlorid) 45 Minuten auf 150 bis 16O 0 C erwärmt. Nach dem<br />

Abkühlen verreibt man mit Wasser, filtriert und kristallisiert aus Wasser, verd. Ethanol oder<br />

Dioxan um.<br />

Die Aminolyse von Carbonsäuren hat im Laboratorium nur geringe Bedeutung; der bevorzugte<br />

Weg zur Darstellung der Amide ist die Aminolyse der Säurechloride, -anhydride und<br />

Ester.<br />

Die Ammonolyse, Aminolyse bzw. Hydrazinolyse von Carbonsäureestern (man formuliere<br />

die Umsetzungen!) läßt sich schon unter relativ milden Bedingungen durchführen, da hier<br />

keine Salzbildung entsprechend [7.43] eintreten und sich die höhere Reaktivität der Amine<br />

(etwa im Vergleich mit Alkoholen) voll auswirken kann und zum anderen die Estercarbonylgruppe<br />

reaktionsfähiger ist als die Säurecarbonylgruppe.<br />

Die Reaktivität der nucleophilen Komponente in Ammonolysen bzw. Aminolysen steigt mit<br />

ihrer Basizität an, fällt aber andererseits, je sperriger das Amin gebaut ist, so daß die maximale<br />

Reaktivität etwa beim primären Amin mit unverzweigter Kette liegt. Man überlege, ob Anilin<br />

oder Benzylamin in Aminolysen leichter reagiert!<br />

Die Reaktionsfähigkeit eines Esters gegenüber Ammoniak bzw. Aminen geht etwa seiner<br />

Reaktivität gegenüber Wasser parallel (vgl. D.7.I.4.3.). So lassen sich Phenylester leichter<br />

ammonolysieren als Methylester und diese wiederum leichter als Ethylester, während z. B. die<br />

tert-Butylester völlig resistent gegen Amine sind. Praktisch werden im allgemeinen die leicht<br />

zugänglichen Methyl- oder Ethylester verwendet.<br />

Ester, deren Carbonylaktivität durch elektronenanziehende Gruppen erhöht ist (z. B. Cyanessigsäureester,<br />

Chloressigsäureester), reagieren besonders leicht. ß-Oxo-carbonsäureester<br />

geben allerdings oft ein Gemisch von Amid und ß-Amino-crotonsäureester, in dem dieser<br />

meist überwiegt (vgl. [7.12]). Auch -I-Gruppen in der Alkoholkomponente von Estern erhöhen<br />

deren Reaktivität bedeutend. Solche sog. aktivierten Ester, z. B. Cyanmethyl- und p-Nitrophenylester,<br />

werden in der Peptidsynthese verwendet.<br />

Bei der Hydrazinolyse von Estern bilden sich Carbonsäurehydrazide in glatter Reaktion,<br />

z. B. aus Isonicotinsäureester das als Tuberculostaticum wichtige Isonicotinsäurehydrazid (Isoniazid).<br />

ß-Oxo-carbonsäureester kondensieren mit Phenylhydrazinen unter Ringschluß zu Pyrazolonen<br />

(vgl. [7.59]). Gemäß der nachfolgenden allgemeinen Arbeitsvorschrift lassen sich in analoger<br />

Weise 3-Amino-pyrazolone aus Imidomalonsäureestern darstellen:<br />

I<br />

NH NH2<br />

0-Et 0^\ ^ + 2EtOH [7.45]<br />

E,"' 2 *<br />

Ar<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von 3-Amino-l-aryl-pyrazol-S-onen 1 ) (Tab. 7.46)<br />

Achtung! Arylhydrazine sind stark giftig und verursachen schmerzhafte Hautausschläge!<br />

Abzug!<br />

In einem 500-ml-Dreihalskolben mit Rückflußkühler (versehen mit Calciumchloridrohr),<br />

Tropftrichter und KPG-Rührer gibt man zu einer Mischung von 100 ml abs. Methanol, 0,1 mol<br />

Arylhydrazin und 0,11 mol Monoimidomalonsäurediethylester 0,5 ml Eisessig und läßt 2 Stunden<br />

stehen. In der Zwischenzeit stellt man eine Natriummethanolatlösung aus 150ml abs.<br />

1 J lUPAC-Name: 3-Amino-l-aryl-4,5-dihydro-pyrazol-5-on, auch 3-Amino-l-aryl-pyrazolin-5-on


D. 7.1.4.2. Darstellung von Säureamiden durch Aminolyse von Carbonsäuren und ... 483<br />

Methanol und 2,5g Natrium her (s. hierzu Reagenzienanhang!). Die noch warme Methanolatlösung<br />

wird unter Rühren zum Reaktionsgemisch getropft. Anschließend kocht man 15 Minuten<br />

unter Rückfluß, kühlt ab und engt am Rotationsverdampfer zur Trockene ein. Der Rückstand<br />

wird in 400 ml Wasser gelöst, filtriert und mit Eisessig unter Rühren auf pH 7 gebracht.<br />

Das ausgefallene Produkt wird abgesaugt, getrocknet und aus Acetonitril umkristallisiert.<br />

Durchschnittliche Ausbeute: 80%.<br />

Tabelle 7.46<br />

3-Amino-l-aryl-J 2 -pyrazol-5-one aus Hydrazinen und Monoimidomalonsäurediethylester<br />

Pyrazolinon<br />

3-Amino-l-phenyl-/d 2 -pyrazol-5-on<br />

3-Amino-l-(4-methyl-phenyl)-J 2 -pyrazol-5-on<br />

3-Amino-l-(3-methoxy-phenyl)-^ 2 -pyrazol-5-on<br />

3-Amino-l-(4-chlor-phenyl)-^ 2 -pyrazol-5-on<br />

3-Amino-l-(3-chlor-phenyl)-^ 2 -pyrazol-5-on<br />

3-Amino-l-(2-chlor-phenyl)-zl 2 -pyrazol-5-on<br />

3-Amino-l-(4-brom-phenyl)-J 2 -pyrazol-5-on<br />

Darstellung von Cyanacetarnid und Chloracetarnid 1 )<br />

Ausgangsverbindung<br />

Phenylhydrazin<br />

p-Tolylhydrazin<br />

m-Methoxy-phenylhydrazin<br />

p-Chlor-phenylhydrazin<br />

m-Chlor-phenylhydrazin<br />

o-Chlor-phenylhydrazin<br />

p-Brorn-phenylhydrazin<br />

F<br />

in 0 C<br />

219 (A)<br />

182<br />

173<br />

163<br />

190<br />

154<br />

152<br />

In einem 1-1-Becherglas mit mechanischem Rührer wird l mol Cyanessigsäureethyl- oder<br />

-methylester unter Rühren und Kühlen langsam mit 1,5 mol konz. Ammoniak (D = 0,9) versetzt,<br />

wobei man die Temperatur durch Kühlung mit Eiswasser auf 30 bis 35 0 C hält. Dann wird<br />

noch 30 Minuten bei dieser Temperatur gerührt und danach auf O 0 C abgekühlt, wobei sich das<br />

Cyanacetarnid kristallin abscheidet. Man filtriert, wäscht mit wenig kaltem Alkohol und Ether<br />

und kristallisiert aus Alkohol oder Wasser um. F118 0 C; Ausbeute 80%.<br />

In gleicher Weise läßt sich Chloressigsäureethylester in Chloracetarnid überführen. Man<br />

arbeitet dabei bei O 0 C, um zu vermeiden, daß auch das Halogenatom substituiert wird.<br />

F116°C (W.); Ausbeute 80%.<br />

Fumarsäurediamid: MOWRY, D. T; BUTLER, J. M., Org. Synth., CoIl. Vol. IV (1963), 496.<br />

Darstellung von Carbonsäure-TV-benzyl-amiden durch Aminolyse von Carbonsäureestern (Allgemeine<br />

Arbeitsvorschrift für die qualitative Analyse)<br />

0,5g des betreffenden Methyl- oder Ethylesters werden mit 1,5 ml Benzylamin und 0,05g<br />

Ammonchlorid l Stunde unter Rückfluß erhitzt, abgekühlt, mit Wasser und schließlich mit<br />

wenig verd. Salzsäure gewaschen, wobei die Benzylamide meist fest ausfallen. Man kristallisiert<br />

aus Alkohol/Wasser oder Aceton/Wasser um.<br />

Ester höherer Alkohole werden zunächst mit 3 ml abs. Methanol und 0,05g Natrium 30<br />

Minuten unter Rückfluß gekocht und so in die Methylester übergeführt. Nach Abdestillieren<br />

des Alkohols verfährt man, wie oben beschrieben.<br />

2,3,4,6-Tetraacetyl-D-glucose läßt sich durch partielle Aminolyse von Pentaacetyl-o-glucose<br />

darstellen.<br />

l nach CORSON, B. B.; SCOTT, R. W.; VOSE, C. E., Org. Synth., CoIl. Vol. I (!94 1 ), 179


484 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

XOH<br />

H 0 PNHCH2Ph<br />

/OAc H-C-OAc<br />

AcO-T^-Q +2H2NCH2Ph AcO-C-H (H 0 AcO^^X^OAc _ AcNHCH2Ph<br />

OAc<br />

H-C-OAc<br />

i<br />

H-C-OH<br />

i<br />

CH2OAc<br />

)<br />

-H2NCH2Ph "<br />

Ac(<br />

A<br />

i n<br />

OAc<br />

J£^V^OH [7 - 47]<br />

Darstellung von 2,3,4,6-Tetraacetyl-D-glucose durch Aminolyse von Pentaacetyl-o-glucose 1 )<br />

Unter Kühlung mit Wasser werden 0,1 mol Pentaacetyl-a-(oder ß-)o-glucose (I) mit 0,3 mol<br />

Benzylamin versetzt und 10 Minuten kräftig gerührt. Die zunächst flüssig werdende Masse<br />

scheidet nach kurzer Zeit Kristalle ab. Man verrührt sofort mit 75 ml abs. Ether, saugt die Kristalle<br />

ab und wäscht zweimal mit je 50 ml abs. Ether nach.<br />

Die Kristalle bestehen aus dem Addukt von Benzylamin mit 2,3,4,6-Tetraacetyl-o-glucose<br />

(II), während sich im Etherfiltrat N-Benzyl-acetamid und überschüssiges Benzylamin befinden.<br />

Zur Reinigung fällt man um, indem man in 100 ml trockenem Chloroform löst, filtriert und<br />

mit 250 ml abs. Ether versetzt. F140 0 C (Zers.).<br />

Zur Gewinnung der Tetraacetylglucose (III) kann man direkt von dem rohen Addukt ausgehen,<br />

das man in 500 ml Chloroform löst, filtriert und zweimal mit je 100 ml SN Salzsäure<br />

extrahiert. Dann wird mit wenig wäßriger Hydrogencarbonatlösung gewaschen, über Calciumchlorid<br />

getrocknet und im Vakuum zur Trockne eingedampft (gegen Ende starkes Schäumen).<br />

Der hinterbleibende Sirup wird 24 Stunden über Phosphor(V)-oxid im Vakuumexsikkator aufbewahrt<br />

und dann mit 100 ml Ether verrieben, wobei eine erste Fraktion von kristallinem<br />

Material erhalten wird. Die Mutterlauge engt man ein, trocknet erneut und verreibt wieder mit<br />

Ether. Dies wird mehrfach wiederholt, wodurch sich schließlich 85% kristalline ß-Verbindung<br />

gewinnen lassen. F132 0 C (Aceton/Ether).<br />

Für die unter D. 7.3.6.1. beschriebene Trennung des (R,S)-a-Phenethylamins in die Enantiomeren<br />

kann der beim Abdampfen des Chloroforms hinterbleibende Sirup direkt eingesetzt<br />

werden.<br />

Die Aminolyse von Säurechloriden und Säureanhydriden verläuft meist sehr leicht und ist<br />

der am häufigsten benutzte und gangbarste Weg zur Darstellung von Carbonsäureamiden.<br />

Man formuliere die Reaktionen! Der frei werdende Chlorwasserstoff bzw. die Carbonsäure bei<br />

Acylierungen mit Anhydriden binden ein Mol Amin, falls man nicht Pyridin oder andere tertiäre<br />

Amine oder Alkalihydroxide als säurebindende Mittel zusetzt.<br />

In der qualitativen Analyse benutzt man die Reaktion zur Chrakterisierung von Carbonsäuren.<br />

Darstellung von Carbonsäureamiden durch Aminolyse von Carbonsäurechloriden (Allgemeine<br />

Arbeitsvorschrift für die qualitative Analyse)<br />

0,5 g Carbonsäurechlorid werden in 10 ml wasserfreiem Dioxan gelöst (bei schwerer löslichen<br />

Carbonsäurechloriden kann man unbedenklich mehr Dioxan verwenden). Man versetzt tropfenweise<br />

mit einer Lösung von 2 g eines primären oder secundären Amins in 10ml Dioxan und<br />

schüttelt kräftig durch.<br />

Zur Darstellung der unsubstituierten Amide versetzt man mit einem Überschuß einer konz.<br />

wäßrigen Ammoniaklösung.<br />

l) HELFERICH, B.; PORTZ. W., Chem. Ber. 86 (1953), 604.<br />

m<br />

OAc


D. 7.1.4.2. Darstellung von Säureamiden durch Aminolyse von Carbonsäuren und ... 485<br />

Nach 10 Minuten gießt man in 100 ml Eiswasser, säuert mit verd. Salzsäure schwach an,<br />

saugt ab und wäscht mit Wasser neutral. Das Reaktionsprodukt wird aus Alkohol umkristallisiert.<br />

Zur Synthese der wasserlöslichen niederen aliphatischen Carbonsäureamide leitet man in<br />

die Dioxanlösung gasförmiges Ammoniak ein, verdampft das Lösungsmittel im Vakuum und<br />

kristallisiert den Rückstand aus Benzen oder abs. Alkohol um.<br />

An Stelle des Carbonsäurechlorids kann unter den gleichen Bedingungen ein Carbonsäureanhydrid<br />

eingesetzt werden.<br />

Darstellung eines Polyamids (Nylontyp) aus Sebacoyldichlorid und Hexamethylendiamin:<br />

SORENSON, W. R., J. Chem. Educ. 42 (1965), 8.<br />

Die Bildung von Carbonsäureamiden dient auch zur Identifizierung von Aminen. Hierbei<br />

wird nach der unter D.7.1.4.1. angeführten Schotten-Baumann- bzw. Einhorn-Variante gearbeitet.<br />

Wegen der schweren Hydrolysierbarkeit der Amide kann man bei der Schotten-Baumann-<br />

Variante die Reaktion von vornherein in überschüssigem Alkali durchführen.<br />

Genauso wie die Säurechloride ergeben auch die Azide bei der Aminolyse Carbonsäureamide.<br />

Säureazide werden entweder aus den Hydraziden mit salpetriger Säure oder aus den<br />

Säurechloriden mit Natriumazid dargestellt.<br />

Auch die Aminolyse von Säureamiden ist möglich, wodurch diese „umamidiert" werden,<br />

vgl. z. B. [7.56].<br />

Ammonolysen und Aminolysen von Carbonsäurederivaten spielen sowohl im Laboratorium<br />

als auch in der Industrie eine wichtige Rolle. Auf den Schutz der Aminogruppe gegen Oxidationen<br />

(vgl. D.5.1.3. und D.6.2.1.) und die Charakterisierung von Aminen und Carbonsäuren<br />

durch Überführung in die Amide wurde schon hingewiesen.<br />

Auf der Basis von Aminolysereaktionen läßt sich eine ganze Reihe von Stickstoffheterocylen<br />

synthetisieren, vgl. [7.45], [7.56] und [7.59].<br />

1,3-Oxazoline (4,5-Dihydrooxazole) bilden sich aus Carbonsäuren oder deren Derivaten und ß-Aminoalkoholen,<br />

z. B.:<br />

CH3<br />

N-S^CH3<br />

+ 2 H2O [7.48]<br />

Wegen der leicht verlaufenden Ringöffnung werden sie als Bausteine für weitere Synthesen sowie als<br />

Schutzgruppen für Carbonsäuren angewandt, die aus ihnen durch saure Hydrolyse wieder zurückgebildet<br />

werden, (vgl. C.8.2.).<br />

Analog entstehen Imidazoline bei der Reaktion von Carbonsäuren oder Derivaten mit aß-Diaminen und<br />

Benzimidazole bei der Reaktion mit o-Phenylendiaminen:<br />

NH2 HO h<br />

NH2 " ^"<br />

R + 2 H2O [7.49]<br />

vgl. auch [7.57].<br />

Besondere Bedeutung besitzen die hier beschriebenen Methoden zur Synthese von Peptiden. Hierzu<br />

wird ein reaktionsfähiges Derivat einer Aminosäure, z. B. ihr Säurechlorid, mit einer zweiten Aminosäure<br />

bzw. deren Ester oder mit einem Peptid umgesetzt. Um die Reaktion in eine eindeutige Richtung zu lenken,<br />

muß sowohl die Aminogruppe der als Acylkomponente fungierenden Aminosäure als auch die Carboxylgruppe<br />

der anderen Aminosäure blockiert werden:<br />

/P /P 9 /°<br />

Z-NH-CH-C 7 -i- H2N-CH-C 7 » Z-NH-CH-C-NH-CH-c' t 7 - 50 !<br />

k X k OR" - HX b fr OR"


486 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Als Schutzgruppen Z sowie R" in [7.50] eignen sich Substituenten, die sich nach der Peptidsynthese<br />

ohne Spaltung der Peptidbindung wieder entfernen lassen.<br />

Zur Blockierung der Aminofunktion sind z. B. die Acetyl- bzw. Benzoylgruppierung wenig geeignet. Als<br />

besonders brauchbar erwies sich beispielsweise die Benzyloxycarbonyl- (üblicherweise mit Z abgekürzt)<br />

und die tert-Butyloxycarbonylgruppe (Boc). Z wird durch Acylierung mit Chlorkohlensäurebenzylester<br />

(vgl. D.7.1.6.) eingeführt:<br />

O O O<br />

Ph-CH2-O-C-CI + H2N-CH-C- • Z-NH-CH-C— [7.5Ia]<br />

v i \ — HCI i<br />

v R<br />

Aus dem so gebildeten Urethan (vgl. D.7.1.6.) läßt sich die Benzyloxycarbonylgruppe wie alle O- und N-<br />

Benzylreste leicht reduktiv (z. B. durch katalytische Hydrierung) wieder abspalten, wobei sie in Toluen und<br />

Kohlendioxid übergeht:<br />

O O O<br />

ii ii P(J n<br />

Ph-CH2-O-C-NH-CH-C- + H2 -^ Ph-CH3 + CO2 + H2N-CH-C-<br />

R R<br />

Die häufig verwendete tert-Butyloxycarbonylgruppe (CH3)3C-O-CO- ist unter sehr milden Bedingungen<br />

sauer hydrolytisch abspaltbar.<br />

Als Acylkomponente verwendet man an Stelle der Säurechloride (X = Cl in [7.5O]) die Azide (X = N3)<br />

oder die gemischten Anhydride mit Kohlensäuremonoestern, die aus den Aminosäuren und Chlorkohlensäureestern<br />

in Gegenwart tertiärer Basen zugänglich sind, siehe [7.73]. Auch aktivierte Ester, z. B. des p-<br />

Nitro-phenols oder des N-Hydroxy-succinimids, sind geeignet (X = p-Nitro-phenoxy in [7.5O]).<br />

Schließlich gelingt sehr einfach die direkte Umsetzung der Carbonsäuren (X = OH) in Gegenwart von<br />

Carbodiimiden, z. B. Dicyclohexylcarbodiimid (DCC):<br />

Z-NH-CH-COOH + H2N-CH-COOR" +<br />

R R'<br />

Z-NH-CH-CO-NH-CH-COOR" +<br />

i i<br />

R R 1<br />

/ \ / \<br />

Die genannten Reaktionen werden auch technisch genutzt, z. B. für die Synthese von L-Alanyl-L-prolin<br />

und seinem Benzylester, Vorstufen für Enalapril, einem wichtigen Antihypertensivum:<br />

CH3<br />

HN-Y" *<br />

Boc O COOCH2Ph<br />

•V-tert-Butoxy- L-Prolincarbonyl-L-alanin<br />

benzylester [7.53]<br />

CH3 /—v EtOOC CH3<br />

(H *- H ° } O COOH ^ O COOH<br />

L-Alanyt-L-prolin Enalapril<br />

L-Asparagyl-L-phenyl-alaninmethylester findet als Süßstoff Aspartam Verwendung.<br />

Viele halbsynthetisch gewonnene Penicilline werden durch Acylierung von 6-Amino-penicillansäure,<br />

deren Carboxylgruppe geschützt wurde, hergestellt, z. B. Amoxicillin (6-[Amino-(4-hydroxy-phenyl)-acetamido]-penicillansäure):<br />

[7.52]


D. 7.L4.2. Darstellung von Säureamiden durch Aminolyse von Carbonsäuren und ... 487<br />

COOH<br />

Amoxicillin<br />

COOSiMe3<br />

Als Arzneimittel hat auch eine Reihe weiterer Carbonsäureamide erhebliche Bedeutung.<br />

Paracetamol (4-Hydroxy-acetanilid aus 4-Amino-phenol und Acetanhydrid) ist ein in großer Menge produziertes<br />

Analgeticum und Antipyreticum.<br />

Nicotinsäureamid, das technisch sowohl aus Nicotinsäure und Ammoniak als auch durch partielle Hydrolyse<br />

von 3-Cyan-pyridin (vgl. D.7.1.5.) hergestellt wird, dient als Antipellagra-Wirkstoff (Vitamin).<br />

Pantothensäure (Vitamin B5) erhält man aus Pantolacton (s. D.7.2.1.3.) und ß-Alanin:<br />

HO ,0<br />

O<br />

H2N'<br />

^COOH<br />

-H2O<br />

[7.54]<br />

COOH [7.55]<br />

Durch Reaktion von Formamid mit Alaninethylester läßt sich dessen N-Formyl-Derivat herstellen und<br />

durch Cyclodehydratisierung mit P4O10 in das entsprechende 1,3-Oxazol überführen:<br />

H3C<br />

CH-COOEt + H2N-CHO<br />

+ HCI<br />

- NH4CI<br />

H3C<br />

CH-CO-OEt<br />

HN<br />

CHO<br />

H3C OEt<br />

P4OiO t >=r<br />

-H2O O<br />

Diese Reaktionsfolge wird technisch für die Synthese von Pyridoxin (Vitamin B6) genutzt, das aus dem<br />

Oxazol durch Ringerweiterung entsteht, vgl. [4.101].<br />

Durch Reaktion von Alkalixanthogenaten (vgl. [7.92]) mit o-Phenylendiaminen lassen sich 2-Mercaptobenzimidazole<br />

synthetisieren, unter denen das folgende<br />

MeO NH2<br />

NH2<br />

[7.56]<br />

KS<br />

C=S + EtOH + KSH [7.57]<br />

Ausgangsprodukt für Omeprazol, einem Ulcustherapeuticum ist (s. D.8.5).<br />

Amide, die bei der Aminolyse mit Harnstoff gebildet werden (sog. Ureide), spielen als Arzneimittel<br />

ebenfalls eine Rolle. Zu den Barbituraten, die sich von der Barbitursäure, dem cyclischen Ureid der<br />

Malonsäure ableiten<br />

R'<br />

COOEt<br />

COOEt<br />

H9N<br />

H2N<br />

EtONa<br />

O<br />

O<br />

H<br />

H<br />

H<br />

+ 2 EtOH [7.58]<br />

gehören die Sedativa und Hypnotica Phenobarbital (R = Ph, R' = Et) und Hexobarbital (R = Cyclohexen-<br />

1-yl, R' = Me, ein NH = NMe).<br />

Pyrazolone (vgl. [7.45]), eine weitere Klasse von Arzneimitteln, werden durch Kondensation von<br />

ß-Oxo-carbonsäureestern mit Phenylhydrazinen hergestellt, z. B. das Phenazon (Antipyrin, das allerdings


488 D. 7. Reaktionen von Carbony!Verbindungen<br />

heute wegen schädlicher Nebenwirkungen nicht mehr verwendet wird) aus Acetessigester. Bei der Umsetzung<br />

entsteht zunächst das Phenylhydrazon, das durch intramolekulare Hydrazinolyse der Estergruppe<br />

den heterocyclischen Ring ergibt. Die Methylierung des Pyrazolons führt dann zum Phenazon:<br />

CH3 CH3 CH3 CH3<br />

Nl-U I I I<br />

HNT 2 Ph Ph Ph<br />

Ph 3-Methyl-1-phenyl- 2,3-Dimethyl-1-phenylpyrazol-5-on<br />

pyrazol-5-on<br />

Phenazon<br />

Ein Derivat des Phenazons (mit dem Substituenten (CH3)2CH- in 4-Position) ist das Analgeticum Propypnenazon.<br />

Substituierte l-Aryl-pyrazol-5-one sind auch die wichtigsten Vertreter der „Purpurkuppler" in der Farbphotographie<br />

(vgl. D.6.4.3.); außerdem werden sie als Kupplungskomponente für Azofarbstoffe industriell<br />

eingesetzt (vgl. D.8.3.3.).<br />

Amide der Chloressigsäure werden als selektive Bodenherbizide in vielen Pflanzenkulturen verwendet<br />

(Alachlor, Metolachlor u. a.).<br />

Alachlor Metholachlor<br />

[7.60]<br />

Schließlich finden in größtem Umfang Polyamide als Kunststoffe und synthetische Fasern Verwendung.<br />

Nylon 66 gewinnt man durch Erhitzen des Hexamethylendiamin-Salzes der Adipinsäure (des sog. AH-SaIzes)<br />

durch Polykondensation, während Nylon 6 (Perlon, Capron) aus e-Caprolactam (s. D.9.1.2.4.) hergestellt<br />

wird.<br />

7.1.4.3. Hydrolyse von Carbonsäurederivaten<br />

Die Umsetzung von Carbonsäureestern und -amiden mit Wasser allein verläuft selbst in der<br />

Hitze im allgemeinen nur langsam, da diese Stoffe einerseits eine geringe Carbonylaktivität<br />

aufweisen (vgl. [7.3]) und andererseits auch das Wasser nur eine geringe nucleophile Kraft<br />

besitzt. In Gegenwart von starken Säuren oder Alkalilaugen jedoch werden Ester und Amide -<br />

in der Hitze glatt hydrolisiert.<br />

Der Mechanismus der säurekatalysierten Hydrolyse von Estern entspricht dem der säurekatalysierten<br />

Veresterung (vgl. [7.39]). Die saure Hydrolyse wird allerdings meist nur dort durchgeführt,<br />

wo die entstehende Säure gegen Alkali nicht beständig ist (z. B. bei Halogencarbonsäureestern).<br />

Gebräuchlicher ist die durch Hydroxidionen katalysierte Hydrolyse (Verseifung), da sie<br />

schneller als die saure verläuft: Zunächst fungiert das Hydroxidion als Base mit hoher Nucleophilie<br />

und kleinem Raumbedarf und wird daher wesentlich leichter an den Ester addiert als<br />

das Wasser:<br />

CO Öl 0 Oi<br />

HQI 0 + R-C^ ^== R-C- 7 OR 1 R-C; |0 + HOR 1 [7.61]<br />

\__^ OR' O^H 0 J<br />

I II III<br />

Darüber hinaus ist der letzte Schritt der Reaktion (II —> III) irreversibel (warum?), so daß<br />

das Verseifungsgleichgewicht im alkalischen Medium dauernd zugunsten der Hydrolyse ver-


D. 7. l .4.3. Hydrolyse von Carbonsäurederivaten 489<br />

schoben wird. Gleichzeitig ist aus [7.61] ersichtlich, daß mindestens molare Mengen Alkali<br />

benötigt werden. 1 )<br />

Ester werden im allgemeinen um so leichter verseift, je leichter sie gebildet werden, d. h.,<br />

die Verseifung ist ebenso wie die Veresterung stark von der elektrophilen Aktivität der Carbonylgruppe<br />

(ein Maß dafür ist die Acidität der entstehenden Säure; warum?) und von sterischen<br />

Faktoren abhängig. So nimmt die Verseifungsgeschwindigkeit in folgenden Reihen stark ab:<br />

H3C CH3<br />

H3C-COOR > H3C-CH2-COOR > CH-COOR > H3C-C-COOR<br />

H3C CH3<br />

CH3<br />

CH3<br />

R-COOCH3 > R-COOCH2CH3 > R-COOCH > R-COOC-CH3<br />

CH3<br />

CH3<br />

[7.62]<br />

Besonders hydrolyseempfindlich sind nach dem Gesagten die Methylester starker Säuren,<br />

z.B. der Oxalsäuredimethylester, der schon bei Zimmertemperatur durch Wasser gespalten<br />

wird.<br />

Während Ester tertiärer Alkohole basisch nur noch schwer verseift werden können, verläuft<br />

die sauer katalysierte Hydrolyse wider Erwarten leicht. Dabei entstehen über den protonierten<br />

Ester die Carbonsäure und ein energiearmes tert-Alkylkation, das je nach den Reaktionsbedingungen<br />

zu einem tert-Alkanol (SN1-Verlauf) oder/und einem Isoolefin (El-Verlauf) weiterreagiert<br />

(vgl. D.2. und D.3.), z. B.:<br />

O CH3 @ O ffi CH3<br />

11 _ l +H 11 © i °<br />

R-C-Q-C-CH3 R-C-O-C-CH3 -<br />

CH3<br />

H CH3<br />

O CH3<br />

11 HsC^Q/CH-» +H2O i &<br />

R-C-OH + 3 "C 3 2 — H3C-C-OH + H®<br />

CH3<br />

CH3<br />

[7.63]<br />

Bei der Hydrolyse von Malonsäureestern 2 ) ist zu beachten, daß die erste Estergruppe viel<br />

leichter hydrolysierbar ist als die zweite (warum?). Es lassen sich daher leicht Malonsäuremonoalkylester<br />

darstellen, wofür unten eine Literaturstelle zitiert wird. Die Unterschiede sind<br />

bei den substituierten Malonestern noch ausgeprägter, bei denen die zweite Estergruppe mitunter<br />

recht schwer hydrolysiert wird.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Hydrolyse von substituierten Malonsäurediethylestern<br />

(Tab. 7.64)<br />

In einem 1-1-Rundkolben mit Rückflußkühler wird l mol des betreffenden Esters mit 3,5 mol •<br />

Ätzkali in 250 ml Wasser und 500 ml Ethanol 4 Stunden unter Rückfluß erhitzt. Dann dampft +<br />

man unter schwachem Vakuum die Hauptmenge des Alkohols ab. Der Rückstand (Kaliumsalz)<br />

wird in der gerade zureichenden Menge Wasser gelöst und unter guter Kühlung mit Eis<br />

konz. Salzsäure bis zum pH-Wert l zugetropft. Dann ethert man fünfmal aus. Bei den niedrigen<br />

Gliedern empfiehlt sich eine Extraktion im Perforator (vgl. Abb. A.91). Die vereinigten<br />

1 J Aus diesem Grund ist die Bezeichnung „basisch katalysierte Reaktion" insofern nicht zutreffend, als der<br />

Katalysator irreversibel an der Reaktion teilnimmt.<br />

2 ) Zur Darstellung vgl. D.7.2.1.8. bis D.7.2.1.10.


490 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Etherextrakte werden mit wenig gesättigter Kochsalzlösung gewaschen und mit Magnesiumsulfat<br />

getrocknet. Die nach dem Abdampfen des Ethers zurückbleibende subst. Malonsäure<br />

wird aus Aceton, Essigester oder Methanol umkristallisiert. Ausb. 70 bis 80%.<br />

Tabelle 7.64<br />

Hydrolyse substituierter Malonsäurediethylester<br />

Produkt Ausgangsverbindung F in 0 C<br />

Ethylmalonsäure<br />

Propylmalonsäure<br />

Butylmalonsäure<br />

Isobutylmalonsäure<br />

Pentylmalonsäure<br />

Hexylmalonsäure<br />

Allylmalonsäure<br />

Diethylmalonsäure<br />

Cyclopropan-1, l -dicarbonsäure<br />

Cyclobutan-1,1 -dicarbonsäure<br />

Ethylmalonsäurediethylester 111<br />

Propylmalonsäurediethylester 96<br />

Butylmalonsäurediethylester 101<br />

Isobuty Imalonsäurediethylester 108<br />

Pentylmalonsäurediethylester 82<br />

Hexylmalonsäurediethylester 106<br />

Allylmalonsäurediethylester 105 (PhH)<br />

Diethylmalonsäurediethylester 127<br />

Cyclopropan-l,l-dicarbonsäurediethylester 141 (ChIf.)<br />

Cyclobutan-l,l-dicarbonsäurediethylester 158(AcOEt)<br />

Darstellung von Malonsäuremonomethyl- und -monoethylester: BRESLOW, D. S.; BAUMGAR-<br />

TEN, E.; HAUSER, C R., Am. Chem. Soc. 66 (1944), 1286.<br />

Analog der Darstellung von substituierten Malonsäuremonoalkylestern lassen sich auch<br />

substituierte Cyanessigester zu den betreffenden Cyanessigsäuren hydrolysieren.<br />

Durch Hydrolyse von Malonestern und ß-Oxo-carbonsäureestern ergeben sich mannigfaltige<br />

präparative Möglichkeiten, da die dabei entstehenden Malonsäuren bzw. ß-Oxo-carbonsäuren<br />

leicht decarboxyHeren 1 ) und auf diese Weise eine Vielzahl von Ketonen bzw. Carbonsäuren<br />

zugänglich wird, z. B.:<br />

H3C-CO-CH-COOR 1<br />

R<br />

COOR 1<br />

Hydrolyse H3C-CO-CH-COOH -CO2<br />

COOH<br />

R-CH<br />

COOR 1<br />

COOH<br />

R-CH<br />

COOH -CO2<br />

H3C-CO-CH2-R<br />

[7.65a]<br />

R-CH2-COOH [7.65b]<br />

Die Hydrolyse der ß-Oxo-carbonsäureester wird gewöhnlich in schwach alkalischer oder<br />

schwach saurer Lösung durchgeführt. In stark alkalischem Gebiet tritt als Konkurrenzreaktion<br />

die sog. Säurespaltung (vgl. D.7.2.1.9.) in den Vordergrund. Malonester können dagegen ohne<br />

weiteres unter alkalischen Bedingungen hydrolysiert werden (vgl. Tab. 7.64).<br />

Der Mechanismus der Decarboxylierung dieser Säuren ist schon in [3.52] erörtert worden.<br />

Acetessigsäuren verlieren meist schon bei Temperaturen unter ihrer Schmelztemperatur (oft<br />

unter 100 0 C) Kohlendioxid. Malonsäuren und Cyanessigsäuren sind dagegen beständiger und<br />

ohne weiteres isolierbar. Sie decarboxylieren bei Temperaturen oberhalb ihrer Schmelztemperatur.<br />

Die Decarboxylierung wird durch Säuren und schwache Basen (Anilin, Pyridin) katalytisch<br />

beschleunigt. Sie verläuft im stark alkalischen Medium bedeutend schwieriger, weil dann praktisch<br />

die gesamte Säure als Anion vorliegt. Stabilisierte Anionen können durch Decarboxylierung<br />

auch in stark alkalischem Bereich gebildet werden.<br />

1 J Die Hydrolyse und Decarboxylierung von ß-Oxo-säureestern wird auch als Ketonspaltung bezeichnet.


D. 7.1.4.3. Hydrolyse von Carbonsäurederivaten 491<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Ketonspaltung von /?-Oxo-carbonsäureestern (Tab. 7.66)<br />

A. Alkalische Spaltung I •<br />

In einem 2-1-Dreihalskolben mit Rührer und Rückflußkühler wird l mol des betreffenden W<br />

Esters mit 1,5 mol 5%iger wäßriger Natronlauge 4 Stunden bei Raumtemperatur gerührt, Q<br />

wobei der Ester verseift und die Säure schon teilweise decarboxyliert wird. Zur Vervollständi- ' '<br />

gung der Kohlendioxidabspaltung kocht man noch 6 Stunden unter Rückfluß, kühlt dann ab<br />

und ethert mehrfach aus. Der Etherextrakt wird mit Wasser gewaschen, über Calciumchlorid<br />

getrocknet, abdestilliert und der Rückstand durch Destillation gereinigt.<br />

B. Saure Spaltung<br />

In einem 500-ml-Rundkolben mit Rückflußkühler wird 0,1 mol des ß-Oxo-carbonsäureester<br />

mit 200 ml 20%iger Salzsäure unter Rückfluß gekocht, bis eine entnommene Probe, die durch<br />

Zugabe von verd. Natronlauge auf etwa pH-Wert 2 bis 3 gebracht wird, keine positive Eisenchloridreaktion<br />

auf ß-Oxo-carbonsäureester mehr zeigt (3 bis 6 Stunden). Man kühlt ab, ethert<br />

mehrfach aus, wäscht die Etherextrakte mit Wasser und trocknet über Calciumchlorid. Nach<br />

Abdampfen des Ethers wird das Keton destilliert.<br />

Wenn in Tabelle 7.66 nicht anders angegeben, eignen sich beide Varianten gleich gut. Die<br />

Ausbeuten liegen bei 70%.<br />

Beide Vorschriften eignen sich für Halbmikropräparationen und den Nachweis von ß-Oxocarbonsäureestern<br />

in der qualitativen Analyse.<br />

Tabelle 7.66<br />

Ketonspaltung von ß-Oxo-carbonsäuren<br />

Produkt<br />

Methylpropylketon<br />

Isobutylmethylketon<br />

Methylpentylketon<br />

Isopentylmethylketon<br />

Diethylketon<br />

4-Phenyl-butan-2-on<br />

Hex-5-en-2-on<br />

DL-p-Menth-1 -en-3-on<br />

(Piperiton) 1 )<br />

Ausgangsverbindung<br />

2-Acetyl-butansäureethylester<br />

2-Acetyl-3-methyl-butansäureethylester<br />

2-Acetyl-hexansäureethylester<br />

2-Acetyl-4-methyl-pentansäureethylester<br />

2-Methyl-3-oxo-pentansäureethylester<br />

2-Benzyl-3-oxo-butansäureethylester<br />

2-Acetyl-pent-4-ensäureethylester<br />

2-Acetyl-2-isopropyl-5-oxohexansäureethylester<br />

Kp<br />

in 0 C<br />

102<br />

119<br />

151<br />

142<br />

102<br />

11 O2^1S)<br />

139<br />

11 02,7(20)<br />

« 2 D°<br />

1,3902<br />

1,3956<br />

1,4086<br />

1,4078<br />

1,3922<br />

1,5130<br />

1,4388<br />

1,4848<br />

1 J Man arbeitet nach Variante A mit 2 mol Lauge. Dabei findet zunächst eine Aldolkondensation zum entsprechenden<br />

Cyclohexanonderivat statt (formulieren Sie dies; vgl. D.7.2.I.3.).<br />

5,5-Dimethyl-cyclohexan-l,3-dion (Dimedon) aus 2,2-Dimethyl-4,5-dioxo-cyclohexancarbonsäureethylester:<br />

SHRINER, R. L.; TODD, H. R., Org. Synth.,Coll. Vol. II (1943), 200.<br />

Phenylaceton (Benzylmethylketon) durch Ketonspaltung aus 3-Oxo-2-phenyl-butannitril<br />

(Darstellung vgl. Tab. 7.169) : JULIAN, P. L.; OLIVER, J. J., Org. Synth.,Coll. Vol. II (1943), 391.<br />

Phenylaceton aus Phenylacetylmalonsäureethylester: WALKER, H. G.; HAUSER, C. R., J. Am.<br />

Chem. Soc. 68 (1946), 1386.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Decarboxylierung substituierter Malonsäuren (Tab. 7.67)<br />

Die betreffende Malonsäure (Darstellung vgl. Tab. 7.64, es kann auch das Rohprodukt eingesetzt<br />

werden) wird in einer Destillationsapparatur in einem Bad auf 160 bis 17O 0 C erwärmt,<br />

wobei sich lebhaft Kohlendioxid entwickelt. Man bringt die Reaktion zu Ende, indem man ein<br />

mäßiges Vakuum (4 bis 7 kPa (30 bis 50 Torr)) anlegt, und destilliert schließlich die gesamte<br />

Carbonsäure im Vakuum über. Danach wird nochmals destilliert. Ausbeute 80 bis 85 %.


492 D. 7. Reaktionen von Carbony l Verbindungen<br />

Tabelle 7.67<br />

Decarboxylierung substituierter Malonsäuren<br />

Produkt<br />

Buttersäure<br />

Valeriansäure<br />

Hexansäure<br />

4-Methyl-pentansäure<br />

Heptansäure<br />

Octansäure<br />

Cyclobutancarbonsäure 1 )<br />

But-3-en-l -carbonsäure<br />

Ausgangsverbindung<br />

Ethylmalonsäure<br />

Propylmalonsäure<br />

Butylmalonsäure<br />

Isobutylmalonsäure<br />

Pentylmalonsäure<br />

Hexylmalonsäure<br />

Cyclobutan-1 ,1-dicarbonsäure<br />

Allylmalonsäure<br />

Kp<br />

in 0 C<br />

162<br />

963,](23)<br />

1022>0(i5)<br />

1011J(13)<br />

114i,7(13)<br />

1292,1(16)<br />

902,0(15)<br />

9l2.1


D. 7.1.4.3. Hydrolyse von Carbonsäurederivaten 493<br />

Unter Umschwenken wird zunächst gemischt und danach 15 Minuten auf 120 bis 13O 0 C<br />

erhitzt. Man läßt unter 80 0 C abkühlen, spült etwas destilliertes Wasser durch den Kühler nach<br />

und verdünnt die Lösung mit 15 ml Wasser. Die nicht verbrauchte Lauge wird mit 0,1 N Salzsäure<br />

gegen Phenolphthalein zurück titriert, i)<br />

In der gleichen Weise führt man eine Blindbestimmung durch, bei der kein Ester zugegeben<br />

wird. Der Blindverbrauch an Lauge muß vom ermittelten Laugeverbrauch der Esterverseifung<br />

abgezogen werden.<br />

Berechnung:<br />

£1000<br />

x - nN<br />

x Äquivalentmasse des Esters; E Einwaage (in g); n Verbrauch Reagenslösung (in ml); N Normalität der<br />

Lauge<br />

Die Verfahren zur Hydrolyse von Estern besitzen technische Bedeutung für die Verseifung von Fetten<br />

und Ölen.<br />

Die natürlichen Fette und Öle stellen Ester höherer Fettsäuren mit Glycerol dar, wobei meist drei Moleküle<br />

Säure mit einem Molekül Glycerol verestert sind (Tryglyceride). Die in der größten Menge vorkommende<br />

und am weitesten verbreitete Säure ist die einfach ungesättigte Ölsäure. Daneben findet man in den<br />

tierischen Fetten vor allem Palmitin- und Stearinsäure und in den Pflanzenölen (Soja-, Erdnußöl u. a.) die<br />

doppelt ungesättigte Linolsäure als Hauptbestandteile. Die für die Herstellung von Ölfarben und Lacken<br />

wichtigen sog. trocknenden Öle (vgl. D.I.5.) (z.B. Leinöl, chinenisches Holzöl) enthalten darüber hinaus<br />

noch 3fach ungesättigte Säuren (Linolen- und Eläosterainsäure). Die Hydrolyse der Triglyceride wird entweder<br />

unter Druck (mit Wasser allein oder in Gegenwart basischer Katalysatoren) oder drucklos in Anwesenheit<br />

saurer Katalysatoren, z.B. des sog. Twitchell-Reaktivs 2 ), durchgeführt. Die Verseifung mit Alkalilaugen<br />

wendet man ausschließlich zur Gewinnung von Seifen, den Alkalisalzen der Fettsäuren, an. Das bei<br />

der Spaltung anfallende Glycerol findet vielseitige Verwendung, auf die schon eingegangen wurde (vgl.<br />

D.4.I.6.).<br />

Aus den Fettsäuren oder deren Estern kann man durch Reduktion die entsprechenden Fettalkohole herstellen,<br />

die zu Waschmitteln weiterverarbeitet werden (vgl. D.7.3.2.). Fettalkohole lassen sich auch durch<br />

Verseifung von Spermöl, das aus Estern ungesättigter Fettsäuren mit Cetyl- und Oleylalkohol besteht,<br />

gewinnen.<br />

Die Hydrolyse von Amiden erfordert generell schärfere Bedingungen als die der entsprechenden<br />

Ester (warum?), z.B. mehrstündiges Kochen mit konzentrierten wäßrigen Säuren<br />

oder konz. Alkalilauge. Die Bedingungen entsprechen etwa denjenigen der Nitrilhydrolyse, so<br />

können in Tabelle 7.80 statt der Nitrile die entsprechenden Amide eingesetzt werden.<br />

Dagegen verläuft die Hydrolyse von Säureanhydriden und Säurehalogeniden erwartungsgemäß<br />

leicht. Besonders die niedrigen Säurechloride werden sofort in stark exothermer Reaktion<br />

hydrolysiert, während die in Wasser schwerer löslichen höheren und aromatischen Säurechloride<br />

nur langsam reagieren. Das gleiche gilt für Säureanhydride. Die Hydrolyse läßt sich<br />

in allen Fällen durch Alkali oder katalytische Mengen Mineralsäure stark beschleunigen.<br />

Die Reaktion hat wenig praktische Bedeutung, da Säureanhydride und -halogenide umgekehrt<br />

erst aus den Säuren dargestellt werden. Ein Sonderfall ist die Darstellung von Peroxysäuren<br />

aus Wasserstoffperoxid, für die ein Beispiel angeführt wird.<br />

1 J Um abzuschätzen, ob der Ester nach der angewendeten Reaktionszeit schon vollständig verseift ist,<br />

führe man eine Parallelbestimmung mit der doppelten Zeit aus. Stimmen die erhaltenen Werte überein,<br />

war die Verseifung vollständig; anderenfalls vervielfache man die Reaktionszeit so lange, bis zwei aufeinanderfolgende<br />

Werte übereinstimmen.<br />

2 ) Es handelt sich um ein Gemisch von Schwefelsäure und einer mit Ölsäure (in einer Friedel-Crafts-Reaktion)<br />

acylierten Benzen- oder Naphthalensulfonsäure. Die Sulfonsäure wirkt als Emulgator.


494 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Darstellung von Perbenzoesäure 1 )<br />

In einem 1-1-Dreihalskolben mit Rührer, Innenthermometer und Tropftrichter wird eine<br />

Lösung von l mol Natriumhydroxid in 175 ml Wasser auf 8 0 C gekühlt. Unter kräftigem Rühren<br />

gibt man nacheinander 0,5 mol 30%iges Wasserstoffperoxid und 185 ml 96%iges Ethanol<br />

bei 8 bis 10 0 C sowie tropfenweise 37 ml Benzoylchlorid bei 3 bis 5 0 C zu. Es wird über eine<br />

Glasfritte abgesaugt und das Filtrat in einen 1,5-1-Scheidetrichter zu 100 ml Ether und etwa<br />

15Og zerstoßenem Eis gegeben. Man säuert mit 10%iger Schwefelsäure gegen Methylorange<br />

an und fügt so viel Wasser zu, daß sich das ausgefallene Natriumsulfat bis auf einen kleinen<br />

Rest löst. Nun wird die wäßrige Phase abgetrennt und noch zweimal mit je 50 ml Ether ausgeschüttelt.<br />

Den in der Glasfritte enthaltenen Rückstand löst man in 500 ml Eiswasser, filtriert<br />

und behandelt wie das oben erhaltene Filtrat. Die Etherlösungen werden vereinigt, mit Wasser<br />

und dreimal mit je 60 ml 40%iger Ammonsulfatlösung gewaschen, über Natriumsulfat getrocknet<br />

und im Kühlschrank aufbewahrt.<br />

Der Peroxidgehalt ist in jedem Falle zu bestimmen, indem man 2 ml der Perbenzoesäurelösung<br />

mit 10 ml 20%iger Kaliumiodidlösung versetzt, ansäuert und nach 10 Minuten mit 0,05 N<br />

Thiosulfatlösung titriert.<br />

Die Etherlösung kann direkt für Epoxidierungen verwendet werden (vgl. D.4.I.6.).<br />

7.1.4.4. Acidolyse von Carbonsäuren und ihren Derivaten<br />

Auch Carbonsäuren sind befähigt, als nucleophile Partner mit Carbonylderivaten zu reagieren.<br />

Ihre Nucleophilie ist allerdings gering.<br />

Die Carboxylgruppe setzt sich daher unter den üblichen milden Bedingungen organischchemischer<br />

Reaktionen nicht mit Carbonsäuren um. Bei höheren Temperaturen läßt sich<br />

jedoch eine Reaktion erzwingen, z. B. indem man Essigsäure auf 700 bis 90O 0 C erwärmt, wobei<br />

Acetanhydrid entsteht, das sich allerdings unter diesen Bedingungen sofort weiter zu Keten<br />

umsetzt (vgl. [3.55]):<br />

CP ^ - „ -<br />

P^ ©<br />

p<br />

+-J/<br />

OH Me-^-OH Me^-OH2 .^0 Me^<br />

^z== ©o-H ^==-= O - O 7.69<br />

OH<br />

Me-/ Me^<br />

+H2<br />

° Me<br />

O<br />

O O O<br />

Wesentlich leichter bilden sich cyclische Anhydride mit 5 und 6 Ringgliedern aus den entsprechenden<br />

Dicarbonsäuren. Beispielsweise geht Phthalsäure beim Erhitzen auf 18O 0 C in das<br />

Anhydrid über. Man formuliere die analogen Reaktionen der Malein-, Bernstein- und Glutarsäure!<br />

Warum läßt sich Fumarsäure nicht in ihr Anhydrid überführen?<br />

Phthalsäure- und Maleinsäureanhydrid sind technisch wichtige Zwischenprodukte (vgl. D.6.5.1.)<br />

Bei der Reaktion von Carbonsäuren mit Halogenwasserstoffsäuren liegt das Gleichgewicht der Umsetzung<br />

entsprechend [7.69] so weit auf seiten der Ausgangsprodukte, daß sich Säurehalogenide auf diese<br />

Weise nicht darstellen lassen.<br />

Die Acidolyse von Carbonsäureestern gelingt mitunter relativ leicht, vor allem, wenn eine<br />

starke Säure eingesetzt wird. So läßt sich der Acrylsäuremethylester mit Ameisensäure in<br />

Gegenwart einer Spur Schwefelsäure zu Ameisensäuremethylester und Acrylsäure umsetzen<br />

[REHBERG, C. E., Org. Synth., CoIl. Vol. III (1955), 33]:<br />

1 J KERGOMARD, A.; PHILIBERT-BIGOU, J., Bull. Soc. Chim. France 1958,334.


D. 7.1.4.4. Acidolyse von Carbonsäuren und ihren Derivaten 495<br />

\\ OH<br />

° Me — ©b-H = MeO


T G<br />

496 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Darstellung von 3-Nitro-phthaIsäureanhydrid 1 )<br />

In einem Rundkolben mit Rückflußkühler wird l mol 3-Nitro-phthalsäure mit 2 mol Essigsäureanhydrid<br />

versetzt und unter Rückfluß gekocht, bis sich die Säure gelöst hat. Man gießt in<br />

ein Becherglas, läßt abkühlen und vermischt mit 150 ml alkoholfreiem Diethylether. Die Kristallmasse<br />

wird abgesaugt und umkristallisiert. Ausbeute 80%; F169 0 C (Aceton).<br />

Der Umsatz von Säurehalogeniden mit Carbonsäuren kann ebenfalls zu Säureanhydriden führen (vgl.<br />

aber auch [7.75] und [7.76]):<br />

Cl \ \<br />

^^ ©p-H ^=^ O + HCI [7.72]<br />

Auch hier bildet sich zunächst das gemischte Anhydrid [7.72], II das sich unter den Reaktionsbedingungen<br />

entsprechend Gleichung [7.7Ib] zum symmetrischen umsetzt. Der entstehende Chlorwasserstoff muß<br />

durch Erhitzen aus dem Gleichgewicht entfernt werden, wenn gute Ausbeuten erhalten werden sollen. Ein<br />

oft benutztes Reagens ist Acetylchlorid, das z. B. Bernsteinsäure schon beim Erhitzen unter Rückfluß in<br />

das Anhydrid überführt.<br />

Unter milden Bedingungen gelingt die Umsetzung von Säuren mit Säurehalogeniden in Gegenwart von<br />

Pyridin oder anderen tertiären Basen, die den Halogenwasserstoff binden, oder indem man die Carbonsäuren<br />

als Alkalisalz einsetzt. Auf diese Weise können auch die gemischten Anhydride erhalten werden. 2 )<br />

Die gemischten Anhydride von Aminosäuren mit Kohlensäure haben für die Peptidsynthese Bedeutung<br />

und wurden schon erwähnt (vgl. D.7.1.4.2.):<br />

Ac-NH-CH-COOH + Cl-CO-OR + NR3 Ac-NH-CH-CO-O-CO-OR + HNR3 Cl 0 [7.73]<br />

R R<br />

Acylhalogenide können sich auch unter Austausch der Säurechloridfunktion mit Carbonsäuren umsetzen,<br />

möglicherweise nach:<br />

CP ^e ... PH<br />

Diese Reaktion ist gegenüber der nach [7.72] vor allem dann bevorzugt, wenn das entstehende Säurechlorid<br />

(R'COCl) leichter flüchtig ist als das eingesetzte Chlorid (RCOQ) und daher dauernd durch<br />

Destillation aus dem Gleichgewicht [7.74] entfernt werden kann. Das ist bei der Darstellung niederer Säurechloride<br />

mit Hilfe von Benzoylchlorid der Fall.<br />

Zur Überführung empfindlicher Carbonsäuren in ihre Chloride eignet sich die Umsetzung<br />

mit Oxalyldichlorid (Kp 63-64 0 C), das dabei in CO2, CO und HCl übergeht. (Man formuliere<br />

diese Reaktion!). So lassen sich beispielsweise Carbonsäurecnloride der Steroidreihe racemisierungsfrei<br />

darstellen, funktionelle Gruppen, wie Epoxide, Keto- und Ester-Carbonylgruppen,<br />

1 J nach NICOLET, B. H.; BENDER, J. A., Org. Synth., CoIl. Vol. I (1956), 410<br />

2 ) Ein weiteres Verfahren zur Darstellung gemischter Anhydride vom Typ H3C-CO-O-CO-R besteht in<br />

der Addition einer Carbonsäure an Keten (vgl. D.7.I.6.). Die gemischten Anhydride „disproportionieren"<br />

leicht in die beiden symmetrischen, oft schon beim vorsichtigen Destillieren.<br />

R'-<br />

^O


D. 7.1.4.4. Acidolyse von Carbonsäuren und ihren Derivaten 497<br />

und auch makrocyclische Teilstrukturen, z.B. in Porphyrinen, werden normalerweise nicht<br />

angegriffen.<br />

Die wichtigste und allgemeinste Darstellungsmethode für Acylchloride ist jedoch die<br />

Umsetzung der Carbonsäuren mit anorganischen Säurechloriden, wie Phosphortrichlorid,<br />

Phosphorpentachlorid und Thionylchlorid:<br />

/P /P<br />

R-Cx' + PCI5 R-C 7 + POCI3 + HCI [7.75a]<br />

OH Cl<br />

3R-Cx 7 + PCI3 3R-C 7 + H3PO3 [7.75b]<br />

OH Cl<br />

/° /°<br />

R-Cx 7 + SOCI2 - R-Cx 7 + HCI + SO2 [7.75c]<br />

OH Cl<br />

Die Umsetzung mit Thionylchlorid läßt sich analog [7.74] formulieren:<br />

7 O<br />

/<br />

R-C<br />

n<br />

//<br />

o<br />

/r<br />

7 O<br />

/<br />

R-C<br />

OH R C \ -HCI R / C + ^== ©OH -<br />

\<br />

f (O<br />

Cl<br />

- +<br />

r„,-<br />

7.76<br />

/P CI-S-O 0 +HCI ci-s v,<br />

ClW ,P<br />

V X s<br />

Phosphorpentachlorid ist das am kräftigsten wirkende Reagens, es wird jedoch nur ein Chloratom<br />

ausgenutzt. Man verwendet es im allgemeinen nur, wenn die Überführung der Säure in<br />

das Chlorid mit Phosphortrichlorid oder Thionylchlorid nicht gelingt.<br />

Phosphortrichlorid reagiert nicht ausschließlich entsprechend der Gleichung [7.75b], da stets<br />

etwas gemischtes Anhydrid entsteht und dabei Salzsäure abgespalten wird. Sofern sich überschüssiges<br />

Phosphortrichlorid (Kp 75 0 C) vom gebildeten Säurechlorid destillativ leicht trennen<br />

läßt, benutzt man in der Praxis einen geringen Überschuß.<br />

Thionylchlorid (Kp 19 0 C) ist am wenigsten reaktionsfähig und wird stets im Überschuß eingesetzt.<br />

Zur Darstellung leicht flüchtiger Säurechloride (z.B. Acetylchlorid) eignet es sich<br />

wenig, da diese zu stark vom entweichenden Schwefeldioxid und Chlorwasserstoff mitgerissen<br />

werden und die destillative Trennung von überschüssigem Reagens überdies schwierig ist. Die<br />

Wirksamkeit von Thionylchlorid wird durch katalytische Mengen Dimethylformamid gesteigert.<br />

Nur in Sonderfällen ist die Umsetzung von Natriumsalzen der Carbonsäuren mit Phosphorylchlorid,<br />

Thionylchlorid, Phosphortrichlorid oder Phosphorpentachlorid von Bedeutung, so z. B. für die Synthese<br />

von besonders reinem Acetylchlorid oder solchen Säurechloriden, die in Gegenwart von Chlorwasserstoff<br />

nicht destilliert werden können.<br />

Für alle beschriebenen Präparationen müssen Apparaturen und Reagenzien völlig trocken<br />

sein.


\ Allgemeine<br />

498 D. 7. Reaktionen von Carbony l Verbindungen<br />

Arbeitsvorschrift zur Darstellung von Carbonsäurechloriden (Tab. 7.77)<br />

Achtung! Bei den Reaktionen entstehen je nach eingesetztem Reagens HCl, CO und/oder<br />

SO2. Abzug!<br />

A. Verwendung von Phosphortrichlorid<br />

l mol der Carbonsäure wird in einem Rundkolben mit 0,4 mol Phosphortrichlorid je Carboxylgruppe<br />

übergössen, mehrmals umgeschüttelt und unter Feuchtigkeitsausschluß über Nacht stehengelassen.<br />

Man kann auch im Wasserbad 3 Stunden unter Rückfluß auf 50 0 C erwärmen.<br />

Dann wird von der als Bodensatz abgeschiedenen phosphorigen Säure dekantiert und fraktioniert<br />

destilliert. Bei einer Siedetemperatur des Säurechlorids unter 15O 0 C kann auch direkt<br />

von der phosphorigen Säure (evtl. im Vakuum) abdestilliert werden.<br />

Die Methode ist auch für Halbmikropräparationen brauchbar.<br />

B. Verwendung von Thionylchlorid<br />

l mol der Carbonsäure wird mit 1,5 mol Thionylchlorid je Carboxylgruppe unter Rückfluß und<br />

Feuchtigkeitsauschluß gekocht, bis die Gasentwicklung beendet ist. Dann destilliert man den<br />

Überschuß an Thionylchlorid auf dem Wasserbad ab; das zurückgewonnene Thionylchlorid ist<br />

für weitere Ansätze brauchbar. Schließlich destilliert man den Rückstand, gegebenenfalls im<br />

Vakuum. Soll das gebildete Säurechlorid undestilliert weiterverwendet werden, entfernt man<br />

die letzten Reste des Thionylchlorids durch Erhitzen auf dem Wasserbad unter Wasserstrahlvakuum.<br />

(Man achte darauf, daß nicht so hoch erwärmt wird, daß das Carbonsäurechlorid siedet!)<br />

Die Präparation ist für Halbmikroansätze brauchbar.<br />

C. Verwendung von Oxalyldichlorid<br />

0.05 mol der entsprechenden Säure werden in ca. 100 ml trockenem Toluen oder Diethylether<br />

gelöst oder suspendiert und mit 0.06 mol Oxalyldichlorid sowie einem Tropfen DMF 30 Minuten<br />

bei Raumtemperatur gerührt (bei Dicarbonsäuren 1-2 Stunden). Danach wird das<br />

Lösungsmittel am Rotationsverdampfer entfernt (Badtemperatur ca. 35 0 C). Anschließend kristallisiert<br />

man um oder destilliert.<br />

Tabelle 7.77<br />

Carbonsäurechloride<br />

Produkt<br />

Acetylchlorid 1 )<br />

Trichloracetylchlorid 2 )<br />

Propionylchlorid 1 )<br />

Butyrylchlorid<br />

Isobutyrylchlorid 3 )<br />

Stearoylchlorid<br />

Adipoyldichlorid<br />

Sebacoyldichlorid<br />

E-2,3-Dimethyl-acrylsäurechlorid<br />

(Tlglinsäurechlorid)<br />

Phenacetylchlorid<br />

(Phenylessigsäurechlorid)<br />

Cinnamoylchlorid 2 )<br />

(Zimtsäurechlorid)<br />

Benzoylchlorid<br />

p-Methoxy-benzoylchlorid<br />

Variante<br />

A<br />

B<br />

A<br />

A,B<br />

A<br />

B<br />

A,B,C<br />

B<br />

C 4 )<br />

A,B<br />

B,C<br />

A,B<br />

A,B<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

51<br />

118<br />

80<br />

102<br />

92<br />

1650,05^);/ 7 24<br />

1282,4(18)<br />

166i3(ii)<br />

612o(i50)<br />

96i,9(14)<br />

1472,1(16);F36<br />

7 1 1,2(9)<br />

14O1^14)<br />

n 2 ?<br />

1,3898<br />

1,4685<br />

1,4051<br />

1,4126<br />

1,4079<br />

1,4290<br />

1,5336<br />

1,5537<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

65<br />

80<br />

80<br />

87<br />

80<br />

80<br />

85<br />

80<br />

75<br />

90<br />

80<br />

80<br />

80


Tabelle 7.77 (Fortsetzung)<br />

Produkt<br />

p-Toluoylchlorid<br />

p-Chlor-benzoylchlorid<br />

m-Chlor-benzoylchlorid<br />

p-Brom-benzoylchlorid<br />

m-Brom-benzoylchlorid<br />

p-Nitro-benzoylchlorid<br />

m-Nitro-benzoylchlorid<br />

3,5-Dinitro-benzoylchlorid<br />

a-Naphthoylchlorid<br />

D. 7.1.5. Addition von Nucleophilen an Nitrile 499<br />

Variante<br />

A,B,C<br />

A,B,C<br />

A,B<br />

A,B<br />

A,B<br />

A,B,C<br />

A,B<br />

B<br />

A,B<br />

Kp (bzw. F) n 2 «<br />

in 0 C<br />

9S1^10)<br />

HQ2,o(i5); F 16<br />

1102.(X15)<br />

I 2 O2^15); F 42<br />

1232>0(i5)<br />

1542,0(^72<br />

1552


500 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

hydrolisiert (warum?). Bei Nitrilen, die selbst unter kräftigen Bedingungen nur schwer hydrolysieren,<br />

hilft häufig ein Umweg, der darin besteht, daß man an Stelle des nucleophil nur<br />

schwach wirksamen Wassers mit dem nucleophil sehr kräftig wirkenden Schwefelwasserstoff<br />

umsetzt. Die so entstehenden Thiomamide lassen sich dann sowohl sauer als auch alkalisch<br />

meist glatt hydrolisieren. Man formuliere diese Reaktionen!<br />

Die Hydrolyse von Nitrilen wird am häufigsten in saurem Medium durchgeführt. Da die<br />

Bedingungen vor allem im Hinblick auf die Konzentration der Säure stark schwanken, wird<br />

hier eine allgemeine Arbeitsvorschrift nur für die alkalische Verseifung angegeben.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Hydrolyse von Nitrilen (Tab. 7.80)<br />

A. Leicht hydrolysierbare Nitrite<br />

l mol des Nitrils wird mit 2 mol 25%iger wäßriger Natronlauge so lange unter Rückfluß<br />

gekocht, bis kein Ammoniak mehr entweicht (4 bis 10 Stunden. Abzug!). Um eine Kristallisation<br />

im Kühler zu verhindern, setzt man bei festen, wasserdampfflüchtigen Nitrilen 80 ml<br />

Ethanol zu, das nach Beendigung der Reaktion wieder abdestilliert wird.<br />

B. Schwer hydrolysierbare Nitrile<br />

l mol des Nitrils wird mit 2 mol Kaliumhydroxid, gelöst in 400 ml Mono-, Di- oder Triethylenglycol<br />

unter Rückfluß zum gelinden Sieden erhitzt, bis die Ammoniakentwicklung beendet ist<br />

(etwa 5 Stunden). Danach verdünnt man mit dem doppelten Volumen Wasser.<br />

Aufarbeitung: Die wäßrige Lösung wird unter Kühlen mit 20%iger Schwefelsäure angesäuert<br />

und die ausgefallene Carbonsäure abfiltriert, mit Wasser gewaschen und umkristallisiert.<br />

Flüssige oder leichter in Wasser lösliche Säuren extrahiert man mehrfach mit Diethylether.<br />

Nach dem Trocknen mit Calciumchlorid wird der Ether abgedampft und der Rückstand umkristallisiert<br />

oder destilliert. Ausbeute 70 bis 95%.<br />

Die Präparation ist auch im Halbmikromaßstab durchführbar.<br />

Tabelle 7.80<br />

Carbonsäuren durch Nitrilhydrolyse<br />

Produkt<br />

Valeriansäure<br />

Hexansäure<br />

Heptansäure<br />

Tridecansäure<br />

Bernsteinsäure<br />

Glutarsäure<br />

Adipinsäure<br />

Phenylessigsäure<br />

4-Methoxy-phenylessigsäure<br />

3,4-Dimethoxy-phenylessigsäure<br />

(Homoveratrumsäure)<br />

2,5-Dimethoxy-phenylessigsäure<br />

2-Chlor-phenylessigsäure<br />

3-Chlor-phenylessigsäure<br />

4-Chlor-phenylessigsäure<br />

2-Brom-phenylessigsäure<br />

3-Brom-phenylessigsäure<br />

4-Brom-phenylessigsäure<br />

2,4-Dimethyl-phenylessigsäure<br />

2,5-Dimethyl-phenylessigsäure<br />

Ausgangsverbindung 1 )<br />

Valeronitril<br />

Hexannitril<br />

Heptannitril<br />

Tridecannitril<br />

Succinonitril<br />

Glutaronitril<br />

Adiponitril<br />

Benzylcyanid<br />

4-Methoxy-benzylcyanid<br />

3,4-Dimethoxy-benzylcyanid<br />

2,5-Dimethoxy-benzylcyanid<br />

2-Chlor-benzylcyanid<br />

3-Chlor-benzylcyanid<br />

4-Chlor-benzylcyanid<br />

2-Brom-benzylcyanid<br />

3-Brom-benzylcyanid<br />

4-Brom-benzylcyanid<br />

2,4-Dimethyl-benzylcyanid<br />

2,5-Dimethyl-benzylcyanid<br />

Variante<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

B<br />

B<br />

A<br />

A<br />

B<br />

A<br />

A<br />

B<br />

B<br />

F (bzw. Kp)<br />

in 0 C<br />

Kp2,(xi5) 87<br />

Kp2,i(i6) 101<br />

Kpi,5(11) 115<br />

43 (W./EtOH)<br />

185 (W.)<br />

98;Apli3(1o)196<br />

152 (AcOH);<br />

Kp1, 3(io) 205<br />

78 (W.); Kp1^12) 144<br />

86<br />

68 (Hydrat aus W.)<br />

98 (getrocknet)<br />

124 (W.)<br />

96 (W.)<br />

78 (W.)<br />

106 (W.)<br />

104 (AcOH)<br />

100(W.)<br />

116(W.)<br />

106 (W.)<br />

128 (W.)<br />

" 2 D 0<br />

1,3952<br />

1,4150<br />

1,4236


Tabelle 7.80 (Fortsetzung)<br />

D. 7.1.5. Addition von Nucleophilen an Nitrile 501<br />

Produkt Ausgangsverbindung 1 ) Variante F (bzw. Kp)<br />

in 0 C<br />

2,4,6-Trimethyl-phenylessigsäure 2,4,6-Trimethyl-benzylcyanid B 168 (EtOH<br />

oder Ligroin)<br />

Naphth-1-ylessigsäure Naphth-1-ylacetonitril B 133 (W.)<br />

1 J Als Ausgangsverbindung kann auch mit dem gleichen Erfolg das entsprechende Carbonsäureamid ein-<br />

gesetzt werden.<br />

a-Hydroxy-nitrile lassen sich nur sauer hydrolysieren, z. B. Benzaldehydcyanhydrin zu Mandelsäure:<br />

CORSON, B. B., u. a., Org. Synth., CoIL,Vol. I (1956), 336.<br />

Partielle Hydrolyse eines Nitrils mit Hilfe eines basischen Ionenaustauschers:<br />

Nicotinsäureamid aus Pyridin-3-carbonitril: GALAT, A., J. Am. Chem. Soc. 70 (1948), 349;<br />

Malonsäure aus Chloressigsäure über Cyanessigsäure: WEINER, N., Org. Synth., CoIl. Vol. II<br />

(1957), 376.<br />

Nitrile lassen sich mit Hilfe der Kolbe-Synthese (vgl. D.2.6.9.), durch Cyanethylierungs-, Cyanessigesterund<br />

ähnliche Reaktionen (vgl. [7.140] und [7.284]) leicht darstellen. Die Hyrolyse von Nitrilen schließt sich<br />

diesen Reaktionen im allgemeinen an und besitzt daher erhebliche präparative und technische Bedeutung<br />

für die Synthese von Carbonsäuren. Auch Hydroxy- und Aminosäuren sind so über Cyanhydrine (vgl.<br />

D.7.2.1.1.) bzw. nach der Strecker-Synthese (vgl. [7.109]) leicht zugänglich. Über wichtige Beispiele informiere<br />

man sich an den zitierten Stellen!<br />

In Gegenwart von wasserfreiem Chlorwasserstoff addiert sich Alkohol an Nitrile zu den<br />

Imidoester- („Iminoether"-) Hydrochloriden:<br />

_ ^-^ ~ yNH NH2]<br />

R'-Ö-H + R-CEN + H-CI R-C 7 Cl 0 - R-C* © Cl 0 [7.81]<br />

©O-R 1 OR 1<br />

Darstellung von Monoimidomalonsäurediethylester<br />

H<br />

In einem l-l-Vierhalskolben mit Rührer, Rückflußkühler mit Calciumchloridrohr, Tropftrichter<br />

und Innenthermometer kühlt man eine Mischung aus 0,85 mol Cyanessigsäureethylester,<br />

50ml Ether, 12,5 ml Wasser und 50 ml 96%igem Ethanol auf 5 0 C ab. Zu dieser Mischung<br />

tropft man unter Rühren bei O bis 5 0 C 0,8 mol Thionylchlorid (SO2-Entwicklung! Abzug!).<br />

Danach wird 2 Stunden bei 1O 0 C und 4 Stunden bei Raumtemperatur nachgerührt. Man läßt<br />

über Nacht im Kühlschrank stehen, kühlt mit Trockeneis/Methanol auf -20 0 C, saugt den Niederschlag<br />

ab und wäscht mit Ether nach.<br />

Zur Freisetzung des Imidoesters trägt man das erhaltene Imidoesterhydrochlorid portionsweise<br />

und unter kräftigem Rühren in eine Mischung aus 300 ml Wasser, 10Og Eis und 50g<br />

Natriumhydrogencarbonat ein, die sich in einem 2-1-Becherglas befindet. Das ausgefallene<br />

Rohprodukt wird abgesaugt und in 100 ml Toluen gelöst. Man filtriert, trocknet über Magnesiumsulfat,<br />

destilliert im Vakuum das Lösungsmittel ab und fraktioniert den Rückstand im Feinvakuum.<br />

Kp(U(2) 8O 0 C; F 36 0 C (Petrolether); Ausbeute 80%.<br />

Imidoester werden durch Wasser sehr leicht zu Carbonsäureestern hydrolisiert. Durch Aminolyse<br />

erhält man Amidine:<br />

T *-


502 D. 7. Reaktionen von Carbony l Verbindungen<br />

In Sonderfällen lassen sich Amidine auch direkt durch Wasserabspaltung aus geeignet substituierten<br />

Carbonsäureamiden erhalten, z. B.:<br />

Darstellung von l,8-Diaza-bicyclo[5.4.0]undec-7-en (DBU [7.83])<br />

[7.83]<br />

0,5 mol jV-(3-Amino-propyl)-£-caprolactam werden mit 100 ml Xylen und l g p-Toluensulfonsäure<br />

so lange unter Rückfluß am Wasserabscheider erhitzt, bis sich kein Reaktionswasser<br />

mehr bildet (etwa 24 Stunden). Man befreit vom Lösungsmittel am Rotationsverdampfer,<br />

ohne zuvor die Katalysatorsäure auszuwaschen, und destilliert anschließend im Vakuum.<br />

128 0 C; Ausbeute 85%.<br />

Acetamidinhydrochlorid aus Acetonitril: Dox, A. W., Org. Synth., CoIl. Vol. I (1956), 5.<br />

Einige Amidine werden als Pflanzenschutzmittel genutzt, z.B. Amitraz (N-Methylamido-bis-(N'-2,3dimethyl-anilidoformamidin).<br />

Die Alkoholyse von Imidoestern führt zu Orthocarbonsäureestern. Auf diese Weise läßt<br />

sich z. B. Orthoameisensäuretriethylester herstellen:<br />

©<br />

xNH2<br />

OEt<br />

H-ef Cl 0 + 2 EtOH H-C-OEt + NH4CI [7.84]<br />

OEt OEt<br />

7.1.6. Addition von Nucleophilen an spezielle Carbonylverbindungen<br />

Phosgen, das Dichlorid der Kohlensäure, geht prinzipiell die gleichen Reaktionen ein wie einfache<br />

Carbonsäurehalogenide. Wegen der direkten Bindung der zwei Chloratome an den Carbonylkohlenstoff<br />

sind jedoch die Folgeprodukte der Reaktion mit Basen oft wiederum reaktive<br />

Carbonylverbindungen.<br />

Die Alkoholyse führt über den (in Substanz faßbaren) Chlorkohlensäure-(Chlorameisensäure-)ester<br />

[7.85], I zum Kohlensäurediester [7.85], II:<br />

JC=O + R-OH -^p Cl-c; ^T C=O [7.85]<br />

Cl<br />

In der Peptidsynthese wird beispielsweise der Chlorkohlensäurebenzylester (vgl. [7.51 a,b]) zur Synthese<br />

N-geschützter Aminosäuren eingesetzt.<br />

Chlor- bzw. Bromcyan als heteroanaloge Phosgene sind Säurehalogenide der Cyansäure und liefern bei<br />

der Alkoholyse Cyanate:<br />

Ar-OH + Br-C=N ^ • Ar-O-CEN [7.86]<br />

Die Reaktion verläuft nur mit speziellen Alkoholen, aber mit den meisten Phenolen glatt.<br />

Die Aminolyse von Phosgen führt je nach den Versuchsbedingungen über das sich intermediär<br />

bildene Carbamoylchlorid [7.87], I zu Harnstoffen II bzw. unter HCl-Eliminierung aus<br />

[7.87], I zu Isocyanaten III:


Cl \ R-NH2<br />

C = 0 HO, "<br />

/ - HCI<br />

Cl<br />

D. 7.1.6. Addition von Nucleophilen an spezielle Carbonylverbindungen 503<br />

+ R-NH2<br />

^ - HCI<br />

O<br />

R-N-C —<br />

H Cl<br />

».<br />

I -HCI<br />

R-NH<br />

C=O<br />

R-NH<br />

II<br />

R-N=C=O<br />

III<br />

[7.87]<br />

Bei der Isocyanatbildung geht man meist von den Aminhydrochloriden aus und phosgeniert<br />

in der Hitze. Auf diese Weise kann man die Harnstoffbildung weitgehend unterdrücken und<br />

die Produkte in relativ hohen Ausbeuten erhalten. Präparativ einfacher gestaltet sich oft<br />

jedoch eine Variante, bei der man das freie Amin zu einer Lösung von überschüssigem Phosgen<br />

in einem geeigneten Lösungsmittel (Toluen, Xylen, Chlorbenzen, a-Chlor-naphthalen<br />

usw.) unter Kühlung zusetzt. Es bildet sich auf diese Weise eine Mischung aus Carbamoylchlorid<br />

und Aminhydrochlorid. Anschließend wird bei höherer Temperatur weiter bis zur vollständigen<br />

Lösung phosgeniert.<br />

Die Diisocyanate Diphenylmethan-4,4'-diisocyanat (MDI), 2,4- und 2,6-Toluylendiisocyanat (TDI) und<br />

Hexamethylendiisocyanat (HDI) werden technisch in großem Umfang durch Phosgenierung der entsprechenden<br />

Diamine hergestellt und zu Polyurethanen weiterverarbeitet (s. unten).<br />

In prinzipiell gleicher Weise sind auch die Isothiocyanate (Senföle) aus Thiophosgen<br />

zugänglich. Da die Produkte gegenüber Wasser wesentlich unempfindlicher sind als die Sauerstoffanaloga,<br />

arbeitet man häufig in Wasser als Lösungsmittel.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von Isocyanaten (Tab. 7.88)<br />

Achtung! Phosgen ist stark giftig! Nur in besonders dafür vorgesehenen Laboratorien unter<br />

dem Abzug arbeiten! Aus dem Kühler austretende Gase wie folgt durch vier Waschflaschen<br />

leiten: I . Zweite Waschflasche mit 10%iger wäßriger KOH, vierte<br />

Waschflasche mit halbkonz. wäßrigem Ammoniak füllen!<br />

In 400 ml trockenem Lösungsmittel, das man auf -7 0 C abgekühlt hat, wird l mol getrocknetes<br />

Phosgen gelöst (Einleiten bis zur berechneten Gewichtszunahme). Anschließend tropft man<br />

zunächst unter weiterer Kühlung eine Lösung von 0,75 mol primärem Amin (bzw. 0,4 mol Diamin)<br />

in wenig Lösungsmittel so zu, daß die Temperatur nur unwesentlich steigt. Nach der<br />

Aminzugabe entfernt man die Kühlung und leitet langsam weiteres trockenes Phosgen ein.<br />

Wenn die Wärmetönung abklingt, wird unter fortdauerndem Phosgeneinleiten auf 10O 0 C<br />

erhitzt. Nach Aufhören der HCl-Entwicklung unterbricht man die Gaszufuhr und entfernt<br />

überschüssiges Phosgen durch Einleiten von trockenem Stickstoff.<br />

Niedriger als das erwartete Reaktionsprodukt siedende Lösungsmittel werden im Vakuum<br />

abdestilliert und der Rückstand rektifiziert oder umkristallisiert.<br />

Lösungsmittel mit höheren Siedetemperaturen als das Isocyanat verbleiben als Sumpf im<br />

Reaktionskolben, während das Produkt im Vakuum abdestilliert und anschließend nochmals<br />

rektifiziert wird.<br />

l<br />

G


504 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Tabelle 7.88<br />

Isocyanate durch Phosgenierung von Aminen<br />

Produkt<br />

Phenylisocyanat<br />

4-Chlor-phenylisocyanat<br />

4-Nitro-phenylisocyanat<br />

a-Naphth- 1 -yl-isocy anat<br />

Ausgangsverbindung 1 )<br />

Anilin<br />

4-Chlor-anilin<br />

p-Nitranilin<br />

1 - Amino-naphthalen<br />

Lösungsmittel<br />

(Kp in 0 C)<br />

a-Chlor-naphthalen<br />

(260)<br />

Toluen(lll)<br />

Toluen(lll)<br />

Chlorbenzen (132)<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

165<br />

811>3(io)<br />

F 112 (PhH)<br />

1452,0(15)<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

4-Chlor-phenylisothiocyanat durch Thiophosgenierung von 4-Chlor-anilin: DYSON, G. M.,<br />

Org. Synth. CoIl. Vol. I (1956), 165; deutsche Übersetzung von ASMUS, R., 158.<br />

Phenylcyanat aus Bromcyan und Phenol: MARTIN, D.; BAUER, M., Org. Synth. 61 (1983), 35.<br />

Carbonylverbindungen mit kumulierten Doppelbindungen addieren Nucleophile unter Bildung<br />

von Carboxylderivaten:<br />

/Ö/© OH<br />

/P<br />

X=C=O + INuH X=C<br />

©NuH<br />

X=C<br />

HX-C<br />

Nu Nu<br />

80<br />

70<br />

50<br />

70<br />

[7.89]<br />

Kohlendioxid ergibt auf diese Weise mit Alkylhydroxiden Hydrogencarbonate, die mit überschüssigem<br />

Reagens in Carbonate übergehen:<br />

O=C=O + 0 IO-H O=C<br />

O=C<br />

/ö/e<br />

[7.90]<br />

Analog bildet Ammoniak die unbeständige Carbamidsäure ([7.91], II), die mit überschüssigem Ammoniak<br />

in ihr Ammoniumsalz (III) übergeht:<br />

© NH3 NH2<br />

O=C=O + INH3 O=C O=C<br />

\Q\0 OH<br />

II III<br />

NH2<br />

C<br />

\0>0 NH®<br />

[7.91]<br />

Aus dem Ammoniumsalz der Carbamidsäure läßt sich entsprechend der Synthese von Amiden aus carbonsauren<br />

Ammoniumsalzen (s. [7.44]) in Gegenwart von Ammoniak bei 15O 0 C und 3,5 MPa (35 atm)<br />

Harnstoff darstellen. Das Verfahren wird technisch in größtem Umfang durchgeführt.<br />

Schwefelkohlenstoff addiert als schwefelanaloges Kohlendioxid in alkalischem Medium relativ<br />

leicht Alkohole und Amine zu den Estersalzen der Dithiokohlensäure (den Xanthogenaten<br />

[7.92]) bzw. den Dithiocarbamidaten ([7.93]):<br />

S=C=S + HOR<br />

S=C=S + H2NR<br />

NaOH<br />

NaOH<br />

/S> -<br />

Natrium-O-alkyldithiocarbonat<br />

("Xanthogenat")<br />

Na v©<br />

Natrium-N-alkyldithiocarbamidat<br />

NHR<br />

[7.93]<br />

Man mache sich den Reaktionsverlauf und die Wirkung des Alkalis klar! Die O-substituierten<br />

Dithiocarbonate (Xanthogenate) sind Ausgangsprodukte für die Chugaev-Esterpyrolyse<br />

(vgl. D.3.2.). Die Dithiocarbamidate können zur Darstellung der Isothiocyanate (Senföle,<br />

R-N=C=S) dienen. Man informiere sich darüber im Lehrbuch!


D. 7.1.6. Addition von Nucleophilen an spezielle Carbonylverbindungen 505<br />

Isothiocyanate und vor allem die entsprechend gebauten Isocyanate (R-N=C=O) und<br />

Ketene (R-CH=C=O) sind reaktionsfähige Carbonylverbindungen, die leicht Wasser, Alkohole,<br />

Amine und andere nucleophile Reagenzien addieren. Man formuliere an Hand von [7.89]<br />

folgende wichtige Reaktionen:<br />

Isocyansäure + Ammoniak -> Harnstoff (WÖHLER)<br />

Isocyanate + Wasser —> N-substituierte Carbamidsäuren (vgl. [9.27])<br />

—> Kohlendioxid + Amine<br />

Isocyanate + Alkohole —> Urethane<br />

Isocyanate + Ammoniak (Amine) -»N-substituierte Harnstoffe<br />

Isothiocyanate + Ammoniak (Amine) -> N-substituierte Thioharnstoffe<br />

Keten + Alkohole -»Essigsäureester<br />

Keten + Ammoniak (Amine) —> Acetamide<br />

Keten + Essigsäure —•> Acetanhydrid<br />

Die Umsetzungen der Ketene und Isocyanate verlaufen oft sehr heftig, während Isothiocyanate<br />

etwas reaktionsträger sind. So gelingt z. B. ihre Hydrolyse zu primärem Amin, Kohlendioxid<br />

und Schwefelwasserstoff erst durch Kochen mit Salzsäure; die analoge Reaktion der Isocyanate<br />

erfolgt dagegen schon bei Zimmertemperatur mit Wasser allein.<br />

Einige der genannten Reaktionen besitzen auch technisch Bedeutung. In größtem Umfang wird Cellulosexanthogenat<br />

zur Produktion von Kunstseide und Zellwolle nach dem Viskoseverfahren dargestellt.<br />

Gewisse Dithiocarbamate sind wichtige Vulkanisationsbeschleuniger für Kautschuk und finden darüber<br />

hinaus als Fungizide Verwendung, z. B. das Zinksalz der N,N-Dimethyl-dithiocarbamidsäure, die aus Dimethylamin<br />

und Schwefelkohlenstoff entsteht (Ziram). Den gleichen Zwecken dient das daraus durch Oxidation<br />

erhältliche Disulfid, das sog. Tetramethylthiuramdisulfid (Thiram). Thioharnstoffderivate haben sich<br />

auch als Pharmazeutika bei der Leprabehandlung bewährt, z. B. Thiambutoxin (N-p-Butoxy-phenyl-N'-pdimethyl-anilinothioharnstoff).<br />

Die bei der Addition von mehrwertigen Alkoholen (z.B. Butan-l,4-diol oder Polyester und Polyether<br />

mit freien Hydroxylgruppen) an Diisocyanate (z.B. MDI, TDI und HDI, s. oben) entstehenden Polyurethane<br />

werden als Kunststoffe und Schaumstoffe eingesetzt. Die Anlagerung von Essigsäure an Keten,<br />

das durch Pyrolyse von Essigsäure (vgl. D.7.1.4.4. und [3.55]) oder Aceton hergestellt wird, ist ein wichtiges<br />

Verfahren zur Erzeugung von Essigsäureanhydrid.<br />

Urethane, Harnstoffe und Thioharnstoffe sind im allgemeinen gut kristallisierende Verbindungen,<br />

die deshalb oft zur analytischen Charakterisierung von Alkoholen und Aminen dienen.<br />

Darstellung von /V-Phenyl-urethanen durch Addition von Alkoholen an Phenylisocyanat (Allgemeine<br />

Arbeitsvorschrift für die qualitative Analyse)<br />

Zu 0,5g Phenylisocyanat in 10 ml trockenem Ligroin (Kp 80 bis 10O 0 C) werden 0,3 bis 0,5g<br />

des Alkohols (vorher sorgfältig trocknen!) in 5 ml des gleichen Lösungsmittels gegeben. Nach<br />

dem Abklingen der Reaktion erwärmt man noch l bis 3 Stunden auf siedendem Wasserbad, filtriert<br />

heiß und läßt abkühlen. Der Niederschlag wird mit kaltem Petrolether gewaschen und<br />

aus Petrolether oder Tetrachlorkohlenstoff umkristallisiert.<br />

a-Naphthylurethane werden analog aus a-Naphthylisocyanat dargestellt.<br />

Darstellung von substituierten Thioharnstoffen durch Addition primärer und secundärer<br />

Amine an Phenylisothiocyanat (Allgemeine Arbeitsvorschrift für die qualitative Analyse)<br />

0,2 g Amin werden in 5 ml Alkohol gelöst und 0,2 g Phenylisothiocyanat in 5 ml Alkohol zugegeben.<br />

Falls bei Zimmertemperatur keine Reaktion erfolgt, wird l bis 2 Minuten erhitzt. Fallen<br />

beim Abkühlen auch beim Reiben keine Kristalle aus (aromatische Amine), wird weitere<br />

10 Minuten erhitzt oder von vornherein ohne Lösungsmittel gearbeitet und nach beendeter<br />

Reaktion mit 50%igem wäßrigem Alkohol ausgefällt. Umkristallisieren der Thioharnstoffe aus<br />

Alkohol.


506 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

7.1.7. Thionierung von Carbonylverbindungen<br />

Carbonylverbindungen lassen sich mit Phosphorpentasulfid (P4Si0) in Gegenward von Basen<br />

wie Pyridin oder Natriumhydrogencarbonat, in Thiocarbonylverbindungen überführen:<br />

O S<br />

/Cx , /C. , ^ = AIKyI1ArYl1OR1NH21NHR1NR2 [7.94]<br />

R R R R<br />

Auf diese Weise können insbesondere aromatische Thioketone, Thiocarbonsäureester und<br />

Thiocarbonsäureamide aus Ketonen, Carbonsäureestern und -amiden dargestellt werden.<br />

In neuerer Zeit hat sich das aus Phosphorpentasulfid und Anisol leicht und in hoher Ausbeute<br />

zugängliche 2,2-Bis-(4-methoxy-phenyl)-l,3,2,4-dithiadiphosphetan-2,4-disulfid [7.95],<br />

auch als Lawessons Reagens bezeichnet, als äußerst nützlich für die Herstellung von Thiocarbonylverbindungen<br />

aus Carbonylverbindungen erwiesen. Es ist reaktiver als P4Si0 und bei<br />

erhöhter Temperatur ausreichend in organischen Lösungsmitteln löslich, so daß die Reaktionen<br />

in homogener Phase durchgeführt werden können.<br />

4 PhOMe + P4S10 2 MeO^f ^-P( "P—f ^OMe [7.95]<br />

v=/ ^Y \=/<br />

Für die Reaktion von Lawessons Reagens mit Carbonylverbindungen ist folgender Mechanismus wahrscheinlich:<br />

' S'<br />

\ / \ / N o —<br />

v=y v=/ b<br />

/r^\ e s rV /R 1 /TA " *<br />

-// V-Px n + £ MeO-Y/ V-P-S-C-R'<br />

\=/ x s 0 o \=/ © A -<br />

e/s R R 1<br />

MeO-X/ V- p ~ s - c - Rf<br />

X=/ © ^G<br />

5 MeO<br />

O-C-R'<br />

i<br />

R<br />

o<br />

SxN /C6H4OMe<br />

©/P 0^0<br />

. © MeOC6H4^p p^S<br />

b n^O" \<br />

S C6H4OMe<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von Thiocarbonsäureamiden (Tab. 7.97)<br />

A. 2,2-Bis-(4-methoxy-phenyl)-l,3,2,4-dithiadiphosphetan-2,4-disulfid (Lawesson Reagens)<br />

| Vorsicht! Schwefelwasserstoff-Entwicklung. Abzug benutzen!<br />

[7.96]<br />

l mol Anisol und 0,1 mol P4S10 werden in einem 250-ml-Rundkolben mit Rückflußkühler und<br />

Calciumchloridrohr 6 Std. auf 155 0 C Badtemperatur erhitzt, wobei alles in Lösung geht. Beim<br />

Abkühlen auf Zimmertemperatur kristallisiert das Produkt aus. Es wird abgesaugt, mit Ether/


D. 7.2. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit Kohlenstoff-Nucleophilen 507<br />

Dichlormethan (l : 1) gewaschen und über Phosphorpentoxid im Vakuum getrocknet. Ausbeute:<br />

80%. F227...229°C, ein Teil schmilzt schon bei 214 0 C Im Exsikkator im Vakuum über<br />

Phosphorpentoxid bei Raumtemperatur aufbewahrt, ist das Produkt etwa lO Tage haltbar.<br />

B. Darstellung von Thiocarbonsäureamiden<br />

0,01 mol Carbonsäureamid und 0,005 mol 2,2-Bis-(4-methoxy-phenyl)-l,3,2,4-dithiadiphosphetan-2,4-disulfid<br />

werden in 15 ml Ethylenglycoldimethylether in einem lOOml-Rundkolben bei<br />

100 0 C Badtemperatur im Falle von secundären und tertiären Amiden bzw. bei 80 0 C bei primären<br />

Amiden die vorgeschriebene Zeit erhitzt. Nach dem Erkalten rührt man in 50ml Wasser<br />

ein und schüttelt viermal mit je 25ml Ether aus. Die ätherischen Phasen werden vereinigt,<br />

über MgSO4 getrocknet und anschließend im Rotationsverdampfer zur Trockene eingeengt.<br />

Weicht die Schmelztemperatur nach dem Umkristallisieren von der angegebenen ab, so kann<br />

das Produkt gereinigt werden, indem man es in Ether/Aceton (1:1) löst und die Lösung durch<br />

eine Silicagel-Säule gibt.<br />

Tabelle 7.97<br />

Thiocarbonsäureamide<br />

Produkt<br />

Thioformanilid<br />

Thiobenzamid<br />

Thiobenzanilid<br />

Thioacet-4-chlor-anilid<br />

Thionicotinsäureamid<br />

N,N-Dimethyl-thioformamid<br />

Ausgangsverbindungen<br />

Formanilid<br />

Benzamid<br />

Benzanilid<br />

Acet-4-chlor-anilid<br />

Nicotinsäureamid<br />

N,N-Dimethylformamid<br />

Reaktionsdauer<br />

in h<br />

1<br />

1<br />

8<br />

2<br />

!5<br />

3<br />

F (bzw. Kp)<br />

in 0 C<br />

138...140 (abs. EtOH)<br />

115...116(EtOH/H20)<br />

97...9S (EiOHfH2O<br />

oder Essigester)<br />

141...143 (EtOH)<br />

188...190 (PrOH)<br />

Kp^3(IO) 9S...97<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Thiocarbonylverbindungen, insbesondere Thiocarbonsäureamide finden als Pharmaka, Pflanzenschutzmittel,<br />

Vulkanisationsbeschleuniger, Korrosionsinhibitoren und Schmieröladditive technische Verwendung.<br />

Acetyl-Coenzym A, das bei der Biosynthese von Fettsäuren und Terpenen sowie im Citronensäurecyclus<br />

entscheidend beteiligt ist, enthält eine reaktive Thioestergruppierung (vgl. [7.114]).<br />

Thiocarbonylverbindungen sind wichtige Ausgangsstoffe für die Synthese von Heterocyclen.<br />

Man formuliere die Umsetzung von Thioacetamid mit Chloraceton zu 2,4-Dimethyl-thiazol!<br />

7.2. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

mit Kohlenstoff-Nucleophilen<br />

Mit Kohlenstoff-Nucleophilen reagieren Carbonylverbindungen unter Knüpfung einer C-C-<br />

Bindung. Die Reaktionen sind daher von außerordentlicher Bedeutung für die Synthese organischer<br />

Verbindungen.<br />

Als Kohlenstoff-Nucleophile kommen in Frage:<br />

6- 0+<br />

a) Organometallverbindungen: R-M<br />

Sie besitzen auf Grund des -i-I-Effektes des Metalls eine polare C-M-Bindung, in der das<br />

Kohlenstoffatom eine negative Partialladung trägt.<br />

b) Cyanid-und Acetylidionen: - C>N, - &CR<br />

c) Ylide ^c-X® ( ^C=X Ylene)<br />

/~ /<br />

des Phosphors (X = PR3) und Schwefels (X = SR2; SOR2)<br />

70<br />

68<br />

72<br />

82<br />

68<br />

80


508 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Öl Öl<br />

d) Enolate X C=C X ~ — ^-C?<br />

' / \ /~ \<br />

von Aldehyden, Ketonen, Carbonsäureestern und -amiden sowie ihre Aza-Analoga (Enamide<br />

[vgl. D.7.4.2.I.], a-Cyano- und a-Nitro-carbanionen)<br />

Xi X®<br />

e) Enole, Enolether, Enamine: C=C^<br />

vgl.D.7.4.2.<br />

—- C-c'<br />

7 ^<br />

7 X<br />

Die Verbindungen b) bis d) werden aus entsprechenden CH-aciden Verbindungen durch<br />

Entzug eines Protons gebildet. Sie können auch aus diesen CH-aciden Vorläufern direkt in der<br />

Reaktion durch Zusatz von Basen in situ erzeugt werden.<br />

In Tabelle 7.98 sind die wichtigsten Reaktionen von Carbonylverbindungen mit Kohlenstoff-Nucleophilen<br />

zusammengestellt.<br />

Tabelle 7.98<br />

Reaktionen von Carbonylverbindungen mit Kohlenstoff-Nucleophilen<br />

O n<br />

Aldehyde,<br />

Ketone<br />

O n<br />

O<br />

H-C=N<br />

-CH2-C<br />

\<br />

OH<br />

-C-CEN<br />

OH<br />

i<br />

OH<br />

i<br />

H3C-C Ar H<br />

\ /<br />

C=C<br />

AK% + HsC_/ -CH3COOH H, CQOH<br />

O n<br />

O n<br />

ff<br />

H , ; c<br />

C * H2C-COOH ^H2CT P=\<br />

HNCOPh Ar U<br />

+ H2C-COOR<br />

-HCI<br />

Cl ' ; COOR<br />

Y \f<br />

^urf ^ V-r (XY = COR1COOR,<br />

2 ^ -H2O* / ^ COOH, CN, NO2)<br />

R2NH + C + -CH2-C<br />

M n \<br />

\ /<br />

C=C<br />

C=O<br />

Synthese von<br />

Cyanhydrinen<br />

Ethinylierung<br />

Aldol-Addition<br />

Aldol-Kondensation<br />

Perkin-Reaktion<br />

Erlenmeyer-Reaktion<br />

Darzens-<br />

Glycidestersynthese<br />

Knoevenagel-<br />

Kondensation<br />

R2N-CH2-CH-C 7 Mannich-Reaktion


Tabelle 7.98 (Fortsetzung)<br />

2 Ar-^H<br />

D. 7.2.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit CH-aciden Verbindungen 509<br />

(CN 0 )<br />

O PPh3<br />

O<br />

O Il<br />

"OR 1„ + -CH2-C<br />

HO O<br />

CH-C<br />

Ar 7 Ar<br />

\ C<br />

R 1<br />

- R 1 OH °\\ /P<br />

•x<br />

C-CH-'<br />

+ R 1 OH /<br />

OR'<br />

X Ov X<br />

- + H 2 C Mri* X C-CH (X, Y = COR, COOR, CN)<br />

Cl 'y "U / N y<br />

\ N<br />

H<br />

R 2<br />

C=C<br />

°,<br />

. + H-Ar ——- C-Ar (X = CI1OCOR)<br />

A ~ nA /<br />

+ R-M —<br />

M = MgX, Li u.a.<br />

OM OH<br />

' ^ (+H2O) i r<br />

O OH<br />

.C + R-M<br />

/\<br />

- XMgOH<br />

C-R<br />

(X = OH, OR', Cl, OCOR 1 ;<br />

M = Li, LiCuR, CdR u.a.)<br />

Acyloinkondensation<br />

Wittig-Reaktion<br />

Esterkondensation<br />

Acylierung von<br />

CH-aciden<br />

Verbindungen<br />

Acylierung von<br />

Enaminen<br />

(vgl. D.7.4.2.3.)<br />

Friedel-Crafts-<br />

Acylierung<br />

(vgl. D.5.1.8.1.)<br />

Reaktion mit Organometallverbindungen<br />

(M = MgX:<br />

Grignard-Reaktion)<br />

Die Reaktionen einiger Carbonylverbindungen mit Aromaten als Nucleophile wurden schon in Kapitel<br />

D.5 besprochen (Friedel-Crafts-Acylierung, Chlormethylierung und verwandte Umsetzungen).<br />

7.2.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit CH-aciden<br />

Verbindungen<br />

Zur Addition an die Carbonylgruppe ist eine Reihe CH-acider Verbindungen (Aldehyde,<br />

Ketone, Carbonsäureester und -amide, Nitrile und Nitroverbindungen mit einem Wasserstoffatom<br />

in a-Stellung zur funktioneilen Gruppe sowie Blausäure und Acetylen) befähigt. Diese


510 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Verbindungen weisen von vornherein keine nucleophilen Eigenschaften auf, können aber in<br />

Gegenwart starker Basen in einem der eigentlichen Carbonylreaktion vorgelagerten Gleichgewicht<br />

in Anionen übergehen, die dann eine genügend große Nucleophilie besitzen, um an<br />

die Carbonylgruppe addiert zu werden.<br />

Die Lage dieses Gleichgewichtes wird von dem Verhältnis der Basizitäten von Katalysatorbase<br />

und Anion der CH-aciden Verbindung bestimmt (Tab. 7.99).<br />

Tabelle 7.99<br />

PK5-Werte in Wasser bei 25 0 C<br />

Substanz pKs<br />

Methan etwa 48<br />

Benzen etwa 43<br />

Ammoniak etwa 38<br />

Wasserstoff etwa 35<br />

Triphenylmethan etwa 32<br />

Acetylen etwa 25<br />

Acetonitril etwa 25<br />

Essigsäuremethyl- etwa 24<br />

ester<br />

Substanz pKs<br />

Aceton etwa 20<br />

Ethanol 16<br />

Methanol 15,5<br />

Wasser 15,74<br />

Malonsäurediethylester 12,9<br />

Malononitril 11,2<br />

Piperidiniumion 11,1<br />

Acetessigsäureethyl- 10,8<br />

ester<br />

Substanz pKs<br />

Cyanessigsäureethylester 10,5<br />

Nitromethan 10,2<br />

Phenol 10,0<br />

Blausäure 9,2<br />

Ammoniumion 9,24<br />

Acetylaceton 9,0<br />

Malonaldehyd 5,0<br />

Essigsäure 4,8<br />

Bei Carbonylverbindungen löst die Katalysatorbase ein Wasserstoffatom in a-Stellung zur<br />

Carbonylgruppe als Proton ab:<br />

P<br />

H-C-C<br />

I \<br />

I<br />

B-H<br />

X - /P 1<br />

C-C<br />

/ \<br />

Ua<br />

} ><br />

\<br />

C=C [7.100]<br />

Ub Uc<br />

Die acidifizierende Wirkung der Carbonylgruppe und ihrer Analoga auf die benachbarte Alkylgruppe<br />

beruht darauf, daß sie auf Grund ihrer -!-Wirkung die Polarität der C-H-Bindung erhöht. Das nach der<br />

Abspaltung des Protons verbleibende Elektronenpaar ist zudem mit der C=O-Gruppe konjugiert. Hierdurch<br />

wird das Anion [7.100], II stabilisiert.<br />

Aus den geschilderten Gründen ist auch verständlich, daß nur die in a-Stellung befindlichen Wasserstoffatome<br />

gelockert sind. Von der ß-Methylgruppe im Propionaldehyd z. B. ist keine Konjugation zur Carbonylgruppe<br />

mehr möglich. Ebenso ist auch das Wasserstoffatom an der Carbonylgruppe von Aldehyden<br />

nicht durch Basen als Proton abspaltbar, da hierbei das konjugierte System nicht verlängert werden könnte<br />

(dagegen ist die Abspaltung als Radikal bzw. Anion möglich, vgl. z. B. [1.46] und [7.238]).<br />

In den ß-Dicarbonylverbindungen (Malonsäurediethylester, Acetessigsäureethylester, Acetylaceton<br />

u. a.) sind sowohl der induktive Effekt auf die benachbarte C-H-Bindung als auch die Delokalisierungsmöglichkeit<br />

des freien Elektronenpaares im Anion sehr stark ausgeprägt. Sie besitzen daher eine den Phenolen<br />

und Carbonsäuren vergleichbare Säurestärke.<br />

Das entsprechend [7.100] gebildete Anion II der CH-aciden Verbindung kann sich genauso<br />

an die Carbonylverbindung anlagern wie die bisher beschriebenen Heteroatom-Nucleophile 1 )<br />

vgl. [7.8]:<br />

} Die Anionen von Carbonylverbindungen (Enolate) besitzen, wie aus [7.100] hervorgeht, auch am Sauerstoffatom<br />

nucleophile Eigenschaften. Die Reaktion an dieser Stelle führt aber zu keinem bleibenden<br />

Ergebnis, da das entstehende halbacetalartige Gebilde sich nur durch Zerfall in die Komponenten stabilisieren<br />

könnte.


C-C + C=O<br />

Uc III<br />

C-C-C-QI + HB<br />

D. 7.2.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit CH-aciden Verbindungen 511<br />

O l l<br />

1 ' — P»<br />

c-c-c-or<br />

IV V<br />

\\ l l —0<br />

C-C-C-OH + B<br />

[7.101]<br />

Das dabei entstehende Alkoholation [7.101], IV übernimmt von der im ersten Schritt in<br />

[7.100] entstandenen protonierten Base HB (oder auch vom Lösungsmittel) wieder ein Proton,<br />

wodurch es in die ungeladene Hydroxyverbindung V übergeht und der Katalysator B - zurückgebildet<br />

wird. Die gesamte Umsetzung verläuft also mit katalytischen Mengen der Hilfsbase.<br />

Voraussetzung für den letzten Schritt (IV —»V) ist, daß das Alkoholation IV eine höhere Basizität besitzt<br />

als B - . Für Hydroxidionen als Hilfsbase z. B. (pKs = 15,7) ist diese Voraussetzung gegeben, da Alkoholationen<br />

vom Typ IV sehr starke Basen sind (pKs > 17 bis 19). Beispiele dafür, daß der „Neutralisationsschritt"<br />

nicht stattfinden kann, werden später erörtert. In solchen Fällen müssen molare Mengen des basischen<br />

Kondensationsmittels angewendet werden.<br />

Die Umsetzung [7.101] ist der Prototyp aller Adolreaktionen und verwandter, basisch katalysierter<br />

Umsetzungen. Da alle Reaktionsstufen Gleichgewichtsreaktionen sind, lassen sich die<br />

entstandenen Addukte prinzipiell wieder durch Basen spalten.<br />

An die Reaktion entsprechend [7.101] schließt sich häufig die Abspaltung eines Moleküls<br />

Wasser an, so daß a,ß-ungesättigte Carbonylverbindungen erhalten werden (Aldolkondensation).<br />

Solche Wasserabspaltungen verlaufen sehr leicht, da sich ein System konjugierter Doppelbindungen<br />

ausbilden kann, vgl. auch D.3.1.4. Ist die Carbonylkomponente, die mit dem<br />

Anion der CH-aciden Verbindung reagiert, ein Carbonsäurederivat (Ester, Halogenid, Anhydrid),<br />

so läuft der Kondensationsschritt immer ab, wobei Alkohol, Halogenwasserstoff bzw.<br />

Carbonsäure abgespalten werden. Man erhält nämlich dadurch die Anionen (Enolate) von<br />

ß-Dicarbonylverbindungen, die besonders energiearm sind:<br />

^Q / n<br />

C-C + C=O<br />

X = OR, Halogen, OCOR<br />

°\\ I _0 -HX<br />

C-CH-C-OI ^=^<br />

/ i ~ +HX<br />

X C-C=C-OI G — c-c-c<br />

[7.102]<br />

Auf Grund ihrer geringen Basizität sind die Anionen von ß-Dicarbonylverbindungen normalerweise<br />

nicht in der Lage, aus dem protonierten Katalysator die Hilfsbase (etwa Alkoholat) wieder in Freiheit zu<br />

setzen. Es handelt sich hier um einen der obengenannten Fälle, wo molare Mengen der Hilfsbase notwendig<br />

sind. Für X= Halogen, OCOR in [7.102] ist darüber hinaus ein weiteres Mol des Kondensationsmittels<br />

notwendig.<br />

Die Reaktionen CH-acider Carbonylverbindungen mit Carbonylverbindungen können nicht nur durch<br />

basische Katalysatoren, sondern z. T auch durch Säuren und Lewis-Säuren beschleunigt werden. Der saure<br />

Katalysator bewirkt in schon bekannter Weise eine Erhöhung der Carbonylaktivität, darüber hinaus katalysiert<br />

er die Enolisierung der CH-aciden Komponente:<br />

©,OH<br />

H-C-C<br />

Man informiere sich im Lehrbuch über Keto-Enol-Tautomerie! Vergleiche auch D.7.2.1.8.<br />

\<br />

OH<br />

[7.!03]


i<br />

G<br />

512 D. 7. Reaktionen von Carbony l Verbindungen<br />

Das Enol in [7.103] ist nun auf Grund der basischen Eigenschaften der C=C-Doppelbindung (vgl. D.4.)<br />

in der Lage, als nucleophiles Reagens an die Carbonylgruppe addiert zu werden:<br />

-H®<br />

;=^ C-C-C-OH ^= C-C-C-OH [7.104]<br />

/ I l +H® / | |<br />

Es entsteht mithin das gleiche Produkt wie bei der basisch katalysierten Reaktion [7.101]. Unter den<br />

sauren Reaktionsbedingungen wird das Aldol allerdings sofort dehydratisiert (s.o.):<br />

C-C-C-OH ^== C-C-C7O , C-C=C [7.105]<br />

/M -H 0 / I I^ ~ '<br />

Diese sauer katalysierten Reaktionen sind von geringerer Bedeutung als die basenkatalysierten.<br />

7.2.1.1. Anlagerung von Blausaure an Aldehyde und Ketone<br />

Durch Anlagerung von Blausäure an Aldehyde oder Ketone entstehen a-Hydroxy-carbonitrile<br />

(Cyanhydrine):<br />

/P ? H<br />

R-C + H-CEN ^==: R-C-CEN [7.106]<br />

R' R'<br />

Als basische Katalysatoren wirken hierbei Alkalicyanide, Alkalicarbonate, Ammoniak,<br />

Amine u. a. Man formuliere den Mechanismus der Reaktion!<br />

Die Reaktion ist reversibel. a-Hydroxy-carbonitrile lassen sich durch Basen daher wieder<br />

spalten. Die Lage des Gleichgewichts hängt stark von der Struktur der Carbonylverbindung<br />

ab, wobei sowohl elektronische als auch sterische Faktoren eine große Rolle spielen. Die Cyanhydrine<br />

von Aldehyden sind stabiler als die von Ketonen. -I-Gruppen in Nachbarstellung zur<br />

Carbonylgruppe erleichtern die Cyanhydrinbildung. Aliphatische Ketone geben schlechte Ausbeuten,<br />

während rein aromatische Ketone nicht reagieren. Aus sterischen Gründen sind die<br />

Cyanhydrine von Cyclohexanon und Cyclopentanon stabiler als die offenkettiger Ketone.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von «-Hydroxy-carbonitrilen (Cyanhydrinen)<br />

(Tab. 7.107)<br />

Achtung! Bei der Reaktion entsteht freie Blausäure! Abzug, Gasmaske! Auch die Cyanhydrine<br />

sind stark giftig (warum?). Die meisten Cyanhydrine sind thermisch instabil. Man stabilsiert<br />

deshalb vor der Destillation mit l bis 2% konzentrierter Phosphorsäure, Schwefelsäure<br />

oder Chloressigsäure. Andernfalls kann explosionsartige Zersetzung eintreten. Sollen<br />

Cyanhydrine gelagert werden, so sind sie ebenfalls zu stabilisieren!<br />

In einem Dreihalskolben mit Rührer, Rückflußkühler, Tropftrichter und Innenthermometer<br />

(vgl. Abb. A.4d) wird l mol fein gepulvertes Natriumcyanid in 120 ml Wasser unter Rühren<br />

gelöst und mit 1,2 mol der Carbonylverbindung versetzt. Man kühlt auf O 0 C und tropft unter<br />

kräftigem Rühren 0,85 mol 35%ige Schwefelsäure langsam zu, so daß die Innentemperatur<br />

nicht über +5 0 C ansteigt. Nach beendeter Zugabe rührt man noch weitere 15 Minuten und<br />

saugt anschließend sofort das gebildete Natriumhydrogensulfat ab (Vorsicht! Blausäure). Die<br />

Cyanhydrinschicht wird abgetrennt, das Salz zweimal mit je 100 ml Ether gewaschen und die<br />

wäßrige Phase mit dem gleichen Ether extrahiert. Die Etherextrakte werden mit dem Cyanhydrin<br />

vereinigt, man trocknet mit wasserfreiem Natriumsulfat, versetzt mit l g Chloressigsäure,<br />

treibt den Ether ab und destilliert das Cyanhydrin über eine kleine Vigreux-Kolonne im<br />

Vakuum (Abzug!).


Tabelle 7.107<br />

D. 7.2.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit CH-aciden Verbindungen 513<br />

a-Hydroxy-carbonitrile (Cyanhydrine) aus Aldehyden und Ketonen<br />

Produkt Ausgangsverbindungen Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

Acetoncyanhydrin Aceton<br />

Ethylmethylketoncyanhydrin Butanon<br />

Diethylketoncyanhydrin Pentan-3-on<br />

Acetaldehydcyanhydrin Acetaldehyd<br />

Benzaldehydcyanhydrin 1 ) Benzaldehyd<br />

Cyclohexanoncyanhydrin Cyclohexanon<br />

812(15)<br />

912.7(20)<br />

88U(8)<br />

952j(20)<br />

F 20<br />

1262,408); F 29<br />

J<br />

) Benzaldehydcyanhydrin ist unbeständig, sofort als Rohprodukt weiterverarbeilten<br />

(vgl. D.7.1.5)'<br />

ng)<br />

1,4013<br />

1,4151<br />

1,4251<br />

1,4052<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Darstellung von Glycolonitril (Formaldehydcyanhydrin): GAUDRY, R., Org. Synth., CoIl. Vol.<br />

III (1955), 436.<br />

Die Hydroxygruppe von Cyanhydrinen läßt sich acylieren und alkylieren (vgl. auch D.7.2.I.6.).<br />

Cyanhydrinallylether aus Aldehyden, Kaliumcyanid und Allylbromid unter Phasentransferbedingungen:<br />

MC!NTOSH, J. H., Canad. J. Chem. 55 (1977), 4200.<br />

Cyanhydrine verwendet man zur Darstellung von a-Hydroxy-carbonsäuren, indem die Nitrilgruppe<br />

sauer (warum nicht alkalisch?) hydrolysiert wird (vgl. auch D.7.1.5., Mandelsäure, Milchsäure).<br />

Die alkalische Spaltung der Cyanhydrine zu Aldehyden macht man sich beim Abbau von Aldosen zum<br />

nächstniederen Zucker zunutze (Wohl-Abbau), z. B.:<br />

CHO<br />

H-C-OH<br />

HO-C-H H2NOH<br />

H-C-OH *<br />

H-C-OH<br />

CH2OH<br />

D-Glucose<br />

CH=NOH C=N<br />

H-C-OH H-C-OAc<br />

HO-C-H Ac2O AcO-C-H CH3ONa<br />

H-C-OH (AcONa) H-C-OAc '<br />

H-C-OH H-C-OAc<br />

CH2OH CH2OAc<br />

CHO<br />

HO-C-H<br />

H-C-OH<br />

H-C-OH<br />

CH2OH<br />

D-Arabinose<br />

60<br />

50<br />

50<br />

70<br />

70<br />

60<br />

[7.108]<br />

Führt man die Umsetzung von Aldehyden mit Blausäure in Gegenwart von äquimolaren<br />

Mengen Ammoniak (auch primären und secundären Aminen) durch, so addiert sich die Blausäure<br />

an die zunächst gebildeten Iminoverbindungen, und es entstehen Aminonitrile, deren<br />

saure Hydrolyse a-Amino-carbonsäuren liefert (Strecker-Synthese):<br />

R-C 7 +<br />

\ H<br />

HNR2 + HCN -H2O<br />

R-CH-COOH + NH3<br />

[7.109]<br />

Mit Formaldehyd erreicht man so eine Cyanmethylierung von primären und secundären<br />

Aminen.<br />

Darstellung von N-Methyl-aminoacetonitril (Sarkosinonitril): COOK, A. H.; Cox, S. F.,<br />

J. Chem. Soc. 1949, 2334.<br />

Nach der gleichen Methode stellt man technisch Nitrilotriessigsäure (NTA, Trilon A, N(CH2COOH)3,)<br />

und Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA, Trilon B, Chelaplex) her. Man formuliere diese Synthesen.<br />

NTA komplexiert Ca- und Mg-Ionen und kann damit weitgehend Phosphat in Waschmitteln ersetzen.<br />

Eine Schwierigkeit bei Aminosäuresynthesen besteht darin, die Aminosäure von anorganischen Salzen<br />

zu trennen (gleiche Löslichkeit). Die Löslichkeit von Aminosäuren ist am isoelektrischen Punkt am geringsten.<br />

Daher können einige in Wasser schwer lösliche Aminosäuren durch Einstellung des pH-Wertes auf<br />

diesen Punkt aus der rohen Salzlösung ausgefällt werden (vgl. z.B. Tab. 6.12). In den meisten Fällen müs-


\\<br />

514 D. 7. Reaktionen von CarbonylVerbindungen<br />

sen jedoch die Aminosäuren als Hydrochloride aus dem Salzgemisch extrahiert werden, z. B. mit absolutem<br />

Alkohol. Aus den Hydrochloriden werden in geeigneten Lösungsmitteln die Aminosäuren mit Basen bzw.<br />

Ionenaustauschern in Freiheit gesetzt. In der unten angegebenen Vorschrift versetzt man die alkoholische<br />

Lösung des Hydrochlorids mit Diethylamin bzw. Tributylamin, wobei das Hydrochlorid dieser stärker basischen<br />

Verbindung im Alkohol gelöst bleibt und die Aminosäure ausfällt.<br />

o,L-Methionin, eine essentielle Aminosäure und Futtermittelzusatz bei der Geflügelaufzucht, wird technisch<br />

in einer Bucherer-Synthese aus ß-Methylthio-propionaldehyd (D.7.4.L2.) hergestellt:<br />

V + NaCN + (NH4)HCO3 Me" "^ Y^\ + H2O + NaOH<br />

o ' NH<br />

1.NaOH + c +<br />

Me" ^ Y °2 NH3<br />

2. H2SO4<br />

NH2<br />

"0<br />

[7.110]<br />

In analoger Weise wird aus 5-Oxo-valeronitril, mit einer Hydrierung als Zwischenstufe, Lysin gewonnen.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von «-Aminosäuren nach Strecker (Tab. 7.111)<br />

I<br />

Vorsicht beim Umgang mit Cyaniden! Beim Ansäuern der Reaktionslösung entwickelt sich<br />

Blausäure. Abzug! Druckflasche nur bis zu einem Drittel ihres Volumens füllen, während der<br />

Reaktion mit einem Tuch umwickeln und vor dem Öffnen erst abkühlen lassen! Schutzbrille!<br />

In eine Druckflasche gibt man eine kalt gesättigte Lösung von 0,55 mol Ammoniumchlorid,<br />

100 ml konz. Ammoniaklösung und eine Lösung von 0,55 mol Natriumcyanid in 50 ml Wasser.<br />

Dann wird in Eiswasser gekühlt und 0,5 mol des betreffenden Aldehyds oder Ketons tropfenweise<br />

unter Schütteln zugesetzt. Bei aromatischen Carbonylverbindungen fügt man außerdem<br />

noch 100 ml Methanol zu, um die Löslichkeit der Carbonylverbindung zu erhöhen. Die verschlossene<br />

Flasche wird 5 Stunden bei Raumtemperatur auf der Maschine geschüttelt. Bei<br />

Ketonen erwärmt man 5 Stunden unter häufigem Schütteln auf 50 0 C im Wasserbad.<br />

Dann öffnet man die abgekühlte Flasche vorsichtig, überführt den Inhalt in eine Vakuumdestillationsapparatur<br />

und destilliert im vollen Vakuum der Wasserstrahlpumpe bei 30 bis 40 0 C<br />

Badtemperatur das Ammoniak und einen Teil des Wassers ab. Danach werden 300ml konz.<br />

Salzsäure zugegeben (Vorsicht! Es entwickelt sich etwas freie Blausäure. Abzug!), und es wird<br />

3 Stunden unter Rückfluß gekocht, um das Aminonitril zu hydrolysieren. Man destilliert nun<br />

im Vakuum zur Trockne, zuletzt im siedenden Wasserbad, und extrahiert den heißen Rückstand<br />

zweimal mit je 100 ml Methanol. Die vereinigten Filtrate scheiden beim Abkühlen noch<br />

etwas Ammoniumchlorid aus und werden nochmals filtriert. Dann fügt man Diethylamin oder<br />

Tributylamin bis zur schwach alkalischen Reaktion zu, wodurch die Aminosäure in Freiheit<br />

gesetzt wird. Man läßt über Nacht im Eisschrank stehen, filtriert die ausgefallene Aminosäure<br />

ab und wäscht mit Methanol und Ether. Erforderlichenfalls kann aus wäßrigem Alkohol<br />

umkristallisiert werden.<br />

Tabelle 7.777<br />

a-Aminosäuren nach STRECKER<br />

Produkt<br />

DL-Alanin<br />

DL-a-Aminobuttersäure<br />

DL-Norvalin<br />

DL-Valin<br />

Ausgangsverbindungen<br />

Acetaldehyd 1 )<br />

Propionaldehyd<br />

Butyraldehyd<br />

Isobutyraldehyd<br />

F<br />

in 0 C<br />

295<br />

307 (Zers.)<br />

303 2 ) (Zers.)<br />

29S 2 ) (Zers.)<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

50<br />

60<br />

65<br />

14


Tabelle 7.777 (Fortsetzung)<br />

Produkt<br />

DL-Methionin<br />

DL-Phenylglycin 3 )<br />

DL-a-Methyl-analin<br />

D. 7.2.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit CH-aciden Verbindungen 515<br />

Ausgangsverbindungen<br />

ß-Methylthio-propionaldehyd<br />

Benzaldehyd<br />

Aceton<br />

F<br />

in 0 C<br />

281 (Zers.)<br />

256<br />

316 (Zers.)<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

1) In 100 ml Ether lösen, der bei der Aufarbeitung mit abdestilliert wird.<br />

2 ) im geschlossenen Röhrchen<br />

3 ) Nach der Hydrolyse Reaktionsgemisch mit konz. Ammoniak bis zur schwach basischen Reaktion versetzen,<br />

ausgefallene Säure absaugen. Zur Feinreinigung vgl. STEIGER, R. E., Org. Synth., CoIl. Vol. III<br />

(1955), 84.<br />

u.,VL-Hydrazobis(cydohexancarbonitril) und ct,oL'-Hydrazobis(isobutyronitril) werden in entsprechender<br />

Weise aus Cyclohexanon bzw. Aceton, Hydrazinsulfat und Natriumcyanid erhalten:<br />

OVERBERGER, C. G.; HUANG, R; BERENBAUM, M. B., Org. Synth., CoIl. Vol. IV (1963), 274.<br />

3-Amino-pentan-3-carbonsäure: STEIGER, R. E., Org. Synth., CoIl. Vol. III (1955), 66.<br />

Aus Aldehyd-Cyanhydrinen können mit Hilfe der Ritter-Reaktion (erster Schritt in [7.112]) a-Oxo-carbonsäuren<br />

gewonnen werden:<br />

OH<br />

R-CH-CN<br />

H2O<br />

-H2N-J-Bu<br />

J-BuOH<br />

(H2SO4)'<br />

O<br />

R-C-COOH<br />

OH O<br />

R-CH-C-NH-f-Bu<br />

O O<br />

CrO3 n n<br />

— R-C-C-NH-f-Bu<br />

In der Technik werden aus Acetoncyanhydrin Polymethacrylsäuremethylester (Plexiglas),<br />

CDH O<br />

H3C-C-CN H2S ° 4 - H2C=C-C' CH ^ H > H2C=C-COOCH3 Polymeres<br />

CH3 CH3NH2 3 CH3<br />

60<br />

50<br />

55<br />

[7.112]<br />

[7.113a]<br />

aus Formaldehydcyanhydrin Glycin und aus Acetaldehydcyanhydrin Milchsäure hergestellt. Über in situ<br />

erzeugte Cyanhydrine, die in Gegenwart von Carbonsäurechloriden oder -anhydriden zu Estern reagieren,<br />

gewinnt man synthetische Pyrethroide, z. B. Cypermethrin (X=Cl) und Deltamethrin (X=Br):<br />

[7.113b]<br />

Diese dem natürlichen Pyrethrum analogen Stoffe sind bereits in geringer Menge hoch wirksame Insektizide<br />

(vgl. auch [4.83]).


516 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

7.2.1.2. Ethinylierung von Carbonylverbindungen<br />

Aldehyde und Ketone reagieren mit Acetylenen zu Propargylalkoholen. Die Ethinylierung<br />

von Ketonen wird meistens in flüssigem Ammoniak in Gegenwart von Natriumamid durchgeführt,<br />

das in molaren Mengen angewandt werden muß (warum?):<br />

NH2 0 + H-C=CH ICECH + NH3<br />

// U O 1 V +H® i [7.114]<br />

R-C + IC=CH R-C-CECH R-C-C=CH<br />

V11 i i<br />

R R 1 R 1<br />

I II<br />

Bei der Zersetzung des Reaktionsgemisches mit Wasser geht I in II über.<br />

Aliphatische Ketone lassen sich schon mit Kaliumhydroxid als Katalysator ethinylieren.<br />

Aldehyde werden besser in Gegenwart von Kupferacetylid umgesetzt, da die genannnten basischen<br />

Katalysatoren Nebenreaktionen (Adolreaktionen) hervorrufen.<br />

Bei der Umsetzung von niederen Ketonen und Aldehyden können Mono- und Diadditionsverbindungen<br />

entstehen. So kann man Acetylen und Formaldehyd sowohl zum Propargylalkohol als auch zum Butin-1,4diol<br />

umsetzen. Durch Veränderung der molaren Verhältnisse (Acetylenkonzentration) läßt sich die Reaktion<br />

lenken.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Ethinylierung von Ketonen (Tab. 7.115)<br />

Achtung! Mit flüssigem Ammoniak (Kp -34 0 C) stets im Abzug arbeiten. Gasmaske sicherheitshalber<br />

bereitlegen, Schutzbrille! Manche Alkinole können sich beim Destillieren<br />

explosionsartig zersetzen, vor allem in Gegenwart basischer Stoffe. Man vermeide deshalb<br />

basische Trockenmittel, wie Kaliumcarbonat, setze dem Destillationsgut eine kleine Menge<br />

Bernsteinsäure zu und destilliere hinter einem Schutzschild.<br />

Alle Geräte und Reagenzien müssen gut getrocknet werden (vgl. auch Reagenzienanhang).<br />

Ein 1-1-Dreihalskolben mit kräftigem Rührer, Gaseinleitungsrohr, Thermometer und einem<br />

mit Ätznatron gefüllten Trockenrohr mit Gasableitung zum Abzug wird bis zum Hals in eine<br />

Methanol/Trockeneis-Mischung eingetaucht und ein rascher Ammoniakstrom eingeleitet, bis<br />

sich etwa 350 bis 400 ml NH3 kondensiert haben. Bei den folgenden Operationen hält man die<br />

Temperatur stets zwischen -35 0 C und -40 0 C (Kolben nur noch wenig in die Kältemischung<br />

eintauchen).<br />

Unter heftigem Rühren fügt man 0,1 g Eisen(III)-nitrat zu und leitet einen kräftigen Strom, von<br />

Acetylen ein, das vorher zur Entfernung von Acetondämpfen 1 ) durch 2 Waschflaschen mit konz.<br />

Schwefelsäure geleitet wird. Sobald sich die Schwefelsäure auch in der zweiten Flasche dunkel<br />

färbt, müssen die Waschflaschen neu beschickt werden. Zwischen die Waschflaschen und den<br />

Reaktionskolben ist außerdem eine Überdrucksicherung nach Abbildung A.l l einzubauen.<br />

0,5 mol Natrium werden in kleine schmale Streifen geschnitten (unter trockenem Toluen<br />

halten) und nach und nach in dem Maße in die Lösung gegeben, wie die anfängliche Blaufär-<br />

l ) In der Stahlbombe ist das Acetylen in Aceton gelöst, vgl. auch Reagenzienanhang.


D. 7.2.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit CH-aciden Verbindungen 517<br />

bung 1 ) jeweils verschwindet. Sobald nach der Auflösung des gesamten Natriums eine farblose<br />

bis hellgraue Lösung bzw. Suspension vorliegt, wird die Acetylenzufuhr beendet.<br />

In die Lösung tropft man innerhalb von 30 Minuten 0,5 mol trockenes Keton in 75 ml trokkenem<br />

Ether, entfernt das Kühlbad ganz und rührt noch weitere 2 Stunden. Dann läßt man das<br />

Ammoniak verdampfen, am besten über Nacht. Der Rückstand wird vorsichtig mit Wasser zersetzt<br />

und mit 50%iger Schwefelsäure schwach angesäuert. Anschließend ethert man mehrfach<br />

aus, wäscht die vereinigten Extrakte mit Kochsalzlösung, trocknet über Magnesiumsulfat und<br />

destilliert unter Zusatz einer kleinen Menge Bernsteinsäure.<br />

Tabelle 7.7/5<br />

Ethinylierung von Ketonen<br />

Produkt<br />

2-Methyl-but-3-in-2-ol<br />

3-Methyl-pent- 1 -in-3-ol<br />

1-Ethinyl-cyclohexanol<br />

1 -Ethinyl-cyclopentanol<br />

2-Phenyl-but-3-in-2-ol<br />

3-Phenyl-pent-l-in-3-ol<br />

unterkühlte Schmelze<br />

Ausgangsverbindungen<br />

Aceton<br />

Ethylmethylketon<br />

Cyclohexanon<br />

Cyclopentanon<br />

Acetophenon<br />

Propiophenon<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

106<br />

121<br />

7S205); F 30<br />

792,4(18);F27<br />

107,,9O4): F 5i<br />

10713(10);F34<br />

" 2 D 0<br />

1,4207<br />

1,4310<br />

1,48OS 1 )<br />

!,5302 1 )<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Die Ethinylierungsreaktion besitzt für die Synthese von ungesättigten Verbindungen, vor allem von Terpenen,<br />

Carotinoiden und Stereoiden, erhebliche Bedeutung. So lassen sich z. B. verschiedene Terpenalkohole<br />

(Linalool, Geraniol, Farnesol, Phytol) auf diese Weise darstellen.<br />

Durch Ethinylierung von Formaldehyd werden technisch Prop-2-in-l-ol (Propargylalkohol) und But-2in-l,4-diol<br />

hergestellt. Dieses dient nach seiner Hydrierung zu Butan-l,4-diol (vgl. Tab. 4.126) als Ausgangsprodukt<br />

für die Synthese von Tetrahydrofuran (vgl. Tab.2.61) und y-Butyrolacton sowie als Alkoholkomponente<br />

für Polyester und Polyurethane (vgl. D.7.I.6.).<br />

Über 2-Methyl-but-3-in-2-ol (Tab. 7.115) kann Isopren, der Baustein des Naturkautschuks und der natürlichen<br />

Terpene, hergestellt und zu 1,4-cis-Polyoisopren weiterverarbeitet werden.<br />

O OH OH<br />

H3C-C 7 + HC=CH H3C-C-CECH - 1 ^ H3C-C-CH=CH2<br />

TT^ H2C=C-CH=CH2<br />

CH3<br />

60<br />

60<br />

80<br />

40<br />

70<br />

80<br />

* ^ [7,16]<br />

3-Methyl-pent-l-in-3-ol (Methylpentynol, Tab. 7.115) und 1-Ethinyl-cyclohexylcarbamat (Ethinamat)<br />

finden als Sedativa Verwendung. Ethinylestradiol, das man durch Ethinylierung aus Estron erhält, ist ein<br />

hochwirksames synthetisches Östrogen:<br />

) Die Blaufärbung wird durch das im flüssigen Ammoniak gelöste Natrium hervorgerufen. Durch Eisensalze<br />

wird die Umsetzung zum (farblosen) Natriumamid katalysiert. Die Bildung des Natriumacetylids<br />

erfolgt sehr rasch. Man kann die Reaktion auch so durchführen, daß man zunächst die Natriumamidlösung<br />

herstellt und erst dann das Acetylen einleitet.


518 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

7.2.1.3. Aldolreaktion<br />

HCECH 7" ^ JL JL/ [7.H7]<br />

Unter einer Aldolreaktion versteht man die Umsetzung von Aldehyden und Ketonen (Carbonylkomponente)<br />

mit sich selbst oder anderen Aldehyden und Ketonen als CH-acider Verbindung<br />

(Methylenkomponente). 1 ) Der Mechanismus der basisch katalysierten Aldolreaktion ist<br />

in [7.101] wiedergegeben. (Man formuliere die Aldolreaktion mit Propionaldehyd!) Als Basen<br />

dienen bevorzugt Alkali- und Erdalkalihydroxide. Die in [7.104] formulierte sauer katalysierte<br />

Reaktion hat keine so große Bedeutung.<br />

Wenn bei niedrigen Temperaturen gearbeitet wird, lassen sich die einfachen Aldole im allgemeinen<br />

ohne Schwierigkeiten isolieren. Bei den aus aromatischen Aldehyden entstandenen<br />

Aldolen schließt sich jedoch außerordentlich leicht eine Dehydratisierung an, weil ein ausgedehntes<br />

konjugiertes System entstehen kann. Bei der sauer katalysierten Aldolreaktion entsteht<br />

immer das Kondensationsprodukt.<br />

Aldehyde als Carbonylkomponente reagieren besonders leicht, und das Gleichgewicht<br />

[7.101] liegt weit auf der rechten Seite.<br />

Über die Reaktivität verschiedener Aldehyde gilt das bereits früher Gesagte. So besitzt der Formaldehyd<br />

die weitaus größte Reaktionsfähigkeit (warum?). Mit besonders aktiven Methylenverbindungen (z.B.<br />

Cyclohexan-l,3-dion, vgl. D.7.4.1.3.) reagiert er sogar ohne Katalysator in wäßriger Lösung. Im Gegensatz<br />

zu den anderen Aldehyden kann er sich auch zu Addukten umsetzen, in denen alle Wasserstoffatome am<br />

a-Kohlenstoffatom der Methylenkomponente substituiert sind, z. B.:<br />

p p CH2OH<br />

3 H-C 7 + H3C-C 7 - HOCH2-C-CH=O [7.118]<br />

H H CH2OH<br />

Diese Methylolverbindung unterliegt sehr leicht einer gekreuzten Cannizzaro-Reaktion zum Pentaerythritol,<br />

vgl. D.7.3.1.3. Die aromatischen Aldehyde sind am reaktionsträgsten.<br />

Ketone fungieren infolge ihrer geringeren Carbonylaktivität bei einer Aldolreaktion zwischen<br />

einem Aldehyd und einem Keton immer als Methylenkomponente (Claisen-Schmidt-<br />

Reaktion). Auch Ketone ohne reaktiven a-Wasserstoff (z.B. Benzophenon) reagieren nicht<br />

mit methylenaktiven Aldehyden, in diesen Fällen ist die Selbstaldolisierung der Aldehydkomponente<br />

bevorzugt.<br />

Man kann die Reaktion mit dem Aldehyd als Methylenkomponente jedoch erzwingen, wenn man die<br />

Carbonylaktivität des Aldehyds durch vorherige Überführung in eine Schiffsche Base vermindert (vgl.<br />

[7.6]) und aus dieser anschließend, z. B. mit Lithiumdiisopropylamid, das Anion bildet:<br />

NR 1 0 NR 1<br />

R-CH2-C' R-CH-C Li® P-119]<br />

H H<br />

I Im weiter gefaßten Sinne werden häufig auch Umsetzungen der Aldehyde und Ketone mit anderen CHaciden<br />

Verbindungen als Aldolreaktionen bezeichnet. Diese Klassifizierung erscheint deswegen gerechtfertigt,<br />

weil es sich in allen Fällen prinzipiell um den gleichen Reaktionsmechanismus handelt.


D. 7.2.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit CH-aciden Verbindungen 519<br />

Die Umsetzung mit der Carbonylgruppe von anderen Aldehyden oder Ketonen führt zu N-analogen<br />

Aldolen, die durch Wasserdampfdestillation in Gegenwart von Oxalsäure in die a,ß-ungesättigten Aldehyde<br />

übergeführt werden können.<br />

KT C^ +H2O<br />

/Nl ;+ ^Ol /N IQln -R 1 NH2-LiOH<br />

R-e L.e- R- ue-e<br />

Hat ein Keton zwei reaktionsfähige Stellen, wie z. B. Aceton oder Butanon, so lassen sich<br />

bei der normalen Aldolreaktion Mono- und Di-Aldolisierungsprodukte erhalten. Will man das<br />

Mono-Addukt herstellen, muß die Methylenkomponente in einem 2- bis 3-molaren Überschuß<br />

verwendet werden. Wird ein unsymmetrisches Keton in die Aldolreaktion eingesetzt, so sind<br />

zwei verschiedene Produkte möglich:<br />

O<br />

P H<br />

^ ^ K<br />

[7.12Ia]<br />

[7.12Ib]<br />

Die sauer katalysierte Reaktion mit aromatischen Aldehyden führt im allgemeinen zu einer<br />

Kondensation an der Methylengruppe (b), während im alkalischen Medium die Methylgruppe<br />

bevorzugt angegriffen wird (a). Unverzweigte aliphatische Aldehyde reagieren unabhängig<br />

vom Medium meist an der Methylengruppe.<br />

Mit schwach CH-aciden Methylenkomponenten kann die basenkatalysierte Aldolreaktion<br />

mitunter auf einfache Weise in einem Zweiphasensystem erzwungen werden (vgl. Phasentransferkatalyse,<br />

D.2.4.2.). Als praktisches Beispiel hierfür ist in der allgemeinen Arbeitsvorschrift<br />

zu Tabelle 7.123 unter Variante E die Kondensation von Acetonitril mit aromatischen Aldehyden<br />

angegeben; vgl. [7.131].<br />

Die Gleichgewichtslage bei der Aldolisierung eines Ketons mit sich selbst oder mit einem<br />

anderen Keton ist ungünstig, so daß sich z. B. Diacetonalkohol (4-Hydroxy-4-methyl-pentan-2on)<br />

durch eine Aldolreaktion aus Aceton in brauchbarer Ausbeute nur darstellen läßt, wenn<br />

man das gebildete Aldol dem Aldolisierungsgleichgewicht ständig entzieht.<br />

In Gegenwart starker Säure läßt sich Aceton ebenfalls mit sich selbst kondensieren. (Durch den<br />

Kondensationsschritt wird das Gleichgewicht im gewünschten Sinne verschoben.) Es entstehen<br />

dann aber neben 4-Methyl-pent-3-en-2-on (Mesityloxid) auch die höheren Kondensationsprodukte<br />

2,6-Dimethyl-hepta-2,5-dien-4-on (Phoron) und 1,3,5-Trimethyl-benzen (Mesitylen).<br />

Eine protonierte Carbonylgruppe kann aber nicht nur, wie in [7.104] formuliert, das Elektronenpaar<br />

eines Enols aufnehmen, sondern auch mit einem nicht aktivierten Alken reagieren (Prins-Reaktion). Das<br />

Additionsprodukt vermag sich in verschiedener Weise zu stabilisieren. Hauptprodukte sind entweder ! ,3-<br />

Dioxan-Derivate oder ß,y-ungesättige Alkohole:


520 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

. H ,<br />

/C=G; I © H<br />

+ X - ^C- 1 [7.122]<br />

© R A_D<br />

Die Prins-Reaktion wird technisch genutzt: Durch zweifache Formaldehydaddition an Isobuten entsteht<br />

4,4-Dimethyl-l,3-dioxan, das über Ca-Phosphat thermisch in Isopren (77%), Formaldehyd und Wasser<br />

gespalten wird.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für Aldolisierungen (Tab. 7.123)<br />

A. Aldolisierungen aliphatischer Aldehyde<br />

In einem 250-ml-Dreihalskolben mit Rührer, Tropftrichter und Innenthermometer legt man<br />

l mol des betreffenden Aldehyds 1 ) in 75 ml Ether vor und fügt unter Kühlung mit Wasser sehr<br />

langsam 0,02 mol 15%ige methanolische Kalilauge zu, wobei die Innentemperatur bei 10 bis<br />

15 0 C zu halten ist. Anschließend wird noch 1,5 Stunden bei Raumtemperatur gerührt. Man<br />

neutralisiert sorgfältig mit der äquimolaren Menge Eisessig, trennt vom Kaliumacetat ab,<br />

trocknet über Nacht mit Na2SO4 und destilliert bei möglichst niedriger Temperatur.<br />

B. Aldolreaktion aliphatischer Aldehyde (außer Formaldehyd) mit Ketonen<br />

In einem 500-ml-Dreihalskolben mit Rührer, Tropftrichter und Innenthermometer legt man<br />

das Keton 1 ) vor und fügt 0,03 mol 15%ige methanolische Kalilauge zu. Besitzt das Keton nur<br />

eine reaktionsfähige Methylen- bzw. Methylgruppe, wendet man l mol an, in allen anderen<br />

Fällen 3 mol, sofern das l:l-Produkt dargestellt werden soll.<br />

Unter gutem Rühren und Kühlen mit Wasser wird l mol des betreffenden frisch destillierten<br />

aliphatischen Aldehyds in 75 ml Ether sehr langsam (4 bis 6 Stunden) bei einer Innentemperatur<br />

von 10 bis 15 0 C zugetropft und anschließend noch 1,5 Stunden bei Raumtemperatur<br />

gerührt. Dann neutralisiert man mit Eisessig, trocknet über Na2SO4 und destilliert.<br />

C. Reaktionen mit Formaldehyd<br />

Für die Reaktion von l:l-Addukten wird l mol Paraformaldehyd in 5 mol der Methylenkomponente<br />

1 ) suspendiert, sofern diese mehrere reaktionsfähige Stellen besitzt, bzw. in l mol,<br />

sofern nur eine reaktionsfähige Stelle vorhanden ist.<br />

Diese Mischung wird in einem 500-ml-Dreihalskolben mit Rührer, Rückflußkühler und<br />

Innenthermometer mit 15%iger alkoholischer Kalilauge bis zu einem pH-Wert von 10 bis 11<br />

versetzt und unter Rühren 0,5 bis l Stunde auf 40 bis 45 0 C erwärmt. Man prüft von Zeit zu<br />

Zeit den pH-Wert und gibt nötigenfalls noch etwas Lauge hinzu. Dann neutralisiert man mit<br />

Eisessig, filtriert fest ausgefallene Reaktionsprodukte ab, wäscht sie mit Wasser bzw. trennt die<br />

organische Schicht ab und destilliert.<br />

Bei entsprechender Veränderung der stöchiometrischen Verhältnisse lassen sich in gleicher<br />

Weise a,a-Bis(hydroxymethyl)-Produkte bzw. a,a,a-Tris(hydroxymethyl)-Produkte gewinnen.<br />

Die Präparationen sind im Halbmikromaßstab durchführbar. Man arbeitet dann mit einem<br />

Magnetrührer.<br />

1 J Aldehyde und Ketone frisch destilliert einsetzen.


I<br />

D. 7.2.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit CH-aciden Verbindungen 521<br />

D. Reaktion aromatischer Aldehyde mit Ketonen<br />

Achtung! x,ß-ungesättigte Ketone sind häufig stark haut- und schleimhautreizend. Betroffene<br />

Stellen mit verdünntem Alkohol waschen.<br />

In einem 1-1-Dreihalskolben mit Rührer, Tropftrichter und Innenthermometer legt man l mol<br />

Aldehyd und das Keton 1 ) in 200 ml Methanol vor. Sollen bei Ketonen mit mehr als einer reaktionsfähigen<br />

Methylen- bzw. Methylgruppe Monokondensationsprodukte erhalten werden,<br />

wendet man 3 mol an, dagegen nur 0,5 mol, wenn ein 2: l-Produkt darzustellen ist. Zu dieser<br />

Lösung tropft man unter gutem Rühren 0,05 mol 15%ige Kalilauge bei einer Innentemperatur<br />

von 20 bis 25 0 C zu. Dann wird noch 3 Stunden gerührt und mit Eisessig neutralisiert. Fest<br />

abgeschiedene Reaktionsprodukte werden abgesaugt und mit Wasser gewaschen. In allen<br />

anderen Fällen verdünnt man mit Wasser und filtriert dann bzw. ethert aus. Der Etherextrakt<br />

wird mit Wasser gewaschen, über Natriumsulfat getrocknet und destilliert.<br />

Zur Darstellung von Nitrostyrenen muß l mol Lauge angewandt und der Ansatz nach 30<br />

Minuten in die doppelt molare Menge 20%iger Salzsäure gegossen werden.<br />

E. Kondensation mit Acetonitril (Zweiphasenreaktion 2 ))<br />

In einem 200-ml-Rundkolben mit Rührer, Rückflußkühler und Tropftrichter erhitzt man ein<br />

Gemisch aus 6,6g (0,1 mol) festem, gepulvertem 85%igem Kaliumhydroxid, 80 ml gereinigtem<br />

Acetonitril (vgl. Reagenzienanhang) und 2 ml Aliquat 336 (vgl. D.2.4.2.). Sobald Rückfluß eintritt,<br />

läßt man unter kräftigem Rühren eine Lösung von 0,1 mol Aldehyd in 15 ml gereinigtem<br />

Acetonitril zufließen. Anschließend erhitzt man 10 Minuten weiter unter Rückfluß, läßt<br />

abkühlen und gießt die Lösung auf 200 g zerstoßenes Eis.<br />

Danach wird 2mal mit Methylendichlorid ausgeschüttelt, die organische Phase mit wenig<br />

Wasser gewaschen, über Na2SO4 getrocknet und das Lösungsmittel im Vakuum verdampft;<br />

Rückstand aus Ethanol Umkristallisieren oder im Vakuum destillieren. Die Zugehörigkeit des<br />

Produktes zur E- oder Z-Form ist durch ein W-NMR-Spektrum in CDCl3 zu ermitteln.<br />

Tabelle 7.123<br />

Aldolreaktion<br />

Produkt<br />

3-Hydroxy-butanal 1 )<br />

(Acetaldol)<br />

3-Hydroxy-2-methylpentanal<br />

(Propionaldol)<br />

Tiglinaldehyd 3 )<br />

2-Ethyl-3-hydroxyhexanal<br />

(Butyraldol)<br />

4-Hydroxy-pentan-2-on<br />

4-Hydroxy-3-methylpentan-2-on<br />

4-Hydroxy-heptan-2-on<br />

2-Hydroxymethyl-<br />

2-methyl-propanal<br />

3-Hydroxymethylbutan-2-on<br />

Zimtaldehyd 4 )<br />

Ausgangsverbindungen<br />

Acetaldehyd<br />

Propionaldehyd<br />

Acetaldehyd,<br />

Propionaldehyd<br />

Butyraldehyd<br />

Acetaldehyd, Aceton<br />

Acetaldehyd, Butanon<br />

Butyraldehyd, Aceton<br />

Formaldehyd,<br />

Isobutyraldehyd<br />

Formaldehyd, Butanon<br />

Benzaldehyd,<br />

Acetaldehyd<br />

Variante<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

B<br />

B<br />

B<br />

C<br />

C<br />

D<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

832,1(20)<br />

85i, 5(ii)<br />

118<br />

iOOucio)<br />

60i,3(10)<br />

76i,3(1o)<br />

92i,6(12)<br />

F 86 (PhH/<br />

Petrolether)<br />

80i,3(1o)<br />

1242,i(i6)<br />

1 J Aldehyde und Ketone frisch destilliert einsetzen.<br />

2 ) Vgl. GOKEL, G. W.; DiBiASE, S.A.; LIPISKO, B. A., Tetrahedron Lett. 1976, 3495.<br />

» 2 D°<br />

1,423S 2 )<br />

1,4373 2 )<br />

1,4475<br />

1,4409 2 )<br />

1,4265<br />

1,4350<br />

1,4360<br />

1,4340<br />

1,6195<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

60<br />

60<br />

30<br />

70<br />

60<br />

70<br />

70<br />

80<br />

50<br />

60


522 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Tabelle 7.123 Fortsetzung<br />

Produkt<br />

Benzylidenaceton<br />

Dibenzylidenaceton<br />

w-Nitro-styren 5 )<br />

Benzylidenacetophenon<br />

6 ) (Chalcon)<br />

p-Methoxy-benzylidenaceton4-Dimethylaminocinnamonitril4-Diethylaminocinnamonitril<br />

4-Methoxy-cinnamonitril<br />

Ausgangsverbindungen<br />

Benzaldehyd, Aceton<br />

Benzaldehyd, Aceton<br />

Benzaldehyd,<br />

Nitromethan<br />

Benzaldehyd,<br />

Acetophenon<br />

Anisaldehyd, Aceton<br />

4-Dimethylamino-benzaldehyd,<br />

Acetonitril<br />

4-Diethylamino-benzaldehyd,<br />

Acetonitril<br />

Anisaldehyd,<br />

Acetonitril<br />

Variante<br />

D<br />

D<br />

D<br />

D<br />

D<br />

E<br />

E<br />

E<br />

Kp (bzw. F) n 2 ?<br />

in 0 C<br />

1402,K16); F 41<br />

Fiii<br />

(Aceton, -15 0 C)<br />

F 58 (EtOH)<br />

F 57 (EtOH)<br />

1852,4(18);F74<br />

F164...166<br />

F97...99<br />

170...1902,4(18)<br />

F59...61<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Durch 20-cm-Vigreux •Kolonne destillieren; das Acetaldol geht beim Stehen rasch in ein dimeres Produkt<br />

über („Paraldol" : F 97<br />

OH<br />

0 C (Et2O)),<br />

CT "CH3<br />

wobei die Flüssigkeit zunächst immer viskoser wird und schließlich Kristalle abscheidet. Ein geringer<br />

Zusatz von Wasser hemmt diese Reaktion. Aus dem Paraldol wird beim Destillieren im Wassserstrahlvakuum<br />

das monomere Aldol zurückgebildet.<br />

2 ) Der Brechungsindex bezieht sich auf die frisch hergestellte Substanz.<br />

3 ) Je 0,5 mol der Aldehyde einsetzen; in Stickstoffatmosphäre arbeiten. Nach der Destillation vom Reaktionswasser<br />

abtrennen, mit Calciumchlorid trocknen und rektifizieren.<br />

4 ) Methanol durch Wasser setzen; unter Stickstoff arbeiten; 2 mol Benzaldehyd und 0,1 mol Kaliumhydroxid<br />

vorlegen; 30%ige wäßrige Acetaldehydlösung zutropfen und, nachdem die Hälfte der Lösung zugetropft<br />

ist, nochmals 0,05 mol Kaliumhydroxid in 30 ml Wasser zusetzen.<br />

5 ) Molverhältnis der Ausgangsprodukte 1:1; mit äquimolarer Menge Lauge unter +5 0 C arbeiten; nach 15<br />

Minuten langsam in überschüssige, eiskalte verdünnte Salzsäure gießen.<br />

6 ) Methanolmenge verdreifachen; 8 Stunden rühren.<br />

Darstellung von Diacetonalkohol (^Hydroxy-^-methyl-pentan-l-on) 1 )<br />

In einem 250-ml-Rimdkolben mit Soxhlet-Aufsatz (vgl. Abb. A.88) und wirksamem Rückflußkühler<br />

wird l mol Aceton unter kräftigem Rückfluß im Wasserbad erhitzt. Die Extraktionshülse<br />

füllt man zur Hälfte mit Bariumoxid, das mit etwas Watte abgedeckt wird. Das Ende der<br />

Reaktion erkennt man daran, daß die Flüssigkeit auf dem kochenden Wasserbad nicht mehr<br />

zum Sieden kommt (nach etwa 30 Stunden). Anschließend wird im Vakuum fraktioniert.<br />

) 73 0 C; ng> 1,4235; Ausbeute 70%.<br />

Pseudojonon aus Citral und Aceton: RÜSSEL, A.; KENYON, R. L., Org. Synth., CoIl. Vol. III<br />

(1955), 747;<br />

3-Oxo-A 4 W-octahydronaphthalen-9-carbonsäureethylester aus l-(3-Oxo-butyl)cyclohexan-2on-1-carbonsäureethylester:<br />

DREIDING, A. S.; TAMASEWSKI, A. J., J. Am. Chem. Soc. 77 (1955), 411;<br />

1 J nach CONANT, J. B.; TUTTLE, N., in: Amus, R.: <strong>Organisch</strong>e Synthesen. - Vieweg & Sohn, Braunschweig<br />

1937, S. 192<br />

60<br />

70<br />

80<br />

75<br />

80<br />

55<br />

48<br />

30


D. 7.2.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit CH-aciden Verbindungen 523<br />

10-Methyl-A J , 9 -octahydronaphthalen-2,5-dion aus 2-Methyl-2-(3-oxo-butyl)cyclohexan-l,3dion:<br />

NAZAROV, I. N, u. a., Zh. Obshch. Khim. 26 (88) (1956), 441.<br />

Piperin aus Piperonal und Crotonsäurepiperidid unter Phasentransferkatalyse: SCHULZE, A.;<br />

OEDIGER, H., Liebigs Ann. Chem. 1981,1725.<br />

Bei der Aldolreaktion von prochiralen Ausgangskomponenten, z. B. einem Aldehyd und einem unsymmetrischen<br />

Keton, entstehen Produkte mit zwei asymmetrischen Kohlenstoffatomen, die in vier stereoisomeren<br />

Formen (zwei Diastereomeren in jeweils enantiomeren Formen) vorkommen können (vgl. C.7.3.2.).<br />

Die gebildeten diastereomeren Ketole bezeichnet man mit syn oder erythro bzw. anti oder threo:<br />

R 1<br />

O<br />

R"<br />

H R<br />

O OH<br />

R 1 " Y ^ R<br />

R"<br />

O OH<br />

R^ Y R<br />

R"<br />

syn-Ketol<br />

R (erythro)<br />

anfi-Ketol<br />

R,/ Y ^R (threo)<br />

R"<br />

[7.124]<br />

Aus achiralen Ausgangsverbindungen werden die beiden enantiomeren Formen jedes Diastereomeren<br />

im gleichen Verhältnis gebildet, also als racemisches Gemisch.<br />

Die beiden diastereomeren Ketole entstehen jedoch nicht in gleichen Mengen, sondern eins davon wird<br />

bevorzugt gebiltet. Welches das ist, hängt vor allem von der Größe der Reste R, R' und R" und von den<br />

Reaktionsbedingungen ab.<br />

Die Diastereoselektivität der Reaktion läßt sich verstehen, wenn man berücksichtigt, daß das durch<br />

Deprotonierung mit der Base (MB) aus der Methylenkomponente gebildete Enolat in zwei stereoisomeren<br />

Formen als (E)- und (Z)-Verbindung vorkommen kann. Es reagiert mit der Carbonylkomponente über<br />

einen sechsgliedrigen, sesselförmigen cyclischen Übergangszustand, in dem das Metallion M® mit dem<br />

Enolat- und dem Carbonylsauerstoff koordiniert ist.<br />

Verläuft die Reaktion thermodynamisch kontrolliert (vgl. C.3.2.), d. h. (E)- und (Z)-Enolat stehen miteinander<br />

im Gleichgewicht, wird vorrangig das thermodynamisch stabilere (E)-Enolat gebildet. Das ist vor<br />

allem bei höheren Temperaturen und langen Reaktionszeiten der Fall. Der energieärmste, am wenigsten<br />

sterisch gespannte Übergangszustand ist dann der, in dem der Rest R der Carbonylverbindung äquatorial<br />

angeordnet ist. Es ergibt sich das anti-(threo )-Keto\.<br />

+ MB<br />

-HB.<br />

R 1<br />

R"<br />

+ MB<br />

-HB•\<br />

R"<br />

R'<br />

(Z)-Enolat<br />

H<br />

R 1<br />

(£)-Enolat<br />

O 0 M 0<br />

O 0 M 0<br />

RCHO<br />

RCHO<br />

0 M©<br />

/^o-, M<br />

o ; v<br />

O, ©<br />

R 1<br />

OH<br />

O OH<br />

R"<br />

anti (threo)<br />

[7.125]<br />

Unter kinetischer Kontrolle der Reaktion, d.h. wenn das Enolat irreversibel gebildet wird, entsteht<br />

dagegen bevorzugt das (Z)-Enolat, das mit der Carbonylkomponente zum syn-feryt/zroJ-Ketol reagiert.<br />

Dies geschieht z. B. mit starken Basen, wie Lithiumdiisopropylamid (LDA), bei niedrigen Temperaturen<br />

und kurzen Reaktionszeiten.


524 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

In beiden Fällen ist die Diastereoselektivität um so stärker ausgeprägt, je größer die Reste R, R' und R"<br />

sind. So steigt z. B. bei der Reaktion von Benzaldehyd (R" = C6H5) mit Alkylmethylketonen (R' = CH3)<br />

über die mit LDA hergestellten Lithium-Enolate der Anteil des syn-Ketols mit der Größe des Alkylrestes<br />

in der Reihe: R = CH3CH2 < (CH3)2CH < (CH3)3C von 64 über 82 auf 98% an.<br />

3-Alkyl-2-methyl-3-oxo-l-phenyl-propanole aus Benzaldehyd und Alkylmethylketonen:<br />

HEATHCOCK, C. H.; BUSH, C. T; KLESCHICK, W. A.; PIRRUNG, M. C; SOHN, J. E.; LAMPE, J., J. Org.<br />

Chem. 45 (1980), 1066<br />

Die Aldolreaktion kann enantioselektiv gestaltet, d.h. nur eines der vier Stereoisomeren bevorzugt<br />

erhalten werden, wenn man von chiralen Ausgangsstoffen ausgeht. Man setzt präformierte (E)- oder (Z)-<br />

Enolate, z. B. von Bor mit chiralen Liganden ein oder führt die Reaktion mit präformierten Enolaten wie<br />

den Silylenolethern (vgl. D.7.4.2.) in Gegenwart chiraler Lewis-Säure-Katalysatoren, z. B. von Titankomplexen<br />

mit chiralen Liganden durch.<br />

Die Aldoladdition des Acetaldehyds wird auch technisch durchgeführt. Aus dem gebildeten Acetaldol<br />

gewinnt man durch Hydrierung Butan-l,3-diol (vgl. D.7.3.2.) und durch Dehydratisierung Crotonaldehyd<br />

(vgl. Tab. 3.37). Das Aldolkondensationsprodukt von Butyraldehyd wird ebenfalls technisch hergestellt<br />

und zu 2-Ethyl-hexanol hydriert (vgl. D.7.3.2.). 2-Hydroxymethyl-2-methyl-propanal (Tab. 7.123) wird zur<br />

Polyesterkomponente 2,2-Dimethyl-propan-l,3-diol hydriert. Zur Darstellung von Trimethylolpropan und<br />

Pentaerythritol durch Cannizzaro-Reaktion vgl. D.7.3.1.3.<br />

Aus Mesityloxid werden technisch durch Hydrierung das Lacklösungsmittel Isobutylmethylketon sowie<br />

4-Methyl-pentan-2-ol hergestellt.<br />

Auch bei der ersten Synthese eines Antibiotikums, des Chloramphenicols, bediente man sich der Aldolreaktion<br />

(1949):<br />


D. 7.2.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit CH-aciden Verbindungen 525<br />

/P /O<br />

H3C-C Ph-CH=CH-C x +Hn Ph-CH=CH-COOH<br />

Ph-CHO + > —— > -±^ [7.128]<br />

H3C-C ~ H2 ° H3C-Cx + H3C-COOH<br />

O<br />

X O<br />

Auf die gleiche Weise gelingt die Kondensation mit Benzoylaminoessigsäure (Hippursäure). Unter den<br />

Reaktionsbedingungen bildet sich daraus zunächst das sog. Azlacton, das dann mit der Carbonylverbindung<br />

reagiert:<br />

OH r"V + R-CHO<br />

HN^ /O -H2O N^/ -H2O<br />

Ph<br />

O<br />

Ph Ph<br />

Die erhaltenen ungesättigten Azlactone lassen sich zu a-Oxo-carbonsäuren bzw. nach vorangegangener<br />

Hydrierung zu a-Aminosäuren hydrolysieren (Aminosäure-Synthese nach ERLENMEYER):<br />

O<br />

NH3 + Ph - ^<br />

OH<br />

O<br />

'/<br />

OH<br />

[7.130]<br />

Bessere Ausbeuten an Aminosäuren werden erhalten, wenn man statt Hippursäure z. B. Hydantoin oder<br />

Rhodanin verwendet.<br />

Unter energischen Bedingungen lassen sich auch Carbonsäureester als Methylenkomponenten<br />

verwenden. Sie reagieren mit aromatischen Aldehyden und Ketonen in Gegenwart von<br />

Alkalialkoholaten als Katalysator zu Zimtsäureestern. (Gegenüber aliphatischen Ketonen fungieren<br />

Ester als Carbonylkomponenten (Esterkondensation, vgl. D.7.2.I.8.). Man begründe<br />

diesen Unterschied!)<br />

Acetonitril kann mit Ketonen und aromatischen Aldehyden unter Bedingungen der Phasentransferkatalyse<br />

in Gegenwart von konz. Kalilauge kondensiert werden; in der Vorschrift zu<br />

Tabelle 7.123, Variante E, ist die Darstellung von Cinnamonitrilen angegeben:<br />

CH=O + H3C-CN u • t V-CH=CH-CN [7.131]<br />

- H2U \\ /j<br />

Die stärker aciden a-Chlor-carbonsäureester setzen sich als Methylenkomponente sowohl<br />

mit Aldehyden als auch mit Ketonen um. Dabei bildet sich zunächst ein Chlorhydrin, das unter<br />

den Reaktionsbedingungen sofort Chlorwasserstoff abspaltet (Darzens-Claisen-Reaktion):<br />

\ ? H £<br />

C=O + CH2-COOR ^== - C-CH-COOR ~^ —C-CH-COOR [7.132]<br />

7 Cl Cl 7


526 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Einige präparative Beispiele findet man in der Arbeitsvorschrift für die Esterkondensation<br />

(vgl. D.7.2.I.8.).<br />

Die so erhaltenen 2,3-Epoxyester (Glycidester) decarboxylieren bei der Hydrolyse und<br />

lagern sich in Aldehyde um:<br />

O<br />

/ \<br />

—C-CH-COOR - —C-CH-COOH _QQ » CH-CHO [7.133]<br />

Unter den Bedingungen der Phasentransferkatalyse können mit Chloracetonitril analog<br />

[7.132] in Gegenwart von Natronlauge 2,3-Epoxy-propannitrile hergestellt werden (vgl.<br />

D.2.4.2.).<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Herstellung von 2,3-Epoxy-propannitrilen (Tab. 7.134)<br />

0,2 mol Chloracetonitril werden langsam zu einem heftig gerührten Gemisch von 0,22 mol<br />

Aldehyd oder Keton, 40 ml 50%iger Natronlauge, 50 ml Methylendichlorid und l g Benzyltriethylammoniumchlorid<br />

(BTEAC) oder 1,5 ml Aliquat 336 bei 15 bis 2O 0 C zugetropft.<br />

Anschließend wird noch 40 Minuten bei dieser Temperatur gerührt, mit 30 ml Wasser verdünnnt<br />

und die organische Phase abgetrennt. Man wäscht sie zweimal mit wenig Wasser, trocknet<br />

über Na2SO4 und destilliert.<br />

Beim Einsatz von Ketonen verzichtet man besser auf das Methylendichlorid und setzt nach<br />

Beendigung der Reaktion 80 ml Ether zu.<br />

Tabelle 7.134<br />

2,3-Epoxy-propannitrile (Oxirancarbonitrile) 1 )<br />

Produkt<br />

3-Phenyl-oxiran-2-carbonitril<br />

3,3-Pentamethylen-oxiran-2-carbonitril<br />

3-Methyl-3-phenyl-oxiran-2-carbonitril<br />

3-(4-Methoxy-phenyl)oxiran-2-carbonitril<br />

Ausgangsverbindung<br />

Benzaldehyd<br />

Cyclohexanon<br />

Acetophenon<br />

Anisaldehyd<br />

Kp in 0 C<br />

130...1351>9(14)<br />

IO^IOS^^)<br />

115-1210,8(6)<br />

160...165^9(14)<br />

nach JONCZYK, A.; FEDORYNSKI, M.; MAKOSZA; M., Tetrahedron Lett. 1972,2395<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Weitere CH-acide Verbindungen, die als Methylenkomponenten mit Aldehyden reagieren<br />

können, sind z. B. a- und y-Picoline sowie Cyclopentadien. Man erkläre die CH-Acidität dieser<br />

Substanzen!<br />

Zur Illustration sei die Synthese des Coniins wiedergegeben, das von LADENBURG 1886 als erstes Alkaloid<br />

synthetisch hergestellt wurde:<br />

OHC-CH3--- -^- [7-135]<br />

^N CH3 N CH=CHCH3 N CH2CH2CH3<br />

H<br />

Aus 2-Methyl-pyridin und Formaldehyd wird technisch über die Stufe des 2-(2-Hydroxy-ethyl)pyridins<br />

das Comonomer 2-Vinyl-pyridin hergestellt.<br />

Intermediäre Aldolkondensationen laufen, gekoppelt mit Iminbildung und Dehydrierung, auch bei technischen<br />

Synthesen von Alkylpyridinen ab. Aus Acetaldehyd und Ammoniak mit Ammoniumacetat als<br />

Katalysator entsteht in wässeriger Phase bei etwa 25O 0 C und 100-200 bar hauptsächlich 5-Ethyl-2-methylpyridin,<br />

das zu Nicotinsäure weiterverarbeitet wird, vgl. D.6.2.I., Tab. 6.14. Aus den gleichen Ausgangsstoffen<br />

erhält man in der Gasphase über Al2O3 bei etwa 450 0 C ein Gemisch von a- und y-Picolin, in Gegenwart<br />

von Formaldehyd werden Pyridin und ß-Picolin gebildet.<br />

45<br />

50<br />

50<br />

60


D. 7.2.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit CH-aciden Verbindungen 527<br />

Wie alle diese Beispiele zeigen, ist die Aldolreaktion von großer Vielseitigkeit und präparativ<br />

äußerst bedeutungsvoll, um C-C-Bindungen zu knüpfen.<br />

7.2.1.4. Knoevenagel-Reaktion<br />

Die Knoevenagel-Kondensation im engeren Sinne ist ein Spezialfall der Aldolkondensation,<br />

bei der Methylenkomponenten mit besonders großer CH-Acidität eingesetzt werden. Als<br />

solche kommen Verbindungen in Frage, bei denen die Methylengruppe durch zwei Gruppen<br />

aktiviert wird, z.B. Malonsäure, Malonsäurehalbester, Malonsäureester, Cyanessigsäure und<br />

-ester, Malononitril und ß-Diketone. Infolge der Konjugationsmöglichkeit der Doppelbindung<br />

mit dem ß-Dicarbonylsystem führt die Reaktion immer durch Wasserabspaltung zu den entsprechenden<br />

ungesättigten gekreuzt konjugierten Verbindungen, z. B.:<br />

\ / CN \ / CN<br />

C=O + H2C C=C + H2O [7.136]<br />

/ COOR / COOR<br />

Die Analogie zu den unter den Bedingungen der Aldolkondensation gewonnenen, einfach<br />

konjugierten ungesättigten Verbindungen (Allgemeine Arbeitsvorschrift zu Tab. 7.123, Varianten<br />

D,E) ist evident. Deshalb können unter Knoevenagel-Reaktion im erweiterten Sinne auch<br />

alle basekatalysierten Aldolkondensationen verstanden werden.<br />

Mit den reaktionsfähigeren der genannten Methylenverbindungen, vor allem Cyanessigsäure<br />

bzw. -ester und Malononitril, liefern sowohl Aldehyde als auch Ketone als Carbonylkomponenten<br />

gute Ausbeuten, während die weniger reaktionsfähigen Methylenkomponenten oft<br />

nur noch mit aromatischen Aldehyden glatt reagieren. Als Katalysatoren dienen Piperidin,<br />

Ammoniumacetat, ß-Alanin und andere in Gegenwart von Eisessig.<br />

Die Umsetzung einiger reaktionsträger Partner, z. B. von Malonester mit Ketonen, läßt sich<br />

in Tetrahydrofuran/Pyridin mit Titantetrachlorid erzwingen, das dabei verbraucht wird:<br />

Darstellung von Alkylidenmalonestern: LEHNERT, W, Tetrahedron Lett. 1970, 4723; Tetrahedron<br />

29 (1973), 635.<br />

In der Praxis werden vor allem zwei Varianten der Reaktion angewandt. Bei der Variante nach<br />

COPE destilliert man das Reaktionswasser azeotrop ab. Malonsäuren und deren Halbester reagieren<br />

auf diese Weise nur sehr schlecht und eignen sich nur für die Variante von KNOEVENAGEL-DOEB-<br />

NER (vgl. die ArbeitsVorschrift). Dabei wird das Kondensationsprodukt decarboxyliert, und man<br />

erhält direkt a,ß-ungesättigte Monocarbonsäuren. Dieses Verfahren ist häufig bedeutend einfacher<br />

als die klassische Perkin-Synthese. Es hat weiterhin den Vorteil, auch bei aliphatischen Aldehyden<br />

anwendbar zu sein, wobei substituierte Acrylsäuren entstehen. (VgI. damit die Darstellung von<br />

Cinnamonitrilen durch phasentransferkatalysierte Aldolkondensation, Tab. 7.123, Variante E.)<br />

Wie können Cinnamonitrile nach KNOEVENAGEL-ÜOEBNER hergestellt werden?<br />

Allgemeine Arbeitsvorschriften für die Knoevenagel-Reaktion (Tab. 7.137)<br />

A. Variante nach Cope<br />

In einem 500-ml-Rundkolben mit Wasserabscheider und Rückflußkühler erhitzt man ein Gemisch<br />

von 0,5 mol der Methylenkomponente (Cyanessigester, Malonester, Cyanessigsäure, Malononi- Q<br />

tril), 0,5 mol des betreffenden Aldehyds oder Ketons 1 ) 0,01 bis 0,05 mol des angegebenen Katalysators<br />

und 0,1 mol Eisessig in 150 ml Toluen unter Rückfluß. Die Reaktion ist beendet, wenn sich<br />

kein Wasser mehr abscheidet (2 bis 6 Stunden). Man läßt abkühlen und wäscht die Toluenschicht<br />

viermal mit wenig halbgesättigter Kochsalzlösung, trocknet über Natriumsulfat und destilliert das<br />

Toluen ab. Der Rückstand wird umkristallisiert oder destilliert.<br />

) Bei niederen aliphatischen Aldehyden und Ketonen (bis zum Pentanon) setzt man besser 0,6 mol der<br />

Carbonylverbindung ein. Flüssige Ausgangsstoffe werden frisch destilliert verwendet.<br />

\\


528 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

B. Variante nach Knoevenagel-Doebner<br />

In einem 500-ml-Rundkolben löst man 1,2 mol Malonsäure in etwa 180 ml trockenem Pyridin<br />

und fügt nach Abklingen der schwach exothermen Reaktion 1,0 mol des betreffenden Aldehyds<br />

und 0,1 mol Piperidin zu. Dann wird unter Rückfluß bis zum Aufhören der Kohlendioxidentwicklung<br />

auf dem Wasserbad erwärmt. Nach dem Abkühlen gießt man auf Eis/konz. Salzsäure,<br />

um das Pyridin und Piperidin herauszuwaschen.<br />

Scheidet sich dabei die Carbonsäure fest ab, läßt man zur Vervollständigung der Kristallisation<br />

einige Stunden im Kühlschrank stehen und saugt dann ab. Flüssige Produkte werden mit<br />

Ether oder Toluen extrahiert. Auch bei sich fest abscheidenden Carbonsäuren kann die Ausbeute<br />

häufig erhöht werden, wenn man die Mutterlauge zusätzlich extrahiert. Nach dem Trocknen<br />

des Ether- bzw. Toluenextrakts mit Natriumsulfat wird das Lösungsmittel abdestilliert und<br />

der Rückstand destilliert oder umkristallisiert.<br />

In gleicher Weise wie die Malonsäure lassen sich Malonsäuremonoalkylester umsetzen.<br />

Man erhält dann sofort die entsprechenden ungesättigten Carbonsäureester.<br />

Die beiden Präparationen sind auch im Halbmikromaßstab durchführbar. Beim Cope-Verfahren<br />

arbeitet man dann mit 30 bis 50 ml Schlepper und einem Wasserabscheider mit l bis 3 ml Inhalt.<br />

C. Umsetzung aromatischer Aldehyde mit CH-aciden Nitriten<br />

Achtung! Benzylidenmalononitril und vor allem dessen kernsubstituierte Derivate sind<br />

hautreizend! Dämpfe reizen die Schleimhäute!<br />

In einem 100-ml-Erlenmeyer-Kolben löst man 0,1 mol Aldehyd und 0,1 mol Nitril in 30 ml<br />

70%igem Methanol und rührt 1,5 bis 2 ml (bei Ansätzen mit Malononitril nur l ml) Piperidin<br />

ein. Nach kurzer Zeit beginnt die exotherme Reaktion. Man läßt 2 Stunden bis zur Beendigung<br />

der Kristallisation stehen, saugt ab, wäscht mit wenig eiskaltem Methanol und kristallisiert aus<br />

wenig Ethanol um.<br />

Tabelle 7.137<br />

Knoevenagel-Kondensation<br />

Produkt<br />

IsopropylidencyanessigsäureIsopropylidenmalononitril<br />

2-Cyan-3-methyl-pent-<br />

2-ensäureethylester<br />

Cyclohexylidencyanessigsäureethylester<br />

Cyclohexylidencyanessigsäure<br />

2 )<br />

Cyclohex- 1 -en- ! -y 1acetonitril<br />

3 )<br />

a-Cyan-ß-methyl-zimtsäureethylester<br />

Butylidenmalonsäurediethylester<br />

Ausgangsverbindungen<br />

Cyanessigsäure,<br />

Aceton<br />

Malononitril,<br />

Aceton<br />

Cyanessigsäureethylester,<br />

Butanon<br />

Cyanessigsäureethylester,<br />

Cyclohexanon<br />

Cyanessigsäure,<br />

Cyclohexanon<br />

Cyanessigsäure,<br />

Cyclohexanon<br />

Cyanessigsäureethylester,<br />

Acetophenon<br />

Malonsäurediethylester,<br />

Butyraldehyd<br />

Variante<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

Katalysator<br />

1 )<br />

Al<br />

Al<br />

Al<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

P<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

F 134<br />

(EtOH/ H2O)<br />

1012,1(16)<br />

H 7l ,5(11)<br />

151l,2(9)<br />

FIlO<br />

(MeNO2)<br />

931,3(10)<br />

120o,3(2)<br />

1443,3(25)<br />

" 2 E?<br />

1,4262<br />

1,4650<br />

1,4950<br />

1,4769<br />

1,5468<br />

1,4425<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

90<br />

90<br />

85<br />

80<br />

70<br />

75<br />

70<br />

55


Tabelle 7.137 (Fortsetzung)<br />

Produkt<br />

IsobutylidenmalonsäurediethylesterBenzylidenmalonsäurediethylesterCumarin-3-carbonsäureethylesterp-Dimethylaminozimtsäure<br />

6 )<br />

Sorbinsäure<br />

p-Methoxy-zimtsäure<br />

Zimtsäure<br />

4-Hydroxy-3-methoxyzimtsäure<br />

(Ferulasäure)<br />

m-Nitro-zimtsäure<br />

3-(Fur-2-yl)-acrylsäure<br />

Benzylidenmalononitril<br />

a-Cyan-p-methoxyzimtsäuremethylester<br />

Cinnamylidenmalononitrila-Cyan-zimtsäuremethylesterCinnamylidencyanessigsäuremethylester<br />

Furfurylidenmalononitril<br />

D. 7.2.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit CH-aciden Verbindungen 529<br />

Ausgangsverbindungen<br />

Malonsäurediethylester,<br />

Isobutyraldehyd<br />

Malonsäurediethylester,<br />

Benzaldehyd<br />

Malonsäurediethylester,<br />

Salicylaldehyd<br />

Malonsäure,<br />

p-Dimethylaminobenzaldehyd<br />

Malonsäure,<br />

Crotonaldehyd<br />

Malonsäure,<br />

Anisaldehyd<br />

Malonsäure,<br />

Benzaldehyd<br />

Malonsäure,<br />

Vanillin<br />

Malonsäure,<br />

m-Nitro-benzaldehyd<br />

Malonsäure,<br />

Furfural<br />

Malononitril,<br />

Benzaldehyd<br />

Cyanessigsäurernethylester,<br />

Anisaldehyd<br />

Malononitril,<br />

Zimtaldehyd<br />

Cyanessigsäuremethylester,<br />

Benzaldehyd<br />

Cyanessigsäuremethylester,<br />

Zimtaldehyd<br />

Malononitril,<br />

Furfural<br />

Variante<br />

A<br />

A<br />

A*)<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

Kataly- Kp (bzw. F)<br />

sator 1 ) in 0 C<br />

P 1363.6(27)<br />

P I862,4(i8)i<br />

F32<br />

P F94<br />

(EtOH/H2O)<br />

F 216 (Z)<br />

(EtOH)<br />

F !34 (H2O)<br />

F 172<br />

(EtOH/H2O)<br />

F 136 (H2O/<br />

EtOH=3:l)<br />

F 173 (H2O)<br />

F 203<br />

(EtOH)<br />

F140<br />

(Hexan)<br />

F 86<br />

F 96<br />

F127<br />

F 86<br />

F143<br />

F225...228<br />

(Nitromethan)<br />

/ig) Ausbeute<br />

in%<br />

1,4398 90<br />

1,53474) 70<br />

1 ) A = 0,05 mol Ammoniumacetat, A! = 0,Oi mol ß-Alanin, P = 0,02 mol Piperidin.<br />

2 ) Die gewaschene und getrocknete Reaktionslösung wird eingeengt, und die ausgefallenen und abfiltrierten<br />

Kristalle werden mit kaltem Benzin gewaschen.<br />

3 ) Die gewaschene und getrocknete Reaktionsmischung wird direkt im Vakuum destilliert (0,5 bis 0,7<br />

MPa). Dabei decarboxyliert die Cyclohexylidencyanessigsäure zu Cyclohexenylacetonitril, das unter<br />

diesem Druck bei 13O 0 C übergeht. Das Destillat wird dann in Benzen aufgenommen, wie üblich entsäuert<br />

und erneut im Vakuum destilliert.<br />

4 ) unterkühlte Schmelze<br />

5 ) Nur 0,01 mol Eisessig verwenden.<br />

6 ) Das Produkt wird aus der bei der Aufarbeitung entstehenden salzsauren Lösung durch Zugabe von wäßrigem<br />

Ammoniak isoliert.<br />

7 ) In 300 ml Pyridin arbeiten.<br />

Nach Art einer Knoevenagel-Reaktion verläuft die Pyrrolsynthese nach KNORR. Hierbei<br />

werden a-Amino-ketone (am besten a-Amino-ß-ketoester oder -diketone) mit ß-Dicarbonylverbindungen<br />

umgesetzt, z. B.:<br />

75<br />

75<br />

30<br />

50<br />

85<br />

80<br />

85<br />

85<br />

85<br />

85<br />

80<br />

82<br />

80<br />

80


530 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

H3C^O<br />

ROOC NH2<br />

COOR<br />

H3C COOR<br />

Neben der Knoevenagel-Reaktion wird dabei unter Ringschluß eine Keto- mit einer Aminogruppe<br />

kondensiert. Die a-Amino-ketone sind durch Reduktion der entsprechenden Isonitrosoketone<br />

(vgl. D.8.2.3.) zugänglich.<br />

Die durch Reaktion von Orthoameisensäureiriethylester mit CH-aciden Nitrilen erhältlichen a-Alkoxymethylennitrile<br />

lassen sich mit Amidinen zu Pyrimidinen umsetzten, z. B.:<br />

HC(OEt)3 + H2C<br />

CN<br />

i<br />

H<br />

CN CN H 3 c ~9x<br />

- 2 EtOH<br />

NH2<br />

NH<br />

4-Amino-5-cyano-<br />

2-methyl-pyrimidin<br />

Diese sind Ausgangsverbindungen für die technische Synthese von Thiamin (Aneurin, Vitamin B1).<br />

Zur Synthese von 2-Amino-thiophenen aus a-Alkyliden-nitrilen und Schwefel, die eine Kombination<br />

von Knoevenagel- und Willgerodt-Reaktion darstellt, vgl. D.6.2.3.2.<br />

7.2.1.5. Mannich-Reaktion<br />

Als Mannich-Reaktion bezeichnet man die Umsetzung eines Aldehyds (meist Formaldehyd) mit<br />

einem primären oder secundären Amin und einer CH-aciden Verbindung. Die Reaktion wird<br />

meist im sauren Bereich durchgeführt. Dabei reagiert zunächst das im vorgelagerten Hydrolysegleichgewicht<br />

[7.140] vorhandene freie Amin in der üblichen Weise mit dem Formaldehyd:<br />

©<br />

R2NH2 R2NH + H © [7.140]<br />

H2C=O + HNR2<br />

OH<br />

H2C<br />

NR2 +H2O1-H<br />

[7.141]<br />

Das entstandene Kation mit delokalisierter positiver Ladung stellt einen stickstoffanalogen<br />

Formaldehyd dar und setzt sich im Sinne einer normalen sauer katalysierten Aldolreaktion<br />

analog [7.104] mit dem Enol der CH-aciden Komponente um:<br />

/ H<br />

C-CH<br />

/ \<br />

0<br />

H0 x / e<br />

C=C + H2C^NR2<br />

/ \<br />

HO©<br />

/ C-C-CH2-NR2<br />

C-C-CH2-NR2<br />

/ I H<br />

Salz der Mannich-Base<br />

[7.142]


D. 7.2.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit CH-aciden Verbindungen 531<br />

Im Ergebnis der Reaktion ist also die CH-acide Verbindung „aminomethyliert" worden.<br />

Man formuliere die Bruttogleichung der Umsetzung!<br />

Eine Mannich-Base kann man normalerweise nur erhalten, wenn das angewandte Amin<br />

eine höhere Nucleophilie als die CH-acide Verbindung besitzt. Anderenfalls reagiert der Formaldehyd<br />

in einer Aldolreaktion bevorzugt mit der Methylenkomponente. So läßt sich z. B.<br />

aus Malonester, Formaldehyd und Dialkylamin keine Mannich-Base darstellen.<br />

Die Verhältnisse sind erheblich von der Acidität des Reaktionsmediums abhängig, da CHacide<br />

Komponente und Amin eine unterschiedliche Abhängigkeit ihrer Nucleophilie vom pH-<br />

Wert zeigen. Es gibt für jede Mannich-Reaktion einen optimalen pH-Wert. Man erreicht die<br />

günstigsten Bedingungen in den meisten Fällen, indem man die Amine als Hydrochloride oder<br />

Salze anderer Säuren einsetzt. Bei sehr schwach CH-aciden Verbindungen, wie Phenol oder<br />

Indol, geht man von den freien Basen aus, bzw. arbeitet in essigsaurem Medium.<br />

Einheitliche Produkte entstehen nur aus secundären Aminen. Ammoniak und primäre<br />

Amine können unter Ersatz aller am Stickstoff verfügbaren Wasserstoffatome weitereagieren.<br />

Man formuliere die möglichen Umsetzungen zwischen Acetophenon, Formaldehyd und<br />

Ammoniak!<br />

Sofern die Methylenkomponente mehr als eine reaktionsfähige Methyl- bzw. Methylengruppe<br />

enthält (z. B. Aceton, Cyclohexanon), setzt man sie stets im Überschuß von etwa 4 mol ein, um die<br />

Bildung von Bis-Mannich-Basen zurückzudrängen. Wie bei den sauer katalysierten Reaktionen<br />

vom Aldoltyp [7.104] ist die Methylengruppe von Ketonen, z. B. im Butanon, reaktionsfähiger als<br />

die Methylgruppe, so daß im allgemeinen verzweigte Mannich-Basen entstehen.<br />

Als CH-acide Verbindungen können Ketone, Aldehyde, aliphatische Nitroverbindungen,<br />

Blausäure und Acetylen in die Reaktion eingesetzt werden. Darüber hinaus lassen sich auch<br />

Aromaten, die einer elektrophilen Substitution leicht zugänglich sind (vgl. Tab.5.2.), wie beispielsweise<br />

Phenole und Heterocyclen (Thiophen, Pyrrol, Indol) nach MANNICH aminoalkylieren.<br />

Man erhält so aus Indol das Gramin:<br />

N<br />

H<br />

CH2N(CHa)2<br />

+ HCHO + HN(CH3J2 -TT^ I I > [7.143]<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Mannich-Reaktion (Tab. 7.144)<br />

A. Aliphatische Ketone ~T~<br />

1,5 mol Keton, 0,3 mol Formaldehyd als 35%iges Formalin und 0,3 mol Aminhydrochlorid wer- v<br />

den 12 Stunden unter Rückfluß erhitzt. Man engt anschließend im Vakuum ein und reinigt das Q<br />

Hydrochlorid durch Umkristallisieren. Zur Darstellung der freien Base trägt man das Hydro- ' '<br />

chlorid unter Rühren und Eiskühlung in konz. Kalilauge ein (die Temperatur soll dabei nicht<br />

über +5 0 C ansteigen), trennt die Base ab, trocknet mit wenig festem Ätzkali und destilliert.<br />

(Bei der Umsetzung mit Cyclohexanon wird aus den entsprechenden Mannich-Basen der<br />

Aminrest leicht eliminiert, es empfiehlt sich daher, das Hydrochlorid zu isolieren).<br />

B. Gemischt aliphatisch-aromatische Ketone<br />

0,3 mol Keton, 0,5 mol feingepulverter Paraformaldehyd und 0,3 mol Aminhydrochlorid werden<br />

mit 50 ml abs. Ethanol zum Sieden erhitzt. Nach etwa einer Stunde setzt man 0,5 ml konz.<br />

Salzsäure zu, der restliche Paraformaldehyd geht dann in Lösung. Man filtriert das heiße Reaktionsgemisch,<br />

läßt abkühlen und isoliert bereits ausgefallenes Hydrochlorid. Anschließend<br />

engt man die Mutterlauge im Vakuum ein, reibt den Rückstand mit Aceton an und kristallisiert<br />

die vereinigten Rohprodukte um bzw. setzt, wie unter Variante A beschrieben, die Base in<br />

Freiheit.


532 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Tabelle 7./44<br />

a-Dialkylaminomethyl-ketone durch Mannich-Reaktion<br />

Produkt<br />

(alsHydrochlorid)O<br />

1 -Phenyl-3-piperidinopropan-1-on3-Dimethylamino-l-phenylpropan-1-on3-Dimethylamino-l-(4methoxy-phenyl)propan-l<br />

-on<br />

3-Dimethylamino-2methyl-<br />

1 -phenyl-propan-1 -on<br />

1 -Phenyl-5-piperidino-pentl-en-3-on<br />

4-Piperidino-butan-2-on<br />

4-Morpholino-butan-2-on<br />

4-Dimethylamino-3-phenylbutan-2-on2-Dimethylamino-methylcyclohexanon<br />

4-Dimethylamino-butan-<br />

2-on<br />

4-Diethylamino-butan-2-on<br />

4-Dimethylamino-3-methylbutan-2-on<br />

3 )<br />

Ausgangsverbindungen<br />

Acetophenon,<br />

Piperidinhydrochlorid<br />

Acetophenon,<br />

Dimethylaminhydrochlorid<br />

p-Methoxy-acetophenon,<br />

Dimethylaminhydrochlorid<br />

Propiophenon,<br />

Dimethylaminhydrochlorid<br />

Benzylidenaceton, Piperidinhydrochlorid<br />

Aceton, Piperidinhydrochlorid<br />

Variante<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

A<br />

Aceton, Morpholinhydrochlorid A<br />

Phenylaceton, Dimethylaminhydrochlorid<br />

Cyclohexanon, Dimethylaminhydrochlorid<br />

Aceton, Dimethylaminohydrochlorid<br />

Aceton, Diethylamin, konz.<br />

Salzsäure 2 )<br />

Butanon, Dimethylaminhydrochlorid<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

F 193<br />

(EtOH/Me2CO)<br />

F 156<br />

(EtOH/Me2CO)<br />

FlSl(EtOH)<br />

F 155 (Me2CO)<br />

F186(iPrOH)<br />

F 167(EtOH/<br />

Me2CO)<br />

freie Base:<br />

-IfYi<br />

1012,7(20)<br />

F 149 (Me2CO)<br />

freie Base:<br />

1 IO2^20)<br />

F 156 (Me2CO)<br />

F 158<br />

(EtOH/Me2CO)<br />

F 126 (Me2CO)<br />

freie Base:<br />

C-I<br />

JM.7O3)<br />

F 77 (Me2CO)<br />

freie Base:<br />

74 2,0(15)<br />

freie Base:<br />

5S2^iS)<br />

Es empfiehlt sich, die Mannich-Basen in Form ihrer Salze zu isolieren.<br />

2 ) äquimolare Menge<br />

3 ) Das Hydrochlorid ist extrem hygroskopisch, deshalb wird das Produkt als freie Base isoliert.<br />

Darstellung von Gramm 1 )<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Ein eisgekühltes Gemisch aus 0,05 mol Dimethylamin (40- bis 50%ige wäßrige Lösung), 7 g Eisessig<br />

und 0,05 mol Formaldehyd (als wäßrige Lösung) wird auf einmal zu 0,049 mol Indol gegeben.<br />

Unter Erwärmung bildet sich eine klare Lösung, die man einige Stunden bei Raumtemperatur stehenläßt.<br />

Man alkalisiert mit verd. Natronlauge, saugt die Base ab, wäscht mit Wasser und trocknet<br />

im Exsikkator über Ätzkali. Ausbeute 98% d. Th.; F134 0 C (Aceton oder Hexan).<br />

Pseudopelletierin aus 2-Ethoxy-2,3-dihydropyran, das zunächst zum Glutaraldehyd hydrolysiert<br />

wird (vgl. [7.27]), Methylamin und Acetondicarbonsäure: COPE, A. C; DRYDEN, H. L.;<br />

HOWELL, C. F.; Org.Synth., CoIl. Vol. FV (1963), 816;<br />

l-Diethylamino-hept-2-in aus Hex-l-in: JONES, E.; MARSZAK, J.; BADER, H., J. Chem. Soc.<br />

1947,1578.<br />

Die Mannich-Reaktion wird in erster Linie zur Synthese von W-substituierten ß-Aminoketonen<br />

benutzt.<br />

i) KÜHN, H.; STEIN, O., Ber. Deut. Chem. Ges. 70 (1937), 567.<br />

75<br />

85<br />

70<br />

60<br />

75<br />

60<br />

60<br />

80<br />

90<br />

60<br />

70<br />

50


D. 7.2.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit CH-aciden Verbindungen 533<br />

Auch bei der Synthese einer Reihe von Alkaloiden spielt die Mannich-Reaktion eine wichtige Rolle. So<br />

ist Tropinon, eine Vorstufe bei der Darstellung des Atropins, durch doppelte Mannich-Reaktion aus Succinaldehyd,<br />

Methylamin und Acetondicarbonsäure zugänglich:<br />

HOOC HOOC<br />

H ' N - CH 3 TTn^T °<br />

HOOC HOOC<br />

N-CH3<br />

-2CO2<br />

o<br />

/CH3<br />

[7.145]<br />

Die Synthese läßt sich unter „physiologischen Bedingungen" (Raumtemperatur, Pufferlösung) durchführen.<br />

Mannich-Basen finden außerdem präparative Anwendung zur Darstellung von a,ß-ungesättigten Ketonen<br />

(vgl. D.3.1.6.) und zur Alkylierung von ß-Dicarbonylverbindungen. Als Beispiel hierfür sei die Synthese<br />

des 2-Acetamido-2-skatyl-malonsäurealkylesters aus Gramin und Acetamidomalonester formuliert:<br />

COOR<br />

+ H-C-NHCOCH3<br />

COOR<br />

KOH<br />

- HN(CH3)2<br />

COOR<br />

CH2-C-NHCOCH3<br />

COOR<br />

[7.146]<br />

Durch Hydrolyse und Decarboxylierung erhält man daraus Tryptophan (vgl. [7.68]).<br />

Auch die technische Synthese von Ranitidin, einem wichtigen Ulcustherapeuticum (Histamin-H2-Rezeptorenblocker),<br />

beginnt mit einer Mannich-Reaktion:<br />

(CH3)2NH + (H2CO)x + /^~\<br />

(CH3J2NCH2<br />

CHNO2<br />

CH2SCH2CH2NHCNHCH3<br />

7.2.1.6. Acyloinkondensation und Umpolung<br />

Ranitidin<br />

CH2OH<br />

[7.147]<br />

Eine Kombination von Cyanhydrinsynthese [7.106] und Aldolreaktion stellt die Benzoin- oder,<br />

verallgemeinert, die Acyloinkondensation dar, bei der zwei Moleküle eines aromatischen<br />

Aldehyds in Gegenwart katalytischer Mengen (10 bis 20%) Kaliumcyanid miteinander reagieren.<br />

Nebenreaktion ist erwartungsgemäß die Cannizzaro-Reaktion. Die Benzoinkondensation<br />

ist reversibel:<br />

Ar-<br />

/P<br />

O OH<br />

101°<br />

I<br />

*- Ar /^ Ul<br />

— Ar — U - OH<br />

M — Ar-CI 0<br />

Ar-C-CH-Ar +<br />

CN<br />

CN<br />

I<br />

+ Ar-C 7<br />

H^<br />

O<br />

-Ar-C<br />

H<br />

HO 101°<br />

i i<br />

Ar MI O<br />

p__p_<br />

O Mi<br />

AI-<br />

I I<br />

NC H [7.148]


534 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Acyloinkondensation aromatischer Aldehyde<br />

(Tab. 7.149)<br />

| Achtung! Alkalicyanide sind starke Gifte! Siehe auch Reagenzienanhang.<br />

Eine Lösung von 0,1 mol Aldehyd und 2g Kaliumcyanid in 30 ml 60%igem Ethanol erhitzt man<br />

unter Rückfluß. Mit Benzaldehyd ist die Reaktion nach 15 Minuten beendet, mit Furfural nach l<br />

Stunde. Mit anderen Aldehyden erhitzt man 2 Stunden; nach einer Stunde setzt man erneut l g<br />

Kaliumcyanid zu. Bleibt nach dem Erkalten die Kristallisation aus, wird die Reaktionsmischung<br />

über Nacht in den Kühlschrank gestellt und nötigenfalls anschließend geschüttelt, bis die Kristallisation<br />

eintritt. Man saugt ab, wäscht mit Wasser und kristallisiert aus Ethanol um.<br />

Tabelle 7.749<br />

Acyloine<br />

Produkt<br />

Benzoin<br />

2,2'-Furoin<br />

4,4 / -Dimethyl-benzoin<br />

p-Anisoin<br />

Ausgangsverbindung F in 0 C<br />

Benzaldehyd 134<br />

Furfural 134...136<br />

p-Tolylaldehyd 87...S8<br />

Anisaldehyd 111...112<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Das in [7.148], I formulierte intermediäre Carbanion kann nicht durch andere Elektrophile<br />

abgefangen und für gezielte C-C-Verknüpfungsreaktionen benutzt werden. Eine Ausnahme<br />

bildet die Reaktion von [7.148], I mit vinylogen Carbonylverbindungen (vgl. D.7.4.I.3.,<br />

Michael-Addition). Addiert man aber an Stelle von Blausäure Trimethylsilylcyanid (vgl.<br />

D.2.7.) an Aldehyde, so entstehen die schwach CH-aciden a-Trimethylsilyloxy-nitrile [7.150], I.<br />

Diese können mit Lithiumdiethylamid zu den Carbanionen [7.150], II deprotoniert werden, die<br />

sehr leicht mit Elektrophilen reagieren. Zuletzt wird das Reaktionszentrum durch Hydrolyse<br />

wieder in eine Carbonylgruppe überführt. Mit Aldehyden und Ketonen entstehen so Acyloine<br />

[7.150], IVa, mit Alkylhalogeniden, die nucleophil substituiert werden, Ketone ([7.15O] IVb)<br />

gewünschter Struktur:<br />

O OSiMe3 OSiMe3<br />

Ar_c// ±Me3SiOL Ar_6h (LiNE^ ^0<br />

85<br />

60<br />

55<br />

38<br />

\ l u® I<br />

H CN ~ H CN<br />

i n<br />

OSiMe3 9 Me3SiO IÖI 0 O OH<br />

Ar_i,e + R 1 -c-R*. Ar_6_i_R2 _±"20 Ar_^_R2<br />

CN NC R 1 - CN R 1 I 7 - 150 CN NC R !<br />

-Me3SiOH (a)<br />

Ar-CI 0 -^^ Ar-C-R +OH ° • Ar-c'<br />

-CN 0 "R<br />

-Me3SiOH (b)<br />

II III IV<br />

rv


D. 7.2.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit CH-aciden Verbindungen 535<br />

Durch eine spezielle Maskierung ist dabei das ehemalige, ausschließlich elektrophile Zentrum<br />

der Carbonylgruppe vorübergehend in ein nucleophiles verwandelt worden. Einen solchen<br />

Vorgang nennt man Umpolung und versteht darunter ganz allgemein die reversible<br />

Umkehrung der Polarität eines Reaktionszentrums (vgl. C.8.I.).<br />

An Stelle der silylierten werden auch acylierte Cyanhydrine (s. Tab. 7.41) bzw. die Additionsprodukte<br />

von Cyanhydrinen an Vinylether für solche Synthesen verwendet.<br />

Ketone aus aromatischen Aldehyden und Alkylhalogeniden mit Hilfe von Trimethylsilylcyanid:<br />

DEUCHERT, K.; HERTENSTEIN, U; HÜNIG, S.; WEHNER, G., Chem. Ber. 112 (1979), 2045.<br />

Bei einer neueren Variante der Alkylierung von Aldehyden zu Ketonen wird anstelle des hochtoxischen<br />

und teuren Trimethylsilylcyanids bzw. des am Ende dieses Kapitels angeführten geruchsintensiven Propan-<br />

1,3-dithiols (Bildung von l ,3-Dithianen, vgl. D.7.1.3.) das leicht verfügbare Benzotriazol genutzt:<br />

KATRITZKY, A. R., LANG, H., WANG, Z., ZHANG, Z., SONG, H., J. Org. Chem. 60, (1995) 7619.<br />

Präparativ einfach ist die intermediäre Maskierung von aliphatischen und aromatischen<br />

Aldehyden mit katalytischen Mengen (0,05...0,1 Äquivalente) 3-Alkyl-l,3-thiazoliumsalzen in<br />

Gegenwart von Basen. Dabei wird zunächst das Thiazoliumsalz unter N2-Atmosphäre zum<br />

Ylid (3-Alkyl-thiazolium-2-carbeniat, [7.151], I) dem eigentlichen Katalysator, deprotoniert.<br />

Das Ylid I addiert sich nucleophil an den Aldehyd, der dadurch umgepolt wird. So kann das<br />

Additionsprodukt [7.151] II (als substituiertes Thiazolium-2-methanat formuliert) jetzt mit<br />

einem weiteren Molekül Aldehyd zum Acyloin reagieren. (Aliphatische Acyloine sind so einfacher<br />

zugänglich als durch reduktive Kupplung von Estern, vgl. [7.262]). Sind a,ß-ungesättigte<br />

Carbonylverbindungen zugegen, so unterliegen diese bevorzugt einer Michael-Addition (vgl.<br />

7.4.1.3.), und es entstehen 1,4-Dicarbonylverbindungen (y-Diketone, 4-Oxo-carbonsäureester<br />

sowie 4-Oxo-nitrile):<br />

m<br />

^ —G<br />

1Ol r—S OH<br />

N' Cl 0 -Et3NH 0 CI 0 ^N' ^N' '2 ^N'


536 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Hydroxymethylketone durch gekreuzte Acyloinkondensation mit Formaldehyd in Gegenwart<br />

von 3-Ethyl-l,3-thiazoliumbromid: MATSUMOTO, T; OHISHI, M.; INOUE, SH., J. Org. Chem.<br />

50 (1985), 603.<br />

Eine Umpolung an Aldehyden kann man auch über deren Dithioacetale (vgl. D.7.1.3.) erreichen. Man<br />

formuliere die Synthese einer 1,2-Dicarbonylverbindung über die folgenden Schritte: Bildung des 2-Phenyl-l,3-dithians<br />

aus Benzaldehyd und Propan-l,3-dithiol, Deprotonierung mit Butyllithium, Acylierung mit<br />

einem Carbonsäurechlorid und Hydrolyse.<br />

7.2.1.7. Reaktionen von Aldehyden und Ketonen mit Alkylphosphonsäureestern<br />

und Alkylidenphosphoranenen<br />

7.2.1.7.1. Horner-Wadsworth-Emmons-Reaktion (HWE-Reaktion)<br />

Alkylphosphonsäurediethylester, die durch Michaelis-Arbuzov-Reaktion (vgl. D.2.6.5.2.) oder<br />

aus Diethylphosphit und Alkylhalogeniden hergestellt werden können, sind ebenfalls CHacide<br />

Verbindungen, die sich mit starken Basen deprotonieren lassen.<br />

Der Aldoladdition des entstandenen Carbanions [7.152], I an die Carbonylverbindung folgt<br />

jedoch wegen der großen Affinität des Phosphors zum Sauerstoff die Eliminierung von Diethylphosphat<br />

[7.152], II, und es entstehen Olefine (Homer-Wadsworth-Emmons-Reaktion):<br />

O R<br />

(EtO)2P-CH<br />

R 1<br />

NaH<br />

-H2*<br />

£<br />

O R<br />

n 0/<br />

(EtO)2P-CI —<br />

R'<br />

IÖI G R<br />

l /<br />

- (EtO)2P=C<br />

R'<br />

Na®<br />

O 101°<br />

O 0 ^P(OEt)2 ^ 0 IOIP(OEt)2 ^ O7P(OEt)2 \ , R<br />

-°-V £ °R -?-


D. 7.2.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit CH-aciden Verbindungen 537<br />

10 ml Wasser gewaschen, über Natriumsulfat getrocknet und das Lösungsmittel im Vakuum<br />

verdampft. Der Rückstand wird umkristallisiert. Für die Zuordnung der Stilbene zur E- oder<br />

Z-Form wird die Schmelztemperatur und das NMR-Spektrum (in CDCIs) herangezogen.<br />

Tabelle 7.753<br />

Stilbene und l,4-Diphenyl-buta-l,3-diene (Homer-Wadsworth-Emmons-Reaktion)<br />

Produkt<br />

Stuben<br />

4-Methyl-stilben<br />

4-Chlor-stilben<br />

4-Methoxy-stilben<br />

l,4-Diphenyl-buta-l,3-dien<br />

l-(p-Dimethylamino-phenyl)-4phenyl-buta-1<br />

,3-dien<br />

i) In 30 ml Toluen lösen<br />

7.2.1.7.2. Wittig-Reaktion<br />

Ausgangsverbindung<br />

Benzaldehyd<br />

p-Toluylaldehyd<br />

p-Chlorbenzaldehyd<br />

Anisaldehyd<br />

Zimtaldehyd<br />

p-Dimethylaminozimtaldehyd<br />

1 )<br />

F in 0 C<br />

122...124(EtOH)<br />

117(EtOH)<br />

129 (EtOH)<br />

136 (EtOH)<br />

150...151 (EtOH)<br />

168...170 (PrOH)<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Die Wittig-Reaktion bedient sich der Alkyltriphenylphosphoniumsalze (vgl. D.2.6.5.I.). Deren<br />

Deprotonierung mit Natriumhydrid oder Lithiumalkylen liefert die Phosphoniumylide 1 )<br />

([7.154], I; aus II wird die Bezeichnung „Alkylidenphosphorane" deutlicher). Ohne daß sie aus<br />

Ionen vorliegen, besitzen Ylide ein ausgeprägt nucleophiles Zentrum am Kohlenstoff, das mit<br />

Carbonylverbindungen zu reagieren vermag. Der Addition an die Carbonylgruppe folgt eine<br />

Eliminierung von Triphenylphosphinoxid zum Olefin:<br />

Ph3P-CH<br />

1<br />

R -H"<br />

O ii<br />

PPh3<br />

© er<br />

Ph3P-CI<br />

R 1<br />

O7PPh3<br />

i^i R 1<br />

-C-C<br />

I F^<br />

III<br />

R<br />

Ph3P=Cx<br />

R 1<br />

\<br />

- Ph3P = O / C=C<br />

R 1<br />

70<br />

65<br />

65<br />

75<br />

60<br />

50<br />

[7.154]<br />

Bei dieser Umsetzung wird die C=C-Doppelbindung ausschließlich am Ort der ursprünglichen<br />

Carbonylgruppe gebildet, Isomerisierungen treten nur als Ausnahme bei der Umsetzung<br />

einiger cyclischer Ketone auf. Die Wittig-Reaktion [7.154] und die Horner-Wadsworth-<br />

Emmons-Variante sind wichtige Methoden zur gezielten Knüpfung von C=C-Doppelbindungen.<br />

In Ihrem Gesamtprozeß sind es Olefinsynthesen aus Carbonylverbindungen und Alkylhalogeniden.<br />

Durch Aldol- und Knoevenagel-Kondensation sind hingegen nur acceptorsubstituierte<br />

Olefine zugänglich.<br />

) Unter Ylid versteht man eine Verbindung, in der ein Kohlenstoffatom mit negativer Ladung direkt an<br />

ein Heteroatom (P,N,S), das eine positive Ladung trägt, gebunden ist. Die Bezeichnung bringt zum Ausdruck,<br />

daß Heteroatom und Kohlenstoff sowohl durch eine Atombindung (yl) als auch durch einen<br />

lonenbeziehung (id) verknüpft sind. Ammoniumylide lassen sich nur in dieser Form beschreiben, während<br />

bei Phosphor eine Oktettaufweitung (d-Orbitalbeteiligung) möglich ist. Deshalb ist in diesem Fall<br />

neben der „Ylid"-Form [7.154], I auch die „Ylen"-Form Il eine erlaubte Grenzformel.


538 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Die Reaktivität der Phosphoniumylide hängt wesentlich von den Substituenten am Ylidkohlenstoff,<br />

weniger von jenen am Phosphor ab. Das unsubstituierte Methylentriphenylphosphoran<br />

ist wie auch seine alkylsubstituierten Derivate äußerst nucleophil und instabil. Man spricht<br />

von labilen Yliden. Elektronenziehende Gruppen R bzw. R', z. B. in Phenacylphosphoniumsalzen,<br />

begünstigen zwar die Deprotonierung zum Ylid, reduzieren aber auch dessen Nucleophi-<br />

He. So sind Acylalkylidentriphenylphosphorane (R= RCO), die leicht durch Acylierung von<br />

Alkylidenphosphoranen mit Acylchlorid über das entsprechende Phosphoniumsalz erhältlich<br />

sind (formulieren!), in der Kälte hydrolysebeständig und reagieren nur noch mit sehr aktiven<br />

Carbonylverbindungen, wie z. B. Benzaldehyd. In diesen Fällen handelt es sich um stabilisierte<br />

Ylide.<br />

Die Stereoselektivität der Reaktion von P-Yliden mit Aldehyden hängt wesentlich davon<br />

ab, ob das beteiligte Ylid labil oder stabilisiert ist.<br />

Bei der Umsetzung eines Aldehyds mit einem Alkylidentriphenylphosphoran wird im ersten Schritt,<br />

einer [2+2]-Cycloaddition, ein Oxaphosphetan gebildet. Diese [2+2]-Cycloaddition kann zu zwei Diastereomeren<br />

führen, doch weist sie oft ein hohes Maß an Stereoselektivität auf. So ergeben im allgemeinen<br />

labile Ylide (R' = Alkyl) das cis-Oxaphosphetan [7.155], während stabile Ylide (mit -M-Substituenten,<br />

z.B. R' = Acyl) hauptsächlich zum thermodynamisch stabileren trans-Oxaphosphetan [7.156] reagieren.<br />

Das Oxaphosphetan zerfällt in einem zweiten Reaktionschritt, einer Cycloreversion, in Triphenylphosphin<br />

und ein Olefin. Dieser Zerfall ist stereospezifisch: ein cis-disubstituiertes Oxaphosphetan reagiert ausschließlich<br />

zu einem Z-Olefin, ein trans-disubstituiertes Oxaphosphetan zu einem £-Olefin:<br />

O PPh3 -r<br />

R Rl<br />

JJ + [I s' cis-Oxaphosphetan<br />

I^ ^D" \<br />

--3PO R' ^ [7 - 1551<br />

i , - . j=* [7.156]<br />

J ',, - Ph3PO<br />

FT *R'<br />

frans-Oxaphosphetan<br />

Ausgeprägte Stereoselektivität beobachtet man nur in Abwesenheit von Lithium-Ionen („salzfreie"<br />

Bedingungen), weshalb man meist natriumhaltige Basen, wie Natriumamid, zur Deprotonierung der Alkyltriphenylphosphoniumsalze<br />

nutzt. In Gegenwart von Lithium-Ionen wird auch aus stereochemisch einheitlichen<br />

Oxaphosphetanen ein Gemisch der diastereomeren Betaine Ia und Ib (vgl. [7.157]) gebildet, und<br />

man isoliert letztlich eine Mischung aus E- und Z-Olefin.<br />

£-Alkene aus labilen Yliden können über die Schlosser-Variante der Wittig-Reaktion mit hoher Stereoselektivität<br />

in Gegenwart von Lithium-Ionen erhalten werden. Diese Variante verläuft intermediär über<br />

die Lithio-Betaine I. Durch Deprotonierung dieser Zwischenstufen mit Phenyllithium erzeugt man daraus<br />

ein neues Ylid II. Dessen Protonierung mit einem Äquivalent HCl führt stereoselektiv zum Lithio-Betain<br />

Ia. Durch Zugabe von Kalium-tert-butanolat wird nach Austausch von Lithium gegen Kalium in Ia das<br />

trans-Oxaphosphetan III gebildet, welches anschließend zum £-Olefin und Triphenylphosphinoxid zerfällt.


D. 7.2.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit CH-aciden Verbindungen 539<br />

III<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von Olefinen durch Wittig-Reaktion (Tab. 7.158)<br />

[7.157]<br />

A. Phosphoniumylide in Lösung<br />

0,2 mol Natriumhydrid 1 ) werden in einem Dreihalskolben mit Anschütz-Aufsatz vom Cyclohexan<br />

dekantiert und mehrmals mit n-Pentan gewaschen. Der mit Rückflußkühler, KPG-Rührer<br />

(bei kleineren Ansätzen ist ein Magnetrührer gut geeignet), Tropftrichter mit Druckausgleich<br />

und Gaseinleitungsrohr mit Hahn versehene Kolben wird mehrmals evakuiert und mit gereinigtem<br />

trockenem Stickstoff aufgefüllt (Bunsenventil!). Der Kühler ist mit einem mit Dimethylsulfoxid<br />

gefüllten Blasenzähler verschlossen; der Stickstoffstrom wird so einreguliert, daß<br />

man etwa 20 bis 30 Blasen in der Minute zählt. Aus dem Tropftrichter werden anschließend<br />

100 ml gut getrocknetes Dimethylsulfoxid 1 ) unter Rühren zugegeben und im Bad auf 8O 0 C<br />

erwärmt, bis die Wasserstoffentwicklung beendet ist (etwa 45 Minuten). Man kühlt im Eisbad<br />

und versetzt mit 0,2 mol des getrockneten Phosphoniumhalogenids, das in 200 ml Dimethylsulfoxid<br />

gelöst ist. Nach 10 Minuten Rühren bei Zimmertemperatur ist die Lösung gebrauchsfertig.<br />

B. Kondensation mit Carbonylverbindungen<br />

Zu der frisch dargestellten Ylidlösung gibt man die äquimolare Menge der gereinigten Carbonylverbindungen,<br />

feste Ausgangsverbindungen werden in wenig Dimethylsulfoxid gelöst.<br />

Anschließend wird die Reaktion unter Rühren und evtl. Erwärmen (vgl. Tab. 7.158) zu Ende<br />

geführt. Zur Aufarbeitung gießt man das Reaktionsgemisch in 300 ml Wasser, extrahiert mehrfach<br />

mit rz-Pentan, wäscht die Pentanphasen nochmals mit Wasser, trocknet mit Natriumsulfat,<br />

destilliert das Lösungsmittel ab und reinigt durch Umkristallisieren, Sublimieren, Destillieren<br />

oder Chromatographie.<br />

Tabelle 7.158<br />

Olefine durch Wittig-Reaktion<br />

Produkt<br />

Methylencyclohexan<br />

1 J VgI. Reagenzienanhang.<br />

Ausgangsverbindungen 1 )<br />

Cyclohexanon,<br />

Methyltriphenylphosphoniumbromid<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

F 103<br />

n 2 « 1,4516<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

85<br />

Reaktionsbedingungen<br />

30 Min.<br />

Raumtemperatur<br />

*G


540 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Tabelle 7./5S (Fortsetzung)<br />

Produkt<br />

a-Methyl-styren<br />

1-Phenyl-buta-<br />

1,3-dien 2 )<br />

1,1-Diphenylethen<br />

l,l-Bis(4-dimethylamino-phenyl)ethen<br />

9-Vinyl-anthracen<br />

2-Methylen-bornan<br />

1,1-Diphenylprop-1-en<br />

Ausgangsverbindungen 1 )<br />

Acetophenon,<br />

Methyltriphenylphosphoniumbromid<br />

Zimtaldehyd,<br />

Methyltriphenylphosphoniumbromid<br />

Benzophenon,<br />

Methyltriphenylphosphoniumbromid<br />

Michlers Keton,<br />

Methyltriphenylphosphoniumbromid<br />

Anthracen-9-carbaldehyd,<br />

Methyltriphenylphosphoniumbromid<br />

(+)-Campher,<br />

Methyltriphenylphosphoniumbromid<br />

Benzophenon,<br />

Ethyltriphenylphosphoniumbromid<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

F 162<br />

n 2 » 1,5360<br />

78i,5(n)<br />

1000,2(1,3);F6<br />

F 122<br />

(EtOH)<br />

F 67<br />

(Petrolether)<br />

F 70<br />

(Subl.)<br />

F 49<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

75<br />

60<br />

80<br />

70<br />

70<br />

70<br />

95<br />

Reaktionsbedingungen<br />

lStd.,65°C<br />

1 Std., Raumtemperatur<br />

und<br />

2 Std. 60 0 C<br />

1 Std., Raumtemperatur<br />

3 Std., 65 0 C<br />

10 Std., 65 0 C<br />

15Std.,50°C 3 )4)<br />

3 Std., Raumtemperatur<br />

und<br />

2 Std. 60 0 C 3 )<br />

1 ) An Stelle des Phosphoniumbromids kann auch das entspr. lodid eingesetzt werden, vgl.Tab. 2.87.<br />

2 ) Zur Destillation und Aufbewahrung Hydrochinon zusetzen.<br />

3 ) Nach Aufarbeitung Pentanlösung über Al2O3-Säule (Aktivitätsstufe 1) filtrieren, mit Pentan eluieren.<br />

4 ) Anfangs sublimierenden Komplex von Zeit zu Zeit mit Pentan zurückspülen.<br />

Die Wittig-Reaktion und besonders deren Variante, die Homer-Wadsworth-Emmons-Reaktion, werden<br />

industriell zur Herstellung von Vitamin A, Vitamin-A-Säure, ß-Carotin und Stilbenen (—» optische Aufheller)<br />

genutzt.<br />

7.2.1.8. Esterkondensation<br />

Die Esterkondensation ist ebenfalls eine Reaktion vom Typ der Aldolkondensation. Dabei<br />

werden Carbonsäureester als Carbonylkomponente in erster Linie mit folgenden CH-aciden<br />

Verbindungen zu ß-Dicarbonylverbindungen umgesetzt:<br />

a) mit Carbonsäureestern zu ß-Oxo-carbonsäureestern:<br />

2 R-CH2^COOR'<br />

b) mit Ketonen zu ß-Diketonen:<br />

O O<br />

R 1 -C-OR' + R 2 -CH2-C-R 3<br />

O<br />

R-CH2-C-CH-COOR 1 + R 1 OH<br />

R<br />

O O<br />

R 1 -C-CH-C-R 3 + R 1 OH<br />

R'<br />

[7.159]<br />

[7.160]


D. 7.2.!. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit CH-aciden Verbindungen 541<br />

c) mit Nitrilen zu ß-Oxo-carbonitrilen:<br />

O O<br />

R 1 -C-OR' + R 2 -CH2-CN ^== R 1 -C-CH-CN + R'OH [7.161]<br />

R 2<br />

Wegen der relativ niedrigen Reaktivität der Estercarbonylgruppe (vgl. [7.3]) müssen als<br />

Kondensationsmittel starke Basen Anwendung finden, im allgemeinen Alkalialkoholate. Der<br />

Reaktionsablauf entspricht dem in [7.100] und [7.102] formulierten, z. B.:<br />

ö -°<br />

RO 0 + H3C-COOR ^== ROH + H2C-C<br />

OR<br />

[7.162]<br />

ii IH rv<br />

ior o<br />

H3C-C-CH2-Cx 7 [7.163]<br />

OR OR<br />

IÖI 0 o IÖI G o<br />

H3C-C-CH2-Cf ^=^ H3C-C=CH-C^ + ROH [7.164]<br />

OR OR OR<br />

V VI<br />

Da das im ersten Schritt [7.162] gebildete Anion IV eine sehr starke Base ist, liegt das<br />

Gleichgewicht weit links. Dennoch läuft die weitere Reaktion nach [7.163] und [7.164] ab, weil<br />

als Endprodukt das konjugiert ungesättigte System VI (ein Enolat) entsteht, dessen Energie<br />

relativ niedrig liegt.<br />

Aus diesem Grunde läßt sich die Esterkondensation in Gegenwart von Alkoholat als Base nur dann<br />

erfolgreich durchführen, wenn die als Methylenkomponente eingesetzte Verbindung ein enolisierbares<br />

Endprodukt liefern kann, d. h., sie muß mindestens zwei Wasserstoffatome am a-Kohlenstoffatom besitzen.<br />

Isobuttersäureester läßt sich daher unter Claisen-Bedingungen 1 ) nicht zum entsprechenden ß-Oxocarbonsäureester<br />

kondensieren.<br />

Die im letzten Schritt der Reaktion gebildeten Enole stellen stärkere Säuren als Alkohol<br />

dar (vgl. Tab. 7.99). Das als Kondensationsmittel eingesetzte Alkalialkoholat wird daher zur<br />

Neutralisation verbraucht und muß stets in mindestens molaren Mengen angewandt werden.<br />

Da es sich bei allen Teilreaktionen um Gleichgewichtsreaktionen handelt, kann man die<br />

Ausbeute erhöhen, wenn man nicht in überschüssigem Alkohol als Lösungsmittel, sondern mit<br />

alkoholfreiem Alkoholat arbeitet (s. Arbeitsvorschrift, Variante A). Noch wirksamer ist es, den<br />

in der Reaktion entstehenden Alkohol aus dem Gleichgewicht zu entfernen, etwa durch Abdestillieren<br />

(gegebenenfalls im Vakuum) oder indem man die Kondensation in Gegenwart von<br />

Alkalimetall 2 ) und einer Spur Alkohol durchführt (Arbeitsvorschrift, Variante C).<br />

1<br />

J Esterkondensationen, die mit Natrium- (Kalium-) Alkoholat durchgeführt werden, bezeichnet man als<br />

Claisen-Kondensationen.<br />

2<br />

) Die Reaktion in Gegenwart von metallischem Natrium liefert allerdings nicht immer gute Resultate,<br />

weil Nebenreaktionen in größerem Umfang eintreten können (Reduktionsprozeße unter Bildung vgon<br />

a-Diketonen und a-Oxoalkoholen (Acyloine, vgl. D.7.3.3.)).


542 D. 7. Reaktionen von Carbony l Verbindungen<br />

Anstatt die Gesamtreaktion vom letzten Schritt her gewissermaßen zu „ziehen", kann man sie auch vom<br />

ersten Schritt her „schieben", indem man diesen irreversibel macht. Das ist mit energischeren Kondensationsmitteln<br />

als Alkalialkoholat möglich, z.B. Natriumamid 1 ) Natriumhydrid, Triphenylmethylnatrium<br />

(„Tritylnatrium") und Mesitylmagnesiumbromid.<br />

Diese Kondensationsmittel, die ebenfalls in äquimolaren Mengen angewandt werden müssen, führen auf<br />

Grund ihrer außerordentlich großen Basizität (vgl. pKs-Werte in Tabelle 7.99) praktisch die gesamte<br />

Methylenkomponente in ihr Anion über, z. B.:<br />

O®<br />

R-H + Na NH2<br />

R-H +<br />

0Ph<br />

r+) ü/<br />

Na u IC-Ph<br />

Ph<br />

R 0 Na® + NH3<br />

R-H + H3C R 0 M9Br 0 +<br />

Ph<br />

R 0 Na® + H-C-Ph<br />

i<br />

Ph [7.165]<br />

Es gelingt auf diese Weise, auch Esterkondensationen mit solchen CH-aciden Verbindungen durchzuführen,<br />

bei denen die Teilreaktion [7.164] durch die Ausbildung des konjugierten ungesättigten Systems VI<br />

nicht möglich ist. Man formuliere die Esterkondensation zweier Moleküle Isobuttersäureester mit Triphenylmethylnatrium<br />

!<br />

Nach der Formulierung [7.162]... [7.164] sollte man erwarten, daß das zu dem Alkoholatanion gehörige<br />

Alkalimetallkation keinen Einfluß auf die Claisen-Kondensation besitzt. Das ist jedoch nicht so, sondern<br />

die Alkalimetallalkoholate sind steigend wirksam in der Reihenfolge Li < Na < K < Rb < Cs. Dies legt für<br />

viele Claisen-Kondensation einen der Formulierung [7.162] ... [7.164] zwar prinzipiell gleichen Mechanismus<br />

nahe, bei dem jedoch das Alkalimetallkation als Koordinationszentrum der Reaktionspartner wirkt,<br />

die auf diese Weise in eine für die Reaktion besonders günstige Lage gebracht werden. Zunächst entsteht<br />

an Stelle des freien Carbanions IV in [7.162] dessen Alkalimetallverbindung, die den elektrischen Strom in<br />

Lösung nicht leitet, also homöopolar oder als lonenpaar vorliegt. An das Metallkation wird nun außerdem<br />

noch die Carbonylgruppe der Carbonylkomponente koordiniert, deren Polarisation dadurch verstärkt<br />

wird. Die weiteren Elektronenübergänge verlaufen nun in einem cyclischen Komplex:<br />

R-O 0 Na 0 OR' OR'<br />

OR 1<br />

R 1 OH + R'<br />

OR'<br />

,0<br />

Na<br />

OR 1<br />

bzw. R<br />

R 1 OH<br />

1 J Als Nebenreaktion ist die Bildung von Säureamiden möglich.<br />

OR 1<br />

R 1 O<br />

,0<br />

Na<br />

OR'<br />

[7.166]


D. 7.2.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit CH-aciden Verbindungen 543<br />

Die Esterkondensation zwischen zwei Molekülen des gleichen Esters ist eine wichtige<br />

Methode zur Darstellung von ß-Oxo-carbonsäureestern. 1 ) Die Kondensation zweier verschiedener<br />

Ester hat wenig präparatives Interesse, da im allgemeinen ein Gemisch von verschiedenen<br />

Endprodukten entsteht (vgl. aber unten die Umsetzungen von Oxalsäure- und Ameisensäureestern).<br />

Man formuliere die möglichen Reaktionsprodukte der Umsetzung von Propionsäureester<br />

mit Essigsäureethylester!<br />

Ein eindeutiger Verlauf ergibt sich dagegen bei der Reaktion von Estern mit Ketonen<br />

[7.160] und Nitrilen [7.161]. In diesen Fällen stellt der Ester stets die Carbonylkomponente<br />

dar. (VgI. dagegen die Darzen-Claisen-Reaktion zwischen Chloressigsäureestern und Aldehyden<br />

[7.132], bei der der Ester die Methylenkomponente ist.)<br />

Werden die Enolate von Arylestern zweifach substituierter Essigsäuren mit Cycloalkanonen<br />

umgesetzt, können ß-Lactone in guten Ausbeuten erhalten werden. (Man formuliere die folgende<br />

Umsetzung!)<br />

3,3-Dimethyl-l-oxa-spiro[3,5]nonan-2-on aus Isobuttersäurephenylester und Cyclohexanon:<br />

WEDLER, C; SCHICK, H., Org. Syntheses Vol. 75 (1998) 116.<br />

Diese Reaktion ist eng verwandt mit der Reformatsky-Synthese von ß-Hydroxy-carbonsäurealkylestern<br />

aus a-Halogen-carbonsäureestern (vgl. [7.222]). Im vorliegenden Fall ist das Phenolat<br />

jedoch eine sehr gute Abgangsgruppe, so daß der intramolekulare Angriff des zwischenzeitlich<br />

gebildeten Alkoholats am Estercarbonylkohlenstoff begünstigt ist.<br />

Präparativ wichtige Spezialfälle der Esterkondensation sind:<br />

D ieckmann-Kondensation<br />

Damit bezeichnet man die innermolekulare Kondensation von Dicarbonsäureestern zu cyclischen<br />

Ketoestern. Man formuliere die in Tabelle 7.169 unter Variante C aufgeführten Dieckmann-Cyclisierungen<br />

sowie die Darstellung von Cyclohexan-2-on-l-carbonsäureester aus Pimelinsäureester!<br />

Das Ausbeutemaximum der Reaktion liegt beim fünf- und sechsgliedrigen Ring. Die<br />

höheren Dicarbonsäureester liefern nur geringe Ausbeuten. Bernsteinsäureester gibt zunächst<br />

eine gewöhnliche intermolekulare Esterkondensation, in zweiter Stufe entsteht durch intramolekulare<br />

Kondensation Cyclohexan-2,5-dion-l,4-dicarbonsäureester (formulieren!).<br />

Esterkondensationen mit Oxalsäure- und Ameisensäureester<br />

Diese Ester besitzen keine a-Methylengruppe, aber eine hohe Carbonylaktivität (warum?). Sie<br />

reagieren daher auch in gemischten Esterkondensationen mit anderen Estern in eindeutiger Weise.<br />

Man formuliere die Umsetzung von Oxalsäurediethylester mit Aceton und Phenylessigsäureethylester,<br />

die Kondensation von 2 mol Benzylcyanid mit l mol Oxalsäureethylester sowie die<br />

Umsetzung von 2 mol Oxalsäureethylester mit Aceton! (Das Produkt dieser zuletzt genannten<br />

Reaktion setzt sich in Gegenwart von Säure unter Wasserabspaltung zum Chelidonsäureester,<br />

einen y-Pyronderivat, um). Bei der Kondensation mit Oxalsäurediethylester wird in die a-Stellung<br />

von Estern bzw. Ketonen eine Ethoxalylgruppe eingeführt. Es entstehen Oxobernsteinsäurediethylester<br />

bzw. 2,4-Dioxo-carbonsäureethylester. Diese gehen beim Erhitzen über etwa 12O 0 C<br />

unter Abspaltung von Konlenmonoxid in ß-Dicarbonylverbindungen über. Die Decarbonylierung<br />

gelingt in der Regel besonders glatt bei den 3-monosubstituierten Verbindungen:<br />

O O O O<br />

l! OEt II<br />

Tn T^rT < R '°) R 1 ^ T^ OEt t 7 - 167 !<br />

R O R<br />

l Eine weitere Methode ist die in D.7.2.1.9. beschriebene Esterspaltung von cc-Acyl-ß-oxo-carbonsäureestern.


544 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Die Methode dient zur Herstellung von alicyclischen ß-Oxo-carbonsäureestern (z. B. 2-Oxocyclohexan-1-carbonsäureethylester)<br />

und monosubstituierten Malonsäureestern. Diese können<br />

so in reiner Form erhalten werden, was durch Alkylierung von Malonsäureestern in einigen<br />

Fällen nicht oder nur schwierig möglich ist, vgl. D.7.4.2.1. Phenylmalonsäurediethylester kann<br />

durch Phenylierung von Malonsäurediethylester überhaupt nicht dargestellt werden.<br />

Die bei der Kondensation von Ameisensäureestern mit Carbonsäureestern oder Ketonen entstehenden<br />

Esteraldehyde bzw. Oxoaldehyde sind stark enolisiert und liegen als a-Hydroxymethylenverbindungen vor,<br />

z.B.:<br />

O O OH O<br />

a-Hydroxymethylen-carbonylverbindungen, die in «-Stellung nicht substituiert sind (R' = H), trimerisieren<br />

äußerst leicht zu Benzenderivaten (Formylessigester zu Benzen-l,3,5-tricarbonsäureester). Man<br />

gewinnt sie deshalb nur in Form ihrer Natriumsalze.<br />

Kohlensäureester lassen sich mit Ketonen zu ß-Oxo-carbonsäureestern und mit Nitrilen zu Cyanessigsäureestern<br />

umsetzen. (Man formuliere die Reaktion von Phenylessigsäureethylester mit Diethylcarbonat!)<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Esterkondensation und die Glycidestersynthese nach<br />

Darzens (Tab. 7.169)<br />

| Vorsicht beim Umgang mit Natrium (vgl. auch Reagenzienanhang)!<br />

A. Reaktion mit alkoholfreiem Alkoholat<br />

In einem 500-ml-Dreihalskolben mit Rückflußkühler und Calciumchloridrohr, Tropftrichter<br />

und Hershberg-Rührer (vgl. Abb. A.6g) bedeckt man 0,5 mol in grobe Stücke geschnittenes,<br />

von den Krusten befreites Natrium mit etwa 250 mol trockenem Toluen und erhitzt, ohne zu<br />

rühren, im Heizbad bis zum leichten Sieden. Nunmehr bringt man den Rührer mit einem hochtourigen<br />

Rührmotor schnell auf die volle Tourenzahl und rührt, bis das Natrium zu einer weißgrauen<br />

Suspension zerschlagen ist, wobei weiter schwach geheizt wird. Sobald die Natriumsuspension<br />

entstanden ist, wird der Rührer abgestellt, und man läßt abkühlen. Keinesfalls darf<br />

bis zum Erstarren der Natriumpartikel gerührt werden, da diese sonst wieder zu gröberen<br />

Kügelchen zusammengeschlagen werden.<br />

Zu der erkalteten Suspension tropft man langsam unter gutem Rühren, notfalls unter Kühlen,<br />

0,5 mol abs. Alkohol 1 ) zu, wobei die Innentemperatur nicht über 85 0 C ansteigen soll,<br />

damit das Natrium nicht zum Schmelzen kommt und dadurch wieder zusammenklumpt.<br />

Anschließend wird noch eine Stunde auf etwa 100 0 C erhitzt und unter Rühren ein Gemisch<br />

der Reaktionspartner zugetropft:<br />

a) Zur Darstellung von ß-Oxo-carbonsäureestern verwendet man 1,5 mol des betreffenden<br />

über Phosphor(V)-oxid getrockneten und destillierten Esters und erhitzt 15 Stunden auf<br />

dem siedenden Wasserbad.<br />

b) Zur Darstellung von ß-Diketonen setzt man unter Kühlen mit Wasser ein Gemisch aus<br />

0,5 mol Keton und l mol Ester zu (beide über Phosphor(V)-oxid getrocknet und destilliert)<br />

und erhitzt anschließend noch 4 Stunden auf dem siedenden Wasserbad.<br />

c) Zur Darstellung von Oxobernsteinsäureestern und a-Formyl-carbonsäureestern (a-Hydroxymethylen-carbonsäureester)<br />

fügt man ein Gemisch von 0,5 mol Oxalsäurediethylester bzw.<br />

0,5 mol Ameisensäure und 0,5 mol des Carbonsäureesters zu und läßt über Nacht bei<br />

Raumtemperatur stehen.<br />

l Man verwende den Alkohol, der auch im Ester enthalten ist. Käuflichen absoluten Alkohol trocknen,<br />

vgl. Reagenzienanhang.


D. 7.2.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit CH-aciden Verbindungen 545<br />

Nach Beendigung der Reaktion destilliert man die unter 10O 0 C siedenden Anteile aus dem<br />

Reaktionsgemisch ab (Heizbadtemperatur bis 12O 0 C) und gibt den abgekühlten Rückstand zu<br />

einem Gemisch von 0,6 mol Eisessig und Eis (etwa 33%ige Essigsäure). Die organische Phase<br />

wird abgetrennt und die wäßrige Lösung mehrfach mit Ether extrahiert; die vereinigten Auszüge<br />

werden sorgfältig mit Wasser gewaschen und über Natriumsulfat getrocknet. Nach dem<br />

Abdestillieren des Lösungsmittels destilliert man den Rückstand oder kristallisiert um.<br />

B. Reaktion mit Natriumhydrid<br />

In einem 1-1-Dreihalskolben mit Rührer, Tropftrichter und Rückflußkühler mit Gasableitungsrohr<br />

wird zu einer Suspension von 0,5 mol Natriumhydrid in Cyclohexan 1 ) unter Rühren ein Gemisch<br />

der Reaktionspartner in den unter A. angegebenen Mengen zugetropft. Anschließend erhitzt man<br />

3 Stunden unter Rückfluß 2 ) läßt erkalten und arbeitet wie unter A. angegeben auf.<br />

C. Dieckmann-Cyclisierungen mit Natriumpulver<br />

In der unter Variante A. beschriebenen Weise stellt man eine Natriumsuspension aus 0,5 mol Natrium<br />

in 500 ml Toluen her. Zu der lebhaft gerührten, noch heißen Mischung tropft man 0,5 mol des<br />

betreffenden absoluten Dicarbonsäureesters, in dem man l ml absolutes Ethanol gelöst hat. Nachdem<br />

die erste heftige Reaktion vorüber ist, wird noch 6 Stunden unter Rückfluß erhitzt und dann<br />

nach dem Abkühlen vorsichtig auf ein Gemisch aus 200 g Eis und 0,5 mol konz. Salzsäure gegeben.<br />

Dann trennt man die organische Schicht ab, schüttelt die wäßrige Lösung noch zweimal mit Diethylether<br />

aus, wäscht die vereinigten Extrakte mehrfach mit wenig Wasser, trocknet über Natriumsulfat<br />

und destilliert das Lösungsmittel ab. Der Rückstand wird destilliert.<br />

D. Reaktion in alkoholischem Alkoholat<br />

In einem 500-ml-Dreihalskolben mit Rückflußkühler und Calciumchloridrohr, Tropftrichter und<br />

Rührer wird aus 0,3 mol Natrium und 300 ml absolutem Alkohol 3 ) eine Alkoholatlösung hergestellt<br />

(s.Reagenzienanhang). Nach völliger Auflösung des Natriums tropft man ein Gemisch von je<br />

0,3 mol der trockenen Ausgangsprodukte unter Rühren und Kühlen mit Eiswasser zu.<br />

Zur Darstellung von Glycidestern setzt man ein Gemisch aus 0,2 mol Carbonylkomponente<br />

und 0,3 mol Chloressigsäureethylester zu (von dem ein Teil unter Bildung von Alkoxyessigester<br />

verbraucht wird) und arbeitet bei -10 0 C. Anschließend wird bei Raumtemperatur über<br />

Nacht stehengelassen, mit der äquimolaren Menge Eisessig neutralisiert und in l l Eiswasser<br />

gegossen. Man ethert mehrfach aus bzw. saugt ab. Der Etherextrakt wird mit Wasser gewaschen<br />

und über Natriumsulfat getrocknet. Nach dem Abdestillieren des Lösungsmittels wird<br />

der Rückstand durch Destillation oder Kristallisation gereinigt.<br />

Tabelle 7.769<br />

Esterkondensation und Darzens-Reaktion<br />

Produkt Ausgangsverbindungen Variante Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

AcetessigsäureethylesterAcetessigsäurepropylesterAcetessigsäureisopropylester2-Methyl-3-oxo-pentansäureethylester<br />

Essigsäureethylester<br />

Essigsäurepropylester<br />

Essigsäureisopropylester<br />

Propionsäureethylester<br />

A, B 71i?6(i2)<br />

A, B 78^5(n)<br />

B 6915(11)<br />

B 89li6(i2)<br />

n 2 ? Ausbeute<br />

1,4198<br />

1,4240<br />

1,4179<br />

1,4228<br />

J ) VgI. Reagenzienanhang.<br />

2 ) Nicht im Wasserbad, am besten unter Verwendung eines Infrarotstrahlers arbeiten.<br />

3 ) Käuflichen abs. Alkohol trocknen, vgl. Reagenzienanhang.<br />

75<br />

75<br />

50<br />

50


546 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Tabelle 7.769 (Fortsetzung)<br />

Produkt<br />

2-Ethyl-3-oxo-hexansäureethylester2,2,4-Trimethyl-3-oxopentansäureethylestera,y-Diphenyl-acetessigsäureethylester3-Methyl-2-oxo-bernsteinsäurediethylester2-Oxo-3-phenyl-bernsteinsäurediethylester<br />

Dibenzoylmethan<br />

Acetylaceton<br />

Benzoylaceton<br />

2-Hydroxymethylencyclohexanon<br />

2-Oxo-cyclopentan-lcarbonsäureethylesterl-Methyl-4-oxopiperidin-3-carbonsäureethylester<br />

2,4,6-Trioxo-heptan-<br />

1,7-disäurediethylester<br />

3-Cyan-3-phenyl-brenztraubensäureethylester3-Oxo-2-phenyl-butannitril3-Phenyl-glycidsäuremethylester3-(4-Methoxy-phenyl)glycidsäuremethylester3-Methyl-3-phenylglycidsäuremethylester<br />

Ausgangsverbindungen<br />

Buttersäureethylester<br />

IsobuttersäureethylesterPhenylessigsäureethylester<br />

Propionsäureethylester,<br />

Oxalsäurediethylester<br />

Phenylessigsäure-<br />

ethylester, Oxalsäure-<br />

diethylester<br />

Acetophenon,<br />

Benzoesäureethylester<br />

Aceton, Essigsäureethylester<br />

Acetophenon,<br />

Essigsäureethylester<br />

Cyclohexanon,<br />

Ameisensäureethyloder<br />

-methylester<br />

Adipinsäurediethylester<br />

4-Methyl-4-aza-heptandisäurediethylester<br />

Aceton, Oxalsäurediethylester<br />

Benzylcyanid, Oxalsäurediethylester<br />

Benzylcyanid, Essigsäureethylester<br />

Benzaldehyd, Chloressigsäureethylester<br />

Anisaldehyd, Chloressigsäureethylester<br />

Acetophenon,<br />

Chloressigsäureethylester<br />

Variante<br />

B<br />

B 1 )<br />

A, B<br />

A, B<br />

A, D<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

104i,6(,2)<br />

961>6(12)<br />

F 77 (EtOH)<br />

H5l,3(10)<br />

2 )<br />

A, B 2202,4(18)<br />

F 78<br />

A, B 136<br />

A, B<br />

A, B 3 )<br />

C<br />

C4)<br />

D5)<br />

D<br />

D6)<br />

DT)<br />

D7)<br />

D7)<br />

1291>3(1o)<br />

F 6i<br />

103l,7(13)<br />

1 ISo7S(^<br />

Hydrochlorid:<br />

F128<br />

F103<br />

(Ligroin)<br />

F126<br />

F90<br />

(W./EtOH)<br />

130b,7(5)<br />

1450,08(0,7)<br />

F 62<br />

n 2 ?<br />

1,4271<br />

1,4212<br />

1,4303<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

55<br />

25<br />

70<br />

50,75<br />

85<br />

1,4465 55<br />

1,5124 55<br />

1,4519<br />

1,4802<br />

J ) 5 Stunden erhitzen.<br />

2 ) Wegen Decarbonylierung nicht destillierbar. Nach Abdestillieren des Lösungsmittels als Rohprodukt<br />

isolieren und weiterverarbeiten.<br />

3 ) Mit NaH nur 1,5 Stunden im Glycolbad auf 40 0 C erwärmen.<br />

4 ) Reaktionszeit 30 Minuten; zur Aufarbeitung wäßrige Phase mit Kaliumcarbonat alkalisch machen, zweimal<br />

ausethern, mit Natriumsulfat trocknen und Chlorwasserstoff einleiten.<br />

5 ) Zunächst nur 0,15 mol Keton und 0,3 mol Ester mit der Hälfte der Alkoholatlösung umsetzen; 30 Minuten<br />

unter Rückfluß erhitzen, anschließend zweite Hälfte der Alkoholatlösung zugeben. Vor der Aufarbeitung<br />

Alkohol bei UO 0 C Badtemperatur weitgehend abdestillieren. Man erhält ein Gemisch von<br />

Mono- und Dienol.<br />

6 ) 2 Stunden auf dem siedenden Wasserbad; wird das Reaktionsprodukt bei der Aufarbeitung nach dem<br />

Abdestillieren des Lösungsmittels nicht fest, so erhitzt man im Wasserstrahlvakuum auf 13O 0 C Man<br />

kann anschließend bei 1O -5 kPa (10^ Torr) und 10O 0 C sublimieren.<br />

7 ) Man arbeitet mit Natriummethylat in Methanol, wobei das umgeesterte Produkt entsteht. Die Methylester<br />

sind besonders leicht weiterzuverarbeiten (zu verseifen).<br />

1,513<br />

50,80<br />

50,65<br />

75<br />

70<br />

80<br />

80<br />

65<br />

90<br />

90<br />

70


D. 7.2.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit CH-aciden Verbindungen 547<br />

5-Methyl-3-oxo-hexansäureethylester aus Isobutylmethylketon und Diethylcarbonat und<br />

Benzoylessigsäureethylester aus Acetophenon und Diethylcarbonat: BRÄNDSTRÖM, A., Acta<br />

Chem. Scand. 4 (1950), 1315;<br />

x-Cyan-phenylessigsäureethylester aus Benzylcyanid und Diethylcarbonat: WALLINGFORD, V.<br />

H.; JONES, D. M.; HOMEYER, A. H., J. Am. Chem. Soc. 64 (1942), 576.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Decarbonylierung von Oxobernsteinsäure- und 2,4-Dioxocarbonsäureestern<br />

(Tab. 7.170)<br />

In einer Vakuumdestillationsapparatur wird der betreffende a-Ethoxalyl-carbonsäureester (auch<br />

das Rohprodukt kann direkt verwendet werden) mit einer Spur Eisenpulver und einer Spur Borsäure<br />

versetzt und danach bei einem Vakuum von etwa 6 kPa (40 bis 50 Torr) 1 ) unter Verwendung<br />

eines Heizbades bis zum Einsetzen der Reaktion langsam erhitzt (Badtemperatur 140 bis 170 0 C).<br />

Die Abspaltung von Kohlendioxid ist am Druckanstieg erkenntlich. Dabei destilliert ein Teil des<br />

decarbonylierten Esters über. Sobald die Gasentwicklung nachgelassen hat, wird die Heizbadtemperatur<br />

allmählich auf maximal 180 0 C gesteigert und das restliche Produkt herausdestilliert, wenn<br />

nötig, unter Verminderung des Druckes. Das Rohprodukt wird nochmals im Vakuum destilliert.<br />

Tabelle 7.170<br />

Decarbonylierung von Oxobernsteinsäure- und 2,4-Dioxo-carbonsäureestern<br />

Produkt Ausgangsverbindung Kp n 2 ^ Ausbeute<br />

in 0 C<br />

2-Oxo-cyclohexan-l-carbon- (2-Oxo-cyclohex-l-yl)-glyoxylsäure- 1071)6(12) 1,4794 80<br />

säureethylester ethylester<br />

Phenylmalonsäurediethylester 2-Oxo-3-phenyl-bernsteinsäure- 1 511?3(10) !,4977 67<br />

diethylester<br />

Methylmalonsäurediethylester 3-Methyl-2-oxo-bernsteinsäure- 831(7(13) 1,4126 95<br />

diethylester<br />

Eine Kondensation der Estercarbonylgruppe mit methylenaktiven Verbindungen im Sinne<br />

einer Knoevenagel-Kondensation (vgl. D.7.2.1.4.) ist keinesfalls zu erwarten. Alkoxymethylenverbindungen,<br />

wie sie im Ergebnis einer solchen Reaktion entstehen würden, können jedoch<br />

hergestellt werden, wenn man von Orthocarbonsäureestern ausgeht, z. B.:<br />

OEt COOEt /A _. EtO COOEt<br />

/ / (ACpO) \ / i>r 1111<br />

Eto-cH + H2C -2EtOH / c=c \ [im]<br />

OEt COOEt H COOEt<br />

Die Reaktion setzt eine relativ große CH-Acidität der Methylenkomponente voraus sowie<br />

ein wasserfreies, schwach saures Medium (Warum? Man vergleiche Orthoester mit Acetalen!).<br />

Sie beginnt mit der Eliminierung von Alkohol aus dem Orthoester nach dessen Protonierung.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Kondensation von Orthoameisensäuretriethylester mit<br />

methylenaktiven Verbindungen (Tab. 7.172)<br />

In einem 500-ml-Kolben, der zu einer Destillationsapparatur mit kurzer Kolonne gehört,<br />

erhitzt man ein Gemisch von 0,75 mol Orthoameisensäuretriethylester, 0,5 mol der methylenaktiven<br />

Verbindung und l mol Acetanhydrid l Stunde auf 14O 0 C, danach noch l Stunde auf<br />

15O 0 C Badtemperatur, wobei Essigester abdestilliert. Anschließend wird die Kolonne entfernt<br />

und im Vakuum destilliert.<br />

) Druck und Temperatur sind so aufeinander abgestimmt, daß die Decarbonylierung bei möglichst niedriger<br />

Temperatur zustande kommt, ohne daß dabei die Ausgangsverbindung mit überdestilliert.


548 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Tabelle 7.172<br />

a-Ethoxymethylen-carbonsäureester durch Orthoesterkondensation<br />

Produkt Ausgangsverbindung<br />

2-Cyan-3-ethoxy-prop-2-ensäureethyl- Cyanessigsäureethylester<br />

ester<br />

a-Ethoxymethylen-acetessigsäureethyl- Acetessigsäureethylester<br />

ester<br />

Ethoxymethylenmalononitril Malononitril<br />

Ethoxymethylenmalonsäurediethyl- Malonsäurediethylester 1 )<br />

ester 2 )<br />

Ethoxymethylencyanamid 3 ) Cyanamid<br />

1) 2 g ZnCl2 zusetzen.<br />

2 ) redestillieren<br />

3 ) nicht unbegrenzt haltbar<br />

Kp<br />

in 0 C<br />

173...1742(15)<br />

149...15I205)<br />

162...1632(15)<br />

F63...65<br />

159...1621,5(11)<br />

ng> 1,4620<br />

57...63^1S)<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Die Ethoxygruppe kann sowohl sauer zur (enolisierten) Aldehydgruppe hydrolysiert als<br />

auch leicht gegen N- und C-Basen ausgetauscht werden (vgl. D.7.4.I.5.). Für solche Synthesen<br />

verwendet man auch die weniger reaktiven Dimethylaminomethylenverbindungen, die aus<br />

Dimethylformamid anstelle von Orthoester in Gegenwart von Acetanhydrid, Phosphoryl- oder<br />

Thionylchlorid hergestellt werden (vgl. Vilsmeier-Reaktion, D.5.1.8.3.).<br />

Während einfache Aldehyde und Ketone praktisch vollständig in der Oxoform vorliegen (Aceton z. B.<br />

zu 99,9998%), sind ß-Oxo-carbonsäureester und ß-Diketone mehr oder weniger enolisiert. Acetessigsäureethylester<br />

enthält in Substanz bei Zimmertemperatur z.B. 7,5% der Enolform, Acetylaceton 80%. Das<br />

Keto-Enol-Gleichgewicht ist lösungsmittelabhängig. Die Konzentrationen der Tautomeren verhalten sich<br />

zueinander wie ihre Löslichkeit in dem jeweiligen Lösungsmittel. Acetessigester und Acetylaceton bilden<br />

ds-Enolate mit intramolekularen Wasserstoffbrücken. Deshalb ist ihr Enolgehalt in unpolaren Lösungsmitteln<br />

größer als in polaren (Acetylaceton in Hexan 95%, in Acetonnitril 62% Enol), während Enole, die<br />

keine intramolekularen Wasserstoffbrücken ausbilden können, sich umgekehrt dazu verhalten.<br />

Das Enol einer ß-Dicarbonylverbindung gibt mit Eisen(III)-chlorid gefärbte Salze, die als<br />

Chelatkomplexe vorliegen:<br />

2©<br />

2Cl 0 [7.173]<br />

Die Bildung der Eisenkomplexe ist als Nachweisreaktion auf ß-Dicarbonylverbindungen<br />

geeignet (vgl. E.I.2.5.2.). Die Reaktion tritt schon bei Verbindungen mit l bis 2% Enolgehalt<br />

sofort ein. Da Malonsäureester und ihre Derivate nicht merklich enolisiert sind, geben sie<br />

keine Eisenchloridreaktion. Die reine Farbe des Eisenchelatkomplexes ist nur in alkoholischer<br />

Lösung zu beobachten. In wäßriger Lösung sind daneben noch die einfachen gefärbten Salze<br />

vorhanden. So geben Phenole, die keine chelatbildende Gruppe besitzen, nur in wäßriger<br />

Lösung mit Eisen(III)-chlorid eine Färbung, die auf der Bildung basischer Salze beruht.<br />

Unter den präparativ sehr bedeutungsvollen Methoden zur Knüpfung von C-C-Bindungen,<br />

die in diesem Kapitel behandelt werden, nimmt die Esterkondensation insofern eine besondere<br />

Stellung ein, als die entstehenden ß-Dicarbonylverbindungen und ihre Analoga Substanzen<br />

mit drei funktioneilen Gruppen darstellen. Man kann sie daher sowohl durch Veränderung der<br />

Ketogruppe (Reduktion, vgl. D.7.3., Enaminbildung, vgl. [7.1Ic] als auch durch Reaktion an<br />

der Methylengruppierung (Michael-Addition, vgl. D.7.4.I.3., Acylierung, vgl. D.7.2.1.10., Alky-<br />

82<br />

75<br />

85<br />

55<br />

75


D. 7.2.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit CH-aciden Verbindungen 549<br />

lierung, Halogenierung, vgl. D.7.4.2.1. und D.7.4.2.2.) und der Carboxylgruppe (Hydrolyse,<br />

Ketonspaltung, vgl. [7.64], Amidbildung, vgl. D.7.1.4.2.) in eine Vielzahl anderer Verbindungen<br />

überführen.<br />

ß-Dicarbonylverbindungen dienen auch häufig als Ausgangsprodukte zur Darstellung von<br />

heterocyclischen Verbindungen.<br />

Technische Bedeutung besitzt vor allem der Acetessigester, dessen Folgeprodukte (z. B. Pyrazolone) insbesondere<br />

für die Synthese von Azofarbstoffen (vgl. Tab. 8.35) verwendet werden.<br />

Phenylmalonester ist für die Synthese des Hypnotikums Ethylphenylbarbitursäure (Phenobarbital, vgl.<br />

D.7.1.4.2.) von Bedeutung.<br />

Reaktionen vom Typ der Esterkondensation laufen auch im lebenden tierischen Organismus ab (Fettsäurecyclus,<br />

Citronensäurecyclus). Bei der Biosynthese der Fettsäuren z.B. reagiert ein an ein Acyl-<br />

Carrier-Protein (ACP) gebundener Essigsäurethioester mit einem Malonsäurethioester als Methylenkomponente<br />

zu Acetessigsäurethioester:<br />

O O O O<br />

H3C-C-S-ACP + H2C-C-S-ACP uc _A » H3C-C-CH2-C-S-ACP [7.174]<br />

l — Ho<br />

COOH<br />

Acetyl-ACP Malonyl-ACP Acetoacetyl-ACP<br />

7.2.1.9. Esterspaltung und Säurespaltung von /?-Dicarbonylverbindungen<br />

Da alle Teilreaktionen der Claisen-Kondensation [7.162]-[7.164] bzw. [7.166] Gleichgewichtsreaktionen<br />

sind, lassen sich ß-Oxo-carbonsäureester und ß-Diketone durch alkoholische<br />

Alkoholatlösung wieder spalten („Esterspaltung"), z. B.:<br />

O OH 0 r!ÖI G OH O n O<br />

Il l + RO ^ I /-> I Il ^ 11<br />

R-C-CH=C-R' — - R-C-CH=C-R 1 ^== R-C-OR + H2C-C-R 1<br />

Q O<br />

H2C-C-R 1 + ROH<br />

OR<br />

Das Zwischenprodukt I entspricht der Verbindung [7.163], V.<br />

[7.175]<br />

Wie aus [7.175] ersichtlich ist und auch experimentell bewiesen wurde, reagiert das Alkoholat mit der<br />

nichtenolisierten Oxogruppe. ß-Oxo-carbonsäureester, die mit Alkoholat praktisch vollständig in das Enolat<br />

übergehen, sind deshalb bedeutend schwieriger zu spalten als ß-Diketone, die auch als Enolat noch eine<br />

reaktionsfähige Keto-Carbonylgruppe besitzen. Ist eine Enolisierungsrichtung in ß-Diketonen vorherrschend,<br />

bilden sich einheitliche Reaktionsprodukte.<br />

Läßt man an Stelle von Alkoholat Alkalilauge auf ß-Diketone bzw. ß-Oxo-carbonsäureester<br />

einwirken, so entsteht entsprechend [7.175] ein Säureanion und ein Keton bzw. Ester (der<br />

sofort verseift wird). Da Säureanionen keinerlei Carbonylreaktivität mehr haben, kann andererseits<br />

keine ß-Dicarbonylverbindung mehr zurückgebildet werden, und die Spaltung wird<br />

vollständig („Säurespaltung", vgl. Tab. 7.178).<br />

Als Nebenreaktion der Säurespaltung von ß-Oxo-carbonsäureestern tritt in erheblichem<br />

Maße die „Ketonspaltung" (vgl. [7.64]) in Erscheinung. Sie kommt dadurch zustande, daß der<br />

ß-Oxo-carbonsäureester unter Verseifung und Decarboxylierung an der Carboxylgruppe angegriffen<br />

wird. Daher ist die Säurespaltung von ß-Oxo-carbonsäureestern präparativ von geringerem<br />

Interesse. Die entsprechenden Säuren werden meist besser über substituierte Malonester<br />

hergestellt (vgl. [7.65]).


550 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Die Spaltbarkeit von ß-Dicarbonylverbindungen durch alkalische Agenzien steigt erheblich<br />

an, wenn man von der a-unsubstituierten zur a-monosubstituierten und schließlich zur a,a-disubstituierten<br />

Verbindung übergeht. Da a,a-disubstituierte Dicarbonylverbindungen nicht<br />

mehr enolisieren können, wird für die Konkurrenzreaktion kein Alkali mehr verbraucht, und<br />

die Esterspaltung gelingt jetzt bereits mit katalytischen Alkalimengen. Sie ist eine Nebenreaktion<br />

bei der Dialkylierung von ß-Oxo-carbonsäureestern, ß-Diketonen und Malonestern (vgl.<br />

D.7.4.2.I.).<br />

In den a-Acyl-ß-oxo-carbonsäureestern, die durch Acylierung von ß-Oxo-carbonsäureestern<br />

entstehen, liegt gleichzeitig ein ß-Diketon und ein ß-Oxo-carbonsäureester vor. Nach dem<br />

oben Gesagten ist es klar, daß die Säure- oder Esterspaltung hier stets an der ß-Diketonstruktur<br />

einsetzt. Mit Alkohol/Alkoholat (oder Ätzkali) entsteht dabei ein ß-Oxo-carbonsäureester,<br />

der in der Kälte nicht weiter verändert wird und deshalb gut faßbar ist:<br />

H3C-C-CH-C-R<br />

COOR<br />

-H<br />

O O<br />

n<br />

H3C-C-OR + R-C-CH2-COOR<br />

O O<br />

n 0:i<br />

H3C-C-C^C-R<br />

COOR<br />

Esterspaltung<br />

1. + ROH<br />

2. + H 0<br />

[7.176]<br />

Da sich nach [7.175] stets diejenige Oxogruppe im Keton (ß-Oxo-carbonsäureester) wiederfindet, die<br />

enolisiert war, erhält man aus einem a-Acyl-ß-oxo-carbonsäureester stets denjenigen der beiden möglichen<br />

ß-Oxo-carbonsäureester, der die größere Tendenz zur Enolatbildung besitzt. Das ist im allgemeinen der<br />

mit der größeren Acylgruppe. Die a-Acylierung von Acetessigester mit anschließender Esterspaltung stellt<br />

deshalb eine wichtige Möglichkeit für die Synthese höherer ß-Oxoester aus Acetessigester, wie z. B. von<br />

Benzoylessigester, dar. (Warum wird dieser nicht durch Esterkondensation hergestellt?)<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Esterspaltung von Acylacetessigestern (Tab. 7.177)<br />

l mol Acylacetessigester 1 ) wird mit 1,05 mol Ätzkali in 500 ml Ethanol oder Methanol 2 ) über<br />

Nacht stehengelassen. Dann gießt man auf 3 l Eis und 27 ml konz. Schwefelsäure und extrahiert<br />

viermal mit 200 ml Ether. Die vereinigten Extrakte werden mit Wasser annähernd neutral<br />

gewaschen. Es wird über Magnesiumsulfat getrocknet und das Lösungsmittel im Vakuum abgedampft.<br />

Den Rückstand destilliert man über eine 25-cm-Vigreux-Kolonne im Vakuum.<br />

Tabelle 7.777<br />

Esterspaltung von Acylacetessigestern<br />

Produkt Ausgangsverbindung KP<br />

in 0 C<br />

Benzoylessigsäureethylester<br />

Benzoylessigsäuremethylester<br />

4-Phenyl-acetessigsäuremethylester4-Phenyl-acetessigsäureethylester<br />

2-Benzoyl-3-oxo-butansäureethylester2-Benzoyl-3-oxo-butansäureethylester2-Acetyl-3-oxo-4-phenylbutansäureethylester2-Acetyl-3-oxo-4-phenylbutansäureethylester<br />

«B<br />

1370,5(4) 1,5254 70<br />

122o,33(2,5) 1,5372 70<br />

1250^3) Wg* 1,5158 85<br />

120o,o8(o,6) 1,5011 75<br />

1 J Darstellung vgl. Tab. 7.182; es kann das nichtdestillierte Rohprodukt verwendet werden.<br />

2 ) In Ethanol erhält man die Ethylester, in Methanol infolge Umesterung die Methylester.<br />

Ausbeute


Tabelle 7.177 (Fonsetzung)<br />

Produkt<br />

3-Oxo-hexansäureethylester<br />

4-Methyl-3-oxo-pentansäureethylester<br />

D. 7.2.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit CH-aciden Verbindungen 551<br />

Ausgangsverbindung<br />

2-Acetyl-3-oxo-hexansäureethylester2-Acetyl-4-methyl-3-oxopentansäureethylester<br />

Kp n 2 D 5<br />

in 0 C<br />

942(15)<br />

852.1(16)<br />

1,4245<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Die Säurespaltung von a-Acyl-cycloalkanonen hat präparatives Interesse zur Kettenverlängerung<br />

von Carbonsäuren, da sich die entstehenden Oxofettsäuren leicht nach WOLFF-KIZHNER<br />

reduzieren lassen (vgl. D.7.3.I.6.). Man formuliere einige der in Tab. 7.178 angegebenen Beispiele!<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Säurespaltung von «-Acyl-ketonen 1 ) (Tab. 7.178)<br />

0,1 mol a-Acyl-cyclohexanon 2 ) wird bei 10O 0 C unter Rühren mit der dreifach molaren Menge<br />

einer heißen 60%igen Kalilauge versetzt und noch 15 Minuten bei dieser Temperatur gehalten.<br />

Das erstarte Gemisch löst man nach dem Abkühlen in 300 ml Wasser und gibt zur Lösung tropfenweise<br />

so viel konz. Schwefelsäure zu, daß sie gerade noch alkalisch reagiert. Danach wird<br />

mit Ether ausgeschüttelt, die wäßrige Phase mit Salzsäure stark angesäuert und mit Chloroform<br />

extrahiert. Nach dem Vertreiben des Lösungsmittels destilliert man im Feinvakuum.<br />

Zur Spaltung der a-Acyl-cyclopentanone 2 ) kocht man besser 3 Stunden mit 100 ml 5%iger<br />

Natronlauge und arbeitet, wie oben angegeben, auf.<br />

Tabelle 7.778<br />

Säurespaltung von a-Acyl-ketonen<br />

Produkt<br />

6-Oxo-heptansäure<br />

7-Oxo-octansäure<br />

6-Oxo-octansäure<br />

7-Oxo-nonansäure<br />

6-Oxo-nonansäure<br />

7-Oxo-decansäure<br />

Ausgangsverbindung<br />

2-Acetyl-cyclopentanon<br />

2-Acetyl-cyclohexanon<br />

2-Propionyl-cyclopentanon<br />

2-Propionyl-cyclohexanon<br />

2-Butyryl-cyclopentanon<br />

2-Butyryl-cyclohexanon<br />

Kp (bzw. R)<br />

in 0 C<br />

1230,1(1);F35<br />

1610,5(4);F29<br />

136ö,i9(i,5); F 52<br />

152o,3(2);F42<br />

133o,o7(o,5> ^35<br />

1570,3(2)<br />

90<br />

40<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

7.2.1.10. Reaktion von Carbonsäurechloriden mit ^-DicarbonyIVerbindungen<br />

Ebenso wie Carbonsäureester können auch Carbonsäurechloride und -anhydride in Gegenwart<br />

basischer Kondensationsmittel mit CH-aciden Verbindungen reagieren. Der Mechanismus der<br />

Reaktion ist dem der Esterkondensation analog. Die Umsetzung mit einfachen Estern oder<br />

Ketonen besitzt wenig Bedeutung, da zur Darstellung von ß-Dicarbony l Verbindungen die<br />

Esterkondensation im allgemeinen überlegen ist (vgl. aber die Acylierung von Ketonen über<br />

Enamine, D.7.4.2.3.).Die Acylierung von ß-Dicarbonylverbindungen ist eine präparativ wichtige<br />

Reaktion, bei der meistens die entsprechenden Metallenolate mit Säurechloriden umgesetzt<br />

werden. Es entsteht dabei eine Tricarbonylverbindung, die saurer ist als die eingesetzte<br />

Dicarbonylverbindung (warum?) und daher deren Enolat das Kation entreißt:<br />

1) nach HÜNIG, S., u. a., Chem.Ber. 91 (1958), 129; 93 (1960), 913.<br />

2 ) In die Reaktion kann das ungereinigte Produkt eingesetzt werden.<br />

55<br />

50<br />

50<br />

70<br />

70<br />

40


552 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

O0 Na® O O 0 O<br />

2 R-C-CH-COOR + R'-C-CI - R-C=C-COOR + R-C-CH2-COOR [7.179]<br />

R 1 —C=O<br />

+ NaCI<br />

Aus diesem Grunde müssen zwei Äquivalente der Hilfsbase (meist Natrium- oder Magnesiumalkoholat<br />

1 ) angewendet werden. Formulieren Sie die Umsetzung von Propionylchlorid mit<br />

Acetessigester bzw. Malonester!<br />

Am ambidenten Anion (vgl. D.2.3.) einer ß-Dicarbonylverbindung wird unter bestimmten Bedingungen<br />

neben der C-Acylierung eine Substitution am Enolatsauerstoff beobachtet (O-Acylierung):<br />

©<br />

?0 Na<br />

R-C-CH-COOR + R'COCI<br />

O<br />

R-C-CH-COOR C-Acylierung<br />

COR'<br />

~ NaCI 0-COR'<br />

R-C=CH-COOR 0-Acylierung<br />

[7.180]<br />

Das Verhältnis von O- zu C-Substitution hängt sowohl von der Struktur des Acylierungsmittels und der<br />

ß-Dicarbonylverbindung als auch vom Reaktionsmedium ab.<br />

Die Acylierung der freien ß-Dicarbonylverbindungen mit Säurechloriden in Pyridin führt zu O-acylierten<br />

Produkten. Acylierendes Agens ist dabei das zunächst gebildete Acylpyridiniumsalze I:<br />

+ H^ /COOR [7.181]<br />

Die Addition des Acetessigesters an I entspricht der Mannich-Reaktion bzw. einer sauer katalysierten<br />

Aldoladdition an die stickstoffanaloge Carbonylgruppe ®>N=C< . Durch diesen ersten Reaktionsschritt ist<br />

die Orientierung der Reaktion auf die O-Acylierung festgelegt. Man formuliere die Bruttogleichung der<br />

Reaktion!<br />

Die als Nebenreaktion bei Verwendung von Alkohol als Lösungsmittel mögliche Alkoholyse<br />

des Acylchlorids läßt sich weitgehend vermeiden, wenn man bei Temperaturen um O 0 C arbeitet.<br />

Mit schwer verseifbaren Säurechloriden kann man sogar in wäßriger Natronlauge acylieren.<br />

Dibenzoylessigsäureethylester aus Benzoylessigsäureethylester und Benzoylchlorid: WRIGHT,<br />

R E.; McEwEN, W. E., J. Am. Chem. Soc. 76 (1954), 4540-4542;<br />

Benzoylessigsäureethylester aus Acetessigsäureethylester und Benzoylchlorid in wäßriger<br />

Lösung (Acylierung mit anschließender Esterspaltung): STRALEY, J. M.; ADAMS, C. A., Org.<br />

Synth., CoIl. Vol. IV (1963), 415.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Acylierung von /7-Dicarbonylverbindungen (Tab. 7.182)<br />

In einem 2-1-Dreihalskolben mit Rührer (am besten entsprechend Abb. A.6g), Intensivkühler<br />

mit Calciumchloridrohr und Tropftrichter übergießt man l mol Magnesiumspäne mit 50 ml<br />

abs. Ethanol und fügt 5 ml trockenen Tetrachlorkohlenstoff zu, der die Bildung von Magnesiumethanolat<br />

zum Anspringen bringt. Sobald die Reaktion gut im Gang ist, tropft man ein<br />

Gemisch aus l mol ß-Dicarbonylverbindung, 100 ml abs. Ethanol und 400 ml abs. Diethylether<br />

unter kräftigem Rühren so zu, daß die Mischung lebhaft siedet. Nach einigen Stunden ist prak-<br />

) Man verwendet oft Magnesiumalkoholat, weil die Magnesiumderivate der a-Dicarbonylverbindungen<br />

leichter löslich sind als die Natriumverbindungen.


D. 7.2.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit CH-aciden Verbindungen 553<br />

tisch alles Magnesium aufgelöst und die farblose Magnesiumverbindung entstanden. Unter<br />

guter Kühlung mit Eiswasser tropft man nun l mol des betreffenden frisch destillierten Säurechlorids<br />

in 100 ml abs. Ether zu, rührt noch eine Stunde unter Kühlung und läßt über Nacht<br />

stehen. Dann wird unter Eiskühlung eine Mischung von 400 ml Eis und 25 ml konz. Schwefelsäure<br />

zugesetzt, die Etherschicht abgetrennt und noch zweimal ausgeethert. Man wäscht die<br />

vereinigten Etherextrakte mit Wasser annähernd neutral, trocknet mit Natriumsulfat und fraktioniert<br />

im Vakuum über eine 20-cm-Vigreux-Kolonne.<br />

Tabelle 7.782<br />

Acylierung von ß-Dicarbonylverbindungen<br />

Produkt<br />

2-Benzoyl-3-oxo-butansäureethylester2-Acetyl-3-oxo-hexansäureethylester2-Acetyl-4-methyl-3-oxopentansäureethylester2-Acetyl-3-oxo-4-phenylbutansäureethylesterAcetylmalonsäurediethylesterBenzoylmalonsäurediethylesterPhenacetylmalonsäurediethylester<br />

Ausgangsverbindung<br />

Acetessigsäureethylester,<br />

Benzoylchlorid<br />

Acetessigsäureethylester,<br />

Butyrylchlorid<br />

Acetessigsäureethylester,<br />

Isobutyrylchlorid<br />

Acetessigsäureethylester,<br />

Phenacetylchlorid<br />

Malonsäurediethylester,<br />

Acetylchlorid<br />

Malonsäurediethylester,<br />

Benzoylchlorid<br />

Malonsäurediethylester,<br />

Phenacetylchlorid<br />

Kp<br />

in 0 C<br />

1751


554 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

OCOOMe<br />

^o a^n 2H2o(H^) j? j?<br />

-M9(OH)2' R^%H<br />

R, Me * "— " k ~ R '<br />

[7 ' 184]<br />

Die natürlichen Kohlenstoffressourcen werden im Laufe der Zeit zum großen Teil in CO2 umgewandelt.<br />

Im Gegensatz zur Natur gibt es in der Technik bislang, außer der Kolbe-Schmidt-Synthese (D.5.18.6.) und<br />

der Harnstoffsynthese kein Verfahren, das ermöglicht, CO2 wenigstens zu einem Bruchteil wieder in die<br />

Stoffkette einzugliedern.<br />

Die Heterocumulene II, III und V in [7.183] reagieren dagegen mit stark CH-aciden Methylengruppen<br />

schon in Gegenwart von Natriumethanolat, das nicht nur die erforderliche Deprotonierung<br />

bewirkt, sondern auch für die Salzbildung verbraucht wird. (Schwächer CH-acide<br />

Verbindungen, z. B. Ketone, erfordern Natriumhydrid oder -amid.) Als Beispiele seien Umsetzungen<br />

mit Cyanessigester formuliert:<br />

R-NH COOEt © R-NH COOEt<br />

+ H<br />

%<br />

%<br />

C + H2C -^^ C=C ^* C-CH F71851<br />

Ji bN - BOH Q X N CN t bN<br />

iv<br />

X = 0 ' S<br />

l J<br />

S COOEt +2aoe 0 Sx COOEt MeSx COOEt<br />

C + H2C oc • ^ C=C h^ C=C [7.186]<br />

S CN W S CN<br />

i Ii ra iv<br />

Isocyanate und Isothiocyanate ([7.185], I) liefern so a-acceptorsubstituierte Carbonsäureamide<br />

und Thiocarbonsäureamide ([7.185], IV), die auch als Salze isoliert werden können. Aus den mit<br />

Schwefelkohlenstoff entstehenden Endithiolaten ([7.186], III) können jedoch die freien Dithiosäuren<br />

nicht gewonnen werden, da diese nicht beständig sind. Man kann aber das Endithiolat zweifach<br />

alkylieren, wobei ein acceptorsubstituiertes Ketendithioacetal ([7.186], IV) entsteht, dessen<br />

Methylthiogruppen sich gegen primäre Amine und andere Basen austauschen lassen (weshalb?).<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Addition von Heterocumulenen an methylenaktive Verbindungen<br />

(Tab. 7.187)<br />

| Achtung! Dimethylsulfat ist ein starkes Gift! Im Abzug arbeiten, Schutzhandschuhe!<br />

In einem 250-ml-Dreihalskolben mit Rührer und Tropftrichter löst man 0,1 mol Natrium in<br />

70ml, bei Ansätzen mit Schwefelkohlenstoff 0,2 mol in 140 ml abs. Ethanol. (Für Methylester<br />

Methanol verwenden!) Dazu wird langsam unter Rühren ein Gemisch von 0,1 mol Heterocumulen<br />

und 0,1 mol Malonsäurederivat zugetropft; feste Stoffe löst man zuvor in 10ml Aceton.<br />

Anschließend wird noch 45 Minuten bei Raumtemperatur gerührt, wobei in einigen Fällen<br />

festes Salz auskristallisieren kann.<br />

Bei Ansätzen mit CS2 werden nun 0,2 mol Dimethylsulfat langsam zugetropft. Man läßt<br />

danach 0,5 Stunden stehen, rührt in das 4fache Volumen Wasser ein und saugt nach beendeter<br />

Kristallisation ab. Es wird mit Wasser gewaschen und umkristallisiert.<br />

Sonst wird in das 4-fache Volumen Wasser eingerührt, mit halbkonz. Salzsäure angesäuert,<br />

abgesaugt und mit Wasser gewaschen. Löst sich eine Probe in ca. 0,5 N Natronlauge klar auf,<br />

wird umkristallisiert. Ist dies nicht der Fall, wird das gesamte Rohprodukt in genügend verd.


D. 7.2.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit CH-aciden Verbindungen 555<br />

Natronlauge suspendiert, filtriert und das Filtrat angesäuert. Nach Absaugen und Waschen mit<br />

Wasser wird umkristallisiert.<br />

Tabelle 7.187<br />

Addition von Heterocumulenen an CH-acide Verbindungen<br />

Produkt<br />

a-Acetyl-acetessigsäureanilid<br />

3-Oxo-2-phenyl-carbamoylbutansäureethylester<br />

Dicyanessigsäureanilid<br />

2-Cyan-2-phenyl-thiocarbamoylessigsäureethylester2-Carbamoyl-2-cyan-thioessigsäureanilid(Phenylcarbamoyl)malonsäuredimethylester2-Cyan-3,3-bis(methylthio)prop-2ensäuremethylester<br />

Bis(methylthio)methylenmalononitril<br />

Ausgangsverbindungen<br />

Acetylaceton,<br />

Phenylisocyanat<br />

Acetessigsäureethylester,<br />

Phenylisocyanat<br />

Malononitril,<br />

Phenylisocyanat<br />

Cyanessigsäureethylester,<br />

Phenylisothiocyanat<br />

Cyanacetamid,<br />

Phenylisothiocyanat<br />

Malonsäuredimethylester,<br />

Phenylisothiocyanat<br />

Cyanessigsäuremethylester,<br />

Schwefelkohlenstoff<br />

Malononitril, Schwefelkohlenstoff<br />

Kp<br />

in 0 C<br />

64...Ö6 (EtOH)<br />

S5...57 (MeOH)<br />

170...172 (AcOH)<br />

114...116(EtOH)<br />

163...165 (EtOH)<br />

87...91 (EtOH)<br />

87 (MeOH)<br />

81 (EtOH)<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Als polyfunktionelle Verbindungen sind die dargestellten Verbindungen z. B. für Synthesen von Heterocyclen<br />

geeignet. Zur Addition von Enaminen an Heterocumulene vgl. D. 7.4.2.3.<br />

7.2.1.12. Polymethinkondensation<br />

Immoniumsalze der Struktur [7.188], I sind leicht zu II deprotonierbar:<br />

"CH3<br />

-H<br />

+ H<br />

T R<br />

60<br />

55<br />

68<br />

78<br />

84<br />

68<br />

75<br />

75<br />

[7.188]<br />

Das betrifft auch Methylgruppen in 2- und 4-Position zu einem quaternären Stickstoff, der<br />

Teil eines heteroaromatischen Systems ist. Die dabei entstehenden stark nucleophilen Methylenverbindungen<br />

(Enaminstruktur, vgl. D.7.1.1. und D.7.4.2.3.) sind Reaktionen vom Typ der<br />

Aldolkondensation zugänglich. Mit Orthoameisensäuretrialkylestern, bei denen sich die Carbonylgruppe<br />

hinter der Acetalstruktur verbirgt, entstehen zunächst entsprechend [7.171] AIkoxymethylenverbindungen,<br />

die aber mit einem weiteren Molekül der Methylenverbindung zu<br />

sogenannten Trimethincyaninen 1 ) ([7.189], n = 1) kondensieren können, z. B.:<br />

l ) Tri-, Penta- bzw. Heptamethincyanine (vgl. [7.189]) sind nach der Zählung von Heteroatom zu Heteroatom<br />

(vgl. Tab. A.126) 1,5-, 1,7- bzw. l ,9-disubstituierte Penta-, Hepta- bzw. Nonamethincyanine. Das<br />

Monomethinoxonol [7.190], I kann man deshalb auch als ein Petamethinsystem auffassen.


556 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

CH3<br />

^N OEt<br />

V - CH3 + EtO-CH ?<br />

-S<br />

x oEt- 3BOH '- H<br />

I + (EtO)2CH-CH2-CH(OEt)2<br />

II (n =<br />

I + Ph-NH-CH=CH-CH=CH-CH=N-Ph<br />

CH3<br />

n (n = 3)<br />

H3C<br />

>-CH{CH=CHK /<br />

II (n = 1) [7.189]<br />

Mit Malonaldehyd erhält man auf die gleiche Weise Penta-, mit Glucatonaldehyd Heptamethincyanine.<br />

Zur Reaktion werden nicht die wenig beständigen freien Aldehyde, sondern die<br />

in speziellen Synthesen billiger erhältlichen Acetale oder Anile eingesetzt. Insbesondere durch<br />

Variieren der Methylenkomponente lassen sich zahlreiche Polymethine, darunter auch unsymmetrische,<br />

herstellen. Ihre Struktur wird am besten durch mesomere Grenzformeln charakterisiert.<br />

(Man gebe für das Cyanin in [7.189] eine zweite Grenzformel an, vgl. auch Tab. A. 126),<br />

und formuliere die Reaktion der oben angeführten Methinbildner mit l-Ethyl-2-methyl- bzw.<br />

l-Ethyl-4-methyl-chinolmiumbromid!).<br />

Die Ladung verteilt sich in den Polymethinen alternierend über die Kette. Die Gesamtladung<br />

wird vom Heteroatom bestimmt; sie kann auch negativ sein wie in den Polymethinoxonolen,<br />

vgl. Tab. A.126, III.<br />

Ein Monomethinoxonol, das aus 3-Methyl-l-phenyl-pyrazol-5-on (vgl. [7.59]) und Orthoameisensäuretriethylester<br />

hergestellt werden kann, ist in [7.190], I formuliert:<br />

m^N<br />

N=<br />

H<br />

MeMe<br />

löl 0<br />

\_ ©/ \© _/ V<br />

N=(CH)n-N = N-(CH)n^N<br />

PolymethincyanJne<br />

Q1^<br />

©/<br />

Polymethinmerocyanine<br />

©, IQ-(CH)11-Q -<br />

Polymethinoxonole<br />

Q=(CH)n-N<br />

\<br />

Q=(CH)n-QI 0<br />

0-(CH)n-N \<br />

(n + 3)7i<br />

n = 1,3, 5...<br />

(-CH=) z. B. auch<br />

(-CR=), (-N=)<br />

[7.190]<br />

Polymethine der allgemeinen Formel [7.190], II repräsentieren neben den Aromaten und<br />

den Polyenen einen dritten konjugierten Tt-Elektronen-Zustand. Vergleiche auch die UV-<br />

Absorptionen in Tabelle A.126 sowie das Kristall violett 1 J in D.5.1.8.5. Die nach D.6.4.3. herstellbaren<br />

kationischen Azofarbstoffe können als Azapolymethine aufgefaßt werden.<br />

l Kristallviolett ist ein vinylenhomologes (vgl. C.5.1. und D.7.4.) Nonamethincyanin, man erkläre dies!


D. 7.2.2. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit Organometallverbindungen 557<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Herstellung von TrI- und Pentamethincyaninen (Tab. 7.191)<br />

| Achtung! Dimethylsulfat ist ein starkes Gift! Im Abzug arbeiten, Schutzhandschuhe!<br />

20 mmol Methylheteroaromat werden in einem 100-ml-Kolben zusammen mit 25 mmol Dimethylsulfat<br />

30 Minuten auf 140 0 C (Badtemperatur) gehalten. Nach dem Erkalten setzt man 40<br />

ml trockenes Pyridin und 40 mmol Orthoameisensäuretriethylester oder 30 mmol Malonaldehydtetraethylacetal<br />

(bzw. Malonaldehyddianil-Hydrochlorid) zu und erhitzt 40 Minuten unter<br />

Rückfluß. Durch Einrühren des noch warmen Reaktionsgemischs in eine Lösung von 4g<br />

Kaliumiodid in 20 ml Wasser fällt man das Polymethin als lodid aus. Es wird abgesaugt, mit<br />

kaltem Essigester gewaschen und umkristallisiert.<br />

Die Reinheitsprüfung der Produkte erfolgt dünnschichtchromatographisch, z. B. auf Silufol, mit<br />

einem Gemisch von Butanol, Eisessig, Wasser im Volumenverhältnis von 4:1:5 als Laufmittel.<br />

Tabelle 7./97<br />

Tri- und Pentamethincyanine<br />

Produkt<br />

l,3-Bis(3-methyl-benzthiazol-2-yl)trimethiniumiodid<br />

v<br />

l,3-Bis(l-methyl-chinol-2yl)trimethiniumiodid<br />

1 ,3-Bis(3-methyl-benzoxazol-2-yl)trimethiniumiodid<br />

1 ,5-Bis(3-methyl-benzthiazol-2-yl)pentamethiniumiodidl,5-Bis(l-methyl-chinol-2yl)pentamethiniumiodid<br />

2 )<br />

2 ) KI in 80 ml Wasser lösen.<br />

Ausgangsverbindungen<br />

2-Methyl-benzthiazol,<br />

Orthoameisensäuretriethylester<br />

2-Methyl-chinolin,<br />

Orthoameisensäuretriethylester<br />

2-Methyl-benzoxazol,<br />

Orthoameisensäuretriethylester<br />

2-Methyl-benzthiazol,<br />

Malonaldehydtetraethylacetal<br />

2-Methyl-chinolin,<br />

Malonaldehydtetraethylacetal<br />

F<br />

in 0 C<br />

290...293 (DMF)<br />

310...312<br />

(DMF:W.= 1:1)<br />

285...2S8<br />

(PrOH.W. = 2:1)<br />

282...2S4 (PrOH)<br />

240...242 (PrOH)<br />

WIg «O 1 )<br />

in DMF<br />

569 (5,13)<br />

614 (5,20)<br />

491 (5,15)<br />

662 (5,13)<br />

720(5,11)<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Nur relativ wenige Polymethine eignen sich als Textilfarbstoffe; im allgemeinen ist ihre Lichtechtheit<br />

gering. Sie besitzen aber eine große Bedeutung als Farbstofflaser und als spektrale Sensibilisatoren (vgl.<br />

auch D. 1.1.) in der Silberhalogenidfotografie. Unsensibilisiertes AgBr ist für Licht mit einer Wellenlängen<br />

oberhalb 500 nm nahezu unempfindlich. Am Silberhalogenid der fotografischen Schicht adsorbierte Polymethine<br />

gestatten nicht nur Abbildungen mit Licht des gesamten sichtbaren Spektralbereiches, sondern<br />

auch die IR-Fotografie. Sie sensibilisieren im allgemeinen in dem Wellenbereich, in dem sie selbst absorbieren.<br />

7.2.2. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

mit Organometallverbindungen<br />

Außer den bisher behandelten nucleophilen Reagenzien lassen sich mit der Carbonylgruppe<br />

noch weitere Verbindungen umsetzen, bei denen Alkyl- oder auch Arylreste mit ihren Bindungselektronen<br />

(als ,,Anionen") übertragen werden. Diese besonders stark basischen Anionen<br />

treten jedoch während der Reaktion im allgemeinen nicht frei auf, da eine Ionisierung von<br />

Molekülen unter Bildung freier Alkyl- bzw. Arylanionen, etwa nach<br />

70<br />

50<br />

65<br />

50<br />

30<br />

* G


558 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

M-R M® + R° [7.192]<br />

schwierig ist. In diesen Ionen könnte die negative Ladung nicht intern stabilisiert werden.<br />

Die M-R-Bindung kann vielmehr nur unter gleichzeitiger Reaktion mit der Carbonylgruppe<br />

gespalten werden, wobei ein ähnlicher Übergangszustand wie bei der SN2-Reaktion durchlaufen<br />

wird:<br />

M- R-C-O M®+ R-C-O 0 [7.193]<br />

Es handelt sich also bei der Spaltung der M-R-Bindung nicht um ein der eigentlichen Carbonylreaktion<br />

vorgelagertes Gleichgewicht, wie dies bei den Reaktionen CH-acider Verbindungen<br />

meist der Fall ist.<br />

Zu den in dieser Weise reagierende Verbindungen gehören einige Organometallverbindungen,<br />

deren Alkylreste durch den +!-Effekt des Metalls negativiert sind.<br />

Die noch immer wichtigsten Organometallverbindungen für Umsetzungen mit Carbonylverbindungen<br />

sind die sogenannten Grignard-Verbindungen, die sich vom Magnesium ableiten.<br />

Die wesentlichste Methode zu ihrer Darstellung ist die Umsetzung von Alkyl- oder Arylhalogeniden<br />

(RX) mit metallischem Magnesium, die üblicherweise folgendermaßen formuliert<br />

wird:<br />

R-X + Mg R-Mg-X [7.194]<br />

Diese Reaktion wird gewöhnlich in wasserfreiem Diethylether durchgeführt, aber auch<br />

andere nucleophile Lösungsmittel, die keinen aktiven Wasserstoff besitzen, z. B. höhere Ether<br />

(Dibutylether, Anisol, Tetrahydrofuran), sind geeignet.<br />

Bei der Umsetzung [7.194] handelt es sich um eine heterogene Reaktion, die sich an der<br />

Oberfläche des Metalls abspielt. Sie beginnt mit einer Elektronenübertragung vom Metall auf<br />

das Substrat RX; dabei entsteht ein Radikalanion, das auf Grund seiner schwachen Kohlenstoff-Halogen-Bindung<br />

in ein Radikal R' und X - zerfällt. Das Radikal reagiert dann mit<br />

Magnesium zur Grignard-Verbindung:<br />

R-X + Mg - R-X? + Mg? - R- + X 0 + Mg? - R-Mg-X [7.194a]<br />

Die Struktur des Grignard-Reagens, die noch nicht in allen Einzelheiten geklärt ist, hängt hauptsächlich<br />

von Konzentration und Lösungsmittel ab. Dabei spielt das sogenannte Schlenk-Gleichgewicht eine wichtige<br />

Rolle:<br />

X R<br />

2RMgX ^^ R-Mg, Mg-R ^^ R2Mg + MgX2 ^=^ R-Mg, JMgX [7.195]<br />

X X<br />

i ii m iv<br />

Das nucleophile Lösungsmittel ist an die Magnesiumatome komplex gebunden:<br />

R \ ? / Rf<br />

O Mg O [7.1%]<br />

R' i R'<br />

In etherischen Lösungen geringer Konzentration ist die Form I in [7.195] bevorzugt. Im stärker basischen<br />

Tetrahydrofuran scheint Form II zu überwiegen, während in Triethylamin Form IH vollständig ausgebildet<br />

wird. In Dioxan schließlich existiert in der Lösung durch Ausfällen des im Lösungsmittel unlöslichen<br />

Magnesiumhalogenids nur noch das Dialkylmagnesium.


D. 7.2.2. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit Organometallverbindungen 559<br />

Bei der weiteren Beschreibung der Reaktionen von Grignard-Verbindungen wird aus Gründen der Einfachheit<br />

nur Form I in den Formelbildern verwendet.<br />

Die Reaktionsgeschwindigkeit der Alkylhalogenide in der Reaktion [7.194] fällt vom lodid<br />

zum Chlorid; Chloride ergeben jedoch bessere Ausbeuten als Bromide und lodide. Von den<br />

aromatischen Halogenverbindungen reagieren im allgemeinen nur die Bromide und lodide.<br />

Die Kohlenstoff-Magnesium-Bindung ist stark polar, wobei das Kohlenstoffatom die negative<br />

Teilladung trägt (warum?). Grignard-Verbindungen stellen daher nucleophile Reagenzien<br />

dar, die sich leicht mit elektrophilen Substraten umsetzen. Die wichtigsten sind:<br />

a) Verbindungen, die aktiven Wasserstoff enthalten,<br />

b) Alkylhalogenide,<br />

c) Metallhalogenide,<br />

d) Verbindungen mit polaren Doppelbindungen (z. B. Carbonylverbindungen).<br />

a) Grignard-Verbindungen reagieren mit Substanzen, die aktiven Wasserstoff enthalten (Wasser,<br />

Alkohole, Phenole, Carbonsäuren, Thiole, primäre und secundäre Amine, Amide, Acetylene<br />

und andere CH-acide Verbindungen), unter Bildung von Kohlenwasserstoffen.<br />

R-Mg-Y + H-X R-H + X-Mg-Y [7.197]<br />

Man kann diese Reaktion zur quantitativen Bestimmung von aktivem Wasserstoff benutzen,<br />

indemv man Methylmagnesiumiodid als Grignard-Reagens einsetzt und das entstandene<br />

Metha^volumetrisch bestimmt (ZEREVITINOV). Die Umsetzung ist auch zur Darstellung von<br />

Grignard-Verbindungen geeignet, die auf normalem Wege entsprechend [7.194] schwer oder<br />

gar nicht zugänglich sind (Pyrrol, Acetylen usw.):<br />

HC=C-H + H3C-MgX - HC=C-MgX + CH4 [7.198]<br />

Auch die Umsetzung von Phenylessigsäure mit Isopropylmagnesiumchlorid zum Iwanow-<br />

Reagens stellt eine Umsetzung dieses Typs dar:<br />

p<br />

C6H5-CH2^COOH -i- 2(CH3J2CH-MgCI C6H5-CH-C 7 + 2 C3H8 [7.199]<br />

MgCI OMgCI<br />

b) Mit Alkylhalogeniden ergeben Grignard-Verbindungen in einer der Wurtzschen Synthese<br />

ähnelnden Reaktion Kohlenwasserstoffe:<br />

R-Mg-X + X-R 1 ~ R-R 1 + MgX2 [7.200]<br />

Besonders leicht reagieren auf diese Weise tert-Alkylhalogenide, Allyl- und Benzylhalogenide<br />

(warum?). Die Umsetzung tritt als Nebenreaktion bei der Darstellung von Grignard-<br />

Verbindungen nach [7.194] störend in Erscheinung.<br />

c) Grignard-Verbindungen reagieren mit den Halogeniden von Metallen, die edler als Magnesium sind,<br />

unter Austausch des Halogens gegen Alkylgruppen, z. B.:<br />

2 RMgX -i- CdCI2 - R2Cd + MgX2 + MgCI2 [7.201]<br />

Mit Silber- und Kupfer(II)-halogeniden verläuft die Reaktion abweichend unter Abscheidung von metallischem<br />

Silber bzw. Kupfer unter Bildung von Kohlenwasserstoffen:<br />

2 RMgX + 2 AgBr - R-R + MgX2 + MgBr2 + 2 Ag [7.202]<br />

Die Umsetzung [7.201] hat für die Darstellung anderer metallorganischer Verbindungen Bedeutung.<br />

Technisch gewinnt man auf diese Weise aus Siliciumtetrachlorid Alkylchlorsilane, die Ausgangsprodukte<br />

für die Synthese von Siliconen sind.


560 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

d) Reaktionen von Grignard-Reagenzien mit Carbonylverbindungen<br />

Als nucleophile Reagenzien sind Grignard-Verbindungen in der Lage, sich an die elektrophile<br />

Carbonylgruppe zu addieren:<br />

\ I<br />

R-Mg-X + C=O R-C-O-Mg-X [7.203]<br />

An der Reaktion sind häufig 2 mol Reagens und ein mol Keton beteiligt. Der Mechanismus<br />

ist noch nicht in allen Einzelheiten geklärt, am übersichtlichsten wird der Reaktionsverlauf<br />

durch einen cyclischen Übergangskomplex wiedergegeben. Dabei wird die nucleophile Kraft<br />

der magnesiumorganischen Verbindung innerhalb des cyclischen Komplexes durch das zweite<br />

Molekül Grignard-Reagens erhöht:<br />

4*V -V R<br />

' 1 ^ /- ; '<br />

CV CX - Ox + MgX2<br />

^Mg Mg [7.204]<br />

R(X) R(X)<br />

Das in den Formeln I und II in Klammern gesetzte X soll andeuten, daß an Stelle von<br />

RMgX auch MgX2 in den Übergangskomplex eingebaut werden kann. Die Reaktionsgeschwindigkeit<br />

wird dadurch zwar verringert, jedoch werden die Konkurrenzreaktionen nach<br />

[7.209] und [7.210] zurückgedrängt.<br />

Das entstehende Magnesiumalkoholat wird anschließend mit Wasser hydrolytisch gespalten:<br />

R-O-MgX XMgOH<br />

bzw. 2 - ROH + bzw.<br />

R-O-Mg-O-R Mg(OH)2 [7.205]<br />

R-O-Mg-R 1 +H2 °- ROH + R 1 H + Mg(OH)2<br />

Auf diese Art lassen sich aus Formaldehyd primäre Alkohole, aus anderen Aldehyden<br />

secundäre Alkohole, aus Ketonen tertiäre Alkohole und aus Kohlendioxid Carbonsäuren darstellen.<br />

Man formuliere diese Umsetzungen!<br />

Carbonsäurederivate (Ester, Anhydride und Halogenide) reagieren zunächst analog [7.204]:<br />

OR"<br />

P R " R ^5Mg Hal ? R "<br />

R-Cx + 2R 1 MgHaI M^ ^\* R-C-R 1 + R 1 MgHaI<br />

O ° M/ R1 QMgHaI<br />

HaI<br />

I II<br />

Das Addukt II ist als Salz eines Halbacetats aufzufassen, das instabil ist (warum?) und in<br />

ein Keton und ein Alkoholatmolekül zerfällt:


D. 7.2.2. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit Organometallverbindungen 561<br />

OR" R-<br />

R-C-R' R-C + R 11 OMgHaI [7.207]<br />

OMgHaI Ö<br />

Das entstehende Keton reagiert nun nach [7.204] mit weiterem Grignard-Reagens zu einem<br />

tertiären Alkohol.<br />

Welches Endprodukt ergibt die Reaktion mit Ameisensäureestern?<br />

Entsprechend der Carbonylaktivitätsreihe [7.3] setzt sich ein Keton schneller mit einer Grignard-Verbindung<br />

um als ein Ester. Aus diesem Grunde kann man als Zwischenprodukt auftretende<br />

Ketone nicht isolieren.<br />

Setzt man als Carbonylkomponente dagegen Säurechloride ein, so ist das Keton unter speziellen<br />

Bedingungen isolierbar (warum?). Bessere Ergebnisse liefern bei dieser Ketonsynthese<br />

allerdings die cadmiumorganischen Verbindungen, da ihre Reaktivität nur noch ausreicht, die<br />

Säurechloride anzugreifen, während Ketone unverändert bleiben:<br />

/° /P<br />

R2Cd + 2R-C 7 2R-C 7 + CdCI2 [7.208]<br />

Cl R 1<br />

Ganz ähnlich wie mit Carbonylgruppen reagieren Grignard-Verbindungen auch mit anderen<br />

polaren Mehrfachbindungen, z. B. -C=N, >C=N, >C=S, -N=O. Man formuliere die Reaktionsprodukte!<br />

C=C-Doppelbindungen reagieren nur, wenn sie durch eine konjugierte Carbonylgruppe<br />

polarisiert sind (unter 1,2- und l,4-Addition).<br />

Nebenreaktionen treten bei Grignard-Reaktionen vor allem dann auf, wenn der cyclische Übergangszustand<br />

(I in [7.204]) aus sterischen Gründen nicht möglich ist. Bei Carbonylverbindungen oder Grignard-<br />

Reagenzien mit voluminösen Gruppen hat nur noch ein Molekül der magnesiumorganischen Verbindung<br />

im cyclischen Komplex Platz. In solchen Fällen wird häufig ein (kleineres) Hydridion statt des Alkylrestes<br />

auf die Carbonylgruppe übertragen, wodurch diese reduziert wird und die Grignard-Verbindung in das<br />

Olefin übergeht (Grignard-Reduktion):<br />

\l H /_ \.H \ /<br />

M-Xi i + n [7.209]<br />

O^ Cc- Ox ^c^<br />

Mg \ MgX<br />

X<br />

Führt man die Reaktion sterisch gehinderter Grignard-Reagenzien jedoch in Gegenwart von Magnesiumbromid<br />

durch, so ist dieses auf Grund seines kleineres Volumens in der Lage, zur Ausbildung eines normalen<br />

cyclischen Übergangszustandes nach [7.204] beizutragen, wodurch die Reduktion nach [7.209] weitgehend<br />

zurückgedrängt wird.<br />

Besitzt die sterisch gehinderte Grignard-Verbindung kein Wasserstoffatom in ß-Stellung, so ist eine<br />

Reduktion nach [7.209] nicht möglich. Ist in der Carbonylverbindung ein acider Wasserstoff vorhanden,<br />

bildet sich in sterisch belasteten Grignard-Umsetzungen das Magnesiumenolat der Carbonylverbindung:<br />

I JP \ 0OMgX<br />

X-Mg-R + H-C-C R-H + C-C [7.2!O]<br />

Solche Grignard-Reagenzien können daher als stark basische Kondensationsmittel bei Esterkondensationen<br />

angewendet werden (vgl. [7.165]).<br />

Einige Hinweise zur Durchführung von G'rignard-Reaktionen<br />

Die Grignard-Reaktion wird durch Wasser und Alkohol stark beeinträchtigt (warum?). Man<br />

muß darauf achten, daß der als Lösungsmittel benutzte Ether nicht nur wasser-, sondern auch


562 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

alkoholfrei ist; dann kommt die Reaktion besonders mit niedrigen Alkylhalogeniden rasch in<br />

Gang. Mitunter springt die Umsetzung nur sehr schwer an. Man gibt in diesen Fällen zu der<br />

Lösung einige Tropfen Brom oder Tetrachlorkohlenstoff und erwärmt gegebenenfalls leicht.<br />

Auch Anätzen des Magnesiums mit etwas lod (kurzes Erwärmen eines Körnchens lod mit den<br />

trockenen Metallspänen über der Flamme) oder der Zusatz einer kleinen Menge wasserfreien<br />

Magnesiumbromids wird empfohlen.<br />

Grignard-Verbindungen sind sauerstoffempfindlich. Das „Polster" von Etherdämpfen über<br />

der Lösung schützt jedoch normalerweise ausreichend vor einer Oxidation. Gegebenenfalls<br />

muß in Inertgasatmosphäre gearbeitet werden. Weshalb ist Kohlendioxid nicht geeignet?<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von Alkoholen und Carbonsäuren über<br />

Grignard-Verbindungen (Tab. 7.211)<br />

A. Darstellung der Grignard-Verbindungen<br />

In einem 1-1-Dreihalskolben mit Tropftrichter, Rührer und Rückflußkühler mit Calciumchloridrohr<br />

werden 0,5 mol Magnesiumspäne mit 50 ml abs. Ether übergössen und mit etwa 1/20<br />

von insgesamt 0,5 mol Alkyl- bzw. Arylhalogenid unter Rühren versetzt. Das Anspringen der<br />

Reaktion macht sich durch Auftreten einer leichten Trübung und durch Erwärmung des Ethers<br />

bemerkbar. Sollte die Reaktion nicht einsetzen, gibt man zum Reaktionsgemisch 0,5 ml Brom<br />

oder einige Tropfen Tetrachlorkohlenstoff und erwärmt leicht. Nach dem Anspringen wird das<br />

restliche Alkyl- bzw. Arylhalogenid, gelöst in 125 ml abs. Ether, unter weiterem Rühren so<br />

zugetropft, daß der Ether gelinde siedet. Wird die Reaktion zu heftig, so kühlt man den Kolben<br />

mit Wasser. Gegen Ende des Eintropfens wird auf einem Wasserbad zum gelinden Sieden<br />

erhitzt, bis praktisch alles Magnesium gelöst ist (etwa 30 Minuten).<br />

B. Umsetzung von Grignard-Verbindungen mit Aldehyden und Ketonen bzw.<br />

Carbonsäureestern<br />

In die Grignard-Reagens-Lösung aus 0,5 mol Halogenid tropft man unter Rühren 0,4 mol der<br />

Carbonylverbindung (aber 0,2 mol Ester, warum?) im gleichen Volumen abs. Ether zu. Nach<br />

beendeter Zugabe erhitzt man unter Rühren noch 2 Stunden auf dem Wasserbad, kühlt ab,<br />

hydrolysiert durch Zugabe von 50g zerstoßenem Eis und gibt anschließend so viel halbkonz.<br />

Salzsäure zu, daß sich der entstandene Niederschlag gerade löst. Bei der Darstellung tertiärer<br />

Alkohole muß unter diesen Bedingungen unter Umständen schon mit Dehydratisierung<br />

gerechnet werden. Man ersetzt in diesen Fällen die Salzsäure durch gesättigte wäßrige Ammoniumchloridlösung.<br />

Die etherische Schicht wird abgetrennt und die wäßrige Phase noch zweimal<br />

mit Ether extrahiert. Die vereinigten Extrakte werden mit gesättigter Natriumhydrogensulfitlösung,<br />

Hydrogencarbonatlösung und wenig Wasser gewaschen. Nach dem Trocknen über<br />

Natriumsulfat destilliert man den Ether ab und fraktioniert den Rückstand oder kristallisiert<br />

um.<br />

C. Umsetzung von Grignard-Verbindungen mit Kohlendioxid<br />

In die auf -5 0 C gekühlte Grignard-Reagens-Lösung wird ein kräftiger Strom trockenen Kohlendioxids<br />

so eingeleitet, daß die Temperatur nicht über O 0 C ansteigt. Wird keine exotherme<br />

Reaktion mehr beobachtet, leitet man noch eine Stunde Kohlendioxid ein und zersetzt dann<br />

wie unter B. mit Eis und Salzsäure, trocknet die abgetrennte etherische Phase mit Magnesiumsulfat<br />

und entfernt das Lösungsmittel. Der Rückstand wird im Vakuum destilliert bzw. aus heißem<br />

Wasser, eventuell unter Zusatz von etwas Salzsäure, umkristallisiert.


D. 7.2.2. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit Organometallverbindungen 563<br />

Tabelle 7.277<br />

Alkohole und Carbonsäuren über Grignard- Verbindungen<br />

Produkt Ausgangsverbindungen<br />

Pentan-2-ol Acetaldehyd,<br />

Propylmagnesiumbromid<br />

Octan-2-ol Acetaldehyd,<br />

Hexylmagnesiumbromid<br />

2-Methyl-pentan-3-ol Isobutyraldehyd,<br />

Ethylmagnesiumbromid<br />

3-Methyl-l-phenyl-butan-2-ol Isobutyraldehyd,<br />

Benzylmagnesiumchlorid<br />

2,2,2-Trichlor-l-phenyl- Chloral 1 ),<br />

ethanol Phenylmagnesiumbromid<br />

1-Phenyl-propan-l-ol Benzaldehyd,<br />

Ethylmagnesiumbromid<br />

2-Methyl-butan-2-ol 2 ) Aceton,<br />

Ethylmagnesiumbromid<br />

2,3-Dimethyl-butan-2-ol Aceton, Isopropylmagnesiumchlorid<br />

oder -bromid<br />

3-Methyl-pentan-3-ol) Ethylmethylketon,<br />

I Ethylmagnesiumbromid<br />

1,1-Diphenyl-ethan-l-pl 3 ) Acetophenon,<br />

Phenylmagnesiumbromid<br />

1 -Phenyl-3,4-dihydro- a-Tetralon,<br />

naphthalen 4 ) Phenylmagnesiumbromid<br />

3-Ethyl-pentan-3-ol 5 ) Kohlensäurediethylester,<br />

Ethylmagnesiumbromid<br />

3-Methyl-pentan-3-ol Essigsäureethylester,<br />

Ethylmagnesiumbromid<br />

4-Ethyl-heptan-4-ol Propionsäureethylester,<br />

Propylmagnesiumbromid<br />

3-Ethyl-hexan-3-ol Buttersäureethylester,<br />

Ethylmagnesiumbromid<br />

Triphenylmethanol Benzoesäureethylester,<br />

Phenylmagnesiumbromid<br />

Trimethylessigsäure Kohlendioxid,<br />

(Privalinsäure) tert-Butylmagnesiumchlorid<br />

Phenylessigsäure 6 ) Kohlendioxid,<br />

Benzylmagnesiumchlorid<br />

Benzoesäure Kohlendioxid,<br />

Phenylmagnesiumbromid<br />

a-Naphthoesäure Kohlendioxid,<br />

Naphth- 1 -ylmagnesiumbromid<br />

l ) VgI. Reagenzienanhang.<br />

2 ) Etherlösung nicht waschen, mit Kaliumcarbonat trocknen.<br />

Kp (bzw. F) n 2 ?<br />

in 0 C<br />

119 1,4053<br />

741300) 1,4245<br />

127 1,4175<br />

1182,0(15) 1,509P)<br />

145ii6(12)<br />

F 37<br />

1072,0(15)<br />

1,5257<br />

102 1,4042<br />

118 1,4176<br />

122 1,4186<br />

1551)6(12)<br />

F 90 (Et2O)<br />

1782,4(18) 1,6297<br />

136 1,4216<br />

122 1,4186<br />

T72,3(17) 1,4439<br />

805,4(40)<br />

F 162 (PhH)<br />

782,7(20)<br />

F 35<br />

144l .6(12)<br />

F 76<br />

F 122 (W.)<br />

F 160<br />

(30%ige AcOH)<br />

1,4300<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

3<br />

) Bei der Destillation entsteht als Hauptprodukt 1,1-Diphenyl-ethylen; vgl. Tab. 3.34.<br />

4<br />

) Nach dem Abdestillieren des Ethers wird der Rückstand mit 20 ml Acetanhydrid 20 Minuten auf dem<br />

Wasserbad erhitzt und destilliert.<br />

5<br />

) 0,75 mol Grignard- Verbindung auf 0,2 mol Ester einsetzen.<br />

6 0<br />

) Kohlendioxid bei -20 C einleiten.<br />

7 ) «r!<br />

Darstellung von Tropasäure aus dem Iwanow-Reagens [7.199] und Paraformaldehyd (man<br />

formuliere die Reaktion!): BLICKE, F. F.; RAFFELSON, H.; BARNA, B., J. Am. Chem. Soc. 74<br />

(1952), 253.<br />

35<br />

45<br />

68<br />

75<br />

70<br />

78<br />

60<br />

70<br />

67<br />

80<br />

60<br />

80<br />

67<br />

58<br />

61<br />

75<br />

63<br />

79<br />

90<br />

80


564 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Neben den Grignard-Verbindungen haben in zunehmendem Maße auch lithiumorganische<br />

Verbindungen an Bedeutung gewonnen. Sie können analog den Grignard-Verbindungen aus<br />

Alkyl- bzw. Arylhalogeniden und metallischem Lithium hergestellt werden:<br />

R-HaI + 2 Li - R-Li + Li-HaI [7.212]<br />

In den meisten Fällen verwendet man jedoch nach [7.212] gewonnenes Butyl- oder Phenyllithium<br />

in Austauschreaktionen mit Halogenverbindungen [7.213] oder CH-aciden Verbindungen<br />

[7.214] zur Synthese lithiumorganischer Verbindungen:<br />

R 1 —HaI + R-Li R 1 —Li + R-HaI [7.213]<br />

R 1 —H + R-Li R 1 —Li + R-H [7.214]<br />

Der Halogen-Metall-Austausch [7.213] ist besonders nützlich zur Darstellung von substituierten<br />

Aryl- und Alkenyl-Lithium-Verbindungen. Es kann bei sehr niedrigen Temperaturen (-60 bis<br />

-120 0 C) gearbeitet werden, bei denen Substituenten wie die Nitro- oder Cyan-Gruppe im Gegensatz<br />

zur direkten Metallierung mit Lithium oder Magnesium nicht angegriffen werden.<br />

Nach [7.214] lassen sich auch sehr schwach CH-acide Verbindungen deprotonieren, wie<br />

Allyl- und Benzylverbindungen, 1,3-Dithiane (vgl. D.7.2.I.6.), quartäre Ammonium- und Phosphoniumsalze<br />

(analog [7.154]) und durch -I-Substituenten aktivierte Olefine und Aromaten.<br />

Die Verbindungen des stark elektropositiven Lithiums sind reaktiver als die Grignard-Verbidungen.<br />

Lithiumorganische Verbindungen sind deshalb auch nicht so leicht zu handhaben<br />

wie Grignard-Reagenzien. Man muß vielmehr bei striktem Ausschluß von Feuchtigkeit, Sauerstoff<br />

und Kohlendioxid unter Schutzgas (am besten Argon) arbeiten.<br />

Organolithium-Verbindungen zeigen grundsätzlich analoge Reaktionen wie Grignard-Verbindungen<br />

(s. oben a) bis d)). Für Umsetzungen mit Carbonylverbindungen verwendet man sie<br />

gewöhnlich nur, wenn Substrate geringer Reaktivität vorliegen. 2-Oxo-l,l-diphenyl-acenaphthen<br />

z.B. läßt sich nicht mit Phenylmagnesiumbromid, wohl aber mit Phenyllithium zu<br />

2-Hydroxy-l,l,2-triphenyl-acenaphthen umsetzen. Mit Lithium-Reagenzien kann häufig auch<br />

die unerwünschte Grignard-Reduktion [7.209] vermieden werden. So ist z.B. 3-tert-Butyl-<br />

2,2,4,4-tetramethyl-pentan-3-ol aus Di-tert-butylketon und tert-Butyllithium zugänglich.<br />

Außerdem können durch die Umsetzung von Carbonsäuren mit Organolithium-Verbindungen<br />

Ketone dargestellt werden (Gilman-Van-Ess-Synthese), da die Zwischenstufe [7.215], III unter den<br />

Reaktionsbedingungen beständig ist und erst bei der Hydrolyse in das Keton übergeht:<br />

+ RLi<br />

i: *• i ;=i j<br />

i ii m rv<br />

[7.215]<br />

Aus diesem Grunde reagiert auch Kohlendioxid, das mit Grignard-Reagenzien Carbonsäuren<br />

ergibt, mit Organolithium-Verbindungen zu Ketonen:<br />

O 1 Rü R<br />

RLi + CO2 - R-C -^^ C=O [7.216]<br />

OLJ R<br />

4,6-Dimethyl-hept-l-en-4-ol aus 4-Methyl-pentan-2-on und Allyllithium: SEYFERTH, D.; WEI-<br />

NER, M. A., Org. Synth., CoIl. Vol. V (1973), 452.<br />

Cydohexylmethylketon aus Cyclohexancarbonsäure und Methyllithium: BARE, T. M.;<br />

HOUSE, H. O., Org. Synth. 49 (1969), 81.


D. 7.2.2. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit Organometallverbindungen 565<br />

2-Pyridyl-essigsäure aus 2-Pyridyl-methyllithium und Kohlendioxid: WOODWARD, R. B.;<br />

KORNFELD, E. C, Org. Synth., CoIl. Vol. III (1955), 413.<br />

Reaktivität und Selektivität von Magnesium- und Lithium-Reagenzien werden häufig durch<br />

Zusatz von Kupfer(I)-Salzen erhöht. In einer Metallaustausch-Reaktion analog [7.201] bilden<br />

sich dann intermediär Organokupfer-Verbindungen, wie Alkylkupfer oder Dialkylkuprate:<br />

RM + CuX - RCu + MX M = MgXLi<br />

2RM + CuX R2CuM + MX X = CI1Br, I1CN<br />

Sie können auf diese Weise auch in Substanz hergestellt werden.<br />

Vor allem die Lithiumcuprate aus 2 mol Lithiumverbindung und l mol Kupfer(I)-iodid sind wertvolle<br />

Reagenzien. Sie reagieren z.B. mit a,ß-ungesättigten Carbonylverbindungen unter l,4-Addition, während<br />

Grignard- und Organolithium-Verbindungen meist 1,2-Addukte ergeben:<br />

CH3<br />

+ (H3C)2CuLi<br />

-H3CCu<br />

[7.218]<br />

Mit Alkyl- Alkenyl- und Arylbromiden, -iodiden und -sulfonaten reagieren Lithiumcuprate analog<br />

[7.200] zu den entsprechenden Kohlenwasserstoffen:<br />

R 1 X + R2CuLi R 1 R + RCu + LiX [7.219]<br />

Carbonsäurechloride können auf diese Weise in Ketone überführt werden:<br />

R 1 COCI + R2CuLi R'COR + RCu + LJX [7.220]<br />

3,3-Dimethyl-cyclohexanon aus 3-Methyl-cyclohex-2-enon und Lithiumdimethylcuprat:<br />

HOUSE, H. O.; WILKINS, J. M., J. Org. Chem. 41 (1976), 4031.<br />

tert-Butyl-phenylketon aus Benzoylchlorid und Lithium-tert-butyl-phenylthiocuprat: POSNER,<br />

G. H.; WHITTEN, C. E., Org. Synth. 55 (1976),122.<br />

Den Lithiumcupraten ähnliche gemischte Alkylkupfer-Magnesium-Verbindungen, sog. TVormant-Reagenzien,<br />

lassen sich aus Grignardverbindungen und CuBr herstellen. Sie können an<br />

Acetylene (stereospezifisch syn) addiert und die erhaltenen Alkenylkupferverbindungen weiter<br />

umgesetzt werden:<br />

RMgBr + CuBr - RCuMgBr2 [7.221]<br />

RCuMgBr2 + R 1 C = (<br />

R 1 CR=CHCH=CHR"<br />

Viele der genannten Reaktionen können auch mit Grignard-Reagenzien in Gegenwart katalytischer<br />

Mengen von Kupfer(I)-Salzen wie CuCl, CuBr, CuCN, durchgeführt werden.<br />

tert-Butylmalonsäurediethylester aus Isopropylidenmalonsäureethylester und MeMgl/CuCl:<br />

ELIEL, E. L.; HUTCHINS, R. O.; KNOEBER, M., Org. Synth. 50 (1970), 38.<br />

ß-Cydohexyl-propionsäureethylester aus Acrylsäureethylester und Cyclohexylmagnesiumbromid<br />

in Gegenwart von CuCl: LIU, S.-H., J. Org. Chem. 42 (1977), 3209.


566 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Der Grignard-Reaktion analog ist auch die Reformatsky-Synthese, bei der a-Halogen-ester<br />

mit Ketonen oder Aldehyden in Gegenwart von metallischem Zink umgesetzt werden:<br />

\<br />

+ Br-CH2-COOR Zn I<br />

H2O<br />

-C-CH2-COOR -C-CH2-COOR [7.222]<br />

6-ZnBr<br />

OH<br />

Die intermediär gebildete zinkorganische Verbindung ist viel weniger reaktionsfähig als die<br />

analoge Magnesium- oder gar die Lithiumverbindung. Sie reagiert nicht mehr mit der reaktionsträgeren<br />

Estercarbonylgruppe, sondern nur noch mit Aldehyd- bzw. Ketocarbonylgruppen.<br />

Ziel der Reformatsky-Reaktion ist meistens die Synthese von a,ß-ungesättigten Carbonsäureestern,<br />

die leicht durch Dehydratisierung der ß-Hydroxy-carbonsäureester entstehen, mitunter<br />

schon während der Reaktion.<br />

ß-Hydroxy-ß-phenyl-propionsäureethylester aus Bromessigsäureethylester und Benzaldehyd:<br />

HAUSER, CH. R.; BRESLOW, D. S., Org. Synth., CoIl. Vol. III (1955), 408;<br />

ß-Alkyl-ß-hydroxy-propionsäureethylester aus Bromessigsäureethylester und aliphatischen<br />

Aldehyden: FRANKENFELD, J. W; WERNER, J. J., J. Org. Chem. 34 (1969), 3689;<br />

7.3. Reduktion von Carbonylverbindungen<br />

Die Reduktion von Carbonylverbindungen kann auf verschiedenen Wegen erreicht werden.<br />

Die wichtigsten sind:<br />

- die Übertragung von Hydridionen durch H-Nucleophile,<br />

- die katalytische Hydrierung mit elementarem Wasserstoff und<br />

- die Übertragung von Elektronen durch Einelektronendonatoren.<br />

Für die Hydridübertragung geeignete Reagenzien sind Aluminium- und Borhydride sowie<br />

spezielle organische Verbindungen, z.B. gewisse Metallalkoholate und metallorganische Verbindungen,<br />

s. D.7.3.1.<br />

Die katalytische Hydrierung von Carbonylverbindungen ist der von Olefinen (vgl. D.4.5.2.<br />

und D.4.5.1.) sehr ähnlich und kann mit denselben Methoden wie diese durchgeführt werden,<br />

s. D.7.3.2.<br />

Reduktionsmittel, die als Einelektronendonatoren wirken, sind unedle Metalle und niedervalente<br />

Metallverbindungen, s. D.7.3.3.<br />

In Tabelle 7.223 sind wichtige Reaktionen, die zur Reduktion von Carbonylverbindungen<br />

führen, zusammengestellt.<br />

Tabelle 7.223<br />

Reduktion von Carbonylverbindungen<br />

C=O + HM<br />

Aldehyde, Ketone<br />

-C' + HM<br />

\ X .<br />

2HM (+H2O)<br />

-MX<br />

(M = AIH3Li, BH3Na u.a.)<br />

-CH2-OH (X = CI1OR) zu Alkoholen<br />

(X = CI1OR, NR2, O ;<br />

M = AI(Of-Bu)3Li u.a.)<br />

Reduktion von Carbonylverbindungen<br />

durch Metallhydride<br />

zu Aldehyden


Tabelle 7.223 (Fortsetzung)<br />

(+ H2O)^<br />

-2 MOH<br />

\ ° [AI(OR')3] \ °<br />

C=O + HC-OH - HC-OH + C=O<br />

/ R / R '<br />

7.3. Reduktion von Carbonylverbindungen 567<br />

-CH2-NR2 (M = AIH3Li1BH3NaU-S.) zu Aminen<br />

Meerwein-Ponndorf-Reduktion<br />

(Oppenauer-Oxidation)<br />

/P '9 (HO 0 ) /P<br />

—C -i- —C + H2O — —+ —C + —CH2-OH Cannizzaro-Reaktion<br />

H H OH<br />

\ /<br />

C=O + HN + HCOOH<br />

/ \<br />

/P<br />

—C<br />

0-CH2-<br />

Claisen-Tlshchenko-Reaktion<br />

HC-N + CO2 + H2O Leuckart-Wallach-Reaktion<br />

\ (RO 0 ) \<br />

C=O + H2N-NH2 — '— CH2 + H2O + N2 Wolff-Kizhner-Reduktion<br />

C=O + H2 HC-OH Katalytische Hydrierung zu<br />

Alkoholen<br />

C=NR + H2 (Kat) • HC-NHR zu Aminen<br />

-C=N + 2 H2<br />

9<br />

Cl<br />

2 C=O + Mg<br />

-Cx + 4 Na<br />

OR<br />

(Kat)<br />

(Pd) JP<br />

-CH2-NH2<br />

+2H 0 \ /<br />

^r- HO-C-C-OH<br />

-Mg 2 ® / \<br />

+ 3 R 1 OH<br />

-RONa<br />

- 3 R 1 ONa<br />

Reduktion von Nitrilen zu<br />

Aminen<br />

Rosenmund-Reduktion<br />

Reduktion zu Pinacolen<br />

-CH2-OH Bouveault-Blanc-Reduktion


568 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Tabelle 7.223 (Fortsetzung)<br />

2<br />

\<br />

r* j-A Ma<br />

O T *l INa<br />

OR<br />

* — r\ j_ O 7n ^L >1<br />

(+2H @ )<br />

- 2 RONa<br />

« L. © -2Na<br />

,,©<br />

HO<br />

HC-<br />

^ /^u<br />

-c<br />

9<br />

, o 7«2© , u r\<br />

Acyloin-Bildung<br />

/~'1p»mmp»ncf»n_l?.=Hiilftir»n<br />

2 C=O +Ti *• C=C + TiO2 McMurry-Reaktion<br />

7.3.1. Reduktion von Carbonylverbindungen durch H-Nucleophile<br />

7.3.1.1. Reduktion von Carbonylverbindungen durch Aluminiumund<br />

Borhydride<br />

Ähnlich wie Organometallverbindungen (C-Nucleophile) einen organischen Rest gemeinsam<br />

mit seinem Bindungselektronenpaar auf Carbonylverbindungen übertragen können (vgl.<br />

[7.193]), sind gewisse Metallhydride H-M in der Lage, als H-Nucleophile zu wirken und ein<br />

Wasserstoffatom mit seinen Bindungselektronen als Hydridion auf das C-Atom der Carbonylgruppe<br />

zu übertragen. Das Hydridion tritt dabei nicht frei auf, sondern reagiert unter konzertierter<br />

Spaltung der M-H-Bindung und Knüpfung der C-H-Bindung:<br />

M® + H-C-O 0 [7.224]<br />

I<br />

Aldehyde und Ketone werden auf diese Weise zu Alkoholaten reduziert.<br />

Als Reduktionsmittel geeignete Metallhydride sind Lithiumaluminiumhydrid LiAlH4 und<br />

Natriumborhydrid NaBH4, z. B.:<br />

H<br />

Li 0 H-AI-H + C=O - AIH3 + H-C-O 0 Li 0 H-C-Q-AI 1 HLi 0 [7.225a]<br />

H 7 1 H<br />

In gleicher Weise treten nacheinander alle Hydridwasserstoffatome in Reaktion:<br />

\<br />

.© © I<br />

LiAIH4 + 4 C=O Li AI(O-C-H)4<br />

[7.225b]<br />

Das so entstandene komplexe Lithiumalumiriiurnalkoholat wird anschließend hydrolytisch<br />

gespalten:<br />

0 I<br />

AI(O-C-H)4 + 2 H2O 4 H-C-OH + LiAIO2 [7.226]<br />

Sind „aktive" Wasserstoffatome im Substratmolekül vorhanden, so werden sie von Lithiumaluminiumhydrid<br />

bevorzugt angegriffen, wobei molekularer Wasserstoff gebildet wird:


D. 7.3.!. Reduktion von Carbonylverbindungen durch H-Nucleophile 569<br />

4 HX + LiAIH4 - LiAIX4 + 4 H2 [7.227]<br />

Aus diesem Grunde muß bei der Reaktion mit Lithiumaluminiumhydrid in wasserfreiem<br />

Medium gearbeitet werden. Dieses Reagens ist daher auch nicht für die Reduktion von Verbindungen<br />

brauchbar, die sich in indifferenten organischen Lösungsmitteln nicht lösen, z. B.<br />

Zucker. Hier leistet das NaBH4 gute Dienste, da es in Wasser nur langsam zersetzt wird.<br />

Reduktionen mit komplexen Hydriden besitzen gegenüber anderen Methoden einige wichtige<br />

Vorteile: Sie verlaufen im allgemeinen unter sehr milden Bedingungen und mit hohen Ausbeuten.<br />

Vor allem für den Umsatz wertvoller Stoffe und kleiner Mengen sind sie hervorragend<br />

geeignet. Auch gestatten sie glatt die Reduktion der reaktionsträgen Säurecarbonylderivate<br />

(Carbonsäuren, Amide, Ester).<br />

Aus Carbonsäuren, Estern und Säurehalogeniden entstehen normalerweise die primären<br />

Alkohole, aus Amiden und Nitrilen die entsprechenden Amine. Aus Säurehalogeniden und<br />

-amiden bzw. Nitrilen lassen sich unter speziellen Bedingungen auch Aldehyde darstellen. In<br />

Tabelle 7.228 sind die für die Reduktionen benötigten Mengen Lithiumaluminiumhydrid angegeben.<br />

Man mache sich klar, wie diese Mengen zustande kommen!<br />

Tabelle 7.228<br />

Reduktionen von Carbonylverbindungen mit Lithiumaluminiumhydrid<br />

Carbonylverbindung Reaktionsprodukt mol LiAlH4<br />

Keton, Aldehyd<br />

Ester, Säurechlorid<br />

Carbonsäuren<br />

Amid (RCONH2)<br />

Amid (RCONHR)<br />

Amid (RCONR2)<br />

Nitril<br />

Alkohol<br />

Alkohol<br />

Alkohol<br />

prim. Amin<br />

sec. Amin<br />

tert. Amin<br />

prim. Amin<br />

Durch Verwendung verschiedener Hydride und Variation des Lösungsmittels lassen sich<br />

beachtlich selektive Reduktionen erzielen. Die Übersicht 7.229 zeigt, welche Kombinationen<br />

zur Reduktion führen (+) bzw. keine Reaktion ergeben (-).<br />

0,25<br />

0,50<br />

0,75<br />

UOO<br />

0,75<br />

0,50<br />

0,50<br />

Tabelle 7.229<br />

Selektivität von Reduktionen mit Aluminium- und Borhydriden (R = Alkyl, Aryl)<br />

Verbindung LiAlH4 DlBAL-Hi) LiAlH[OC(CH3)3]3 Disiamyl- NaBH4+ NaBH4<br />

inEt2O in Hexan in THF boran 2 ) in THF LiCl in EtOH<br />

in Diglycol<br />

R-COCl + + + - + +<br />

R-CHO, R-COR' + + + + + +<br />

R-COOR' + + ± - + -<br />

R-CONR2' + + _ + _ _<br />

R-ON + + - - - -<br />

R-NO2 + + _ _ _<br />

R-CH=CHR' - + - -<br />

! ) Diisobutylaluminiumhydrid<br />

2 ) Bis(3-methyl-but-2-yl)boran.<br />

In Gegenwart von Lewis-Säuren wird die Spezifik der Reaktion verändert. So reduzieren<br />

LiAlH4 und NaBH4 Ester und Lactone in Gegenwart von BF3-Etherat zu Ethern.<br />

Für Reduktionen mit Lithiumaluminiumhydrid benutzt man meist wasserfreien Ether oder<br />

Tetrahydrofuran als Lösungsmittel. Dabei ist zu beachten, daß die Reduktion unter erheblicher


570 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Wärmeentwicklung verläuft. In Sonderfällen sind auch Pyridin und W-Alkyl-morpholine als<br />

Lösungsmittel geeignet. Manchmal löst sich das handelsübliche Lithiumalanat nicht vollständig<br />

in Ether. Man kann dann mit dem gleichen Erfolg in etherischer Suspension arbeiten.<br />

Schwer lösliche Substanzen können nach dem Extraktionsverfahren reduziert werden.<br />

Dabei gibt man den zu reduzierenden Stoff in die Extraktionshülse eines kontinuierlich arbeitenden<br />

Extraktors (oder nach SOXHLET) und extrahiert mit Ether. Der Siedekolben enthält<br />

Lithiumaluminiumhydrid.<br />

Diisobutylaluminiumhydrid (DIBAL-H) ist sowohl in Tetrahydruforan als auch in Alkanen<br />

und Cycloalkanen sowie Toluen als Lösungsmittel verwendbar. Es vermag auch OC-Bindungen<br />

selektiv zu C=C-Bindungen zu reduzieren.<br />

Reduktionen mit Natriumborhydrid werden entweder in Wasser, wäßrigem Alkohol, Isopropylalkohol,<br />

Acetonitril o. ä. vorgenommen.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für Reduktionen mit Lithiumaluminiumhydrid (Tab. 7.230)<br />

Achtung! Vorsicht beim Umgang mit Lithiumaluminiumhydrid! Bei größeren Ansätzen<br />

Rührer mit Wasserturbine oder explosionsgeschütztem Motor antreiben, um Knallgasexplosionen<br />

zu vermeiden. Vorsicht bei der Zersetzung mit Wasser! Vorsicht beim Zerkleinern<br />

von Brocken!<br />

In einen 200-ml-Erlenmeyer-Kolben mit Magnetrührer, Zweihalsaufsatz, Tropftrichter und<br />

Rückflußkühler mit Calciumchloridrohr gibt man die für die Reduktion notwendige Menge<br />

Lithiumaluminiumhydrid (vgl. Tab. 7.230) mit 10% Überschuß in 50 mol abs. Ether und tropft<br />

unter ständigem Rühren eine Lösung von 0,05 mol der zu reduzierenden Verbindung in 20 ml<br />

abs. Ether so zu, daß die Reaktion unter Kontrolle gehalten werden kann und der Ether mäßig<br />

siedet. Nach Beendigung des Zutropfens rührt man noch 4 Stunden oder kocht eine Stunde<br />

unter Rückfluß. 1 )<br />

Dann kühlt man den Kolben mit Eiswasser ab und versetzt unter Rühren äußerst vorsichtig<br />

(Tropfen für Tropfen) so lange mit Eiswasser, wie noch Wasserstoff entwickelt wird, anschließend<br />

mit so viel 10%iger Schwefelsäure, daß sich der gebildete Aluminiumhydroxidniederschlag<br />

gerade auflöst. Es wird im Scheidetrichter getrennt und noch dreimal ausgeethert. Die<br />

organischen Phasen werden mit gesättigter Kochsalzlösung gewaschen, über Natriumsulfat<br />

getrocknet und destilliert.<br />

Bei der Darstellung von Aminen wird nur mit der gerade notwendigen Wassermenge zersetzt.<br />

Man saugt vom ausgeschiedenen Aluminiumhydroxid ab, schlämmt dieses nochmals mit<br />

Ether auf, saugt wieder ab und destilliert die etherische Lösung nach dem Trocknen über Ätznatron.<br />

Tabelle 7.230<br />

Reduktion mit Lithiumaluminiumhydrid<br />

Produkt<br />

2,2,2-Trichlor-ethanol<br />

4-Phenyl-but-3-en-2-ol<br />

a-Phenyl-ethanol<br />

(-)-Menthol und<br />

(+)-Neomenthol 2 )<br />

cis-cw-ß-Decalol<br />

Ausgangsverbindung<br />

Choral 1 )<br />

Benzyiidenaceton<br />

Acetophenon<br />

(-)-Menthon<br />

cis-ß-Decalon<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

56^13); F 17<br />

1442,8(2!)', F 34<br />

951>6(12);F20<br />

95...1052,1(16)<br />

F 105<br />

(Petrolether)<br />

n 2 ^ Ausbeute<br />

in%<br />

50<br />

95<br />

1,5224 90<br />

80<br />

I In einigen Fällen läßt sich die Ausbeute steigern, wenn man an dieser Stelle nochmals 10% der berechneten<br />

Alanatmenge zusetzt und eine weitere Stunde unter Rühren erhitzt.<br />

80


Tabelle 7.230 (Fortsetzung)<br />

Produkt<br />

rac-Isoborneol<br />

2-Hydroxy-benzylalkohol 5 )<br />

1 ,2-Bis(hydroxymethyl)benzen<br />

ß-Phenyl-ethylamin<br />

Hexan-l,6-diol<br />

(S)-(+)-2-N,N-Dibenzylamino-propan-1<br />

-öl 5 )<br />

N-Ethyl-anilin<br />

4-tert-Butyl-cyclohexanol<br />

D. 7.3.1. Reduktion von Carbonylverbindungen durch H-Nucleophile 571<br />

Ausgangsverbindung<br />

rac-Campher<br />

Salicylsäuremethylester<br />

Phthalsäureanhydrid 4 )<br />

Benzylcyanid<br />

Adipinsäuredimethyl- oder<br />

-diethylester<br />

(S)-N,N-Dibenzyl-alaninbenzylester<br />

Acetanilid 4 )<br />

4-tert-Butyl-cyclohexanon<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

F212<br />

(geschl.Rohr)<br />

F 86 (W.)<br />

F64<br />

83i,9(14)<br />

134i3(10);F43<br />

F 41, [a] 2 ?+92,8°<br />

(in ChIf.)<br />

98^4(18)<br />

F 82<br />

n25 Ausbeute<br />

in%<br />

85<br />

60<br />

80<br />

1,5299 80<br />

80<br />

1,5519<br />

75 (MeOH)<br />

1 ) VgI. Reagenzienanhang.<br />

2 ) Gemisch von etwa 75% (-)-Menthol und 25% (-i-)-Neomenthol; Analyse durch den Drehwert in<br />

Ethanol: (-)-Menthol [a]g>^8,2°; (+)-Neomenthol [a] 2 « +19,7°.<br />

3 ) Aufarbeiten, wie für Amine angegeben; jedoch Aluminiumhydroxidniederschlag mit Petrolether aus-<br />

kochen.<br />

4 ) In getrocknetem Tetrahydrofuran gelöst zutropfen.<br />

5 ) In THF bei 60 0 C arbeitender dem Umkristallisieren eine Stunde bei 2Pa (0,015 Torr) auf 60 0 C erwärmen.<br />

Reduktion von 4-tert-Butyl-cyclohexanon mk Natriumborhydrid<br />

0,1 mol Keton werden bei Zimmertemperatur portionsweise unter Rühren zu einer Lösung<br />

von 0,04 mol Natriumborhydrid in 120 ml Isopropylalkohol gegeben. Durch Stehen über Nacht<br />

wird die Reaktion vervollständigt. Dann wird vorsichtigt so viel verd. Salzsäure zugesetzt, bis<br />

sich kein Wasserstoff mehr entwickelt. Die erhaltene Lösung extrahiert man fünfmal mit<br />

Ether, trocknet den Extrakt mit Natriumsulfat und destilliert das Lösungsmittel ab. Der Rückstand<br />

wird analog der zur Herstellung saurer Ester der 3-Nitro-phthalsäure angegebenen Vorschrift<br />

(vgl. D.7.1.4.1.) mit Phthalsäureanhydrid umgesetzt und der saure Ester aus Ethylacetat/<br />

Pentan umkristallisiert. Den Ester zerlegt man durch Wasserdampfdestillation aus einer<br />

Lösung in 20%iger Natronlauge. Das Destillat wird mit Diethylether extrahiert und der Ether<br />

abdestilliert. Der Rückstand enthält ein Gemisch von cis- und trans-4-tert-Butyl-cyclohexanol.<br />

Die Trennung der Isomeren gelingt durch Chromatographie an aktiviertem Aluminiumoxid.<br />

Für l g Cyclohexanolgemisch benötigt man 30 g Al2O3. Eluiert wird zunächst mit l l Pentan<br />

und anschließend mit 300 ml Pentan, das 10% Diethylether enthält. Der erste Anteil des<br />

Eluats (etwa 600 bis 700 ml) enthält die Hauptmenge des cis-Alkohols, dann folgt eine Zwischenfraktion<br />

(etwa 300 ml); in dem restlichen Eluat ist der reine Irans-Alkohol gelöst.<br />

cis-4-tert-Butyl-cyclohexanol: F80...81 0 C; trans-4-tert-Butyl-cyclohexanol: F 81...82 0 C<br />

Reduktion von Carbonsäurechloriden zu Aldehyden mit Lithiumtri(tert-butoxy)aluminiumhydrid<br />

in Diglyme, z. B. 4-Nitro-benzaldehyd aus 4-Nitro-benzoylchlorid: BROWN, H. C.; SUBBA<br />

RAO, B.C., J. Am. Chem. Soc. 80 (1958), 5377.<br />

Verwendet man in der obigen Vorschrift Methanol als Lösungsmittel anstelle von Isopropylalkohol,<br />

so muß man etwa die 4fache Menge an Reduktionsmittel einsetzen, da Methanol<br />

merklich mit Natriumborhydrid reagiert. Als Zwischenprodukt bildet sich dabei Natriumtrimethoxyborhydrid,<br />

das als sperriges Reagens Ketone mit großer Stereoselektivität reduziert.<br />

Unsymmetrische Ketone sind prochiral, bei ihrer Reduktion entsteht ein asymmetrisches C-Atom vgl.<br />

C.7.3.2. Aus achiralen Ausgangsstoffen werden die beiden enantiomeren Alkohole im gleichen Verhältnis<br />

als racemisches Gemisch gebildet. Enthält das Keton jedoch schon eine chirale Gruppe, so ist eines der<br />

beiden, nun diastereomeren Reduktionsprodukte, bevorzugt, z. B.:<br />

60<br />

80<br />

i<br />

G


572 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

H CH3<br />

Ph Y O<br />

r,u/V/ CH 3<br />

'<br />

H .CH3<br />

LJAIH H CH3<br />

^ „uX^CHsi<br />

Ph ^^<br />

HO H<br />

. /*\ .CHs<br />

Ph X^<br />

H OH<br />

74%<br />

26%<br />

[7.231]<br />

Dieses Ergebnis läßt sich mit dem Felkin-Anh-Modell erklären, vgl. [C99] und [ClOO].<br />

Achirale Ketone können enantioselektiv mit chiralen Reagenzien reduziert werden, unter denen besonders<br />

Aluminium- und Borhydride mit chiralen Resten untersucht und angewendet worden sind. Auch<br />

Reduktionen mit achiralen Reagenzien in Gegenwart chiraler Katalysatoren sind möglich. So reduziert<br />

z. B. Boran mit dem chiralen (S)-Oxazaborolidin I als Katalysator Ketone mit hohem Enantiomerenüberschuß<br />

zu secundären Alkoholen:<br />

O<br />

Ii<br />

Ph^^CH3<br />

I + BH3 • THF<br />

od. BH3 • Me2S<br />

ee > 96 %<br />

HO H<br />

„X CH3<br />

(D<br />

[7.232]<br />

Natriumcyanoborhydrid besitzt aufgrund der elektronenziehenden Cyanogruppe eine geringere<br />

Nucleophilie als Natriumborhydrid und ist somit nicht in der Lage, bei einem pH-Wert<br />

> 5 Ketone und Aldehyde zu reduzieren. Hingegen können die stärker basischen Imine noch<br />

im schwach sauren Milieu reduziert werden. Dies ermöglicht eine direkte reduktive Aminierung<br />

von Carbonylverbindungen durch selektiven Abfang des Iminiumions:<br />

\ C=O + H2NR<br />

-H2O<br />

C=NR<br />

+ H<br />

\<br />

H<br />

C=N0<br />

R<br />

(NaBH3CN)<br />

HC-N<br />

H<br />

R<br />

[7.233]<br />

2-Acetamino-2-ethoxycarbonyl-9-(4-imidazolyl)-7-aza-nonansäureethylester aus 2-Acetamino-2-ethoxycarbonyl-6-oxo-hexansäureethylester<br />

und Histamindihydrochlorid: MORI, K.;<br />

SUGAI, T,: MAEDA, Y.; OKAZAKI, T; NOGUCHI, T; NAITO, H., Tetrahedron 41 (1985), 5307.<br />

7.3.1.2. Meerwein-Ponndorf-Verley-Reduktion und Oppenauer-Oxidation<br />

Aldehyde und Ketone lassen sich mit Hilfe von Alkoholaten des Magnesiums oder Aluminiums<br />

zu Alkoholen reduzieren, wobei das Alkoholat zur entsprechenden Carbonylverbindung<br />

oxidiert wird ([7.225]; Meerwein-Ponndorf-Verley-Reduktiori). Die Reaktion gelingt auch,<br />

wenn man den freien Alkohol in Gegenwart katalytischer Mengen Alkoholat als Reduktionsmittel<br />

verwendet, da das Alkoholat mit dem eingesetzten Alkohol im Gleichgewicht steht.<br />

Das Aluminium im Alurmniumalkoholat ([7.234], II) erhöht als Lewis-Säure die elektrophile<br />

Aktivität der Carbonylgruppe. Gleichzeitig übt das im Komplex negativierte Aluminium<br />

einen Elektronenschub auf die von ihm ausgehenden Bindungen aus. Der a-Wasserstoff im<br />

Alkoholat wird deswegen unter Mitnahme des Bindungselektronenpaares auf das positivierte<br />

Carbonylkohlenstoffatom übertragen:<br />

R'<br />

* .H, , R '<br />

R-C C-R'<br />

n i<br />

o....,o<br />

III rv<br />

R-CT H R 'cr R '<br />

l + Il<br />

[7.234]<br />

Die Aluminiumalkoholate sind im Gegensatz zu den Natriumalkoholaten in organischen Lösungsmitteln<br />

löslich und unzersetzt destillierbar. Aus diesen Eigenschaften erkennt man, daß die Bindung zwischen Al


D. 7.3.1. Reduktion von Carbonylverbindungen durch H-Nucleophile 573<br />

und OR schon weitgehend kovalenten Charakter hat. Aluminiumalkoholate können die Alkoxygruppen<br />

deshalb im allgemeinen nicht mehr als freie Anionen für Reaktionen zur Verfügung stellen, so daß ihre<br />

Basizität niedrig ist und sie normalerweise nicht mehr in der Lage sind, Carbonylverbindungen in ihre Enolate<br />

zu überführen, d. h., sie katalysieren die Aldoladdition nicht oder nur in untergeordnetem Maße. Deshalb<br />

und wegen ihrer relativ großen Chelatisierungstendenz sind sie für die Meerwein-Ponndorf-Verley-<br />

Reduktion besonders gut geeignet.<br />

Die Alkoholate secundärer Alkohole sind wesentlich bessere Reduktionsmittel als die primärer<br />

Alkohole und neigen weniger zu Nebenreaktionen. Warum können tertiäre Alkohole<br />

nicht eingesetzt werden?<br />

Die Reaktion [7.234] ist eine Gleichgewichtsreaktion. Um gute Ausbeuten zu erreichen,<br />

muß daher die aus dem Aluminiumalkoholat gebildete Carbonylverbindung ständig aus dem<br />

Gleichgewicht entfernt werden. Im allgemeinen verwendet man daher Isopropylalkohol als<br />

Reduktionsmittel, weil das entstehende Keton (Aceton) die am leichtesten flüchtige Komponente<br />

des Systems wird und abdestilliert werden kann. Dient Ethanol als reduzierender Alkohol,<br />

treibt man den gebildeten Acetaldehyd am besten durch einen Stickstoffstrom aus dem<br />

Reaktionsgemisch heraus.<br />

Die Hauptbedeutung der Reduktion liegt darin, daß Doppelbindungen (auch zur Carbonylgruppe<br />

konjugierte) erhalten bleiben und auch Nitrogruppen und Halogene nicht angegriffen<br />

werden.<br />

Wie wird Allylalkohol technisch aus Acrolein hergestellt?<br />

Die Meerwein-Ponndorf-Verley-Reduktion von ß-Dicarbonylverbindungen mißlingt meist, weil sich die<br />

Aluminiumverbindungen dieser relativ stark sauren Stoffe bilden, die ausfallen und so der Reaktion entzogen<br />

werden.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Reduktion von Ketonen und Aldehyden nach Meerwein-<br />

Ponndorf-Verley (Tab. 7.235)<br />

In einer trockenen Destillationsapparatur mit 60-cm-Vigreux-Kolonne oder sehr vorteilhaft<br />

mit einem Hahn-Aufsatz (vgl. Abb.A.77) erhitzt man 0,2 mol der Carbonylverbindung mit<br />

0,2 mol einer l M Lösung von Aluminiumisopropanolat 1 ) in abs. Isopropylalkohol in einem<br />

Heizbad. Die Badtemperatur wird so reguliert, daß pro Minute etwa 5 Tropfen Isopropylalkohol-Aceton-Gemisch<br />

überdestillieren. Der Hahn-Aufsatz wird mit Ethanol gefüllt. Die Umsetzung<br />

wird qualitativ verfolgt, indem nach einigen Stunden von Zeit zu Zeit einige Tropfen des<br />

Destillats mit 5 ml salzsaurer, wäßriger 2,4-Dinitro-phenylhydrazinlösung (0,1 g in 100 ml 2 N HCl)<br />

geschüttelt werden, wobei sofort Trübung bzw. Fällung eintritt, sofern noch Aceton anwesend ist.<br />

Ist der Test negativ, so erhitzt man nochmals 15 Minuten unter vollständigem Rückfluß und wiederholt<br />

die Probe. Falls wiederum keine Trübung eintritt, wird die Hauptmenge des Isopropylalkohols<br />

im schwachen Vakuum abdestilliert, der Rückstand mit 500 g Eis pro mol eingesetztes Aluminiumisopropanolat<br />

versetzt und mit 550ml eiskalter 6 N Schwefel- oder Salzsäure hydrolysiert. Man<br />

extrahiert mit Ether, wäscht einmal mit Wasser, trocknet mit Natriumsulfat, dampft das Lösungsmittel<br />

ab und kristallisiert den Rückstand um oder destilliert.<br />

Bei ungesättigten Verbindungen wird die Carbonylverbindung nicht mit vorgelegt, sondern<br />

pro 0,1 mol in etwa 100 ml abs. Isopropylalkohol gelöst und innerhalb 6 Stunden zu der siedenden<br />

Isopropanolatlösung getropft, wobei man im gleichen Maße das Aceton-Isopropylalkohol-<br />

Gemisch abdestillieren läßt. Etwa eine Stunde nach beendeter Zugabe zur Carbonylverbindung<br />

ist der Acetontest meist negativ.<br />

Die Präparation ist auch zur Reduktion von Ketonen im Halbmikromaßstab geeignet. Man<br />

verwendet dabei zweckmäßig die dreifach molare Menge Aluminiumisopropanolat; die<br />

Reduktion ist dann meist in einer Stunde beendet.<br />

i VgI. Reagenzienanhang.


574 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Tabelle 7.235<br />

Alkohole durch Meerwein-Ponndorf-Verley-Reduktion<br />

Produkt<br />

2,2,2-Trichlor-ethanol<br />

Tribrommethanol<br />

Zimtalkohol<br />

o-Nitro-benzylalkohol<br />

p-Nitro-benzylalkohol<br />

m-Nitro-benzylalkohol<br />

1 -(m-Nitro-phenyl)ethan-l -öl<br />

4-Phenyl-but-3-en-2-ol<br />

(-)-Menthol und<br />

(+)-Neornenthol 2 )<br />

4-tert-Butyl-cyclohexanol 3 )<br />

Ausgangsverbindung<br />

Chloral 1 )<br />

Brornal<br />

Zimtaldehyd<br />

o-Nitro-benzaldehyd<br />

p-Nitro-benzaldehyd<br />

m-Nitro-benzaldehyd<br />

m-Nitro-acetophenon<br />

Benzylidenaceton<br />

(-)-Menthon<br />

4-tert-Butyl-cyclohexanon<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

56ij(i3);F17<br />

931>3(1o>;<br />

F80(Petrolether)<br />

139!,9(U). F 34<br />

1682.7(20); ^ 74<br />

185!^12); F 93<br />

1780,4(3)^27<br />

F 62 (EtOH)<br />

1250>4(3);F39<br />

96i ,7(13)<br />

F82...83<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

1) VgI. Reagenzienanhang.<br />

2 ) Reaktionsdauer: 24 Stunden; man bestimme die prozentuale Zusammensetzung aus den Drehwerten;<br />

(-)-Menthol: [a] 2 «- 48,2°, (+)-Neomenthol: [a] 2 ? + 19,7° (in Ethanol).<br />

3 ) Isomerengemisch<br />

Crotylalkohol (But-2-en-l-ol) aus Crotonaldehyd: YOUNG, W. G.; HÄRTUNG, W. H.; CROSSLEY,<br />

F. S., J. Am. Chem. Soc. 58 (1936), 100;<br />

4-Methyl-pent-3-en-2-ol aus Mesityloxid: Rouvfe, A.; STOLL, M., HeIv. Chim. Acta 30 (1947),<br />

2216.<br />

Die Reversibilität der Reaktion [7.234] gestattet es auch, einen Alkohol mit Hilfe eines<br />

Ketons oder Aldehyds zur entsprechenden Carbony l Verbindung zu oxidieren (Oppenauer-Oxidatiori).<br />

Bei der Oppenauer-Oxidation ist jedoch die Verschiebung des Gleichgewichtes zugunsten<br />

der gewünschten Produkte durch Abdestillieren des gebildeten Alkohols nicht möglich, da der<br />

Alkohol stets höher siedet als die Carbonylverbindung, aus der er hervorgegangen ist. Man<br />

arbeitet daher zweckmäßig mit einem Überschuß des Oxidationsmittels oder wählt die Reaktionspartner<br />

so, daß die darzustellende Carbonylverbindung der am niedrigsten siedende<br />

Anteil des Reaktionsgemisches ist, und destilliert diese ständig ab.<br />

Als Dehydrierungsmittel bei der Oppenauer-Oxidation dient sehr häufig Cyclohexanon,<br />

mitunter Zimtaldehyd oder Anisaldehyd.<br />

Der zu oxidierende Alkohol wird im allgemeinen nicht direkt in das Aluminiumalkoholat<br />

übergeführt, sondern in einem vorgelagerten Gleichgewicht aus dem Alkoholat eines an der<br />

Reaktion nicht teilnehmenden Alkohols gebildet:<br />

H3Cx R H3Cx R<br />

H3C-C-O-AL + HC-OH ^^ H3C-C-OH + HC-O-A[ [7.236]<br />

H3C 3 R H3C R 3<br />

Man verwendet hierzu günstig Aluminium-tert-butanolat oder Aluminiumphenolat (warum?).<br />

Die Oppenauer-Oxidation dient vorzugsweise zur Oxidation von Naturstoffen.<br />

Ebenso wie bei der Meerwein-Ponndorf-Verley-Reduktion werden Doppelbindungen bei<br />

der Oppenauer-Oxidation nicht angegriffen, allerdings kann Isomerisierung zu a,/?-ungesättigten<br />

Carbonylverbindungen eintreten, wie z. B. bei der Darstellung von /4 4 -Cholesten-3-on aus<br />

Cholesterol:<br />

80<br />

75<br />

75<br />

90<br />

90<br />

70<br />

60<br />

90<br />

70


D. 7.3.1. Reduktion von Carbonylverbindungen durch H-Nucleophile 575<br />

Darstellung von J 4 -Cholesten-3-on aus Cholesterol [7.237]<br />

[7.237]<br />

In einem 1-1-Kolben mit Rückflußkühler und Calciumchloridrohr werden 0,03 mol Cholesterol<br />

in 2 mol heißem, über Kaliumpermanganat und danach über Kaliumhydroxid destilliertem<br />

Aceton gelöst und mit 0,05 mol Alummium-tert-butanolat 1 ) in 300 ml absolutem Toluen 1 ) versetzt.<br />

Man erhitzt 10 Stunden unter Rückfluß, läßt erkalten und schüttelt zur Abtrennung der<br />

Aluminiumsalze mehrmals mit verd. Schwefelsäure aus. Die Toluenschicht wird mit Wasser<br />

gewaschen, bis die Waschflüssigkeit neutral reagiert, mit Natriumsulfat getrocknet und der<br />

nach dem Entfernen des Lösungsmittels verbleibende Rückstand aus Methanol umkristallisiert.<br />

F. 8O 0 C; Ausbeute: 85% d. Th,<br />

A*-Cholesten-3-on nach OPPENAUER mit Cyclohexanon: EASTHAM, J. F.; TERANISHI, R., Org.<br />

Synth., CoIl.Vol. IV (1963), 192.<br />

7.3.1.3. Reaktionen nach Cannizzaro und Claisen-Tishchenko<br />

Aromatische und nichtenolisierbare aliphatische Aldehyde disproportionieren unter dem Einfluß<br />

basischer Katalysatoren (Alkali- und Erdalkalihydroxide) zu C^rbonsäuren und Alkoholen (Cannizzaro-Reaktion).<br />

Bei enolisierbaren Aldehyden beobachtet man hingegen ausschließlich Aldolreaktion,<br />

da deren Geschwindigkeit größer ist als die der Cannizzaro-Reaktion.<br />

Der Mechanismus der Cannizzaro-Reaktion ist dem der Meerwem-Ponndorf-Reduktion<br />

verwandt: In einem cyclischen Übergangszustand, an dem 2 Moleküle des Aldehyds, das<br />

Hydroxyl- und das Alkaliion beteiligt sind, wird der Wasserstoff mit seinen Bindungselektronen<br />

von einem zum anderen Aldehydmolekül übertragen. Es entstehen zunächst ein Alkoholat<br />

und eine Carbonsäure, die zum Alkohol bzw. Carbonsäuresalz weiterreagieren:<br />

Ar, ,Ar<br />

Na<br />

ONa O<br />

ArCH2OH + ArCOONa [7.238]<br />

Man formuliere die Bildung von a-Hydroxy-phenylessigsäure (Mandelsäure) aus Oxophenyl-acetaldehyd<br />

(Phenylglyoxal) durch intramolekulare Cannizzaro-Reaktion!<br />

Bei der Cannizzaro-Reaktion des Gemisches eines Aldehyds mit Formaldehyd fungiert stets<br />

der Formaldehyd als Hydriddonor und wird dabei zur Ameisensäure oxidiert („gekreuzte"<br />

Cannizzaro-Reaktion):<br />

R-CHO + H2CO R-CH2OH + HCOOH [7.239]<br />

Enthält der Aldehyd R-CHO in [7.239] noch a-ständigen Wasserstoff, so findet zunächst eine Aldolreaktion<br />

statt. Erst nach Ersatz aller a-ständigen Wasserstoffatome tritt mit weiterem Formaldehyd die<br />

Cannizzaro-Reaktion ein, z. B. bei der Darstellung von Pentaerythritol aus Acet- und Formaldehyd:<br />

> VgI. Reagenzienanhang.


576 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

CH2OH CH2OH<br />

l , upuir) i<br />

3 HCHO + CH3CHO HOCH2-C-CHO - HOCH2-C-CH2OH + HCOOH [7.240]<br />

CH2OH CH2OH<br />

Der Cannizzaro-Reaktion verwandt ist die Benzilsäureumlagerung, wo statt eines Wasserstoffatoms ein<br />

Phenylrest mit den Bindungselektronen übertragen wird:<br />

[7.241]<br />

Auch enolisierbare, aliphatische Aldehyde können sich im Sinne einer Cannizzaro-Reaktion<br />

umsetzen, wenn als Katalysator Aluminiumalkoholate verwendet werden, die zu schwach<br />

basisch sind, um die Aldolreaktion zu katalysieren (Claisen-Tishchenko-Reaktion). Dabei muß<br />

unter Ausschluß von Wasser und Alkohol gearbeitet werden (warum?). Als Reaktionsprodukt<br />

entsteht hier unmittelbar aus zwei Molekülen Aldehyd ein Ester, z. B. Essigsäureethylester aus<br />

Acetaldehyd:<br />

H3C i „H i H3C H3C ^O<br />

n Ccx ex o.<br />

VU Et "AI "Et<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die gekreuzte Cannizzaro-Reaktion (Tab. 7.243)<br />

In einem Dreihalskolben mit Rührer, Innenthermometer, Rückflußkühler und Tropftrichter<br />

wird eine Mischung von 0,2 mol aromatischem Aldehyd, 60 ml Methanol und 0,26 mol Formaldehyd<br />

(30%ige wäßrige Lösung) auf 65 0 C erhitzt. Dann tropft man eine Lösung von 0,6 mol<br />

Kaliumhydroxid in 25 ml Wasser unter Rühren so schnell zu, daß dabei durch Außenkühlung<br />

mit fließendem Wasser die Innentemperatur zwischen 65 und 75 0 C gehalten werden kann.<br />

Nach beendeter Zugabe wird noch 40 Minuten auf 70 0 C erwärmt und anschließend weitere<br />

20 Minuten unter Rückfluß gekocht. Dann kühlt man ab, gibt 100 ml Wasser hinzu und nimmt<br />

das sich abscheidende Öl in Ether auf. Die organische Phase wird mit Wasser gewaschen und<br />

mit Natriumsulfat getrocknet. Nach dem Abdestillieren des Ethers destilliert man oder kristallisiert<br />

um.<br />

Tabelle 7.243<br />

Alkohole durch gekreuzte Cannizzaro-Reaktion<br />

Produkt<br />

Benzylalkohol<br />

p-Methoxy-benzylalkohol<br />

Piperonylalkohol<br />

o-Chlor-benzylalkohol<br />

/n-Chlor-benzylalkohol<br />

p-Chlor-benzylalkohol<br />

Ausgangsverbindung<br />

Benzaldehyd<br />

Anisaldehyd<br />

Piperonal<br />

o-Chlor-benzaldehyd<br />

m-Chlor-benzaldehyd<br />

p-Chlor-benzaldehyd<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

98lt9(14)<br />

136,,S02,; F 23<br />

1572>i(i6)<br />

F 56 (W.)<br />

F 69 (EtOH)<br />

1OS1J(I3)<br />

F 72 (W.)<br />

" 2 D 0<br />

1,5403<br />

1,5535<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

90<br />

90<br />

80<br />

90<br />

70<br />

90


Tabelle 7.243 (Fortsetzung)<br />

Produkt<br />

p-Methyl-benzylalkohol<br />

Furfurylalkohol 1 )<br />

D. 7.3.1. Reduktion von Carbonylverbindungen durch H-Nucleophile 577<br />

Ausgangsverbindung<br />

p-Methyl-benzaldehyd<br />

Furfural<br />

Kp (bzw. F) n 2 ?<br />

in 0 C<br />

1182,7(20)»<br />

FöO(Ligroin)<br />

833,3(25) 1,4828<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

!) Nicht kochen! Vor dem Ausethern Lösung mit Pottasche sättigen, etherische Lösung mit wenig gesättigter<br />

Kochsalzlösung waschen.<br />

Darstellung von Pentaerythritol<br />

In einem 1-1-Dreihalskolben mit Rührer, Innenthermometer, Tropftrichter und Rückflußkühler<br />

tropft man 0,5 mol Acetaldehyd in 300 ml Wasser zu einer Mischung von 18,5 g Calciumoxid<br />

und 2,3 mol Formalin, wobei man die Temperatur bei +15 0 C hält. Dann wird allmählich in<br />

einer Stunde auf +45 0 C erwärmt. Um den Katalysator zu entfernen, leitet man Kohlendioxid<br />

bis zur beginnenden Wiederauflösung des entstandenen Niederschlags von Calciumcarbonat<br />

ein, verkocht den Kohlendioxidüberschuß, läßt abkühlen und saugt ab. Das Filtrat wird unter<br />

vermindertem Druck zur Trockne eingedampft, der Rückstand in 200 ml heißem Etharjpl aufgenommen<br />

und die entstandene Lösung abgekühlt, wobei Pentaerythritol auskristallisiert.<br />

Ausbeute 75%. Reines Pentaerythritol schmilzt bei 26O 0 C (Hochvakuumsublimation).<br />

2,2,6,6-Tetrakis(hydroxymethyl)cyclohexanol aus Cyclohexanon und Formaldehyd: WITT-<br />

KOFF, H., Org. Synth., CoIl. Vol. IV (1963), 907;<br />

Furan-2-carbonsäure (Brenzschleimsäure) und Furfurylalkohol aus Furfural: WILSON, W. C.,<br />

Org. Synth., CoIl. Vol. I (1937), 270.<br />

Die Cannizzaro-Reaktion ist zur technischen Darstellung folgender Produkte wichtig:<br />

Pentaerythritol (2,2-Bis(hydroxymethyl)propan-l,3-diol); aus Acetaldehyd und Formaldehyd;<br />

-»Alkydharze;<br />

—> Nitropenta (Pentaerythritoltetranitrat), Sprengstoff.<br />

Trihydroxyneopentan (2-Hydroxymethyl-2-methyl-propan-l,3-diol, „Metriol"); aus Propionaldehyd und<br />

Formaldehyd;<br />

—> Ester (Weichmacher).<br />

Trimethylolpropan (2,2-(Bis(hydroxymethyl)butan-!-ol); aus Butyraldehyd und Formaldehyd;<br />

—> Alkydharze, Polyester, Polyurethane.<br />

Neopentylglycol (2,2-Dimethyl-propan-l,3-diol); aus Isobutyraldehyd und Formaldehyd;<br />

—> Polyester, Weichmacher.<br />

Nach CLAISEN-TISHCHENKO wird in der Technik Essigsäureethylester aus Acetaldehyd hergestellt.<br />

Mit der Cannizzaro-Reaktion verwandte Umsetzungen treten auch bei physiologischen Prozessen auf.<br />

Gewisse Fermente vermögen Aldehyde in Alkohol und Säure umzuwandeln. So entsteht z.B. bei der<br />

Milchsäuregärung aus Methylglyoxal Milchsäure unter der Wirkung von Glyoxalase:<br />

O H OH<br />

/C^ H +H2O „c' /OH<br />

H3C" "CT 2 —~ H3C "CT [7.244]<br />

O O<br />

7.3.1.4. Leuckart-Wallach-Reaktion<br />

Nach LEUCKART-WALLACH kann man Amine reduktiv mit Aldehyden oder Ketonen und Ameisensäure<br />

als Reduktionsmittel alkylieren. Die Carbonylverbindung reagiert zunächst in der<br />

üblichen Weise nach Gleichung [7.1Ia] mit dem Amin. Das Carbenium-Immonium-Kation (I<br />

in [7.245]) wird nunmehr durch Ameisensäure über einen cyclischen Übergangszustand II zum<br />

Amin reduziert:<br />

75<br />

60


578 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

^x- \l I-<br />

C + HCOOH1 C'-^<br />

/M<br />

0 -V<br />

& ~-p- ,H O Il<br />

D J + C<br />

[7.245]<br />

Il<br />

^ O<br />

i n m<br />

Gegenüber der katalytischen reduktiven Aminierung [7.256] hat die Leuckart-Wallach-<br />

Reaktion den Vorteil, daß auch Stoffe umgesetzt werden können, die den Hydrierungskatalysator<br />

vergiften.<br />

Am besten lassen sich nach LEUCKART-WALLACH tertiäre Amine herstellen. Bei der Darstellung<br />

primärer oder secundärer Amine erhält man stets die höher alkylierten Amine als Nebenprodukte.<br />

Besonders mit dem sehr reaktionsfähigen Formaldehyd entsteht meist das vollständig<br />

methylierte Amin.<br />

Die als Reduktionsmittel dienende Ameisensäure wird stets im Überschuß (2 bis 4 Mol pro<br />

Mol Carbonylverbindung) benutzt. Bei der Alkylierung durch Formaldehyd kann man in wäßriger<br />

Lösung arbeiten (Formalinlösung und 85%ige Ameisensäure); bei den weniger reaktionsfähigen<br />

höheren Aldehyden und in noch stärkerem Maße bei Ketonen sinken die Ausbeuten<br />

stark ab, wenn Wasser anwesend ist. Deshalb führt man Aminierungen von Ketonen normalerweise<br />

bei Temperaturen von 150 bis 180 0 C durch. Das Wasser wird dabei destillativ entfernt.<br />

Unter diesen Bedingungen entsteht aus Ameisensäure und dem Amin das entsprechende<br />

Ammoniumformiat bzw. Formamid. Man kann auch direkt Formamide oder Ammoniumformiate<br />

in die Reaktion einsetzen.<br />

Bei der Darstellung secundärer Amine erhält man besonders bei höheren Temperaturen<br />

Formylderivate der entsprechenden Amine, da Ameisensäure leicht formylierend wirkt (vgl.<br />

D.7.1.4.2.). In einer weiteren Reaktionsstufe muß dann das gebildete N-disubstituierte Formamid<br />

hydrolysiert werden.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Leuckart-Wallach-Reaktion mit Aldehyden (Tab. 7.246)<br />

In einem 2-1-Rundkolben mit Rückflußkühler legt man l mol des betreffenden Amins vor und<br />

setzt durch den Kühler unter Eiskühlung 5 mol Ameisensäure zu (85% ige bei Reaktionen mit<br />

Formaldehyd, 98%ige bei Reaktionen mit höheren Aldehyden oder Ketonen).<br />

Dann werden pro einzuführende Alkylgruppe 1,2 mol des betreffenden Aldehyds zugefügt<br />

(Formaldehyd als Formalin), und bis zur Beendigung der Kohlendioxidentwicklung wird auf<br />

dem Wasserbad erwärmt (8 bis 12 Stunden).<br />

Man säuert die Lösung mit konz. Salzsäure gegen Kongorot an und dampft im Wasserstrahlvakuum<br />

auf dem Dampfbad bis zur Trockne ein. Der Rückstand wird in wenig kaltem Wasser<br />

gelöst, die Base mit 25%iger Natronlauge in Freiheit gesetzt und dreimal ausgeethert. Dann<br />

trocknet man die Etherextrakte über Ätzkali, dampft den Ether ab und destilliert durch eine<br />

20-cm-Vigreux-Kolonne oder kristallisiert um.<br />

Tabelle 7.246<br />

Amine durch Leuckart-Wallach-Reaktion<br />

Produkt<br />

NA-Dimethyl-butylamin<br />

N^N-Dimethyl-benzylamin<br />

N-Methyl-dicyclohexylamin 1 )<br />

N-Methyl-piperidin<br />

N-Butyl-piperidin<br />

N-Benzyl-piperidin<br />

N,N-Diethyl-furfurylamin<br />

Ausgangsverbindung Kp<br />

in 0 C<br />

Butylamin, Formaldehyd 94<br />

Benzylamin, Formaldehyd 7S3^26)<br />

Dicyclohexylamin, Formaldehyd 1533>2(24)<br />

Piperidin, Formaldehyd 106<br />

Piperidin, Butyraldehyd 682,7(20)<br />

Piperidin, Benzaldehyd H9i,7(i3)<br />

Diethylamin, Furfural 743^2(24)<br />

" 2 D°<br />

ng: 1,3954<br />

ng: 1,4986<br />

1,4895<br />

1,4464<br />

1,4461<br />

1,5252<br />

1,4630<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

1 ) Schäumt das Produkt bei der Destillation stark, so destilliere man unter Normaldruck ohne Kolonne; Kp 268 0 C<br />

80<br />

80<br />

65<br />

70<br />

40<br />

40<br />

45


D. 7.3.1. Reduktion von Carbonylverbindungen durch H-Nucleophile 579<br />

a-Phenyl-ethylamin (Racemat) aus Acetophenon und Arnmoniumforrniat: INGERSOLL, A. W.,<br />

Org. Synth., CoIl. Vol. II (1943), 503.<br />

Amphetamin (C6H5-CH2-CH(NH2) -CH3) und dessen Derivate werden durch Leuckart-Wallach-Synthese<br />

aus Phenylaceton hergestellt. Sie wirken als Sympathikomimetika, sind aber suchterzeugend und deshalb<br />

als Rauschmittel eingestuft und die Verwendung als Dopingmittel verboten.<br />

7.3.1.5. Enzymatische Reduktion<br />

In Gegenwart von Enzymen lassen sich Carbonylgruppen (durch Hydridübertragung) unter<br />

milden Bedingungen reduzieren. Die hierfür geeigneten Oxidoreduktasen sind chirale Katalysatoren,<br />

die aus einem Proteinrest und einem Coenzym (niedermolekulare Wirkgruppe)<br />

bestehen. NADH (hydriertes Nicotinsäureamid-Adenin-Dinucleotid) bzw. dessen phosphorylierte<br />

Form (NADPH) ist eines der Coenzyme in solchen Oxidoreduktasen. Sein hydridübertragender<br />

Molekülteil ist das reduzierte Nicotinsäureamid [7.247], dessen Pyridin-N-Atom glycosidisch<br />

mit Ribose verbunden ist. Das bei der Reaktion entstehende NAD® wird über eine<br />

biochemische Reaktionskette, z. B. durch zugesetzten Zucker, wieder zu NADH reduziert:<br />

I<br />

R<br />

,CONH, O „ OH .<br />

* A =5 "^ * CJ I"«'<br />

Die trigonale Carbonylgruppe (R * R') wird als prochirales System vom chiralen Enzym<br />

bevorzugt von derjenigen Seite angegriffen, die zum thermodynamisch stabilsten (diastereomeren)<br />

Übergangszustand führt. Man erhält daher vorzugsweise (in Ausnahmefällen ausschließlich)<br />

ein Enantiomer des resultierenden Alkohols.<br />

An Stelle des isolierten teuren Enzyms kann man z. B. für die Reduktion von ß-Oxo-carbonsäureestern<br />

die wohlfeile Bäckerhefe verwenden (1...l,5 kg für l mol Substrat). Auf die gleiche<br />

Weise können auch andere ß- bzw. a-Oxo-carbonsäureester, a-Hydroxy-ketone und ähnliche<br />

Verbindungen mit hohem Enantiomerüberschuß reduziert werden (s. auch die folgende Literaturstelle).<br />

(S)-(-)-3-Hydroxy-buttersäureethylester aus Acetessigsäureethylester durch Reduktion mit<br />

Bäckerhefe: SEEBACH, D.; WEBER, R. H.; ZÜGER, M. F., Org. Synth. 63 (1985), 1.<br />

Siehe auch: WIPF, B.; KUPFER, E.; BERTAZZI, R.; LEUENBERGER, H. G. W, HeIv. Chim. Acta 66<br />

(1983), 485.<br />

7.3.1.6. Wolff-Kizhner-Reduktion<br />

Eine wichtige Methode, Aldehyde und Ketone in die entsprechenden Kohlenwasserstoffe<br />

überzuführen, ist die Reduktion nach WOLFF-KIZHNER. Wenn man ein Hydrazin eines Aldehyds<br />

oder Ketons in Gegenwart von Natrium oder Natriumalkoholat im Autoklav auf 200 0 C<br />

erhitzt, so spaltet sich Stickstoff ab, und die Carbonylverbindung geht in den Kohlenwasserstoff<br />

über:<br />

\ 2 \<br />

C=N - CH2 + N2 [7.248]<br />

M ' v ^ ^ '*"-<br />

-N2<br />

[7.249]


580 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

In entsprechender Weise liefert auch die Zersetzung der Semicarbazone den Kohlenwasserstoff.<br />

Eine neuere Variante nach HUANG-MINLON besteht darin, daß das Hydrazon in einem hochsiedenden<br />

Lösungsmittel (Diglycol oder Triglycol) aus Carbonylverbindung und Hydrazin dargestellt<br />

und sofort ohne Isolierung auf 195 0 C erhitzt wird, wobei drucklos gearbeitet werden<br />

kann. Da man das Reaktionswasser gleichzeitig aus dem System abdestillieren läßt, ist es möglich,<br />

an Stelle des teuren Hydrazinhydrats die billige 85%ige wäßrige Lösung und an Stelle von<br />

Natrium oder Natriumalkoholat Ätznatron oder Ätzkali einzusetzen.<br />

Ketone und Oxocarbonsäuren reagieren sehr glatt und in hohen Ausbeuten. ß-Oxo-carbonsäureester<br />

lassen sich auf diese Weise nicht reduzieren, da sich Pyrazolone bilden (vgl. [7.59]).<br />

Doppelbindungen in Alkylresten werden isomerisiert und z. T. hydriert (Reduktion der Nitrogruppe<br />

vgl. [8.9]).<br />

Bei der Reaktion mit Aldehyden können sich Azine bilden. In diesem Falle arbeitet man<br />

daher besser mit Hydrazinhydrat in größerem Überschuß (6 bis 10 mol).<br />

Die Huang-Minlon-Variante gestattet es vor allem, auch größere Ansätze mühelos zu bewältigen,<br />

und ist in dieser und anderer Hinsicht der Clemmensen-Reduktion häufig überlegen.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Wolff-Kizhner-Reduktion von Ketonen (Tab. 7.250)<br />

| Achtung! Vorsicht beim Ausethern der stark alkalischen Lösung! Schutzbrille!<br />

l mol des betreffenden Ketons wird mit 3 mol 85%iger Hydrazinhydtatlösung 1 ), 4 mol fein<br />

gepulvertem Ätzkali (bei Oxosäuren 5 mol) und 1000 ml Triglycol 2 Stunden unter Rückfluß<br />

gekocht. Danach versieht man den Kolben mit einem absteigenden Kühler, destilliert langsam<br />

ein Gemisch von Hydrazin und Wasser ab, bis die Temperatur im Reaktionsgemisch 195 0 C<br />

beträgt, 2 ) und hält bei dieser Temperatur, bis die Stickstoffentwicklung beendet ist (etwa<br />

4 Stunden). 3 ) Von den leichter flüchtigen Kohlenwasserstoffen befindet sich schon ein großer<br />

Teil im Destillat. Nach dem Abkühlen wird mit dem gleichen Volumen Wasser verdünnt und<br />

mit konz. Salzsäure angesäuert, sofern eine Oxocarbonsäure reduziert wurde. Dann ethert<br />

man mehrfach aus, vereinigt mit evtl. schon während der Reduktion abdestilliertem Produkt,<br />

wäscht mit verd. Salzsäure und mit Wasser und trocknet über Calciumchlorid. Anschließend<br />

destilliert man den Ether ab und destilliert oder kristallisiert den verbleibenden Rückstand.<br />

Ausbeute 80 bis 95%.<br />

Tabelle 7.250<br />

Wolff-Kizhner-Reduktion<br />

Produkt Ausgangsverbindungen Kp (bzw. F) n 2 **<br />

in 0 C<br />

Ethylbenzen Acetophenon 136 1,4959<br />

Propylbenzen Propiophenon 572,7(20) 1,4920<br />

Butylbenzen Butyrophenon 7S1^10) 1,4898<br />

l-Brom-4-ethyl-benzen 4-Brom-acetophenon 942>0(15) 1,5488<br />

l-Chlor-4-ethyl-benzen 4-Chlor-acetophenon 8O2^1S) 1,5190<br />

l-Ethyl-3,4-dimethoxybenzen 3,4-Dimethoxy-acetophenon 112^2(9)<br />

l-Ethyl-4-methoxybenzen 4-Methoxy-acetophenon 9O2^21) 1,5038<br />

1 J Der Verwendung von höher konzentriertem Hydrazinhydrat steht nichts im Wege. Zur Konzentrierung<br />

stärker wasserhaltiger Lösungen und zur Gehaltsbestimmung vgl. Reagenzienanhang.<br />

2 ) Das Innenthermometer muß mit einer Metallhülse geschützt werden (warum?). Erhitzt man in einem<br />

Metallbad, in das der Kolben tief eintaucht genügt Temperaturmessung im Bad.<br />

3 ) Um das Ende der Gasentwicklung zu erkennen, führt man vom Destillationsvorstoß einen Schlauch von<br />

Zeit zu Zeit in ein wassergefülltes Gefäß. (Vorsicht, daß das Wasser bei evtl. Abkühlen nicht zurücksteigt!)<br />

Voraussetzung sind Dichtigkeit der Apparatur sowie gleichmäßiges Erhitzen.


Tabelle 7.250 (Fortsetzung)<br />

Produkt<br />

l-Ethyl-4-methyl benzen<br />

4-Phenyl-buttersäure<br />

Undecan- 1,11 -dicarbonsäure<br />

(Brassylsäure)<br />

Heptansäure<br />

Octansäure<br />

Nonansäure (Pelargonsäure)<br />

D. 7.3.1. Reduktion von Carbonylverbindungen durch H-Nucleophile 581<br />

Ausgangsverbindungen<br />

4-Methyl-acetophenon<br />

3-Benzoyl-propionsäure<br />

Methylen-bis(dihydroresorcinol) 1 )<br />

6-Oxo-heptansäure<br />

6-(bzw. 7-)Oxo-octansäure<br />

6-(bzw. 7-)Oxo-nonansäure<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

162<br />

F 50<br />

FH2<br />

(Essigester)<br />

H9ij


582 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

7.3.2. Katalytische Hydrierung von Carbonylverbindungen<br />

Die heterogen katalysierte Hydrierung der C=O-Gruppe verläuft ähnlich wie die der C=C-<br />

Doppelbindung (D.4.5.2.). Wasserstoff wird auf der Oberfläche des Katalysators unter Bildung<br />

von Hydridkomplexen chemisorbiert und reagiert in dieser Form mit der ebenfalls adsorbierten<br />

Carbonylverbindung. Aldehyde und Ketone werden dabei zu Alkoholen hydriert:<br />

C=O + H2 -^ 9 - HC-OH [7.253]<br />

Für die katalytische Hydrierung von Carbonyl- und carbonylanalogen Verbindungen verwendet<br />

man prinzipiell die gleichen Katalysatoren wie zur Hydrierung der C=C-Doppelbindung<br />

(vgl. D.4.5.2.). Im Laboratorium sind vor allem Raney-Nickel, Platin und Palladium<br />

gebräuchlich.<br />

Wie andere Carbonylreaktionen läßt sich auch die Hydrierung durch Säuren beschleunigen.<br />

Die Edelmetalle stellen daher im sauren Medium wirksamere Katalysatoren dar als in neutraler<br />

oder alkalischer Lösung. Beim Arbeiten mit Raney-Nickel liefert dagegen ein stark basischer<br />

Kontakt (z. B. nach URUSHIBARA) die besten Ergebnisse.<br />

Entsprechend ihrer Stellung in der Reaktivitätsreihe [7.3] der Carbonylverbindungen werden<br />

Aldehyde und Ketone besonders leicht hydriert. Platin und Palladium als Katalysatoren<br />

sind hierfür jedoch relativ träge, so daß z. B. ohne weiteres selektive Reduktionen a,ß-ungesättigter<br />

Ketone zu den gesättigten Ketonen (vgl. Tab. 4.124) möglich sind, die auch mit alkalifreien,<br />

durch Säuren oder Methyliodid desaktivierten Raney-Nickel-Katalysatoren gelingen.<br />

Alkalihaltiges Raney-Nickel dagegen greift die Carbonylgruppe sehr leicht an, so daß z.B.<br />

ungesättigte Ketone gleich bis zu den gesättigten Alkoholen reduziert werden.<br />

Nitrite, Azomethine, Oxime u. a. werden mit Platin und Palladium als Katalysatoren leicht<br />

hydriert, Raney-Nickel erfordert im allgemeinen Temperaturen um 100 0 C. Bei der Hydrierung<br />

von Nitrilen entstehen sehr häufig secundäre und tertiäre Amine als Nebenprodukte. Diese<br />

Nebenreaktionen verlaufen über das intermediär entstehende Aldimin ([7.254], II), das mit<br />

schon gebildetem primärem Amin (III) ein Azomethin bildet:<br />

R-CEN ^* R-CH=NH ^* R-CH2-NH2<br />

I II III<br />

-NH3I +m<br />

R-CH=N-CH2-R —— (RCH2J2NH<br />

IV V<br />

Welche analogen Nebenprodukte sind bei der Hydrierung Schiffscher Basen zu erwarten?<br />

Die genannten unerwünschten Konkurrenzreaktionen lassen sich durch Verwendung eines<br />

stark alkalischen Raney-Nickels oder durch Hydrierung in Gegenwart von Ammoniak weitgehend<br />

vermeiden.<br />

Schwefel wird bei katalytischen Hydrierungen von Thiolen, Thioethern und Thioacetalen als Schwefelwasserstoff<br />

abgespalten. Darauf beruht eine wichtige Reaktion zur Überführung von Ketogruppen in<br />

Methylengruppen über die Dithiolane (vgl. [7.32]). Auch Halogene können u.U. durch Wasserstoff ersetzt<br />

werden.<br />

Nach der Reaktivitätsreihe [7.3] ist zu erwarten, daß auch Säurechloride sehr leicht katalytisch reduziert<br />

werden. Tatsächlich gelingt die Reduktion zum Aldehyd mit Hilfe eines partiell vergifteten Palladiumkatalysators,<br />

der zwar gestattet, das Säurechlorid zu hydrieren, aber nicht mehr in der Lage ist, den gebildeten<br />

Aldehyd anzugreifen (Rosenmund-Reduktion).


D. 7.3.2. Katalytische Hydrierung von Carbonylverbindungen 583<br />

Freie Säuren, Ester und Amide werden dagegen unter Bedingungen unter denen Aldehyde,<br />

Ketone, Nitrile, Schiffsche Basen usw. hydriert werden, nicht angegriffen. So läßt sich z. B. aus<br />

Acetessigester leicht ß-Hydroxy-buttersäureester darstellen.<br />

Zur katalytischen Hydrierung von Carbonsäuren und Estern eignet sich am besten ein Kupferchromitkatalysator<br />

bei hohen Temperaturen (100 bis 30O 0 C) und hohem Druck (20 bis<br />

3OMPa (200 bis 300 atm). Diese Methode ist vor allem in der Technik von Bedeutung, während<br />

die Reduktion von Estern im Laboratorium einfacher auf andere Weise (Bouveault-Blanc-<br />

Reduktion, vgl. [7.261]; Reduktion mit komplexen Hydriden, vgl. D.7.3.1.1.) gelingt.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur katalytischen Hydrierung von Ketonen, Aldehyden, Nitrilen,<br />

Oximen und Azomethinen (Tab. 7.255)<br />

I<br />

Über die allgemeine Arbeitsweise und die Sicherheitsvorkehrungen bei katalytischen<br />

Hydrierungen unterrichte man sich in D.4.5.2. und A. 1.8.2.!<br />

l mol der betreffenden Carbonylverbindung wird im doppelten Volumen Methanol gelöst,<br />

Raney-Urushibara-Nickel 1 ) aus 30g Legierung (30% Nickel) zugesetzt und im Rühr- oder<br />

Schüttelautoklav bei einem Druck von etwa 10 MPa (100 atm) hydriert. Bei einfachen, wenig<br />

verzweigten Aldehyden und Ketonen kann man bei Raumtemperatur arbeiten, a-tertiäre<br />

Aldehyde, Ketone und Nitrile werden bei 90 0 C umgesetzt.<br />

Nach Abkühlen und Entspannen des Autoklavs wird vom Katalysator abfiltriert und das<br />

Lösungsmittel abdestilliert. Den verbleibenden Rückstand reinigt man durch Destillation oder<br />

Kristallisation. Ausbeute 80 bis 90%.<br />

Kleinere Ansätze lassen sich bei den angegebenen Temperaturen auch unter Normaldruck<br />

durchführen. Die Katalysatormenge wird dabei zweckmäßig vergrößert.<br />

Tabelle 7.255<br />

Katalytische Hydrierung von Carbonyl- und carbonylanalogen Verbindungen<br />

Produkt<br />

Heptanol<br />

Tetrahydrufurfurylalkohol<br />

Butan-2-ol<br />

Cyclopentanol<br />

ß-Hydroxy-buttersäureethylester<br />

a-Phenyl-ethanol<br />

Diphenylmethanol<br />

4-Phenyl-butan-2-ol<br />

1 ,2-Diphenyl-ethylenglycol<br />

(Hydrobenzoin)<br />

3,3-Dimethyl-butan-2-ol<br />

Menthol<br />

4-Hydroxy-l-methyl-piperidin-<br />

3-carbonsäureethylester<br />

D-Sorbit 1 )<br />

Benzylanilin 2 )<br />

Hexamethylendiamin<br />

ß-Phenyl-ethylamin<br />

Ausgangsverbindung<br />

Heptanal<br />

Furfural<br />

Butanon<br />

Cyclopentanon<br />

Acetessigsäureethylester<br />

Acetophenon<br />

Benzophenon<br />

Benzylidenaceton<br />

Benzoin<br />

Pinacolon<br />

p-Menth-1 -en-3-on<br />

l -Methyl-piperid-4-on-<br />

3-carbonsäureethylester<br />

D-Glucose<br />

Benzylidenanilin<br />

Adiponitril<br />

Benzylcyanid<br />

I Alkalisches Raney-Nickel, vgl. Reagenzienanhang.<br />

Kp (bzw. F) in 0 C<br />

781>3(10)<br />

8O2Jt20)<br />

100<br />

140<br />

74 1,5(11)<br />

94^12)<br />

17O1J^3)<br />

F68(Ligroin)<br />

US1Ja3)<br />

F 139 (W.)<br />

120<br />

1 2 30,5(4)<br />

,;F36<br />

F etwa 100<br />

1731,3(10);F39<br />

881,5(11);F40<br />

83^9(14)<br />

n 2 ?<br />

1,4235<br />

1,4498<br />

1,3971<br />

1,4530<br />

1,4182<br />

1,5211<br />

1,5165<br />

1,4148<br />

1,3742<br />

1,5321


584 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Tabelle 7.255 (Fortsetzung)<br />

Produkt<br />

3-Acetamido-piperid-2-on-3-carbonsäureethylester<br />

3 )<br />

N-(3-Amino-propyl)-£-caprolactam 4 )<br />

Ausgangsverbindung<br />

1 - Acetamido-3-cyan-propan- 1,1dicarbonsäurediethylester<br />

N-(2-Cyan-ethyl)-e-caprolactam<br />

Kp in 0 C<br />

F 138 (EtOH)<br />

1 !0...12O0^2)<br />

1 J Hydrierung in wäßrigem Ethanol bei 7O 0 C durchführen; der nach Abdestillieren des Lösungsmittels<br />

zurückbleibende Sirup wird im Exsikkator über Calciumchlorid aufbewahrt; kristallisiert nur schwer,<br />

evtl. nach Animpfen.<br />

2 ) Hydrierung in Essigsäureethylester bei 20 0 C durchführen.<br />

3 ) Ethanol als Lösungsmittel verwenden! Um welchen Reaktionstyp handelt es sich bei dem nach der<br />

Hydrierung spontan erfolgenden Ringschluß? - Verseifung mit Salzsäure führt zum Ornithin (man formuliere<br />

diese Reaktion!): ALBERTSON, N.F.; Archer, S., J. Am. Chem. Soc. 67 (1945), 2043.<br />

4 ) Ausbeute 50%; wenn als Lösungsmittel mit Ammoniak gesättigtes Methanol verwendet wird, steigt die<br />

Ausbeute.<br />

Die präparative und technische Bedeutung der erwähnten Hydrierungsreaktionen für die Darstellung<br />

von Alkoholen und Aminen ist beträchtlich. In der Technik gewinnt man auf diese Weise z. B. Butanol aus<br />

Crotonaldehyd und 2-Ethyl-hexanol über 2-Ethyl-3-hydroxy-hexanal (Butyraldol). Diese beiden Alkohole<br />

werden im wesentlichen zu Estern weiterverarbeitet (Lösungsmittel, Weichmacher, vgl. Tab. 7.42). In größtem<br />

Umfang wird die Hydrierung von Kohlenmonoxid durchgeführt: An einem Zinkoxid-Chromiumoxid-<br />

Kontakt bei 300 bis 400 0 C und hohem Druck (20 MPa (200 atm)) entsteht Methanol. Es wird hauptsächlich<br />

zur Produktion von Formaldehyd (vgl. Tab. 6.40), der Methylamine, als Lösungsmittel und Gefrierschutzmittel<br />

verwendet.<br />

Bei einer um etwa 4O 0 C höheren Temperatur und mit einem alkalisierten Kontakt erhält man neben<br />

Methanol höhere Iso-Alkohole (bis Cy), in der Hauptsache Isobutylalkohol („Isobutylölsynthese"). Auch<br />

diese Alkohole werden vornehmlich zu Estern verarbeitet<br />

Die katalytische Reduktion von Fettsäuren und Fettsäureestern (aus natürlichen Fetten oder Paraffinoxidationsprodukten,<br />

vgl. D.6.5.) liefert höhere Fettalkohole, die für die Synthese von Waschmitteln<br />

Bedeutung haben (Fettalkoholsulfate). Niedere Alkohole (C4 bis C9) aus Fettsäuren der Paraffinoxidation<br />

sind Ausgangsprodukte für Ester (s. oben).<br />

Durch Reduktion von Adiponitril wird Hexamethylendiamin hergestellt, das als Aminkomponente in<br />

Polyamiden Verwendung findet (Nylon, vgl. D.7.I.4.2.).<br />

Führt man die Hydrierung von Aldehyden und Ketonen in Gegenwart von Ammoniak,<br />

primären oder secundären Aminen durch, erhält man statt der Alkohole die entsprechenden<br />

primären, secundären oder tertiären Amine (reduktive Aminierung) 1 ):<br />

C=O + NHR2 +h2 '» CH-NR2 R = H, Alkyl, Aryl [7.256]<br />

/ - H2O /<br />

Man wird als Zwischenprodukte die Azornethine bzw. Enarnine anzunehmen haben. Auch<br />

hier muß mit den bei der Nitrilhydrierung beschriebenen Nebenreaktionen gerechnet werden.<br />

Man setzt daher die Aminkomponente im allgemeinen im Überschuß ein.<br />

Von den aliphatischen Aldehyden sind nur die mit Kettenlängen über €5 gut katalytisch<br />

reduktiv zu aminieren, während die niedrigen Aldehyde leicht andere (z. B. aldolartige) Kondensationsprodukte<br />

ergeben. Aliphatische und aromatische Ketone und aromatische Aldehyde<br />

reagieren dagegen glatt.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur katalytischen reduktiven Aminierung von Aldehyden und<br />

Ketonen (Tab. 7.257)<br />

*<br />

' I Achtung! Der Autoklav darf keine kupfernen Teile besitzen, die mit der ammoniakalischen<br />

| Lösung in Berührung kommen können. (Viele Manometer besitzen kupferne Bauteile!)<br />

G<br />

l 1 1 J Die Reaktion wird auch als reduktive Alkylierung (des Ammoniaks bzw. Amins) bezeichnet. Zur reduktiven<br />

Aminierung mittels Ameisensäure und Aminen (Leuckart-Wallach-Reaktion) vgl. D.7.3.1.4.<br />

n 2 ?


I<br />

D. 7.3.2. Katalytische Hydrierung von Carbonylverbindungen 585<br />

Über die allgemeinen Sicherheitsvorkehrungen bei katalytischen Hydrierungen vgl. A. 1.8.2.<br />

und D.4.5.2.<br />

A. Darstellung primärer Amine<br />

\ mol der Carbonylverbindung wird in 500 ml Methanol gelöst, das bei 1O 0 C mit Ammoniak<br />

gesättigt wurde (etwa 5,5 mol). Nach Zugabe von Raney-Nickel aus 30g Legierung hydriert<br />

man im Schüttel- oder Rührautoklav bei 90 0 C und 10 MPa (100 atm).<br />

Nach Beendigung der Wasserstoffaufnahme wird entspannt, vom Katalysator abfiltriert und<br />

überschüssiges Ammoniak mit dem Lösungsmittel abdestilliert. Den Rückstand säuert man<br />

mit 20%iger Salzsäure gegen Kongorot an und ethert die nichtbasischen Verunreinigungen<br />

aus. Der Etherextrakt wird verworfen, die wäßrige Lösung unter guter Kühlung mit 40%iger<br />

Natronlauge alkalisiert und mehrfach ausgeethert. Die Etherlösung trocknet man über Ätzkali.<br />

Nach Verdampfen des Lösungsmittels wird über eine 20-cm-Vigreux-Kolonne destilliert.<br />

B. Darstellung secundärer Amine<br />

l mol der Carbonylverbindung wird mit einer Lösung von l mol des betreffenden primären<br />

Amins in 200 ml Methanol versetzt und wie oben hydriert und aufgearbeitet.<br />

Tabelle 7.257<br />

Katalytische reduktive Aminierung von Aldehyden und Ketonen<br />

Produkt<br />

Benzylamin<br />

N-Benzyl-methylamin<br />

N-Benzylanilin<br />

N-Benzyl-ß-phenyl-ethylamin<br />

1 )<br />

Furfurylamin<br />

rac-a-Phenyl-ethylamin<br />

rac-2-Amino-l -phenylpropan<br />

1 )<br />

rac-2-Methylamino-<br />

1 -phenyl-propan ] )<br />

Cyclohexylamin<br />

Dicyclohexylamin<br />

Ausgangsverbindungen<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

Benzaldehyd, Ammoniak<br />

Benzaldehyd, Methylamin<br />

Benzaldehyde, Anilin<br />

Benzaldehyd,<br />

ß-Phenyl-ethylamin<br />

75i,i(8><br />

82i ,6(12)<br />

172^10); F 39<br />

1701,2(9)<br />

Hydrochlorid:F261<br />

Furfural, Ammoniak<br />

145<br />

Acetophenon, Ammoniak<br />

Phenylaceton, Ammoniak<br />

7Oi ,3(io)<br />

92L6(i2)<br />

Hydrochlorid:,<br />

F 152<br />

Phenylaceton, Methylamin 932,o(i5)<br />

Hydrochlorid:<br />

F 140<br />

Cyclohexanon, Ammoniak 134<br />

Cyclohexanon,<br />

Cyclohexylamin<br />

12<br />

O23(I7)<br />

F 20<br />

" 2 D 0<br />

1,5424<br />

1,5222<br />

!,4886<br />

1,5282<br />

!,519O<br />

1,5123<br />

!,4372<br />

1,4852<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Diese Amine werden besser als Hydrochloride aufbewahrt: Man löst sie unter Kühlung in überschüssigem,<br />

chlorwasserstoffgesättigtem abs. Alkohol (HCl-Gehalt durch Auswägen bestimmen!) und versetzt<br />

zur Fällung des Salzes mit abs. Ether. Vorsicht, es handelt sich um Gifte!<br />

Chirale Verbindungen werden bei den üblichen chemischen Synthesen als l:!-Gemische der beiden möglichen<br />

Enantiomeren (D, L; R, S) erhalten. Im Gegensatz hierzu bilden sich in der Natur nahezu ausschließlich<br />

enantiomerenreine Verbindungen. Die Enantiomere eines Stoffes haben in der Regel völlig unterschiedliche<br />

biologische Wirkungen, z. B. bei Geruch, Geschmack, physiologischer und pharmakologischer<br />

Wirksamkeit.<br />

Eine Möglichkeit, zu reinen Enantiomeren zu gelangen, ist die Trennung eines synthetisch anfallenden<br />

racemischen Gemisches 1 ). Racemate saurer Produkte lassen sich beispielsweise mit den natürlich zugänglichen<br />

Basen (-)-Brucin und (-)-Chinin zu den diastereomeren Salzen umsetzen, die dann aufgrund ihrer<br />

unterschiedlichen physikalischen und chemischen Eigenschaften getrennt werden können, vgl. C.7.3.3.1.<br />

l Eine weitere Möglichkeit ist die asymmetrische Synthese, vgl. C.7.3.3.2.<br />

80<br />

90<br />

90<br />

70<br />

50<br />

80<br />

90<br />

80<br />

80<br />

70


586 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Ein Beispiel für eine ungewöhnlich einfach verlaufende derartige Racemattrennung ist die Spaltung des<br />

oben dargestellten rac-a-Phenyl-ethylamins. Von den beiden Enantiomeren bildet nämlich nur die (/?)-(+)-<br />

Form eine kristalline Additionsverbindung mit 2,3,4,6-Tetraacetyl-o-glucose.<br />

Die reinen Enantiomeren des a-Phenyl-ethylamins sind häufig anstelle der oben angeführten basischen<br />

Naturprodukte für andere Racemattrennungen verwendbar.<br />

Trennung von racemischem a-Phenyl-ethylamin in die Enantiomeren 1 )<br />

0,15 mol Tetraacetyl-D-glucose (ß-Form oder aus a- und ß-Gemisch bestehender Sirup) werden<br />

in 100 ml Ether mit 0,1 mol racemischem a-Phenyl-ethylamin in 20 ml Ether verrieben. Nach<br />

kurzer Zeit beginnt die Kristallisation des Addukts aus (R)-(+)-a-Phenyl-ethylamin mit Tetraacetyl-D-glucose.<br />

Man bewahrt noch 3 Stunden bei -78 0 C auf, saugt schnell ab und wäscht<br />

zweimal mit je 40 ml kaltem Ether. Ausbeute 98%.<br />

Zur Gewinnung der freien (R)-(-t-)-Base wird in 100 ml Chloroform gelöst und die Lösung<br />

zweimal mit je 100 ml 4 N Salzsäure extrahiert. Um die letzten Reste der Tetraacetyl-D-glucose<br />

abzutrennen, extrahiert man die salzsaure Lösung noch zweimal mit Chloroform und alkalisiert<br />

sie schließlich mit 40%iger Natronlauge unter guter Kühlung. Dann wird mit Ether extrahiert,<br />

über Ätzkali getrocknet und destilliert. Kpi,3(i0) 7O 0 C; [a]D 9 +35,9° (PhH). 2 )<br />

Die Tetraacetyl-D-glucose läßt sich aus der nochmals mit Salzsäure extrahierten Chloroformlösung<br />

nach Trocknen mit Calciumchlorid und Abdampfen des Chloroforms als Sirup wiedergewinnen.<br />

Sie kann erneut für die Spaltung in die Antipoden eingesetzt werden.<br />

Das (S)-(-)-a-Phenyl-ethylamin wird der Ethermutterlauge des kristallinen (R)-(+)-Addukts<br />

durch Extraktion mit Salzsäure nach der oben für die (R)-(+)-Base beschriebenen Arbeitsweise<br />

entzogen und destillativ gewonnen. Kpi 3(i0) 7O 0 C; [a]i 9 -34,6° (PhH). 2 )<br />

Enantiomerentrennung von a-Phenyl-ethylamin mit Weinsäure: THEILACKER, W.; WINKLER,<br />

H. G., Chem. Ber. 87 (1954), 690.<br />

7.3.3. Reduktion von Carbonylverbindungen durch unedle Metalle<br />

und niedervalente Metallverbindugen<br />

In Metallen sind die Valenzelektronen frei beweglich („Elektronengas") und können formal<br />

als „nucleophiles Reagens" an die Carbonylgruppe addiert werden:<br />

+ >c-öi 0<br />

^- V ^1 - / ~<br />

/ -<br />

i n m<br />

[7.259]<br />

Das Ergebnis dieser Reaktionen ist eine Reduktion der Carbonylverbindung. Dabei entsteht<br />

zunächst entweder durch Aufnahme eines Elektrons das Radikalanion I oder durch Aufnahme<br />

von 2 Elektronen das Dianion IV. Das Radikalanion I kann unter Bildung des 1,2-Diols<br />

1 J HELFERICH, B.; PORTZ, W., Chem. Ber. 86 (1953), 1034.<br />

2 ) Da die Enantiomeren nicht völlig rein sind, ergeben sich verschiedene Drehwinkel!


D. 7.3.3. Reduktion von Carbonylverbindungen durch unedle Metalle und ... 587<br />

III dimerisieren, ein Fall, der bei der Reduktion von Ketonen mit metallischem Magnesium<br />

verwirklicht ist, während das Dianion IV als starke Base dem Lösungsmittel Wasserstoffionen<br />

entreißt und dabei in den Alkohol V übergeht.<br />

Naturgemäß können sich diese Redoxvorgänge nur an der Oberfläche des Metalls abspielen.<br />

Es kommt dabei zu einer mehr oder weniger festen Bindung der Carbonylverbindung an<br />

das Metall (Chemisorption). Nach Beendigung der Elektronenübertragung wird das chemisorbierte<br />

Molekül wieder desorbiert. Für jedes entzogene Elektron geht die entsprechende<br />

Anzahl Metallatome als Kationen in Lösung:<br />

(|Znl ~ Zn 20 + 2e 0 ) + C=O + H® l(f-5-H -^-— H-C-OH [7.260]<br />

VLJ / ~ / ~ |<br />

Zu einer solchen Reduktion sind entsprechend ihrer Stellung in der elektrochemischen<br />

Spannungsreihe nur die unedlen Metalle befähigt. Die Alkalimetalle reduzieren auch die reaktionsträgen<br />

Carbonylverbindungen (z. B. Carbonsäureester), während Magnesium und Aluminium<br />

nur mit Aldehyden und Ketonen reagieren. Zink und Eisen schließlich sind selbst dazu<br />

nur noch in saurer Lösung in der Lage. (VgI. aber auch die katalytische Hydrierung von Carbonylverbindungen,<br />

D.7.3.2.)<br />

Die Reduktion von Carbonylverbindungen durch unedle Metalle, wie (amalgamiertes)<br />

Magnesium bzw. Aluminium, Eisen, Zink u. a. kann sowohl zu den Reduktionsprodukten entsprechend<br />

[7.258], als auch zu solchen, die der Gleichung [7.259] entsprechen, führen. Welche<br />

Umsetzung bevorzugt ist, hängt einmal von der Art der Carbonylverbindung, zum anderen<br />

auch von den Reaktionsbedingungen (Metall, Lösungsmittel usw.) ab. Aldehyde und Ketone<br />

werden durch die genannten Metalle und in Lösungsmitteln, die aktive Wasserstoffatome enthalten<br />

(z.B. Wasser, verdünnte Säuren und Alkalien, Alkohole), bevorzugt zu den entsprechenden<br />

Alkoholen, Azomethine zu Aminen reduziert. 1 ) Mit Magnesium- oder Aluminiumamalgam<br />

in Lösungsmitteln, die keinen aktiven Wasserstoff enthalten (z. B. Toluen), ergeben<br />

Ketone dagegen in der Hauptsache 1,2-Diole (Pinacole) 2 ). Man formuliere die im folgenden<br />

beschriebene Bildung des Pinacols aus Aceton ([7.258], II entspricht in diesem Falle dem<br />

Magnesiumpinacolat!) und diskutiere die Abhängigkeit der Reduktionsprodukte vom<br />

Lösungsmittel!<br />

Darstellung von 2,3-Dimethyl-butan-2,3-diol (Pinacol)<br />

In einen trockenen 1-1-Zweihalskolben mit Tropftrichter und Intensivkühler mit Calciumchloridrohr<br />

werden l mol trockene Magnesiumspäne und 200 ml trockenes Toluen 3 ) gegeben. Aus<br />

dem Tropftrichter setzt man nun etwa 25 ml einer Lösung von 0,1 mol Quecksilber(II)-chlorid<br />

in 2 mol gut getrocknetem Aceton 3 ) zu. Sollte die Reaktion nicht innerhalb weniger Minuten<br />

anspringen, wird kurz im Wasserbad erwärmt, bis die Lösung allein weitersiedet. Das Heizbad<br />

wird entfernt und die Aceton-Quecksilberchlorid-Lösung so rasch zugetropft, wie dies die<br />

Kühlerkapazität erlaubt. Schließlich setzt man noch eine Lösung von l mol trockenem Aceton<br />

in 60 ml trockenem Toluen zu und erhitzt auf dem Wasserbad, bis das Magnesium völlig verschwunden<br />

ist. Das gebildete Magnesium-Pinacolat füllt als stark quellende Masse schließlich<br />

den ganzen Kolben aus, so daß ein- bis zweimal während der ganzen Zeit der Kühler entfernt<br />

und der mit einem Stopfen verschlossene Kolben kräftig durchgeschüttelt werden muß<br />

(Schutzbrille!), ehe weiter unter Rückfluß erwärmt werden kann.<br />

1 ) Auch reduktive Aminierungen von Ketonen gelingen z. B. mit Aluminiumamalgam.<br />

2 ) Diese Verbindungen werden häufig als Pinacone bezeichnet, die hier verwendete Bezeichnung Pinacol<br />

bringt den Alkoholcharakter der Verbindungen jedoch besser zum Ausdruck.<br />

3 ) VgI. Reagenzienanhang.


588 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Zur Hydrolyse des Magnesiumsalzes setzt man nach Beendigung der Reaktion durch den<br />

Kühler 60 ml Wasser zu und kocht eine weitere Stunde. Dann wird auf 50 0 C gekühlt und vom<br />

Magnesiumhydroxid abgesaugt, das mit 150 ml Toluen ausgekocht und erneut abfiltriert wird.<br />

Das Toluen wird mit dem ersten Filtrat vereinigt. Diese Lösung engt man unter Abdestillieren<br />

des Lösungsmittels zur Hälfte ein, setzt 70 ml Wasser zu und kühlt unter Rühren im Eisbad ab,<br />

wobei Pinacolhexahydrat ausfällt. Nach einer Stunde wird abfiltriert und mit Toluen gewaschen.<br />

Das an der Luft getrocknete Präparat ist für die Weiterverarbeitung rein genug. Es kann<br />

aus Wasser umkristallisiert werden. F 46 0 C; Ausbeute 40%.<br />

Das wasserfreie Pinacol läßt sich durch azeotrope Entwässerung mit Toluen und Destillation<br />

im Vakuum erhalten. Kpi,7(i3) 75 0 C; F43 0 C.<br />

Eine ganz ähnliche Reaktion ist auch bei der Reduktion von Carbonsäureestern oder Säurechloriden<br />

durch Natrium in Gegenwart von Alkohol (Bouveault-Blanc-Reduktiori) als erster<br />

Reaktionsschritt anzunehmen. Entsprechend dem allgemeinen Reduktionsschema [7.259]<br />

ergibt sich weiter folgender Verlauf der Umsetzung:<br />

[7.261]<br />

Das Halbacetal-Natriumsalz des Aldehyds (III) zerfällt sofort zu Alkoholat und Aldehyd. Dieser<br />

wird in gleicher Weise reduziert, und es entsteht das Natriumsalz eines primären Alkohols.<br />

Insgesamt sind also pro mol Ester 4 mol Natrium und 2 mol Alkohol erforderlich. Man formuliere<br />

die Summengleichung der Reaktion!<br />

In Abwesenheit von Alkohol, d. h. bei der Reaktion eines Esters oder Chlorids mit metallischem Natrium<br />

allein, kann die Reaktion nicht in dieser Form ablaufen. Es entsteht zunächst entsprechend [7.258]<br />

das Produkt [7.262], I, das über das Diketon II zu einem Acyloin reduziert wird:<br />

o /d/ 0 0 IoMoI 0 o o<br />

// . / / I l Il Il<br />

2Na- +2R-C g- 2 R-Cx R-C-C-R R-C-C-R<br />

OR ~ 2Na OR<br />

rO O<br />

MI n<br />

2Na- + R-C-C-R 2 Na 0<br />

0 0 0<br />

IOI CK IOIIOI<br />

l n j I i<br />

R C^G R ** *" R G-C R<br />

n ni<br />

Di-Natriumsalz des Acyloins<br />

[7.262]<br />

Man begründe die Bildung des Diketons [7.262], II aus dem primären Dimerisationsprodukt I und erläutere<br />

die sich anschließende Reduktion einer Carbonylgruppe zum Di-Natriumsalz des Acyloins!


D. 7.3.3. Reduktion von Carbonylverbindungen durch unedle Metalle und ... 589<br />

Die Salze der Endiole III gehen beim Ansäuern in die freien Acyloine über:<br />

0 OI IÖI G @ HO OH O OH<br />

R-C=C-R +2H - R-C=C-R ^==- R-C-CH-R [7.263]<br />

ffl Acyloin<br />

Es ist bei der Bouveault-Blanc-Reduktion erwünscht, daß der angewandte Alkohol nicht<br />

leicht mit Natrium reagiert, weil sonst viel Natrium ungenutzt verbraucht wird und gasförmiger<br />

Wasserstoff in großen Mengen entweicht, der keinerlei Reduktionswirkung auf den Ester<br />

besitzt.<br />

Am besten eignen sich secundäre Alkohole, wie das Isomerengemisch der drei Methylcyclohexanole,<br />

das technisch billig aus dem Gemisch der drei Cresole erhalten werden kann (wie?),<br />

im Laboratorium auch Isopropylalkohol oder Cyclohexanol.<br />

Die Bouveault-Blanc-Reduktion liefert auch bei Nitrilen ausgezeichnete Ergebnisse. Es entstehen<br />

primäre Amine.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Bouveault-Blanc-Reduktion von Estern und Nitrilen<br />

(Tab. 7.264)<br />

Achtung! Beim Umgang mit Natrium und konzentrierten Laugen Schutzbrille tragen!<br />

Größte Vorsicht ist beim Zersetzen des Reaktionsgemisches geboten. Das Wasser darf erst<br />

dann zu gegeben werden, wenn alle Natriumreste verschwunden sind.<br />

Alle Apparateteile und Reagenzien müssen vollkommen trocken sein. Der Alkohol wird<br />

am besten nach der Magnesiummethode getrocknet 1 ), das Xylen über Natrium und der<br />

Ester bzw. das Nitril durch Vakuumdestillation.<br />

In einem 2-Liter-Dreihalskolben mit Hershberg-Rührer (vgl. Abb. A.6g), Intensivkühler mit<br />

Calciumchloridrohr und Tropftrichter erhitzt man 4,5 mol Natrium und eine Spatelspitze Stearinsäure<br />

(als Emulgator) unter 800 ml (bei Dicarbonsäureestern 1000 ml auf 0,5 mol Ester)<br />

Xylen bis zum Schmelzen. Dann wird die Heizung entfernt und der Rührer in Gang gesetzt.<br />

Man rührt so lange sehr heftig, bis das gesamte Natrium zu einer feinen grauen Dispersion zerteilt<br />

ist, und läßt, ohne weiterzurühren, unter die Schmelztemperatur des Natrium abkühlen.<br />

Nun wird wieder unter kräftigem Rühren eine Mischung von l mol (bzw. 0,5 mol bei Dicarbonsäureestern)<br />

Carbonsäureester oder Nitril und 3,5 mol Isopropylalkohol aus dem Tropftrichter<br />

so rasch zugesetzt, wie dies die Kapazität des Kühlers erlaubt.<br />

Bei der Reduktion der Nitrile muß mitunter erhitzt werden, um die Natriumteilchen in Suspension<br />

zu halten.<br />

Man rührt noch 15 bis 20 Minuten und gibt dann so viel Methanol zu, daß alles unverbrauchte<br />

Natrium zersetzt wird. Schließlich versetzt man vorsichtig mit 800 ml Wasser.<br />

Nach dem Erkalten werden die Phasen getrennt, und die wäßrige Phase wird mit Ether<br />

extrahiert (Vorsicht wegen Emulsionsbildung!), bei Diolen 5 Tage lang im Perforator. <strong>Organisch</strong>e<br />

Phase und Etherextrakt werden vereinigt, mit Natriumsulfat getrocknet und über eine 40cm-Vigreux-Kolonne<br />

destilliert.<br />

1 J VgI. Reagenzienanhang.


590 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Tabelle 7.264<br />

Bouveault-Blanc-Reduktion von Estern und Nitrilen<br />

Produkt<br />

Octan-1-ol 1 )<br />

Decan-1-ol<br />

Dodecan-1-ol<br />

(Laurylalkohol)<br />

Tetradecan-1-ol<br />

ß-Phenyl-ethylalkohol<br />

4-Hydroxy-butan-2-onethylenacetal<br />

1,10-Dihydroxy-decan<br />

Nonylamin 3 )<br />

Undecylamin<br />

Dodecylamin<br />

Tridecylamin<br />

Tetradecylamin<br />

Ausgangsverbindungen<br />

Octansäureethylester<br />

Decansäureethylester<br />

Dodecansäureethylester<br />

Tetradecansäureethylester<br />

(Myristinsäureethylester)<br />

Phenylessigsäureethylester<br />

Acetessigsäureethylesterethylenacetal<br />

Sebacinsäurediethylester<br />

Nonannitril<br />

Undecannitril<br />

Dodecannitril<br />

Tridecannitril<br />

Tetradecannitril<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

1002,7(20)<br />

H2l,5(ll)<br />

139li602)<br />

1722,1(i6)<br />

F 38<br />

F 74 2 J<br />

202<br />

H5l,7(13)<br />

1312,0(15)<br />

F 28<br />

160 l,9(14)<br />

F 27<br />

177ij9(14)<br />

F 40<br />

n» (n«)<br />

1,4300<br />

1,4367<br />

1,5259<br />

1,5315<br />

1,4448<br />

1,4352<br />

1,4403<br />

(1,4309)<br />

(1,4338)<br />

(1,4382)<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

1 J Toluen als Lösungsmittel verwenden.<br />

2 ) Nach dem Abdestillieren des Lösungsmittels wird aus Wasser/Ethanol oder Benzen umkristallisiert.<br />

3 ) Zur glatten Trennung vom Xylen werden die vereinigten Extrakte mit 10%iger Salzsäure extrahiert.<br />

Die salzsaure Lösung des Amins wird nochmals mit Ether ausgeschüttelt, mit verdünnter Lauge alkalisiert,<br />

das freigesetzte Amin mit Ether extrahiert und nach dem Trocknen mit K2CO3 destilliert.<br />

Weitere Beispiele s. MANSKE, R. H., Org. Synth., CoIl. Vol. II (1957), 154.<br />

In gleicher Weise kann man ein beliebiges Fett reduzieren. Zunächst muß die Verseifungszahl<br />

des Fettes bestimmt werden, um den Ansatz berechnen zu können (vgl. S. 492).<br />

Bei der abschließenden Destillation fängt man ab Kpi,9(i4) 7O 0 C auf (entspricht etwa dem<br />

Q-Alkohol), ohne zunächst weitere Fraktionen zu schneiden. Das Destillat wird in Alkohol<br />

gelöst und gaschromatographisch getrennt (Abb. 7.266).<br />

Bei der Einwirkung von amalgamiertem Zink und konzentrierter Salzsäure auf Aldehyde<br />

und Ketone werden diese bis zu den Kohlenwasserstoffen reduziert (Clemmensen-Reduktiori):<br />

\ C=O + 2Zn + 4 H © \ CH2 + 2Zn 20 + H2O [7.265]<br />

Bei dieser Reaktion werden häufig in beträchtlichem Ausmaß Nebenprodukte gebildet, wie<br />

z. B. Pinacole und Alkohole (entsprechend dem üblichen Reduktionsschema) sowie Olefine<br />

und höhermolekulare Kohlenwasserstoffe. Außerdem sind oft sehr lange Reaktionszeiten<br />

erforderlich, und ein Teil der Carbonylverbindung wird unverändert zurückgewonnen.<br />

Immerhin ergibt die Methode in einer Reihe von Fällen in guten Ausbeuten den Kohlenwasserstoff,<br />

so z. B. bei der Reduktion vieler Aldehyde und aliphatischer bzw. araliphatischer<br />

Ketone, während Diarylketone im allgemeinen schlecht reagieren.<br />

a-Oxo-carbonsäuren liefern häufig nur die entsprechenden a-Hydroxy-carbonsäuren, die Reduktion von<br />

ß-Oxo-carbonsäureestern ist mit mäßigen Ausbeuten und die von y-Oxo-carbonsäuren mit guten Ausbeuten<br />

möglich. Bei sehr schwer löslichen Ketonen (z. B. in der Steroidreihe) kann man zur Erhöhung der Löslichkeit<br />

Ethanol oder Eisessig (1:1) zusetzen. Eine zu gute Löslichkeit des Ketons in der wäßrigen Phase ist<br />

jedoch ebenfalls ungünstig.<br />

60<br />

70<br />

80<br />

85<br />

80<br />

60<br />

75<br />

70<br />

80<br />

75<br />

70<br />

75


0.34<br />

D. 7.3.3. Reduktion von Carbonylverbindungen durch unedle Metalle und ... 591<br />

11,66<br />

14,43<br />

16,88<br />

a)b) O d) e) f) g) h)<br />

Retentionszeit *•<br />

Abb. 7.266<br />

Gaschromatographische Trennung der<br />

geradzahligen C6^Q8-Alkohole in Ethanol<br />

Säule: 3% Silicon OV 225 an Chromosorb<br />

W-AW-DMCS, 2 m, Durchmesser 3 mm;<br />

Temperatur-Programm: 110 bis 240 0 C, 8 °C/min,<br />

2 min isothermer Vorlauf;<br />

Detektor-Empfindlichkeit (FID): 30 x 109 Q;<br />

Trägergasfluß: 2,5 l/h (N2)<br />

a) Ethanol; b) Hexanol; c) Octanol; d) Decanol;<br />

e) Dodecanol; f) Tetradecanol; g) Hexadecanol;<br />

h) Octadecanol<br />

Außer unedlen Metallen sind auch gewisse niedervalente Metallverbindungen in der Lage,<br />

Carbonylverbindungen zu reduzieren.<br />

So reagiert niedervalentes Titanium, wahrscheinlich Ti(O), das aus TiCl3 und LiAlH4 oder<br />

Kalium z.B. in THF erhältlich ist, mit Carbonylverbindungen vermutlich zunächst zu einer<br />

Zwischenstufe [7.267], I, aus der durch Hydrolyse das Diol II gebildet werden kann. Beim<br />

Erwärmen wird I unter Bildung von TiO2 bis zum Alken III reduziert (McMurry-Kupplung).<br />

2 C=O + Ti<br />

HO OH<br />

-TiO2 / \<br />

III<br />

[7.267]<br />

Die Reaktion besitzt größere Bedeutung für die Synthese von Alkenen aus Carbonylverbindungen.<br />

Sind die beiden Carbonylgruppen in einem Molekül enthalten, können sich Ringe bilden.<br />

Dabei sind die Ausbeuten nahezu unabhängig von der Ringgröße (intramolekulare<br />

McMurry-Kupplung).


592 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

3,3-Dimethyl-l,2-diphenyl-cydopropen aus Dimethyldibenzoylmethan und weitere Cycloalkene<br />

durch Reduktion mit TiCVLiAlH4: BAUMSTARK, A. L.; McCLOSKEY, C J. WITT, K. E.,<br />

J. Org. Chem. 43 (1978), 3609.<br />

7.4. Reaktionen vinyloger Carbonylverbindungen<br />

und anderer vinyloger Systeme<br />

Steht die Doppelbindung einer Carbonylgruppe (oder auch eines anderen -M-Substituenten)<br />

in Konjugation zu einer C=C-Doppelbindung, so werden die elektrophilen Eigenschaften des<br />

Carbonylkohlenstoffs auf das ß-Kohlenstoffatom übertragen 1 ) Demzufolge greift normalerweise<br />

ein nucleophiles Agens diese Position bevorzugt an. Ursache hierfür ist die Delokalisation<br />

der rc-Elektronen über das gesamte ungesättigte System, was durch die in [7.268] angegebenen<br />

mesomeren Grenzformeln zum Ausdruck kommt:<br />

/<br />

[7.268]<br />

Analog kann das einsame Elektronenpaar eines +M-Substituenten (-NR2, -OR) in Konjugation<br />

mit einer C=C-Doppelbindung treten. 2 ) In diesem Falle werden die nucleophilen Eigenschaften<br />

des +M-Substituenten auf das ß-ständige Kohlenstoffatom übertragen; die Folge<br />

davon ist, daß elektrophile Reagenzien dort bevorzugt angreifen. Diese Eigenschaften lassen<br />

sich entsprechend [7.269] beschreiben:<br />

\ \ A \0 v*<br />

C=C — C7C<br />

/V \ /"• \<br />

-X= -01°, -OH, -QR, -NR2<br />

\6- ,v*<br />

G— 'C<br />

/ \ [7.269]<br />

Die in [7.269] angeführten Strukturen sind Enolformen von Carbonylverbindungen bzw. leiten sich wie<br />

die Enolate, die Enolether und die Enamine, von den Enolen ab. Man formuliere die analogen Enolformen<br />

von primären und secundären aliphatischen Nitroverbindungen! Reaktionen von Enolen wurden bisher<br />

z. B. bei der sauer katalysierten Aldolkondensation und bei der Mannich-Reaktion besprochen.<br />

Ist der -M- (bzw. -i-M-)Substituent an den endständigen Kohlenstoff einer Kette konjugierter<br />

Doppelbindungen gebunden, so wird die Positivierung (bzw. Negativierung) bis zum anderen<br />

endständigen Kohlenstoffatom übertragen. Allgemein bezeichnet man diese Weiterleitung<br />

der Polarität innerhalb eines konjugierten Systems bzw. die Eigenschaft, daß über Vinylengruppen<br />

verknüpfte Gruppierungen sich so verhalten, als wären sie direkt miteinander verbunden,<br />

als Vinylogie, die betreffenden Verbindungen als Vinyloge bzw. Vinylenhomologe der entsprechenden<br />

Stammverbindung (z. B. des Aldehyds, des Carbonsäureesters, des Amins usw.),<br />

vgl. hierzu auch C.5.1.<br />

In Tabelle 7.270 sind wichtige Reaktionen an vinylogen Carbonylverbindungen und anderen<br />

vinylogen Systemen zusammengestellt.<br />

1 J acceptorsubstituierte Olefine, vgl. D. 4.<br />

2 ) donatorsubstituierte Olefine, vgl. D. 4.


7.4. Reaktionen vinyloger Carbonylverbindungen 593<br />

Tabelle 7270<br />

Reaktionen an vinylogen Carbonylverbindungen und weiteren vinylogen Systemen<br />

v X I i Addition von Amino-,<br />

Y-H + C=C - Y-C-C-X Hydroxy-,Sulfanyl-<br />

/ \ i Verbindungen und<br />

Halogenwasserstoffen<br />

X= -COR, —COOR, -CN u.a.<br />

Y= R2N-, RCONR 1 , RO-, RS-, HaI —<br />

| \ X l M<br />

X'-C-H + C=C X'-C-C-X X'wie X Michael-Addition<br />

I / \ I l<br />

I /° I /°<br />

R-Z + H-C-C 7 - R-C-C' Z=-HaI, —SO2R' Alkylierungvon<br />

\ -HZ i \ Carbonylverbindungen<br />

I /P I /P „. .<br />

HaI2 + H-C-C uu • HaI-C-C Halogemerung von<br />

| \ -HHaI i \ Carbonylverbindungen<br />

\ OSiMe3 | O<br />

R—Z + C=C - R-C-C Alkylierung von<br />

/ \ -Me3SiZ i \ Silylenolethera<br />

O \ OSIMe3 Me3SiO n u ^ OH p<br />

// \ / l // + HoO ' //<br />

R-C + C=C R-C-C-C —tj 0.^ - R-C-C-C Mukaiyama-<br />

R-(H) / ^ R- I X 3 R' I X Aldolreaktion<br />

©<br />

O \ NR2 O I NR2 u ^ O I O<br />

R-C 7 + C=C —^ X C-C-C /X +H2 °n. ^C-C-C 7 Acylierungvon<br />

x c, / \ -Cl 0 / | \ -R2NH2 0 / | \ Enaminen<br />

©<br />

\ NR2 l NR2 I I O<br />

R-Z + C=C — R-C-C-C^ ^^V R-C-C-C 7 Alkylierung von<br />

/ \ -Z 0 | \ -R2NH2 0 | | \ Enaminen


594 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

7.4.1. Reaktionen vinyloger Elektronenacceptorverbindungen -<br />

«^-ungesättigte Carbonylverbindungen<br />

Das endständige Kohlenstoffatom einer vinylogen Carbonylverbindung reagiert infolge seiner<br />

Positivierung in ähnlicher Weise wie der Carbonylkohlenstoff selbst:<br />

e e<br />

IpI NU / pH Nux /<br />

HNu<br />

I \ / I<br />

/ -£- \ / fj" \ ' fj" \ /^<br />

i i i / . H<br />

Dabei wird der nucleophile Partner regioselektiv an die C=C-Doppelbindung addiert (vgl.<br />

auch [4.98]).<br />

Die vinylogen Elektronenacceptorverbindungen lassen sich etwa in folgender Reihenfolge<br />

abnehmender Reaktivität anordnen: a,ß-ungesättigte Aldehyde > a,ß-ungesättigte Ketone ><br />

a,ß-ungesättigte Nitrile > a,ß-ungesättigte Carbonsäureester > «,/^-ungesättigte Carbonsäureamide.<br />

Wichtige Vertreter dieser Stoffklassen sind: Acrolein, Methylvinylketon, Acrylonitril 1 ) und<br />

Acrylsäureester. Wenn diese Stoffe durch Alkyl- oder Arylgruppen substituiert sind, liegt ihre<br />

Reaktivität stets niedriger als bei den Grundkörpern. (Man vergleiche dies mit den analogen<br />

Verhältnissen bei Aldehyden, Ketonen und Carbonsäuren!)<br />

Als additionsfähige Substanzen kommen ebenso wie bei den Carbonylverbindungen sowohl<br />

Stoffe mit einem freien Elektronenpaar (z. B. Ammoniak, Amine, Alkohole, Phenole, Thiole,<br />

einige Mineralsäuren) als auch CH-acide Verbindungen (Blausäure, Aldehyde, Ketone,<br />

ß-Dicarbonylverbindungen und ihre Analoga) in Frage. Die Reaktionen der ersten Gruppe<br />

werden sowohl durch Alkalien (Aktivierung der Base) als auch durch Säuren katalysiert (Aktivierung<br />

der vinylogen Carbonylverbindung).<br />

- Base-Katalyse:<br />

- Säure-Katalyse:<br />

O, MM / 1Ol © Nu / OH Nu / O<br />

n-) -HB \/ l +H® \/ i \/ u r^^i<br />

~ T^ /C^C^ =£ /C^C^ ^^ /C^ /C^ [7.272]<br />

©<br />

OH @Nux/ OH Nu O<br />

HNu " - ' " ~ - - -<br />

' "" ^ +H" ' V<br />

I<br />

^ ' /^ ^<br />

/ H<br />

CH-acide Verbindungen müssen in einer der eigentlichen Additionsreaktion vorgelagerten<br />

Deprotonierung in die additionsfähigen Anionen übergeführt werden. Ihre Additionsreaktionen<br />

sind daher im allgemeinen basenkatalysiert ([7.272]).<br />

Als basische Katalysatoren dienen meistens Alkalihydroxide, Alkalialkoholate, Benzyltrimethylammoniumhydroxid<br />

(Triton B), bei hoch reaktionsfähigen Systemen auch Triethylamin.<br />

Für die saure Katalyse werden Schwefelsäure, Eisessig, Bortrifluorid u. a. verwendet.<br />

i) Die Additionen an Acrylonitril bezeichnet man auch als Cyanethylierungen.


7.4.1.1. Addition von Aminen an vinyloge Carbonylverbindungen 595<br />

7.4.1.1. Addition von Aminen an vinyloge Carbonylverbindungen<br />

Amine addieren sich relativ glatt an «,^-ungesättigte Carbonylverbindungen und Nitrile, z. B.:<br />

R2NH + H2C=CH-COOR 1 R2N-CH2-CH2-COOR' [7.274]<br />

Ammoniak und aliphatische Amine sind hinreichend basisch, um unter milden Bedingungen<br />

ohne Mitwirkung eines Katalysators addiert zu werden. Bei den aromatischen Aminen müssen<br />

dagegen Temperaturen über 100 0 C und häufig außerdem saure Katalysatoren angewandt werden.<br />

Bei primären aliphatischen Aminen kann die Addition je nach den stöchiometrischen Verhältnissen<br />

und der angewandten Temperatur sowohl das Mono- als auch das Bis-Addukt liefern.<br />

Man formuliere diese Reaktionen! Vom Ammoniak sind dagegen Monoaddukte allenfalls<br />

nur unter speziellen Bedingungen in brauchbarer Ausbeute zu fassen.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Addition von Aminen an vinyloge Carbonylverbindungen<br />

(Tab. 7.275)<br />

I<br />

Vorsicht! Die meisten vinylogen Carbonylverbindungen sind giftig oder tränenreizend.<br />

Abzug!<br />

A. Aliphatische Amine<br />

In einem 500-ml-Dreihalskolben mit Rührer, Tropftrichter, Rückflußkühler und Innenthermometer<br />

löst man 1,1 mol des betreffenden aliphatischen Amins in 150 ml Ethanol. Zu dieser<br />

Lösung wird unter Rühren l mol der frisch destillierten a,ß-ungesättigten Carbonylverbindung<br />

zugetropft, wobei die Innentemperatur unter 3O 0 C gehalten wird. Soll aus einem primären<br />

Amin ein Bis-Addukt hergestellt werden, verwendet man 2,5 mol der Carbonylkomponente.<br />

Der Ansatz bleibt bei Monoadditionen an Acrylonitril bzw. Methylvinylketon über Nacht,<br />

bei Monoadditionen an Acrylester 24 Stunden stehen. Für die Synthese von Bis-Addukten<br />

wird die Zeit verdoppelt. Dann destilliert man im Vakuum.<br />

B. Aromatische Amine<br />

In einem Rundkolben mit Rückflußkühler werden 0,5 mol des aromatischen Amins, 0,5 mol<br />

der frisch destillierten a,ß-ungesättigten Verbindung und 20 ml Eisessig 12 Stunden unter<br />

Rückfluß gekocht und dann im Vakuum destilliert.<br />

Tabelle 7.275<br />

Addition von Aminen an vinyloge Carbonylverbindungen<br />

Produkt<br />

3-Methylamino-propionsäureethylester4-Methyl-4-aza-heptandisäurediethylester3-Methylamino-propiononitril4-Methyl-4-aza-heptandinitril3-Piperidino-propionsäureethylester<br />

3-Piperidino-propiononitril<br />

3-Benzylamino-propionsäureethylester<br />

Ausgangsverbindungen<br />

Methylamin,<br />

Acrylsäureethylester<br />

Methylamin,<br />

Acrylsäureethylester<br />

Methylamin,<br />

Acrylonitril<br />

Methylamin,<br />

Acrylonitril<br />

Piperidin,<br />

Acrylsäureethylester<br />

Piperidin,<br />

Acrylonitril<br />

Benzylamin,<br />

Acrylsäureethylester<br />

Variante<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

652,3(17)<br />

122o,4(3)<br />

742,1(16)<br />

138oj(5)<br />

11023(17)<br />

H52,4(18)<br />

134o.3(2)<br />

« 2 D°<br />

1,421S 1 )<br />

1,4411<br />

1,4342 2 )<br />

1,4606<br />

1,4548<br />

1,4697<br />

1,5060<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

42<br />

80<br />

75<br />

80<br />

80<br />

90<br />

85<br />

4<br />

G


596 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Tabelle 7.275 (Fortsetzung)<br />

Produkt<br />

4-Benzyl-4-aza-heptandisäurediethylester3-Diethylamino-propiononitril<br />

4-Piperidino-butan-2-on<br />

3-Anilino-propionsäureethylester3-(p-Toluidino)-propionsäuremethylester<br />

3-Anilino-propiononitril<br />

3-(/?-Anisidino)propiononitril<br />

')"g<br />

2) ««<br />

3 )«£<br />

Ausgangsverbindungen<br />

Benzylamin,<br />

Acrylsäureethylester<br />

Diethylamin,<br />

Acrylonitril<br />

Piperidin,<br />

Methylvinylketon<br />

Anilin,<br />

Acrylsäureethylester<br />

p-Toluidin,<br />

Acrylsäuremethylester<br />

Anilin, Acrylonitril<br />

p-Anisidin,<br />

Acrylonitril<br />

Variante<br />

A<br />

A<br />

A<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

Kp (bzw. F) n 2 ?<br />

in 0 C<br />

170o.i(i) 1,494l 3 )<br />

841J(13)<br />

1,4353<br />

101,^11) 1,4630<br />

146o,3(2)<br />

1500,8(6^6O<br />

(PhH-Petrolether)<br />

1600,8(6)^49<br />

(EtOHAV.)<br />

2212,8(21);F64<br />

(EtOHAV.)<br />

1,5313<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Die durch Säuren katalysierte Addition aromatischer Amine an a,ß-ungesättigte Aldehyde<br />

oder Ketone ist auch bei der Synthese von Chinolinen nach SKRAUP ([7.276]) bzw. DOEBNER-<br />

MILLER verwirklicht. Die «,^-ungesättigten Carbonylverbindungen werden hierbei häufig nicht<br />

als solche eingesetzt, sondern erst in der Reaktion dargestellt (z. B. Acrolein aus Glycerol, Crotonaldehyd<br />

aus Paraldehyd). An die Addition des Amins schließt sich eine sauer katalysierte<br />

Reaktion der Aldehydgruppe mit dem aromatischen Kern an (vgl. D.5.I.8.5.), die zum 1,2-<br />

Dihydrochinolin führt:<br />

NH2<br />

O Il<br />

H OH<br />

-H2O<br />

80<br />

85<br />

80<br />

50<br />

50<br />

80<br />

70<br />

[7.276]<br />

Dieses wird schließlich zum Chinolin dehydriert (SKRAUP) bzw. disproportioniert zum Tetrahydrochinolin-<br />

und Chinolinderivat (ÖOEBNER-MILLER; formulieren!)<br />

Zur Oxidation des Dehydrochinolins wird bei der Skraup-Synthese meist das dem eingesetzten<br />

Amin entsprechende Nitrobenzen verwendet. Als Dehydrierungsmittel eignen sich jedoch<br />

auch Arsenpentoxid, Eisen(III)-chlorid u. a.<br />

Man formuliere die Synthesen von 8-Hydroxy-chinolin (Antisepticum) und von 2- und 4-Methyl-chinolin<br />

(-> Polymethinfarbstoffe, vgl. D.7.2.1.12)!<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Darstellung von Chinolinen nach SKRAUP (Tab. 7.277)<br />

In einem 500-ml-Dreihalskolben mit Rührer, Innenthermometer, Tropftrichter und Rückflußkühler<br />

werden 0,4 mol des aromatischen Amins, 1,3 mol wasserfreies Glycerol und 0,47 mol<br />

Arsenpentoxid unter Rühren auf etwa 140 0 C erhitzt. Dann gibt man etwa die Hälfte von insgesamt<br />

UOg konz. Schwefelsäure in großen Portionen durch den Tropftrichter, den Rest tropfenweise<br />

zu, nachdem sich der anfänglich gebildete Niederschlag gelöst hat. Das Gemisch wird<br />

noch 4 Stunden bei 150 bis 155 0 C gehalten, nach dem Abkühlen in l l Wasser gegossen und<br />

über Nacht stehengelassen. Man filtriert und alkalisiert die saure Lösung unter sehr gutem


7.4.1.2. Addition von Wasser, Halogenwasserstoff, Schwefelwasserstoff, Alkoholen und ... 597<br />

Rühren tropfenweise mit konz. Natronlauge. Das alkalische Gemisch wird bei flüssigen Produkten<br />

mit Wasserdampf destilliert und das Destillat mehrfach ausgeethert. Man trocknet über Kaliumhydroxid,<br />

dampft den Ether ab und destilliert im Vakuum über eine 20-cm-Vigreux-Kolonne.<br />

Bei Feststoffen saugt man ab, trocknet das Rohprodukt im Vakuumexsikkator und fällt das<br />

Hydrochlorid, indem man in die Lösung der rohen Base in Aceton Chlorwasserstoff einleitet.<br />

Nach dem Absaugen wird in Wasser gelöst, mit Kohle gekocht, filtriert und die Base wie oben<br />

wieder in Freiheit gesetzt und abgesaugt. Schließlich kristallisiert man aus Wasser/Alkohol um.<br />

Tabelle 7.277<br />

Skraupsche Chinolinsynthese<br />

Produkt<br />

Chinolin 1 )<br />

6-Nitro-chinolin<br />

1 - Aza-phenanthren<br />

Ausgangsverbindung<br />

Acetanilid 2 )<br />

p-Nitranilin<br />

ß-Naphthylamin<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

H2l,9(14)<br />

FlSl(EtOHAV.)<br />

F93(Ligroin)<br />

1 J An Stelle von As2O5 0,25 mol Nitrobenzen als Oxidationsmittel verwenden.<br />

2 ) Wird im Reaktionsverlauf zu Anilin hydroylsiert.<br />

n 2 D0<br />

1,6218<br />

7.4.1.2. Addition von Wasser, Halogenwasserstoff, Schwefelwasserstoff,<br />

Alkoholen und Thiolen an vinyloge Carbonylverbindungen<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Die Addition von Alkoholen an acceptorsubstituierte Olefine gelingt in Gegenwart saurer<br />

oder (häufiger) alkalischer Katalysatoren:<br />

ROH + H2C=CH-COOR' RO-CH2-CH2-COOR' [7.278]<br />

In gleicher Weise läßt sich auch Wasser addieren, wobei entweder ß-Hydroxyverbindungen<br />

oder die entsprechenden ß,/?'-disubstituierten Diethylether entstehen. Man formuliere die<br />

Reaktion!<br />

Bei der Umsetzung von Ethylenglycol oder Glycerol mit Acrylonitril erhält man Addukte, die als Trennphasen<br />

in der Gaschromatographie eingesetzt werden. Cyanethylierte Cellulose wird für Spezialfasern verwendet.<br />

Die Addition von Schwefelwasserstoff und Thiolen verläuft leichter als die von Wasser und<br />

Alkoholen, da die Nucleophilie der Schwefelverbindungen höher liegt. So reagiert Methanthiol<br />

mit Acrolein schon ohne Katalysator (Kupfer(II)-acetat dient als Polymerisationsinhibitor).<br />

Die Addition von Halogenwasserstoff führt zu ß-Halogen-carbonylverbindungen und folgt<br />

hier nicht der Markovnikov-Regel. Man erkläre diesen Befund!<br />

Darstellung von/^Methylthio-propionaldehyd durch Addition von Methanthiol an Acrolein 1 )<br />

Achtung! Man beachte die in D.2.6.6. gegebenen Hinweise für den Umgang mit Thiolen!<br />

Acrolein ist stark tränenreizend!<br />

In einem 500-ml-Zweihalskolben mit Gaseinleitungsrohr und Rückflußkühler mit Gasableitungsrohr<br />

erwärmt man vorsichtig unter Durchleiten eines langsamen Stickstoffstromes 0,28<br />

mol S-Methyl-thiouroniumsulfat 2 ) mit 110 ml 5 N Natronlauge. Das freigesetzte gasförmige<br />

Methanthiol wird wie folgt durch zwei Waschflaschen (zweite mit verd. Schwefelsäure: l Vol.<br />

konz. Schwefelsäure, 2 Vol. Wasser) und einen Trockenturm mit Calciumchlorid in einen Vier-<br />

1 J nach PIERSON, E., u. a., J. Am. Chem. Soc. 70 (1948), 1450.<br />

2 ) Darstellung vgl. Org. Synth., CoIl. Vol. II (1943), 411.<br />

50<br />

50<br />

50


Ii<br />

598 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

halskolben mit Gaseinleitungsrohr, Rührer, Innenthermometer und Rückflußkühler mit<br />

Gasableitung geleitet:<br />

In diesem Kolben befinden sich 0,5 mol frisch<br />

destilliertes Acrolein und 0,25 g Kupfer(II)-acetat. Die Reaktionstemperatur soll 35 bis 40 0 C<br />

betragen (Kühlung im Eisbad). Nach etwa 90 Minuten ist das gesamte Thiouroniumsulfat zersetzt<br />

und die Reaktion beendet. Man fraktioniert im Vakuum unter Verwendung einer kurzen<br />

Vigreux-Kolonne. Kp^di) 53 0 C; ng> 1,4850; Ausbeute 60%.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Addition von Halogenwasserstoff an vinyloge Carbonylverbindungen<br />

(Tab. 7.279)<br />

Man leitet unter Feuchtigkeitsausschluß trockenen Halogenwasserstoff in 0,2 mol der frisch<br />

destillierten vinylogen Carbonylverbindung, die in Eis-Kochsalz-Mischung auf etwa -1O 0 C<br />

abgekühlt wird, mit einer solchen Geschwindigkeit ein, daß die Temperatur im Kolben nicht<br />

über -5 0 C ansteigt. Nach Aufnahme der theoretischen Gasmenge (Massekontrolle!) läßt man<br />

den verschlossenen Kolben bei O 0 C über Nacht stehen. Das Reaktionsgemisch wird nacheinander<br />

mit Wasser, 10%iger Natriumhydrogencarbonatlösung und nochmals mit Wasser gewaschen,<br />

über Magnesiumsulfat getrocknet und destilliert.<br />

Tabelle 7.279<br />

Addition von Halogenwasserstoff an vinyloge Carbonylverbindungen<br />

Produkt Ausgangsverbindungen Kp in 0 C rig Ausbeute<br />

3-Chlor-propiononitril<br />

3-Brom-propiononitril<br />

3-Chlor-propionsäureethylester<br />

3-Brom-propionsäuremethylester<br />

3-Brom-propionsäureethylester<br />

3-Brom-isobuttersäuremethylester<br />

2 )n{8<br />

Chlorwasserstoff,<br />

Acrylonitril<br />

Bromwasserstoff,<br />

Acrylonitril<br />

Chlorwasserstoff,<br />

Acrylsäureethylester<br />

Bromwasserstoff,<br />

Acrylsäuremethylester<br />

Bromwasserstoff,<br />

Acrylsäureethylester<br />

Bromwasserstoff,<br />

Methacrylsäuremethylester<br />

872j(20)<br />

923,3(25)<br />

803,9(29)<br />

652)4(i8)<br />

7S2^19)<br />

762,9(22)<br />

7.4.1.3. Addition von CH-aciden Verbindungen an vinyloge<br />

Carbonylverbindungen (Michael-Addition)<br />

1,4360<br />

!,4789 1 )<br />

1,4254<br />

1,4542<br />

1,45692)<br />

1,4551<br />

Von besonderer präparativer Bedeutung sind die Additionsreaktionen CH-acider Verbindungen<br />

an vinyloge Carbonylverbindungen in Gegenwart basischer Katalysatoren. Die Umsetzungen<br />

verlaufen besonders glatt mit ß-Dicarbonylverbindungen (warum?), aber auch gut mit<br />

Ketonen und Nitrilen vom Typ des Benzylcyanids. Sie werden häufig als Michael-Addition<br />

bezeichnet. Man formuliere entsprechend [7.272] z. B. die Addition von Malonsäurediethylester<br />

an Acrylsäureethylester in Gegenwart von Natriumalkoholat!<br />

Besitzt die CH-acide Komponente mehrere reaktionsfähige Wasserstoffatome, so können<br />

außer dem Monoaddukt auch Mehrfachaddukte gebildet werden. Das Monoaddukt läßt sich<br />

meist in guter Ausbeute erhalten, wenn die CH-acide Komponente im Überschuß eingesetzt<br />

oder durch ein Lösungsmittel verdünnt wird.<br />

95<br />

90<br />

80<br />

80<br />

90<br />

80


D. 7.4.1.3. Addition von CH-aciden Verbindungen an vinyloge Carbonylverbindungen 599<br />

Interessant ist die Addition von Aldehyden an vinyloge Carbonylverbindungen. Da der<br />

Aldehydwasserstoff nicht CH-acid ist und der Carbonylkohlenstoff ein elektrophiles Zentrum<br />

darstellt, muß dessen Reaktivität zunächst umgepolt werden. Wie bei der Acyloinkondensation<br />

(vgl. D.7.2.1.6.) geschieht dies bei aromatischen Aldehyden mit Cyanidionen:<br />

CN<br />

Pri ö OH<br />

NC IOI°<br />

-CN"<br />

Ph<br />

[7.280]<br />

Das intermediär gebildete Carbeniumion läßt sich nun an vinyloge Carbonylverbindungen<br />

addieren, wobei nach Rückbildung des Katalysators (CN - ) y-Dicarbonylverbindungen entstehen.<br />

Mit enolisierbaren aliphatischen Aldehyden katalysiert das stark basische Cyanid die Aldolreaktion.<br />

Das Cyanid läßt sich vorteilhaft durch heterocyclische Zwitterionen, gebildet aus heterocyclischen Quartärsalzen,<br />

insbesondere des 1,3-Thiazols, ersetzen. Dieser Vorgang ist bereits in [7.139] ausführlich formuliert<br />

worden. VgI. die Originalliteratur am Ende der Allgemeinen Arbeitsvorschriften.<br />

Anstelle der vinylogen Carbonylverbindungen können häufig für Michael-Additionen auch direkt die<br />

entsprechenden Mannich-Basen (vgl. D.7.2.1.5.) eingesetzt werden. Die Umsetzung verläuft nach einem<br />

Eliminierungs-Additions-Mechanismus über die vinylenhomologe Carbonyl- bzw. carbonylanaloge Verbindung;<br />

z. B. bildet sich aus Gramin (vgl. [7.143]) und Benzaldehyd in der oben beschriebenen Weise mit<br />

CN - als Katalysator das co-(Indol-3-yl)acetophenon:<br />

NMe2<br />

O<br />

JL (CN0 )<br />

- HNMe2<br />

[7.281]<br />

Häufig komplizieren sich die Verhältnisse bei Michael-Reaktionen noch dadurch, daß sich an die Addition<br />

Aldolreaktionen oder Claisen-Kondensationen anschließen können. Das ist beispielsweise der Fall,<br />

wenn man Malonsäureester mit Mesityloxid in Gegenwart äquimolarer Mengen Natriumalkoholat<br />

umsetzt. Diese Reaktion ist als Zugang zu Cyclohexan-l,3-dionen wichtig:<br />

Me<br />

COOR<br />

COOR<br />

H COOR<br />

-ROH<br />

[7.282]<br />

Andererseits ist die Michael-Addition häufig eine Folgereaktion bei Aldolkondensationen. So setzen<br />

sich z. B. die unter den Bedingungen der Knoevenagel-Reaktion (D.7.2.1.4.) aus ß-Dicarbonylverbindungen<br />

und Aldehyden gebildeten a,ß-ungesättigen Produkte oft mit einem weiteren Molekül der ß-Dicarbonylverbindung<br />

im Sinne einer Michael-Addition zur Alkyliden-bis(ß-dicarbonyl)-verbindung um, z. B.:<br />

H H<br />

^CH3<br />

COOR 1<br />

COOR'<br />

CH3<br />

H2O (Knoevenagel) [7.283a]


600 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

COOR' COOR' R'OOC COOR'<br />

Diese Tendenz ist vor allem beim Formaldehyd stark ausgeprägt.<br />

Die durch basische Katalysatoren bedingten Nebenreaktionen bei der Umsetzung von Aldehyden und<br />

Ketonen lassen sich vermeiden, wenn man an Stelle der CH-aciden Komponente das entsprechende Enamin<br />

(vgl. D.7.1.1.) einsetzt.<br />

Während aus den Aldehydenaminen meist stabile, unzersetzt destillierbare Cyclobutanderivate entstehen,<br />

spalten sich die aus Ketonenaminen und elektrophilen Olefinen zunächst erhältlichen Cyclobutane<br />

bei erhöhter Temperatur wieder in die Ausgangskomponenten, die dann die thermodynamisch begünstigten<br />

acyclischen Verbindungen liefern (thermodynamische Kontrolle), vgl. [7.284]. Die Bildung der offenkettigen<br />

Produkte ist auch in polaren aprotonischen Lösungsmitteln begünstigt (vgl. C.3.3.); man überdenke<br />

diesen Einfluß des Reaktionsmediums!<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Michael-Addition (Tab. 7.285)<br />

[7.284]<br />

Achtung! Viele a,ß-ungesättigte Carbonylverbindungen sind giftig und tränenreizend.<br />

Abzug!<br />

In einem 1-1-Dreihalskolben mit Rührer, Innenthermometer, Tropftrichter und Rückflußkühler<br />

wird l mol der CH-aciden Komponente vorgelegt. Man gibt eine Katalysatorlösung aus<br />

0,5 g Natrium in 10 ml Alkohol oder l g Kaliumhydroxid in 10 ml Alkohol zu und tropft unter<br />

gutem Rühren 1,1 mol der frisch destillierten a,/?-ungesättigten Komponente so zu, daß die<br />

Temperatur zwischen 3O 0 C und 4O 0 C gehalten werden kann. Zur Darstellung von Di-, Tribzw.<br />

Tetraaddukten werden entsprechend 2, 3 bzw. 4 mol a,ß-ungesättigte Komponente pro<br />

mol CH-acider Verbindung angewandt. Ist in der CH-aciden Verbindung mehr als ein acides<br />

Wasserstoffatom vorhanden und soll ein Monoaddukt dargestellt werden, wendet man 2 mol<br />

CH-acider Verbindung pro mol a,ß-ungesättigter Komponente an. Man achte unbedingt darauf,<br />

daß die Reaktion schon nach dem Eintropfen eines kleinen Teils der vinylogen Carbonylverbindung<br />

anspringt (Temperaturanstieg). Anderenfalls muß mehr Katalysator zugefügt werden.<br />

Nach beendeter Zugabe bleibt der Ansatz ohne weiteres Rühren über Nacht stehen. Sich<br />

direkt aus der Reaktionslösung fest abscheidende Produkte werden abgesaugt, mit Wasser<br />

gewaschen und umkristallisiert. Im anderen Falle versetzt man mit etwa gleichen Volumina<br />

Dichlormethan oder Diethylether, neutralisiert mit der äquimolaren Menge Eisessig und<br />

wäscht mit Wasser. Nach dem Trocknen über Magnesiumsulfat wird destilliert. Wurde ein mit<br />

Wasser mischbares Lösungsmittel angewandt (vgl. Tab. 7.285), so destilliert man dieses vor der<br />

eben beschriebenen Behandlung ab.


Tabelle 7.255<br />

Michael- Addition<br />

Produkt<br />

D. 7.4.1.3. Addition von CH-aciden Verbindungen an vinyloge Carbonylverbindungen 601<br />

Bis(2-cyan-ethyl)malonsäurediethylesterAcetamido(2-cyan-ethyl)malonsäurediethy<br />

lester 1 )<br />

2-(2-Cyan-ethyl)acetessigsäureethylester3,3',3",3'"-(l-Oxo-cyclopentan-2,2,5,5-tetrayl)tetrapropiononitrill-(2-Cyan-ethyl)-2-oxocyclohexan-1-carbonsäureethylester<br />

3-Phenyl-pentan- 1 ,3 ,5tricarbonitrilN-(2-Cyan-ethyl)-e-caprolactam<br />

5 )<br />

5-Acetyl-2,8-dioxo-nonan-<br />

5-carbonsäureester<br />

3-Isopropyl-2,6-dioxoheptan-3-carbonsäureethylestera-(3-Oxo-butyl)benzylcyanid<br />

9-Hydroxy-decalin-2-on<br />

2-Oxo-l-(3-oxo-butyl)cyclohexan-1-carbonsäureethylester5-Oxo-2,3-diphenyl-hexannitri!<br />

1 - Acetamido-4-oxo-butan-<br />

1,1-dicarbonsäureethyl-<br />

pctprä^ Ca ici j<br />

2-Oxo-6-phenyl-cyclohex-<br />

3-en-l -carbonsäureethylester2-Acetyl-glutarsäurediethylesterHeptan-l,3,3-tricarbonsäuretriethylester<br />

Ausgangsverbindungen<br />

Malonsäurediethylester,<br />

Acrylonitril<br />

Acetamidomalonsäurediethylester<br />

2 ), Acrylonitril<br />

Acetessigsäureethylester,<br />

Acrylonitril<br />

Cyclopentanon 3 ),<br />

Acrylonitril<br />

2-Oxo-cyclohexan- 1 -carbonsäureethylester,<br />

Acrylonitril<br />

Benzylcyanid 4 ), Acrylonitril<br />

£-Caprolactam, Acrylonitril<br />

Acetessigsäureethylester,<br />

Methylvinylketon<br />

2-Acetyl-3-methyl-butansäureethylester,<br />

Methylvinylketon<br />

Benzylcyanid,<br />

Methylvinylketon<br />

Cyclohexanon,<br />

Methylvinylketon<br />

2-Oxo-cyclohexan-l-carbonsäureethylester,<br />

Methylvinylketon<br />

Benzylcyanid,<br />

Benzylidenaceton 7 )<br />

Acetamidomalonsäurediethylester<br />

2 ), Acrolein<br />

Acetessigsäureethylester,<br />

Zimtaldehyd<br />

Acetessigsäureethylester,<br />

Acrylsäureethylester<br />

Butylmalonsäurediethylester,<br />

Acrylsäureethylester<br />

Kp (bzw. F) n 2 »<br />

in 0 C<br />

F 62 (EtOH)<br />

F 94 (EtOH)<br />

1210,3(2) 1,44469)<br />

F 176 (DMF)<br />

1420,04(0,3) 1,47009)<br />

F 70 (EtOH)<br />

1300,01(0>1)<br />

16Qo.i(i)<br />

13Qo.i(i) 1,4825 1 O)<br />

155o,3(2)<br />

F148(Methylcyclohexan)<br />

6 )<br />

140o.o6(o.5) 1,47309)<br />

184o,id)<br />

ohne Reinigung<br />

weiterverarbeiten<br />

162o,7(5) 1,5635<br />

1350,5(4)<br />

1,4416<br />

1 I 2 O1O1(Oj) 1,4398»)<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

1<br />

J Ausgangsprodukt für Glutaminsäure durch Verseifung und für Ornithin durch Hydrierung und<br />

anschließende Verseifung: ALBERTSON, N. F.; ARCHER, S., J. Am. Chem. Soc. 67 (1945), 2043.<br />

2<br />

) in 500 ml EtOH<br />

3<br />

) in 200 ml PhH<br />

4) in 250 ml EtOH<br />

5 0 0<br />

) Caprolactam schmelzen (70 C); Reaktionsgemisch insgesamt 3 Stunden auf 80 C halten. Produkt ist<br />

Vorstufe für Ödiger-Base ( vgl. D.3.1.1.2), es kann als Rohprodukt weiterverarbeitet werden.<br />

6) Auch Sublimation bei 115 0 C und 0,05 kPa (0,4 Torr) möglich.<br />

7) in 100 ml Et2O<br />

8<br />

) Ausgangsprodukt zur Darstellung von Tryptophan: MOE, O. A.; WARNER, D. T., J. Am. Chem. Soc. 70<br />

(1948), 2763, 2765; Produkt wird ohne Reinigung weiterverarbeitet.<br />

90<br />

70<br />

60<br />

95<br />

85<br />

80<br />

55<br />

80<br />

65<br />

60<br />

30<br />

70<br />

80<br />

85<br />

50<br />

65<br />

80


\<br />

602 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Succinonitril aus Blausäure und Acrylonitril: TERENTEV, A. F; KOST, A. N, Zh. Obshch.<br />

Khim. 21 (1951), 1867;<br />

3-(Indol-3-yl)propiononitril aus Indol und Acrylonitril: TERENT-EV, A. R; KOST, A. N; SMIT,<br />

V. A., Zh. Obshch. Khim. 26 (1956), 557;<br />

3-(2~Oxo-cyclohex-l-yl)propiononitril aus Cyclohexanon und Acrylonitril: BRUSON, H. A.;<br />

RIENER, T. W., J. Am. Chem. Soc. 64 (1942), 2850;<br />

l-Phenyl-pentan-l,4-dion aus Benzaldehyd und Methylvinylketon: STETTER, H.; SCHRECKEN-<br />

BERG, M., Chem. Ber. 107 (1974), 2453; STETTER, H., Angew. Chem. 88 (1976), 695;<br />

Undecan-2,5-dion aus But-3-en-2-on (Methylvinylketon) und Heptanal in Gegenwart von<br />

3-Benzyl-5-(2-hydroxyethyl)-4-methyl-l,3-thiazoliumchlorid: STETTER, H.; KUHLMANN, H.;<br />

HAASE, W; Org. Synth. 65 (1987), 26;<br />

4-Oxo-4-(pyrid-3-yl)butyronitril aus Pyridin-3-carbaldehyd und Acrylonitril: STETTER, H.;<br />

KUHLMANN, H.; LORENZ, Q, Org. Synth. 59 (1980), 53.<br />

Darstellung von 2^-MethyIenbis(l,3-dioxo-cyclohexan) 1 )<br />

0,15 mol Cyclohexan-l,3-dion werden in 300 ml Wasser gelöst, 0,12 mol wäßr. Formaldehydlösung<br />

zugegeben und vorsichtig bis eben zur Trübung erhitzt. Dann läßt man über Nacht bei<br />

Raumtemperatur stehen, filtriert ab und wäscht mit Wasser. Ausbeute quantitativ; F132 0 C.<br />

Die analoge Reaktion mit 5,5-Dimethyl-cyclohexan-l,3-dion (Dimedon) dient in der qualitativen<br />

und quantitativen Analyse zum Nachweis bzw. zur Bestimmung von Formaldehyd und<br />

anderen Aldehyden.<br />

Dimedon kann man durch Ketonspaltung des nach [7.282] erhaltenen Produkts darstellen:<br />

SHRINER, R. L.; TODD, H. R., Org. Synth., CoIl. Vol. II (1943), 200.<br />

Die Michael-Addition hat eine außerordentlich große präparative Bedeutung, da es auf<br />

diese Weise gelingt, mit einem Reaktionsschritt die Kohlenstoffkette einer Verbindung um<br />

mehrere Kohlenstoffatome zu verlängern.<br />

Ein instruktives Beispiel wird nachstehend formuliert:<br />

[7.286]<br />

Die Addition von Methylvinylketon an 2-Methyl-cyclohexan-l-on mit nachfolgender Cyclisierung durch<br />

Aldolkondensation führt zu einem Octalon ([7.286], I) mit angulärer Methylgruppe. Man erkennt, daß<br />

diese Verbindung die Ringe A und B der Stereoide enthält (vgl. II). Da die Michael-Addition außerdem<br />

weitgehend stereospezifisch verläuft, hat sie größte Bedeutung für Stereoidsynthesen, deren bekannte<br />

Varianten alle eine Michael-Addition des formulierten Typs enthalten.<br />

In die Reihe des 1,4-Dihydropyridins kommt man, wenn man nach HANTZSCH Acetessigester mit Ammoniak<br />

bzw. einem primären Amin und einem Aldehyd behandelt.<br />

Dabei entstehen einerseits die ß-Amino- bzw. ß-Alkylamino-crotonsäureethylester [7.12] und andererseits<br />

in einer Knoevenagel-Reaktion die Alkyliden- bzw. Aralkylidenacetessigester [7.283a]. Diese beiden<br />

Komponenten reagieren dann in einer Michael-Addition [7.287a] und anschließend unter Cyclisierung zum<br />

l,4-Dihydropyridin-3,5-dicarbonsäureester, der sich, sofern Ammoniak eingesetzt wurde, leicht (z. B. durch<br />

nitrose Gase) zum entsprechenden Pyridindicarbonsäureester dehydrieren läßt ([7.287b]).<br />

Die als Zwischenprodukte genannten Stoffe können auch für sich hergestellt und erst dann zum Endprodukt<br />

umgesetzt werden. Dieses Ringschlußprinzip ist für die Synthese von Pyridinderivaten äußerst fruchtbar.<br />

1 J STETTER, H., Angew. Chem. 67 (1955), 769.


R'OOC H<br />

-H2O<br />

D. 7.4.1.3. Addition von CH-aciden Verbindungen an vinyloge Carbonylverbindungen 603<br />

COOR'<br />

H R<br />

R'OCXX X /COOR'<br />

H3C" N CH3<br />

H<br />

H R<br />

COOR'<br />

H3C N CH3<br />

[7.287a]<br />

[7.287b]<br />

Die HANTZscH-Synthese wird technisch genutzt, z. B. zur Darstellung von 2,6-Dimethyl-4-(2-nitrophenyl)l,4-dihydropyridin-3,5-dicarbonsäurediethylester<br />

(Nifedipin), einem wichtigen Coronar-Therapeuticum.<br />

Die Michael-Addition der Enamine vom Typ [7.287a] an p-Benzochinon (Nenitzescu-Reaktion)<br />

führt zu den physiologisch interessanten 5-Hydroxy-indolen. Beispielsweise erhält man<br />

aus Af-monosubst. Ammofurmar- (bzw. -malein)säureestern und p-Benzochinon in Gegenwart<br />

von Bortrifluorid meist in guten Ausbeuten 5-Hydroxy-indol-2,3-dicarbonsäureester:<br />

HN iR<br />

COOEt<br />

COOEt<br />

(BF3)<br />

[7.288]<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von jY-substituierten 5-Hydroxy-indol-2,3-dicarbonsäuredimethylestern<br />

(Tab. 7.289)<br />

0,02 mol Af-substituierter Aminofumarsäuredimethylester werden in 50 ml wasserfreiem Diethylether<br />

gelöst und unter gutem Rühren tropfenweise mit einer Mischung aus 0,02 mol p-Benzochinon<br />

und 0,02 mol Bortrifluoridetherat in 100 ml abs. Diethylether versetzt. Man läßt über Nacht<br />

stehen. Fest ausgefallene Produkte werden abgesaugt, mit Wasser gewaschen, in Methanol aufgenommen,<br />

nach evtl. Einengen der Lösung erneut abgesaugt und umkristallisiert. Ist bei der Reaktion<br />

keine Kristallisation eingetreten, so wäscht man die etherische Phase mit 50 ml Wasser, extrahiert<br />

die wäßrige Phase noch zweimal mit Ether, engt die vereinigten Extrakte etwas ein und filtriert<br />

über trockenes Aluminiumoxid (Aktivitätsstufe 1). Man wäscht mit Dioxan nach, dampft das<br />

Lösungsmittel im Vakuum auf dem Wasserbad ab und kristallisiert um.<br />

Tabelle 7.259<br />

5-Hydroxy-indole durch Michael-Addition an p-Benzochinon<br />

Produkt Ausgangsverbindung F<br />

in 0 C<br />

5-Hydroxy-l-methyl-indol-2,3dicarbonsäuredimethylesterl-te/t-Butyl-5-hydroxy-indol-2,3dicarbonsäuredimethylesterl-Benzyl-5-hydroxy-indol-2,3dicarbonsäuredimethylester<br />

5-Hydroxy-l -phenyl-indol-2,3dicarbonsäuredimethylester<br />

N-Methyl-aminofumarsäuredimethylesterN-tert-Butyl-aminofumarsäuredimethylesterN-Benzyl-aminofumarsäuredimethylesterN-Phenyl-aminofumarsäuredimethylester<br />

158 80<br />

(CH2Cl2 : CCl4 l: 1)<br />

246 (Toluen) 20<br />

159 (MeOH) 90<br />

208 (Dichlorethan) 60<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

*G


604 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

5-Hydroxy-2-methyl-indol-3-carbonsäurealkylester aus ß-Amino-crotonsäureestern undp-Benzochinonen:<br />

PATRICK, J. B.; SAUNDERS, E. K., Tetrahedron Lett. 1979 (42), 4009.<br />

7.4.1.4. Addition von Säureamiden an vinyloge Carbonylverbindungen<br />

Auch unsubstituierte oder monosubstituierte Säureamide lagern sich an a,/?-ungesättigte Carbonylverbindungen<br />

und Nitrile an. Diese Reaktion muß stets durch Basen katalysiert werden.<br />

Besonders geeignet sind Säureimide, wie Phthalimid und Succinimid, sowie Sulfonsäureamide,<br />

die durch den Katalysator sehr leicht in die eigentlich additionsfähige basische Form übergeführt<br />

werden (vgl. [8.49]).<br />

Die Additionsprodukte sind deswegen von Interesse, weil durch Verseifung der Säureamidgruppe<br />

ß-Aminoethylverbindungen erhalten werden können. Diese lassen sich durch direkte<br />

Addition von Ammoniak bzw. Monoalkylaminen schlecht herstellen, so beispielsweise das<br />

ß-Alanin, für dessen Darstellung im Laboratorium die folgende Vorschrift günstig ist.<br />

Darstellung von)?-Alanin<br />

ß-Phthalimido-propiononitril durch Cyanethylierung von Phthalimid<br />

In einem 1-1-Dreihalskolben mit Rührer, Rückflußkühler und Thermometer werden 2 mol<br />

Phthalimid, 130 ml Dimethylformamid und 2,5 mol Acrylonitril im Wasserbad auf 6O 0 C<br />

erwärmt. Dann werden unter Rühren auf einmal 4 ml 50%ige Kalilauge zugegeben, worauf<br />

gewöhnlich die Reaktion sofort einsetzt. Wenn nach einigen Minuten noch kein Temperaturanstieg<br />

zu beobachten ist, wird noch mehr Kalilauge zugefügt. Die notwendige Menge Lauge<br />

hängt von der Qualität des Phthalimids ab, das möglichst frei von Phthalamidsäure sein soll.<br />

Die Innentemperatur steigt schnell auf etwa 120 0 C an. Die klare, schwach gelbe Lösung wird<br />

noch 20 bis 30 Minuten bei etwa 12O 0 C gehalten, dann läßt man etwas abkühlen und gießt<br />

unter ständigem Rühren in etwa 2 l kaltes Wasser. Das muß geschehen, ehe die Kristallisation<br />

im Kolben einsetzt. Die farblosen Kristalle werden abgesaugt und mit kaltem Wasser gewaschen.<br />

F154 0 C (EtOH); Ausbeute 95%.<br />

Hydrolyse von ß-Phthalimido-propiononitril zu ß-Alanin<br />

In einem 3-1-Rundkolben werden 2 mol /?-Phthalimido-propiononitril (Rohprodukt) mit 900 ml<br />

20%iger Salzsäure 5 Stunden unter Rückfluß gekocht. Die gebildete Phthalsäure fällt nach etwa 4<br />

Stunden schlagartig aus und verursacht starkes Stoßen (Kolben gut einspannen). Man gießt noch<br />

heiß in ein Becherglas und läßt unter häufigem Rühren erkalten. Dann wird die ausgefallene<br />

Phthalsäure abgesaugt und sorgfältig mit Wasser gewaschen. Die vereinigten Filtrate dampft man<br />

auf dem siedenden Wasserbad im Wasserstrahlvakuum zur Trockne und trocknet noch l Stunde<br />

unter den gleichen Bedingungen. Zu dem noch heißen Abdampfrückstand gibt man 150 ml<br />

Methanol, arbeitet gut durch und saugt ab. Der Filterrückstand wird noch zweimal in gleicher<br />

Weise mit je 100 ml Methanol behandelt. Die vereinigten Methanolextrakte werden nach Abkühlen<br />

nochmals filtriert und bis zur schwach alkalischen Reaktion mit Tributylamin oder Diethylamin<br />

versetzt, wodurch die auf den isoelektrischen Punkt gebrachte Aminosäure ausfällt. Man filtriert<br />

und wäscht mit Methanol. F 200 0 C; Ausbeute 80 % (bezogen auf Phthalimid).<br />

7.4.1.5. Substitutionsreaktionen an vinylogen Carbonylverbindungen<br />

Abgangsgruppen wie Cl > OCH3 > SCH3 > NR2 1 ) die sich in /^-Position an vinylogen Carbonylverbindungen<br />

befinden, lassen sich über einen Additions-Eliminierungs-Mechanismus<br />

durch Basen bzw. CH-acide Verbindungen substituieren. Beispielsweise sind so aus ß-Chlor-<br />

l ) In dieser Reihenfolge nimmt die Austrittstendenz ab.


D. 7.4.1.5. Substitutionsreaktionen an vinylogen Carbonylverbindungen 605<br />

vinylaldehyden und -ketonen (man erkläre, weshalb diese als vinyloge Carbonsäurechloride<br />

aufgefaßt werden können) (ß-Amino-vinyl)carbonyl-Verbindungen darstellbar:<br />

H3C-NH2 + CI-CH=CH-CH=QI - H3C^NH-CH^CH=CH^QI°<br />

-* H3C-NH-CH=CH-CH=O<br />

— HCI<br />

C H r C\ [7.290]<br />

Meist reagiert bei solchen Umsetzungen gleichzeitig auch die Carbonylgruppe; man nutzt<br />

dies für mehrstufige Cyclokondensationen aus. Durch Reaktion von ß-Chlor-zimtaldehyd mit<br />

Thioglycolsäureester erhält man z. B. auf diese Weise substituierte Thiophene:<br />

COOEt [7.291]<br />

Man formuliere die Reaktion von ß-Chlor-acrolein mit Hydrazin zum Pyrazol!<br />

Ein weiteres Beispiel ist die Reaktion von ß-Chlor-vinylketonen mit Enaminen (vinyloge<br />

Elektronendonorverbindungen, vgl. D.7.4.2.) zu Pyryliumsalzen:<br />

[7.292]<br />

Vinyloge heteroanaloger Carbony !Strukturen, wie Carbimmonium Verbindungen<br />

I I © \<br />

R-C=C-C=NR2 und Nitrile mit geeigneten Abgangsgruppen in ß-Stellung, reagieren analog.<br />

Aus den Nitrilen entstehen dabei unter intramolekularer Addition heteroaromatische Amine,<br />

z. B. aus Ethoxymethylencyanessigester (vgl. Tab. 7.172) und Hydrazinhydrat ein 3(5)-Aminopyrazol-4-carbonsäureester:<br />

COOR COOR COOR<br />

— ^NH2 — H-V^NH2 [7 ' 293]<br />

I<br />

H<br />

Dieser kann mit Formamid zu 4,5-Dihydro-4//-pyrazolo[3,4-d]pyrimid-4-on (Allopurinol), einem wichtigen<br />

Antiarthriticum, kondensiert werden.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von 3- bzw. S-Amino-pyrazoI-4-carbonsäurederivaten<br />

(Tab. 7.294)<br />

In einem 100-ml-Kolben versetzt man ein Gemisch aus 20 mmol der Nitrilkomponente und<br />

20ml Ethanol unter Umschütteln portionsweise mit dem Hydrazin (30 mmol 80%iges Hydrazinhydrat<br />

bzw. 20 mmol Phenylhydrazin in 5 ml Ethanol). Man erhitzt eine Stunde unter Rückfluß<br />

auf dem Wasserbad, läßt erkalten, entnimmt eine Probe und verdünnt mit Wasser. Fällt<br />

beim Anreiben das Produkt aus, wird das gesamte Reaktionsgemisch in das doppelte Volumen<br />

Wasser eingerührt und nach 24 Stunden abgesaugt. Bleibt die Fällung aus, engt man auf dem


606 D. 7. Reaktionen von Carbony l Verbindungen<br />

Wasserbad zur Trockne ein, verreibt den Rückstand mit wenig Wasser und saugt ab. Anschließend<br />

kristallisiert man um.<br />

Tabelle 7.294<br />

3- bzw. 5-Amino-pyrazol-4-carbonsäurederivate<br />

Produkt Ausgangsverbindungen F<br />

in 0 C<br />

3-bzw. 5-Amino-pyrazol-<br />

4-carbonsäureethylester<br />

3- bzw. 5-Ammo-pyrazol-<br />

4-carbonitril<br />

5-Amino-1 -phenyl-pyrazol-<br />

4-carbonsäureethylester 1 )<br />

5-Amino-1-phenyl-pyrazol-<br />

4-carbonitril<br />

5-Amino-3-methylthio-l -phenylpyrazol-4-carbon-säuremethylester<br />

2 ) 3 )<br />

3-Amino-5-methylthio-pyrazol-<br />

4-carbonitril<br />

2-Cyan-3-ethoxy-prop-2-ensäure- 103 75<br />

methylester, Hydrazinhydrat (wenig W.)<br />

Ethoxyrnethylenmalononitril, 175 (W.) 85<br />

Hydrazinhydrat<br />

Ethoxymethylencyanessigsäure- 100 70<br />

ethylester, Phenylhydrazin (Essigester)<br />

Ethoxyrnethylenmalononitril, 138 (W.) 85<br />

Phenylhydrazin<br />

2-Cyan-3,3-bis(methylthio)prop-2- 114 90<br />

ensäuremethylester, Phenylhydrazin (Petrolether)<br />

Bis(methylthio)methylenmalono- 151 (W.) 90<br />

nitril, Hydrazinhydrat<br />

!) Das nach dem Eindampfen anfallende Öl wird mit Benzen angerieben.<br />

2 ) Als Lösungsmittel Methanol verwenden.<br />

3 ) Methanthiolentwicklung, Abzug!<br />

7.4.2. Reaktionen, vinyloger Elektronendonorverbindungen -<br />

Enolate, Enole, Enolether, Enamine<br />

Ausbeute<br />

Vinyloge Elektronendonorverbindungen leiten sich von enolisierten Carbonylverbindungen ab:<br />

i ,?<br />

H-C-C<br />

I \<br />

\ P H<br />

/ C=C \<br />

[7.295]<br />

Ihre Reaktivität gegenüber den meisten Elektrophilen entspricht etwa der in [7.296] angegebenen<br />

Reihenfolge:<br />

\ ClOH<br />

C=C<br />

/° \<br />

I<br />

\ ciOR<br />

C=C<br />

/^ \<br />

n<br />

\ ClOSiR3 x CINR2 \ c]PI<br />

C=C < C=C < C=C<br />

/° \ /^ \ /" \<br />

III IV<br />

[7.2%]<br />

Das endständige Kohlenstoffatom der vinylogen Elektronendonorverbindungen reagiert<br />

infolge seiner Negativierung im Prinzip wie die Donorgruppe selbst, d. h., Elektrophile greifen<br />

bevorzugt an diesem Kohlenstoffatom an. In [7.297] ist dies am Beispiel eines Enamins (IV),<br />

formuliert:<br />

H HNR2<br />

E 0 . C=C<br />

H CxNR2<br />

E-C 1 C<br />

I \ -H<br />

E INR2<br />

/ C=C \<br />

[7.297]<br />

Carbonylverbindungen können mit Elektrophilen über die Enole als Zwischenprodukte reagieren.


D. 7.4.2.1. Alkylierung von Carbonylverbindungen 607<br />

Bei einfachen Aldehyden und Ketonen liegt das Keto-Enol-Gleichgewicht [7.295] weit auf der Seite der<br />

Carbonylverbindung, ihr Enolgehalt ist sehr gering (vgl. D.7.2.I.8.). ß-Oxo-carbonsäureester und ß-Diketone<br />

sind demgegenüber wesentlich stärker enolisiert. Die Einstellung des Keto-Enol-Gleichgewichts wird<br />

durch Protonen katalysiert.<br />

Die elektrophilen Reagenzien (E®) greifen in Analogie zu [7.297] an dem zur Carbonylgruppe<br />

a-ständigen Kohlenstoffatom an:<br />

Das Enol wird durch die Reaktion mit dem Elektrophil ständig dem Gleichgewicht entzogen, so daß<br />

auch nur in geringem Maße enolisierte Carbonylverbindung noch gut reagieren können (vgl. z. B. die sauer<br />

katalysierte Aldolkondensation [7.104], die Halogenierung [7.308] sowie die Umsetzung CH-acider Verbindungen<br />

mit salpetriger Säure D.8.2.3. und mit Diazoniumsalzen D.8.3.3. und [9.45]).<br />

Die Bedeutung der Enolether ([7.296] II) für die präparative Chemie ist relativ gering.<br />

Genannt wurden schon die saure Hydratisierung bzw. Alkoholaddition z. B. bei dem wichtigen<br />

cyclischen Enolether 3,4-Dihydro-2H-pyran (vgl. [7.26] und [9.21]) und die Polymerisation.<br />

Bedeutsamer sind die Silylenolether ([7.296] III), die man u. a. durch Silylierung der Enolate<br />

von Carbonylverbindungen mit Trimethylchlorsilan erhält. Auch sie reagieren in ß-Position mit<br />

Elektrophilen. So lassen sie sich beispielsweise mit SNl-aktiven Alkylhalogeniden in Gegenwart<br />

von Lewis-Säuren, z. B. TiCl4 alkylieren, was eine tert-Alkylierung von Aldehyden, Ketonen<br />

und Carbonsäuren in a-Position erlaubt, die mit Hilfe von Basen nicht möglich ist<br />

(warum?).<br />

l 9 \Z3** \ P- SiM ^g t. Me3^11 v , *3 + .RCI(TiCI4) ^UMOUJ- „ „ g J><br />

^299J<br />

I \ / \ -Me3SiOH i \<br />

Mit Aldehyden und Ketonen reagieren Silylenolether in Gegenwart von Lewis-Säuren wie<br />

TiCLt zu Additionsprodukten, die nach der Hydrolyse Aldole ergeben:<br />

O \ OSiMei MesSiO i O a> OH o<br />

R-/ + Vc' 3


608 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

R-X<br />

O n<br />

H3C-C-CH-COOR 1<br />

löl 0<br />

H3C-C=CH-COOR'<br />

-X 0<br />

H3C-C-CH-COOR'<br />

i<br />

R<br />

0-R<br />

i<br />

H3C-C=CH-COOR'<br />

[7.301]<br />

Aus dem ambidenten Anion (vgl. D.2.3.) können auch 0-Alkylierungsprodukte entstehen, unter den<br />

Bedingungen der allgemeinen Arbeitsvorschrift zu Tabelle 7.302 allerdings nur in geringem Umfange. Ihre<br />

Bildung wird unterstützt durch ein aprotonisches, polares Medium, durch niedrige Konzentration des ambidenten<br />

Anions und ein voluminöses Gegenion sowie durch Alkylierungsmittel mit geringer Nucleophilie<br />

und harter Abgangsgruppe. Demzufolge steigt bei sec-Alkylhalogeniden der Anteil an 0-Alkylierung vom<br />

lodid zum Chlorid und in folgender Reihe von Lösungsmitteln: Ethanol ~ Aceton < Acetonitril < Dimethylsulfoxid<br />

~ Dimethylformamid. Das Kation im Substrat spielt eine geringere Rolle, im allgemeinen<br />

scheinen die Natriumsalze die C-Alkylierung zu unterstützen. (Manche O-Alkylprodukte werden leicht<br />

intermolekular umalkyliert, d. h., sie übertragen ihre Alkylgruppe auf den Kohlenstoff eines Carbanions).<br />

Die O-Alkylierung läßt sich im neutralen oder schwach sauren Medium erzwingen. Als Alkylierungsmittel<br />

sind dann nicht mehr Alkylhalogenide (warum?), sondern Diazoalkane, Orthoester und Alkoxoniumsalze<br />

zu verwenden.<br />

Die Reaktionsfähigkeit der Alkylierungsreagenzien nimmt in der folgenden Reihe mit sinkender<br />

Beweglichkeit des Halogens bzw. Säurerestes ab: Allylhalogenide > Benzylhalogenide<br />

> a-Halogen-ketone > Dialkylsulfate > Alkyl-p-toluensulfonate > Alkylhalogenide. Bei den<br />

Alkylhalogeniden fällt die Reaktivität mit steigender Raumerfüllung des Alkylrestes, d. h. vom<br />

Methyl- zum tert-Butylhalogenid. Üblicherweise wird die ß-Dicarbonylverbindung mit Hilfe<br />

von Natriumalkoholat in das Natriumderivat übergeführt. In Nebenreaktionen entstehen dann<br />

aus dem Alkylierungsmittel auch Ether und Olefine (formulieren!). Diese Reaktionen verlaufen<br />

besonders bei den verzweigten Alkylhalogeniden (vgl. D.2. und D.3.) leicht. Aus diesem<br />

Grunde gehen die Ausbeuten bei Umsetzungen mit solchen Alkylierungsmitteln stark zurück,<br />

mit tert-Butylhalogeniden sind keine brauchbaren Ausbeuten mehr zu erzielen.<br />

Bei der Monoalkylierung von ß-Dicarbonylverbindungen bilden sich häufig auch Dialkylierungsprodukte,<br />

selbst wenn man nur molare Mengen Alkylierungsmittel anwendet: In diesem<br />

Falle bleibt ein äquivalenter Teil der Carbonylverbindung unalkyliert. Vor allem bei den niederen<br />

Alkylierungsprodukten ist die Trennung der drei im Reaktionsgemisch vorhandenen<br />

Stoffe (Ausgangs- Monoalkyl-, Dialkylprodukt) schwierig. Um reine Monoalkylprodukte zu<br />

erhalten, ist man daher mitunter zu einem Umweg gezwungen (vgl. z. B. die Darstellung von<br />

Monoalkylmalonestern über die 2-Oxo-bernsteinsäureester [7.167] und die Alkylierung über<br />

Enamine [7.319].<br />

Die vollständige Dialkylierung von ß-Dicarbonylverbindungen ist meist schwierig, weil die<br />

Acidität der Monoalkyl-ß-dicarbonylverbindungen geringer ist als die der unsubstituierten<br />

Grundkörper und weil die Dialkyl-ß-dicarbonylprodukte unter den Bedingungen der Alkylierungsreaktion<br />

(alkoholisches Alkalialkoholat) leicht solvolytisch gespalten werden (vgl. Esterspaltung<br />

[7.175]). Man formuliere die Spaltung von disubstituierten Malonestern zu Kohlensäureestern<br />

und Dialkylessigestern! In solchen Fällen hat sich die inverse Arbeitsweise<br />

bewährt, bei der man die jff-Dicarbonylverbindung vorlegt und das Alkoholat so zutropft, daß<br />

niemals größere Konzentrationen davon auftreten.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Alkylierung von/^DicarbonylVerbindungen (Tab. 7302)<br />

| Achtung! Vorsicht beim Umgang mit Natrium (vgl. Reagenzienanhang)!<br />

In einem 1-1-Dreihalskolben mit Rührer, Tropftrichter, Rückflußkühler und Calciumchloridrohr<br />

stellt man aus l mol Natrium und 500 ml abs. Alkohol (der bei Estern mit dem in diesen<br />

enthaltenen Alkohol identisch sein soll, falls keine Umesterung beabsichtigt ist) eine Natrium-


D. 7.4.2.1. Alkylierung von Carbonylverbindungen 609<br />

alkoholatlösung her (vgl. Reagenzienanhang). Zur noch heißen Alkoholatlösung tropft man<br />

l mol der ß-Dicarbonylverbindung und anschließend 1,05 mol des Alkylierungsmittels unter<br />

Rühren so zu, daß die Lösung mäßig siedet. Anschließend wird unter Rühren erhitzt, bis die<br />

Lösung neutrale Reaktion zeigt (2 bis 16 Stunden). Dann destilliert man die Hauptmenge<br />

Alkohol im schwachen Vakuum unter Rühren ab. (Die Mischung stößt sonst durch ausgeschiedenes<br />

Salz stark. Auch das Einengen am Rotationsverdampfer ist günstig.) Diesen Alkohol<br />

kann man für die gleiche Präpration sehr gut wiederverwenden, da er wasserfrei ist. Nach dem<br />

Abkühlen setzt man so viel Eiswasser zu, daß das abgeschiedene Salz eben gelöst wird, trennt<br />

im Scheidetrichter die organische Phase ab und ethert noch zweimal aus. Die vereinigten organischen<br />

Phasen werden über Natriumsulfat getrocknet, das Lösungsmittel wird abdestilliert<br />

und der Rückstand über eine 30-cm-Vigreux-Kolonne fraktioniert.<br />

Zur Dialkylierung legt man die unsubstituierte ß-Dicarbonylverbindung mit reichlich 2 mol<br />

Alkylierungsmittel vor und fügt unter Rühren das getrennt dargestellte Natriumalkoholat<br />

(doppeltmolare Menge) unter Feuchtigkeitsausschluß zu. Man kann auch schon monoalkyliertes<br />

Produkt zusammen mit einem geringen Überschuß Alkylierungsmittel vorlegen und l mol<br />

Natriumalkoholat zutropfen. 1 )<br />

Tabelle 7.302<br />

Alkylierung von ß-Dicarbonylverbindungen<br />

Produkt<br />

Ethylmalonsäurediethylester l )<br />

Diethylmalonsäurediethylester<br />

2 )<br />

Propylmalonsäurediethylester<br />

Isobutylmalonsäurediethylester<br />

Butylmalonsäurediethylester<br />

Pentylmalonsäurediethylester<br />

Hexylmalonsäurediethylester<br />

Allylmalonsäurediethylester<br />

Cyclopropan-1 ,1-dicarbonsäurediethylester<br />

3 )<br />

Cyclobutan-1 ,1 -dicarbonsäurediethylester<br />

3 )<br />

Ethan-1 ,1 ,2-tricarbonsäuretriethylester2-Acetyl-butansäureethylester<br />

1 )<br />

2-Acetyl-3-methyl-butansäureethylester<br />

1 )<br />

2-Acetyl-hexansäureethylester2-Acetyl-4-methyl-pentansäureethylester<br />

Ausgangsverbindungen<br />

Malonsäurediethylester,<br />

Ethylbromid<br />

Malonsäurediethylester,<br />

Ethylbromid<br />

Malonsäurediethylester,<br />

Propylbromid<br />

Malonsäurediethylester,<br />

Isobutylbromid<br />

Malonsäurediethylester,<br />

Butylbromid<br />

Malonsäurediethylester,<br />

Pentylbromid<br />

Malonsäurediethylester,<br />

Hexylbromid<br />

Malonsäurediethylester,<br />

Allylbromid<br />

Malonsäurediethylester,<br />

1 ,2-Dibrom-ethan<br />

Malonsäurediethylester,<br />

1,3-Dibrom-propan oder<br />

1 -Brom-3-chlor-propan<br />

Malonsäurediethylester,<br />

Chloressigsäureethylester<br />

Acetessigsäureethylester,<br />

Ethylbromid<br />

Acetessigsäureethylester,<br />

Isopropyliodid<br />

Acetessigsäureethylester,<br />

Butylbromid<br />

Acetessigsäureethylester,<br />

Isobutylbromid<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

961(3(10)<br />

100i,6(12)<br />

1081>7(13)<br />

H3i,6(12)<br />

1322,3(17)<br />

1351?9(14)<br />

1451)6(12)<br />

102i 3(10)<br />

1002,7(20)<br />

104,i6(,2)<br />

1582,0(15)<br />

8Oi 3(10)<br />

942.4(18)<br />

1102,1(16)<br />

12O2406)<br />

n 2 ?<br />

1,4163<br />

1,4245<br />

1,4197<br />

1,4282<br />

1,4225<br />

1,4259<br />

1,4281<br />

1,4338<br />

1,4335<br />

1,4360<br />

1,4315<br />

1,4194<br />

1,4234<br />

1,4246<br />

1,4242<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

I Diese Methode gestattet die Herstellung unsymmetrischer dialkylierter ß-Dicarbonylverbindungen.<br />

85<br />

75<br />

85<br />

80<br />

80<br />

80<br />

80<br />

85<br />

45<br />

45<br />

70<br />

75<br />

75<br />

65<br />

80


610 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Tabelle 7.302 (Fortsetzung)<br />

Produkt<br />

2-Acetyl-pent-4-ensäureethylester2-Benzyl-3-oxo-butansäureethylester<br />

2-Methyl-cyclohexan-l ,3-dion<br />

Ausgangsverbindungen<br />

Acetessigsäureethylester,<br />

Allylbromid<br />

Acetessigsäureethylester,<br />

Benzylchlorid<br />

Cyclohexan-1 ,3-dion,<br />

Dimethylsulfat<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

102^12)<br />

1571>9(i4)<br />

F 120 (EtOH)<br />

n20<br />

1,4381<br />

1,4998<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

J ) Nur mit sehr wirksamer Kolonne rein erhältlich.<br />

2 ) Inverse Prozedur anwenden (Alkoholat zutropfen, vgl. Vorschrift).<br />

3 ) Invers arbeiten (Alkoholat innerhalb von 2 Stunden in 7O 0 C heiße Lösung tropfen); zur Aufarbeitung<br />

nach Abdestillieren des Alkohols mit Wasserdampf übertreiben; Destillat ausethern, Extrakte wie oben<br />

aufarbeiten. Von 1,2-Dibrom-ethan 1,1 mol, von 1,3-Dibrom-propan 1,05 mol einsetzen.<br />

vL-Isopropyl-acetessigsäureethylester durch Alkylierung von Acetessigsäureethylester in<br />

Gegenwart von Bortrifluorid: ADAMS, J. T; LEVINE, R.; HAUSER, C. R., Org. Synth., CoIl. Vol. III<br />

(1955), 405;<br />

ß'Ethoxy-E'Crotonsäureethylester aus Acetessigsäureethylester und Orthoameisensäuretriethylester:<br />

SMISSMAN, E. E.; VOLDENG, A. N, J. Org. Chem. 29 (1964), 3164.<br />

Ähnlich wie ß-Dicarbonylverbindungen lassen sich auch Monoketone, Carbonsäureester,<br />

Carboxylationen und Nitrile alkylieren. Wegen ihrer geringeren Acidität werden diese jedoch<br />

durch Alkoholate nur teilweise in ihre Anionen überführt (vgl. Tab. 7.99). Im Reaktionsgemisch<br />

liegen daher noch freie Carbonylverbindungen und freies Alkoholat vor. Hierdurch<br />

entstehende Nebenreaktionen führen zu Ether- und Olefinbildung und Aldolkondensationen.<br />

Um dies zu vermeiden, muß man stärkere, möglichst sterisch gehinderte Basen verwenden.<br />

Gebräuchlich sind Lithiumdüsopropylamid (LDA), Kalium-tert-butanolat, Natriumamid und<br />

Kaliumhydrid.<br />

Mit unsymmetrischen Ketonen führen diese Reagenzien zu unterschiedlichen Produkten.<br />

Die Alkylierung von 2-Methyl-cyclohexanon mit Methyliodid ergibt z.B. mit LDA das 2,6-<br />

Dimethyl-cyclohexanon, mit t-ButOK hingegen das 2,2-Isomere.<br />

O 0 Li 0<br />

Die Regioselektivität ist darauf zurückzuführen, daß das sehr stark basische LDA kinetisch<br />

kontrolliert das sterisch weniger gehinderte 6-H-Atom des Methylcyclohexanons abspaltet, das<br />

weniger basische t-BuOK dagegen thermodynamisch kontrolliert das stärker saure 2-H-Atom.<br />

Mit den stark basischen Amiden lassen sich auch die N-Analogen der Carbonylverbindungen,<br />

Imine (Schiffsche Basen) und Hydrazone, in die entsprechenden Enamidionen überführen<br />

(vgl. [7.119]) und alkylieren. Die Reaktionen werden u.a. genutzt, um Aldehyde in a-Stellung<br />

zu alkylieren, was direkt wegen der bevorzugten Aldolbildung nur schwierig möglich ist. Der<br />

Aldehyd wir zunächst mit einem Amin in das Imin überführt, dieses alkyliert<br />

..© e<br />

NR" Ll NR" R'v NR"<br />

R>CH *-


D. 7.4.2.1. Alkylierung von Carbonylverbindungen 611<br />

Über Metallenamide können auch Carbonylverbindungen mit einer prochiralen a-Methylengruppe<br />

enantioselektiv alkyliert werden. Man setzt sie mit einem enantiomerenreinen Amin<br />

oder Hydrazin, z.B. (S)-l-Amino-2-methoxymethyl-pyrrolidin, (SAMP) oder dessen (R)-<br />

Enantiomer (RAMP), zum chiralen Imin bzw. Hydrazon um. Prochirale a-Methylengruppen<br />

werden durch die Reaktion mit dem chiralen Hilfsstoff (Auxiliar) diastereotop 1 ) und können<br />

nach der Umsetzung mit LDA diastereoselektiv alkyliert werden. Man spaltet aus dem Alkylierungsprodukt<br />

das chirale Auxiliar wieder ab (vgl. 7.3.2.) und erhält die alkylierte Carbonylverbindung<br />

oft mit hohem Enantiomerüberschuß.<br />

OC H C\" H L-H® [(/Pr)2NLi]<br />

N CH2OCH3 N CH2OCH3 2 Me2so4<br />

NH2 N o u©/u n<br />

3 H /H,0 , , [?305]<br />

prochiral ,^^ X^\ , prochiral<br />

(diastereotop) I j (diastereotop)<br />

prochiral. .^\ prochiral ^^ " % *.e.<br />

(enantiotop) (enantiotop)<br />

(S)-(+)-4-Methyl-heptan-3-on über die SAMP/RAMP-Hydrazon-Methode: ENDERS, D.;<br />

KIPPGARDT, H.; FEY, R, Org. Synth. 65 (1987), 183 (mit Übersicht über weitere mögliche asymmetrische<br />

Synthesen mit Hilfe der SAMP/RAMP-Methode) 2 )<br />

Die Alkylierung einer Reihe schwach CH-acider Verbindungen ist auch unter den Bedingungen<br />

der Phasentransferkatalyse (vgl. D.2.4.2.) möglich, wodurch die anderenfalls erforderliche<br />

verhältnismäßig aufwendige Metallierung überflüssig wird. Allerdings sind bei Monoalkylierungsreaktionen<br />

bisalkylierte Verbindungen als Nebenprodukte oft nicht zu vermeiden.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Alkylierung von Benzylcyaniden unter Phasentransferbedingungen<br />

) (Tab. 7.306)<br />

In einem Vierhalskolben mit Rückflußkühler, Rührer, Tropftrichter und Innenthermometer<br />

bringt man eine Lösung aus 30g Ätznatron und 30 ml Wasser auf 35 0 C (Wasserbad; während<br />

der Reaktion als Kühlbad) und hält bei dieser Temperatur während der gesamten Reaktion.<br />

Man versetzt zunächst mit 0,5 g Benzyltriethylammoniumchlorid 4 ) und 0,2 mol des Benzylcyanids<br />

und gibt innerhalb von 30 Minuten unter gutem Rühren 0,2 mol des Alkylhalogenids tropfenweise<br />

zu. Anschließend wird noch zwei Stunden bei 35 0 C und 0,5 Stunden bei 40 0 C nachgerührt.<br />

Wurde von unsubstituiertem Benzylcyanid ausgegangen, so werden dessen unumgesetzte<br />

Reste in das wenig flüchtige a-Phenyl-cinnamonitril übergeführt, das sich besser von den Reaktionsprodukten<br />

abtrennen läßt. Zu diesem Zweck gibt man 2 g Benzaldehyd zu, rührt eine weitere<br />

Stunde bei 25 bis 30 0 C, versetzt mit 25 ml Toluen (oder Methylendichlorid), trennt die<br />

organische Phase ab, extrahiert die wäßrige Schicht nochmals mit Toluen (oder Methylendich-<br />

1 J Substituenten sind heterotop, wenn sie sich nicht konstitutionell, aber topographisch unterscheiden lassen,<br />

d. h. wenn sie innerhalb des Moleküls eine unterschiedliche chemische Umgebung besitzen. In achiralen<br />

Systemen mit prochiralen Gruppen sind diese enantiotop, in chiralen Systemen sind prochirale<br />

Substituenten diastereotop. Beim Ersatz eines enantiotopen Substituenten durch einen anderen entsteht<br />

ein Enantiomer, bei Ersatz eines diastereotopen Substituenten ein Diastereomer. Diastereotope Substituenten<br />

kann man physikalisch und chemisch, enantiotope nur unter chiralen Bedingungen (chirales<br />

Reagens, chirale Lösungsmittel, zirkulär polarisiertes Licht) unterscheiden (vgl. hierzu auch C.7.3.1. und<br />

C.7.3.2.).<br />

2 ) SAMP bzw. RAMP sind aus natürlichem (S)-Prolin bzw. der relativ leicht zugänglichen (/^-Glutaminsäure<br />

darstellbar, vgl. z. B. ENDERS, D; FEY, R; KIPPHARDT, H., Org. Synth. 65 (1987), 173 .<br />

3 ) nach MAKOSZA, M.; JONCZYK, A., Org. Synth. 55 (1976), 9L<br />

4 ) Darstellung vgl. SOUTO-BACHILLER u. a., Org. Synth. 55 (1976), 97.


612 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

lorid) und wäscht die vereinigten organischen Phasen nacheinander mit je 25 ml Wasser, verd.<br />

Salzsäure und wiederum Wasser. Nach Abdestillieren des Lösungsmittels wird rektifiziert.<br />

Tabelle 7.306<br />

Unter Phasentransferbedingungen alkylierte Benzylcyanide<br />

Produkt<br />

a-Phenyl-butyronitril<br />

a-Phenyl-valeronitril<br />

a-Phenyl-isovaleronitril<br />

1 -Phenyl-but-3-en-carbonitril<br />

a-Benzyl-a-phenyl-butyronitril<br />

Ausgangsverbindungen<br />

Benzylcyanid, Ethylbromid<br />

Benzylcyanid, Propylbromid<br />

Benzylcyanid, Isopropylbromid<br />

Benzylcyanid, Allylbromid<br />

a-Phenyl-butyronitril,<br />

Benzylchlorid<br />

Kp<br />

in 0 C<br />

1030,9(7)<br />

126li6(12)<br />

H0o,9(7)<br />

13I2^1S)<br />

190lt6(12)<br />

riß<br />

1,5086<br />

1,5063<br />

1,5059<br />

1,5201<br />

1,5593<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

QL-Monoalkylierung der Alkalisalze aliphatischer Carbonsäuren mit Hilfe von Butyllithium:<br />

CREGER, R L., J. Am. Chem. Soc. 92 (1970), 1397.<br />

Alkylierte Malonester werden technisch vor allem zur Herstellung von Barbitursäuren (Hypnotica, Antiepileptica,<br />

Narcotica) (vgl. D.7.I.4.2., D.7.2.1.8.) eingesetzt. Die Alkylierung von Benzylcyanid findet<br />

Anwendung bei der Synthese von Pethidin, einer Verbindung mit morphinähnlicher Wirkung, die als Analgeticum<br />

verwendet wird:<br />

Ph CN Ph COOEt<br />

Ck H2SO4, EtOH<br />

-2 HCI<br />

"N<br />

CH3<br />

7.4.2.2. Halogenierung von Carbonylverbindungen<br />

75<br />

75<br />

50<br />

60<br />

85<br />

[7.307]<br />

Relativ starke CH-acide Verbindungen, wie ß-Dicarbonylverbindungen sowie Aldehyde und<br />

Ketone, sind an dem zur Carbonylgruppe a-ständigen Kohlenstoffatom leicht zu halogenieren.<br />

Bei der z. B. durch Halogenwasserstoff sauer katalysierten Umsetzung wird das Enol durch das<br />

Halogen elektrophil angegriffen:<br />

ICI^CII<br />

H CjOH<br />

C=C<br />

-HCI<br />

v /P<br />

R'-C-Cx<br />

Ci R<br />

n<br />

[7.308]<br />

Die Reaktion ist auch durch schwache Basen (z. B. Natriumacetat) katalysierbar. Das Gleichgewicht zwischen<br />

Carbonylverbindung und Enolat liegt zwar für diesen Fall weit auf Seiten der Carbonylverbindung;<br />

da jedoch durch die in Analogie zu [7.308] ablaufende Halogenierung das Enolat ständig dem Gleichgewicht<br />

entzogen wird, ist eine vollständige Umsetzung möglich. Man formuliere diese Reaktion!<br />

Bei Carbonsäuren ist eine Enolisierung normalerweise nicht mehr zu erwarten. Man sorgt<br />

deshalb durch Zusatz von Katalysatoren (roter Phosphor, Phosphortricnlorid u. a.) dafür, daß<br />

die Carboxylgruppe zunächst zum Carbonsäurechlorid reagieren kann. Dieses ist dann wiederum<br />

über ein intermediäres Enol in «-Stellung halogenierbar:


3 X2 + 2 P<br />

/P<br />

3R-CH2-C<br />

OH<br />

OH<br />

R-CH=q + X2<br />

2PX3<br />

-P(OH)3<br />

R-CH-C + R-CH2-COOH<br />

D. 7.4.2.2. Halogenierung von Carbonylverbindungen 613<br />

/P (H @ )<br />

R-CH2-C<br />

R-CH-C 7 + HX<br />

OH<br />

R-CH=C<br />

/° /°<br />

R-CH-C 7 + R-CH2-C 7 usw.<br />

i \ ^ \<br />

X OH X<br />

[7.309]<br />

Die Chlorierung von Carbonsäuren liefert auch ß-Halogenderivate als Nebenprodukte, die<br />

wahrscheinlich in einer Radikalreaktion entstehen (vgl. D.I.).<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Herstellung von a-Brom-carbonsäuren (Tab. 7.310)<br />

I<br />

AlIe Arbeiten unter einem gut wirkenden Abzug durchführen! Zum Umgang mit Brom vgl.<br />

Reagenzienanzhang.<br />

In einem Dreihalskolben entsprechend Abbildung A.4d (der Auslauf des Tropftrichters soll in die<br />

Flüssigkeit eintauchen) wird zu einer Mischung von 0,5 mol der betreffenden Carbonsäure und<br />

0,15 mol rotem Phosphor unter Rühren 0,5 mol wasserfreies Brom in einer solchen Geschwindigkeit<br />

zugetropft, daß im Kühler keine gelben Bromdämpfe sichtbar werden. Die Reaktionstemperatur<br />

soll dabei 40 bis 50 0 C nicht übersteigen. Nach der Zugabe des Broms läßt man nochmals 0,5<br />

mol trockenes Brom schnell einlaufen und erhitzt anschließend unter Rühren 48 Stunden im Wasserbad<br />

auf 40 0 C Zur Aufarbeitung wird mit 0,5 mol Wasser versetzt, 5 bis 10 Minuten auf 120 bis<br />

140 0 C unter Rückfluß erhitzt und anschließend direkt im Vakuum destilliert. Der während der<br />

Reaktion entweichende Brom Wasserstoff wird in Wasser absorbiert (vgl. D. 1.4.2.).<br />

Tabelle 7.310<br />

a-Brom-carbonsäuren<br />

Produkt<br />

Bromessigsäure<br />

a-Brom-propionsäure<br />

a-Brom-buttersäure<br />

a-Brom-isobuttersäure<br />

a-Brom-valeriansäure<br />

2-Brom-hexansäure<br />

2-Brom-4-methyl-pentansäure<br />

Ausgangsverbindung<br />

Essigsäure<br />

Propionsäure<br />

Buttersäure<br />

Isobuttersäure<br />

Valeriansäure<br />

Hexansäure<br />

4-Methyl-pentansäure<br />

Kp (bzw. F) in 0 C<br />

1172(15);F49<br />

951)6(12);F25<br />

1273>3(25)<br />

1153,2(24);F46<br />

(Petrolether)<br />

H8l ,6(12)<br />

1372,4(18)<br />

129it6(i2)<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von Phenacylbromiden (Tab. 7311)<br />

Ausbeute in %<br />

| Achtung! Vorsicht beim Umgang mit Brom 1 ) Phenacylbromide sind haut- und tränenreizend!<br />

In einem 500-ml-Dreihalskolben mit Rührer, Tropftrichter und Calciumchloridrohr versetzt<br />

man eine Lösung von 0,5 mol des betreffenden Acetophenons in 100 ml Eisessig mit einigen<br />

I Vgl. Reagenzienanhang.<br />

70<br />

70<br />

80<br />

75<br />

80<br />

75<br />

75<br />

j<br />

G<br />

4<br />

G


614 D. 7. Reaktionen von CarbonylVerbindungen<br />

Tropfen Brom Wasserstoff/Eisessig und tropft nun 0,5 mol Brom so zu, daß die Temperatur bei<br />

etwa 2O 0 C gehalten wird (zunächst Reaktion in Gang kommen lassen!). Nach Beendigung<br />

kühlt man in Eiswasser. Tritt keine Kristallisation ein, so wird in Eiswasser gegossen. Die<br />

festen Verbindungen werden abgesaugt und mit 50%igem Ethanol gewaschen, bis sie farblos<br />

sind. Man kristallisiert aus wenig Ethanol um.<br />

Tabelle 7.311<br />

Phenacylbromide<br />

Produkt<br />

Phencylbromid<br />

p-Brom-phenacylbromid<br />

p-Phenyl-phenacylbromid<br />

Ausgangsverbindung<br />

Acetophenon<br />

p-Brom-acetophenon<br />

p-Phenyl-acetophenon 2 )<br />

1 J<br />

2 ) Mit doppelter Menge Eisessig arbeiten.<br />

F<br />

in 0 C<br />

5l 1 )<br />

109<br />

125<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Bromacetaldehyddibutylacetal durch Bromierung von Paraldehyd in n-Butanol: BAGANZ, H.;<br />

Vrrz, C, Chem. Ber. 86 (1953), 395.<br />

Bromaceton aus Aceton und Brom in Eisessig: LEVENE, P. A., Org. Synth., CoIl. Vol. II<br />

(1943), 88.<br />

Brommalonsäurediethylester aus Malonsäurediethylester: PALMER, C. S.; MCWHERTER, P. W,<br />

Org. Synth., CoIl. Vol. I (1941), 245.<br />

a-Brom-y-butyrolacton aus y-Butyrolacton, Brom und rotem Phosphor, über ct.y-Dibrombuttersäurebromid<br />

und a,y-Dibrom-buttersäure: PLIENINGER, H., Chem. Ber. 83 (1950), 265.<br />

2-Chlor-cyclohexanon durch Chlorierung von Cyclohexanon in Wasser: NEWMAN, M. S.;<br />

FARBMAN, M. D.; HIPSHER, H., Org. Synth., CoIl. Vol. III (1955), 188.<br />

K-Chlor-acetessigsäureethylester aus Acetessigsäureethylester und Sulfurylchlorid: BOEHME,<br />

W. R.: Org. Synth., CoIl. Vol. IV (1963), 592.<br />

a-Halogen-carbonsäuren bzw. ihre Ester, vor allem Chloressigsäure, sind Zwischenprodukte<br />

für eine Reihe von Synthesen, z.B. die Glycidestersynthese nach DARZENS (vgl. [7.132]), die<br />

Darstellung von a-Amino-carbonsäuren nach FISCHER (vgl. Tab. 2.85), von Nitromethan nach<br />

KOLBE (vgl. D.2.6.8.) und von Malonsäurediethylester über Cyanessigsäure. a-Halogen-ketone<br />

und -aldehyde werden u. a. zur Herstellung von Thiazolen nach HANTZSCH verwendet.<br />

Auch in der Technik besitzen einige a-Chlor-carbonylverbindungen Bedeutung. Die wichtigsten sind die<br />

Chloressigsäure (die auch aus Trichlorethylen hergestellt wird, vgl. Tab. 4.26) und der Trichloracetaldehyd<br />

(Chloral). Chloressigsäure dient zur Darstellung des Herbizids 2,4-Dichlor-phenoxyessigsäure (2,4-D) (vgl.<br />

D.2.6.2.), von Malonester (Verwendung vgl. D.7.I.4.3.), von Carboxymethylcellulose (vgl. D.2.6.2.), von<br />

Farbstoffen u.a., während Chloral hauptsächlich zu DDT und anderen Insektiziden weiterverarbeitet wird<br />

(vgl. [5.62]). Aus 1,3-Dibrom-aceton wird technisch l,2,3-Tricyan-propan-2-ol und daraus Citronensäure<br />

hergestellt.<br />

7.4.2.3. Acylierung und Alkylierung von Enaminen<br />

Enamine, deren Darstellung in D.7.1.1. beschrieben wurde, reagieren mit aromatischen Carbonsäurechloriden<br />

entsprechend [7.297] meist in guten Ausbeuten zu acylierten Enaminen,<br />

wobei sowohl die Verbindung mit konjugierter Doppelbindung ([7.312], Ua) als auch das nichtkonjugierte<br />

System Ub gebildet werden. Beide Produkte ergeben bei der Hydrolyse die<br />

ß-Dicarbonylverbindung [7.312], III:<br />

60<br />

70<br />

80


D. 7.4.2.3. Acylierung und Alkylierung von Enaminen 615<br />

üb<br />

m<br />

[7.312]<br />

Die bei der Reaktion entstehende Salzsäure wird normalerweise mit einer Hilfsbase, z. B.<br />

wasserfreiem Triethylamin, abgefangen, da man sonst 50% des eingesetzten Enamins als Salz<br />

binden würde. (Warum lagert sich die Salzsäure nicht an das acylierte Enamin II an?)<br />

In einigen Fällen, z. B. bei der Acylierung mit Chlorameisensäureester, bewährt sich dieses Verfahren<br />

nicht, und man arbeitet vorteilhafter mit überschüssigem Enamin.<br />

Aliphatische Carbonsäurechloride, die am a-ständigen Kohlenstoff abspaltbaren Wasserstoff<br />

besitzen, reagieren mit dem Enamin oder der Hilfsbase zunächst unter Ketenbildung 1 )<br />

k<br />

Triethylamin^ \:c=c=o [7.313]<br />

-HCI<br />

R 2 ' Cl R 2 '<br />

Aus dem Enamin und dem Keten entsteht anschließend ein Cyclobutanonderivat:<br />

R V R4<br />

O<br />

C<br />

[7.314]<br />

Sind R 2 und R 4 gleich H, so ist der Cyclobutanonring thermisch instabil und wird z. B. bei<br />

der Destillation aufgespalten, wobei sich die beiden möglichen Spaltprodukte bilden:<br />

R 3<br />

\ ><br />

/ N A<br />

R 3 CH2^O<br />

U<br />

/ CH2R 1<br />

Man formuliere die Spaltung, wenn nur R 2 bzw. nur R 4 gleich H ist!<br />

[7.315]<br />

Bei Enaminen cyclischer Ketone ist die Spaltungsrichtung der Cyclobutanonbase abhängig von der Ringgröße<br />

des Ketons. Enamine aus Ketonen mit Ringgliedern bis n = 9 liefern als Spaltprodukte die acylierten<br />

Verbindungen, während bei größeren Ringen die Ringaufweitung dominiert:<br />

I VgI. D.3.1.5. Analog reagieren aliphatische Sulfonsäurechloride zu Sulfenen: R2C=SO2


616 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

(CH2),,<br />

[7.316]<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von /?-Diketonen durch Acylierung von Enaminen<br />

(Tab. 7317)<br />

In einem 250-ml-Dreihalskolben mit Tropftrichter, Rückflußkühler und Rührer werden<br />

0,1 mol Enamin und 0,12 mol über Natrium destilliertes Triethylamin in 150 ml trockenem<br />

Toluen gelöst. Man erwärmt im Wasserbad auf 25 0 C und tropft bei dieser Temperatur 0,12 mol<br />

Carbonsäurechlorid langsam zu. Danach läßt man noch l Stunde bei 35 0 C und anschließend<br />

über Nacht bei Zimmertemperatur stehen. Nach Zusatz von 50 ml 20%iger Salzsäure wird<br />

30 Minuten unter Rühren und Rückfluß gekocht. Nun trennt man die wäßrige Phase ab und<br />

wäscht die organische Schicht mit Wasser neutral. Durch Zusatz von verd. Natronlauge bringt<br />

man die wäßrige Phase auf einen pH-Wert von 5 bis 6 und extrahiert noch zweimal mit Toluen.<br />

Die vereinigten Toluenextrakte werden über Natriumsulfat getrocknet. Nach Abdestillieren<br />

des Lösungsmittels destilliert man in weiten Siedegrenzen im Vakuum. Zur Säurespaltung können<br />

die erhaltenen acylierten Ketone auch ohne weitere Reinigung eingesetzt werden.<br />

Tabelle 7.317<br />

ß-Diketone durch Acylierung von Enaminen<br />

Produkt<br />

2-Acetyl-cyclohexanon<br />

2-Propionyl-cyclohexanon<br />

2-Butyryl-cyclohexanon<br />

2-Acetyl-cyclopentanon<br />

2-Propionyl-cyclopentanon<br />

2-Butyryl-cyclopentanon<br />

Ausgangsverbindungen<br />

1 -Morpholino-cyclohexen,<br />

Acetylchlorid<br />

1 -Morpholino-cyclohexen,<br />

Propionylchlorid<br />

1 -Morpholino-cyclohexen,<br />

Butyrylchlorid<br />

1 -Morpholino-cyclopenten,<br />

Acetylchlorid<br />

1 -Morpholino-cyclopenten,<br />

Propionylchlorid<br />

1 -Morpholino-cyclopenten,<br />

Butyrylchlorid<br />

Kp<br />

in 0 C<br />

1122,4(18)<br />

144i>6(i2)<br />

1252,005)<br />

78i,i(8)<br />

1OS2^1S)<br />

H22,o(i5)<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Die Enamine besitzen aufgrund ihrer hohen Reaktivität große Bedeutung für die präparative<br />

organische Chemie.<br />

Acylierungsreaktionen können ebenso mit isolierten Ketenen durchgeführt werden; der<br />

Acylierung mit aliphatischen Carbonsäurechloriden ist die Umsetzung mit aliphatischen SuIfonsäurechloriden<br />

und Triethylamin (Sulfenbildung) an die Seite zu stellen. Man formuliere<br />

diese Reaktion!<br />

Eine Variante der Acylierung von Enaminen stellt die Addition an Isocyanate und Isothiocyanate<br />

(D.7.1.6. und D.7.2.1.11.) dar, z. B.:<br />

NR2<br />

R-C=CH-R' + O=C=N-F<br />

NR2 O u<br />

R-C=C-C-NPh<br />

i<br />

R'<br />

50<br />

60<br />

55<br />

60<br />

60<br />

65<br />

[7.318]


D. 7.5. Literaturhinweise 617<br />

2-Morpholino-cyclohex-l-en-carbanilid bzw. -thiocabanilid aus l-Morpholino-cyciohexen<br />

und Phenylisocyanat bzw. Phenylisothiocyanat: HÜNIG, S.; HÜBNER, K.; BENZING, E., Chem.<br />

Ber. 95 (1962), 926.<br />

Die Alkylierung von Enaminen mit Alkylhalogeniden führt entsprechend der allgemeinen<br />

Gleichung [7.297] vorzugsweise zu den monoalkylierten Enaminen, die durch Hydrolyse zu<br />

a-monoalkylierten Carbonylverbindungen umgesetzt werden können. Man formuliere die<br />

Bildung von (2-Oxo-cyclohex-l-yl)essigsäureethylester aus 1-Pyrrolidino-cyclohex-l-en und<br />

Bromessigsäureethylester!<br />

Auch zur Darstellung von reinen Monoalkylprodukten der ß-Oxo-carbonsäureester und<br />

ß-Diketone setzt man ihre Enamine mit Alkylhalogeniden oder -sulfaten um. Das resultierende<br />

Immoniumsalz (II) wird anschließend zur ß-Dicarbonylverbindung (III) hydrolysiert:<br />

^NMe2<br />

©<br />

NMe2<br />

MeOSO2-CpMe + H3C-C=CH-COOEt<br />

I<br />

-r- H3C-C-CH-COOEt<br />

-MeOSO? i<br />

^ [7.319]<br />

O<br />

" H2 ° H3C-C-CH-COOEt<br />

- Me2NH2<br />

IVlC<br />

III<br />

Von präparativer Bedeutung ist auch die Alkylierung von Enaminen mit elektrophilen<br />

Olefinen und Acetylenen, wobei sich als Reaktionsprodukte Cyclobutanderivate bilden können<br />

(vgl. [7.284], man vergleiche aber auch die Umsetzung von Enaminen mit p-Benzochinon<br />

als vinyloge Carbonylverbindung [7.288]).<br />

oi-Methyl-acetessigsäureethylester durch Alkylierung von ß-Dimethylamino-crotonsäureethylester<br />

mit Dimethylsulfat: MISTRYUKOV, E. A., Izvest. Akad. Nauk SSSR, Ser. Khim. 1961,<br />

1512.<br />

7.5. Literaturhinweise<br />

Darstellung von Acetaten, Thioacetalen, Iminen, Oximen, Hydrazonen und Hydrogensulfitaddukten<br />

BAYER, O., in: HOUBEN-WEYL. Bd. 7/1 (1954), S. 413-488.<br />

DUMI, M.; KORUNLEV, D; KOVALEVI, K.; POLAK, L.; KOLBAH, D, in: HOUBEN-WEYL. Bd. E14b/l (1990),<br />

S. 434-639 (Hydrazone); S. 640-730 (Azine).<br />

KLAUSNER, A., u. a., in: HOUBEN-WEYL. Bd. E14a/l (1991), S. 1-783 (Acetale).<br />

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UNTERHALT, B., in: HOUBEN-WEYL. Bd. E14b/l (1990), S. 287^33 (Oxime).<br />

WIMMER, R, in: HOUBEN-WEYL. Bd. E14a/l (1991), S. 785-836 (0,S-Acetale).<br />

Darstellung von Carbonsäuren, Carbonsäureestern, -Chloriden, -anhydriden, -amiden, -hydraziden<br />

BODANSZKY, M., in: Peptide Chemistry; A Practical Textbook. - Springer-Verlag, New York 1988.<br />

DOPP, D; DOPP, H., in: HOUBEN-WEYL. Bd. E5/2 (1985), S. 934-1183.<br />

HENECKA, H., u. a. in: HOUBEN-WEYL. Bd. 8 (1952), S. 359-680.<br />

SUSTMANN, R.; KORTH, H.-G., u. a. in: HOUBEN-WEYL. Bd. E5/1 (1985), S. 193-773.


618 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Darstellung von Orthocarbonsäureestern<br />

MEERWEIN, H., in: HOUBEN-WEYL. Bd. 6/3 (1965), S. 295-324.<br />

SIMCHEN, G., in: HOUBEN-WEYL. Bd. E5/1 (1985), S. 105-122.<br />

DE WOLFE, R. H., Synthesis 1974,153-172.<br />

Darstellung und Reaktionen von Ketenen<br />

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Darstellung und Reaktionen von Cyanhydrinen; Strecker-Synthese<br />

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WITTIG, G., in: Topics in Current Chemistry. Bd. 67. - Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 1976,<br />

S. 1-14.<br />

mit Nitromethan:<br />

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Perkin-Reaktion<br />

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Glytidestersynthese nach DARZENS<br />

BAYER, O., in: HOUBEN-WEYL. Bd. 7/1 (1954), S. 326-329.<br />

NEWMAN, M. S.; MAGERLEIN, B. J., Org. React. 5 (1949), 413-440.<br />

Prins-Reaktion<br />

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Knoevenagel-Kondensation<br />

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mit Malononüril:<br />

FATIADI, A. J., Synthesis 1978,165-204; 241-282.<br />

Mannich-Reaktion<br />

D. 7.5. Literaturhinweise 619<br />

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mit Aminen und Ammoniumsalzen:<br />

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Darstellung und Reaktionen von Metallenolaten<br />

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Darstellung und Reaktionen von Enolethern<br />

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von Silylenolethern<br />

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D. 8. Reaktionen weiterer heteroanaloger Carbonylverbindungen 623<br />

D.8 Reaktionen weiterer heteroanaloger<br />

Carbonylverbindungen<br />

Nicht nur der Sauerstoff der Carbonylgruppe kann durch Heteroatome (Stickstoff, Schwefel)<br />

ersetzt sein, sondern auch der Kohlenstoff. Man erhält so N=O- bzw. S=O-Gruppierungen, die,<br />

über die formale Analogie hinaus, ähnliche Reaktionen eingehen wie die C=O-Gruppe. Die<br />

wichtigsten Gruppierungen dieser Art heteroanaloger Carbonylverbindungen sind die Nitrosogruppe,<br />

die Nitrogruppe und die Sulfogruppe nebst ihren Derivaten.<br />

Die heteroanaloge Carbonylaktivität der Nitrosogruppe ist mit der eines Aldehyds vergleichbar,<br />

wie aus folgenden Reaktionen erkennbar ist:<br />

R 1<br />

+ H2C<br />

COR"<br />

IQl 0<br />

l<br />

R 1<br />

(Welchen Aldehydreaktionen sind diese Kondensationen analog?)<br />

Die Nitrogruppe zeigt im Vergleich zur Nitrosogruppe eine geringere „Carbonylaktivität".<br />

Dies beruht auf einer erhöhten Mesomeriemöglichkeit der Nitrogruppe, die etwa der der Carboxylgruppe<br />

bzw. des Carboxylatanions vergleichbar ist. Auf Grund der leichteren Reduzierbarkeit<br />

der Nitrogruppe gegenüber der Carboxylgruppe kann die Nitrogruppe in ihrer heteroanalogen<br />

Carbonylaktivität etwa zwischen Keton und Carbonsäure eingeordnet werden.<br />

Die Sulfonsäure ist der Carbonsäure analog. Wegen der größeren Mesomeriemöglichkeit ist<br />

ihre carbonylanaloge Aktivität gering:<br />

> R-N© > R-C > R-


624 D. 8. Reaktionen weiterer heteroanaloger Carbonylverbindungen<br />

secundäre Nitroverbindungen sind ebenso wie die Oxime bereits in wäßrigem Alkali unter<br />

Salzbildung löslich.<br />

Während bei einfachen Aldehyden keine freien Enole bekannt sind und andererseits die<br />

Nitrosoverbindungen mit a-ständigem Wasserstoffatom nur als Oxime beständig sind, kann<br />

man bei Nitroverbindungen mit a-ständigem Wasserstoffatom sowohl die aci-Form (Enol) als<br />

auch die Nitroform (analog der Ketoform) isolieren. Man informiere sich in Lehrbüchern über<br />

die Tautomerie der aliphatischen Nitroverbindungen!<br />

Die Sulfonsäuregruppe und ihre Derivate acidifizieren benachbarte Wasserstoffatome stärker<br />

als die Carboxylgruppe. Die CH-Acidität fällt in der folgenden Reihe:<br />

H-C-N<br />

I /P<br />

> H-C-N©<br />

I b<br />

0<br />

O<br />

n<br />

O<br />

//<br />

> H-C-C > H-C-S > H-C-C [8.4]<br />

OR OR<br />

Wichtige Reaktionen heteroanalger Carbonylverbindungen sind in Tabelle 8.5 zusammengefaßt.<br />

Tabelle 8.5<br />

Wichtige Reaktionen heteroanaloger Carbonylverbindungen<br />

H 0 e 0<br />

R-NO2 ——- R-NO<br />

H @ e 0<br />

H @ e 0<br />

HO-NO + Ar-NH2<br />

+ R-NH2<br />

+ R2NH<br />

+ R-OH<br />

+ R2CH-C /P<br />

\<br />

Reduktion von Nitroverbindungen zu<br />

Nitrosoverbindungen<br />

R-NHOH Hydroxylaminen<br />

R-NH2<br />

©<br />

Ar-N=N<br />

R-OH<br />

R2N-NO<br />

RO-NO<br />

/P<br />

R2C-C<br />

NO X<br />

?<br />

R-N=N-R<br />

©<br />

Azoxyverbindungen<br />

R-N=N-R Azoverbindungen<br />

R—NH-NH-R Hydrazoverbindungen<br />

Aminen<br />

Reaktionen von salpetriger Säure zu<br />

Diazoniumsalzen<br />

Alkoholen<br />

Nitrosaminen<br />

Salpetrigsäureestern (Nitriten)<br />

a-Nitroso-carbonylverbindungen


Tabelle 8.5 (Fortsetzung)<br />

D. 8. Reaktionen weiterer heteroanaloger Carbonylverbindungen 625<br />

+ R-CH2-NO2 - R-C-NO2 Nitrolsäuren<br />

N-OH<br />

+ R2CH-NO2 R2C-NO2 Pseudonitrolen<br />

NO<br />

©<br />

Ar-N=N<br />

H2O<br />

- Ar-OH<br />

Reaktionen von Diazoniumsalzen<br />

„Verkochen" zu Phenolen<br />

H®e 0<br />

— ! —- Ar-NH-NH2<br />

Reduktion zu Arylhydrazinen<br />

* • Cu^ . ^ Sandmeyer-Reaktion zu Halogenund<br />

Pseudohalogenverbindungen<br />

A.. LJ<br />

^ Ar-N=N-Ar Kupplung zu Azoverbindungen<br />

R f^H<br />

——^- Ar—NH-N=CR2 Kupplung zu Hydrazonen<br />

Reaktionen von Diazomethan<br />

© © +H® © Ar-OH<br />

H2C-NEN K, »• CH3 ^- Ar-O-CH3 Veretherung von Phenolen<br />

- N2<br />

R -


626 D. 8. Reaktionen weiterer heteroanaloger Carbonylverbindungen<br />

Tabelle 8.5 (Fortsetzung)<br />

Reaktionen von Sulfonsäurederivaten<br />

H®e 0 H @ e 0<br />

R-SO2CI —-—- R-SO2H —'-—- R-SH Reduktion zu Sulfinsäuren und<br />

Thielen<br />

R 1 —OH<br />

- R-SO2OR 1 Bildung von Sulfonsäurealkylestern<br />

^*- R-SO2NHR 1 Bildung von Sulfonsäureamiden<br />

8.1. Reduktion von Nitroverbindungen und Nitrosoverbindungen<br />

Die Reduktion der Nitroverbindungen gelingt mit unedlen Metallen (bevorzugt in saurer<br />

Lösung), durch katalytische Hydrierung, elektrolytisch sowie mit einigen anderen Reduktionsmitteln.<br />

Der Reaktionsmechanismus der Reduktion durch Metalle bzw. der katalytischen<br />

Hydrierung mit molekularem Wasserstoff ist dem der Reduktion von Carbonylverbindungen<br />

analog (vgl. D.7.3.).<br />

Die Nitroverbindung wird zunächst zur Nitrosoverbindung reduziert:<br />

R-N=Q [8.6]<br />

Diese geht in der gleichen Weise in ein substituiertes Hydroxylamin über (formulieren!).<br />

Infolge ihrer höheren Reaktivität werden die Nitrosoverbindungen schneller hydriert als die<br />

Nitroverbindungen. Nitrosoverbindungen sind deshalb bei der Reduktion im allgemeinen nicht<br />

faßbar. Bei Reduktionen durch Metalle in saurer Lösung ist die Endstufe der Reaktion das primäre<br />

Amin:<br />

R-NH-OH ^=== R-NH-^O [8.7]<br />

^ _ © - 4- H®<br />

2 e 0 + R-NH7OH2 „ - R-NH - 1 ^- R-NH2<br />

^v .x V_/ — H2Ü<br />

[8.8]<br />

In neutraler oder schwach saurer Lösung, z. B. bei der Umsetzung der Nitroverbindung mit<br />

Zinkstaub in wäßriger Ammoniumchloridlösung, verläuft die Reduktion des Hydroxylamins<br />

so langsam, daß es auf diese Weise präparativ zugänglich ist. (Man erkläre diese Tatsache an<br />

Hand von [8.7], [8.8]!)<br />

In alkalischem Medium schließlich wird bei aromatischen Nitroverbindungen die Reduktion<br />

sowohl der Nitrosoverbindung als auch des Hydroxylamins so stark verzögert, daß eine Konkurrenzreaktion<br />

bestimmend wird: Das freie Arylhydroxylamin ist stark nucleophil und kann<br />

deshalb leicht mit der Arylnitrosoverbindung reagieren. Diese Umsetzung ist der Bildung<br />

Schiffscher Basen analog und führt zu Azoxyverbindungen, die zu Azobenzenen und schließlich<br />

zu Hydrazobenzenen weiterreduziert werden können. Die bei der Reduktion aromatischer<br />

Nitroverbindungen unter verschiedenen Bedingungen bevorzugt entstehenden Reaktionsprodukte<br />

sind im Schema [8.9] angegeben.


CT<br />

Nitrobenzen<br />

D. 8.1. Reduktion von Nitroverbindungen und Nitrosoverbindungen 627<br />

NO<br />

Nitrosobenzen<br />

,e<br />

(HO 0 )<br />

NHOH<br />

Phenylhydroxylamin<br />

I<br />

(H S )<br />

Anilin<br />

Azoxybenzen Azobenzen Hydrazobenzen<br />

(H @ ) [8.9]<br />

Alle Zwischenprodukte der Reduktion von aromatischen Nitroverbindungen, mit Ausnahme<br />

des Nitrosobenzens und des stabilen Azobenzens, lassen sich durch starke Säuren umlagern.<br />

Dabei liefert Phenylhydroxylamin das p-Ammo-phenol 1 ), Azoxybenzen das p-Hydroxyazobenzen,<br />

und Hydrazobenzen geht in Benzidin über. Man formuliere diese Produkte!<br />

Die katalytische Reduktion aromatischer Nitroverbindungen gelingt glatt und führt im allgemeinen<br />

bis zum primären Amin. Statt des molekularen Wasserstoffs kann Hydrazin Verwendung<br />

finden, das dabei zu Stickstoff dehydriert wird.<br />

Vorteilhaft ist die Reduktion mit Hydrazin wegen ihrer Selektivität: Carbonylgruppen bleiben<br />

erhalten. Die Selektivität geht unter alkalischen Bedingungen bei höheren Temperaturen<br />

allerdings verloren (Wolff-Kizhner-Reduktion, vgl. D.7.3.I.6.; so wird z.B. m-Nitro-benzaldehyd<br />

zu m-Toluidin reduziert).<br />

Die Reduktion mit Eisen in Salzsäure nach BECHAMP hat technische Bedeutung (billiges<br />

Metall, geringer Säureverbrauch, Verwendung des entstehenden Eisenoxids als Farbpigment):<br />

4 PhNO2 + 9 Fe + 4 H2O HCI<br />

4PhNH2 + 3Fe3O4<br />

[8.10]<br />

Wegen ihrer leichten Durchführbarkeit ist die Reduktion mit Zinn in Salzsäure in der qualitativen<br />

Analyse wichtig. Reduziert man mit Zink in Eisessig/Acetanhydrid, erhält man sofort<br />

die acetylierten Amine.<br />

Auch Ammoniumsulfid, Natriumsulfid und Natriumdithionit sind für die Reduktion von<br />

Nitroverbindungen geeignet. Ihre besondere Bedeutung liegt in der Anwendbarkeit zur partiellen<br />

Reduktion von Polynitroverbindungen (z. B. von m-Dinitro-benzen zu m-Nitro-anilin).<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur katalytischen Reduktion von aromatischen Nitroverbindungen<br />

(Tab. 8.11)<br />

A. Hydrierung mit molekularem Wasserstoff<br />

Über die allgemeine Arbeitsweise und die Sicherheitsvorkehrungen bei katalytischen<br />

Hydrierungen unterrichte man sich in den Abschnitten D.4.5.2. und A. 1.8. Aromatische<br />

Amine und Nitroverbindungen sind giftig, z. T. auch cancerogen! Sie werden sowohl durch<br />

die Atmungsorgane als auch durch die Haut resorbiert! Schutzhandschuhe tragen!<br />

In einem Rühr- oder Schüttelautoklaven wird l mol Nitroverbindung in der lOfachen Menge<br />

Lösungsmittel (Alkohole, Dioxan, Alkane) gelöst und mit 10% (bezogen auf die Nitroverbin-<br />

1 J p-Amino-phenol („Rodinal") und seine Derivate sind photographische Entwickler. Worauf beruht ihre<br />

reduzierende Wirkung?<br />

i<br />

G


628 D. 8. Reaktionen weiterer heteroanaloger Carbonylverbindungen<br />

düng) Raney-Nickel versetzt. Es wird bei Zimmertemperatur und 10 MPa (100 atm) Druck<br />

hydriert. Die Anwendung eines Lösungsmittels ist notwendig, um die hohe Reaktionswärme<br />

(553 kJ-mol- 1 ,132 kcal-moH) abzuführen.<br />

Aufarbeitung<br />

Nach Abfiltrieren des Katalysators destilliert man das Lösungsmittel ab und fraktioniert<br />

den Rückstand unter Verwendung einer kurzen Vigreux-Kolonne im Vakuum.<br />

B. Reduktion mit Hydrazin als Wasserstoffquelle<br />

In einem Zweihalskolben (oder Rundkolben mit Anschütz-Aufsatz), der mit einem Rückflußkühler<br />

versehen ist, gibt man zu einem mol der Nitroverbindung (bzw. 0,5 mol der Dinitroverbindung),<br />

gelöst in der lOfachen Menge Alkohol, 2,5 mol Hydrazinhydrat (80- bis 100%ig)i).<br />

Die Lösung wird auf 30 bis 40 0 C erwärmt und eine alkoholische Suspension von Raney-Nickel<br />

in kleinen Portionen zugegeben. 2 ) Der Reaktionsbeginn macht sich durch Stickstoffentwicklung<br />

bemerkbar. Man wartet mit der Zugabe der nächsten Katalysatormenge jeweils, bis die<br />

Gasentwicklung nachgelassen hat. Tritt bei weiterem Katalysatorzusatz keine Gasentwicklung<br />

mehr auf, erhitzt man noch eine Stunde unter Rückfluß, filtriert den Katalysator ab, entfärbt<br />

die Lösung mit wenig Aktivkohle und gewinnt das Amin unter Verwendung einer kurzen<br />

Vigreux-Kolonne durch Destillation im Vakuum bzw. durch Umkristallisieren.<br />

Die Methode ist auch für Halbmikropräparationen und die qualitative Analyse geeignet.<br />

Tabelle 8.11<br />

Primäre Amine durch Reduktion aromatischer Nitroverbindungen<br />

Produkt<br />

Anilin<br />

3-Brom-anilin<br />

4-Amino-phenetol<br />

a-Naphthylamin<br />

4-Chlor-anilin<br />

2-Chlor-anilin<br />

o-Toluidin<br />

p-Toluidin<br />

3-Chlor-anilin<br />

2,4-Diamino-toluen<br />

3-Amino-benzophenon<br />

3-Amino-benzaldehydethylenacetal<br />

Ausgangsverbindung<br />

Nitrobenzen<br />

1 -Brom-3-nitro-benzen<br />

4-Nitro-phenetol<br />

1 -Nitro-naphthalen<br />

1 -Chlor-4-nitro-benzen<br />

1 -Chlor-2-nitro-benzen<br />

2-Nitro-toluen<br />

4-Nitro-toluen<br />

1 -Chlor-3-nitro-benzen<br />

2,4-Dinitro-toluen<br />

3-Nitro-benzophenon<br />

3-Nitro-benzaldehydethylenacetal<br />

Variante<br />

A, B<br />

A, B<br />

A, B<br />

A, B<br />

A<br />

A, B<br />

A, B<br />

A, B<br />

A<br />

A, B<br />

B<br />

B<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

69li3(1o)<br />

13O1^12)<br />

FiS<br />

127U(8)<br />

F -2<br />

160l,6(12)<br />

F 90<br />

1302,7(20)<br />

F 71 (EtOH)<br />

1152J(20)<br />

12110,7(80)<br />

84lt7(i3)<br />

F 45<br />

H32,4(18)<br />

149U(8)<br />

F99<br />

F 87 (EtOH)<br />

1230,05(0,5)<br />

" 2 D°<br />

1,5863<br />

1,6260<br />

1,5895<br />

1,5728<br />

1,5930<br />

1,5740<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

m-Nitranilin durch partielle Reduktion von m-Dinitro-benzen: HODGSON, H. H.; WARD, E.<br />

R., J. Chern. Soc. 1949,1316.<br />

1 J Zur Konzentrierung stärker wasserhaltiger Lösungen von Hydrazinhydrat und zur Gehaltsbestimmung<br />

vgl. Reagenzienanhang.<br />

2 ) Man stelle sich etwa 5% Raney-Nickel, bezogen auf die Nitroverbindung, her. Bei Dinitroverbindungen<br />

benötigt man die doppelte Menge.<br />

90<br />

50<br />

80<br />

90<br />

95<br />

95<br />

70<br />

70<br />

70<br />

80<br />

80<br />

70


D. 8.1. Reduktion von Nitroverbindungen und Nitrosoverbindungen 629<br />

Reduktion aromatischer Nitroverbindungen zu primären Aminen mit Zinn und Salzsäure<br />

(Allgemeine Arbeitsvorschrift für die qualitative Analyse)<br />

0,5 g Nitroverbindung werden mit l ,5 g feingranuliertem Zinn und 8 ml halbkonz. Salzsäure l<br />

Stunde unter Rückfluß gekocht. Nach dem Abkühlen gießt man von ungelöstem Metall ab,<br />

verdünnt mit 5 ml Wasser und ethert nicht umgesetztes Ausgangsmaterial und nichtbasische<br />

Nebenprodukte aus. Man gießt die wäßrige Phase schnell in überschüssige Natronlauge, nimmt<br />

das Amin mit Ether auf, trocknet mit festem Kaliumhydroxid und destilliert den Ether ab. Ist<br />

das Ausethern durch ausgefallene ß-Zinnsäure erschwert, wird das Amin durch Wasserdampfdestillation<br />

abgetrennt. Zur Identifizierung kann das rohe Amin verwendet werden. Im Falle<br />

der Reduktion von sauren Nitroverbindungen (z. B. Nitrobenzoesäure) ist die Isolierung des<br />

Reduktionsprodukts durch Ausethern aus der alkalischen Lösung nicht möglich; die Aminosäuren<br />

bzw. Aminophenole können aber z. B. gleich in der alkalischen Lösung benzoyliert und<br />

nach dem Ansäuren durch Ausethern abgetrennt werden.<br />

Äquivalentmassebestimmung von Aminen durch Titration mit Perchlorsäure 1 )<br />

0,5 g bis l g der Base werden nach dem Einwägen in 10 ml wasserfreiem Eisessig gelöst. Man<br />

titriert nach Zugabe einiger Tropfen Indikatorlösung mit 0,1 N Lösung von Perchlorsäure in<br />

Eisessig 2 ) bis zum Farbumschlag. Kristallviolett als Indikator schlägt von Blau nach Grün, a-<br />

Naphtholbenzein von Gelb nach Grün um.<br />

v . . . j-, a -1000<br />

Aquivalentmasse E - —r<br />

a g Substanz; b ml Perchlorsäure; N Normalität der Säure<br />

Die Reduktion aromatischer Nitroverbindungen ist die gebräuchlichste Methode zur Darstellung<br />

primärer aromatischer Amine, da diese im allgemeinen nicht durch Substitution aus<br />

den Arylhalogeniden hergestellt werden können (vgl. D.2.2.I.). In der aliphatischen Reihe sind<br />

die Nitroverbindungen schwerer zugänglich, außerdem können die aliphatischen Amine leicht<br />

aus Alkoholen bzw. Alkylhalogeniden und Ammoniak (vgl. D.2.6.4.) oder durch katalytische<br />

Hydrierung der Nitrile (vgl. D.7.3.2.) dargestellt werden.<br />

Auch technisch werden aromatische Amine durch Reduktion der Nitroverbindungen gewonnen (vgl.<br />

D.5.I.3.). Man arbeitet dabei sowohl katalytisch als auch nach BECHAMP. Ein wichtiges Produkt ist Anilin,<br />

das zu Farbstoffen, Heilmitteln (Acetanilid, Sulfonamide, vgl. D.8.5.), Vulkanisationsbeschleunigern (z. B.<br />

Mercaptobenzothiazol) und Antioxidantien weiterverarbeitet wird. Zur technischen Verwendung von aromatischen<br />

Aminen vgl. auch D.5.I.3.).<br />

Wie die Nitroverbindungen lassen sich auch Nitroso- und Isonitrosoverbindungen (Oxime)<br />

zu Aminen reduzieren. Wegen der besonderen präparativen Bedeutung der acylierten Aminomalonester<br />

(vgl. D.7.1.4.3.) wird hier die Darstellung von Acetamidomalonester beschrieben.<br />

Darstellung von Acetamidomalonsäurediethylester^)<br />

In einen Dreihalskolben mit Anschütz-Aufsatz, Rührer, Rückflußkühler und Innenthermometer<br />

werden zu einer Lösung von 0,15 mol der Additionsverbindung aus Isonitrosomalonsäurediethylester<br />

und Natriumacetat in 250 ml Eisessig und 300 ml Acetanhydrid bei einer Anfangstemperatur<br />

von 80 0 C Zinkstaub in solchen Portionen zugegeben, daß die Reaktionstemperatur<br />

1 J Nach HOUBEN-WEYL. Bd. 2 (1953), S. 661.<br />

2 ) Vgl. Reagenzienanhang.<br />

3 ) Nach SHAW, K. N. F; NOLAN, CH., J. Org. Chem. 22 (1957), 1668; vgl. ZAMBITO, A. J.; HOWE, E. E., Org.<br />

Synth., CoIl. Vol. V (1973), 373.


630 D. 8. Reaktionen weiterer heteroanaloger Carbonylverbindungen<br />

stets 110 bis 115 0 C beträgt. Nach dem Eintragen des Zinkstaubs erhitzt man noch 30 Minuten<br />

bei dieser Temperatur. Die noch heiße Lösung wird schnell, am besten über eine elektrisch<br />

beheizte Fritte, abgesaugt und der Rückstand mit 70 ml siedendem Eisessig gewaschen<br />

(Abzug!).<br />

Man entfernt das Lösungsmittel im Vakuum (zum Schluß auf dem siedenden Wasserbad)<br />

und kocht den Rückstand gut mit Methylendichlorid aus. Der Extrakt wird mit gesättiger<br />

Natriumchloridlösung und dann mit Natriumhydrogencarbonatlösung gewaschen, mit Magnesiumsulfat<br />

getrocknet und das Lösungsmittel verdampft. Den zurückbleibenden rohen Ester<br />

kristallisiert man aus Isopropylalkohol um. F 97 0 C; Ausbeute 80%.<br />

Acetamidomalonsäurediethylester durch katalytische Hydrierung: VIGNAU, M., Bull. Soc.<br />

Chim. France 1952, 638.<br />

8.2. Reaktionen der salpetrigen Säure<br />

Die wichtigste Nitrosoverbindung ist die unbeständige salpetrige Säure. Die ihr analogen<br />

Carbonylverbindungen sind die Carbonsäuren. Wie diese Analogie erwarten läßt, ist die<br />

„Carbonylaktivität" der salpetrigen Säure gering, da die positive Partialladung des Stickstoffatoms<br />

der Nitrosogruppe durch den -i-M-Effekt der Hydroxylgruppe weitgehend kompensiert<br />

wird (vgl. D.7.).<br />

Für eine schnelle Reaktion mit Basen ist daher eine Katalyse durch Säuren notwendig:<br />

© _ _<br />

H-Q-N=Q + H^ ^==^ H-O-N=Q —<br />

H<br />

H2O + Q=N-Q-N=Q<br />

0 _<br />

H2O + N=Q<br />

m<br />

IV<br />

[8.12]<br />

Sowohl in der Verbindung [8.12], II als auch in III und IV ist die Reaktionsbereitschaft<br />

gegenüber einem nucleophilen Angriff erhöht. Man begründe das!<br />

Unter sauren Bedingungen besitzt die salpetrige Säure eine größere Reaktivität als die Carbonsäuren.<br />

Sie reagiert z.B. mit CH-aciden Verbindungen zu Isonitrosoverbindungen (Oximen)<br />

(vgl. D.8.2.3.). Die analoge Reaktion mit Carbonsäuren gelingt dagegen nicht.<br />

Im folgenden werden die sauer katalysierten Umsetzungen der salpetrigen Säure der Einfachheit<br />

halber über das Nitrosylkation [8.12], III formuliert.<br />

Welches der angegebenen Produkte [8.12], II, III, IV als Nitrosierungsmittel reagiert, hängt<br />

von der Säurekonzentration der Lösung ab. (Über den Mechanismus der Diazotierung vgl.<br />

Literaturhinweise in D.8.6.).<br />

8.2.1. Reaktionen der salpetrigen Säure mit Aminoverbindungen<br />

Achtung! Bei der Umsetzung von salpetriger Säure mit aliphatischen Aminen bzw. Aminabkömmlingen<br />

entstehen z.T. Verbindungen (Nitrosamine, Nitrosamide, Diazoalkane), die<br />

krebserregend sind. Beim Umgang mit diesen Substanzen ist äußerste Vorsicht und Sorgfalt<br />

geboten. Immer unter dem Abzug arbeiten und Schutzhandschuhe tragen!<br />

Primäre Amine reagieren mit salpetriger Säure zunächst gemäß [8.13] zu einer Nitrosoverbindung.<br />

Da in [8.13], III am Aminstickstoff noch ein Wasserstoff zur Verfugung steht, lagert<br />

sich die Verbindung in die Isonitrosoform IV (Diazohydroxid) um:


©<br />

R-NH2 + N=Q<br />

R-N=N-QH<br />

rv<br />

D. 8.2.1. Reaktionen der salpetrigen Säure mit Aminoverbindungen 631<br />

R-NH2-N=O —^ R-NH-N=O<br />

II ~ III<br />

© -H2O © _<br />

R-N=N-OH2 -* R-N=N<br />

+ H2O<br />

V VI<br />

[8.13]<br />

Unter den bei der Umsetzung notwendigen sauren Bedingungen spaltet das Diazohydroxid<br />

IV unter Aufnahme eines Protons Wasser ab, und es bildet sich das Diazoniumkation VI. In<br />

ihm ist die Struktur des molekularen Stickstoffs bereits vorgebildet. Daher eliminieren Diazoniumsalze<br />

sehr leicht Stickstoff, vor allem, wenn die Diazoniumgruppe nicht in Konjugation<br />

mit einem mesomeriefähigen System steht bzw. das Kation nicht leicht in ein solches übergehen<br />

kann.<br />

In Abhängigkeit von der Struktur des Amins gehen deshalb die intermediär gebildeten Diazoniumionen<br />

unterschiedliche Folgereaktionen ein:<br />

Geht man von aliphatischen primären Aminen aus (R = Alkyl), so spalten die entsprechenden<br />

Alkyldiazoniumionen schon weit unter O 0 C Stickstoff ab. Das verbleibende Carbeniumion<br />

stabilisiert sich in der üblichen Weise (vgl. D.2.1.1.), d.h., es wird durch das Lösungsmittel<br />

(meist Wasser) nucleophil substituiert ([8.14]), teilweise geht es auch durch Abgabe eines Protons<br />

in ein Olefin über. Vorher kann sich das Carbeniumion zu einem energieärmeren Ion isomerisieren,<br />

so daß z. B. aus n-Propylamin überwiegend Isopropylalkohol entsteht: 1 )<br />

© _<br />

H3C-CH2-CH2-N=N<br />

©<br />

H3C-CH-CH3<br />

©<br />

+ H2O<br />

H3C-CH2-CH2-OH<br />

OH<br />

H3C-CH-CH3<br />

— H2C=CH-CH3<br />

[8.14]<br />

Ganz analog werden primäre Säureamide durch salpetrige Säure desaminiert, wobei Carbonsäuren<br />

entstehen (Methode zur schonenden „Verseifung" von Säureamiden).<br />

Bei der Umsetzung von oc-Amino-säureestern und a-Amino-ketonen tritt bei tiefen Temperaturen<br />

keine Desaminierung ein, sondern aus der durch die Carbonylgruppe aktivierten a-Stellung<br />

wird ein Proton abgespalten, und es entstehen a-Diazo-ester bzw. -ketone.<br />

Die Reaktion sei am wichtigen Beispiel des Glycinesters formuliert:<br />

15 \\ © _<br />

C-CH-N=N<br />

RO<br />

i<br />

H<br />

\\ e © _<br />

C-CH-NEN<br />

RO<br />

-H<br />


632 D. 8. Reaktionen weiterer heteroanaloger Carbonylverbindungen<br />

a-Diazo-ketone und Diazomalonester (vgl. [8.16]) sind noch stabiler als die a-Diazo-carbonsäureester<br />

(warum?).<br />

ROOC ©<br />

9\ - ©<br />

C-C-N=N 0IC-NEEN t 8 - 16 !<br />

R R' ROOC 7<br />

Diazoketon Diazomalonester<br />

Diazoketone lassen sich auch auf andere Weise (durch Umsetzung von Säurechloriden und<br />

Diazomethan, vgl. D.8.4.2.2., bzw. durch „Diazogruppenübertragung" unter Verwendung von<br />

methylenaktiven Verbindungen und reaktionsfähigen organischen Aziden) darstellen. Man<br />

informiere sich hierzu auch in der am Ende des Kapitels angegebenen Literatur.<br />

Die bei der Umsetzung primärer aromatischer Amine mit salpetriger Säure (Diazotierung)<br />

entstehenden Diazoniumsalze sind infolge der Konjugation der Diazoniumgruppe mit dem<br />

aromatischen Kern verhältnismäßig beständig. Beim Erwärmen zerfallen auch sie in gleicher<br />

Weise wie die Alkyldiazoniumionen (s. D.8.3.I.).<br />

Man führt die Diazotierung im allgemeinen in wäßriger Lösung durch und erzeugt dabei die<br />

salpetrige Säure aus Natriumnitrit durch Zusatz von Mineralsäuren. Die erhaltenen Diazoniumsalze<br />

werden gewöhnlich nicht isoliert, sondern in Lösung weiterverarbeitet.<br />

Da die Basizität aromatischer Amine um Größenordnungen niedriger ist als die der aliphatischen<br />

Amine, hat die Aktivierung der salpetrigen Säure durch Mineralsäuren (vgl. [8.12]) bei<br />

der Diazotierungsreaktion besondere Bedeutung. Außerdem ist ein Säureüberschuß notwendig,<br />

um die Kupplung des entstandenen Diazoniumsalzes mit noch nicht umgesetztem freiem<br />

Amin zu verhindern (Triazenbildung, vgl. [8.33]). Dennoch kann nur das im Protonieningsgleichgewicht<br />

vorliegende freie Amin als Additionspartner der salpetrigen Säure fungieren.<br />

Primäre aromatische Amine, deren Basizitäten in der Größenordnung des Anilins liegen, kann<br />

man im allgemeinen in verdünnten Mineralsäuren (2,5 bis maximal 3 Säureäquivalente pro mol<br />

Amin und Natriumnitrit) diazotieren. Schwächer basische Amine erfordern höhere Säurekonzentrationen.<br />

Beispielsweise muß 2,4,6-Trimtro-anilin, dessen Aminogruppe nur noch angenähert die<br />

Basizität eines Carbonsäureamids besitzt, in konz. Schwefelsäure diazotiert werden.<br />

Für schwach basische und deshalb schwer diazotierbare Amine und zur Tetrazotierung von<br />

Diaminen hat sich das Arbeiten mit „Nitrosylschwefelsäure" bewährt. Meist wird das Amin in<br />

Eisessig gelöst und zur gut gerührten „Nitrosylschwefelsäure" zugetropft. In anderen Fällen ist<br />

auch die in der folgenden Allgemeinen Arbeitsvorschrift angegebene Variante B anwendbar.<br />

Für die Diazotierung von Aminen mit sauren Gruppen, z. B. -SO3H, empfiehlt es sich, zu einer<br />

Lösung ihrer Natriumsalze und Natriumnitrit die Säure zuzugeben.<br />

Feste Diazoniumsalze erhält man, wenn man in wasserfreien, sauren Lösungen (chlorwasserstoffhaltiger<br />

Eisessig, absoluter Alkohol) mit Salpetrigsäureestern (vgl. D.8.2.2.) diazotiert<br />

und die Salze mit Ether ausfällt. Die Salze sind in trockenem Zustand hochexplosiv und gegen<br />

Schlag und Hitze empfindlich! Ihre Darstellung als Chloride sollte unterbleiben!<br />

Vorteilhafter ist die Darstellung der stabileren Diazoniumtetrafluoroborate, die bei der Diazotierung<br />

in 40%iger Tetrafluorborwasserstoffsäure als schwerlösliche Salze anfallen. Man kann sie<br />

auch durch Zugabe einer Lösung von Ammonium- oder Natriumtetrafluoroborat zur Diazoniumchloridlösung<br />

erhalten. Wird Ammoniumhexafluorophosphat zur Diazoniumchloridlösung gegeben,<br />

lassen sich die stabilen Diazoniumhexafluorophosphate ausfällen und gewinnen.<br />

Darstellung von Arendiazoniumtetrafluoroboraten: DUNKER, M. F. W.; STARKEY, E. B.; JEN-<br />

KINS, G. L., J. Am. Chem. Soc. 58 (1936), 2308.


D. 8.2.1. Reaktionen der salpetrigen Säure mit Aminoverbindungen 633<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von Lösungen diazotierter aromatischer Amine<br />

A. Diazotierung mit Natriumnitrit F.<br />

In einem Kolben oder Becherglas löst man unter Zutropfen (Flüssigkeiten) bzw. portionswei- v<br />

ser Zugabe (Feststoffe; vorher gut pulverisieren!) l mol primäres aromatisches Amin in 2 l /i bis Q<br />

3 mol halbkonz. Salzsäure bzw. Bromwasserstoffsäure oder drittelkonzentrierter Schwefel- L<br />

säure 1 ), wobei die Temperatur 5O 0 C nicht überschreiten soll. Danach wird die Lösung in einer<br />

Eis-Kochsalz-Mischung unter kräftigem Rühren schnell auf O 0 C abgekühlt und die dem Amin<br />

äquivalente Menge 1 ) einer 2,5molaren wäßrigen Natriumnitrit so zugetropft, daß die Temperatur<br />

nicht über 5 0 C steigt. Gegen Ende der Zugabe der Nitritlösung prüft man mit lodidstärkepapier<br />

(Tüpfeln, Blaufärbung) auf freie salpetrige Säure. Man gibt Nitritlösung zu, bis der<br />

Nachweis 5 Minuten nach Zugabe noch positiv ausfällt. Überschüssige salpetrige Säure wird<br />

durch wenig Sulfamidsäure beseitigt, da sie bei weiteren Umsetzungen stören kann. Tritt bei<br />

der Auflösung des Amins in der Mineralsäure eine Konzentrationsfällung ein oder läßt sich<br />

das Amin nicht vollständig in das Salz überführen, diazotiert man unter Rühren in Suspension.<br />

Eine möglichst feinkristalline Suspension erhält man durch Lösen des ausgefallenen Salzes in<br />

der Hitze und rasches Abkühlen unter intensivem Rühren (s. oben). Da die heterogene Reaktion<br />

langsamer verläuft, ist eine gute Durchmischung notwendig.<br />

Diese Vorschrift ist zur Durchführung im Halbmikromaßstab geeignet.<br />

B. Diazotierung mit „Nitrosylschwefelsäure" (Nitrosylhydrogensulfat)<br />

In 10 ml konz. Schwefelsäure trägt man portionsweise 0,01 mol feingepulvertes Natriumnitrit<br />

unter gutem Rühren und Kühlen so ein, daß die Temperatur 1O 0 C nicht übersteigt und sich<br />

keine nitrosen Gase bilden; man läßt anschließend 10 Minuten bei 15 bis 2O 0 C unter Wasserkühlung<br />

weiterrühren und erwärmt danach unter ständigem Rühren auf 70 0 C. Wenn eine klare<br />

Lösung entstanden ist, läßt man abkühlen und trägt unter Rühren und weiterer Kühlung 0,01<br />

mol des gut gepulverten schwach basischen Amins langsam ein. Dabei wird die Temperatur<br />

zwischen 10 und 20 0 C gehalten und anschließend noch 3 Stunden bei Zimmertemperatur nachgerührt.<br />

Zur Zerstörung von überschüssigem Nitrit setzt man eine Spatelspitze Harnstoff oder<br />

Sulfamidsäure zu und läßt etwa 30 Minuten stehen.<br />

Mit secundären Aminen reagiert die salpetrige Säure zu Nitrosaminen:<br />

H R<br />

^N-N=Q V-N=O + H® [8.17]<br />

Aus N-monosubstituierten (secundären) Säureamiden entstehen in analoger Weise die<br />

Nitrosamide. Man formuliere diesen Vorgang am N-Methyl-harnstoff! Warum reagiert die<br />

methylierte Aminogruppe schneller als die unsubstituierte mit der salpetrigen Säure?<br />

Af-Nitroso-alkylamide besitzen Bedeutung zur Darstellung der Diazoalkane (D.8.4.I.).<br />

Darstellung von W-Methyl-JV-nitroso-harnstoff<br />

Achtung! Af-Methyl-Af-nitroso-harnstoff wird in einer dunklen Flasche im Kühlschrank aufbewahrt,<br />

da er bei Licht- und Wärmeeinwirkung unter Feuererscheinung verpuffen kann.<br />

Technisches Methylamin oder sein Hydrochlorid enthalten oft Dimethylamin. Beim Einwirken<br />

von Natriumnitrit entsteht daraus das sehr giftige und canerogene Dimethylnitrosamin. Man<br />

arbeite unter dem Abzug!<br />

1 ) Bei Diazotierung von Polyaminen sind die Mengenverhältnisse entsprechend der Zahl der Aminogrup-<br />

pen zu berechnen.


634 D. 8. Reaktionen weiterer heteroanaloger Carbonylverbindungen<br />

5 mol Methylaminhydrochlorid und 5 mol Harnstoff werden in 400 ml Wasser gelöst und<br />

unter Rückfluß 3 Stunden erhitzt. Nach dem Zulösen von 1,6 mol Natriumnitrit läßt man die<br />

auf -1O 0 C abgekühlte Lösung in eine mit Eis-Kochsalz-Mischung abgekühlte Mischung von<br />

60Og Eis und UOg konz. Schwefelsäure unter Rühren langsam einfließen. Die sich abscheidende<br />

Nitrosoverbindung wird abgesaugt und mit Eiswasser gewaschen. F 124 0 C (Z.); Ausbeute<br />

80%; Reinigung durch Umkristallisieren aus Methanol. Zur Darstellung von Diazomethan<br />

wird das anfallende Rohprodukt eingesetzt.<br />

Um welchen Reaktionstyp handelt es sich bei der zunächst erfolgenden Bildung des Methylharnstoffs<br />

aus Methylamin und Harnstoff? Begründen Sie den großen Harnstoffüberschuß!<br />

Darstellung von N-Methyl-N-nitroso-toluensulfonamid: DE BOER, TH. J.; BACKER, H. J., Org.<br />

Synth., CoIl. Vol. IV (1963), 943.<br />

Tertiäre aliphatische Amine reagieren unter stark sauren Bedingungen (pH < 2) und bei<br />

Zimmertemperatur im allgemeinen nicht oder nur sehr langsam mit salpetriger Säure. Im<br />

schwach sauren oder neutralen Bereich und bei erhöhter Temperatur werden sie dagegen<br />

angegriffen. Unter Entalkylierung bildet sich das Nitrosamin, während der abgespaltene Alkylrest<br />

zum Aldehyd oxidiert wird. Benzylreste werden leichter abgespalten als Alkylgruppen.<br />

Analytisch nutzt man die Reaktion von salpetriger Säure mit Aminen, um aliphatische von<br />

aromatischen Aminen zu unterscheiden. Letztere sind diazotierbar und lassen sich durch<br />

Kupplungsreaktionen nachweisen (vgl. D.8.3.3.). Die Trennung und der qualitative Nachweis<br />

der secundären Amine neben primären und tertiären gelingt ebenfalls durch Umsetzung mit<br />

salpetriger Säure. Wirkt sie auf ein Gemisch von primären, secundären und tertiären Aminen<br />

ein, werden die primären Amine desaminiert, die tertiären bleiben unverändert; die aus den<br />

secundären Aminen entstehenden gelben Nitrosamine sind wasserdampfflüchtig und löslich in<br />

Ether. Durch Erhitzen mit Säure werden sie in salpetrige Säure und secundäre Amine zurückgespalten.<br />

Aromatische Nitrosamine neigen zur Umlagerung inp-Nitrosoarylamine.<br />

Bei der Desaminierung primärer Amine mit salpetriger Säure wird Stickstoff frei, der sich<br />

volumetrisch bestimmen läßt. Darauf beruht die Methode nach VAN SLYXE zur quantitativen<br />

Bestimmung von Verbindungen, die eine primäre Aminogruppe enthalten (aliphatische und<br />

aromatische Amine, Aminosäuren, primäre Amide).<br />

8.2.2. Reaktionen der salpetrigen Säure mit Alkoholen (Veresterung)<br />

In einer der Umsetzung mit secundären Aminen analogen Reaktion bildet salpetrige Säure mit<br />

Alkoholen Salpetrigsäureester:<br />

_ ©_ ®__-H @ ___<br />

R-Q-H + N=Q ^== R-O-N=Q ^=| R-Q-N=Q [8.18]<br />

+H +<br />

H<br />

Salpetrigsäure-<br />

Die Veresterung der salpetrigen Säure verläuft wesentlich rascher als die von Carbonsäuren,<br />

ebenso die Hydrolyse der Salpetrigsäureester.<br />

Die Salpetrigsäureester werden vielfach an Stelle der freien Säure für Nitrosierungen verwendet,<br />

z.B. wenn man nicht im wäßrigen Medium arbeiten will (vgl. D.8.2.I., Darstellung<br />

fester Diazoniumsalze) oder alkalische Reaktionsbedingungen erforderlich sind (vgl. D.8.2.3.,<br />

Nitrosierung CH-acider Verbindungen).


Darstellung von Isopentylnitrit<br />

D. 8.2.3. Reaktionen der salpetrigen Säure mit CH-aciden Verbindungen 635<br />

Vorsicht! Das Einatmen von Dämpfen der Salpetrigsäureester führt zu einer starken Erweiterung<br />

der peripheren Blutgefäße (Blutandrang zum Kopf).<br />

In einem Becherglas wird l mol Isopentylalkohol mit einer Lösung von 1,1 mol Natriumnitrit<br />

in 140 ml Wasser versetzt und unter Rühren auf O 0 C abgekühlt (Eis-Kochsalz-Mischung). Aus<br />

einem Tropftrichter läßt man zur Reaktionsmischung langsam unter gutem Rühren 90 ml<br />

konz. Salzsäure zufließen, wobei die Temperatur nicht über 5 0 C steigen darf. Man gießt das<br />

Reaktionsgemisch in einen 1-1-Scheidetrichter, schüttelt mit 400 ml Wasser durch, trennt die<br />

wäßrige Schicht ab, wäscht mit verd. Sodalösung und dann noch mehrmals mit Wasser. Das<br />

abgetrennte Reaktionsprodukt wird mit wenig Calciumchlorid getrocknet und im Vakuum<br />

unter Verwendung einer Tiefkühlvorlage destilliert. Kpg,o(50) 3O 0 C; Ausbeute 75%; gelbes Öl.<br />

8.2.3. Reaktionen der salpetrigen Säure mit CH-aciden Verbindungen<br />

Auch CH-acide Verbindungen können mit salpetriger Säure reagieren. Es handelt sich um den<br />

gleichen Reaktionstyp wie bei der sauer katalysierten Aldolreaktion (vgl. [7.104]). Die Reaktion<br />

ist auf die reaktionsfähigeren Methylenkomponenten beschränkt (mindestens eine Oxo-,<br />

Nitro-, zwei Carboxyl- oder Estergruppen in a-Stellung):<br />

O I u© HO ^/ a H(D0 i Öl O O<br />

\\ l +H \ /-v~~x ^ — \« I '' \\ ^ r o i m<br />

C-C-H ^== C=C +^N=O C-C-N =* C-C-N [8.19]<br />

/ _H® / \ / | - _H® /<br />

Wenn sich an dem der Nitrosogruppe benachbarten C-Atom noch ein Wasserstoffatom<br />

befindet, wandelt sich die gebildete Nitrosoverbindung sofort entsprechend [8.3] in die Isonitrosoverbindung<br />

um.<br />

Bei wenig aktiven Methylenkomponenten muß die Reaktion durch starke Basen (Alkalialkoholate)<br />

erzwungen werden. In diesem Falle kann man natürlich nicht mehr die salpetrige<br />

Säure selbst einsetzen (warum?), sondern verwendet ihre Ester. Die Umsetzung ist damit der<br />

Claisen-Esterkondensation analog. Man formuliere die Reaktion!<br />

Darstellung von Isonitrosomalonsäurediethylester 1 )<br />

Zu l mol frisch destilliertem Malonsäurediethylester in 170 ml Eisessig werden bei O 0 C 3 mol Natriumnitrit,<br />

in 250 ml Wasser gelöst, unter intensivem Rühren innerhalb von 3 bis 4 Stunden zugetropft.<br />

Danach wird die Mischung weitere 10 Stunden bei Zimmertemperatur gerührt. Den Isonitrosomalonsäurediethylester<br />

extrahiert man zunächst mit 400 ml und anschließend dreimal mit 100<br />

ml Methylendichlorid. Die vereinigten Extrakte werden mit Magnesiumsulfat getrocknet und mit<br />

10g festem Natriumhydrogencarbonat durchgeschüttelt (Vorsicht, Kohlendioxidentwicklung!).<br />

Nach dem Abklingen der Gasentwicklung filtriert man die Lösung, versetzt mit 20 g gepulvertem<br />

wasserfreiem Natriumacetat und erhitzt 10 Minuten unter Rückfluß. Die filtrierte Lösung wird auf<br />

die Hälfte ihres Volumens eingeengt, bis zur Trübung mit trockenem Petrolether verdünnt und zur<br />

Kristallisation über Nacht in den Kühlschrank gestellt. Man isoliert die Additionsverbindung von 3<br />

mol Isonitrosomalonsäurediethylester mit l mol Natriumacetat. Ausbeute 75%; FSS 0 C<br />

Präparative Anwendung findet die Nitrosierung CH-acider Verbindungen zur Darstellung<br />

von a-Amino-carbonylverbindungen (durch Reduktion) und a-Dicarbonylverbindungen<br />

(durch Hydrolyse der gebildeten Monoxime).<br />

1 J als Additionsverbindung mit 1/3 mol Natriumacetat nach SHAW, K. N. F.; NOLAN, CH., J. Org. Chem. 22<br />

(1957) 1668


636 D. 8. Reaktionen weiterer heteroanaloger Carbonylverbindungen<br />

Die Reduktion des Isonitrosomalonsäureesters unter gleichzeitiger Acylierung der gebildeten<br />

Aminoverbindungen zum Acetamido- bzw. Formamidomalonsäurediethylester (präparative<br />

Durchführung vgl. D.8.1.) ist für die Synthese von a-Aminocarbonsäuren bedeutungsvoll<br />

(vgl. Tryptophansynthese, [7.68], [7.146]).<br />

Wie kann man Diacetyl aus Ethylmethylketon herstellen?<br />

Eine analytische Anwendung der Reaktion von salpetriger Säure mit CH-aciden Verbindungen ist die<br />

Trennung bzw. Unterscheidung aliphatischer primärer und secundärer Nitroverbindungen über die Nitrolsäuren<br />

bzw. Pseudonitrole: Die farblosen Nitrolsäuren sind in Alkalien unter Bildung tiefrot gefärbter<br />

Salze löslich; die blaugrünen Pseudonitrole bilden keine Salze.<br />

xN-OH<br />

R-CH2-NO2 + HNO2 R-C' + H2O [8.20]<br />

NO2<br />

Nitrolsäure<br />

R Rx M=O<br />

CH-NO2 + HNO2 R'' Cv N02 + H2 ° ^ 21 I<br />

R 1<br />

Pseudonitrol<br />

8.3. Reaktionen der Diazoniumsalze<br />

Die durch die Diazotierung aromatischer primärer Amine erhaltenen Diazoniumsalze können<br />

entweder unter Verlust und Substitution der Diazoniumgruppe durch andere Reste oder<br />

unter Erhalt der N-N-Gruppierung reagieren.<br />

8.3.1. Verkochung und Reduktion<br />

Aromatische Diazoniumsalze verlieren beim Erhitzen bzw. bei der Bestrahlung mit ultraviolettem<br />

Licht elementaren Stickstoff. In wäßriger Lösung entstehen dabei über ein intermediär<br />

gebildetes Phenylkation 1 ) bevorzugt Phenole. Werden chlorid- bzw. bromidhaltige Lösungen<br />

verkocht, treten in geringem Umfang halogenierte Aromaten als Nebenprodukte auf. Präparativ<br />

glatt läßt sich von den Halogenen das Fluorid einführen, indem feste Diazoniumtetrafluoroborate<br />

unter Zusatz inerter Verdünnungsmittel thermolysiert werden (Schiemann-Reaktion):<br />

Zur Darstellung weiterer Halogenaromaten aus Diazoniumsalzen vgl. D.8.3.2.<br />

, ,©<br />

BF3<br />

[8.22]<br />

l) Diese Reaktion entspricht der Zersetzung von aliphatischen Diazoniumsalzen, erfolgt aber wegen der<br />

höheren Stabilität der Arendiazoniumionen im allgemeinen nicht mehr spontan bei Raumtemperatur.


D. 8.3.1. Verkochung und Reduktion 637<br />

Beim Verkochen der Diazoniumsalze in Alkoholen läuft neben der Substitution zu den<br />

Alkylarylethern die Reduktion der Diazoniumsalze zu Kohlenwasserstoffen als Konkurrenzreaktion<br />

ab. Sie wird in cyclischen Ethern (Dioxan, Tetrahydrofuran u.a.) oder auch in Dimethylformamid<br />

zur Hauptreaktion (Meerwein-Reduktion). Der Wasserstoff wird dabei in<br />

einer Radikalkettenreaktion auf den Arylrest übertragen:<br />

+ e ©<br />

[8.23a]<br />

[8.23b]<br />

CH<br />

O + + N2 + [8.23c]<br />

Gegenüber dieser Reaktion erscheint die ältere Methode zur Überführung von Diazoniumsalzen<br />

in die entsprechenden aromatischen Kohlenwasserstoffe mit alkalischer Stannitlösung<br />

weniger zweckmäßig.<br />

Die Ausbeuten an Phenol beim Verkochen von Diazoniumsalzen sind niedrig. Man stellt<br />

Phenole auf diese Weise hauptsächlich dann her, wenn man sie frei von Isomeren erhalten will<br />

oder wenn sie auf anderem Wege nicht zugänglich sind.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Verkochung von Diazoniumsalzlösungen zu Phenolen<br />

(Tab. 8.24)<br />

Eine nach der allgemeinen Arbeitsvorschrift in D.8.2.1. (Variante A) erhaltene Diazoniumsalzlösung,<br />

dargestellt aus 0,5 mol Amin, wird auf dem siedenden Wasserbad erhitzt, bis die Stickstoffentwicklung<br />

abgeklungen ist. Danach destilliert man das entstandene Phenol mit Wasserdampf<br />

über, bis ein Tropfen des übergehenden Destillats keine positive Eisen(III)-chloridreaktion<br />

mehr gibt. Das Destillat wird mit Natriumchlorid gesättigt und das Phenol ausgeethert.<br />

Die vereinigten Etherphasen werden mit Magnesiumsulfat getrocknet, der Ether wird abdestilliert<br />

und das Phenol durch Vakuumdestillation gewonnen.<br />

Diese Vorschrift ist zur Halbmikropräparation geeignet.<br />

Tabelle 8.24<br />

Phenole durch Verkochen von Diazoniumsalzlösungen<br />

Phenol<br />

Phenol<br />

m-Cresol<br />

o-Cresol<br />

p-Cresol<br />

m-Chlor-phenol<br />

p-Chlor-phenol<br />

Amin<br />

Anilin<br />

m-Toluidin<br />

o-Toluidin<br />

p-Toluidin<br />

m-Chlor-anilin<br />

p-Chlor-anilin<br />

Kp<br />

in 0 C<br />

74i 3(io)<br />

862.0(15)<br />

933,l(23)<br />

962,0(15)<br />

55o,4(3><br />

88oj(5)<br />

F<br />

in 0 C<br />

43<br />

(ng> 1,5364)<br />

31<br />

36<br />

32<br />

42<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

*) Die Startreaktion kann durch Spuren von Metallionen niedriger Wertigkeitsstufe oder durch die eingesetzten<br />

Puffersysteme ausgelöst werden.<br />

60<br />

60<br />

60<br />

60<br />

65<br />

60<br />

4<br />

G


638 D. 8. Reaktionen weiterer heteroanaloger Carbonylverbindungen<br />

Tabelle £.24 (Fortsetzung)<br />

Phenol<br />

m-Hydroxy-benzaldehyd 1 )<br />

Guajacol 2 )<br />

Arnin<br />

m-Arnino-benzaldehyd<br />

o-Anisidin<br />

Kp<br />

in 0 C<br />

168^3(I7)<br />

1 OS3^25)<br />

F<br />

in 0 C<br />

108 (W.)<br />

30<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

!) Die verkochte Diazoniurnsalzlösung filtriert man heiß, kocht die Schmieren mit Wasser aus und extrahiert<br />

den nicht wasserdampfflüchtigen Aldehyd aus den vereinigten Filtraten mit Ether.<br />

2 ) Zur Diazoniumsalzlösung gibt man in der Kälte 300 ml konz. Schwefelsäure pro mol Amin und erhitzt<br />

im Metallbad auf 125 bis 13O 0 C Innentemperatur. Bei dieser Temperatur destilliert man das Guajacol<br />

kontinuierlich mit Wasserdampf über.<br />

Außer zu Kohlenwasserstoffen lassen sich Diazoniumsalze auch unter Erhalt des Stickstoffs<br />

im Molekül reduzieren. Der Wasserstoff lagert sich dabei an die N-N-Mehrfachbindung an,<br />

und man erhält Arylhydrazine; als Reduktionsmittel dienen Natriumsulfit, auch Zink in Eisessig<br />

oder Zinn(II)-chlorid in salzsaurer Lösung (vgl. aber oben: Reduktion zu Kohlenwasserstoffen<br />

mit Stannitlösung).<br />

Die Reduktion von Benzendiazoniumchlorid mit Natriumsulfit zu Phenylhydrazin ist folgendermaßen<br />

zu formulieren:<br />

/—^ „<br />

55<br />

50<br />

SO3Na 0 —-


D. 8.3.2. Sandmeyer-Reaktionen 639<br />

dieser Temperatur wird die Kristallisation vervollständigt. Der Niederschlag wird abgesaugt und<br />

gegebenenfalls als Rohprodukt weiter verarbeitet.<br />

3. Reinigung<br />

Das Rohprodukt wird in 70 ml Wasser gelöst bzw. suspendiert, mit Natronlauge alkalisiert und<br />

das Hydrazin sofort viermal mit je 30 ml Methylendichlorid extrahiert. Das Lösungsmittel wird<br />

auf dem Wasserbad unter Normaldruck abdestilliert (azeotrope Trocknung!) und der Rückstand<br />

im Vakuum fraktioniert oder bei Feststoffen aus Petrolether umkristallisiert. Ausbeute<br />

etwa 65%.<br />

Variante B<br />

In einem 500-ml-Dreihalskolben mit Rührer, Tropftrichter und Innenthermometer kühlt man<br />

eine Lösung von 0,3 mol Zinn(II)-chlorid-dihydrat in 70 ml Salzsäure (p. a.) auf -10 bis -15 0 C<br />

(Aceton/Trockeneis). Danach tropft man unter Rühren bei dieser Temperatur die aus 0,1 mol<br />

Amin unter Verwendung von Salzsäure (p. a.) dargestellte Diazoniumchloridlösung zu.<br />

Zur Vervollständigung der Reaktion läßt man über Nacht im Kühlschrank stehen. Danach<br />

saugt man das ausgefallene Zinn-Doppelsalz ab, löst bzw. suspendiert in 70 ml Wasser und setzt<br />

bis zur stark alkalischen Reaktion konz. Natronlauge zu.<br />

Das Hydrazin wird viermal mit 40 ml Ether extrahiert. Nach dem Trocknen der vereinigten<br />

Etherextrakte mit Magnesiumsulfat wird das Lösungsmittel abdestilliert und der Rückstand im<br />

Vakuum fraktioniert bzw. aus Petrolether umkristallisiert. Ausbeute etwa 70%.<br />

Tabelle 8.26<br />

Arylhydrazine durch Reduktion von Arendiazoniumsalzen<br />

Hydrazin<br />

Phenylhydrazin<br />

p-Tolylhydrazin<br />

m-Tolylhydrazin<br />

3-Methoxy-phenylhydrazin<br />

4-Chlor-phenylhydrazin<br />

3-Chlor-phenylhydrazin<br />

2-Chlor-phenylhydrazin<br />

4-Brorn-phenylhydrazin<br />

Ausgangsverbindung<br />

Anilin<br />

p-Toluidin<br />

m-Toluidin<br />

/n-Anisidin<br />

4-Chlor-anilin<br />

3-Chlor-anilin<br />

2-Chlor-anilin<br />

4-Brorn-anilin<br />

Variante<br />

A, B<br />

A, B<br />

A, B<br />

A, B<br />

A, B<br />

A, B<br />

A, B<br />

A, B<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

120i,6(l2),<br />

F 19<br />

ri§ 1,6084<br />

F 54<br />

960)3(2)<br />

1050,i(i)<br />

F 84,5<br />

890,07(0,5)<br />

95o,i(i)<br />

F 102<br />

Phenylhydrazine sind wichtige Reagenzien zur analytischen Charakterisierung von Aldehyden,<br />

Ketonen und Zuckern (vgl. D.7.1.1.) und Ausgangsstoffe für die Fischer-Indolsynthese (vgl.<br />

D.9.2.). Sie werden technisch für die Synthese von Pyrazolinonabkörnrnlingen eingesetzt, die als<br />

Farbstoffkomponenten (vgl. D.8.3.3.) und Arzneimittel (vgl. D.7.1.4.2.) Bedeutung besitzen.<br />

8.3.2. Sandmeyer-Reaktionen<br />

Kann ein Substituent (z.B. Brom) nicht durch einfaches Verkochen des Diazoniumsalzes in<br />

den aromatischen Kern eingeführt werden, ist es oft möglich, diese Umsetzung durch Zusatz<br />

von Kupferpulver oder von Kupfer(I)-salzen zu erzwingen (Sandmeyer-Reaktion):<br />

EN + Cu 0 /~\ + NEN + Cu 20 [8-27a]


640 D. 8. Reaktionen weiterer heteroanaloger Carbonylverbindungen<br />

e 0 + Cu ,2©<br />

Cu ,©<br />

CII + e"<br />

[8.27b]<br />

[8.27c]<br />

Die hierbei als Nebenprodukt auftretenden Derivate des Diphenyls weisen auf einen radikalischen<br />

Ablauf der Reaktion hin. 1 ) (Vergleiche dazu: Radikalbildung durch Redoxprozesse, D. 1.1.)<br />

Das Kupferion tritt als Elektronendonor bzw. -acceptor auf. Es ist deshalb verständlich, daß<br />

man bei der Einführung leicht oxiderbarer bzw. reversibel oxidierbarer nucleophiler Reagenzien<br />

keinen eigentlichen Sandmeyer-Katalysator mehr braucht, so z.B. beim lodidion, das<br />

gewissermaßen seinen eigenen Katalysator darstellt. (Durch Nebenreaktionen wird dabei aber<br />

auch stets etwas lod gebildet.) Auch durch Arsenit wird das Diazoniumion zum Arendiazoradikal<br />

reduziert, eine Kettenreaktion unterbleibt jedoch, und als Reaktionsprodukt wird die<br />

Arsonsäure erhalten. Man formuliere die entsprechenden Reaktionsschritte! Die folgende<br />

Übersicht unterrichtet über einige Möglichkeiten:<br />

NEN -N2<br />

+ Cl 0 ; Cu 0<br />

+ Br 0 ;Cu®<br />

+ 1<br />

fVc,<br />

R-\=/<br />

+ CN G ;Cu® fyc,N<br />

RA=/<br />

[8.28]<br />

Die Bedeutung dieser Reaktion liegt in der Möglichkeit, über eine Nitrogruppe nach<br />

Reduktion und Diazotierung Substituenten einzuführen, die durch direkte Substitution gar<br />

nicht oder nicht an der gewünschten Stelle eingeführt werden können. Als Produkt von Konkurrenzreaktionen<br />

können Phenole, Diaryle oder Azoverbindungen auftreten. Man erkläre<br />

sich diese Nebenreaktionen!<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von Chlorarenen, Bromarenen und lodarenen<br />

sowie aromatischen Nitriten nach SANDMEYER (Tab. 8.29)<br />

I<br />

Achtung! Bei der Nitrildarstellung wird Blausäure frei! Unter einem sehr gut ziehenden<br />

Abzug arbeiten und Gasmaske (Atemfilter B, vgl. Reagenzienanhang) bereithalten! Metallcyanide<br />

sind stark giftig! Entsorgung der Cyanidrückstände beachten!<br />

1 J Diaryle werden zum Hauptprodukt, wenn man Diazoniumsalze mit Laugen in die Diazoanhydride,<br />

(Ar-N=N)2O, überführt und diese durch aromatische Lösungsmittel extrahiert, in denen sie sich zersetzen.<br />

Das entstehende Arylradikal substituiert das Lösungsmittel (Gomberg-Bachmann-Arylierung).


D. 8.3.2. Sandmeyer-Reaktionen 641<br />

Herstellung des Kupferkatalysators<br />

In einem Rundkolben wird l mol 1 ) Kupfersulfat in 800 ml Wasser unter Erwärmen gelöst und<br />

mit 1,5 mol Natriumchlorid (für die Darstellung der Chloride) bzw. Natriumbromid (für Bromide)<br />

versetzt. Zu dieser Lösung gibt man langsam unter Rühren eine Lösung von 0,5 mol<br />

Natriumsulfit in 200 ml Wasser hinzu. Man läßt abkühlen, wäscht den Niederschlag durch<br />

Dekantieren mit Wasser, löst in 400 ml konz. Salzsäure bzw. Bromwasserstoffsäure und verschließt<br />

das Gefäß gut bis zur Weiterverarbeitung, da das Kupfersalz luftempfindlich ist.<br />

Kupfer(I)-cyanid läßt sich analog darstellen. Hierbei wird jedoch erst reduziert und dann<br />

das Natriumcyanid zugegeben. Nach dem Waschen mit Wasser löst man den Niederschlag in<br />

600 ml 4,5molarer Natriumcyanidlösung. Vorsicht!<br />

Sandmeyer-Reaktion<br />

Man führt die Reaktion in einem Becherglas durch (ggf. starkes Schäumen durch Stickstoffentwicklung!)<br />

und überführt das Reaktionsgemisch nach beendeter Stickstoffabspaltung in einen<br />

zur Wasserdampfdestillation geeigneten Rundkolben. Für hochschmelzende Endprodukte<br />

wird der Kolben (NS 29/32) über Destillationsaufsatz, Luftkühler und Krümmer, mit einem<br />

Mehrhalskoben verbunden, der zur Wasserdampfkondensation vertikal mit einem Dimrothkühler<br />

bestückt ist. Scheidet sich im Luftkühler Festprodukt ab, wird es mit einem Heißluftfön<br />

geschmolzen und in die Vorlage getrieben.<br />

0,75 mol des betreffenden Amins werden unter Verwendung von Salzsäure (zur Darstellung<br />

der Chloride), Bromwasserstoffsäure (für Bromide) bzw. Schwefelsäure (für Nitrile und<br />

lodide) nach der Vorschrift in D.8.2.1. (Variante A) diazotiert.<br />

In der Kupfersalz-katalysierten Variante (Chloride, Bromide, Nitrile) wird die Diazoniumsalzlösung<br />

bei O 0 C unter Rühren in die Katalysatorlösung eingetragen, nach dem Erwärmen<br />

auf Raumtemperatur l Stunde weiter gerührt und danach 30 Minuten auf dem siedenden Wasserbad<br />

erhitzt.<br />

Zur Darstellung der lodide wird die kalte Diazoniumsalzlösung in eine wäßrige Lösung von<br />

l mol Alkaliiodid (Ig Natriumiodid pro 3 ml bzw. l g Kaliumiodid pro 5 ml Wasser) innerhalb<br />

einer Stunde zugetropft, l Stunde bei Zimmertemperatur nachgerührt und abschließend<br />

30 Minuten auf dem Wasserbad erhitzt. Nach dem Abkühlen wird gebildetes lod mit einer<br />

wäßrigen Natriumsulfitlösung reduziert, bis die typische lodfärbung verschwunden ist.<br />

Zur Isolierung der Produkte unterwirft man das Reaktionsgemisch einer Wasserdampfdestillation.<br />

Überdestillierte flüssige Reaktionsprodukte werden durch Ausschütteln mit Ether<br />

abgetrennt. Die vereinigten Etherphasen wäscht man zur Beseitigung mitentstandener Phenole<br />

mit 2 N Natronlauge und mit Wasser, trocknet, destilliert das Lösungsmittel ab und rektifiziert<br />

den Rückstand über eine kurze Vigreux-Kolonne im Vakuum. Feste Reaktionsprodukte<br />

werden mit einer Glasfritte abgesaugt, auf der Fritte mit 2 N Natronlauge und viel Wasser<br />

gewaschen, getrocknet und umkristallisiert.<br />

Tabelle 8.29<br />

Sandmeyer-Reaktionen<br />

Produkt<br />

o-Chlor-toluen<br />

m-Chlor-toluen<br />

p-Chlor-toluen<br />

o-Brorn-toluen<br />

rn-Brorn-toluen<br />

l Kristallwassergehalt beachten!<br />

Ausgangsverbindung<br />

o-Toluidin<br />

m-Toluidin<br />

p-Toluidin<br />

o-Toluidin<br />

/n-Toluidin<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

158<br />

472,3(17)<br />

44i,3(io)<br />

782j(20)<br />

712,0(15)<br />

n20<br />

1,5247<br />

1,5214<br />

1,5221<br />

1,5565<br />

!,5528<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

80<br />

80<br />

80<br />

60<br />

60


642 D. 8. Reaktionen weiterer heteroanaloger Carbonylverbindungen<br />

Tabelle 8.29 (Fortsetzung)<br />

Produkt<br />

p-Brom-toluen<br />

o-Chlor-nitrobenzen<br />

m-Chlor-nitrobenzen<br />

m-Brom-nitrobenzen<br />

p-Brom-nitrobenzen<br />

Benzonitril<br />

p-Methyl-benzonitril<br />

o-Chlor-benzonitril<br />

p-Chlor-benzonitril<br />

p-Nitro-benzonitril<br />

p-Chor-iodbenzen<br />

lodbenzen<br />

p-Iod-toluen<br />

p-Brom-iodbenzen<br />

p-Iod-anisol<br />

p-Iod-nitrobenzen<br />

Ausgangsverbindung<br />

p-Toluidin<br />

o-Nitro-anilin<br />

m-Nitro-anilin<br />

m-Nitro-anilin<br />

p-Nitro-anilin<br />

Anilin<br />

p-Toluidin<br />

o-Chlor-anilin<br />

p-Chlor-anilin<br />

p-Nitro-anilin<br />

p-Chlor-anilin<br />

Anilin<br />

p-Toluidin<br />

p-Brorn-anilin<br />

p-Anisidin<br />

p-Nitro-anilin<br />

Kp (bzw. F) n 2 ?<br />

in 0 C<br />

824j(35); F 26<br />

F 33 (EtOH)<br />

F 45 (EtOH)<br />

F 55 (EtOH)<br />

F 125 /EtOH)<br />

7O1300) 1,5289<br />

911,5(11);F29<br />

F 43 (EtOH)<br />

F 90 (EtOH)<br />

F 146 (EtOH)<br />

F 56 (EtOH)<br />

64i,3 (10)<br />

13333 (25)<br />

F 35 (EtOH)<br />

F 92 (EtOH)<br />

F 52 (EtOH)<br />

F 174 (EtOH)<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Thiosalicylsäure aus Anthranilsäure: ALLEN, C. F. H.; MACKAY, D. R, Org. Synth., CoIl. Vol.<br />

II (1957), 580; diese Vorschrift verbindet eine Sandmeyer-Reaktion mit der Reduktion eines<br />

Disulfids (vgl. D.8.5.);<br />

2,4-Dichlor-toluen aus 2,4-Diamino-toluen: HODGSON, H. H.; WALKER, J., J. Chem. Soc. 1935,<br />

350;<br />

Verbesserte Ausbeute bei der Sandmeyer-Reaktion durch Zugabe von Reduktionsmitteln:<br />

GALLI, C, Tetrahedron Lett. 21 (1980), 4515.<br />

8.3.3. Azokupplung, Azofarbstoffe<br />

Diazoniumionen besitzen am endständigen Stickstoffatom elektrophile Eigenschaften (einen<br />

Elektronenunterschuß):<br />

© ©<br />

N=N = N=N<br />

60<br />

90<br />

90<br />

90<br />

90<br />

60<br />

60<br />

70<br />

80<br />

75<br />

65<br />

65<br />

80<br />

65<br />

70<br />

75<br />

[8.30]<br />

Sie sind daher in der Lage, Aromaten unter elektrophiler Substitution anzugreifen (Azokupplung),<br />

eine Reaktion, die den typischen elektrophilen Substitutionen an Aromaten<br />

(Nitrierung, Halogenierung, Sulfonierung usw.) an die Seite zu stellen ist:<br />

a-Komplex Azoverbindung<br />

N=N =/ [831]<br />

Infolge der weitgehend delokalisierten positiven Ladung stellen Diazoniumionen keine sehr wirksamen<br />

elektrophilen Reagenzien dar, so daß nur stark basische Aromaten substituiert werden können. Im allgemeinen<br />

ist die Azokupplung daher auf die aromatischen Amine (starker +M-Effekt der Aminogruppe)<br />

und Phenole beschränkt (starker +M/+I-Effekt des Sauerstoffs im Phenolation, das das eigentliche reagierende<br />

Agens darstellt, vgl. D.5.I.2.). Nur in einzelnen Fällen reagieren auch (Poly-)Phenolether und<br />

Polyalkylaromaten (s. unten).


D. 8.3.3. Azokupplung, Azofarbstoffe 643<br />

Wegen ihrer geringen Reaktivität reagieren Diazoniumionen sehr selektiv (vgl. auch D.5.I.2.), so daß<br />

sich im allgemeinen (neben wenig o-Produkt) fast ausschließlich die p-substituierten Azobenzene bilden.<br />

Übereinstimmend mit den theoretischen Erwartungen steigern -I- und -M-Substituenten im Diazoniumion<br />

dessen Reaktionsfähigkeit gegenüber dem Aromaten, +1- und +M-Gruppen senken sie.<br />

Während sich z. B. das Benzendiazoniumion gerade noch mit Phloroglucinoltrimethylether umsetzt, reagiert<br />

das 4-Nitro-benzendiazoniumion schon mit Resorcinoldimethylether. 2,4-Dinitro-benzendiazoniumsalze<br />

kuppeln bereits glatt mit Anisol, und das 2,4,6-trinitrierte Ion schließlich vermag sogar mit Mesitylen<br />

zu reagieren.<br />

Es gibt für jede Kupplungsreaktion einen optimalen pH-Wert. Im stark sauren Medium<br />

wird im allgemeinen auch mit aromatischen Aminen und Phenolen keine Umsetzung beobachtet.<br />

Die Konzentration an freiem Amin ist hier durch Salzbildung zu stark vermindert. (Warum<br />

wird das Ammoniumsalz nicht vom Diazoniumion angegriffen?) Ebenso ist die Konzentration<br />

an Phenolationen in saurer Lösung außerordentlich gering, da die Dissoziation des Phenols<br />

stark zurückgedrängt ist. Im alkalischen Medium dagegen ist zwar die Bereitschaft, elektrophil<br />

substituiert zu werden, seitens des Amins ungeschwächt vorhanden, bei einem Phenol durch<br />

Salzbildung sogar bedeutend erhöht, aber die Konzentration des Diazoniumions ist nur noch<br />

sehr gering, da sich das Diazotat [8.32], III bildet, das nicht kupplungsfähig ist:<br />

/T~\ © _ +OH 0 /~~\ +OH 0 ,-H2O /T~\ _0<br />

(/ V-N=N . n


644 D. 8. Reaktionen weiterer heteroanaloger Carbonylverbindungen<br />

R O R O O O<br />

n^^D' n^^^p- p^N^^Q'<br />

O J (^ R - O Y-U R ^T R M R<br />

^ (+) l ff}«" LJ^ Il<br />

"^" V ^ H<br />

Ph Ph Ph<br />

[8.34]<br />

Technische Bedeutung als Kupplungskomponenten haben auch CH-acide Pyrazolinone, Indole, Pyridone<br />

u.a. Man informiere sich im Lehrbuch!<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Azokupplung (Tab. 8.35)<br />

A. Kupplung in schwach saurer Lösung (mit Aminen)<br />

Zu einer Lösung von 0,1 mol der Kupplungskomponente in der äquivalenten Menge l N Mineralsäure<br />

bzw. bei den Aminosäuren in der äquivalenten Menge l N Natronlauge läßt man bei 5<br />

bis 1O 0 C eine aus 0,1 mol Amin dargestellte Diazoniumsalzlösung (Darstellung vgl. D.8.2.I.,<br />

Variante A) unter Kühlen und Rühren zufließen. Aus der sauren Farblösung wird der Farbstoff<br />

durch Abstumpfen mit Natriumacetatlösung bzw. Neutralisation mit Soda und/oder Aussalzen<br />

mit Kochsalz als Farbsalz abgeschieden. Zum Aussalzen wird die Farbstofflösung auf 60 bis<br />

8O 0 C erwärmt und unter Rühren langsam (!) mit maximal 20g feingepulvertem Kochsalz je<br />

100 ml Lösung versetzt. Je nach Löslichkeit kann aus wenig Wasser oder einem Wasser-Alkohol-Gemisch<br />

umkristallisiert werden.<br />

B. Kupplung in saurer Lösung (mit Aminen)<br />

Zu einer Lösung von 0,01 mol der Kupplungskomponente in 10 ml 10%iger Schwefelsäure läßt<br />

man unter Rühren die aus 0,01 mol Amin durch Diazotieren mit Nitrosylschwefelsäure (Darstellung<br />

vgl. D.8.2.I., Variante B) dargestellte hochviskose, braune Diazoniumsalzlösung langsam<br />

zufließen. Die Temperatur wird durch Zugabe von Eis auf O 0 C gehalten. Die Kupplung<br />

setzt meist sofort ein und ist nach ca. 8 Stunden beendet. Falls erforderlich, stumpft man die<br />

Lösung zum Abscheiden des Farbstoffs wie unter Variante A angegeben ab.<br />

C. Kupplung in alkalischer Lösung (mit Phenolen)<br />

Zu einer Lösung von 0,1 mol des Phenols in 0,2 mol 2 N Natronlauge (für jede weitere saure<br />

Gruppe in der Kupplungskomponente muß eine äquivalente Menge Alkali zugesetzt werden)<br />

läßt man bei 5 bis 1O 0 C die Lösung von 0,1 mol diazotiertem Amin (Darstellung vgl. D.8.2.I.,<br />

Variante A) langsam unter Rühren zufließen. Man kontrolliert den pH-Wert der Lösung mit<br />

Indikatorpapier und setzt gegebenfalls weiteres Alkali in Form von Soda zu, damit die Lösung<br />

stets alkalisch bleibt. Das Fällen des Farbstoffes wird durch Aussalzen mit Kochsalz vervollständigt.<br />

Er wird durch Waschen mit Eiswasser gereinigt.<br />

D. Kupplung in acetatgepufferter Lösung (mit CH-aciden Verbindungen)<br />

Zu einer Mischung aus 0,1 mol CH-acider Komponente in 150 ml Ethanol (für Cyanacetamid<br />

sind 300 ml Ethanol erforderlich) und 0,15 mol Natriumacetat in 120 ml 50%igem Ethanol<br />

tropft man bei O bis 5 0 C die Lösung von 0,1 mol diazotiertem Amin (Darstellung vgl. D.8.2.I.,<br />

Variante A) langsam unter Rühren zu. Man läßt zur Kristallisation stehen. Gegebenfalls fällt<br />

man vorsichtig mit kleinen Portionen Wasser so, daß sich der Farbstoff fest und nicht ölig<br />

abscheidet. Das Produkt wird mit Wasser gewaschen und umkristallisiert


Tabelle 8.35<br />

Azofarbstoffe und Hydrazone durch Kupplungsreaktionen<br />

Produkt<br />

4'-Dimethylamino-azobenzen-<br />

4-sulfonsäure, Natriumsalz<br />

(Methylorange)<br />

4'-Dimethylamino-azobenzen-<br />

2-carbonsäure, Natriumsalz<br />

(Methylrot)<br />

4'-Amino-5'-methoxy-2'methyl-4-nitro-azobenzen<br />

2-(2,6-Dibrom-4-nitrophenylazo)-5-diethylaminoacetanilid<br />

2 / -Brom-4-diethylamino-4',6'dinitro-azobenzen<br />

5-[Bis(2-acetoxy-ethyl)amino]-2-(2-brom-4,6-dinitro-phenylazo)-4-methoxy-acetanilid4-(2-Hydroxy-naphthalen-lazo)benzensulfonsäure,<br />

Dinatriumsalz<br />

(ß-Naphtholorange)<br />

l-(4-Nitro-phenylazo)-naphth-<br />

2-ol (Pararot)<br />

4-Hydroxy-4'-nitro-azobenzen-<br />

3-carbonsäure 3 )<br />

1 -Pheny lazo-naphth-2-ol<br />

3-Methyl-4-(2,4-dimethylphenylazo)-<br />

1 -phenyl-zl 2 -<br />

pyrazolin-5-on<br />

3-Phenylhydrazono-pentan-<br />

2,4-dion<br />

3-Oxo-2-phenylhydrazonobuttersäureethylesterp-Methoxy-phenylhydrazonocyanessigsäureethylesterp-Methoxy-phenylhydrazonocyanacetamid<br />

Diazokomponente,<br />

Kupplungskomponente<br />

Sulfanilsäure,<br />

N,N-Dimethyl-anilin<br />

Anthranilsäure,<br />

N,N-Dimethyl-anilin<br />

p-Nitranilin,<br />

1 - Amino-2-methoxy-5methyl-benzen<br />

(Cresidin)<br />

2 ,6-Dibrom-4-nitroanilin<br />

2 ),<br />

3-Diethylamino-acetanilid<br />

2-Brom-4,6-dinitroanilin 2 ),<br />

N,N-Diethyl-anilin<br />

2-Brom-4,6-dinitroanilin 2 ),<br />

3-[Bis(2-acetoxy-ethyl)amino]-4-methoxyacetanilid<br />

Sulfanilsäure,<br />

ß-Naphthol<br />

p-Nitranilin,<br />

ß-Naphthol<br />

p-Nitranilin,<br />

Salicylsäure<br />

Anilin,<br />

ß-Naphthol<br />

2,4-Dimethyl-anilin,<br />

3-Methyl-l-phenyl-zf 2 -<br />

pyrazolin-5-on<br />

Anilin,<br />

Acetylaceton<br />

Anilin,<br />

Acetessigsäureethylester<br />

p-Anisidin,<br />

Cyanessigsäureethylester<br />

p-Anisidin,<br />

Cyanacetamid<br />

D. 8.3.3. Azokupplung, Azofarbstoffe 645<br />

Kupplungsvariante<br />

A<br />

A<br />

A<br />

B<br />

B<br />

B<br />

C<br />

C<br />

C<br />

C<br />

C<br />

D<br />

D<br />

D<br />

D<br />

Farbe der Lösung<br />

bzw. /max!)<br />

F in 0 C<br />

sauer: rot<br />

alkalisch: gelb<br />

sauer: rot<br />

alkalisch: gelb<br />

F 254<br />

rot<br />

Am3x: 507 (4.40)<br />

(ChIf.)<br />

F168...172<br />

(DMF)<br />

/lmax: 552 (4.44)<br />

(ChIf.)<br />

F!90...192<br />

(DMF)<br />

/Ux: 594 (4.54)<br />

(ChIf.)<br />

F146...149<br />

(DMF)<br />

orange<br />

F 246 (PhMe)<br />

rot<br />

F 258 (AcOH)<br />

sauer: gelb<br />

alkalisch: braun<br />

F130(W./EtOH)<br />

rot<br />

F 167<br />

gelb<br />

F 89 (EtOH)<br />

F 70 (EtOH)<br />

F 78 (EtOH)<br />

F 239...240 (AcOH)<br />

! ) ^max längstwellige Absorption in nm; e molarer Extinktionskoeffizient; in Klammern Ig e.<br />

2 ) Diazotierung mit „Nitrosylschwefelsäure" (vgl. D.8.2.I.).<br />

3 ) Das Produkt fällt zunächst als Lösung des Alkalisalzes an und wird mit Salzsäure ausgefällt.<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Azoverbindungen sind unter Bedingungen, die denen der Reduktion von Nitroverbindungen<br />

entsprechen, in primäre Amine überführbar:<br />

80<br />

80<br />

85<br />

93<br />

88<br />

93<br />

80<br />

80<br />

80<br />

80<br />

90<br />

85<br />

95<br />

75<br />

66


646 D. 8. Reaktionen weiterer heteroanaloger Carbonylverbindungen<br />

NR2<br />

-NH-NH-<br />

\=/<br />

[8.36]<br />

Über die Azokupplung kann man also eine primäre Aminogruppe in die Kupplungskomponente<br />

einführen. Man erhält dabei o- bzw. p-Phenylendiamine oder Aminophenole, die durch<br />

andere Methoden schwieriger zugänglich sind, z.B. l-Amino-naphth-2-ol aus ß-Naphtholorange<br />

(vgl. D.6.4.2.).<br />

Die Azokupplung wird technisch in großem Umfang zur Herstellung von Azofarbstoffen angewandt.<br />

Diese Farbstoffklasse stellt mit etwa der Hälfte den Hauptanteil der gesamten Farbstoffproduktion. Man<br />

informiere sich in Lehrbüchern über die wichtigsten Farbstoff typen!<br />

Durch Kombination von Diazoniumsalzen mit einer Vielzahl aromatischer Amine (substituierte Aniline,<br />

Naphthylamine u. a.) und den verschiedensten Kupplungskomponenten (Aniline, Phenole, Naphthylamine,<br />

Naphthole, Pyrazolinone, deren Sulfonsäuren und andere Substitutionsprodukte) ist eine große Zahl von<br />

Azofarbstoffen hergestellt worden, wobei in wachsendem Maße Heterocyclen als Diazonium- oder Kupplungskomponenten<br />

eingesetzt werden. Anionische Azofarbstoffe enthalten meist eine oder mehrere Sulfogruppen<br />

und sind unter Salzbildung wasserlöslich. Diese sauren Azofarbstoffe dienen zum Färben von<br />

Substraten mit basischen Gruppen (Wolle, Seide, Polyamid, Leder), können aber auch als Direktfarbstoffe<br />

(„Substantive Azofarbstoffe") zum Färben ungeheizter Cellulosefasern (Baumwolle, Leinen, regenerierte<br />

Cellulose, Papier) eingesetzt werden.<br />

Ebenfalls wasserlöslich sind die kationischen („basischen") Azofarbstoffe, die steigende Bedeutung für<br />

die Anfärbung von Polyacrylonitrilfaserstoffen u. ä. haben.<br />

In Wasser schwerlösliche Azofarbstoffe besitzen als Dispersionsfarbstoffe zur Färbung hydrophober<br />

Faserstoffe, wie Polyester, Cellulosetriacetat, auch Polyacrylonitril und Polyamid, technische Bedeutung.<br />

Diese Farbstoffe ziehen aus einer wäßrigen Dispersion auf die Faser auf. Wasserunlöslich sind auch die sog.<br />

Entwicklungsfarbstoffe, die durch Kupplung der Komponenten direkt auf der Faser hergestellt werden.<br />

Bedeutung haben hier die Naphthol-AS-Farbstoffe, bei denen Arylamide der 3-Hydroxy-naphthalen-2-carbonsäure<br />

(vgl. D.5.1.8.6.) und anderer aromatischer Carbonsäuren mit nachbarständiger Hydroxylgruppe<br />

als Kupplungskomponenten verwendet werden. In der Textilfärberei und für das Anfärben von Plasten<br />

haben metallhaltige komplexbildende Azofarbstoffe eine große Bedeutung. Azopigmente (unlösliche Farbpulver<br />

bestimmter Kristallinität) stellen häufig solche Metallkomplexe bzw. unlösliche Metallsalze dar.<br />

Diazoniumsalze sind lichtempfindlich und haben deshalb Bedeutung für die Informationsaufzeichnung.<br />

Sie befinden sich, wie beispielsweise bei der Lichtpausung (klassische Diazotypie), zusammen mit einer<br />

phenolischen Kupplungskomponente in molekulardisperser Verteilung in der Schicht. Diese ist sauer,<br />

wodurch eine Kupplung zunächst verhindert wird. Die Entwicklung nach der Belichtung geschieht z.B.<br />

durch Bedampfen mit Ammoniak, wobei der pH-Wert steigt und das unzersetzte Diazoniumsalz kuppeln<br />

kann. Nach diesem Prinzip können Aufzeichnungsmaterialien mit sehr hohem Auflösungsvermögen hergestellt<br />

werden (z. B. Diazomikrofilme).<br />

Als antibakterielles Pharmazeutikum, das eine Azogruppe enthält, ist das „Sulfonamid" Prontosil chemiehistorisch<br />

von Bedeutung (Man informiere sich in einem Lehrbuch und vgl. D.8.5.).<br />

Azofarbstoffe können auch durch oxidative Kupplung hergestellt werden, die in D.6.4.3.<br />

besprochen wurde.<br />

8.4. Aliphatische Diazoverbindungen<br />

8.4.1. Darstellung von Diazoalkanen<br />

Die Diazoalkane sind nicht durch Diazotierung von primären Alkylaminen darstellbar, weil in<br />

deren Molekül kein aktivierter a-ständiger Wasserstoff vorhanden ist, so daß das intermediär gebildete<br />

Alkyldiazoniumion schneller unter N2-Eliminierung zerfällt, als es zum Diazoalkan deproto-


D. 8.4.1. Darstellung von Diazoalkanen 647<br />

niert. Es muß daher zur Darstellung der Diazoalkane ein Umweg beschritten werden. Ein acyliertes<br />

primäres Alkylamin wird nitrosiert und das Acylnitrosoalkylamin alkalisch gespalten:<br />

/ R=0 + 2OH 0 0 -<br />

R-CH2-N R-CH2-N=N-QI ^== R-CH-N=N-Q-H<br />

-R 1 COO 0 ,-H2O<br />

[8.37]<br />

0 © _ © ©l ©<br />

0 IR-CH-N=N — R-CH=N=N = R-CH^N=N<br />

-OH 8 L J * v '<br />

0<br />

Das dabei intermediär entstehende Diazotat zerfällt zum Diazoalkan.<br />

Für die präparative Darstellung der Diazoalkane haben sich aus der Fülle von Nitrosamiden<br />

einige als besonders günstig erwiesen, vor allem N-Alkyl-N-nitroso-harnstoffe, Af-Alkyl-Nnitroso-urethane<br />

und N-Alkyl-A^mtroso-toluensulfonamide.<br />

Das weitaus wichtigste Diazoalkan ist das Diazomethan. Man formuliere seine Bildung aus<br />

den genannten Nitrosamiden!<br />

Nach dem in [8.37] formulierten Verfahren lassen sich nur die niederen Diazoalkane befriedigend<br />

darstellen, da die Ausbeuten mit steigender Kettenlänge des Alkylrestes stark abnehmen.<br />

In guten Ausbeuten werden höhere Diazoalkane durch Vakuumpyrolyse der Lithiumsalze<br />

von Tosylhydrazonen gewonnen. 1 ) Man formuliere diese Reaktion!<br />

Darstellung von Diazomethan aus W-Methyl-W-nitroso-harnstoff<br />

Über den Umgang mit N-Methyl-Af-nitroso-harnstoff s. D.8.2.1.<br />

Achtung! Diazomethan (Kp -24 0 C) ist explosibel, sehr giftig und cancerogen. Man stellt es<br />

zweckmäßig nur in Lösung her. Die Lösungen sind auch in der Kälte nur einige Tage haltbar<br />

und werden am besten vor der Verwendung jeweils frisch dargestellt. Gefäße mit Diazomethanlösungen<br />

nicht fest verschlossen aufbewahren! (Warum?)<br />

Alle Arbeiten mit dem Präparat sind hinter einem Schutzschild und unter einem gut ziehenden<br />

Abzug durchzuführen. (VgI. auch Org. Synth. 40 (1960, Beilage).<br />

In einen Erlenmeyer-Kolben werden unter dauerndem Schwenken des Gefäßes 0,1 mol W-Methyl-<br />

Af-nitroso-harnstoff in kleinen Portionen in 100 ml Ether eingetragen, der mit 35 ml eisgekühlter<br />

40%iger KOH unterschichtet ist. Die Temperatur darf dabei +5 0 C nicht überschreiten. 10 Minuten<br />

nach der letzten Zugabe trennt man die etherische Diazomethanlösung mit Hilfe eines Scheidetrichters<br />

ab und trocknet sie 3 Stunden über wenig festem Kaliumhydroxid.<br />

Diese Vorschrift ist zur Durchführung im Halbmikromaßstab geeignet.<br />

Gehaltsbestimmung von Diazomethanlösungen<br />

a) Gravimetrisch: durch Umsetzen von Diazomethan mit überschüssiger p-Brom-benzoesäüure<br />

(vgl. auch D.8.4.2.I., Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Methylierung von Carbonsäuren).<br />

Der Überschuß an Säure wird mit Natriumcarbonatlösung entfernt und anschließend<br />

der isolierte Ester ausgewogen. Gegebenfalls kann auch die Verseifungszahl (vgl.<br />

D.7.1.4.3.) bestimmt und auf den Diazomethangehalt umgerechnet werden.<br />

b) Titrimetrisch: Einen aliquoten Teil der Diazomethanlösung setzt man mit 0,2 N etherischer Benzoesäurelösung<br />

um. Die nicht umgesetzte Säure wird durch Rücktitration mit 0,1 N Natronlauge<br />

bestimmt. (MARSHALL, E. K.; ACREE, S. F., Ber. Deut. Chem. Ges. 43 (1910), 2323.)<br />

Darstellung von Diazomethan aus W-Methyl-Af-nitroso-toluensulfonamid: DE BOER, TH. J.;<br />

BACKER, H. J., Org. Synth. 36 (1956), 16.<br />

l Vgl. KAUFMAN, G. M., u. a., J. Am. Chem. Soc. 87 (1965), 935-937


648 D. 8. Reaktionen weiterer heteroanaloger Carbonylverbindungen<br />

Die angegebenen Verfahren zur Darstellung von Diazomethan aus jV-Methyl-jY-nitrosoharnstoff<br />

bzw. A^Methyl-N-nitroso-toluensulfonamid sind gleich gut für die Durchführung im<br />

Laboratorium geeignet.<br />

8.4.2. Reaktionen aliphatischer Diazoverbindungen<br />

Aliphatische Diazoverbindungen besitzen, wie aus den Formulierungen [8.16] und [8.37]<br />

ersichtlich, dipolare Eigenschaften. Das Kohlenstoffatom als nucleophiles Zentrum ist einem<br />

Angriff durch elektrophile Reagenzien (z.B. Protonen, Carbonylverbindungen) zugänglich.<br />

Diese Reaktionen werden in den folgenden Abschnitten behandelt. Außerdem gehen Diazoalkane<br />

mit Olefinen und Acetylenen die in D.4.4.4. besprochenen 1,3-Dipol-Cycloadditionen<br />

ein. Die mit Olefinen erhältlichen zH-Pyrazoline isomerisieren leicht zu den J 2 -Pyrazolinen<br />

und gehen beim Erwärmen unter N2-Abspaltung in Cyclopropane über. Man formuliere diese<br />

Reaktionen! Diazoalkane können auch selbst Stickstoff abspalten, z.B. bei der Pyrolyse, beim<br />

Bestrahlen mit ultraviolettem Licht oder in Gegenwart von Katalysatoren (Kupfer- oder Silberionen,<br />

vgl. auch die Zersetzung von a-Diazo-ketonen, D.9.1.1.3.). Die Reaktionen der bei<br />

diesen Umsetzungen entstehenden Carbene wurden in D.3.3. und D.4.4.1. behandelt.<br />

8.4.2.1. Reaktionen aliphatischer Diazoverbindungen mit Protonensäuren<br />

Bei der Addition eines Protons an den nucleophilen Kohlenstoff einer aliphatischen Diazoverbindung<br />

wird die Konjugationsmöglichkeit der Diazogruppe mit dem restlichen Molekül beseitigt.<br />

Die Energie dieses Zwischenprodukts liegt daher so hoch, daß sofort Stickstoff eliminiert<br />

wird, wobei ein Carbeniumion entsteht, das sich in der üblichen Weise durch Aufnahme eines<br />

nucleophilen Partners stabilisiert, vgl. [8.38]. Bei den höheren Diazoalkanen können sich durch<br />

Abspaltung eines Protons auch Olefine bilden (vgl. D.2.1.1. und D.3.1.1.).<br />

Die Bereitschaft aliphatischer Diazoverbindungen zur Reaktion mit Protonensäuren hängt von ihrer<br />

Basizität ab. Diese nimmt in der zu erwartenden Weise vom Diazomethan bzw. Diazoalkan über den Diazoessigester<br />

zum Diazoketon und den a-Diazo-dicarbonylverbindungen ab. Die a-Diazo-dicarbonylverbindungen<br />

sind gegen das Hydroxoniumion bereits stabil (zur Alkylierung von Diazoketonen s. unten). Die<br />

Reaktionsgeschwindigkeit der Umsetzung von aliphatischen Diazoverbindungen mit Protonensäuren ist<br />

dem pH-Wert des Reaktionsmediums proportional. Man kann daher die volumetrische Bestimmung des<br />

Stickstoffs, der aus Diazoessigester eliminiert wird, zur pH-Messung anwenden.<br />

Die Darstellung von Carbonsäuremethylestern und Methylphenylethern aus Diazomethan<br />

und Carbonsäuren bzw. Phenolen nach [8.38] hat präparative und analytische Bedeutung. Sie<br />

verläuft quantitativ und unter besonders schonenden Bedingungen, so daß man z. B. auch empfindliche<br />

Naturstoffe methylieren kann. Da das Methylkation bei der Veresterung keine großen<br />

sterischen Anforderungen stellt, können auch sterisch gehinderte Säuren mit Diazomethan<br />

umgesetzt werden:


n x - © ©<br />

IC-N=NI -i- H u<br />

C-H<br />

+ HOH<br />

*CI C<br />

D. 8.4.2.1. Reaktionen aliphatischer Diazoverbindungen mit Protonensäuren 649<br />

R'-C<br />

+ ArO ,-<br />

R = H, Alkyl, R-CO- RO-CO-<br />

CH-N=NI<br />

* ©H<br />

CH-O / \<br />

R H<br />

R<br />

CH-CI<br />

R O<br />

\ //<br />

/ CH-O-C\<br />

R R 1<br />

CH-O-Ar<br />

"x©<br />

INHNI + C-H [8.38a]<br />

CH-OH + H ,©<br />

[8.38b]<br />

Die Acidität der Alkohole reicht nicht aus, um mit Diazomethan zu Methylethern zu reagieren. Der<br />

Zusatz von katalytischen Mengen Bortrifluorid ermöglicht jedoch auch hier die Veretherung:<br />

R-O-H + BF3<br />

F<br />

R-O-B-F<br />

i<br />

F<br />

[8.39]<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Methylierung von Carbonsäuren und Phenolen mit Diazomethan<br />

(Tab. 8.40)<br />

I<br />

Achtung! Diazomethan ist giftig, cancerogen und explosibel! Unter einem gut ziehenden<br />

Abzug und hinter einem Schutzschild arbeiten; vgl. auch D.8.4.1.<br />

0,1 mol der zu alkylierenden Verbindung werden in Methanol/Wasser (10:1) gelöst und bei<br />

Zimmertemperatur in einem Kolben unter Schwenken mit so viel etherischer Diazomethanlösung<br />

versetzt, bis eine schwache Gelbfärbung bestehenbleibt bzw. bis weiterer Zusatz von<br />

Diazomethanlösung keine Stickstoffentwicklung mehr zur Folge hat. (Vorsicht! Aufschäumen<br />

durch langsame Zugabe vermeiden!) Im Wasserbad destilliert man das Lösungsmittel im<br />

Vakuum ab und nimmt den Rückstand mit Ether auf. Anschließend wäscht man mit verd. Salzsäure,<br />

verd. Natronlauge und Wasser, trocknet und reinigt den Ester bzw. Phenolether nach<br />

dem Abdestillieren des Lösungsmittels durch Kristallisation oder Vakuumdestillation.<br />

Diese Vorschrift ist zur Halbmikropräparation und für die qualitative Analyse gut geeignet.<br />

Tabelle 8.40<br />

Methylester und -ether durch Methylierung mit Diazomethan<br />

Ester bzw. Ether<br />

Terephthalsäuredimethylester<br />

Anissäuremethylester<br />

p-Brom-benzoesäuremethylester<br />

p-Amino-benzoesäuremethylester<br />

Ausgangsverbindung<br />

Terephthalsäure<br />

Anissäure<br />

p-Brom-benzoesäure<br />

p-Amino-benzoesäure<br />

F (bzw. Kp)<br />

in 0 C<br />

142 (EtOH)<br />

49 (EtOH)<br />

81 (EtOHAV.)<br />

112(EtOH)<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

80<br />

70<br />

80<br />

50


650 D. 8. Reaktionen weiterer heteroanaloger Carbonylverbindungen<br />

Tabelle 8.40 (Fortsetzung)<br />

Ester bzw. Ether<br />

Methyl-a-naphthylether<br />

Methyl-ß-naphthylether<br />

p-Nitro-anisol<br />

Ausgangsverbindung<br />

a-Naphthol<br />

ß-Naphthol<br />

p-Nitro-phenol<br />

F (bzw. Kp)<br />

in 0 C<br />

Kp 1 442,o05)<br />

/ig> 1,6225<br />

72 (EtOH)<br />

54 (EtOH)<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

8.4.2.2. Reaktionen aliphatischer Diazoverbindungen mit Carbonylverbindungen<br />

Auf Grund ihrer nucleophilen Eigenschaften können die aliphatischen Diazoverbindungen<br />

auch mit der Carbonylgruppe reagieren. Die Umsetzung ist auf die reaktivsten Carbonylverbindungen<br />

beschränkt.<br />

Am wichtigsten sind die Reaktionen des Diazomethans, das glatt Aldehyde, Ketone, Säurehalogenide<br />

und Säureanhydride angreift, während sich z.B. Diazoessigester zwar noch mit<br />

Aldehyden, aber nicht mehr mit Ketonen umsetzt.<br />

Die Addition von Diazomethan an Aldehyde und Ketone nimmt folgenden Verlauf:<br />

_ © 0<br />

n \ /\<br />

N=N-CH2 + x C=O<br />

"—'W<br />

R<br />

r r öi 0<br />

O Ly Ul<br />

|<br />

R 1<br />

II<br />

~R*)<br />

— © i —(=)<br />

N=N-CH2-C-Qr<br />

n<br />

R'<br />

-R-' ,<br />

* n, FT-CH2-C n<br />

innere R<br />

SN-Reaktion<br />

R 1<br />

CH2<br />

/cr/ -<br />

c©<br />

"R-<br />

-N2<br />

© i _©<br />

H2C-C-QI<br />

R 1<br />

II<br />

o<br />

R-CH2-C<br />

R 1<br />

UI<br />

"• " R 1- CH2 C<br />

IV<br />

50<br />

50<br />

65<br />

[8.4Ia]<br />

[8.4Ib]<br />

Die Umlagerungen zu den Produkten [8.41], III bzw. IV herrschen im allgemeinen vor. Die<br />

Reaktion kann daher zur Kettenverlängerung von Ketonen (bzw. Ringerweiterung bei cyclischen<br />

Ketonen) dienen, vgl. auch D.9.1.1.3.; dort wird auch auf den Mechanismus der Umlagerungsreaktion<br />

eingegangen.<br />

Die Umsetzung von Diazomethan mit Carbonsäurechloriden bzw. -anhydriden verläuft<br />

insofern etwas anders, als die Abspaltung von Stickstoff aus dem ersten Addukt ([8.41], I) nicht<br />

die bevorzugte Reaktion ist. Vielmehr wird Chlorwasserstoff bzw. Carbonsäure abgespalten<br />

und das relativ stabile a-Diazo-keton gebildet (vgl. auch D.8.2.I.):<br />

*) ~R bedeutet, daß das Produkt unter Wanderung des Restes R umgelagert wird; vgl. D.9.


D. 8.4.2.2. Reaktionen aliphatischer Diazoverbindungen mit Carbonylverbindungen 651<br />

R<br />

R<br />

NHN-CH2 + ,C=QI - N=N-CH2-C-QI 0 [ 8 - 42a ]<br />

Cl Cl<br />

© " 1 JV Q _ © e / R _ _<br />

D^C 1 Or N=N-CH-C + HCI [8.42b<br />

1 s' ~~ V X<br />

H r CI O<br />

u<br />

Arbeitet man nicht im basischen Medium (Triethylamin), so reagiert der abgespaltene Chlorwasserstoff<br />

bzw. die Carbonsäure in der oben formulierten Weise (vgl. [8.38]) mit einem weiteren<br />

Mol DiazoVerbindung unter Bildung von Methylchlorid bzw. Carbonsäuremethylester.<br />

Die a-Diazoketone sind wichtige Zwischenprodukte. Sie lassen sich zu den Methylketonen<br />

oder auch zu den a-Amino-ketonen reduzieren. Die Umsetzung mit Halogen Wasserstoff säure<br />

liefert a-Halogen-ketone (formulieren!).<br />

Schließlich kann das Diazoketon in Gegenwart von Wasser und Alkoholen bzw. Ammoniak<br />

unter Umlagerung in Carbonsäuren und Carbonsäureester bzw. -amide übergeführt werden.<br />

Diese Reaktion wird in D.9.1.1.3. behandelt.<br />

Als ambidente Substrate reagieren a-Diazo-ketone auch mit starken Alkylierungsmitteln<br />

wie z.B. Trialkyloxoniumhexachloroantimonaten, wobei unter O-Alkylierung (Angriff am<br />

Zentrum der höchsten Elektonendichte, vgl. auch D.2.3.) alkoxy-substituierte 1-Alkendiazoniumsalze<br />

entstehen. Sie sind bemerkenswert stabil. Man formuliere die Reaktion und informiere<br />

sich über diesen Verbindungstyp in der am Ende des Kapitels angegebenen Literatur.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von Diazoketonen und deren Überführung in<br />

Halogenketone (Tab. 8.43)<br />

Achtung! Diazomethan ist explosibel, cancerogen und giftig (vgl. D.8.4.I.)! Da Reibung von<br />

Glas zur Explosion des Diazomethans führen könnte, fette man den KPG-Rührer sehr gut!<br />

Diazoketone zersetzen sich beim Erwärmen unter Explosion! Man arbeite unter einem<br />

gut ziehenden Abzug und hinter einem Schutzschild! Diazoketone sollten nach ihrer Darstellung<br />

ohne Reinigung sofort umgesetzt werden.<br />

a-Halogen-ketone sind tränenreizende, giftige Stoffe (Weißkreuzgruppe)!<br />

A. Diazoketone<br />

In einem Dreihalskolben mit Rührer, Tropftrichter und Innenthermometer gibt man eine etherische<br />

Diazomethanlösung, die aus 0,4 mol W-Methyl-W-nitroso-harnstoff nach der Arbeitsvorschrift<br />

in D.8.2.1. hergestellt wurde. Dazu läßt man unter Rühren und Kühlen bei O 0 C eine<br />

Lösung von 0,1 mol Säurechlorid in 100 ml Ether zutropfen. Die Umsetzung erfolgt sehr rasch<br />

und unter Gasentwicklung. Nach beendeter Zugabe des Säurechlorids läßt man noch eine<br />

Stunde bei Zimmertemperatur stehen.<br />

Die Diazoketone sind wegen ihres polaren Charakters in Ether schwer löslich und können<br />

durch Abkühlen auf-20 0 C aus ihren Lösungen ausgefällt und abgesaugt werden. Flüssige Diazoketone<br />

gewinnt man durch vorsichtiges Einengen der Lösung im Vakuum ohne Temperaturerhöhung.<br />

Zur Schmelzpunktbestimmung kristallisiere man nur eine kleine Probe des Diazoketons aus<br />

Ether um. Zur Darstellung der a-Halogen-ketone werden die Diazoketone nicht isoliert.<br />

B. Halogenketone<br />

Zu der unter A. anfallenden Lösung von Diazoketon tropft man unter Rühren 100 ml konz.<br />

Salzsäure bzw. Bromwasserstoffsäure zu. Die Reaktion setzt sofort unter Stickstoffentwicklung<br />

^in. Man erwärmt nach der Zugabe der Mineralsäure eine Stunde auf dem Wasserbad unter


652 D. 8. Reaktionen weiterer heteroanaloger Carbonylverbindungen<br />

Rückfluß (Intensivkühler verwenden!). Nach dem Abkühlen wird die Reaktionsmischung mit<br />

Wasser auf das 3fache Volumen verdünnt, die etherische Phase abgetrennt, mit einer Lösung<br />

von Natriumhydrogencarbonat gewaschen und mit Magnesiumsulfat getrocknet. Man gewinnt<br />

die Halogenketone durch Destillation im Vakuum.<br />

Tabelle 8.43<br />

Darstellung von Diazoketonen und Halogenketonen<br />

Produkt<br />

Benzyldiazomethylketon<br />

Diazomethylphenylketon<br />

Diazomethylheptadecylketon<br />

Diazomethyl-a-naphthylketon<br />

Diazomethyl(p-methoxy-phenyl)keton<br />

Bis(diazomethyl)octamethylendiketon<br />

Benzylchlormethylketon<br />

Brommethylphenylketon<br />

Chlormethylphenylketon<br />

Ausgangsverbindung<br />

Phenacetylchlorid<br />

Benzoylchlorid<br />

Stearoylchlorid<br />

Naphth- 1 -oylchlorid<br />

Anisoylchlorid<br />

Sebacoyldichlorid<br />

Benzyldiazomethylketon<br />

Diazomethylphenylketon<br />

Diazomethylphenylketon<br />

8.5. Reaktionen der Sulfonsäurederivate<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

Öl<br />

F49(Explos.)<br />

F 69<br />

F 56<br />

F 84<br />

F91<br />

1342,5(19)<br />

!35^4(I8)<br />

F50(Petrolether)<br />

140i,9(i4)<br />

F59(Petrolether)<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Sulfonsäuren und ihre Derivate enthalten eine schwefelanaloge Carbonylgruppe. Indessen stehen<br />

die genannten Verbindungen in ihrem Verhalten häufig der Schwefelsäure und anderen<br />

anorganischen Säuren näher als etwa den Carbonsäuren.<br />

So werden die Sulfonsäurealkylester unter 0-Alkylspaltung verseift und können im Gegensatz<br />

zu den meisten Carbonsäureestern zur Alkylierung verwendet werden (vgl. Tab. 2.4.).<br />

Die Reduktion von Sulfonsäurederivaten ist ähnlich schwierig wie die der Carbonsäuren. In<br />

Analogie zu diesen wird auch hier das Säurechlorid (SuIfonsäurechlorid) am leichtesten reduziert,<br />

wobei man Sulfinsäuren und Thiole bzw. Thiophenole erhalten kann:<br />

RSO2CI + 2 H RSO2H + HCI [8.44a]<br />

RpH T RoH 1 R«aH<br />

2RSO2H -^- R-SO2-S-R -^- R-S-S-R ^- 2 RSH [8.44b]<br />

Unter geeigneten Bedingungen ist es möglich, die Reduktion auf der Stufe der Sulfinsäuren<br />

anzuhalten. Dies ist die wichtigste präparative Methode zur Darstellung von Sulfinsäuren<br />

(über eine andere Methode vgl. [8.28]).<br />

In Umkehrung der Reduktion lassen sich Sulfinsäuren leicht zu Sulfonsäuren oxidieren. Das<br />

folgende Schema gibt einen Überblick über diese Redoxreaktionen und einen Vergleich mit<br />

den analogen anorganischen Schwefelverbindungen:<br />

80<br />

70<br />

80<br />

80<br />

80<br />

80<br />

80<br />

80<br />

70


D. 8.5. Reaktionen der Sulfonsäurederivate 653<br />

1Ol 1Ol<br />

H-S-H — HO-S-OH ^=^ HO-S-OH<br />

n<br />

Schwefelwasserstoff schweflige Säure lOl<br />

Schwefelsäure<br />

R-S-H<br />

ThIoI<br />

— R-S-OH<br />

Sulfensäure<br />

— R-S-S-R<br />

Disulfid<br />

1Ol 1Ol<br />

R-S-OH ^==^ R-S-OH<br />

Sulfinsäure<br />

101<br />

Sulfonsäure<br />

1Ol 1Ol<br />

_ Il Il<br />

R ^ K --. • *^ R ^SR --< R S R<br />

n<br />

Sulfid Sulfoxid 1Ol<br />

Sulfon<br />

Oxidation ^<br />

Reduktion<br />

[8.45]<br />

Zur Darstellung von Thiolen verwendet man als Reduktionsmittel unedle Metalle (z.B.<br />

Zinkstaub) in saurer Lösung; zur Synthese von Thiophenolen mit gutem Erfolg auch roten<br />

Phosphor in Gegenwart von lod. Die katalytische Reduktion ist weniger günstig, da die Thiole<br />

Katalysatorgifte sind. Außer durch Reduktion der Sulfochloride lassen sich Thiole auch durch<br />

Substitution aus Halogeniden darstellen (vgl. D.2.6.6.).<br />

Thiole und Thiophenole sind gegen Oxidationsmittel sehr empfindlich, sie gehen dabei in<br />

Disulfide über. Dies geschieht oft schon bei Berührung mit Luftsauerstoff, weshalb man bei<br />

ihrer Darstellung und Verarbeitung meist unter Inertgas arbeitet (sauerstofffreier Stickstoff;<br />

vgl. Reagenzienanhang). Der Übergang vom Thiol (Thiophenol) zum Disulfid ist reversibel;<br />

die Disulfide werden durch milde Reduktionsmittel wieder in Thiole bzw. Thiophenole gespalten.<br />

(Man informiere sich in einem Lehrbuch über die biologische Bedeutung dieser Reaktion<br />

am Beispiel Cystein/Cystin!)<br />

Die leichte Oxidierbarkeit von Thiolen nutzt man zu ihrer Entfernung aus gasförmigen technischen Kohlenwasserstoffen.<br />

Diese unerwünschten Verbindungen werden dabei, z. B. mit Cobalt-Phthalocyaninen als<br />

Katalysator, zu Disulfiden oxidiert (Merox-Wäsche).<br />

Analog den Sulfonsäuren sind auch die Sulfone sehr stabile Verbindungen, die bisher nur in<br />

speziellen Fällen reduziert werden konnten. Von der Stufe der Sulfoxide aus ist die Reduktion<br />

zu Sulfiden ohne weiteres möglich, hat aber geringe präparative Bedeutung. Die Umkehrung<br />

dieser Reaktion, die Oxidation von Sulfiden (Thioethern) zu Sulfoxiden (z. B. mit H2O2, Persäuren<br />

und anderen Oxidationsmitteln), ist die wichtigste präparative Methode zur Darstellung<br />

der Sulfoxide. Mit den angegebenen Oxidationsmitteln, aber bei erhöhter Temperatur, oder<br />

mit stärkeren Oxidationsmitteln wie Kaliumpermanganat, werden Thioether bzw. Sulfoxide zu<br />

den SuIfonen oxidiert.<br />

Gut kristallisierende Sulfone dienen zur Charakterisierung von Thiolen und Sulfiden. Man<br />

formuliere die Umsetzung eines Thiols mit l-Chlor-2,4-dinitro-benzen und die anschließende


654 D. 8. Reaktionen weiterer heteroanaloger Carbonylverbindungen<br />

Oxidation zum Sulfon, die in Eisessiglösung mit H2O2 bei erhöhter Temperatur durchgeführt<br />

wird (vgl. D.5.2.1. und E.2.9.2.).<br />

Oxidationen von Sulfiden werden auch technisch durchgeführt, z. B. zur Synthese von Dimethylsulfoxid,<br />

(DMSO, dipolares aprotisches Lösungsmittel, vgl. C.3.3. und D.2.2.) und von Omeprazol, einem wichtigen<br />

Ulcus-Therapeuticum(H+/K+-ATPase-Inhibitor):<br />

H<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von Thiophenolen 1 ) (Tab. 8.47)<br />

[8.46]<br />

Vorsicht! Thiophenole besitzen einen äußerst starken, widerwärtigen und lange anhaftenden<br />

Geruch und verursachen Hautekzeme! Unter einem gut ziehenden Abzug, am besten in<br />

einem besonderen Raum (Stinkraum) arbeiten. Geräte nur mit Gummihandschuhen anfassen,<br />

mit Permanganatlösung reinigen!<br />

In einem 250-ml-Dreihalskolben, versehen mit Rührer, Rückflußkühler und Tropftrichter, werden<br />

unter kräftigem Rühren 50 ml Eisessig, 12,5g roter Phosphor und 0,6g lod zum Sieden<br />

erhitzt. 0,15 mol Sulfochlorid werden dann so zugetropft, daß die Reaktion unter Aufsieden<br />

der Lösung und Entwicklung von loddämpfen anspringt. (Feste Sulfochloride bringt man<br />

durch einen als Steigrohr aufgesetzten Luftkühler ein.) Das weitere Sulfochlorid wird so zugegeben,<br />

daß das Reaktionsgemisch - trotz Abstellen der Heizquelle - siedet, aber keine loddämpfe<br />

aus dem Rückflußkühler entweichen. Anschließend erhitzt man das Gemisch noch<br />

2 Stunden unter Rückfluß, versetzt vorsichtig mit 9 ml Wasser und läßt nochmals eine Stunde<br />

sieden. Aufgearbeitet wird durch Wasserdampfdestillation.<br />

Bei flüssigen Thiophenolen trennt man die organische Phase des Destillats im Scheidetrichter<br />

ab und schüttelt die wäßrige Phase mit Chloroform aus. Nach dem Vereinigen der organischen<br />

Phasen wird mit Natriumsulfat getrocknet und das Thiophenol nach dem Abdestillieren<br />

des Lösungsmittel im Vakuum rektifiziert. Feste Thiophenole werden abgesaugt und aus<br />

Methanol/Wasser umkristallisiert.<br />

Tabelle 8.47<br />

Thiophenole durch Reduktion von Sulfochloriden<br />

Produkt<br />

Thiophenol<br />

4-Methyl-thiophenol<br />

2-Methyl-thiophenol<br />

4-Ethyl-thiophenol<br />

4-Propyl-thiophenol<br />

4-Isopropyl-thiophenol<br />

4-Butyl-thiophenol<br />

Ausgangsverbindung<br />

Benzensulf ochlorid<br />

p-Toluensulfochlorid<br />

o-Toluensulf ochlorid<br />

4-Ethyl-benzensulfochlorid4-Propyl-benzensulfochlorid4-Isopropyl-benzensulfochlorid4-Butyl-benzensulfochlorid<br />

Kp (bzw. F) nD<br />

in 0 C<br />

551


Tabelle 5.47 (Fortsetzung)<br />

Produkt<br />

4-Chlor-thiophenol<br />

4-Methoxy-thiophenol<br />

Ausgangsverbindung<br />

4-Chlor-benzensulfochlorid4-Methoxy-benzensulfochlorid<br />

D. 8.5. Reaktionen der Sulfonsäurederivate 655<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

F 54 (EtOH)<br />

HQ2.0(15)<br />

«D<br />

/1*1,5822<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Die Alkoholyse und Aminolyse von Sulfonsäurechloriden zu Sulfonsäureestern bzw. -amiden<br />

kann den entsprechenden Reaktionen der Carbonsäurehalogenide an die Seite gestellt<br />

werden. Die Sulfochloride sind jedoch generell weniger reaktionsfähig als diese (warum?; vgl.<br />

D.8., Einleitung). So zersetzen sie sich in kaltem Wasser nur sehr langsam, und einzelne Vertreter<br />

lassen sich sogar aus Wasser Umkristallisieren.<br />

Die Alkoholyse wird am besten in Gegenwart säurebindender Mittel, wie Natronlauge oder<br />

Pyridin, durchgeführt. (VgI. auch die Alkoholyse der Carbonsäurechloride D.7.1.4.1.).<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung vonp-Toluensulfonsäurealkylestern (Tab. 8.48)<br />

In eine Lösung von 0,25 mol p-Toluensulfochlorid und 0,3 mol des wasserfreien Alkohols in<br />

100 ml Chloroform werden bei O bis 3 0 C 0,5 mol abs. Pyridin unter Rühren und Ausschluß von<br />

Luftfeuchtigkeit zugetropft. Man rührt anschließend noch 30 Minuten bei der gleichen Temperatur<br />

bzw. bei Alkoholen mit mehr als 3 C-Atomen noch 3 Stunden bei Zimmertemperatur<br />

weiter. Danach gibt man eine Mischung aus 200 g Eis und 70 ml konz. Salzsäure zu, trennt die<br />

Chloroformschicht ab, wäscht mehrmals mit Wasser und trocknet mit Natriumsulfat. Nach<br />

dem Abdestillieren des Lösungsmittels im Vakuum wird der Rückstand nach Zugabe einer<br />

Spatelspitze Natriumhydrogencarbonat im Feinvakuum bei 0,01 bis 0,04 kPa (0,1 bis 0,3 Torr)<br />

unter Verwendung eines Metallbades fraktioniert. Feste Ester werden umkristallisiert.<br />

Tabelle 8.48<br />

p-Toluensulfonsäurealkylester aus p-Toluensulfochlorid und Alkoholen<br />

Ester<br />

p-Toluensulfonsäuremethylester<br />

p-Toluensulfonsäureethylester<br />

p-Toluensulfonsäurepropylester<br />

p-Toluensulfonsäurebutylester<br />

p-Toluensulfonsäurepentylester<br />

p-Toluensulfonsäurehexylester<br />

p-Toluensulfonsäureheptylester<br />

p-Toluensulfonsäureoctylester<br />

p-Toluensulfonsäure-(-)-menthylester<br />

Alkohol<br />

Methanol<br />

Ethanol<br />

Propanol<br />

Butanol<br />

Pentanol<br />

Hexanol<br />

Heptanol<br />

Octanol<br />

(-)-Menthol<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

1 OO1J03); F 29<br />

1732i0(15);F33<br />

140o3(2)<br />

128o,03(0,2)<br />

135o,o4(o,3)<br />

1 ^So1Q2(Oj5)<br />

150o,02(0,15)<br />

149o,oi(o,i)<br />

F93(Petrolether)<br />

[a] 2 D0- 64° (ChIf.)<br />

" 2 D 0<br />

1,4998<br />

1,5044<br />

1,5012<br />

1,4990<br />

1,4966<br />

1,4950<br />

80<br />

85<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Auch die Aminolyse der Sulfochloride geschieht in der für die Carbonsäurehalogenide<br />

üblichen Weise (vgl. D.7.I.4.2.).<br />

Die Sulfonamide sind gut kristallisierende Verbindungen, die sich deshalb als Derivate bei<br />

analytischen Identifizierungen eignen.<br />

Zur Identifizierung von Aminen sind die entsprechenden Sulfonamide deswegen interessant,<br />

weil es mit ihrer Hilfe möglich ist, Gemische primärer, secundärer und tertiärer Amine zu<br />

trennen (Hinsberg-Trennung). Während die Sulfonamide aus primären Aminen in wäßrigem<br />

70<br />

60<br />

70<br />

70<br />

70<br />

70<br />

70<br />

70<br />

60<br />

\<br />

G


656 D. 8. Reaktionen weiterer heteroanaloger Carbonylverbindungen<br />

Alkali unter Salzbildung löslich sind, zeigen die N-disubstituierten Sulfamide diese Eigenschaft<br />

nicht. Tertiäre Amine schließlich geben mit Sulfochloriden, ebenso wie mit Carbonsäurechloriden,<br />

keine Amide.<br />

Der saure Charakter der Aminogruppe monosubstituierter Sulfonamide überrascht nicht. Generell vermindern<br />

elektronenanziehende Substituenten die Basizität des Stickstoffatoms. Während Ammoniak eine<br />

relativ starke Base darstellt, vermögen einfache Carbonsäureamide nur noch mit starken Säuren in hoher<br />

Konzentration Salze zu bilden, die in Wasser sofort hydrolysiert werden. In wäßriger Lösung reagieren Carbonsäureamide<br />

praktisch neutral. In Imiden vom Typ des Phthalimids ist der basizitätsvermindernde (acidifizierende)<br />

Einfluß 1 ) der zwei Carbonylgruppen bereits so stark, daß sie z. B. in Natronlauge unter Salzbildung<br />

löslich sind. Die Wirkung einer Sulfonylgruppe ist etwa der von zwei Carbonylgruppen gleich. Verbindungen<br />

vom Typ des Saccharins schließlich besitzen bereits die Acidität von Carbonsäuren:<br />

r O r O O- r o ,.<br />

R^H2<br />

R^A - "TjJ"<br />

R<br />

Salzbildung in wäßriger Salzbildung mit Natronlauge Salzbildung mit [8A9]<br />

mit wäßrigen Lösung Hydrogencarbonatlösung<br />

Säuren neutral<br />

Man formuliere die Salzbildung mit Alkali!<br />

Basizität des N-Atoms steigt<br />

NH-Acidität steigt<br />

Die Sulfonamide werden auch zur Charakterisierung von Sulfonsäuren und aromatischen<br />

Kohlenwasserstoffen herangezogen. Die freien Sulfonsäuren bzw. ihre Alkalisalze, die z. B. bei<br />

der hydrolytischen Spaltung von Sulfonsäurederivaten anfallen, werden dazu zunächst in die<br />

Sulfochloride übergeführt. Diese Umwandlung gelingt am besten mit Phosphorpentachlorid<br />

oder Thionylchlorid in Gegenwart von Dimethylformamid. Das Dimethylformamid steigert<br />

die Reaktivität des Thionylchlorids erheblich. Thionylchlorid allein oder die weiteren zur<br />

Darstellung von Carbonsäurechloriden geeigneten Reagenzien führen bei Sulfonsäuren zu<br />

schlechten Ergebnissen.<br />

Aus den aromatischen Kohlenwasserstoffen gewinnt man die Sulfochloride durch Chlorsulfonierung<br />

(vgl. D.5.I.4.).<br />

Darstellung von Sulfochloriden aus den Sulfonsäuren bzw. ihren Alkalisalzen (Allgemeine<br />

Arbeitsvorschrift für die qualitative Analyse)<br />

l g wasserfreie Sulfonsäure bzw. wasserfreies Alkalisulfonat wird in einem 25-ml-Rundkölbchen<br />

mit 2 g Phosphorpentachlorid gut durchmischt. Der Kolben wird mit einem Rückflußkühler<br />

und Calciumchloridrohr versehen und das Gemisch im Metallbad 30 Minuten auf 12O 0 C<br />

erhitzt. Nach dem Erkalten versetzt man mit 20 ml Toluen, erhitzt zum Sieden und filtriert<br />

nach dem Abkühlen. Aus dem Filtrat gewinnt man das Sulfochlorid durch Abdestillieren des<br />

Toluens und des Phosphorylchlorids im Vakuum auf dem Wasserbad. Das als Rückstand verbleibende<br />

rohe Sulfochlorid eignet sich zur Überführung in das Sulfonamid.<br />

I Man vergleiche auch mit dem acifizierenden Einfluß von Carbonylgruppen auf a-CH-Gruppierungen<br />

und mit der CH-Acidität von ß-DicarbonylVerbindungen!


D. 8.5. Reaktionen der Sulfonsäurederivate 657<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Darstellung von Sulfonsäureamiden (Tab. 8.50)<br />

In einem 1-1-Dreihalskolben mit Tropftrichter, Rührer, Rückflußkühler und Thermometer<br />

wird zu 500 ml konz. Ammoniak bei 60 0 C l mol Sulfochlorid unter Rühren zugetropft bzw. in<br />

kleinen Portionen eingetragen. Man erhitzt auf dem Wasserbad unter gutem Rühren, bis sich<br />

eine dem Reaktionskolben entnommene Probe in verd. Natronlauge klar löst und der Geruch<br />

des Sulfochlorids verschwunden ist.<br />

Nach dem Abkühlen wird das Sulfonamid abgesaugt und durch Umkristallisieren aus Wasser<br />

oder Alkohol/Wasser (1:1) gereinigt. Ausbeute etwa 80%.<br />

Diese Vorschrift ist zur Durchführung im Halbmikromaßstab und für analytische Zwecke<br />

geeignet. In diesem Falle erhitzt man das Sulfochlorid einfach mit überschüssigem Ammoniak<br />

einige Minuten zum Sieden, verdünnt mit Wasser und saugt ab.<br />

Tabelle 8.50<br />

Sulfonsäureamide aus Sulfonsäurechloriden<br />

Produkt Ausgangsverbindung F in 0 C<br />

m-Nitro-benzensulfonamid m-Nitro-benzensulfochlorid 167<br />

Benzensulfonarnid Benzensulfochlorid 153<br />

p-Toluensulfonarnid p-Toluensulfochlorid 137<br />

o-Toluensulfonarnid o-Toluensulfochlorid 156<br />

p-Arninosulfonyl-acetanilid p-Acetarnido-benzensulfochlorid 218<br />

p-Chlor-benzensulfonarnid p-Chlor-benzensulfochlorid 144<br />

p-Methoxy-benzensulfonarnid p-Methoxy-benzensulfochlorid 113<br />

N-(p-Toluensulfonyl)anthranilsäure aus p-Toluensulfochlorid und Anthranilsäure: SCHEI-<br />

FELE, H. J.; DETAR, D. F., Org. Synth., CoIl. Vol. IV (1963), 34.<br />

4-[N-(Pyrid-2-yl)aminosulfonyl]acetanilid aus 4-Acetarnido-benzensulfochlorid und 2-<br />

Arnino-pyridin in Dioxan: CROSSLEY, M. L.; NORTHEY, E. H.; HULTQUIST, M. E., J. Arn. Giern.<br />

Soc. 62 (1940), 372.<br />

Trennung von Arningernischen über die Sulfonarnide (Hinsberg-Trennung) (Allgemeine<br />

Arbeitsvorschrift für die qualitative Analyse)<br />

Man versetzt 2g der Aminmischung mit 40 ml 10%iger Natronlauge und gibt portionsweise 4g<br />

(3 ml) Benzensulfochlorid oder 4 g p-Toluensulf ochlorid zu. Dann wird kurze Zeit im Wasserbad<br />

erwärmt, bis der Geruch des Sulfochlorids verschwunden ist. Die alkalische Lösung wird mit verd.<br />

Salzsäure angesäuert, der Niederschlag abfiltriert und mit wenig kaltem Wasser gewaschen. Das<br />

tertiäre Amin befindet sich als Hydrochlorid im FiItrat. Zur Überführung der mitentstehenden<br />

Disulfamide in die Monosulfonamide kocht man den trockenen Filterrückstand 30 Minuten lang<br />

mit einer Natriumalkoholatlösung aus 2 g Natrium und 40 ml abs. Alkohol. Anschließend wird mit<br />

wenig Wasser verdünnt und der Alkohol abdestilliert. Das aus dem secundären Amin entstandene<br />

Sulfonamid wird abgesaugt, das Filtrat mit verd. Salzsäure angesäuert und das sich vom primären<br />

Amin ableitende Sulfonamid ebenfalls abgesaugt. Die erhaltenen Derivate werden aus verd. Alkohol<br />

umkristallisiert. Das tertiäre Amin im ersten sauren Filtrat wird mit Natronlauge in Freiheit<br />

gesetzt, ausgeethert und am besten als Pikrat identifiziert (vgl. E.2.1.1.3.).<br />

Einige Amide der p-Toluensulfonsäure, die aus p-Toluensulf ochlorid (vgl. D.5.1.4.) hergestellt werden, besitzen<br />

wirtschaftliche Bedeutung, z. B. das N-Chloramid-Natriumsalz (Chloramin T) als Desinfektionsmittel.<br />

Amide der Sulfanilsäure sind Chemotherapeutica gegen bakterielle Infektionen („Sulfonarnide"). Man<br />

erhält sie im allgemeinen durch Reaktion von 4-Acetamido-benzensulfochlorid (vgl. D.5.1.4.) mit bestimmten<br />

Aminoverbindungen und nachfolgender hydrolytischer Abspaltung des Acetylrestes. Ein Vertreter ist<br />

das Sulfamethoxazol.


658 D. 8. Reaktionen weiterer heteroanaloger Carbonylverbindungen<br />

H2N<br />

y5 ^N" ^N<br />

I<br />

Sulfamethoxazol Sildenafil<br />

Auch Sildenafil (Viagra), ein Mittel gegen Potenzschwäche, ist ein Sulfonsäureamid.<br />

Unter den Sulfonylharnstoffen gibt es wichtige orale Antidiabetika, z. B.<br />

J Ä<br />

Glibenclamid Glimeperid<br />

Me<br />

Andere haben als Herbizide große wirtschaftliche Bedeutung, wie Chlorsulfuron und davon abgeleitete<br />

Verbindungen:<br />

Chlorsulfuron<br />

8.6. Literaturhinweise<br />

Nitroso- und Nitroverbindungen<br />

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Stuttgart.<br />

D.9 Umlagerungen<br />

Als Umlagerungen werden Reaktionen bezeichnet, bei denen ein Substituent oder eine<br />

Gruppe an ein anderes Atom wandert. Sie lassen sich formal klassifizieren, indem man von der<br />

gelösten Bindung ausgehend die Atome nach beiden Seiten jeweils mit l beginnend fortlaufend<br />

numeriert und angibt, welche Atome im Produkt miteinander in Bindung stehen. Es ergeben<br />

sich auf diese Weise z. B. die folgenden Typen:


660 D. 9. Umlagerungen<br />

[l,2]-Umlagerung<br />

1R , o/<br />

,C-C^ - ;c-c [9.1a]<br />

[l ,2-H]-Umlagerung<br />

1 h<br />

H-O v v /- \ v O /<br />

c-cr' —- /c-c<br />

0 2 ^ ^O l x<br />

[l,3]-Umlagerung<br />

[l,3-H]-Umlagerungen<br />

[l,5-H]-Umlagerung<br />

5O<br />

4!<br />

H 1<br />

[9.1b]<br />

Vinylcyclopropan-Cyclopenten-Umlagerung [9.2]<br />

Allylumlagerung [9.3a]<br />

/c.c,o Keto-Enol-Umlagerung [9.3b]<br />

OH<br />

Azomethin-Enamin-Umlagerung [9.3c]<br />

Azo-Hydrazon-Umlagerung [9.3d]<br />

Dienon-Phenol-Umlagerung [9.4]


[2,3]-Umlagerung<br />

[3,3]-Umlagerungen<br />

D. 9.1. [l,2]-Umlagerungen 661<br />

^ [2,3]-Wittig-Umlagerung [9.5]<br />

^X<br />

Cope-Umlagerung [9.6a]<br />

^ ! Claisen-Umlagerung [9.6b]<br />

Bei den vorstehend formulierten Umlagerungen wird stets eine


662 D. 9. Umlagerungen<br />

Nudeophile [l,2]-Umlagerungen sind häufig vorkommende und präparativ wichtige Reaktionen.<br />

Sie sind immer dann zu erwarten, wenn im Verlauf einer Reaktion ein Kohlenstoffatom<br />

oder auch ein Heteroatom mit nur sechs Elektronen (Elektronensextett) auftritt. Dabei ist<br />

gleichgültig, ob mit dem Elektronensextett eine Ladung verknüpft ist oder nicht. Für ein z. B.<br />

in einer Solvolysereaktion entstandenes primäres Carbeniumion ergeben sich die folgenden<br />

Re aktionsmöglichkei ten:<br />

C=CH2<br />

-H® (E)<br />

IHa<br />

l ©<br />

R-C-CH2<br />

l P a<br />

R l<br />

R-C-CH2-Y ~ R<br />

R V<br />

\® C-CH3<br />

Ha<br />

\© C-CH2-R<br />

t Hb<br />

-H"<br />

+ Y<br />

C=CH2<br />

Y<br />

R-C-CH3<br />

R<br />

IHa<br />

IVa<br />

H-C-CH2-R<br />

R ivb<br />

H<br />

C=CH-R<br />

R IHb<br />

Das primär gebildete Zwischenprodukt mit Elektronensextett [9.9], I ist energiereich und<br />

kann sich deshalb relativ unselektiv durch verschiedene Konkurrenzreaktionen stabilisieren.<br />

Die Eliminierung eines Protons (Abschluß einer E l-Reaktion) unter Bildung von IUa bzw.<br />

Addition eines Nucleophils (Abschluß einer SN l-Reaktion) unter Bildung von V sind Reaktionen,<br />

die zu keiner Umlagerung führen. Es ist jedoch auch möglich, daß ein Substituent (im<br />

vorstehenden Beispiel H oder R) vom ß-Atom mit seinen Bindungselektronen an das Atom mit<br />

dem Elektronensextett wandert unter Bildung eines neuen Zwischenproduktes mit Elektronensextett<br />

(Ua bzw. Ub), das sich nunmehr durch Eliminierung von H® oder Addition eines<br />

Nucleophils Y| - endgültig stabilisiert.<br />

Die Triebkraft der Umlagerung besteht im allgemeinen darin, daß sich aus einem energiereicheren<br />

Zwischenprodukt ein energieärmeres bildet, z. B. aus dem primären Carbeniumion<br />

[9.9], I ein sekundäres Carbeniumion [9.9], II. Es sind auch „entartete" Umlagerungen möglich,<br />

z. B. CH3-CH2 - ^ - CH2-CH3, die jedoch makroskopisch nur durch besondere experimentelle<br />

Kunstgriffe (Isotopenexperimente) erkannt werden können.<br />

Der wandernde Rest löst sich in den meisten Fällen nicht vollständig vom verbleibenden Molekülteil,<br />

sondern bleibt in dessen Wirkungssphäre (z. B. in Form eines Tr-Komplexes, eines SN2-ähnlichen<br />

Übergangszustandes, eines engen lonenpaares oder eines Radikalpaares). Dementsprechend<br />

wandert der Substituent bei der Bildung von [9.9], II meist weitgehend synchron mit der<br />

Bildung des primären Zwischenprodukts [9.9], I, so daß ein ähnliches „Vierzentrenprinzip" gilt wie<br />

bei der ionischen Eh'minierung (vgl. D.3.1.) und eine konformationell bedingte Vorzugsrichtung<br />

dafür besteht, welcher der drei Substituenten am ß-Atom zum a-Atom wandert:<br />

[9.9]


a)<br />

D. 9. l. l. l. Pinacolon-Umlagerung 663<br />

Aus [9.10] wird ersichtlich, daß der wandernde Rest seinerseits einem „Vorderseitenangriff"<br />

unterliegt; das entspricht einer Retention der Konfiguration am wandernden Zentrum, die tatsächlich<br />

häufig experimentell gefunden wird.<br />

Sofern die Konformation im Ausgangsprodukt der Reaktion bzw. im primären Zwischenprodukt<br />

[9.9], I nicht starr sondern relativ flexibel ist, kann natürlich infolge der großen<br />

Geschwindigkeiten von Konformationsänderungen jeder der drei Substituenten in die umlagerungsfähige<br />

periplanare Lage kommen, vgl. [9.1OJa). Sofern dies der Fall ist, wandert bevorzugt<br />

derjenige Rest, dessen nucleophile Kraft am größten ist, und man findet damit übereinstimmend<br />

die folgenden relativen Wanderungstendenzen von Substituenten:<br />

-H < -CH3 < -CH2CH3 < -CH(CH3)2 < -C(CH3)3 < -Ph [9.1Ia]<br />

bzw. für substituierte Phenylgruppen:<br />

2- < p-ci- < H- < p-Ph- < p-CH3- < p-CH3o [9.1 ib]<br />

Darüber hinaus existieren allgemeine sterische Einflüsse: Je voluminöser die Substituenten<br />

am ß-Atom des Zwischenprodukts [9.9], I sind, desto mehr ist die triviale nucleophile Substitution<br />

unter Bildung von [9.9], V sterisch gehindert, während andererseits die Umlagerung z.B.<br />

der voluminösen tert-Butylgruppe durch ihre hohe Wanderungstendenz entsprechend [9.1Ia]<br />

besonders leicht verläuft.<br />

Nucleophile Umlagerungen sind in gleicher Weise in Verbindungen mit einem Elektronensextett<br />

an einem Heteroatom möglich:<br />

* _ ~R R s© - R x<br />

R-C-Y — 1 ^ C-Y-R —* C=Y-R [9.12]<br />

R R R<br />

Konkrete Fälle werden unter D.9.1.2. und D.9.1.3. besprochen.<br />

9.1.1. Nucleophile [1,2]-Umlagerungen am Kohlenstoffatom<br />

9.1.1.1. Pinacolon-Umlagerung<br />

Die Dehydratisierung von 1,2-Diolen (a-Glycolen) (I in [9.13]) in Gegenwart saurer Katalysatoren<br />

führt fast immer zu einer Carbonylverbindung und nur in seltenen Fällen zu konjugierten Dienen:


664 D. 9. Umlagerungen<br />

R 1 R 3<br />

R 2 -C-C-R'<br />

HO OH<br />

I<br />

© R 1 R 3<br />

' ^t R2 -f f R4<br />

~ H ® HO OH2<br />

©<br />

-Ri R2 F 3 -H« * F 3<br />

^=^ 0C-C-R 3 ^^ C-C-R 3<br />

II<br />

HO ^ +H e 0 7/ k<br />

IV V<br />

-H2Q<br />

+ H2O<br />

R 1 R3<br />

i<br />

R 2 -C-C©<br />

H6 *<br />

III<br />

[9.13]<br />

Zunächst entsteht durch Protonierung einer Hydroxylgruppe und anschließende Wasserabspaltung<br />

ein Carbeniumion III. Dieses Kation stabilisiert sich durch Wanderung einer Gruppe<br />

R 1 zum Carbeniumion IV, das durch Abspaltung eines Protons von der Hydroxylgruppe in die<br />

Carbonylverbindung V übergeht. Sind die Reste Ri, R 2 , R 3 , und R 4 verschieden, wandert die<br />

Hydroxylgruppe so, daß ein möglichst stabiles Kation III entsteht. Die Abspaltungstendenz<br />

nimmt somit in folgender Reihe zu:<br />

H H R Ar<br />

-CH2OH < R-C-OH < Ar-C-OH < R-C-OH < Ar-C-OH [9.14]<br />

I I I<br />

(Zur Stabilität von Kationen vgl. D.3.1.4.)<br />

Für die Wanderungstendenz der Reste R 1 bzw. R 5 gelten die in [9.11a,b] angegebenen<br />

Abstufungen.<br />

Was entsteht bei der Dehydratisierung von Ethylenglycol, Glycerol und 2,3-Dimethylbutan-2,3-diol<br />

(Pinacol)? 1 )<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Pinacolon-Umlagerung (Tab. 9.15)<br />

In einer Apparatur zur Wasserdampfdestillation (vgl. A.2.3.4.) werden l mol Glycol und<br />

500 ml 12%ige Schwefelsäure gemischt und einer Wasserdampfdestillation unterworfen. Das<br />

überdestillierende Wasser-Aldehyd- bzw. Wasser-Keton-Gemisch wird mit Kochsalz gesättigt<br />

und die Carbonylverbindung mit Ether extrahiert. Die ätherische Phase trocknet man mit<br />

Magnesium- oder Natriumsulfat und fraktioniert anschließend oder kristallisiert aus Alkohol<br />

um.<br />

Tabelle 9.15<br />

Aldehyde und Ketone durch Pinacolonumlagerung<br />

Produkt<br />

Isobutyraldehyd<br />

Cyclopentancarbaldehyd<br />

3,3-Dimethyl-butan-2-on<br />

(Pinacolon)<br />

Phenylacetaldehyd<br />

3,3-Bis(p-tolyl)butan-2-on<br />

Ausgangsverbindung<br />

2-Methyl-propan-l,2-diol<br />

trans-Cyclohexan-1 ,2-diol<br />

2,3-Dimethyl-butan-2,3-diol<br />

(Pinacol)<br />

1 -Phenyl-ethan- 1 ,2-diol<br />

2-Methyl-l,l-bis(p-tolyl)propan-1,<br />

2-diol<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

64<br />

137<br />

106<br />

7S1^10)<br />

F 47 (EtOH)<br />

n 2 ?<br />

1,3730<br />

1,4423<br />

1,3956<br />

1,5254<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

I In älteren Lehrbüchern wird der hier als Pinacol bezeichnete Alkohol oft Pinakon und das Keton Pinakolin<br />

genannt. Die hier verwendeten Endungen entsprechen den Nomenklatur-Regeln besser.<br />

80<br />

70<br />

70<br />

40<br />

85


D. 9. l. l. l. Pinacolon-Umlagerung 665<br />

Es ist nicht entscheidend, auf welche Weise das Elektronendefizit-Zentrum bei nucleophilen<br />

[l,2]-Umlagerungen entsteht. Aus diesem Grunde gehen auch primäre Amine bei der Desaminierung<br />

mit salpetriger Säure Umlagerungen ein; aus a-Amino-alkoholen entstehen so Aldehyde<br />

bzw. Ketone (Tiffeneau-Umlagerung):<br />

(<br />

H 0 . HNO2 t<br />

'OH " N2 ^ OH<br />

CH2 ^CH2<br />

C-OH — ( C=O<br />

©<br />

[9.16]<br />

Diese Umnlagerung wird präparativ zur Homologisierung von cyclischen Ketonen benutzt<br />

(Tiffeneau-Demjanov-Reaktion). Dabei wird das Keton mit n Ringatomen zunächst mit Nitromethan<br />

zum Aldol-Produkt umgesetzt und dieses nach Reduktion der Nitro- zur Aminogruppe<br />

entsprechend [9.16] zum ringerweiterten Keton mit (n+1) Ringatomen umgewandelt. Man formuliere<br />

diese Reaktion.<br />

Die Ausbeuten sind dabei höher als bei der Homologisierung mit Diazomethan (vgl. D 9.1.1.3).<br />

Analog reagieren Epoxide, deren Dreiring bei der Einwirkung von Lewis-Säuren unter Bildung<br />

eines Elektronendefizit-Zentrums aufspaltet, das eine Umlagerung zu Carbonylverbindungen<br />

auslöst:<br />

R R<br />

C=C' / \<br />

1 R3<br />

R -C-C- , i Ri-C-C© i \ ~~ DtT.<br />

X 3<br />

/ C-C-R ,<br />

L [9.17] J<br />

R2 R 4 R 2 R 4<br />

Um die solvolytische Aufspaltung des Epoxids zu vermeiden, arbeitet man zweckmäßig in<br />

unpolaren Lösungsmitteln. Für die Öffnung des Epoxid-Ringes durch Lewis-Säuren gelten die<br />

gleichen Überlegungen wie für die Abspaltung einer Hydroxylgruppe bei 1,2-Diolen (Pinacolon-Umlagerung).<br />

In der Analytik wird die Umlagerung von Epoxiden zur Identifizierung von Olefinen angewendet,<br />

da sich die entstehenden Aldehyde bzw. Ketone leicht durch Derivate erfassen lassen.<br />

Überlegen Sie unter Berücksichtigung der Reihen [9.1Ia] und [9.14], welche Olefine sich zu<br />

einheitlichen Carbonylverbindungen umlagern und damit eindeutig identifizieren lassen!<br />

Epoxidierung von Olefinen und Umlagerung der Epoxide zu Carbonylverbindungen 1 ) (Allgemeine<br />

Arbeitsvorschrift für die qualitative Analyse)<br />

1 g Olefin wird in 5 ml Ether gelöst und bei Zimmertemperatur mit 3 ml 40%iger Peressigsäure,<br />

die 5% Natriumacetat enthält, versetzt. Man läßt 20 Stunden stehen, schüttet dann in eine<br />

gesättigte wäßrige Kaliumcarbonat-Lösung, trennt die Etherschicht ab und extrahiert die wäßrige<br />

Schicht mehrmals mit wenig Ether. Die vereinigten Ether-Extrakte (etwa 20ml) werden<br />

2 Stunden über Natriumsulfat getrocknet. Dann versetzt man mit 2ml Bortrifluoridetherat-<br />

Lösung und schüttelt 5 Minuten durch. Anschließend wäscht man mit 2 ml Wasser, trennt die<br />

Etherschicht ab und destilliert das Lösungsmittel ab. Der Rückstand wird mit 2 N methanolischer<br />

Salzsäure aufgenommen, mit Dinitrophenylhydrazin-Lösung versetzt und aufgekocht.<br />

Das auskristallisierte Dinitrophenylhydrazon saugt man ab und kristallisiert es um (vgl.<br />

D.7.1.L).<br />

i) nach SHAREFKIN, I. G.; SHWERZ, H. E., Analyt. Chem. 33 (1961), 635


666 D. 9. Umlagerungen<br />

Campholenaldehyd aus a-Pinenoxid: ROYALS, E. E.; HARRELL, L. L., J. Am. Chem. Soc. 77<br />

(1955), 3405.<br />

9.1.1.2. Wagner-Meerwein-Umlagerung<br />

Eng verwandt mit der Pinacolon-Umlagerung ist die Wagner-Meerwein-Umlagerung.<br />

Sie ist dadurch gekennzeichnet, daß im umgelagerten Carbeniumion ein Proton abgespalten<br />

werden kann und die Bildung eines Olefins zur bevorzugten Stabilisierungsreaktion wird:<br />

R 1 H R 1 H 3 Rx 1 R 4 R 1 R 4<br />

R 2 -C-C-R 4 — R 2 -C-C© ^- C-CH ^ C=C<br />

^i -X 0 ^3 R4 R2 R3 -H @ R2 ^ [9.18]<br />

X = Halogen, OTos, OH (+ H 0 )<br />

Da man bei dieser Umlagerung das Kohlenstoffgerüst der Ausgangsverbindung der Pinacolon-Umlagerung<br />

erhält, nennt man die Wagner-Meerwein-Umlagerung auch Retropinacolinumlagerung.<br />

2,3-Dimethyl-but-2-en aus 3,3-Dimethyl-butan-2-ol: WHITHMORE, F. C.; ROTHROCK, H. S., J.<br />

Am. Chem. Soc. 55 (1933), 1109.<br />

Vor allem bei Terpen-Verbindungen findet man oft Reaktionsfolgen, in denen Wagner-<br />

Meerwein-Umlagerungen eine entscheidende Rolle spielen. Die Umlagerung ist hier begünstigt,<br />

weil die Kohlenstoffatome C 2 und C 6 bzw. C 3 und C 5 in diesen starren Systemen nur<br />

einen kleinen Abstand voneinander haben. So entsteht z. B. aus Borneol 1 ) bei der Dehydratisierung<br />

Camphen:<br />

[9.19]<br />

Man informiere sich über die Synthese von Campher!<br />

Auch die Dehydratisierung von Tetrahydrofurfurylalkohol zu Dihydropyran ist von einer<br />

Wagner-Meerwein-Umlagerung begleitet:<br />

^\~.. /^\<br />

[9.20]<br />

Eine Arbeitsvorschrift für die Darstellung von 3,4-Dihydro-2H-pyran durch katalytische Dehydratisierung<br />

von Furfurylalkohol findet man in älteren Auflagen dieses Buches.<br />

3,4-Dihydro-2H-pyran kann als cyclischer Enolether Alkohole zu Acetalen addieren (vgl.<br />

D.4.2.2.).:<br />

1 J Die räumliche Lage der Substituenten in diesen bicyclischen Systemen wird durch die Vorsilbe ejco- oder<br />

endo- gekennzeichnet. Im formulierten Borneol ist die Hydroxylgruppe endoständig (axial), der Wasserstoff<br />

exoständig (äquatorial). Im Isoborneol steht die OH-Gruppe in exo-Stellung:<br />

(endo-) Borneol (exo-) Isobomeoi<br />

H


H 0<br />

^~ ^cA c<br />

0 H<br />

Man verwendet es daher zur reversiblen Blockierung von Alkoholen.<br />

9.1.1.3. Wolff-Umlagerung<br />

D. 9.1.1.3. Wolff-Umlagerung 667<br />

Diazoketone spalten in der Hitze oder beim Bestrahlen mit UV-Licht Stickstoff ab, wobei sich<br />

ein ungeladenes Kohlenstoffatom mit Elektronensextett (Garben) bildet. Die Reaktion läßt<br />

sich durch Silberkatalysatoren beschleunigen.<br />

Das Garben kann sich durch Wanderung des Restes R (Wolff-Umlagerung) oder eines<br />

Hydridions stabilisieren, wodurch ein Keten (I) bzw. ein aß-ungesättigtes Keton (II) gebildet wird:<br />

© 0/ w " 2rv / CH 2 R O ^ CH2R' O CH2R<br />

'<br />

O=C-CI \ — O=C=C\<br />

R R<br />

1<br />

" ß/ vx ' [9.22]<br />

R N w \\\<br />

N<br />

' R<br />

-H^ O ,,C-R<br />

X 0<br />

c- c1 / \<br />

R H<br />

—<br />

O C-R<br />

X 7/<br />

c-c / \<br />

R H<br />

Das Keten addiert in wäßriger Lösung sofort Wasser unter Bildung einer Säure ([9.23], I).<br />

Mit Alkoholen werden Ester (II), mit Aminen Amide (III) gebildet (vgl. D.7.I.6.):<br />

R-CH=C=O<br />

"^* R-CH2-COOH i<br />

+ HOR^ R-CH2-COOR' Il [9.23]<br />

-u NI-U<br />

R-CH2-CONH2 III<br />

Das Verhältnis der Reaktionsprodukte in [9.22] hängt von der Reaktionstemperatur ab: Bei<br />

niedriger Temperatur bildet sich bevorzugt das a,ß-ungesättigte Keton, bei höherer Temperatur<br />

(über 5O 0 C) überwiegend das Carbonsäurederivat. Nur Diazoketone, die neben der CHN2-<br />

Gruppe keine CH2-Gruppe tragen, also z. B. solche, wie sie bei der Umsetzung von Säurechloriden<br />

mit Diazomethan (vgl. D.8.4.2.2.) entstehen, reagieren stets zu Carbonsäuren bzw. deren<br />

Derivaten.<br />

ARNDT und EISTERT nutzten die Wolff-Umlagerung zur Kettenverlängerung von Carbonsäuren:<br />

Ein Säurechlorid wird mit Diazomethan in das Diazoketon übergeführt, nach dessen<br />

Dediazonierung/Umlagerung die um eine Methylgruppe verlängerte Carbonsäure entsteht.<br />

(Welche Methoden zur Carbonsäure-Kettenverlängerung kennen Sie noch?)<br />

Auf ähnliche Weise reagieren Ketone und Aldehyde mit Diazomethan unter Verlust von<br />

Stickstoff und Umlagerung zu einer entsprechenden, um eine CH2-Gruppe vergrößerten Carbonylverbindung<br />

(vgl. auch D.8.4.2.2.). Die Methode besitzt vor allem Bedeutung zur Ringerweiterung<br />

cyclischer Ketone, da hierbei ein einheitliches Umlagerungsprodukt entsteht:<br />

f-\ ÖI G - r^A<br />

H2CN2 - < K © V=O [9.24] l J<br />

\ /JCH2-N=NI N2 ^^T<br />

Man vergleiche hierzu auch die Tiffeneau-Reaktion [9.14].


668 D. 9. Umlagerungen<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Darstellung von Carbonsäureestern aus Diazoketonen<br />

durch Wolff-Umlagerung (Tab. 9.25)<br />

7. Herstellung des Silberoxidkatalysators<br />

Zu 50 ml 10%iger Silbernitratlösung gibt man so lange verd. Natronlauge, bis kein Ag2O mehr ausfällt.<br />

Der Niederschlag wird so oft in Wasser aufgeschlämmt und dekantiert, bis das Waschwasser<br />

neutral reagiert. Dann wird abfiltriert und im Exsikkator getrocknet. Ausbeute etwa 3 g.<br />

2. Wolff-Umlagerung<br />

0,1 mol Diazoketon (Darstellung vgl. D.8.4.2.2; man kann die rohen Diazoketone verwenden)<br />

werden in 300ml abs. Alkohol gelöst. Die Lösung erhitzt man in einem 1-1-Dreihalskolben mit<br />

Rückflußkühler, Tropftrichter und Rührer auf 55 bis 6O 0 C und tropft unter Rühren eine Suspension<br />

von 3 g des Silberoxid-Katalysators in 60 ml abs. Alkohol zu. Anschließend kocht man<br />

unter Rühren noch zwei Stunden, gibt dann etwas Tierkohle zu (etwa 0,5 g), kocht nochmals<br />

auf und filtriert heiß. Scheidet sich beim Abkühlen der Ester fest ab, saugt man ihn ab und<br />

kristallisiert aus Alkohol um. Ist er flüssig oder fällt er nicht aus, so verdampft man den Alkohol<br />

im Vakuum und destilliert den Ester.<br />

Tabelle 9.25<br />

Carbonsäureester durch Wolff-Umlagerung<br />

Produkt<br />

Heptadecansäure-ethylester<br />

(Margarinsäure-ethylester)<br />

Nonadecansäure-ethylester<br />

Decan-1 ,10-dicarbonsäurediethylester<br />

Phenylessigsäure-ethylester<br />

p-Methoxy-phenylessigsäureethylester<br />

Naphth- 1 -ylessigsäureethylester<br />

Dihydrozimtsäure-ethylester<br />

Ausgangsverbindung<br />

Diazomethylpentadecylketon<br />

Diazomethylheptadecylketon<br />

1 ,10-Bis(drazomethyl)decan-<br />

1,10-dion<br />

Diazomethylphenylketon<br />

Diazomethyl(p-methoxyphenyl)ketonDiazomethyl-a-naphthylketon<br />

Benzyldiazomethylketon<br />

Darstellung von Cycloheptanon (Suberon) 1 )<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

1850,7(5)<br />

F 28<br />

1670,03(o,3)<br />

F 37<br />

1932(15)<br />

F 15<br />

100^3(10)<br />

15423(17)<br />

179i,5(11)<br />

1232,1(i6)<br />

nD<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

60<br />

55<br />

45<br />

n 1 8 1,4492 35<br />

40<br />

35<br />

ng> 1,4911 35<br />

In einem 11-Dreihalskolben mit Rührer, Innenthermometer, Tropftrichter und einer Öffnung<br />

zum Ablassen des bei der Reaktion entwickelten Stickstoffs werden 0,5 mol Cyclohexanon,<br />

0,6 mol N-Methyl-N-nitroso-toluensulfonamid und 150ml Alkohol mit 10 ml Wasser gemischt.<br />

Um Schaumbildung bei der Reaktion zu verhindern, setzt man dem Kolbeninhalt etwas Silikonentschäumer<br />

zu. Unter Rühren und Kühlen mit einer Eis-Kochsalz-Mischung tropft man<br />

zu dem Gemisch eine Lösung von 15g Kaliumhydroxid in 50ml 50%igem Alkohol so zu, daß<br />

die Temperatur im Kolben 10 bis 2O 0 C beträgt. Durch die Zugabe der Lauge bildet sich aus<br />

dem Nitrosamid Diazomethan, das sofort mit dem Cyclohexanon reagiert. Nachdem die<br />

gesamte Lauge eingetropft ist, rührt man noch 30 Minuten und setzt unter weiterem Rühren<br />

2 N Salzsäure bis zur schwach sauren Reaktion und danach 300 ml gesättigte technische Natriumhydrogensulfit-Lösung<br />

zu. Nach einigen Minuten beginnt sich das Bisulfit-Addukt des Suberons<br />

abzuscheiden. Man rührt noch zehn Stunden, saugt dann den Niederschlag ab und<br />

wäscht ihn gründlich mit Ether aus. Die Bisulfitverbindung wird in einer warmen Lösung von<br />

i) nach DEBOER, TH. J.; BACKER, H. J., Org. Synth., CoIl. Vol. IV (1963), 225


D. 9.1.2.1. Hofmann-Abbau 669<br />

125g Soda (Na2CO3-IOH2O) in 150 ml Wasser zersetzt, die Ketonschicht abgetrennt und die<br />

wäßrige Phase viermal mit 50 ml Ether extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen trocknet<br />

man mit Magnesiumsulfat und fraktioniert nach Verdampfen des Ethers im Vakuum über<br />

eine 40 cm-Vigreux-Kolonne. Als erste Fraktion erhält man nicht umgesetztes Cyclohexanon,<br />

dann bei l,6kPa (12Torr) und 65 0 C das Cycloheptanon. Im Rückstand bleiben höhere Ringketone<br />

(Cyclooctanon usw.). Ausbeute 33 %; n^ 5 1,4600. Ein besonders reines Produkt erhält<br />

man durch Rektifikation (RücklaufVerhältnis 10:1).<br />

9.1.2. Umlagerungen am Stickstoffatom<br />

Beim Säureabbau nach HOFMANN, CURTIUS und LOSSEN und der Schmidt- und Beckmann-Reaktion<br />

werden Umlagerungen durch ein Elektronensextett am Stickstoffatom hervorgerufen.<br />

[9.26], I und [9.26], II haben den Charakter eines Nitrens bzw. Nitreniumions, sie entstehen<br />

gewöhnlich nicht in freier Form:<br />

HOFMANN: R-C<br />

LOSSEN:<br />

NH2<br />

NH-OH<br />

CURTIUS: R-C<br />

N-N=NI<br />

0 ©<br />

SCHMIDT:<br />

R'<br />

_ ©<br />

C=N-NHNI<br />

R '<br />

BECKMANN: C=R-QH<br />

/<br />

R<br />

9.1.2.1. Hofmann-Abbau<br />

~R O=C=N-R<br />

^ ® ~R © -<br />

C=N R'-C=N-R R'-C<br />

-H"<br />

NH-R<br />

[9.26]<br />

Beim Hofmann-Säureamid-Abbau erhält man durch Einwirkung von Hypohalogenit auf<br />

Säureamide primäre Amine, die ein C-Atom weniger als die Ausgangssubstanz haben. 1 ) Hierbei<br />

bildet sich ein unter bestimmten Bedingungen isolierbares Halogenamid ([9.27], I) als Zwischenprodukt,<br />

aus dem unter Halogenwasserstoff-Abspaltung und Umlagerung ein Isocyanat<br />

III entsteht, an das sofort Wasser angelagert wird. Die Carbamidsäure IV ist unbeständig und<br />

zerfällt in Kohlendioxid und Amin:<br />

l Man verwechsele die Reaktion nicht mit dem Abbau von Aminen nach Hofmann, vgl. D.3.1.6)


670 D. 9. Umlagerungen<br />

,9<br />

NH2<br />

+ Br 0 +OH 0<br />

-H2O<br />

III<br />

O<br />

R K CU<br />

NHBr<br />

©<br />

+ OH<br />

-Br 0 - H2O<br />

/P<br />

C NN<br />

CO2 + RNH2<br />

[9.27]<br />

Das Isocyanat ist das Stickstoff-Analoge des Ketens in der Wolff-Umlagerung.<br />

Wenn man beim Hofmann-Säureamid-Abbau in alkoholischer Lösung arbeitet, entsteht ein<br />

Urethan.<br />

In der Technik stellt man aus Phthalimid durch Hofmann-Abbau Anthranilsäure her, die ein wichtiges<br />

Zwischenprodukt in der Farbenindustrie ist.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für den Hof mann-Abbau von Säureamiden zu Aminen (Tab. 9.28)<br />

L Darstellung einer Hypobromit-Lösung 1 )<br />

Man tropft bei O 0 C 1,2 mol Brom in eine Lösung von 6 mol Natriumhydroxid in 21 Wasser.<br />

2. Darstellung einer Hypochlorit-Lösung<br />

30Og Kaliumhydroxid werden in 400ml Wasser gelöst, auf O 0 C gekühlt und mit 1,5kg zerstoßenem<br />

Eis vermischt; danach werden schnell 85 g Chlor eingeleitet.<br />

3. Vorschrift für den Hofmann-Abbau<br />

In die frisch hergestellte Hypohalogenit-Lösung gibt man bei -5 0 C unter Rühren l mol Säureamid<br />

2 ). Sollte die Innentemperatur +40 0 C übersteigen, wird gekühlt. Nach Rühren über Nacht<br />

versetzt man mit 20g Natriumsulfit, säuert unter Kühlung auf pH 2 an, rührt weitere 15 Minuten<br />

und macht erneut mit 50%iger wäßriger Kalilauge alkalisch.<br />

4. Aufarbeitung<br />

a) Wasserdampf-flüchtige Amine werden mit Wasserdampf überdestilliert, das Destillat wird<br />

mit Kaliumcarbonat gesättigt, ausgeethert, mit Natriumsulfat getrocknet und fraktioniert.<br />

Bei leicht flüchtigen Aminen beschickt man die Vorlage mit halbkonz. Salzsäure und kristallisiert<br />

nach Abdampfen des Destillats das Hydrochlorid aus Ethanol um.<br />

b) Bei nicht Wasserdampf-flüchtigen Aminen wird die Reaktionslösung mit Kaliumcarbonat<br />

gesättigt, abgesaugt, ausgeethert, die Etherphase mit Natriumsulfat getrocknet und<br />

anschließend fraktioniert.<br />

Besonders die leichtflüchtigen Amine können nach dieser Vorschrift (Variante a) auch im<br />

Halbmikromaßstab hergestellt werden.<br />

1 J Das Arbeiten mit Hypobromit-Lösung beim Hof mann-Abbau hat den Vorteil einer leichteren Handhabung,<br />

mit Hypochloritlösung dagegen erreicht man meist bessere Ausbeuten<br />

2 ) Herstellung aus den entsprechenden Chloriden nach der Vorschrift in Abschn. D.7.1.4.2).


Tabelle 9.28<br />

Amine durch Hofmann-Abbau<br />

Produkt<br />

Methylamin-hydrochlorid<br />

Ethylamin-hydrochlorid<br />

Benzylamin<br />

3,4-Dimethoxy-anilin<br />

Anthranilsäure<br />

Ausgangsverbindung<br />

Acetamid<br />

Propionamid<br />

Phenylacetamid<br />

3,4-Dimethoxy-benzamid<br />

Phthalimid<br />

Methode<br />

NaOBr (a)<br />

NaOBr (a)<br />

NaOBr (b)<br />

NaOCl (b)<br />

NaOBr 1 )<br />

D. 9.1.2.2. Curtius-Abbau 671<br />

F (bzw. Kp)<br />

in 0 C<br />

227 (EtOH)<br />

108 (EtOHTEt2O)<br />

(hygroskopisch)<br />

Kp 184<br />

Kp i733,2(24)<br />

87 (EtOH)<br />

145 (EtOH)<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

l ) Die Reaktionslösung wird mit Salzsäure gegen Kongorot neutralisiert und das ausgefallene Produkt<br />

unter Zusatz von Aktivkohle aus Wasser umkristallisiert.<br />

ß-Alanin aus Succinimid: CLARKE, H. T; BEHR, L. D., Org. Synth., CoIl. Vol. U (1943), 19.<br />

9.1.2.2. Curtius-Abbau<br />

Beim Curtius-Abbau geht man von einem Säureazid aus, das thermisch zersetzt wird:<br />

/P<br />

N-NENI<br />

-N2<br />

R-C<br />

N<br />

-R O=C=N-R [9.29]<br />

Arbeitet man in einem inerten Lösungsmittel (z.B. Benzen), so wird im Gegensatz zum<br />

Hofmann-Abbau die weitere Umsetzung des Isocyanats vermieden, und man kann es isolieren.<br />

Wie erklären Sie sich das Auftreten disubstituierter Harnstoffe, wenn bei der Zersetzung<br />

der Azide nicht sorgfältig auf Wasserfreiheit geachtet wird? Welches Reaktionsprodukt erhält<br />

man beim Curtius-Abbau in alkoholischer Lösung?<br />

In der unten angegebenen Vorschrift für den Curtius-Abbau wird das Säureamid in Wasser-<br />

Aceton-Lösung durch Einwirkung von Natriumazid auf das gemischte Anhydrid aus Carbonsäure<br />

und Kohlensäurehalbester erhalten; dieses bildet sich im Reaktionsgemisch aus der<br />

betreffenden Carbonsäure und Chlorameisensäureester (vgl. D.7.I.4.4.). Auch aus dem entsprechenden<br />

Säurechlorid und Natriumazid bzw. aus dem Säurehydrazid und salpetriger Säure<br />

können die Azide dargestellt werden.<br />

Die Darstellung der Isocyanate nach CURTIUS gelingt nicht, wenn sich das betreffende Säureazid<br />

schon bei Zimmertemperatur oder darunter merklich zersetzt. In diesen Fällen findet<br />

nämlich die Stickstoffabspaltung bereits unter den Bedingungen der Azidbildung statt, und das<br />

Isocyanat reagiert sofort mit dem Lösungsmittel (Wasser).<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Darstellung von Isocyanaten aus Carbonsäuren durch<br />

Curtius-Abbau (Tab. 9.30)<br />

Vorsicht! Azide explodieren beim raschen Erhitzen oder bei Berührung mit Schwefelsäure<br />

sehr leicht. Man isoliere sie nicht in Substanz! Schutzbrille tragen! Bei der Destillation des<br />

Isocyanats einen kleinen Rückstand lassen! Bei der Zersetzung des Azids stets ein Wasserbad<br />

zum Erhitzen verwenden.<br />

L Darstellung der Säureazide^)<br />

In einem 500-ml-Dreihalskolben mit Tropftrichter, Rührer und Innenthermometer werden<br />

0,085 mol Carbonsäure in 150ml Aceton gelöst. Die Lösung wird mit einer Eis-Kochsalz-<br />

I nach WEINSTOCK, J., J. Org. Chem. 26 (1961), 3511<br />

70<br />

70<br />

80<br />

80<br />

60


672 D. 9. Umlagerungen<br />

Mischung auf O 0 C abgekühlt. Bei dieser Temperatur tropft man 0,1 mol Triethylamin in 40ml<br />

Aceton und danach eine Lösung von 0,11 mol Chlorameisensäureethylester ebenfalls in 40ml<br />

Aceton langsam zu und rührt anschließend noch 30 Minuten. Dann werden bei O 0 C 0,13 mol<br />

Natriumazid in 30ml Wasser zugetropft. Man rührt noch eine Stunde, gießt das Reaktionsgemisch<br />

in 400ml Eiswasser und extrahiert das gebildete Azid dreimal mit je 70ml eiskaltem<br />

Toluen. Die Toluen-Lösung wird zunächst mit geglühtem Magnesiumsulfat und anschließend<br />

mit Phosphor(V)-oxid im Tiefkühlschrank oder Eis-Kochsalz-Bad getrocknet.<br />

2. Darstellung der Isocyanate<br />

In einen Dreihalskolben mit Rückflußkühler und Tropftrichter, der sich in einem siedenden Wasserbad<br />

befindet, wird die oben dargestellte Lösung des Azids langsam eingetropft. Unter heftiger<br />

Stickstoffentwicklung tritt die Umlagerung ein. Nach beendetem Zutropfen erhitzt man noch eine<br />

Stunde, entfernt im Vakuum zuerst das Lösungsmittel und destilliert dann das Isocyanat.<br />

Tabelle 9.30<br />

Isocyanate durch Curtius-Abbau<br />

Produkt<br />

Phenylisocyanat<br />

a-Naphthylisocyanat<br />

ß-Naphthylisocyanat<br />

Ausgangsverbindung<br />

9.1.2.3. Schmidt-Reaktion<br />

Benzoesäure<br />

a-Naphthoesäure<br />

ß-Naphthoesäure<br />

Kp (bzw. F)<br />

in 0 C<br />

602j(2o)<br />

1452,0(15)<br />

137W(n) F 56<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Die Umsetzung von Carbonylverbindungen mit Stickstoffwasserstoffsäure in Gegenwart starker<br />

Säuren ergibt nach SCHMIDT unter Wanderung einer Alkylgruppe Säureamide. Der eigentlichen<br />

Umlagerung ist eine normale Carbonylreaktion (Addition der Stickstoffwasserstoffsäure<br />

und Wasserabspaltung) vorgelagert. Mit Ketonen ergibt sich folgender Reaktionsverlauf:<br />

R f<br />

ö ©<br />

C=O + H-N-NHNI<br />

-N2<br />

R'<br />

© ~R<br />

C=NI ——<br />

© _<br />

R'-C=N-R<br />

in IV<br />

R' H ^<br />

i i ©<br />

R-C-N-NHNI -TTTT<br />

l — H2U<br />

OH<br />

I<br />

65<br />

60<br />

70<br />

R 1<br />

. _ ©<br />

C=N-N=NI<br />

[9.31]<br />

Das so entstandene Carbeniumion IV reagiert mit Wasser als Lösungsmittel zu einem Säureamid,<br />

mit überschüssiger Stickstoffwasserstoffsäure zu Tetrazolen:<br />

© _<br />

R'-C=N-R<br />

R' -<br />

OH<br />

N-R<br />

_ ©<br />

NH-N=NI<br />

R'-C,<br />

N-R<br />

R'—C<br />

NH-R<br />

-H"<br />

R 1-<br />

VI<br />

[9.32]


D. 9.1.2.3. Schmidt-Reaktion 673<br />

Wahrscheinlich bildet sich das Nitreniumion [9.31], III nicht als Zwischenprodukt, sondern<br />

der Rest R wandert gleichzeitig mit der Abspaltung des Stickstoffs. Entsprechend [9.10] ist<br />

dann zu erwarten, daß sich der zur Diazoniumgruppe trans-(£)-ständige Substituent umlagert:<br />

© _<br />

Rf * R'-C=N-R Produkt<br />

C=N7NENI - N2 [9.33]<br />

R 7 V^ ^ >* © _<br />

K ^ R-C=N-R'<br />

Die Wasserabspaltung aus [9.31], I führt im allgemeinen zu demjenigen E,Z-Isomeren von<br />

II, bei dem sich der voluminösere Rest und die Diazoniumgruppe in der trans-(E)-Stellung<br />

befinden. Daher findet man bei der Schmidt-Reaktion an unsymmetrischen Ketonen folgende,<br />

von der in [9.1Ia] angegebenen, abweichende Reihenfolge der Wanderungstendenz von Substituenten:<br />

tert-C4H9 > C6H5 - Wo-C3H7 > C2H5 > CH3<br />

[9.34]<br />

Carbonsäuren (in [9.31]: R' = OH) ergeben unter den Bedingungen der Schmidt-Reaktion<br />

das um ein Kohlenstoffatom ärmere Amin (vergleiche dazu den Curtius-Abbau). Die dem<br />

Amid V in [9.32] entsprechende N-substituierte Carbamidsäure - das gleiche Produkt, das<br />

beim Hofmann-Abbau gebildet wird (vgl. [9.27]) - zerfällt sofort in Kohlendioxid und Amin.<br />

Aus Malonsäuren lassen sich auf diese Weise a-Amino-carbonsäuren darstellen, da nur eine<br />

Carboxylgruppe angegriffen wird (formulieren!).<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Schmidt-Reaktion (Tab. 9.35)<br />

I<br />

Achtung! Bei der Reaktion entsteht Stickstoffwasserstoffsäure, die sehr giftig und explosiv<br />

ist. Deshalb gut wirkenden Abzug und Schutzschild verwenden, Schutzbrille tragen! VgI.<br />

auch Reagenzienanhang!<br />

In einen 500-ml-Dreihalskolben mit Rührer und Rückflußkühler mit Gasableitung gibt man zu<br />

einer Mischung aus 0,1 mol Carbonylverbindung, 50ml konz. Schwefelsäure und 150ml Chloroform<br />

bei Zimmertemperatur unter lebhaftem Rühren 0,12 mol Natriumazid in kleinen Portionen<br />

so zu, daß die Reaktion nicht zu heftig wird. Wenn alles Azid eingetragen ist, erhitzt<br />

man in einem Wasserbad unter weiterem Rühren noch sechs Stunden bei 5O 0 C. Nach dem<br />

Abkühlen gießt man das Reaktionsgemisch auf 40Og zerstoßenes Eis, mischt gut durch und<br />

trennt die Chloroform-Schicht sorgfältig ab.<br />

Aufarbeitung<br />

a) Amine: Man macht die wäßrige Phase unter Kühlung mit konz. Natronlauge stark alkalisch<br />

und destilliert das Amin mit Wasserdampf in eine Vorlage, die mit verd. Salzsäure beschickt<br />

ist. Daraus läßt sich das Hydrochlorid durch Eindampfen im Vakuum gewinnen. Zur Darstellung<br />

des freien Amins löst man das Hydrochlorid in wenig Wasser und setzt die Base<br />

unter Kühlung mit festem Natriumhydroxid in Freiheit. Das Amin wird mit Ether aufgenommen,<br />

die Ether-Lösung mit Natriumhydroxid getrocknet und danach über eine 30-cm-<br />

Vigreux-Kolonne fraktioniert.<br />

b) Amide: Die wäßrige Phase wird mit konz. Ammoniak unter Kühlung neutralisiert, wobei<br />

sich das Amid abscheidet. Feststoffe werden abgesaugt und umkristallisiert, Flüssigkeiten<br />

mit Chloroform extrahiert. Man trocknet die vereinigten Chloroform-Extrakte mit Magnesiumsulfat<br />

und fraktioniert nach dem Abdestillieren des Lösungsmittels den Rückstand im<br />

Vakuum.<br />

Aus der vom Reaktionsgemisch abgetrennten Chloroform-Schicht läßt sich durch Verdampfen<br />

des Lösungsmittels noch eine kleine Menge Amid gewinnen.


674 D. 9. Umlagerungen<br />

Tabelle 9.35<br />

Amine und Amide durch Schmidt-Reaktion<br />

Produkt<br />

Pentylamin<br />

1,4-Diamino-butan<br />

(Putrescin)<br />

Butylamin<br />

Anilin<br />

a-Piperidon<br />

((5-Valerolactam)<br />

e-Caprolactam<br />

Acetanilid<br />

Propionanilid<br />

Butyranilid<br />

Benzanilid<br />

N-(Naphth-l-yl)acetamid1,3,4,5-Tetra-hydrobenz[b]-azepin-2-on<br />

2 )<br />

Phenanthridon 3 )<br />

Ausgangsverbindung<br />

Hexansäure<br />

Adipinsäure<br />

Valeriansäure<br />

Benzoesäure<br />

Cyclopentanon<br />

Cyclohexanon<br />

Acetophenon<br />

Propiophenon<br />

Butyrophenon<br />

Benzophenon<br />

Methyl-a-naphthylketon<br />

a-Tetralon<br />

Fluorenon<br />

Variante<br />

a<br />

a<br />

a<br />

a 1 )<br />

b<br />

b<br />

b<br />

b<br />

b<br />

b<br />

b<br />

b<br />

b<br />

Kp (bzw. F) ng><br />

in 0 C<br />

104 1,4115<br />

158; F 27<br />

Hydrochlorid:<br />

F 315 (Z.)<br />

78 1,4010<br />

Hydrochlorid:<br />

F 195<br />

184 1,5863<br />

137^I4)<br />

F 40<br />

1401/K12)<br />

F 68<br />

F 114 (EtOH)<br />

F 105 (EtOHAV.)<br />

F 96 (EtOHAV.)<br />

FlOl(EtOH)<br />

FIoO(EtOH)<br />

F 141 (EtOHAV.)<br />

F 294 (EtOH)<br />

i) Bei der Wasserdampfdestillation keine Salzsäure vorlegen und Destillat ausethern.<br />

2 ><br />

" /°<br />

^s"-4<br />

Qo<br />

3 ) H -, /°<br />

M //<br />

\J~\_)<br />

Ausbeute<br />

in%<br />

Ornithin aus Cyclopentan-2-on-carbonsäureester und Lysin aus Cyclohexan-2-on-carbonsäureester:<br />

ADAMSON, D.W., J. Chem. Soc. 1939.1564.<br />

Pentamethylentetrazol (Pentetrazol) aus Cyclohexanon: <strong>Organikum</strong>. 15. Aufl., S. 706.<br />

9.1.2.4. Beckmann-Umlagerung<br />

Wird das Oxim eines Ketons oder Aldehyds mit Säuren oder Lewis-Säuren (Schwefelsäure,<br />

Phosphorpentachlorid) behandelt, entsteht zunächst das gleiche Zwischenprodukt wie bei der<br />

Schmidt-Reaktion (III in [9.31]). Als Endprodukt erhält man Carbonsäureamide (Beckmann-<br />

Umlagerung):<br />

R 1<br />

C=N<br />

-H2O<br />

© _<br />

R'-C=N<br />

III<br />

-H"<br />

R'-C<br />

NH-R<br />

70<br />

70<br />

70<br />

60<br />

60<br />

80<br />

97<br />

65<br />

65<br />

80<br />

50<br />

70<br />

90<br />

[9.36]<br />

Auch hier tritt das Kation II nicht frei auf, sondern die Abspaltung der (protonierten)<br />

Hydroxylgruppe und die Umlagerung des Restes R erfolgen simultan aus der trans-Lage. Bei<br />

der Reaktion liegen die Zwischenstufen II und III als lonenpaare vor. Es gelten sinngemäß die


D. 9.1.3. Umlagerungen am Sauerstoffatom 675<br />

gleichen Überlegungen über die Wanderungstendenz von Substituenten wie bei der Schmidt-<br />

Reaktion (vgl. D.9.1.2.3.). So erhält man aus Arylmethylketonen überwiegend Essigsäure-Narylamide.<br />

Die Beckmann-Reaktion hat große technische Bedeutung zur Darstellung von e-Caprolactam,<br />

woraus durch Polymerisation Polyamidfasern und -kunststoffe hergestellt werden.<br />

Darstellung von f-Caprolactam aus Cyclohexanonoxim<br />

1. Cyclohexanonoxim ~j~<br />

In einem 1-1-Dreihalskolben mit Rührer und Tropftrichter werden 1,5 ml Hydroxylamin-hydro- W<br />

chlorid und 1,2 mol kristallisiertes Natriumacetat in 400 ml Wasser gelöst und in einem Wasser- Q<br />

bad auf 60 0 C erwärmt. Unter Rühren tropft man nun l mol Cyclohexanon ein, rührt dann '—'<br />

noch eine halbe Stunde bei dieser Temperatur, kühlt auf O 0 C und saugt das abgeschiedene<br />

Oxim ab. Die wäßrige Phase wird noch dreimal mit Ether extrahiert. Das feste Oxim trocknet<br />

man im Vakuumexsikkator, die etherische Lösung über Natriumsulfat. Dann wird der Ether<br />

abdestilliert, das feste Oxim zum Rückstand gegeben und beides im Vakuum destilliert.<br />

, 104 0 C; F 90 0 C; Ausbeute 70%.<br />

2. e-Caprolactam<br />

In einem 400-ml-Becherglas mischt man bei maximal 2O 0 C unter Kühlen und Rühren 2 mol<br />

konz. Schwefelsäure mit l mol Cyclohexanonoxim. Diese Lösung tropft man bei 12O 0 C in<br />

l,5 mol konz. Schwefelsäure, die sich in einem Dreihalskolben mit Innenthermometer, Rührer,<br />

Tropftrichter und Rückflußkühler befindet (stark exotherme Reaktion!). Fällt die Temperatur<br />

unter 115 0 C, ist sofort das Zutropfen der Oximlösung zu unterbrechen, bis durch zusätzliches<br />

Heizen wieder 12O 0 C im Kolben erreicht sind. (Bei tieferer Temperatur tritt eine Reaktionsverzögerung<br />

ein, und beim anschließenden Erhitzen würde sich das nicht umgesetzte Oxim<br />

explosionsartig umlagern.)<br />

Ist die Oximlösung vollständig zugetropft, erhitzt man noch 20 Minuten auf 125 bis 13O 0 C<br />

und kühlt dann ab. Das kalte Reaktionsgemisch wird auf 0,5 kg zerstoßenes Eis gegossen und<br />

dann unter Kühlung mit einer Eis-Kochsalz-Mischung mit konz. Ammoniak gegen Phenolphthalein<br />

neutralisiert. Die Temperatur der Lösung darf bei der Neutralisation nicht über<br />

2O 0 C steigen. Durch Ausschütteln mit Chloroform (viermal mit je 150ml) extrahiert man das<br />

£-Caprolactam. Die Chloroform-Lösung wird mit Wasser gewaschen und mit Calciumchlorid<br />

getrocknet. Dann wird im Vakuum destilliert. Kpi,6(i2) 14O 0 C; F 68 0 C; Ausbeute 80%.<br />

Polymerisation von £-Caprolactam<br />

In einem starkwandigen Reagenzglas werden 3 g reines, mit einem Tropfen konz. Salzsäure versetztes<br />

e-Caprolactam im Wasserbad geschmolzen. Anschließend zieht man den oberen Teil<br />

des Reagenzglases in der Gebläseflamme so zu einer feinen Kapillare aus, daß der Leeraum<br />

über der Substanz möglichst gering ist. Die Ampulle wird evakuiert (Gummistopfen mit Glasrohr<br />

als Verbindung zur Wasserstrahlpumpe aufsetzen) und unter Vakuum abgeschmolzen.<br />

Die Polymerisation erfolgt durch vierstündiges Erhitzen in einem Metallbad auf 250 0 C. Nach<br />

dem Abkühlen ist der Inhalt der Ampulle zu einer spröden, elfenbeinartigen Masse erstarrt.<br />

Lactame aus alicyclischen Ketonen: OLAH, G. A.; FUNG, A. R, Synthesis 1979,537.<br />

9.1.3. Umlagerungen am Sauerstoffatom<br />

Verbindungen mit einem Elektronensextett am Sauerstoffatom RO® (Oxeniumionen) entsprechen<br />

formal den Carbenen und Nitrenen. Nach der Stellung von C, N und O im Periodensystem<br />

nimmt die Energie von den Carbenen zu den Oxeniumionen zu, die demzufolge bisher


676 D. 9. Umlagerungen<br />

in keinem Fall als diskrete Zwischenverbindungen nachgewiesen werden konnten. Die Umlagerungen<br />

am Sauerstoffatom verlaufen synchron; das Elektronendefizit am Sauerstoffatom<br />

wird gewöhnlich durch säurekatalysierte Spaltung von Peroxyverbindungen erzeugt. Der<br />

bekannteste Fall ist die Synthese von Phenolen nach HOCK:<br />

© ... --A© . /-\ ? H3 I<br />

H3C-C-Q-Q-H + HT<br />

/=\<br />

H2O + C-O^fx /) ^ HO-C-O-^x /,<br />

CH3<br />

/<br />

H3C<br />

\\ // l • ^Zs<br />

V^-H<br />

\ \\ //<br />

^3 V^<br />

/ CH 3 /TA<br />

- O=C + HO-^ J<br />

Die Reaktion wird im industriellen Maßstab für die petrolchemische Herstellung von Phenol<br />

und Aceton angewandt, blieb jedoch bisher auf diesen Fall beschränkt. Auch im Laboratorium<br />

haben Umlagerungen von Hydroperoxiden keine größere Bedeutung, was vor allem auf die Probleme<br />

bei der Herstellung und Handhabung von Hydroperoxiden zurückzuführen ist.<br />

Phenol aus a,a-Dimethyl-benzylhydroperoxid: <strong>Organikum</strong>, 15. Aufl., S. 710.<br />

Von erheblich größerem Nutzen ist die Baeyer-Villiger-Reaktion, bei der die Peroxyverbindungen<br />

aus Ketonen oder Aldehyden und Peroxysäuren (gelegentlich auch H2O2) hergestellt<br />

und in situ umgelagert werden:<br />

R /O R 70<br />

C=O + R"—C 7 _ - HO-C-Q-Q-Cx 7<br />

R' IQ-Q-H R' R"<br />

[9.38]<br />

Aus offenkettigen Ketonen entstehen so Carbonsäureester, aus Cycloalkanonen Lactone.<br />

Die Wanderungstendenzen der Substituenten entsprechen den in [9.1Ia] und [9.1Ib] angegebenen<br />

Abstufungen. Ebenso setzen sich «,^-ungesättigte Ketone um, wobei meist beide Produkte<br />

erhalten werden, die sich aus der Wanderung von R bzw. des ungesättigten Restes ergeben.<br />

Ebenso wandert bei der Reaktion von Aldehyden sowohl R als auch H. Formulieren Sie diese<br />

Umsetzungen!<br />

Darstellung von f-Caprolacton 1 )<br />

0,2 mol Cyclohexanon werden mit 0,25 mol Perbenzoesäure 2 ) in ca. 500 bis 600ml feuchtem<br />

Chloroform bei 22 bis 25 0 C im Dunkeln stehengelassen. In geeigneten Zeitabständen wird der<br />

Gehalt an Perbenzoesäure durch Titration ermittelt, wie in D.7.1.4.3. beschrieben ist. Nach<br />

ca. zwölf Stunden ist die Reaktion beendet, und der Verbrauch an Perbenzoesäure bricht<br />

1) nach FRIES, S. L., J. Am. Chem. Soc. 71 (1949), 2571<br />

2 ) Herstellung nach der in Abschnitt D.7.1.4.3. angegebenen Vorschrift. Anstelle des dort angegebenen<br />

Ethers wird Chloroform zur Extraktion verwendet und die feuchte (trübe) Chloroformlösung direkt weiterverwendet.<br />

Es kann auch eine Lösung von Perbenzoesäure in Diethylether für die oben angegebene<br />

Präparation verwendet werden; die Ausbeuten liegen aber dann niedriger.


D. 9.2. [3,3]-Umlagerungen 677<br />

abrupt ab. Die gebildete Benzoesäure und überschüssige Peroxysäure werden mit verd.<br />

NaHCO3-Lösung extrahiert. Man wäscht die Chloroformschicht nochmals mit Wasser, trocknet<br />

über Na2SO4 und destilliert. Kp0,9(7) 102...104 0 C; ng> 1,4488; Ausbeute 71%.<br />

In der gleichen Weise kann aus Cyclopentanon


678 D. 9. Umlagerungen<br />

Die analoge D,L-Verbindung reagiert dementsprechend überwiegend in derjenigen Sesselform,<br />

in der die voluminösen Methylgruppen äquatorial angeordnet sind (Bildung von 90%<br />

des trans,trans-Octa-2,6-diens und nur 9% des cis,cis-Octa-2,6-diens). Formulieren Sie diese<br />

Umlagerungen!<br />

Interessante fluktuierende Strukturen werden bei entarteten Cope-Umlagerungen beobachtet.<br />

Für das 3,4-Homotropiliden (Bicyclo[5.1.0]octa-2,5-dien) wurden durch NMR-Messungen sehr<br />

schnell ablaufende Cope-Umlagerungen nachgewiesen (bei 18O 0 C k > 103 s- 1 ), vgl. [9.42]. Bei<br />

Raumtemperatur ist die Reaktionsgeschwindigkeit viel niedriger, und bei -50 0 C ist die Umlagerung<br />

vollständig unterbunden. Das Phänomen wird auch als Valenztautomerie bezeichnet.<br />

[9.42]<br />

Die Cope-Umlagerung ist experimentell sehr einfach, da lediglich erhitzt werden muß. Das<br />

Problem ist meist die Synthese der Vorstufen. In dieser Hinsicht ist die Claisen-Umlagerung<br />

(Oxa-Cope-Umlagerung) besonders einfach, bei der Allylarylether oder Allylvinylether umgelagert<br />

werden, z. B.:<br />

COOR' ^ COOR'<br />

OH<br />

[9.43]<br />

Allylarylether lassen sich leicht aus Allylbromid und Phenolaten herstellen (vgl. D.2.6.2.).<br />

Allylvinylether können durch Abspaltung von Allylalkohol aus Diallylacetalen bzw. von Alkohol<br />

aus gemischten Alkylallylacetalen gewonnen werden, vgl. D.3.1.4; diese Eliminierung und<br />

die Claisen-Umlagerung lassen sich als Eintopfreaktion durchführen. Analog geben entsprechende<br />

Orthocarbonsäureester bzw. Amidacetale (a-Alkoxy-vinyl)allylether (Ketenacetale)<br />

bzw. Allyl(a-amino-vinyl)ether (Ketenaminale) die durch Claisen-Reaktion zu y,


D. 9.2. [3,3]-Umlagerungen 679<br />

dihydrobenzofuran durch zweimalige Extraktion mit Petrolether (Kp 30...6O 0 C) ab. Die alkalische<br />

Lösung wird angesäuert und mit Diethylether extrahiert. Nach Trocknen mit Calciumchlorid<br />

wird destilliert. Kp2,5(i9> 103...105 0 C; n 2 , 4 1,5445; Ausbeute 73 %.<br />

Aus dem Petroletherextrakt kann das 2-Methyl-2,3-dihydro-benzofuran durch Destillation<br />

gewonnen werden. Kp2,5(i9> 86...88 0 C; nD 2 1,5307.<br />

3-Methyl-hex-5-en-2-on, 4-Methyl-hept-6-en-2-on, 2-Allyl-cyclopentanon bzw. 2-Allyl-cydohexanon<br />

aus den Diallylacetalen von Butanon, Pentan-3-on, Cyclopentanon bzw. Cyclohexanon:<br />

LORETTE, N. B.; HOWARD, W. L., J. Org. Chem. 26 (1961), 3112.<br />

Es sind auch der Claisen-Umlagerung analoge Aza-Cope-Umlagerungen bekannt. Von<br />

besonderem Interesse ist die [3,3]-Umlagerung der Arylhydrazone von Aldehyden oder Ketonen<br />

als sehr einfacher Zugang zu Indolen (Fischer-Indolsynthese):<br />

^V R ' + H«<br />

XN,<br />

N H<br />

i i<br />

H H<br />

H R<br />

II<br />

R> „ r r VR'<br />

N' NH3 -H @ -NH3 kAN'<br />

H H<br />

IV V<br />

[9.44]<br />

Als umlagerungsfähige Verbindung fungiert das Enamin II. Durch Isotopenversuche mit<br />

15 N ist gesichert, daß bei der Ringschlußreaktion des eigentlichen [3,3]-Umlagerungsproduktes<br />

III das Stickstoffatom abgespalten wird, das dem aromatischen Ring nicht benachbart ist.<br />

Die Arylhydrazone I sind aus Arylhydrazinen und Aldehyden bzw. Ketonen leicht zugänglich.<br />

Arylhydrazone substituierter Brenztraubensäurester, die zur Herstellung der 2-Ethoxycarbonyl-indole<br />

benötigt werden, sind sehr einfach durch Japp-Klingemann-Reaktion erhältlich;<br />

hierbei liefern die basenkatalysierte Azokupplung und Säurespaltung der gebildeten Azoverbindung<br />

unmittelbar das Arylhydrazon:<br />

[9.45]<br />

Sowohl die Isomerisierung der Arylhydrazone [9.44], I zu den Enaminen II als auch der<br />

Indol-Ringschluß unter Eliminierung von Ammoniak sind säurekatalysiert. Der Erfolg der<br />

Fischer-Indolsynthese hängt erheblich von Art und Stärke der Säure ab. Bisher können hierfür<br />

noch keine allgemeingültigen Richtlinien gegeben werden. In einer Reihe von Fällen hat sich<br />

Polyphosphorsäure bewährt. Für eine Eintopfvariante, bei der Arylhydrazin-hydrochlorid, ein<br />

Keton und Pyridin unter relativ milden Bedingungen unmittelbar zum Indolderivat reagieren,<br />

ist offenbar das entstehende Pyridin-hydrochlorid als Katalysator optimal, vgl. die unten gegebene<br />

Literaturstelle.


680 D. 9. Umlagerungen<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Fischer-Indolsynthese (Darstellung der Phenylhydrazone<br />

nach Japp-Klingemann) (Tab. 9.46)<br />

Vorsicht! Aromatische Amine sind gesundheitsschädlich, Naphthylamine sind cancerogen.<br />

Man achte auf Sauberkeit beim Arbeiten!<br />

Man versetzt eine eisgekühlte Lösung von 0,1 mol a-substituiertem Acetessigester mit 35ml<br />

einer eisgekühlten wäßrigen 50%igen Kalilauge. Die Mischung wird anschließend mit 200ml<br />

Eiswasser verdünnt, worauf man unter Rühren schnell eine aus 0,1 mol Amin dargestellte Diazoniumsalzlösung<br />

(vgl. D.8.2.1.) einfließen läßt. Dann wird noch fünf Minuten gerührt, das sich<br />

als rotes Öl ausscheidende Phenylhydrazon abgetrennt und die wäßrige Lösung mit Ether<br />

extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen trocknet man mit Natriumsulfat und destilliert<br />

das Lösungsmittel ab. Das rohe Hydrazon wird in wasserfreiem Alkohol gelöst und bis zur<br />

beginnenden Fällung von Ammoniumchlorid trockener Chlorwasserstoff eingeleitet (30 bis<br />

180 Minuten). Nach Stehen über Nacht gießt man in Eiswasser, saugt ab oder extrahiert mit<br />

Ether. Nach Abdestillieren des Lösungsmittels wird umkristallisiert. Die Ausbeute beträgt<br />

etwa 50%.<br />

Tabelle 9.46<br />

Indole nach FISCHER<br />

Produkt Ausgangsverbindung F in 0 C<br />

5-Methoxy-indol-2-carbonsäureethylester<br />

5-Ethoxy-indol-2-carbonsäureethylester<br />

Benzo[g]indol-2-carbonsäureethylester<br />

Benzo[e]indol-2-carbonsäureethylester<br />

5-Methoxy-3-methyl-indol-2-carbonsäureethylester5-Ethoxy-3-methyl-indol-2-carbonsäureethylester3-Methyl-benzo[g]indol-2-carbonsäureethylester3-Methyl-benzo[e]indol-2-carbonsäureethylester5-Methoxy-3-propyl-indol-2-carbonsäureethylester5-Ethoxy-3-phenyl-indol-2-carbonsäureethylester<br />

Vorher durch Umkristallisieren aus Petrolether reinigen.<br />

2-Methyl-3-oxo-butansäureethylester,<br />

p-Anisidin<br />

2-Methyl-3-oxo-butansäureethylester,<br />

p-Phenetidin<br />

2-Methyl-3-oxo-butansäureethylester,<br />

a-Naphthylamin<br />

2-Methyl-3-oxo-butansäureethylester,<br />

ß-Naphthylamin<br />

2-Acetyl-butansäureethylester,<br />

p-Anisidin<br />

2-Acetyl-butansäureethylester,<br />

p-Phenetidin<br />

2-Acetyl-butansäureethylester,<br />

a-Naphthylamin<br />

2-Acetyl-butansäureethylester,<br />

ß-Naphthylamin<br />

2-Acetyl-hexansäureethylester,<br />

p-Anisidin<br />

2-Benzyl-3-oxo-butansäureethylester,<br />

p-Phenetidin<br />

153 (EtOH) 1 )<br />

156 (EtOH)<br />

170 (EtOH/<br />

Tierkohle)<br />

161<br />

(Petrolether)<br />

147 (EtOH) 1 )<br />

167 (EtOH/<br />

Tierkohle)<br />

176 (EtOH/<br />

Tierkohle)<br />

176 (EtOH/<br />

Tierkohle)<br />

106(EtOH) 1 )<br />

148 (EtOH/<br />

Tierkohle)<br />

2,3-Tetramethylen-indol, 5-Chlor-2,3-tetramethylen-indol, 5-Methoxy-2,3-tetramethylen-indol<br />

aus Cyclohexanon und den entsprechenden Arylhydrazin-hydrochloriden in Pyridin: WELCH,<br />

W. M., Synthesis 1977, 645;<br />

Heteroawcin (Indol-3-essigsaure) aus 2-(2-Cyanethyl)acetessigsäureethylester und Anilin:<br />

FEOFILAKTOV, V. V.; SEMENOVA, N. K., Sint. Org. Soedin. 2 (1952), 63.<br />

Indolabkömmlinge sind wichtige Naturstoffe, besonders das Tryptophan als Eiweißbaustein und das<br />

Serotonin als Hormon. Die Fischer-Indolsynthese hat in Verbindung mit der Japp-Klingemann-Reaktion<br />

für die Synthese solcher Naturstoffe und anderer biologisch wirksamer Indole große Bedeutung erlangt.<br />

Welche weiteren Indolsynthesen kennen Sie?


9.3. Literaturhinweise<br />

Umlagerung von Carbokationen<br />

D. 9.3. Literaturhinweise 681<br />

BROUWER, D. M.; HOGEVEEN, H., Prog. Phys. Org. Chim. 9 (1972), 179-240.<br />

KIRMSE, W., in: Topics in Current Chemistry. Bd. 80. - Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, New York 1979,<br />

S. 125-311.<br />

HARWOOD, L. M.: Polare Umlagerungen. - VCH, Weinheim 1995.<br />

OLAH, G.; SCHLEYER, P. v. R.: Carbonium Ions. Bd. 2. - Interscience, New York 1970.<br />

SHUBIN, V. G.; in: Topics in Current Chemistry. Bd. 117. - Springer-Verlag, New York 1984, S. 3269-341.<br />

Wagner-Meenvein-Umlagerung<br />

STREITWIESER, A., Chem. Rev. 56 (1956), 698.<br />

Demjanov-Umlagerung, Tiffeneau-Reaktion<br />

SMITH, P. A. S.; BAER, D. R., Org. React. 11 (1960), 157-188.<br />

Pinacolon-Umlagerung<br />

COLLINS, C. J.; Quart. Rev. 14 (1960), 357.<br />

Wolff-Umlagerung, Arndt-Eistert-Reaktion<br />

BACHMANN, W. E.; STRUVE, W. S., Org. React. l (1942), 38-62.<br />

HENECKa, H., in: HOUBEN-WEYL. Bd. 8 (1952), S. 456-458,556,668-669.<br />

MEIER, H.; ZELLER, K.-R, Angew. Chem. 87 (1975), 52.<br />

RIED, W.; MENGLER, M., Fortschr. Chem. Forsch. 5 (1965), 1-88.<br />

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(1967), 260.<br />

Stevens-Umlagerung<br />

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STEVENS, T S.; WATTS, W. E.: Selected Molecular Rearrangements. - Van Nostrand Reinhold, London, New<br />

York 1973, S. 81-116.<br />

Wittig-Umlagerung<br />

BRÜCKNER, R., Nachr. Chem. Tech. Lab. 38 (1990), 1506.<br />

NAKAY, T.; MIKAMI, K., Chem. Rev. 86 (1986), 885.<br />

NAKAY, T; MIKAMI, K., Org. React. 46 (1994), 105.<br />

SCHÖLLKOPF, U; Angew. Chem. 82 (1970), 795.<br />

Elektrophile Umlageningen von Organoalkalimetall-Verbindungen<br />

GROVENSTEIN, E., Angew. Chem. 90 (1978), 317.<br />

Hofmann-Abbau von Carbonsäureamiden<br />

KOVACIC, R; LOWERY, M.K., Chem. Rev. 70 (1970), 639-665.<br />

MÖLLER, F, in: HOUBEN-WEYL. Bd. 11/1 (1957), S. 854-862.<br />

WALLIS, E. S.; LANE, J. F., Org. React. 3 (1946), 267-306.<br />

Curtius- Abbau<br />

LWOWSKI, W., Angew. Chem. 79 (1967), 922.<br />

MÖLLER, F, in: HOUBEN-WEYL. Bd. 11/1 (1957), S. 862-872.<br />

SMITH, P.A. S., Org. React. 3 (1946), 337-450.


682 D. 9. Umlagerungen<br />

Lossen-Reaktion<br />

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YALE, H. L., Chem. Rev. 33 (1943), 209.<br />

Schmidt-Reaktion<br />

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WOLFF, H., Org. React. 3 (1946), 307-336.<br />

Beckmann-Umlagerung<br />

DONARUMA, G., HERTZ, W. Z., Org. React. l (1960), 1-156.<br />

GAWLEY, E. E., Org. React. 35 (1988), 1^20.<br />

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MÖLLER, F., in: HOUBEN-WEYL. Bd. 11/1 (1957), 892-899.<br />

VINNIK, M. L; ZACHARANI, N. G., Usp. Khim. 36 (1967), 167-198.<br />

Hock-Reaktion, Baeyer-Villiger-Oxidation<br />

HASSALL, C. H.; Org. React. 9 (1957), 73-106.<br />

HOCK, H.; KRÖPF, H., Angew. Chem. 69 (1957), 313-321.<br />

KRÖPF, H.; in: HOUBEN-WEYL, Bd. E13 (1988), 1085-1094.<br />

WEDEMEYER, K.-F, in: HOUBEN-WEYL, Bd. 6/lc (1976), 117-139.<br />

Cope- und Claisen-Umlagerung<br />

BARTLETT, P. D., Tetrahedron 36 (1980), 2-72.<br />

BENNETT, G. B., Synthesis 1977,589.<br />

BLECHERT, S., Synthesis 1989,71-81.<br />

ENDERS, D; KNOPP, M.; SCHIFFERS, R., Asymmetrie [3,3]-Sigmatropic Rearrangements in Organic Synthesis,<br />

Tetrahedron. Asymmetry 7 (1996), 184-1882.<br />

RHOADS, S. J.; RAULINS, N. R., Org. React. 22 (1975), 1-252.<br />

SMITH, G. G.; KELLY, F. W., Prog. Phys. Org. Chem. 8 (1971), 75-234.<br />

TARBELL, D. S., Org. React. 2 (1944), 1^8.<br />

WEHRLI, R.; BELLUS, D; HANSEN, H.-J.; SCHMID, H., Chimia 30 (1976), 416.<br />

WINTERFELD, E., Fortschr. Chem. Forsch. 16 (1970), 75.<br />

Synthese von Indolen nach E. Fischer<br />

DOPP, H.; DOPP, D.; LANGER, U GERDING, B., in: HOUBEN-WEYL, Bd. E6bt/2a (1994), 709-753.<br />

GRANDBERG, I. L; SOROKIN, V. L; Usp. Khim. 43 (1974), 266-293.<br />

KITAEV, J. R, Usp. Khim. 28 (1959), 336-368.<br />

ROBINSON, B., Chem. Rev. 63 (1963), 373-401; 69 (1969), 227-250.<br />

ROBINSON, B.: The Fischer Indole Synthesis. - John Wiley & Sons, New York 1983.<br />

The Chemistry of Indole. - Academic Press, New York, London 1970.


Identifizierung organischer Substanzen<br />

1. Vorproben und Prüfung auf funktioneile Gruppen<br />

Die Identifizierung organischer Substanzen durch chemische Reaktionen ermöglicht es, schon<br />

mit einfachen Mitteln und ohne Zuhilfenahme teurer Geräte wichtige Erkenntnisse über die<br />

Zusammensetzung der zu untersuchenden Verbindungen zu gewinnen. Dabei kann man sich<br />

nicht wie bei der anorganischen qualitativen Analyse auf einen strengen, durchgearbeiteten<br />

Trennungsgang stützen, da die Einordnung der Vielzahl organischer Verbindungen in ein straffes<br />

Schema nicht möglich ist.<br />

Zu Beginn der Untersuchungen ist zunächst immer zu klären, ob eine reine Substanz oder<br />

ein Substanzgemisch vorliegt. Man überprüft dies am besten mittels chromatographischer Verfahren,<br />

wie der Dünnschichtchromatographie (s. A.2.7.I.), der Gaschromatographie (GC,<br />

s. A.2.7.4.) und der Hochleistungsflüssigchromatographie (HPLC, s. A.2.7.3.)). Liegt ein Stoffgemisch<br />

vor, wird man zunächst eine Trennung mit physikalischen Mitteln (fraktionierte<br />

Destillation, Kristallisation) versuchen. Auch die angeführten chromatographischen Verfahren<br />

lassen präparative Trennungen zu. Trotzdem sollte man auch eine Trennung auf chemischem<br />

Wege versuchen, besonders dann, wenn sie ohne größeren Aufwand zu bewerkstelligen ist.<br />

Man beachte dazu die unter E.3. gegebenen Hinweise.<br />

Die reinen Verbindungen, in Sonderfällen auch die Gemische, kann man spektroskopisch<br />

untersuchen. In Kombination mit den nachstehend beschriebenen Vorproben (deren Informationsgehalt<br />

erfahrungsgemäß häufig nur ungenügend genutzt wird) besitzt man dann bereits<br />

wichtige Aussagen über Strukturmerkmale der Verbindung, in günstigen Fällen können diese<br />

Informationen schon zu einem Strukturvorschlag führen.<br />

Für die wichtigsten Substanzklassen sind im Abschnitt E.2. typische IR- bzw. NMR-Spektren<br />

abgebildet. Sie sollen insbesondere in Verbindung mit den Tabellen A.135, A.145, A.148<br />

und A. 153 die Spektrenauswertung erleichtern.<br />

Im Abschnitt E. 1.2. ist zudem die chemische Prüfung auf funktioneile Gruppen beschrieben.<br />

Die angegebenen Vorproben und die Herstellung von Derivaten (vgl. E.2.) trainieren die organisch-chemische<br />

Präparierkunst mit kleinen Substanzmengen.<br />

Die Charakterisierung unbekannter Verbindungen durch gezielte Reaktionen erzieht,<br />

bedingt durch die vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten, wie keine andere Praktikumsaufgabe<br />

zum chemischen Denken, zur Substanzkenntnis und dadurch zur Entwicklung von Fähigkeiten<br />

und Fertigkeiten in der organischen Synthesechemie.<br />

Zunächst werden bei diesem Vorgehen die funktioneilen Gruppen des unbekannten Moleküls<br />

ermittelt und dann die Substanz mit geeigneten Reagenzien in kristalline Derivate überführt.<br />

Verbindungen, die sich hydrolytisch spalten lassen, werden zuvor in ihre Komponenten<br />

zerlegt, die man für sich untersucht.<br />

Durch Vergleich der Schmelztemperaturen von 2 bis 3 Derivaten der unbekannten Substanz<br />

mit den Werten in Schmelztemperaturtabellen (vgl. E.2.) wird die Identität normalerweise hinreichend<br />

bewiesen. Einen zusätzlichen Beweis für die Natur der Substanz liefert die Bestimmung<br />

der Molmasse oder der Äquivalentmasse. Zur Sicherung des Ergebnisses werden oft


684 E. Identifizierung: 1.1. Vorproben<br />

noch Speziaireaktionen durchgeführt, die für die einzelnen Substanzen aus der Literatur zu<br />

ersehen sind.<br />

Ein eindeutiger Substanznachweis gelingt durch Vergleich des IR-Spektrums der Probe mit<br />

dem Originalspektrum.<br />

Weitere allgemeine Hinweise:<br />

a) Einteilung der Analysensubstanz: Die Analyse ist bei Verwendung der nachfolgend angegebenen<br />

Vorschriften mit maximal 5g Substanz zu lösen. Davon sind etwa 1...2g Substanz für<br />

die Vorproben und Prüfungen auf funktionelle Gruppen nötig. Weitere 2 g stehen für die Identifizierung<br />

zur Verfügung, und der Rest der Analysensubstanz soll als Reserve dienen, um<br />

nötige Wiederholungen zu ermöglichen. Das bedeutet äußerste Sparsamkeit mit der Substanz,<br />

vor allem bei den Vorproben. Bei der Prüfung auf funktioneile Gruppen ist zu beachten, daß<br />

viele der hierfür notwendigen Umsetzungen bereits Derivate liefern, die zur Identifizierung<br />

geeignet sind.<br />

b) Wert der Blindprobe: Für den Anfänger ist es von großer Wichtigkeit, durch Blindproben<br />

Sicherheit und Zutrauen zu den analytischen Methoden zu gewinnen, und zwar durch Blindproben<br />

in zwei Richtungen. Einmal wird die Reaktion unter den angegebenen Bedingungen<br />

jedoch ohne die Analysensubstanz durchgeführt, um eventuelle Störungen durch unsaubere<br />

Lösungsmittel oder Reagenzien zu erkennen (z. B. bei Farbreaktionen oder bei der Oxidation<br />

mit Kaliumpermanganat in acetonischer Lösung, vgl. E.l.2.1.2.). Zum anderen wird bei negativ<br />

verlaufenden Reaktionen mit der Analysensubstanz durch Zugabe bekannter Verbindungen,<br />

bei denen der Test positiv ausfallen muß, geprüft, ob die richtigen Reaktionsbedingungen eingehalten<br />

wurden. (Zum Beispiel gibt man bei negativ verlaufenden Reaktionen auf Carbonylverbindungen<br />

etwas Aceton zu. Fällt jetzt ein Niederschlag aus, so lagen die richtigen Reaktionsbedingungen<br />

vor.)<br />

c) Vorbereitung der Substanz: Die zu analysierende Substanz soll rein vorliegen. Deshalb<br />

werden flüssige Analysen nach Möglichkeit fraktioniert, eventuell im Vakuum. Die Einheitlichkeit<br />

der Fraktionen prüft man gaschronmatographisch. Feststoffe werden nach den Löslichkeitsproben<br />

(vgl. E.l.1.5.) bis zur Schmelztemperaturkonstanz umkristallisiert und dünnschichtchromatographisch<br />

auf ihre Reinheit untersucht.<br />

Vor Durchführung aller Versuche informiere man sich unbedingt in den Kapiteln F und G<br />

über die Gefährlichkeit der verwendeten Chemikalien und beachte, daß auch die zu analysierenden<br />

Substanzen gefährlich sind. Man behandele sie daher zumindest nach den R-Sätzen<br />

23 bis 25.<br />

1.1. Vorproben<br />

1.1.1. Äußere Erscheinung der Substanz<br />

a) Farbe: Die meisten reinen Substanzen sind farblos. Man prüft daher, ob die Farbigkeit<br />

einer Substanz nach dem Umkristallisieren bzw. Destillieren erhalten bleibt oder nur von Verunreinigungen<br />

herrührt.<br />

Farbig sind folgende wichtige Verbindungsklassen: Nitro-, Nitroso- (nur in monomerer<br />

Form), Azoverbindungen, Chinone. Aromatische Amine und Phenole, besonders polyfunktionelle,<br />

zeigen meist gelbe bis braune Färbung, die durch Spuren von Oxidationsprodukten hervorgerufen<br />

wird. Dadurch werden jedoch die Reaktionen nicht beeinträchtigt, und man kann<br />

auf intensive Reinigung verzichten.<br />

b) Geruch: Gewisse Verbindungsgruppen haben einen charakteristischen Geruch: Kohlenwasserstoffe<br />

der Terpenreihe (Camphen, Caren, Pinen) ebenso wie Cyclohexanon, Pinacolon,


E. Identifizierung: 1.1. Vorproben 685<br />

tert-Butylalkohol (Terpengeruch), niedere Alkohole; niedere Fettsäuren (Ameisen- und Essigsäure<br />

scharf, ab Propionsäure unangenehm schweißartig); niedere Ketone; Aldehyde; Halogenkohlenwasserstoffe<br />

(betäubend süßlich); Phenole („Carbol"-Geruch); Phenolether (Anis-,<br />

Fenchelgeruch); aromatische Nitroverbindungen (Bittermandelgeruch); Ester aliphatischer<br />

Alkohole (Fruchtgeruch): Isocyanide (unangenehm süßlich); Thiole, Sulfide u. Ä. (unangenehmer<br />

schwefelwasserstoffähnlicher Geruch).<br />

c) Geschmack: Eine Geschmacksprüfung ist unter keinen Umständen anzuraten, da ein großer<br />

Teil organischer Substanzen auch in kleinsten Mengen physiologisch aktiv ist.<br />

1.1.2. Bestimmung physikalischer Konstanten<br />

Bestimmung und Bedeutung der physikalischen Konstanten, wie Schmelztemperatur, Siedetemperatur,<br />

Brechungsindex u. a., werden in A.3. besprochen. Die Kristallform der Substanz<br />

wird zusammen mit der Schmelztemperatur unter dem Heiztischmikroskop bestimmt, wobei<br />

man gleichzeitig noch Sublimation, Kristallwasserabspaltung u.a. beobachten kann.<br />

1.1.3. Brenn- und Glühprobe<br />

Einige Tropfen bzw. Kristalle der Substanz werden erhitzt, und jede Veränderung des Aussehens,<br />

der Farbe und des Geruchs sowie das Auftreten flüchtiger Anteile werden beobachtet<br />

und notiert.<br />

Ist die Substanz brennbar, so deutet eine schwach leuchtende, fast blaue Flamme auf eine<br />

sauerstoffreiche Verbindung (Alkohol, Ether usw.), während eine leuchtend gelbe, meist<br />

rußende Flamme bei stark kohlenstoffhaltigen, ungesättigten Systemen (aromatische Kohlenwasserstoffe,<br />

Acetylene usw.) auftritt.<br />

Hinterbleibt beim Erhitzen ein Rückstand, so glüht man bis zur Oxidation der kohlenstoffhaltigen<br />

Bestandteile und analysiert den evtl. noch vorhandenen anorganischen Rückstand.<br />

Findet man ein Oxid oder Carbonat eines Metalls, so lag das Salz einer sauren Verbindung<br />

(Carbonsäure, Phenol usw.) vor. Ergibt sich ein Sulfid, Sulfit oder Sulfat, kann man auf eine<br />

Bisulfitverbindung von Aldehyden bzw. Ketonen, auf das Salz einer Sulfin- oder Sulfonsäure<br />

oder auf ein Thiolat schließen.<br />

1.1.4. Nachweis der Elemente<br />

Beilstein-Probe (Hinweise auf Halogene): Man befeuchtet einen ausgeglühten Kupferdraht mit<br />

der Substanz bzw. gibt einige Kristalle darauf und hält den Draht in den Saum einer entleuchteten<br />

Bunsenflamme. Die bei der Verbrennung entstehenden leicht flüchtigen Kupferhalogenide<br />

färben den Flammensaum grün bis grünblau.<br />

Sehr empfindliche Probe! Eindeutig kann nur die Abwesenheit von Halogen bewiesen werden!<br />

<strong>Organisch</strong>e Stickstoffverbindungen geben oft auch bei Abwesenheit von Halogen eine<br />

positive Reaktion.<br />

Neben den für organische Verbindungen typischen Elementen Kohlenstoff, Wasserstoff und<br />

Sauerstoff kommen noch bevorzugt Stickstoff, Schwefel und die Halogene in organischen Substanzen<br />

vor. Um diese Elemente nachweisen zu können, schließt man die unbekannte Substanz<br />

mit metallischem Natrium auf und überführt dabei die vorhandenen Elemente in eine wasserlösliche<br />

Form:


686 E. Identifizierung: 1.1. Vorproben<br />

C, H, O, N, S, HaI —— Na2S1NaCN1NaHaI1NaSCN [E.l]<br />

Aufschluß organischer Verbindungen mit Natrium<br />

I<br />

Vorsicht! Explosible Umsetzungen mit Nitroalkanen, organischen Aziden, Diazoestern,<br />

Diazoniumverbindungen und einigen aliphatischen Polyhalogeniden. Reaktion und Zersetzung<br />

des Aufschlusses nur unter geschlossenem Abzug und mit Schutzbrille durchführen!<br />

5 bis 20 mg Substanz werden in ein Glühröhrchen gebracht. Dann führt man in das schräg<br />

gehaltene Röhrchen ein etwa 4 mm langes, sauberes Stückchen Natrium so ein, daß es kurz<br />

über der Substanz liegt. Nun wird das Natrium mit einer kleinen, spitzen Flamme (Sparflamme)<br />

geschmolzen, damit es heiß 1 ) in die Substanz tropft. Man erhitzt noch kurze Zeit auf<br />

dunkle Rotglut (oft starke Verkohlung) und bringt das glühende Rohr in 5 ml destilliertes Wasser,<br />

das sich in einem kleinen Becherglas befindet. Das Glührohr zerspringt, und die wäßrige<br />

Lösung der Natriumsalze wird zum Nachweis der Heteroatome abfiltriert.<br />

Sollte die Substanz beim Mischen oder Erhitzen mit Natrium unter Explosion reagieren, so<br />

geht man wie folgt vor: 0,1 g der Substanz werden in l bis 2 ml Eisessig gelöst; dazu gibt man<br />

0,1 g Zinkstaub. Man erwärmt zu gelindem Sieden, bis alles Zink in Lösung gegangen ist. Nun<br />

wird die Lösung zur Trockne eingedampft und der Rückstand nach dem oben beschriebenen<br />

Verfahren aufgeschlossen.<br />

Sollten die folgenden Nachweisreaktionen negativ verlaufen, wird zur Sicherheit der Aufschluß<br />

ein- bis zweimal wiederholt, eventuell mit einer größeren Menge Natrium.<br />

Nachweis des Stickstoffs (Lassaigne-Probe): l ml der filtrierten Aufschlußlösung wird mit<br />

0,5ml einer wäßrigen Eisen(II)-sulfatlösung versetzt, l bis 2 Minuten gekocht, 2 Tropfen<br />

Eisen(III)-chloridlösung zugegeben, nochmals erhitzt und nach dem Abkühlen bis zur schwach<br />

sauren Reaktion angesäuert. Enthielt die Substanz Stickstoff, fällt jetzt Berliner Blau aus (u. U.<br />

nur grünblaue Färbung), das besonders gut erkannt wird, wenn man einige Tropfen der gut<br />

durchgeschüttelten Lösung auf Filterpapier gibt.<br />

Enthält die Substanz Schwefel, kann der Nachweis des Stickstoffs mitunter erschwert sein.<br />

Man wiederholt dann den Aufschluß mit der doppelten Menge Natrium und führt die Stickstoffprobe<br />

mit einer größeren Eisen(II)-sulfatmenge durch (warum?)<br />

Nachweis von Schwefel: l bis 2 ml der Aufschlußlösung werden mit Essigsäure angesäuert.<br />

Man setzt einige Tropfen Bleiacetatlösung zu. Eine schwarze Fällung beweist den Schwefel.<br />

Empfindlicher wird der Nachweis, wenn man 0,5 ml der alkalischen Aufschlußlösung mit<br />

2 Tropfen einer wäßrigen Lösung von Dinatriumpentacyanonitrosylferrat(III) (Nitroprussidnatrium)<br />

versetzt. Bei Anwesenheit von Schwefel tritt eine Violettfärbung auf.<br />

Nachweis der Halogene: Die Halogene werden nach dem Ansäuern der Aufschlußlösung<br />

mit starker Salpetersäure wie üblich mit Silbernitrat nachgewiesen. Bei Anwesenheit von<br />

Stickstoff muß man die entstandene Blausäure vor der Fällung mit Silbernitrat auf dem siedenden<br />

Wasserbad verkochen.<br />

Die Unterscheidung der Halogene wird nach den Methoden der anorganischen Analyse<br />

durchgeführt. Bromid neben Chlorid und lodid läßt sich außerdem durch die spezifische, sehr<br />

empfindliche Eosinprobe einwandfrei nachweisen: 0,5 ml der Aufschlußlösung werden mit einigen<br />

Tropfen konz. Schwefelsäure bis zur sauren Reaktion und 3 bis 5 Tropfen konz. Permanganatlösung<br />

versetzt. Nun bedeckt man das Gläschen mit Papier, das mit Fluoresceinlösung<br />

1 J Es empfiehlt sich, flüssige Substanzen auch in der Kälte mit Natrium zu behandeln. Eine Reaktion unter<br />

Wasserstoffentwicklung weist auf saure Verbindungen hin: Säuren, Alkohole, CH-acide Verbindungen<br />

usw.


E. Identifizierung: 1.1. Vorproben 687<br />

getränkt ist, und erwärmt auf etwa 40 bis 5O 0 C. Nach 15 Minuten hält man das Papier in<br />

Ammoniakdämpfe. Bei Anwesenheit von Brom färbt es sich rosarot.<br />

Zum Fluornachweis wird l ml der Aufschlußlösung zur Trockne eingedampft, 0,5 ml konz.<br />

Schwefelsäure und wenig Kaliumbichromat zugesetzt und kräftig umgeschüttelt. Die Glaswand<br />

wird benetzt. Man erhitzt vorsichtig und schüttelt wieder, bei Anwesenheit von Fluor wird die<br />

Wandung des Glases nicht mehr benetzt.<br />

Man kann Fluor auch durch die Zirkon-Alizarinlack-Probe nachweisen: 2 ml der Aufschlußlösung<br />

werden mit Essigsäure angesäuert und aufgekocht; davon werden l bis 2 Tropfen auf<br />

Zirkon-Alizarin-Papier gegeben. Fluor bewirkt Entfärbung bzw. Gelbfärbung.<br />

1.1.5. Bestimmung der Löslichkeit<br />

Sehr wichtig ist die Bestimmung der Löslichkeit, da sich damit Hinweise auf die Polarität des<br />

Moleküls und auf bestimmte funktionelle Gruppen ergeben. Außerdem zeigen die Löslichkeitsversuche,<br />

wie ein fester Stoff zu reinigen ist (Lösungsmittel zum Umkristallisieren) bzw.<br />

ob ein Gemisch so getrennt werden kann.<br />

Geprüft wird zweckmäßig mit folgenden Reagenzien (in dieser Reihenfolge):<br />

- Wasser<br />

- Ether<br />

- 5% ige Natronlauge<br />

- 5% ige Natriumhydrogencarbonatlösung<br />

- 5%ige Salzsäure<br />

- konz. Schwefelsäure<br />

- Alkohol, Toluen, Eisessig, Petrolether (zum Umkristallisieren und Trennen von Gemischen)<br />

0,01 bis 0,1 g Substanz werden mit etwa 3 ml Lösungsmittel portionsweise versetzt und gut<br />

durchmischt. Falls die Substanz nicht in Wasser löslich ist, wird die Löslichkeit in verd. Natronlauge,<br />

Hydrogencarbonatlösung und Salzsäure zu bestimmt. Es wird sorgfältig geschüttelt, bei<br />

Substanzgemischen das Ungelöste abgetrennt und in jedem Falle die wäßrige Lösung neutralisiert.<br />

Bei der Neutralisation wird beobachtet, ob sich die Ausgangsverbindung wieder ausscheidet.<br />

Schon eine Trübung des neutralisierten Filtrats ist bei Einhalten der vorgeschriebenen<br />

Substanzmengen ein positiver Hinweis auf basische oder saure Eigenschaften. Beim Lösen in<br />

Hydrogencarbonat achte man auf Kohlendioxidentwicklung!<br />

Sollte bei Zimmertemperatur keine Lösung eintreten, wird kurz zum Sieden erhitzt. Es muß<br />

dann, vor allem beim Erhitzen mit Säuren oder Laugen, immer festgestellt werden, ob sich die<br />

Substanz nicht durch Hydrolyse oder ähnliches irreversibel verändert hat (Substanz wieder isolieren,<br />

Schmelz- oder Siedetemperatur bestimmen!).<br />

Schlußfolgerungen aus der Löslichkeit<br />

a) Löslichkeit in Wasser und Ether: Nach ihrer unterschiedlichen Löslichkeit in Wasser und<br />

Ether kann man die organischen Verbindungen in folgende Hauptgruppen einteilen:<br />

I. löslich in Wasser, unlöslich in Ether<br />

II. löslich in Ether, unlöslich in Wasser<br />

III. löslich in Wasser und Ether<br />

IV. unlöslich in Wasser und Ether<br />

Gruppe I. Substanzen, in denen der polare Rest überwiegt: Salze, Polyole, Zucker, Aminoalkohole,<br />

Hydroxycarbonsäuren, Di- und Polycarbonsäuren, niedere Säureamide, aliphatische<br />

Aminosäuren, Sulfosäuren.<br />

Gruppe II. Substanzen, in denen der unpolare Rest überwiegt: Kohlenwasserstoffe, halogenierte<br />

Kohlenwasserstoffe, Ether, Alkohole mit mehr als 5 Kohlenstoffatomen, höhere Ketone<br />

und Aldehyde, höhere Oxime, mittlere und höhere Carbonsäuren, aromatische Carbonsäuren,


688 E. Identifizierung: 1.2. Prüfung auf funktioneile Gruppen<br />

Säureanhydride, Lactone, Ester, höhere Nitrile und Säureamide, Phenole, Thiophenole, höhere<br />

Amine, Chinone, Azoverbindungen.<br />

Gruppe III. Substanzen, in denen sich der Einfluß des polaren und des unpolaren Restes ausgleicht:<br />

Niedere aliphatische Alkohole, niedere aliphatische Aldehyde und Ketone, niedere<br />

aliphatische Nitrile, Säureamide und Oxime, niedere cyclische Ether (Tetrahydrofuran,<br />

1,4-Dioxan), niedere und mittlere Carbonsäuren, Hydroxy- und Oxo-Carbonsäuren, Dicarbonsäuren,<br />

mehrwertige Phenole, aliphatische Amine, Pyridin und seine Homologen, Aminophenole.<br />

Gruppe IV. Hochkondensierte Kohlenwasserstoffe, höhere Säureamide, Anthrachinone, Purinderivate,<br />

einige Aminosäuren (Cystin, Tyrosin), Sulfanilsäure, höhere Amine und Sulfonamide,<br />

makromolekulare Verbindungen.<br />

b) Löslichkeit in Basen und Säuren: Bei diesen Proben muß immer kontrolliert werden, ob<br />

sich die Substanz nicht verändert. Besonders eindeutig verlaufen diese Reaktionen bei Verbindungen<br />

der Lösungsklasse II und IV, da durch Salzbildung die Substanzen in der Regel wasserlöslich<br />

werden. Bei den Gruppen I und III, also bei Substanzen, die von vornherein wasserlöslich<br />

sind, prüft man vorher den pH-Wert mit Indikatorpapier.<br />

Löslich in verdünnter Salzsäure sind aliphatische und aromatische Amine. (Die Löslichkeit<br />

nimmt mit der Anzahl der Arylgruppen stark ab. Diphenylamin löst sich kaum, Triphenylamin<br />

gar nicht.)<br />

Löslich in Natronlauge und Natriumhydrogencarbonatlösung sind stark saure Stoffe, wie<br />

Carbonsäuren, SuIfon- und Sulfinsäuren, einige stark saure Phenole (Nitrophenole,<br />

4-Hydroxy-cumarin) usw. Nur in Natronlauge sind löslich: Phenole, einige Enole, Imide, primäre<br />

aliphatische Nitrokörper, am Stickstoff unsubstituierte und monosubstituierte<br />

Arylsulfonamide, Oxime, Thiophenole, Thiole.<br />

Bei der Reaktion mit Laugen werden organische Basen aus ihren Salzen in Freiheit gesetzt.<br />

Sie fallen entweder kristallin aus oder scheiden sich als Öl ab bzw. machen sich durch ihren<br />

Geruch bemerkbar. Fettsäuren mit einer Kohlenstoffzahl über 12 lösen sich nicht mehr klar in<br />

Alkalien, sondern bilden typische Seifen, die opaleszieren.<br />

ß-Dicarbonylverbindungen, die mit alkoholischer Kalilauge sofort unter Salzbildung reagieren,<br />

lassen sich mit 5%iger Natronlauge nicht neutralisieren.<br />

Gewisse Substanzen lösen sich sowohl in Basen als auch in Säuren (amphotere Stoffe).<br />

Hierzu gehören: Aminosäuren, Aminophenole, Aminosulfon- und Aminosulfinsäuren u. a.<br />

c) Löslichkeit in konz. Schwefelsäure: Das Lösen in konz. Schwefelsäure ist oft mit einer<br />

Reaktion verbunden, die sich durch Erwärmung, Gasentwicklung usw. anzeigt. Daher läßt der<br />

Schwefelsäuretest keine für die angeführten Substanzklassen allgemeingültigen Schlüsse zu,<br />

gibt aber oft Hinweise, von denen einige nachfolgend aufgeführt werden: Ungesättigte Substanzen<br />

werden in wasserlösliche Schwefelsäureester übergeführt; sauerstoffhaltige Substanzen<br />

gehen meist unter Oxoniumsalzbildung in Lösung, wenn der organische Rest nicht mehr als<br />

9 bis 12 Kohlenstoffatome enthält; Alkohole werden verestert oder dehydratisiert; Olefine<br />

können polymerisieren; einige Kohlenwasserstoffe werden sulfoniert; Triphenylmethanol, Phenolphthalein<br />

und ähnliche Verbindungen zeigen Halochromieerscheinungen; lodverbindungen<br />

zersetzen sich unter lodausscheidung.<br />

1.2. Prüfung auf funktioneile Gruppen<br />

Durch die Bestimmung der Löslichkeiten, der Heteroatome, der physikalischen Konstanten<br />

(Schmelztemperatur, Siedetemperatur, Molmasse usw.) sowie die Farbe der Substanz erhält<br />

man bereits wesentliche Hinweise auf die zu analysierende Verbindung. Zur weiteren Einengung<br />

der in Frage kommenden Verbindungsklassen wird die Spektroskopie herangezogen.


E. Identifizierung: 1.2. Prüfung auf funktioneile Gruppen 689<br />

Eine zusätzliche Möglichkeit besteht im Einsatz von Reaktionen, die in möglichst kurzer Zeit<br />

ablaufen, sich durch eine charakteristische Änderung, wie Fällung, Farbumschlag, Entstehung von<br />

charakteristisch riechenden Substanzen, oder durch Änderung der Löslichkeit anzeigen.<br />

Bei der außerordentlichen Vielzahl organischer Verbindungen kann durch die Möglichkeit<br />

der Kombination von mehreren funktioneilen Gruppen in einem Molekül deren Nachweis<br />

gestört sein. Trotz dieser Einschränkung ist es in der Praxis aber möglich, solche Verbindungen<br />

zu erkennen, wenn man den Einfluß aller im Molekül enthaltenen funktioneilen Gruppen auf<br />

die spezielle Nachweisreaktion berücksichtigt (vgl. E.4., Aufgaben 1.1. bis 1.5.).<br />

In diesem Zusammenhang sollte vor der Überbewertung von Farbreaktionen, die in der<br />

Literatur für einzelne Verbindungen als charakteristisch beschrieben sind, gewarnt werden, da<br />

in vielen Fällen auch andere Substanzen ähnliche Reaktionen zeigen.<br />

1.2.1. Hinweise auf ungesättigte Verbindungen<br />

Das Erkennen einer ungesättigten Verbindung ist prinzipiell durch die in D.4. dargelegten<br />

Additionsreaktionen möglich. Im vorliegenden Falle werden die Bromaddition in Tetrachlorkohlenstoff<br />

oder die Entfärbung von Permanganat benutzt. Weitere Hinweise auf ungesättigte<br />

Verbindungen entnimmt man dem IR-Spektrum; im !H-NMR-Spektrum findet man typische<br />

chemische Verschiebungen für HCR=, HC= und HAr.<br />

1.2.1.1. Umsetzung mit Brom<br />

Arbeitsvorschrift s. D.4.1.4.<br />

Tetrachlorkohlenstoff als Lösungsmittel hat den Vorteil, daß er HBr nicht löst und daher<br />

auch Substitutionen, die durch HBr-Entwicklung gekennzeichnet sind, leicht nachzuweisen<br />

gestattet.<br />

Grenzen: Nicht alle Olefine addieren Brom! Die Anwesenheit von -I- und -M-Gruppen an<br />

einem doppelt gebundenen C-Atom verlangsamt die Reaktion oder verhindert sie ganz. Sterisch<br />

gehinderte Olefine addieren Brom oft nur in Eisessig oder Wasser. Aliphatische und aromatische<br />

Amine können ein Olefin vortäuschen, da sie die Lösung entfärben.<br />

Substitutionen unter HBr-Entwicklung verhindern die eindeutige Aussagekraft der Reaktion.<br />

Besonders betrifft dies Enole, Phenole, Methylketone und Malonester. Leicht oxidierbare<br />

Verbindungen wie Thiole stören.<br />

1.2.1.2. Umsetzung mit Permanganat<br />

Diese Reaktion ist immer durch die Bromaddition zu ergänzen!<br />

0,1 g Substanz wird in 2 ml Wasser oder 2 ml Aceton 1 ) gelöst und eine 2%ige wäßrige Permanganatlösung<br />

tropfenweise zugegeben. Der Test ist negativ, wenn nicht mehr als 3 Tropfen<br />

entfärbt werden.<br />

Grenzen: Diese Oxidationsreaktion (vgl. D.6.2.1.) stellt eine willkommene Ergänzung der<br />

Bromaddition dar. So reagieren hochkonjugierte Olefine mit Permanganat, die Brom nur<br />

schwer addieren. Darüber hinaus geben natürlich alle leicht oxidierbaren Substanzen einen<br />

postiven Test, wie Enole, Phenole, Thiole, Thioether, Amine, Aldehyde, Ameisensäureester,<br />

Alkohole. Oftmals werden falsche Deutungen vorgenommen, weil leicht oxidierbare Verunreinigungen<br />

eine oxidierbare Verbindung vortäuschen.<br />

1 J Das Aceton muß gegen Permanganat beständig sein, sonst gibt man zunächst so viel Permanganat zu,<br />

bis keine Entfärbung mehr stattfindet.


690 E. Identifizierung: 1.2. Prüfung auf funktionelle Gruppen<br />

1.2.2. Hinweise auf Aromaten<br />

Grundsätzlich sind die meisten in D.5. aufgeführten Substitutionsreaktionen zum Nachweis<br />

von Aromaten geeignet. Daneben gibt die Spektroskopie wertvolle Hinweise!<br />

1.2.2.1. Umsetzung mit Salpetersäure<br />

| Vorsicht! Evtl. sehr heftige Umsetzung, vgl. D.5.1.3.<br />

Zu 0,1 g Substanz werden langsam unter fortwährendem Schütteln 3 ml Nitriersäure (l Teil<br />

rauchende Salpetersäure, l Teil konz. Schwefelsäure) gegeben. Dann wird im Abzug auf einem<br />

Wasserbad 5 Minuten auf 45 bis 5O 0 C erwärmt und anschließend auf 10g zerstoßenes Eis<br />

gegossen und das erhaltene Öl oder Festprodukt abgetrennt.<br />

Man prüft auf Vorhandensein einer Nitrogruppe durch Reduktion mit Zink und Ammoniumchlorid.<br />

Das dabei entstehende Phenylhydroxylamin reduziert ammoniakalische Silberoxidlösung<br />

(Tollens-Reagens) zu metallischem Silber.<br />

0,3 g der Substanz in 10 ml 50%igem Ethanol werden mit 0,5 g Ammoniumchlorid und 0,5 g<br />

Zinkstaub versetzt. Die Mischung wird geschüttelt und 2 Minuten zum Sieden erhitzt. Nach<br />

dem Abkühlen filtriert man und gibt Tollens-Reagens 1 ) zu. Die Ausscheidung von metallischem<br />

Silber beweist, daß eine Nitro- oder Nitrosogruppe vorlag.<br />

Grenzen: s. D.5.1.3.<br />

1.2.2.2. Umsetzung mit Chloroform und Aluminiumchlorid<br />

Zu 2 ml trockenem Chloroform wird 0,1 g der Substanz gegeben. Dann setzt man vorsichtig 0,5 g<br />

wasserfreies Aluminiumchlorid so zu, daß ein Teil an der Wand des Glases bleibt. Das Auftreten<br />

verschiedenfarbiger Tönungen an diesem Teil des Glases deutet auf einen Aromaten. 2 )<br />

1.2.3. Hinweis auf stark reduzierende Substanzen<br />

(Umsetzung mit ammoniakalischer Silbersalzlösung)<br />

Stark reduzierende Substanzen scheiden aus ammoniakalischer Silberoxidlösung metallisches<br />

Silber aus:<br />

0,05 g Substanz werden mit 2 bis 3 ml frisch zubereitetem Tollens-Reagens 1 ) in einem sauberen<br />

Reagensglas (vorher mit heißer konz. Salpetersäure reinigen) versetzt. Falls sich in der<br />

Kälte kein Silberspiegel bildet, wird kurze Zeit auf 60 bis 70 0 C erwärmt.<br />

Eine positive Reaktion deutet auf Aldehyde, reduzierende Zucker, a-Diketone, a-Ketole,<br />

mehrwertige Phenole, a-Naphthole, Aminophenole, Hydrazine, Hydroxylamine, a-Alkoxyund<br />

a-Dialkylamino-ketone u.a. Auch einige aromatische Amine, z.B. p-Phenylendiamin,<br />

geben eine positive Reaktion.<br />

1 J VgI. Reagenzienanhang.<br />

2) Umfangreiche Untersuchungen und Grenzen bei: TALSKY, G., Z. analyt. Chem. 188 (1962), 416; 191<br />

(1962), 191; 195 (1963), 171.


1.2.4. Hinweise auf Aldehyde und Ketone<br />

E. Identifizierung: 1.2. Prüfung auf funktioneile Gruppen 691<br />

Aldehyde und Ketone sind an typischen Frequenzen im IR-Spektrum zu erkennen (vgl. Tab.<br />

A.135); das Aldehydproton ist im iH-NMR-Spektrum durch seine starke Verschiebung nach<br />

tiefen Feldern zu identifizieren; im 13 C-NMR-Spektrum ist der Carbonylkohlenstoff leicht zu<br />

erkennen.<br />

1.2.4.1. Umsetzung mit Dinitrophenylhydrazin<br />

Aldehyde und Ketone werden durch Fällung der 2,4-Dinitro-phenylhydrazone nachgewiesen.<br />

Arbeitsvorschrift s. D.7.1.1.<br />

Grenzen: Durch die saure Reagenslösung werden die meisten Acetale, Ketale, Oxime und<br />

Azomethine hydrolysiert und die gebildeten Carbonylverbindungen als 2,4-Dinitro-phenylhydrazone<br />

ausgefällt. Die Reaktion versagt bei Hydroxyketonen (Acyloinen).<br />

Zur Unterscheidung der Aldehyde von den Ketonen kann man die leichtere Oxidierbarkeit<br />

der Aldehyde heranziehen:<br />

1.2.4.2. Umsetzung mit Fehlingscher Lösung<br />

0,05 g Substanz und 2 bis 3 ml Fehlingsche Lösung 1 ) werden auf einem siedenden Wasserbad 5<br />

Minuten erhitzt.<br />

Der Test ist positiv, wenn gelbes oder rotes Kupferoxid ausfällt.<br />

Grenzen: Aromatische Aldehyde geben diesen Test normalerweise nicht. Gleichzeitige<br />

Anwesenheit anderer, stark reduzierender Gruppierungen stört (vgl. E.I.2.3.).<br />

1.2.4.3. Umsetzung mit fuchsinschwefliger Säure (Schiffsches Reagens)<br />

Zu 2 Tropfen oder 0,05 g Substanz werden 2 ml Schiffsches Reagens 1 ) gegeben, und die Lösung<br />

wird gut geschüttelt.<br />

Der Nachweis ist positiv, wenn sich die Lösung rosa bis violett verfärbt.<br />

Grenzen: Die Reaktion gelingt nicht mit Glyoxal und Zuckern, aromatischen Hydroxyaldehyden<br />

und a,ß-ungesättigten Aldehyden. Substanzen, die leicht SO2 absorbieren, können Aldehyde<br />

vortäuschen.<br />

1.2.5. Hinweise auf Alkohole, Phenole, Enole<br />

Man beachte die typischen Frequenzen dieser Substanzklassen im IR-Spektrum, vgl. Tab. A.135!<br />

OH-haltige Verbindungen geben mit Cerammoniumnitrat farbige Komplexe. Mit Eisen-<br />

(Ill)-chlorid ist die Unterscheidung der Enole und Phenole von den Alkoholen möglich.<br />

1.2.5.1. Umsetzung mit Cerammoniumnitrat-Reagens 1 )<br />

Wasserlösliche Substanzen: Man verdünnt 0,5 ml Reagenslösung mit 3 ml dest. Wasser und versetzt<br />

mit 5 Tropfen einer konz. wäßrigen Lösung der Substanz.<br />

Wasserunlösliche Substanzen: Man verdünnt 0,5 ml Reagenslösung mit 3 ml Dioxan, setzt<br />

tropfenweise so viel Wasser zu, bis eine klare Lösung vorliegt, und gibt 5 Tropfen einer konz.<br />

Lösung der Substanz in Dioxan zu.<br />

l Vgl. Reagenzienanhang.


692 E. Identifizierung: 1.2. Prüfung auf funktioneile Gruppen<br />

Bei Alkoholen färbt sich das Reagens rot. Phenole geben in wäßriger Lösung eine grünlichbraune<br />

bis braune Fällung, in Dioxan dagegen eine tiefrote bis braune Färbung.<br />

Grenzen: Die Reaktion verläuft eindeutig mit Verbindungen, die nicht mehr als zehn C-<br />

Atome besitzen, bei höhermolekularen Verbindungen ist die Färbung zuwenig intensiv. Mehrwertige<br />

Alkohole lassen sich ebenfalls nachweisen, allerdings kann sich die Lösung durch Oxidation<br />

schnell entfärben. Positive Reaktion geben weiterhin viele Amine und Substanzen, die<br />

sich leicht zu farbigen Verbindungen oxidieren lassen.<br />

1.2.5.2. Umsetzung mit Eisen(lll)-chlorid<br />

l Tropfen der Substanz wird in 5 ml Alkohol gelöst und l bis 2 Tropfen einer l % igen wäßrigen<br />

Eisen(III)-chloridlösung zugesetzt.<br />

Positive Reaktion zeigt sich durch eine Färbung an (blutrot bis kornblumenblau bei aliphatischen<br />

Enolen, blau bis violett bei Phenolen).<br />

Grenzen: Positiver Ausfall weist auf Phenole und Enole hin. Die meisten Oxime und Hydroxamsäuren<br />

geben eine rote Färbung, die Hydroxyverbindungen des Chinolins und Pyridins rotbraune,<br />

blaue oder grüne Farben. Auch bei Hydroxyderivaten der fünfgliedrigen Heterocyclen mit<br />

aromatischem Charakter entstehen rote Färbungen. Aminosäuren und Acetate geben braune bzw.<br />

rote, Diphenylamin grüne Färbungen. Viele Phenole geben diese Farbreaktion nicht.<br />

1.2.5.3. Umsetzung mit Kupfer(ll)-Salzen<br />

Mehrwertige Alkohole bilden mit Kupfer(II)-Ionen besonders in alkalischem Medium Komplexe.<br />

5 bis 6 Tropfen der Substanz werden in verd. Natronlauge gelöst und wenige Tropfen einer<br />

sehr verd. Kupfersulfatlösung zugegeben.<br />

Bildet sich kein Kupferhydroxidniederschlag, so liegt wahrscheinlich ein mehrwertiger<br />

Alkohol vor.<br />

1.2.5.4. Umsetzung mit Zinkchlorid/Salzsäure (Lukas-Reagens)<br />

Zur Unterscheidung primärer, secundärer und tertiärer Alkohole benutzt man die unterschiedliche<br />

Substitutionsgeschwindigkeit der OH-Gruppe durch Chloridionen (vgl. D.2.5.I.).<br />

Zu l ml Substanz werden schnell 6 ml Lukas-Reagens 1 ) gegeben. Anschließend wird die<br />

Mischung umgeschüttelt, 5 Minuten stehengelassen und beobachtet.<br />

Primäre Alkohole bis zu 5 C-Atomen werden gelöst, die Lösung färbt sich oft dunkel, bleibt<br />

aber klar.<br />

Secundäre Alkohole lösen sich zunächst klar, die Lösung wird aber bald trüb, zum Schluß<br />

scheiden sich feine Tröpfchen des Chlorids ab.<br />

Bei tertiären Alkoholen entstehen schnell 2 Phasen, eine davon ist das Chlorid.<br />

Grenzen: Da der Lukas-Test vom Erscheinen des unlöslichen Alkylchlorids abhängig ist, ist<br />

er natürlich nur bei solchen Alkoholen anwendbar, die sich klar im Reagens lösen. Allylalkohol<br />

verhält sich wie ein secundärer Alkohol (warum?).<br />

1 ) VgI. Reagenzienanhang.


1.2.5.5. Umsetzung mit Deniges-Reagens<br />

E. Identifizierung: 1.2. Prüfung auf funktioneile Gruppen 693<br />

Tertiäre und z.T. auch secundäre Alkohole werden leicht durch konzentrierte Schwefelsäure<br />

dehydratisiert. Die dabei entstehenden Olefine bilden mit Quecksilberionen gelbe bis rote<br />

Niederschläge.<br />

3 ml Deniges-Reagens 1 ) werden mit einigen Tropfen der Substanz l bis 3 Minuten zum Sieden<br />

erhitzt.<br />

Tertiäre Alkohole geben gelbe bis rote Niederschläge. Primäre und vor allem secundäre<br />

Alkohole geben u. U. auch Niederschläge, die aber meist farblos sind. Die Ester tertiärer Alkohole<br />

können durch das Reagens hydrolysiert werden und geben dann ebenfalls eine positive<br />

Reaktion. Thiophen wird als Komplex ausgefällt.<br />

1.2.6. lodoformprobe (Umsetzung mit Natriumhypoiodid)<br />

Arbeitsvorschrift s. D.6.5.3.<br />

Grenzen: Die lodoformprobe ist positiv bei folgenden Verbindungstypen:<br />

H3C-CO-R<br />

R-CO-CH2-CO-R<br />

H3C-CH(OH)-R<br />

R-CH(OH)-CH2-CH(OH)-R R = H, Alkyl, Aryl<br />

Keine lodoformreaktionen geben:<br />

H3C-CO-CH2-X X = CN, NO2 (COOR) [E.3]<br />

1.2.7. Hinweise auf alkalisch hydrolysierbare Verbindungen<br />

1.2.7.1. Umsetzung mit wäßriger Natronlauge (Rojahn-Probe)<br />

0,1 g Substanz wird in 3 ml Alkohol gelöst; es werden 3 Tropfen einer alkoholischen Phenolphthaleinlösung<br />

zugesetzt und gerade so viel 0,1 N alkoholische Natronlauge zugetropft, daß<br />

eine Rotfärbung zu erkennen ist. Dann erwärmt man 5 Minuten auf dem Wasserbad bei 40 0 C.<br />

Verschwindet die Rotfärbung, so ist die Reaktion positiv. Zur Sicherheit wiederholt man<br />

den Versuch mit der gleichen Probe durch erneute Zugabe von Natronlauge mehrere Male.<br />

Positive Reaktionen geben Ester, Lactone, Anhydride, leicht hydrolysierbare Halogenide,<br />

Amide und Nitrile.<br />

Grenzen: Freie Säuren müssen vor Durchführung der Probe neutralisiert werden. Störungen<br />

sind zu erwarten bei spaltbaren Diketonen (vgl. D.7.2.1.9.) sowie leicht verharzenden oder disproportionierenden<br />

Stoffen (vgl. D.7.3.I.5.).<br />

l) Vgl. Reagenzienanhang.<br />

[E.2]


694 E. Identifizierung: 1.2. Prüfung auf funktioneile Gruppen<br />

1.2.7.2. Umsetzung mit Hydroxylamin (Hydroxamsäuretest)<br />

Der Hydroxamsäuretest beruht auf der Aminolyse von Carbonsäurederivaten durch Hydroxylamin<br />

(vgl. Tab. 7.7.).<br />

0,05 g Substanz werden mit l ml 0,5 N alkoholischer Hydroxylaminhydrochloridlösung versetzt<br />

und 0,2 ml 6 N Natronlauge zugegeben. Die Mischung wird zum Sieden erhitzt und wieder<br />

abgekühlt, und es werden 2 ml l N Salzsäure zugetropft. Falls die Mischung trübe wird, setzt<br />

man 2 ml Alkohol zu. Bei Zugabe von l bis 2 Tropfen einer 5%igen wäßrigen Eisen(III)-chloridlösung<br />

tritt bei positiver Reaktion eine dunkelrote bis violette Farbtönung auf. Falls die<br />

Farbe nicht beständig ist, muß mehr Eisen(III)-chloridlösung zugesetzt werden.<br />

Positive Reaktion zeigen die unter E. 1.2.7.1. angegebenen Verbindungsklassen, von den<br />

Halogenverbindungen nur die Säurehalogenide und die geminalen Trihalogenide.<br />

Grenzen: Ameisensäure, Milchsäure und aliphatische Nitroverbindungen geben eine positive<br />

Reaktion. Folgende Ester geben den Hydroxamsäuretest nicht: Kohlensäureester, Urethane,<br />

Chlorameisensäureester, Sulfonsäureester und Ester anorganischer Säuren. Phenole stören<br />

die Reaktion nicht. Der Nachweis von Carbonsäuren ist analog möglich:<br />

Eine Probe der Carbonsäure versetzt man mit l ml Thionylchlorid, erhitzt 10 Minuten auf<br />

dem Wasserbad, verdampft das Thionylchlorid im Vakuum und setzt den Rückstand wie<br />

beschrieben mit Hydroxylamin um.<br />

Grenzen: Carbonsäuren, die leicht flüchtige Säurechloride ergeben, sind nicht erfaßbar.<br />

1.2.7.3. Umsetzung mit konzentrierter Kalilauge<br />

Carbonsäureamide und Nitrile sind durch die Rojahn-Probe im allgemeinen nicht erfaßbar.<br />

Man versetzt die Substanz in einem Reagenzglas mit konz. Kalilauge, säubert den Rand des<br />

Glases sorgfältig von Alkalispuren, verschließt das Glas locker mit einem Wattebausch und<br />

erhitzt anschließend die Mischung zum Sieden (Siedestein!). Bläuung eines auf die Watte<br />

gelegten feuchten roten Lackmusstreifen zeigt Nitrile und einfache Amide an.<br />

Grenzen: Salze flüchtiger Amine sowie Imide, Carbonsäurehydrazide usw. geben eine positive<br />

Reaktion.<br />

1.2.8. Hinweise auf Amine<br />

Amine deuten sich durch ihre Löslichkeit und ihren Stickstoffgehalt bereits in den Vorproben<br />

an. Primäre Amine lassen sich durch die Isocyanidprobe („Isonitrilprobe") erkennen. Die<br />

Unterscheidung zwischen primären aliphatischen und aromatischen Aminen gelingt durch Diazotierung<br />

und Kupplung. Primäre, secundäre und tertiäre Amine trennt man über Sulfamide<br />

(Hinsberg-Reaktion, vgl. D.8.5.).<br />

Man beachte die Banden der NH-Valenzschwingungen im IR-Spektrum (vgl. Tab: A.135).<br />

1.2.8.1. Umsetzung mit Chloroform (Isocyanidprobe)<br />

Vorsicht! Isocyanide sind stark giftig! Reaktion im Abzug durchführen, anschließend mit<br />

konz. Salzsäure zersetzen!<br />

2 bis 3 Tropfen der Analysensubstanz oder bei Festsubstanzen eine Spatelspitze werden in l ml<br />

Ethanol gelöst. Man gibt 2 ml verd. Natronlauge und einige Tropfen Chloroform hinzu und<br />

erhitzt kurz zum Sieden.


E. Identifizierung: 1.2. Prüfung auf funktionelle Gruppen 695<br />

An einem sehr intensiven unangenehmen Geruch (Blindprobe) erkennt man die Bildung<br />

eines Isocyanids. Man formuliere den Reaktionsverlauf!<br />

Grenzen: Diese Reaktion ist sehr empfindlich und kann bereits von Aminspuren hervorgerufen<br />

werden. Hochsiedende Amine bilden Isocyanide mit geringem Dampfdruck und sind<br />

daher schwer wahrzunehmen.<br />

1.2.8.2. Umsetzung mit salpetriger Säure<br />

Vorsicht! Nitrosamine sind sehr giftig und cancerogen (vgl. D.8.2.I.), nicht mit der Haut in<br />

( Berührung bringen! Reaktion unter dem Abzug durchführen!<br />

Arbeitsvorschrift s. D.8.2.1.<br />

Die aus primären aromatischen Aminen erhältliche Diazoniumsalzlösung wird mit ß-Naphthol<br />

gekuppelt (vgl. D.8.3.3.). Ein orangefarbener bis orangeroter Niederschlag beweist das<br />

primäre aromatische Amin.<br />

Aus secundären Aminen bilden sich bei der oben beschriebenen Umsetzung mit salpetriger<br />

Säure meistens in Wasser unlösliche gelbliche Nitrosamine. Bei niederen aliphatischen secundären<br />

Aminen dagegen sind die Nitrosamine sehr gut wasserlöslich. Tertiäre Amine reagieren<br />

nicht (vgl. hier D.8.2.1.).<br />

AyV-Dialkylaniline bilden p-Nitroso-verbindungen, vgl. auch D.5.19., die sich beim Alkalisieren<br />

durch ihre grüne Farbe zu erkennen geben. Primäre aliphatische Aminen bilden Alkohole,<br />

die sich bei einer längeren Kohlenstoffkette als Öle abscheiden. Niedere aliphatische<br />

Alkohole lassen sich nach Neutralisation mit Kaliumhydroxid durch Sättigen mit Kaliumcarbonat<br />

aussalzen.<br />

1.2.8.3. Umsetzung mit Ninhydrin<br />

l bis 2 mg Substanz werden in wenig Wasser mit 4 bis 5 Tropfen einer l%igen wäßrigen Ninhydrinlösung<br />

kurze Zeit gekocht.<br />

Die Lösung färbt sich bei Anwesenheit einer Aminosäure tief violett.<br />

Grenzen: Ammoniak, primäre Amine und ihre Salze stören, da sie ähnliche Färbungen zeigen.<br />

1.2.9. Hinweise auf Nitro- und Nitrosoverbindungen<br />

1.2.9.1. Umsetzung mit Zink und Ammoniumchlorid<br />

Arbeitsvorschrift s. E.l.2.2.1.<br />

Die Reaktion beruht auf der Bildung von Hydroxylamin, das mit Tollens-Reagens unter<br />

Abscheidung von metallischem Silber reagiert.<br />

Grenzen: Substanzen, die Tollens-Reagens selbst reduzieren (vgl. E. 1.2.3.), sind für diesen<br />

Test ungeeignet.<br />

Primäre und secundäre aliphatische Nitroverbindungen unterscheidet man wie folgt:<br />

1.2.9.2. Umsetzung der aci-Form mit Eisen(lll)-chlorid<br />

Man schüttelt eine Probe der Substanz mit konz. Natronlauge. Das entstehende Natriumsalz<br />

wird abgefrittet, in wenig Wasser gelöst und mit Ether überschichtet. Danach wird tropfenweise<br />

wäßrige Eisen(III)-chloridlösung zugesetzt. Beim Schütteln färbt sich die Etherschicht<br />

rot bis rotbraun.


696 E. Identifizierung: 1.2. Prüfung auf funktioneile Gruppen<br />

1.2.9.3. Umsetzung der aci-Form mit salpetriger Säure<br />

Eine Probe der Substanz wird mit einer Lösung von Natriumnitrit in 10 N Natronlauge versetzt.<br />

Ein sich bildender Niederschlag wird anschließend durch tropfenweise Zugabe von Wasser in<br />

Lösung gebracht. Man versetzt nunmehr vorsichtig unter Kühlung tropfenweise mit verd.<br />

Schwefelsäure.<br />

In schwach alkalischem Gebiet tritt bei Vorhandensein von primären Nitroverbindungen<br />

eine blutrote Färbung auf, die im sauren Gebiet wieder verschwindet. Secundäre Nitroverbindungen<br />

bilden beim Ansäuern intensiv blaue bis grüne Pseudonitrole, die sich mit Chloroform<br />

ausschütteln lassen (vgl. auch D.8.2.3.).<br />

1.2.10. Hinweis auf hydrolysierbares Halogen<br />

Einige Tropfen der wäßrigen oder alkoholischen Lösung der halogenhaltigen Substanz werden<br />

mit 2 ml einer 2%igen ethanolischen Silbernitratlösung versetzt. Falls nach 5 Minuten Stehen<br />

bei Zimmertemperatur keine Fällung erfolgt, wird die Lösung zum Sieden erhitzt. Bildet sich<br />

eine Fällung, so muß diese auch nach Zugabe von 2 Tropfen Salpetersäure bestehenbleiben.<br />

Entsprechend ihrer Löslichkeit kann man die in Frage kommenden Verbindungen in folgende<br />

Klassen einteilen:<br />

I. Wasserlösliche Substanzen: Fällung bei Zimmertemperatur: Salze von Aminen mit Halogenwasserstoffsäuren,<br />

niedere aliphatische Säurehalogenide<br />

II. Wasserunlösliche Substanzen<br />

a) Fällung bei Zimmertemperatur: Säurechloride, tert-Alkylhalogenide, geminale aliphatische<br />

Dibromide, a-Halogen-ether, Allylhalogenide, Alkyliodide<br />

b) Fällung bei erhöhter Temperatur: primäre und secundäre Alkylchloride, vicinale Dibromide,<br />

Dinitrochlorbenzene<br />

c) keine Fällung: Arylhalogenide, Vinylhalogenide, Tetrachlorkohlenstoff u. a.<br />

1.2.11. Hinweise auf Thiole und Thiophenole<br />

Fast alle Verbindungen dieser Substanzklassen sind bereits durch ihren durchdringenden, sehr<br />

unangenehmen Geruch erkennbar.<br />

Zum Nachweis kann man mit Schwermetallsalzlösungen umsetzen oder Farbreaktionen<br />

durchführen.<br />

1.2.11.1. Umsetzung mit Schwermetallsalzen<br />

Man löst eine Probe der Substanz in etwas Alkohol und versetzt mit einer konzentrierten wäßrigen<br />

Lösung eines Schwermetallsalzes (z.B. Blei(II)-acetat, Quecksilber(II)-chlorid, Kupfer(I)-chlorid).<br />

Bei Vorhandensein eines Thiols bildet sich ein charakteristischer Niederschlag, der beim<br />

Erwärmen meist in das entsprechende Sulfid übergeht. Blei- und Kupferthiolate sind gelb,<br />

Quecksilber(II)-thiolate farblos.<br />

1.2.11.2. Umsetzung mit salpetriger Säure<br />

Eine Probe der Substanz wird in Ethanol gelöst und mit festem Natriumnitrit versetzt. Man<br />

gibt anschließend vorsichtig verd. Schwefelsäure hinzu.


E. Identifizierung: 2.1. Identifizierung von Aminoverbindungen 697<br />

Primäre und secundäre Thiole zeigen eine rote Farbe. Tertiäre Thiole und Thiophenole werden<br />

zunächst grün, anschließend ebenfalls rot gefärbt.<br />

Grenzen: Thiocyansäure und Thiocyansäureester sowie einige Xanthogenverbindungen<br />

geben die gleiche Reaktion. Mercaptocarbonsäuren zeigen keine intensiven Färbungen, bei<br />

Mercaptozimtsäure versagt die Reaktion.<br />

1.2.11.3. Umsetzung mit Dinatriumpentacyanonitrosylferrat(lll)<br />

(Nitroprussidnatrium)<br />

Eine Probe der Substanz wird in Wasser, Alkohol oder Dioxan gelöst und mit 5 Tropfen 2 N<br />

Natronlauge und 5 Tropfen wäßriger Nitroprussidnatriumlösung versetzt. Violettfärbung zeigt<br />

Thiole an.<br />

Nach diesen Vorproben dürfte für die überwiegende Anzahl von Stoffen eine Zuordnung zu<br />

einer bestimmten Stoffklasse möglich sein, wobei z. T. auch schon Derivate erhalten wurden,<br />

die zur Identifizierung dienen können.<br />

2. Derivate und Spektren<br />

Zur Identifizierung einer unbekannten Verbindung bedient man sich verschiedener Methoden:<br />

a) Herstellung von festen, schmelzbaren Derivaten und Vergleich der Schmelztemperatur mit<br />

einer authentischen Probe (Mischschmelztemperatur!) oder mit in entsprechenden Tabellenwerken<br />

aufgeführten Werten der Schmelztemperaturen.<br />

Zur eindeutigen Charakterisierung sollte man neben den durch die Vorproben gewonnenen<br />

Erkenntnissen mindestens drei unterschiedliche Derivate herstellen, deren Schmelztemperaturen<br />

mit denjenigen der authentischen Substanz übereinstimmen müssen.<br />

b) Bestimmung der Molmasse der unbekannten Verbindung durch Verseifungs- oder Neutralisationsäquivalent,<br />

Bestimmung der ausgefällten Menge Silberhalogenid u. a. m. oder direkte<br />

Molmassenbestimmung der Verbindung nach einer der üblichen Methoden (vgl. Praktikumsbücher<br />

der physikalischen Chemie).<br />

c) Herstellung von Derivaten mit anschließender Bestimmung des Spaltäquivalents. Diese<br />

Methode stellt eine wertvolle Ergänzung des Vergleichs der Schmelztemperatur mit Tabellenwerten<br />

dar.<br />

d) Eine Substanz ist auch dann eindeutig charakterisiert, wenn sie das gleiche IR-Spektrum<br />

wie eine authentische Probe zeigt („finger-print-Gebiet"), vgl. A.3.5.2.). Zur Unterscheidung<br />

von Strukturisomeren eignet sich sowohl die IR- als auch die NMR-Spektroskopie<br />

(vgl. A.3.5.2. und A.3.5.3.).<br />

2.1. Identifizierung von Aminoverbindungen<br />

Primäre und secundäre Amine werden durch Acylierung, tertiäre Amine meist durch Quaternisierung<br />

charakterisiert. Fast alle Amine bilden Hydrogenhalogenide, doch ist ihre Darstellung<br />

besonders für tertiäre Amine zu empfehlen.


698 E. Identifizierung: 2.1. Identifizierung von Aminoverbindungen<br />

2.1.1. Primäre und secundäre Amine<br />

2.1.1.1. Darstellung der Benzamide<br />

Arbeitsvorschrift s. D.7.1.4.1. (Die dort angegebene Vorschrift ist auch für Amine gültig.)<br />

Grenzen: Gleiche Reaktion geben Alkohole, Thiole, Phenole. Erhaltene Derivate auf Stickstoffgehalt<br />

prüfen!<br />

2.1.1.2. Darstellung der Benzen- und Toluensulfonamide<br />

und Hinsberg-Trennung<br />

Arbeitsvorschrift s. D.8.5.<br />

Grenzen: Diese Trennungsreaktion ist nur für Amine mit einer Kettenlänge bis zu 6 C-Atomen<br />

einwandfrei anwendbar. Die erhaltenen Sulfonamide sind sehr stabile Verbindungen und<br />

lassen sich hydrolytisch nur schwer spalten. So müssen Sulfonamide von primären Aminen 24<br />

bis 36 Stunden, Sulfonamide secundärer Amine 10 bis 12 Stunden mit konzentrierter Salzsäure<br />

unter Rückfluß erhitzt werden, um die Amine zurückzugewinnen. Eine brauchbare Methode<br />

ist die Spaltung mit 48%iger Brom Wasserstoff säure bzw. 30%iger Bromwasserstoffsäure in<br />

Eisessig und Phenol. 1 )<br />

Die Hydrolyse kann vorteilhaft auch mit ZnCl2/HCl in Eisessig durchgeführt werden. 2 )<br />

2.1.1.3. Darstellung der Pikrate, Pikrolonate und Styphnate<br />

0,2g Amin werden in 5 ml 95%igem Ethanol gelöst und mit einer gesättigten Lösung von<br />

Pikrinsäure (Pikrolonsäure, Styphninsäure) in 95%igem Ethanol versetzt und aufgekocht. Die<br />

beim langsamen Abkühlen ausfallenden Kristalle werden abgesaugt und aus Ethanol umkristallisiert.<br />

Grenzen: Einige aromatische Kohlenwasserstoffe bilden unter diesen Bedingungen ebenfalls<br />

Pikrate, die sich oftmals nicht Umkristallisieren lassen (vgl. E.2.6..2.4.). Vorsicht! Prikrate können<br />

beim Erhitzen explodieren. Pikrate, Pikrolonate und Styphnate s. BEILSTEIN, Bd. 6 und Bd. 24.<br />

2.1.1.4. Darstellung der Phenylthioharnstoffe<br />

Arbeitsvorschrift s. D.7.1.6.<br />

Bei wasserlöslichen, niedermolekularen Aminen gelingt die Umsetzung mit Phenylisothiocyanat<br />

in gleicher Weise in Wasser (über Nacht stehenlassen).<br />

2.1.1.5. Äquivalentmassebestimmung<br />

Arbeitsvorschrift s. D.8.1.<br />

Grenzen: Diese Methode erlaubt die Bestimmung von Aminen mit pKB-Werten bis etwa 14.<br />

Amine des pKB-Bereiches 9 bis 11 (z.B. Pyridin und Anilin) lassen sich auch mit 0,1 N HCl in<br />

wäßriger Lösung gegen Methylorange titrieren.<br />

1 J VgI. SNYDER, H. R., u. a., J. Am. Chem. Soc. 74 (1952), 2006,4864.<br />

2 ) KLAMANN, D; HOFBAUER, G.; Liebigs Ann. Chem. 581 (1953), 182-197.


Tabelle EA<br />

Identifizierung von primären und secundären Aminen<br />

Amin<br />

Methyl-<br />

Dimethyl-<br />

Ethyl-<br />

Isopropyltert-Butyl-<br />

Propyl-<br />

Diethyl-<br />

Allylsec-Butyl-<br />

Isobutyl-<br />

Butyl-<br />

Diisopropyl-<br />

Pyrrolidin<br />

Isopentyl-<br />

Pentyl-<br />

Piperidin<br />

Dipropyl-<br />

Ethylendi-<br />

Propan-l,2-di-<br />

Morpholin<br />

Hexyl-<br />

Cyclohexyl-<br />

Diisobutyl-<br />

Dibutyl-<br />

Pentan-l,5-di-<br />

Benzyl-<br />

Anilin<br />

a-Phenyl-ethyl-<br />

Diisopentyl-<br />

N-Methyl-anilin<br />

ß-Phenyl-ethylo-Toludin<br />

m-Toluidin<br />

Dipentyl-<br />

N-Ethyl-anilin<br />

o-Chlor-anilin<br />

2,5-Dimethyl-anilin<br />

2,4-Dimethyl-anilin<br />

o-Anisidin<br />

o-Phenetidin<br />

m-Chlor-anilin<br />

Phenylhydrazin<br />

m-Phenetidin<br />

p-Phenetidin.<br />

rn-Anisidin<br />

rn-Brom-anilin<br />

Dibenzyl-<br />

Butan-l,3-di<br />

o-Brom-anilin<br />

p-Toluidin<br />

a-Naphthyl-<br />

Kp<br />

-6<br />

7<br />

16<br />

33<br />

46<br />

49<br />

56<br />

56<br />

63<br />

68<br />

78<br />

84<br />

89<br />

96<br />

104<br />

106<br />

109<br />

117<br />

119<br />

130<br />

130<br />

134<br />

139<br />

159<br />

180<br />

184<br />

184<br />

187<br />

187<br />

196<br />

198<br />

200<br />

203<br />

203<br />

205<br />

209<br />

215<br />

217<br />

225<br />

229<br />

230<br />

243<br />

248<br />

248<br />

251<br />

251<br />

300<br />

159<br />

229<br />

200<br />

300<br />

E. Identifizierung: 2.1. Identifizierung von Aminoverbindungen 699<br />

F Benzamid<br />

82<br />

43<br />

71<br />

134<br />

82<br />

fl.<br />

92<br />

57<br />

41<br />

fl.<br />

48<br />

fl.<br />

249<br />

192<br />

75<br />

40<br />

149<br />

135<br />

105<br />

165<br />

120<br />

63<br />

116<br />

146<br />

125<br />

60<br />

99<br />

16 140<br />

192<br />

5 66<br />

104<br />

120<br />

19 168<br />

103<br />

2 174<br />

18 120<br />

112<br />

27 177<br />

32 116<br />

45 158<br />

49 160<br />

Benzensulfonamid<br />

30<br />

52<br />

58<br />

26<br />

36<br />

42<br />

39<br />

70<br />

53<br />

fl.<br />

n. 94<br />

51<br />

168<br />

118<br />

17<br />

89<br />

56<br />

fl.<br />

119<br />

88<br />

112<br />

79<br />

69<br />

123<br />

97<br />

130<br />

138<br />

130<br />

89<br />

102<br />

120<br />

154<br />

143<br />

68<br />

120<br />

167<br />

p-Toluensulfonamid<br />

79<br />

80<br />

63<br />

50<br />

52<br />

60<br />

64<br />

62<br />

78<br />

48<br />

123<br />

fl.<br />

fl.<br />

96<br />

360<br />

103<br />

147<br />

62<br />

110<br />

fl.<br />

118<br />

103<br />

94<br />

108<br />

114<br />

87<br />

102<br />

233<br />

181<br />

127<br />

164<br />

135<br />

154<br />

(Zers.)<br />

157<br />

106<br />

68<br />

81<br />

90<br />

119<br />

157<br />

Pikrat<br />

211<br />

161<br />

170<br />

150<br />

198<br />

138<br />

74<br />

140<br />

130<br />

151<br />

145<br />

147<br />

112 gelb<br />

164 rot<br />

137<br />

138<br />

152<br />

97<br />

233 di<br />

237 di<br />

146<br />

126<br />

154<br />

121<br />

64<br />

237 di<br />

194<br />

175 (Zers.)<br />

94<br />

145<br />

169<br />

213<br />

200<br />

138<br />

134<br />

171<br />

209<br />

200<br />

177<br />

158<br />

69<br />

169<br />

180<br />

251 (Zers.) di<br />

129<br />

182<br />

1631 )<br />

146<br />

141<br />

165<br />

Phenylthioharnstoff<br />

113<br />

133<br />

101<br />

102<br />

120<br />

64<br />

34<br />

99<br />

101<br />

82<br />

65<br />

103<br />

69<br />

101<br />

69<br />

187 di<br />

136<br />

110<br />

150<br />

113<br />

86<br />

148<br />

156<br />

154<br />

72<br />

87<br />

135<br />

138<br />

109<br />

72<br />

89<br />

156<br />

148<br />

152<br />

136<br />

145<br />

124<br />

172<br />

138<br />

148<br />

143<br />

145


700 E. Identifizierung: 2.1. Identifizierung von Aminoverbindungen<br />

Tabelle EA (Fortsetzung)<br />

Amin<br />

Indol<br />

Diphenyl-<br />

2-Amino-pyridin<br />

p-Anisidin<br />

2,4-Dichlor-anilin<br />

m-Phenylendi-<br />

p-Brom-anilin<br />

o-Nitranilin<br />

p-Chlor-anilin<br />

Semicarbazid<br />

2,4-Diamino-toluen<br />

o-Phenylendi-<br />

Piperazin<br />

ß-Naphthylm-Nitranilin<br />

m-Amino-phenol<br />

Benzidin<br />

p-Phenylendi-<br />

p-Nitranilin<br />

o-Amino-phenol<br />

p-Amino-phenol<br />

p-Amino-benzoesäure<br />

Kp<br />

254<br />

302<br />

240<br />

245<br />

284<br />

232<br />

292<br />

256<br />

140<br />

306<br />

267<br />

J<br />

) nach Sublimation bei 185 0 C Zersetzung.<br />

2 0<br />

) dimorph; weitere Kristallform F 1 19 C.<br />

Q-CH2-CH2-NH2<br />

><br />

F<br />

52<br />

54<br />

56<br />

58<br />

63<br />

63<br />

66<br />

71<br />

72<br />

96<br />

99<br />

102<br />

104<br />

112<br />

114<br />

122<br />

128<br />

147<br />

147<br />

175<br />

185<br />

(Zers.)<br />

187<br />

Benzamid<br />

68<br />

180<br />

165<br />

158<br />

117<br />

240 di<br />

125 mono<br />

204<br />

94<br />

192<br />

225<br />

242<br />

301 di<br />

196<br />

162<br />

155<br />

174<br />

352 di<br />

203 mono<br />

300 di<br />

128 mono<br />

199<br />

182 di<br />

234 di<br />

278<br />

Benzensulfonamid<br />

124<br />

95<br />

128<br />

194<br />

134<br />

102<br />

122<br />

191<br />

185<br />

282<br />

102<br />

136<br />

232 di<br />

247 di<br />

139<br />

!41<br />

125<br />

212<br />

p-Toluensulfonamid<br />

142<br />

114<br />

172<br />

101<br />

113<br />

94 2 ><br />

192<br />

260 di<br />

173<br />

133<br />

138<br />

157<br />

243 di<br />

266 di<br />

191<br />

146<br />

143<br />

Pikrat<br />

187<br />

182<br />

!64<br />

106<br />

184<br />

180<br />

73<br />

208 (Zers.)<br />

280<br />

195<br />

143<br />

210 (Zers.)<br />

100<br />

x- r.F3r.nnn- /l . . l._<br />

Zusatz : -CH2-CH2-^<br />

H H Jr/<br />

H-H- H2C-H2C-NH2// "^NH2<br />

. H^<br />

V<br />

' JW<br />

JL J<br />

«T/Pfjm<br />

HO 10,0 9,0 8JD 7,0 6,0 5,0 3,0 2,0 10<br />

Abb. E.5<br />

iH-NMR-Spektrum von 2-Phenyl-ethylamin in CCl4<br />

Phenylthioharnstoff<br />

152<br />

146<br />

160 di<br />

161<br />

188<br />

158 (Zers.)<br />

200<br />

290<br />

(Zers.) di<br />

129<br />

156<br />

156<br />

304 di<br />

230<br />

(Zers.) di<br />

145<br />

146<br />

164


E. Identifizierung: 2.1. Identifizierung von Aminoverbindungen 701<br />

3600 3400 3200 3000 2600 2600 2400 2200 2000 1600 1600 KOO 1200 1000 800700 600 500 400<br />

Abb. E.6<br />

IR-Spektrum von p-Anisidin, fest in KBr<br />

H3C-CH2O-Q-NH2<br />

-NH2<br />

11,0 10,0 9,0 8,0 7,0 6,0 5,0 4,0 3,0 2,0 1,0<br />

Abb. E.7<br />

iH-NMR-Spektrum von p-Phenetidin in CCl4<br />

-CH2-CH3<br />


702 E. Identifizierung: 2.1. Identifizierung von Aminoverbindungen<br />

"NH2<br />

9,0 0,5 8,0 7,0 6,5 6,0 5,5<br />

Abb. E.10<br />

iH-NMR-Spektrum von o-Nitranilin in perdeuterierten Aceton<br />

9,0 8.5 7,5 7,0 6,5 6,0<br />

Abb.E.ll<br />

^-NMR-Spektrum von 2,4-Dinitro-anilin in perdeuteriertem Dimethylsulfoxid<br />

2.1.2. Tertiäre Amine<br />

2.1.2.1. Darstellung der Pikrate<br />

Darstellung und Grenzen s. E.2.2.1.3.<br />

2.1.2.2. Darstellung der Methoiodide und Methotosylate<br />

NO2<br />

NJO2<br />

«f/ppm<br />

Arbeitsvorschrift s. D.2.6.4.<br />

Bisweilen empfiehlt es sich, die quartären Salze aus Methylenchlorid/Ether umzukristallisieren.<br />

2.1.2.3. Äquivalentmassebestimmung<br />

Arbeitsvorschrift s. D.8.1.<br />

Grenzen: s. E.2.1.1.5.<br />

5,0<br />

cf/ppm


Tabelle E, 12<br />

Identifizierung von tertiären Aminen<br />

E. Identifizierung: 2.1. Identifizierung von Aminoverbindungen 703<br />

Amin Kp F Pikrat Methoiodid Methotosylat<br />

Trimethyl-<br />

Triethyl-<br />

Pyridin<br />

a-Picolin<br />

2,6-Lutidin<br />

ß-Picolin<br />

y-Picolin<br />

Collidin<br />

N,N-Dimethyl-anilin<br />

N,N-Dimethyl-p-toluidin 209<br />

N,N-Diethyl-anilin<br />

Chinolin<br />

Isochinolin<br />

Chinaldin<br />

Pyrimidin<br />

8-Hydroxy-chinolin<br />

Tribenzyl-<br />

Acridin<br />

4<br />

89<br />

116<br />

129<br />

144<br />

144<br />

145<br />

171<br />

194 2<br />

217<br />

237<br />

243<br />

247<br />

124 21<br />

267 7Ö 3 )<br />

380 95<br />

345 110<br />

Hexamethylentetramin (Urotropin) 280 (Zers.)<br />

1<br />

J Hydrat<br />

2<br />

) wasserfrei<br />

3<br />

) neben 3 anderen Modifikationen<br />

100 .<br />

2* 80<br />

c<br />

5 60<br />

A<br />

L H'/<br />

! -c-<br />

I 20 ' A<br />

f*f**r-~\^s \s\,s ^-A^ .<br />

i/ l/Ulf<br />

Hf „ o- I<br />

..,T)NtC-H I<br />

JH * -^U<br />

223<br />

173<br />

167<br />

170<br />

168<br />

150<br />

167<br />

155<br />

163<br />

130<br />

142<br />

203<br />

222<br />

195<br />

156<br />

204<br />

190<br />

208<br />

179<br />

>355<br />

>230<br />

117 139<br />

230 150<br />

233<br />

231 161<br />

205<br />

102<br />

85<br />

72 1 ), 133 2 ) 126<br />

159 163<br />

195 134<br />

143<br />

184<br />

224<br />

190 205<br />

Ifl .1J<br />

\/ ^<br />

Vy<br />

fr i<br />

1 I<br />

H. /~\t V "W<br />

-^~O~Y~ V/crn 1<br />

9600 3^00 3200 3000 2800 2600 2£00 2200 2000 1600 1600 UOO 1200 1000 800700 600 500 400<br />

Abb. E.13<br />

IR-Spektrum von N-Methyl-morpholin in CCl4<br />

-CH3<br />

5,5 5,0 3,5 3,0 2,5 2,0<br />

Abb. E.14<br />

iH-NMR-Spektrum von N-Methyl-morpholin in CDCl3


704 E. Identifizierung: 2.1. Identifizierung von Aminoverbindungen<br />

2.1.3. Aminosäuren<br />

Die Charakterisierung der Aminosäuren gelingt nach gleichen Methoden, wie bei den Aminen<br />

und Carbonsäuren beschrieben, wobei Umsetzungen an der Aminogruppe in der Regel die<br />

geeigneteren Derivate liefern. Aminosäuren besitzen keine Schmelz-, sondern nur Zersetzungstemperaturen,<br />

die wenige charakteristisch sind.<br />

2.1.3.1. Darstellung der Benzamide<br />

l g Aminosäure wird in 25 ml Wasser unter Zugabe von 3 g Natriumhydrogencarbonat gelöst<br />

und mit 1,5 ml Benzoylchlorid versetzt. Man schüttelt, bis die Umsetzung beendet ist. Dann<br />

wird filtriert und angesäuert. Der ausgefallene Niederschlag wird mit wenig kaltem Ether<br />

gewaschen, um vorhandene Benzoesäure zu lösen, und der Rückstand aus Wasser oder verd.<br />

Alkohol umkristallisiert.<br />

2.1.3.2. Darstellung der Phenylharnstoffe<br />

0,5g Phenylisocyanat werden zu einer Lösung von 0,2g Aminosäure in 10 ml 2 N Natronlauge<br />

gegeben, 2 bis 3 Minuten geschüttelt und 45 Minuten stehengelassen. Der unlösliche Diphenylharnstoff,<br />

der durch die Hydrolyse gebildet wurde, wird abgetrennt und das Filtrat mit verd.<br />

Salzsäure angesäuert.<br />

2.1.3.3. Papierchromatographie<br />

Man arbeitet nach der aufsteigenden Methode (vgl. A.2.5.4.1.) und verwendet entweder wassergesättigtes<br />

Phenol oder n-Butanol/Eisessig/Wasser (4:1:1) als Lösungsmittel.<br />

Nach der Entwicklung wird das Chromatogramm zunächst 5 Minuten bei 104 bis UO 0 C<br />

getrocknet, mit N-CN-Indikator 1 ) besprüht und danach l bis 2 Minuten auf 105 0 C erhitzt. Die<br />

dadurch sichtbar werdenden Flecken haben eine für die jeweilige Aminosäure charakteristische<br />

Farbe.<br />

Tabel/e£J5<br />

Identifizierung von Aminosäuren<br />

Aminosäure<br />

Antranilsäure<br />

m-Amino-benzoesäure<br />

p-Amino-benzoesäure<br />

ß- Alanin<br />

DL-Prolin<br />

DL-Glutaminsäure<br />

L-ß-Asparagin<br />

DL-Threonin<br />

Zersetzungs- Benztemperatur<br />

amid<br />

145...147<br />

174<br />

186<br />

200<br />

203<br />

227<br />

227<br />

227<br />

182<br />

248<br />

278<br />

120<br />

156<br />

189<br />

145<br />

Phenyl-<br />

/?p-Wert<br />

harnstoffPhenol/Eisessig/<br />

H2O H2O/<br />

Butanol<br />

181<br />

270<br />

300<br />

168<br />

170<br />

164<br />

178<br />

0,85<br />

0,86<br />

0,81<br />

0,66<br />

0,87<br />

0,31<br />

0,40<br />

0,50<br />

0,37<br />

0,43<br />

0,30<br />

0,19<br />

0,35<br />

DL-Serin 228 171 169 0,36 0,27<br />

> VgI. Reagenzienanhang.<br />

Farbe mit<br />

N /"1XT -CN-<br />

Indikator<br />

golden<br />

grünlichbraun,<br />

wird beim Stehen<br />

purpurbraun<br />

gründlichbraun,<br />

roter Ring beim<br />

Stehen


Tabelle E. 15 (Fonsetzung)<br />

E. Identifizierung: 2.2. Identifizierung von Carbonylverbindungen 705<br />

Aminosäure Zersetzungs- Benz- Phenyltemperatur<br />

amid harnstoff<br />

Glycin<br />

DL-Arginin<br />

L-Cystin<br />

DL-Phenylalanin<br />

L-Asparaginsäure<br />

DL-Methionin<br />

DL-Tryptophan<br />

DL-Isoleucin<br />

DL-Alanin<br />

DL-Norleucin<br />

DL-Valin<br />

DL-a-Aminobuttersäure<br />

DL-Tyrosin<br />

DL-Leucin<br />

DL-Lysin<br />

L-Cystein<br />

di, wasserfrei<br />

232<br />

238<br />

260<br />

264<br />

270<br />

281<br />

283<br />

292<br />

295<br />

297<br />

298<br />

307<br />

340<br />

332<br />

187<br />

23O 1 )<br />

181 di<br />

188<br />

185<br />

145<br />

193<br />

118<br />

166<br />

132<br />

147<br />

197<br />

141<br />

197<br />

160<br />

182<br />

162<br />

120<br />

190<br />

164<br />

170<br />

104<br />

165<br />

249 mono 196<br />

/?F-Wert<br />

Phenol/<br />

H2O<br />

Eisessig/<br />

H2O/<br />

Butanol<br />

0,40 0,26<br />

0,87 0,20<br />

0,1<br />

0,85 0,68<br />

0,19 0,24<br />

0,82 0,55<br />

0,76 0,50<br />

0,82 0,72<br />

0,55 0,38<br />

0,88 0,74<br />

0,78 0,60<br />

0,69 0,45<br />

0,59 0,45<br />

0,84 0,73<br />

0,81 0,14<br />

0,57<br />

Farbe mit<br />

N /"1XT -CN-<br />

Indikator<br />

orangebraun mit<br />

breitem orangefarbenem<br />

Ring<br />

grau<br />

gründlichgelb<br />

gräulichpurpur mit<br />

gelbem Ring<br />

braun mit breitem<br />

blauem Ring (Ring<br />

verblaßt schnell)<br />

lichtblau<br />

dunkelpurpur<br />

purpur<br />

3600 3400 3200 3000 2800 2600 24,00 2200 2000 1800 1600 UOO 1200 1000 800700 500 500 400<br />

Abb. E.16<br />

IR-Spektrum von Alanin, fest in KBr<br />

2.2. Identifizierung von Carbonylverbindungen<br />

2.2.1. Aldehyde und Ketone<br />

lichtbraun<br />

lichtpurpur mit<br />

gelbem Ring<br />

rotbraun, beim<br />

Stehen rosa Ring<br />

grau<br />

Die gebräuchlichsten Derivate sind Phenyl-, p-Nitro-phenyl- und 2,4-Dinitro-phenylhydrazone<br />

sowie Semicarbazone und Oxime. Die meisten Aldehyde und einige Ketone geben beim Schütteln<br />

mit einer 40%igen Bisulfitlauge kristalline Addukte, die zu ihrer Abtrennung dienen können<br />

(vgl. D.5.I.8.3., D.6.2.2., D.9.U.3.).


706 E. Identifizierung: 2.2. Identifizierung von Carbonylverbindungen<br />

2.2.1.1. Darstellung der Phenylhydrazone<br />

Arbeitsvorschrift s. D.7.1.1.<br />

Zur Darstellung der Phenyl- und p-Nitro-phenylhydrazone benutzt man an Stelle von<br />

Schwefelsäure eine 50%ige Essigsäure als Lösungsmittel.<br />

2,4-Dinitro-phenylhydrazone sind normalerweise gelb bis orange gefärbte, gut kristallisierende<br />

Verbindungen; aus a,/?-ungesättigten Carbonylverbindungen entstehen tiefrot gefärbte<br />

Produkte.<br />

Grenzen: Phenylhydrazone sind im Gegensatz zu den 2,4-Dinitro-phenylhydrazonen besonders<br />

bei niedrigen Aldehyden oder Ketonen oft flüssig und daher zur Charakterisierung weniger<br />

geeignet. Acetale wie auch Oxime u.a. geben unter den angeführten Bedingungen die entsprechenden<br />

Hydrazone.<br />

2.2.1.2. Darstellung der Semicarbazone<br />

Arbeitsvorschrift s. D.7.1.1.<br />

Alle Semicarbazone sind fest und werden nahezu schmelztemperaturrein erhalten.<br />

Grenzen: Die Bildungsgeschwindigkeit der Semicarbazone ist bisweilen äußerst gering.<br />

2.2.1.3. Darstellung des Dimedonderivats 1 )<br />

Grenzen: Dimedonderivate sind besonders für niedere Aldehyde geeignet. Ketone reagieren<br />

oberhalb 100 0 C in Eisessig.<br />

2.2.1.4. Äquivalentmassebestimmung durch Oximtitration<br />

ArbeitsVorschrift s. D.7.1.1.<br />

Tabelle E. 17<br />

Identifizierung von Aldehyden<br />

Aldehyd<br />

Form-<br />

Acet-<br />

Propion-<br />

Glyoxal<br />

Acrolein<br />

Isobutyr-<br />

Butyr-<br />

Chloral<br />

Valer-<br />

Croton-<br />

Hexanal<br />

Heptanal<br />

Furfural<br />

Hexahydrobenz-<br />

Succin-<br />

Decanal<br />

Benz-<br />

5-Methyl-furfural<br />

Phenyl-acet-<br />

Salicyl-<br />

Kp 1 )<br />

-19<br />

20<br />

48<br />

50<br />

53<br />

64<br />

75<br />

98<br />

102<br />

102<br />

128<br />

152<br />

162<br />

162<br />

170<br />

170<br />

179<br />

187<br />

194<br />

195<br />

F p-Nitrophenylhydrazon<br />

181<br />

128<br />

124<br />

311di<br />

151<br />

131<br />

91<br />

131<br />

74<br />

184<br />

73<br />

154<br />

178 di<br />

80<br />

191<br />

130<br />

151<br />

225<br />

-) HORNING, E. C; HORNING, M. G., J. Org. Chem. 11 (1946), 95.<br />

2,4-Dinitrophenylhydrazon<br />

166<br />

164<br />

155<br />

327 di<br />

166<br />

187 £<br />

122 £<br />

131<br />

107<br />

195<br />

104<br />

108<br />

212 Z, 231E<br />

172<br />

143 di<br />

106<br />

238<br />

210<br />

125<br />

258<br />

Semicarbazon<br />

169 2 )<br />

176<br />

98<br />

273 di<br />

171<br />

125<br />

1065)<br />

90<br />

Oxim 52<br />

215 (Zers.)<br />

98<br />

73<br />

214<br />

173<br />

188<br />

101<br />

222<br />

210<br />

158<br />

234<br />

Phenylhydrazon<br />

32<br />

100 Z 3 )<br />

fl.<br />

180 di<br />

514)<br />

fl.<br />

fl.<br />

56<br />

fl.<br />

96<br />

124 di<br />

158<br />

147<br />

60<br />

142


Tabelle E. 17 (Fortsetzung)<br />

Aldehyd<br />

Thiophen-2-carb-<br />

/n-Toluyl-<br />

3-Hydroxy-butanal<br />

o-Toluylp-Toluylo-Chlor-benz-<br />

Anis-<br />

Zimta-Naphth-<br />

5-Hydroxymethyl-furfural<br />

o-Methoxy-benzo-Nitro-benz-3,4-Dimethoxy-benzp-Chlor-benz-Phthalm-Nitro-benzß-Naphthp-Dimethylamino-benz-<br />

Vanillin<br />

p-Nitro-benz-<br />

Terephthal-<br />

Anthracen-9-carb-<br />

Kp 1 )<br />

E. Identifizierung: 2.2. Identifizierung von Carbonylverbindungen 707<br />

198<br />

198<br />

60/1,3 (10)<br />

200<br />

204<br />

212<br />

247<br />

129/2,7 (20)<br />

292<br />

120/0,07 (0,5)<br />

246<br />

280<br />

215<br />

84/0,11 (0,8)<br />

150/2,0 (15)<br />

284<br />

245<br />

F<br />

12<br />

34<br />

39<br />

44<br />

45<br />

48<br />

56<br />

57<br />

60<br />

74<br />

82<br />

107<br />

116<br />

105<br />

p-Nitrophenylhydrazon<br />

95<br />

157<br />

113<br />

222<br />

200<br />

249<br />

161<br />

195<br />

237<br />

185<br />

208<br />

250<br />

1) Druck in kPa (Torr)<br />

2 ) wasserfrei F112 0 C<br />

3 ) weitere Modifikation FSl 0 CE<br />

4 ) Mit Phenylhydrazin in Ether entsteht Phenylpyrazolin<br />

5 ) weitere Modifikationen bekannt<br />

6) Oxim200°C<br />

Tabelle E, 18<br />

Identifizierung von Ketonen<br />

Keton<br />

Aceton<br />

Ethylmethyl-<br />

Methylvinyl-<br />

Diacetyl<br />

Isopropylmethyl-<br />

Methylpropyl-<br />

Diethyl-<br />

Pinacolon<br />

Chloraceton<br />

Diisopropyl-<br />

Butylmethyl-<br />

Mesityloxid<br />

Cyclopentanon<br />

Kp<br />

56<br />

80<br />

81<br />

89<br />

94<br />

102<br />

102<br />

106<br />

119<br />

125<br />

128<br />

!3O<br />

130<br />

224<br />

244 (Zers.)<br />

250<br />

230<br />

186 (Zers.)<br />

225<br />

246<br />

281 di (Zers.)<br />

F p-Nitrophenylhydrazon<br />

152<br />

126<br />

330 di<br />

230 mono<br />

108<br />

117<br />

139<br />

88<br />

!33<br />

154<br />

2,4-Dinitrophenylhydrazon<br />

242<br />

207<br />

95<br />

194<br />

234<br />

213<br />

252<br />

253 E<br />

254<br />

184<br />

253<br />

250 (Zers.)<br />

263<br />

270<br />

182<br />

293 (Zers.)<br />

270<br />

325<br />

270<br />

320<br />

265<br />

2,4-<br />

Dinitrophenylhydrazon<br />

126<br />

117<br />

346 di<br />

123<br />

143<br />

156<br />

126<br />

125<br />

88<br />

108<br />

203<br />

146<br />

Semicarbazon<br />

216 (Zers.)<br />

233 (Zers.)<br />

194<br />

217<br />

234<br />

225<br />

216 (Zers.)<br />

215<br />

228<br />

196<br />

219<br />

256 (Zers.)<br />

183<br />

227<br />

240 di<br />

246<br />

245<br />

224 (Zers.)<br />

229<br />

220<br />

>4106)<br />

291<br />

Phenylhydrazon<br />

26<br />

fl.<br />

261 di<br />

134 mono<br />

fl.<br />

fl.<br />

fl.<br />

fl.<br />

142<br />

55<br />

Phenylhydrazon<br />

139<br />

93<br />

111<br />

121<br />

86<br />

120<br />

168<br />

82<br />

138<br />

94<br />

152<br />

121<br />

127<br />

191 di<br />

120<br />

215<br />

148<br />

104<br />

159<br />

154 mono<br />

278 di<br />

207<br />

Semicarbazon<br />

192<br />

143<br />

141<br />

278 (Z.) di<br />

235 mono<br />

116<br />

113<br />

140<br />

156<br />

147<br />

160<br />

125<br />

164<br />

205


708 E. Identifizierung: 2.2. Identifizierung von Carbonylverbindungen<br />

Tabelle E. 18 (Fortsetzung)<br />

Keton<br />

Acetylaceton<br />

Dipropyl-<br />

Cyclohexanon<br />

2-Methyl-cyclohexanon<br />

3-Methyl-cyclohexanon<br />

4-Methyl-cyclohexanon<br />

Hexan-2,5-dion<br />

p-Methyl-acetophenon<br />

Butyrophenon<br />

Propiophenon<br />

Acetophenon<br />

Phenylaceton<br />

Phoron<br />

p-Methoxy-acetophenon<br />

Benzylidenaceton<br />

Indan-1-on<br />

Benzophenon<br />

Phenacylbromid<br />

p-Brom-acetophenon<br />

Methyl-ß-naphthylketon<br />

Benzylidenacetophenon<br />

Phenacylchlorid<br />

Benzylphenylketon<br />

/n-Nitro-acetophenon<br />

Fluorenon<br />

Benzil<br />

p-Brom-phenacylbromid<br />

Benzoin<br />

Xanthon<br />

DL-Campher<br />

Kp<br />

139<br />

144<br />

156<br />

164<br />

167<br />

170<br />

191<br />

226<br />

229<br />

215<br />

200<br />

213<br />

198<br />

258<br />

262<br />

244 (Zers.)<br />

306<br />

256<br />

301<br />

345<br />

244<br />

321<br />

341<br />

347<br />

343<br />

350<br />

subl.<br />

F<br />

13<br />

19<br />

20<br />

27<br />

28<br />

38<br />

41<br />

42<br />

48<br />

50<br />

54<br />

54<br />

58<br />

59<br />

60<br />

81<br />

85<br />

95<br />

110<br />

137<br />

174<br />

178<br />

p-Nitrophenylhydrazon<br />

Dioxim<br />

149<br />

146<br />

132<br />

119<br />

128<br />

210 di<br />

192<br />

162<br />

184<br />

143<br />

195<br />

166<br />

235<br />

154<br />

Oxim 97 3 )<br />

Oxim 89<br />

163<br />

Oxim 132<br />

269<br />

192 mono<br />

290 di<br />

Oxim 115<br />

Oxim 161<br />

217<br />

2,4-<br />

Dinitrophenylhydrazon<br />

209 mono<br />

75<br />

162<br />

136<br />

!35<br />

134<br />

257 di<br />

258<br />

!94<br />

192<br />

248<br />

156<br />

118<br />

232<br />

229<br />

265<br />

232<br />

221<br />

232<br />

262 (Zers.)<br />

245<br />

219<br />

204<br />

228<br />

300<br />

189 mono<br />

1 J höchster angegebener Wert für (±)-3-Methyl-cyclohexanonsemicarbazon:<br />

2 ) 2 Modifikationen<br />

3 ) Z-Form;£-Form:F114°C<br />

^1OO u<br />

i ^ "Vf^V<br />

«60- H>/.<br />

cn l!/ \ ••<br />

' Ä W_ „ __, ,0<br />

ü) 40 /n W rf/ß~<br />

-H , ChK: C1 Il n 11<br />

:0<br />

V O<br />

{ CH3x<br />

CK: WlT3<br />

}C\i<br />

)c=o<br />

234<br />

164<br />

rvMl<br />

CH, N^ 0 " 3<br />

/ 0 VwCHs<br />

Phenylhydrazon<br />

170 mono<br />

fl.<br />

76<br />

45<br />

94<br />

110<br />

120 di<br />

96<br />

200<br />

147<br />

105<br />

85<br />

142<br />

158<br />

135<br />

137<br />

126<br />

176<br />

120<br />

116<br />

127<br />

152<br />

135 mono<br />

224 di<br />

158, 108 2 )<br />

152<br />

233<br />

F 198 0 C<br />

/ • • "^--^-N /• n/ ^-^X/<br />

»•— ->.<br />

^\_<br />

Semicarbazon<br />

185 mono<br />

209 di<br />

135<br />

166<br />

192<br />

183 1 )<br />

196<br />

224 di<br />

209<br />

191<br />

!8O<br />

199<br />

199 (Zers.)<br />

186<br />

198<br />

186 (trans)<br />

247<br />

168<br />

146<br />

208<br />

223 (Zers.)<br />

170<br />

157<br />

148<br />

257<br />

245<br />

244 (Zers.) di<br />

206 (Zers.)<br />

232 (Zers.)<br />

o 20 •<br />

D<br />

Q LJ — i — I — i — I — , — l — i — 1_ _l 1 1 1 U !_._ I « \ . \ - 1 U_| L_l 1•<br />

l I ' l<br />

v/cm<br />

•<br />

1<br />

H — i—<br />

3600 3400 3200 3000 2800 2600 2400 2200 2000 1800 1600 KOO 1200 1000 800700 600 500 400<br />

Abb. E.19<br />

IR-Spektrum von Isobutyraldehyd, flüssig in Substanz


E. Identifizierung: 2.2. Identifizierung von Carbonylverbindungen 709<br />

3600 34X 3200 3000 2800 2600 2400 2200 2000 1800 1600 UOO 1200 1000 800700 600 500 400<br />

Abb. E.20<br />

IR-Spektrum von Zimtaldehyd, flüssig in Substanz<br />

3600 3400 3200 3000 2800 2600 2400 2200 2000 1800 1600 UOO 1200 1000 800700 600 500 400<br />

Abb. E.21<br />

IR-Spektrum von p-Dimethylamino-benzaldehyd, fest in KBr<br />

n,o<br />

Abb. E.22<br />

iH-NMR-Spektrum von p-Dimethylamino-benzaldehyd in CDCl3<br />

2,0 1,0<br />

- HO-p-


710 E. Identifizierung: 2.2. Identifizierung von Carbonylverbindungen<br />

100<br />

^ 80<br />

| 60<br />

O»<br />

g 40 -O<br />

!20<br />

.,CH C ~CH3<br />

CH3 A<br />

9600 3400 3200 3000 2800 2600 2O)O 2200 2000 1800 1600 UOO 1200 VKD ÖG0700 600 500 400<br />

Abb. E.24<br />

IR-Spektrum von Isopropylmethylketon, flüssig in Substanz<br />

100<br />

,580<br />

% 40<br />

;—CH3<br />

3600 3400 3200 3000 2800 2600 2400 2200 2000 1600 1600 UOO 1200 1000 60OTtX) 600 500 400<br />

Abb. E.25<br />

IR-Spektrum von Acetophenon, flüssig in Substanz<br />

O r*<br />

n 4<br />

-c-<br />

j-ul cl<br />

i iU<br />

C<br />

<<br />

2 >C 6 ;„C 3 >C 5 , 3 /— v 2 9<br />

•""'^"- X 4


E. Identifizierung: 2.2. Identifizierung von Carbonylverbindungen 711<br />

3600 30)0 3200 3600 3400 3200 3000 2800 2000 1800 1600 UOO 1200 1000 600 700 600 500 400<br />

b) a)<br />

Abb. E.28<br />

IR-Spektrum von o-Amino-acetophenon,<br />

a) fest in KBr; b) in CHCl4<br />

2.2.2. Chinone<br />

Chinone erkennt man meist bereits an ihrer Farbe und ihrer Empfindlichkeit gegenüber Alkali<br />

(Verfärbung). Mit konzentrierter Schwefelsäure bilden sich stark farbige OniumVerbindungen.<br />

Chinone geben unter reduzierenden Bedingungen farblose Hydrochinone. Dabei treten oft<br />

intermediär grün gefärbte Chinhydrone auf.<br />

Charakterisiert werden die Chinone als Semicarbazone oder Hydrochinondiacetate.<br />

2.2.2.1. Darstellung der Semicarbazone<br />

0,2 g Chinon und 0,2 g Semicarbazidhydrochlorid werden mit wenig Wasser erwärmt. Der gelbe<br />

Niederschlag wird aus Wasser umkristallisiert.<br />

2.2.2.2. Darstellung der Hydrochinondiacetate<br />

Man suspendiert 0,5 g Chinon in 2,5 ml Acetanhydrid, versetzt mit 0,5 g Zinkstaub und 0,1 g<br />

gepulvertem wasserfreiem Natriumacetat, erwärmt vorsichtig bis zum Verschwinden der Chinonfarbe<br />

und kocht anschließend noch eine Minute. Nach Zugabe von 2 ml Eisessig wird noch<br />

kurze Zeit erhitzt und vom Rückstand heiß dekantiert, den man anschließend mit 3 bis 4ml<br />

heißem Eisessig wäscht. Die vereinigten essigsauren Lösungen werden mit wenig Wasser versetzt<br />

und gekühlt. Man kann aus verdünntem Alkohol oder Petrolether Umkristallisieren.<br />

Tabelle E.29<br />

Identifizierung von Chinonen<br />

Chinon Semi- Hydrocarbazonchinondiacetat<br />

2-Chlor-benzo-l,4-<br />

2-Methyl-benzo-l ,4-<br />

Benzo-1,4-<br />

Naphtho-1,4-<br />

2,6-Dibrom-benzo- 1 ,4-<br />

Naphtho-1,2-<br />

Chinizarin<br />

Phenanthren-9,10-<br />

Acenaphthen-<br />

3-Brom-phenanthren-9,10-<br />

57<br />

69<br />

116<br />

125<br />

!31<br />

146<br />

201<br />

206<br />

261<br />

268<br />

185 1 )<br />

179 1 )<br />

243 di<br />

247 2 )<br />

225 1 )<br />

184 2 )<br />

220 mono<br />

193 mono;<br />

271 di<br />

242 mono<br />

70<br />

52<br />

123<br />

128<br />

116<br />

105<br />

2(XP)<br />

183<br />

130


712 E. Identifizierung: 2.2. Identifizierung von Carbonylverbindungen<br />

Tabelle E.29 (Fortsetzung)<br />

Chinon Semi- Hydrocarbazonchinondiacetat<br />

Anthra-9,!0-<br />

Chloranil<br />

Alizarin<br />

286<br />

2904)<br />

290<br />

Oxim: 224 260<br />

245<br />

182<br />

J ) 4-Monoderivat<br />

2 ) 1-Monoderivat<br />

3 ) Chinizarindiacetat durch Kochen mit Acetanhydrid und etwas<br />

Schwefelsäure<br />

4 ) geschlossenes Rohr; Reduktion: Tetrachlorhydrochinon F134 0 C<br />

^320 -<br />

9600 3AOO 3200 3000 2800 2600 2400 2200 2000 1800 1600 UOO 1200 1000 800 700 600 500 400<br />

Abb. E.30<br />

IR-Spektrum von p-Benzochinon, fest in KBr<br />

1<br />

4<br />

I<br />

265 O<br />

378 Aa0Jb<br />

, T T l 2<br />

|4a<br />

Ui<br />

6 YW& 3<br />

u<br />

(CDCl3)<br />

m -1<br />

(f/ppm<br />

220 210 200 190 180 170 160 150 UO 130 120 110 100 90 80 70 60 50 £0 30 20 10 O<br />

Abb. E.31<br />

13 C-NMR-Spektrum von Naphtho-l,4-chinon in CDCl3<br />

2.2.3. Monosaccharide<br />

Die charakteristischen Derivate einfacher Zucker sind die Osazone.<br />

2.2.3.1. Darstellung der Osazone<br />

Arbeitsvorschrift s. D.7.1.1.<br />

Grenzen: Die Schmelztemperaturen der einzelnen Osazone liegen oft zu nahe beieinander<br />

und sind daher zur Identifizierung nicht immer geeignet. Eine günstige Methode zur Charakterisierung<br />

ist die Papier- oder Dünnschichtchromatographie (vgl. A.2.5.4.1. und A.2.6.3.). Als<br />

Laufmittel empfehlen sich ein Gemisch aus Butylalkohol, Eisessig und Wasser (4:1:1) oder mit


E. Identifizierung: 2.2. Identifizierung von Carbonylverbindungen 713<br />

Wasser gesättigtes Phenol. (Lösungsmittel in jedem Falle zuvor destillieren, Testsubstanz mitlaufen<br />

lassen!) Sichtbar gemacht werden reduzierende Zucker durch Besprühen mit Anilinphthalat<br />

1 ) und Erwärmen auf 105 0 C (10 Minuten). Nichtreduzierende Zucker werden mit<br />

einer Mischung aus gleichen Teilen einer 0,2% igen alkoholischen Naphthoresorcinollösung<br />

und einer 2% igen wäßrigen Trichloressigsäurelösung und anschließendem Erwärmen auf<br />

100 0 C angefärbt.<br />

Tabelle E. 32<br />

Identifizierung von Kohlenhydraten<br />

Kohlenhydrat<br />

Raffinose<br />

D-Ribose<br />

a-D-Glucose<br />

2-Desoxy-D-ribose<br />

ß-Maltose<br />

o-Fructose<br />

D-Allose<br />

a-L-Rhamnose<br />

a-o-Lyxose<br />

DL-Glucose<br />

ß-L-Rhamnose<br />

DL-Xylose<br />

ß-D-Mannose<br />

DL-Mannose<br />

a-o-Mannose<br />

L-Xylose<br />

a-D-Xylose<br />

L-Fucose<br />

ß-D-Glucose<br />

ß-o-Arabinose<br />

ß-L-Arabinose<br />

DL-Fucose<br />

DL-Sorbose<br />

DL-Galactose<br />

DL-Arabinose<br />

L-Sorbose<br />

a-D-Galactose<br />

Rohrzucker<br />

L-Ascorbinsäure<br />

Gentiobiose<br />

Lactose<br />

ß-Cellobiose<br />

1 J VgI. Reagenzienanhang.<br />

Zersetzungstemperatur<br />

80(119)<br />

87 (95)<br />

90 (146)<br />

90<br />

103 (160...165)<br />

104<br />

105<br />

105 (93)<br />

106...107 (101)<br />

112<br />

122...126<br />

129...131<br />

132<br />

132...133<br />

!33<br />

144<br />

145<br />

145<br />

148...150<br />

!58<br />

160<br />

161<br />

162...163<br />

!63 (144)<br />

164<br />

165 (159)<br />

!67<br />

169...170 (185)<br />

190<br />

190...195 (86)<br />

201 (223)<br />

225<br />

M 2 D 0<br />

+ 105,2<br />

- 21,5<br />

(- 23,5)<br />

+ 52,7<br />

+ 2,13<br />

+ 130,4<br />

- 92,4<br />

+ 32,6<br />

+ 8,2<br />

- 14,0<br />

+ 9,1<br />

+ 14,2<br />

+ 14,2<br />

- 18,6<br />

+ 18,8<br />

- 75,9<br />

+ 52,7<br />

+ 104,5<br />

- 43,4<br />

+ 80,2<br />

+ 66,5<br />

- 49,0<br />

+ 8,7<br />

+ 55,3<br />

+ 34,6<br />

Osazon<br />

166<br />

205<br />

206<br />

205<br />

190<br />

163<br />

156<br />

210<br />

218<br />

205<br />

160<br />

164<br />

178<br />

210<br />

166<br />

187<br />

170<br />

206<br />

169<br />

162<br />

201<br />

205<br />

162<br />

200<br />

198<br />

ÄF-Wert<br />

Butanol/<br />

Eisessig/<br />

H2O<br />

0,05<br />

0,31<br />

0,18<br />

0,11<br />

0,23<br />

0,37<br />

0,37<br />

0,20<br />

0,28<br />

0,27<br />

0,31<br />

0,20<br />

0,20<br />

0,16<br />

0,14<br />

0,38<br />

0,09<br />

Phenol/<br />

H2O<br />

0,27<br />

0,59<br />

0,39<br />

0,73<br />

0,36<br />

0,51<br />

0,59<br />

0,45<br />

0,45<br />

0,44<br />

0,63<br />

0,54<br />

0,42<br />

0,44<br />

0,39<br />

0,24<br />

0,38


714 E. Identifizierung: 2.2. Identifizierung von Carbonylverbindungen<br />

Abb. E.33<br />

13 C-NMR-Spektrum von o-Glucose in D2O<br />

2.2.4. Acetale<br />

ot-D-Glucose ß-D-Glucose<br />

30 20<br />

Acetale und Ketale werden identifiziert, indem man sie sauer hydrolysiert und die entsprechenden<br />

Carbonylverbindungen und den Alkohol (vgl. E.2.5.) einzeln nachweist.<br />

Niedermolekulare Acetale hydrolysieren schnell (3 bis 5 Minuten unter Rückfluß, l- bis<br />

2%ige HCl), höhermolekulare Acetale benötigen 30 bis 60 Minuten. Bei wasserunlöslichen<br />

Verbindungen kann man unter Zusatz von Dioxan arbeiten.<br />

2.2.5. Carbonsäuren<br />

2.2.5.1. Darstellung der p-Brom- und p-Phenyl-phenacylester<br />

Arbeitsvorschriften s. D.2.6.3.<br />

Grenzen: Während der Herstellung des Esters darf die Reaktionslösung nicht alkalisch reagieren.<br />

Größere Mengen an Chloridionen stören, da sich schwerlösliches p-Brom-phenacylchlorid<br />

(F 117 0 C) ausscheidet. Schwierig ist die Herstellung der entsprechenden Aminosäurederivate<br />

sowie einiger Dicarbon- und Hydroxycarbonsäurederivate.<br />

2.2.5.2. Darstellung der Carbonsäureamide<br />

lg Carbonsäure wird unter Rückfluß (Calciumchloridrohr!) mit 5 ml Thionylchlorid und<br />

l Tropfen Dimethylformamid 15 bis 30 Minuten erhitzt. Die erkaltete Reaktionsmischung wird<br />

in 15 ml eiskaltes konz. Ammoniak gegossen, der Niederschlag abgesaugt und aus Wasser oder<br />

verd. Alkohol umkristallisiert.<br />

Grenzen: Ameisensäure ist auf diese Weise nicht charakterisierbar (warum?); bei niedrig<br />

siedenden Säurechloriden (besonders bei Acetyl- und Oxalyldichlorid) ist die sehr hohe Flüchtigkeit<br />

zu beachten. Hier ist es besser, die Reaktion durch mehrstündiges Stehen bei Zimmertemperatur<br />

durchzuführen. Amide, die leicht wasserlöslich sind, lassen sich schlecht isolieren.<br />

In allen diesen Fällen empfiehlt sich die Überfuhrung der Carbonsäure in den Methylester mit<br />

Diazomethan (vgl. D.8.4.2.1.) und nachfolgende Aminolyse mit konz. Ammoniak.


E. Identifizierung: 2.2. Identifizierung von Carbonylverbindungen 715<br />

2.2.5.3. Darstellung der Carbonsäure-N-benzyl-amide<br />

Arbeitsvorschrift vgl. D.7.I.4.2.; Darstellung der Säurechloride vgl. E.2.2.5.2. und D.7.1.4.4.<br />

An Stelle der Destillation kann man das überschüssige Thionylchlorid auch durch tropfenweise<br />

Zugabe von wasserfreier Ameisensäure zerstören und das rohe Säurechlorid weiterverarbeiten.<br />

Grenzen: s. E.2.2.5.2.<br />

Statt der Carbonsäurechloride sind die entsprechenden Anhydride einsetzbar, die auf diese<br />

Weise auch identifiziert werden können.<br />

2.2.5.4. Darstellung der Carbonsäureanilide<br />

Arbeitsvorschrift s. D.7.1.4.2.<br />

2.2.5.5. Äquivalentmassebestimmung<br />

Eine Probe der gereinigten Säure (etwa 0,2 g) wird exakt eingewogen und in 50 bis 100 ml Wasser<br />

oder wäßrigem Ethanol gelöst. Es wird mit O,!N NaOH gegen Phenolphthalein titriert.<br />

XT * r * • • i 4. Einwaage (m g) • 1000<br />

Neutrahsationsquivalent = , XT ^5T\T &/ —TT^:<br />

M ml NaOH • Normalität<br />

[E.34]<br />

Grenzen: CO2 stört und muß vor Ende der Titration verkocht werden. Bei leicht decarboxylierbaren<br />

Substanzen wird nur bei Zimmertemperatur gearbeitet. Falls die Säure im Wasser<br />

schwer löslich ist, versucht man in wäßrigem Alkohol zu arbeiten. Als Indikator ist dann Bromthymolblau<br />

günstiger.<br />

Tabelle E.35<br />

Identifizierung von Carbonsäuren<br />

Säure<br />

Ameisen-<br />

Essig-<br />

Acryl-<br />

Propion-<br />

Isobutter-<br />

Butter-<br />

Brenztrauben-<br />

Isovalerian-<br />

Valerian-<br />

Dichloressig-<br />

Hexan-<br />

Milch-<br />

01-<br />

Decan-<br />

Lävulin-<br />

Laurin-<br />

Bromessig-<br />

Myristin-<br />

Trichlorssig-<br />

Chloressig-<br />

Palmitin-<br />

Tiglin-<br />

Stearin-<br />

Croton-<br />

Kpi)<br />

101<br />

118<br />

141<br />

141<br />

155<br />

163<br />

165<br />

176<br />

186<br />

194<br />

205<br />

119/1,6(12)<br />

223/1,3(10)<br />

269<br />

246<br />

298<br />

208<br />

193/1,3(10)<br />

197<br />

187<br />

222/2,1(16)<br />

199<br />

189<br />

F<br />

8<br />

17<br />

13<br />

14<br />

13<br />

53<br />

14<br />

31<br />

37<br />

45<br />

50<br />

54<br />

57<br />

63<br />

63<br />

65<br />

70<br />

71<br />

Amid<br />

3<br />

82<br />

85<br />

79<br />

129<br />

115<br />

127<br />

136<br />

106<br />

99<br />

101<br />

79<br />

76<br />

100<br />

108<br />

103<br />

90<br />

105<br />

142<br />

116<br />

141<br />

78<br />

109<br />

161<br />

Anilid<br />

48<br />

114<br />

106<br />

103<br />

104<br />

93<br />

104<br />

111<br />

63<br />

94<br />

95<br />

45<br />

69<br />

63<br />

77<br />

162<br />

84<br />

94<br />

134<br />

91<br />

91<br />

95<br />

118<br />

p-Bromphenacylester<br />

140<br />

86<br />

63<br />

55<br />

63<br />

68<br />

75<br />

72<br />

72<br />

113<br />

67<br />

84<br />

59<br />

81<br />

104<br />

81<br />

68<br />

78<br />

95<br />

p-Phenylphenacylester<br />

74<br />

111<br />

165<br />

101<br />

90<br />

97<br />

76<br />

69<br />

71<br />

145<br />

183<br />

77<br />

94<br />

86<br />

90<br />

116<br />

94<br />

106<br />

97<br />

N-<br />

Benzylamid<br />

60<br />

61<br />

70<br />

52<br />

87<br />

37<br />

53<br />

42<br />

226<br />

89<br />

89 2 )<br />

89<br />

93<br />

94<br />

95<br />

98<br />

113


716 E. Identifizierung: 2.2. Identifizierung von Carbonylverbindungen<br />

Tabelle E.35 (Fortsetzung)<br />

Säure Kp l)<br />

Phenylessig- 227<br />

Glycol-<br />

Glutar-<br />

L-Äpfel-<br />

Citronen- (+1H2O)<br />

Oxal- (+2H2O)<br />

o-Methoxy-benzoe- 200<br />

Phenoxyessig- 285<br />

Pimelino-Toluyl-Azelainm-Toluyl-<br />

Mandel-<br />

Benzoe-<br />

Sebacin-<br />

Zirnt-(£) 300<br />

Malon-<br />

Malein-<br />

Acetylsalicylm-Nitro-benzoeo-Chlor-benzoeo-Nitro-benzoe-<br />

Benzil-<br />

Adipinm-Brorn-benzoem-Chlor-benzoe-Salicyla-Naphthoe-<br />

Wein-(rneso)<br />

2,4-Dinitro-benzoep-Toluyl-<br />

275<br />

ß-Naphthoe-<br />

Anis-<br />

Bernstein-<br />

3-Hydroxy-benzoe-<br />

3,5-Dinitro-benzoe-<br />

Wein-(rac.)<br />

(wasserfrei)<br />

4-Hydroxy-benzoe-<br />

3-Nitro-phthal-<br />

Phthal-<br />

Nicotin-<br />

Diphenp-Nitro-benzoep-Chlor-benzoe-<br />

F<br />

78<br />

79<br />

99<br />

100<br />

100<br />

!OO<br />

101<br />

101<br />

106<br />

107<br />

107<br />

114<br />

120<br />

122<br />

134<br />

133<br />

134<br />

137<br />

143<br />

142<br />

142<br />

147<br />

148<br />

153<br />

156<br />

156<br />

159<br />

162<br />

166<br />

180<br />

182<br />

183<br />

184<br />

188<br />

203<br />

206<br />

218<br />

216<br />

219<br />

227<br />

229<br />

232<br />

241<br />

242<br />

Arnid<br />

161<br />

120<br />

94<br />

149 di<br />

138<br />

214 mono<br />

350<br />

(Zers.)di<br />

!28<br />

101<br />

175 di<br />

141<br />

175 di<br />

94<br />

134<br />

127<br />

127 mono<br />

210 di<br />

149<br />

121 mono<br />

172di<br />

178 mono<br />

181 di«)<br />

1135)<br />

143<br />

140<br />

176<br />

155<br />

226 di<br />

155<br />

134<br />

139<br />

202<br />

189 di<br />

203<br />

167<br />

192<br />

167<br />

157 mono<br />

268 di<br />

170<br />

180<br />

212 mono<br />

240 di<br />

161<br />

174<br />

148 mono<br />

121<br />

190 mono<br />

201<br />

180<br />

Anilid<br />

118<br />

96<br />

128 mono<br />

223 di<br />

197 di<br />

164<br />

149 mono<br />

252 di<br />

74<br />

49<br />

155 di<br />

128<br />

184 di<br />

126<br />

150<br />

165<br />

122 mono<br />

201 di<br />

154<br />

132 mono<br />

229 di<br />

201<br />

137<br />

155<br />

114<br />

156<br />

177<br />

240 di<br />

137<br />

125<br />

136<br />

164<br />

194 mono<br />

196<br />

145<br />

167<br />

169<br />

228<br />

157<br />

239<br />

182 mono<br />

235 di<br />

195<br />

181 mono<br />

233 di<br />

170 mono<br />

253 di<br />

132<br />

181 mono<br />

218<br />

194<br />

p-Bromphenacylester<br />

89<br />

138<br />

137<br />

179 di<br />

150 tri<br />

244 (Zers.)<br />

di<br />

113<br />

137 di<br />

57<br />

131 di<br />

108<br />

119<br />

147 di<br />

146<br />

168 di<br />

134<br />

106<br />

100<br />

152<br />

154<br />

126<br />

117<br />

140<br />

136<br />

204<br />

158<br />

153<br />

152<br />

211 di<br />

176<br />

159<br />

205<br />

191<br />

149<br />

153 di<br />

134<br />

126<br />

p-Phenylphenacylester<br />

152<br />

204<br />

146<br />

166 (Zers.)<br />

13!<br />

146 (ers.)<br />

94<br />

145<br />

136<br />

105<br />

140<br />

183<br />

175<br />

128 3 )<br />

105 3 )<br />

153<br />

123, 83 3 )<br />

140<br />

122<br />

148, 8 3 )<br />

155<br />

154<br />

148<br />

165<br />

160<br />

208<br />

146 3 )<br />

154<br />

240, 178 3 )<br />

169 di<br />

182<br />

160<br />

N-<br />

Benzylamid<br />

122<br />

103<br />

170 di<br />

170<br />

128 mono<br />

223 di<br />

132<br />

85<br />

153 di<br />

9l 2 )<br />

44 2 )<br />

75<br />

105<br />

166 di<br />

106 2 )<br />

142 di<br />

206<br />

102<br />

100<br />

99<br />

156<br />

86<br />

189 di<br />

1052)<br />

107 2 )<br />

136<br />

93 2 )<br />

142 2 )<br />

133<br />

132<br />

138 mono<br />

206 di<br />

142<br />

157 2 )<br />

148 2 ) di<br />

182 2 )<br />

178<br />

185 2 ) di<br />

141<br />

129 2 )


Tabelle £.35 (Fortsetzung)<br />

Säure jKpi)<br />

F Amid<br />

Gallus-<br />

Fumar-<br />

Terephthal-<br />

Isonicotin-<br />

Isophthal-<br />

E. Identifizierung: 2.2. Identifizierung von Carbonylverbindungen 717<br />

258 243<br />

3006) 309<br />

300<br />

(Subl.)<br />

332 di<br />

316 154<br />

348 280<br />

(Subl.)<br />

Anilid<br />

207<br />

238 mono<br />

303 di<br />

313 mono<br />

336 di<br />

280<br />

1) Druck in kPa (Torr)<br />

2 ) p-Nitro-benzylester<br />

3 ) Phenacylester<br />

4 ) bei Darstellung Umlagerung zu Fumarsäurediamid möglich<br />

5 ) unscharf, unter Umlagerung in N-Acetyl-salicylamid<br />

6 ) geschlossenes Rohr<br />

p-Bromphenacylester<br />

134<br />

225 di<br />

179 di<br />

p-Phenylphenacylester<br />

195 (Zers.)<br />

198 3 )<br />

192 3 ) di<br />

19l 3 ) di<br />

3600 3400 3200 3000 2800 2600 2OX) 2200 2000 1600 1600 KOO 1200 1000 000 700 600 500 400<br />

Abb. E.36<br />

IR-Spektrum von 3-Phenyl-propionsäure, fest in KBr<br />

11,0 10,0 9,0 8,0 7,0 6,0 5,0 3,0 2,0<br />

Abb. E.37<br />

iH-NMR-Spektrum von 3-Phenyl-propionsäure in CDCl3<br />

(Spektrum höherer Ordnung im -CH2-CH2-TeU: AA'BB'-Typ)<br />

(f/ppm<br />

N-<br />

Benzylamid<br />

14l 2 )<br />

314<br />

265<br />

202 2 )


718 E. Identifizierung: 2.2. Identifizierung von Carbonylverbindungen<br />

-c< OH<br />

13.0 12rO<br />

" 0 X<br />

11,0 10,0 9,0 8,0 7,0 6,0 5,0 4,0 3,0 2,0 1,0<br />

Abb. E.38<br />

iH-NMR-Spektrum von Crotonsäure in CDCl3<br />


E. Identifizierung: 2.2. Identifizierung von Carbonylverbindungen 719<br />

2.2.6.2. Darstellung der Amine (Bouveault-Blanc-Reduktion)<br />

Ig Nitril wird mit 20 ml abs. Alkohol bei 50 bis 6O 0 C durch portionsweise Zugabe von 1,5g<br />

Natrium reduziert. Nach dem Abkühlen setzt man vorsichtig 10 ml konz. Salzsäure zu und<br />

destilliert den Alkohol ab. Der Rückstand wird mit 10 ml 50%iger Natronlauge alkalisch<br />

gemacht und das gebildete Amin zusammen mit Wasser überdestilliert. Am besten wird das<br />

Amin in wäßriger Lösung mit Benzoylchlorid identifiziert (vgl. E.2.1.1.1.).<br />

Grenzen: Amide werden nicht reduziert. Die entstandenen Amine können auch direkt aus<br />

der alkoholischen Lösung in die Phenylthioharnstoffe übergeführt werden (vgl. E.2.1.1.4.).<br />

•<br />

— r ~ *°<br />

H-CxMx-CH3(A)<br />

Nx CH,(B)<br />

fP<br />

H-Cx<br />

A<br />

OLJ H H O*U<br />

B rlA<br />

Il PU<br />

Il -M' 3<br />

CH3<br />

^LJ II 3<br />

-N W 1 !! (17 °° c ><br />

^-<br />

Un3Ul<br />

^M\<br />

* ' T<br />

30 1<br />

tf/ppm<br />

HO 10,0 9,0 8,0 7,0 6,0 5,0 4,0 3,0 2,0 1,0<br />

Abb. E.41<br />

1 H-NMR-SpCkIrUm von Dimethylformamid<br />

2.2.7. Carbonsäureester<br />

Man hydrolysiert normalerweise den Ester und weist die beiden Spaltprodukte einzeln nach.<br />

In vielen Fällen erhält man durch Aminolyse oder Umesterung entsprechende Derivate.<br />

2.2.7.1. Darstellung der Carbonsäuren und Alkohole<br />

2 g des Esters werden mit 20 ml l N Natronlauge unter Rückfluß gekocht, bis sich alles gelöst<br />

hat. Ein Teil dieser Reaktionsmischung wird zur Identifizierung der Carbonsäure benutzt (vgl.<br />

E.2.7.2.), vom anderen Teil destilliert man Wasser und Alkohol bis zur Trockne ab, sättigt das<br />

Destillat mit Kaliumcarbonat, trennt den abgeschiedenen Alkohol ab, trocknet mit MgSO4<br />

und identifiziert nach E.2.2.5.<br />

Grenzen: Bei Estern von in Wasser unlöslichen Alkoholen wird stets eine ölige Phase bleiben!<br />

Bei langkettigen Carbonsäuren enstehen Seifen. Ester, die durch wäßrige Alkalien nicht verseift<br />

werden, hydrolysiert man in Gegenwart von etwas Dioxan oder Tetrahydrofuran oder aber mit<br />

10%iger alkoholischer Kalilauge und verzichtet dann auf die Identifizierung des Alkohols.<br />

Verseifungsäquivalent s. D.7.1.4.3.<br />

Grenzen: Ester mehrwertiger Phenole sind schwer bestimmbar, da während der Hydrolyse<br />

Oxidation des Phenols eintritt. (Verfärbung und Alkali verbrauch!) Sterisch stark gehinderte<br />

Ester sind alkalisch nicht verseifbar.<br />

2.2.7.2. Darstellung der 3,5-Dinitro-benzoesäureester<br />

Arbeitsvorschrift s. D.7.1.4.4.<br />

Grenzen: Diese Methode ist für eine große Anzahl einfacher Ester brauchbar. Sie versagt bei<br />

Estern, deren Alkohol mit konz. Schwefelsäure reagiert (z. B. tertiäre Alkohole, leicht verharzende<br />

olefinische Alkohole). Höhermolekulare Ester reagieren sehr langsam oder gar nicht.


720 E. Identifizierung: 2.3. Identifizierung von Ethern<br />

2.2.7.3. Darstellung der Carbonsäureamide<br />

Arbeitsvorschrift s. D.7.1.4.2.<br />

Grenzen: Diese Reaktion gelingt nur mit Methyl- oder bestenfalls Ethylestern (Ausnahmen<br />

sind die sog. aktivierten Ester, s. D.2.2.I.). Ester höherer Alkohole müssen zuvor einer Methanolyse<br />

unterworfen werden:<br />

0,6 bis l g des Esters werden 30 Minuten mit 10 ml abs. Methanol, in dem zuvor 0,1 g Natrium<br />

gelöst wurde, unter Rückfluß erhitzt. Anschließend verdampft man das überschüssige<br />

Methanol, der Rückstand wird direkt der Aminolyse unterworfen.<br />

110 100 90 8,0 70 60 50 4,0 3,0 2,0 10<br />

Abb. E.42<br />

iH-NMR-Spektrum von Zimtsäureethylester in CCl4<br />

2.3. Identifizierung von Ethern<br />

Ether sind im allgemeinen sehr beständige Verbindungen. Die meisten aliphatischen Ether<br />

sind unter Oxoniumsalzbildung in konzentrierter Salzsäure löslich. Diese Salze zerfallen beim<br />

Verdünnen mit Wasser (Methode zur Abtrennung aus Gemischen). Araliphatische Ether<br />

geben die Oxoniumsalze nur mit konzentrierter Schwefelsäure, wobei teilweise Sulfonierung<br />

des aromatischen Kerns eintritt.<br />

2.3.1. Etherspaltung mit Jodwasserstoff- bzw. Bromwasserstoffsäure<br />

Arbeitsvorschrift s. D.2.5.2.<br />

Die destillativ isolierten Alkyliodide bzw. -bromide werden als S-Alkyl-thiouroniumpikrate<br />

identifiziert (vgl. D.2.6.6.).<br />

2.3.2. Etherspaltung mit Zinkchlorid/3,5-Dinitro-benzoylchlorid<br />

l g Substanz, 0,15 g wasserfreies Zinkchlorid und 0,5 g 3,5-Dinitro-benzoylchlorid werden eine<br />

Stunde unter Rückfluß gekocht. Nach dem Abkühlen setzt man 10 ml 2 N Sodalösung hinzu<br />

und erwärmt auf dem Wasserbad bis 9O 0 C. Beim Stehen scheidet sich der Dinitrobenzoesäureester<br />

aus, der abfiltriert, mit Sodalösung und Wasser gewaschen und anschließend mit 10<br />

ml Tetrachlorkohlenstoff gelöst wird. Entsteht keine klare Lösung, wird heiß filtriert. Sollten<br />

in der Kälte keine Kristalle ausfallen, läßt man das Lösungsmittel eindunsten.


E. Identifizierung: 2.4. Identifizierung von Halogenverbindungen 721<br />

Grenzen: Diese Vorschrift ist nur auf symmetrische aliphatische Ether anwendbar<br />

(warum?). Störungen sind durch Alkohole, Amine usw. möglich. Diese Stoffe müssen zuvor<br />

abgetrennt werden.<br />

100<br />

: o°<br />

J 50<br />

*l«<br />

l 20<br />

CH3-O-CH2-CH2OH<br />

-CH2-<br />

-CH3<br />

i i /i Ik i<br />

-C-O - C-'-C-OH<br />

, ,1 .<br />

v/cm" 1<br />

3600 3*00 3200 3000 2600 2600 2400 2200 2000 1800 16QC UOO 1200 1000 800 700 600 500 400<br />

Abb. E.43<br />

IR-Spektrum von Ethylenglycolmonomethylether, flüssig in Substanz<br />

i 20<br />

(ArKC-H I Q-CH2-O-CH2O l /<br />

S H-C-H<br />

I<br />

V/cm 1<br />

3600 3X03 3200 3000 2800 2600 2400 2200 2000 1800 1600 1400 1200 1000 800 700 600 500 400<br />

Abb. E.44<br />

IR-Spektrum von Dibenzylether, flüssig in Substanz<br />

2.4. Identifizierung von Halogenverbindungen<br />

Aus E. 1.2.10. ist ersichtlich, welche halogenhaltige Substanzklasse vorliegt.<br />

Geminale Di- und Trihalogenide (außer Abkömmlingen des Methans) werden hydrolysiert<br />

(vgl. D.2.6.1.) und die Aldehyde bzw. Carbonsäuren wie üblich nachgewiesen. Aromatische<br />

Fluoride und Chloride kann man durch Nitrierung bzw. Sulfochlorierung in Derivate überführen<br />

(vgl. E.2.6.).<br />

2.4.1. Darstellung der Carbonsäureanilide<br />

0,4g Magnesiumspäne, die mit lod aktiviert wurden, werden mit 1,2g der Halogenverbindung<br />

in 5 ml abs. Ether umgesetzt. Nach beendeter Reaktion wird die etherische Lösung dekantiert.<br />

Man setzt 3 bis 4g feste Kohlensäure (—» Carbonsäure) oder 4,5ml einer 10%igen etherischen<br />

Lösung von Phenylisocyanat (—» Anilid) zu. Nach 10 Minuten werden 20 g zerstoßenes Eis und<br />

l ml konz. Salzsäure zugegeben, gerührt, die abgetrennte etherische Phase getrocknet und der<br />

Ether verdampft.<br />

Es reagieren fast alle Alkylhalogenide sowie Arylbromide und -iodide (vgl. D.7.2.2.). Durch<br />

Umsetzung der Grignard-Verbindungen mit Dimethylformamid lassen sich Halogenkohlenwasserstoffe<br />

auch in Aldehyde überführen, die als 2,4-Dinitro-phenylhydrazone nachgewiesen<br />

werden (SHAREFEKIN, J.G.; FORSCHIRM, A., Analyt. Chem. 35 (1963), 1616).


722 E. Identifizierung: 2.4. Identifizierung von Halogenverbindungen<br />

2.4.2. Darstellung der S-Alkyl-thiouroniumpikrate<br />

Arbeitsvorschrift und Äquivalentmassebestimmung s. D.2.6.6.<br />

Grenzen: Diese Methode eignet sich nur für aliphatische Halogenkohlenwasserstoffe.<br />

Tabelle £.45<br />

Identifizierung von Alkylhalogeniden<br />

Halogenid<br />

Methyl-<br />

Vinyl-<br />

Ethyl-<br />

Isopropyl-<br />

Propyl-<br />

Allyltert-Butylsec-Butyl-<br />

Isobutyl-<br />

Butyltert-Pentyl-<br />

Isopentyl-<br />

Pentyl-<br />

Hexyl-<br />

Cyclohexyl-<br />

Heptyl-<br />

Benzyl-<br />

Octylß-Phenyl-ethylp-Chlor-benzylo-Brom-benzylm-Brom-benzylp-Brom-benzylp-Nitro-benzyl-<br />

1 J Druck in kPa (Torr)<br />

Chlorid<br />

Kp 1 )<br />

-24<br />

-14<br />

12<br />

36<br />

46<br />

46<br />

51<br />

67<br />

68<br />

77<br />

86<br />

100<br />

107<br />

134<br />

142<br />

159<br />

179<br />

184<br />

190<br />

214<br />

110/2,0(15)<br />

F 23<br />

F 50<br />

F 71<br />

Bromid<br />

Kp<br />

5<br />

16<br />

38<br />

60<br />

71<br />

71<br />

72<br />

90<br />

91<br />

100<br />

108<br />

118<br />

129<br />

157<br />

165<br />

180<br />

198<br />

204<br />

218<br />

F 51<br />

F 31<br />

F 41<br />

F 62<br />

F 99<br />

Tabelle E.46<br />

Identifizierung von aromatischen Halogenkohlenwasserstoffen<br />

Halogenkohlenwasserstoff<br />

Fluorbenzen<br />

Chlorbenzen<br />

Brombenzen<br />

2-Chlor-toluen<br />

3-Chlor-toluen<br />

4-Chlor-toluen<br />

1 ,3-Dichlor-benzen<br />

1 ,2-Dichlor-benzen<br />

2-Brom-toluen<br />

3-Brom-toluen<br />

2-Chlor-l ,4-dimethyl-benzen<br />

lodbenzen<br />

4-Chlor-l ,2-dimethyl-benzen<br />

4-Chlor-l,3-dimethyl-benzen<br />

Kp<br />

85<br />

132<br />

156<br />

159<br />

162<br />

162<br />

173<br />

180<br />

181<br />

183<br />

185<br />

188<br />

195<br />

192<br />

lodid<br />

Kp 1 )<br />

43<br />

56<br />

72<br />

89<br />

102<br />

103<br />

98<br />

119<br />

120<br />

130<br />

128<br />

148<br />

156<br />

180<br />

179<br />

204<br />

F 24<br />

225<br />

116/1,6(12)<br />

F 47<br />

F 42<br />

F 73<br />

F Sulfonamid<br />

Position F<br />

4<br />

4<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7 2<br />

6<br />

4<br />

5<br />

6<br />

5<br />

5<br />

6<br />

125<br />

143<br />

162<br />

126<br />

185<br />

143<br />

180<br />

135<br />

146<br />

168<br />

155<br />

207<br />

195<br />

Thiouroniumpikrat<br />

224<br />

104<br />

188<br />

196<br />

177<br />

155<br />

160<br />

166<br />

167<br />

180<br />

173<br />

154<br />

157<br />

174<br />

142<br />

188<br />

134<br />

194<br />

222<br />

205<br />

219<br />

Anilid<br />

114<br />

104<br />

104<br />

103<br />

92<br />

114<br />

128<br />

108<br />

109<br />

63<br />

92<br />

108<br />

96<br />

69<br />

146<br />

57<br />

117<br />

57<br />

97<br />

166<br />

Nitroprodukt<br />

Position F<br />

2,4<br />

2,4<br />

3,5<br />

4,6<br />

2<br />

4,6<br />

4,5<br />

3,5<br />

4,6<br />

5<br />

4<br />

5<br />

6<br />

52<br />

75<br />

64<br />

91<br />

38<br />

103<br />

110<br />

82<br />

103<br />

77<br />

174<br />

63<br />

42


Tabelle E.46 (Fortsetzung)<br />

E. Identifizierung: 2.4. Identifizierung von Halogenverbindungen 723<br />

Halogenkohlenwasserstoff Kp F Sulfonamid<br />

Position F<br />

1 ,3-Dibrom-benzen<br />

1 ,2-Dibrom-benzen<br />

1-Chlor-naphthalen<br />

1-Brom-naphthalen<br />

4-Brom-toluen<br />

1,4-Dichlor-benzen<br />

2-Brom-naphthalen<br />

2-Chlor-naphthalen<br />

1 ,4-Dichlor-naphthalen<br />

1 ,4-Dibrom-benzen<br />

1 ,5-Dichlor-naphthalen<br />

219<br />

219<br />

259<br />

281<br />

185<br />

174<br />

281<br />

265<br />

290<br />

219<br />

Tabelle £.47<br />

Identifizierung von Polyhalogenkohlenwasserstoffen<br />

Halogenkohlenwasserstoff Kp ri\<br />

Methylendichlorid<br />

E-l,2-Dichlor-ethylen<br />

Z-l,2-Dichlor-ethylen<br />

Chloroform<br />

2,2-Dichlor-propan<br />

Tetrachlorkohlenstoff<br />

1,2-Dichlor-ethan<br />

Trichlorethylen<br />

Methylendibromid<br />

Tetrachlorethylen<br />

1 ,2-Dibrom-ethan<br />

1 ,2-Dibrom-propan<br />

1 ,1 ,2,2-Tetrachlor-ethan<br />

Bromoform<br />

Pentachlorethan<br />

1 ,3-Dibrom-propan<br />

Methylendiiodid<br />

Benzylidendichlorid<br />

(Tricnlormethyl)benzen<br />

Styrendibromid<br />

Hexachlorethan<br />

41<br />

48<br />

60<br />

61<br />

70<br />

77<br />

84<br />

87<br />

97<br />

121<br />

132<br />

142<br />

147<br />

151<br />

161<br />

167<br />

180<br />

207<br />

221<br />

F 74<br />

F 186<br />

28<br />

53<br />

59<br />

61<br />

68<br />

89<br />

107<br />

1,4237<br />

1,4454<br />

1,4486<br />

1,4462<br />

,4093<br />

,4630<br />

1,4443<br />

,4773<br />

,5419<br />

1,5055<br />

1,5379<br />

1,5203<br />

1,4944<br />

1,5977<br />

1,5028<br />

1,5233<br />

1,7405<br />

1,5515<br />

1,5579<br />

6<br />

4<br />

4<br />

4<br />

2<br />

2<br />

8<br />

8<br />

6<br />

2<br />

3<br />

D^<br />

1,336<br />

1,257<br />

1,284<br />

1,489<br />

1,093<br />

1,595<br />

1,256<br />

1,464<br />

2,492<br />

1,623<br />

2,179<br />

1,933<br />

1,595<br />

2,887<br />

1,679<br />

1,982<br />

3,321<br />

1,254<br />

1,374<br />

190<br />

176<br />

186<br />

193<br />

165<br />

180<br />

208<br />

126<br />

244<br />

195<br />

204<br />

Nitroprodukt<br />

Position F<br />

3GOO 3400 3200 3000 2800 2600 2400 2200 2000 1800 1600 UOO 1200 1000 900700 600 500 400<br />

Abb. E.48<br />

IR-Spektrum von Propylbromid in CCl4<br />

4<br />

4,5<br />

4,5<br />

4<br />

2<br />

2<br />

1,8<br />

8<br />

2,5<br />

8<br />

61<br />

114<br />

180<br />

85<br />

47<br />

54<br />

175<br />

92<br />

84<br />

142


724 E. Identifizierung: 2.5. Identifizierung von Hydroxyverbindungen<br />

100<br />

jS' 80<br />

.£<br />

*- 60<br />

t«<br />

o<br />

l 20<br />

-C-H<br />

CH3<br />

3600 3400 3200 3000 2800 2800 2400 2200 2000 1600 1600 UOO 1200 1000 800700 600 500 400<br />

Abb. E.49<br />

IR-Spektrum von o-Chlor-toluen, flüssig in Substanz<br />

l5,AO H^<br />

4,24ppm<br />

/~\ I* » A<br />

Q-C-C-Br<br />

Br H6<br />

4,30 ppm<br />

X-Teil A B-Teil<br />

7,5 7,0 6,5 6,0 5,5 5.0 4,5 3,5<br />

Abb. E.50<br />

iH-NMR-Spektrum von Styrendibromid in perdeuteriertem Aceton<br />

HA und HB sind chemisch nicht äquivalent. Es liegt ein Spektrum höherer Ordnung vor, aus dem (5AB (0,06<br />

ppm) sowie JAx (6,09 Hz) und JBx (9,89 Hz) nicht ohne weiteres zu entnehmen sind.<br />

2.5. Identifizierung von Hydroxyverbindungen<br />

Zur Charakterisierung der Alkohole dienen die Ester der 3,5-Dinitro- und der 4-Nitro-benzoesäure<br />

sowie der 3-Nitro-phthalsäure oder die Phenyl- bzw. Naphthylurethane. Phenole sind<br />

ebenfalls durch Umsetzung mit Säurechloriden und Isocyanaten charakterisierbar. Viele Phenole<br />

bilden gut kristallisierende Tribromphenole.<br />

2.5.1. Primäre und secundäre Alkohole<br />

2.5.1.1. Darstellung der Nitrobenzoesäureester<br />

Arbeitsvorschrift s. D.7.1.4.1.<br />

Grenzen: Phenole, primäre und secundäre Amine und Thiole reagieren ebenfalls. Für wasserlösliche<br />

Alkohole, die oftmals Spuren von Wasser enthalten, ist die Darstellung dieser Ester<br />

besonders geeignet (vgl. aber Urethane). Bei Glycolen und Polyhydroxyverbindungen sind die<br />

Acetate und besonders die Benzoate günstiger (vgl. D.7.1.4.1.). Tertiäre Alkohole sind durch<br />

diese Methode nur schwer charakterisierbar.<br />

H


E. Identifizierung: 2.5. Identifizierung von Hydroxyverbindungen 725<br />

2.5.1.2. Darstellung der Halbester der 3-Nitro-phthalsäure<br />

Arbeitsvorschrift und Bestimmung der Äquivalentmasse s. D.7.1.4.1.<br />

Grenzen: Tertiäre Alkohole reagieren meist unter Bildung von Olefinen. Wird vorher aus<br />

dem tert-Alkohol mit Ethylmagnesiumbromid das entsprechende Alkoholat gebildet, so kann<br />

daraus mit 3-Nitro-phthalsäureanhydrid der zugehörige Halbester gewonnen werden. 1 ) Phenole,<br />

primäre und secundäre Amine reagieren unter Bildung der entsprechenden Derivate.<br />

2.5.1.3. Darstellung der Urethane<br />

Arbeitsvorschrift s. D.7.1.6.<br />

Grenzen: Analog reagieren Phenole, primäre und secundäre Amine, Thiole. Wasser stört, es<br />

bildet sich hierbei der entsprechende disubstituierte Harnstoff, weshalb diese Methode nur zur<br />

Identifizierung wasserfreier Verbindungen geeignet ist. Urethane von tertiären Alkoholen bilden<br />

sich nur schwer.<br />

2.5.2. Tertiäre Alkohole<br />

Tertiäre Alkohole werden zur Identifizierung in die entsprechenden Halogenkohlenwasserstoffe<br />

übergeführt und dann wie diese nachgewiesen.<br />

2.5.2.1. Darstellung der S-Alkyl-thiouroniumpikrate<br />

Der tertiäre Alkohol wird mit der 5- bis 6fachen Volumenmenge konz. Salzsäure geschüttelt.<br />

Man trennt die organische Phase ab und weist das entstandene Alkylhalogenid als S-Alkylthiouroniumpikrat<br />

nach (vgl. D.2.6.6.).<br />

Grenzen: Secundäre Alkohole sind dieser Reaktion auch zugänglich, wenn man an Stelle<br />

von konzentrierter Salzsäure mit Lukas-Reagens arbeitet (vgl. E.l.2.5.4.).<br />

2.5.2.2. Äquivalentmassebestimmung<br />

Arbeitsvorschrift s. D.2.6.6.<br />

Grenzen: Zur Äquivalenztitration müssen die Pikrate gut gereinigt sein, da freie Pikrinsäure<br />

die Bestimmung verfälscht. Exaktere Ergebnisse erhält man bei der potentiometrischen Titration<br />

(Glaselektrode).<br />

Tabelle E.51<br />

Identifizierung von Alkoholen<br />

Alkohol<br />

Methanol<br />

Ethanol<br />

Isopropylalkohol<br />

tert-Butylalkohol<br />

Propanol<br />

Allylalkohol<br />

Butan-2-ol<br />

Isobutylalkohol<br />

2-Methyl-butan-2-ol<br />

F Kp<br />

65<br />

78<br />

82<br />

25 82<br />

97<br />

97<br />

99<br />

!08<br />

116<br />

p-Nitro- 3,5- 3-Nitro- Phenyl- a-Naphbenzoat<br />

Dinitro- hydrogen- urethan thylbenzoat<br />

phthalat urethan<br />

96<br />

57<br />

108<br />

116<br />

35<br />

30<br />

25<br />

69<br />

85<br />

108<br />

93<br />

122<br />

142<br />

40<br />

50<br />

76<br />

86<br />

118<br />

1) Vgl. FESSLER, W. A.; SHRINER, R. L., J. Am. Chem. Soc. 58 (!936), 1384.<br />

153<br />

157<br />

153<br />

142<br />

124<br />

131<br />

179<br />

47<br />

52<br />

90<br />

!36<br />

52<br />

70<br />

64<br />

86<br />

44<br />

124<br />

80<br />

105<br />

80


726 E. Identifizierung: 2.5. Identifizierung von Hydroxyverbindungen<br />

Tabelle E.51 (Fortsetzung)<br />

Alkohol<br />

Pentan-3-ol<br />

Butan-1-ol<br />

Pentan-2-ol<br />

Ethylenglycolmonomethylether<br />

1 -Chlor-propan-2-ol<br />

2-Chlor-ethanol<br />

Isopentylalkohol<br />

Ethylenglycolmonoethylether<br />

Pentan-1-ol<br />

Hexan-2-ol<br />

Cyclopentanol<br />

2-Brom-ethanol<br />

2,2,2-Trichlor-ethanol<br />

Hexan- 1 -öl<br />

Heptan-2-ol<br />

Cyclohexanol<br />

3-Methyl-cyclohexanol<br />

(trans)<br />

Furfurylalkohol<br />

4-Methyl-cyclohexanol<br />

(trans)<br />

4-Methyl-cylohexanol (eis)<br />

2,3-Dimethyl-butan-2,3-diol<br />

(Pinacol)<br />

3-Methyl-cyclohexanol (cis)<br />

1 ,3-Dichlor-propan-2-ol<br />

Heptan-1-ol<br />

Octan-2-ol<br />

2-Ethyl-hexanol<br />

Propylenglycol<br />

Octan-1-ol<br />

Ethylenglycol<br />

Benzylalkohol<br />

Butan-l,3-diol<br />

Nonan-1-ol<br />

Propan-l,3-diol<br />

2-Phenyl-ethanol<br />

Butan- 1,4-diol<br />

Decan-1-ol<br />

Geraniol<br />

Diethylenglycol<br />

Glycerol<br />

Laurylalkohol<br />

Zimtalkohol (trans)<br />

L-Menthol<br />

Neopentylalkohol<br />

Stearylalkohol<br />

Diphenylmethanol<br />

Sorbit<br />

Benzoin<br />

Cholesterol<br />

Triphenylmethanol<br />

F<br />

17<br />

43 2 )<br />

20<br />

7<br />

18<br />

24<br />

34<br />

43<br />

55<br />

58<br />

69<br />

92<br />

138<br />

149<br />

164<br />

Kp<br />

116<br />

118<br />

120<br />

124<br />

127<br />

129<br />

132<br />

135<br />

138<br />

140<br />

141<br />

150<br />

151<br />

158<br />

160<br />

161<br />

168<br />

171<br />

171<br />

171<br />

172<br />

173<br />

176<br />

177<br />

180<br />

183<br />

188<br />

195<br />

198<br />

205<br />

208<br />

213<br />

214<br />

219<br />

229<br />

229<br />

230<br />

245<br />

290<br />

264<br />

257<br />

216<br />

113<br />

298<br />

380<br />

p-Nitrobenzoat<br />

17<br />

36<br />

17<br />

61<br />

56<br />

21<br />

11<br />

62<br />

71<br />

7<br />

fl.<br />

52<br />

63<br />

65<br />

96<br />

48<br />

58<br />

10<br />

28<br />

127 di<br />

17<br />

145 di<br />

84<br />

102<br />

19<br />

119<br />

62<br />

175<br />

30<br />

35<br />

188 tri<br />

29<br />

78<br />

62<br />

64<br />

132<br />

2164)<br />

123<br />

1455)<br />

3,5-<br />

Dinitrobenzoat<br />

101<br />

63<br />

61<br />

62<br />

46<br />

38<br />

53<br />

143<br />

60<br />

113<br />

111<br />

81<br />

142<br />

107<br />

99<br />

129<br />

47<br />

32<br />

61<br />

169 di<br />

51<br />

178<br />

57<br />

63<br />

151 di<br />

192 tri<br />

122<br />

153<br />

74<br />

3-Nitro- Phenylhydrogen-<br />

urethan<br />

phthalat<br />

121<br />

147<br />

103<br />

129<br />

166<br />

118 1 )<br />

136<br />

172<br />

124<br />

160<br />

183<br />

127<br />

128<br />

176 3 )<br />

125<br />

123<br />

123<br />

123<br />

162<br />

119<br />

49<br />

63<br />

51<br />

55<br />

46<br />

132<br />

76<br />

87<br />

42<br />

81<br />

82<br />

46<br />

124<br />

104<br />

215<br />

88<br />

73<br />

60<br />

114<br />

150 di<br />

74<br />

160 di<br />

77<br />

123 di<br />

60<br />

81<br />

183<br />

61<br />

81 di<br />

117di<br />

182<br />

78<br />

91<br />

112<br />

144<br />

80<br />

140<br />

163<br />

168<br />

a-Naphthylurethan<br />

72<br />

72<br />

75<br />

113<br />

101<br />

67<br />

67<br />

68<br />

61<br />

87<br />

120<br />

59<br />

54<br />

129<br />

118<br />

130<br />

160<br />

107<br />

129<br />

59<br />

63<br />

59<br />

66<br />

176 di<br />

134<br />

153 di<br />

65<br />

121<br />

73<br />

142 di<br />

192<br />

80<br />

114<br />

126<br />

100<br />

136<br />

140<br />

160


Tabelle E. 51 (Fortsetzung)<br />

Alkohol<br />

Mannit<br />

D-Borneol<br />

Pentaerythritol<br />

E. Identifizierung: 2.5. Identifizierung von Hydroxyverbindungen 727<br />

F Kp<br />

168<br />

205<br />

260<br />

p-Nitrobenzoat<br />

15(H)<br />

1006)<br />

3,5-<br />

Dinitrobenzoat<br />

154<br />

3-Nitro- Phenylhydrogen-<br />

urethan<br />

phthalat<br />

303<br />

139<br />

1 J wasserfrei; Hydrat F 94 0 C<br />

2 ) wasserfrei; Hydrat F 30 0 C<br />

3 ) 3-Nitro-phthalsäure-l-benzylester neben 3-Nitro-phthalsäure-2-benzylester, F151 0 C<br />

4 ) Hexabenzoat<br />

5) Benzoat<br />

6 ) Tetrabenzoat<br />

100<br />

* 80<br />

.E<br />

^ 60<br />

20<br />

CH3-CH-CH3<br />

OH<br />

X<br />

3600 3400 3200 3000 2800 2600 2400 2200 2000 1800 1600 UOO 1200 1000 800700 600 500 *00<br />

Abb. E.52<br />

IR-Spektrum von Isopropylalkohol, flüssig in Substanz<br />

H£N /CH3<br />

C<br />

H' \)H<br />

__^~ _r-<br />

^ JLx i<br />

^)C(CH3), ]-«___<br />

11,0 100 9,0 8,0 7,0 3,0 2,0 1,0<br />

Abb. E.53<br />

iH-NMR-Spektrum von Isopropylalkohol in CDCl3<br />

2.5.3. Phenole<br />

2.5.3.1. Darstellung der Benzoate<br />

ArbeitsVorschrift s. D.7.1.4.1.<br />

Grenzen: Alkohole, Thiole und Amine reagieren ebenfalls.<br />

2.5.3.2. Darstellung der Urethane<br />

^-<br />

a-Naphthylurethan<br />

127<br />

^C(CH3I2<br />

n<br />

1<br />

rf /P pm<br />

Arbeitsvorschrift s. D.7.1.6.<br />

Grenzen: s. a. E.2.5.1.3. Die a-Naphthylurethane bilden sich meist besser als die Phenylurethane.<br />

Die Reaktion wird durch einige Tropfen trockenen Pyridins katalysiert.


728 E. Identifizierung: 2.5. Identifizierung von Hydroxyverbindungen<br />

2.5.3.3. Darstellung der Bromphenole<br />

Arbeitsvorschrift s. D.5.1.5.<br />

2.5.3.4. Darstellung der Aryloxyessigsäuren<br />

l g des Phenols wird in 4 ml 10 N Natronlauge gelöst und mit 1,25 g Monochloressigsäure und l<br />

bis 2 ml Wasser, um eine homogene Lösung herzustellen, versetzt. Nach einstündigem Erhitzen<br />

auf dem Wasserbad wird die Lösung abgekühlt, mit 10 bis 15 ml Wasser verdünnt und mit Salzsäure<br />

gegen Kongorot angesäuert. Man extrahiert mit 50 ml Ether und schüttelt den Ether mit<br />

10 ml Wasser aus und anschließend nochmals mit 25 ml 5%iger Natriumcarbonatlösung. Die<br />

Carbonatlösung wird mit verd. Salzsäure angesäuert (Vorsicht Schäumen!), der entstandene<br />

Niederschlag abfiltriert und aus Wasser umkristallisiert.<br />

Grenzen: Elektrophile Substituenten am Kern stören die Reaktion.<br />

Tabelle K54<br />

Identifizierung von Phenolen<br />

Phenol<br />

Isoeugenol<br />

Resorcinolmonomethylether<br />

Eugenol<br />

Carvacrol<br />

Salicylsäureethylester<br />

o-Brom-phenol<br />

m-Cresol<br />

2,4-Dirnethyl-phenol<br />

o-Cresol<br />

m-Brorn-phenol<br />

p-Cresol<br />

2,4-Dibrorn-phenol<br />

Phenol<br />

2,4-Dichlor-phenol<br />

p-Chlor-phenol<br />

Salol<br />

o-Nitro-phenol<br />

2,6-Dirnethyl-phenol<br />

Thyrnol<br />

Hydrochinonrnonornethylether<br />

p-Brorn-phenol<br />

2,4,6-Trichlor-phenol<br />

2,4,5-Trirnethyl-phenol<br />

2,5-Dirnethyl-phenol<br />

2,3-Dirnethyl-phenol<br />

Vanillin<br />

a-Naphthol<br />

2,4,6-Tribrorn-phenol<br />

m-Nitro-phenol<br />

Brenzcatechin<br />

Chlorhydrochinon<br />

5-Methyl-resorcinol<br />

Resorcinol<br />

F<br />

-17,5<br />

- 9,1<br />

1<br />

1<br />

5<br />

12<br />

27<br />

31<br />

32<br />

36<br />

36<br />

42<br />

43<br />

43<br />

42<br />

45<br />

49<br />

51<br />

55<br />

64<br />

67<br />

71<br />

75<br />

75<br />

80<br />

94<br />

95<br />

97<br />

105<br />

106<br />

107<br />

110<br />

Kp 1 )<br />

267<br />

243<br />

253<br />

237<br />

234<br />

194<br />

202<br />

211<br />

192<br />

236<br />

200<br />

238<br />

182<br />

209<br />

217<br />

173/1,6(12)<br />

216<br />

203<br />

233<br />

244<br />

236<br />

232<br />

212<br />

285<br />

280<br />

194/9,3(70)<br />

245<br />

263<br />

290<br />

276<br />

Benzoat<br />

103<br />

133<br />

69<br />

837)<br />

87<br />

86<br />

56<br />

1657)<br />

1387)<br />

88<br />

71<br />

98<br />

71<br />

97<br />

93<br />

80<br />

59<br />

41<br />

1037)<br />

87<br />

102<br />

75<br />

63<br />

61<br />

58<br />

785)<br />

2577)<br />

81<br />

95<br />

S4 3 )<br />

13O 3 )<br />

88 3 )<br />

117 3 )<br />

Phenylurethan<br />

118 2 )<br />

1524)<br />

124<br />

101<br />

137<br />

98<br />

124<br />

103<br />

145<br />

115<br />

126<br />

148<br />

111<br />

133<br />

107<br />

144<br />

110<br />

166<br />

173<br />

116<br />

178<br />

168<br />

129<br />

169<br />

154 3 )<br />

164 3 )<br />

a-Naphthylurethan<br />

150<br />

129<br />

122<br />

104<br />

129<br />

128<br />

135<br />

142<br />

!46<br />

133<br />

166<br />

113<br />

176<br />

160<br />

168<br />

173<br />

152<br />

153<br />

167<br />

160<br />

Bromderivat<br />

94 3 )<br />

1045)<br />

1186)<br />

46<br />

95 5 )<br />

845)<br />

1795)<br />

S6 3 )<br />

1085)<br />

955)<br />

955)<br />

68<br />

90 3 )<br />

117 3 )<br />

79<br />

55<br />

1455)<br />

95 3 )<br />

35<br />

79 3 )<br />

160<br />

105 3 )<br />

9l 3 )<br />

1926)<br />

1045)<br />

117 3 )<br />

Aryloxyessigsäure<br />

94<br />

118<br />

100<br />

149<br />

143<br />

102<br />

142<br />

154<br />

108<br />

136<br />

153<br />

101<br />

141<br />

156<br />

158<br />

149<br />

111<br />

154<br />

177<br />

132<br />

118<br />

187<br />

189<br />

192<br />

155<br />

131<br />

194


Tabelle E. 54 (Fortsetzung)<br />

Phenol<br />

Bromhydrochinon<br />

p-Nitro-phenol<br />

2,4-Dinitrophenol<br />

p-Hydroxy-benzaldehyd<br />

Pikrinsäure<br />

ß-Naphthol<br />

2,5-Dihydroxy-toluen<br />

Pyrogallol<br />

Hydrochinon<br />

Phloroglucinol<br />

1) Druck in kPa (Torr)<br />

2 ) cis-Form<br />

3 ) Di-Derivat<br />

4 ) trans-Form<br />

5) Tri-Derivat<br />

6 ) Tetra-Derivat<br />

7 ) Dinitrobenzoat<br />

100<br />

(AP))P-H<br />

E. Identifizierung: 2.5. Identifizierung von Hydroxyverbindungen 729<br />

F Kpi)<br />

110<br />

114<br />

114<br />

115<br />

122<br />

123 285<br />

125<br />

133 293<br />

169 286<br />

218<br />

OOH<br />

Benzoat<br />

!42<br />

132<br />

72<br />

163<br />

107<br />

12O 3 )<br />

895)<br />

204 3 )<br />

1735)<br />

CCl4<br />

Phenylurethan<br />

148<br />

121<br />

136<br />

158<br />

1735)<br />

224 3 )<br />

1905)<br />

a-Naphthylurethan<br />

151<br />

157<br />

Bromderivat<br />

186 3 )<br />

142<br />

118<br />

18l 3 )<br />

84<br />

158 3 )<br />

186 3 )<br />

1515)<br />

(Ar))C-OH v w J v/cnf<br />

3800 3400 3200 3000 2800 2600 2400 2200 2000 1800 1600 UOO 1200 1000 800700 600 500 400<br />

Abb. E.55<br />

IR-Spektrum von Phenol in Lösung (Kombination der Spektren in CS2 und CCl4)<br />

3600 3400 J200 3000 2800 2600 2400 2200 2000 1600 1600 UOO 1200 1000 800700 600 500400<br />

Abb. E.56<br />

IR-Spektrum von p-Nitro-phenol, fest in KBr<br />

Aryloxyessigsäure<br />

186<br />

148<br />

198<br />

155<br />

198


730 E. Identifizierung: 2.6. Identifizierung von Kohlenwasserstoffen<br />

2.6. Identifizierung von Kohlenwasserstoffen<br />

2.6.1. Alkane und Cycloalkane<br />

Gesättigte Kohlenwasserstoffe werden durch ihre chemische Indifferenz bzw. geringe Reaktionsfähigkeit<br />

gegenüber den im Labor gebräuchlichen Reagenzien erkannt. In einfachen<br />

Fällen kann ihre Identifizierung durch Bestimmung physikalischer Konstanten (Schmelztemperatur,<br />

Siedetemperatur, Brechungsindex, Dichte, Molrefraktion) erfolgen.<br />

Tabelle E.57<br />

Identifizierung von Alkanen und Cycloalkanen<br />

Kohlenwasserstoff Df<br />

Isopentan<br />

Pentan<br />

Cyclopentan<br />

2,3-Dimethyl-butan<br />

Hexan<br />

Cyclohexan<br />

Heptan<br />

2,2,4-Trimethyl-pentan<br />

Methylcyclohexan<br />

2,5-Dimethyl-hexan<br />

Octan<br />

Nonan<br />

trans-p-Menthan<br />

cis-p-Menthan<br />

Decan<br />

trans-Decalin<br />

cis-Decalin<br />

100<br />

5 60<br />

^t<br />

9»<br />

S CO<br />

3<br />

lo<br />

28<br />

36<br />

50<br />

58<br />

69<br />

80<br />

98<br />

99<br />

101<br />

109<br />

125<br />

151<br />

170<br />

171<br />

174<br />

187<br />

195<br />

1,3536<br />

1,3574<br />

1,4093<br />

1,3750<br />

1,3750<br />

1,4263<br />

1,3878<br />

1,3914<br />

1,4231<br />

1,3924<br />

1,3890<br />

1,4054<br />

1,4368<br />

1,4431<br />

1,4120<br />

1,4695<br />

1,4810<br />

H ,., l" 3 XCH3<br />

1 ^-TiV CH3-C-CH2-CH<br />

U<br />

0,6196<br />

0,6260<br />

0,7450<br />

0,6615<br />

0,6593<br />

0,7786<br />

0,6837<br />

0,6919<br />

0,7694<br />

0,6942<br />

0,7028<br />

0,7176<br />

0,7928<br />

0,8002<br />

0,7300<br />

0,8699<br />

0,8965<br />

V/cm' 1<br />

3600 3COO 9200 9000 2803 2600 2400 2200 2000 1800 1600 1400 1200 1000 800700 600 500 400<br />

Abb. E.58<br />

IR-Spektrum von 2,2,4-Trimethyl-pentan, flüssig in Substanz<br />

*) typische Aufspaltung bei tert-Butyl- und Isopropylgruppen


E. Identifizierung: 2.6. Identifizierung von Kohlenwasserstoffen 731<br />

CHj.<br />

CU^CH-CH2-C(CHJ3<br />

" 0 T 2 " -C(CH3I3<br />

1 iJ<br />

-C(CH3I3<br />

(C<br />

X i<br />

^y2CH-<br />

I (CH3J2CH-<br />

«'ftP<br />

55 50 45 40 35 30 25 20 15<br />

Abb. E.59<br />

13 C-NMR-Spektrum von 2,2,4-Trimethyl-pentan in CDCl3<br />

2.6.2. Aromatische Kohlenwasserstoffe<br />

Aromatische Kohlenwasserstoffe werden durch Substitution am Kern oder durch Oxidation<br />

vorhandener Seitenketten identifiziert. Bisweilen ist die Darstellung von Pikraten möglich.<br />

2.6.2.1. Darstellung der Sulfonamide<br />

Arbeitsvorschrift s. D.5.1.4. und D.8.5. Anmerkungen vgl. auch E.2.9.2.<br />

Grenzen: Halogentoluene müssen während der Sulfochlorierung 10 Minuten auf 5O 0 C<br />

erhitzt werden. Polyhalogenbenzene benötigen drastischere Bedingungen (100 0 C, eine Stunde,<br />

kein Lösungsmittel). Die Reaktion ist auch auf Arylether anwendbar.<br />

2.6.2.2. Darstellung der o-Aroyl-benzoesäuren<br />

Arbeitsvorschrift s. D.5.1.8.1.<br />

Auch die Arylhalogenide sind auf diese Weise gut charakterisierbar. Falls die Aroylbenzoesäure<br />

nicht sofort kristallisiert, läßt man über Nacht stehen.<br />

Die Äquivalentmassebestimmung der Aroylbenzoesäure erfolgt gemäß E.2.2.5.5.; Umrechnung<br />

auf die Molmasse des unbekannten Aromaten:<br />

Molmasse (Aromat) = Äquivalentmasse (Aroylbenzoesäure) - 148,1. [E.60]<br />

2.6.2.3. Darstellung der Nitroderivate<br />

Arbeitsvorschrift s. E. 1.2.2.1.<br />

Die erhaltenen Nitroverbindungen werden entsprechend E.2.7. identifiziert.<br />

2.6.2.4. Darstellung der Pikrinsäureaddukte<br />

Gleiche Mengen Pikrinsäure und Substanz werden bis zum Schmelzen auf dem Wasserbad<br />

erhitzt. Nach dem Abkühlen wird das Addukt gepulvert und umkristallisiert. Zersetzt es sich<br />

beim Umkristallisieren, wird nur ein- bis zweimal mit Ether gewaschen und getrocknet.<br />

Analog können Styphnate und Pikrolonate hergestellt werden.


732 E. Identifizierung: 2.6. Identifizierung von Kohlenwasserstoffen<br />

2.6.2.5. Oxidation mit Permanganat oder Chromsäure<br />

Arbeitsvorschrift s. D.6.2.1.<br />

Grenzen: vgl. auch D.6.2.1. o-Dialkyl-benzene sind nur alkalisch oxidierbar, mit Chromsäure<br />

in Eisessig tritt Zersetzung ein. Einige mehrkernige Aromaten werden durch die Chromsäure -<br />

oxidation in Chinone übergeführt (Anthracen, Phenanthren).<br />

Tabelle E.61<br />

Identifizierung von aromatischen Kohlenwasserstoffen<br />

Kohlenwasserstoff<br />

Benzen<br />

Toluen<br />

Ethylbenzen<br />

p-Xylen<br />

m-Xylen<br />

o-Xylen<br />

Curnen<br />

Propylbenzen<br />

Mesitylen<br />

Pseudocurnen<br />

p-Cymen<br />

Butylbenzen<br />

Duren<br />

Tetralin<br />

Naphthalen<br />

a-Methyl-naphthalen<br />

ß-Methyl-naphthalen<br />

Biphenyl<br />

Acenaphthen<br />

Fluoren<br />

Phenanthren<br />

Anthracen<br />

Kp<br />

80<br />

110<br />

135<br />

138<br />

139<br />

144<br />

151<br />

!58<br />

164<br />

169<br />

177<br />

182<br />

193<br />

207<br />

218<br />

241<br />

241<br />

255<br />

278<br />

294<br />

340<br />

351<br />

F<br />

5<br />

13<br />

79<br />

80<br />

34<br />

70<br />

95<br />

114<br />

100<br />

216<br />

Sulfonamid<br />

148<br />

137<br />

109<br />

147<br />

137<br />

144<br />

107<br />

110<br />

141<br />

181<br />

115<br />

155<br />

erst nach Entfernen des Kristallwassers bei 10O 0 C im Vakuum.<br />

100<br />

i, 60<br />

5 40<br />

Aroylbenzoesäure<br />

128D<br />

138 1 )<br />

122<br />

132<br />

126<br />

178<br />

133<br />

126<br />

212<br />

124<br />

97<br />

264<br />

154<br />

173<br />

168<br />

190<br />

226<br />

198<br />

228<br />

Pikrat<br />

84<br />

88<br />

97<br />

90<br />

91<br />

88<br />

103<br />

97<br />

97<br />

150<br />

141<br />

115<br />

162<br />

84 (79)<br />

143<br />

138<br />

3600 3U» 3200 3000 28X 2600 2^00 2200 2000 1800 1600 KOO 1200 1000 800700 600 500 400<br />

Abb. E.62<br />

IR-Spektrum vonp-Cymen, flüssig in Substanz<br />

v/cm<br />

n 2 ?<br />

1,5011<br />

1,4969<br />

1,4959<br />

1,4958<br />

1,4972<br />

1,5054<br />

1,4915<br />

1,4920<br />

1,4994<br />

1,5049<br />

1,4909<br />

1,4898<br />

1,5414<br />

1,6182


E. Identifizierung: 2.6. Identifizierung von Kohlenwasserstoffen 733<br />

-^<br />

CHj-Q-CHiCH^ ^x-J"<br />

Hv/H CH,CH3 ,<br />

H"<br />

/N H H<br />

H m<br />

x$ >+**)*'**•<br />

.*JA- .<br />

CH3^<br />

r<br />

CH, £Ho,<br />

/% I<br />

(f/ppm<br />

110 10,0 9,0 8,0 70 6.0 5,0 4,0 3,0 2,0 1,0 O<br />

Abb. E.63<br />

iH-NMR-Spektrum vonp-Cymen in CDCl3<br />

2.6.3. Alkene und Alkine<br />

In vielen Fällen gelingt die Identifizierung über die Bromaddukte (vgl. D.4.I.4.), die Oxidation<br />

an der Doppelbindung mit Kaliumpermanganat (vgl. D.6.5.I.), die Ozonierung und Überführung<br />

in die Aldehyde (vgl. D.4.1.7.) sowie die Epoxidierung und Umlagerung zu Ketonen bzw.<br />

Aldehyden (vgl. D.4.I.6.). Die Ozonierung und die Hydrierung (vgl. D.4.5.) können zur quantitativen<br />

Bestimmung der Olefine dienen.<br />

2.6.3.1. Überführung in die Carbonylverbindungen<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift s. D.9.1.1.1. und D.7.1.1.<br />

Die Darstellung der Epoxide kann man auch mit 40%iger Peressigsäure durchführen. 1 )<br />

Grenzen: «,^-ungesättigte Carbonsäuren reagieren nicht. Olefine mit mittelständiger Doppelbindung<br />

können isomere Ketone ergeben.<br />

2.6.3.2. Hydratation von Acetylenderivaten<br />

Arbeitsvorschrift s. D.4.1.3.<br />

Die entstehenden Ketone werden als 2,4-Dinitro-phenylhydrazone identifiziert. 2 )<br />

Tabelle E.64<br />

Identifizierung von Alkenen und Alkinen<br />

Kohlenwasserstoff D20 „20 Dibromderivat Andere Derivate<br />

Pent-2-en<br />

Pent-1-in<br />

Cyclopentadien<br />

Cyclopenten<br />

Diallyl<br />

Hex-l-in<br />

Cyclohexadien<br />

Cyclohexen<br />

Phenylacetylen<br />

Styren<br />

(±)-a-Pinen<br />

36<br />

40<br />

42<br />

46<br />

59<br />

70<br />

80<br />

84<br />

140<br />

146<br />

156<br />

0,651 1L,3789<br />

0,688 ,4079<br />

0,805 ,4470<br />

0,774 ,4223<br />

0,690 ,4010<br />

0,712 ,3989<br />

0,840 ,4756<br />

0,810 ,4465 Adipinsäure 152<br />

0,930 ,5524<br />

0,925 ] 1,5485 73<br />

0,859 ] 1,4656 170<br />

1) SHAREFKIN, J. G.; SHWERZ, H. E., Analyt. Chem. 33 (196!), 635; vgl. auch D.4.1.6.<br />

2) Vgl. hierzu: SHAREFKIN, J. G.; BOGHOSIAN, E. M., Analyt. Chem. 33 (1961), 640.


734 E. Identifizierung: 2.6. Identifizierung von Kohlenwasserstoffen<br />

Tabelle E.64 (Fortsetzung)<br />

Kohlenwasserstoff<br />

L-Camphen<br />

D- oder L-Limonen<br />

DL-Limonen (Dipenten)<br />

Inden<br />

Stuben (E) F 125<br />

160<br />

178<br />

178<br />

180<br />

306<br />

020<br />

0,822<br />

0,841<br />

0,841<br />

0,992<br />

« 2 D° Dibromderivat Andere Derivate<br />

1,4621<br />

1,4721<br />

1,4728<br />

1,5710<br />

89<br />

104 Tetrabromid Pikrat 98<br />

124 Tetrabromid Pikrat 94<br />

3600 3400 3200 3000 2800 2600 2400 2200 2000 1800 1600 UOO 1200 1000 800700 600 500 400<br />

Abb. E.65<br />

IR-Spektrum von Styren, flüssig in Substanz<br />

Abb. E.66<br />

iH-NMR-Spektrum von a-Methyl-styren in CDCl3<br />

100<br />

3? 80<br />

&<br />

^ 60<br />

I<br />

i 20<br />

237<br />

2,5 2,4 2,3 2,2 2,1 2,0 1,9<br />

9600 3400 3200 3000 2800 2600 2U)O 2200 2000 1000 1600 KOO 1200 1000 600700 600 600 400<br />

Abb. E.67<br />

IR-Spektrum von Phenylacetylen, flüssig in Substanz


E. Identifizierung: 2.8. Identifizierung von Sulfanylverbindungen 735<br />

2.7. Identifizierung von Nitro- und Nitrosoverbindungen<br />

Nitro- und Nitrosoverbindungen werden in saurer Lösung zu den entsprechenden Aminen<br />

reduziert und anschließend nach E.2.1. identifiziert.<br />

2.7.1. Darstellung der Amine mit Zinn/Salzsäure<br />

Arbeitsvorschrift s. D.8.1.<br />

Grenzen: Nach der Reduktion mit Zinn und Salzsäure fällt beim Alkalisieren oft Zinnsäure aus,<br />

die das entstandene Amin adsorptiv bindet. Man versuche dann, das Amin mit Wasserdampf abzutreiben.<br />

Auch Azoxy-, Azo- und Hydrazoverbindungen geben die entsprechenden Amine.<br />

2.7.2. Darstellung der Amine mit Hydrazinhydrat/Raney-Nickel<br />

Arbeitsvorschrift s. D.8.1.<br />

2.8. Identifizierung von Sulfanylverbindungen<br />

Die Überführung von Thiolen und Thiophenolen in ihre Derivate erfolgt wie bei den Sauerstoffhomologen.<br />

2.8.1. Darstellung der 3,5-Dinitro-thiobenzoate<br />

Arbeitsvorschrift s. D.7.1.4.1.<br />

2.8.2. Darstellung der 2,5-Dinitro-phenylsulfide und deren Oxidation<br />

zu Sulfonen<br />

Arbeitsvorschrift s. D.5.2.1.<br />

Oxidation zu Sulfonen:<br />

l g Sulfid wird in der gerade notwendigen Menge Eisessig gelöst, tropfenweise mit 4 ml<br />

30%igem Wasserstoffperoxid versetzt und anschließend 30 Minuten mit aufgesetztem Rückflußkühler<br />

auf dem Wasserbad erhitzt. Nach dem Stehen über Nacht versetzt man mit 20ml<br />

Eiswasser, saugt ab und kristallisiert aus Heptan um.<br />

2.8.3. Äquivalentmassebestimmung i)<br />

Etwa 0,2g des entsprechenden Thiols werden exakt eingewogen, in 50 bis 100 ml 20%igem<br />

wäßrigem Ethanol gelöst und mit einer 0,1 N lodlösung in Kaliumiodid gegen Stärke titriert<br />

(Blindprobe!)<br />

> Zur komplexometrischen Thiolbestimmung vgl. OELSNER, W., HEUBNER, G., Chem. Tech. 16 (1964), 432.


736 E. Identifizierung: 2.9.<br />

v . , . Einwaage m g • 1000<br />

Aquivalentmasse = . T .... & £ TT-TT<br />

n ml lodlosung • Normalität<br />

Grenzen: Kalium- oder Natriumxanthogenate werden ebenfalls erfaßt.<br />

Tabelle E.69<br />

Identifizierung von Thielen<br />

Thiol<br />

Methan-<br />

Ethan-<br />

Propan-2-<br />

Propan-1-<br />

2-Methy 1-propan- 1 -<br />

Butan-1-<br />

3-Methyl-butan-l-<br />

Pentan-1-<br />

Ethan-l,2-di-<br />

Hexan-1-<br />

Cyclohexan-<br />

Thiophenol<br />

Propan-l,3-di-<br />

Heptan-1-<br />

Phenylmethan-<br />

Octan-1-<br />

2-Phenyl-ethan-lm-Thiocresol<br />

a-Thionaphthol<br />

o-Thiocresol<br />

p-Thiocresol<br />

p-Chlor-thiophenol<br />

p-Brom-thiophenol<br />

ß-Thionaphthol<br />

^ 20<br />

Druck in kPa (Torr)<br />

Kpi) F<br />

6<br />

36<br />

56<br />

67<br />

88<br />

97<br />

117 43<br />

126<br />

146<br />

151<br />

159<br />

169<br />

67/2,4(18)<br />

176 53<br />

194<br />

199<br />

199<br />

200<br />

209<br />

194 15<br />

195 43<br />

53<br />

74<br />

81<br />

3,5-Dinitrobenzoat<br />

62<br />

62<br />

84<br />

52<br />

64<br />

49<br />

59<br />

40<br />

149<br />

82<br />

120<br />

78<br />

89<br />

2,4-Dinitrophenylsulfid<br />

!28<br />

115<br />

94<br />

81<br />

76<br />

66<br />

95<br />

80<br />

248<br />

74<br />

148<br />

121<br />

194<br />

101<br />

130<br />

98<br />

134<br />

91<br />

176<br />

101<br />

103<br />

123<br />

142<br />

145<br />

2,4-Dinitrophenylsulfon<br />

189<br />

160<br />

140<br />

128<br />

105<br />

92<br />

83<br />

97<br />

172<br />

161<br />

182<br />

145<br />

155<br />

190<br />

170<br />

190<br />

3600 30)0 3200 3000 2800 2600 24,00 2200 2000 1800 1600 KX 1200 1000 800700 600 500 400<br />

Abb. E.70<br />

IR-Spektrum von o-Mercapto-benzoesäure, fest in KBr<br />

2.9. Identifizierung von Sulfonsäuren<br />

[E.68]<br />

Die Methoden zur Charakterisierung von Sulfonsäuren entsprechen weitgehend denen zur<br />

Identifizierung von Carbonsäuren.


2.9.1. Darstellung der S-Benzyl-thiouroniumsulfonate<br />

E. Identifizierung: 2.9. 737<br />

0,2 g Sulfonsäure werden in 2 ml l N Natronlauge gelöst. Man setzt 2 Tropfen Methylrot zu und<br />

dann tropfenweise IN Natronlauge bis zum Umschlag des Indikators. Nun wird auf dem siedenden<br />

Wasserbad erhitzt und eine heiße Lösung von 0,5 g S-Benzyl-thiouroniumchlorid in 5 ml<br />

Wasser zugesetzt. Das Gemisch wird mit Eiswasser gekühlt, wobei das gewünschte Salz kristallin<br />

ausfällt. Falls nötig, reibt man mit dem Glasstab; Substanzen mit hydrophilen Gruppen werden<br />

mit Kochsalz ausgesalzen. Umkristallisiert wird aus Wasser oder verd. Alkohol.<br />

2.9.2. Darstellung der Sulfonamide 1 )<br />

Arbeitsvorschrift zur Darstellung des Sulfochlorids s. D.5.I.4.; Darstellung der Amide s.<br />

Arbeitsvorschrift D.8.5.<br />

Zur Darstellung der Anilide muß das Sulfochlorid mit so viel überschüssigem Anilin umgesetzt<br />

werden, daß die in Freiheit gesetzte Salzsäure gebunden wird. Das Endprodukt wird mit<br />

verdünnter Salzsäure ausgefällt und umkristallisiert.<br />

2.9.3. Äquivalentmassebestimmung<br />

Die Bestimmung der Äquivalentmasse erfolgt wie bei den Carbonsäuren durch direkte Titration<br />

der Säure mit 0,1 N Natronlauge gegen Phenolphthalein.<br />

Grenzen: Man achte bei der Berechnung darauf, daß die meisten Sulfonsäuren Kristallwasser<br />

enthalten! Da sie meist hygroskopisch sind, lassen sie sich auch schlecht handhaben.<br />

Tabelle £.77<br />

Identifizierung von Sulfonsäuren<br />

Sulfonsäure<br />

p-Toluen-<br />

3-Nitro-benzen-<br />

2,5-Dimethyl-benzen-<br />

Benzeno-Toluen-<br />

3,4-Dimethyl-benzen-<br />

2,4-Dimethyl-benzen-<br />

4-Chlor-benzen-<br />

Naphthalen-1-<br />

Naphthalen-2-<br />

4-Brom-benzen-<br />

Naphth-6-ol-2-<br />

3-Sulfo-benzoesäure<br />

2-Sulfo-benzoesäure<br />

4-Sulfo-benzoesäure<br />

Sulfanilsäure<br />

4-Hydroxy-benzen-<br />

F<br />

38<br />

48<br />

48<br />

51<br />

57<br />

64<br />

68<br />

68<br />

91<br />

103<br />

125<br />

133<br />

134<br />

260<br />

290<br />

!) Spaltung der Sulfonamide s. E.2.U.2.<br />

Mit x H2O<br />

JC<br />

1<br />

2<br />

1<br />

2<br />

2<br />

2<br />

1<br />

2<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

F<br />

106<br />

86<br />

46<br />

(140...150)<br />

55<br />

95<br />

67<br />

90<br />

124<br />

98<br />

69<br />

94<br />

Amid<br />

137<br />

167<br />

148<br />

153<br />

156<br />

144<br />

138<br />

144<br />

150<br />

217<br />

166<br />

237<br />

170 di<br />

236 di<br />

165<br />

177<br />

Anilid<br />

103<br />

126<br />

112<br />

136<br />

110<br />

104<br />

152<br />

132<br />

119<br />

161<br />

194<br />

252 di<br />

200<br />

!41<br />

S-Benzylthiouroniumsulfonat<br />

182<br />

146<br />

184<br />

148<br />

170<br />

208<br />

146<br />

175<br />

137<br />

191<br />

170<br />

217<br />

164<br />

206<br />

213 di<br />

185<br />

169


738 E. Identifizierung: 3. Trennung von Gemischen<br />

3. Trennung von Gemischen<br />

Die Trennung von Stoffgemischen ist für den Chemiker eine sich oft wiederholende Aufgabe.<br />

Sie ist bisweilen kompliziert und kann im Gegensatz zur konventionellen anorganischen Analyse<br />

in der organischen Chemie auf Grund der Verschiedenartigkeit der Reaktionsmöglichkeiten<br />

organischer Verbindungen auf vielen Wegen durchgeführt werden. Deshalb ist die Aufstellung<br />

eines allgemeingültigen Trennungsverfahren nicht möglich, trotz vielfacher lobenswerter<br />

Bemühungen (vgl. auch die Literaturhinweise).<br />

In der Mehrzahl sind Vielstoffgemische leicht durch einfache physikalische Verfahren (fraktionierte<br />

Destillation oder Kristallisation (vgl.A.2.3.3. und A.2.2.), Wasserdampfdestillation,<br />

Sublimation, Chromatographie usw.) zerlegbar.<br />

In vielen Fällen sind auch chemische Trennverfahren möglich. Beispielsweise lassen sich<br />

Phenole und Carbonsäuren mit Natronlauge von anderen Substanzen abtrennen, andererseits<br />

sind die schwächer basischen Phenole meist nicht mehr in Soda oder Bicarbonat löslich. Amine<br />

sind als etherunlösliche Salze von anderen Stoffen abtrennbar. Die relativ stark basischen aliphatischen<br />

Amine kann man aus etherischer Lösung mit CO2 als Carbamidate ausfällen, was<br />

bei aromatischen Aminen nicht gelingt. Auf diese Weise lassen sich sogar zwei primäre Amine<br />

mit annähernd gleicher Siedetemperatur auf chemischem Wege einfach voneinander trennen.<br />

Eine andere, ebenfalls unkomplizierte Auftrennung gelingt durch die unterschiedliche Löslichkeit<br />

der organischen Stoffe in polaren und unpolaren Lösungsmitteln und in Säuren und<br />

Basen (vgl. auch E. 1.1.5.).<br />

Im allgemeinen können mit diesen Methoden komplexe Gemische schon weitgehend aufgetrennt<br />

werden, so daß schließlich im ungünstigen Falle nur 2 bis 3 Stoffe nebeneinander nachgewiesen<br />

werden müssen.<br />

Zur Lösung solcher Aufgaben sind dann vornehmlich chromatographischen Verfahren, wie<br />

die Dünnschicht- (vgl. A.2.7.2.), Gas- (vgl. A.2.7.4.) und Hochleistungsflüssigchromatographie<br />

(vgl. A.2.7.3.) geeignet.<br />

Nach der chromatographischen Trennung werden die Komponenten des Gemisches mit<br />

spektroskopischen Methoden charakterisiert und identifiziert.<br />

Direkt im Gemisch sollte man Substanzen nur dann in Derivate überführen, wenn diese<br />

leicht isolierbar und eine Trennung des Gemisches sehr schwierig ist.<br />

Natürlich kann für die Trennung über Derivate ebenfalls kein allgemeingültiges Rezept<br />

gegeben werden. Die jeweils einzuschlagende Trennmethode muß vom Analysierenden an<br />

Hand der Vorproben und der erkannten funktioneilen Gruppen selbst gewählt werden.<br />

Im folgenden Abschnitt E.4. sind einige Beispiele angeführt, bei denen oft eine Trennung<br />

nur unter Zuhilfenahme chemischer Reaktionen gelingt.<br />

4. Aufgaben zur Identifizierung und Trennung<br />

organisch-chemischer Verbindungen<br />

1. Was müssen Sie beachten bei der Charakterisierung von:<br />

1.1. Aminoaldehyden, Aminoketonen<br />

1.2. Aminosäuren<br />

1.3. Hydroxycarbonsäuren<br />

1.4. Dicarbonsäurehalbestern<br />

1.5. ß-Oxo-carbonsäureestern?


E. Identifizierung: 4. Aufgaben zur Identifizierung und Trennung 739<br />

2. Beschreiben Sie die Trennung und Identifizierung folgender Substanzgemische:<br />

2.1. Butylalkohol (Kp 116) und Essigsäure (Kp 118)<br />

2.2. Ethanol (Kp 78) und Ethylmethylketon (Kp 80)<br />

2.3. Pentylamin (Kp 104) und Pyridin (Kp 116)<br />

2.4. Anilin (Kp 183) und Benzylamin (Kp 184)<br />

2.5. Ethanol (Kp 78), Ethyliodid (Kp 72) und Essigsäureethylester (Kp 77)<br />

2.6. Propionaldehyd (Kp 50) und Formaldehyddimethylacetal (Kp 45)<br />

2.7. Benzoylchlorid (Kp 197) und Benzylidendichlorid (Kp 205)<br />

2.8. Phthalimid, Anthracen und Salicylsäure<br />

2.9. Hydrochinonmonomethylether und Hydrochinondimethylether<br />

2.10. Styren (Kp 146) und m-Xylen (Kp 140)<br />

2.11. Nitrornethan (Kp 101) und Dipropylether (Kp 90)<br />

2.12. a-Naphthol und Nerolin<br />

2.13. tert-Butylalkohol (Kp 83) und Ethanol (Kp 78)<br />

2.14. Phenol, Benzoesäure und Phenetol<br />

2.15. Benzensulfochlorid und Benzensulfonsäure<br />

2.16. Butanthiol (Kp 98) und Propanol (Kp 98)<br />

2.17. Salicylsäurernethylester (Kp 222) und Benzoesäureethylester (Kp 213)<br />

2.18. Benzaldehyd (Kp 178), Benzylalkohol (Kp 205) und Benzoesäure<br />

2.19. Dipropylether (Kp 98) und Benzen (Kp 80)<br />

2.20. DL-Phenylalanin, DL-Arginin und ß-L-Asparaginsäure<br />

2.21. Glucose, Fructose und Galaktose<br />

5. Literaturhinweise<br />

VOGEL, A. L: Practical Organic Chernistry. - Longrnan Group, London 1966 (mit Schmelztemperaturtabellen).<br />

SHRINER, R. L.; HERMANN, C. K. F.; MORRILL, T. C.; CURTIN, D. Y.; FUSON, R. C.: The Systematic Identification<br />

of Organic Compounds. - John Wiley & Sons, New York 1997 (mit Schmelztemperaturtabellen).<br />

WILD, F.; Characterization of Organic Compounds. - University Press, Cambridge 1960 (mit Schmelztemperaturtabellen).<br />

STAUDINGER, H.; KERN, W.; KÄMMERER, H.: Anleitung zur organischen qualitativen Analyse. - Springer-<br />

Verlag, Berlin/Heidelberg/New York 1968.<br />

ROTH, H., u. a., in: HOUBEN-WEYL. Bd. 2 (1953).<br />

BAUER, K.H.; MOLL, H.: Die organische Analyse. - Akademische Verlagsgesellschaft Geest & Portig, Leipzig<br />

1967.<br />

FEIGL, F.; Spot Tests in Organic Analysis. - Eisevier, Amsterdam, London, New York, Princeton 1966.<br />

VEIBEL, S.: Analytik organischer Verbindungen. - Akademie-Verlag, Berlin 1960.<br />

KAISER, R.: Quantitative Bestimmung organischer funktioneller Gruppen. Methoden der Analyse in der<br />

Chemie. Bd. 4. - Akademische Verlagsgesellschaft, Frankfurt/M. 1966.<br />

UNTERMARK, W.; SCHICKE, W.: Schmelzpunkttabellen organischer Verbindungen. - Akademie-Verlag, Berlin<br />

1963.<br />

FRANKEL, M., u. a.: Tables for Identification of Organic Compounds. - The Chemical Rubber Comp., Cleveland/Ohio<br />

1964.<br />

KEMP, W.: Qualitative Organic Analysis. - McGraw-Hill, London 1979.<br />

FREI, R.; LAWRENCE, J.: Chemical Derivatization in Analytical Chemistry. - Plenum Press, New York 1981<br />

und 1982.<br />

KNAPP, D.: Handbook of Analytical Derivatization Reactions. - John Wiley & Sons, New York 1981.


F Eigenschaften, Reinigung und Darstellung<br />

wichtiger Reagenzien, Lösungsmittel und<br />

Hilfsstoffe (Reagenzienanhang)<br />

In der Gefahrstoffverordnung ist die Kennzeichnung gefährlicher Stoffe mit Hinweisen auf<br />

besondere Gefahren (R-Sätze) und mit Sicherheitsratschlägen (S-Sätze) vorgeschrieben. Diese<br />

Kennziffern werden bei jeder Substanz - sofern vorhanden - hier angegeben. Das Fehlen einer<br />

solchen Kennzeichnung bedeutet jedoch nicht, daß diese Stoffe ungefährlich sind.<br />

Das Verzeichnis der R- und S-Sätze befindet sich auf dem hinteren inneren Buchdeckel.<br />

Angegeben sind weiterhin die Gefahrklassen für Stoffe entsprechend der Verordnung über<br />

brennbare Flüssigkeiten (VbF), vgl. Kopf der Tabelle Gl.<br />

Zur Giftigkeit wichtiger Laborchemikalien vergleiche man auch Kapitel G. Bei einigen Substanzen<br />

werden Symptome und Soforthilfe im Falle einer Vergiftung bereits hier erwähnt.<br />

Acetaldehyd (Ethanal) CH3CHO<br />

Kp 20,8 0 C n 2 ? 1,3316<br />

Darstellung aus Paraldehyd: In einer Destillationsapparatur mit Kolonne wird Paraldehyd mit einem<br />

Tropfen konz. Schwefelsäure versetzt und so gelinde erwärmt, daß Acetaldehyd unter 35 0 C übergeht. Der<br />

Acetaldehyd wird in einer eisgekühlten Vorlage aufgefangen oder direkt in das Reaktionsgemisch<br />

destilliert.<br />

Vorsicht! Leichtentzündlich, gesundheitsschädlich. Explosionsgrenzen von Luft-Acetaldehyd-Gemischen: 4<br />

bis 57 Vol.-% Acetaldehyd.<br />

Acetaldehyddämpfe schädigen die Schleimhäute der Atemwege und können Herzklopfen und Magenstörungen<br />

hervorrufen. Verdacht auf cancerogene Wirkung.<br />

R-Sätze: 12-36/37-40; S-Sätze: 2-16-33-36/37. VbF: B<br />

Acetanhydrid (Essigsäureanhydrid) (CH3CO)2O<br />

Kp 139,6 0 C n 2 » 1,3904 D*> 1,082<br />

Acetanhyderid nydrolysiert mit warmem Wasser. Stark exotherme Reaktion (teilweise explosionsartig) mit<br />

wässrigen Säuren und Laugen.<br />

Verunreinigung: Essigsäure.<br />

Reinigung: Man kocht mit wasserfreiem Natriumacetat und destilliert anschließend.<br />

Vorsicht! Ätzend. Schon bei kurzer Einwirkung wird die Haut stark angegriffen.<br />

R-Sätze: 10-23; S-Satz: 26. VbF: All<br />

Aceton CH3COCH3<br />

Kp 56,2 0 C n 2 « 1,3591 DW 0,791<br />

Aceton ist mit Alkohol, Einer und Wasser in jedem Verhältnis mischbar. Mit Wasser bildet es kein Azeotrop.<br />

Reinigung und Trocknung: Käufliches Aceton ist für viele Zwecke rein genug. Man trocknet mit Molekularsieb<br />

3A möglichst nach der dynamischen Methode (vgl. A. 1.10.2) oder läßt etwa eine Stunde über<br />

Phosphor(V)-oxid stehen, wobei man von Zeit zu Zeit frisches Trockenmittel zusetzt. Für geringe Ansprüche<br />

genügt Trocknung über Calciumchlorid. Anschließend wird jeweils destilliert. Es ist zu beachten, daß<br />

beim Trocknen mit basischen (in geringem Umfang auch mit sauren) Trockenmitteln Kondensationsprodukte<br />

entstehen.


742 F. Reagenzienanhang<br />

Vorsicht! Leichtentzündlich. Explosionsgrenzen von Luft-Aceton-Gemischen: 1,6 bis !5,3 Vol.-% Aceton.<br />

R-Satz: 11; S-Satze: 9-16-23-33. KbF: B<br />

Acetonitril CH3CN<br />

Kp 81,5 0 C ng> 1,3441 D 2 O 0,782<br />

Acetonitril ist mit Wasser, Alkohol und Ether in jedem Verhältnis mischbar. Das Azeotrop mit Wasser siedet<br />

bei 76,7 0 C und enthält 84,1% Acetonitril.<br />

Technisches Acetonitril enthält meist Acrylonitril, Allylalkohol und Oxazol als Verunreinigungen.<br />

Reinigung und Trocknung: Man erwärmt mit ca. 0,1 g/ l Kaliumpermanganat eine Stunde lang auf 60 0 C<br />

und destilliert dann über eine wirksame Kolonne. Die ersten 10% werden ohne Rücklauf direkt abgetrieben,<br />

dann rektifiziert man. Trocknung mit Molekularsieb 3A,<br />

Vorsicht! Leichtentzündlich, giftig. Eine besondere Gefahr bildet der oft beträchtliche Gehalt an freier<br />

Blausäure (s. dort).<br />

R-Sätze: 11-23/24/25; S-Satze: 1/2-16-27-45. VbF: B<br />

Acetylen (Ethin) HC=CH<br />

In 10Og Aceton lösen sich bei 1,3 MPa (13 atm) und 15 0 C etwa 301 Acetylen.<br />

Acetylen ist in Substanz schon unter einem Druck von 0,2 MPa (2 atm) explosiv und wird deshalb in Stahlflaschen<br />

in Acetonlösung aufbewahrt. Die Lösung ist von einer porösen Masse (z. B. Kieselgur) aufgesogen.<br />

Um das Mitreißen von Aceton zu verhindern, sind Stahlflaschen mit Acetylen stehend zu verwenden.<br />

Technisches Acetylen enthält Phosphin (Geruch!).<br />

Reinigung und Trocknung: Zur Abtrennung von Phosphin leitet man das Gas durch einen Trockenturm,<br />

der mit einem Kaliumpermanganat-Schwefelsäure-Gemisch getränkte Kieselsäure enthält. Im Gas enthaltenes<br />

Aceton läßt sich durch Aktivkohle entfernen. Die Trocknung erfolgt über Phosphor(V)-oxid oder<br />

Molekularsieb 3A.<br />

Vorsicht! Leichtentzündlich. Explosionsgrenzen von Luft-Acetylen-Gemischen: 1,5 bis 80 Vol.-% Acetylen.<br />

Acetylen darf nicht mit Silber oder Kupfer bzw. ihren Legierungen in Berührung kommen, da sich explosive<br />

Acetylide bilden.<br />

Acetylen aus Stahlflaschen ist infolge seines Phosphingehalts giftig.<br />

R-Sätze: 5-6-12; S-Sätze: 9-16-33.<br />

Acrylonitril H2C=CHCN<br />

Kp 77 0 C n 2 » 1,3910 D*> 0,806<br />

Acrylonitril ist teilweise wasserlöslich; die Mischungslücke liegt im Konzentrationsbereich von 3 bis 88%.<br />

Das Azeotrop mit Wasser siedet bei 70,6 0 C und enthält 85,7% Acrylonitril.<br />

Reinigung und Trocknung: Man trocknet über Molekularsieb 4A und destilliert im Vakuum bei möglichst<br />

niedriger Temperatur. Im Handel erhältliches Acrylonitril enthält Polymerisationsstabilisatoren, die durch<br />

Destillation entfernt werden können.<br />

Vorsicht! Leichtentzündlich, giftig. Verdacht auf cancerogene Wirkung.<br />

Explosionsgrenzen von Luft-Acrylonitril-Gemischen: 3 bis 17 VoL-% Acrylonitril.<br />

Acrylonitril besitzt 1/30 der Giftigkeit von Blausäure.<br />

R-Sätze: 45-11-23/24/25-38; R-Sätze: 53-16-27-44.<br />

Aktivkohle<br />

Verunreinigungen: Zinkchlorid, Schwefelverbindungen.<br />

Reinigung: Man erhitzt die gepulverte Aktivkohle auf dem Wasserbad 2 bis 3 Stunden lang mit der<br />

4fachen Menge 20%iger Salpetersäure, wäscht mit Wasser säurefrei und trocknet bei 100 bis UO 0 C<br />

Alkohole<br />

Trocknung: VgI. Methanol, Ethanol. Zur Trocknung höherer Alkohole stellt man sich Magnesiummethanolatlösung<br />

her, indem man Magnesium mit der lOfachen Menge Methanol (Wassergehalt unter<br />

1%) und etwas Tetrachlorkohlenstoff 2-3 h unter Rückfluß kocht. 50 ml dieser Lösung gibt man zu l l des<br />

zu trocknenden Alkohols und erhitzt 2-3 h zum Sieden. Dann wird destilliert. So getrockneter Alkohol enthält<br />

Methanol. Für Reaktionen, bei denen Methanol stört, müssen die Alkohole nach besonderen Methoden<br />

getrocknet werden.<br />

AluminiumchJorid AlCIa<br />

Sublimiert ab etwa 18O 0 C<br />

Aluminiumchlorid ist sehr feuchtigkeitsempfindlich.


F. Reagenzienanhang 743<br />

Reinigung: Das Aluminiumchlorid soll ohne Rückstand sublimierbar sein. Schlechte Präparate werden<br />

durch Sublimation unter Feuchtigkeitsausschluß gereinigt.<br />

Achtung! Aluminiumchlorid ist ätzend. In trockenem Zustand reagiert es mit Wasser explosionsartig.<br />

R-Satz: 34; S-Satze: 1/2-7/8-28-45.<br />

Aliiminiiimisopropanolat (,,Aluminiumisopropylat") [(CHa)2CH-O]3Al 2 )<br />

Kp o,9(7) 130-140 °c F118 °c<br />

Darstellung: In einem 1-1-Kolben mit wirksamem Rückflußkühler und Calciumchloridrohr versetzt man<br />

l mol Aluminiumdraht oder -folie mit 300 ml absolutem Isopropanol 1 ) und 0,5g Quecksilber(II)-chlorid<br />

und erhitzt das Gemisch unter Rückfluß. Bei Siedebeginn werden 2 ml Tetrachlorkohlenstoff durch den<br />

Kühler zugegeben und das Erhitzen fortgesetzt, bis eine plötzliche Wasserstoffentwicklung einsetzt. Man<br />

entfernt die Heizquelle, gelegentlich muß sogar gekühlt werden. Wenn die Hauptreaktion vorüber ist, wird<br />

solange weitergekocht, bis sich alles Aluminium aufgelöst hat (etwa 6-12 h). Man entfernt das Lösungsmittel<br />

und destilliert den Rückstand im Vakuum unter Verwendung eines Luftkühlers. Gewöhnlich erstarrt<br />

das Produkt erst nach 1-2 Tagen. Ausbeute: 90-95%.<br />

Für die MEERWEIN-PONNDORF-VERLEY-Reaktion dient häufig eine l M Lösung in abs. Isopropanol, die in<br />

einer sorgfältig mit Paraffin abgedichteten Flasche mit Glasstopfen vorrätig gehalten werden kann.<br />

R-Satz: 11; S-Sätze: 2-8-16.<br />

Alummium-tert-butanolaf („Aluminium-tert-butylat") [(CHa)3C-O]3AI 2 )<br />

Achtung! Angeätztes Aluminium muß möglichst immer mit Flüssigkeit bedeckt sein, da es an der Luft stürmisch<br />

oxidert wird.<br />

Darstellung: l mol Aluminiumdraht, -folie oder -grieß wird in einem Becherglas mit 10%iger Natronlauge<br />

angeätzt. Sobald lebhafte Wasserstoffentwicklung einsetzt, gießt man die Lauge ab, wäscht dreimal mit<br />

Wasser und bedeckt das Aluminium mit 20%iger Quecksilber(II)-chloridlösung. Nach einer Minute wird<br />

abgegossen und der entstandene Schlamm mit Wasser weggespült. Anschließend wäscht man dreimal mit<br />

Methanol und zweimal mit abs. Benzen. Man läßt das Benzen gut ablaufen, gibt das Aluminium mit 17Og<br />

tert-Butylalkohol (über Natrium destilliert) in einen 1-1-Kolben und erhitzt unter Rückfluß (Calciumchloridrohr<br />

aufsetzen), bis eine Dunkelfärbung den Beginn der Reaktion anzeigt. Dann läßt man ohne zu heizen<br />

stehen. Falls die Reaktion nicht anspringt, fügt man 0,2 g Quecksilber(H)-chlorid oder 2 g Aluminiumisopropylat<br />

zu. Nach etwa 15 Stunden ist die Wasserstoffentwicklung beendet. Man versetzt mit 500 ml abs.<br />

Benzen, zentrifugiert und dampft im Vakuum ein. Um Lösungsmittelspuren zu entfernen, erhitzt man im<br />

Vakuum eine Stunde auf 10O 0 C. Ausbeute: 85%.<br />

Aluminium-tert-butanolat ist unter Feuchtigkeitsausschluß zu verarbeiten und aufzubewahren.<br />

Ammoniak NH3<br />

Kp-33,5 0 C<br />

Eine bei 15 0 C gesättigte wäßrige Lösung ist 35%ig und enthält im Liter 308g Ammoniak (D = 0,882). Die<br />

käufliche konz. Ammoniaklösung ist gewöhnlich 25%ig und enthält im Liter 227g Ammoniak (D = 0,91).<br />

Trocknung: Man trocknet gasförmiges Ammoniak mit Alkalihydroxid oder Natronkalk, bei hohen Ansprüchen<br />

zusätzlich mit Calciumspänen oder mit Molekularsieb 3A.<br />

Vorsicht! Giftig. Explosionsgrenzen von Luft-Ammoniak-Gemischen: 15,5 bis 27 Vol.-% Ammoniak.<br />

Gasförmiges Ammoniak reizt die oberen Atemwege und die Augen. In schweren Fällen treten Kreislaufstörungen<br />

und Speiseröhrenkrämpfe auf, nachfolgend können sich eine Lungenentzündung oder ein<br />

Lungenödem ausbilden. Es ist Atemfilter K (grün) zu verwenden.<br />

Erste Hilfe: Man bringt den Verunglückten an die frische Luft und läßt ihn Kamillentee- oder Essigwasserdämpfe,<br />

in bedrohlichen Fällen auch durch 5- bis 7%ige Essigsäure geleiteten Sauerstoff (30 Minuten lang,<br />

keine Druckatmung) einatmen. Verätzte Augen sind 15 Minuten lang mit Wasser, dann mit 0,9%iger Kochsalzlösung<br />

zu spülen, chemische Gegenmittel vermeide man.<br />

R-Sätze: 10-23-34-50; S-Sätze: 7/9-16-26-36/37/39-45-61.<br />

Anilinphthalatlösung<br />

0,93g Anilin und ! ,66 g Phthalsäure werden in 100 ml wassergesättigtem Butylalkohol gelöst.<br />

J) Käuflichen Isopropanol über 5 Masse-% Natrium destillieren.<br />

2) VgI. auch SCHMIDT, F.; BAYER, E., in HOUBEN -WEYL. Bd. 6/2 (1963) S. 16-2L


744 F. Reagenzienanhang<br />

Benzaldehyd C6H5CHO<br />

Kp 179 0 C Kp,,6(i2)65°C n 2 ? 1,5448<br />

Benzaldehyd ist mit Wasserdampf flüchtig.<br />

Verunreinigungen: Das käufliche Produkt enthält immer Benzoesäure (Autoxidation, vgl. [1.4O]).<br />

Vor jeder Reaktion ist der Aldehyd im Vakuum frisch zu destillieren.<br />

Gesundheitsschädlich.<br />

R-Satz: 22; S-Satz: 24. KbF: AIII<br />

Benzen C6H6<br />

KpSO 0 C F 5,5 0 C n 2 ° 1,5010 D 2 /* 0,879<br />

Benzen löst bei 2O 0 C 0,06% Wasser, Wasser bei der gleichen Temperatur 0,07% Benzen. Das azeotrope<br />

Gemisch mit Wasser siedet bei 69,25 0 C und enthält 91,17% Benzen. Ternäres azeotropes Gemisch mit<br />

Wasser und Ethanol: s. Ethanol.<br />

Verunreinigungen: Technisches Benzen kann bis zu 0,15% Thiophen enthalten. Prüfung mit Isatin/Schwefelsäure<br />

(Indopheninreaktion).<br />

Trocknung: Benzen kann durch azeotrope Destillation getrocknet werden; man verwirft dabei etwa die<br />

ersten 10 % des Destillats. Besser wird das Wasser durch Trocknen mit Molekularsieb 4A oder durch Einpressen<br />

von Natriumdraht entfernt. Man gibt dabei so oft frisches Natrium zu, bis sich kein Wasserstoff<br />

mehr entwickelt.<br />

Entfernung des Thiophens: Man versetzt l l Benzen mit 80 ml konz. Schwefelsäure und rührt das Gemisch<br />

bei Zimmertemperatur 30 Minuten kräftig durch. Die dunkel gefärbte Säureschicht wird abgetrennt und<br />

der Prozeß so oft wiederholt, bis die Säure nur noch schwach gefärbt ist. Das Benzen wird dann sorgfältig<br />

abgetrennt und destilliert.<br />

Vorsicht! Leichtentzündlich, giftig, krebserzeugend.<br />

Explosionsgrenzen von Luft-Benzen-Gemischen: 0,8 bis 8,6 Vol.-% Benzen.<br />

Benzen ist ein starkes Blutgift. Es kann auch durch die Haut aufgenommen werden. Chronische Vergiftungen<br />

führen zu Schädigungen der Leber und des Nervensystems.<br />

Alle Arbeiten mit Benzen unter einem gut ziehenden Abzug durchführen!<br />

Erste Hilfe bei Vergiftungen mit aromatischen Kohlenwasserstoffen: Benetzte Kleidung entfernen, benetzte<br />

Haut gründlich mit Wasser und Seife waschen. Falls die Augen betroffen wurden, 10 bis 15 Minuten unter<br />

fließendem Wasser spülen. Wenn das betreffende Lösungsmittel verschluckt wurde, Erbrechen auslösen<br />

oder als Abführmittel 3 ml/kg Körpergewicht Paraffinum liquidum 1 ), eventuell auch l Eßlöffel Natriumsulfat<br />

auf 250 ml Wasser geben. Keinesfalls Ricinusöl, Milch oder Alkohol verabfolgen! In schweren Fällen<br />

Sauerstoffbeatmung. Arzt konsultieren.<br />

R-Sätze: 45-11-23/24/25-48; S-Sätze: 53-45 VbF: AI<br />

Benzin<br />

Kp: ca 80-180 0 C<br />

Benzin ist ein Kohlenwasserstoffgemisch (s. auch Ligroin, Petrolether).<br />

Reinigung: s. Hexan.<br />

Achtung! Leichtentzündlich.<br />

Luft-Benzin-Gemische sind explosiv. Benzine brennen nicht ruhig ab, sondern verspritzen.<br />

VbF: AI<br />

Benzoylperoxid C6H5CO-O-O-COC6H5<br />

F107 0 C<br />

Zur Reinigung wird Benzoylperoxid in wenig kaltem Chloroform gelöst und mit Methanol ausgefällt. Das<br />

nasse Handelsprodukt wird im Vakuumexsikkator über Phosphor(V)-oxid getrocknet.<br />

Vorsicht! Explosionsgefahr! Benzoylperoxid darf nicht heiß umkristallisiert werden. F nur in Ausnahmefällen<br />

bestimmen!<br />

R-Sätze: 2-7-36-45; S-Sätze: 3/7-14-36/37/39.<br />

Bisulfitlauge<br />

Technische Bisulfitlauge ist eine gesättigte Lösung von Natriumhydrogensulfit und ist zur Darstellung der<br />

meisten Bisulfitadditionsprodukte von Carbonylverbindungen rein genug.<br />

) Deutsches Arzneibuch. 9. Ausgabe 1986. - Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart; Govi Verlag.


F. Reagenzienanhang 745<br />

Darstellung von gesättigter Natriumhydrogensulfitlösung: l mol Ätznatron wird in 150 ml Wasser gelöst und<br />

unter Kühlung Schwefeldioxid bis zur Entfärbung von Phenolphthalein oder bis zur berechneten Massezunahme<br />

eingeleitet.<br />

Blausäure (Cyanwasserstoff) HCN<br />

Kp 25 0 C<br />

Cyanwasserstoff mischt sich in jedem Verhältnis mit Wasser, Alkohol und Ether. Wasserfreie Blausäure<br />

hat bei O 0 C einen Dampfdruck von 35,1 kPa (264 Torr).<br />

Blausäure entsteht häufig beim Arbeiten mit Cyaniden.<br />

Vorsicht! Leichtentzündlich, giftig. Die tödliche Dosis beträgt 50 mg. Blausäure hemmt die intracelluläre<br />

Atmung, da sie das Eisen der Atmungsfermente durch Komplexbildung unwirksam macht. Bei der Einatmung<br />

größerer Mengen tritt schon nach wenigen Sekunden plötzlich der Tod ein.<br />

Es ist Atemfilter B (grau) zu verwenden.<br />

Wurde die Verbindung in kleineren Mengen aufgenommen, treten neben Reizerscheinungen (insbesondere<br />

Rachenreizung) vor allem Wärme- und Schwindelgefühl, Ohrensausen, Sehstörungen, Speichelfluß, Erbrechen<br />

und Herzbeschwerden auf. Der Betroffene erholt sich nur schleppend und zeigt möglicherweise Spätschäden.<br />

Blausäure kann auch durch die Haut aufgenommen werden.<br />

Erste Hilfe: Alle Maßnahmen sind äußerst rasch durchzuführen! Der Retter muß an Selbstschutz denken,<br />

gewöhnliche Gasmaskenfilter sind unwirksam. Der Vergiftete wird an die frische Luft gebracht. Ist er bei<br />

Bewußtsein, läßt man Isopentylnitrit einatmen (jeweils 3 bis 6 Tropfen für 10 Sekunden in Abständen von<br />

2 Minuten, ohne ärztliche Anweisung jedoch nicht öfters als 5- bis 6mal, da die Gefahr eines zu starken<br />

Blutdruckabfalls besteht). Der Betroffene ist in Horizontallagerung zu belassen.<br />

Auf die Haut gelangte Blausäurespritzer sind mit Seife und Wasser gründlich abzuwaschen. Wurden Blausäure<br />

oder Cyanide verschluckt, gibt man sofort als Brechmittel Kochsalzlösung (l Eßlöffel auf ein Glas<br />

Wasser) oder eine Aufschwemmung von 10g Magnesiumoxid und 2g Eisen(II)-sulfat in 100 ml Wasser zu<br />

trinken und läßt erbrechen. Ohnmächtigen nichts einflößen! In dem Fall ist sofort der Arzt zu benachrichtigen.<br />

Abfallvernichtung: Man versetzt die schwach akalische Lösung mit 20%iger Eisen(II)-sulfatlösung und läßt<br />

längere Zeit stehen, oder oxydiert bei pH 10-11 mit Wasserstoffperoxid zum Isocyanat.<br />

R-Sätze: 12-16 S-Sätze: 7/9-16-36/37-38-45.<br />

Blei(IV)-acetat (CH3COO)4Pb<br />

Darstellung: In einem 2-1-Dreihalskolben mit Rührer und Innenthermometer erwärmt man ein Gemisch<br />

von 850 ml Eisessig und 170 ml Acetanhydrid auf 4O 0 C und trägt unter kräftigem Rühren 0,5 mol (343 g)<br />

Mennige so ein, daß die Temperatur nicht über 65 0 C ansteigt. Die Temperatur wird danach auf 60 bis<br />

65 0 C gehalten, bis eine klare Lösung entstanden ist. Beim Abkühlen kristallisiert das Blei(IV)-acetat aus.<br />

Es wird abgesaugt, aus Eisessig umkristallisiert und im Vakuumexsikkator getrocknet. Ausbeute etwa<br />

16Og.<br />

Blei(IV)-acetat hydrolysiert leicht zu Bleidioxid und Essigsäure, deshalb muß bei der Kristallisation und<br />

beim Absaugen die Luftfeuchtigkeit ferngehalten werden.<br />

Giftig.<br />

R-Sätze: 61-62-20/22-33; S-Sätze: 53-45.<br />

Brom Br2<br />

Kp58°c F-7,3 0 C D*> 3,14<br />

Zur Trocknung wird mit konz. Schwefelsäure geschüttelt.<br />

Vorsicht! Brom ist ein sehr starkes Ätz- und Atemgift. Flüssiges Brom bildet auf der Haut bereits nach<br />

kurzer Einwirkungsdauer Quaddeln und Blasen, bei längerer Einwirkung schmerzhafte, schwer heilende<br />

Geschwüre.<br />

Erste Hilfe: Die Haut wird mit Alkohol, dann mit Wasser und schließlich mit verd. wäßriger Sodalösung<br />

gewaschen. Verätzungen der Atmungsorgane werden ähnlich wie bei Chlor behandelt.<br />

R-Sätze: 26-35; S-Sätze: 7/9-26-45.


746 F. Reagenzienanhang<br />

JV-Brom-sucdnimid (NBS)<br />

F173 0 C<br />

Darstellung^): 1,62 mol (160 g) Succinimid werden in einer Mischung von 1,60 mol (64 g) Natriumhydroxid,<br />

30Og zerstoßendem Eis und 400 ml Wasser gelöst. 85 ml Brom werden unter kräftigem Rühren unter<br />

Außenkühlung auf einmal der Reaktionsmischung zugesetzt. Das Rühren wird l bis 2 Minuten fortgesetzt,<br />

hierauf filtriert man den entstandenen Niederschlag ab. Der Filterrückstand wird mit eiskaltem Wasser<br />

bromidfrei gewaschen. Man trocknet 8 Stunden über Phosphor(V)-oxid entweder im Exsikkator bei<br />

0,05 kPa (0,5 Torr) oder in der Trockenpistole bei 4O 0 C und 1,3 bis 2,7 kPa (10 bis 20 Torr). Die Ausbeute<br />

beträgt 75 bis 81 %. Das Produkt ist etwa 97%ig.<br />

R-Sätze: 22-36/37/38; S-Sätze:22-36<br />

Bromwasserstoff HBr<br />

Das Azeotrop mit Wasser siedet bei 126 0 C, enthält 47,5% Bromwasserstoff und ist 8,8molar (D = 1,48).<br />

Darstellung 2 -): Man gibt Tetralin (über Natriumsulfat getrocknet und destilliert) und einige Eisenfeilspäne<br />

in den Zweihalskolben der Apparatur nach Abbildung Fl. Anfangs wird das Brom unter Kühlung mit<br />

Wasser zugetropft. Wenn die Reaktion träger wird, erwärmt man im Wasserbad auf 30 bis 4O 0 C. Die<br />

nachgeschaltete Waschflasche ist mit Tetralin gefüllt und hält Bromdämpfe zurück. In der Gasfalle, die auf<br />

-60 0 C gekühlt ist, werden Wasser, Tetralin und Bromreste zurückgehalten.<br />

Abb. Fl<br />

Entwicklung von Bromwasserstoff<br />

Verbesserte Apparatur zur Darstellung von Bromwasserstoff: HUDLICKY, M., Chem. Listy 56 (1962), 1442.<br />

Benötigt man größere Menge Bromwasserstoff, ist die Darstellung aus Brom und rotem Phosphor vorzuziehen<br />

2 X<br />

Vorsicht! Ätzend.<br />

R-Sätze: 35-37; S-Sätze: 7/9-26-45.<br />

Butyllithium C4H9Li<br />

Löslich in Kohlenwasserstoffen und Ethern.<br />

Herstellung: Unter einem Abzug und hinter einem Schutzschild werden in einem 500 ml-Dreihalskolben<br />

mit Rührer, Stickstoffeinleitungsrohr und Thermometer 200 ml absoluter Ether und 8,6g geraspeltes<br />

Lithium durch einen Tropftrichter mit Druckausgleich tropfenweise mit 68,5g n-Butylbromid in 100 ml<br />

1 J nach ZIEGLER, K., u. a., Liebigs Ann. Chem. 551 (1942), 109.<br />

2 ) HOUBEN-WEYL. Bd. 5/4 (1960), S. 18.


F. Reagenzienanhang 747<br />

Ether versetzt. Zunächst fügt man nur 30 Tropfen zu und kühlt den Kolben auf -1O 0 C. Wenn der Kolbeninhalt<br />

trübe wird, ist die Reaktion angesprungen. Innerhalb von 30 min wird die gesamte Butylbromidlösung<br />

zugetropft. Danach wird noch 2 h bei 0-10 0 C gerührt und durch Glaswolle filtriert.<br />

Aktivitätsbestimmung: 2 ml Lösung werden mit 10 ml Wasser hydrolysiert und mit 0,1 N Salzsäure gegen<br />

Phenolphthalein titriert.<br />

Vorsicht! Die Butyllithiumlösungen sind pyrophor, Feuchtigkeit ausschließen und Luftzutritt vermeiden.<br />

Cerammoniumnitrat-Reagens<br />

Darstellung: l g Cerammoniumnitrat (NH4)2[Ce(NO3)6] wird in 2,5 ml 2 N Salpetersäure gelöst. Das Lösen<br />

kann durch mildes Erwärmen beschleunigt werden. Nach dem Abkühlen ist das Reagens verwendungsfähig.<br />

R-Sätze: 8-41; S-Sätze: !7-26-39.<br />

ChIOrCl2<br />

Bei 20 0 C lösen sich in 100 g Wasser l ,85 g bzw. in 100 ml Tetrachlorkohlenstoff etwa 17g Chlor. Chlor greift<br />

Gummi an, Gummischläuche werden nach kurzer Zeit brüchig. Als Verbindungsmaterial Teflon verwenden.<br />

Trocknung: mit konz. Schwefelsäure.<br />

Vorsicht! Giftig. Chlor reizt Lunge und Schleimhäute sehr stark; Vergiftungserscheinungen ähnlich wie bei<br />

Phosgen. Es ist Atemfilter B (grau) zu verwenden.<br />

Erste Hilfe: Siehe Phosgen; in leichteren Fällen lindert das Einatmen von Kamillentee- oder Ethanoldämpfen<br />

den Hustenreiz.<br />

R-Sätze: 23-26/37/38-50; S-Sätze: 7/9-45-61.<br />

Chloral (Trichlorethanal) CCI3CHO<br />

Kp 98 0 C<br />

Darstellung aus Chloralhydrat: Chloralhydrat wird mit etwa der 4fachen Menge warmer konz. Schwefelsäure<br />

geschüttelt, die sich abscheidende Chloralschicht abgetrennt und destilliert.<br />

Vorsicht! Giftig.<br />

R-Sätze: 25-36/38; S-Sätze: 25-45.<br />

Chloroform (Trichlormethan) CHCl3<br />

Kp 61,2 0 C n 2 » 1,4455 /^01,4985<br />

Das Azeotrop Chloroform-Wasser-Ethanol enthält 3,5% Wasser und 4% Ethanol, es siedet bei 55,5 0 C.<br />

Käufliches Chloroform enthält Ethanol als Stabilisator, um das durch Zersetzung entstehende Phosgen zu<br />

binden.<br />

Zur Reinigung schüttelt man mit konz. Schwefelsäure, wäscht mit Wasser, trocknet über Calciumchlorid<br />

und destilliert. Anschließend kann noch weiter mit Molekularsieb 4A getrocknet werden. Zur Entfernung<br />

größerer Mengen Phosgen s. dort.<br />

Achtung! Chloroform darf wegen Explosionsgefahr nicht mit Natrium in Berührung gebracht werden. Die<br />

bei Tetrachlorkohlenstoff angegebenen Gefährdungen gelten auch für Chloroform.<br />

Gesundheitsschädlich. Verdacht auf cancerogene Wirkung. Risiko der Fruchtschädigung wahrscheinlich.<br />

R-Sätze: 22-38-40-48/20/22; S-Sätze: 36/37.<br />

Chlorsulfonsäure ClSO3H<br />

Kp 152 0 C<br />

Chlorsulfonsäure hydrolysiert sehr leicht!<br />

Reinigung: Man destilliert in einer Schliffapparatur unter Ausschluß von Feuchtigkeit.<br />

Vorsicht! Chlorsulfonsäure reagiert mit Wasser explosionsartig und greift Haut und Kleidung noch stärker<br />

als Oleum an; ätzend.<br />

R-Sätze: 14-35-37; S-Sätze: 26-45.<br />

Chlorwasserstoff HCl (vgl. auch Salzsäure)<br />

Darstellung: In einer Apparatur nach Abb. F.2 läßt man zu einem dünnen Brei aus Kochsalz und konz.<br />

Salzsäure konz. Schwefelsäure zufließen. (Das Rohr des Tropftrichters ist zweckmäßigerweise zu einer<br />

Spitze ausgezogen.) Der Chlorwasserstoff wird durch den seitlichen Stutzen entnommen und mit konz.<br />

Schwefelsäure getrocknet (Abb. A.11), der Chlorwasserstoffstrom wird durch die Zugabegeschwindigkeit<br />

der Schwefelsäure reguliert.


748 F. Reagenzienanhang<br />

Vorsicht: Ätzend. Chlorwasserstoff schädigt Lungen und Schleimhäute. 0,05% Chlorwasserstoff in der<br />

Atemluft können zum Tode führen.<br />

Es ist Atemfilter E (gelb) zu verwenden.<br />

Erste Hilfe: Der Geschädigte wird an die frische Luft gebracht und ruhig gelagert.<br />

R-Sätze: 23-35; S-Sätze: 9-26-36/37/39-45.<br />

Cobaltstearat<br />

-_r£7 konz. Schwefelsäure<br />

Chlorwasserstoff<br />

Salzsäure und<br />

Kochsalz<br />

Abb. F.2<br />

Entwicklung von Chlorwasserstoff.<br />

6 g Stearinsäure werden in 20 ml abs. Alkohol bei 60 0 C gelöst und gegen Phenolphthalein mit 2 N Natronlauge<br />

(carbonatfrei) neutralisiert. Das entstandene Gel wird erwärmt und die Lösung langsam unter heftigem<br />

Rühren zu einer Lösung von 2,8g CoCl2-OH2O in 20 ml 50%igem Alkohol gegeben. Man wäscht<br />

zunächst gut mit Wasser aus, dann mit Alkohol und Aceton. Nach dem Abpressen wird bei 100 0 C getrocknet<br />

und anschließend pulverisiert.<br />

R-Sätze: 22-43; S-Sätze: 24-37<br />

Deniges-Reagens<br />

Man löst 5 g Quecksilberoxid und 20 ml konz. Schwefelsäure in 100 ml Wasser.<br />

Sehr giftig!<br />

R-Sätze: 26/27/28-33; S-Sätze: 13-28-45.<br />

Di-tert-butylperoxid(CH3)3C-O-O-C(CH3)3<br />

Kp5,5(4i)30°c<br />

Darstellung: Unter kräftigem Rühren werden bei -2 bis -8 0 C l mol 27%iges Wasserstoffperoxid und 4 mol<br />

konz. Schwefelsäure zu einem Gemisch von 3 mol tert-Butylalkohol und l mol 70%iger Schwefelsäure<br />

innerhalb von 90 min zugetropft. Anschließend wird noch 3 h gerührt. Man trennt die organische Phase ab,<br />

wäscht mit 60 ml Wasser, dreimal mit je 60 ml 30%iger Natronlauge und zum Schluß noch dreimal mit je<br />

15 ml Wasser.<br />

Nach dem Trocknen mit Magnesiumsulfat ist das Peroxid zur Initiierung von Radikalreaktionen direkt verwendbar.<br />

Achtungl Brandfördernd, reizend. Gefahren im Umgang mit Perverbindungen vgl. D.1.5.<br />

R-Sätze: 7-11; S-Sätze : 3/7-14-16-36/37/39.<br />

n 2 Diethylenglycol („Diglycol") HO(CH2)2O(CH2)2OH<br />

Kp 244,3 °c KpU(8) 130 *) l,4475<br />

0 C<br />

Diglycol ist mit Wasser mischbarf<br />

Verunreinigungen: Ethylenglycol, Triethylenglycol. Zur Reinigung fraktioniert man im Vakuum.<br />

Diethylenglycol wird als Heizbadflüssigkeit verwendet. Zweckmäßig Bad mit Paraffinöl abdecken.<br />

Achtungl Gesundheitschädlich. Zur Giftigkeit vgl. Ethylenglycol.


Diethylenglycoldimethylether (Diglyme) (CH3OCH2C H2)2O<br />

F. Reagenzienanhang 749<br />

Kp 161 0 C Kp 2.o(i5) 62-63 0 C n 20 1,4073 Of 0,937<br />

Trocknung: l l Diglyme werden 12 h mit 10g zerkleinertem Calciumhydrid gerührt, anschließend dekantiert<br />

und bei ca 12 Torr im Vakuum destilliert.<br />

Achtung* Fruchtschädigend.<br />

R-Sätze: 60-61-10-19; S-Satze: 53-37-45.<br />

Diethylether („Ether") C2H5OC2H5<br />

Kp 34,6 0 C ng>l,3527 Z) 1 /0,7193<br />

Bei !5 0 C nimmt Ether 1,2% Wasser auf. Wasser löst bei 20 0 C 6,5% Ether.<br />

Das Aceotrop mit Wasser enthält 1,26% Wasser und siedet bei 34,15 0 C. Das käufliche Produkt enthält<br />

wechselnde Mengen Ethanol und Wasser.<br />

Trocknung: Absoluter Ether wird durch mehrtägiges Stehen über Calciumchlorid, Abfiltrieren und Einpressen<br />

von Natriumdraht erhalten. Es wird so oft Natrium eingepreßt, bis der Draht blank bleibt.<br />

Beim Trocknen mit Molekularsieb 4A ist zu empfehlen, zur Entfernung von Peroxiden aktives Aluminiumoxid<br />

zuzusetzen.<br />

Achtungl Ether bildet an der Luft unter Lichteinwirkung leicht explosible Peroxide (Nachweis s. D.I.5.).<br />

Hydroperoxide werden durch Schütteln mit Eisen(II)-sulfatlösung entfernt (ca 5 g FeSO4 • 7H2O in 20 ml<br />

Wasser für 11 Ether).<br />

Ether sollte in einer braunen Flasche über Kaliumhydroxid aufbewahrt werden, das die Hydroperoxide in<br />

unlösliche Substanzen überführt und darüber hinaus ein sehr gutes Trockenmittel ist.<br />

Vorsicht! Hochentzündlich. Explosionsgrenzen von Luft-Ether-Gemischen: 1,2-51 VoI-% Ether.<br />

R-Sätze: 12-49; S-Sätze: 9-16-29-33 VbF: AI<br />

Dimethylformamid (DMF) (CIlO2NCHO<br />

Kp 153,0 0 C /ig 1,4269 ^00,95O<br />

Dimethylformamid ist mit den meisten organischen Lösungsmittel und mit Wasser unbegrenzt mischbar,<br />

außerdem löst es viele Salze.<br />

Verunreinigungen: Amine, Ammoniak, Formaldehyd, Wasser.<br />

Reinigung und Trocknung: 250 g Dimethylformamid werden mit 30 ml Benzen und 6 ml Wasser fraktioniert<br />

destilliert. Zuerst gehen Benzen, Wasser, Amine und Ammoniak über, dann destilliert im Vakuum reines<br />

Dimethylformamid, das geruchlos ist und neutral reagiert.<br />

Zur Feinreinigung kann man anschließend noch mit etwa 0,5g Calciumhydrid 3-4 h unter Rückfluß in<br />

einer Inertgasatmosphäre (Reinststickstoff oder Argon) erhitzen. Nach der Destillation im Vakuum<br />

bewahrt man das DMF unter Inertgas und vor Licht geschützt auf, da es sich anderenfalls teilweise zu<br />

Dimethylamin und Formaldehyd zersetzt.<br />

Unverändertes Calciumhydrid kann zur gleichen Operation erneut verwendet werden; nicht weiter zu verwertende<br />

Reste werden mit 70%igem Ethanol zersetzt (einige Stunden stehenlassen, anschließend gibt<br />

man aus einem Reagensglas etwas Wasser zu und prüft, ob noch Gasentwicklung auftritt).<br />

Eine Trocknung von DMF ist auch mit Molekularsieb 4A möglich.<br />

Achtungl Fruchtschädigend.<br />

R-Sätze: 61-20/21-36; S-Satze: 53-45.<br />

Dimethylsulfat (CHj)2SO4<br />

Kp 2,o(i5) 76 0 C ng> 1,3874 D* 1,321<br />

Dimethylsulfat ist unlöslich in kaltem Wasser und wird von diesem nur sehr langsam hydrolysiert.<br />

Zur Reinigung destilliert man im Vakuum.<br />

Vorsicht! Sehr giftig, cancerogen im Tierversuch. Dimethylsulfat wird sowohl durch die Lunge als auch<br />

durch die Haut aufgenommen und ruft Verätzungen, Krämpfe und Lähmungen hervor. Lungenschädigungen<br />

machen sich erst nach Stunden bemerkbar. Nur in gut funktionierenden Abzügen handhaben, Schutzhandschuhe<br />

tragen!<br />

Erste Hilfe: Benetzte Hautstellen reibt man mit verd. Ammoniak ab. Benetzte Kleidung muß sofort abgelegt<br />

werden.<br />

R-Sätze: 45-25-26-34; S-Sätze: 53-45<br />

Dimethylsulfoxid (DMSO) CH3SOCH3<br />

Kpi.6(i2)72°C F 18,5 0 C n 2 » 1,4783 Z) 2 OlJOl<br />

Verunreinigungen: Wasser, Dimethylsulfid, Dimethylsulfon.


750 F. Reagenzienanhang<br />

Trocknung: 24stündiges Stehen über Molekularsieb 4A oder 2stündiges Erhitzen unter Rückfluß mit CaIciumhydrid<br />

und anschließende Destillation im Wasserstrahlvakuum unter getrocknetem Reinststickstoff.<br />

R-Sätze: 36/38; S-Sätze: 24/25.<br />

1,4-Dioxan f l<br />

O<br />

KpIOl 0 C F12 0 C /ig) 1,4224 Z) 2 O 1.034<br />

Dioxan ist in jedem Verhältnis mit Wasser mischbar. Das Aceotrop mit Wasser siedet bei 87,8 0 C und enthält<br />

81,6 %Dioxan.<br />

Verunreinigungen: Essigsäure, Wasser, Acetaldehydethylenacetal. Zur Peroxidbildung vgl. Diethylether.<br />

Reinigung und Trocknung: Man versetzt vorsichtig unter Rühren und Schwenken mit 5 Vol.-% konz.<br />

Schwefelsäure und erhitzt anschließend 2 h unter Rückfluß. Nach dem Abkühlen trägt man unter kräftigem<br />

Schütteln festes Kaliumhydroxid ein (zusätzliche Außenkühlung ist normalerweise nicht notwendig),<br />

wartet bis die KOH-Plätzchen weitgehend zerfallen sind und wiederholt den Vorgang so oft, bis das zugesetzte<br />

KOH auch beim Stehen über Nacht seine Form behält. Man filtriert, gibt metallisches Natrium in<br />

kleinen Stücken zu und erhitzt erneut unter Rückfluß, bis die Natriumkügelchen blank bleiben. Nach dem<br />

Abdestillieren (Vorsicht! Wasserkühler kann sich durch auskristallisierendes Dioxan zusetzen !) preßt man<br />

Natriumdraht ein. Zur Trocknung mit Molekularsieb 4A und Peroxidentfernung vgl. Diethylether.<br />

Vorsicht! Leichtentzündlich, gesundheitsschädlich. Verdacht auf cancerogene Wirkung. Explosionsgrenzen<br />

von Luft-Dioxan-Gemischen: 1,97-25 Vol.-% Dioxan.<br />

R-Sätze: 11-19-36/37-40; S-Sätze: 16-36/37 VbF: B<br />

Essigsäure („Eisessig ) CH3COOH<br />

Kp !18 0 C F 16,6 0 C wg) i,3720 D 2 « 1,05<br />

Essigsäure ist mit Wasser mischbar.<br />

Verunreinigungen: Spuren von Acetaldehyd, Wasser.<br />

Reinigung und Trocknung: Für die meisten Zwecke genügt es, die Essigsäure auszufrieren. Man kühlt nicht<br />

zu tief, da sonst auch Wasser und andere Verunreinigungen in den Kristallen eingeschlossen werden können.<br />

Es wird auf einer Kühlnutsche abgesaugt und gut abgepreßt. Eine weitergehende Reinigung erreicht<br />

man durch 2- bis 6-stündiges Kochen mit 2-5% Kaliumpermanganat und anschließender fraktionierter<br />

Destillation. Danach schüttelt man längere Zeit mit Phosphor(V)-oxid und fraktioniert erneut.<br />

Achtung: Ätzend. Luft-Essigsäure-Gemische sind ab 4 Vol.-% Essigsäure explosiv. Essigsäure zieht auf der<br />

Haut Blasen.<br />

Erste Hilfe: Mit viel Wasser waschen, bei Augenverätzungen etwa 15 min lang mit Wasser spülen.<br />

R-Sätze: 10-35; S-Sätze: 2-23-26-45.<br />

Essigsäureethylester (Ethylacetat, „Essigester") CH3COOC2H5<br />

Kp 77,1 0 C n 2 ? l,3701 D& 0,901<br />

Essigsäureethylester bsildet mit Wasser ein Azeotrop, das bei 70,4 0 C siedet und 8,1% Wasser enthält.<br />

Verunreinigungen: Wasser, Alkohol, Essigsäure.<br />

Reinigung und Trocknung: Man wäscht mit dem gleichen Volumen 5%iger Sodalösung, trocknet über<br />

Calciumchlorid und destilliert. Bei höheren Ansprüchen an die Trockenheit versetzt man portionsweise<br />

mit Phosphor(V)-oxid, filtriert ab und destilliert unter Feuchtigkeitsausschluß. Trocknung mit Molekularsieb<br />

4A bis zu einem Wassergehalt von 0,003% ist möglich.<br />

Achtungl Leichtentzündlich. Explosionsgrenzen von Luft-Essigester-Gemischen: 2,2-11,4 Vol.-% Essigester.<br />

R-Satz: 11; S-Sätze: 16-23-29-33. VbF: AI<br />

Essigsäureanhydrid s. Acetanhydrid<br />

Ethanol (Ethylalkohol) C2H5OH<br />

Kp 78,33 0 C ng> 1,3616 D^ 0,789<br />

Ethanol ist mit Wasser, Ether, Chloroform und Benzen in jedem Verhältnis mischbar. Das Aceotrop mit<br />

Wasser siedet bei 78,17 0 C und enthält 96% Ethanol. Das ternäre Aceotrop mit Wasser (7,4%) und Benzen<br />

(74,1%) siedet bei 64,85 0 C<br />

Verunreinigungen: Synthetischer Alkohol ist durch Acetaldehyd und Aceton, Gärungsalkohol durch<br />

höhere Alkohole (Fuselöle) verunreinigt. Als Vergällungsmittel dienen Pyridin, Methanol und Benzin.


F. Reagenzienanhang 751<br />

Trocknung: Man löst 7 g Natrium in l l käuflichem, absolutem Alkohol, gibt 27,5 g Phthalsäurediethylester<br />

zu und kocht eine Stunde unter Rückfluß. Dann wird über eine kurze Kolonne abdestilliert. Der übergehende<br />

Alkohol enthält weniger als 0,05% Wasser. Durch dynamische Trocknung mit Molekularsieb 3A<br />

(vgl.A. 1.10.2.) kann der Restwassergehalt auf 0,003% gesenkt werden. Aus dem handelsüblichen „absoluten<br />

Ethanol" kann man Wasserspuren folgendermaßen entfernen: Man kocht 5g Magnesium in 50 ml<br />

„absolutem Ethanol" mit l ml Tetrachlorkohlenstoff 2-3 h unter Rückfluß, setzt 950 ml „absolutes<br />

Ethanol" zu und kocht weitere 5 h unter Rückfluß. Anschließend wird destilliert.<br />

Prüfung auf Wasser: Alkohol mit mehr als 0,05% Wasser fällt aus einer benzenischen Lösung von Aluminiumtriethanolat<br />

einen weißen voluminösen Niederschlag.<br />

Achtungl Leichtentzündlich. Explosionsgrenzen von Luft-Ethanol-Mischungen: 2,6-18,9 Vol.-% Ethanol.<br />

R-Satz: 11; S-Satz: 7-16 VbF: B<br />

Ether s. Diethylether<br />

Ethylendichlorid (1,2-Dichlorethan) ClCH2CH2CI<br />

Kp 83,7 0 C n 2 » l,4444 £201,253<br />

Das Azeotrop mit Wasser siedet bei 72 0 C und enthält 81,5% 1,2-Dichlorethan<br />

Reinigung und Trocknung: Man wäscht mit konz. Schwefelsäure, darauf mit Wasser und destilliert über<br />

Phosphor(V)-oxid.<br />

Achtungl Leichtentzündlich, giftig, krebserzeugend im Tierversuch.<br />

Ethylendichlorid verursacht Sehstörungen. Weitere Hinweise s. Tetrachlorkohlenstoff.<br />

Wegen Explosionsgefahr darf Ethylendichlorid nicht mit Natrium in Berührung gebracht werden.<br />

Explosionsgrenzen im Gemisch mit Luft: 6,2-15,9 Vol-% Dichlorethan.<br />

R-Sätze: 45-11-22-36/37/38; S-Sätze: 53-45 VbF: AI<br />

Ethylenglycol (Ethan-l,2-diol, „Glycol") HOCH2CH2OH<br />

Kp1300) 92 0 C /ig) 1,4318 0*1,113<br />

Verunreinigungen: Diglycol, Triglycol, Propylenglycol, Wasser.<br />

Reinigung und Trocknung: Man destilliert im Vakuum, trocknet die Hauptfraktion längere Zeit mit<br />

Natriumsulfat und destilliert im Vakuum über eine gut wirksame Kolonne.<br />

Gesundheitsschädlich. Es treten Übelkeit und Erbrechen ein.<br />

R-Satz: 22; S-Satz: 2.<br />

Ethylenoxid (Oxiran) \o/<br />

Kpio,7°c<br />

Ethylenoxid wird in Stahlflaschen geliefert.<br />

Vorsicht! Hochentzündlich, giftig. Explosionsgrenzen in Luft: 3-80 Vol.% Ethylenoxid. Mit Alkalien<br />

erfolgt explosionsartige Polymerisation.<br />

Bei Hautkontakt oft erst nach Stunden intensive Blasenbildung mit anschließendem Gewebezerfall und<br />

sehr schlechter Heilungstendenz. Bei Inhalation schon geringer Mengen Sekretabfluß aus Mund und Nase,<br />

langandauerndes Erbrechen, Durchfall, Magendruckgefühl und Erregungszustände. Hohe Konzentrationen<br />

rufen auch narkotische Erscheinungen hervor und bedingen Kreislaufgefährdung. In der Folge sind<br />

Herz-, Leber- und Nierenschäden möglich. Verdacht auf cancerogene Wirkung.<br />

Erste Hilfe: Benetzte Kleidung sofort entfernen, Haut gründlich abwaschen, Frischluft-, besser Sauerstoffzufuhr<br />

und Schutz vor Wärmeverlusten. Nur liegend transportieren.<br />

R-Sätze: 45-46-!2-23-36/37/38; S-Sätze: 53-45.<br />

Fehlingsche Lösung<br />

Herstellung: Lösung I: In 25 ml Wasser !,73g Kupfersulfat (Hydrat) lösen. Lösung II: In der gleichen<br />

Menge Wasser 8,5 g Seignette-Salz und 2,5 g Natriumhydroxid lösen. Vor dem Gebrauch mischt man gleiche<br />

Volumina beider Lösungen.<br />

Formaldehyd (Met banal) HCHO<br />

Kp-21 0 C<br />

Die 30- bis 40%ige wässrige Lösung heißt Formalin und enthält etwa 5-!5% Methanol.<br />

Darstellung von trockenem, gasförmigem Formaldehyd: Paraformaldehyd wird mehrere Tage im Vakuum<br />

über Phosphor(V)-oxid im Exsikkator getrocknet und durch trockene Destillation depolymerisiert. Man<br />

erhitzt so hoch, daß 30g in etwa 20 min zersetzt werden.


752 F. Reagenzienanhang<br />

Bei Grignard-Synthesen ist etwa die doppelte molare Menge Paraformaldehyd anzuwenden, da Wasserspuren<br />

in den (möglichst kurzen und weiten) Rohrleitungen zum Reaktionsgefäß eine teilweise Rückpolymerisation<br />

bewirken.<br />

Gummischläuche werden von Formaldehyd zerstört.<br />

Achtung! Giftig. Formalin ruft auf der Haut Ekzeme hervor und greift die Augen und die Atemwege an.<br />

Verdacht auf cancerogene Wirkung.<br />

R-Sätze: 23/24/25-34-40-43; S-Sätze: 26-36/37-45-51.<br />

Glycerol (Propan-l,2,3-triol „Glyzerin") HOCH2-CHOH-CH2OH<br />

Kp!,6(i2,5) 18O 0 C F 20 0 C ng> 1,4745<br />

Glycerol ist hygroskopisch und in jedem Verhältnis mit Wasser und Alkohol mischbar, unlöslich in Ether,<br />

Benzen und Chloroform.<br />

Reinigung und Trocknung: Man destilliert im Vakuum.<br />

Glycol s. Ethylenglycol<br />

Hexan C6H14<br />

Kp 68,7 0 C W 2 O l,3751 /^0,66I<br />

Das Azeotrop mit Wasser siedet bei 61,6 0 C und enthält 94,4% Hexan.<br />

Reinigung und Trocknung: Man schüttelt wiederholt mit kleine Portionen niederprozentigem Oleum bis<br />

die Säure höchstens noch schwach gelb gefärbt ist. Dann wäscht man mit konz. Schwefelsäure, Wasser,<br />

2%iger Natronlauge und wieder mit Wasser. Nach dem Trocknen mit Kaliumhydroxid wird destilliert.<br />

Feintrocknung durch Einpressen von Natrium oder Zusatz von Calciumhydrid oder über Molekularsieb<br />

4A.<br />

Achtungl Leichtentzündlich. Explosionsgrenzen von Gemischen mit Luft: 1,1-8 Vol.-%.<br />

R-Sätze: 11-48/20; S-Sätze: 9-16-24/25-29-51. VbF: AI<br />

Hydrazinhydrat H2NNH2-H2O<br />

Kp 118,5 0 C<br />

Hydrazinhydrat ist leicht löslich in Wasser und Alkohol, unlöslich in Ether. Es ist hygroskopisch.<br />

Darstellung von 85%igem Hydrazinhydrat): 10Og 30%iges Hydrazinhydrat und 20Og Xylen werden<br />

gemischt und das azeotrope Gemisch aus Xylen und Wasser über eine 20-cm-Vigreux-Kolonne abdestilliert.<br />

Der Rückstand wird nach der Gehaltsbestimmung ohne Destillation weiterverarbeitet.<br />

Darstellung von wasserfreiem Hydrazin und 100%igem Hydrazinhydrat durch Ammonolyse von Hydraziniumsulfat:<br />

FISCHER, H., Org. Synth., CoIl. Vol. III (1955), S. 515.<br />

Gehaltsbestimmung: Bei der acidimetrischen Titration gegen Methylorange entsteht das Monosalz.<br />

Vorsicht! Giftig, wirkt auf der Haut ätzend. Hydrazinhydrat ist ein Plasmagift und ruft Krämpfe und Herzschäden<br />

hervor. Verdacht auf cancerogene Wirkung.<br />

Erste Hilfe: Verätzte Hautstellen werden mit verd. Essigsäure gewaschen. Gegen die Giftwirkung nimmt<br />

man Traubenzucker ein.<br />

R-Sätze: 45-23/24/25-34-43; S-Satze: 53-26-36/37/39-45.<br />

lodwasserstoffsäure HI<br />

Konstant siedende lodwasserstoffsäure siedet bei 126,5 0 C, enthält 56,7% lodwasserstoff und ist 7,6 molar<br />

(D = 1,7).<br />

Im Licht zersetzt sich lodwasserstoffsäure unter der Einwirkung von Luftsauerstoff. Zur Stabilisierung<br />

setzt man je Liter Säure l g roten Phosphor zu. Zur Regenerierung erhitzt man iodhaltige lodwasserstoffsäure<br />

bis nahe zum Sieden und tropft 50%ige wäßrige unterphosphorige Säure zu, bis das Gemisch entfärbt<br />

ist. Dann wird destilliert.<br />

Achtung! Ätzend. Erste Hilfe s. Chlorwasserstoff<br />

R-Satz: 34; S-Sätze: 26-37-39-45.<br />

lonenaustauscherharze<br />

lonenaustauscherharze sind unlösliche Kunststoffe mit dissoziationsfähigen sauren oder basischen Gruppen<br />

(Sulfon-, Carbonsäuren, bzw. Ammoniumverbindungen). Die durch lonenbeziehungen mit dem Harz<br />

verbundene Gruppe ist austauschbar, z. B.:<br />

1) Das entspricht 64% N2H4 in Wasser.


Harz-S03 0 H® + Na® Harz-SO3 Ö Na® + H®<br />

F. Reagenzienanhang 753<br />

Bezüglich der einzelnen Sorten und Handelsnamen vgl. z. B. HOUBEN-WEYL, Bd. I/l (1958), S. 528 und diesbezügliche<br />

Firmenschriften.<br />

Die Beladung eines Kationenaustauschers mit Wasserstoffionen soll am Beispiel eines stark sauren Phenolsulfonsäureharzes<br />

demonstriert werden: man gibt in eine Chromatographiesäule zuerst etwas Wasser, dann<br />

5 g Austauscher. Die Säule soll zu etwa drei Viertel ihrer Höhe mit dem Ionenaustauscher gefüllt sein.<br />

Man läßt das Wasser bis zur Austauscheroberkante ablaufen und gibt dann 150 ml l N Salzsäure p.a. durch<br />

die Säule. Mit dem Hahn am unteren Ende der Säule wird eine Durchflußgeschwindigkeit von etwa 5 ml<br />

pro min eingestellt. Nachdem die Salzsäure abgelaufen ist, schickt man Wasser durch die Säule, bis die<br />

abgelaufene Flüssigkeit neutral reagiert. Der feuchte Austauscher ist direkt verwendbar.<br />

Kalium K<br />

Vorsicht! Leichtentzündlich, ätzend. Kalium kann sich an der Luft selbstentzünden, es darf nur in inerten<br />

Lösungsmitteln zerkleinert werden (Schutzbrille!). Reste müssen sofort vorsichtig mit tert-Butanol vernichtet<br />

werden. Falls sich der Alkohol dabei entzündet, deckt man das Gefäß mit einer Keramikplatte ab. Wasser<br />

und niedere Alkohole sind fernzuhalten!<br />

R-Sätze: 14/15-34; S-Sätze: 5-8-43-45.<br />

Kaliumcyanid KCN<br />

Kaliumcyanid läßt sich fast in jedem Fall durch das billigere Natriumcyanid ersetzen (s. dort).<br />

Achtungl Sehr giftig. Erste Hilfe und Abfallvernichtung s. Blausäure.<br />

R-Sätze: 26/27/28-32; S-Sätze: 1/2-7-28-29-45.<br />

Ligroin<br />

Kp 120-135 0 C<br />

Kohlenwasserstoffgemisch; s. Benzin und Petrolether.<br />

Reinigung: s. Hexan<br />

Achtungl Leichtentzündlich. Luft-Ligroin-Gemische sind explosiv.<br />

R-Satz: 11; S-Sätze: 9-16-29-33. VbF: AI<br />

Lithiumaluminiumhydrid (Lithiumalanat) LiAIH4<br />

Geeignete Lösungsmittel sind Diethylether, Tetrahydrofuran, N-Alkyl-morpholine.. Löst sich das Lithiumaluminiumhydrid<br />

nicht vollständig, so setzt man die Suspension ein. Die Lösungsmittel müssen frei von<br />

Peroxiden und Wasser sein!<br />

Nach der Durchführung einer Reduktion zersetzt man überschüssiges Lithiumalanat bei kleineren Ansätzen<br />

vorsichtig mit Wasser. Bei größeren Ansätzen gibt man besser Essigester zu, bis alles Lithiumaluminiumhydrid<br />

verbraucht ist, und fällt dann mit der gerade notwendigen Menge Wasser das Aluminiumhydroxid<br />

aus.<br />

Vorsicht! Leichtentzündlich. Lithiumaluminiumhydrid reagiert sehr heftig mit Wasser und kann sich von<br />

selbst entzünden. Bei Reaktionen mit Lithiumaluminiumhydrid darf nur mit explosionsgeschützten Motoren<br />

gerührt werden, der entstehende Wasserstoff ist abzuleiten.<br />

R-Satz: 15; S-Sätze: 7/8-24/25-43.<br />

Lukas-Reagens<br />

Darstellung: 0,5 mol Zinkchlorid werden in 0,5 mol konz. Salzsäure unter Kühlung gelöst.<br />

Methanol CH3OH<br />

Kp 64,7 0 C n 2 » l,3286 Df 0,792<br />

Trocknung: Man setzt pro Liter Methanol 5 g Magnesiumspäne zu, läßt nach Abklingen der Wasserstoffentwicklung<br />

2 -3 h unter Rückfluß kochen und destilliert. Liegt der Wassergehalt des Methanols höher als<br />

1%, so reagiert das Magnesium nicht. Man behandelt in diesem Fall etwas Magnesium mit reinem<br />

Methanol und gibt dieses Gemisch zur Hauptmenge, wenn die Methanolatbildung begonnen hat. Dabei ist<br />

insgesamt etwas mehr Magnesium anzuwenden als oben. Durch dynamische Trocknung mit Molekularsieb<br />

3A (vgl. A.l.10.2.) kann der Re st wasse rge ha 11 auf 0,005% gesenkt werden.<br />

Vorsicht! Leichtentzündlich, giftig. Explosionsgrenzen von Luft-Methanol-Gemischen: 5,5-36,5% Methanol.<br />

Methanol ruft Schwindelanfälle, Herzkrämpfe, Nervenschädigungen und Erblindung hervor.<br />

R-Sätze: 11-23/25; S-Sätze: 2-7-16-24-45. VbF: B


754 F. Reagenzienanhang<br />

Methylendichlorid (Dichlormethan) CH2CI2<br />

Kp 40 0 C /igM ,4246 />J 0 1,325<br />

Das Azeotop mit Wasser siedet bei 38J 0 C und enthält 98,5% Dichlormethan.<br />

Reinigung: Das Methylenchlorid wird mit Säure, Lauge und Wasser gewaschen, mit Kaliumcarbonat<br />

getrocknet und destilliert. Trocknung mit Molekularsieb 4A möglich.<br />

Achtung*. Methylenchlorid darf wegen Explosionsgefahr nicht mit Natrium in Berührung kommen.<br />

Gesundheitsschädlich. Methylenchlorid schädigt das Nervensystem. Verdacht auf cancerogene Wirkung.<br />

R-Satz: 40; S-Sätze: 23-24/25-36/37.<br />

Molekularsiebe<br />

Molekularsiebe sind synthetische Zeolite, die zur effektiven Trocknung von Gasen und Flüssigkeiten und<br />

als selektive Adsorptionsmittel dienen. Sie werden ihrem jeweiligen Porendurchmesser (in A) entsprechend<br />

numeriert und eingesetzt.<br />

Zur Trocknung von Lösungsmitteln und Gasen werden vorzugsweise die Typen 3A und 4A verwendet.<br />

Trocknungsverfahren (und Regenerierung) vgl. A.l.10.2. Mit Molekularsieb 5A lassen sich z.B. auch<br />

Verunreinigungen (NH3, H2S, Thiole, CO, HCl-Spuren u. a.) aus Gasen entfernen. Molekularsieb 5A adsorbiert<br />

auch n-Paraffine.<br />

Regenerierung: Das gebrauchte Molekularsieb wird unter dem Abzug in eine größere Wassermenge<br />

geschüttet, um mitadsorbiertes Lösungsmittel zu verdrängen. Das ist insbesondere bei brennbaren<br />

Lösungsmitteln unerläßlich, um eine Explosion beim Ausheizen zu vermeiden. Man trennt vom Wasser ab<br />

und trocknet im Trockenschrank bei 200-250 0 C vor. Anschließend wird bei 300-350 0 C im Vakuum (mindestens<br />

!O -2 kPa (0,1 Torr) bis zur Gewichtskonstanz erhitzt. Die Belüftung erfolgt jeweils nach dem<br />

Abkühlen über ein mit Magnesiumperchlorat gefülltes Trockenrohr.<br />

Natrium<br />

F 97,7 0 C D 0,97<br />

Zur Darstellung von Natriumsuspensionen in Toluen bzw. Xylen s. Kap. D.7.2.8 (Esterkondensation).<br />

Vorsicht: Leichtentzündlich, ätzend. Bei allen Arbeiten mit Natrium ist eine Schutzbrille zu tragen. Reaktionsgemische,<br />

die metallisches Natrium enthalten, dürfen nicht auf Wasserbädern erhitzt werden.<br />

Vernichtung von Abfällen: Man gibt die Natriumreste in kleinen Anteilen in eine größere Menge<br />

Methanol.<br />

R-Sätze: 14/15-34; S-Sätze: 5-8-43-45.<br />

Natriumalkoholate 1 )<br />

Darstellung: Die benötigte Natriummenge wird in einen Dreihalskolben gegeben, der mit Tropftrichter<br />

und Rückflußkühler mit Calciumchloridrohr versehen ist, und die lOfache Menge des betreffenden Alkohols<br />

so schnell zugetropft, daß die Lösung in lebhaftem Sieden bleibt. (Es ist nicht zu empfehlen, das<br />

Natrium in den Alkohol einzutragen, da die Reaktion dabei leicht außer Kontrolle gerät). In niederen<br />

Alkoholen löst sich das Natrium recht schnell auf. Bei höheren Alkoholen ist es notwendig, mehrere Stunden<br />

bei 10O 0 C zu rühren. Aus der gewonnenen Alkoholatlösung kann man alkoholfreies Alkoholat erhalten,<br />

in dem man den Alkohol im Vakuum abdestilliert. Zweckmäßiger ist es jedoch, zu einer Natriumsuspension<br />

in einem geeigneten Lösungsmittel die äquimolare Menge Alkohol zuzusetzen.<br />

Vorsicht! Ätzend, leicht entzündlich.<br />

R-Sätze: 11-14-34; S-Satze: 8-16-26-43.<br />

Natriumamalgam<br />

Amalgam mit 1,2% Natrium ist bei Zimmertemperatur halbfest und bei 5O 0 C flüssig. Höher konzentrierte<br />

Amalgame sind bei Zimmertemperatur fest und können pulverisiert werden.<br />

Darstellung von 2%igem Amalgam: Unter dem Abzug erwärmt man in einem Hess'schen Tiegel 60Og<br />

Quecksilber auf 30-4O 0 C und trägt 13g in kleine Würfel geschnittenes Natrium mit Hilfe eines langen,<br />

spitzen Glasstabes unter die Quecksilberoberfläche ein. Die Reaktion erfolgt unter Aufflammen. Um Verspritzen<br />

zu vermeiden, deckt man das Reaktionsgefäß mit einer Keramikplatte ab. Nachdem das Amalgam<br />

erstarrt ist, wird es unter Stickstoff zerkleinert und unter Luftabschluß aufbewahrt.<br />

Darstelung von Natriumamalgam s. auch: FIESER, L.F.; FIESER, M.: Reagents for Organic Synthesis. - John<br />

Wiley & Sons, New York 1967, S. 1030.<br />

1) VgI. SCHMIDT, F; BAYER, E., in HOUBEN -WEYL. Bd. 6/2 (1963), S. 6-15.


F. Reagenzienanhang 755<br />

Vorsicht! Natriumamalgam darf nicht mit den Händen angefaßt werden und auf keinen Fall mit Wasser in<br />

Berührung kommen.<br />

R-Sätze: 14/15-21/22-35; S-Sätze: 5-7/8-14-24/25-26-29-37.<br />

Natriumamid NaNH2<br />

VgI. auch Kap D.5.2.2. Darstellung von 2-Aminopyridin!<br />

Natriumamid wird am besten im trockenen Zustand im Mörser zerkleinert. Man beachte die notwendigen<br />

Schutzmaßnahmen (Schutzbrille, Abzug, dicke Schutzhandschuhe)!<br />

Vorsicht! Natriumamid explodiert bei Berührung mit Wasser. Altes Natriumamid kann schon beim Herausnehmen<br />

aus dem Vorratsgefäß detonieren!<br />

Vernichten von Abfällen: Das Amid wird unter dem Abzug mit Toluen oder Benzin überdeckt, dann gibt<br />

man langsam Alkohol zu.<br />

R-Sätze: !4-34; S-Sätze: 6-26-36/37/39-43-45.<br />

Natriumcyanid NaCN<br />

Natriumcyanid ist stark hygroskopisch und bildet ein unter ca 35 0 C stabiles Monohydrat.<br />

Verunreinigungen: Natriumcarbonat, Natriumformiat.<br />

Vorsicht! Sehr giftig. Beim Arbeiten mit Natriumcyanid entwickelt sich oft Cyanwasserstoff. Gefahren,<br />

Erste Hilfe und Abfallvernichtung s. Blausäure.<br />

R-Sätze: 26/27/28-32; S-Sätze: 1/2-7-28-29-45.<br />

Natriumhydrid NaH<br />

Vorsicht! Leichtentzündlich. Natriumhydrid nicht mit den Händen berühren, Feuchtigkeit fernhalten.<br />

Darstellung: l mol Natrium und 500 ml trockenes Cyclohexan werden in einem Autoklav mit Magnethubrührer<br />

(Schüttelautoklaven sind weniger gut geeignet) mit Wasserstoff bei 20 MPa (200 at) !2 h auf 200 0 C<br />

erhitzt. Man läßt unter weiterem Rühren abkühlen und verwendet die entstandene Natriumhydridsuspension.<br />

R-Sätze: 15-34; S-Sätze: 7/8-24/25-43-45.<br />

N-CN-Indikator<br />

Man stellt sich ein Gemisch aus 50 ml 0,2%iger abs. alkoholischer Ninhydrinlösung, 10 ml Eisessig und 2<br />

ml 2,4,6-Collidin (Lösung I) und eine l%ige Lösung von Kupfer(II)-nitrat-trihydrat (Lösung II) her.<br />

Zum Besprühen von Papierchromatogrammen wird kurz vor Gebrauch eine Mischung von Lösung I und II<br />

im Verhältnis 25 : ! hergestellt.<br />

Nitrose Gase<br />

Als nitrose Gase bezeichnet man Gemische von Stickstoffoxiden, die häufig beim Arbeiten mit Salpetersäure<br />

(s. dort) entstehen.<br />

Vorsicht! Sehr giftig. Nitrose Gase sind auch in kleinen Mengen sehr gesundheitsschädlich. Es treten sofort<br />

Reizerscheinungen an den Atemwegen und den Augen sowie Schwindel und Kopfschmerzen auf. Die Reizungen<br />

klingen nach 1 A bis l h zunächst ab, um dann nach einigen Stunden bis 2 Tagen plötzlich wieder mit<br />

Hustenreiz (schaumiger, rostroter Auswurf) und Atemnot einzusetzen. Es hat sich ein Lungenödem gebildet,<br />

das neben Blutveränderungen (Methämoglobinämie) akute Lebensgefahr bedingt. Nach Einatmen<br />

nitroser Gase ist auf jeden Fall der Arzt zu verständigen.<br />

Es sind Atemfilter B (grau) zu verwenden.<br />

Erste Hilfe: s. Phosgen.<br />

R-Sätze: 26-37; S-Sätze: 7/9-26-45.<br />

Oleum<br />

Oleum ist eine Lösung von Schwefeltrioxid in Schwefelsäure. Bei einem Gehalt von < 40% und 69-70%<br />

Schwefeltrioxid ist Oleum flüssig.<br />

Vorsicht! Ätzend. Oleum darf nicht mit Wasser, sondern nur mit konz. Schwefelsäure verdünnt werden.<br />

R-Sätze: 14-35-37; S-Sätze: 26-30-45.<br />

Oxalylchlorid (COCl)2<br />

Kp 63-64 0 C wg> l ,4305 D 20 l ,476<br />

Oxalylchlorid ist eine farblose, stechend riechende Flüssigkeit, die in aromatischen Kohlenwasserstoffen<br />

leicht löslich ist. Reinigung durch Destillation.


756 F. Reagenzienanhang<br />

Vorsicht! Mit Wasser heftige Reaktion zu HCl, CO2 und CO. Bei Berührung mit heißen Metalloberflächen<br />

sowie bei Zugabe von tertiären Aminen kann durch Fragmentierung Phosgen entstehen. Oxalylchlorid in<br />

Glasampullen kann durch partielle Zersetzung unter hohem Druck stehen!<br />

R-Sätze: 14-23/24/25-34; S-Sätze: 26-45.<br />

Palladium-Tierkohle<br />

a) Zur Dehydrierung^)<br />

Man kocht ein Gemisch von 2,5g Palladiumchlorid, 25 ml destilliertem Wasser und 2,! ml konz. Salzsäure,<br />

bis eine klare Lösung entstanden ist (etwa 2 h), kühlt mit Eis-Kochsalz-Mischung und gibt unter Rühren 25<br />

ml 40%iges Formalin, !Og Magnesiumoxid p.a. und 15g gereinigte Aktivkohle (s. dort) zu. Dann wird mit<br />

einer Lösung von 25 g Kaliumhydroxid in 25 ml destilliertem Wasser unter Rühren und Kühlen versetzt.<br />

Die Temperatur darf dabei nicht über 5 0 C steigen. Man wäscht den Katalysator durch siebenmaliges<br />

Dekantieren mit destilliertem Wasser aus, zuletzt wird auf einer Fritte mit l l heißem destilliertem Wasser<br />

nachgewaschen. Die Masse wird nicht völlig trocken gesaugt, in einer Presse zu kleinen Zylindern (Länge<br />

3-4 mm) geformt und bei 90 0 C getrocknet.<br />

Steht keine Presse zur Verfügung, kann man mit einem dünnen Glasrohr mehrfach in den feuchten Filterkuchen<br />

stechen, die Paste in dem Rohr mit einem Glasstab zusammendrücken und den Strang langsam herausdrücken,<br />

zerschneiden und trocknen.<br />

b) Zur Hydrierung 2 -}<br />

Man kocht 2,5 g Palladiumchlorid, 6 ml konz. Salzsäure p.a. und 15 ml destilliertes Wasser unter Rückfluß,<br />

bis eine klare Lösung entstanden ist (ca 2 h), verdünnt mit 43 ml dest. Wasser und gießt auf 28g gereinigte<br />

Aktivkohle (s. dort), die sich in einer flachen Porzellanschale befindet. Man dampft die ganze Masse auf<br />

dem Wasserbad ein und trocknet im Trockenschrank bei 10O 0 C völlig. Die gepulverte Masse wird in einer<br />

gut verschlossenen Flasche aufbewahrt. Dieser Katalysator ist sofort verwendbar, falls die bei der Hydrierung<br />

entstehende Salzsäure nicht stört. Anderenfalls verfährt man wie folgt: Die erforderliche Menge<br />

Palladiumchlorid auf Aktivkohle wird im gewünschten Lösungsmittel bis zur vollständigen Wasserstoffaufnahme<br />

hydriert. Man saugt auf einer Glasfritte ab, wäscht mit dem gleichen Lösungsmittel chlorwasserstofffrei<br />

und setzt den noch feuchten Katalysator zur Hydrierung ein.<br />

Achtungl Der reduzierte Katalysator ist pyrophor! Stets unter einem Lösungsmittel aufbewahren bzw.<br />

feucht halten! Der gebrauchte Katalysator wird gesammelt.<br />

Pentan C5H12<br />

Kp 36 0 C H0^ l,3577 Z>200,626<br />

Das Azeotrop mit Wasser siedet bei 34,6 0 C und enthält 1,4% Wasser.<br />

Reinigung: s. Hexan<br />

Achtung! Leichtentzündlich. Explosionsgrenzen von Luft-Pentan-Gemischen 1,35-8 Vol.-% Pentan.<br />

R-Satz: 11; S-Sätze: 9-16-29-33 VbF: AI<br />

Perchlorsäure^) HClO4<br />

Darstellung einer 0,1 N Perchlorsäurelösung in Eisessig: Unter Eiskühlung und gutem Rühren wird zu der<br />

berechneten Menge Essigsäureanhydrid so viel 70%ige Perchlorsäurelösung allmählich zugesetzt, daß sich<br />

das Anhydrid und das in der Perchlorsäure enthaltene Wasser quantitativ zu Essigsäure umsetzen. Vorsicht<br />

vor eventuellen Reaktionsverzögerungenl Die abgekühlte Mischung wird mit reinem Eisessig auf eine Konzentration<br />

von etwa 0,1 N verdünnt. Essigsäureanhydrid darf nicht im Überschuß vorhanden sein.<br />

Prüfung auf Anwesenheit von Essigsäureanhydrid: Ein aliquoter Teil der Lösung wird unter Rühren mit<br />

einem Tropfen Wasser versetzt und die Temperatur beobachtet. Tritt Temperatursteigerung ein, so wird<br />

solange Wasser zugesetzt, bis kein Temperaturanstieg mehr zu beobachten ist. Aus der für den aliquoten<br />

Teil verbrauchten Wassermenge wird die der gesamten Lösung zuzusetzende Menge Wasser berechnet.<br />

Gibt ein Tropfen Wasser keine Temperaturerhöhung, so ist auf Überschuß an Wasser durch tropfenweisen<br />

Zusatz von Acetanhydrid in der selben Weise zu prüfen.<br />

Titereinstellung: Der Titer der Lösung wird mit wasserfreiem, bei 30O 0 C getrocknetem, analysenreinem<br />

Natriumcarbonat in Eisessiglösung gegen eine 0,l%ige Eisessiglösung von Kristallviolett oder von a-Naphtholbenzein<br />

in Benzen als Indikator ermittelt. Die Lösung wird dann mit Eisessig auf 0,1 N eingestellt.<br />

Achtung! Brandfördernd, ätzend.<br />

R-Sätze: 5-8-35; S-Sätze: 23-26-36/37/39-45.<br />

!) nach ANDERSON, A. G., J. Am. Chem. Soc. 75 (1953), 4980<br />

2 ) nach MOZINGO, R„ Org. Synth. 26 (1946), 78<br />

3) nach HOUBEN-WEYL. Bd. 2 (1953), S. 661


Petrolether<br />

Gemisch aus Pentan und Hexanen Kp 40-7O 0 C<br />

Reinigung: s. Hexan.<br />

Achtung] Leichtentzüdlich, vgl. Pentan. Luft-Petrolether-Gemische sind explosiv.<br />

R-Satz: 11; S-Sätze: 9-16-29-33 VbF: AI<br />

F. Reagenzienanhang 757<br />

Phosgen COQ2<br />

Kp 7,6 0 C<br />

Phosgen ist in Benzen und Toluen leicht, in kaltem Wasser wenig löslich. Durch heißes Wasser wird es<br />

hydrolysiert. Phosgen hat einen erstickenden, eigenartigen Geruch (ähnlich faulendem Heu).<br />

Reinigung und Trocknung: Man leitet das Gas durch zwei hintereinander geschaltete Waschflaschen. Die<br />

erste wird mit Sonnenblumen-, Sojabohnen- oder Baumwollsamenöl, die zweite mit konz. Schwefelsäure<br />

gefüllt.<br />

Vorsicht! Sehr giftig. Phosgen ist eines der giftigsten Gase. Vergiftungserscheinungen wie Schnupfen,<br />

Atemnot und Bluthusten treten oft erst nach Stunden auf. Nach Abklingen der Reizerscheinungen kann<br />

ein symptomloser Zustand eintreten, währenddessen sich innerhalb weniger Stunden ein Lungenödem entwickelt,<br />

das meist infolge Herz-Kreislauf-Versagen zum Tode führt. Chlorierte Kohlenwasserstoffe können<br />

zu Phosgen pyrolysieren. (Vorsicht bei Verwendung von Tetralöschern !). Auch bei leichten Phosgenvergiftungen<br />

ist unbedingt ein Arzt zu benachrichtigen.<br />

Es sind Atemfilter B (grau) zu verwenden.<br />

Erste Hilfe: Den Geschädigten hinlegen und nur liegend transportieren. Er muß sich auch bei leichter Vergiftung<br />

absolut ruhig verhalten. Frischluft-, besser Sauerstoffzufuhr, ist zweckmäßig, künstliche Atmung<br />

darf nicht angewendet werden. In Decken einhüllen, um Unterkühlung zu vermeiden.<br />

Überschüssiges Phosgen absorbiert man in 20%iger Natronlauge.<br />

R-Satz: 26; S-Sätze: 7/9-24/25-45.<br />

Platin/Aktivkohle-Katalysator(10%ig)<br />

Ein Gemisch von 4,5 g reiner, gepulverter Aktivkohle, ! ,33 g Hexachloroplatinsäurehexahydrat und 30 ml<br />

Wasser wird mit Natriumhydrogencarbonatlösung neutralisiert, auf 80 0 C erhitzt und langsam unter Rühren<br />

mit 3 ml Formalinlösung versetzt. Durch gleichzeitige Zugabe von Natriumhydrogencarbonat wird die<br />

Lösung stets schwach alkalisch gehalten. Nach 2 h läßt man erkalten, saugt ab, wäscht gründlich aus und<br />

trocknet an der Luft.<br />

Platindioxid PtO2<br />

Einwandfreies Platindioxid ist mittelbraun gefärbt.<br />

Darstellung: Man dampft ein Gemisch von 2 g Hexachloroplatinsäurehexahydrat, 7 g Wasser und 20 g reinem<br />

Natriumnitrat in einer Porzellanschale langsam zur Trockene ein und erhitzt auf 400-500 0 C (dunkle<br />

Rotglut) - Abzug benutzen! Wenn sich aus der Schmelze keine Stickoxide mehr entwickeln, läßt man<br />

abkühlen. Der Schmelzkuchen wird mit destilliertem Wasser ausgelaugt, der Niederschlag abgesaugt und<br />

mit destilliertem Wasser nitratfrei gewaschen. Man trocknet das Platindioxid im Exsikkator.<br />

Vorsicht! Brandfördern, reizend.<br />

R-Sätze: 8-43; S-Satz: 28.<br />

Polyphosphorsäure<br />

Darstellwng:<br />

A. Man destilliert aus 85%iger Phosphorsäure im Vakuum (ca 1,5 kPa) das Wasser ab und erhitzt 6 h im<br />

Vakuum auf 15O 0 C. Die zurückbleibende Polyphosphorsäure ist kristallin.<br />

B. In 100 ml Phosphorsäure (D = 1,7) werden allmählich unter Rühren und Kühlung 150-21Og P4O10 eingetragen,<br />

anschließend wird einige Stunden auf dem Wasserbad erhitzt. Man erhält so eine Polyphosphorsäure<br />

mit einem P4O10-Gehalt von 80-84%.<br />

Vorsicht: Ätzend.<br />

R-Satz: 34; S-Sätze: 26-36.<br />

Pyridin C5H5N<br />

Kp 115,6 0 C wg> 1,5100 /^00,982<br />

Pyridin ist hygroskopisch und in jedem Verhältnis mit Wasser, Alkohol und Ether mischbar. Das Azeotrop<br />

mit Wasser siedet bei 94 0 C und enthält 57% Pyridin. Das Maximum-Azeotrop mit Essigsäure enthält 65%<br />

Pyridin und siedet bei !39,7 0 C.


758 F. Reagenzienanhang<br />

Reinigung und Trocknung: Für die meisten Zwecke genügt es, ein bis zwei Wochen über festem Kaliumhydroxid<br />

stehen zu lassen und anschließend über eine gut wirksame Kolonne zu destillieren. Man verwendet<br />

dabei die bei! 14-! 16 0 C übergehende Fraktion. Trocknung über Molekularsieb 4A ist möglich.<br />

Reinigung und Trocknung für höhere Ansprüche (z. B. für die Hydrierung): Man erhitzt Pyridin unter Rückfluß<br />

und setzt nach und nach soviel festes Kaliumpermanganat zu, bis die Farbe bestehen bleibt. Nach dem<br />

Entfernen des ausgeschiedenen Braunsteins wird destilliert. Man versetzt das Destillat mit etwa der gleichen<br />

Menge Eisessig und destilliert aus dem Gemisch ca !0% der Gesamtmenge ab. Das Destillat wird verworfen.<br />

Zum Rückstand gibt man nach dem Abkühlen die gleiche Menge Wasser und rektifiziert über eine<br />

gut wirksame Kolonne. Das übergehende Wasser-Pyridin-Azeotrop (s.o.) wird aufgefangen und mit Benzen<br />

(s. dort) durch Azeotropdestillation getrocknet.<br />

Vorsicht! Leichtentzündlich, gesundheitsschädlich. Explosionsgrenzen von Luft-Pyridin-Gemischen: 1,8-<br />

12,5 Vol.-% Pyridin.<br />

Pyridin erzeugt auf der Haut Ekzeme. Eingeatmete Pyridindämpfe rufen Übelkeit, Magenkrämpfe und<br />

Nervenschädigungen hervor.<br />

R-Sätze: 11-20/21/22; S-Sätze: 26-28 VbF: B<br />

Quecksilber 1 ) Hg<br />

Z)20 13,55 Dampfdruck bei 20 0 C 0,16-1O -3 kPa (1,22-1O -3 Torr)<br />

Zur Reinigung läßt man Quecksilber durch ein Filter laufen, das an der Spitze mit einer Nadel durchstochen<br />

ist. Anschließend läßt man durch verd. Salpetersäure und danach mehrmals durch Wasser tropfen.<br />

Zur Entfernung von Wasserspuren wird nochmals filtriert.<br />

Vorsicht! Quecksilber und seine Salze sind stark giftig. Typische Anzeichen einer Quecksilbervergiftung<br />

sind beispielsweise starker Speichelfluß, Geschwüre am Zahnfleisch, Nachlassen der Konzentrationsfähigkeit.<br />

Bei allen Arbeiten , bei denen Quecksilber umgefüllt werden muß oder ein Verschütten von Quecksilber<br />

zu erwarten ist, muß stets über einem wannenartigen Gefäß (z. B. einer Entwicklerschale), das evtl.<br />

verschüttetes Quecksilber auffangen kann, gearbeitet werden. Verspritztes Quecksilber mit einer Quecksilberzange<br />

sammeln. Die Ritzen von Tischen und Fußböden, in denen sich Quecksilberreste evtl. noch befinden<br />

könnten, sind mit Schwefelpuder oder lodkohle auszufüllen. Kleinste Quecksilbertröpfchen sammelt<br />

man durch Berühren mit einem Kupferdraht, der vorher mit Salpetersäure angeätzt und amalgamiert<br />

wurde.<br />

Gegen Quecksilber ist Atemfilter HgP3 (blau-weiß) zu verwenden.<br />

Erste Hilfe bei Vergiftungen mit löslichen Quecksilberbverbindungen: Man gibt Eiweiß, z. B. rohe Eier und<br />

ruft Erbrechen hervor.<br />

R-Sätze: 23-33; S-Sätze: 1-45.<br />

Raney-Nickel 2 )<br />

Darstellung von alkalischem, hochaktivem Raney-Nickel (URusHiBARA-Nickel): In einem möglichst großen<br />

Gefäß (5 l oder größer) werden 50g der 30-50% Nickel enthaltenden gepulverten Aluminium-Nickel-<br />

Legierung in 500 ml Wasser aufgeschlemmt. Dann wird festes Natriumhydroxid ohne Kühlen so schnell<br />

zugegeben, daß die Lösung gerade nicht überschäumt.<br />

Vorsicht! Es tritt bei der sehr stürmisch verlaufenden Reaktion eine Induktionsperiode von l /i bis l min auf.<br />

Die Mischung kommt zum heftigen Sieden. Wenn bei weiterer Natriumhydroxidzugabe keine nennenswerte<br />

Reaktion mehr stattfindet, wozu etwa 80g NaOH gebraucht werden, läßt man 10 min stehen und<br />

hält l /i h auf dem Wasserbad bei 7O 0 C Das Nickel setzt sich schwammig zu Boden, die überstehende wäßrige<br />

Schicht wird dekantiert, der Kontakt zwei- bis dreimal mit Wasser, danach zwei- bis dreimal mit dem<br />

zur Hydrierung zu verwendenden Lösungsmittel unter Durchschütteln und Dekantieren gewaschen. Ist das<br />

Lösungsmittel mit Wasser nicht mischbar, so wendet man dazwischen eine geeignete vermittelnde Waschflüssigkeit<br />

an.<br />

Obwohl der Katalysator unter einem Lösungsmittel einige Zeit aufbewahrt werden kann, ist es zweckmäßig,<br />

ihn stets direkt vor der Verwendung herzustellen, da durch die Lagerung ein starker Aktivitätsabfall<br />

eintritt.<br />

Neutrales Raney-Nickel erhält man durch gründliches Auswaschen des wie oben dargestellten Katalysators.<br />

Dadurch tritt ein großer Aktivitätsverlust ein (etwa Aktivitätsstufe W 2).<br />

!) VgI. auch Merkblatt M 024 „Quecksilber und seine Verbindungen" (Berufsgenossenschaft der chemischen<br />

Industrie).<br />

2 ) Bezüglich der Aktivitätsstufen („W-Sorten") vgl. BILLICA, H. R., ATKINS, H., Org. Synth., CoIl. Vol. III<br />

(1955), !76.


F. Reagenzienanhang 759<br />

Eine weitere Desaktivierung des Raney-Nickels erreicht man durch Waschen mit 0,l%iger Essigsäure.<br />

Dieser Kontakt greift Carbonylgruppen nicht mehr an.<br />

Vorsicht! Der getrocknete Kontakt ist selbstentzündlich. Filter mit Raney-Nickel nicht in den Papierkorb<br />

werfen!<br />

Zur Vernichtung werden Rückstände an einer geeigneten Stelle verbrannt; das zurückbleibende Nickeloxid<br />

wird zur Aufarbeitung gesammelt.<br />

R-Sätze: 40-43; S-Satze: 22-36/37.<br />

Salpetersäure HNO3<br />

Handelsübliche konzentrierte Salpetersäure ist 65-68%ig (D 1,40-1,41), während die sogenannte „rauchende<br />

Salpetersäure" annähernd 100%igist (D 1,52).<br />

Achtungl Atzend, brandfördernd. Verschüttete Salpetersäure darf nicht durch leicht zu entzündende Stoffe<br />

(Lappen, Filterpapier) aufgenommen werden, sondern ist mit Wasser zu verdünnen und zu neutralisieren.<br />

Zum Arbeiten mit Salpetersäure vgl. auch Nitrose Gase.<br />

R-Sätze: 8-35; S-Sätze: 2-23-26-36/37/39-45.<br />

Salzsäure HCI<br />

Bei 15 0 C gesättigte Salzsäure enthält 42,7% Chlorwasserstoff, die handelsübliche konz. Salzsäure der<br />

Dichte 1,184 enthält 37% Chlorwasserstoff (!2 molar). Das Azeotrop mit Wasser siedet bei 11O 0 C, enthält<br />

20,24% Chlorwasserstoff und ist 6,1 molar.<br />

Vorsicht! Konzentrierte Säure wirkt ätzend, besonders auf Augen und Schleimhäute.<br />

Erste Hilfe: bei Augenverätzungen mit einem Wasserstrahl etwa 15 min lang ausspülen.<br />

R-Sätze: 34-37; S-Sätze: 2-26-36/37/39-45.<br />

Schiffsches Reagens<br />

Darstellung: Man bereitet eine 0,025% ige Fuchsinlösung und entfärbt durch Einleiten von Schwefeldioxid.<br />

Schwefeldioxid SO2<br />

Kp-IO 0 C<br />

In 10Og Wasser lösen sich bei 2O 0 C 10,6 g Schwefeldioxid.<br />

Achtungl Giftig. Schwefeldioxid reizt die Schleimhäute, ist aber erst in verhältnismäßig hohen Konzentrationen<br />

gesundheitsschädigend. Die Symptome ähneln denen einer Phosgenvergiftung. Es ist Atemfilter E<br />

(gelb) zu verwenden.<br />

£>ste Hilfe: s. Phosgen<br />

R-Sätze: 23-36/37; S-Sätze: 7/9-45.<br />

Schwefelkohlenstoff CS2<br />

Kp 46,3 0 C ii2pi,6319 /^ 0 1,26<br />

Zur Trocknung verwendet man Calciumchlorid, Phosphor(V)-oxid oder Molekularsieb 4A.<br />

Vorsicht! Schwefelkohlenstoffdämpfe können sich schon bei Berührung mit heißen Apparateteilen an der<br />

Luft entzünden.<br />

Schwefelkohlenstoff ist giftig; es besteht die Gefahr ernster Gesundheitsschäden bei längerer Exposition.<br />

R-Sätze: 11-36/38-48/23-62-63; S-Sätze: !6-33-36/37-45. VbF: AI<br />

Schwefelwasserstoff H2S<br />

Kp-0,4 °c<br />

Schwefelwasserstoff, der im Kippschen Apparat aus Eisen(II)-sulfid entwickelt wurde, enthält beträchtliche<br />

Mengen Wasserstoff.<br />

Zur Trocknung leitet man über Calciumchlorid.<br />

Vorsicht! Hochentzündlich, sehr giftig. Explosionsgrenzen von Luft-Schwefelwasserstoff-Gemischen: 4-46<br />

Vol.-% Schwefelwasserstoff.<br />

Vergiftungen mit geringen Mengen Schwefelwasserstoff äußern sich in Schwindel, Übelkeit und Kopfschmerzen.<br />

In größeren Konzentrationen ruft das Gas augenblicklich Bewußtlosigkeit hervor. Der Geruch<br />

warnt nur kurze Zeit und bei geringen Konzentzrationen vor Schwefelwasserstoff, da die Geruchsnerven<br />

bald betäubt sind.<br />

Es ist Atemfilter B (grau) zu verwenden.<br />

Erste Hilfe: Man bringt den Verunglückten an die frische Luft und wendet künstliche Atmung an.<br />

R-Sätze: !2-26; S-Sätze: 1/9-16-45.


760 F. Reagenzienanhang<br />

Selendioxid SeO2<br />

Selendioxid sublimiert bei 3!5 0 C. Es ist hygroskopisch.<br />

Darstellung aus Selen: In einer Porzellanschale erwärmt man 50 ml konz. Salpetersäure auf dem Sandbad<br />

unter dem Abzug und trägt vorsichtig in kleinen Portionen etwa 30g Selen ein. Vor jeder neuen Zugabe<br />

muß das Ende der Reaktion abgewartet werden. Unter Umrühren dampft man bis zur Trockene ein, läßt<br />

abkühlen und pulverisiert.<br />

Aktivierung von Selendioxid I): Man bringt rohes Selendioxid in eine Porzellanschale und gießt soviel<br />

konz. Salpetersäure zu, bis sich eine dicke Masse gebildet hat. Die Schale wird mit einem umgekehrten<br />

Trichter bedeckt. Durch Erhitzen auf dem Sandbad verdampft man zuerst die leichter flüchtigen Bestandteile<br />

und sublimiert dann das Selendioxid an die Wand des Trichters. Die Sublimationsgeschwindigkeit ist<br />

so einzurichten, daß sich gerade noch kein Selendioxid durch das Trichterrohr verflüchtigt. 40 g Selendioxid<br />

sublimieren in etwa 2,5 h.<br />

Achtungl Giftig. Selendioxid kann Schädigungen der Haut hervorrufen, auch vor Inhalation der Dämpfe<br />

schützen! Unter dem Abzug arbeiten!<br />

Erste Hilfe: Man wäscht die betroffenen Hautstellen mit Wasser und Seife, anschließend mit 4%iger Natriumhydrogensulfitlösung.<br />

Bei Inhalation den Verunglückten an die frische Luft bringen, Milch trinken<br />

lassen und Erbrechen verursachen.<br />

R-Sätze: 23/25-33; S-Sätze: 20/21-28-45.<br />

Stickstoff und andere Inertgase<br />

Zur Entfernung von Sauerstoffspuren aus Inertgasen (Stickstoff, Argon, Neon, Kohlendioxid) verwendet<br />

man spezielle Trägerkatalysatoren auf Nickel- bzw. Kupferbasis. Die Arbeitsweise ist den entsprechenden<br />

Firmenprospekten zu entnehmen.<br />

Zur Entfernung geringer Mengen Sauerstoff kann man Stickstoff auch durch eine Frittenwaschflasche leiten,<br />

die mit einer Lösung von 2 g Pyrogallol und 6 g Kaliumhydroxid in 50 ml Wasser gefüllt ist. Anschließend<br />

muß das Gas getrocknet werden (Natronkalktrockenturm).<br />

Stickstoffwasserstoffsäure HN3<br />

Kp 37 0 C<br />

Darstellung einer benzolischen Lösung von Stickstoff Wasserstoff säure 2 ): Unter dem Abzug arbeiten! In<br />

einem Dreihalskolben mit Tropftrichter, Thermometer, Rührer und Ableitungsrohr wird eine Aufschlämmung<br />

aus gleichen Masseteilen Natriumazid (giftig!) und warmen Wasser hergestellt. Man gibt auf 0,1 mol<br />

Natriumazid 40 ml Benzen zu, kühlt das Gemisch auf O 0 C und tropft unter Rühren die äquivalente Menge<br />

konz. Schwefelsäure zu. Die Temperatur soll dabei nicht über 1O 0 C steigen. Dann kühlt man wieder auf<br />

O 0 C, trennt die benzenische Lösung ab und trocknet sie über Natriumsulfat.<br />

Gehaltsbestimmung: Man schüttelt 3 ml Lösung mit 30 ml dest. Wasser und titriert mit 0,! N Natronlauge.<br />

Vorsicht! Die reine Säure ist hochexplosiv und sehr giftig. Sie riecht ebenso wie ihre Lösungen unerträglich<br />

stechend und ruft Schwindel, Kopfschmerzen und Hautreizung hervor, wirkt blutdrucksenkend und gefäßerweiternd.<br />

R-Sätze: 6/39/26/28; S-Sätze: 3-15-20/21-23-38-45.<br />

Sulfolan s. Tetrahydrothiophen<br />

Tetrachlorkohlenstoff (Tetrachlormethan) CCI4<br />

Kp 76,8 0 C n201,4603 D*> 1,594<br />

Das Azeotrop mit Wasser siedet bei 66 0 C und enthält 95,9% Tetrachlorkohlenstoff. Das ternäre azeotrope<br />

Gemisch mit Wasser (4,3%) und Ethanol (9,7%) siedet bei 61,8 0 C<br />

Reinigung und Trocknung: Meist genügt die Destillation. Das Wasser wird dabei als Azeotrop entfernt, die<br />

ersten Anteile des Destillats werden verworfen. Für höhere Ansprüche kocht man 18 h über Phosphor(V)oxid<br />

unter Rückfluß und destilliert über eine Kolonne. Trocknung über Molekularsieb 4A möglich.<br />

Vorsicht! Giftig. Tetrachlorkohlenstoff wirkt narkotisch, ruft Kopfschmerzen, Krämpfe und Ekzeme hervor.<br />

Diese Symptome treten mehr oder weniger stark bei allen Vergiftungen mit chlorierten Kohlenwasserstoffen<br />

auf.. Man beachte aber besonders, daß diese Verbindungen Leber- und Nierenschäden hervorrufen.<br />

Verdacht auf cancerogene Wirkung. Umweltschädigend.<br />

!) Synthesen organischer Verbindungen. - Verlag Technik, Berlin !956. Bd. 2, S. l!5 (Übers, aus dem<br />

Russ.)<br />

2 ) nach BRAUN, J. v., Liebigs Ann. Chem. 490 (1931), 125


Tetrachlorkohlenstoff darf nicht mit Natrium getrocknet werden, Explosionsgefahr!<br />

R-Sätze: 23/24/25-40-48/23-59; S-Sätze: 23-36/37-45-59-61.<br />

Tetrahydrofuran<br />

O<br />

F. Reagenzienanhang 761<br />

Kp 65,4 0 C n 2 ? l,4070 D^ 0,887<br />

Tetrahydrofuran ist häufig mit 0,025% 2,6-Di-rert-butyl-cresol stabilisiert. Es ist mit Wasser mischbar. Das<br />

Azeotrop mit Wasser siedet bei 63,2 0 C und enthält 94,6% Tetrahydrofuran.<br />

Reinigung: vgl. Dioxan. Bei Schwefelsäurezusatz gut kühlen. Zur Reinigung s. auch FIESER, L. F.; FIESER,<br />

M.: Reagents for Organic Synthesis.- John Wiley and Sons, New York 1967, S. 1140. Trocknung über Molekularsieb<br />

4A möglich.<br />

Tetrahydrofuran ist über festem Kaliumhydroxid aufzubewahren.<br />

Vorsicht! Leichtentzündlich, reizend. Die Peroxidbildung verläuft wesentlich rascher als bei Diethylether<br />

(s.dort). Stark peroxidhaltiges Tetrahydrofuran darf nicht mit Kaliumhydroxid behandelt werden, vgl. Org.<br />

Synth. 46 (1966), 105.<br />

R-Sätze: 11-19-36/37; S-Sätze: 16-29-33.<br />

Tetrahydrothiophen (Sulfolan)<br />

cTo<br />

Kp 0,7(5) 118 0 C F28°C /ig) 1,4820 D&> 1,261<br />

Reinigung: l l Sulfolan wird mit 10g Natriumhydroxid einige Stunden unter Stickstoff auf !70- 1 SO 0 C<br />

erhitzt und dann im Vakuum destilliert. Die Reinigung ist auch durch Behandlung mit Molekularsieb 13X<br />

und anschließender Vakuumdestillation möglich. Im Kühlschrank aufbewahren!<br />

Achtungl Gesundheitsschädlich.<br />

R-Satz: 22; S-Satz: 25.<br />

Thionylchlorid SOCl2<br />

Kp 79 0 C<br />

Thionylchlorid hydrolysiert sehr leicht.<br />

Reinigung: Das käufliche Thionylchlorid ist nach vorheriger Destillation für die meisten Verwendungszwecke<br />

rein genug. Ein farbloses, sehr reines Produkt erhält man durch Destillation über Chinolin und<br />

Leinöl.<br />

Vorsicht! Ätzend.<br />

R-Sätze: 14-34; S-Sätze: 26-45.<br />

Tollens-Reagens<br />

Darstellung: Man löst l g Silbernitrat in 10 ml Wasser und hebt die Lösung im Dunkeln auf. Vor Gebrauch<br />

mischt man eine geringe Menge dieser Lösung mit dem gleichen Volumen einer Lösung von !g Natriumhydroxid<br />

in 10 ml Wasser und löst das ausgefallene Silberoxid durch vorsichtige Zugabe von konz. Ammoniak<br />

auf.<br />

Vorsicht! Beim Stehen bildet sich hochexplosives Knallsilber, deshalb Reste des Reagens sofort durch<br />

Ansäuern vernichten.<br />

Toluen C6H5CH3<br />

Kp 110,8 0 C n 2 » l,4969 0^00,867<br />

Das Azeotrop mit Wasser siedet bei 84,1 0 C und enthält 81,4% Toluen.<br />

Trocknung: s. Benzen<br />

Vorsicht! Leichtentzündlich, gesundheitsschädlich. Explosionsgrenzen von Luft-Toluen-Gemischen: 1,27-7<br />

Vol.-% Toluen. Vergiftungserscheinungen s. Benzen; Toluen ist jedoch weniger toxisch. Risiko der Fruchtschädigung<br />

wahrscheinlich.<br />

R-Sätze: 11-20; S-Sätze: 16-25-29-33. VbF: AI<br />

Trichlorethylen (Trichlorethen) ClCH=CCl2<br />

Kp 87,2 0 C /ig» l,4778 Df !,462<br />

Das Azeotrop mit Wasser siedet bei 73,6 0 C und enthält 94,6% Trichlorethylen.<br />

Verunreinigungen: Durch Autoxidation sammeln sich im Trichloethylen stark giftige Stoffe wie Chlorwasserstoff,<br />

Kohlenmonoxid und Phosgen an.


762 F. Reagenzienanhang<br />

Reinigung und Trocknung: Man schüttelt zuerst mit Kaliumcarbonat, dann mit Wasser gut durch, trocknet<br />

über Calciumchlorid und destilliert über eine Kolonne.<br />

Achtung! Gesundheitsschädlich. Verdacht auf cancerogene Wirkung. Die Dämpfe können Süchtigkeit hervorrufen.<br />

Weiter Hinweise s. Tetrachlorkohlenstoff.<br />

Trichlorethylen darf nicht mit Natrium getrocknet werden! Explosionsgefahr!<br />

R-Satz: 40; S-Sätze: 23-36/37.<br />

Triethylenglycol („Triglycol ) HO(CHz)2O(CHz)2O(CH2)ZOH<br />

^287 0 CKpL904)IoS 0 C<br />

VgI. Diethylenglycol.<br />

Wasserstoff H2<br />

Reinigung und Trocknung: Wasserstoff aus Stahlflaschen ist für die meisten Zwecke rein genug. Bei empfindlichen<br />

Hydrierungen wäscht man den Wasserstoff mit gesättigter Permanganatlösung, um Kontaktgifte<br />

zu entfernen.<br />

Vorsicht! Leichtentzündlich. Explosionsgrenzen von Luft-Wasserstoff-Gemischen: 4-75 Vol.-% Wasserstoff.<br />

Beim Entspannen von Autoklaven ist der Wasserstoff ins Freie zu leiten.<br />

R-Satz: \2\ S-Sätze: 3-28-36/39-45.<br />

Wasserstoffperoxid H2O2<br />

Die 30%ige wässrige Lösung von Wasserstoffperoxid bezeichnet man als Perhydrol.<br />

Vorsicht! Ätzend. Wasserstoffperoxidlösungen können beim Einengen im Vakuum explodieren. Leicht<br />

brennbare Stoffe (Watte u. dgl.) können durch Perhydrol entzündet werden.<br />

R-Sätze: 8-34; S-Sätze: 3-28-36/39-45.<br />

Xylen<br />

Das käufliche Xylen ist ein Gemisch der drei Isomeren.<br />

Kp 136-144 0 C<br />

Das Azeotrop mit Wasser siedet bei 92 0 C und enthält 64,2% Xylen.<br />

Gesundheitsschädlich. Vergiftungserscheinungen s. Benzen.<br />

R-Sätze: 10-20/2!; S-Satz: 25. VbF: All<br />

Zinkcyanid Zn(CN)2<br />

Im Gegensatz zu den Alkalicyaniden ist Zinkcyanid in Wasser schwer löslich.<br />

Darstellung: Man löst l mol carbonatfreies Natriumcyanid in 60 ml Wasser und versetzt mit einer gesättigten<br />

Lösung von 0,55 mol Zinkchlorid in 50%igem Alkohol. Das ausgefallene Zinkcyanid wird abgesaugt,<br />

mit Eiswasser, Alkohol und Ether gewaschen und im Exsikkator getrocknet.<br />

Achtung! Sehr giftig. Erste Hilfe und Abfallvernichtung s. Blausäure.<br />

R-Sätze: 26/27/28-32; S-Sätze: 1/2-7-28-29-45.<br />

Literaturhinweise<br />

Reagenzien für die Synthese<br />

FIESER, L. F.; FIESER, M.; Reagents for Organic Synthesis. - John Wiley & Sons, New York. Bd. Iff.<br />

(1967ff.).<br />

Encyclopedia of Reagents for Organic Synthesis. Bd. 1-8. Hrsg: L. PAOUETTE. - John Wiley & Sons, New<br />

York !995.<br />

Handbook of Reagents for Organic Synthesis. Bd. 1-4. - Wiley-VCH, Weinheim 1999.<br />

Eigenschaften und Reinigung organischer Lösungsmittel<br />

BUNGE, W., in: HOUBEN-WEYL. Bd. l /2 (1959), S. 765-868.<br />

LIDE, D.: Handbook of Organic Solvente- CRC Press, Boca Raton 1995.<br />

PERKIN. D. D; ARMAREGO, D. R.; PERRIN, D. R.: Purification of Laboratory Chemicals. - Pergamon Press,<br />

Oxford 1988.<br />

RIDDICK, J. A.; BUNGER, W. B.; SAKANO. T. K.: Organic Solvents. - John Wiley & Sons, New York 1986.<br />

SMALLWOOD, I. M.: Handbook of Organic Solvent Properties. - Arnold, London 1996.


G Eigenschaften gefährlicher Stoffe<br />

(Gefahrstoffanhang)<br />

Die meisten Substanzen, mit denen der Chemiker umgeht, sind gefährliche Stoffe. Sie können<br />

explosionsgefährlich<br />

brandfördernd<br />

entzündlich<br />

giftig (toxisch)<br />

ätzend<br />

reizend<br />

sensibilisieren (allergisierend)<br />

krebserzeugend (cancerogen)<br />

fruchtschädigend (teratogen)<br />

erbgutverändernd (mutagen)<br />

umweltgefährlich (ökotoxisch)<br />

sein, um einige Merkmale zu nennen, die nach dem Gesetz zum Schutz vor gefährlichen<br />

Stoffen (Chemikaliengesetz) für die Einstufung eines Stoffes als gefährlich maßgebend sind.<br />

Der Umgang mit gefährlichen Stoffen ist im Chemikaliengesetz und weiteren gesetzlichen<br />

Vorschriften und technischen Regeln, insbesondere in der Verordnung über gefährliche Stoffe<br />

(Gefahrstoffverordnung), gesetzlich geregelt. Diese Verordnung verlangt auch die Kennzeichnung<br />

solcher Stoffe mit Gefahrenbezeichnungen und -Symbolen und mit Hinweisen auf besondere<br />

Gefahren (R-Sätze) und Sicherheitsratschlägen (S-Sätze). Die R- und S-Sätze sind auf dem<br />

hinteren inneren Buchdeckel dieses Buches abgedruckt.<br />

In der Tabelle G.l sind in alphabetischer Reihenfolge die in den Arbeitsvorschriften dieses<br />

Buches vorkommenden, wichtigsten gefährlichen Stoffe mit ihre Gefahrenbezeichnungen,<br />

Hinweisen auf besondere Gefahren (R-Sätze) und Sicherheitsratschlägen (S-Sätze) aufgeführt.<br />

Für giftige Stoffe sind zudem die akut toxische Dosis (bzw. Konzentration) und die maximale<br />

Arbeitsplatzkonzentration (MAK-Wert) bzw. technische Richtkonzentration (TRK-Wert)<br />

angegeben. Allerdings enthält die Tabelle nur die gefährlichen Stoffe, für die diese Angaben<br />

aus der Gefahrstoffverordnung und der TRGS 900 zugänglich sind. Diese Werte werden von<br />

den zuständigen Gremien ständig aktualisiert. Hier entsprechen sie dem Stand von März 1999.<br />

Angaben über weitere gefährliche Stoffe findet man in den Katalogen und Sicherheitsdatenblättern<br />

der Chemikalienhersteller und in Sicherheitsdatensammlungen und -datenbanken,<br />

deren neueste Ausgaben zu beachten sind (vgl. die Literaturhinweise am Ende des Kapitels).<br />

Für viele Stoffe liegen keine oder nur wenige und unvollständige Angaben vor, sie werden<br />

von den Chemikalienherstellern oft unterschiedlich gekennzeichnet. Von einem Stoff, der in<br />

der Tab. G.l. nicht aufgeführt ist, darf man daher nicht annehmen, daß er ungefährlich wäre.<br />

Vorsorglich sollten alle Stoffe, die in der Tab. G.l. und in den Chemikalienkatalogen nicht<br />

vorkommen bzw. über die keine Angaben zu ihrer Gefährlichkeit vorliegen, als gefährlich<br />

angesehen und nach den R-Sätzen 22, 23,24 und 25 behandelt werden.<br />

Zur Giftigkeit von Chemikalien<br />

Die Giftigkeit ist keine absolute Eigenschaft eines Stoffes, sondern sie hängt von vielen sich<br />

beeinflussenden Faktoren ab. Besonders wichtig sind hierunter die Menge des Giftes, die Art<br />

der Einwirkung (z. B. eingeatmet, verschluckt, injiziert, durch die Haut gedrungen usw.), der


764 G. Gefahrstoffanhang<br />

physikalische Zustand (z. B. staubförmig, grobkörnig, kristallin, gelöst, suspendiert usw.) und<br />

eventuell vorhandene Begleitsubstanzen, die additiv oder potenzierend zu wirken vermögen;<br />

schließlich sind der physische und auch der psychische Zustand des vom Gift Betroffenen<br />

wesentlich.<br />

Natürlich ist für die Auswirkung eines Giftes auf den Organismus entscheidend, wann die<br />

Vergiftung erkannt wird und welche Hilfsmaßnahmen eingeleitet werden. Schnelles, wohlüberlegtes<br />

Handeln ist deshalb äußerst wichtig! Man beachte hierzu die Hinweise in den Arbeitsvorschriften,<br />

die Angaben im Reagenzienanhang (Kap. F.) und auf den Innenseiten des vorderen<br />

Buchdeckels!<br />

Neben der akuten Giftigkeit spielt das Spätschadenpotential einer Chemikalie eine große<br />

Rolle. Spätschäden sind insbesondere cancerogene, mutagene und teratogene Krankheitsbilder,<br />

aber auch psychopathologisch-neurologische Schäden und - in zunehmendem Maße -<br />

allergene Effekte. Vor allem cancerogene und mutagen wirkende Verbindungen können<br />

bereits nach kurzzeitiger Einwirkung entsprechende Spätschäden auslösen.<br />

Die Angaben der Literatur über die Giftigkeit einer Substanz beziehen sich in der Mehrzahl<br />

der Fälle auf eine bestimmte Versuchstierart und sind an spezielle Versuchsbedingungen<br />

geknüpft (z. B. die letale Dosis für 50% der eingesetzten Versuchstiere innerhalb von 30 Tagen<br />

bei intravenöser, subkutaner oder intraperitonealer Applikation des in Wasser oder Öl gelösten<br />

Giftes). Die Übertragung solcher Toxizitätsangaben auf andere Tiergattungen oder gar<br />

auf dem Menschen ist in vielen Fällen nicht ohne weiteres möglich, oftmals sogar unmöglich.<br />

Sie können aber zur Gefahrenabschätzung herangezogen werden.<br />

Ausgehend von Labor- und Industrieerfahrungen, ergänzt durch experimentelle Studien an<br />

unterschiedlichen Tiergattungen sowie gestützt auf einen umfassenden Vergleich arbeitsmedizinischer<br />

und klinischer Befunde, hat man Normwerte für die effektive Gefährdung beim<br />

Umgang mit wichtigen Laborchemikalien und chemischen Industrieprodukten aufgestellt. Die<br />

Maximale Arbeitsplatzkonzentration (MAK-Wert) ist die höchstzulässige Konzentration eines<br />

Stoffes in der Luft am Arbeitsplatz, die nach dem gegenwärtigen Stand der Kenntnisse auch<br />

bei wiederholter und langfristiger, in der Regel achtstündiger Exposition in einer 40-Stunden-<br />

Arbeitswoche im allgemeinen die Gesundheit nicht beeinträchtigt.<br />

Für eine Reihe krebserzeugender und erbgutverändernder Stoffe können MAK-Werte nicht<br />

ermittelt werden. Für diese Stoffe werden Technische Richtkonzentrationen (TRK-Werte) festgelegt,<br />

die diejenige Konzentration in der Luft am Arbeitsplatz angeben, die nach dem Stand<br />

der Technik erreicht werden kann. Die Einhaltung der TRK-Werte soll das Risiko einer Beeinträchtigung<br />

der Gesundheit vermindern, vermag dieses jedoch nicht vollständig auszuschließen.<br />

Es ist daher dafür zu sorgen, daß die TRK-Werte unterschritten werden.<br />

Die toxische Potenz, die nahezu jeder Chemikalie innewohnt, ist für den sachkundigen<br />

Chemiker kein Grund für einen ängstlichen Umgang mit den Chemikalien, sondern Anlaß zu<br />

vorsichtiger und gewissenhafter Handhabung. Das gilt auch, wenn es notwendig ist, Chemikalien<br />

zu vernichten (vgl. hierzu die Angaben in Kap.A und im Reagenzienanhang!).


G. Gefahrstoffanhang 765<br />

Tabelle GJ<br />

Gefahrenkennzeichnungen, Sicherheitsratschläge, toxische Dosen und MAK-Werte gefährlicher Stoffe<br />

Gefahrensymbole<br />

C ätzend E explosionsgefährlich<br />

N umweltgefährlich O brandfördernd<br />

Xi reizend Xn gesundheitsschädlich<br />

AI Flammpunkt unter 2! 0 C, nicht mit Wasser mischbar<br />

All Flammpunkt von 2!-55 0 C, nicht mit Wasser mischbar<br />

AIII Flammpunkt von 55- 1 OO 0 C, nicht mit Wasser mischbar<br />

B Flammpunkt unter 2i 0 C, mit Wasser mischbar bei 15 0 C<br />

F leichtentzündlich<br />

T giftig<br />

R- und S-Sätze<br />

Gefahrenhinweise und Sicherheitsratschläge: siehe hinterer innerer Buchdeckel<br />

Krebserzeugend, Kategorie<br />

l krebserzeugend beim Menschen<br />

3 Verdacht auf krebserzeugendes Potential<br />

2 krebserzeugend im Tierversuch<br />

F+ hochentzündlich<br />

T+ sehr giftig<br />

Toxische Dosis<br />

or letale Dosis für 50% der Versuchstiere (LD 50; wenn nichts anderes angegeben: Ratten) bei oraler<br />

Applikation in mg/kg Körpergewicht<br />

LDLo niedrigste letale Dosis bei oraler Applikation<br />

inh letale Konzentration (LC 50) in ml/m 3 bei Inhalation innerhalb der angegebenen Versuchszeit<br />

LCLo niedrigste letale Konzentration bei Inhalation<br />

MAK<br />

TRK Technische Richtkonzentration (z. Zt. techn. mögliche erreichbare Konzentration)<br />

A Alveolengängiger Staub E einatembare Fraktion<br />

Stoff<br />

Acetaldehyd<br />

Acetaldehyddiethylacetal<br />

Acetamid<br />

Acetanhydrid s. Essigsäureanhydrid<br />

Aceton<br />

Acetoncyanhydrin<br />

Acetonitril<br />

Acetophenon<br />

Acetylaceton<br />

Acetylchlorid<br />

Acetylen<br />

Acrolein<br />

Acrylonitril<br />

Acrylsäure<br />

Acrlysäureethylester<br />

Acrylsäuremethylester<br />

Adipinsäure<br />

Atzkali s. Kaliumhydroxid<br />

Gefahrensymbol<br />

F+, Xn<br />

F, Xi, AI<br />

Xn<br />

F, B<br />

T+, N<br />

F, T, B<br />

Xn, AIII<br />

Xn, All<br />

F, C, AI<br />

F+<br />

F, T+, AI<br />

F, T, AI<br />

C<br />

F, Xn, AI<br />

F, Xn, AI<br />

Xi<br />

R-Sätze<br />

12-36/37-40<br />

11-36/38<br />

40<br />

11<br />

26/27/28-50<br />

11 -23/24/25<br />

22-36<br />

10-22<br />

1 1-14-34<br />

5-6-12<br />

11-25-26-34<br />

S-Sätze<br />

45-11-23/24/25-3853-45<br />

2- 1 6-33-36/37<br />

9-16-33<br />

2-36/37<br />

2-9-16-23-33<br />

1 /2-7/9-27-45-6!<br />

1<br />

/2-16-27-45<br />

2-26<br />

21-23-24/25<br />

! /2-9-!6-26-45<br />

2-9-16-33<br />

3/9/! 4-26-36/37/ 3<br />

39-38-45<br />

2<br />

!0-34 1 /2-26-36-45<br />

11-20/21/22- 2-9-16-33-36/37<br />

36/37/38-43<br />

U-20/22-36/37/38 2-9-16-33<br />

36<br />

Krebserzeugend<br />

3<br />

3<br />

2<br />

Toxische<br />

Dosis<br />

or661<br />

or 4570<br />

or7000<br />

or5800<br />

or570<br />

or815<br />

or55<br />

or910<br />

or26<br />

or78<br />

or340<br />

orSOO<br />

or277<br />

orHOOO<br />

MAK<br />

in<br />

mg/m 3<br />

90<br />

1200<br />

70<br />

0,25<br />

7<br />

(TRK)<br />

20<br />

18


766 G. Gefahrstoffanhang<br />

Tabelle G. 1 (Fortsetzung)<br />

Stoff<br />

Ätznatron s. Natriumhydroxid<br />

Alkohol s. Ethanol<br />

Allylalkohol<br />

Allylchlorid<br />

Aluminiumchlorid<br />

Aluminiumtriisoproanolat<br />

Ameisensäure ^ 90 %<br />

Ameisensäure 10-90%<br />

Ameisensäureethylester<br />

Ameisensäuremethylester<br />

! - Amino-naphthalen<br />

s. a-Naphthylamin<br />

3-Aminophenol<br />

2-Aminopyridin<br />

Ammoniak wasserfrei<br />

Ammoniaklösung<br />

^ 10 %<br />

Ammoniaklösung<br />

5-10%<br />

Ammoniumchlorid<br />

Anilin<br />

o-Anisidin<br />

p-Anisidin<br />

Azobis-iso-butyronitril<br />

Benzaldehyd<br />

Benzalchlorid<br />

s. Benzylidenchlorid<br />

Benzen (Benzol)<br />

p-Benzochinon<br />

Benzoesäurebenzylester<br />

Benzol s. Benzen<br />

Benzotrichlorid s. Trichlormethylbenzen<br />

Benzoylchlorid<br />

Benzoylperoxid<br />

Benzylalkohol<br />

Benzylamin<br />

Benzylbromid<br />

Benzylchlorid<br />

Benzylidenchlorid<br />

Bernsteinsäureanhydrid<br />

Gefahrensymbol<br />

T, N<br />

F, T+,<br />

N, AI<br />

C<br />

F<br />

C<br />

C<br />

F, AI<br />

F+, AI<br />

Xn, N<br />

T<br />

T, N<br />

C, N<br />

Xi<br />

Xn<br />

T, N, AIII<br />

T+, N<br />

T-H, N<br />

E, Xn<br />

Xn, AIII<br />

F, T, AI<br />

T<br />

Xn<br />

C, AIII<br />

E, Xi<br />

Xn<br />

C<br />

Xi, AIII<br />

T<br />

T<br />

Xi<br />

R-Sätze<br />

10-23/24/25-<br />

36/37/38-50<br />

!1-26-5O<br />

34<br />

11<br />

35<br />

35<br />

11<br />

12<br />

20/22-51/53<br />

25-36/38<br />

10-23-34-50<br />

34-50<br />

36/37/38<br />

22-36<br />

20/21/22-40-<br />

48/23/24/25-50<br />

45-26/27/28-<br />

33-51/53<br />

45-26/27/28-<br />

33-50<br />

2-11-20/22<br />

22<br />

45-11-48/23/24/25<br />

23/25-36/37/38<br />

22<br />

34<br />

2-7-36-43<br />

20/22<br />

21/22-34<br />

36/37/38<br />

22-23-37/38-40-41<br />

22-23-37/38-40-41<br />

36/37<br />

S-Sätze Krebserzeugend<br />

1 /2-36/37/39-38-<br />

45-61<br />

1 /2-16-29-33-<br />

45-61<br />

1 /2-7/8-28-45<br />

2-8-16<br />

1 /2-23-26-45<br />

23-26-36/37/<br />

39-45<br />

2-9-16-33<br />

2-9-16-33<br />

28-61<br />

36-45<br />

1 /2-7 /9-16 -26-<br />

36/37/39-45-61<br />

26-36/37/39-<br />

45-61<br />

2-36-45<br />

22<br />

28-36/37-45-61 3<br />

53-45-61 2<br />

53-28-36/37-<br />

45-61<br />

38-41-47<br />

24<br />

53-45 1<br />

26-28-45<br />

25<br />

26-45<br />

3/7-14-36/37/39<br />

26<br />

26-36/37/39-45<br />

39<br />

36/37-38-45 3<br />

36/37-38-45 3<br />

25<br />

Toxische<br />

Dosis<br />

or64<br />

or450<br />

or 3450<br />

orl!300<br />

orHOO<br />

or 1850<br />

or!500<br />

or924<br />

or200<br />

or350<br />

or!300<br />

(Maus)<br />

or250<br />

or 1505<br />

or 1320<br />

or700<br />

(Maus)<br />

or!300<br />

or930<br />

or!30<br />

or!900<br />

or!900<br />

or 7710<br />

or 1230<br />

or 1231<br />

or 3249<br />

or!510<br />

MAK<br />

in<br />

mg/m 3<br />

4,8<br />

3<br />

6A<br />

9<br />

300<br />

120<br />

2<br />

35<br />

7,7<br />

0,5<br />

(TRK)<br />

0,51<br />

3,2<br />

(TRK)<br />

0,4<br />

2,8<br />

5E<br />

0,2<br />

0,1


Tabelle G.l (Fortsetzung)<br />

Stoff<br />

Biphenyl<br />

4,4'-Bis(N,N-dimethylamino)-benzophenon<br />

s. Michlers Ke ton<br />

Blausäure<br />

Bleitetraacetat<br />

Braunstein<br />

Brenzcatechin<br />

Brom<br />

Brombenzen<br />

Bromessigsäure<br />

Bromoform<br />

Bromwasserstoff<br />

Bromwasserstoffsäure<br />

i= 40 %<br />

Bromwasserstoffsäure<br />

10-40 %<br />

Buta-l,3-dien<br />

Butan- 1 -öl<br />

Butan-2-ol<br />

tert-Butanol<br />

Butanon<br />

Butan- 1-thiol<br />

Buten<br />

But-2-enal<br />

But-2-in-l,4-diol<br />

Buttersäure<br />

Butylamin<br />

Butylchlorid<br />

Butyraldehyd<br />

Butyronitril<br />

Butyrylchlorid<br />

Calciumcarbid<br />

Calciumchlorid<br />

Calciumhydrid<br />

Calciumoxid<br />

e-Caprolactam<br />

Chlor<br />

Chloracetonitril<br />

Chloral (-hydrat)<br />

Chlorameisensäureethylester<br />

Gefahrensymbol<br />

Xi, N<br />

F+, T+<br />

T<br />

Xn<br />

Xn<br />

QT+<br />

Xi, N, All<br />

T, C<br />

T, N<br />

C<br />

C<br />

Xi<br />

F+, T<br />

Xn, All<br />

Xn, All<br />

F, Xn, B<br />

F, Xi, AI<br />

F, Xn, AI<br />

F+<br />

F, T, AI<br />

T<br />

C<br />

F, C, B<br />

F, AI<br />

F, AI<br />

T, AI<br />

F, C, AI<br />

F<br />

Xi<br />

F<br />

Xi<br />

Xn<br />

T, Xn<br />

T, All<br />

T F, T+, Al<br />

R-Sätze<br />

36/37/38-50/53<br />

12-26<br />

61-62-20/22-23<br />

20/22<br />

21/22-36/38<br />

26-35<br />

10-38-51/53<br />

23/24/25-35<br />

23-36/38-51/53<br />

35-37<br />

34-37<br />

36/37/38<br />

45-12<br />

10-20<br />

!0-2O<br />

11-20<br />

! 1-36/37<br />

11-20/22<br />

12<br />

u -23-36/37/38<br />

25-34<br />

34<br />

11-20/21/22-35<br />

11<br />

11<br />

10-23/24/25<br />

n -34<br />

15<br />

36<br />

15<br />

41<br />

20/22-36/37/38<br />

23-36/37/38-50<br />

23/24/25<br />

25-36/38<br />

11 -22-26-34<br />

S-Sätze Krebserzeugend<br />

23-60-61<br />

7/9-16-36/37-<br />

38-45<br />

53-45<br />

25<br />

22-36-37<br />

7/9-26-45<br />

6!<br />

36/37/39-45<br />

28-45-61 3<br />

7/9-26-45<br />

7/9-26-36/37/<br />

39-45<br />

7/9-26-45<br />

53-45 2<br />

16<br />

16<br />

9-16<br />

9-16-25-33<br />

16<br />

9-16-23<br />

29-33-45<br />

22-36-45<br />

26-36-45<br />

3-!6-26-29-36/37/<br />

39-45<br />

9-16-29<br />

9-29-33<br />

45<br />

16-23-26-36-45<br />

8-43<br />

22-24<br />

7/8-24/25-43<br />

22-24-26-39<br />

9-45-61<br />

45<br />

25-45<br />

9- 1 6-28-33-36/37/<br />

39-45<br />

G. Gefahrstoffanhang 767<br />

Toxische MAK<br />

Dosis in<br />

mg/m 3<br />

or 3280 1<br />

inh!20/lh 11<br />

0,1 E<br />

ber. als<br />

Pb<br />

0,5 E<br />

ber.als<br />

Mn<br />

or358 2OE<br />

or 14 0,7<br />

(LDLo Mensch)<br />

or2699<br />

or 50 (Maus)<br />

or933<br />

inh 2,4 mg/1 6,7<br />

4h<br />

or5480 11<br />

(TRK)<br />

or 790 300<br />

or 6480 300<br />

or 3500 360<br />

or2737 600<br />

or!500 1,5<br />

or 240 1<br />

(Maus)<br />

or!04<br />

or2940<br />

or 366 15<br />

or 2670 95,5<br />

or 2490 64<br />

or!40<br />

or>1000<br />

orlOOO<br />

5E<br />

or660 5 E<br />

inh430/30min 1,5<br />

(LDLo Mensch)<br />

or220<br />

or479<br />

or 204 4,4


768 G. Gefahrstoffanhang<br />

Tabelle G.l (Fortsetzung)<br />

Stoff<br />

2- und 3-Chlor-anilin<br />

4-Chlor-anilin<br />

2-Chlor-benzaldehyd<br />

Chlorbenzen<br />

o-Chlor-benzonitril<br />

Chlordimethylether<br />

(Chlormethylmethylether)l-Chlor-2,4-dinitrobenzen<br />

Chloressigsäure<br />

Chloressigsäureethylester<br />

1 -Chlor-2-nitrobenzen<br />

1 -Chlor-3-nitrobenzen<br />

1 -Chlor-4-nitrobenzen<br />

Chloroform<br />

m-Chlor-phenol<br />

p-Chlor-phenol<br />

Chlorsulfonsäure<br />

o-Chlor-toluen<br />

rn-Chlor-toluen<br />

p-Chlor-toluen<br />

Chlorwasserstoff<br />

Chrorntrioxid<br />

o-Cresol<br />

m-Cresol<br />

p-Cresol<br />

Crotonaldehyd<br />

Curnen<br />

Curnylhydroperoxid<br />

Cy an Wasserstoff s. Blausäure<br />

Cyclohexan<br />

Cyclohexanol<br />

Cyclohexanon<br />

Cyclohexen<br />

Cyclohexylarnin<br />

Cyclopentadien<br />

s. Dicyclopentadien<br />

Cyclopentanon<br />

Diacetonalkohol<br />

s. 4-Hydroxy-4-rnethyl<br />

pentanon<br />

2,4-Diarnino-toluen<br />

Diazornethan<br />

Gefahren- R-Sätze S-Sätze Krebssymbolerzeugend<br />

T, N 23/24/25-33-50/53 28-36/37-45-<br />

60-6!<br />

T, N 23/24/25-33-50/53 28-36/37-45-<br />

60-62<br />

C, AIII 34 26-45<br />

Xn, N, All !0-20-51/53 24/25-61<br />

Xn 21/22-36 23<br />

F, T 45-1 !-20/21/22 53-45 !<br />

T, N 23/24/25-33-50/53 28-36/37-45-<br />

60-6!<br />

T, N 25-34-50 23-37-45-61<br />

T, N, All 23/24/25-50 7/9-45-61<br />

T 23/24/25-33-52/53 28-36/37-45 3<br />

T 23/24/25-33 28-37-45<br />

T 23/24/25-33 28-37-45 3<br />

Xn 22-38-40-48/20/22 36/37 3<br />

Xn 20/21/22 28<br />

Xn 20/21/22 2-28<br />

C !4-35-37 26-45<br />

Xn, N, All 20-51/53 24/25-61<br />

Xn, N, All 20-5U53 24/25-61<br />

Xn, N, All 20-51/53 24/25-61<br />

C, T 23-35 9-36/37/39-26-45<br />

O, T, C, N 49-8-25-35- 53-45-60-61 1<br />

43-50/53<br />

T, AIII 24/25-34 36/37/39-45<br />

T, AIII 24/25-34 36/37/39-45<br />

T, AIII 24/25-34 36/37/39-45<br />

F, T, AI 11-23-36/37/38 29-33-45 3<br />

erbgutschäd.<br />

Xi, All 10-37<br />

C, O, AIII 11-20/22-34 39-45<br />

F, AI 11 9-16-33<br />

Xn, AIII 20/22-37/38 24/25<br />

Xn, All 10-20 25<br />

F, Xn, AI 1 1-21/22 16-23-33-36/37<br />

C, All 10-21/22-34 36/37/39-45<br />

Xi, All 10-36/38 23<br />

T, N 45-21-25-36- 53-45-60-61 2<br />

43-50/53<br />

T 24/25-34-45 2<br />

Toxische<br />

Dosis<br />

or256<br />

(Maus)<br />

or310<br />

or 2480<br />

orllOO<br />

or435<br />

or780<br />

or55<br />

or235<br />

or288<br />

or470<br />

or294<br />

or908<br />

or570<br />

or261<br />

or3900<br />

or2!00<br />

inh 4746/ Ih<br />

or80<br />

or!21<br />

or242<br />

or207<br />

or240<br />

(Maus)<br />

or!400<br />

or382<br />

or 12705<br />

or2060<br />

or 1620<br />

or 1940<br />

or300<br />

or73<br />

MAK<br />

in<br />

mg/m 3<br />

0,2 E<br />

(TRK)<br />

46<br />

4<br />

5<br />

0,5 E<br />

50<br />

8<br />

0,05 E<br />

(TRK)<br />

22<br />

22<br />

22<br />

1<br />

250<br />

250<br />

700<br />

200<br />

80<br />

1015<br />

40<br />

690<br />

0,1<br />

(TRK)<br />

0,01<br />

(TRK)


Tabelle G.l (Fortsetzung)<br />

Stoff<br />

1 ,2-Dibrom-ethan<br />

Di-tert-butylperoxid<br />

1 ,2-Dichlor-benzen<br />

1 ,3-Dichlor-benzen<br />

1 ,4-Dichlor-benzen<br />

1,2-Dichlor-ethan<br />

Dichlormethan<br />

Dicyclohexylamin<br />

Dicyclopentadien<br />

Diethylamin<br />

N,N-Diethyl-anilin<br />

Diethylenglycol<br />

Diethylether<br />

Diethylketon<br />

Diethylphthalat<br />

Diethylsulfat<br />

Diketen<br />

Dimethylamin<br />

N,N-Dimethyl-anilin<br />

1,4-Dimethylcyclohexan<br />

Dimethylformamid<br />

Dimethylnitrosamin<br />

Dimethylsulfat<br />

Dimethylsufoxid<br />

! ,3-Dinitro-benzen<br />

2,4-Dinitro-toluen<br />

1,4-Dioxan<br />

Diphenylamin<br />

Eisessig s. Essigsäure<br />

Essigester s. Essigsäureethylester<br />

Essigsäure ^ 90 %<br />

Essigsäure 25-90%<br />

Essigsäureanhydrid<br />

Essigsäure -n-butylester<br />

Gefahrensymbol<br />

T, N<br />

O, F, AI<br />

Xn, N,<br />

AIII<br />

Xn, N,<br />

AIII<br />

Xn, AIII<br />

F, T, AI<br />

Xn<br />

C, N, AIII<br />

F, Xn, N,<br />

AI<br />

F, C, B<br />

T, N<br />

F+, AI<br />

F, AI<br />

T<br />

T, Xn, All 10-22-23-37/38-4!<br />

F+, Xn<br />

T, N, AIII<br />

F<br />

T<br />

T+<br />

T+, AIII<br />

Xi<br />

T-»-, N<br />

T<br />

F, Xn, B<br />

T, N<br />

C<br />

C<br />

C, All<br />

All<br />

R-Sätze<br />

45-23/24/25-<br />

36/37/38-51/53<br />

7-11<br />

22-36/37/38-50/53<br />

22-51/53<br />

22-36/38<br />

45-11-22-36/37/38<br />

40<br />

22-34-50/53<br />

11-20/22-36/37/38-<br />

51/53<br />

11-20/21/22-35<br />

23/24/25-33-51/53<br />

12-19<br />

11<br />

45-46-20/21/22-34<br />

!2-20-36/37/38-41<br />

23/24/25-40-51/53<br />

11<br />

61-20/21-36<br />

45-25-26-48/25<br />

45-25-26-34<br />

36/38<br />

26/27/28-33-50/53<br />

23/24/25-33<br />

11-19-36/37-40<br />

23/24/25-33-50/53<br />

10-35<br />

34<br />

10-34<br />

1 O<br />

S-Sätze Krebserzeugend<br />

53-45-61 2<br />

3/7-14.16-36/<br />

37/39<br />

23-60-61<br />

61<br />

2-22-24/25-46<br />

53-45 2<br />

23-24/25-36/37 3<br />

26-36/37/39-45-<br />

60-61<br />

36/37-61<br />

3-16-26-29-36/<br />

37/39-45<br />

28-37-45-61<br />

9-16-29-33<br />

9-16-33<br />

24/25<br />

53-45 2<br />

3-23-26-36/<br />

37/39-45<br />

16-26-39<br />

28-36/37-45-61 3<br />

9-16-33<br />

53-45 2 (fortpflanz.schädigend)<br />

53-45 2<br />

53-45 2<br />

26<br />

28-36/37-45- 3<br />

60-61<br />

28-37-45 2<br />

16-36/37 3<br />

28-36/37-45-<br />

60-61<br />

23-26-45<br />

23-26-45<br />

26-45<br />

G. Gefahrstoffanhang 769<br />

Toxische<br />

Dosis<br />

orlOS<br />

or 25000<br />

or500<br />

or580<br />

or


770 G. Gefahrstoffanhang<br />

Tabelle G.l (Fortsetzung)<br />

Stoff<br />

Essigsäure-ter/butylester<br />

Essisäureethylester<br />

Essigsäureisobutylester<br />

Essigsäureisopropylester<br />

Essigsäuremethylester<br />

Essigsäurepropylester<br />

Ethanol<br />

Ethen<br />

Ether s. Diethylether<br />

Ethylamin<br />

N-Ethyl-anilin<br />

Ethylbenzen<br />

Ethylbromid<br />

Ethylenglycol<br />

Ethylenoxid<br />

Ethylmethylketon<br />

s. Butanon<br />

Formaldehyd-Lösung<br />

^ 37 %<br />

Fumarsäure<br />

Furfural (Furfurol)<br />

Furfurylalkohol<br />

Guajacol<br />

Heptan<br />

Heptan-2-on<br />

Heptansäure<br />

a-Hexachlorcyclohexan<br />

Hexamethylendiamin<br />

Hexan<br />

Hexan- 1 -öl<br />

Hexan-2-on<br />

Hydrazin<br />

Hydrazinhydrat<br />

Hydraziniumsulfat<br />

Hydrochinon<br />

lod<br />

lodwasserstoffsäure<br />

^ 25 %<br />

lodwasserstoffsäure<br />

10-25%<br />

Isoamyl s. Isopentyl<br />

Isobutanol<br />

Isobuttersäure<br />

Isobutylalkohol s. Isobutanol<br />

Gefahrensymbol<br />

F, AI<br />

F, AI<br />

F, AI<br />

F, AI<br />

F, AI<br />

F, AI<br />

F<br />

F+<br />

F+, Xi<br />

T<br />

F, Xn<br />

Xn<br />

Xn<br />

F+, T<br />

T<br />

Xi<br />

T, AIII<br />

Xn<br />

Xn, AIII<br />

F, AI<br />

Xn, All<br />

C<br />

T, N<br />

C<br />

F, Xn, AI<br />

Xn, AIII<br />

F, T, AI<br />

T<br />

T<br />

T<br />

Xn<br />

Xn<br />

C<br />

Xi<br />

Xn, All<br />

Xn, AIII<br />

R-Sätze<br />

11<br />

11<br />

11<br />

11<br />

11<br />

11<br />

11<br />

12<br />

12-36/37<br />

23/24/25-33<br />

11 -20<br />

20/21/22<br />

22<br />

45-46-12-23-<br />

36/37/38<br />

23/24/25-34-40-43<br />

36<br />

23/25<br />

20/21/22<br />

22-36/38<br />

11<br />

10-22<br />

34<br />

23/24/25-36/<br />

38-50/53<br />

21/22-34-37<br />

11-48/20<br />

22<br />

! 1-48/23<br />

45-10-23/24/<br />

25-34-43<br />

45-23/24/25-34-43<br />

45-23/24/25-43<br />

20/22<br />

20/21<br />

34<br />

36/38<br />

!0-2O<br />

21/22<br />

S-Sätze Krebserzeugend<br />

!6-23-29-33<br />

!6-23-29-33<br />

16-23-29-33<br />

16-23-29-33<br />

16-23-29-33<br />

!6-23-29-33<br />

7-16<br />

9-16-33 (3)<br />

16-26-29<br />

28-37-45<br />

16-24/25-29<br />

28 3<br />

2<br />

53-45 2<br />

23-36/37/39-45 3<br />

26<br />

24/25-45 3<br />

26<br />

9-!6-23-29-33<br />

23<br />

26-28-36/37/<br />

39-45<br />

13-45-60-61 3<br />

22-26-36/37/<br />

39-45<br />

9-16-24/25-29-5!<br />

24/25<br />

9-16-29-45-51<br />

53-45 2<br />

53-45-26-36/ 2<br />

37/39<br />

53-45 2<br />

24/25-39<br />

23-25<br />

26-36/37/39-45<br />

26-45<br />

16<br />

Toxische<br />

Dosis<br />

or 5620<br />

or 13400<br />

or3000<br />

or5000<br />

or 9370<br />

or7060<br />

or400<br />

or334<br />

or3500<br />

or 1350<br />

or4700<br />

or72<br />

or!00<br />

or 9300<br />

or65<br />

or!77<br />

or725<br />

or !67O<br />

or7000<br />

or76<br />

or850<br />

or 28710<br />

or720<br />

or2590<br />

or60<br />

or!29<br />

or601<br />

or320<br />

or 14000<br />

or2460<br />

or280<br />

MAK<br />

in<br />

mg/m 3<br />

950<br />

1400<br />

480<br />

850<br />

610<br />

840<br />

1900<br />

440<br />

9,4<br />

26<br />

2<br />

(TRK)<br />

0,6<br />

20<br />

40<br />

2000<br />

!8O<br />

0,5 E<br />

2,3 E<br />

21<br />

0,13<br />

(TRK)<br />

2E<br />

1<br />

300


Tabelle G.l (Fortsetzung)<br />

Stoff<br />

Isopentylalkohol<br />

Isopentylnitrit<br />

Isopren<br />

Isopropylalkohol<br />

Isopropylbenzen<br />

s. Cumen<br />

Kalium<br />

Kaliumcyanid<br />

Kaliumdichromat<br />

Kaliumfluorid<br />

Kaliumhydroxid<br />

Kaliumpermanganat<br />

Kohlenmonoxid<br />

Kresol s. Cresol<br />

Kupfersulfat<br />

Lithium<br />

Lithiumaluminiumhydrid<br />

Magnesium<br />

Maleinsäure<br />

Maleinsäureanhydrid<br />

Malononitril<br />

Mesityloxid<br />

Methacrylsäuremethylester<br />

Methanol<br />

Methanthiol<br />

4-Methoxy-2-nitroanilin<br />

Methylamin<br />

N-Methyl-anilin<br />

2-Methyl-butan-2-ol<br />

Methylcyclohexan<br />

2-Methyl-cyclohexanol<br />

2-Methyl-cyclohexanon<br />

Methylendichlorid<br />

s. Dichlormethan<br />

Methyliodid<br />

4-Methyl-pent-3en-2-on<br />

Methylpentylketon<br />

Methylpropylketon<br />

4-Methyl-pyridin<br />

(y-Picolin)<br />

a-Methyl-styren<br />

Michlers Keton<br />

Morpholin<br />

Naphthalen<br />

Gefahrensymbol<br />

Xn<br />

F, Xn, AI<br />

F+, AI<br />

F, B<br />

F, C<br />

T+<br />

T+, N<br />

T<br />

C<br />

0,Xn<br />

F+, T<br />

Xn<br />

F, C<br />

F<br />

F<br />

Xn<br />

Xn<br />

T<br />

Xn, All<br />

F, Xi, AI<br />

F, T<br />

F+, Xn<br />

T+<br />

F+, Xn<br />

T, N, AIII<br />

F, Xn, AI<br />

F, AI<br />

Xn, AIII<br />

Xn, All<br />

T<br />

Xn, All<br />

Xn, All<br />

F, AI<br />

T<br />

Xi, All<br />

Xn<br />

C<br />

N<br />

R-Sätze<br />

10-20<br />

11-20/22<br />

12<br />

11<br />

14/15-34<br />

26/27/28-32<br />

49-46-21-25-26-<br />

37/38-41-43-50/53<br />

23/24/25<br />

35<br />

8-22<br />

61-12-23-48/23<br />

22-36/38<br />

14/15-34<br />

15<br />

ll-!5<br />

22-36/37/38<br />

22-36/37/38-42<br />

23/24/25<br />

10-20/21/22<br />

11-36/37/38-43<br />

! 1-23/25<br />

12-20<br />

26/27/28-33-52/53<br />

12-20-37/38-41<br />

23/24/25-33-50/53<br />

n -20<br />

n<br />

20<br />

10-20<br />

21-23/25-37/38-40<br />

!0-20/21/22<br />

10-22<br />

H<br />

10-20/22-24-36/<br />

37/38<br />

!0-36/37<br />

36/37/38-40<br />

1 0-20/2 i /22-34<br />

50/53<br />

S-Sätze<br />

24/25<br />

16-24-26<br />

9-16-29-33<br />

7-16<br />

5-8-43-45<br />

7-28-29-45<br />

53-45-60-61<br />

26-45<br />

26-37/39-45<br />

2<br />

53-45<br />

22<br />

8-43-45<br />

7/8-24/25-43<br />

7/8-43<br />

26-28-37<br />

22-28-39<br />

23-27-45<br />

25<br />

9-16-29-33<br />

7-16-24-45<br />

16-25<br />

28-36/37-45-6!<br />

16-26-39<br />

28-37-45-60-61<br />

9-16-24/25<br />

9-16-33<br />

24/25<br />

25<br />

36/37-38-45<br />

25<br />

23<br />

9-16-33<br />

26-36-45<br />

36/37<br />

23-36-45<br />

6 1<br />

G. Gefahrstoffanhang 771<br />

Krebs- Toxische<br />

erzeu- Dosis<br />

gend<br />

or505<br />

or5045<br />

or5<br />

1 or95<br />

or273<br />

or 1090<br />

LC50inh2,l<br />

mg/1 Ratte<br />

or300<br />

or708<br />

or400<br />

or61<br />

orl!20<br />

or 7872<br />

or5628<br />

inh 1,35 mg/1<br />

4h<br />

or 14100<br />

orlOO<br />

or360<br />

or!000<br />

or 2140<br />

3 or76<br />

orl!20<br />

or 1670<br />

or 3730<br />

or 1290<br />

or4900<br />

3 or 6400<br />

or 1050<br />

3 or >2000<br />

MAK<br />

in<br />

mg/m 3<br />

500<br />

5E<br />

(als CN)<br />

0,05 E<br />

2,5<br />

33<br />

IE<br />

0,4<br />

22<br />

100<br />

210<br />

260<br />

1<br />

12<br />

2<br />

360<br />

2000<br />

235<br />

230<br />

2<br />

100<br />

238<br />

700<br />

490<br />

70<br />

50


772 G. Gefahrstoffanhang<br />

Tabelle G. 1 (Fortsetzung)<br />

Stoff<br />

a-Naphthol<br />

ß-Naphthol<br />

a-Naphthyl-amin<br />

ß-Naphthyl-amin<br />

Natrium<br />

Natriumazid<br />

Natriumcarbonat<br />

Natriumchlorat<br />

Natriumcyanid<br />

Natriumdichromat<br />

Natriumdithionit<br />

Natriumhydrid<br />

Natriumhydroxid<br />

Natriumhypochloritlösung<br />

Natriumnitrit<br />

Natriumsulfid<br />

Natronlauge ^ 5 %<br />

Natronlauge 2-5%<br />

Nitranilin s. Nitroanilin<br />

Nitriersäure s. Salpetersäure/Schwefelsäuremischung<br />

o- und m-Nitro-anilin<br />

p-Nitro-anilin<br />

2-Nitro-anisol<br />

Nitrobenzen<br />

Nitroethan<br />

Nitrornethan<br />

a-Nitro-naphthalin<br />

2-Nitro-phenol<br />

4-Nitro-phenol<br />

2-Nitro-propan<br />

2-Nitro-toluen<br />

4-Nitro-toluen<br />

Nonansäure<br />

Oleurn<br />

Osmiumtetroxid<br />

Oxalsäure<br />

Oxalsäurediethylester<br />

Oxalylchlorid<br />

Ozon<br />

Gefahrensymbol<br />

Xn<br />

Xn<br />

Xn, N<br />

T<br />

F, C<br />

T+<br />

Xi<br />

0,Xn<br />

T+<br />

T+, N<br />

Xn<br />

F, C<br />

C<br />

C<br />

O, T<br />

C<br />

C<br />

C<br />

T<br />

T<br />

T<br />

T, N<br />

Xn, All<br />

Xn, All<br />

T<br />

Xn<br />

Xn<br />

T, All<br />

T, N, AIII<br />

T, N<br />

C<br />

C<br />

T+<br />

Xn<br />

Xn, AIII<br />

T, C<br />

R-Sätze<br />

21/22-37/38-4!<br />

20/22<br />

22-51/53<br />

45-22<br />

14/15-34<br />

28-32<br />

36<br />

9-22<br />

26/27/28-32<br />

49-46-21-25-26-<br />

37/38-41-43-50/53<br />

7-22-31<br />

15-34<br />

35<br />

31-34<br />

8-25<br />

31-34<br />

35<br />

34<br />

23/24/25-33-52/53<br />

23/24/25-33-52/53<br />

45-22<br />

23/24/25-40-48-<br />

51/52-62<br />

10-20/22<br />

5-10-22<br />

24/25-40<br />

22-36/38<br />

20/2!/22-23<br />

45-10-20/22<br />

23/24/25-33-51/53<br />

23/24/25-33-51/53<br />

34<br />

14-35-37<br />

26/27/28-34<br />

21/22<br />

22-36<br />

14-23/24/25-34<br />

S-Sätze<br />

22-26-37/39<br />

24/25<br />

24-61<br />

53-45<br />

5-8-43-45<br />

28-45<br />

22-26<br />

2-13-17-46<br />

7-28-29-45<br />

53-45-60-61<br />

7/8-26-28-43<br />

7/8-26-36/37/<br />

39-43-45<br />

26-37/39-45<br />

26-28-36/37/<br />

39-45<br />

45<br />

26-45<br />

26-36/37/39-45<br />

26-37/39-45<br />

28-36/37-45-61<br />

28-36/37-45-61<br />

53-45<br />

28-36/37-45-61<br />

9-25-41<br />

41<br />

45<br />

26-28<br />

28<br />

53-45<br />

28-37-45-61<br />

28-37-45-61<br />

26-28-36/37/<br />

39-45<br />

26-30-45<br />

7/9-26-45<br />

24/25<br />

23<br />

26-45<br />

Krebserzeugend<br />

1<br />

2<br />

2<br />

3<br />

3<br />

2<br />

3<br />

Toxische<br />

Dosis<br />

or275<br />

(Maus)<br />

or240<br />

or779<br />

or27<br />

or 4090<br />

or!200<br />

or 6,44<br />

or500<br />

(LDLo<br />

Kanin)<br />

or85<br />

or208<br />

o: or 1600<br />

m: or 535<br />

or750<br />

or 1980<br />

or640<br />

orllOO<br />

or940<br />

or!20<br />

or328<br />

or350<br />

or725<br />

or891<br />

or!960<br />

or3200<br />

or2140<br />

or!5<br />

or7500<br />

or400<br />

inh 4/ 4 h<br />

MAK<br />

in<br />

mg/m 3<br />

IE<br />

0,2<br />

5E<br />

(als CN')<br />

0,05 E<br />

2E<br />

1,5<br />

2<br />

6<br />

5<br />

310<br />

250<br />

18<br />

(TRK)<br />

0,5<br />

(TRK)<br />

30<br />

1<br />

0,002<br />

IE<br />

0,2


Tabelle G.l (Fortsetzung)<br />

Stoff Gefahren- R-Sätze<br />

symbol<br />

Paraldehyd F, All<br />

Pentan F, AI<br />

Pentan-1-ol Xn, All<br />

Pentan-2-on F, AI<br />

Pentan-3-on F, AI<br />

Pentylchlorid F, Xn, AI<br />

Perchlorsäure O, C<br />

Peressigsäure O, C<br />

Perhydrol s. Wasserstoffperoxid<br />

p-Phenitidin T<br />

Phenol T<br />

p-Phenylen-diamin T, N<br />

a-Phenyl-ethylamin C, AIII<br />

Phenylhydrazin T, N<br />

Phenylisocyanat T+, All<br />

Phosgen T+<br />

Phosphor, rot F<br />

Phosphor, weiß F, TH-, C<br />

Phosphor(V)-oxid C<br />

Phosphorpentachlorid C<br />

Phosphorsäure C<br />

Phosphortrichlorid C<br />

Phophorylchlorid C<br />

Phthalsäureanhydrid Xi<br />

Pikrinsäure E, T<br />

Pikrinsäure, phlegmati- T<br />

siert<br />

Piperidin F, T, B<br />

Propanol F, B<br />

Propan-2-ol s. Isopropanol<br />

Propen F+<br />

Propionaldehyd F, Xi, AI<br />

Propionsäure C<br />

Propionsäureethylester F, AI<br />

Propylbenzen Xi, All<br />

Propylbromid Xn, All<br />

Propylchlorid F, Xn<br />

Pyridin F, Xn, B<br />

Quecksilber T<br />

Quecksilberacetat T+<br />

QuecksiIber(II)-chlorid T+<br />

Quecksilberoxid T+<br />

11<br />

H<br />

iO-20<br />

11<br />

11<br />

11-20/21/22<br />

5-8-35<br />

7-10-20/21/22-35<br />

23/24/25-33<br />

24/25-34<br />

23/24/25-43-50/53<br />

21/22-34<br />

23/24/25-36-50<br />

10-22-26-34-42<br />

26-34<br />

H-16<br />

17-26/28-35<br />

35<br />

34-37<br />

34<br />

34-37<br />

34-37<br />

36/37/38<br />

3-23/24/25<br />

1-4-23/24/25<br />

H -23/24-34<br />

11<br />

12<br />

U -36/37/38<br />

34<br />

11<br />

10-37<br />

10-20<br />

1 !-20/21/22<br />

H -20/21/22<br />

23-33<br />

26/27/28-33<br />

28-34-48/24/25<br />

26/27/28-33<br />

G. Gefahrstoffanhang 773<br />

S-Sätze Krebs- Toxische<br />

erzeu- Dosis<br />

gend<br />

9-16-29-33<br />

9-16-29-33<br />

24/25<br />

9-16-33<br />

9-16-33<br />

9-29<br />

23-26-36/37/<br />

39-45<br />

3/7-14-36/ 3<br />

37/39-45<br />

28-36/37-45<br />

28-45<br />

28-36/37-45- 3<br />

60-61<br />

26-28-36/37/<br />

39-45<br />

28-45-61 3<br />

23-26-36/37/<br />

39-45<br />

9-26-36/37/39-45<br />

7-43<br />

5-26-28-45<br />

22-26-45<br />

7/8-26-45<br />

26-36/37/39-45<br />

7/8-26-45<br />

7/8-26-45<br />

28-35-37-45<br />

35-36/37-45<br />

16-26-27-45<br />

7-16<br />

9-16-33<br />

9-! 6-29<br />

23-36-45<br />

16-23-29-33<br />

9-24<br />

9-29<br />

26-28<br />

7-45<br />

13/28-45<br />

36/37/39-45<br />

!3/28-45<br />

or2711<br />

or2200<br />

or3730<br />

or2140<br />

orllOO<br />

or850<br />

or317<br />

or80<br />

or940<br />

or!88<br />

orSOO<br />

inh 25/30 min<br />

(LCLo<br />

Mensch)<br />

orl,4<br />

(LDLo<br />

Mensch)<br />

or660<br />

or 1530<br />

or!8<br />

or380<br />

or4020<br />

or200<br />

or400<br />

or 1870<br />

or3310<br />

or2600<br />

or8732<br />

or6040<br />

or>2000<br />

or891<br />

inh 29 mg/m 3<br />

(LCLo 30 h)<br />

or 40,9<br />

or 1<br />

or!8<br />

MAK<br />

in<br />

mg/m 3<br />

2950<br />

360<br />

700<br />

700<br />

19<br />

0,1 E<br />

22<br />

0,05<br />

0,082<br />

0,1 E<br />

0,1 E<br />

!E<br />

IE<br />

31<br />

3 11E<br />

0,1 E<br />

15<br />

0,1<br />

0,01<br />

0,1 E<br />

0,i E


774 G. Gefahrstoffanhang<br />

Tabelle GJ (Fortsetzung)<br />

Stoff<br />

Quecksilbersulfat<br />

Resorcinol<br />

Salpetersäure ^ 70 %<br />

Salpetersäure 20-70%<br />

Salpetersäure-Schwefelsäure-Mischung.<br />

Salzsäure ^ 25 %<br />

Salzsäure !0-25%<br />

Schwefeldioxid<br />

Schwefelkohlenstoff<br />

Schwefelsäure ^ 15 %<br />

Schwefelsäure 5-15%<br />

Schwefelwasserstoff<br />

Selen<br />

Selendioxid<br />

Sibernitrat<br />

Stickoxide<br />

Styren<br />

Sulfamidsäure<br />

Sulfanilsäure<br />

Sulfurylchlorid<br />

Tetrachlokohlenstoff<br />

Tetrahydrofuran<br />

Tetrahydrofurfurylalkohol<br />

Tetrahydronaphthalen<br />

(Tetralin)<br />

Tetralinhydroperoxid<br />

Thioharnstoff<br />

Thionylchlorid<br />

Titantetrachlorid<br />

Toluen<br />

p-Toluensulfonsäure<br />

o-Toluidin<br />

m-Toluidin<br />

p-Toluidin<br />

l,l,l-Trichlor-2,2-di<br />

(4-chlor-phenyl)-ethan<br />

(DDT)<br />

Trichloressigsäure<br />

Trichlorethylen<br />

Gefahrensymbol<br />

T+<br />

Xn1N<br />

O, C<br />

C<br />

O, C<br />

C<br />

Xi<br />

T<br />

F, T, AI<br />

C<br />

Xi<br />

F+, T+, N<br />

T<br />

T<br />

C<br />

T+<br />

Xn, All<br />

Xi<br />

Xi<br />

C<br />

T, N<br />

F, Xi, B<br />

Xi<br />

Xi, AIII<br />

O, C<br />

Xn, N<br />

C<br />

C<br />

F, Xn, AI<br />

Xi<br />

T, N, AIII<br />

T, N, AIII<br />

T, N, AIII<br />

T, N<br />

C<br />

Xn<br />

R-Sätze<br />

26/27/28-33<br />

22-36/38-50<br />

8-35<br />

35<br />

8-35<br />

34-37-26-36/37/<br />

39-45<br />

36/37/38<br />

23-34<br />

11-36/38-48/<br />

23-62-63<br />

35<br />

36/38<br />

12-26-50<br />

23/25-33<br />

23/25-33<br />

34<br />

26-34<br />

10-20-36/38<br />

36/38<br />

36/38-43<br />

14-34-37<br />

23/24/25-40-48/23-<br />

52/53-59<br />

11-19-36/37<br />

36<br />

19-36/38<br />

7-22-34<br />

22-40-51/53<br />

14-34-37<br />

14-34-36/37<br />

11-20<br />

36/37/38<br />

45-23/25-36-50<br />

23/24/25-36-50<br />

23/24/25-33-50<br />

25-40-48/25-50/53<br />

35<br />

40-52/53<br />

S-Sätze Krebserzeugend<br />

13/28-45<br />

26-61<br />

23-26-36-45<br />

23-26-36/37/39-<br />

45<br />

23-26-30-36-45<br />

26-45<br />

9-26-36/37/39-45<br />

16-33-36/37-45 3 (fortpflanz.gefährdend)<br />

26-30-36/37/<br />

39-45<br />

26-30-45<br />

9-16-28-36/<br />

37-45-61<br />

20/21-28-45<br />

20/21-28-45<br />

26-45<br />

9-26-28-36/<br />

37/39-45<br />

23<br />

26-28<br />

24-37<br />

26-45<br />

23-36/37-45- 3<br />

59-61<br />

16-29-33<br />

39<br />

26-28<br />

3/7-14-36/37/<br />

39-45<br />

22-24-36/37-61 3<br />

26-45<br />

7/8-26-45<br />

16-25-29-33<br />

26-37<br />

53-45-61 2<br />

53-45-61<br />

28-36/37-45-61 3<br />

22-36/37-45- 3<br />

60-61<br />

24/25-26-45<br />

23-36/37-61 3<br />

Toxische<br />

Dosis<br />

or57<br />

or301<br />

inh 2520/ 1 h<br />

or 3188<br />

or 2140<br />

inh 713/ 1 h<br />

or6700<br />

orH73<br />

or 2650<br />

or3160<br />

or 12300<br />

or2350<br />

or 1650<br />

orlöOO<br />

or2860<br />

or 1750<br />

inh 2700 4 h<br />

or636<br />

or670<br />

or974<br />

or656<br />

or3300<br />

or5650<br />

MAK<br />

in<br />

mg/m 3<br />

0,1 E<br />

45 E<br />

5<br />

7,6<br />

5<br />

16<br />

15<br />

IE<br />

0,1 E<br />

0,1 E<br />

0,01 E<br />

9<br />

85<br />

65<br />

590<br />

190<br />

0,5<br />

(TRK)<br />

9<br />

IE<br />

IE<br />

270


Tabelle G.l (Fortsetzung)<br />

Stoff<br />

Trichlormethylbenzen<br />

Triethylamin<br />

1 ,3,5-Trimethyl-benzen<br />

(Mesitylen)<br />

Valeriansäure<br />

Vanadiumpentoxid<br />

Vinylacetat<br />

Wasserstoff<br />

Wasserstoffperoxid<br />

20^60%<br />

Wasserstoffperoxid<br />

5-20%<br />

o-, m-, p-Xylen<br />

2,4-Xylidin<br />

Zinkchlorid<br />

Zinkcyanid<br />

Zinn(II)-chlorid<br />

Gefahrensymbol<br />

T<br />

F, C, B<br />

Xi, All<br />

C, AIII<br />

Xn<br />

F, AI<br />

F+<br />

C<br />

Xi<br />

Xn, All<br />

T, N<br />

C<br />

T+<br />

Xn<br />

Literaturhinweise<br />

R-Sätze<br />

45-22-23-37/38-41<br />

11-20/21/22-35<br />

10-37<br />

34<br />

20<br />

11<br />

12<br />

34<br />

36/38<br />

10-20/21-38<br />

23/24/25-33-51/53<br />

34<br />

26/27/28-32<br />

22-36/37-38<br />

S-Sätze Krebserzeugend<br />

53-45 2<br />

3-16-26-29-36/<br />

37/39-45<br />

26-36-45<br />

22<br />

16-23-29-33 3<br />

9-16-33<br />

3-26-36/37/39-45<br />

3-28-36/39-45<br />

Gesetzliche Bestimmungen über den Umgang mit Chemikalien<br />

vgl. Literaturhinweise in Kap.A.6.<br />

25<br />

28-36/37-45-61 3<br />

7/8-28-45<br />

7-28-29-45<br />

Eigenschaften gefährlicher Stoffe; Unfälle beim chemischen Arbeiten; Erste Hilfe<br />

26<br />

G. Gefahrstoffanhang 775<br />

Toxische<br />

Dosis<br />

or6000<br />

or460<br />

inh24/4h<br />

or600<br />

(Maus)<br />

or 400-500<br />

or2920<br />

or2000<br />

(Maus)<br />

or4300<br />

or467<br />

or350<br />

or700<br />

MAK<br />

in<br />

mg/m 3<br />

0,1<br />

(TRK)<br />

40<br />

40<br />

0,05 A<br />

35<br />

1,4<br />

440<br />

25<br />

5E<br />

(als CN)<br />

2E<br />

BENDER, H. F.: Sicherer Umgang mit Gefahrstoffen. - Wiley-VCH, Weinheim 2000.<br />

BIA-Report 10/97 Grenzwertliste 1997. Hrsg.: Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />

(HVBG), Sankt Augustin.<br />

BRETHERICK, L.: Handbook of Reactive Chemical Hazards. - Butterworths, London, Boston 1985.<br />

Handbook of Laboratory Safety. Hrsg.: N. V. STEERE. - The Chemical Rubber Comp., Cleveland/Ohio<br />

1976.<br />

Hinweise zur Abfallbeseitigung und Recycling.- Handbuch für Verwerterbetriebe für industrielle Abfälle.<br />

Hrsg.: Bundesumweltamt. - Erich Schmidt-Verlag, Berlin<br />

HOMMEL, G.: Handbuch der gefährlichen Güter. - Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 1978-<br />

1980.<br />

IRFTC - International Register of Potentially Toxic Chemicals. - United Nations, Geneva 1987.<br />

KÜHN, R.; BIRETT, K.: Merkblätter gefährlicher Arbeitsstoffe. - Ecomed Verlagsgemeinschaft, Landsberg/<br />

Lech.<br />

List of MAK and BAT Values 1995. Hrsg.: Deutsche Forschungsgemeinschaft. - VCH Verlagsgesellschaft,<br />

Weinheim 1995.<br />

LUNN, G.; SANSONE, E. B.: Destruction of Hazardous Chemicals in the Laboartory. - John Wiley & Sons,<br />

New York 1994.<br />

LUDEWIG, R.; LOHS. K. H.: Akute Vergiftungen. Ratgeber für toxikologische Notfälle. - Gustav Fischer Verlag,<br />

Jena 1988.<br />

MARTINEZ, D: Immobilisation, Entgiftung und Zerstörung von Chemikalien. - Verlag Harri Deutsch,<br />

Thun, Frankfurt/Main 1986.


776 G. Gefahrstoffanhang<br />

MOESCHLIN, S.: Klinik und Therapie der Vergiftungen. - Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York 1986.<br />

MÜLLER, R. K.: Die toxikologisch-chemische Analyse. - Verlag Theodor Steinkopff, Dresden !976.<br />

QUELLMALZ, E.; WETTBACHER, U; STÖRMANN, R.: Hauptstoffliste, zusammengeführte Informationen zu<br />

gefährlichen Stoffen und Zubereitungen,. - WEKA-Fachverlag, Augsburg 1998.<br />

Recycling-Handbuch. Hrsg.: Bundesumweltamt. - Erich Schmidt-Verlag, Berlin.<br />

REICHARD, D.; OCHTERBECK, W.: Abfälle aus chemischen Laboratorien und medizinischen Einrichtungen. -<br />

Ecomed Verlagsgesellschaft, Landsberg/Lech !994.<br />

RICHARDSON, M. L.; GANGOLLI, S.: DOSE - The Dictionary of Substances and their Effects. Bd. 1-8. - The<br />

Royal Society of Chemistry - Information Services, Cambridge !992 ff.<br />

ROTH, L.: Gefahrstoff-Entsorgung. - Ecomed Verlagsgesellschaft, Landsberg/Lech 1995.<br />

ROTH, L.: Chemie-Ratgeber, Sicherheitsdaten, MAK-Werte. - Ecomed Verlagsgesellschaft, Landsberg/<br />

Lech.<br />

ROTH, L.; DAUNDERER, M.: Giftliste - Ecomed-Verlagsgesellschaft, Landsberg/Lech.<br />

SORBE, G.: Sicherheitstechnische Kenndaten - Ecomed Verlagsgesellschaft, Landsberg/Lech 1983.<br />

WELZBACHER, U: Neue Datenblätter für gefährliche Arbeitsstoffe nach der Gefahrstoffverordnung. -<br />

WEKA-Fachverlag, Augsburg.<br />

Datenbanken<br />

GESTIS-Stoffdatenbank. - Berufsgenossenschaftliches Institut für Arbeitssicherheit (BIA), Sankt Augustin.<br />

http://www.hvbg.de/bia/stoffdatenbank.<br />

Hazardous Chemical Database. - University of Akron, USA. http://ull.chemistry.uakron.edu/erd/<br />

Hazardous Substance Release and Health Effects Database. - Agency for Toxic Substances and Disease<br />

Registry (ATSDR), USA. http://www.atsdr.cdc.gov/hazdat.html.<br />

Merck Sicherheitsdatenblätter auf CD-ROM. - Merck KGaA, Darmstadt.<br />

MSDS-OHS (OHS Material Safety Data Sheets). - MDL Information Systems, USA (Online-Datenbank<br />

über STN International zugänglich).


Register<br />

Das Register umfaßt Sach-, Substanz- und Methodenregister.<br />

Schließt ein Registerschlagwort mehrere Sachverhalte ein, so sind sie nach folgendem Schema<br />

geordnet:<br />

D präparativ und technisch wichtige Darstellungen<br />

G Gefahrenhinweise und Sicherheitsratschläge<br />

I Sachverhalte zur Identifizierung<br />

R allgemeine Reaktionsmöglichkeiten<br />

U Umsetzungen (mit Angaben der Vorschrift)<br />

Danach folgen allgemeine Sachverhalte, z. B. Reinigung, Toxizität<br />

Die angegebenen Seitenzahlen werden z. T. näher charakterisiert:<br />

AAV Allgemeine Arbeitsvorschrift<br />

B Bildung, meist ohne präparativen Wert<br />

L Literaturzitat<br />

T Technik; es wird ein technischer Sachverhalt (Darstellung, Verwendung u.a.)<br />

beschrieben.<br />

V Vorschrift; die Darstellung der Verbindung ist konkret beschrieben.<br />

Man beachte, daß im Text und in den Tabellen die Verbindungen unter anderen gebräuchlichen<br />

Namen als im Register angegeben erscheinen können.<br />

Im Register werden übliche Abkürzungen (auch in Zusammensetzungen) verwendet; Verdoppelung<br />

des letzten Buchstabens bedeutet Mehrzahl.<br />

Die Umlaute ä, ö und ü werden wie a, o und u behandelt.<br />

Abdestillieren von Lösungsmitteln<br />

45<br />

Abdichtungen für Rührer 9<br />

Abfälle, Entsorgung 122, 775 f<br />

Abgangsgruppen in SN2-Rkk.<br />

217<br />

Abietinsäure 452<br />

Absaugen 33 f<br />

Abschirmung, magnetische 99<br />

Absorbanz 85, 90<br />

Absorption 84 ff<br />

Absorptionsbande 86,89<br />

Absorptionskoeffizient 85, 86,<br />

90<br />

Abspaltungstendenz von Substituenten<br />

2!7<br />

Acceptorgruppen s. Elektronenacceptorgruppen<br />

ACD (Computerprogramm)<br />

138<br />

Acenaphthen 347/T<br />

I Derivate 732<br />

U 440<br />

Acenaphthenchinon<br />

D 440/V<br />

I Derivate 711<br />

Acetaldehyd 298/T<br />

D 297, 315/B, 436/T<br />

aus Ethylen 335<br />

aus Paraldehyd 741/V<br />

G 741,765<br />

l Derivate 706<br />

UV-VIS-Absorption 89<br />

R 575<br />

Aldoladd. 524/T<br />

Ox. 206 f, 438<br />

U 469,513,514,521,563<br />

Halbacetale 315<br />

Acetaldehydcyanhydrin 515/T<br />

D 513/V<br />

U 478<br />

Acetaldehyddiethylacetal,<br />

D 469/V<br />

G 765<br />

Acetaldehydethylenacetal,<br />

D 314/V<br />

Acetaldol s. 3-Hydroxy-butanal<br />

Acetale 182, 458, 471 f/T


778 Register<br />

D 468ff,617/L<br />

I 714<br />

R Eliminierung von Alkoholen<br />

276/AAV<br />

cyclische 47Of<br />

Ketenacetale 678<br />

Acetamid<br />

G 765<br />

U 260,671<br />

pKs-Wert 158<br />

UV-VIS-Absorption 89<br />

Acetamide 505<br />

Acetamidinhydrochlorid,<br />

D 502/L<br />

4-Acetamido-benzensulfochlorid<br />

D 365/V<br />

U 657,657/L<br />

4-Acetamido-benzoesäure,<br />

D 422/V<br />

2-Acetamido-benzo[b]thiophen-<br />

3-carbonsäureethylester,<br />

D 453/V<br />

Acetamido-(2-cyan-ethyl)malonsäurediethylester<br />

D 601/V<br />

R 492<br />

3-Acetamido-4-(2,6-dibrom-4nitro-phenylazo)-N,N-diethylanilin,<br />

D 645/V<br />

a-Acetamido-3,4-dihydroxyzimtsäure,<br />

Hydrierung 338<br />

2-Acetamino-2-ethoxycarbonyl-<br />

9-(4-imidazolyl)-7-aza-nonansäureethylester,<br />

D 572/L<br />

2-Acetamino-2-ethoxycarbonyl-<br />

6-oxo-hexansäureethylester,<br />

U 572/L<br />

Acetamidomalonsäurediethylester<br />

D 629/V, 630/V(L), 636<br />

R mit Gramin 533<br />

U mit Acrylonitril 601<br />

l - Acetamido-4-oxo-butan-1, l -<br />

dicarbonsäurediethylester,<br />

D 601/V<br />

2-Acetamido-phenole 443<br />

3-Acetamido-piperid-2-on-3-carbonsäureethylester,<br />

D 584/V<br />

2-Acetamido-2-skatyl-malonsäurediethylester<br />

D 533<br />

R Verseifung 492<br />

2-Acetamido-4,5-tetramethylenthiophen-3-carbonsäureethylester,<br />

U 453<br />

Acetanhydrid 277/T, 298/T,<br />

480/T, 505/T<br />

D 505<br />

G 741,769<br />

R Pyrolyse 285<br />

U 477<br />

als wasserentziehendes<br />

Mittel 495<br />

Reinigung 741<br />

Acetanilid 629/T<br />

D 674/V<br />

U 365,571,597<br />

Acetate, Pyrolyse 283<br />

Acetatseide 480/T<br />

Acet-4-chloranilid, U 507<br />

Acetessigsäure, Decarboxylierung<br />

490<br />

Acetessigsäureester 488/T<br />

R 602<br />

Acylierung 550,552<br />

alkylierte 612/T<br />

Acetessigsäureethylester 549/T<br />

D 544/V<br />

U 429,464,471,583,548,<br />

553,555,579/L, 601,<br />

609f,614/L,645<br />

Keto-Enol-Gleichgewicht<br />

548<br />

pKs-Wert 510<br />

Acetessigsäureethylesterethylenacetal<br />

D 47IlV<br />

U 590<br />

Acetessigsäureisopropylester,<br />

D 545/V<br />

Acetessigsäurepropylester,<br />

D 545/V<br />

Aceton 505/T<br />

D 206/T, 436/T, 676<br />

G 741,765<br />

I Derivate 707<br />

R Mannich-Rk. 531<br />

mit Semicarbazid 462<br />

U 587,513,515,515/L, 517,<br />

521,522/L,528,532,546,<br />

563,606,614/L<br />

als Lösungsmittel 64,155,220<br />

PK5-Wert 158,510<br />

Reinigung 741<br />

Siedetemp., Abhängigkeit<br />

vom Druck 40<br />

Trocknung 28, 741<br />

Acetoncyanhydrin 277/T, 515<br />

D 513/V<br />

G 765<br />

U 276/L<br />

Acetondicarbonsäure 532 f<br />

Acetonitril 417, 525<br />

D 257/V.419<br />

G 742,765<br />

U 502/L, 521, 522<br />

als Lösungsmittel 64, 90<br />

Azeotrop mit Wasser 742<br />

PK5-Wert 158, 5!0<br />

Reinigung 742/V<br />

Trocknung 28, 742/V<br />

Acetonylaceton s. Hexan-2,5dion<br />

Acetophenon<br />

D 380/V, 425/T, 435/V<br />

G 765<br />

I Derivate 708<br />

IR-Spektrum 710<br />

R Mannich-Rk. 530<br />

U 371,426,469,517,522,<br />

526, 528,532, 540, 546,<br />

547/L, 563, 570, 579/L,<br />

580,583,585,614,<br />

674<br />

O-trimethylsilyliertes Enol,<br />

U 606/L<br />

Acetophenondiethylacetal<br />

D 469/V<br />

U 276<br />

Acetophenone,<br />

Bromierung 370/L<br />

2-Acetoxy-cyclopropancarbonsäureethylester,<br />

D 327/V(L)<br />

(2-Acetoxy-ethyl)malonsäurediethylester,<br />

D 319/V(L)<br />

a-Acetyl-acetessigsäureanilid,<br />

D 555/V<br />

Acetylaceton<br />

D 546/V<br />

G 765<br />

I Derivate 708<br />

U 429,464,555,645<br />

Keto-Enol-Gleichgewicht<br />

548<br />

pKs-Wert 510<br />

5-Acetyl-2-amino-4-methyl-thiophen-3-carbonsäureethylester,D<br />

429/V<br />

2-Acetyl-butansäureethylester<br />

D 609/V<br />

U 491,680<br />

Acetylcellulose 480/T<br />

Acetylchlorid 415<br />

G 765<br />

D 498/V<br />

U 280,380,553,616<br />

Acetylcholin 248


2-Acetyl-cyclohexanon<br />

D 616<br />

U 551<br />

2-Acetyl-cyclopentanon<br />

D 616/V<br />

U 551<br />

5-Acetyl-2,8-dioxo-5-carbonsäureethylester,<br />

D 601/V<br />

Acetylen 301/T<br />

D 287/L<br />

durch Eliminierung 263<br />

G 742,765<br />

R Add. von Halogen 298 ff<br />

Hydratisierung 297<br />

mit Aryl- und Alkenylhalogeniden<br />

405<br />

mit Grignard-Verbb. 559,<br />

565<br />

mit Kupfer(I)-Salzen 405<br />

unter Druck 313/L<br />

Vinylierung mit 313/AAV<br />

zu Cyclooctatetraen 339,<br />

339/V<br />

U 313,339<br />

I 13 C-NMR 110<br />

Kennzeichnung der Druckgasflasche<br />

20<br />

PK8-Wert 158,510<br />

Reinigung und Trocknung<br />

742/V<br />

Ringstrom 102<br />

Acetylendicarbonsäure,<br />

D 281/V(L)<br />

Acetylendicarbonsäurediethylester<br />

U 315<br />

R 332<br />

Acetylendicarbonsäuredimethylester,<br />

U 315<br />

Acetylene 235,329<br />

D durch Dehydrohalogenierung<br />

von Dihalogeniden<br />

278,279/AAV, 299<br />

I 733<br />

IR-Spektren 93<br />

physikal. Konstanten 733<br />

R Ad.-Rkk. 290ff,347/L<br />

nucleophile 313 ff<br />

von Benzonitriloxiden<br />

329<br />

von Halogen 299,<br />

299/AAV<br />

von Protonsäuren 295<br />

Cyclooligomerisierung<br />

338<br />

Hydratisierung 288,295,<br />

297/AAV, 348/L<br />

Isomerisierung mit Alkali<br />

278<br />

mit Alkenyl- und Arylhalogeniden<br />

und<br />

-triflaten 405,406/AAV<br />

mitEnaminen 617<br />

mit Grignard-Verbb. 559,<br />

565<br />

mit kupferorgan. Verbb.<br />

565<br />

mit Kupfer(I)-Salzen 405<br />

mit Metallkomplexen<br />

334 ff<br />

2-Acetyl-glutarsäurediethylester,D<br />

601/V<br />

2-Acetyl-hexansäureethylester<br />

D 609/V<br />

U 491,680<br />

2-Acetyl-2-isopropyl-5-oxohexansäureethylester,<br />

U 491<br />

O-Acetyl-lactonitril, D 478/V<br />

Acetylmalonsäurediethylester,<br />

D 553/V<br />

2-Acetyl-3-methyl-butansäureethylester<br />

D 609/V<br />

U 491,601<br />

2-Acetyl-4-methyl-3-oxopentansäureethylester<br />

D 553/V<br />

U 551<br />

2-Acetyl-4-methyl-pentansäureethylester<br />

D 609/V<br />

U 491<br />

Acetylnitrat 358<br />

2-Acetyl-3-oxo-hexansäureethylester<br />

D 553/V<br />

U 550<br />

2-Acetyl-3-oxo-4-phenyl-butansäureethylester<br />

D 553/V<br />

U 550<br />

2-Acetyl-pent-4-ensäureethylester<br />

D 610/V<br />

U 491<br />

Acetylsalicylsäure 392/T, 480/T<br />

D 478/V<br />

I Derivate 716<br />

Acidität 157<br />

Register 779<br />

Acidolyse<br />

von Carbonsäureanhydriden<br />

495 f<br />

von Carbonsäureestern 460,<br />

495/AAV(I), 719<br />

von Carbonsäurehalogeniden<br />

496 f<br />

von Carbonsäuren 494 f<br />

Acridin<br />

I Derivate 703<br />

R Methylierung 394<br />

Acrolein 202/T, 304/B, 573/T,<br />

594<br />

D aus Glycerol 596<br />

G 765<br />

I 13 C-NMR 109<br />

Derivate 706<br />

UV-VIS-Spektrum 86<br />

R [4+2]-Cycloadd. 330,331<br />

Dimerisierung 331<br />

U 333,469,596,601<br />

Acroleindiethylacetal,<br />

D 281/V(L),469/V<br />

Acrylamid, Arylierung<br />

410/AAV<br />

Acrylonitril 322/T, 594<br />

D 284/V(L), 335,419/T<br />

G 742,765<br />

I IR-Spektrum 96 f<br />

U 319,329,595 f, 598, 601,<br />

602/L<br />

Azeotrop mit Wasser 742<br />

Reinigung und Trocknung<br />

742<br />

Acrylsäure 291<br />

D 277,419/T, 494/V(L)<br />

G 765<br />

I Derivate 715<br />

U 333<br />

Acrylsäureester, D 284/V(L),<br />

594<br />

Acrylsäureethylester<br />

G 765<br />

I IR-Spektrum 96 f<br />

U 565/V(L), 595 f, 598,601<br />

Acrylsäuremethylester<br />

G 765<br />

R Acidolyse 494<br />

U 598<br />

Acrylsäuren, substituierte 527<br />

Acylacetessigester, Esterspaltung<br />

550/AAV<br />

Acylalkylidentriphenylphosphorane<br />

538<br />

N-Acyl-aminomalonester 492<br />

Acyl-Carrier-Protein (ACP) 549


780 Register<br />

Acylierung<br />

CH-acider Verbb. 540,551<br />

von Aromaten 378<br />

von ß-Dicarbonylverbb. 551<br />

Acyloine, D 588,534/AAV, 535,<br />

536/L<br />

Acyloinkondensation 509,533 f<br />

Adamantan 347/T<br />

Adams-Katalysatoren 340<br />

Addition<br />

elektrophile (AdE) 290 ff<br />

komplexkatalisierte 337<br />

nucleophile (AdN) 290,312 ff,<br />

594 ff<br />

oxidative 337, 399,405,409,<br />

416<br />

radikalische (AdR) 191,290,<br />

316ff,349/L<br />

Additionsreaktionen 148,288 ff,<br />

300, 347/L, 594<br />

Adipinsäure 347/T, 488<br />

D 446/T, 451/V, 500/V<br />

G 765<br />

I Derivate 716<br />

U 498,674<br />

Adipinsäurediethylester<br />

D 476/V<br />

U 546,571<br />

Adipinsäuredimethylester<br />

D 476/V<br />

U 571<br />

Adiponitril 301/T, 584/T<br />

D 258/V<br />

U 500,583<br />

Adipoyldichlorid, D 498/V<br />

Adogen 464 s. Aliquat 336<br />

Adrenalin 338,442<br />

Adsorbat 64<br />

Adsorbens 64<br />

Adsorption 63 f<br />

Adsorptionschromatographie<br />

65 ff, 74<br />

Adsorptionsmittel 64,70<br />

AH-Salze 488<br />

AIBN s. Azobisisobutyronitril<br />

aktivierte Ester<br />

D 216<br />

U 486<br />

aktivierter Komplex 150<br />

Aktivierungsenergie 150,166<br />

Aktivierungsenthalpie 150<br />

Aktivierungsentropie 151,165<br />

vonSN2-Rkk. 215 f<br />

Aktivkohle als Adsorbens 64<br />

Reinigung 742/V<br />

Akzeptorgruppen s. Elektronenacceptorgruppen<br />

Alachlor 488<br />

Alanin<br />

D 245/V.514/V<br />

I 704<br />

IR-Spektrum 705<br />

U 244<br />

ß-Alanin 487<br />

D 604/V, 671/V(L)<br />

I 704<br />

als Katalysator 527<br />

L-Alanyl-L-prolin 486<br />

Aldehyde 418/B<br />

D ausEpoxiden 306,<br />

665/AAV(I)<br />

aus geminalen Dihalogeniden<br />

236/AAV, 261/L<br />

aus Glycidestern 526<br />

aus Ozoniden 289, 307<br />

aus Vinylethern 315<br />

durch Glycolspaltung 448<br />

durch Hydratisierung von<br />

Acetylen 297<br />

durch Ox. 453/L<br />

nach OPPENAUER 574<br />

von primären Alkoholen<br />

430 ff, 432/A AV,<br />

434/AAV<br />

von Methylgruppen 418,<br />

425/AAV<br />

durch Oxosynthese 338<br />

durch Pinacolonumlagerung<br />

664/AAV<br />

durch Red. von Carbonsäureamiden<br />

mit komplexen<br />

Hydriden 566 f<br />

durch Red. von Carbonsäurechloriden<br />

566 f, 582<br />

durch Tiffeneau-Umlagerung<br />

665,681/L<br />

I 705 ff<br />

Geruch 684<br />

Hinweise auf 691<br />

IR 93<br />

Löslichkeit 687 f<br />

Nachweis bei DC 68,76<br />

UV-VIS 88<br />

R 566,601f<br />

Acetalbildung 468<br />

Add.<br />

an Olefine 317<br />

an vinyloge Carbonylverbb.<br />

599 ff<br />

von Blausäure 512<br />

Aldol-Rk. 518 ff,<br />

520/AAV<br />

tert-Alkylierung 606<br />

Aminierung, reduktive<br />

584/AAV<br />

Autox. 206<br />

Chlorierung 199<br />

Ethinylierung 516f<br />

Horner-Wadsworth-<br />

Emmons-Rk. 536 f<br />

Hydratisierung 468<br />

Hydrierung, katalytische<br />

582,583/AAV<br />

Knoevenagel-Rk. 527 ff<br />

Mannich-Rk. 530 ff<br />

mit Aminoverbb. 462 ff<br />

mit Diazomethan 667<br />

mit Grignard-Verbb.<br />

560 ff<br />

mit Nucleophilen 458 ff<br />

Nitrierung 358<br />

Ox. 430,436<br />

Red. 587,566,572<br />

mit komplexen<br />

Hydriden 568 ff<br />

Arylhydrazone 679<br />

Aldehyde, aliphatische, U<br />

535/L, 566/L<br />

Aldehyde, aromatische<br />

D aus Benzylidendihalogeniden<br />

236/AAV<br />

aus Chlormethylaromaten<br />

(Sommelet-Rk.) 388<br />

durch Gattermann-<br />

Synthesen 382<br />

durch Ox. 424/V(L), 425<br />

durch Stille-Reaktion<br />

407 f<br />

durch Vilsmeier-Synthese<br />

383<br />

mit Formylfluorid<br />

(Friedel-Crafts-Rk.) 382<br />

Aldehyde, reaktionsfähige,<br />

quantitative Bestimmung 467<br />

Aldehyde, a,ß-ungesättigte 324<br />

D 431,434<br />

Reaktivität 594<br />

Aldehydenamine, R 600<br />

ALDER s. DIELS<br />

Aldol 298AT<br />

Aldolisierung 520/AAV<br />

Aldolreaktionen 508,511,518 ff,<br />

599,618/L<br />

Mukaiyama-Variante 606<br />

säurekatalysierte 519<br />

Stereoselektivität 523


Aldosen 437<br />

Abbau 513<br />

Alicyclen<br />

Konformation 171 f<br />

ds-trans-Isomerie 172<br />

Aliquat 224,421,432,436,536<br />

Alizarin<br />

D 367/T<br />

I Derivate 712<br />

Alkalicellulose 241<br />

Alkalimetalle<br />

Aufbewahrung 120<br />

zur Red. von Carbonylverbb.<br />

587<br />

Alkane s. Kohlenwasserstoffe<br />

Alkan-1-ole, D 309/V<br />

Alkansulfochloride 208<br />

Alkansulfonsäuren 208<br />

Alkene s. Olefine<br />

Alkenylacetylene 404, 405<br />

Alkenylaromaten 408<br />

Alkenylhalogenide, R mit Organometallverbb.<br />

403 f, 405 ff<br />

Alkenylkupferverbb. 565<br />

Alkenyllithiumverbb. 564<br />

Alkenyltriflate, R mit Organometallverbb.<br />

403 f, 405 ff<br />

Alkine s. Acetylene<br />

Alkinole durch Add. von<br />

Acetylen an Aldehyde und<br />

Ketone 516 ff<br />

Alkohole (s. auch Alkanole)<br />

D aus prim. Aminen 624,<br />

630<br />

durch Cannizzaro-Rk.<br />

567, 575,516/AAV<br />

durch Hydratisierung von<br />

Alkenen 288,295 ff,<br />

348/L<br />

durch Hydroborierung<br />

289,308ff,308/AAV,<br />

349/L, 677<br />

durch Hydrolyse von<br />

Alkylchloriden und<br />

-sulfaten 234f,237/T<br />

durch Hydrolyse von<br />

Carbonsäureestern<br />

719/AAV(I)<br />

durch Hydroxylierung von<br />

Alkenen 302 ff,<br />

204/AAV, 205/AAV,<br />

348/L<br />

durch Ox. von Alkylgruppen<br />

419,445/T<br />

durch Oxosynthese 289,<br />

338<br />

durch Oxymercurierung<br />

288,301,301/AAV, 348/L<br />

durch Rk.von Carbonylverbb.<br />

mit Organolithiumverbb.<br />

401 f, 564<br />

mit Organomagnesiumverbb.<br />

509,558 f,<br />

562/AAV<br />

durch Red. von Carbonylverbb.<br />

katalytische Hydrierung<br />

582f/AAV<br />

mit komplexen<br />

Hydriden 568,<br />

570/AAV<br />

mit unedlen Metallen<br />

586 ff<br />

nach BOUVEAULT-BLANC<br />

567,588f/AAV<br />

nach MEERWEIN-PONN-<br />

DORF-VERLEY 567,<br />

572ff,573/AAV<br />

I 724 ff, 719<br />

Äquivalentmassebestimmung<br />

479/V<br />

Geruch 685<br />

Hinweise auf 691<br />

IR 92<br />

Löslichkeit 687 f<br />

MS 115<br />

R Add.<br />

an Olefine 317<br />

an a,ß-ungesättigte<br />

Carbonylverbb. 597<br />

zur Alkylierung von<br />

Aromaten 373<br />

Arylierung 411<br />

Chlorierung 202<br />

Chugaev-Eliminierung<br />

287/L<br />

Dehydratisierung 273 ff,<br />

275/AAV<br />

Dehydrierung, katalytische<br />

435<br />

mit Grignard-Verbb. 558<br />

nucleophile Subst. 226 ff<br />

Ox. 430 ff, 436<br />

nach OPPENAUER 574<br />

radikal. Red. 209<br />

Spaltung, oxidative 449<br />

Trimethylsilylierung<br />

259/AAV<br />

Veresterung<br />

mit Bromwasserstoffsäure<br />

228/AAV<br />

Register 781<br />

mit Carbonsäuren 474,<br />

475/AAV<br />

mit Halogenwasserstoffsäuren<br />

211,226 ff<br />

durch Mitsunobu-<br />

Reaktion 232<br />

Vinylierung 313/AAV<br />

U 240<br />

als Lösungsmittel 36,155,266<br />

Blockierung, reversible 667<br />

Reaktivität bei SN2-Rkk. 220<br />

Trocknung 28,742/V<br />

Alkohole, höhere, Nachweis bei<br />

DC 68<br />

Alkohole, secundäre, D 419AT<br />

R Ox. zu Ketonen 431/AAV<br />

Alkohole, tertiäre<br />

I 725<br />

R Dehydratisierung 274,277<br />

Alkoholyse<br />

von Benzoylchlorid<br />

479/AAV(I)<br />

von Carbonsäureanhydriden<br />

459,477<br />

von Carbonsäurechloriden<br />

479/AAV(I)<br />

von Carbonsäureestern 460,<br />

477,720<br />

von Carbonsäurehalogeniden<br />

459,477<br />

von Carbonsäuren 474 ff,<br />

475/AAV<br />

von Imidoestern 502<br />

von Phosgen 459,502<br />

von Sulfonsäurechloriden<br />

655/AAV<br />

Alkoxoniumsalze als Alkylierungsmittel<br />

608<br />

ß-Alkoxy-carbonylverbindungen,<br />

Acetale 469<br />

2-Alkoxy-3,4-dihydro-2//-pyran<br />

470<br />

a-Alkoxymethylen-nitrile,<br />

D 530,547/V<br />

Alkoxymethylenverbindungen,<br />

D 547/V,555<br />

Alkoxytrimethylsilane, D 259,<br />

259/AAV<br />

(a-Alkoxy-vinyl)allylether 678<br />

Alkydharze 305/T, 423/T,<br />

480/T<br />

Alkylallylacetale, R 678<br />

ß-Alkylamino-crotonsäureethylester,<br />

D 463/AAV, 602<br />

N-Alkyl-aminofumarsäureester<br />

D 315/AAV


782 Register<br />

R 603<br />

Alkylaromaten<br />

D 375/AAV, 401 f, 403 f, 408<br />

R Ox. 421/AAV<br />

Photobromierung<br />

203/AAV<br />

Photochlorierung<br />

198/AAV<br />

Alkylarylether, D 239/V(L)<br />

Alkylarylketone, Nitrierung 358<br />

Alkylarylsulfide s. Sulfide<br />

Alkylatbenzine 312<br />

Alkylbenzene 376/T<br />

Alkylbenzensulfonate<br />

D 202/T, 312/T, 377/T<br />

als Waschmittel 202/T, 367/T<br />

Alkylborane, D 308<br />

Alkylbromide 222,254<br />

D 228/AAV<br />

U 241,246,253/L,565<br />

Reaktivität bei SN2-Rkk. 216<br />

Alkylbromide, secundäre,<br />

D 253/V(L)<br />

Alkylcarbene 286<br />

Alkylchloride 222<br />

D 229/V(L), 237/T<br />

Alkylchlorsilane, D 559/T<br />

Alkylcyanide, D 256 ff<br />

Alkyl-2,4-dinitro-phenylsulfide,<br />

D 396/AAV(I)<br />

Alkylenhalogenide, R 400,403,<br />

405 ff, 408,565<br />

Alkenyltriflate, R 403,405 ff,<br />

408<br />

Alkylfluoride 227/B, 262/L<br />

D aus Alkyltosylaten<br />

253/AAV<br />

Reaktivität bei SN2-Rkk. 217<br />

Alkylgruppen<br />

!-Effekt 160<br />

sterischer Effekt 216<br />

tertiäre 182<br />

Alkylhalogenide (s. auch Halogenkohlenwasserstoffe;aliphatische)<br />

211 ff<br />

D 227 ff, 253,288<br />

aus Alkoholen 26l/L<br />

I Derivate 251/AAV, 721 ff<br />

MS 115<br />

R Chlorierung 202<br />

Dehydrohalogenierung<br />

266,277ff',279/AAV<br />

Hydrolyse 211,226,234 ff<br />

mit Alkalithiocyanaten<br />

249/AAV<br />

mit Alkoholaten und<br />

Phenolaten 237 ff<br />

mit Ammoniak und<br />

Aminen 242<br />

mit Aromaten 373<br />

mit Carboxylaten 24If<br />

mit Cyaniden 256<br />

mitEnolaten 606 ff<br />

mit Grignard-Verbb. 558 f<br />

mit kupferorgan. Verbb.<br />

565<br />

mit lithiumorgan. Verbb.<br />

564 f<br />

mit Natriumsulfid<br />

248/AAV<br />

mit Nitriten 254 f<br />

mit Phosphorverbb. 246<br />

radikal. Rk. mit<br />

Olefinen 319<br />

Subst., nucleophile 234 ff<br />

U 239,246<br />

Alkylhalogenide, tertiäre 223<br />

R mit Grignard-Verbb. 559<br />

Alkylhydrogensulfate 232,<br />

298/T<br />

D 232,237/T, 296<br />

R 211<br />

ß-Alkyl-ß-hydroxy-propionsäureethylester,<br />

D 566/V(L)<br />

Alkylidenacetessigsäuremethylester,<br />

B 602<br />

Alkylidenbis(ß-dicarbonyl)verbb.,<br />

B 599<br />

Alkylidenmalonester,<br />

D 527/V(L)<br />

a-Alkyliden-nitrile 429,530<br />

Alkylidenphosphorane 537 f<br />

R 619/L<br />

mit Carbonylverbb. 509,<br />

537<br />

Alkylierung<br />

von Ammoniak und<br />

Aminen 242 ff<br />

von Aromaten 373 ff<br />

von Carbonylverbb. 223,<br />

606ff,622/L<br />

von Phosphorverbb. 246 ff<br />

von Phosphoniumverbb.<br />

246 ff<br />

von Schwefelverbb. 248 ff<br />

Alkyliodide 222,227,254<br />

D 230/AAV, 253/V(L)<br />

aus Alkoholen 230/AAV<br />

aus Chloriden 252<br />

R Red. mit lodwasserstoff<br />

197<br />

U 240,565<br />

Reaktivität bei SN2-Rkk. 217<br />

Alkylkationen bei MS 115<br />

Alkylkupfer 565<br />

3-Alkyl-2-methyl-3-oxo-l-phenyl-propanole,<br />

D 524/V(L)<br />

Alkylnaphthalene, 202/T<br />

Alkylnitrite, D 254/AAV<br />

Alkylnitrite, tertiäre 223<br />

N-Alkyl-N-nitroso-harnstoffe<br />

zur D von Diazoalkanen 647<br />

N-Alkyl-N-nitroso-toluensulfonamide<br />

zur D von Diazoalkanen<br />

647<br />

N-Alkyl-N-nitroso-urethane zur<br />

D von Diazoalkanen 647<br />

Akylphenole 305/T, 377/T<br />

Alkylphenylpolyglycolether<br />

377/T<br />

Alkylphosphonsäurediethylester,D<br />

247/AAV<br />

Alkylphosphonsäureester 536<br />

N-Alkyl-phthalimide<br />

R Hydrazinolyse 243<br />

Hydrolyse 243<br />

Alkylpyridine, D 298/T, 526/T<br />

Alkylrhodanide s. Alkylthiocyanate<br />

3-Alkyl-1,3-thiazoliumsalze<br />

535<br />

Alkylthiocyanate, D 249/AAV<br />

S-Alkyl-thiouroniumpikrate<br />

D 251/AAV(I), 725/AAV(I),<br />

722/1<br />

I Äquivalentmassebestimmung<br />

251,722<br />

5-Alkyl-thiouroniumsalze 233<br />

D 251/V<br />

U 251<br />

Alkyl-p-toluensulfonate s. p-<br />

Toluensulfonsäurealkylester<br />

Alkyltrimethylammoniumhydroxid<br />

281<br />

Alkyltriphenylphosphoniumsalze<br />

537<br />

D 246/AAV<br />

Allene 173<br />

Allopurinol 605<br />

D-Allose, I 713<br />

Allylalkohol 202/T, 301/T, 573,<br />

678<br />

G 766<br />

I Derivate 725<br />

U 427<br />

Allylalkohole, D 237/T<br />

Allylamin 202/T


I Derivate 699<br />

Allyl-(a-aminovinyl)ether 678<br />

Allylarylether, Claisen-Umlagerung<br />

678<br />

Allylbromid<br />

D 229/V<br />

I Derivate 722<br />

R 678<br />

U 242,300,319,513,609 f<br />

Allylbromierungen mit N-Bromsuccinimid<br />

205/AAV<br />

Allylchlorid 202/T, 301/T<br />

D 299<br />

G 766<br />

I Derivate 722<br />

U 319<br />

Reaktionsgeschwindigkeit bei<br />

SN2-Rkk. 216<br />

2-Allyl-cyclohexanon,<br />

D 679/V(L)<br />

2-Allyl-cyclopentanon,<br />

D 679/V(L)<br />

Allylester 202/T<br />

Allylhalogenide<br />

R mit Grignard-Verbb. 559<br />

als Alkylierungsmittel 608 ff<br />

Allyliodid, Derivate 722<br />

Allylmalonsäure<br />

D 490/V<br />

U 492<br />

Allylmalonsäurediethylester<br />

D 609<br />

U 490<br />

2-Allyl-phenol, D 678/V<br />

4-Allyl-phenol D 222<br />

Allylphenylether<br />

D 222<br />

U 678<br />

Allylradikal 190<br />

Allylspaltung bei MS 115<br />

Allylumlagerung 660<br />

Allylvinylether<br />

D 678<br />

R Claisen-Umlagerung 678<br />

Alterungsschutzmittel 252,361<br />

Aluminium zur Reduktion von<br />

Carbonylverbindungen 587<br />

Aluminiumalkoholate 572, 743<br />

Aluminium-tert-butanolat 574<br />

D 743/V<br />

Aluminiumchlorid<br />

als Friedel-Crafts-<br />

Katalysator 373<br />

als Katalysator bei Diels-<br />

Alder-Rkk. 332<br />

Reinigung 743/V<br />

Aluminiumisopropanolat<br />

D 743/V<br />

G 743,766<br />

U 573<br />

Aluminiumoxid<br />

als Adsorptionsmittel 64<br />

als stationäre Phase 66 ff<br />

als Trockenmittel 25<br />

zum Entfärben von<br />

Lösungen 65<br />

Aluminiumphenolat 574<br />

Amberlite XAD 64,65<br />

ambidente Anionen 222,552<br />

R Alkylierung 608<br />

ambidente Nucleophile 168<br />

Regioselektivität 222 ff<br />

ambifunktionell s. ambident<br />

Ameisensäure<br />

D 448/B<br />

G 766<br />

I Derivate 715<br />

R Veresterung 474<br />

Acidität 457<br />

Azeotrop mit Wasser 56<br />

Ameisensäureester 549/T<br />

R Esterkond. 543 f<br />

Ameisensäureethylester<br />

G 766<br />

R 543<br />

U 546<br />

Ameisensäuremethylester<br />

D 494/V(L)<br />

G 766<br />

U 546<br />

Amidacetale 678<br />

Amide s. Carbonsäureamide<br />

Amidine 501<br />

für Eliminierungen 268<br />

Amidomethylierung von<br />

Aromaten 386/L<br />

Aminale, D 463<br />

Amine<br />

D aus Alkoholen 246/T<br />

aus Halogenverbb. 262/L,<br />

388<br />

aus Organoboranen 308<br />

aus Organometallverbb.<br />

401<br />

durch Add. von Aminen<br />

an a,ß-ungesättigte<br />

Carbonylverbb. 595<br />

durch Alkylierung<br />

von Ammoniak und<br />

Aminen 242 ff<br />

von Azomethinen 243<br />

Register 783<br />

von Phthalimid<br />

(GABRIEL) 243<br />

von Sulfonamiden 243<br />

von Urotropin<br />

(DELEPINE) 244<br />

durch Aminomethylierung<br />

von Aromaten 386<br />

durch Bouveault-Blanc-<br />

Red. 589f/AAV(I),<br />

719/AAV(I)<br />

durch Hofmann-Abbau<br />

669 f/A AV<br />

durch Hydrierung von<br />

Azomethinen 567,<br />

582/AAV<br />

durch Mannich-Kond.<br />

530<br />

durch Red. von Carbonsäureamiden<br />

569,<br />

570/AAV<br />

durch reduktive Aminierung<br />

von Carbonylverbb.<br />

katalytisch 584/AAV<br />

nach LEUCKART-<br />

WALLACH 578/AAV<br />

durch Red. von Nitroverbb.<br />

624,628/AAV(I),<br />

735/1<br />

durch Schmidt-Rk.<br />

672f/AAV<br />

I 485,655,698 ff, 719,735<br />

Äquivalentmassebestimmung<br />

629/AAV,<br />

702<br />

Derivate 698 ff<br />

Hinweise auf 694<br />

IR 92<br />

Löslichkeit 688<br />

Nachweis bei DC 68<br />

Trennung von Amingemischen<br />

655,<br />

657/AAV, 698<br />

R Add. an vinyloge Carbonylverbb.<br />

595<br />

Alkylierung 212,242 ff<br />

reduktive 621/L<br />

mit Grignard-Verbb. 558<br />

Ox. 416 f<br />

Quaternierung 212<br />

Trimethylsilylierung<br />

259/AAV<br />

U Add. an vinyloge Carbonylverbb.<br />

595/AAV<br />

Kennzeichnung der Druckgasflaschen<br />

20<br />

Trocknung 28


784 Register<br />

Amine, aromatische<br />

D aus aktivierten Aromaten<br />

mit Aminen 395<br />

durch palladiumkatalysierte<br />

Kupplung von<br />

Arylhalogeniden, -triflaten<br />

und -diazoniumsalzen<br />

mit Aminen 411<br />

durch Red.<br />

von Azoverbb. 645<br />

von Nitroverbb.<br />

627f/AAV<br />

I 68,684<br />

R lodierung 368<br />

mit salpetriger Säure 392,<br />

632<br />

Nitrierung 358<br />

Ox. 440<br />

Rhodanierung 372<br />

Sulfonierung 362<br />

Vilsmeier-Synthese 383<br />

Amine, heteroaromatische<br />

D 605<br />

nach CHICHIBABIN 395<br />

Amine, primäre<br />

D aus Azoverbb. 645<br />

aus Nitroverbb.<br />

627f/AAV<br />

aus Isonitrosoverbb. 629<br />

ausNitrilen 582 f/AAV,<br />

570/AAV<br />

nach BOUVEAULT-BLANC<br />

589f/AAV,719/AAV<br />

durch Hofmann-Abbau<br />

670/AAV<br />

I 634<br />

R Alkylierung 242<br />

mit Carbonylverbb. 462,<br />

602<br />

mit Carbonsäuren und<br />

Derivaten 481<br />

Adsorptionsaffinität 64<br />

Amine, secundäre<br />

D aus Azomethinen<br />

582 f/AAV<br />

aus N,N-Dialkyl-p-nitrosoanilinen<br />

393<br />

R mit Carbonylverbb. 462<br />

mit salpetriger Säure 633<br />

Vinylierung 313<br />

Amine, tertiäre<br />

I Quarternierung 245/AAV<br />

Adsorptionsaffinität 64<br />

Aminierung,<br />

reduktive 584/AAV<br />

4-Amino-acetanilid, U 373<br />

2-Amino-acetophenon<br />

D 425/T<br />

I IR-Spektrum 711<br />

4-Amino-acetophenon 162<br />

D 425AT<br />

I IR-Spektrum 710<br />

a-Amino-alkohole, Umlagerung<br />

665<br />

ß-Amino-alkohole, R 485<br />

2-Amino-anthrachinon 396/T<br />

Aminoanthrachinone, D 399/T<br />

3-Amino-1 -aryl-pyrazol-5-one,<br />

D 482/AAV<br />

3-Amino-benzaldehyd, U 638<br />

3-Amino-benzaldehydethylenacetal,D<br />

628/V<br />

3-Amino-benzensulfonsäure<br />

399/T<br />

2-Amino-benzoesäure, s.<br />

Anthranilsäure<br />

3-Amino-benzoesäure, I 704<br />

4-Amino-benzoesäure 423/T<br />

I 700,704<br />

U 649<br />

4-Amino-benzoesäure (ß-diethy 1aminoethyl)ester<br />

480/T<br />

4-Amino-benzoesäuremethylester,<br />

D 480/T, 649/V<br />

2-Amino-benzonitril,<br />

IR-Spektrum 701<br />

3-Amino-benzophenon,<br />

D 628/V<br />

2-Amino-benzthiazole, D 372/B,<br />

373/AAV<br />

N-(2-Amino-benzthiazol-6-yl)acetamid,D<br />

373/V<br />

3-Amino-l-(4-brom-phenyl)-J 2 -<br />

pyrazol-5-on, D 483/V<br />

a-Amino-buttersäure<br />

D 245/V.515/V<br />

I 705<br />

a-Amino-carbonsäureester, Rk.<br />

mit salpetriger Säure 631<br />

Aminocarbonsäurehydrochloride,<br />

IR 92<br />

a-Amino-carbonsäuren<br />

D aus Aldehyden über<br />

a-Amino-nitrile<br />

(STRECKER) 501,513,<br />

514/AAV<br />

aus alkylierten N-Acylaminomalonestern<br />

492,<br />

636<br />

aus a-Halogen-carbonsäuren<br />

245/AAV, 614<br />

durch Säureamid-Abbau<br />

(HOFMANN) 670<br />

über Azlactone<br />

(ERLENMEYER), Hydantoin,<br />

Rhodanin 525<br />

I 688<br />

Löslichkeit 687<br />

Nachweis durch DC 68<br />

quantitative Bestimmung 634<br />

R Peptidsynthesen 485<br />

co-Amino-carbonsäuren, D 323<br />

a-Amino-carbonylverbb., D 635<br />

ß-Amino-carbonylverbb., D 604<br />

Aminochinoline, D 395<br />

2-Amino-6-chlor-benzthiazol,<br />

D 373/V<br />

3-Amino-1 -(2-chlor-phenyl)- A 2 -<br />

pyrazol-5-on, D 483/V<br />

3-Amino-l-(3-chlor-phenyl)-J 2 -<br />

pyrazol-5-on, D 483/V<br />

3-Amino-l-(4-chlor-phenyl)-zl 2 -<br />

pyrazol-5-on, D 483/V<br />

ß-Amino-crotonsäureester 162<br />

D 482<br />

U 604/L<br />

ß-Amino-crotonsäureethylester,<br />

D 463,464/V, 602<br />

2-Amino-3-cyan-4-methyl-thiophen-5-carbonsäureethylester,D<br />

429/V<br />

4-Amino-N,N-dimethylanilin,<br />

Ox. 440,442<br />

2-Amino-4,5-dimethyl-thiophen-<br />

3-carbonsäuremethylester,<br />

D 429/V<br />

a-Amino-essigsäure, D 245/V<br />

Aminoessigsäureester aus Chloressigsäureestern<br />

2-Amino-6-ethoxy-benzthiazol,<br />

D 373/V<br />

Aminofumarsäurediethylester,<br />

D 315/V<br />

Aminofumarsäuredimethylester,<br />

D 315/V<br />

4-Amino-2-hydroxy-benzoesäure<br />

392<br />

6-[Amino-(4-hydroxy-phenyl)acetamidoj-penicillansäure<br />

486<br />

Aminoketone 470<br />

a-Amino-ketone, Rk. mit<br />

salpetriger Säure 631<br />

ß-Amino-ketone 532<br />

Aminolyse<br />

von Carbonsäureamiden 485


von Carbonsäureanhydriden<br />

459,484<br />

von Carbonsäurechloriden<br />

484/AAV(I)<br />

von Carbonsäureestern 460,<br />

482,483/AAV(I), 720<br />

von Carbonsäurehalogeniden<br />

459,484<br />

von Carbonsäuren 481 ff<br />

von Chlorsilanen 259<br />

Aminomaleinsäuredimethylester,D<br />

316/V<br />

2-Amino-6-methoxy-benzthiazol,<br />

D 373/V<br />

l - Amino-2-methoxy-5-methylbenzen,<br />

U 645<br />

4'- Amino-5'-methoxy-2'-methy 1-<br />

4-nitro-azobenzen, D 645/V<br />

l - Amino-2-methoxymethylpyrrolidine<br />

611<br />

3-Amino-1-(3-methoxy-phenyl)-<br />

J 2 -pyrazol-5-on, D 483/V<br />

2-Amino-6-methyl-benzthiazol,<br />

D 373/V<br />

l - Amino-3-methyl-butancarbonsäure,D<br />

245/V<br />

Amimomethylierung 530<br />

vonAromaten 353,386<br />

von Phenolen 386/L<br />

3-Amino-1 -(4-methyl-phenyl)-<br />

J 2 -pyrazol-5-on, D 483/V<br />

2-Amino-4-methyl-thiophen-3,5dicarbonsäurediethylester,<br />

D 429/V<br />

5-Amino-3-methylthio-l-phenylpyrazol-4-carbonsäuremethylesterD<br />

606/V<br />

3-Amino-5-methylthio-pyrazol-<br />

4-carbonitril, D 606/V<br />

l - Amino-naphthalen<br />

G 766<br />

U 504<br />

2-Amino-naphthalen-1-sulfonsäure.D<br />

365/L<br />

l - Amino-naphth-2-ol-hydrochlorid<br />

D 442/V<br />

U 442<br />

4- Amino-naphth-1 -ol-hydrochlorid,<br />

U 442/L<br />

Aminonitrile, D 513<br />

6-Amino-penicillansäure 486<br />

l - Amino-pentancarbonsäure,<br />

D 245/V<br />

3-Amino-pentan-3-carbonsäure,<br />

D 515/V(L)<br />

4-Amino-pent-3-en-2-on,<br />

D 464/V<br />

4-Amino-phenetol, D 628/V<br />

2-Amino-phenol, Derivate 700<br />

3-Amino-phenol<br />

D 399/T<br />

G 766<br />

I Derivate 700<br />

U 392<br />

4-Amino-phenol<br />

I Derivate 700<br />

U 487<br />

Aminophenole 361<br />

D 627,646<br />

I Löslichkeit 688<br />

2- Amino-1 -phenyl-propan,<br />

D 585/V<br />

5-Amino-1-phenyl-pyrazol-4carbonitril,<br />

D 606/V<br />

5-Amino-l -phenyl-pyrazol-4carbonsäureethylester,<br />

D 606/V<br />

3-Amino-l-phenyl-J 2 -pyrazol-5on,<br />

D 483/V<br />

4-Amino-phenylthiocyanat,<br />

D 373/V<br />

2-Amino-4-phenyl-thiophen-3carbonsäureethylester,<br />

D 429/V<br />

a-Amino-propionsäure,<br />

D 245/V<br />

N-(3-Amino-propyl)-e-caprolactam<br />

D 584/V<br />

U 502<br />

3 (5)-Amino-pyrazol-4-carbonitril.D<br />

606/V<br />

3(5)-Amino-pyrazol-4-carbonsäureester<br />

und -carbonitrile,<br />

D 606/AAV<br />

3(5)-Amino-pyrazol-4-carbonsäureethylester,<br />

D 606/V<br />

3-Amino-pyrazolone,<br />

D 482/AAV<br />

2-Amino-pyridin<br />

D 395,397/V<br />

G 766<br />

I Derivate 700<br />

U 657/L<br />

4-Amino-pyridin, D 395<br />

4-Amino-salicylsäure 392/T<br />

D 392/V<br />

Aminosäurehydrochloride, IR<br />

92<br />

Aminosäuren s. Aminocarbonsäuren<br />

Register 785<br />

4-Aminosulfonyl-acetanilid,<br />

D 657/V<br />

2-Amino-4,5-tetramethylenthiophen-3-carbonitril,<br />

D 429/V<br />

2-Amino-4,5-tetramethylenthiophen-3-carbonsäureethylester,<br />

D 429/V<br />

2-Amino-thiophen-3-carbonsäureester,<br />

D 429/AAV<br />

2-Amino-thiophene, D 530<br />

a-Amino-valeriansäure,<br />

D 245/V<br />

Aminoverbindungen<br />

I 697 ff<br />

R mit salpetriger<br />

Säure 630 ff<br />

Aminoxide, Pyrolyse 283<br />

Amitraz 502<br />

Ammoniak<br />

G 743,766<br />

R 602<br />

Add. an vinyloge<br />

Carbonylverbb. 595<br />

Alkylierung 242 ff<br />

U 315,464,585<br />

als Lösungsmittel 155<br />

Kennzeichnung der Druckgasflasche<br />

20<br />

PKs. Wert 158,510<br />

Trocknung 743/V<br />

(ß-Amino-vinyl)carbonylverbindungen,<br />

D 605<br />

Ammoniumacetat als Katalysator<br />

527<br />

Ammoniumbasen, quartäre,<br />

Eliminierung von Trialkylamin<br />

273,281,283<br />

Ammoniumchlorid, G 766<br />

Ammoniumformiat, U 578<br />

Ammoniumhydroxide, quartäre,<br />

D 282<br />

R 273,282<br />

Ammoniumion, pKs-Wert 158,<br />

510<br />

Ammoniumsalze, quartäre (s.<br />

auch Aliquat 336) 224,245/T<br />

D 262/L<br />

Ammoniumsulfid als Red.-mittel<br />

627<br />

Ammonolyse<br />

von Estern 482,482/AAV<br />

von Sulfochloriden 657/AAV<br />

Ammoxidation 419/T<br />

Amoxicillin 486<br />

Amphetamin 579


786 Register<br />

amphotere Verbb. 158<br />

Ampullen, Füllen von 121<br />

Amyl- s. Pentyl-<br />

AN s. Acrylonitril<br />

Analgetica 487,612<br />

Analyse organ. Verbb. 683 ff,<br />

739/L<br />

Andrussov-Verfahren 419/T<br />

Aneurin 530/T<br />

angeregter Zustand 85<br />

Anhydron, Trockenmittel 25<br />

Anile 463<br />

Anilin 442<br />

D 628/V, 629/T, 674/V<br />

G 766<br />

I Derivate 699<br />

UV-VIS-Spektrum 89<br />

13 C-NMR 109<br />

Oxidationspotential 416<br />

PKs-Wert 158<br />

R Zweitsubstitution 357<br />

U 316,373,443,464,504,<br />

585,596,637,639,642,<br />

645,680/L<br />

ß-Anilino-crotonsäureethylester,<br />

D 464/V<br />

Anilinofumarsäuredimethylester,D<br />

316/V<br />

3-Anilino-propiononitril,<br />

D 596/V<br />

3-Anilino-propionäureethylester,<br />

D 596/V<br />

Anilinphthalatlösung, D 743/V<br />

Anilinschwarz 444<br />

Anisaldehyd 68<br />

D 384<br />

I Derivate 707<br />

U 428,522,526 f, 537,546,<br />

576<br />

als Dehydrierungsmittel 574<br />

Anisgeruch 685<br />

m-Anisidin<br />

I Derivate 699<br />

U 639<br />

o-Anisidin<br />

G 766<br />

I Derivate 699<br />

U 638<br />

p-Anisidin<br />

G 766<br />

I Derivate 700<br />

IR-Spektrurn 701<br />

Oxidationspotential 416<br />

U 373,5%, 645, 680<br />

3-(p-Anisidino)propiononitril,<br />

D 596/V<br />

p-Anisoin, D 534/V<br />

Anisol<br />

D 238/V,636<br />

R Kupplung 643<br />

U 365,370,381,384<br />

13 C-NMR 109<br />

Lösungsmittel bei Grignard-<br />

Rkk. 558,561<br />

Anisotropieeffekte 107<br />

p-Anisoylchlorid, U 652<br />

Anissäure<br />

D 239/V,450/V<br />

I Derivate 716<br />

U 649<br />

Anissäuremethylester, D 649/V<br />

p-Anisylchlorid s. 4-Methoxybenzylchlorid<br />

Anschütz-Aufsatz 6f<br />

Anschütz-Thiele-Vorstoß 42<br />

Antaphron 43<br />

Anthracen<br />

D 453/V<br />

I Derivate 732<br />

UV-VIS-Spektrum 89<br />

R Cycloadd. 330<br />

Ox. 440/T<br />

Rhodanierung 372<br />

U 333,440<br />

Oxidationspotential 416<br />

Anthracen-9-carbaldehyd<br />

I Derivate 707<br />

U 540<br />

Anthrachinon 396/T, 423/T,<br />

454/L<br />

D 379,440/V, 440/T<br />

I Derivate 712<br />

Löslichkeit 688<br />

Elektrodenpotential 417<br />

Anthrachinonsulfonsäure 399/T<br />

Anthranilsäure<br />

D 671/V<br />

I 704<br />

U 642/L,645<br />

Antiarthritika 605<br />

Antibiotika 303,395,486<br />

anticlinal 17Of<br />

Antidiabetica 658<br />

Antiepileptica 612<br />

Antihypertensiva 486<br />

anti-Markovnikov-Addition<br />

308,597,677<br />

Antimonpentachlorid als<br />

Katalysator 373<br />

Antioxidantien 207,361/T, 377,<br />

629<br />

Antipellagra-Wirkstoff 487<br />

antiperiplanar 169 f, 271<br />

Antipoden 173<br />

Antipyretica 487<br />

Antipyrin 487<br />

Antiseptica 596<br />

Äpfelsäure, Derivate 716<br />

Apiezonfette 2,75<br />

äquatorial 171,272<br />

Äquivalentmassebestimmung<br />

von Aminen 629/AAV(I),<br />

698<br />

von Carbonsäuren<br />

715/AAV(I)<br />

von Estern 492/AAV(I)<br />

von Sulfonsäuren 737<br />

vonThiolen 735/AAV(I)<br />

Arabinose, I 713<br />

Aralkylidenacetessigsäureester,<br />

D 602<br />

Arbeitssicherheit 124/L, 186,<br />

763,775f/L<br />

Arendiazoniumtetrafluorborate,<br />

D 632/V(L)<br />

AR-Glas l<br />

Arginin, I 705<br />

Arin 397<br />

Arine als Dienophile 330<br />

Arndt-Eistert-Rk. 667,681/L<br />

Aromaten (s. auch Kohlenwasserstoffe,<br />

aromatische)<br />

D durch katalytische<br />

Dehydrierung 451<br />

durch Reduktion von<br />

Diazoniumsalzen 636 ff<br />

I durch Chlorsulfonierung<br />

365/AAV<br />

durch Nitrierung<br />

690/AAV<br />

Hinweise auf 656,690<br />

IR 93<br />

R Amidomethylierung<br />

386/L<br />

Bromierung 369/AAV,<br />

371/AAV, 412/L<br />

Carboxylierung<br />

390ff/AAV,413/L<br />

Chlorierung 412/L<br />

Chlormethylierung<br />

387/AAV,413/L<br />

Chlorsulfonierung<br />

364/AAV, 412/L<br />

Formylierung 385/L<br />

Friedel-Crafts-<br />

Acylierung 378 ff,<br />

380/AAV, 413/L


Friedel-Crafts-<br />

Alkylierung 373 ff,<br />

375/AAV, 413/L<br />

Gattermann-Synthese<br />

382,413/L<br />

Halogenierung 367 ff<br />

Hoesch-Synthese 413/L<br />

Hydrierung 351/L<br />

Hydroxymethylierung<br />

385 ff<br />

lodierung 412/L<br />

Nitrierung 148,358 ff,<br />

359/AAV, 412/L<br />

Nitrosierung 392<br />

Ox. 416,421/AAV<br />

zu Chinonen 438,<br />

439/AAV<br />

Rhodanierung s. Thiocyanierung<br />

Subst. 351 ff<br />

elektrophile 352 ff,<br />

41 l/L<br />

metallvermittelte 399 ff<br />

nucleophile 393 ff, 413/L<br />

Sulfonierung 361 ff, 366/V,<br />

412/L<br />

Thiocyanierung 372/AAV,<br />

412/L<br />

Vilsmeier-Synthese 383 ff,<br />

383/AAV, 413/L<br />

zu Triphenylmethanfarbstoffen<br />

390/V<br />

Zweitsubstitution 354 ff<br />

Aromaten, alkylierte<br />

D durch Alkylierung von<br />

Aromaten nach FRIEDEL-<br />

CRAFTS 373 ff<br />

Ox. 419 ff<br />

Aroylbenzoesäuren<br />

D 381/AAV(I), 731/1<br />

I 379<br />

Äquivalentmassebestimmung<br />

731<br />

Arrhenius-Gleichung 15Of<br />

Arsenpentoxid als Dehydrierungsmittel<br />

596<br />

Arsonsäuren, D aus Diazoniumsalzen<br />

(SANDMEYER) 640<br />

Arylacetylene, D 404,405<br />

co-Aryl-alkancarbonsäuren,<br />

D 426<br />

Arylalkylketone, Ox. 426<br />

Arylboronsäuren und -ester<br />

D 403<br />

R 403,406f<br />

Arylcarbonsäuren, D 421/AAV<br />

3-Aryl-cyclohexene, D 410<br />

Aryl-2,4-dinitrophenylsulfide,<br />

D 396/AAV(I)<br />

Arylessigsäuren, D 421/AAV<br />

Arylfluoride, D 636<br />

Arylglyoxale, D 426/AAV<br />

Arylhalogenide s. Halogenkohlenwasserstoffe,<br />

aromatische<br />

Aryl-Heteroatom-Kupplungen<br />

411<br />

Arylhydrazine<br />

D 624,638/AAV<br />

U 466,680<br />

Arylhydrazone<br />

D 466,643<br />

R Umlagerung 679<br />

Aryllithium- und Arylmagnesiumverbb.<br />

D 399 ff, 563 f<br />

R 401 f, 563 f<br />

Arylmethylketone, Ox. 426,675<br />

Aryloxyessigsäuren,<br />

D 728/AAV(I)<br />

l-Aryl-pyrazol-5-one 488,556<br />

Arylsulfonamide, Löslichkeit in<br />

Laugen 688<br />

Arzneimittel 246,259,338,382,<br />

395,423,468,480,482,486 ff,<br />

517,524,530,533,549,603,<br />

605,612,639,654,657 f,<br />

674/V(L), 612<br />

Ascorbinsäure 438/T, 470,480,<br />

713/1<br />

Asinger-Rk. 428<br />

Asparagin, I 704<br />

Asparaginsäure, I 705<br />

L-Asparagyl-L-phenyl-alaninmethylester<br />

486<br />

Aspartam 486<br />

Aspirin 392, 480<br />

asymmetrische Katalyse 179<br />

asymmetrisches Atom 173<br />

asymmetrische Synthese s.<br />

stereoselektive Synthese<br />

Atmungskette 418,442<br />

Atomkerne, magnetische Eigenschaften<br />

98<br />

Atommassen bei MS 113f<br />

Atomorbitale 166<br />

Atropin 533<br />

A tropisomere 171<br />

Ätzkali als Trockenmittel 25<br />

Ätznatron als Trockenmittel 25<br />

Auslegeschriften (AS) 131<br />

Ausschütteln 60<br />

Autoklaven 18 f<br />

Register 787<br />

katalytische Hydrierungen<br />

342 ff, 343/A AV, 583/A AV<br />

reduktive Aminierung<br />

584/AAV<br />

AUTONOM (Computerprogramm)<br />

138<br />

Autoxidation 206,418<br />

Auxiliar 178<br />

auxochrome Gruppen 87<br />

axial 171,272<br />

Aza-Cope-Umlagerung 679<br />

l-Aza-phenanthren,D 597'/V<br />

Azapolymethine 556<br />

Azelainsäure 307<br />

D 447/V<br />

I Derivate 716<br />

Azeotrop 56<br />

Azidion, Rk. mit Alkylhalogenid<br />

225<br />

Azide 324,329<br />

R Photolyse 286<br />

IR 93<br />

cis-1 - Azido-2-chlor-cyclohexan,<br />

D 232/L<br />

Azine 324,431,463<br />

R Chlorierung 199<br />

Azlactone 525<br />

D 618/L<br />

Azobenzen, D 626<br />

Azobisisobutyronitrit (AIBN)<br />

G 766<br />

als Initiator 319<br />

Bindungsdissoziationsenthalpie<br />

189<br />

Azodicarbonsäurediethylester,<br />

R 232<br />

Azofarbstoffe 444,488,549,<br />

556,642 ff, 646<br />

D 444/AAV, 625, 645/AAV,<br />

646<br />

Azo-Hydrazon-Umlagerung<br />

660<br />

Azokupplung 353,444, 625,<br />

642ff,644/AAV<br />

Azomethan, Bindungsdissoziationsenthalpie<br />

189<br />

Azomethin-Enamin-Umlagerung<br />

660<br />

Azomethine 243,462,468,584<br />

D 462,617/L<br />

R Carbonyl-Rk. 457<br />

Hydrierung 341,582,<br />

582f/AAV<br />

mit Grignard-Verbb. 561<br />

zu secundären<br />

Aminen 243


788 Register<br />

I IR 93<br />

UV-VIS 88<br />

Azopigmente 646<br />

Azoverbindungen 659/L<br />

D 626<br />

I 684<br />

Löslichkeit 688<br />

UV-VIS 88<br />

Azoxybenzen 627<br />

Azoxyverbb. D 624,626<br />

Azulen 352<br />

Back-Verfahren 362<br />

Bäckerhefe, Reduktion mit 579<br />

Baeyersche Probe 446<br />

Baeyer-Villiger-Ox. 676, 682/L<br />

Bakelite 389<br />

Bamford-Stevens-Rk. 581 f,<br />

621/L<br />

Barbitursäuren 487,549,612<br />

Barton-Regel 271<br />

Basen 156 ff, 184/L<br />

harte, weiche 159,167<br />

Basispeak bei MS 114f, 118<br />

Basizität 157 ff<br />

und Nucleophilie 159<br />

Bashkirov-Ox. 418<br />

bathochrom 86 ff<br />

Baumwolle, Färben 646<br />

Bechamp-Rk. 627, 629<br />

Bechergläser 3,123<br />

Beckmann-Umlagerung 466,<br />

674,682/L<br />

BEILSTEIN 133 ff<br />

Datenbank 140 ff<br />

Benzaldehyd 202/T<br />

D 235,236/V,425/T,433/V,<br />

433/V<br />

G 744,766<br />

I Derivate 706<br />

UV-VIS-Spektrum 89<br />

R 599<br />

Nitrierung 358<br />

Wittig-Rk. 537<br />

Aldol-Rk. 524<br />

U 199/L,360,427,467,469,<br />

471,585,513,515,521,<br />

526,529,537,546,576,<br />

578,563,566/L<br />

Reinigung 744<br />

Benzaldehydcyanhydrin<br />

D 513/V<br />

U 501/L<br />

Benzaldehyddiethylacetal,<br />

D 469/V,47!/V<br />

Benzaldehydoxim 172<br />

Benzaldoxime<br />

D 467/AAV<br />

U Chlorierung 201/AAV<br />

Benzamide<br />

D 698/1,704/AAV(I)<br />

U 507<br />

Benzanilid<br />

D 674/V<br />

U 507<br />

Benzen 181,347/T, 352<br />

D 451/B<br />

G 766<br />

I 13 C-NMR 109<br />

Derivate 732<br />

l H-chemische Verschiebung<br />

101<br />

UV-VIS-Spektrum 89<br />

R Add. von Chlor 317<br />

Friedel-Crafts-Alkylierung<br />

375/AAV<br />

Metallierung 400<br />

Ox. 447<br />

Sulfonierung 361<br />

U 319,360,364,370,375,<br />

375,380,381/L, 387<br />

als Lösungsmittel 64<br />

als Wasserschlepper 56<br />

azeotrope Gemische 56,744<br />

Bindungsdissoziationsenthalpie<br />

189<br />

Gemische mit Toluen, destillative<br />

Trennung 50<br />

Oxidationspotential 416<br />

lonisierungsenergie 168<br />

pKs-Wert 158<br />

Reinigung und Trocknung<br />

744/V<br />

Ringstrom 102<br />

Siedetemperatur, Druckabhängigkeit<br />

40<br />

Benzene, substituierte, ! ^-chemische<br />

Verschiebung 110<br />

Benzencarbonsäuren, substituierte,<br />

D 423/V(L)<br />

Benzendiazoniumsalze 466,408,<br />

639<br />

Benzen-l,3-disulfonsäure 399/T<br />

D 363<br />

Benzensulfochlorid<br />

D 364/V<br />

U 654,657<br />

Benzensulfonamid, D 657/V<br />

Benzensulfonamide,<br />

D 657/AAV(I), 698/1<br />

Benzensulfonsäure<br />

D 361<br />

I Derivate 737<br />

Benzensulfonsäurecyclohexylester,<br />

Solvolyse 267<br />

Benzen-l,3,5-tricarbonsäureester,<br />

D 544<br />

Benzhydroximoylchloride,<br />

substituierte<br />

D 201/AAV<br />

U 329<br />

Benzidin<br />

D 627<br />

I Derivate 700<br />

Benzil<br />

D 435/V<br />

I Derivate 708<br />

Benzilsäure, Derivate 716<br />

Benzilsäureumlagerung 576<br />

Benzimidazole 485/B<br />

Benzin, Reinigung 744<br />

Benzocain 423/T, 480/T<br />

p-Benzochinon<br />

D 441,442/L, 443/V(L)<br />

G 766<br />

I Derivate 711<br />

IR-Spektrum 712<br />

R als Dienophil 330<br />

mit Enaminen 603,617<br />

U 603<br />

p-Benzochinon/Hydrochinon,<br />

Elektrodenpotential 416<br />

Benzoesäure 347/T, 423/T<br />

D 420,422/V, 563/V<br />

I Derivate 716<br />

R Nitrierung 358<br />

U 370,371,498,672,674<br />

pKs-Wert 158<br />

Benzoesäureallylester, D 242/V<br />

Benzoesäurebenzylester,<br />

D 242/V<br />

G 766<br />

Benzoesäurebutylester,<br />

D 242/V<br />

Benzoesäurechloride s. Benzoylchloride<br />

Benzoesäureester<br />

D 241/AAV<br />

I 479/AAV<br />

R Hydrolyse 457<br />

Benzoesäureethylester<br />

D 476/V<br />

U 546,563


substituierte, Verseifungsgesch<br />

windigkeit 163<br />

Benzoesäuremethylester<br />

D 476/V<br />

U 360<br />

Benzoesäuren, substituierte 163<br />

D 422/AAV<br />

Benzoin<br />

D 534/V<br />

I Derivate 708,726<br />

U 435,583<br />

Benzo[e]indol-2-carbonsäureethylester,D<br />

680/V<br />

Benzo[g]indol-2-carbonsäureethylester.D<br />

680/V<br />

Benzoinkondensation 533 f,<br />

619/L<br />

Benzol s. Benzen<br />

Benzonitril<br />

D 419/T,642/V<br />

13 C-NMR 109<br />

Benzonitrile, D 404<br />

Benzonitriloxid, U 329<br />

Benzophenon<br />

D 376,376/V, 435/V<br />

I Derivate 708<br />

U 402,583,540,674<br />

Benzophenon-o-carbonsäure<br />

379<br />

Benzotrichlorid s. Trichlormethylbenzena-Benzoyl-acetessigsäureethylester<br />

s. 2-Benzoyl-3-oxobutansäureethylester<br />

Benzoylaceton, D 546/V<br />

ß-Benzoyl-acrylsäure,<br />

D 381/V(L)<br />

Benzoylaminoessigsäure 525<br />

Benzoylchlorid 202/T<br />

D 498/V<br />

G 766<br />

U 479, 494,553/L, 652<br />

Benzoylchloride<br />

R Alkoholyse 457<br />

Ethanolysegeschwindigkeit<br />

480/L<br />

Benzoylessigsäureethylester<br />

D 547/L, 550/V, 552/L<br />

U 552/L<br />

Benzoylessigsäuremethylester,<br />

D 550/V<br />

Benzoylmalonsäurediethylester,<br />

D 553/V<br />

2-Benzoyl-3-oxo-butansäureethylester<br />

D 553/V<br />

U 550<br />

Benzoylperoxid 200,322<br />

G 744,766<br />

Reinigung 744/V<br />

Bindungsdissoziationsenthalpie<br />

189<br />

3-Benzoyl-propionsäure 181<br />

D 381/V(L)<br />

U 581<br />

3-Benzoyl-propionsäurediethylamid,<br />

retrosynth.<br />

Analyse 181<br />

2-Benzoyl-thiophen,<br />

D 381/V(L)<br />

Benzpyren 305<br />

N-Benzyl-acetamid, 484/B<br />

a-Benzyl-acetessigsäureethylester<br />

s. 2-Benzyl-3-oxo-butansäureethylester<br />

Benzylalkohol 202/T<br />

D 386,576/V<br />

G 766<br />

I Derivate 726<br />

U 314,433f<br />

Benzylamin<br />

D 585/V,671/V<br />

G 766<br />

I Derivate 699<br />

U 316,464,483,578,595 f<br />

ß-Benzylamino-crotonsäureethylester,<br />

D 464/V<br />

N-Benzyl-aminofumarsäurediethylester,<br />

D 316/V<br />

N-Benzyl-aminofumarsäuredimethylester,<br />

U 603<br />

4-Benzylamino-pent-3-en-2-on,<br />

D 464/V<br />

3-Benzylamino-propionsäureethylester,<br />

D 595/V<br />

N-Benzyl-anilin, D 583/V,<br />

585/V<br />

4-Benzyl-4-aza-heptandisäurediethylester,<br />

D 596/V<br />

Benzylbromid 203<br />

D 204/V<br />

G 766<br />

I Derivate 722<br />

U 246,247,250,255<br />

Benzylbromide 204<br />

U 253/L<br />

Benzylcellulose 202/T, 241/T<br />

Benzylchlorid 202/T<br />

D 199/V, 200/V, 386,<br />

387/AAV, 381/V<br />

G 766<br />

I Derivate 722<br />

Register 789<br />

U 240,242,247,250,257,<br />

61Of<br />

Rk.-geschwindigkeiten bei<br />

SN-Rkk. 216<br />

Benzylchlormethylketon,<br />

D 652/V<br />

Benzylcyanid 202/T, 258/T<br />

D 257/V<br />

U 360,500,583,546,547/L,<br />

571,601,612<br />

Benzylcyanide, Alkylierung<br />

61IlAAV<br />

Benzyldiazomethylketon<br />

D 652/V<br />

U 668<br />

Benzylgruppe 182,486<br />

Benzylhalogenide<br />

R mit Grignard-Verbindungen<br />

559<br />

SN-Rkk. 216<br />

als Alkylierungsmittel 608<br />

3-Benzyl-5-(2-hydroxyethyl)-4methyl-1,3-thiazoliumchlorid<br />

535/L, 602/L<br />

l-Benzyl-5-hydroxy-indol-2,3dicarbonsäurediethylester,<br />

D 603/AAV<br />

Benzylidenaceton<br />

D 522/V<br />

I Derivate 708<br />

U 344,583,532,574,570,601<br />

Benzylidenacetophenon<br />

D 522/V<br />

I Derivate 708<br />

U 344<br />

Benzylidendibromid 235<br />

D 204/V<br />

U 236<br />

Benzylidendibromide 203/B<br />

Benzylidendichlorid 202/T, 235<br />

D 199/V, 200/V<br />

G 766<br />

I 723<br />

U 236<br />

Benzylidendichloride 425<br />

Benzylidenmalononitril,<br />

D 529/V<br />

Benzylidenmalonsäurediethylester.D<br />

529/V<br />

Benzyliodid, Derivate 722<br />

Benzyliodide, D 253/V(L)<br />

Benzylkation bei MS 116<br />

Benzylmagnesiumchlorid, U<br />

563<br />

N-Benzyl-methylamin, D 585/V


790 Register<br />

Benzylmethylketon s. Phenylaceton<br />

Benzylnitrit, D 255/V<br />

2-Benzyl-3-oxo-butansäureethylester<br />

D 610/V<br />

U 492,680<br />

Benzyloxycarbonylgruppe 183,<br />

486<br />

a-Benzyl-a-phenyl-butyronitril,<br />

D 612/V<br />

Benzylphenylether, D 240/V<br />

N-Benzyl-ß-phenyl-ethylamin,<br />

D 585/V<br />

Benzylphenylketon,<br />

Derivate 708<br />

Benzylphosphonsäurediethylester<br />

D 247/V, 247/V(L)<br />

U 536<br />

N-Benzyl-piperidin 578/V<br />

Benzylradikal 190<br />

Benzylthiocyanat, D 250/V<br />

l-Benzylthio-2-phenyl-ethan,<br />

D 319/V<br />

5-Benzyl-thiouroniumchlorid<br />

251<br />

5-Benzyl-thiouroniumsulfonate,<br />

D 737/AAV(I)<br />

Benzyltriethylammoniumchlorid<br />

als Phasentransferkatalysator<br />

326,526,611<br />

Benzyltrimethylammoniumhydroxid<br />

594<br />

Benzyltriphenylphosphoniumbromid,D<br />

246/V<br />

Benzylvinylether, D 314/V<br />

Benzyn 397<br />

Bernsteinsäure 446/T<br />

D 344/V,500/V<br />

I Derivate 716<br />

Bernsteinsäureanhydrid 181<br />

D 494<br />

G 766<br />

U 381/L<br />

Bernsteinsäurediethylester,<br />

D 476/V<br />

Betaine 538<br />

Betriebsinhalt einer Kolonne 51<br />

Biaryle.D 403f/V(L),<br />

407f/V(L),640<br />

Bicyclo[4.4.0]decan 333<br />

Bicyclo[4.1.0]heptadiene,<br />

D 325/B<br />

Bicyclo[4.1.0]heptan (Norcaran),<br />

D 327/V(L)<br />

Bicyclo[2.2.1]heptan-2-ol s.<br />

Norborneol<br />

Bicyclo[2.2.1]hept-2-en, s.<br />

Norbornen<br />

Bicyclo[2.2. l ]hept-5-en-2-carbonsäure,<br />

D 333/V<br />

Bicyclo[2.2. l Jheptyl-Verbindungen<br />

166<br />

Bicyclo[5.1.0]octa-2,5-dien 678<br />

Bicyclo[3.2.1]octan 333<br />

Bicyclo[2.2.2]oct-2-en 333<br />

Bicyclo[2.2.2]oct-5-en-2,3-dicarbonsäureanhydrid,<br />

D 333/V<br />

Bienenwachs 480<br />

BINAP s. 2,2'-Bis(diphenylphosphino)<br />

l, l '-binaphthyl<br />

Bindschedlers Grün 443<br />

Bindungsdissoziationsenergien(enthalpien)<br />

150,<br />

189<br />

heterolytische 217<br />

Biphenyl<br />

G 767<br />

I Derivate 732<br />

U 380<br />

Biphenyl-2,2'-dicarbaldehyd,<br />

D 307/V(L)<br />

Biphenyl-2,2'-dicarbonsäure<br />

D 439<br />

I Derivate 716<br />

Birnenkolben 3<br />

5-[Bis(2-acetoxy-ethyl)amino]-2-<br />

(2-brom-4,6-dinitro-phenylazo)-4-methoxy-acetanilid,<br />

D 645/V<br />

3-[Bis(2-acetoxy-ethyl)amino]-4methoxy-acetanilid,<br />

U 645<br />

Bis(2-amino-ethyl)amin 305<br />

Bis(ß-chlorethyl)amine 246/T<br />

Bis(2-cyan-ethyl)malonsäurediethylester,<br />

D 601/V<br />

Bis(l,5-cyclooctadien)nickel<br />

404<br />

l ,10-Bis(diazomethyl)decan-<br />

1,10-dion<br />

D 652/V<br />

U 668<br />

l ,2-Bis(dibrommethyl)benzen<br />

D 204/V<br />

U 236(L)<br />

l ,3-Bis(dibrommethyl)benzen<br />

D 204/V<br />

U 237(L)<br />

l ,4-Bis(dibrommethyl)benzen<br />

D 204/V<br />

U 237<br />

4,4'-Bis(dimethylamino)benzophenon,<br />

U 389<br />

l, l -Bis(p-dimethylaminophenyl)ethen,<br />

D 540/V<br />

2,2'-Bis(diphenylphosphino) 1,1'binaphthyl<br />

(BINAP) 411<br />

l ,2-Bis(diphenylphosphino)ethan<br />

(dppe) 408<br />

l ,2-Bis(diphenylphosphino)propan<br />

(dppp) 408<br />

l ,2-Bis(hydroxymethyl)benzen,<br />

D 571/V<br />

2,2-Bis(hydroxymethyl)butan-lol<br />

s. Trimethylolpropan<br />

2,2-Bis(hydroxymethyl)propan-<br />

1,3-diol s. Pentaerythritol<br />

2,2-Bis(p-hydroxy-phenyl)propan<br />

s. Bisphenol A<br />

2,2-Bis(4-methoxy-phenyl)-<br />

1,3,2,4-dithiadiphosphetan-<br />

2,4-disulfid s. Lawesson<br />

Reagens<br />

l ,3-Bis(3-methyl-benzoxazol-2yl)trimethiniumiodid,<br />

D 557/V<br />

l ,5-Bis(3-methyl-benzthiazol-2yl<br />

)pentamethiniumiodid,<br />

D 557/V<br />

l ,3-Bis(3-methyl-benzthiazol-2yl)trimethiniumiodid,<br />

D 557/V<br />

Bis(3-methyl-but-2-yl)boran s.<br />

Disiamylboran<br />

l ,5-Bis( l -methyl-chinol-2yl)pentamethiniumiodid,<br />

D 557/V<br />

l ,3-Bis( l -methyl-chinol-2-yl )trimethiniumiodid,<br />

D 557/V<br />

Bis(methylthio)methylenmalononitril,<br />

D 555/V<br />

Bisphenol A 305/T<br />

D 389<br />

l ,4-Bis(thiocyanatomethyl)benzen,<br />

D 250/V<br />

3,3-Bis(p-tolyl)butan-2-on,<br />

D 664/V<br />

Bisulfitadditionsverbb. 617/L<br />

D 459,472<br />

Bisulfitlauge s. Natriumhydrogensulfitlösung<br />

Bittermandelgeruch 685<br />

Biuret-Rk. 481<br />

Blasenzähler 12<br />

Blanc-Rk. 386,413/L<br />

Blausäure<br />

D 419/T


G 745,767<br />

R Add.<br />

an Aldehyde und<br />

Ketone 512<br />

an Olefin und Acetylene<br />

348/L<br />

an vinyloge Carbonylverbb.<br />

594<br />

Mannich-Reaktion 531<br />

U 602/L<br />

Erste Hilfe 745, vorderer<br />

innerer Buchdeckel<br />

PK5-Wert 158,510<br />

Vernichtung 745<br />

Bleichlauge, Ox. mit 432/AAV<br />

Bleitetraacetat<br />

D 745/V<br />

G 745,767<br />

als Ox.-mittel 448<br />

Bleiverbb., Ox. mit 454/L<br />

Blindprobe 684<br />

Blitzchromatographie 71<br />

Blockcopolymerisation 312<br />

Blockierung funktioneller Gruppen<br />

s. Schutzgruppen<br />

BMB s. Disiamylboran<br />

BOC-Gruppe s. tert-Butyloxycarbonylgruppe<br />

Boden, theoretischer 48,53,73,<br />

75<br />

Bodenstein-Prinzip 156<br />

Boetius-Heiztischmikroskop<br />

79 f<br />

Bofors-Prozeß 423<br />

Bombenrohre 17<br />

Boran 308<br />

Borneol 666<br />

I Derivate 727<br />

R Dehydratisierung 666<br />

Borsäure, Veresterung 231<br />

Borsäureester 231,403,419,471<br />

Bortrifluorid 306,610<br />

als Friedel-Crafts-Katalysator<br />

373<br />

als Katalysator bei Michael-<br />

Add. 603/V<br />

Borwasserstoff, Add. an Olefine<br />

294<br />

Bouveault-Blanc-Red. 567,<br />

589 f/AAV, 719/AAV(I)<br />

Bragg'sche Gleichung 119<br />

Brassylsäure 581/V<br />

Braunschweiger Wendel 51,53<br />

Braunstein<br />

G 767<br />

als Ox.-mittel 424, 430<br />

Brechungsindex 81<br />

Bredt-Regel 284<br />

Breitband-Entkopplung bei<br />

1 H-NMR 106<br />

Brenner 124<br />

Brennprobe 685<br />

Brenzcatechin<br />

G 767<br />

Derivate 728<br />

Brenzschleimsäure, D 577/V(L)<br />

Brenztraubensäure<br />

I Derivate 715<br />

R Veresterung 474<br />

Brenztraubensäuremethylester,<br />

D 476/V<br />

Brom<br />

G 745,767<br />

R Add. an Olefine 291,<br />

299 ff<br />

U 369,613 f, 689/AAV(I)<br />

als Schutzgruppe bei aromatischen<br />

Substitutionen 357<br />

Erste Hilfe 745, vorderer<br />

innerer Buchdeckel<br />

Bindungsdissoziationsenthalpie<br />

189<br />

Trocknung 745/V<br />

Bromacetaldehyddibutylacetal,<br />

D 614/V(L)<br />

Bromacetaldehyddiethylacetal,<br />

U 28IlL<br />

Bromaceton, D 614/V(L)<br />

3-Brom-acetophenon,<br />

D 370/V(L)<br />

4-Brom-acetophenon<br />

D 38IlV<br />

I 708<br />

U 426,450,580,614<br />

Bromal 574<br />

1-Brom-alkane s. Alkylbromide<br />

2-Brom-anilin, Derivate 699<br />

3-Brom-anilin<br />

D 628/V<br />

I Derivate 699<br />

4-Brom-anilin<br />

I Derivate 700<br />

U 639<br />

4-Brom-anisol, D 370/V<br />

Bromarene<br />

D mit Brom 369/AAV<br />

nach SANDMEYER<br />

640/AAV<br />

4-Brom-benzaldehyd,<br />

D 424/V(L)<br />

Brombenzen<br />

D 370/V<br />

Register 791<br />

G 767<br />

I Derivate 722<br />

U 360,381<br />

Siede temp., Abhängigkeit<br />

vom Druck 40<br />

4-Brom-benzensulfonsäure,<br />

Derivate 737<br />

3-Brom-benzoesäure<br />

D 370/V, 37IlV<br />

I Derivate 716<br />

U 499<br />

4-Brom-benzoesäure<br />

D 450/V<br />

U 499,649<br />

4-Brom-benzoesäuremethylester<br />

649/V<br />

4-Brom-benzonitril, U 404<br />

3(4)-Brom-benzoylchlorid,<br />

D 499/V<br />

2(3)(4)-Brom-benzylbromid<br />

D 204/V<br />

I Derivate 722<br />

U 257<br />

2(3)(4)-Brom-benzylchlorid,<br />

Derivate 722<br />

2(3)(4)-Brom-benzylcyanid<br />

D 257/V<br />

U 500<br />

2(3)(4)-Brom-benzyliodid,<br />

Derivate 722<br />

2-Brom-benzylthiocyanat,<br />

D 250/V<br />

1-Brom-butan s. Butylbromid<br />

2-Brom-butan s. sec-Butylbromid<br />

2-Brom-buttersäure<br />

D 613/V<br />

U 245<br />

4-Brom-tert-butylbenzen,<br />

D 370/V<br />

a-Brom-y-butyrolacton,<br />

D 614/V(L)<br />

a-Brom-carbonsäuren,<br />

D 613/AAV<br />

l -Brom-3-chlor-propan<br />

D 319/V<br />

U 609<br />

3-Brom-cyclohexen, D 205/V<br />

1-Brom-decan s, Decylbromid<br />

2-Brom-l-deutero-l ,2-diphenylethan,<br />

DBr-Eliminierung 271<br />

2'-Brom-4-diethylamino-4',6'dinitro-azobenzen,<br />

D 645/V<br />

2-Brom-4,6-dinitro-anilin, U<br />

645


792 Register<br />

l-Brom-3,5-dinitro-benzen,<br />

D 371/V<br />

6-Brom-2,4-dinitro-toluen,<br />

D 371/V<br />

Bromessigsäure<br />

D 613/V<br />

G 767<br />

I Derivate 715<br />

Bromessigsäureethylester 617<br />

U 253/L<br />

2-Brom-ethanol, Derivate 726<br />

l -Brom-4-ethyl-benzen,<br />

D 580/V<br />

(2-Brom-ethyl)phosphonsäurediethylester<br />

D 247/V<br />

2-Brom-hexansäure, D 613/V<br />

Bromhydrochinon, Derivate<br />

729<br />

Bromierung 188,210/L<br />

mit N-Brom-succinimid 188,<br />

205/AAV, 210/L<br />

Photobromierung 203 ff,<br />

203/AAV<br />

vonAromaten 412/L<br />

2-Brom-isobuttersäure,<br />

D 613/V<br />

3-Brom-isobuttersäuremethylester,D<br />

598/V<br />

Brommalonsäurediethylester,<br />

D 614/V(L)<br />

Brommesitylen, D 370/V<br />

l -Brom-3-methyl-butancarbonsäure,<br />

U 245<br />

Brommethylierung 388<br />

l -Brommethyl-naphthalen,<br />

D 205/V<br />

2-Brommethyl-naphthalen<br />

D 205/V<br />

U 250<br />

l -Brom-2-methyl-naphthalen,<br />

D 370/V<br />

2-Brom-4-methyl-pentansäure,<br />

D 613/V<br />

Brommethylphenylketon,<br />

D 652/V<br />

l-Brom-2-methyl-propan s. Isobutylbromid<br />

l -Brom-naphthalen<br />

I Derivate 723<br />

U 404<br />

2-Brom-naphthalen<br />

I Derivate 723<br />

U 406<br />

l -Brom-3-nitrobenzen<br />

D 370/V, 371/V, 642/V<br />

U 628<br />

l -Brom-4-nitro-benzen,<br />

D 360/V, 642/V<br />

2-Brom-4-nitro-toluen, D 370/V<br />

Bromoform<br />

G 767<br />

physikalische Konstanten 723<br />

1-Brom-pentancarbonsäure, U<br />

245<br />

4-Brom-phenacylbromid<br />

D 614/V<br />

I Derivate 708<br />

U 242<br />

4-Brom-phenacylester,<br />

D 242/AAV(I), 714/1<br />

9-Brom-phenanthren, U 404<br />

3-Brom-phenanthren-9,1Ochinon,<br />

Derivate 711<br />

2(3)-Brom-phenol, Derivate 728<br />

4-Brom-phenol<br />

D 370/V<br />

I Derivate 728<br />

U 260<br />

Bromphenole, D 370/AAV(I),<br />

728/1<br />

(4-Brom-phenoxy)trimethylsilan,D<br />

260/V<br />

2(3)(4)-Brom-phenylessigsäure,<br />

D 500/V<br />

4-Brom-phenylglyoxal, D 426/V<br />

l-Brom-2-phenyl-ethan s.<br />

2-Phenyl-ethylbromid<br />

4-Brom-phenylhydrazin<br />

D 639/V<br />

U 483<br />

l-Brom-prop-2-en s. AlIyIbromid<br />

3-Brom-propiononitril, D 598/V<br />

2-Brom-propionsäure<br />

D 613/V<br />

U 245<br />

3-Brom-propionsäureethylester,<br />

D 598/V<br />

3-Brom-propionsäuremethylester,D<br />

598/V<br />

3-Brom-prop-l-ylphosphorsäure,<br />

D 247/V(L)<br />

N-Brom-succinimid<br />

D 746<br />

G 746<br />

als Bromierungsreagens<br />

205/AAV, 210/L<br />

4-Brom-thiophenol,<br />

Derivate 736<br />

2(3)(4)-Brom-toluen<br />

D 641/V<br />

I Derivate 722 f<br />

U 204<br />

Bromtrichlormethan als Bromierungsmittel<br />

204<br />

a-Brom-valeriansäure<br />

D 613/V<br />

U 245<br />

Bromwasserstoff 56<br />

D 203/V,746/V<br />

G 746,767<br />

R Add. an Olefine<br />

ionisch 291<br />

radikalisch 317<br />

Etherspaltung<br />

233/AAV(I), 720/1<br />

U 319,598<br />

Azeotrop mit Wasser 203,<br />

746<br />

Bindungsdissoziationsenthalpie<br />

189<br />

pKs-Wert 158<br />

Brönsted-Basen und Säuren 156<br />

Brucin zur Racemattrennung<br />

177<br />

BTEAC s. Benzyltriethylammoniumchlorid<br />

Bucherer-Synthese 514<br />

Büchner-Trichter 034,123<br />

Buna 313/T, 322/T<br />

Buna N 322/T<br />

Buna S 322/T, 377/T<br />

Bunsenbrenner 14<br />

Bunsen-Ventil 13<br />

Buta-l,3-dien 301AT, 313/T,<br />

322/T, 324,330,339<br />

G 767<br />

R Chlorierung 292<br />

Polymerisation 252<br />

U 333,339<br />

Buta-l,3-dien-l-carbonitril,<br />

D 284/V(L)<br />

Buta-l,3-diene, alkylierte 330<br />

Butan 169 f<br />

Butanal, U 319<br />

Butan-l,3-diarm'n, Derivate 699<br />

Butan-l,3-diol<br />

D 524/T<br />

I Derivate 726<br />

Butan-l,4-diol 232,347/T<br />

D 344/V<br />

I Derivate 726<br />

R Dehydrocyclisierung 436<br />

Butan-1-ol 347/T<br />

D 584<br />

G 767<br />

I Derivate 726


U 240,260,314,476,655<br />

als Lösungsmittel 64<br />

Butan-2-ol 298/T<br />

D 583/V<br />

G 767<br />

I Derivate 725<br />

R 274<br />

U 375<br />

tert-Butanol s. tert-Butylalkohol<br />

Butanole, D 237/T<br />

Butanon<br />

G 767<br />

R Mannich-Rk. 531<br />

U 583,513,521,528,532<br />

Butanondiallylacetal, U 679/L<br />

Butan-1-thiol<br />

D 252/V<br />

G 767<br />

I Derivate 736<br />

Butan-2-thiol, D 252/V<br />

But-l-en 281<br />

D 274,284<br />

G 767<br />

But-2-en 281<br />

D 274,284,340/T<br />

U 327/L<br />

But-2-enal s. Crotonaldehyd<br />

But-3-en-1-carbonsäure,<br />

D 492/V<br />

But-2-en-l,4-dicarbonitril,<br />

301/T<br />

Butene 295,312<br />

But-2-en-l-ol, D 574/V(L)<br />

But-3-en-2-on s. Methylvinylketon<br />

But-2-in-l,4-diol 347/T<br />

D 517/T<br />

G 767<br />

U 344<br />

Butocarboxim 468<br />

Butoxybenzen, D 240/V<br />

N-p-Butoxy-phenyl-N'-p-dimethylanilino-thioharnstoff<br />

505<br />

Butoxytrimethylsilan, D 260/V<br />

Buttersäure<br />

D 492/V<br />

G 767<br />

I Derivate 715<br />

U 498,613<br />

Buttersäureethylester, U 546,<br />

563<br />

But-2-ylacetat, Pyrolyse 284<br />

Butylalkohol s. Butan-1-ol<br />

fert-Butylalkohol 266,298/T,<br />

415<br />

G 767<br />

I Derivate 725<br />

U 311,375,477<br />

Bindungsdissoziationsenthalpie<br />

189<br />

Butylamin<br />

D 674/V<br />

G 767<br />

I Derivate 699<br />

U 578<br />

sec-Butylamin, Derivate 699<br />

tert-Butylamin<br />

I Derivate 699<br />

U 316<br />

N-tert-Butyl-aminofumarsäuredimethylester<br />

D 316/V<br />

U 603<br />

2-tert-Butyl-anthrahydrochinon<br />

441<br />

Butylbenzen<br />

D 580/V<br />

I Derivate 732<br />

U 365<br />

sec-Butylbenzen<br />

D 375/V<br />

U 208<br />

tert-Butylbenzen<br />

D 375/V<br />

U 370<br />

Zweitsubst. 357<br />

4-Butyl-benzensulfochlorid<br />

D 365/V<br />

U 654<br />

Butylbromid<br />

D 229/V<br />

I Derivate 722<br />

U 240,242,246,247,252,<br />

258,375,609<br />

sec-Butylbromid<br />

D 229/V<br />

I Derivate 722<br />

U 375<br />

tert-Butylbromid<br />

D 229/V<br />

I Derivate 722<br />

U 375<br />

p-tert-Butyl-calixarene 385<br />

Butylchlorid<br />

I Derivate 722<br />

G 767<br />

U 375<br />

sec-Butylchlorid<br />

I Derivate 722<br />

U 375<br />

tert-Butylchlorid<br />

D 229/V(L)<br />

Register 793<br />

I Derivate 722<br />

R Solvolyse 218<br />

U 250/L,375<br />

tert-Butyl-cyclohexan 171<br />

4-fert-Butyl-cyclohexanol,<br />

D 574/V,571/V<br />

4-tert-Butyl-cyclohexanon<br />

R Red. 571<br />

U 574,571<br />

Butylethylether, D 240/V<br />

tert-Butylgruppe als Schutzgruppe<br />

357<br />

tert-Butylhydroperoxid 304<br />

l-tert-Butyl-5-hydroxy-indol-2,3dicarbonsäurediethylester,<br />

D 603/V<br />

tert-Butylhypobromit 204<br />

tert-Butylhypochlorit 199,299<br />

Butylidenmalonsäurediethylester,D<br />

528/V<br />

Butyliodid<br />

D 231/V<br />

I Derivate 722<br />

U 252/V<br />

sec-Butyliodid, Derivate 722<br />

tert-Butyliodid, Derivate 722<br />

tert-Butylisothiocyanat, D 250/L<br />

Butylkautschuk 312/T<br />

Butyllithium<br />

D 746/V<br />

R 400,402,564<br />

fert-Butylmagnesiumchlorid, U<br />

563<br />

Butylmalonsäure<br />

D 490/V<br />

U 492<br />

Butylmalonsäurediethylester<br />

D 609/V<br />

U 490,601<br />

tert-Butylmalonsäurediethylester,D<br />

565/V(L)<br />

Butylmethylether, D 240/V<br />

tert-Butylmethylether 233/T,<br />

298/T<br />

Butylmethylketon, Derivate 707<br />

Butylmethylketondiethylacetal,<br />

U 276<br />

Butylnaphthalen 377/T<br />

Butylnaphthalensulfonat 377/T<br />

tert-Butyloxycarbonylgruppe<br />

183, 486<br />

tert-Butylperoxid s. Di-tert-butylperoxid<br />

tert-Butylphenol 298/T, 385<br />

tert-Butylphenylketon,<br />

D 565/V(L)


794 Register<br />

Butylphosphonsäurediethylester,D<br />

247TV<br />

N-Butyl-piperidin, D 578/V<br />

3-tert-Butyl-2,2,4,4-tetramethylpentan-3-ol,<br />

D 564<br />

Butylthiocyanat, D 250/V<br />

tert-Butylthiocyanat,<br />

D 250/V(L)<br />

4-Butyl-thiophenol, D 654/V<br />

Butyltriphenyl-phosphoniumbromid,D<br />

246/V<br />

Butylvinylether, D 314/V<br />

Butyraldehyd 347/T<br />

G 767<br />

I Derivate 706<br />

R 524/T,577/T<br />

U 469,514,521,528,578<br />

Butyraldehyddiethylacetal,<br />

D 469/V<br />

Butyraldol s. 2-Ethyl-3-hydroxyhexanal<br />

Butyranilid, D 674/V<br />

y-Butyrolacton 347/T<br />

D 436/T,517/T<br />

U 381/L,614/L<br />

Butyronitril,<br />

D 258/V<br />

G 767<br />

Butyrophenon<br />

D 380/V<br />

I Derivate 708<br />

U 580,674<br />

Butyrylbernsteinsäurediethylester,<br />

D 319/V<br />

Butyrylchlorid<br />

D 498/V<br />

G 767<br />

U 553,616<br />

2-Butyryl-cyclohexanon<br />

D 616/V<br />

U 551<br />

2-Butyryl-cyclopentanon<br />

D 616/V<br />

U 551<br />

Cadmiumorganische Verbb. 561<br />

CAHN-lNGOLD-PRELOG-Regeln<br />

172,174<br />

Calcium-Aluminium-Silicate,<br />

Trockenmittel 28<br />

Calciumcarbid, G 767<br />

Calciumchlorid<br />

G 767<br />

Trockenmittel 25,28<br />

Calciumchloridrohr 124<br />

Calciumhydrid<br />

G 767<br />

Trockenmittel 25,749<br />

Vernichtung 749<br />

Calciumoxid<br />

G 767<br />

Trockenmittel 25<br />

Calciumsulfat<br />

Bindemittel bei DC 67<br />

Trockenmittel 25<br />

Calixarene 385<br />

Camphen<br />

D 666<br />

I Geruch 684<br />

physikalische Konstanten<br />

734<br />

Campher 666<br />

D 435/V<br />

I Derivate 708<br />

U 540,571<br />

Campholenaldehyd,<br />

D 666/V(L)<br />

Cannizzaro-Rk. 533,567,575 ff,<br />

621/L<br />

gekreuzte 518,576/AAV<br />

e-Caprolactam 148,208,347/T,<br />

488<br />

D 675/V<br />

G 767<br />

R Polymerisation 675/V<br />

U 601<br />

e-Caprolacton, D 676/V<br />

Capron 488<br />

Carbamidsäure 504<br />

Carbamoylchlorid 502<br />

Carbamoylchloride, D 459<br />

2-Carbamoyl-2-cyan-thioessigsäureanilid,<br />

D 555/V<br />

Carbanionen (s. auch Enolate)<br />

507 f, 510 ff, 534,536,542,<br />

592 ff, 608,661<br />

Carbazol<br />

D 453/V<br />

R Carboxylierung 391<br />

Carbazol-1-carbonsäure, D 391<br />

Carbene 285,287/L, 323,667<br />

D 285<br />

R Add. an Olefine 326/AAV<br />

Einschubreaktionen 286<br />

H-Abspaltung 286<br />

Carbeniationen 225<br />

Carbenoide 325 f<br />

Carbeniumionen 213 f, 264,274,<br />

292 ff, 310,373,631,661 ff,<br />

664 ff<br />

bei MS 115<br />

Carbimmoniumverbb. 605<br />

Carbitole 305/T<br />

Carbodiimide 553<br />

Carbolgeruch 685<br />

Carbonsäurealkylester, IR 93<br />

Carbonsäureamide<br />

D 481 ff<br />

aus Grignard-Verbb.<br />

721/AAV(I)<br />

durch Aminolyse<br />

von Carbonsäuren<br />

481 tf AAV(I)<br />

von Carbonsäureestern<br />

482 f, 484/AAV(I), 720<br />

von Carbonsäurechloriden<br />

und<br />

-anhydriden 459,482 f,<br />

484/AAV(I),<br />

714/AAV(I)<br />

von Carbonsäureaziden<br />

485 f<br />

durch Beckmann-<br />

Umlagerung 674 ff,<br />

682/L<br />

durch Wolff-Umlagerung<br />

667ff,681/L<br />

durch Hydrolyse von<br />

Nitrilen 493,499 ff,<br />

501/V(L)<br />

durch Schmidt-Rk. 669,<br />

673/AAV, 682/L<br />

I 481,714<br />

DC 68<br />

IR 93<br />

UV-VIS 88<br />

R Dehydratisierung zu<br />

Nitrilen 481<br />

Hofmann-Abbau 669,<br />

681/L<br />

Hydrolyse 457,460,493<br />

mit Grignard-Verbb. 559<br />

Red. mit komplexen<br />

Hydriden 569<br />

Silylierung 259<br />

Vinylierung 313<br />

a-acceptorsubstituierte,<br />

D 554<br />

niedere, Löslichkeit 687<br />

primäre, quantitative<br />

Bestimmung 634<br />

y,


durch Acidolyse<br />

von Carbonsäureanhydriden<br />

459,495<br />

von Carbonsäurehalogeniden<br />

459,496<br />

von Carbonsäuren 494 ff<br />

I DC 68<br />

IR 93<br />

Löslichkeit 688<br />

R Acidolyse 459,495<br />

Alkoholyse 459,477<br />

Aminolyse 459,484,484<br />

Hydrolyse 459,493<br />

mit Grignard-Verbb. 560<br />

Carbonsäureanhydride,<br />

gemischte, D 459,495 f<br />

Carbonsäureanilide,<br />

D 481/AAV(I), 715/1,<br />

721/AAV(I)<br />

Carbonsäureazide<br />

D 485<br />

R Curtius-Abbau 671/AAV<br />

zur Peptidsynthese 486<br />

Carbonsäure-N-benzyl-amide,<br />

D 483/AAV(I), 715/AAV(I)<br />

Carbonsäurechloride<br />

D 498/AAV, 617/L<br />

R Alkoholyse 477<br />

Aminolyse 484<br />

mit CH-Aciden 551 ff,<br />

619/L<br />

mit Diazomethan 667<br />

mit Organometallverbb.<br />

56Of, 565<br />

Red.<br />

mit komplexen<br />

Hydriden 569<br />

zu Aldehyden 566,582<br />

zu Alkoholen 588<br />

Carbonsäurechloride, vinyloge<br />

605<br />

Carbonsäurederivate<br />

D 667<br />

R Alkoholyse 474<br />

Hydrolyse 459,488 ff<br />

mit Nucleophilen 472 ff<br />

Carbonsäureester 298/T<br />

D aus Carbonsäuren mit<br />

Diazomethan 625,<br />

649/AAV<br />

aus Keten und Alkoholen<br />

505,667<br />

durch Acidolyse von<br />

Estern 460<br />

durch Alkoholyse<br />

von Carbonsäureestern<br />

(Umesterung) 460,477<br />

von Carbonsäurehalogeniden<br />

und -anhydriden<br />

459,477/AAV,<br />

480/AAV(I)<br />

von Carbonsäuren<br />

474 ff, 475 f/A AV<br />

durch Alkylierung von<br />

Carbonsäuren 211,<br />

24IlAAV, 242/AAV(I),<br />

262<br />

durch Baeyer-Villiger-Rk.<br />

676<br />

durch Knoevenagel-Kondensation<br />

527/AAV<br />

durch Wolff-Umlagerung<br />

von Diazoketonen<br />

667 f/A AV<br />

I Äquivalentmassebestimmung<br />

492/AAV<br />

DC 68,76<br />

Geruch 685<br />

IR 93<br />

Hydrolyse 719<br />

Löslichkeit 688<br />

MS 118<br />

UV-VIS 88<br />

R Acidolyse 460,494<br />

Add., radikalische, an<br />

Olefine 317<br />

Alkoholyse 460,477,720<br />

tert-Alkylierung 606<br />

Aminolyse 460,482<br />

Ester-Kondensation 540 ff<br />

Hydrazinolyse 459,482<br />

Hydrolyse 460<br />

mit Grignard-Verbb. 560,<br />

562/AAV<br />

Pyrolyse 283<br />

Red. 209<br />

mit komplexen<br />

Hydriden 569 ff<br />

nach BOUVEAULT-BLANC<br />

588 f/A AV<br />

Adsorptionsaffinität 64<br />

aktivierte 216,482,486<br />

aliphatische, a-Halogenierung<br />

612<br />

als Lösungsmittel 36<br />

Trocknung 28<br />

a,ß-ungesättigte<br />

D 566<br />

Reaktivität 594<br />

y,


796 Register<br />

durch Wolff-Umlagerung<br />

667<br />

I 242,714<br />

Äquivalentmassebestimmung<br />

715<br />

IR 93<br />

Löslichkeit 687 f<br />

UV-VIS 88<br />

R Acidolyse 494 ff<br />

Akoholyse 460,474 ff<br />

Aminolyse 460,481 ff,<br />

481/AAV<br />

Bromierung 613/AAV<br />

Chlorierung 612<br />

Decarboxylierung 490<br />

Kettenverlängerung 667<br />

mit Diazomethan 625<br />

mit Grignard-Verbb. 559<br />

mit komplexen Hydriden<br />

569<br />

mit Nucleophilen 472 ff<br />

Schmidt-Rk. 672,672<br />

Veresterung 460<br />

Vinylierung 313<br />

U Methylierung mit Diazomethan<br />

649/AAV<br />

Veresterung 475/AAV<br />

zu Aniliden 481/AAV(I)<br />

Adsorptionsaffinität 64<br />

als Lösungsmittel 155<br />

aliphatische, a-Alkylierung<br />

612/V(L)<br />

aromatische 423/T<br />

Carbonsäure(4-nitro-phenyl)ester<br />

D 242/AAV(I)<br />

R Aminolyse 482<br />

Carbonsäurephenacylester,<br />

D 242/AAV(I)<br />

Carbonsäurephenylester, IR 93<br />

Carbonylaktivität 456 f<br />

heteroanaloger Carbonylverbb.<br />

623,630<br />

Carbonylierungs-Rkk. 338,407 f<br />

Carbonylverbindungen, s. auch<br />

Aldehyde, Ketone<br />

D durch Umlagerung von<br />

Epoxiden 665<br />

I IR 93<br />

UV-VIS 88<br />

R 456 ff<br />

Acylierung 540 ff, 551 f,<br />

619/L<br />

Alkylierung 606ff,622/L<br />

Ethinylierung 516 ff<br />

Halogenierung 612 ff,<br />

622/L<br />

Hydratbildung 458,468 f<br />

Hydrierung, katalytische<br />

582ff,621/L<br />

mitCH-Aciden 509 ff<br />

mit Nucleophilen 458 ff,<br />

507 ff<br />

mit Organometallverbb.<br />

557 ff<br />

mit Stickstoffwasserstoffsäure<br />

672<br />

Red. 568ff,586ff,620/L<br />

Thionierung 506<br />

Enolformen 548,592<br />

Carbonylverbindungen<br />

heteroanaloge 623 ff<br />

a,ß-ungesättigte s. vinyloge<br />

vinyloge 594 ff<br />

R Add. von Aldehyden 599<br />

von Aminen<br />

595ff/AAV,621/L<br />

von Carbonsäureamiden<br />

604<br />

vonCH-Aciden 598 ff<br />

von Halogenwasserstoffen<br />

598/AAV<br />

Subst. 604 ff<br />

Carbowachs 75<br />

Carboxylierungen von Aromaten<br />

390ff,413/L<br />

Carboxymethylcellulose 241/T,<br />

614<br />

Carbylamin-Reaktion 286<br />

Garen, Geruch 684<br />

Carnaubawachs 480<br />

ß-Caroten 540/T<br />

UV-VIS 87<br />

Carotinoide 517<br />

Carvacrol, Derivate 728<br />

C-C-Verknüpfungen 191,212,<br />

256,262/L, 289,310 ff, 316 ff,<br />

323 ff, 334 f, 347 ff/L, 399 f,<br />

403 ff, 507 ff, 625,65Of<br />

Cellobiose 471,713/1<br />

Cellophan 305/T<br />

Cellosolve 305/T<br />

Celluoid 233/T, 233/T<br />

Cellulose 471,480/T<br />

als Adsorptionsmittel 64<br />

Cellulosedinitrat 231/T<br />

Celluloseether, D 241<br />

Cellulosetrinitrat 231/T<br />

Cellulosexanthogenat 505/T<br />

Cerammoniumnitrat als Ox.mittel<br />

424<br />

Cerammoniumnitrat-Reagens<br />

D 747/V<br />

G 747<br />

U 691/AAV(I)<br />

CEREVITINOV s. ZEREVITINOV<br />

Cer(IV)-Verbindungen, Ox. mit<br />

454/L<br />

CH-acide Verbb.<br />

R Acylierung 551 f,<br />

552/AAV<br />

Add. an Carbonylverbb.<br />

509 ff, 541 ff<br />

Alkylierung 212,606 ff,<br />

608/AAV<br />

Halogenierung 612 ff<br />

Mannich-Rk. 530,<br />

531/AAV<br />

mit Grignard-Verbb. 559<br />

mit Heterocumulenen<br />

553, 554/AAV<br />

mit salpetriger Säure 635<br />

mit vinylogen Carbonylverbb.<br />

594,598 ff<br />

Thiocyanierung 372 f<br />

PKs-Werte 158,510<br />

CH-Acidität 510 ff, 527,623<br />

Chalcon<br />

D 522/V<br />

U 344<br />

Charakteristische Gruppen<br />

(Nomenklatur) 136<br />

Charge-Transfer-Komplexe 166,<br />

291<br />

Charge-Transfer-Übergänge 86<br />

Chelaplex s. Ethylendiamintetraessigsäure<br />

Chelatkomplexe 548<br />

Chelidonsäureester, D 543<br />

Chemical Abstracts (CA) 134 f,<br />

138f<br />

Datenbank 140 ff<br />

chemical shift, s. Verschiebung,<br />

chemische<br />

Chemikalien<br />

Aufbewahrung 12Of<br />

Entsorgung 122,775/L<br />

Gefährlichkeit 186,763 ff,<br />

775/L<br />

Chichibabin-Synthese 395<br />

Chemilumineszenz 328<br />

Chemisorption 156,341,582,<br />

587<br />

Chinaldin, Derivate 703<br />

Chinin zur Racemattrennung<br />

177<br />

Chinizarin 380


Chinolin<br />

D 596/V,622/L<br />

I Derivate 703<br />

R Methylierung 394<br />

Ox. 447<br />

für Eliminierungs-Rkk. 277<br />

Siedetemp., Abhängigkeit<br />

vom Druck 40<br />

Chinolin-4-carbaldehyd,<br />

D 425/V(L)<br />

Chinoline, D 596/AAV<br />

Chinon s. p-Benzochinon<br />

Chinone 454/L<br />

D durch Friedel-Crafts-<br />

Acylierung über Aroylbenzoesäuren<br />

379,<br />

381/AAV(I)<br />

durch Ox. aromatischer<br />

Kohlenwasserstoffe<br />

439/AAV<br />

durch Ox. substituierter<br />

Aromaten 440<br />

I 684,711<br />

Löslichkeit 688<br />

als Dehydrierungsmittel 452<br />

Chinonimine 443<br />

D durch Ox. 454/L<br />

Chinoxaline 465<br />

chiral, Chiralität 82,173 ff, 176 ff<br />

^C-'H-Kopplungskonstanten,<br />

NMR 11Of<br />

Chlor<br />

G 747,767<br />

R Add. an Olefine 291,298,<br />

317<br />

für elektrophile Substitution<br />

an Aromaten 367 ff<br />

für radikalische Substitutionen<br />

197 ff<br />

Homolyse 147<br />

U 319<br />

Kennzeichnung der Druckgasflasche<br />

20<br />

Bindungsdissoziationsenthalpie<br />

189<br />

Trocknung 747<br />

Chloracetamid, D 483/V<br />

4-Chlor-acetanilid, U 507<br />

a-Chlor-acetessigsäureethylester,<br />

D 614/V(L)<br />

Chloraceton, Derivate 707<br />

Chloracetonitril 526<br />

D 216<br />

G 767<br />

U 247<br />

Rk.-geschwindigkeit bei SN-<br />

Rkk. 216<br />

4-Chlor-acetophenon<br />

D 381/V<br />

U 450,580<br />

ß-Chlor-acrolein, R 605<br />

Chloral 298,468<br />

D aus dem Hydrat 390/V,<br />

747/V<br />

G 747,767<br />

I Derivate 706<br />

U 390,438,574,570,563<br />

Chloralhydrat 390,468,747,767<br />

1-Chlor-alkane s. Alkylchloride<br />

Chlorameisensäureester<br />

D 459,502<br />

G 767<br />

R als Acylierungsmittel 615<br />

ChloraminT 299,657<br />

N-Chlor-amine, Chlorierungen<br />

mit 201<br />

Chloramphenicol 524<br />

Chloranil 453,712/1<br />

Elektrodenpotential 416<br />

2-Chlor-anilin<br />

D 628/V<br />

G 768<br />

I Derivate 699<br />

U 639,642<br />

3-Chlor-anilin<br />

D 628/V<br />

G 768<br />

I Derivate 699<br />

U 637,639<br />

4-Chlor-anilin 361/T<br />

D 628/V<br />

G 768<br />

I Derivate 700<br />

U 373,504,504/L,637,639,<br />

642<br />

Chloranthrachinone 399/T<br />

Chlorarene<br />

D durch Chlorierung 367<br />

nach<br />

SANDMEYER 640/AAV<br />

2-Chlor-benzaldehyd<br />

D 236/V<br />

G 768<br />

I Derivate 707<br />

U 576<br />

3-Chlor-benzaldehyd, U 467,<br />

576<br />

4-Chlor-benzaldehyd<br />

D 236/V<br />

I Derivate 707<br />

U 467,537,576<br />

Register 797<br />

3-Chlor-benzaldehydoxim,<br />

D 467<br />

4-Chlor-benzaldehydoxim,<br />

D 467<br />

Chlorbenzen 371/T, 722/1<br />

G 768<br />

R Hydrolyse 394,397<br />

U 365,381,390<br />

Siedetemp., Abhängigkeit<br />

vom Druck 40<br />

Zweitsubstitution 357<br />

4-Chlor-benzensulfochlorid<br />

D 365/V<br />

U 655,657<br />

4-Chlor-benzensuIfonamid,<br />

D 657/V<br />

4-Chlor-benzensulfonsäure,<br />

Derivate 737<br />

3(4)-Chlor-benzhydroximoylchlorid<br />

D 201/V<br />

U 329<br />

2-Chlor-benzo-l ,4-chinon,<br />

Derivate 711<br />

2-Chlor-benzoesäure,<br />

Derivate 716<br />

3-Chlor-benzoesäure<br />

I Derivate 716<br />

U 499<br />

4-Chlor-benzoesäure<br />

D 422/V, 423/V, 450/V<br />

I Derivate 716<br />

U 499<br />

2-Chlor-benzonitril<br />

D 642/V<br />

G 768<br />

4-Chlor-benzonitril, D 642/V<br />

3(4)-Chlor-benzoylchlorid,<br />

D 499/V<br />

2(3)(4)-Chlor-benzylalkohol,<br />

D 576/V<br />

2-Chlor-benzylbromid<br />

D 204/V,205/V<br />

U 257<br />

3-Chlor-benzylbromid<br />

D 204/V<br />

U 257<br />

4-Chlor-benzylbromid<br />

D 204/V<br />

I Derivate 722<br />

U 257<br />

2-Chlor-benzylchlorid<br />

D 199/V.200/V<br />

U 257<br />

4-Chlor-benzylchlorid<br />

D 199/Y200/V


798 Register<br />

I Derivate 722<br />

U 257<br />

2(3)(4)-Chlor-benzylcyanid<br />

D 257/V<br />

U 500<br />

4-Chlor-benzylidendibromid<br />

D 204/V<br />

U 236<br />

2-Chlor-benzylidendichlorid<br />

D 199/V<br />

U 236<br />

4-Chlor-benzylidendichlorid<br />

D 199/V<br />

U 236<br />

7-Chlor-bicyclo[4.1.0]heptan,<br />

D 209/V(L)<br />

2-Chlor-buta-l,3-dien 298/T,<br />

301/T<br />

1-Chlor-butan s. Butylchlorid<br />

2-Chlor-butan s. sec-Butylchlorid<br />

4-Chlor-butan-2-on 277<br />

Chlorcarben 285<br />

a -Chlor-carbonsäureester 525<br />

a -Chlor-carbonylverbindungen<br />

614/T<br />

Chlorcresole 372/T<br />

Chlorcyclohexan s. Cyclohexylchlorid<br />

2-Chlor-cyclohexanol, U 232/L<br />

2-Chlor-cyclohexanon,<br />

D 614/V(L)<br />

Chlordifluormethan 254/T<br />

2-Chlor-l ,4-diethyl-benzen,<br />

Derivate 722<br />

4-Chlor-l,2-dimethyl-benzen,<br />

Derivate 722<br />

4-Chlor-l ,3-dimethyl-benzen,<br />

Derivate 722<br />

Chlordimethylether 386,768/G<br />

l -Chlor-2,4-dinitro-benzen<br />

G 768<br />

I 395<br />

R 395,396/AAV(I)<br />

l -Chlor-2,3-epoxy-propan<br />

202/T, 301/T, 305/T<br />

Chloressigsäure 252/T, 278/T,<br />

301/T, 614/T<br />

G 768<br />

I Derivate 715<br />

R Synthese von Ethern 241<br />

U 245,255,501/L<br />

Acidität 457<br />

Chloressigsäureester<br />

R Aminolyse 482<br />

SN2-Rkk. 216<br />

Chloressigsäureethylester<br />

D 476/V<br />

G 768<br />

U 483,546,609<br />

Reaktionsgeschwindigkeit bei<br />

SN-Rkk. 216<br />

2-Chlor-ethanol 136<br />

I Derivate 726<br />

IR-Spektrum 97<br />

U 96,249/L<br />

l -Chlor-4-ethyl-benzen,<br />

D 580/V<br />

2-(l-Chlor-ethyl)-thiophen, U<br />

281/L<br />

l-Chlor-hydrin s. 3-Chlor-propan-l,2-diol<br />

Chlorhydrine 241/T, 525<br />

D 288,299,301<br />

Chlorhydrochinon,<br />

Derivate 728<br />

Chlorierung 188<br />

von Aromaten<br />

radikalische 197ff,210/L<br />

elektrophile 412/L<br />

4-Chlor-iodbenzen, U 406<br />

Chlorkohlensäurebenzylester<br />

486,502<br />

Chlorkohlensäureester, D 459,<br />

502<br />

Chlormethane, 13 C-NMR 110<br />

Chlormethylierung von Aromaten<br />

353,386,387/AAV, 413/L<br />

l -Chlormethyl-naphthalen<br />

D 388/V(L)<br />

U 247,250,257<br />

2-Chlormethyl-4-nitro-phenol,<br />

D 388/V(L)<br />

l-Chlor-2-methyl-2-phenylcyclopropan,<br />

D 209/V(L)<br />

Chlormethylphenylketon,<br />

D 652/V<br />

2-Chlormethyl-thiophen,<br />

D 388/V(L)<br />

l(2)-Chlor-naphthalen,<br />

Derivate 723<br />

l -Chlor-2-nitro-benzen<br />

D 642/V<br />

G 768<br />

R Hydrolyse 394<br />

U 404,628<br />

l -Chlor-3-nitro-benzen<br />

D 642/V<br />

G 768<br />

U 628<br />

l-Chlor-4-nitro-benzen 361/T<br />

G 768<br />

R Hydrolyse 394<br />

U 628<br />

(3-Chlor-4-nitro-phenyl)dimethylthionphosphat<br />

248<br />

2-Chlor-4-nitro-toluen 361/T<br />

Chloroform 202/T, 415<br />

D 449<br />

G 747,768<br />

I physikalische Konstanten<br />

723,747<br />

R Telomerisation 321<br />

U 326<br />

mit Aromaten<br />

690/AAV(I)<br />

als Extraktionsmittel 61<br />

als Lösungsmittel 64,90<br />

als Wasserschlepper 56<br />

Azeotrop mit Ethanol 56,747<br />

Reinigung 747<br />

Chloropren 298,301/T<br />

Chlorparaffine, höhere 202/T<br />

Chlorpentane 202/T<br />

3(4)-Chlor-phenol<br />

D 637/V<br />

G 768<br />

I Derivate 728<br />

Chlorphenole 371/T<br />

2(3)(4)-Chlor-phenylessigsäure,<br />

D 500/V<br />

1-Chlor-l-phenyl-ethan s.<br />

l -Phenyl-ethylchlorid<br />

l-Chlor-2-phenyl-ethan s.<br />

2-Phenyl-ethylchlorid<br />

2(3)(4)-Chlor-phenylhydrazin<br />

D 639/V<br />

U 483<br />

4-Chlor-phenylisocyanat,<br />

D 504/V<br />

4-Chlor-phenylisothiocyanat,<br />

D 504/V(L)<br />

3-(4-Chlorphenyl)-l ,2-oxazole,<br />

D 329/AAV<br />

3-(4-Chlorphenyl)-l ,2-oxazoline,<br />

D 329/AAV<br />

3-(4-Chlorphenyl)-5-phenyl-J 2 -<br />

1,2-oxazol, D 329/V<br />

3-(4-Chlorphenyl)-5-phenyl-J 2 -<br />

l,2-oxazolin,D 329/V<br />

3-(4-Chlorphenyl)-5-phenyl-J 2 -<br />

1,2-oxazolin-5-carbonitril,<br />

D 329/V<br />

3-Chlor-propan-l,2-diol 301/T<br />

l -Chlor-propan-2-ol,<br />

Derivate 726


ß-Chlor-propionaldehydacetal,<br />

U 281/L<br />

3-Chlor-propiononitril, D 598/V<br />

3-Chlor-propionsäure 277<br />

3-Chlor-propionsäureethylester,<br />

D 598/V<br />

4-Chlor-stilben, D 537/V<br />

N-Chlor-succinimid 199,201<br />

Chlorsulfonierung 364/AAV,<br />

365/AAV(I), 367/T, 412/L<br />

Chlorsulfonsäure<br />

G 747,768<br />

R Sulfonierung 363<br />

Reinigung 747/V<br />

Chlorsulfuron 658<br />

5-Chlor-2,3-tetramethylen-indol,<br />

D 680/V(L)<br />

4-Chlor-thioacetanilid, D 507<br />

Chlorthion s. (3-Chlor-4-nitrophenyl)dimethylthionphosphat<br />

4-Chlor-thiophenol<br />

D 655/V<br />

I Derivate 736<br />

4-Chlor-tolan, D 406/V<br />

2-Chlor-toluen<br />

D 641/V<br />

G 768<br />

I Derivate 722<br />

IR-Spektrum 724<br />

U 199,200,204,205<br />

3-Chlor-toluen<br />

D 641/V<br />

G 768<br />

I Derivate 722<br />

U 204<br />

4-Chlor-toluen<br />

D 641/V<br />

G 768<br />

I Derivate 722<br />

R 397<br />

U 199,200,204,422f<br />

l -Chlor-2,4,6-trinitro-benzen<br />

394<br />

Chlortriphenylmethan s.<br />

Triphenylmethylchlorid<br />

Chlortrimethylsilan 259 f<br />

ß-Chlor-vinylaldehyde, R 605<br />

Chlorwasserstoff<br />

D 747/V<br />

G 748,768<br />

R Add. an Olefine 291<br />

U 598<br />

pKs-Wert 158<br />

Bindungsdissoziationsenthalpie<br />

189<br />

Trocknung 28<br />

ß-Chlor-zimtaldehyd, R 605<br />

ß-Cholestanol, D 345/V(L)<br />

Cholest-4-en-3-on<br />

D 575/V<br />

U 471<br />

Cholest-5-en-3-on-ethylenacetal,<br />

D 47IlV<br />

Cholesterol (Cholesterin) 452<br />

I Derivate 726<br />

U 345/L,452,574<br />

Cholesterolacetat, D 478/V<br />

Cholin 248<br />

Cholinesterasehemmer 248<br />

Chromatogramme 69,73<br />

Chromatographie 65 ff, 125/L,<br />

712/1,713/1<br />

Chromiumverbindungen, Ox.<br />

mit 430ff,455/L<br />

Chromophore 85,88<br />

Chromsäure als Ox.-mittel 430<br />

Chromsäureanhydrid s. Chromtrioxid<br />

Chromschwefelsäure als Ox.mittel<br />

420<br />

Chromtrioxid<br />

G 768<br />

als Oxidationsmittel 430f,<br />

439<br />

Chrysanthemumsäureester,<br />

D 326<br />

CICIBABIN s. CHICHIBABIN<br />

Cinnamonitrile 525,527<br />

D 522/AAV<br />

Cinnamoylchlorid, D 498/V<br />

Cinnamylidencyanessigsäuremethylester,<br />

D 529/V<br />

Cinnamylidenmalononitril,<br />

D 529/V<br />

Ciprofloxacin 395<br />

Citral, U 522/L<br />

Citronensäure<br />

D 614/T<br />

I Derivate 716<br />

Citronensäurecyclus 507,549<br />

Claisen-Aufsatz 42,123<br />

Claisen-Kondensation 541,599<br />

Claisen-Schmidt-Reaktion 518<br />

Claisen-Tishchenko-Reaktion<br />

298/T,567,575ff<br />

Clausius-Clapeyronsche-<br />

Gleichung 39<br />

Clemmensen-Reduktion 590,<br />

621/L<br />

13 C-NMR-Spektroscopie 105 ff<br />

Cobaltstearat 422<br />

Register 799<br />

D 748/V<br />

G 748<br />

cod s. 1,5-Cyclooctadien<br />

Coenzym A 507<br />

Coffein, Isolierung 71/V(L)<br />

Collidin, Derivate 703<br />

Coniferylalkohol 441<br />

Coniin 526<br />

Cope-Eliminierung 287/L<br />

Cope-Umlagerung 148,661,<br />

677,682/L<br />

Cope-Variante der Knoevenagel-Reaktion<br />

527/AAV<br />

Coronar-Therapeutica 603<br />

Coulomb-Kräfte 154<br />

Crackprozesse 189,195/T, 451<br />

Craig-Röhrchen 32 f<br />

m-Cresol<br />

D 637/V<br />

G 768<br />

I Derivate 728<br />

U 238,478<br />

ofpj-Cresol<br />

D 637/V<br />

G 768<br />

I Derivate 728<br />

U 238<br />

m-Cresylacetat, U 204<br />

o (m) (pj-Cresyl-rnethylether,<br />

D 238/V<br />

Crotonaldehyd 277/T, 298/T,<br />

347/T, 584/T,<br />

D 275/V, 524/T, 596/B<br />

G 768<br />

I Derivate 706<br />

U 469,529,574/L<br />

Crotonaldehyddiethylacetal,<br />

D 469/V<br />

Crotonsäure 277/T<br />

D 419<br />

I Derivate 715<br />

!H-NMR-Spektrurn 163,<br />

718<br />

Crotonsäureethylester, D 476/V<br />

Crotonsäurernethylester,<br />

D 476/V<br />

Crotonsäurepiperidid, U 523/L<br />

Crotylalkohol, D 574//V(L)<br />

Cryptanden 221<br />

CUGAEV s. CHUGAEV<br />

Curnarin-3-carbonsäureethylester.D<br />

529/V<br />

Curnen 206AT, 377/T<br />

D 375<br />

G 768<br />

I Derivate 732


800 Register<br />

U 208,365<br />

Cumol s. Cumen<br />

Cumylhalogenide 165<br />

Cumylhydroperoxid s. a,a-Dimethyl-benzylhydroperoxid<br />

Cuprate 565<br />

Curtius-Abbau 669, 671/AAV,<br />

681/L<br />

Cyanacetamid<br />

D 483/V<br />

U 555,645<br />

Cyanamid, U 548<br />

Cyanate 618/L<br />

2-Cyan-3,3-bis(methylthio)prop-<br />

2-ensäuremethylester<br />

D 555/V<br />

U 606<br />

Cyanessigsäure 527<br />

D 259,490<br />

R Decarboxylierung 490<br />

U 501/L,528<br />

Cyanessigsäureester 527<br />

D 544<br />

R Aminolyse 482<br />

Cyanessigsäureester, substituierte,<br />

Hydrolyse 490<br />

Cyanessigsäureethylester<br />

U 429,483,501,528,548,<br />

555,645<br />

pKs-Wert 510<br />

Cyanessigsäuremethylester, U<br />

429,483,529,555<br />

2-Cyan-3-ethoxy-prop-2-ensäureethylester<br />

D 548/V<br />

U 606<br />

2-(2-Cyan-ethyl)acetessigsäureethylester<br />

D 601/V<br />

U 680/L<br />

N-(2-Cyan-ethyl)-e-caprolactam<br />

D 601/V<br />

U 584<br />

Cyanethylierung 594,604,622/L<br />

l -(2-Cyan-ethyl)-2-oxo-cyclohexancarbonsäureethylester<br />

601/V<br />

Cyanhydrinallylether,<br />

D 513/V(L)<br />

Cyanhydrine 457/B, 508<br />

D 512/AAV, 618/L<br />

Cyanide s. Nitrile<br />

Cyanine 88<br />

a-Cyan-4-methoxy-zimtsäuremethylester,<br />

D 529/V<br />

Cyanmethylester 482<br />

2-Cyan-3-methyl-pent-2-ensäureethylester,<br />

D 528/V<br />

Cyanmethylphosphonsäurediethylester,<br />

D 247/V<br />

a -Cyan-ß-methyl-zimtsäureethylester,<br />

D 528/V<br />

3-Cyan-3-phenyl-brenztraubensäureethylester,<br />

D 546/V<br />

a -Cyan-phenylessigsäureethylester,D<br />

547/V(L)<br />

2-Cyan-2-phenylthiocarbamoylessigsäureethylester,<br />

D 555/V<br />

3-Cyan-pyridin s. Pyridin-3-carbonitril<br />

Cyanursäure, U 371<br />

Cyanwasserstoff s. Blausäure<br />

a -Cyan-zimtsäureethylester, U<br />

429<br />

a -Cyan-zimtsäuremethylester,<br />

D 529/V<br />

Cyclamat 424<br />

Cyclisierungen 289<br />

radikalische 320<br />

Cycloaddition 289,315,323 ff,<br />

350/L<br />

Regioselektivität 168,324 f<br />

[l+2]-Cycloaddition 323,325,<br />

350/L<br />

[2+2]-Cycloaddition 323,327,<br />

350/L<br />

[3+2]-Cycloaddition 323,328,<br />

329/AAV, 350/L<br />

[4+2]-Cycloaddition 324,330,<br />

332/AAV, 350/L<br />

Cycloalkene, D 592/L<br />

Cyclobutane, D 327<br />

Cyclobutancarbonsäure,<br />

D 492/V<br />

Cyclobutanderivate, D 600<br />

Cyclobutanonderivate, D 615<br />

Cyclobutan-1, l -dicarbonsäure<br />

D 490/V<br />

U 492<br />

Cyclobutan-1, l -dicarbonsäurediethylester,<br />

U 490<br />

Cyclobutanring 166<br />

Cyclobutyltrimethylammoniumhydroxide<br />

273<br />

Cyclododecan 347/T<br />

Cyclododecanol 347/T<br />

Cyclododecanon 339,347/T<br />

Cyclododecanonoxim 347/T<br />

Cyclododecatrien 307,347/T<br />

D 339/V<br />

Cycloheptanon<br />

D 668/V<br />

IR 93<br />

Cycloheptatriene 325<br />

Cycloheptatrienylkation 352<br />

Cycloheptyltrimethylammoniumhydroxide<br />

273<br />

Cyclohexa-l,3-dien 324,330,<br />

733/1<br />

U 333<br />

Cyclohexan 347/T<br />

G 768<br />

I physikalische Konstanten<br />

730<br />

R Ox. 446<br />

Photonitrosierung 208<br />

U 200<br />

als Lösungsmittel 64,90<br />

Konformation 171<br />

Cyclohexancarbonsäure 347/T<br />

U 564/V(L)<br />

cis-Cyclohexan-1,2-diol,<br />

D 306/V, 307/V(L)<br />

trans-Cyclohexan-1,2-diol<br />

D 303/V<br />

U 664<br />

Cyclohexan-l,2-dion, D 426<br />

Cyclohexan-1,3-dion („Dihydroresorcinol")<br />

D 345/V<br />

R mit Formaldehyd 518<br />

U 602,610<br />

Cyclohexan-l,3-dione, D 599<br />

Cyclohexanol 347/T<br />

D 419/T<br />

G 768<br />

I Derivate 726<br />

U 260,275,314,431,433,<br />

435,451,478<br />

Cyclohexanon 436/T<br />

D 419,431,433/V, 435/V<br />

G 768<br />

I Derivate 708<br />

IR 93<br />

R Mannich-Rk. 531<br />

Oxim 675<br />

zu Adipinsäure 449/T<br />

U 426,429,464,469,471,<br />

513,515/L, 517,526,528,<br />

539,532,543/L, 575/L,<br />

577/L,585,601,602/L,<br />

614/L, 675,676<br />

als Dehydrierungsmittel 574<br />

Cyclohexanoncyanhydrin,<br />

D 513/V<br />

Cyclohexanondiallylacetal, U<br />

679/L


Cyclohexanondiethylacetal<br />

D 469/V<br />

U 276<br />

Cyclohexanonethylenacetal,<br />

D 471/V<br />

Cyclohexanonoxim 148,468/T<br />

D aus Cyclohexan 209<br />

aus Cyclohexanon 675/V<br />

U Beckmann-Umlagerung<br />

148,674,675<br />

Cyclohexanthiol, Derivate 736<br />

Cyclohexen 267<br />

D 275/V,280/V<br />

G 768<br />

I physikalische Konstanten<br />

733<br />

R Arylierung 410<br />

Bromierung 294<br />

Hydroxylierung 307<br />

Ox. 446<br />

U 205,300,303,307/L, 326,<br />

375<br />

Cy clohex-3-en-1 -carbaldehyd,<br />

D 333/V<br />

cis-Cyclohex-4-en-l ,2-dicarbonsäureanhydrid,<br />

D 333/V<br />

Cyclohex-1-en-l-yl-acetonitril,<br />

D 528/V<br />

3 -(Cyclohex-1 -en-1 -y l)propiononitril,D<br />

581/V(L)<br />

Cyclohexylacetaldehyddimethylacetal,D<br />

345/V<br />

Cyclohexylalkohol s. Cyclohexanol<br />

Cyclohexylamin<br />

D 585/V<br />

G 768<br />

I Derivate 699<br />

U 585<br />

Cyclohexyltrimethylammoniumhydroxide<br />

273<br />

Cyclohexylbenzen, D 375/V<br />

Cyclohexylbromid<br />

D 229/V<br />

I Derivate 722<br />

U 280<br />

Cyclohexylchlorid,<br />

D 200/V<br />

I Derivate 722<br />

Cyclohexylidencyanessigsäureethylester.D<br />

528/V<br />

Cyclohexyliodid<br />

D 231/V<br />

I Derivate 722<br />

Cyclohexylmethylketon,<br />

D 564/V(L)<br />

Cyclohexyloxytrimethylsilan,<br />

D 26OA/<br />

ß-Cyclohexyl-propionsäureethylester,<br />

D 565/V(L)<br />

Cyclohexylverbb. durch radikal.<br />

Cyclisierung 320<br />

Cyclohexylvinylether, D 314/V<br />

1,5-Cyclooctadien (cod) 404<br />

Cyclooctatetraen 282/B<br />

D 339,339/V<br />

Cycloolefine, D 592/L<br />

Cyclooligomerisierung 338/T<br />

Cycloparaffine 730/1<br />

Cyclopentadien 324,330<br />

G 768<br />

I physikalische Konstanten<br />

733<br />

R Dimerisierung 331<br />

als CH-acide Verb. 526<br />

U 333<br />

Cyclopentadienylanion 352<br />

Cyclopentan, physikalische<br />

Konstanten 730<br />

Cyclopentancarbaldehyd,<br />

D 664/V<br />

Cyclopentane, chlorierte 278/T<br />

Cyclopentanol<br />

D 583/V<br />

I Derivate 726<br />

U 275,435<br />

Cyclopentanon<br />

D 435/V<br />

G 768<br />

I Derivate 707<br />

IR 93<br />

R Dimerisierung 330<br />

U 464,471,583,517,601,<br />

674,677<br />

Cyclopentanonethylenacetal,<br />

D 471/V<br />

Cyclopentanondiallylacetal, U<br />

679/L<br />

Cyclopenten<br />

B 660<br />

D 275/V<br />

I physikalische Konstanten<br />

733<br />

U 303<br />

Cyclopentyltrimethylammoniumhydroxide<br />

273<br />

Cyclopentylverbb. durch radikal.<br />

Cyclisierung 320<br />

Cyclophosphamid 246/T<br />

Cyclopropan-1,1 -dicarbonsäure,<br />

D 490/V<br />

Register 801<br />

Cyclopropan-1,1-dicarbonsäurediethylester<br />

D 609/V<br />

U 490<br />

Cyclopropane, D 286,289,<br />

326/AAV, 326/V(L), 648<br />

Cyclopropanring 166<br />

Cyclopropenylkation 352<br />

p-Cymen<br />

Derivate 732<br />

!H-NMR-Spektrum 733<br />

IR-Spektrum 732<br />

Cystein 653,705/1<br />

Cystin 653<br />

Löslichkeit 688<br />

Cytochrom P 305<br />

Cytochrome 418<br />

2,4-D s. 2,4-Dichlor-phenoxyessigsäure<br />

Dacheffekt bei NMR 105<br />

Dampfbäder 15<br />

Dampfdruck 39<br />

Dampfkanne 15,55<br />

Darzens-Reaktion 508,525,<br />

544/AAV, 618/L<br />

Datenbanken 140 ff, 146/L<br />

dba s. Dibenzylidenaceton<br />

DBN s. l,5-Diazabicyclo[4.3.0]non-5-en<br />

DBUs. 1,8-Diazabicyclo[5.4.0]undec-7-en<br />

DC s. Dünnschichtchromatographie<br />

DCC s. Dicyclohexylcarbodiimid<br />

DDT 298<br />

D 372/T, 389/T, 390/V<br />

G 774<br />

Decahydronaphthalen, s.<br />

Decalin<br />

Decalin 173,347/T<br />

I physikalische Konstanten<br />

730<br />

U 208<br />

Decalin-2-ol<br />

D 345/V, 570/V<br />

U 431<br />

Decalin-2-on<br />

D 431/V<br />

U 570<br />

Decalin-9-ylhydroperoxid,<br />

D 208/V


802 Register<br />

Decan, physikalische Konstanten<br />

730<br />

Decanal<br />

D 433/V<br />

I Derivate 706<br />

Decan-1,10-dicarbonsäurediethylester,<br />

D 668<br />

Decan-1-öl<br />

D 309/V,590/V<br />

I Derivate 726<br />

U 433,437<br />

Decan-2-ol,D 302<br />

Decan-2-on,D 336/V<br />

Decansäure<br />

D 437/V.581/V<br />

I Derivate 715<br />

Decansäureethylester<br />

D 476/V<br />

U 590<br />

Decarboxylierung 490<br />

Dec-l-en<br />

D 279/V<br />

U 300,300,309,336,437<br />

Dec-l-in,D 280/V<br />

Decylbromid<br />

D 229/V<br />

U 258,279,402<br />

3-Decyl-l,2-dimethoxy-benzen s.<br />

3-Decyl-veratrol, D 402/V<br />

Deformationsschwingungen im<br />

IR 91<br />

Dehydratisierung 273 ff<br />

Dehydrierung 150,416ff,454/L<br />

katalytische 435,756<br />

mit Chinonen 454/L<br />

mit Nitroverbindungen 454/L<br />

mit Schwefel, 452/AAV,<br />

455/L<br />

Dehydrit, Trockenmittel 25<br />

Dehydrobenzen 397<br />

Dehydrobromierung 281/V(L)<br />

Dehydrocyclisierung 436/T<br />

Dehydrohalogenierung 263,<br />

277 ff, 279/AAV, 279/AAV<br />

Dekantieren 33<br />

Delepine-Reaktion 244<br />

Demjanov-Umlagerung 68l/L<br />

Deniges-Reagens<br />

D 748/V<br />

G 748<br />

U 693/AAV(I)<br />

Dephlegmatoren 54<br />

Derivativspektroskopie 90<br />

Desinfektionsmittel 245<br />

Desoxybenzoin s. Benzylphenylketon<br />

3-Desoxy-l ,2:5,6-di-O-isopropyliden-a-D-ribohexofuranose,<br />

D 209/V(L)<br />

2-Desoxy-D-ribose, I 713<br />

l-Desoxy-2,3,4,6-tetra-O-acetyl-<br />

1 -(2-cyan-ethyl)-a-D-glucopyranose<br />

320/V(L)<br />

Dess-Martin-Periodinan 435<br />

Destillation 38ff,125/L<br />

azeotrope 56<br />

einfache 41<br />

fraktionierte 46 f, 125/L<br />

kleiner Substanzmengen 29,<br />

44<br />

unter Schutzgasatmosphäre<br />

43<br />

Destillationskolonnen 31,47,51<br />

Detosylierung 279/AAV, 280/V<br />

Deutsche Reichspatente 131<br />

Dewar-Gefäß 17,21<br />

DFP s. Diisopropylfluorphosphat<br />

Diacetonalkohol s. 4-Hydroxy-4methyl-pentan-2-on<br />

Diacetyl 425/B<br />

I Derivate 707<br />

a-Dialkylaminomethyl-ketone,<br />

D 531 f/AAV<br />

Dialkylborane<br />

D 310<br />

R 310,569<br />

Dialkylcuprate 565<br />

Dialkyldichlorsilane 260/T<br />

Dialkylether, D 232<br />

N,N-Dialkyl-4-nitroso-aniline<br />

395<br />

N,N-Dialkyl-p-phenylendiamin<br />

443<br />

Dialkylphosphinsäureester 247<br />

Dialkylphthalate als stationäre<br />

Phase bei GC 75,76<br />

Dialkylsulfate<br />

D 296<br />

R als Alkylierungsmittel 608<br />

Hydrolyse 226,234,237<br />

mit Ammoniak 242<br />

mit Carbonsäuren 241<br />

mit Natriumhydrogensulfid<br />

248<br />

Dialkylsulfide s. Sulfide<br />

Dialkylsulfone 653<br />

Diallylacetale, R 679<br />

l,2-(bzw. l,4)-Diamine, aromatische,<br />

D 646<br />

1,4-Diamino-butan, D 674/V<br />

2,4-Diamino-toluen<br />

D 628/V<br />

G 768<br />

I Derivate 700<br />

U 642<br />

Dian s. Bisphenol A<br />

o-Dianisidin 68<br />

Diaryle s. Biaryle<br />

Diaryldichlorsilane 260/T<br />

Diarylsulfide s. Sulfide<br />

Diastereomere 172,175 ff<br />

diastereoselektive Synthese s.<br />

stereoselektive Synthese<br />

diastereotop 177,611<br />

l ,5-Diazabicyclo[4.3.0]non-5-en<br />

(DBN) 268,277<br />

l ,8-Diazabicyclo[5.4.0]undec-7en<br />

(DBU) 268,277<br />

D 502/V<br />

Diazoalkane<br />

D 328,631,646 ff<br />

G 630<br />

als Alkylierungsmittel 608,<br />

648 ff<br />

Diazoaminobenzen 643<br />

Diazoanhydride 640<br />

a-Diazo-carbonsäureester,<br />

D 631<br />

a-Diazo-dicarbonylverbindungen<br />

648<br />

Diazoessigsäureester 326,631,<br />

648<br />

a-Diazo-ketone 631,648<br />

D aus Aminoketonen 631<br />

aus Säurechloriden 625,<br />

651/AAV<br />

R 651,667<br />

Zersetzung 286<br />

U zu Carbonsäureestern<br />

668/AAV<br />

Diazomalonsäureester 632<br />

Diazomethan<br />

D 647/V, 647/V(L)<br />

G 768<br />

R mit Carbonsäuren und<br />

Phenolen 625,<br />

649/AAV<br />

Photolyse 286<br />

Gehaltsbestimmung von<br />

Lösungen 647<br />

Diazomethylheptadecylketon<br />

D 652/V<br />

U 668<br />

Diazomethyl-p-methoxy-phenylketon<br />

D 652/V


U 668<br />

Diazomethyl-a-naphthylketon<br />

D 652/V<br />

U 668<br />

Diazomethylpentadecylketon,<br />

U 668<br />

Diazomethylphenylketon<br />

D 652/V<br />

U 652,668<br />

Diazomikrofilme 646<br />

Diazoniumsalze 631,659/L<br />

D 625,633/AAV, 637/AAV<br />

R 636 ff<br />

für Arylierungen 405,408,<br />

411<br />

Red.<br />

zu Arylhydrazinen<br />

638/AAV<br />

zu Kohlenwasserstoffen<br />

637<br />

Verkochen 625,637/AAV,<br />

659/L<br />

Diazoniumtetrafluorborate 632,<br />

636<br />

Diazoniumverbindungen, IR 93<br />

Diazotierung 218,633/AAV<br />

Diazoverbindungen, aliphatische<br />

658/L<br />

D 646ff<br />

R als 1,3-Dipole 324<br />

mit Carbonylverbb. 650 f<br />

mit Protonensäuren 648 f<br />

Pyrolyse 286,326<br />

DIB s. Dibromisocyanursäure<br />

DIBAL-H s. Diisobutylaluminiumhydrid<br />

Dibenzoylessigsäureethylester<br />

552/V(L)<br />

Dibenzoylmethan, D 546/V<br />

Dibenzoylperoxid s. Benzoylperoxid<br />

N, N-Dibenzyl-alaninbenzylester<br />

D 244/V<br />

U 571<br />

Dibenzylamin, Derivate 699<br />

2-(N, N-Dibenzylamino)propanal,<br />

D 435/V<br />

2-(N,N-Dibenzylamino)propanol<br />

D 57IlV<br />

U 435<br />

Dibenzylether, IR-Spektrum<br />

721<br />

Dibenzylidenaceton (Dba)<br />

D 522/V<br />

U 344,411<br />

Dibenzylsulfid, D 249/V<br />

Diboran, R 308<br />

U 309<br />

1,3-Dibrom-aceton 614/T<br />

1,2-Dibrom-alkane, D 300/AAV<br />

1,2-Dibrom-benzen, Derivate<br />

723<br />

1,3-Dibrom-benzen, Derivate<br />

723<br />

l ,4-Dibrom-benzen<br />

D 370/V<br />

I Derivate 723<br />

2,6-Dibrom-benzo-l ,4-chinon,<br />

Derivate 711<br />

Dibrombernsteinsäure<br />

D 294,300/V<br />

U 281/L<br />

l ,4-Dibrom-butan<br />

D 229/V, 234/V(L)<br />

U 258<br />

a,y-Dibrom-buttersäure, D,U<br />

614/V(L)<br />

a,y-Dibrom-buttersäurebromid,<br />

D,U 614/V(L)<br />

l ,2-Dibrom-cyclohexan<br />

D 294300/V<br />

U 280<br />

1,2-Dibrom-decan<br />

D 300/V<br />

U 280<br />

l ,2-Dibrom-dodecan<br />

D 300/V<br />

U 280<br />

1,2-Dibrom-ethan 316<br />

G 769<br />

I physikalische Konstanten<br />

723<br />

U 247,252/L, 258,609<br />

1,2-Dibrom-heptan, D 300/V<br />

l ,2-Dibrom-hexan<br />

D 300/V<br />

U 280<br />

Dibromisocyanursäure<br />

D 37IlV<br />

R als Halogenierungsmittel<br />

368<br />

U 371<br />

2,6-Dibrom-4-nitro-anilin<br />

D 371/V(L)<br />

U 645<br />

2-(2,6-Dibrom-4-nitro-phenylazo)-diethylamino-acetanilid,<br />

D 645/V<br />

l ,2-Dibrom-octan<br />

D 300/V<br />

U 280<br />

Register 803<br />

4,5-Dibrom-pent-l-in 299<br />

2,4-Dibrom-phenol<br />

D 370/V<br />

I Derivate 728<br />

l ,2-Dibrom-l -phenyl-ethan,<br />

D 300<br />

1,2-Dibrom-propan, physikalische<br />

Konstanten 723<br />

l ,3-Dibrom-propan<br />

D 229/V, 319/V<br />

I physikalische Konstanten<br />

723<br />

U 247(L), 258<br />

2,3-Dibrom-propionaldehyddiethylacetal,<br />

U 281/L<br />

1,2-Dibrom-stilben<br />

D 300/V<br />

U 281/L<br />

l,2-Dibrom-styren,D 300/V<br />

Dibromtriphenylphosphoran, U<br />

385/L<br />

a,ß-Dibrom-zimtsäureethylester,<br />

U 281/L<br />

Dibutylamin, Derivate 699<br />

l,2-Dibutyl-benzen,D 408/V(L)<br />

Dibutylether, Lsg.-mittel bei<br />

Grignard-Rkk. 558<br />

Di-tert-butylketon, R 564<br />

2,6-Di-tert-butyl-4-methylphenol<br />

377/T<br />

2,4-Di-tert-butyl-phenol 377/T<br />

Di-tert-butylperoxid<br />

D 748/V<br />

G 748,769<br />

Bindungsdissoziationsenthalpie<br />

189<br />

Dibutylsulfid, D 249/V<br />

Dicarbonsäuren<br />

D 445f/T<br />

I Löslichkeit 688<br />

a-Dicarbonylverbindungen<br />

D 426/AAV, 635<br />

R mit o-Phenylendiamin 465<br />

ß-Dicarbonylverbindungen<br />

D durch Acylierung von Carbonylverbb.<br />

551<br />

durch Decarbonylierung<br />

von Oxobernsteinsäureestern<br />

u. 2,4-Dioxo-carbonsäureestern<br />

543,<br />

547/AAV<br />

durch Esterkond. 540 ff,<br />

544/AAV<br />

durch Esterspaltung von<br />

acylierten ß-Dicarbonylverbb.<br />

550


804 Register<br />

durch Hydrolyse von acylierten<br />

Enaminen 614,<br />

616/AAV<br />

I Nachweis-Rkk. 548<br />

R Acylierung 509,551,<br />

552/AAV<br />

Add. an vinyloge Carbonylverbb.<br />

598<br />

Alkylierung 212,223,<br />

608/AAV<br />

Esterspaltung 549 ff,<br />

550/AAV<br />

Keto-Enol-Gleichgewicht<br />

548,607<br />

Ketonspaltung 491/AAV,<br />

549<br />

Knoevenagel-Rk. 527<br />

mit Diazoniumsalzen 643<br />

mit Aldehyden 599<br />

mit Aminen 464/V<br />

mit Carbonsäurechloriden<br />

551<br />

mit Phenylhydrazin 465<br />

Säurespaltung 490,549 ff,<br />

550/AAV<br />

Chelatkomplexe 223,548<br />

pKs-Werte 510<br />

y-Dicarbonylverbindungen<br />

D 535,599<br />

R mit Ammoniak 464<br />

2,4-Dichlor-anilin, Derivate 700<br />

2,4-Dichlor-benzaldehyd,<br />

D 236/V<br />

l ,2-Dichlor-benzen,<br />

G 769<br />

I Derivate 722<br />

U 408<br />

l ,3-Dichlor-benzen<br />

G 769<br />

I Derivate 722<br />

1,4-Dichlor-benzen<br />

D 372/T<br />

G 769<br />

I Derivate 723<br />

2,4-Dichlor-benzylidendibromid<br />

D 204/V<br />

U 236<br />

2,4-Dichlor-benzylidendichlorid,<br />

U 236<br />

7,7-Dichlor-bicyclo[4.1.0]heptan<br />

D 326/V<br />

U 209/L<br />

1,4-Dichlor-butan 233/T, 234/T<br />

D 234/V(L)<br />

U 258<br />

l,4-Dichlor-but-2-en 301/T<br />

D 292<br />

2,3-Dichlor-but-l-en 301/T<br />

2,4-Dichlor-but-l-en, D 292<br />

Dichlorcarben 225,285<br />

D aus Chloroform 285<br />

U 326/L<br />

Add. an Olefine,<br />

D 326/AAV<br />

l ,1 -Dichlor-cyclopropane,<br />

D 326/AAV<br />

2,3-Dichlor-5,6-dicyan-l,4-benzochinon<br />

(DDQ)<br />

als Ox.-mittel 453<br />

Elektrodenpotential 416<br />

l,l-Dichlor-2,2-dimethyl-cyclopropan,D<br />

326/V<br />

l ,l-Dichlor-2,2-diphenyl-cyclopropan,<br />

D 326/V<br />

l,l-Dichlor-trans-2,3-diphenylcyclopropan,<br />

D 326/V(L)<br />

Dichlordiphenylmethan, D 375<br />

Dichloressigsäure<br />

I Derivate 715<br />

Acidität 457<br />

1,2-Dichlor-ethan 278/T, 301/T<br />

G 751,769<br />

I physikalische Konstanten<br />

723,751<br />

Reinigung und Trocknung<br />

751<br />

1,1-Dichlor-ethylen s. Vinylidendichlorid<br />

1,2-Dichlor-ethylen, physikalische<br />

Konstanten 723<br />

l,l-Dichlor-2-hexyl-cyclopropan,<br />

D 326/V<br />

1,2-Dichlorhydrin s. 2,3-Dichlorpropan-1-ol<br />

Dichlormethan s. Methylendichlorid<br />

2,4-Dichlor-2-methyl-butan<br />

278/T<br />

1,4-Dichlor-naphthalen, Derivate<br />

723<br />

1,5-Dichlor-naphthalen, Derivate<br />

723<br />

Dichloro[l,2-bis(diphenylphosphino)ethan]nickel(II)<br />

408<br />

Dichloro[l ,2-bis(diphenylphosphino)propan]nickel(II)<br />

408<br />

2,4-Dichlor-phenol 278/T, 372/T<br />

I Derivate 728<br />

2,4-Dichlor-phenoxyessigsäure<br />

241,278yT, 372/T, 614<br />

2,4-Dichlor-phenoxyessigsäureester<br />

480/T<br />

l ,1 -Dichlor-2-methyl-2-phenylcyclopropan<br />

D 326/V<br />

U 209/L<br />

1 ,1 -Dichlor-2-phenyl-cyclopropan,<br />

D 326/V<br />

1,3-Dichlor-propan, U 258<br />

2,2-Dichlor-propan, physikalische<br />

Konstanten 723<br />

2,3-Dichlor-propan-l-ol 301/T<br />

2,4-Dichlor-toluen<br />

D 642/V(L)<br />

U 204<br />

Dichromat, Ox. mit 431<br />

Dichte 77,82<br />

4,4'-Dicyan-biphenyl,<br />

D 404/V(L)<br />

Dicyandisulfan s. Dirhodan<br />

Dicyanessigsäureanilid,<br />

D 555/V<br />

Dicyclohexylamin<br />

D 585/V<br />

G 769<br />

U 244,578<br />

Dicyclohexylcarbodiimid 477,<br />

486<br />

Dicyclohexylethylamin<br />

D 244/V<br />

R für Eliminierungen 268,<br />

277<br />

Dicyclopentadien 333/U, 769/G<br />

l,l'-Di(diphenylphosphino)ferrocen<br />

(dppf) 411<br />

Dieckmann-Kondensation 543,<br />

619/L<br />

Dielektrizitätskonstante 155,<br />

221<br />

Diels-Alder-Reaktion 148,289,<br />

324,330,332/AAV<br />

Diene, D 536<br />

Dienon-Phenol-Umlagerung<br />

660<br />

Dienophile 315,330<br />

Diensynthese s. Diels-Alder-<br />

Reaktion<br />

Diethanolamin, D 304/T<br />

Diethylacetale, D 469/AAV<br />

Diethylamin<br />

G 769<br />

U 260,532,578,596<br />

3-Diethylamino-acetanilid, U<br />

645<br />

4-Diethylamino-benzaldehyd<br />

D 384/V<br />

U 522


4-Diethylamino-butan-2-on,<br />

D 532/V<br />

4-Diethylamino-butan-2-onhydrochlorid,<br />

U 282<br />

4-Diethylamino-cinnamonitril,<br />

D 522/V<br />

l -Diethylamino-hept-2-in,<br />

D 532/V(L)<br />

2-(4-Diethylamino-phenylazo)-<br />

3-methylbenzthiazoliumtetrafluorborat,D<br />

445/V<br />

3-Diethylamino-propiononitril,<br />

D 596/V<br />

N, N-Diethylamino-tributylzinn<br />

411<br />

N,N-Diethyl-anilin 277<br />

G 769<br />

I Derivate 703<br />

U 384,445,645<br />

Diethylcarbonat, U 547<br />

Diethylenglycol 15,305/T<br />

D 304<br />

G 748,769<br />

I Derivate 726<br />

Reinigung 748<br />

Diethylenglycoldinitrat 231/T<br />

Diethylenglycolmonoalkylether<br />

305/T<br />

Diethylether (s. auch Ether)<br />

233/T,286,298/T<br />

D 233/T,265<br />

G 749,769<br />

als Extraktionsmittel 61<br />

als Lösungsmittel 64,90,155,<br />

221<br />

Erhitzen 16<br />

Siedetemp., Abhängigkeit<br />

vom Druck 40<br />

Trocknung 749<br />

N,N-Diethyl-furfurylamin,<br />

D 578/V<br />

Diethylketon<br />

D 491/V<br />

G 769<br />

I Derivate 707<br />

U 513,679/L<br />

Diethylketoncyanhydrin,<br />

D 513/V<br />

Diethylmalonsäure, D 490/V<br />

Diethylmalonsäurediethylester<br />

D 609/V<br />

U 490<br />

Diethyl(4-nitro-phenyl)thionphosphat,<br />

248/T<br />

Diethylphosphit<br />

U mit Alkylhalogeniden<br />

247/V(L), 536<br />

Diethylsulfat<br />

G 769<br />

U 237,257<br />

Diethylsulfid, D 249/V<br />

Diethylzink, U 327<br />

Diffraktometer 119<br />

Diglycol s. Diethylenglycol<br />

Diglyme 309<br />

G 749<br />

Trocknung 749<br />

Dihalogencarbene 288/L<br />

Dihalogenessigsäure, Carbenbildungaus<br />

285<br />

Dihalogenide, geminale 235<br />

R Hydrolyse 261/L<br />

Dihalogenide, vicinale<br />

D 288,299<br />

Dihalogenmethane, Dehydrohalogenierung<br />

285<br />

9,10-Dihydro-anthracen, U 453<br />

1,2-Dihydrochinolin 596<br />

ds-9,10-Dihydro-9,10-ethanoanthracen-11,12-dicarbonsäureanhydrid,<br />

D 333/V<br />

4,5-Dihydrooxazole 485/B<br />

3,4-Dihydro-2//-pyran<br />

D 666/V(L)<br />

R 470,607,666<br />

3,4-Dihydro-2//-pyran-2(bzw.<br />

3)-carbaldehyd 331<br />

4,5-Dihydro-pyrazol-5-one s.<br />

Pyrazolone<br />

4,5-Dihydro-4//-pyrazolo[3,4d]pyrimidin-4-on,<br />

D 605<br />

l ,4-Dihydropyridin-3,5-dicarbonsäureester,<br />

D 602<br />

1,4-Dihydropyridine, D 602<br />

Dihydroresorcinol s. Cyclohexan-l,3-dion<br />

9,10-Dihydroxy-anthracen,<br />

Elektrodenpotential 417<br />

l ,4-Dihydroxy-anthrachinon<br />

380<br />

2,4-Dihydroxy-benzaldehyd,<br />

D 384/V<br />

2,4-Dihydroxy-benzoesäure,<br />

D 392/V<br />

l,10-Dihydroxy-decan,D 590/V<br />

2,2'-Dihydroxy-diethylsulfid,<br />

D 249/V(L)<br />

L-ß-(3,4-Dihydroxy-phenyl)-aalanin<br />

338<br />

1,2-Dihydroxy-propan 305/T<br />

Register 805<br />

l ,3-Dihydroxy-propan,<br />

Derivate 726<br />

2,5-Dihydroxy-terephthalsäre,<br />

D 392/V<br />

2,5-Dihydroxy-toluen,<br />

Derivate 729<br />

vic-Dihydroxyverbindungen,<br />

D 289<br />

Dihydrozimtsäure s. 3-Phenylpropionsäure<br />

Diiodmethan, R 327<br />

Diisobuten,D 31 l/V<br />

Diisobutylaluminiumhydrid 570<br />

Diisobutylamin, Derivate 699<br />

Diisocyanate, T 361,503,505<br />

Diisopentylamin, Derivate 699<br />

Diisopropylamin, Derivate 699<br />

Diisopropylether 233/T<br />

Diisopropylfluorphosphat 248<br />

Diisopropylketon, Derivate 707<br />

Diketen<br />

D 280/V,328<br />

G 769<br />

1,2-Diketone, D 426/AAV<br />

1,3-Diketone s. ß-Dicarbonylverbindungen<br />

1,4-Diketone, D 535<br />

Dimedon, D 491/V(L),<br />

602/V(L)<br />

Dimedonderivate, D 706/1(L)<br />

3,4-Dimethoxy-acetophenon<br />

D 381/V<br />

U 450,580<br />

3,4-Dimethoxy-anilin, D 671<br />

2,4-Dimethoxy-benzaldehyd,<br />

D 384/V<br />

3,4-Dimethoxy-benzaldehyd<br />

D 239/V<br />

I Derivate 707<br />

3,4-Dimethoxy-benzamid, U<br />

671<br />

4,4'-Dimethoxy-benzophenon,<br />

D 381/V(L)<br />

2,5-Dimethoxy-benzylchlorid,<br />

U 257<br />

3,4-Dimethoxy-benzylchlorid<br />

D 387/V<br />

U 257<br />

2,5-Dimethoxy-benzylcyanid<br />

D 257/V<br />

U 500<br />

3,4-Dimethoxy-benzylcyanid<br />

D 257/V<br />

U 500<br />

2,4-Dimethoxy-benzylhalogenide,<br />

SN-Rkk. an 2\6


806 Register<br />

U-Dimethoxy-ethan 472<br />

!^-Dimethoxy-ethan als<br />

Lösungsmittel 222<br />

2,3-Dimethoxy-5-methyl-benzo-<br />

1,4-chinon 442<br />

2,5-Dimethoxy-phenylessigsäure,D<br />

500/V<br />

3,4-Dimethoxy-phenylessigsäure,<br />

D 500/V<br />

(3,4-Dimethoxy-phenyl)methylketon,<br />

U 427<br />

Dimethylacetale, D 469<br />

2,4-Dimethyl-acetophenon<br />

D 38IlV<br />

U 427<br />

2,3-Dimethyl-acrolein, U 469<br />

2,3-Dimethyl-acrylsäure, U 498<br />

3,3-Dimethyl-acrylsäure,<br />

D 450/V<br />

2,3-Dimethyl-acrylsäurechlorid,<br />

D 498<br />

Dimethylamin<br />

G 769<br />

I Derivate 699<br />

U 316,464,532<br />

Dimethylaminhydrochlorid, U<br />

532<br />

4'-Dimethylamino-azobenzen-2carbonsäure,<br />

D 645/V<br />

4'-Dimethylamino-azobenzen-4sulfonsäure,<br />

D 645/V<br />

4-Dimethylamino-benzaldehyd<br />

68<br />

D 384/V<br />

I Derivate 707<br />

!R-NMR-Spektrum 709<br />

IR-Spektrum 709<br />

U 428,522,529<br />

4-Dimethylamino-butan-2-on,<br />

D 532/V<br />

4-Dimethylamino-butan-2-onhydrochlorid,<br />

U 282<br />

4-Dimethylamino-cinnamonitril,<br />

D 522<br />

ß-Dimethylamino-crotonsäureethylester<br />

D 464/V<br />

U 617/L<br />

MN-Dimethyl-aminomaleinsäuredimethylester,<br />

D 316/V<br />

3-Dimethylamino-l-(4-methoxyphenyl)propan-l-on,<br />

D 532/V<br />

2-Dimethylaminomethyl-cyclohexanon,D<br />

532/V<br />

4-Dimethylamino-3-methylbutan-2-on<br />

532/V<br />

(2-Dimethylamino-5-methylphenyl)diphenylmethanol,<br />

D 402/V(L)<br />

3-Dimethylamino-2-methyl-1 -<br />

phenyl-propan-1-on, D 532/V<br />

4-Dimethylamino-3-phenylbutan-2-on,<br />

D 532/V<br />

l -(4-Dimethylamino-phenyl)-4phenyl-buta-1,3-dien,<br />

D 537/V<br />

3-Dimethylamino-l-phenyl-propan-l-on,D<br />

532/V<br />

4-Dimethylamino-phenylthiocyanat,D<br />

373/V<br />

4-(N,N-Dimethylamino)pyridin<br />

477<br />

4-Dimethylamino-thiobenzoesäuremorpholid,<br />

D 428/V<br />

N,N-Dimethylamino-p-toluidin,<br />

U 402<br />

4-Dimethylamino-zimtaldehyd,<br />

U 537<br />

4-Dimethylamino-zimtsäure,<br />

D 529/V<br />

N,N-Dimethyl-anilin 442<br />

G 769<br />

I 703<br />

U 373,384,389,393,445,645<br />

für Eliminierungs-Rkk. 277<br />

lonisierungsenergie 168<br />

2,4-Dimethyl-anilin, Derivate<br />

699<br />

2,5-Dimethyl-anilin, Derivate<br />

699<br />

2,4-Dimethyl-benzensulfonsäure,<br />

Derivate 737<br />

2,5-Dimethyl-benzensulfonsäure,<br />

Derivate 737<br />

3,4-Dimethyl-benzensulfonsäure,<br />

Derivate 737<br />

3,5-Dimethyl-benzoesäure,<br />

D 423/V<br />

4,4 / -Dimethyl-benzoin, D 534/V<br />

N,N-Dimethyl-benzylamin,<br />

D 578/V<br />

2,4-Dimethyl-benzylchlorid<br />

D 387/V<br />

U 257<br />

2,5-Dimethyl-benzylchlorid<br />

D 387/V<br />

U 257<br />

2,4-Dimethyl-benzylcyanid<br />

D 257/V<br />

U 500<br />

2,5-Dimethyl-benzylcyanid<br />

D 257/V<br />

U 500<br />

a,a-Dimethyl-benzylhalogenide<br />

165<br />

a,a-Dimethyl-benzylhydroperoxid<br />

206/T, 304/T, 323<br />

D 208/V<br />

G 769<br />

U 676<br />

2,3-Dimethyl-butan 730/1<br />

2,3-Dimethyl-butan-2,3-diol<br />

D 587/V<br />

I Derivate 726<br />

U 664<br />

2,3-Dimethyl-butan-2-ol<br />

D 563/V<br />

U 275<br />

3,3-Dimethyl-butan-2-ol<br />

D 583/V<br />

R Dehydratisierung 274<br />

U 666/L<br />

3,3-Dimethyl-butan-2-on s.<br />

Pinacolon<br />

3,3-Dimethyl-butan-2-onethylenacetal,<br />

D 471<br />

2,3-Dimethyl-but-2-en<br />

D 274,275/V<br />

N,N-Dimethyl-butylamin,<br />

D 578/V<br />

l ,2-Dimethyl-cyclohexan,<br />

D 345/V<br />

l ,3-Dimethyl-cyclohexan,<br />

D 345/V<br />

l ,4-Dimethyl-cyclohexan<br />

D 345/V<br />

G 769<br />

5,5-Dimethyl-cyclohexan-1,3dion<br />

s, Dimedon<br />

2,2-Dimethyl-cyclohexanon,<br />

D 610<br />

2,6-Dimethyl-cyclohexanon,<br />

D 610<br />

3,3-Dimethyl-cyclohexanon,<br />

D 565/V(L)<br />

2,3-Dimethyl-cyclopropancarbonsäureethylester,<br />

D 327/V(L)<br />

l ,2-Dimethyl-cyclopropanon<br />

172<br />

Dimethyldibenzoylmethan, U<br />

592/L<br />

5,5-Dimethy 1-dihy droresorcinol<br />

s. Dimedon<br />

4,4-Dimethyl-l ,3-dioxan,<br />

D 520/T


2,2-Dimethyl-4,5-dioxo-cyclohexancarbonsäureethylester,<br />

U 491/L<br />

3,3-Dimethyl-l ,2-diphenylcyclopropen,<br />

D 592/L<br />

N, N-Dimethyl-dithiocarbamidsäure<br />

505/T<br />

Dimethylether 233/T<br />

R Darstellung von Dimethylsulfat<br />

233<br />

heterolytische Bindungsdissoziationsenergie<br />

217<br />

pKs-Wert 158<br />

Dimethylformamid<br />

G 749,769<br />

I !H-NMR-Spektrum 719<br />

R Vilsmeier-Synthese 383<br />

als Lösungsmittel 155,219 ff<br />

Reinigung und Trocknung<br />

749<br />

2,6-Dimethyl-hepta-2,5-dien-4on,<br />

D 519<br />

4,6-Dimethyl-hept-l-en-4-ol,<br />

D 564/V(L)<br />

3,5-Dimethyl-hexa-2,4-dien, R<br />

326<br />

2,5-Dimethyl-hexan, physikalische<br />

Konstanten 730<br />

N,N-Dimethyl-3-nitro-anilin,<br />

D 361/V(L)<br />

2,6-Dimethyl-4-(2-nitro-phenyl)l,4-dihydropyridin-3,5-dicarbonsäurediethylester<br />

603<br />

Dimethylnitrosamin, G 769<br />

N,N-Dimethyl-4-nitroso-anilin,<br />

D 393/V<br />

3,3-Dimethyl-l-oxa-spiro[3,5]nonan-2-on,D<br />

543/L<br />

Dimethyloxosulfoniummethylid<br />

394<br />

4,4-Dimethyl-pent-2-en, D 284<br />

2,2-Dimethyl-pent-3-yl-acetat<br />

284<br />

2,3-Dimethyl-phenol,<br />

Derivate 728<br />

2,4-Dimethyl-phenol,<br />

Derivate 728<br />

2,5-Dimethyl-phenol,<br />

Derivate 728<br />

2,6-Dimethyl-phenol,<br />

Derivate 728<br />

N^V-Dimethyl-p-phenylendiamin,<br />

Oxidationspotential<br />

417<br />

2,4-Dimethyl-phenylessigsäure,<br />

D 428/V,500/V<br />

2,5-Dimethyl-phenylessigsäure,<br />

D 500/V<br />

2,3-Dimethyl-l-phenyl-pyrazol-<br />

5-on 488<br />

2,4-Dimethyl-phenylthioessigsäuremorpholid<br />

D 427/V<br />

U 428<br />

2,2-Dimethyl-propan-l ,3-diol,<br />

D 524AT,577/T<br />

2,2-Dimethyl-propanol 228<br />

1,1-Dimethyl-propylbromid 228<br />

Dimethylquecksilber, Bindungsdissoziationsenthalpie<br />

189<br />

Dimethylsulfat<br />

D 233<br />

G 749,769<br />

U 239,257,557,610,617/L<br />

Reinigung 749<br />

Dimethylsulfid, pKs-Wert 158<br />

Dimethylsulfit als wasserbindendes<br />

Mittel 469<br />

Dimethylsulfoxid 394,654<br />

G 750,769<br />

als Lösungsmittel 155,<br />

219 ff,<br />

als Oxidationsmittel<br />

433f/AAV,455/L<br />

Trocknung 28,750<br />

N-jV-Dimethyl-thioformamid,<br />

D 507/V<br />

N,N-Dimethyl-p-toluidin,<br />

Derivate 703<br />

DIMROTH 86<br />

Dimroth-Kühler 4f,123<br />

Dinatriumpentacyanonitrosylferrat(IH)<br />

68,686<br />

U mitThiolen 697<br />

2,4-Dinitro-anilin, 1 H-NMR-<br />

Spektrum 702<br />

1,3-Dinitro-benzen 361/T<br />

D 360/V<br />

G 769<br />

R Bromierung 368<br />

Nitrierung 358<br />

U 371,629<br />

2,4-Dinitro-benzoesäure,<br />

Derivate 716<br />

3,5-Dinitro-benzoesäure<br />

D 360/V(L)<br />

I als Identifizierungsreagens<br />

361<br />

Derivate 716<br />

U 495,499<br />

3,5-Dinitro-benzoesäureester<br />

D 480/AAV(I), 719/1<br />

Register 807<br />

3,5-Dinitro-benzoylchlorid<br />

D 499/V<br />

U 480<br />

2,2'-Dinitro-biphenyl,<br />

D 404/V(L)<br />

2,4-Dinitro-naphth-l-ol, D 362<br />

2,4-Dinitro-naphth-l-ol-7-sulfonsäure,D<br />

359,362<br />

2,4-Dinitro-phenol 395<br />

I Derivate 729<br />

2,4-Dinitro-phenylhydrazin 68,<br />

395<br />

D 396/V<br />

I als Identifizierungsreagens<br />

361<br />

U 466<br />

2,4-Dinitro-phenylhydrazone<br />

463<br />

D 462,466/AAV(I)<br />

UV-VIS 88<br />

2,4-Dinitro-phenylsulfide<br />

D 396/AAV, 735/1<br />

R Ox. zu Sulfonen<br />

735/AAV(I)<br />

3,5-Dinitro-thiobenzoate, D aus<br />

Thiolen 735/1<br />

2,4-Dinitro-toluen 361/T<br />

D 360/V<br />

G 769<br />

U 371,628<br />

2,6-Dinitro-toluen 361/T<br />

Dioctylphthalat s. Phthalsäuredioctylester<br />

1,2-Diole 231,302<br />

D 307/V(L), 446/V(L)<br />

R Dehydratisierung 663<br />

1,4-Dioxan 233AT, 233/T<br />

G 750,769<br />

I Löslichkeit 688<br />

Lösungsmittel 36,155,558<br />

Azeotrop mit Wasser 56,750<br />

Reinigung 750<br />

1,3-Dioxan-Derivate, D 519<br />

Dioxetane 323,328<br />

Dioxirane 302<br />

2,4-Dioxo-carbonsäureethylester<br />

543,547<br />

1,3-Dioxolane 470<br />

4,8-Dioxo-undecan-l ,11-dicarbonsäure<br />

581<br />

Diphensäure s. Biphenyl-2,2'dicarbonsäure<br />

Diphenyl s. Biphenyl<br />

2,2-Diphenyl-acenaphthen-l-on,<br />

R 564


808 Register<br />

a,y-Diphenyl-acetessigsäureethylester,<br />

D 546/V<br />

Diphenylacetylchlorid 278<br />

U 281/L<br />

Diphenylacetylen<br />

D 404/V(L)<br />

U 300<br />

Diphenylacetylene, subst.,<br />

D 404/V(L)<br />

Diphenylamin 361/T<br />

G 769<br />

I Derivate 700<br />

U 445,453<br />

l ,4-Diphenyl-buta-l ,3-dien,<br />

D 537/V<br />

1,4-Diphenyl-butadiin 406/V<br />

1,4-Diphenyl-cyclohex-l-en bei<br />

[4+2]-Cycloadditionen 331<br />

2,4-Diphenyl-cyclohex-l-en bei<br />

[4+2]-Cycloadditionen 331<br />

l, l -Diphenyl-ethan-1 -öl<br />

D 563/V<br />

U 275<br />

1,2-Diphenyl-ethan-l-on s.<br />

Benzylphenylketon<br />

1,1-Diphenyl-ethen<br />

D 275/V,540/V<br />

U 326<br />

l ,2-Diphenyl-ethylenglycol,<br />

D 583/V<br />

a,a-Diphenyl-2-furyl-methanol,<br />

D 402/V(L)<br />

Diphenylketen, D 278<br />

Diphenylmethanderivate,<br />

D 389 ff<br />

4,4'-Diphenylmethandiisocyanat<br />

s. p,p'-Methylen-bis(phenylisocyanat)<br />

Diphenylmethanol<br />

D 583/V<br />

I Derivate 726<br />

3-Diphenylmethylen-6-triphenylmethyl-cyclohexa-1,4-dien<br />

189<br />

Diphenylmethylhalogenide,<br />

SN-Rkk. 216<br />

Diphenylmethylvinylether,<br />

D 283/V(L)<br />

l ,5-Diphenyl-pentan-3-on,<br />

D 344/V<br />

Diphenylpicrylhydrazyl 192<br />

l ,3-Diphenyl-propan- 1-on,<br />

D 344/V<br />

1,1-Diphenyl-prop-l-en,<br />

D 540/V<br />

1,3-Diphenyl-triazen 643<br />

2,6-Diphenyl-4-(2,4,6-triphenylpyridino)-phenolat<br />

87<br />

Dipol-Dipol-Kräfte 154<br />

Dipolarophile 328<br />

1,3-Dipol-Cycloadditionen 323,<br />

328, 329/AAV, 625<br />

1,3-Dipole, D 289<br />

Dipropylamin, Derivate 699<br />

Dipropylketon, Derivate 708<br />

Dipropylsulfid, D 249/V<br />

Direktfarbstoffe 646<br />

directing metalation group<br />

(DMG) 400<br />

Dirhodan 372<br />

dirigierte ortho-Metallierung<br />

(DoM) 401,414/L<br />

Disiamylboran 310,569<br />

Dispergiergeräte 8<br />

Dispersal 305/T<br />

Disperionsfarbstoffe 646<br />

Dispersionskräfte 154<br />

Disproportionierung von Radikalen<br />

191<br />

Dissoziationsenthalpien 150,<br />

189<br />

Dissoziationsexponent 157<br />

Distickstoffoxid 329<br />

Disulfide, D 653<br />

Dithioacetale, D 554,617/L<br />

Dithiocarbamidate 504<br />

Dithioglycol, D 252/V(L)<br />

Dithiokohlensäure 504<br />

Dithiokohlensäure-O,S-dialkylester<br />

283<br />

R Pyrolyse 283<br />

radikal. Red. 188,209<br />

Dithiolane 472,582<br />

Dithiomalonsäurebismorpholid,<br />

D 427/V<br />

l,2-Divinyloxy-ethen,D 314/V<br />

DK s. Dielektrizitätskonstante<br />

DMAP s. 4-(N,N-Dimethylamino)pyridin<br />

2D-NMR 110<br />

Dodecan-l,12-disäure 307,339,<br />

347/T<br />

Dodecannitril<br />

D 258/V<br />

U 590<br />

Dodecan-1-ol, D 590/V<br />

Dodecan-2-on, D 336/V<br />

Dodecansäureethylester, U 590<br />

Dodecan-1-thiol, D 252/V<br />

Dodec-1-en<br />

D 279/V<br />

R Add. von Schwefelsäure<br />

300<br />

U Wacker-Ox. 336/V<br />

Dodec-1-in, D 280/V<br />

Dodecylalkohol, Siedetemperatur,<br />

Abhängigkeit vom Druck<br />

40<br />

Dodecylamin, D 590/V<br />

Dodecylbromid<br />

D 229/V<br />

U 258,279<br />

Dodecylchlorid 252/T<br />

U 258<br />

Dodecylsulfate, D 296<br />

Dodecylthiol 252/T<br />

DOEBNER-MILLER, Chinoluisynthese<br />

596<br />

DoM s. dirigierte ortho-Metallierung<br />

Donorgruppen s. Elektronendonorgruppen<br />

Dopa 338<br />

Doppelresonanz bei NMR 104<br />

Dosierpumpe 11<br />

Dosis, letale, toxische 764,<br />

765 ff<br />

dppf s. l,l'-Di(diphenylphosphino)ferrocen<br />

DPPH s. Diphenylpicrylhydrazyl<br />

Dragendorffs Reagens 68<br />

Drahtgeflechtröllchen als Füllkörper<br />

51<br />

Dralon s. Polyacrylonitril<br />

Drehbandkolonne 31,52<br />

Drehschieberölpumpe 22<br />

Drehung, spezifische 82<br />

Drehwinkel 82<br />

Dreihalskolben 6f<br />

Drierite als Trockenmittel 25<br />

Druck<br />

Arbeiten unter 17<br />

Arbeiten unter vermindertem<br />

21 f<br />

Druckfarben 312/T<br />

Druckgasflaschen 19<br />

Druckminderventil 20<br />

Dünnfilm-Kapillaren 74<br />

Dünnschichtchromatographie<br />

(DC) 67U26/L<br />

Dünnschicht-Kapillaren 74<br />

Duran-Glas l<br />

Durchflußmonitor 5<br />

Durchflußextraktor 59<br />

Durchflußzeit 73<br />

Duren, Derivate 732<br />

Durobax-Glas l


El s. Eliminierung, monomolekulare<br />

E2 s. Eliminierung, bimolekulare<br />

E 605 s. (4-Nitro-phenyl)diethylthionphosphat<br />

Ebulliometer 81<br />

eclipsed 169 f<br />

Edelmetallkatalysatoren<br />

für Hydrierungen 340<br />

für Oxidationen 455/L<br />

EDTA s. Ethylendiamintetraessigsäure<br />

ee (enantiomeric excess) s.<br />

Enantiomerüberrschuß<br />

Eichkraftstoff 312/T<br />

Eigenschwingungen 91<br />

Einhängekühler 4f<br />

Einhorn-Reaktion 449,<br />

479/AAV(I)<br />

Einleiten von Gasen Uf<br />

Einschlußrohr 17<br />

Einschub-Reaktionen 335,409<br />

Einspannen von Apparaturen 8<br />

Eis als Kühlmittel 16<br />

Eisen<br />

als Friedel-Crafts-Katalysator<br />

379<br />

zur Red. von Carbonylverbb.<br />

587<br />

zur Red. von Nitroverbb. 627<br />

Eisen(III)-chlorid<br />

als Dehydrierungsmittel 452,<br />

596<br />

als Katalysator 379<br />

als Nachweisreagens für<br />

Hydroxyverbb.<br />

692/AAV(I)<br />

Komplexe mit ß-Dicarbonylverbb.<br />

548<br />

Eisenoxid als Adsorptionsmittel<br />

64<br />

Eisessig s. Essigsäure<br />

ekliptisch 169 f<br />

Eläostearinsäure 493<br />

Elastomere 307, 313,322/T<br />

Elektrodenpotentiale 416<br />

elektrofuge Gruppe 147<br />

elektromagnetische Schwingungen<br />

77,83 ff<br />

Elektronenacceptorgruppen,<br />

Einfluß auf<br />

UV-VIS-Spektren 86<br />

Elektronendichteverteilung<br />

159 ff<br />

TC-HOMO u. LUMO-<br />

Energien 290<br />

Basizität von Aromaten 351,<br />

354 ff<br />

Carbonylaktivität 456<br />

konjugierte Systeme 592 ff<br />

Elektronenaffinitäten 166<br />

Elektronenanlagerungs-MS 113<br />

Elektronendonorgruppen, Einfluß<br />

auf<br />

UV-VIS-Spektren 86<br />

Elektronendichteverteilung<br />

159 ff<br />

SNl-Rkk. 215<br />

TC-HOMO- u. LUMO-<br />

Energien 290<br />

Basizität von Aromaten<br />

354 ff<br />

Carbonylaktivität 456<br />

konjugierte Systeme 594,<br />

606 f<br />

Elektronenpaaracceptor 147,<br />

158<br />

Elektronenpaaracceptorvermögen<br />

154<br />

Elektronenpaardonoren 147,<br />

159<br />

Elektronenpaardonorvermögen<br />

154<br />

Elektronenpolarisierbarkeit 82<br />

Elektronenschwingungen 85<br />

Elektronenübergänge 86 ff<br />

Elektronenübertragungen 147<br />

elektronische Zustände 86<br />

Elektrophile 147,159,168<br />

ambidente 168<br />

Elementar-Reaktionen 152<br />

Elemente,<br />

Nachweis 685/AAV(I)<br />

Eliminierungen 148,153,263 ff,<br />

287/L<br />

anti 271 ff<br />

bimolekulare 265,267 f<br />

a,a-Eliminierung 285<br />

ionische 263 ff<br />

monomolekulare 264<br />

reduktive 337,405,409<br />

syn 271 f, 283<br />

stereoelektronische Verhältnisse<br />

271 ff<br />

sterischer Verlauf 271<br />

thermische 283<br />

Eluat 66 ff<br />

eluotrope Reihe 64<br />

EMMONS s. HORNER<br />

Emulgator 305/T, 367/T<br />

Register 809<br />

Enalapril 486<br />

Enamine 162,468,584,592<br />

D 290,315/AAV, 459,462,<br />

463/AAV, 605,622/L<br />

aus ß-Dicarbonylverbb.<br />

463/AAV, 602<br />

R Acylierung 593,614,<br />

616/AAV, 622/L<br />

Add. an Isocyanate 616<br />

Alkylierung 614,617<br />

bei der Michael-Add. 600,<br />

602 f<br />

mit Diazoniumsalzen<br />

643 f<br />

mit Elektrophilen 606<br />

zu Pyryliumsalzen 605<br />

Enantiomere 173 ff, 571,611<br />

Trennung 66,177,585<br />

Enantiomerenüberschuß 179<br />

enantioselektive Synthese s.<br />

stereoselektive Synthese<br />

Enantiotopie 176,611<br />

Endithiolate, D 554<br />

Energie, innere 149<br />

Enolate,R 510 ff, 606 f<br />

Koeffizienten im HOMO 169<br />

Enole 156,548 f<br />

D 289,544/B<br />

I Hinweise auf 691 f<br />

Löslichkeit in Laugen 688<br />

O-trimethylsilylierte 607<br />

Enolester, D 290<br />

Enolether 222,289,470,592,<br />

622/L<br />

D 313<br />

aus Acetalen 276/AAV<br />

R 606 f, 678<br />

Entfärben von Lösungen 64<br />

Entsorgung von Laborabfällen<br />

122<br />

Enthalpie, freie s. Gibbs-Energie<br />

Entwickler, photographischer<br />

627<br />

Entwicklung eines Chromatogramms<br />

67<br />

Entwicklungsfarbstoffe 646<br />

Eosinprobe 686/AAV(I)<br />

Ephedrin 382<br />

Epichlorhydrin s. l-Chlor-2,3epoxy-propan<br />

Epilox 305/T<br />

Epoxide 302,348/L<br />

D aus Chlorhydrinen 304/T<br />

aus Olefinen und Persäuren<br />

303/AAV,<br />

665/AAV(I)


810 Register<br />

aus Olefinen und Sauerstoff<br />

289<br />

R Umlagerung 665<br />

Epoxidharze 202/T, 301/T, 305,<br />

305/T, 389<br />

Epoxidierung von Alkenen 179,<br />

289,303/AAV, 323,<br />

665/AAV(I)<br />

1,2-Epoxy-cyclohexan, D 303/V<br />

l ,2-Epoxy-cyclopentan,<br />

D 303/V<br />

2,3-Epoxyester 526<br />

l ,2-Epoxy-ethylbenzen,<br />

D 303/V<br />

2,3-Epoxy-propannitrile,<br />

D 5261AAV<br />

2,3-Epoxy-propanol 305/T<br />

2,3-Epoxy-propylchlorid s.<br />

l-Chlor-2,3-epoxy-propan<br />

Eprouvetten 3<br />

Erdölhydrierung 347/T<br />

Erhitzen brennbarer Flüssigkeiten<br />

15<br />

ERLENMEYER, Aminosäuresynthese<br />

nach 508,508<br />

Erlenmeyer-Kolben 3,123<br />

Erste Hilfe bei Unfällen s. vorderer<br />

innerer Buchdeckel,<br />

743ff,775f/L<br />

erythro-Form 176<br />

Erythrose 175 f<br />

Essigester s. Essigsäure(ethyl)ester<br />

Essigsäure 298/T, 415,505<br />

D 207/T, 338AT, 419/T, 419,<br />

438/T<br />

G 750,769<br />

I Derivate 715<br />

Geruch 685<br />

UV-VIS 89<br />

U 498,613<br />

als Lösungsmittel 64<br />

Acidität 457<br />

als Lösungsmittel 36<br />

Azeotrop mit Toluen 56<br />

PK5-Wert 158,510<br />

Reinigung und Trocknung<br />

750<br />

Essigsäuren, substituierte 165<br />

Essigsäureanhydrid s. Acetanhydrid<br />

Essigsäure-N-arylamide, D 675<br />

Essigsäurebenzylamid 484/B<br />

Essigsäurebutylester 480/T<br />

D 476/V<br />

G 769<br />

Essigsäure-tert-butylester<br />

D 477,478/V<br />

G 770<br />

Essigsäure[3-(4-chlorphenyl)-<br />

J 2 -1,2-oxazolin-5-yl]ester,<br />

D 329<br />

Essigsäure-m-cresylester,<br />

D 478/V<br />

Essigsäurecyclohexylester,<br />

D 478/V<br />

Essigsäure-(3-dibrommethylphenyl)ester<br />

D 204/V<br />

U Hydrolyse 237/L<br />

Essigsäureester (s. auch Essigsäureethylester)<br />

298/T<br />

D 477/AAV, 505<br />

R Pyrolyse 284<br />

Essigsäureethylester (s. auch<br />

Essigsäureester) 480/T<br />

D 419/T,577<br />

G 750,770<br />

U 545 f, 563<br />

als Lösungsmittel 64<br />

Azeotrop<br />

mitEthanol 56<br />

mit Tetrachlorkohlenstoff<br />

56<br />

mit Wasser 56,750<br />

Reinigung und Trocknung<br />

750<br />

Essigsäureheptylester, D 478/V<br />

Essigsäurehexylester, D 478/V<br />

Essigsäureisobutylester<br />

D 476/V<br />

G 770<br />

Essigsäureisopropylester<br />

D 476/V<br />

G 770<br />

U 545<br />

Essigsäurementhylester,<br />

D 478/V<br />

Essigsäuremethylester 480/T<br />

D 419/T<br />

G 770<br />

pKs-Wert 510<br />

Essigsäureoctylester, D 478/V<br />

Essigsäure-(2-oxo-alkyl)ester,<br />

U 284/L<br />

Essigsäurepentylester, 480/T<br />

Essigsäurephenylester, D 478/V<br />

Essigsäurepropylester<br />

D 476/V<br />

U 545<br />

Essigsäurevinylester s. Vinylacetat<br />

Ester s. Carbonsäureester, SuIfonsäureester,<br />

Alkylsulfate<br />

usw.<br />

Esteraldehyde, D 544<br />

Esterkondensation 509,540 ff,<br />

544/AAV, 549/T, 619/L<br />

Esterpyrolyse 284<br />

Esterspaltung von ß-Dicarbonylverbindungen<br />

549 ff,<br />

550/AAV<br />

Estron 517<br />

Ethan 415<br />

R Halogenierung 193,202/T<br />

13 C-NMR 110<br />

pKs-Wert 158<br />

Bindungsdissoziationsenthalpie<br />

189<br />

Ethan-l,2-dithiol<br />

I Derivate 736<br />

R mit Carbonylverbb. 472<br />

Ethanol 415,<br />

D 237/T<br />

G 751,770<br />

I Derivate 725<br />

R Eliminierung von Wasser<br />

148<br />

U 240,314,476,655<br />

als Lösungsmittel 64,90<br />

Azeotrop mit Tetrachlorkohlenstoff<br />

bzw. Wasser 56<br />

1 H-NMR 104<br />

pKs-Wert 510<br />

Trocknung 751<br />

Ethanolamin 304/D, 305/T<br />

Ethanthiol<br />

Derivate 736/1<br />

pKs-Wert 158<br />

Ethan-1,1,2-tricarbonsäuretriethylester,<br />

D 609/V<br />

Ethen s. Ethylen<br />

Ether (s. auch Diethylether)<br />

233/T, 388<br />

D 237ff,261/L<br />

durch Add.<br />

von Alkoholen an<br />

Olefme 288,296<br />

an a,ß-ungesättigte<br />

Carbonylverbb. 597<br />

durch Alkylierung von<br />

Alkoholen und Phenolen<br />

mit Alkylhalogeniden<br />

(WILLIAMSON)<br />

239/AAV<br />

mit Dialkylsulfaten<br />

238/AAV


mit Diazomethan<br />

649/AAV<br />

durch Dehydratisierung<br />

von Alkoholen 226/B,<br />

265<br />

durch saure Veretherung<br />

von Alkoholen 232 ff<br />

I 720<br />

Löslichkeit 687 f<br />

MS 115<br />

Spaltung 233/AAV,<br />

720/AAV<br />

R Eliminierung von Alkoholen<br />

273 ff<br />

Spaltung 211,232ff,261/L<br />

Substitution, nucleophile<br />

226 ff<br />

als Lösungsmittel 36,155<br />

Erhitzen 16<br />

für DC 76<br />

Trocknung 28<br />

Etherperoxide 207,749,750,<br />

761<br />

Ethinamat 517<br />

l -Ethinyl-cyclohexanol<br />

D 517/V<br />

U 297<br />

l -Ethinyl-cyclohexylcarbamat<br />

517<br />

l -Ethinyl-cyclopentanol<br />

D 517/V<br />

U 297<br />

Ethinylestradiol 517<br />

Ethinylierung 508<br />

vonKetonen 516/AAV<br />

p-Ethoxy-benzaldehyd,<br />

D 384/V<br />

Ethoxybenzen, D 240/V<br />

l-Ethoxy-buta-l,3-dien bei<br />

[4+2]-Cycloadditionen 331<br />

2-Ethoxy-buta-l ,3-dien,<br />

D 276/V(L)<br />

2-Ethoxycarbonyl-indole s.<br />

Indol-2-carbonsäureethylesterß-Ethoxy-£-crotonsäureethylester,D<br />

610/V(L)<br />

1-Ethoxy-cyclohexen, D 276/V<br />

2-Ethoxy-cyclohex-3-en-l-carbaldehyd<br />

bei [4+2]-Cycloadditionen<br />

331<br />

2-Ethoxy-3,4-dihydro-2//-pyran<br />

D 333/V<br />

R 470<br />

U 532/L<br />

2-Ethoxy-hex-l-en, D 276/V<br />

5-Ethoxy-indol-2-carbonsäureethylester,D<br />

680/V<br />

a-Ethoxymethylen-acetessigester,D<br />

548/V<br />

a-Ethoxymethylen-carbonsäureester,D<br />

548/AAV<br />

Ethoxymethylencyanamid,<br />

D 548/V<br />

Ethoxymethylenmalononitril<br />

D 548/V<br />

U 606<br />

Ethoxymethylenmalonsäurediethylester,<br />

D 548/V<br />

5-Ethoxy-3-methyl-indol-2-carbonsäureethylester,<br />

D 680/V<br />

5-Ethoxy-3-phenyl-indol-2-carbonsäureethylester,<br />

D 680/V<br />

a-Ethoxy-styren, D 276/V<br />

Ethylacetat s. Essigsäureethylester<br />

4-Ethyl-acetophenon, U 426<br />

Ethylamin<br />

G 770<br />

I Derivate 699<br />

Ethylaminhydrochlorid,<br />

D 671/V<br />

N-Ethyl-anilin<br />

D 571/V<br />

G 770<br />

I Derivate 699<br />

2-Ethyl-anthrachinon, D 441<br />

Ethylbenzen 377/T<br />

D 344/V,580<br />

G 770<br />

I Derivate 732<br />

R Ox. 420,425<br />

U 199,200,365,422<br />

4-Ethyl-benzensulfochlorid<br />

D 365/V<br />

U 654<br />

Ethylbromid 247/B<br />

D 228/V<br />

G 770<br />

I Derivate 722<br />

U 240,246,249,609,612<br />

Ethylcellulose 202/T, 241/T,<br />

298/T<br />

Ethylchlorid 202/T, 247/B, 298/T<br />

D 229/T<br />

I Derivate 722<br />

! -Ethyl-3,4-dimethoxy-benzen,<br />

D 580/V<br />

Ethylen, 291,295, 301/T, 312/T,<br />

316, 322/T, 415<br />

D 265,340/T<br />

G 770<br />

Register 811<br />

R Bromierung 148<br />

Metallierung 400<br />

mit Sauerstoff 304/T<br />

13 C-NMR 109,110<br />

pKs-Wert 158<br />

Ethylenacetale, D 470/AAV<br />

Ethylenchlorhydrin s. 2-Chlorethanol<br />

Ethylencyanhydrin s.<br />

ß-Hydroxy-propiononitril<br />

Ethylendiamin 301/T<br />

I Derivate 699<br />

Ethylendiamintetraessigsäure<br />

513<br />

Ethylendibromid s. 1,2-Dibromethan<br />

Ethylendichlorid s. 1,2-Dichlorethan<br />

Ethylenglycol 15,305/T<br />

D 237/T, 304,446/T<br />

G 751,770<br />

I Derivate 726<br />

U 314,470<br />

als Lösungsmittel 223<br />

Reinigung und Trocknung<br />

751<br />

Ethylenglycoldimethylether als<br />

Lösungsmittel 221 f<br />

Ethylenglycolether, D 304<br />

Ethylenglycolmonoalkylether<br />

305/T<br />

Ethylenglycolmonoethylether,<br />

Derivate 726<br />

Ethylenglycolmonomethylether<br />

I Derivate 726<br />

IR-Spektrum 721<br />

Ethylenoxid 751<br />

D 304,313<br />

G 751,770<br />

Ethylenoxide 241<br />

4-Ethyl-heptan-4-ol, D 563/V<br />

2-Ethyl-hexan-l,3-diol, U 433<br />

2-Ethyl-hexan-l-ol 347/T<br />

D 584/T,524/T<br />

I Derivate 726<br />

3-Ethyl-hexan-3-ol, D 563/V<br />

Ethylhexylether, D 240/V<br />

Ethylhydrogensulfat 231<br />

2-Ethyl-3-hydroxyhexanal<br />

584/T<br />

D 521/V<br />

2-Ethyl-l-hydroxy-hexan-3-on,<br />

D 433/V<br />

Ethyliodid 247/B<br />

D 23W<br />

I Derivate 722


812 Register<br />

R mit Sulfonamiden 243<br />

U 240,247/L<br />

1 H-NMR 104<br />

Ethylisopropylether 286/B<br />

Ethylisopropylketon, D 431/V<br />

Ethylmagnesiumbromid, U 563<br />

Ethylmalonsäure<br />

D 490/V<br />

U 492/V<br />

Ethylmalonsäurediethylester<br />

D 609/V<br />

U 490<br />

l -Ethyl-4-methoxy-benzen,<br />

D 580/V<br />

l -Ethyl-4-methyl-benzen,<br />

D 581/V<br />

N-Ethyl-N-methyl-benzensulfonsäureamid<br />

243<br />

a-Ethyl-a-methyl-benzylhydroperoxid,D<br />

208/V<br />

l-Ethyl-2(4)-methyl-chinoliniumbromid<br />

556<br />

Ethylmethylketon 298/T, 436/T<br />

D 419/T<br />

G 770<br />

I Derivate 707<br />

R Ox. 425<br />

U 429,471,517,563<br />

als Lösungsmittel 64<br />

Ethylmethylketoncyanhydrin,<br />

D 513/V<br />

Ethylmethylketonethylenacetal,<br />

D 471/V<br />

5-Ethyl-2-methyl-pyridin 526/T,<br />

423<br />

l-Ethyl-2(3)(4)-nitrobenzen, U<br />

425/L<br />

3-Ethyl-pentan-3-ol, D 563/V<br />

Ethylphenylbarbitursäure 487,<br />

549<br />

4-Ethyl-phenylglyoxal,D 426/V<br />

Ethylphosphonsäurediethylester,D<br />

247'/V<br />

Ethylpropylether 286/B<br />

3-Ethyl-l ,3-thiazoliumbromid<br />

536/L<br />

4-Ethyl-thiophenol, D 654/V<br />

Ethyltriphenylphosphoniumbromid<br />

D 246/V<br />

U 540<br />

Ethylvinylether<br />

D 314/V<br />

U 333<br />

ET-Wert 86<br />

Eugenol, Derivate 728<br />

Evans-Beziehung 151<br />

exotherme Reaktionen 151<br />

Exsikkator 27,124<br />

Extinktion s. Absorbanz<br />

Extinktionskoeffizient s.<br />

Absorptionskoeffizient<br />

Extraktion 32,59 ff<br />

Extraktionsaufsätze 59,62<br />

Extraktionsmittel 61<br />

Eyring-Beziehung 15Of<br />

Fachzeitschriften 129<br />

Farbe von Verbindungen 684<br />

Farbentwickler 443/T<br />

Farbphotographie 488<br />

Farbstoffe 399/T, 423/T, 614/T,<br />

629/T, 639/T<br />

Farnesol 517<br />

Fasern 322/T<br />

FCKW 254/T<br />

Fehlingsche Lösung 437<br />

D 751/V<br />

U 691/1<br />

Feinstruktur von UV-VIS-<br />

Spektren 85 f, 89,89<br />

Feinvakuum 21 f, 24<br />

Feld-Effekt 160<br />

Feldstärke bei NMR 99<br />

Felkin-Anh-Modell 178,572<br />

Fenchelgeruch 685<br />

Ferulasäure,D 529/V<br />

Feststoffe, Trocknung 27 f<br />

Fettalkohole 445/T, 493<br />

D 338/T,584/T<br />

Fettalkoholsulfate s.<br />

Alkylsulfate<br />

Fette, natürliche 493<br />

Ranzigwerden 206<br />

Fettsäurecyclus 549<br />

Fettsäureester 584<br />

R Chlorierung 202<br />

Fettsäuren 584<br />

D 445/T, 449<br />

R Chlorierung 202<br />

Biosynthese 507,549<br />

niedere, Geruch 685<br />

Feuerlöschmittel 202<br />

FGI 180<br />

FID s. free induction decay<br />

Filter 33<br />

Filterpipette 29 f<br />

Filtrieren 33<br />

Finger-print-Gebiet bei IR 95<br />

Finkelstein-Reaktion 212,227,<br />

252f,262/L<br />

FISCHER<br />

Aminosäuresynthese 245,614<br />

Indolsynthese 639, 679,682/L<br />

Küvette 80<br />

Projektion 174 ff<br />

Flammenionisationsdetektor 75<br />

Flammschutzmittel 372<br />

Flash-Chromatographie 71<br />

Fließmittel bei DC 67<br />

Flotationsmittel 245<br />

Flüchtigkeit 39<br />

Flüssigchromatographie 65,70,<br />

72<br />

Flüssigkeiten<br />

brennbare 15,121<br />

Trocknung 26<br />

Fluor<br />

Nachweis 687/V(I)<br />

Bindungsdissoziationsenthalpie<br />

189<br />

Fluorbenzen<br />

D 636<br />

I Derivate 722<br />

UV-VIS-Spektrum 89<br />

l-Fluor-2,4-dinitro-benzen 395<br />

Fluoren<br />

I Derivate 732<br />

U 425/L<br />

Fluorenon<br />

D 425/V(L)<br />

I Derivate 708<br />

U 674<br />

Fluoride<br />

D 253/AAV, 262/L<br />

bei SN-Rkk. 217<br />

Floridion bei SN-Rkk. 221,253<br />

Fluorwasserstoff 227<br />

R Add. an Olefine 291<br />

pKs-Wert 158<br />

Bindungsdissoziationsenthalpie<br />

189<br />

Flußsäure, Aufbewahrung 120<br />

Fluten einer Kolonne 53<br />

Folgereaktionen 152 f<br />

Formaldehyd 385,388/T, 520,<br />

526<br />

D 436/T, 449/B,584/T, 751/V<br />

G 752,770<br />

I Derivate 706<br />

R Cannizzaro-Rk. 575,<br />

577/T<br />

mit Grignard-Verbb. 560


U 521, 536/L, 532, 577/L,<br />

578,602<br />

als Reagens bei DC 68<br />

Formaldehydcyanhydrin 515/T<br />

D 513/V(L)<br />

Formaldehyd-Phenol-Harze<br />

377/T, 388yT<br />

Formalin s. Formaldehyd<br />

Formanilid. U 507<br />

Formamid<br />

R 487,605<br />

als Lösungsmittel 155<br />

Formamidomalonsäurediethylester,<br />

D 636<br />

Formimidchlorid 382<br />

4-Formyl-benzonitril,<br />

D 424/V(L)<br />

2'-Formyl-biphenyl-2-carbonsäure,D<br />

307/V(L)<br />

Formylchlorid 382<br />

Formylessigester 544<br />

Formylfluorid 382<br />

Fragmente bei MS 115<br />

Fragmentierungen 264<br />

bei MS 115f<br />

Fragmentierungsspektren bei<br />

MS 113<br />

Fragmentionen 114f<br />

Fragmentpeak bei 115 ff<br />

Fraktionssammler 71<br />

free induction decay (FID) 106<br />

Friedel-Crafts-Acylierung 181,<br />

353, 378 ff, 380/AAV,<br />

381/V(L), 413/L<br />

Friedel-Crafts-Alkylierung 154,<br />

212, 353,357, 373 ff, 413/L<br />

von Benzen 375/AAV<br />

Fries-Umlagerung 379,413/L<br />

Fries'sche Verschiebung s.<br />

Fries-Umlagerung<br />

Frittenwaschflasche 13,25<br />

Frontorbital s. Grenzorbital<br />

Frostschutzmittel 305/T, 584/T<br />

Fruchtgeruch 685<br />

Fructose 466,713/1<br />

Fucose, I 713<br />

Füllkörper 51 f<br />

Füllkörperkolonne 5Of<br />

Fumarsäure 172<br />

D 419/B<br />

G 770<br />

I Derivate 717<br />

physikalische Konstanten<br />

78,172<br />

R Bromierung 294<br />

U 300<br />

Fumarsäurediamid, D 483/V(L)<br />

Fumarsäurediethylester,<br />

D 476/V<br />

Fumarsäuredimethylester,<br />

Copolymerisation mit Vinylacetat<br />

322/V(L)<br />

Fumarsäure-tert-butylethylester,<br />

D 477/L<br />

Fumarsäuremonoethylester, U<br />

477/L<br />

Fungizide 472,505/T<br />

funktioneile Gruppen<br />

Prüfung auf 683,688 ff, 739/L<br />

Furan 352<br />

R Cycloadd. an 330,332<br />

Friedel-Crafts-Acylierung<br />

379<br />

Gattermann-Synthese 382<br />

Lithiierung 402<br />

Furan-2-carbonsäure,<br />

D 577/V(L)<br />

Furanosen 471<br />

Furfural<br />

G 770<br />

I Derivate 706<br />

R mit Semicarbazid 462<br />

U 583,585,534,535/L, 529,<br />

577,578<br />

Furfurylalkohol<br />

D 577/V<br />

G 770<br />

I Derivate 726<br />

Furfurylamin, D 585/V<br />

Furfurylidenmalononitril,<br />

D 529/V<br />

2,2'-Furoin, D 534/V<br />

3-(Fur-2-yl)-acrylsäure, D 529/V<br />

Gabriel-Synthese 243<br />

Galaktose, I 713<br />

Gallussäure<br />

I Derivate 717<br />

U 239<br />

Gallussäuretrimethylether,<br />

D 239/V<br />

Gammexan s. y-Hexachlorcyclohexan<br />

Gasballast 21<br />

Gaschromatographie (GC) 65,<br />

74ff,126/L<br />

Gase<br />

Einleiten 12<br />

Mengenmessung 11<br />

Trocknung 25, 28<br />

Register 813<br />

Wasserdampfgehalt 26<br />

Gasometer 11<br />

Gasuhr 11<br />

Gattermann-Synthese 353,382,<br />

413/L<br />

Gattermann-Adams-Synthese<br />

382/V(L)<br />

Gattermann-Koch-Synthese<br />

353,382,413/L<br />

gaMche-Form 170<br />

gefährliche Stoffe 121,122 f,<br />

186,741 ff, 763 ff, 775 f/L<br />

Gefahrenklassen 121<br />

Gefahrstoffverordnung 121,<br />

186,741,763 ff<br />

Gefrierschutzmittel 305/T,<br />

584/T<br />

Gefriertrocknung 46<br />

Gegenstromdestillation 38<br />

Gemische<br />

azeotrope 48,56<br />

Trennung 683, 738<br />

Gentiobiose, I 713<br />

Geraniol 517<br />

Derivate 726/1<br />

Geruch chemischer Verbindungen<br />

684<br />

Gerüstfrequenzen im IR 92 ff<br />

Geschwindigkeitskonstanten<br />

150 f, 152 f, 156,163,194<br />

gestaffelt 169 f<br />

Gesundheitsschutz 12Of<br />

Gewald-Reaktion 429<br />

Gibbs-Energie 149,151<br />

Gibbs-Helmholtz-Gleichung<br />

150<br />

Giftigkeit von Chemikalien<br />

763 ff, 775 f/L<br />

Gilman-van-Ess-Synthese 564<br />

Glasautoklav 19<br />

Glasfilternutsche 034<br />

Glasfritte 034<br />

Glasnageltrichter 034<br />

Glasschliffe 2<br />

Glassorten l<br />

Glasverbindungen l<br />

Gleichgewichtskonstanten 149<br />

Gleichgewichtskurven 48<br />

Glibenclamid 658<br />

Glimepirid 658<br />

Glockenbodenkolonne 48,53<br />

Gluconsäure, D 437<br />

Glucose 437, 466,471<br />

I 713<br />

13 C-NMR-Spektrum 713<br />

U 478,583


814 Register<br />

Glühprobe 685<br />

Glutaconaldehyd, R 556<br />

Glutaminsäure<br />

D 492/V(L), 601/V(L)<br />

I 704<br />

Glutaraldehyd 470<br />

Glutaronitril<br />

D 258/V<br />

U 500<br />

Glutarsäure<br />

D 500/V<br />

I Derivate 716<br />

Glutarsäureanhydrid, D 494<br />

Glyceraldehyd 174 f<br />

Glycerol (Glyzerin) 301/T,<br />

305/T<br />

D 237/T,304/V<br />

I Derivate 726<br />

R zuAcrolein 596<br />

als Lösungsmittelfür MS 113<br />

Reinigung und Trocknung<br />

752<br />

Glyceroltrinitrat 231/T, 305/T<br />

Glyceroltripolyether 305/T<br />

Glycidester 526<br />

Glycidestersynthese s. Darzens-<br />

Reaktion<br />

Glycin 245/D(V), 515/T, 705/1<br />

Glycinester, R mit salpetriger<br />

Säure 631<br />

Glycol s. Ethylenglycol<br />

Glycolbad 15<br />

Glycoldinitrat 231/T<br />

Glycoles. 1,2-Diole<br />

Glycolonitril, D 513/V(L)<br />

Glycolsäure, Derivate 716<br />

Glycolspaltung 448<br />

Glycoside 448,471<br />

Glyoxal<br />

D 298/T,425<br />

I Derivate 706<br />

Glyoxalase 577<br />

Glyoxylsäure 468<br />

Glyoxylsäureester 468<br />

Glyoxylsäureethylester-Halbacetal,D<br />

448/V<br />

Glyoxylsäurehydrat 468<br />

Glyphosat 245/T<br />

Glyptale 305/T<br />

Glysantin 305/T<br />

Glyzerin s. Glycerol<br />

Gomberg-Bachmann-<br />

Arylierung 640<br />

Gradientenelution 66<br />

Gramin 533,599<br />

D 532/V<br />

Grenzformeln 161<br />

Grenzorbital 166,166,290, 316,<br />

324,331,417<br />

bei Radikalen 196<br />

Grignard-Verbindungen 558<br />

D 399, 558,562/AAV<br />

R 401,408, 509, 558 ff,<br />

562/AAV, 619/L<br />

Transmetallierung 320,<br />

403,407,559<br />

Grobvakuum 21<br />

Grundschwingungen im IR 91<br />

Grundzustand 85<br />

Guajacol<br />

D 638/V<br />

G 770<br />

U 314<br />

Gummiverbindungen 3<br />

Hahn-Aufsatz 54,573<br />

Hahnküken 22<br />

Halbacetale 468<br />

Halbmikroextraktion 59<br />

Halbmikroperforator nach<br />

KUTSCHER-STEUDEL 62<br />

Halbstufenpotentiale s.<br />

Oxidationspotentiale<br />

Haloforme, radikalische Add. an<br />

Olefine 317<br />

Haloform-Reaktion<br />

449 f/A AV<br />

a-Halogen-aldehyde 465<br />

N-Halogen-amine 21 O/L<br />

Halogencarbonsäureester,<br />

Hydrolyse 488<br />

a-Halogen-carbonsäureester, R<br />

566<br />

ß-Halogen-carbonsäureester,<br />

D 597 f/AAV<br />

a-Halogen-carbonsäuren<br />

D 613/AAV<br />

R 614<br />

Ammonolyse 245<br />

Nitrilsynthese 256<br />

U 245/AAV<br />

Halogene<br />

I Hinweis auf hydrolysierbare<br />

696/AAV<br />

Nachweis 685,686/AAV<br />

R Add. an Olefine und<br />

Acetylene 291,348/L<br />

Halogenhydrine, D 299<br />

Halogenierung<br />

radikalische 188,196,197 ff,<br />

210/L<br />

von Alkenen 316<br />

vonAromaten 352,367 ff,<br />

369/AAV, 371/AAV<br />

von Carbonylverbb. 612 ff<br />

a-Halogen-ketone 470<br />

D 614/AAV, 651/AAV<br />

R als Alkylierungsmittel<br />

608<br />

Halogenkohlenwasserstoffe,<br />

aliphatische<br />

D aus aliphatischen Diazoverbb.<br />

und Halogenwasserstoffsäuren<br />

649<br />

aus Alkoholen und anorganischenSäurehalogeniden<br />

229<br />

aus Alkoholen und<br />

Halogenwasserstoffsäuren<br />

227, 228/AAV<br />

aus Organoboranen 308<br />

durch Add. von Halogenen<br />

an Alkene und<br />

Alkine 298 ff, 299/AAV,<br />

316 ff<br />

durch Add. von Halogenwasserstoffsäuren<br />

an<br />

Alkene 295,317 ff<br />

durch Add. von Polyhalogenalkanen<br />

an Alkene<br />

317<br />

durch Etherspaltung mit<br />

Halogenwasserstoffsäuren<br />

233<br />

durch Halogenaustausch<br />

(Finkelstein-Rkk.) 252,<br />

262/L<br />

durch Halogenierung<br />

gesättigter Kohlenwasserstoffe<br />

193 ff, 197<br />

mit N-Brom-succinimid<br />

205/AAV<br />

mit Sulfurylchlorid<br />

200/AAV<br />

I 685,721 ff<br />

Derivate 721 f<br />

Löslichkeit 687<br />

physikalische Konstanten<br />

723<br />

R Friedel-Crafts-<br />

Alkylierung 373 ff<br />

Hydrolyse 234 ff<br />

radikalische Red. 209<br />

als Lösungsmittel 36


Halogenkohlenwasserstoffe,<br />

araliphatische<br />

D durch Chlormethylierung<br />

von Aromaten 353,386,<br />

387/AAV<br />

durch Halogenierung<br />

von Alkylaromaten<br />

198/AAV, 200/AAV<br />

I 721 f<br />

R Hydrolyse 235<br />

für DC 76<br />

Halogenkohlenwasserstoffe,<br />

aromatische<br />

D aus Diazoniumsalzen<br />

(SANDMEYER) 636 f/B,<br />

640/AAV<br />

durch Halogenierung von<br />

Aromaten 367 ff,<br />

369/AAV, 371/AAV<br />

I 722<br />

Derivate 722<br />

R Friedel-Crafts-<br />

Acylierung 379<br />

mit Aminen 411<br />

mit Kupfer (Ullmann-<br />

Reaktion) 404<br />

mit Lithium 399 f, 403 f,<br />

564<br />

mit Lithiumcupraten 404,<br />

565<br />

mit Magnesium 399 f, 558<br />

mit Olefinen (Heck-Reaktion)<br />

408<br />

mit Organometallverbb.<br />

403 ff<br />

SN-Rkk. 217 f<br />

ß-Halogen-nitrile, D 598/AAV<br />

Halogentrialkylsilane, nucleophile<br />

Substitution 262/L<br />

Halogenverbindungen<br />

als Ox.-mittel 455/L<br />

Reduktion 188,209<br />

Halogenwasserstoffe<br />

R Add.<br />

anOlefine 291,295 f<br />

an a,ß-ungesättigte Carbonylverbb.<br />

597<br />

Veresterungsgeschwindigkeit<br />

mit Alkoholen 227<br />

Hammett-Gleichung 163,184/L,<br />

480<br />

Hammond-Postulat 151<br />

Handbücher 132<br />

HANTZSCH 465,602,614<br />

Harnstoff<br />

D 504/T,554/T<br />

R zur Amidsynthese 481<br />

U 634<br />

Harnstoffe 502<br />

D 459,505, 704/AAV(I)<br />

harte Basen s. Basen<br />

harte Säuren s. Säuren<br />

Hautpigmente 442<br />

H-Brücken s. Wasserstoffbrücken<br />

HCH s. Hexachlorcyclohexan<br />

HDI s. Hexamethylendiisocyanat<br />

Heck-Reaktion 408,414/L<br />

Hefe, Reduktion mit 579<br />

Heißwassertrichter 35<br />

Heizbad 14,41<br />

Heizen 14 ff<br />

Heizpilz 14<br />

Heiztischmikroskop 79 f<br />

Heliotropin 307<br />

Heptadecansäureethylester,<br />

D 668/V<br />

Heptamethincyanine, D 556<br />

Heptan<br />

G 770<br />

I physikalische Konstanten<br />

730<br />

Heptanal<br />

D 433<br />

I Derivate 706<br />

U 319,583,602/L<br />

Heptannitril<br />

D 258/V<br />

U 500<br />

Heptan-1-öl<br />

D 583/V<br />

I Derivate 726<br />

U 433,478,655<br />

Heptan-2-ol, Derivate 726<br />

Heptan-2-on<br />

D 297/V<br />

G 770<br />

Heptanoylbernsteinsäurediethylester,<br />

D 319/V<br />

Heptansäure<br />

D 433/V, 437/V, 492/V, 500/V,<br />

581/V<br />

G 770<br />

Heptan-1-thiol, Derivate 736<br />

Heptan-1,3,3-tricarbonsäuretriethylester,<br />

D 6OW<br />

Hept-1-en<br />

D 279/V<br />

U 300<br />

Register 815<br />

Hept-6-en-l-yl-verbb., radikal.<br />

Cyclisierung 320<br />

Hept-1-in, U 297<br />

Heptylbromid<br />

D 229/V<br />

I Derivate 722<br />

U 279<br />

Heptylchlorid, Derivate 722<br />

Heptyliodid, Derivate 722<br />

Herbizide 480,488<br />

Hershberg-Rührer 9<br />

Hessscher Wärmesatz 150<br />

Heteroaromaten s. Heterocyclen<br />

Heteroauxin, D 680/V(L)<br />

Hetero-Cope-Umlagerungen<br />

677<br />

Heterocumulene<br />

R Cycloadditionen 327<br />

mit CH-Aciden 554/AAV<br />

Heterocyclen<br />

D 2-Amino-benzthiazole<br />

durch Thiocyanierung<br />

373/AAV<br />

3-Amino-l-phenylpyrazol-5-one<br />

aus<br />

Monoimidomalonsäureestern<br />

und Phenylhydrazinen<br />

482/AAV<br />

Aminopyrazole<br />

606/AAV<br />

2-Amino-thiophene<br />

aus a-Alkyliden-nitrilen<br />

429/AAV<br />

Chinoline<br />

nach SKRAUP 596/AAV,<br />

622/L<br />

nach DOEBNER-<br />

MILLER 596<br />

Chinoxaline aus 1,2-Diketonen<br />

und o-Phenylendiaminen<br />

465<br />

durch [2+2]-Cyck>additionen<br />

327<br />

durch [3+2]-Cycloadditionen<br />

328<br />

durch Dehydrierung<br />

katalytisch 451<br />

mit Schwefel 452/AAV<br />

durch intramolekulare<br />

Arylierung von N.N-<br />

Arylalkylaminoverbindungen<br />

41!/V(L)<br />

5-Hydroxy-indole nach<br />

NENITZESCU 603


816 Register<br />

Indole nach Fischer<br />

679f/AAV,682/L<br />

Oxazoline und<br />

Oxazole 329/AAV<br />

1-Phenyl-pyrazole aus 1,2-<br />

Diketonen und Phenylhydrazinen<br />

465<br />

Pseudopelletierin<br />

532/V(L)<br />

Pyrazole aus<br />

Pyrazolinen 453/V(L)<br />

Pyrrole<br />

aus 1,4-Diketonen und<br />

Ammoniak 465<br />

nach KNORR 529<br />

Thiazole aus Thiazolinen<br />

453/V(L)<br />

/J 3 -Thiazoline durch<br />

Asinger-Rk. 428<br />

Tropinon durch Mannich-<br />

Rk. 533<br />

R Aminierung 414/L<br />

Aminoethylierung 386<br />

Friedel-Crafts-<br />

Acylierung 379<br />

Gattermann-<br />

Synthesen 382<br />

Subst.-Rkk.<br />

allgemein 41 l/L<br />

Thiocyanierung 372<br />

I UV-VIS 89<br />

Heterolyse 147<br />

Hexaalkyldistannane 407<br />

a-Hexachlorcyclohexan 319/D,<br />

770/G<br />

Hexachlorcyclohexan 278/T,<br />

317,319<br />

Hexachlorcyclopentadien 202/T,<br />

278/T<br />

Hexachlorethan, physikalische<br />

Konstanten 723<br />

Hexa-l,5-dien, physikalische<br />

Konstanten 733<br />

Hexahydrobenzaldehyd,<br />

Derivate 706<br />

1,2,3,5,6,7-Hexahydronaphthalen<br />

330<br />

Hexahydrosalicylsäuremethylester,D<br />

345/V<br />

Hexamethyldisiloxan 260/T<br />

Hexamethylendiamin, T 301,<br />

488,584<br />

D 583/V<br />

G 770<br />

U 485<br />

Hexamethylendiisocyanat, T<br />

503, 505,505<br />

Hexamethylentetramin<br />

(Urotropin) 244,388,463<br />

I Derivate 703<br />

Hexamethylphosphorsäuretriamid<br />

als Lösungsmittel<br />

155,219f<br />

Hexan<br />

G 752,770<br />

I physikalische<br />

Konstanten 730<br />

als Lösungsmittel 64,90<br />

Azeotrop mit Wasser 752<br />

Reinigung und Trocknung<br />

752<br />

Hexanal, Derivate 706<br />

Hexan-l,6-diol, D 571/V<br />

Hexan-2,5-dion, Derivate 708<br />

Hexan-l,6-dithiol, D 252/V<br />

Hexannitril<br />

D 258/V<br />

U 500<br />

Hexan-1-ol<br />

G 770<br />

I Derivate 726<br />

U 240,437,478,655<br />

Hexan-2-ol, Derivate 726<br />

Hexan-2-on<br />

D 297/V<br />

G 770<br />

U 469<br />

Hexan-2-on-diethylacetal,<br />

D 469/V<br />

Hexansäure<br />

D 437/V, 492/V, 500/V<br />

I Derivate 715<br />

U 613,674<br />

Hexan-1-thiol<br />

D 252/V<br />

I Derivate 736<br />

Hex-l-en<br />

D 279/V, 282/V(L)<br />

U 300<br />

Hex-2-en-l-ol, U 303/L<br />

Hex-5-en-2-on, D 491/V<br />

Hex-5-en-l-yl-Verbb., radikal.<br />

Cyclisierung 320<br />

Hex-1-in<br />

D 280/V<br />

I physikalische Konstanten<br />

733<br />

U 297,532<br />

Hexobarbital 487<br />

Hexylamin<br />

I Derivate 699<br />

U 282/L<br />

Hexylbromid<br />

D 229/V<br />

I Derivate 722<br />

U 242,255,258,279,609<br />

Hexylchlorid<br />

I Derivate 722<br />

U 258<br />

Hexyliodid<br />

D 231/V<br />

I Derivate 722<br />

U 250,255<br />

Hexylmagnesiumbromid, U 563<br />

Hexylmalonsäure<br />

D 490/V<br />

U 492<br />

Hexylmalonsäurediethylester<br />

D 609/V<br />

U 490<br />

Hexylmethylether, D 240/V<br />

Hexylnitrit, D 255/V<br />

Hexylthiocyanat, D 250/V<br />

Hickman-Kragenaufsatz 31<br />

Hinsberg-Trennung 655/1,<br />

657/AAV(I), 694/1,698/1<br />

Hippursäure 525<br />

Hirsch-Trichter 034,123<br />

Histamindihydrochlorid, U<br />

572/L<br />

Histamin-H2-Rezeptorenblocker<br />

533<br />

!H-NMR-Spektroskopie 100<br />

Hochdruckflüssigchromatographie<br />

s. Hochleistungsflüssigchromatographie<br />

Hochdruckpolyethylen 322<br />

Hochfeldverschiebungen bei<br />

13 C-NMR 109<br />

Hochleistungsflüssigchromatographie<br />

(HPLC) 72 ff, 126/L<br />

Hochvakuum 21<br />

Hock-Verfahren 372,676,682/L<br />

Hoesch-Synthese (s, auch<br />

HOUBEN-HOESCH) 413/L<br />

Hofmann-Carbonsäureamidabbau<br />

669<br />

Hofmann-Eliminierung 218,<br />

263,268 f, 281 f, 282/V(L),<br />

287/L<br />

Holzöl, chinesisches 493<br />

Holzverzuckerung 471<br />

HOMO 166 f, 196,316<br />

Bedeutung bei Cycloadditionen<br />

324 f, 331<br />

Energien 166,290,417


HOMO-LUMO-Wechselwirkungen<br />

166<br />

Homolyse 189<br />

3,4-Homotropiliden 678<br />

Homoveratrumsäure, D 428/V,<br />

500/V<br />

Horner-Wadsworth-Emmons-<br />

Reaktion 247,536/AAV<br />

HouBEN-HoESCH, Kctonsynthcse<br />

nach (s. auch HOESCH) 353,<br />

382<br />

HPLC s. Hochleistungsflüssigchromatographie<br />

HSAB-Konzept 159,167,219 f,<br />

222 f<br />

HUANG-MlNLON S.<br />

WOLFF-KlZHNER<br />

Hückel-Regel 352<br />

HWE-Reaktion s. Horner-Wadsworth-Emmons-Reaktion<br />

Hydantoin 525<br />

Hydrazide, D 459<br />

Hydrazin<br />

D 752/V<br />

G 752,770<br />

R mit Carbonsäureestern<br />

bzw. -halogeniden 459,<br />

482<br />

mit ß-Chlor-acrolein 605<br />

mit Raney-Nickel als<br />

Reduktionsmittel 628<br />

U 580,628<br />

Bindungsdissoziationsenthalpie<br />

189<br />

Sulfat 515/U(L), 770/G<br />

Hydrazinhydrat 605<br />

D 752/V<br />

G 752,770<br />

U 606<br />

Hydrazine<br />

D durch Red. von Diazoniumsalzen<br />

638/AAV<br />

U 482<br />

Hydrazinolyse<br />

von N-Alkyl-phthalimiden<br />

243<br />

von Estern 482<br />

Hydrazobenzen 627<br />

a,a'-Hydrazobis(cyclohexan-lcarbonitril),<br />

D 515/V(L)<br />

a,a'-Hydrazobis(isobutyronitril)<br />

515/V(L)<br />

Hydrazone<br />

D 458,463,617/L, 679, 706<br />

durch Kupplungsrkk. 625,<br />

643,644/AAV,<br />

679 f/AAV<br />

R Chlorierung 199<br />

Hydrolyse 468<br />

oxidative Kupplung<br />

444/AAV<br />

Red. nach WOLFF-KIZH-<br />

NER 579 ff, 580/AAV<br />

Fischer-Indolsynthese<br />

679 f/A AV<br />

chirale 611<br />

Hydrazoverbindungen, D 624<br />

Hydride, komplexe<br />

R 568,620/L<br />

ß-Hydrideliminierung 335,409<br />

Hydridkomplexe 338<br />

Hydridübertragungen 416<br />

Hydrierkatalysatoren, D 756/V,<br />

758/V<br />

Hydrierung 150,289<br />

heterogenkatalysierte 340 ff,<br />

343/AAV, 621/AAV<br />

homogenkatalysierte 338 f,<br />

351/L<br />

a,ß-Hydro-alkoxy-Eliminierung<br />

263<br />

Hydrobenzoin, D 583/V<br />

Hydroborierung 289,308 f,<br />

309/AAV, 349/L<br />

Hydrochinon<br />

D 441<br />

G 770<br />

I Derivate 729<br />

R 441<br />

U 238,392,442<br />

als Radikalinhibitor 207<br />

Hydrochinondiacetate,<br />

D 711/AAV(I)<br />

Hydrochinondimethylether,<br />

D 238/V<br />

Hydrochinonmonomethylether<br />

D 238/V<br />

I Derivate 728<br />

Hydroformylierung s. Oxosynthese<br />

Hydrogenphthalate 478<br />

Hydrogensulfit (s. auch Bisulfit)<br />

R radikalische Add. an<br />

Olefine 317<br />

a,ß-Hydro-halo-Eliminierung<br />

263<br />

a,ß-Hydro-hydroxy-Eliminierung<br />

263<br />

a-Hydro-o)-hydroxy-trioxyethylen<br />

s. Triethylenglycol<br />

Register 817<br />

Hydrolyse s. auch Verseifung<br />

von Alkylhalogeniden, -sulfaten,-sulfonaten<br />

211,226,<br />

234f,237/T<br />

von N-Alkyl-phthalimiden<br />

243<br />

von Carbonsäureamiden<br />

460,488,493<br />

von Carbonsäureanhydriden<br />

459,493<br />

von Carbonsäureestern 460,<br />

488ff,493/T<br />

von Carbonsäurehalogeniden<br />

459,493<br />

von Chlorsilanen 260<br />

von Halogeniden 696/1<br />

von Imidoestern 501<br />

von Malonsäureestern und<br />

ß-Oxo-carbonsäureestern<br />

490/AAV, 550<br />

vonNitrilen 499,501<br />

von Organometallverbindungen<br />

501,559<br />

Hydroperoxide, 206,445,676<br />

D 207/AAV<br />

Hydroperoxidgehalt, Bestimmung<br />

207/V<br />

a-Hydroperoxy-cumen 377/T<br />

a,ß-Hydro-trialkylamino-Eliminierung<br />

263<br />

Hydroxamsäuren, D 459<br />

Hydroxamsäuretest 694/V(I)<br />

Hydroximoylchloride 329<br />

4-Hydroxy-acetanilid 487/T<br />

a-Hydroxy-aldehyde 466<br />

Hydroxyanthrachinone,<br />

D 399<br />

4-Hydroxy-azobenzen, D 627<br />

3-Hydroxy-benzaldehyd,<br />

D 638/V<br />

4-Hydroxy-benzaldehyd,<br />

Derivate 729<br />

2-Hydroxy-benzaldehyde,<br />

D 286<br />

4-Hydroxy-benzen-l ,3-disulfonsäure,<br />

D 362<br />

4-Hydroxy-benzensulfonsäure,<br />

Derivate 737<br />

3-Hydroxy-benzoesäure,<br />

Derivate 716<br />

4-Hydroxy-benzoesäure<br />

D 392/V<br />

I Derivate 716<br />

U 239<br />

2-Hydroxy-benzylalkohol,<br />

D 571/V


818 Register<br />

3-Hydroxy-butanal<br />

D 521<br />

I Derivate 707<br />

U 275<br />

4-Hydroxy-butan-2-on 136<br />

4-Hydroxy-butan-2-on-ethylenacetal,D<br />

590/V<br />

ß-Hydroxy-buttersäureethylester,D<br />

583<br />

(S)-(-)-3-Hydroxy-buttersäureethylester,D<br />

579/V(L)<br />

a-Hydroxy-carbonitrile<br />

D Cyanhydrinsynthese<br />

512/AAV<br />

U Hydrolyse 501<br />

ß-Hydroxy-carbonsäureester,<br />

D 566/L<br />

Hydroxycarbonsäuren, Löslichkeit<br />

688<br />

a-Hydroxy-carbonsäuren,<br />

D 590,513<br />

8-Hydroxy-chinolin 596<br />

I Derivate 703<br />

U 445<br />

4-Hydroxy-cumarin, Löslichkeit<br />

in Laugen 688<br />

(l-Hydroxy-cyclohexyl)methylketon,D<br />

297/V<br />

(l-Hydroxy-cyclopentyl)methylketon,D<br />

297/V<br />

9-Hydroxy-decalin-2-on,<br />

D 601/V<br />

Hydroxyester, IR 92<br />

(l-Hydroxy-ethyl)benzene,<br />

U 276/L<br />

2-(2-Hydroxy-ethyl)pyridin 526<br />

4-Hydroxy-heptan-2-on,<br />

D 521/V<br />

5-Hydroxy-indol-2,3-dicarbonsäuredimethylester,<br />

D 603/AAV<br />

5-Hydroxy-indole durch<br />

Michael-Add. 603/AAV<br />

Hydroxyketone 470<br />

Hydroxyketone, aromatische,<br />

D 379<br />

a-Hydroxy-ketone 466<br />

Hydroxylamin<br />

U 467, 694/AAV(I)<br />

Reagens für DC 68<br />

Hydroxylamine, D 624,626<br />

Hydroxylasen 418<br />

Hydroxylgruppen<br />

Abspaltungstendenz bei<br />

SN-Rkk. 217<br />

Blockierung 240<br />

Hydroxylierung 289,302 f, 304,<br />

348/L,416,419,446<br />

4-Hydroxy-3-methoxy-benzaldehyd<br />

s. Vanilin<br />

4-Hydroxy-3-methoxy-zimtsäure.D<br />

529<br />

2-Hydroxy-4-methyl-acetophenon,<br />

D 379<br />

4-Hydroxy-2-methyl-acetophenon,D<br />

379<br />

3-Hydroxymethyl-butan-2-on,<br />

D 521/V<br />

4-Hydroxy-3-methyl-butan-2-on,<br />

U 275<br />

2-Hydroxymethyl-6,6-dimethylbicyclo[3.1.1]heptan<br />

s.<br />

Pinan-10-ol<br />

2-Hydroxymethylen-cyclohexanon,<br />

D 546/V<br />

5-Hydroxymethyl-furfural,<br />

Derivate 707<br />

Hydroxymethylierung 353,385<br />

5-Hydroxy-2-methyl-indol-3carbonsäurealkylester,<br />

D 603/V(L)<br />

5-Hydroxy-l-methyl-indol-2,3dicarbonsäuredimethylester,<br />

D 603/V<br />

Hydroxymethylketone,<br />

D 536/V(L)<br />

2-Hydroxymethyl-2-methyl-propanal<br />

524/T<br />

D 521/V<br />

2-Hydroxymethyl-2-methyl-propan-l,3-diol<br />

577/T<br />

3-Hydroxy-2-methyl-pentanal,<br />

D 521/V<br />

3-Hydroxy-3-methyl-pentan-2on,D<br />

297/V<br />

4-Hydroxy-3-methyl-pentan-2on<br />

D 521/V<br />

U 275<br />

4-Hydroxy-4-methyl-pentan-2on<br />

D 519,522/V<br />

U 275<br />

3-Hydroxy-3-methyl-1 -phenylbutan-l-on,D<br />

606/L<br />

4-Hydroxy-l-methyl-piperidin-<br />

3-carbonsäureethylester,<br />

D 583/V<br />

4-(2-Hydroxy-naphthalen-1 -<br />

azo)benzensulfonsäure,<br />

D 645/V<br />

3-Hydroxy-naphthalen-2-carbonsäure<br />

392/T, 646<br />

D 392/V<br />

2-Hydroxy-5-(4-nitro-phenylazo)benzoesäure,<br />

D 645/V<br />

4-Hydroxy-pentan-2-on,<br />

D 521/V<br />

(Hydroxyphenyl)aminosäuren<br />

R Ox. 442<br />

a-Hydroxy-phenylessigsäure s.<br />

Mandelsäure<br />

5-Hydroxy-l-phenyl-indol-2,3dicarbonsäuremethylester,<br />

D 603/V<br />

ß-Hydroxy-ß-phenyl-propionsäureethylester,<br />

D 566/V(L)<br />

4-Hydroxy-phenylthiocyanat,<br />

D 373/V<br />

ß-Hydroxy-propionotril<br />

D 305<br />

I IR-Spektrum 96 f<br />

Hydroxysäuren s. Hydroxycarbonsäuren<br />

N-Hydroxy-succinimid 486<br />

3-Hydroxy-2,6,6-trimethylbicyclo[3.1.1]heptan<br />

s. Pinan-3-ol<br />


Indanthrenblau 396/T<br />

Indanthren 396/T<br />

Inden 312/T<br />

physikalische Konstanten 734<br />

Inden-Cumaron-Harze 312/T<br />

Indol<br />

I Derivate 700<br />

R Substitution 357<br />

U 384,602<br />

Indol-3-carbaldehyd, D 384/V<br />

Indolderivate, Gattermann-<br />

Synthese an 382<br />

Indolsynthese nach FISCHER 679<br />

o>-(Indol-3-yl)acetophenon,<br />

D 599<br />

Indol-3-yl-essigsäure,<br />

D 680/V(L)<br />

3-(Indol-3-yl)propiononitril,<br />

D 602/V(L)<br />

Indophenole 443<br />

Induktionseffekt 160,211,215<br />

Induline 444<br />

Inertgase, Reinigung 760<br />

Infrarotspektroskopie 77,83,<br />

85,90 ff, 126 f/L, 697 ff<br />

INGOLD s. CAHN<br />

Inhibitoren 193,194,197<br />

Initiatoren 193,323<br />

innerer Standard 74,99<br />

Insektenabschreckungsmittel<br />

423/T<br />

Insektizide 248,278,317,326,<br />

389<br />

Insertion 286,335,409<br />

Intensivkühler 4f<br />

Interhalogene, Add. an Olefine<br />

291<br />

lod<br />

G 770<br />

R Add. an Olefine 291,298<br />

mit Organometallverbb.<br />

401<br />

als Schutzgruppe bei der<br />

aromatischen Subst. 357<br />

Inhibitor bei Radikalrkk. 194<br />

Bindungsdissoziationsenthalpie<br />

189<br />

Mod-alkane s. Alkyliodide<br />

p-Iod-anisol, U 410/V<br />

lodbenzen<br />

I Derivate 722<br />

U 410<br />

o-Iod-benzoesäure 435<br />

lodessigsäureethylester,<br />

D 253/V(L)<br />

lodierung von Aromaten 412/L<br />

lodid (Ion), Reaktivität in<br />

SN2-Rkk. 220<br />

l-Iod-naphthalen,U 406,410<br />

4-Iod-nitrobenzen, U 406<br />

2-Iod-octan s. 1-Methyl-heptyliodid<br />

lodoform 450<br />

Iodoformprobe 450/AAV(I),<br />

693<br />

2-Iod-pyridin-3-ol, U 404<br />

4-Iod-toluen, U 406<br />

lod-Verbindungen, hypervalente<br />

435,455/L<br />

lodwasserstoff 752<br />

G 752,770<br />

R Add. an Olefine 291<br />

Etherspaltung<br />

233/AAV(I), 720/1<br />

Reduktion mit 227<br />

Bindungsdissoziationsenthalpie<br />

189<br />

pKs-Wert 158<br />

Ionen, ambifunktionelle 222<br />

lonenaustauscherharze 752<br />

lonenpaare 221,224<br />

lonenpaarextraktion 224<br />

lonenprodukt des Wassers 157<br />

lonisierungsenergie 166<br />

IR s. Infrarot<br />

Isoborneol 665<br />

D 571/V<br />

Isobutan 312<br />

Bindungsdissoziationsenthalpie<br />

189<br />

Isobutanol s. Isobutylalkohol<br />

Isobuten 266,295,299,312/T,<br />

419/T<br />

R 419/T, 520/T<br />

U 307/L, 326,375<br />

Isobuttersäure<br />

D 438/T<br />

G 770<br />

I Derivate 715<br />

U 498,613<br />

Acidität 457<br />

Isobuttersäureester, Esterkondensation<br />

541 f<br />

Isobuttersäureethylester<br />

D 476/V<br />

U 546<br />

Isobuttersäurephenylester, U<br />

543/L<br />

Isobutylalkohol<br />

D 584/T<br />

G 770<br />

I Derivate 725<br />

Register 819<br />

Isobutylamin, Derivate 699<br />

Isobutylbromid<br />

D 229/V<br />

I Derivate 722<br />

U 609<br />

Isobutylchlorid, Derivate 722<br />

Isobutylidenmalonsäurediethylester,<br />

D 529/V<br />

Isobutyliodid, Derivate 722<br />

Isobutylmalonsäure<br />

D 490/V<br />

U 492<br />

Isobutylmalonsäurediethylester<br />

D 609/V<br />

U 490<br />

Isobutylmethylketon<br />

D 344/V, 491/V, 524/T<br />

U 547<br />

Isobutylölsynthese 584<br />

Isobutylvinylether, D 314/V<br />

Isobutyraldehyd 577/T<br />

D 438/T, 664/V<br />

I Derivate 706<br />

IR-Spektrum 708<br />

U 514,529,563<br />

Isobutyrylchlorid<br />

D 498/V<br />

U 553<br />

Isochinolin<br />

I Derivate 703<br />

R Methylierung 394<br />

Isocyanate 503/T, 505/T<br />

D 459,503/AAV, 618/L<br />

durch Curtius-Abbau<br />

671/AAV<br />

R Cycloadditionen 327<br />

mit Alkoholen 505<br />

mit Ammoniak,<br />

Aminen 505<br />

mit CH-Aciden 554<br />

mitEnaminen 616<br />

mit Wasser 505<br />

als Heterocumulene 327,553<br />

beim Hofmann-Abbau 669 f<br />

IR 93<br />

Isocyanide 222,256<br />

D 212,286<br />

I Geruch 685<br />

IR 93<br />

Isocanidprobe 694/AAV(I)<br />

Isocyansäure 505<br />

isoelektrischer Punkt 513<br />

Isoeugenol 307<br />

I Derivate 728<br />

Isoleucin, I 705<br />

Isomyrtanaol, D 309/V


820 Register<br />

Isoniazid 423/T, 482<br />

Isonicotinsäure 423/T<br />

D 422/V<br />

I Derivate 717<br />

Isonicotinsäureester, Hydrazinolyse<br />

482<br />

Isonicotinsäurehydrazid 423/T,<br />

482<br />

Isonitrile s. Isocyanide<br />

Isonitroalkane s. SalpetrigsäureesterIsonitrosomalonsäurediethylester<br />

D 635/V<br />

U 629,636<br />

Isonitrosoverbindungen 623<br />

Red. 629<br />

Isooctan 312/T<br />

Isoocten<br />

D 31 l/V, 312/T<br />

Isopentan, physikalische<br />

Konstanten 730<br />

Isopentylaikohol<br />

G 771<br />

I Derivate 726<br />

U 635<br />

Isopentylamin, Derivate 699<br />

Isopentylbromid, Derivate<br />

722<br />

Isopentylchlorid, Derivate<br />

722<br />

Isopentyliodid, Derivate 722<br />

Isopentylmethylketon, D 491/V<br />

Isopentylnitrit<br />

D 635/V<br />

G 771<br />

Isophthalaldehyd, D 237/V(L)<br />

Isophthalsäure 423/T<br />

I Derivate 717<br />

Isophytol 376/T<br />

Isopinocampheol, D 309/V<br />

Isopren 278/T, 517/T, 771/G<br />

Isopropylalkohol 298/T<br />

D 237/T,631<br />

G 771<br />

I Derivate 725<br />

!R-NMR-Spektrum 727<br />

IR-Spektrum 727<br />

U 375,476<br />

Isopropylamin, Derivate 699<br />

Isopropylbenzen s. Cumen<br />

4-Isopropyl-benzensulfochlorid<br />

D 365/V<br />

U 654<br />

Isopropylbromid<br />

D 228/V<br />

I Derivate 722<br />

U 246,375,612<br />

Isopropylchlorid<br />

D 293<br />

I Derivate 722<br />

U 375<br />

3-Isopropyl-2,6-dioxo-heptan-3carbonsäureethylester,<br />

D 601/V<br />

Isopropylidenaceton s.<br />

4-Methyl-pent-3-en-2-on<br />

Isopropylidencyanessigsäure,<br />

D 528/V<br />

Isopropylidenglucofuranose, U<br />

209/L<br />

Isopropylidenmalononitril,<br />

D 528/V<br />

Isopropylidenmalonsäurediethylester,<br />

U 565/V(L)<br />

Isopropyliodid<br />

D 231/V<br />

I Derivate 722<br />

U 255<br />

Isopropylmagnesiumchlorid, U<br />

559<br />

Isopropylmethylketon 710<br />

I Derivate 707<br />

Isopropylnitrit, D 255/V<br />

4-Isopropyl-thiophenol,<br />

D 654/V<br />

Isopropyltriphenylphosphoniumbromid,<br />

D 246/V<br />

Isopulegol s. p-Menth-8-en-3-ol<br />

Isosafrol 307<br />

isosbestischer Punkt 90<br />

Isothiocyanate<br />

D 249,503,504<br />

R mit Aminen 505<br />

mit CH-Aciden 554<br />

mitEnaminen 616<br />

als Heterocumulene 553<br />

IR 93<br />

Isotope, natürliche Häufigkeit<br />

114<br />

Isotopeneffekt 354<br />

Isotopenpeak bei MS 114f<br />

Isovaleriansäure, Derivate<br />

715<br />

Iwanow-Reagens 559,563<br />

Japp-Klingemann-Reaktion<br />

679<br />

Jenaer Geräteglas l<br />

Jojobaöl 480<br />

Kalium 753<br />

G 753,771<br />

Kalium-O-alkyl-dithiocarbonat<br />

283<br />

Kalium-tert-butanolat 270,400,<br />

610<br />

Kaliumcyanid s. auch Natriumcyanid<br />

G 753,771<br />

Kaliumdichromat, G 771<br />

Kaliumfluorid, G 771<br />

Kaliumhexacyanoferrat als<br />

Ox.-mittel 444<br />

Kaliumhydroxid, G 771<br />

Kaliumiodidlösung zur Probe<br />

auf Peroxide 207<br />

Kaliumorgan. Verbb. s. Organokaliumverbb.<br />

Kaliumpermanganat<br />

G 771<br />

als Ox.-mittel 420 ff, 436<br />

als Reagens bei DC 68<br />

zum Nachweis ungesättigter<br />

Verb. 689/AAV(I)<br />

zur Hydroxylierung von<br />

Olefinen 307<br />

zur Ox. von Alkylaromaten<br />

421/AAV(I), 732<br />

Kaliumpersulfat 323<br />

Kaliumrhodanid, U 250<br />

Kaliumsalze, Komplexierung<br />

mit Kronenethern 224<br />

Kaliumthiocyanat, U 250<br />

Kaliumxanthogenat 283<br />

Kältemittel 254/T<br />

Kaltwellpräparate 252/T<br />

Kapillarkolonne 74<br />

Katalysatoren, Katalyse 155 f<br />

elektrophile 378<br />

heterogene 156,275,340 ff<br />

homogene 334 ff<br />

Säure-Base- 156<br />

Katharometer 75<br />

Kationenaustauscherharze 367<br />

Kautschuk 517<br />

Alterung 206<br />

Kegelschliffverbindung 2<br />

Kegelventü 20<br />

Keimbildungsgeschwindigkeit<br />

38<br />

Kernhalogenierung von<br />

Aromaten 367<br />

Kernmagnetische Resonanzspektroskopie<br />

s. NMR-Spektroskopie


Kern-Overhauser-Effekt 106<br />

Kernschwingungen 85<br />

Kernspin 98 ff<br />

Ketale s. Acetale<br />

Keten 211R, 285,505/T<br />

D 263<br />

ausAceton 285<br />

R Cyclodimerisierung 327<br />

mit Enaminen 615<br />

mit Nucleophilen 505<br />

Ketenacetale 678<br />

Ketenaminale 678<br />

Ketendiethylacetal, D 281/V(L)<br />

Ketene 287/L, 505,618/L<br />

D durch Umlagerung 667<br />

R Cycloadditionen 327<br />

mit Nucleophilen 505<br />

Keto-Enol-Tautomerie 511,548,<br />

607,660<br />

Ketone<br />

D 445/T<br />

aus Aldehyden durch<br />

Umpolung 534f/V(L)<br />

aus Aminoalkoholen<br />

durch Tiffeneau-Rk. 665<br />

aus Aromaten durch<br />

Friedel-Crafts-Acylierung<br />

378ff,380/AAV<br />

nach HouBEN-HoESCH 382<br />

aus Carbonsäurederivaten<br />

und metallorgan. Verbb.<br />

56Of, 565<br />

aus Epoxiden mit Lewis-<br />

Säuren 306<br />

aus Ketonen mit Diazomethan<br />

650<br />

aus Ozoniden durch<br />

reduktive Spaltung 289,<br />

307<br />

durch Acyloinkondensation<br />

533<br />

durch Glycolspaltung 448<br />

durch Hydratation von<br />

Alkinen 297/AAV<br />

durch Hydrolyse<br />

von Azomethinen 468/B<br />

von Bisulfitverbb. 472,<br />

668/V<br />

von geminalen Dihalogeniden<br />

376<br />

durch katalytische Dehydrierung<br />

secundärer<br />

Alkohole 435<br />

durch Ketonspaltung von<br />

ß-Dicarbonylverbb. 490,<br />

491/AAV<br />

durch Ox. 454/L<br />

von Alkanen 418/B<br />

von secundären Alkoholen<br />

430ff,431/AAV<br />

nach OPPENAUER 567,<br />

572,575/V, 621/L<br />

von Verbb. mit aktiven<br />

Methylengruppen<br />

425/AAV<br />

durch Stille-Reaktion 407<br />

I 691,705<br />

Bestimmung, quantitative<br />

467/AAV<br />

DC 68,76<br />

Löslichkeit 687 f<br />

IR 93<br />

UV-VIS 88<br />

R Acetalbildung 468<br />

Add.<br />

an vinyloge Carbonylverbb.<br />

594<br />

von Blausäure 512<br />

Aldol-Rkk. 518,520/AAV<br />

tert-Alkylierung 606<br />

Esterkond.540ff<br />

Ethinylierung 516 ff/AAV<br />

Hydratisierung 468 ff<br />

Hydrierung 582,583/AAV<br />

Kettenverlängerung 650<br />

Knoevenagel-Rk. 527 ff<br />

Mannich-Rk. 531<br />

Meerwein-Ponndorf-Verley-Red.<br />

573/AAV<br />

mit Ameisensäureestern<br />

544<br />

mit Aminoverbb. 462 ff<br />

mit Diazomethan 667<br />

mit Grignard-Verbb. 560,<br />

562/AAV, 564<br />

mit komplexen Hydriden<br />

568ff,570/AAV<br />

mit Nucleophilen 458 ff<br />

oxidative Spaltung 449<br />

Red. 568,572,587<br />

reduktive Aminierung<br />

584/AAV<br />

Ketone, cyclische, Ringerweiterung<br />

650,667<br />

Ketone, a,ß-ungesättigte 324<br />

D aus a-Acetoxy-ketonen<br />

284/V(L)<br />

aus Mannich-Basen 282/V<br />

durch Aldol-Rk. 518,<br />

521/AAV<br />

Register 821<br />

durch Ox. secundärer<br />

Alkohole 431/AAV<br />

durch Wolff-Umlagerung<br />

von Diazoketonen 667<br />

Reaktivität 594<br />

Ketonenamine, R 600<br />

Ketonspaltung von ß-Dicarbonylverbindungen<br />

491/AAV,<br />

549<br />

ß-Ketosäuren s. ß-Oxo-carbonsäuren<br />

Kettenabbruchreaktionen 192<br />

Kettenfortpflanzungsreaktionen<br />

192<br />

Kettenlänge, kinetische 193<br />

Kettenstartreaktion 192<br />

Kettenträger 192<br />

Kettenverlängerung mit Diazomethan<br />

625,650<br />

Kieselgel<br />

als Adsorptionsmittel 64<br />

als stationäre Phase 66,72f,<br />

75<br />

als Trockenmittel 28<br />

Kieselgur als Trägermaterial bei<br />

GC 75<br />

KINDLER s. Willgerodt-Kindler-<br />

Reaktion<br />

Kinetik 150,152 ff, 184/L<br />

kinetische Kontrolle 154<br />

Knallgas 150<br />

Knoevenagel-Doebner-<br />

Reaktion 527<br />

Knoevenagel-Reaktion 429,<br />

508,524,527ff/AAV,602,<br />

618/L<br />

KNORR, Pyrrolsynthese nach 529<br />

KOFLER 79<br />

Kohlendioxid<br />

R als Heterocumulen 553<br />

mit Aromaten 390/AAV<br />

mit CH-Aciden 553<br />

mit Grignard-Verbb. 560,<br />

562/AAV<br />

mit lithiumorgan. Verbb.<br />

564<br />

festes 16<br />

Kennzeichnung der Druckgasflasche<br />

20<br />

Kohlenhydrate (s. auch<br />

Zucker) 303<br />

R Ox. 454/L<br />

als Adsorptionsmittel 64<br />

Kohlenmonoxid<br />

G 77!


822 Register<br />

R für Carbonylierungen 338,<br />

407<br />

IR 93<br />

Kennzeichnung der Druckgasflasche<br />

20<br />

Kohlenoxidsulfid 283<br />

Kohlensäurediethylester, U 563<br />

Kohlensäureester<br />

D 459,502<br />

R Pyrolyse 283<br />

Kohlensäureschnee s. Kohlendioxid<br />

(festes)<br />

Kohlenwasserstoffe<br />

D durch rad. Red. 209<br />

I 730 ff<br />

IR 92 ff<br />

Nachweis bei DC 68<br />

R Chlorierung !97 ff<br />

Dehydrierung 451,454/L<br />

als Lösungsmittel 36,155<br />

Bindungsdissoziationsenthalpien<br />

189<br />

Kennzeichnung von Druckgasflaschen<br />

20<br />

Kohlenwasserstoffe, aliphatische<br />

D aus Alkyliodiden 197<br />

aus Grignard-Verbb.<br />

und Halogenverbb. 559<br />

und wasserstoffaktiven<br />

Verbb. 559<br />

aus Organoboranen 308<br />

durch Cyclooligomerisierung<br />

338<br />

durch Polymerisation<br />

316 ff, 336<br />

durch Red.<br />

von Aldehyden und<br />

Ketonen<br />

nach CLEMMENSEN 590<br />

über Dithiolane 472,<br />

582<br />

über Hydrazone 579<br />

von Carbonsäuren nach<br />

KOLBE 190<br />

von C=C-Doppelbind.<br />

340ff,343/AAV<br />

von Chlormethylgruppen<br />

388<br />

I 730<br />

13 C-NMR 108<br />

MS 115<br />

physikal. Konstanten 730<br />

R Ammoxidation 419/T<br />

Chlorierung 202/T<br />

katalytische Dehydrierung<br />

451<br />

Ox. 207/AAV, 445/T<br />

Kohlenwasserstoffe,<br />

araliphatische<br />

D 373 f, 401 f, 403 ff, 408<br />

R Chlorierung<br />

photochemisch<br />

198/AAV<br />

mit Sulfurylchlorid<br />

200/AAV<br />

Photobromierung<br />

203/AAV<br />

Ox. 421/AAV<br />

Kohlenwasserstoffe,<br />

aromatische<br />

D durch katalytische<br />

Dehydrierung 451<br />

I 731<br />

Derivate 732<br />

Pikrate 731/AAV<br />

UV-VIS 89<br />

Kohlenwasserstoffe, ungesättigte<br />

s. Acetylene, Olefine<br />

Kohlenwasserstoffharze 312/T<br />

KOLBE 614<br />

Nitrilsynthese 212,256 f, 501<br />

Kolbe-Schmitt-Synthese 353,<br />

391<br />

Kolben 3,6 f, 3Of, 41 f, 5Of<br />

Kollodium s. Cellulosedinitrat<br />

Kolonne 50 ff<br />

Kolonnenkopf 51,124<br />

Kombinationsschwingungen im<br />

IR 91<br />

7r-Komplex 291,338<br />


Lactose 471,711/1<br />

LADENBURG 526<br />

Ladungs-Übertragungskomplex<br />

s. Chargetransfer-Komplex<br />

Lambert-Beer-Gesetz 84, 96<br />

Laminate 323/T<br />

Lassaigne-Probe 686/AAV(I)<br />

Latex 322/T<br />

Laurinsäure, Derivate 715<br />

Laurinsäureethylester, D 476/V<br />

Laurylalkohol<br />

D 590/V<br />

I Derivate 726<br />

Lävulinsäure, Derivate 715<br />

Lawessons Reagens 506/V<br />

LCAO 166<br />

LD s. letale Dosis<br />

LDA s. Lithiumdiisopropylamid<br />

Leinöl 493<br />

Lepra, Therapeutikum 505<br />

letale Dosis 764,765 ff<br />

Leucin 245/D(V), 705/1<br />

Leuckart-Wallach-Reaktion<br />

567,577f/AAV,621/L<br />

Lewis-Acidität von Lösungsmitteln<br />

220<br />

Lewis-Basen 147,159<br />

Lewis-Säuren 147,159<br />

als elektrophile Reagenzien<br />

291<br />

als Katalysatoren<br />

bei Diels-Alder-Rkk. 332<br />

bei SN-Rekk. 219<br />

LFE-Beziehung 151<br />

Licht, polarisiertes 77,82,174<br />

Lichtbrechung 77, 81<br />

Lichtpausung 646<br />

Lichtstabilisatoren für Kunststoffe<br />

382/T<br />

Liebig-Kühler 4,123<br />

Ligandenaddition, nucleophile<br />

335<br />

Lignin 441<br />

Ligroin, G 753<br />

Limonen, I 734<br />

Linalool 517<br />

Lindemann- Adams-Regei 108 f<br />

lineare Freie-Energie-<br />

Beziehung 151,163 ff<br />

Lindlar-Katalysator 341<br />

Linearkombination von Atomorbitalen<br />

s. LCAO<br />

Linolensäure 493<br />

Linolsäure 493<br />

Literatur 129 ff, 145/L<br />

Literaturrecherche 138 ff<br />

computergestützte 140 ff,<br />

146/L<br />

Lithium 746/U, 77IlG<br />

Lithiumalkyle, R 399 f, 402,456,<br />

564 f<br />

Lithiumaluminiumhydrid 568,<br />

753<br />

G 753,771<br />

R Reduktionen mit 568,<br />

570/AAV<br />

Lithiumcuprate 404,565<br />

Lithiumdiethylamid 534<br />

Lithiumdiisopropylamid (LDA)<br />

518,523,61Of<br />

lithiumorgan. Verbb. s. Organolithiumverbb.<br />

Löslichkeit, Bestimmung<br />

687/AAV(I)<br />

LOSSEN, Säureabbau 669,682/L<br />

Lösungsmittel 36 ff, 45,584,<br />

762/L<br />

Abdampfen 45 f<br />

Einfluß auf die Reaktivität<br />

154<br />

für Friedel-Crafts-Rkk. 380<br />

für Grignard-Rkk. 558<br />

für Heck-Rk. 410<br />

für katalytische<br />

Hydrierungen 342<br />

für Metallierungen 400<br />

für MS 113<br />

für Reduktionen mit komplexen<br />

Hydriden 569<br />

für UV-VIS 90<br />

polare, aprotonische 155,<br />

218 ff<br />

protonische 155,218 ff, 266<br />

Reinigung 741 ff, 762/L<br />

Trocknen 26,741 ff<br />

unpolare 155<br />

Lösungsmitteleffekte 154,184/L<br />

bei Eliminierungen 265<br />

bei SN-Reaktionen 218<br />

Lösungsmittel-Umlauftrockner<br />

26 f<br />

Luftbad 14,124<br />

Luftkühler 3,4,123<br />

Luftturbine 10<br />

Lukas-Reagens<br />

D 753/V<br />

U 692/AAV(I)<br />

LUMO 166,196<br />

Bedeutung bei Cycloadditionen<br />

324 f, 331<br />

Energien 166,289<br />

2,6-Lutidin, Derivate 703<br />

Lysin 514/D, 705/1<br />

a-o-Lyxose, I 713<br />

Register 823<br />

Magnesium<br />

G 771<br />

R mit Halogenverbb. 399 f,<br />

558,567<br />

Red. von Carbonylverbb.<br />

587<br />

Magnesiumdialkyle 558<br />

Magnesiumperchlorat als<br />

Trockenmittel 28<br />

magnesiumorgan. Verbb. s.<br />

Grignard-Verbb.<br />

Magnesiumsulfat als Trockenmittel<br />

25f,28<br />

Magnetfeld 98<br />

Magnetrührautoklav 18<br />

Magnetrührer 9,124,343,346<br />

MAK-Werte 764ff,775/L<br />

Maleinsäure 172f,306/T<br />

G 771<br />

I Derivate 716<br />

IR-Spektrum 718<br />

physikalische<br />

Konstanten 78,172<br />

R Bromierung 294<br />

U 344<br />

Maleinsäureanhydrid 447/T,<br />

480/T<br />

D 419,494<br />

G 771<br />

I IR-Spektrum 718<br />

R als Dienophil 330<br />

U 300,333,381/L<br />

Maleinsäurediethylester<br />

D 476/V<br />

U 319<br />

Maleinsäureester 317<br />

Malonaldehyd<br />

R 556<br />

pKs-Wert 510<br />

Malonaldehydtetraethylacetal,<br />

U 557<br />

Malononitril<br />

G 771<br />

U 429,529,548,555<br />

pKs-Wert 510<br />

Malonsäure 259/T, 527<br />

D 501/V(L)<br />

I Derivate 716<br />

R Decarboxylierung 285,<br />

490<br />

U 529


824 Register<br />

Malonsäurediethylester<br />

D aus Chloressigsäure 614/T<br />

U 319/L, 528 f,548,553,601,<br />

609, 614/L<br />

pKs-Wert 510<br />

Malonsäuredimethylester, U<br />

555<br />

Malonsäureester 544,548<br />

R Knoevenagel-Rk. 527<br />

mit Mesityloxid 599<br />

Malonsäureester, alkylierte<br />

612AT<br />

D 544,547,609/AAV<br />

R Hydrolyse 489/AAV<br />

Malonsäurehalbester für<br />

Knoevenagel-Rkk. 527<br />

Malonsäuremonoethylester,<br />

D 490/V(L)<br />

Malonsäuremonomethylester,<br />

D 490/V(L)<br />

Malonsäuren, substituierte<br />

D 489/AAV<br />

U Decarboxylierung 490,<br />

491/AAV<br />

ß-Maltose, I 713<br />

Mandelsäure<br />

D 501/V(L), 513,575<br />

I Derivate 716<br />

Mangan-Verbindungen, Ox. mit<br />

455/L<br />

Mannich-Basen 282<br />

für Michael-Additionen 599<br />

Mannich-Rk. 353,508,53Of,<br />

531/AAV, 619/L<br />

Mannit, Derivate 727<br />

Mannose 466,713/1<br />

Manometer 22 f<br />

Manostat 22,53<br />

Margarine 347<br />

Margarinsäureethylester,<br />

D 668/V<br />

MARKOVNIKOV, Regel von 293,<br />

317<br />

Martius-Gelb s. 2,4-Dinitronaphth-1-ol<br />

Masseneinheit, atomare 113<br />

Massenspektroskopie (MS)<br />

Massenspektrometer 112<br />

Massenspektrum 77,112 ff, 117<br />

Massenzahl 113 ff<br />

maximale Arbeitsplatzkonzentration<br />

s. MAK-Werte<br />

McLafferty-Umlagerung 116f<br />

McMurry-Kupplung 568,591,<br />

621/L<br />

MDA s. p,p'-Methylendianilin<br />

MDI s. p,p'-Methylenbis(phenylisocyanat)<br />

Mechanochemie 190<br />

Meerwein-Ponndorf-Verley-<br />

Reduktion 567,572 ff,<br />

573/AAV, 621/L<br />

M-Effekt s. Mesomerieeffekt<br />

Mehrfachbindungen, quantitative<br />

Bestimmung 345 f<br />

Mehrhalskolben 6f<br />

Melanine 442<br />

Membranpumpen 21<br />

p-Menthan, physikalische<br />

Konstanten 730<br />

p-Menth-2-en<br />

D 272,273,280/V, 283<br />

p-Menth-3-en<br />

D 273,283<br />

p-Menth-1 -en-3-on<br />

D 491/V<br />

U 583<br />

Menthol 283<br />

D 583/V, 574/V, 570/V<br />

I Derivate 726<br />

U 431,478,655<br />

Menthon<br />

D 431/V<br />

U 574,570<br />

p-Menth-3-yl-tosylat 273<br />

U 280<br />

Mercaptale s, Dithioacetale<br />

2-Mercapto-benzoesäure,<br />

IR-Spektrum 736<br />

2-Mercapto-benzimidazole,<br />

D 487<br />

2-Mercapto-benzthiazol 629/T<br />

2-Mercapto-butan, D 252/V<br />

l -Mercapto-2-phenyl-ethan,<br />

D 252/V<br />

Mercaptoverbindungen 252/T<br />

Mercurierung von Aromaten<br />

353<br />

Mesitylen 643<br />

D 519<br />

I Derivate 732<br />

U 370,387,423<br />

Mesitylmagnesiumbromid 542<br />

Mesityloxid s, 4-Methyl-pent-3en-2-on<br />

Mesomerie 161 ff<br />

Stabilisierung von Übergangszuständen<br />

216,354<br />

Mesoxalsäure 468<br />

Mesoxalsäurehydrat 468<br />

Meßzylinder 11,124<br />

Metallbad 15<br />

Metallblock zur Schmelztemp,bestimmung<br />

79<br />

Metallchelate von ß-Dicarbonylverbb.<br />

223<br />

Metallhalogenide, R mit Organometallverbb.<br />

403,559<br />

Metallhydride 209,566,568 ff<br />

Metallierung von<br />

Aromaten 353,399 ff<br />

Metallkomplexkatalyse 334 ff,<br />

351/L,405ff,408ff<br />

Metallspatel 124<br />

metallorganische Verbindungen<br />

s. Organometallverbindungen<br />

metastabile Ionen bei MS 117<br />

Metathese 340<br />

Methacrylonitril, D 419/T<br />

Methacrylsäure, D 419/T<br />

Methacrylsäureamid,<br />

D 276/V(L)<br />

Methacrylsäuremethylester<br />

277/T, 322/T, 419AT<br />

G 771<br />

U 598<br />

Methallylalkohol, U 411<br />

Methallylchlorid, D 299<br />

Methan 415<br />

R Chlorierung 202<br />

Ammox. 419/T<br />

PK5-Wert 158,510<br />

Bindungsdissoziationsenthalpie<br />

189<br />

Methanol 415<br />

D 584/T<br />

G 753,771<br />

I Derivate 725<br />

R Carbonylierung 338<br />

U 240,476,655<br />

als Lösungsmittel 64,90<br />

Azeotrop mit Tetrachlorkohlenstoff<br />

56<br />

Bindungsdissoziationsenergie,<br />

heterolytische 217<br />

pKs-Wert 158,510<br />

Trocknung 753<br />

Methanthiol<br />

G 771<br />

I Derivate 736<br />

U 597<br />

pKs-Wert 158<br />

Methionin<br />

D 514/T,515/V<br />

I 705<br />

Methodensammlungen 132<br />

Methoiodide, D 245/V(I), 702


Methotosylate, D 245/V(I), 702<br />

4-Methoxy-acetophenon<br />

D 381/V<br />

I Derivate 708<br />

U 427,450,580,532<br />

2-Methoxy-benzaldehyd,<br />

I Derivate 707<br />

U 467<br />

2-Methoxy-benzaldehydoxim,<br />

D 467<br />

Methoxybenzen s. Anisol<br />

4-Methoxy-benzensulfochlorid<br />

D 365/V<br />

U 655,657<br />

4-Methoxy-benzensulfonamid,<br />

D 657/V<br />

2-Methoxy-benzhydroximoylchlorid,<br />

D 201/V<br />

2-Methoxy-benzoesäure,<br />

Derivate 716<br />

4-Methoxy-benzoesäure<br />

D 239/V<br />

U 498<br />

4-Methoxy-benzoylchlorid,<br />

D 498/V<br />

4-Methoxy-benzylalkohol,<br />

D 576/V<br />

4-Methoxy-benzylchlorid<br />

D 388/V(L)<br />

U 250,257<br />

4-Methoxy-benzylcyanid<br />

D 257/V<br />

U 500<br />

2-Methoxy-benzylhalogenide,<br />

SN-Rkk. an 216<br />

4-Methoxy-benzylidenaceton,<br />

D 522/V<br />

4-Methoxy-benzylthiocyanat,<br />

D 250/V<br />

3-Methoxy-butanol 277/T<br />

3-Methoxy-butylacetat 277/T<br />

4-Methoxycarbonyl-l-methylpyridinium-iodid<br />

87<br />

Methoxychlor 389/T<br />

4-Methoxy-cinnamonitril,<br />

D 522/V<br />

Methoxygruppen, Bestimmung<br />

234<br />

5-Methoxy-indol-2-carbonsäureethylester,<br />

D 680/V<br />

Methoxylamin, U 401<br />

5-Methoxy-3-methyl-indol-2-carbonsäureethylester,<br />

D 680/V<br />

l(2)-Methoxy-naphthalen, U<br />

384<br />

2(4)-Methoxy-naphthalen-lcarbaldehyd,<br />

D 384/V<br />

4-Methoxy-2-nitro-anilin<br />

D 360/V(L)<br />

G 771<br />

4-Methoxy-phenylessigsäure,<br />

D 428/V,500/V<br />

4-Methoxy-phenylessigsäureethylester,D<br />

668/V<br />

3-(4-Methoxy-phenyl)glycidsäuremethylester,<br />

D 546/V<br />

3-Methoxy-phenylhydrazin<br />

483/U, 639/D<br />

4-Methoxy-phenylhydrazonocyanacetamid,<br />

D 645/V<br />

4-Methoxy-phenylhydrazonocyanessigsäureethylester,<br />

D 645/V<br />

3-(4-Methoxy-phenyl)oxiran-2carbonitril,D<br />

526/V<br />

4-Methoxy-phenylthioessigsäuremorpholid<br />

D 427/V<br />

U 428<br />

(2-Methoxy-phenyl)vinylether,<br />

D 314/V<br />

5-Methoxy-3-propyl-indol-2carbonsäureethylester,<br />

D 680/V<br />

4-Methoxy-stilben, D 537/V<br />

ß-Methoxy-styren, D 276/V<br />

5-Methoxy-2,3-tetramethylenindol,D<br />

680/V(L)<br />

4-Methoxy-thiobenzoesäuremorpholid,D<br />

427/V<br />

4-Methoxy-thiophenol, D 655(V<br />

4-Methoxy-zimtsäure, D 529/V<br />

4-Methoxy-zimtsäureamid,<br />

D 410/V<br />

4-Methyl-acetanilid, U 422<br />

a-Methyl-acetessigsäureethylester<br />

s. 2-Methyl-3-oxo-butansäureethylester<br />

4-Methyl-acetophenon<br />

D 381/V<br />

I Derivate 708<br />

U 427,581<br />

a-Methyl-alanin, D 515/V<br />

Methylalkohol s. Methanol<br />

N-Methylamido-bis-(N'-2,3dimethyl-anilido)formamidin<br />

502<br />

Methylamin 533<br />

G 771<br />

I Derivate 699<br />

U 315,464,532/L,585,595<br />

Register 825<br />

Bindungsdissoziationsenergie,<br />

heterolytische 217<br />

pKs-Wert 158<br />

Methylamine<br />

D 584/T<br />

IR<br />

92<br />

Methylaminhydrochlorid<br />

D 671/V<br />

U 633<br />

N-Methyl-aminoacetonitril,<br />

D 513/V(L)<br />

p-Methylamino-benzaldehyd,<br />

D 383<br />

ß-Methylamino-crotonsäureethylester,D<br />

464/V<br />

N-Methyl-aminofumarsäurediethylester,<br />

D 315/V<br />

N-Methyl-aminofumarsäuredimethylester,<br />

U 603<br />

2-Methylamino-l-phenyl-propan,<br />

D 585/V<br />

3-Methylamino-propiononitril,<br />

D 595/V<br />

3-Methylamino-propionsäureethylester,D<br />

595/V<br />

N-Methyl-anilin<br />

G 771<br />

I Derivate 699<br />

U 481<br />

Methylaromaten<br />

Bromierung 203/AAV,<br />

205/AAV<br />

Chlorierung 198/AAV,<br />

200/AAV<br />

Ox. 420ff,421/AAV,424/V<br />

4-Methyl-4-aza-heptandinitril,<br />

D 595/V<br />

4-Methyl-4-aza-heptandisäurediethylester<br />

D 595/V<br />

U 546<br />

4-Methyl-benzaldehyd<br />

D 424<br />

U 577<br />

Methylbenzo-1,4-chinon,<br />

Derivate 711<br />

4-Methyl-benzoesäure, U 499<br />

3-Methyl-benzo[e]indol-2-carbonsäureethylester,<br />

D 680/V<br />

3-Methyl-benzo[g]indol-2-carbonsäureethylester,<br />

D 680/V<br />

4-Methyl-benzonitril, D 642/V<br />

2-Methyl-benzoxazol, U 557<br />

2-Methyl-benzthiazol, U 557<br />

R Ox. 424


826 Register<br />

N-Methyl-benzthiazol-2-onhydrazon<br />

D 444/V(L)<br />

U 444f<br />

N'-(3-Methyl-benzthiazol-2yliden)-(3-methyl-l-phenylpyrazol-4,5-dion)-4-hydrazon,<br />

D 445/V<br />

(3-Methyl-benzthiazol-2-yliden)-naphtho-l,2-chinon-lmonohydrazon,<br />

D 445/V<br />

4-Methyl-benzylalkohol,<br />

D 577/V<br />

2-Methyl-benzylbromid<br />

D 204/V<br />

U 250<br />

4-Methyl-benzylbromid, U 250<br />

2-Methyl-benzylchlorid<br />

D 199/V<br />

U 250<br />

4-Methyl-benzylchlorid<br />

D 387/V<br />

U 250<br />

2-Methyl-benzylthiocyanat,<br />

D 250/V<br />

4-Methyl-benzylthiocyanat,<br />

D 250/V<br />

2-Methyl-l,l-bis(p-tolyl)propan-<br />

1,2-diol, U 664<br />

Methylbromid 204/T<br />

I Derivate 722<br />

^-chemische Verschiebung<br />

101<br />

MS 114<br />

U 246<br />

Bindungsdissoziationsenergie,<br />

heterolytische 217<br />

2-Methyl-butan-2-ol<br />

D 563/V<br />

G 771<br />

I Derivate 725<br />

R Wassereliminierung 269<br />

U 275<br />

3-Methyl-butan-l-thiol,<br />

Derivate 736<br />

2-Methyl-but-l-en 275/B<br />

D 269<br />

2-Methyl-but-2-en 299<br />

D 269,275/V<br />

R 310<br />

3-Methyl-but-l-en, D 275/B<br />

3-Methyl-but-3-en-2-on,<br />

D 275/V<br />

2-Methyl-but-3-in-2-ol 517/T,<br />

D 517/V<br />

Methyl-tert-butylether 233/T,<br />

298/T<br />

Methylcellulose 202/T, 241/T<br />

Methylchinazoline, Ox. 424<br />

2-Methylchinolin 596<br />

I Derivate 703<br />

R Ox. 424<br />

U 557<br />

4-Methyl-chinolin 596<br />

U 424/L<br />

Methylchinon/Methylhydrochinon,<br />

Elektrodenpotential 416<br />

Methylchlorid 202/T, 415<br />

D 229/T<br />

I Derivate 722<br />

^-chemische<br />

Verschiebung 101<br />

Bindungsdissoziationsenergie,<br />

heterolytische 217<br />

Methylcyclohexan 171<br />

D 345/V<br />

G 771<br />

I physikalische Konstanten<br />

730<br />

U 208<br />

2-Methyl-cyclohexan-1,3-dion,<br />

D 610/V<br />

2-Methyl-cyclohexanol<br />

D 345/V<br />

G 771<br />

U 431<br />

3 (4)-Methyl-cyclohexanol,<br />

Derivate 726<br />

2-Methyl-cyclohexan-l-on<br />

D 431/V<br />

enantioselektive Synthese<br />

611<br />

G 771<br />

I Derivate 708<br />

R 602,610<br />

3(4)-Methyl-cyclohexan-l-on,<br />

Derivate 708<br />

1-Methyl-cyclohex-l-en, D 284<br />

3-Methyl-cyclohex-2-enon, U<br />

565/V(L)<br />

l -Methyl-cyclohexy lacetat,<br />

Pyrolyse 284<br />

l -Methyl-cyclohexylhydroperoxid,D<br />

208/V<br />

Methylcyclopentenophenanthren<br />

452<br />

N-Methyl-dicyclohexylamin,<br />

D 578/V<br />

2-Methyl-2,3-dihydro-benzofuran<br />

679/B<br />

3-Methyl-4-dimethylaminobutan-2-on,<br />

D 532/V<br />

3-Methyl-2-(4-dimethylaminophenylazo)benzthiazoliumtetrafluorborat,<br />

D 445/V<br />

2-Methyl-3-dimethylamino-propiophenon,<br />

D 532/V<br />

3-Methyl-4-(2,4-dimethylphenylazo)-l-phenyl-J<br />

2 -<br />

pyrazol-5-on, D 645/V<br />

2,2-Methylen-bis-( l ,3-dioxocyclohexan)<br />

D 602/V<br />

U 581<br />

p,p'-Methylen-bis(phenylisocyanat),T<br />

388,503,505<br />

Methylenblau, D 443<br />

2-Methylen-bornan, D 540/V<br />

Methylencyclohexan, D 284,<br />

284/V(L), 539/V<br />

p,p'-Methylendianilin, D 388/T,<br />

503/T<br />

Methylendibromid, physikalische<br />

Konstanten 723<br />

Methylendichlorid 202/T, 415<br />

G 754,771<br />

I physikalische Konstanten<br />

723,754<br />

als Extraktionsmittel 61<br />

als Lösungsmittel 64,90<br />

Reinigung und<br />

Trocknung 754<br />

Methylendiiodid, physikalische<br />

Konstanten 723<br />

3,4-Methylendioxy-cinnamonitril,<br />

D 522/V<br />

Methylene 286,287/L<br />

Methylengruppen, aktivierte<br />

I durch DC 68<br />

R Ox. 425 ff<br />

Methylengruppen, nichtaktivierte,<br />

Ox. 418 ff<br />

Methylentriphenylphosphoran<br />

538<br />

Methylester, D 649/AAV<br />

Methylether<br />

D 649/AAV<br />

IR 92<br />

Methylfluorid<br />

^-chemische Verschiebung<br />

101<br />

heterolytische Bindungsdissoziationsenergie<br />

217<br />

N-Methyl-formamid, U 260<br />

N-Methyl-formanilid<br />

D 481/V


R für Vilsmeier-Synthese<br />

383<br />

5-Methyl-furfural, Derivate 706<br />

Methylglyoxal 577<br />

4-Methyl-heptan-3-on,<br />

D 611/V(L)<br />

4-Methyl-hept-6-en-2-on,<br />

D 679/V(L)<br />

1-Methyl-heptyliodid<br />

D 231/V<br />

U 255<br />

1-Methyl-heptylnitrit, D 255/V<br />

3-Methyl-hex-5-en-2-on,<br />

D 679/V(L)<br />

Methylhydrogensulfat 231<br />

Methylierung, erschöpfende 281<br />

N-Methyl-3,3'-iminobis(propionsäureethylester)<br />

s.<br />

4-Methyl-4-aza-heptandisäurediethylester<br />

Methyliodid<br />

D 231/V<br />

G 771<br />

I Derivate 722<br />

^-chemische<br />

Verschiebung 101<br />

U 240,246,247/L<br />

Bindungsdissoziationsenergie,<br />

heterolytische 217<br />

Reaktivität in SNRkk. 220<br />

Methylketone<br />

I durch DC 68<br />

U 449/AAV<br />

Methylmalonsäurediethylester,<br />

D 547/V<br />

Methyl-a-manno-furanosid 449<br />

Methyl-a-manno-pyranosid 448<br />

N-Methyl-morpholin<br />

I !H-NMR-Spektrum 703<br />

IR-Spektrum 703<br />

N-Methyl-morpholin-N-oxid<br />

307/L, 430,435<br />

l -Methyl-naphthalen<br />

I Derivate 732<br />

R Zweitsubstitution 355<br />

U 205/AAV<br />

2-Methyl-naphthalen<br />

I Derivate 732<br />

R Ox. 424<br />

U 205,370,424/L, 440<br />

2-Methyl-naphtho-l ,4-chinon,<br />

D 440/V<br />

Methyl-a-naphthylether,<br />

D 650/V<br />

Methyl-ß-naphthylether,<br />

D 238/V, 650/V<br />

Methyl-a-naphthyl-keton<br />

D 381/V<br />

U 427,450,674<br />

Methyl-ß-naphthyl-keton<br />

D 381/V(L)<br />

I Derivate 708<br />

U 427,450<br />

N-Methyl-N-nitroso-harnstoff<br />

647<br />

D 633/V<br />

U 647<br />

N-Methyl-N-nitroso-toluensulfonamid<br />

D 634/V(L)<br />

U 647/L,668<br />

10-Methyl-.d ^-octahydronaphthalen-2,5-dion,<br />

D 523/V(L)<br />

Methylorange, D 645/V<br />

5-Methyl-2-oxabicyclo[3.2.0]heptan-7-on,D<br />

328/V(L)<br />

3-Methyl-2-oxo-bernsteinsäurediethylester<br />

D 546/V<br />

U 547<br />

2-Methyl-3-oxo-butansäureethylester<br />

D 617/V(L)<br />

U 680<br />

2-Methyl-2-(3-oxo-butyl)cyclohexan-l,3-dion,<br />

U 523/L<br />

5-Methyl-3-oxo-hexansäureethylester,D<br />

547/V(L)<br />

2-Methyl-3-oxo-pentansäureethylester<br />

D 545/V<br />

U 491<br />

4-Methyl-3-oxo-pentansäureethylester,D<br />

551/V<br />

l -Methyl-4-oxo-piperidon-3-carbonsäureethylester<br />

D 546/V<br />

U 583<br />

2-Methyl-pentan-3-ol<br />

D 563/V<br />

durch Hydroborierung<br />

310<br />

U 431<br />

4-Methyl-pentan-2-ol<br />

D 524/T<br />

durch Hydroborierung<br />

310<br />

4-Methyl-pentan-2-on, U<br />

564/V(L)<br />

4-Methyl-pentansäure<br />

D 492/V<br />

Register 827<br />

U 613<br />

Z-4-Methyl-pent-2-en, Hydroborierung<br />

310<br />

4-Methyl-pent-3-en-2-ol,<br />

D 574/V(L)<br />

3-Methyl-pent-3-en-2-on,<br />

D 275/V<br />

4-Methyl-pent-3-en-2-on 524/T<br />

D 275/V, 519<br />

G 771<br />

I Derivate 707<br />

R 599<br />

U 344,471,574/L<br />

4-Methyl-pent-3-en-2-onethylenacetal,<br />

D 471/V<br />

3-Methyl-pent-l-in-3-ol 517<br />

D 517/V<br />

U 297<br />

Methylpentylether, D 240/V<br />

Methylpentylketon<br />

D 491/V<br />

G 771<br />

3-Methyl-2-(4-phenylaminophenylazo)benzthiazoliumtetrafluorborat<br />

445/V<br />

3-Methyl-l -phenyl-butan-2-ol,<br />

D 563/V<br />

Methylphenylether s. Anisol<br />

3-Methyl-3-phenyl-glycidsäuremethylester,<br />

D 546/V<br />

3-Methyl-3-phenyl-oxiran-2carbonitril,<br />

D 526/V<br />

2-Methyl-3-phenyl-propionaldehyd,D<br />

411/V(L)<br />

3-Methyl-1 -phenyl-pyrazol-5-on<br />

D 488<br />

R 556<br />

U 445,645<br />

Methylphosphonsäurediisopropylester,D<br />

247/V(L)<br />

Methylphosphonsäurefluoridcholinester<br />

248<br />

Methylphosphonsäurefluoridisopropylester<br />

248<br />

Methylphosphonsäurefluoridpinacolylester<br />

248<br />

N-Methyl-piperidin, D 578/V<br />

2-Methyl-propan-l,2-diol<br />

D 307/V(L)<br />

U 664<br />

2-Methyl-propan-2-ol s. tert-<br />

Butanol<br />

2-Methyl-propan-1 -thiol<br />

D 252/V<br />

I Derivate 736<br />

2-Methyl-propen s. Isobuten


828 Register<br />

lß(bzw. 3)-Methyl-6ß-propionyloxymethyl-2,7-dioxabicyclo[3.2.0]hept-3-en,<br />

D 328/V(L)<br />

Methylpropylketon<br />

D 491/V<br />

G 77!<br />

I Derivate 707<br />

Methylpyridine s. Picoline<br />

l -Methyl-pyrid-2-on,<br />

D 396/V(L)<br />

l -Methyl-pyrid-2-on-hydrazon<br />

444<br />

N-Methyl-pyrrolidon 347/T<br />

Methylradikal 197,415<br />

Methylrot, D 645/V<br />

5-Methyl-resorcinol,<br />

Derivate 728<br />

Methylschwefelsäure s. Methylhydrogensulfat<br />

4-Methyl-stilben, D 537/V<br />

a-Methyl-styren<br />

D 540/V<br />

I !H-NMR-Spektrum 734<br />

U 326<br />

Methylsulfat, saures 231<br />

Methyl(thien-2-yl)keton<br />

D 381/V(L)<br />

U 450<br />

3-Methylthio-butan-2-on-Omethylcarbamoyloxim<br />

468<br />

2(4)-Methyl-thiophenol,<br />

D 654/V<br />

ß-Methylthio-propionaldehyd<br />

D 597/V<br />

R 514/T<br />

4-Methyl-tolan, D 406/V<br />

Methyltosylat s. p-ToluensulfonsäuremethylesterN-Methyl-N-trimethylsilyl-formamid,<br />

D 260/V<br />

Methyltriphenyl-phosphoniumbromid<br />

D 246/V<br />

U 539 f<br />

Methyltriphenyl-phosphoniumiodid,D<br />

246/V<br />

6-Methyl-uracil, U 425(L)<br />

Methylvinylether, 13 C-NMR<br />

109<br />

Methylvinylketon 594<br />

D 282/V<br />

I Derivate 707<br />

R 602<br />

als Dienophil 330<br />

Dimerisierung 330<br />

Haloform-Rk. 449<br />

U 276/L, 596, 601,602/L<br />

4-Methyl-zimtsäureamid,<br />

D 410/V<br />

Metolachlor 488/T<br />

Metriol 577<br />

Michael-Addition 534 f, 598,<br />

600/AAV, 622/L<br />

Michaelis-Arbuzow-Reaktion<br />

246ff,247/AAV,536<br />

Michlers Keton 382<br />

G 771<br />

U 389,540<br />

Mikropräparationen 29 ff<br />

Mikroschmelztemperaturbestimmung<br />

79<br />

Milchsäure 577<br />

D 513,515/T<br />

I Derivate 715<br />

Milchsäureethylester, D 476/V<br />

Milchsäuregärung 577<br />

Milchzucker 471<br />

U 437<br />

Mischschmelztemperatur 77,80<br />

Mitsunobu-Reaktion 231, 261/L<br />

Mitteldruckflüssigchromatographie<br />

(MPLC) 74<br />

MO-Energien 166<br />

mobile Phase bei Chromatographie<br />

65 f<br />

Molekularität 152<br />

von Substitutions-Rkk. 213 ff<br />

Molekülionen bei MS 112 ff<br />

Molekülorbitale s. MO, HOMO,<br />

LUMO, SOMO<br />

Molekülschwingungen 85,90 ff<br />

Molgewicht, <strong>chemisches</strong> 114<br />

Molmasse bei MS 114f<br />

Best.durchMS 113<br />

MolpeakbeiMS 114ff<br />

Molrefraktion 82<br />

Molsiebe 26,754<br />

als Adsorptionsmittel 64,754<br />

als Trockenmittel 28,754<br />

Regenerierung 754<br />

Molybdatophosphorsäure 68<br />

Monochromator 83<br />

Monoimidomalonsäurediethylester<br />

D 501/V<br />

U 482<br />

Monomethinoxonole, D 556<br />

Monoperoxyphthalsäure 306<br />

zur Epoxydierung 302<br />

Monosaccharide<br />

I 712<br />

R mit Alkoholen 471<br />

Morpholin<br />

G 771<br />

I Derivate 699<br />

R Willgerodt-Kindler-Rk.<br />

427<br />

U 464<br />

Morpholinhydrochlorid, U 532<br />

4-Morpholino-butan-2-on,<br />

D 532/V<br />

1-Morpholinocyclohex-l-en<br />

D 464/V<br />

U 616,617/L<br />

2-Morpholino-cy ciohex-1-encarbanilid,D<br />

617/V(L)<br />

2-Morpholino-cyclohex-l-en-lthiocarbanilid,<br />

D 617/V(L)<br />

l -Morpholinocyclopent-1 -en<br />

D 464/V<br />

U 616<br />

Morpholin-N-oxid 435<br />

MPLC s. Mitteldruckflüssigchromatographie<br />

MS s. Massenspektroskopie<br />

MTBE s. Methyl-tert-butylether<br />

MUKAIYAMA<br />

Aldolkondensation 606<br />

Redoxkondensation 232<br />

Müller-Rochow-Synthese 260/T<br />

Myristinsäure, Derivate 715<br />

Myristinsäureethylester<br />

D 476/V<br />

U 590<br />

Myrtanol,D 309/V<br />

Nachbargruppenwirkung bei<br />

SN2-Rkk. 217<br />

NADH s. Nicotinsäureamid-<br />

Adenin-Dinucleotid, hydriert<br />

NADPH s. Nicotinsäureamid-<br />

Adenin-Dinucleotid, hydriert,<br />

phosphoryliert<br />

Naphthalen 347/T, 352<br />

G 771<br />

I Derivate 732<br />

UV-VIS 89<br />

R Friedel-Crafts-<br />

Acylierung 381<br />

Ox. 438ff,447/T<br />

Sulfonierung 154<br />

U 360,381,440<br />

Oxidationspotential 416<br />

Naphthalen-1 -carbaldehyd,<br />

Derivate 707


Naphthalen-2-carbaldehyd<br />

D 424/V(L)<br />

I Derivate 707<br />

Naphthalen-1 -sulfonsäure<br />

D 362<br />

I 737<br />

R Alkalischmelze 397<br />

Naphthalen-2-sulfonsäure<br />

D 362<br />

I Derivate 737<br />

U Alkalischmelze 397<br />

Naphtho-l,2-chinon<br />

D 442/V<br />

I Derivate 711<br />

13 C-NMR-Spektrum 712<br />

Naphtho-l,4-chinon, D 440/V<br />

a-Naphthoesäure<br />

D 450/V,563/V<br />

U 499,672<br />

ß-Naphthoesäure<br />

D 450/V<br />

I Derivate 716<br />

U 672<br />

Naphth-1-ol 347/T<br />

D 397,399/T<br />

G 772<br />

I Derivate 728<br />

U 650<br />

Naphth-2-ol<br />

D 397/V.399/T<br />

G 772<br />

I Derivate 729<br />

U 238,345,347/L, 392,445,<br />

645,650<br />

Naphthol-AS-Farbstoffe 392/T,<br />

646/T<br />

D 392/V<br />

Naphthole<br />

D 367/T,399/T<br />

R als Farbkuppler 443<br />

Naphtholgelb S s. 2,4-Dinitronaphth-1<br />

-ol-7-sulfonsäure<br />

ß-Naphtholorange<br />

D 645/V<br />

U 442<br />

Naphth-2-ol-1-sulfonsäure,<br />

D 365/L<br />

Naphth-6-ol-2-sulfonsäure,<br />

Derivate 737<br />

a-Naphthonitril, D 404/V(L)<br />

N aphth-1 -oyl-chlorid<br />

D 499/V<br />

U 652<br />

N-(Naphth-l-yl)acetamid,<br />

D 674/V<br />

Naphth-1-ylacetonitril<br />

D 257/V<br />

U 501<br />

3-(l-Naphthyl)-acrylamid,<br />

D 41OA/<br />

a-Naphthylamin<br />

D 628/V<br />

G 772<br />

I Derivate 699<br />

U 680<br />

ß-Naphthylamin<br />

G 772<br />

I Derivate 700<br />

U 597,680<br />

Naphth-1-ylessigsäure, D 428/V,<br />

501/V<br />

Naphth-2-ylessigsäure, D 428/V<br />

Naphth-1-ylessigsäureethylester,<br />

D 668/V<br />

Naphth-1-ylisocyanat, D 504/V,<br />

672/V<br />

Naphth-2-ylisocyanat, D 672/V<br />

Naphth-1 -y Imagnesiumbromid,<br />

U 563<br />

Naphth-1-ylmethylphosphonsäurediethylester,<br />

D 247/V<br />

Naphthylnatrium, Initiator für<br />

anionische Polymerisation<br />

312<br />

l-(l-Naphthyl)-2-phenylacetylen,D<br />

406/V<br />

l-(2-Naphthyl)-2-phenylacetylen,D<br />

406/V<br />

Naphth-1 -y Ithioessigsäuremorpholid<br />

D 427/V<br />

U 428<br />

Naphth-2-ylthioessigsäuremorpholid<br />

D 427/V<br />

U 428<br />

Naphth-1-ylurethane 727<br />

Natrium 754<br />

G 754,772<br />

als Trockenmittel 26,28<br />

Aufschluß mit 686/AAV(I)<br />

Suspensionen, D 544/V<br />

Vernichtung 754<br />

Natriumalkoholate<br />

D 754/V<br />

G 754<br />

Natrium-N-alkyl-dithiocarbamidat<br />

504<br />

Natrium-O-alkyl-dithiocarbonat<br />

504<br />

Register 829<br />

Natrium-Aluminium-Silicate,<br />

Trockenmittel 28<br />

Natriumamalgam<br />

D 754/V<br />

G 755<br />

Natriumamid<br />

G 755<br />

R Aminierungvon<br />

Pyridin 395<br />

Initiator für anionische<br />

Polymerisation 312<br />

Kond.-mittel bei Esterkond.<br />

542<br />

U 397<br />

Vernichten von Abfällen 755<br />

Natriumazid 673/U, 772/G<br />

Natriumborhydrid 568<br />

Red. mit 571/AAV<br />

Natriumchlorat, G 772<br />

Natriumcyanid 755<br />

G 755,772<br />

U Kolbe-Nitril-Synthese 256<br />

Strecker-Synthese 514<br />

Natriumcyanoborhydrid 572<br />

Natriumdichromat, G 772<br />

Natriumdithionit<br />

G 772<br />

als Red.-mittel 627<br />

Natriumhydrid 545<br />

D 755/V<br />

G 755,772<br />

Kond.-mittel bei Esterkond.<br />

542<br />

Natriumhydrogensulfid, R 248<br />

Natriumhydrogensulfitlösung,<br />

D 745/V<br />

Natriumhydroxid, G 772<br />

Natriumhypochlorit<br />

G 772<br />

Ox. mit 432/AAV<br />

Natriumhypoiodid, U 693<br />

Natriumnaphthalen-2-sulfonat,<br />

U 398<br />

Natriumnitroprussid s. Pentacyano-nitrosylferrat(III),<br />

Dinatriumsalz<br />

Natriumsulfat, Trockenmittel<br />

25,26,28<br />

Natriumsulfid<br />

G 772<br />

U 248<br />

R als Red.-mittel 627<br />

Natriumsulfit<br />

D 638/V


830 Register<br />

U Reduktion von Diazoniumsalzen<br />

zu Arylhydrazonen<br />

638/AAV<br />

Natronkalk, Trockenmittel 25,<br />

28<br />

Natronlauge, G 772<br />

NATTA 336<br />

Naturkautschuk 517<br />

N-CN-Indikator 704,755/D(V)<br />

Nebenreaktionen 153<br />

Nenitzescu-Reaktion 603<br />

Neomenthol,D 574/V,570/V<br />

Neopentylalkohol, Derivate 726<br />

Neopentylglycol 577/T<br />

Nernstscher Verteilungssatz 58<br />

Nerolin,D 238/V<br />

Netzmittel 367/T<br />

Newman-Projektion 170<br />

Nickel, Hydrierkatalysator 341,<br />

582<br />

Nickel-Komplexe<br />

Katalysatoren für Kreuzkupplungen<br />

405,407 f, 411<br />

R mit Arylhalogeniden und<br />

-sulfonaten 399,405<br />

Nicolsches Prisma 82<br />

Nicotinonitril s. Pyridin-3-carbonitril<br />

Nicotinsäure 423/T, 526<br />

D 420,422/V, 423/T, 447<br />

I Derivate 716<br />

R 487/T<br />

Nicotinsäureamid 418,423/T<br />

D 487/T, 501/V(L)<br />

Nicotinsäureamid-Adenin-<br />

Dinucleotid 579<br />

Niederdruckpolymerisation des<br />

Ethylens 336<br />

Nifedipin 603<br />

Nigrosine 444<br />

Ninydrin 68,468<br />

U mit Aminen 695<br />

m-Nitranilin<br />

G 772<br />

I Derivate 700<br />

U 642<br />

o-Nitranilin<br />

G 772<br />

I Derivate 700<br />

!R-NMR-Spektrum 702<br />

IR-Spektrurn 701<br />

U 642<br />

p-Nitranilin 164,361/T<br />

G 772<br />

I Derivate 700<br />

U 504,597,642,645<br />

Solvatochrornie 86<br />

Nitrene 286,287/L, 323<br />

Nitriersäure 359/D(V), 772/G<br />

Nitrierung<br />

vonAliphaten 188,208<br />

vonArornaten 352,358 ff,<br />

359/AAV, 361/1,412/L<br />

Nitrile 222, 388<br />

D 262/L,501<br />

aus Carbonsäurearniden<br />

481<br />

aus Diazoniurnsalzen<br />

(Sandmeyer) 640/AAV<br />

aus Sulfonsäuren 397<br />

durch Cyanethylierung<br />

594,604/V, 622/L<br />

durch Ox. von Kohlenwasserstoffen<br />

in Gegenwart<br />

von Ammoniak 419/T<br />

von aliphatischen, aus<br />

Alkylhalogeniden<br />

(KOLBE) 256 ff,<br />

256/AAV, 258/V(L)<br />

von 2,3-Epoxy-propannitrilen<br />

526/AAV<br />

I 693,718<br />

IR 93<br />

Löslichkeit 688<br />

R Add. von Nucleophilen<br />

499 ff<br />

Aldolreaktion 521<br />

Alkylierung 610<br />

Bouveault-Blanc-Red.<br />

589f/AAV<br />

Carbonyl-Rkk. 457<br />

Esterkond. 514,543 ff<br />

Hydrierung 258,341,567,<br />

582,583/AAV<br />

Hydrolyse 258,460,493,<br />

499/AAV, 693/1<br />

mit Alkoholen 460,501<br />

mit Grignard-Verbb. 561<br />

Red. mit komplexen<br />

Hydriden 569<br />

CH-acide, R mitCarbonylverbb.<br />

u. Schwefel 429<br />

a,ß-ungesättigte<br />

D durch Add. von Blausäure<br />

an Acetylen 298/T<br />

durch Esterpyrolyse 284<br />

durch Knoevenagel-<br />

Kond. 528/AAV<br />

R 605<br />

Add. von Aminen<br />

595/AAV<br />

Reaktivität 594<br />

Nitrilimine 324,329<br />

Nitrilotriessigsäure (NTA,<br />

Trilon A) 513<br />

Nitriloxide 324,329<br />

Nitrilylide 324<br />

Nitrite s. Salpetrigsäureester<br />

2(4)-Nitro-acetophenon,<br />

D 425/V(L), (T)<br />

3-Nitro-acetophenon<br />

D 360/V(L), 425/V(L)<br />

I Derivate 708<br />

U 574<br />

Nitroalkane 254 ff<br />

D 212,254/AAV, 255/V(L),<br />

255/V<br />

I 255,636<br />

Niroaniline s. Nitraniline<br />

2-Nitro-anisol 239/V, 772/G<br />

4-Nitro-anisol 361/T, 650/D(V)<br />

Nitroaromaten s. Nitroverbb.,<br />

aromatische<br />

2-Nitro-benzaldehyd<br />

D 424/V(L)<br />

I Derivate 707<br />

U 574<br />

3-Nitro-benzaldehyd<br />

D 360/V<br />

I Derivate 707<br />

U 467,471,529,574<br />

4-Nitro-benzaldehyd<br />

D 236/V, 424/V(L), 433/V,<br />

571/V(L)<br />

I Derivate 707<br />

U 574<br />

3-Nitro-benzaldehydethylenacetal<br />

D 471/V<br />

U 628<br />

3-Nitro-benzaldehydoxim,<br />

D 467<br />

Nitrobenzen<br />

D 360/V<br />

G 772<br />

R Hydroxylierung 396<br />

Methylierung 394<br />

Nitrierung 358<br />

Red. 627<br />

Zweitsubst. 355<br />

U 360,364,370,371,374,628<br />

als Dehydrierungsmittel 452,<br />

596<br />

lonisierungsenergie 168<br />

Siedetemp., Abhängigkeit<br />

vom Druck 40<br />

4-Nitro-benzendiazoniumion<br />

643


3-Nitro-benzensulfochlorid<br />

D 364/V<br />

U 657<br />

3-Nitro-benzensulfonamid,<br />

D 657/V<br />

3-Nitro-benzensulfonsäure,<br />

Derivate 737<br />

2-Nitro-benzoesäure<br />

D 422/V<br />

I Derivate 716<br />

3-Nitro-benzoesäure<br />

D 360/V(L)<br />

I Derivate 716<br />

U 499<br />

4-Nitro-benzoesäure 361/T,<br />

423/T<br />

D 420,422/V<br />

I Derivate 716<br />

U 499<br />

4-Nitro-benzoesäureester,<br />

D 480/AAV(I), 724<br />

3-Nitro-benzoesäuremethylester<br />

D 360/V<br />

U 360/L<br />

4-Nitro-benzonitril, D 642/V<br />

3-Nitro-benzophenon<br />

D 381/V(L)<br />

U 628<br />

4-Nitro-benzophenon, D 379<br />

3-Nitro-benzoylchlorid<br />

D 499/V<br />

U 381/L<br />

4-Nitro-benzoylchlorid<br />

D 499/L<br />

R bei der Friedel-Crafts-<br />

Acylierung 379<br />

U 480,571/L<br />

2(3)-Nitro-benzylalkohol,<br />

D 574/V<br />

4-Nitro-benzylalkohol<br />

D 574/V<br />

U 433<br />

4-Nitro-benzylbromid<br />

D 204/V<br />

I Derivate 722<br />

U 242/AAV(I)<br />

4-Nitro-benzylchlorid<br />

l Derivate 722<br />

U 242<br />

4-Nitro-benzylcyanid, D 360/V<br />

4-Nitro-benzylester,<br />

D 242/AAV(I)<br />

4-Nitro-benzylidendibromid<br />

D 204/V<br />

U 236<br />

4-Nitro-benzylidendichlorid,<br />

D 199/V<br />

Nitrocellulose 231<br />

6-Nitro-chinolin, D 597/V<br />

4-Nitro-chinolin-N-oxid,<br />

D 360/V(L)<br />

Nitrocyclohexan 208/T, 347/T<br />

4-Nitro-diphenylamin 361/T<br />

Nitroethan 208/T, 772/G<br />

Nitroglycerin s, Glyceroltrinitrat<br />

Nitroglycol s. Glycoldinitrat<br />

Nitrogruppe<br />

als heteroanaloge Carbonylgruppe<br />

623<br />

UV-VIS 88<br />

1-Nitro-hexan, D 255/V<br />

Nitrolack 231<br />

Nitrolsäuren 636<br />

D 625<br />

Nitromethan 208/T<br />

D 255/V<br />

G 772<br />

U 522<br />

als Lösungsmittel 155,220<br />

pKs-Wert 510<br />

l -Nitro-naphthalen<br />

D 360/V<br />

G 772<br />

R Zweitsubst. 355<br />

U 628<br />

N-(l-Nitro-naphth-2-yl)acetamid,<br />

D 360/L<br />

1-Nitro-octan, D 255/V<br />

2-Nitro-octan, D 255/V<br />

Nitropenta s. Pentaerythritoltetranitrat<br />

4-Nitro-phenetol 361/T<br />

D 240/V<br />

U 628<br />

2-Nitro-phenol 396<br />

D 360/V<br />

G 772<br />

I Derivate 729<br />

U zu Alkylethern 239,240/L<br />

3-Nitro-phenol, Derivate 728<br />

4-Nitro-phenol 361/T, 486<br />

D 360/V<br />

G 772<br />

I Derivate 729<br />

IR-Spektrum 729<br />

U 240,650<br />

Nitrophenole, Löslichkeit in<br />

Laugen 688<br />

! -(4-Nitro-phenylazo)naphth-2ol,<br />

D 645/V<br />

4-Nitro-phenylester 482<br />

Register 831<br />

l-(3-Nitro-phenyl)ethan-l-ol,<br />

D 574/V<br />

4-Nitro-phenylhydrazone 463<br />

4-Nitro-phenylisocyanat,<br />

D 504/V<br />

3-Nitro-phthalsäure<br />

D 360/V(L)<br />

I Derivate 716<br />

U 496<br />

3-Nitro-phthalsäureanhydrid<br />

D 496/V<br />

U 479(1)<br />

3-Nitro-phthalsäurehalbester,<br />

D 479/AAV(I), 725/1<br />

2-Nitro-propan<br />

D 255/V<br />

G 772<br />

Nitropropane 208/T<br />

Nitroprussidnatrium s. Pentacyano-nitrosylferrat(III),<br />

Dinatriumsalz<br />

4-Nitro-pyridin, D 360/V(L)<br />

4-Nitro-pyridin-N-oxid,<br />

D 360/V(L)<br />

Nitrosamide 630,633<br />

Nitrosamine 392<br />

D 630,633<br />

G 630<br />

nitrose Gase<br />

G 755,774<br />

Erste Hilfe 755, s. auch vorderer<br />

innerer Buchdeckel<br />

Nitrosierung<br />

radikalische 208<br />

vonAromaten 353<br />

Nitrosobenzen 627<br />

a-Nitroso-carbonylverbindungen,<br />

D 624<br />

Nitrosogruppe<br />

als heteroanaloge Carbonylgruppe<br />

623<br />

UV-VIS 88<br />

4-Nitroso-phenol 395<br />

Nitrosoverbindungen,<br />

aliphatische 208,623 ff<br />

D 635 f<br />

I 684,695,735<br />

R 658/L<br />

Hydrierung 341<br />

mit Grignard-Verbb. 561<br />

Red. 626 ff<br />

Nitrosoverbindungen,<br />

aromatische<br />

D durch Nitrosierung von<br />

Aromaten 392


832 Register<br />

durch Red. aromatischer<br />

Nitroverbb. 624 ff<br />

durch Umlagerung aromatischer<br />

N-Nitrosamine<br />

392<br />

w-Nitro-styren, D 522/V<br />

Nitrosylschwefelsäure, Diazotierungmit<br />

632 f/AAV<br />

4-Nitro-tolan, D 406/V<br />

2-Nitro-toluen<br />

D 360/V<br />

G 772<br />

U 422,628<br />

4-Nitro-toluen 361/T<br />

D 360/V<br />

G 772<br />

R Ox. 420<br />

U 199,204,360,370,422,628<br />

4-Nitro-veratrol, D 360<br />

Nitroverbindungen,<br />

aliphatische 222<br />

D 262/L<br />

durch Alkylierung von<br />

Alkalinitriten 222,<br />

254/AAV<br />

durch Nitrierung von Kohlenwasserstoffen<br />

208/T<br />

I 684 f, 695/A AV<br />

Löslichkeit in Laugen 688<br />

R Mannich-Rk. 531<br />

rad. Red. 209<br />

Nitroverbindungen, aromatische<br />

D aus Sulfonsäuren 359,<br />

366/V<br />

durch Nitrierung von Aromaten<br />

358 ff, 359/AAV,<br />

360/V(L), 690/AAV(I)<br />

I 685,695,735<br />

IR 93<br />

R 658/L<br />

nucleophile Substitution<br />

394ff,396/V<br />

Red. 624,626 ff, 627/AAV,<br />

629/T<br />

katalytische Hydrierung<br />

341,621/AAV<br />

mit komplexen Hydriden<br />

569<br />

Reaktivität bei Zweitsubstitution<br />

355,355<br />

3-Nitro-zimtsäure, D 529/V<br />

NMR-Spektroskopie 77,98 ff,<br />

126f/L,697ff<br />

NOE s. Kern-Overhauser-Effekt<br />

Nomenklaturrichtlinien 136<br />

Nonadecansäureethylester,<br />

D 668/V<br />

Nonan, physikalische<br />

Konstanten 730<br />

Nonanal, D 433/V<br />

Nonannitril<br />

D 258/V<br />

U 590<br />

Nonanol<br />

I Derivate 726<br />

U 433<br />

Nonansäure<br />

D 437/V, 446,581/V<br />

G 772<br />

Nonylamin,D 590/V<br />

Norbornan-2-ol, U 435<br />

Norbornan-2-endo-ol, D 302/V<br />

Norbornan-2-e;to-ol (ejco-Norborneol),<br />

D 309/V, 310<br />

Norbornen 272<br />

U 302,309,327/L<br />

R 310<br />

5-Norbornen-2-carbonsäure,<br />

D 333/V<br />

Norborneol, s. Norbornan-2-ol<br />

Norcampher, D 435/V<br />

Norcaradiene s. Bicyclo[4.1.0]heptadiene<br />

Norleucin 245/D(V), 705/1<br />

Nortricyclanol, U 432<br />

Nortricyclanon, D 432/V(L)<br />

Norvalin, D 245/V, 514/V<br />

Normalschwingungen 91<br />

Normschliff 2<br />

Novolake 388<br />

NTA s. Nitrilotriessigsäure<br />

nucleofuge Gruppen 147,264<br />

Nucleophile 147,159,167,219 ff<br />

ambifunktionelle 168,222 f<br />

harte u. weiche 220<br />

Nucleophiliel59,219ff<br />

Nutsche 33 f<br />

Nylon 6 s. Perlon<br />

Nylon 12 339,347<br />

Nylon 66 347/T, 488/T<br />

Oberschwingungen 91<br />

Obidoximchlorid 468<br />

Octacosan, Siedetemp., Abhängigkeit<br />

vom Druck 40<br />

Octa-2,6-dien 678<br />

Octafining 376<br />

l ,4,4a,5,8,8a,9a,10a-Octahydro-<br />

1,4;5,8-diethanoanthrachinon,<br />

D 333/V<br />

Octan, physikalische<br />

Konstanten 730<br />

Octanal, D 433/V<br />

Octan-1-öl<br />

D 309/V, 590/V<br />

U 433,437,478,655<br />

Octan-2-ol<br />

D 302/V, 563/V<br />

I Derivate 726<br />

Octan-2-on, D 297/V, 336/V<br />

(2S)-(+)-Octanthiol, D 232/L<br />

Octansäure, D 437/V, 492/V,<br />

581/V<br />

Octansäureethylester<br />

D 476/V<br />

U 590<br />

Octan-1-thiol, Derivate 736<br />

Octanzahl 312/T<br />

Oct-l-en<br />

D 268,279/V<br />

U 300,300,300,319,326,<br />

336,437<br />

Oct-l-in<br />

D 280/V<br />

U 297<br />

Octylbromid<br />

D 229/V<br />

I Derivate 722<br />

R Eliminierung von HBr<br />

268<br />

U 255,258,279<br />

Octylchlorid, Derivate 722<br />

Octylnitrit, D 255/V<br />

Oediger-Base 268<br />

Öldiffusionspumpe 22<br />

Öle 493<br />

pflanzliche 347/T<br />

trocknende 206,493<br />

Ölfarben 493<br />

Ölsäure<br />

I Derivate 715<br />

R Ox. 446/T<br />

Offenlegungsschriften 131<br />

Olefine<br />

D 227/B,287/L<br />

aus Schwefelsäureestern<br />

267<br />

aus Sulfonsäureestern<br />

267,219/AAV<br />

Bildung bei MS 115<br />

durch Cyclooligomerisierung<br />

338


durch Dehydratisierung<br />

von Alkoholen 263,<br />

273ff,275/AAV,276/T<br />

durch Dehydrierung von<br />

Alkanen 451 ff<br />

durch Diensynthese<br />

(Diels-Alder-Rk.) 324,<br />

330<br />

durch Eliminierung 263 ff<br />

von Alkoholen aus<br />

Ethern 273 ff<br />

von Halogenwasserstoffen<br />

aus Alkylhalogeniden<br />

277ff,278/T,<br />

279/AAV, 281/V(L)<br />

durch Hofmann-Eliminierung<br />

281 ff, 282/V(L)<br />

durch Horner-Wadsworth-<br />

Emmons-Rk 536/AAV<br />

durch McMurry-Kupplung<br />

591,621/L<br />

durch Pyrolyse<br />

von Acetaten 284<br />

von Xanthogenaten<br />

(CHUGAEV) 283 ff<br />

durch Wagner-Meerwein-<br />

Umlagerung 665<br />

durch Wittig-Rk. 537 ff,<br />

539/AAV<br />

I 689,733<br />

Derivate 733<br />

Epoxidierung 665/AAV<br />

IR 92<br />

MS 115<br />

Nachweis bei DC 68<br />

Ox. 689<br />

physikal. Konstanten 733<br />

UV-VIS 87<br />

R 347/L<br />

Add. 288 ff<br />

durch Metall- und<br />

Metallkomplexkatalyse<br />

334 ff<br />

radikalische 316 ff,<br />

318/AAV, 320<br />

von Benzonitriloxiden<br />

329 f<br />

von Brom 299/AAV<br />

von Carbenen 325<br />

von Halogenen 298 ff<br />

von Protonsäuren 295<br />

von unterhalogeniger<br />

Säure 237/T, 299<br />

Alkylierung von<br />

Aromaten 373<br />

Cyclooligomerisierung<br />

338<br />

Epoxidierung 302,<br />

303/AAV<br />

Hydratisierung 295 ff<br />

Hydrierung 35 l/L<br />

Hydroborierung<br />

309/AAV<br />

Kupplung mit Alkenylund<br />

Arylverbb. (Heck-<br />

Reaktion) 408 ff/A AV<br />

mit Metallkomplexen<br />

334 ff, 409<br />

Ox. 416 ff, 446<br />

zu Carbonsäuren<br />

436/AAV<br />

Oxymercurierung<br />

301/AAV<br />

Polymerisation 312/T<br />

anionische 312<br />

radikalische 321<br />

Red. mit komplexen<br />

Hydriden 569<br />

acceptorsubstituierte 290,<br />

592 ff<br />

R mitEnaminen 600,<br />

617<br />

Basizität 291<br />

donorsubstituierte 290,592<br />

Oleinsäure 307<br />

Oleum, G 755,772<br />

Oligoindamine 444<br />

Oligomere 323/T, 336<br />

Oligomerisierung 289,310 ff<br />

Omeprazol 487,654<br />

Oniumspaltung bei MS 116<br />

Oppenauer-Ox. 567,572 ff,<br />

575/V, 621/L<br />

optische Aktivität 82,174<br />

optische Spektroskopie 83<br />

Orbitale s. MO, HOMO,<br />

LUMO, SOMO<br />

Orbitalsymmetrie, Erhaltung<br />

325,348/L<br />

Organoalkalimetallverbb. 400,<br />

681/L<br />

Organoborane 308,320<br />

Organoboronsäuren und<br />

-säureester 403,406<br />

Organoborverbb. 308,320,403,<br />

406<br />

Organokaliumverbb. 400<br />

Organokupferverbb. 404 ff, 565,<br />

620/L<br />

Organolithiumverbb. 399 ff, 403,<br />

564, 620/L<br />

Register 833<br />

Organomagnesiumverbb. s.<br />

Grignard-Verbb.<br />

Organometallverbindungen<br />

319 f, 399 ff, 403 ff, 557 ff,<br />

620/L<br />

Organophosphorverbindungen<br />

246 ff, 248AT, 403,536 ff<br />

Organoquecksilberhydride 320<br />

Organoquecksilberverbb.,<br />

D 320<br />

Organozinkverbindungen 327,<br />

566<br />

Organozinnverbindungen 209,<br />

319,403,407<br />

Orion s. Polyacrylonitril<br />

Ornithin, D 584/V(L), 601/V(L)<br />

ORTEP-Darstellung 120<br />

Orthoameisensäuretrialkylester,<br />

R 555<br />

Orthoameisensäuretriethylester<br />

469<br />

D 502<br />

U 547,557,610/L<br />

Orthocarbonsäureester 678<br />

D 502,618/L<br />

R 547<br />

Orthoester-Kondensation<br />

547/AAV<br />

Osazone,D 466/AAV(I)<br />

Osmiumtetroxid<br />

G 772<br />

zur Hydroxylierung von<br />

Olefinen 307/V(L)<br />

Östrogen 517<br />

Oxaborolidin 572<br />

Oxa-Cope-Umlagerung 678<br />

Oxacyclobutane s. Oxetane<br />

Oxalsäure<br />

G 772<br />

I Derivate 716<br />

R Veresterung 474<br />

Oxalsäurediethylester<br />

D 476/V<br />

G 772<br />

U 546<br />

Oxalsäuredimethylester, Hydrolyse<br />

489<br />

Oxalyldichlorid 496<br />

G 772<br />

U 498/AAV<br />

zur Carbonsäurechloridsynthese<br />

496<br />

Oxaphosphetane 538<br />

Oxazole 329<br />

D 329/AAV,487<br />

R 333


834 Register<br />

J 2 -l,2-Oxazoline,D 289,<br />

329/AAV<br />

1,3-Oxazoline 183<br />

Oxetane 323<br />

Oxidationen 147,195,415 ff,<br />

453/L<br />

biochemische 438<br />

enzymatische 418<br />

mit molekularem Sauerstoff<br />

206ff,210/L<br />

nach Oppenauer 572 ff,<br />

575/V, 621/L<br />

von Thiolen und Sulfiden<br />

653 f<br />

Oxidationspotentiale 416 f<br />

Oxidationszahlen 415<br />

oxidative Addition 337,399,<br />

405,409,416<br />

oxidative Dehydrierung 436<br />

oxidative Kupplung 442,<br />

444/AAV<br />

Oxidkatalysatoren 341<br />

Oxidwachs 15<br />

Oxime 458,463<br />

D 467,617/L<br />

I Löslichkeit 687 f<br />

IR 93<br />

R Beckmann-Umlagerung<br />

674<br />

Chlorierung 199<br />

Red. 629<br />

U Hydrierung 582f/AAV<br />

Oximtitration 467/AAV(I), 706<br />

Oxirancarbonitrile, D 526/AAV<br />

Oxirane 302<br />

a-Oxo-aldehyde, D 425<br />

ß-Oxo-aldehyde 544<br />

Oxoalkohole, IR 92<br />

Oxobernsteinsäurediethylester<br />

D 543,546/V<br />

R 543<br />

U 547,608<br />

2-Oxo-butyraldehyd, D 425<br />

ß-Oxo-carbonsäureamide,<br />

Kupplung mit Diazoniumsalzen<br />

643<br />

ß-Oxo-carbonsäureanilide<br />

443/T<br />

a-Oxo-carbonsäureester,<br />

enzymat. Red. 579<br />

ß-Oxo-carbonsäureester<br />

D 540,543<br />

R Acylierung 552<br />

Alkylierung 608<br />

Amidbildung 549<br />

Enolisierung 548,607<br />

enzymat. Red. 579<br />

Kupplung mit Diazoniumsalzen<br />

643<br />

Reduktion 590<br />

Verseifung 490<br />

U Ketonspaltung 491/AAV<br />

ß-Oxo-carbonsäureester, alicyclische,D<br />

544<br />

y-Oxo-carbonsäureester, D 535<br />

Oxocarbonsäuren, aromatische,<br />

D 379<br />

a-Oxo-carbonsäuren<br />

D 515<br />

R Reduktion 590<br />

ß-Oxo-carbonsäuren 470<br />

D 490/B<br />

R Decarboxylierung 284,<br />

490<br />

y-Oxo-carbonsäuren, Reduktion<br />

590<br />

ß-Oxo-carbonsäurenitrile,<br />

D 541<br />

2-Oxo-cyclohexan-l-carbonsäureethylester<br />

D 544,547/V<br />

U 601<br />

(2-Oxo-cyclohex-l -yl)essigsäureethylester<br />

617/B<br />

(2-Oxo-cyclohex-l -yl)glyoxylsäureethylester,<br />

U 547<br />

3-(2-Oxo-cyclohex-l-yl)propiononitril,<br />

D 602/V(L)<br />

3-(2-Oxo-cyclohex-l-yl)propiononitril-p-toluensulfonylhydrazon,<br />

U 581/V(L)<br />

2-Oxo-cyclopentan-l-carbonsäureethylester,<br />

D 546/V<br />

3,3',3",3'"-(l-Oxo-cyclopentan-<br />

2,2,5,5-tetrayl)tetrapropiononitril,D<br />

601/V<br />

7-Oxo-decansäure<br />

D 551/V<br />

U 581<br />

5-Oxo-2,3-diphenyl-hexannitril,<br />

D 601/V<br />

2-Oxo-gulonsäure 438,480<br />

6-Oxo-heptansäure<br />

D 551/V<br />

U 581<br />

3-Oxo-hexansäureethylester,<br />

D 551/V<br />

4-Oxo-nitrile, D 535<br />

Oxonole, UV-VIS 88<br />

6(7)-Oxo-nonansäure<br />

D 551/V<br />

U 581<br />

3-Oxo-2J 4 ' 10 -octahydronaphthalen-9-carbonsäureethylester,<br />

D 522/V(L)<br />

6(7)-Oxo-octansäure<br />

D 551/V<br />

U 581<br />

2-Oxo-1 -(3-oxo-butyl)cyclohexan-1-carbonsäureethylester<br />

D 601/V<br />

U 522/L<br />

Oxophenylacetaldehyd s.<br />

Phenylglyoxal<br />

2-Oxo-3-phenyl-bernsteinsäurediethylester<br />

D 546/V<br />

U 547<br />

3-Oxo-2-phenyl-butannitril<br />

D 546/V<br />

U 491/L<br />

3-Oxo-2-phenylcarbamoylbutansäureethylester,<br />

D 555/V<br />

2-Oxo-6-phenyl-cyclohex-3-en-<br />

1 -carbonsäureethy lester,<br />

D 601/V<br />

Oxophenylessigsäure s. Phenylglyoxylsäure3-Oxo-2-phenylhydrazonobuttersäureethylester,<br />

D 645/V<br />

4-Oxo-4-(pyrid-3-yl)butyronitril,<br />

D 602/V(L)<br />

Oxosäuren s. Oxocarbonsäuren<br />

Oxosynthese 289,338<br />

5-Oxo-valeronitril, R 514<br />

l,r-(Oxydimethylen)-bis(4-formylpyridiniumchlorid)dioxim<br />

468<br />

Oxymercurierung 288,301 f,<br />

301/AAV, 348/L<br />

Ozon 329,772/G<br />

Ozonide, reduktive Spaltung<br />

307<br />

Ozonierung 289,307,349/L, 416<br />

Palladium als Hydrierkatalysator<br />

34Of, 582<br />

Palladium(II)-Salze 335,405 ff,<br />

409<br />

Palladium-Komplexe<br />

als Katalysatoren 335,405 ff,<br />

409ff,414/L<br />

R mit Halogeniden und Sulfonaten<br />

399,405 ff


Palladium-Tierkohle, D 756/V<br />

Palmitinsäure 493<br />

I Derivate 715<br />

Pantolacton 487,524/T<br />

Pantothensäure 487<br />

Papierchromatographie 65<br />

von Aminosäuren 704/V<br />

Paracetamol 487<br />

Paraffine s. Kohlenwasserstoffe,<br />

aliphatische<br />

Paraffinöl im Heizbad 78<br />

Paraffinwachse als stationäre<br />

Phase bei GC 76<br />

Paraformaldehyd, U 563/L<br />

Paraldehyd 741<br />

G 773<br />

R Crotonaldehydbildung<br />

596<br />

Depolymerisation 741<br />

U Bromierung 614/L<br />

Paraldol 522<br />

Parallelreaktionen 153<br />

Pararot,D 645/V<br />

Paraquat 245<br />

Parasympatikolytika 468<br />

Parathion s. Diethyl-(4-nitrophenyl)thionphosphat<br />

PAN s. Polyacrylonitril<br />

PAS s. 4-Amino-salicylsäure<br />

Pasteur-Pipette 29<br />

Patentdatenbanken 140<br />

Patentklassifikation 130<br />

Patentschriften 129,13Of<br />

Paterno-Büchi-Reaktion 328<br />

Peak 73f,76<br />

Pelargonsäure, D 581/V<br />

Penicilline 486<br />

Pentaacetylglucose, D 478/V<br />

Aminolyse 484<br />

Pentabromtoluen 372/T<br />

Pentachlorethan, physikalische<br />

Konstanten 723<br />

Pentacyano-nitrosylferrat(III)-<br />

Dinatriumsalz (Natriumnitroprussid)<br />

68,686,697<br />

Penta-l,3-dien 282/B<br />

I UV-VIS 86<br />

Pentaerythritol (Pentaerythrit)<br />

298/T,518,577/T<br />

D 524/T, 575,577/V(L)<br />

I Derivate 727<br />

Pentaerythritoltetranitrat 232/T,<br />

577/T<br />

Pentamethincyanine,<br />

D 557/AAV<br />

Pentamethylentetrazol,<br />

D 674/V(L)<br />

Pentan<br />

G 756,773<br />

I physikalische Konstanten<br />

730,756<br />

13 C-NMR 108<br />

R Chlorierung 202/T<br />

als Lösungsmittel 64<br />

Azeotrop mit Wasser 756<br />

Reinigung 756/V<br />

Pentan-l,5-diamin, Derivate<br />

699<br />

Pentan-2,4-dion s. Acetylaceton<br />

Pentan-1-öl<br />

G 773<br />

I Derivate 726<br />

U 231/L, 240,655<br />

Pentan-2-ol<br />

D 563/V<br />

I Derivate 726<br />

U 275<br />

Pentan-3-ol, Derivate 726<br />

tert-Pentanol s. 2-Methyl-butan-<br />

2-ol<br />

Pentanole, D 202/T, 237/T<br />

Pentan-2-on s. Methylpropylketon<br />

Pentan-3-on s. Diethylketon<br />

Pentan-3-on-diallylacetal, U<br />

679/L<br />

Pentan-1-thiol, Derivate 736<br />

Pent-1-en 296<br />

I IR 275<br />

Pent-2-en 296<br />

D 275/V<br />

I physikalische Konstanten<br />

733<br />

IR 275<br />

Pent-l-en-4-in 299<br />

Pentetrazol, D 674/V(L)<br />

Pent-1-in, physikalische Konstanten<br />

733<br />

tert-Pentylalkohol s. 2-Methylbutan-2-ol<br />

Pentylamin<br />

D 674/V<br />

I Derivate 699<br />

Pentylbromid<br />

D 229/V<br />

I Derivate 722<br />

U 258,609<br />

tert-Pentylbromid, Derivate 722<br />

Pentylchlorid 202/T, 337<br />

D 231/V(L)<br />

G 773<br />

Register 835<br />

I Derivate 722<br />

U 258<br />

tert-Pentylchlorid, Derivate 722<br />

Pentylester 202/T<br />

tert-Pentylhydroperoxid 304/T<br />

Pentyliodid, Derivate 722<br />

tert-Pentyliodid, Derivate 722<br />

Pentyllithium 337<br />

Pentylmalonsäure<br />

D 490/V<br />

U 492<br />

Pentylmalonsäurediethylester<br />

D 609/V<br />

U 490<br />

Peptide<br />

D 485<br />

I Bestimmung endständiger<br />

Aminosäuren 395<br />

Perameisensäure<br />

zur Epoxydierung 302<br />

Perbenzoesäure 306<br />

D 494/V<br />

U 676<br />

zur Epoxydierung 302<br />

Perbunan 322/T<br />

Perchlorsäure 756<br />

G 756,773<br />

Peressigsäure 438/T<br />

G 773<br />

zur Epoxydierung 302<br />

Perfluorolefine 317<br />

Perforation 61 f<br />

Perforator 62<br />

Perhydroacenaphthen 347/T<br />

Periodsäure als Oxidationsmittel<br />

448,455/L<br />

pericylische Reaktionen 148<br />

periplanar 271<br />

Perkin-Reaktion 508,524, 527,<br />

618/L<br />

Perlon 488/T<br />

Perlpolymerisate 323<br />

Permanganat s. Kaliumpermanganat<br />

Peroxide 206,318<br />

cyclische 323<br />

Entsorgung 122<br />

Peroxideffekt 318<br />

Peroxygenierung 188,206 ff<br />

PeroxyVerbindungen 206,323,<br />

676<br />

Persistenz 192<br />

Perwolframsäure zur Epoxydierung<br />

302<br />

Pethidin 6!2/T


836 Register<br />

Petrolether<br />

G 757<br />

als Lösungsmittel 64<br />

Reinigung 757<br />

PFT s. Puls-Fourier-Transform-<br />

Technik<br />

Pflanzenöle 493<br />

Pflanzenschutzmittel 202,241,<br />

245, 248,278, 389,419, 502,<br />

507,658<br />

Pharmazeutica s. Arzneimittel<br />

Phase bei Chromatographie<br />

mobile 65 ff, 70 ff<br />

stationäre 65 ff, 70 ff<br />

Phasentransferkatalysatoren<br />

241, 277,28IlL<br />

Phasentransferkatalyse 156,<br />

224ff,234,239/L,241,253,<br />

261/L, 288/L, 307/L, 326/L,<br />

421/AAV, 436/AAV, 446,<br />

523/L, 526,536,611/AAV<br />

Phenacetylchlorid<br />

D 498/V<br />

U 553,652<br />

Phenacetylmalonsäurediethylester,D<br />

553/V<br />

Phenacylbromid<br />

D 614/V<br />

I Derivate 708<br />

U 242/AAV(I)<br />

Phenacylbromide<br />

D 613/AAV<br />

U 242/AAV(I)<br />

Phenacylchlorid<br />

I Derivate 708<br />

Rk.-geschwindigkeit bei<br />

SN-Rkk. 217<br />

Phenacylester<br />

D 216, 242/AAV(I)<br />

Phenacylphosphoniumsalze 538<br />

Phenanthren<br />

I Derivate 732<br />

U 438<br />

Oxidationspotential 416<br />

Phenanthren-9-carbonitril,<br />

D 404/V(L)<br />

Phenanthrenchinon<br />

D 440/V<br />

I Derivate 711<br />

Phenanthridon, D 674/V<br />

Phenazon 487/T<br />

/n-Phenetidin, Derivate 699<br />

o-Phenetidin, Derivate 699<br />

p-Phenetidin<br />

G 773<br />

I Derivate 699<br />

!H-NMR-Spektrum 701<br />

U 373,680<br />

Phenetol<br />

D 240/V<br />

U 384<br />

Phenethylamin s. Phenylethylamin<br />

Phenobarbital 487/T<br />

Phenol 347/T, 377/T<br />

D 367/T, 372/T, 394, 637/V,<br />

676/L<br />

aus a,a-Dimethyl-benzylhydroperoxid<br />

206<br />

G 773<br />

I Derivate 728<br />

^-chemische Verschiebung<br />

101<br />

IR-Spektrum 729<br />

R mit Formaldehyd 388/T,<br />

462<br />

Zweitsubstitution 355<br />

U 238,240,314,360,366,<br />

370,373,392,477<br />

als Lösungsmittel 222<br />

PK5-Wert 158,510<br />

Phenolat<br />

R mit Allylbromid 222<br />

Koeffizienten im HOMO 169<br />

Phenolcarbonsäuren,<br />

D 391/AAV<br />

Phenole<br />

D aus Arylmetallverbb. 401,<br />

403<br />

durch Alkalischmelze aromatischer<br />

Sulfonsäuren<br />

367,398/T<br />

durch Hydrolyse von<br />

Halogenaromaten<br />

372/T, 394,397<br />

durch Umlagerung von<br />

Aralkylhydroperoxiden<br />

(HOCK) 206/T, 676/V(L)<br />

durch Verkochen von Diazoniumsalzlösungen<br />

625,<br />

636ff,637/AAV<br />

I Derivate 727 f<br />

Färbung mit Eisen(III)chlorid<br />

548,692/V<br />

Geruch 685<br />

IR 92<br />

Löslichkeit 688<br />

Nachweisrkk. 691 f/V<br />

Nachweis bei DC 68<br />

R Add. an vinyloge Carbonylverbb.<br />

594<br />

nucleophile, an Acetylen<br />

313<br />

Aminomethylierung 386<br />

Arylierung 411<br />

Gattermann-Synthese 382<br />

lodierung 368<br />

mit Grignard-Verbb. 559<br />

Nitrierung 359<br />

Nitrosierung 392<br />

Rhodanierung 372<br />

Trimethylsilylierung<br />

259/AAV<br />

Veretherung 238/V, 625<br />

Vilsmeier-Synthese 383<br />

U Bromierung 370/1<br />

Carboxylierung 391/AAV<br />

Methylierung mit Diazomethan<br />

649/AAV<br />

Veretherung mit Dimethylsulfat<br />

239/AAV<br />

unter Phasentransferkatalyse<br />

239/V(L)<br />

Phenolester, Umlagerung 379<br />

Phenolether<br />

D 238/AAV, 239/AAV, 625,<br />

649/AAV<br />

I Geruch 685<br />

R Etherspaltung 233 ff,<br />

233/AAV(I)<br />

Gattermann-Synthese 382<br />

Vilsmeier-Synthese 383<br />

Phenolethercarbonsäuren,<br />

D 239/AAV<br />

Phenol-Formaldehyd-Harze<br />

388/T<br />

Phenothiazin 452/T<br />

D 453/V<br />

Phenoxyessigsäure<br />

D 241<br />

I Derivate 716<br />

Phenylacetaldehyd<br />

D 664/V<br />

I Derivate 706<br />

Phenylacetaldehyddimethylacetal,<br />

472<br />

U 276,345<br />

Phenylacetamid, U 671<br />

4-Phenyl-acetessigsäureethylester,D<br />

550/V<br />

4-Phenyl-acetessigsäuremethylester,<br />

D 550/V<br />

Phenylaceton<br />

D 399/V(L), 491/V(L)<br />

I Derivate 708<br />

R 579<br />

U 585,532


4-Phenyl-acetophenon<br />

D 380/V<br />

U 614<br />

Phenylacetylen<br />

D 280/V<br />

I IR-Spektrum 734<br />

physikalische Konstanten<br />

733<br />

U 300,329,406<br />

Phenylalanin, I 705<br />

N-Phenyl-aminofumarsäuredimethylester,<br />

U 603<br />

l-Phenylazo-naphth-2-ol 645/V<br />

l -Phenyl-buta-1,3-dien,<br />

D 540/V<br />

2-Phenyl-buta-l,3-dien, [4+2]-<br />

Cycloadditionen 331<br />

2-Phenyl-butan s. sec-Butylbenzen<br />

4-Phenyl-butan-2-ol, D 583/V<br />

4-Phenyl-butan-2-on, D 344/V,<br />

491/V<br />

l-Phenyl-but-3-en-2-carbonitril,<br />

D 612/V<br />

4-Phenyl-but-3-en-2-ol,<br />

D 574/V,570/V<br />

2-Phenyl-but-3-in-2-ol, D 517/V<br />

y-Phenyl-buttersäure<br />

D 581/V<br />

U 381/L<br />

a-Phenyl-butyronitril, D,U<br />

612/V, 612<br />

N-Phenyl-carbamoylmalonsäuredimethylester,<br />

D 555<br />

N-Phenyl-chinonimine 443<br />

Phenyldiazoniumsalze s.<br />

Benzendiazoniumsalze<br />

l -Phenyl-3,4-dihydronaphthalen<br />

D 563<br />

U 453<br />

2-Phenyl-l,3-dithian 536<br />

m-Phenylendiamin 361/T<br />

l Derivate 700<br />

o-Phenylendiamin<br />

I Derivate 700<br />

R mit a-Dicarbonylverbindungen<br />

465<br />

p-Phenylendiamin 361/T<br />

G 773<br />

I Derivate 700<br />

o-Phenylendiamine, R 485,487<br />

Phenylessigsäure 258/T<br />

D 500/Y563/V<br />

I Derivate 716<br />

R mit Grignard-Verbb. 559<br />

U 498<br />

Phenylessigsäurechlorid,<br />

D 498/V<br />

Phenylessigsäureethylester<br />

D 668/V<br />

R 543,544<br />

U 590,546<br />

l-Phenyl-ethan-l,2-diol<br />

D 304/V<br />

U 664<br />

1-Phenyl-ethanol<br />

D 302/V, 583/V, 570/V<br />

U 435<br />

2-Phenyl-ethanol<br />

D 309/V,590/V<br />

I Derivate 726<br />

2-Phenyl-ethan-l-thiol<br />

D 252/V<br />

I Derivate 736<br />

1-Phenyl-ethylamin 177,484<br />

D 585/V, 579/V(L)<br />

G 773<br />

I Derivate 699<br />

Enantiomerentrennung<br />

586/V<br />

2-Phenyl-ethylamin 258/T<br />

D 583/V, 571/V<br />

I Derivate 699<br />

!H-NMR-Spektrum 700<br />

U 585<br />

2-Phenyl-ethylbromid<br />

D 229/V<br />

I Derivate 722<br />

1-Phenyl-ethylchlorid 267<br />

D 199/V,200/V<br />

2-Phenyl-ethylchlorid<br />

B 199/V<br />

I Derivate 722<br />

2-Phenyl-ethyliodid, Derivate<br />

722<br />

2-Phenyl-furo[3,2-b]pyridin,<br />

D 404/V(L)<br />

3-Phenyl-glycidsäuremethylester,D<br />

546/V<br />

Phenylglycin, D 515/V<br />

Phenylglycolsäure s. Mandelsäure<br />

Phenylglyoxal<br />

D 426/V<br />

R 575<br />

Phenylharnstoffe,<br />

D 704/AAV(I)<br />

Phenylhydrazin<br />

D 638 f/V<br />

G 773<br />

I Derivate 699<br />

Register 837<br />

R mit a-Dicarbonylverbindungen<br />

465<br />

U 466,483,605f<br />

3-Phenylhydrazino-pentan-2,4dion,D<br />

645/V<br />

Phenylhydrazone 463<br />

D 680/AAV, 706<br />

Phenylhydroxylamin<br />

D 627<br />

I 690<br />

R 627<br />

Phenylisocyanat<br />

D 504/Y672<br />

G 773<br />

U 505,555,617/L<br />

Phenylisothiocyanat, U 505<br />

a-Phenyl-isovaleronitril,<br />

D 612/V<br />

Phenyllithium 564<br />

als Initiatorfür anionische<br />

Polymerisationen 312<br />

Phenylmagnesiumbromid, U<br />

563<br />

Phenylmalonsäurediethylester<br />

544<br />

D 547/V<br />

R zu Barbituraten 549/T<br />

Phenylmethanthiol<br />

D 252/V<br />

I Derivate 736<br />

U 319<br />

1-Phenyl-naphthalen, D 453/V<br />

Phenylnitromethan, D 255/V<br />

Phenylogieprinzip 162<br />

3-Phenyl-l,2-oxazole, D 329<br />

3-Phenyl-zl 2 -l ,2-oxazoline,<br />

D 329<br />

3-Phenyl-oxiran-2-carbonitril,<br />

D 526/V<br />

l -Phenyl-pentan-1,4-dion,<br />

D 602/V(L)<br />

3-Phenyl-pentan-l ,3,5-tricarbonitril.D<br />

601/V<br />

3-Phenyl-pent-l-in-3-ol,<br />

D 517/V<br />

4-Phenyl-phenacylbromid<br />

D 614/V<br />

U 242/AAV(I)<br />

4-Phenyl-phenacylester,<br />

D 242/AAV(I), 714/1<br />

l -Phenyl-2-phenylthio-ethan,<br />

D 319/V<br />

Phenylphosphonsäurediethylester,<br />

D 399/V(L)<br />

1 -Phenyl-5-piperidino-pent-len-3-on,<br />

D 532/V


838 Register<br />

l -Phenyl-3-piperidino-propan-lon<br />

D 532/V<br />

R 277<br />

l -Phenyl-propan-1,2-dion,<br />

D 426/V<br />

1-Phenyl-propan-1 -öl<br />

D 563/V<br />

U 431<br />

Phenylpropiolsäure,<br />

D 281/V(L)<br />

3-Phenyl-propionsäure<br />

D 344/V,428/V<br />

I 'H-NMR-Spektrum 717<br />

IR-Spektrum 717<br />

3-Phenyl-propionsäureethylester,<br />

D 668/V<br />

1-Phenyl-pyrazole 465<br />

Phenylradikal 191<br />

Phenyl(thien-2-yl)keton,<br />

D 381/V(L)<br />

Phenylthioharnstoffe,<br />

D 505/AAV(I), 698<br />

3-Phenylthio-propiononitril,<br />

D 319/V<br />

3-Phenyl-thiopropionsäuremorpholid<br />

D 428/V<br />

U 428<br />

Phenylurethane, D 505/AAV(I),<br />

727<br />

a-Phenyl-valeronitril, D 612/V<br />

Phenylvinylether, D 314/V<br />

Phenylvinylketon, D 277<br />

Phloroglucinol<br />

I Derivate 729<br />

U 392<br />

Phloroglucinoltrimethylether<br />

643<br />

Phoron<br />

D 519<br />

I Derivate 708<br />

Phosgen 415<br />

G 757,773<br />

R Alkoholyse 502<br />

als Chlorierungsmittel 199<br />

Aminolyse 502<br />

U 503<br />

Erste Hilfe 757<br />

Kennzeichnung der Druckgasflasche<br />

20<br />

Reinigung und<br />

Trocknung 757/V<br />

Phosphan s. Phosphin<br />

Phosphinalkylene s. Alkylidenphosphorane<br />

Phosphine 406 f, 409 ff<br />

R Arylierung 411<br />

Quaternierung 246/AAV<br />

Phosphinigsäureester, R 247<br />

Phosphonigsäurediester, U 247<br />

Phosphoniumylide 537, s. auch<br />

Alkylidenphosphorane<br />

D 539/AAV<br />

R mit Carbonylverb.<br />

539/AAV<br />

N-(Phosphonomethyl)-glycin<br />

245/T<br />

Phosphonsäurefluoride 248<br />

Phosphor, roter<br />

G 773<br />

zur D von lodalkanen<br />

230/AAV<br />

Phosphor, weißer<br />

G 773<br />

Aufbewahrung 120<br />

Phosphorchloride 229<br />

R zu Carbonsäurechloriden<br />

497<br />

Phosphorigsäureester<br />

D 229/B<br />

R 247<br />

phosphororganische Verbb. s.<br />

Organophosphorverbb.<br />

Phosphorpentachlorid<br />

R Chlorierung von Alkoholen<br />

229<br />

Chlorierung von Carbonsäuren<br />

497,499/V(L)<br />

Chlorierung von Kohlenwasserstoffen<br />

199<br />

Phosphorpentasulfid 506<br />

Phosphorpentoxid<br />

G 773<br />

als Trockenmittel 25,28<br />

Phosphorsäure, G 773<br />

Phosphortrichlorid<br />

G 773<br />

R Chlorierung von Alkoholen<br />

229<br />

Chlorierung von Carbonsäuren<br />

497,498/AAV<br />

Phosphorverbindungen, Alkylierung<br />

246 ff<br />

Phosphorylchlorid, G 773<br />

Photobromierung 203/AAV<br />

Photochlorierung 198/AAV<br />

Photoelektronenspektren 166<br />

Photolyse 190,316<br />

Photonitrosierung 209<br />

Phthalaldehyd<br />

D 237/V(L)<br />

I Derivate 707<br />

Phthalimid 183,243<br />

R Add. an a,ß-ungesättigte<br />

Carbonylverbb. 604<br />

U 604,671<br />

ß-Phthalimido-propiononitril,<br />

D,U 604/V<br />

Phthalocyanine 419<br />

Phthalonitril, D 419/T<br />

Phthaloyldichlorid, D 499/V(L)<br />

Phthalsäure 243<br />

D 421,422/V<br />

I Derivate 716<br />

Phthalsäureanhydrid 379,423/T,<br />

480/T<br />

D 440/B,440/T,447/T,494<br />

G 773<br />

R mit Alkoholen 478<br />

U 381,499/L,571<br />

Phthalsäuredialkylester bei<br />

DC 76<br />

Phthalsäuredibutylester 480/T<br />

Abhängigkeit der Siedetemp.<br />

vom Druck 40<br />

Phthalsäurediethylester 480/T<br />

D 476/V<br />

Phthalsäuredioctylester, MS<br />

117f<br />

Phthalsäureester<br />

als stationäre Phase bei GC<br />

75<br />

MS 117f<br />

saure, Titration 478<br />

Phytol 517<br />

a-Picolin (2-Methyl-pyridin)<br />

D 526/T<br />

I Derivate 703<br />

R als CH-acide Verb. 526<br />

Ox. 424<br />

ß-Picolin (3-Methyl-pyridin)<br />

D 526/T<br />

I Derivate 703<br />

R Ox. 420<br />

U 422/V<br />

y-Picolin (4-Methyl-pyridin)<br />

D 526/T<br />

G 771<br />

I Derivate 703<br />

R als CH-acide Verb. 526<br />

Ox. 424<br />

U 422/V<br />

Pictet-Trouton-Regel 48<br />

Pikrate<br />

von Aminen, D 698/AAV(I)<br />

von Kohlenwasserstoffen,<br />

D 731/AAV(I)


Pikrinsäure 395<br />

D 359,362,366/V<br />

G 773<br />

I Derivate 729<br />

U 361/1,698/1,731/1<br />

Pikrolonate<br />

vonAminen,D 698/AAV(I)<br />

von Kohlenwasserstoffen,<br />

D 731/AAV(I)<br />

Pikrolonsäure, U(I) 698,731<br />

Pikrylchlorid, Hydrolyse 394<br />

Pimelinsäure, Derivate 716<br />

Pinacol s. 2,3-Dimethyl-butan-<br />

2,3-diol<br />

Pinacole 590<br />

Pinacolon<br />

D 435/V,664/V<br />

I Derivate 707<br />

Geruch 684<br />

U 450,471,583<br />

Pinacolon-Umlagerung<br />

663f/AAV,681/L<br />

Pinacolylalkohol, U 435<br />

Pinan-3-ol,D 309/V<br />

Pinan-10-ol, D 309/V<br />

a-Pinen<br />

I physikalische Konstanten<br />

733<br />

R Hydroborierung 309<br />

U 309<br />

ß-Pinen, U 309<br />

a-Pinenoxid, U 666/L<br />

Piperazin, Derivate 700<br />

Piperidin<br />

D 345/V<br />

G 773<br />

I Derivate 699<br />

U 260,464,578,595f<br />

als Katalysator 527<br />

Piperidinhydrochlorid, U 532<br />

Piperidiniumion, pKs-Wert 510<br />

4-Piperidino-butan-2-on,<br />

D 532/V,596/V<br />

l -Piperidino-cyclohex-1 -en,<br />

D 464/V<br />

3-Piperidino-propiononitril,<br />

D 595/V<br />

3-Piperidino-propionsäureethylester,<br />

D 595/V<br />

a-Piperidon, D 674/V<br />

Piperin,D 523/V(L)<br />

Piperiton s. p-Menth-l-en-3-on<br />

Piperonal, U 523/L, 576<br />

Piperonylalkohol, D 576/V<br />

Piperylen s. Penta-l,3-dien<br />

Pivalinsäure<br />

D 563/V<br />

Acidität 457<br />

PKs-Werte 158,510<br />

Plancksche Gleichung 190<br />

Planschliff 2<br />

Planschliffapparatur 7<br />

Plastochinon 442<br />

Platin als Hydrierkatalysator<br />

340,582,756<br />

Platindioxid, D 757/V<br />

Plexiglas 277,322,515<br />

Pol/Dipol-Kräfte 154<br />

Polanyi-Beziehung 151<br />

Polarimetrie 82 ff, 174<br />

Polarisator 82<br />

Polarisierbarkeit 159,160,167,<br />

221<br />

Polarität von Lösungsmitteln<br />

155<br />

Polyacrylonitril 322,419<br />

Polyamide 301,339,347,488<br />

Polyamidfasern 361,468,488<br />

Polybutadien 322/T<br />

Polycarbonsäuren, Löslichkeit<br />

687<br />

Polychlorbenzen 372/T<br />

Polychlorpentane 202/T<br />

Polyene, UV-VIS 87 f<br />

Polyester 305,323,339,347,<br />

423,480,505,517<br />

als stationäre Phase bei GC<br />

75<br />

Fasern 305,423,480<br />

thermostabile 347<br />

Polyether 505<br />

Polyethylen 277<br />

D 337/V<br />

Polyethylenglycol 15<br />

D 304<br />

R 305/T<br />

als Lösungsmittel bei MS 113<br />

Polyethylenglycol-monoalkylether<br />

305<br />

Polyglycole 221<br />

als stationäre Phase bei GC<br />

75,76<br />

Polyglycolether 224<br />

D 304/T<br />

Polyhalogenalkane, radikalische<br />

Add. an Olefine 317<br />

Polyhalogenmethane 317<br />

PoIyhydroxyVerbindungen 23!<br />

Polyisobuten 312<br />

Polyisopren 517<br />

Polymere 321 f, 336<br />

Register 839<br />

Polymerisation 289,310, 349/L<br />

ataktische 336<br />

isotaktische 336<br />

radikalische 316 ff, 321<br />

syndiotaktische 336<br />

Polymethacrylsäuremethylester<br />

277,515<br />

Polymethine 443,619/L<br />

D 555<br />

Polymethinfarbstoffe 87<br />

Polymethinkondensation 555<br />

Polynitrophenole, D 359<br />

Polyole, Löslichkeit 687<br />

Polyphosphorsäure, D 757/V<br />

Polypropylen 336<br />

Polysaccharide 471<br />

Polysiloxane 260<br />

Polysolvane 480<br />

Polystyren 322,367,377<br />

D 322/V<br />

Polyterephthalsäureglycolester<br />

423,480<br />

Polytetrafluorethylen 202,254,<br />

322<br />

Polytetramethylenglycol 233,<br />

347<br />

Polytribromstyren 372/T<br />

Polyurethane 301,347,361,505,<br />

517<br />

Polyvinylacetat 298,322<br />

Polyvinylalkohol 298<br />

Polyvinylchlorid 278,298,322<br />

PPRELOGS. CAHN<br />

Prilezhaev-Reaktion 302<br />

Prins-Reaktion 519,618/L<br />

Priorität von Substituenten<br />

in Nomenklatur 137<br />

in Stereoisomerie 174<br />

Procain 423/T, 480/T<br />

prochiral, Prochiralität 176,611<br />

Prolin, I 704<br />

Propan, Bindungsdissoziationsenthalpie<br />

189<br />

Propan-1,2-diamin,<br />

Derivate 699<br />

Propan-l,3-diol, Derivate 726<br />

Propan-l,3-dithiol 535<br />

D 252/V<br />

I Derivate 736<br />

Propan-1-öl<br />

G 773<br />

I Derivate 725<br />

U 314,476,655<br />

Propan-2-ol s. Isopropylalkohol<br />

Propan-!-thiol, Derivate 736<br />

Propan-2-thiol, Derivate 736


840 Register<br />

Propargylaldehyddiethylacetal s.<br />

Propinaldiethylacetal<br />

Propargylalkohol s.<br />

Prop-2-in-l-ol<br />

Propargylalkohole,<br />

!-substituierte<br />

D 516/AAV<br />

U 297/V(L)<br />

Propen 295, 299,312/T, 419/T<br />

G 773<br />

R Ox. 419<br />

Chlorierung 202/T<br />

Metathese 340/T<br />

mit Hydroperoxiden<br />

304<br />

Subst., radikalische 194<br />

U 375<br />

Bindungsdissoziationsenthalpie<br />

189<br />

pKs-Wert 158<br />

Propenoxid,D 304/T<br />

Propinaldiethylacetal,<br />

D 281/V(L)<br />

Prop-2-in-l-ol, D 517/T<br />

Prop-2-in-l-ole s. Propargylalkohole<br />

Propionaldehyd 577/T<br />

G 773<br />

I Derivate 706<br />

U 469,514,521<br />

Propionaldehyddiethylacetal,<br />

D 469/V<br />

Propionaldol, D 521/V<br />

Propionamid, U 671<br />

Propionanilid, D 674/V<br />

Propiononitril, D 257/V<br />

Propionsäure<br />

G 773<br />

I Derivate 715<br />

Geruch 685<br />

R radikalische<br />

Chlorierung 196<br />

U 498,613<br />

Propionsäureethylester<br />

G 773<br />

U 545,563<br />

Propionylchlorid<br />

D 498/V<br />

U 380,616<br />

mit Acetessigester 552<br />

2-Propionyl-cyclohexanon<br />

D 616/V<br />

U 551<br />

2-Propionyl-cyclopentanon<br />

D 616/V<br />

U 551<br />

Propiophenon<br />

D 380/V, 382/T, 431/V<br />

I Derivate 708<br />

13 C-NMR-Spektrum 710<br />

U 426,428,580,517,532,674<br />

Propiophenonenolat,<br />

Alkylierung 222<br />

Propoxybenzen, D 240/V<br />

Propylamin<br />

I Derivate 699<br />

R 631<br />

Propylbenzen<br />

D 580/V<br />

G 773<br />

I Derivate 732<br />

U 365<br />

4-Propyl-benzensulfochlorid<br />

D 365/V<br />

U 654<br />

Propylbromid<br />

D 228/V<br />

G 773<br />

I Derivate 722<br />

IR-Spektrum 723<br />

U 249,257,375,609,612<br />

Propylchlorid<br />

G 773<br />

I Derivate 722<br />

U 375<br />

Rk.-geschwindigkeit bei<br />

SN-Rkk. 216<br />

Propylen s. Propen<br />

Propylencarbonat als Lösungsmittel<br />

220<br />

Propylenglycol s. 1,2-Dihydroxypropan<br />

Propyliodid<br />

D 23IlV<br />

I Derivate 722<br />

Propylmagnesiumbromid, U<br />

563<br />

Propylmalonsäure<br />

D 490/V<br />

U 492<br />

Propylmalonsäurediethylester<br />

D 609/V<br />

U 490<br />

3-Propyl-oxiranmethanol,<br />

D 303/V(L)<br />

4-Propyl-thiophenol, D 654/V<br />

Propylvinylether, D 314/V<br />

Propyphenazon 488<br />

Protokollführung 145 f<br />

Protonenacceptoren 156<br />

Protonen-off-Resonanz-Technik<br />

bei NMR 106<br />

Protonensäuren<br />

R Add. an Olefine 295 ff,<br />

348/L<br />

als elektrophile<br />

Reagenzien 291<br />

Pseudocumen, Derivate 732<br />

Pseudohalogenverbindungen,<br />

D 625<br />

Pseudojonon 524<br />

D 522/V(L)<br />

Pseudonitrole 636<br />

D 625,696<br />

Pseudopelletierin<br />

D 532/V(L)<br />

R Abbau 282<br />

PTFE s. Polytetrafluorethylen<br />

Puls-Fourier-Transform-Technik<br />

106<br />

Purinderivate, Löslichkeit 688<br />

Purpurkuppler 488<br />

Putrescin.D 674/V<br />

PVAc s. Polyvinylacetat<br />

PVC s. Polyvinylchlorid<br />

Pyranosen 471<br />

Pyrazole,D 453/V(L), 465,605<br />

^-Pyrazoline.D 328,648<br />

J 2 -Pyrazoline<br />

D 648<br />

U 453/L<br />

Pyrazolin-5-one s. Pyrazolone<br />

Pyrazolone 443,549/T, 556<br />

D 482/AAV, 487,639<br />

Pyrethroide 326,480<br />

Pyrethrum 326<br />

Pyrex-Glas l<br />

Pyridin 352<br />

D 298/T.527/T<br />

G 756,773<br />

I Derivate 703<br />

Löslichkeit 688<br />

UV-VIS 89<br />

R Subst. 414/L<br />

elektrophile 355<br />

nucleophile 395<br />

U 345,366,395f<br />

als Lösungsmittel 64<br />

azeotrope Gemische 757<br />

Reinigung und Trocknung<br />

758<br />

Pyridin-3-carbaldehyd, U 602/L<br />

Pyridin-3-carbonitril, U 501/L<br />

Pyridin-3-carbonsäure s.<br />

Nicotinsäure<br />

Pyridin-4-carbonsäure s.<br />

Isonicotinsäure


Pyridin-2,3-dicarbonsäure,<br />

D 447<br />

Pyridin-3,5-dicarbonsäureester,<br />

D 602<br />

Pyridiniumchlorochromat 431<br />

Pyridiniumdichromat 431,436<br />

Pyridin-N-oxid, elektrophile<br />

Subst. 357<br />

Pyridin-3-sulfonsäure, D<br />

366/V<br />

Pyridoxin 333,487/T<br />

4-[N-(Pyrid-2-yl)aminosulfonyljacetanilid,<br />

D 657/L<br />

2-Pyridyl-essigsäure 565/V(L)<br />

2-Pyridyl-methyllithium<br />

565/V(L)<br />

Pyrimidin, Derivate 703<br />

Pyrimidine 530/T<br />

Pyrogallol, Derivate 729<br />

Pyrolysen 189,195<br />

Pyrrol 352,451<br />

D 529<br />

R Carboxylierung 391<br />

elektrophile Subst. 355,<br />

357<br />

Gattermann-Synthese<br />

382<br />

mit Grignard-Verbb. 559<br />

Pyrrol-2-carbonsäure, D 391<br />

Pyrrole 465<br />

Pyrrolidin 451<br />

I Derivate 699<br />

U 464<br />

l -Pyrrolidino-cyclohex-1-en<br />

617<br />

D 464/V<br />

l -Pyrrolidino-cyclopent-1-en,<br />

D 464/V<br />

Pyryliumkation 352<br />

Pyryliumsalze, D 605<br />

Quantenausbeute 193<br />

Quarzgut l<br />

Quecksilber<br />

G 758,773<br />

Reinigung 758/V<br />

Quecksilber(II)-acetat<br />

G 773<br />

zur Oxymercurierung 301<br />

Quecksilber(Il)-chlorid, G 773<br />

Quecksilberdiffusionspumpe<br />

22<br />

Quecksilbermanometer 22<br />

Quecksilberoxid, G 773<br />

Racemat 174<br />

Spaltung 177,179,586<br />

racemisches Gemisch s,<br />

Racemat<br />

Radikale<br />

Erzeugung 147,189 ff<br />

Isomerisierung 191<br />

Lebensdauer 191 ff<br />

persistente 192<br />

Reaktivität 196<br />

Selektivität von<br />

Radikalrkk. 195<br />

stabile 192<br />

Stabilität 192 ff<br />

Radikalkettenreaktionen 192 ff,<br />

210/L<br />

radikofunktionelle Nomenklatur<br />

136<br />

Radiolyse 190<br />

Raffinose, I 713<br />

RAMPs. (/?)-(+)-!-Amino-2methoxymethyl-pyrrolidin<br />

Raney-Katalysatoren 341<br />

Raney-Nickel 341,582<br />

D 758/V<br />

G 759<br />

Vernichtung 759<br />

Ranitidin 533<br />

Raoultsches Gesetz 39<br />

Raschig-Ringe 51<br />

Rasotherm-Glas l<br />

ratio of fronts s. RF-Wert<br />

Reagensinduktion 178<br />

Reagenskontrolle 179<br />

Reagenzglas 3,11<br />

Reagenzien für die Synthese<br />

741ff,762/L<br />

Reaktandgas bei MS 113<br />

Reaktionsapparaturen 5 ff, 31<br />

Reaktionsdatenbanken 140,144<br />

Reaktionsenergie 149 ff<br />

Reaktionsenthalpie 149<br />

Reaktionsentropie 150<br />

Reaktionsgeschwindigkeit 152<br />

von Carbonylreaktionen 457,<br />

462<br />

von elektrophilen aromat.<br />

Subst. 354 ff<br />

von Eliminierungen 265<br />

von nucleophilen Subst.<br />

213 ff, 222<br />

Reaktionskonstante !63,265<br />

Reaktionskoordinaten !48<br />

Reaktionswärme \ 48<br />

Register 841<br />

Reaktivität<br />

Beeinflussung durch Lösungsmittel<br />

154 f<br />

bei Chlorierungen 196<br />

bei elektrophilen Add. 29Of<br />

bei nucleophilen Subst. 219 f<br />

bei radikal. Red. 209<br />

bei radikal. Subst. 193 ff<br />

Störungstheorie 166<br />

vinyloger Elektronendonorverbb.<br />

606<br />

von Alkylhalogeniden<br />

bei Grignard Rkk. 559<br />

bei nucleophil. Subst.<br />

216 ff<br />

vonAromaten 354 ff, 397<br />

von C-H-Bindungen 196<br />

von Carbonsäurederivaten<br />

474,494, 541 ff<br />

von Carbonylverbb. 457 f,<br />

582 f, 518<br />

von Diazoniumionen 643<br />

von Heterocumulenen 553<br />

von lithiumorganischen<br />

Verbb. 564<br />

von nucleophilen<br />

Reagenzien 394<br />

von Radikalen 192 ff<br />

Reaktivitätsumpolung 181,<br />

185/L, 533, 599<br />

Recherche s. Literaturrecherche<br />

Redoxkondensation nach<br />

MUKAIYAMA 232<br />

Redoxpotentiale s. Elektrodenpotentiale<br />

Redoxprozesse 415<br />

bei der Radikalbildung 190<br />

Reduktion 147<br />

radikal. 188,209<br />

von Alkinen zu Alkenen 570<br />

von C=C-Doppelbindungen<br />

340ff,343/AAV<br />

von Carbonylverbb. 566 ff,<br />

621 f/L<br />

durch unedle Metalle 586,<br />

589/AAV, 621/L<br />

enzymatisch 579<br />

Grignard-Red. 561<br />

katalyt. Hydrierung 582,<br />

583/AAV, 621/L<br />

mit komplexen Hydriden<br />

568ff,570/AAV,620/L<br />

mit Lithiumaluminiumhydrid<br />

570/AAV<br />

mit Natriumborhydrid<br />

570/V


842 Register<br />

nach BOUVEAULT-BLANC<br />

588,62IlL<br />

nach CANNIZZARO 575,<br />

576/AAV, 621/L<br />

nach CLEMMENSEN 590,<br />

621/L<br />

nach LEUCKART-WALLACH<br />

577,578/AAV, 621/L<br />

nach MEERWEIN-<br />

PONNDORF-VERLEY 572,<br />

573/AAV, 621/L<br />

nach WOLFF-KIZHNER 579,<br />

580/AAV, 621/L<br />

von Nitroverbb. 624,626 ff<br />

katalytisch 621/AAV<br />

mit Hydrazin 628/AAV<br />

mit Zinn/HCl<br />

629/AAV(I)<br />

von Sulfochloriden<br />

654/AAV<br />

vonSulfonen 653<br />

von Sulfonsäuren 652<br />

von Sulfoxiden 653<br />

reduzierende Substanzen,<br />

Hinweise auf 690/AAV(I)<br />

Reduzierstück s. auch<br />

Übergangsstück 2<br />

Reduzierventil 20<br />

Referateorgane 134<br />

Reformatsky-Synthese 566,<br />

620/L<br />

Refraktometrie 81 ff<br />

Regioselektivität<br />

bei Cope-Umlagerungen 677<br />

bei 1,3-Dipol-Add. 329<br />

Registry File 140 ff<br />

REICHARDT 86<br />

Reimer-llemann-Synthese 286<br />

Rekombination von<br />

Radikalen 191 f<br />

Rektifikation 38 f, 46 f, 125/L<br />

Reppe-Synthesen 313/L<br />

Resole 388<br />

Resonanzfeldstärke 99<br />

Resonanzfrequenz 99<br />

Resonanzsignal 99<br />

Resorcinol (Resorcin)<br />

G 774<br />

I Derivate 728<br />

U 239,345,384,392<br />

Resorcinoldimethylether 643<br />

D 239/V<br />

U 384<br />

Resorcinolmonomethylether<br />

D 238/V<br />

I Derivate 728<br />

ß-Resorcylsäure s.<br />

2,4-Dihydroxy-benzoesäure<br />

Reten 452<br />

Retention<br />

der Konfigurration<br />

bei SN2-Rkk. 217<br />

bei Umlagerungen 663<br />

relative 75<br />

Retentionsvolumen 75<br />

Retentionszeit 73,75<br />

Retro-Diels-Alder-Rk. bei MS<br />

116<br />

Retrosynthese 180<br />

reversed phase s. Umkehrphasentechnik<br />

RrWert 69<br />

Rhamnose, I 713<br />

Rhodanide s. Thiocyanate<br />

Rhodanierung von Aromaten<br />

353,312/AAV<br />

Rhodanin 525<br />

Riboflavin 418<br />

o-Ribose, I 713<br />

Ricinolsäure<br />

D 447/V<br />

U Ox. 447<br />

Ricinusöl<br />

U Verseifung 447<br />

Riechstoffe 258,423/T, 472,480<br />

Ringschlußmetathese 340<br />

Ringspannung 166<br />

Ringstrom 102<br />

Ritter-Reaktion 515<br />

Rodinal 627<br />

Rohrzucker 471,713/1<br />

Rojahn-Probe 693/AAV(I)<br />

Röntgen-Strukturanalyse 119f<br />

Rosenmund-Reduktion 342,<br />

567,582<br />

Rosenmund-von-Braun-<br />

Reaktion 404<br />

Rosesches Metall 15<br />

Rotameter 11<br />

Rotationsdispersion 128/L<br />

Rotationsperforator 62<br />

Rotationsverdampfer 45<br />

RP (reversed phases) 66<br />

R-Sätze s. Gefahrstoffverordnung<br />

Rübenzucker 471<br />

Rückflußkühler 3<br />

Rücklauf 38,48 f<br />

Rücklaufverhältnis 49,53<br />

Rühren 8f<br />

Rührertypen 9<br />

Rührverschluß 10<br />

Rundkolben 3,30<br />

Säbelkolben 43<br />

Saccharimeter 83<br />

Saccharin 367<br />

D 422/V,423<br />

Sägebockschreibweise 170<br />

Salicylaldehyd<br />

I Derivate 706<br />

U 529<br />

Salicylsäure<br />

D 390,392/V<br />

I Derivate 716<br />

U 478,645<br />

Salicylsäureethylester<br />

D 476/V<br />

I Derivate 728<br />

Salicylsäuremethylester<br />

D 476/V<br />

U 345<br />

Salicylsäurephenylester (Salol),<br />

Derivate 728<br />

Salpetersäure<br />

G 759,774<br />

R Add. an Olefine 291<br />

als Ox.-mittel 421<br />

mit Aromaten<br />

690/AAV(I)<br />

Salpetersäureester 226,231/T<br />

salpetrige Säure<br />

R 624,630 ff<br />

mit aliphatischen Nitroverbb.<br />

696/AAV(I)<br />

mit Alkoholen 634 ff<br />

mit Aminen 630 ff, 695/1<br />

mitCH-Aciden 634 ff<br />

mit primären aromatischen<br />

Aminen 632/AAV<br />

mitThiolen 696/AAV(I)<br />

Salpetrigsäureester, D 212,222,<br />

254/AAV, 624,634<br />

Salze, Löslichkeit 36,687<br />

Salzsäure 759<br />

G 759,774<br />

SAMP s. (5)-(-)-l-Amino-2methoxymethyl-pyrrolidin<br />

Sandbad 15<br />

Sandmeyer-Reaktion 625,639,<br />

640/AAV, 659/L<br />

Sarin s. Methylphosphonsäurefluoridisopropylester<br />

Sarkosinonitril, D 513/V(L)<br />

Sattelkörper 51


Sauerstoff<br />

R Add. an Olefine 416<br />

als Inhibitor bei Radikal-<br />

Rkk. 193,197<br />

als Ox.-mittel 206ff,210/L,<br />

418 ff, 422/AAV, 422/V(L),<br />

454/L<br />

Kennzeichnung der Druckgasflasche<br />

20<br />

Saugflasche 034,123<br />

Säulenchromatographie 65,70 ff<br />

Säure-Base-Reaktionen 156 ff<br />

Säuren 156 ff., 163,510<br />

harte u. weiche 159,167<br />

Säurespaltung von ß-Dicarbonylverbindungen<br />

490,549,<br />

550/AAV<br />

SAYTZEFF s. ZAITSEV<br />

Schädlingsbekämpfungsmittel s.<br />

Pflanzenschutzmittel<br />

Schaumbrecher 43 f<br />

Scheidetrichter 60,123<br />

Schiemann-Reaktion 636<br />

Schießbaumwolle s.<br />

Cellulosetrinitrat<br />

Schiffsche Basen 458<br />

D 462<br />

R Hydrierung 582<br />

Schiffsches Reagens, D 759/V<br />

Schlangenkühler 4<br />

Schleimsäure, D 437/V<br />

Schlepper 52,227<br />

bei azeotroper Veresterung<br />

475<br />

Schlenk-Gleichgewicht 558<br />

Schlifftypen 2<br />

Schlosser-Variante der Wittig-<br />

Reaktion 538<br />

Schlüsselfragmente bei MS 118<br />

Schlüsselfrequenzen bei IR 94<br />

Schmelzintervall 77<br />

Schmelzkurve 77<br />

Schmelzpunkt s. Schmelztemperatur<br />

Schmelzpunktröhrchen 78,124<br />

Schmelztemperatur 77 f<br />

Schmidt-Reaktion 669,<br />

672f/AAV,682/L<br />

Schmieröle 312/T<br />

Schnellreferatedienste 135<br />

Schotten-Baumann-Reaktion<br />

479/AAV(I)<br />

Schraubverbindung 2,30 f<br />

Schraubverschluß 3<br />

Schüttelautoklav 18<br />

Schüttelmaschine 11<br />

Schutzgruppen 182,185/L<br />

für Aminogruppen 244,486<br />

für Carbonylgruppen 470<br />

für Carboxygruppen 244,260,<br />

486 f<br />

für Hydroxygruppen 240,<br />

260,470,667<br />

Schwarzkatalysatoren 340<br />

Schwefel<br />

I Nachweis in Verbb.<br />

686/AAV(I)<br />

R als Dehydrierungsmittel<br />

452,455/L<br />

in der Willgerodt-Kindler-<br />

Rk. 427 ff<br />

Schwefeldioxid 363<br />

G 759,774<br />

Kennzeichnung der Druckgasflasche<br />

20<br />

Schwefelfarbstoffe 443,452<br />

Schwefelkohlenstoff<br />

G 16,759,774<br />

R Add. von Nucleophilen<br />

504<br />

mit CH-Aciden 554<br />

U 554 f<br />

als Lösungsmittel 64<br />

Schwefelsäure<br />

G 774<br />

R Add. an Olefine 291,<br />

295 ff<br />

als Trockenmittel 25,29,28<br />

Löslichkeiten organ. Verbb.<br />

in konz. H2SO4 688<br />

Schwefelsäureester 231<br />

D 226,231,288,295<br />

als Alkylierungsmittel 237 f,<br />

608<br />

Schwefeltrioxid 231<br />

Additionsverbb. mit tertiären<br />

Basen 363<br />

Schwefelverbindungen 659/L<br />

Alkylierung 248 ff<br />

Schwefelwasserstoff<br />

G 759,774<br />

R Add.<br />

an a,ß-ungesättigte<br />

Carbonylverbb. 597<br />

radikalische, an Olefine<br />

317<br />

PKs-Wert 158<br />

Trocknung 759<br />

Sebacinsäure<br />

I Derivate 716<br />

U 498<br />

Register 843<br />

Sebacinsäurediethylester<br />

D 476/V<br />

U 590<br />

Sebacoyldichlorid<br />

D 498/V<br />

U 485/L,652<br />

Sedativa 487,517<br />

Seifen 493<br />

Seitenkettenhalogenierung bei<br />

Aromaten 368<br />

Selektivität bei der radikalischen<br />

Substitution 193 ff<br />

Selen<br />

G 774<br />

als Dehydrierungsmittel 452<br />

Selendioxid<br />

D 760/V<br />

G 760,774<br />

R Ox. mit 425/V, 455/L<br />

Semicarbazid<br />

I Derivate 700<br />

U 465<br />

Semicarbazone 458,463<br />

D 462,465/AAV(I), 706<br />

aus Chinonen<br />

711/AAV(I)<br />

UV-VIS 88<br />

Senföle s. Isothiocyanate<br />

Sensibilisatoren 190,557<br />

Sequenzregeln 174<br />

Serin, I 704<br />

Sesselform 171<br />

Serotonin 680<br />

Sharpless-Katzuki-<br />

Epoxidierung 179,303,348/L<br />

Siccative 206<br />

Sicherheitsfilme 480<br />

Sicherheitsflasche 23<br />

Siedeintervall 80<br />

Siedekapillare 42,43<br />

Siedekurve 44<br />

Siedepunkt s. Siedetemperatur<br />

Siedesteine 7,16,43<br />

Siedetemperatur 80 ff<br />

Abhängigkeit vom Druck 40<br />

Siedeverzug 43<br />

Silandiole 260/T<br />

Silane 209, 259 ff<br />

Silber als Dehydrierungskatalysator<br />

435<br />

Silbercyanid 256<br />

Silberhalogenide, R 559<br />

Silbernitrat, G 774<br />

Silbernitrit 223, 254<br />

Silberoxid 235


844 Register<br />

Silber(I)-Salze als Oxidationsmittel<br />

437<br />

Silberspiegel 690/1<br />

Sildenafil 658<br />

Silicagel s. Kieselgel<br />

Siliciumtetrachlorid 559<br />

Silicone 202/T, 260/T<br />

Siliconfette 2<br />

Siliconöl 260/T<br />

zum Entschäumen 43<br />

als Heizbad 15,78<br />

als stationäre Phase bei GC<br />

75 f<br />

Silylenolether 260,524,606 f,<br />

622/L<br />

Simax-Glas l<br />

Simmons-Smith-Reagenzien<br />

327<br />

Simultanreaktionen 153<br />

single occupied MO s. SOMO<br />

Singulettsauerstoff 323,328<br />

Singulettzustand bei Carbenen<br />

286,325<br />

Skelettkatalysator 341<br />

skew 170<br />

SKRAUP, Chinolinsynthese<br />

596/AAV, 622/L<br />

SN1 s. Substitution, nucleophile,<br />

monomolekulare<br />

SN2 s. Substitution, nucleophile,<br />

bimolekulare<br />

Snelliussches Brechungsgesetz<br />

81<br />

SNi s. Substitution, nucleophile,<br />

innere<br />

SNR-Mechanismus 398<br />

Solvatation 154<br />

beiSN-Rkk. 218 ff<br />

Solvatochromie 86 f<br />

SolvenomM 472<br />

Solvolyse 216<br />

von tert-Butylchlorid 218<br />

Soman s. Methylphosphonsäurefluoridpinacolylester<br />

Sommelet-Reaktion 388<br />

SOMO 196<br />

Bedeutung bei Cycloadditionen<br />

324 ff<br />

des Brom(Chlor)radikals 316<br />

Sonnenschutzmittel 382,480<br />

Sonogashira-Reaktion 405,<br />

406/AAV<br />

Sorbinsäure, D 277/T,529/V<br />

Sorbit<br />

D 583/V<br />

I Derivate 726<br />

R 438<br />

Sorbose 438,470,713/1<br />

Soxhlet-Extraktor 59<br />

Spaltrohrkolonne 51<br />

Spektroskopie<br />

Derivativ- 90<br />

Elektronen- 85<br />

Infrarot- 77,83,90 f f, 126 f/L<br />

Massen- 112<br />

Mikrowellen- 83<br />

NMR 77, 98 ff, 126 f/L<br />

optische 83<br />

Röntgen 83<br />

UV-VIS- 83, 85 ff<br />

Spermöl 493<br />

Spin-Kopplungskonstante 102<br />

Spinne 42<br />

Spin-Spin-Kopplung 102<br />

Spitzkolben 3,30,123<br />

Sprengstoffe 231,577<br />

Sprühreagenzienfür DC 68<br />

Squalan 75<br />

S-Sätze s. Gefahrstoffverordnung<br />

Stabilisierungsenergie 352<br />

Städeler-Kühler 4 f<br />

staggered 169 f<br />

Stahldruckflaschen 19<br />

Standardapparaturen für<br />

organisch-chemische<br />

Reaktionen 5 ff<br />

Standardbildungsenthalpien 149<br />

Standardelektrodenpotential<br />

416<br />

Standard-Gibbs-Reaktionsenergie<br />

149<br />

Standardreaktionsenthalpie<br />

149,193<br />

Standardreaktionsentropie 150<br />

Standkolben 3<br />

Stannane 209<br />

Stärke 471<br />

als Adsorptionsmittel 64<br />

Stationaritätsprinzip nach<br />

BODENSTEIN 152<br />

Stativ 9<br />

Stearinsäure 493<br />

I Derivate 715<br />

U 498<br />

Stearoylchlorid<br />

D 498/V<br />

U 652<br />

Stearylalkohol, Derivate 726<br />

Stephens-Castro-Kupplung 404<br />

stereogen 173<br />

Stereoisomere 169 ff, 184/L<br />

stereoselektive Synthese 178,<br />

185/L<br />

Aldolreaktion 523<br />

Alkylierung von Carbonylverbb.<br />

611<br />

Hydrierung 338<br />

von Alkoholen 310,571 f<br />

von Epoxiden 303<br />

Wittig-Reaktion 538<br />

sterische Effekte 165<br />

sterische Hinderung 165<br />

Steroide 5!7<br />

Stevens-Umlagerung 661,681/L<br />

Stickoxide, G 774<br />

Stickstoff<br />

I Nachweis in Verbb.<br />

686/AAV<br />

flüssiger 17<br />

Kennzeichnung der Druckgasflasche<br />

20<br />

Reinigung 760<br />

Stickstoffloste 246/T<br />

Stickstoffwasserstoffsäure<br />

D 760/V<br />

G 760<br />

U 672<br />

Stuben<br />

D 271/B,537/V<br />

I 734<br />

Oxidationspotential 416<br />

U 326/L<br />

Stilbene<br />

D 537/AAV, 540/T<br />

Stille-Reaktion 407,414/L<br />

STN International 140 ff<br />

Störungstheorie 166 ff, 184/L<br />

von Radikal-Rkk. 196<br />

Strahlungsionisationsdetektor<br />

75<br />

Strecker-Synthese 501,513,<br />

514/AAV, 618/L<br />

Streckschwingungen 91<br />

Streichgerät für DC 67<br />

Strömungsmesser 11<br />

Styphnate<br />

vonAminen,D 698/AAV(I)<br />

von Kohlenwasserstoffen,<br />

D 731/AAV(I)<br />

Styphninsäure, U 361,698,731<br />

Styren 267,312/T,, 322/T, 377<br />

G 774<br />

I IR-Spektrum 734<br />

physikalische Konstanten<br />

733<br />

R [4+2]-Cycloadd. 331<br />

Hydrierung 344/V


Polymerisation 312,322/L<br />

U 300,302,303,304,309,<br />

319,326,329,344,384<br />

Styrendibromid<br />

I 'H-NMR-Spektrum 724<br />

physikalische<br />

Konstanten 723<br />

U 280<br />

Styrene, D 276/V(L)<br />

Styrol s. Styren<br />

Suberon.D 668/V<br />

Sublimation 57<br />

Substituenten<br />

„erster Ordnung" 355<br />

nucleofuge 218<br />

„zweiter Ordnung" 355<br />

Substituenteneffekte 159 ff,<br />

163 f, 215 f<br />

Substituentenkonstanten nach<br />

HAMMETT 163 ff, 168<br />

Substitution am gesättigten<br />

C-Atom<br />

nucleophile 153,211 ff, 261/L<br />

bimolekulare 214 f<br />

innere 230<br />

monomolekulare 213 ff<br />

radikalische 193ff,2!0/L<br />

Substitution, aromatische<br />

41 l/L<br />

elektrophile 352 ff, 41 l/L<br />

metallvermittelte 399 ff<br />

nucleophile 393ff,413/L<br />

Substitutionsreaktionen 148<br />

substitutive Nomenklatur 136<br />

Substratinduktion 178<br />

Succinaldehyd<br />

I Derivate 706<br />

R Mannich-Rk. 533<br />

Succinimid<br />

R Add. an a,ß-ungesättigte<br />

Carbonylverbb. 604<br />

U 671/L<br />

Succinonitril<br />

D 258/V, 602/V(L)<br />

U 500<br />

Sulfamethoxazol 657<br />

Sulfamide s. Sulfonsäureamide<br />

Sulfamidsäure, G 774<br />

Sulfanilsäure 657<br />

G 774<br />

I Derivate 737<br />

Löslichkeit 688<br />

U 645<br />

diazotierte, für Phenolnachweis<br />

68<br />

Sulfanilsäureamide 629, 657 f<br />

Sulfanyl s. Mercapto<br />

Sulfanylverbindungen, I 735 ff<br />

Sulfene 278<br />

Sulfensäuren 653<br />

Sulfide<br />

D aus Alkylhalogeniden und<br />

Natriumsulfid 212,<br />

248/AAV<br />

aus Organometallverbb.<br />

und Schwefel 401<br />

aus Thiolen und aktivierten<br />

Aromaten 396/AAV<br />

durch Add. v. Thiolen an<br />

a,ß-ungesättigte<br />

Carbonylverbb. 597<br />

durch Reduktion von<br />

Sulfoxiden 653<br />

I Geruch 685<br />

R Ox. zu Sulfoxiden 653<br />

Sulfidkatalysatoren 341<br />

Sulfinsäuren 367<br />

D durch Red. von Sulfonsäurechloriden<br />

626,652<br />

nach SANDMEYER aus<br />

Diazoniumsalzen 640<br />

I Löslichkeit in Laugen 688<br />

2(3)(4)-Sulfo-benzoesäure,<br />

Derivate 737<br />

2-Sulfo-benzoesäureimid s.<br />

Saccharin<br />

Sulfochloride s. Sulfonsäurechloride<br />

Sulfochlorierung 188,208<br />

Sulfogruppe als heteroanaloge<br />

Carbonylgruppe 623 f<br />

Sulfolan s. Tetramethylensulfon<br />

Sulfonamide s. Sulfanilsäureamide<br />

und Sulfonsäureamide<br />

Sulfone, D durch Ox. von Thioethern<br />

653 f, 735/AAV(I)<br />

Sulfonierung von<br />

Aromaten 352, 361 ff, 412/L<br />

Sulfoniumverbindungen, D 212<br />

Sulfonsäurealkylester 237<br />

D 626<br />

R als Alkylierungsmittel<br />

218, 652<br />

mit Carbonsäureanionen<br />

241<br />

Reduktion 188,209<br />

Sulfonsäureamide (Sulfonamide)<br />

243, 367,629,655<br />

D 626,657/AAV<br />

I 731/D.737/D<br />

Löslichkeit 688<br />

Register 845<br />

R Add. an a,ß-ungesättigte<br />

Carbonylverbb. 604<br />

Sulfonsäurechloride<br />

D aus Sulfonsäuren<br />

656/AAV(I)<br />

durch Chlorsulfonierung<br />

aromatischer Kohlenwasserstoffe<br />

364/AAV,<br />

365/AAV(I)<br />

durch Sulfochlorierung<br />

aliphatischer Kohlenwasserstoffe<br />

208<br />

R Alkoholyse 626,655<br />

Aminolyse 626,656,<br />

657/AAV<br />

Hydrolyse 208<br />

Red. 626,654/AAV<br />

Sulfonsäuren 652<br />

D durch Oxidation von<br />

Thiolen und Sulfinsäuren<br />

652<br />

durch Sulfonierung von<br />

Aromaten 361 ff, 366/V<br />

durch Sulfoxidation<br />

aliphatischer Kohlenwasserstoffe<br />

208<br />

I 656,736 f<br />

Äquivalentmassebestimmung<br />

737<br />

Löslichkeit 687<br />

U zu Sulfochloriden<br />

656/AAV(I)<br />

Sulfonylharnstoffe 658<br />

Sulfonylverbindungen, IR 93 f<br />

Sulfoxidation 188,208<br />

Sulfoxide<br />

D 653 f<br />

R 653 f<br />

IR 94<br />

Sulfurylchlorid<br />

G 774<br />

zur Chlorierung von Kohlenwasserstoffen<br />

200<br />

Sumpf bei Rektifikationen 50<br />

Superbasen 400<br />

Süßstoffe 367,486<br />

D 422/V,423<br />

Suzuki-Reaktion 406, 414/L<br />

Swern-Oxidation 433 f/AAV<br />

Symmetriebedingungen<br />

bei Cycloadditionen 324<br />

bei Elektronenübergängen<br />

86<br />

Sympathikomimetika 579<br />

synclinal 170<br />

synperiplanar HO, 27 \


846 Register<br />

Syntheseplanung 18Of, 185/L<br />

Synthon 180<br />

Tabellenbücher 129,135<br />

Tammansche Regel 38<br />

Tammelinscher Ester s.<br />

Methylphosphonsäurefluoridcholinester<br />

Tauchung 12<br />

Taxogen 322<br />

TDI s. Toluylendiisocyanat<br />

TEBAC s. Benzyltriethylammoniumchlorid<br />

Teclubrenner 14<br />

Teflon s. Polytetrafluorethylen<br />

Telogen 322<br />

Telomere 321<br />

TEMPO 192,432<br />

Tenside 305/T, 377<br />

Terephthalaldehyd<br />

D 236/V<br />

I Derivate 707<br />

Terephthalsäure 305/T, 423/T<br />

D 422/V<br />

I Derivate 717<br />

U 649<br />

Terephthalsäuredimethylester<br />

480/T<br />

D 649/V<br />

Terephthalsäuremonomethylester,<br />

D 423/V<br />

Terpenalkohole 517<br />

Terpene 303,507,517 f, 684<br />

2,3,4,6-Tetraacetyl-D-glucose,<br />

D 484/V<br />

Tetraaminoethylen 290<br />

1,2,4,5-Tetrachlor-benzen 399/T<br />

Tetrachlorchinon s. Chloranil<br />

1,1,2,2-Tetrachlor-ethan 278/T,<br />

301/T<br />

I physikalische<br />

Konstanten 723<br />

Tetrachlorethylen, physikalische<br />

Konstanten 723<br />

Tetrachlorhydrochinon 416,453<br />

Tetrachlorkohlenstoff 202/T,<br />

321,415<br />

G 760,774<br />

I physikalische<br />

Konstanten 723<br />

R radikalische Add. an<br />

Olefine 317<br />

U 319,376<br />

als Chlorierungsmittel 199<br />

als Extraktionsmittel 61<br />

als Lösungsmittel 64,90<br />

als Wasserschlepper 56<br />

Azeotrop mit Methanol bzw.<br />

Wasser 56<br />

Reinigung 760<br />

Trocknung 28,760<br />

Tetrachlormethan s. Tetrachlorkohlenstoff<br />

1,1,1,3-Tetrachlor-nonan,<br />

D 319/V<br />

l, l ,1,3-Tetrachlor-octan,<br />

D 319/V<br />

a, a, a, cy-Tetrachlor-paraffine<br />

323<br />

Tetracosan, Siedetemp.,<br />

Abhängigkeit vom Druck 40<br />

Tetracyanethylen 290<br />

Tetradecannitril<br />

D 258/V<br />

U 590<br />

Tetradecan-1-ol, D 590/V<br />

Tetradecansäureethylester<br />

D 476/V<br />

U 590<br />

Tetradecylamin, D 590/V<br />

Tetrafluorethylen 322/T<br />

2,3,4,5-Tetrahydro-l//-benz-lazepin-2-on,<br />

D 674/V<br />

1,2,3,4-Tetrahydro-carbazol, U<br />

453<br />

Tetrahydrofuran 233f/T,347/T<br />

D 232/T,517/T<br />

G 761,774<br />

I Löslichkeit 688<br />

U 234/L<br />

als Lösungsmittel 64,155,<br />

221,558<br />

Peroxidbildung 761<br />

Reinigung und Trocknung<br />

761<br />

Tetrahydrofurfurylalkohol<br />

D 582/V<br />

G 774<br />

U 666<br />

Tetrahydronaphthalen s. Tetralin<br />

l ,2,3,4-Tetrahydro-naphth-l-ylhydroperoxid,<br />

D 208/V<br />

Tetrahydrothiophen-1,1 -dioxid<br />

als Lösungsmittel 155<br />

2,2,6,6-Tetrakis(hydroxymethyl)cyclohexanol,<br />

D 577/V(L)<br />

Tetrakis(triphenylphosphin)palladium<br />

406 ff, 409 f<br />

Tetralin 347/T<br />

G 774<br />

I Derivate 732<br />

U 208<br />

Tetralinhydroperoxid<br />

G 774<br />

D 208/V<br />

a-Tetralon 347/T<br />

D 381/V(L)<br />

U 563,674<br />

Tetramethylbenzen 376<br />

2,3-Tetramethylen-indol,<br />

D 680/V(L)<br />

Tetramethylensulfon<br />

G 761<br />

als Lösungsmittel 253<br />

Reinigung 761<br />

Tetramethylethylen s.<br />

2,3-Dimethyl-but-2-en<br />

N,N,N',N'-Tetramethyl-ethylendiamin<br />

(TMEDA) 400<br />

2,2,6,6-Tetramethyl-piperidin-loxyl<br />

(TEMPO) 192,432<br />

Tetramethylsilan<br />

als innerer Standard 99<br />

^-chemische<br />

Verschiebung 101<br />

Tetramethylthiuramdisulfid<br />

505/T<br />

Tetrapropylammoniumperruthenat<br />

435<br />

Tetrapropylen 312/T<br />

Tetrosen 175<br />

Textilhilfsmittel 245,305/T<br />

Thalliumhydroxid 407<br />

Thermodynamik 149 f, 183/L<br />

thermodynamische<br />

Kontrolle 154<br />

Thermolyse 189,316<br />

Thermometer 123<br />

Thermometerkorrektur 42,79<br />

Thermostat 15<br />

Thiambutoxin 505<br />

Thiamin 530/T<br />

Thiazole 465<br />

D 453/V(L)<br />

J 3 -Thiazoline, U 453/L<br />

Thiirane 323<br />

Thioacetale 458<br />

D 472<br />

Thioacet-4-chlor-anilid,<br />

D 507/V<br />

Thioamide 427<br />

Thiobenzamid, D 507/V<br />

Thiobenzanilid, D 507/V<br />

Thiobenzoesäuremorpholid,<br />

D 427/V<br />

Thiocarbonsäureamide 465<br />

D 506/AAV,554<br />

Thiocarbonsäureester, D 506


Thiocarbonsäuremorpholide,<br />

Verseifung 428/AAV<br />

Thiocarbonylverbindungen<br />

D 506<br />

R mit Grignard-Verbb. 561<br />

UV-VIS 88<br />

mfo.pj-Thiocresol, Derivate<br />

736<br />

Thiocyanate, D 249/AAV,<br />

261/L,353,372/AAV<br />

l (2)-Thiocyanatomethylnaphthalin,D<br />

250/V<br />

Thiocyanierung s.<br />

Rhrodanierung<br />

Thiodiglycol, D 249/V(L)<br />

Thioether s. Sulfide<br />

Thioethylenacetale 472<br />

Thioformanilid, D 507/V<br />

Thioglycerol, Lösungsmittel bei<br />

MS 113<br />

Thioglycol 472<br />

Thioglycolsäure 252/T<br />

U 232/L<br />

Thioglycolsäureester, R 605<br />

Thioharnstoff<br />

G 774<br />

R Alkylierung 251/AAV<br />

U 252/L<br />

Thioharnstoffe, substituierte<br />

D 251/AAV(I), 505/AAV(I)<br />

U 251/AAV, 252/L<br />

Thiohomoveratrumsäuremorpholid<br />

D 427/V<br />

U 428<br />

Thioketone, D 506<br />

Thiolationen 225<br />

Thiole (s. auch Thiophenole)<br />

211,472<br />

D 261/L<br />

aus Alkylhalogeniden und<br />

Alkalihydrogensulfiden<br />

248<br />

aus Organometallverbb.<br />

und Schwefel 401<br />

durch Hydrolyse von<br />

5-Alkylthiouroniumsalzen<br />

251/AAV<br />

durch Pyrolyse von<br />

Xanthogenaten<br />

(CHUGAEV) 283<br />

durch Red. von Sulfonsäurechloriden<br />

652 f<br />

I 696,735<br />

Äquivalentmassebestimmung<br />

735/V<br />

Geruch 251,685<br />

IR 92<br />

Löslichkeit 688<br />

R Add.<br />

an vinyloge Carbonylverbb.<br />

594,597<br />

radikalische, an Olefine<br />

317<br />

Arylierung 411<br />

mit Alkylhalogeniden 248<br />

mit Grignard-Verbb. 559<br />

mit salpetriger Säure<br />

696/AAV(I)<br />

mit Schwermetallsalzen<br />

696/AAV(I)<br />

Thiolsäuren, radikalische Add.<br />

an Olefine 317<br />

a-Thio-naphthol, Derivate 736<br />

ß-Thio-naphthol, Derivate 736<br />

Thionierung von Carbonylverbb.<br />

506/AAV<br />

Thionicotinsäureamid, D 507/V<br />

Thionylchlorid<br />

G 761,774<br />

R mit Alkoholen 229<br />

U mit Pentylalkohol 231/L<br />

mit Carbonsäuren 497,<br />

498/AAV<br />

mit Cyanessigester 501<br />

Reinigung 761<br />

Thiophen 352<br />

R elektrophile<br />

Substitution 355,357<br />

Friedel-Crafts-<br />

Acylierung 378<br />

Gattermann-Synthese 382<br />

U 384,402<br />

Thiophen-2-carbaldehyd<br />

D 384/V<br />

I Derivate 707<br />

Thiophen-2-carbonsäure,<br />

D 450/V<br />

Thiophene, substituierte, D 605<br />

Thiophenol<br />

D 654/V<br />

I Derivate 736<br />

U 319<br />

PKs-Wert 158<br />

Thiophenole (s. auch Thiole)<br />

D 367, 372, 654/AAV<br />

I 696,735<br />

Äquivalentmassebestimmung<br />

735/V<br />

IR 92<br />

Löslichkeit 688<br />

Register 847<br />

R mit salpetriger<br />

Säure 696/AAV(I)<br />

mit Schwermetallsalzen<br />

696/AAV(I)<br />

2-Thiophenthiol, D 402/V(L)<br />

Thiophosgen 502,504/L<br />

Thiosalicylsäure, D 642/V(L)<br />

Thiosemicarbazone UV-VIS 88<br />

Thiouroniumsalze 25Of<br />

Thiuram 505<br />

(hreo-Form 176<br />

Threonin, I 704<br />

Threose 175 f<br />

Thüringer Glas l<br />

Thymol, Derivate 728<br />

Tieffeldverschiebungen bei<br />

13 C-NMR 109<br />

TIEMANN s, REIMER<br />

Tiffeneau-Rk. 665, 681/L<br />

Tiglinaldehyd<br />

D 52IlV<br />

U 469<br />

Tiglinaldehyd-diethylacetal,<br />

D 469/V<br />

Tiglinsäure, Derivate 715<br />

Tiglinsäurechlorid, D 498<br />

TISHCHENKO s. CLAISEN<br />

Titanium, niedervalentes 591<br />

Titanium(IV)isopropoxid als<br />

Katalysator 303<br />

Titaniumkomplexe 303<br />

Titanium(IV)sulfat zur Probe<br />

auf Peroxide 207<br />

Titaniumtrichlorid 336,591<br />

Titaniumtetrachlorid<br />

G 774<br />

als Katalysator 374,607<br />

TMS s. Tetramethylsilan<br />

Tobias-Säure, D 365/L<br />

Tocopherol 376/T<br />

Tollens-Reagens 437,690<br />

D 76IlV<br />

Tolualdehyde s. Toluylaldehyde<br />

Toluen 419/T<br />

D 374/B<br />

G 761,774<br />

I Derivate 732<br />

R Chlorierung 202/T<br />

Methylierung 374<br />

Ox. 424<br />

in Gegenwart von<br />

Ammoniak 419 ^<br />

radikalische Subst. 194<br />

Zweitsubstitution 357<br />

U !99,200,204,345,36O,<br />

365, 366,38!, 387,422,


848 Register<br />

Azeotrop mit Wasser 56,76!<br />

Bindungsdissoziationsenergie<br />

189<br />

Oxidationspotential 416<br />

PK5-WeU 158<br />

Trocknung 761<br />

Toluene, substituierte<br />

D 408/V(L)<br />

Ox. 422/AAV, 424<br />

o-Toluensulfochlorid 367<br />

D 365/V<br />

U 654,657<br />

p-Tbluensulfochlorid<br />

D 365/V<br />

U 654,657<br />

mit Alkoholen 655/AAV<br />

Toluensulfonate s. p-Toluensulfonsäurealkylester<br />

o-Toluensulfonsäure,<br />

Derivate 737<br />

p-Toluensulfonsäure<br />

D 366/V<br />

G 774<br />

I Derivate 737<br />

p-Toluensulfonsäurealkylester<br />

211,218,222,253<br />

D 655/AAV<br />

R radikal. Red. 209<br />

U 240,253<br />

als Alkylierungsmittel 373,<br />

608<br />

o-Toluensulfonsäureamid<br />

D 657/V<br />

U 422<br />

p-Toluensulfonsäureamid,<br />

D 657/V<br />

p-Toluensulfonsäureamide,<br />

D 657/AAV(I), 698/1<br />

p-Toluensulfonsäurebutylester<br />

D 655/V<br />

U 240<br />

p-Toluensulfonsäure-Nchloramid<br />

657<br />

p-Toluensulfonsäureethylester<br />

D 655/V<br />

U 240<br />

p-Toluensulfonsäureheptylester,<br />

D 655/V<br />

p-Toluensulfonsäurehexylester,<br />

D 655/V<br />

p-Toluensulfonsäure-menthylester,D<br />

655/V<br />

p-Toluensulfonsäuremethylester<br />

(Methyltosylat)<br />

D 655/V<br />

U 240<br />

Reaktivität bei SN2-Rkk. 2!8<br />

p-Toluensulfonsäureoctylester,<br />

D 655/V<br />

p-Toluensulfonsäurepentylester,<br />

D 655/V<br />

p-Toluensulfonsäurepropylester<br />

D 655/V<br />

U 240<br />

N-(p-Toluensulfonyl)anthranilsäure,<br />

D 657/V(L)<br />

p-Toluensulfonylhydrazone 581<br />

R 647<br />

m-Toluidin<br />

D 397,627<br />

G 774<br />

I Derivate 699<br />

U 637,639,641<br />

o-Toluidin<br />

D 628/V<br />

G 774<br />

I Derivate 699<br />

U 637,641<br />

p-Toluidin 361/T<br />

D 397,628/V<br />

G 774<br />

I Derivate 699<br />

U 373,596,637,639,641<br />

3-(p-Toluidino)propionsäureethylester,D<br />

596/V<br />

Toluol s. Toluen<br />

p-Toluoylchlorid, D 499/V<br />

m-Toluylaldehyd, Derivate 707<br />

o-Toluylaldehyd<br />

D 424/V<br />

I Derivate 707<br />

p-Toluylaldehyd<br />

D 382/V(L), 424/V<br />

I Derivate 707<br />

U 534,537<br />

2,4- u. 2,6-Toluylendiisocyanat<br />

503,505/T<br />

m-Toluylsäure<br />

D 423/V<br />

I Derivate 716<br />

o-Toluylsäure<br />

D 423/V<br />

I Derivate 716<br />

p-Toluylsäure<br />

D 423/V<br />

I Derivate 716<br />

U 499<br />

p-Toluylsäurernethylester<br />

D 476/V<br />

U 423<br />

Tolyl- s. auch Toluylp-Tolylessigsäure,<br />

D 428/V<br />

m-Tolylhydrazin, D 639/V<br />

p-Tolylhydrazin<br />

D 639/V<br />

U 483<br />

p-Tolylthioessigsäurernorpholid<br />

D 427/V<br />

U 428<br />

Tosyl- s. p-Toluensulfonyl-<br />

Tosylate s. p-Toluensulfonsäurealkylester<br />

Totzeit 73<br />

toxische Dosis 764,765 ff<br />

Trägergas bei GC 74<br />

Trägerkatalysatoren 341<br />

Trägermaterial bei GC 75<br />

Transalkylierungsreaktionen<br />

376<br />

Transmetallierung 403,405 ff,<br />

559,565<br />

Treibgase 254<br />

Trennfaktor bei<br />

Extraktionen 59<br />

Trennsäule 70,75<br />

Trennstufe, theoretische 48 ff, 73<br />

Trenn verfahren 31 ff<br />

Trialkylaluminiumverbindungen<br />

bei Ziegler-Natta-Synthesen<br />

336<br />

Trialkylborane<br />

D 308<br />

R 308,677<br />

Trialkylhalogensilane, nucleophile<br />

Substitution 262/L<br />

l,3,5-Trialkyl-hexahydro-l,3,5triazine<br />

386/L<br />

Trialkylphosphinoxide, D 247<br />

Trialkylsilylamine, D 212<br />

Trialkylsilylazide, D 212<br />

Trialkylsilylcyanide, D 212<br />

Trialkylsilylgruppe 182<br />

Trialkylzinnchlorid, U 407<br />

Triazene, 1,3-disubstituierte 632,<br />

643<br />

Tribenzylamin, Derivate 703<br />

Tribromacetaldehyd s. Bromal<br />

Tribrommethanol, D 574/V<br />

2,4,6-Tribrom-phenol, Derivate<br />

728<br />

l,2,3-Tribrom-propan,D 300/V<br />

Tri(tert-butyl)phosphin 409 f<br />

Tri-n-butylzinnhydrid<br />

bei radikal. Add. 319<br />

zur Darst. von Aldehyden<br />

408<br />

zur radikal. Red. 2091210/L<br />

Trichloracetaldehyd s. Chloral


Trichloracetylchlorid, D 498/V<br />

1,2,4-Trichlor-benzen 278/T<br />

!,l, 1 -Trichlor-2,2-di(4-chlorphenyl)ethan<br />

s. DDT<br />

l,l,l-Trichlor-2,2-di(4-methoxyphenyl)ethan<br />

389/T<br />

Trichloressigsäure<br />

D 438/V<br />

G 774<br />

I Derivate 715<br />

U 498<br />

Acidität 457<br />

Katalysator bei Diels-Alder-<br />

Rkk. 332<br />

Trichlorethan 301/T<br />

2,2,2-Trichlor-ethanol<br />

D 574/V,570/V<br />

I Derivate 726<br />

Trichlorethylen 278/T, 301/T,<br />

614/T<br />

G 762,774<br />

I physikalische<br />

Konstanten 723<br />

Reinigung und<br />

Trocknung 762<br />

Trichlormethan s. Chloroform<br />

Trichlormethanidion 225<br />

(Trichlormethyl)aromaten 235<br />

(Trichlormethyl)benzen 202/T<br />

D 199/V<br />

G 775<br />

I physikalische<br />

Konstanten 723<br />

2,4,5-Trichlor-phenol 372/T<br />

D 399/T<br />

2,4,6-Trichlor-phenol,<br />

Derivate 728<br />

2,4,5-Trichlor-phenoxyessigsäure<br />

372/T<br />

D 241<br />

2,4,5-Trichlor-phenoxyessigsäureester<br />

480/T<br />

2,2,2-Trichlor-l-phenyl-ethanol,<br />

D 563/V<br />

Trichter, beheizbarer 35<br />

Tricresylphosphat für DC 76<br />

l ,2,3-Tricyan-propan-2-ol,<br />

D 614AT<br />

Tridecannitril<br />

D 258/V<br />

U 500,590<br />

Tridecansäure, D 500/V<br />

Tridecylamin, D 590/V<br />

Tridecylbromid, U 258<br />

Tridecylcyanid<br />

D 258/V<br />

U 590<br />

Triethanolamin, D 304/T<br />

1,3,3-Triethoxy-butan, U 276/L<br />

Triethylamin 242,280<br />

G 775<br />

I Derivate 703<br />

Lösungsmittelf Grignard-<br />

Rkk. 558<br />

Triethylammoniumion,<br />

pKs-Wert 158<br />

Triethylenglycol 15,762<br />

D 305/T<br />

Siede temp., Abhängigkeit<br />

vom Druck 40<br />

Triethylphosphit, U 247/L<br />

Triflate s. Trifluormethansulfonsäureester<br />

Trifluorethanol als Lösungsmittel<br />

222<br />

Trifluormethansulfonsäure als<br />

Friedel-Crafts-Katalysator<br />

379<br />

Trifluormethansulfonsäureester<br />

217,405<br />

als Alkylierungsmittel 223<br />

in Kreuzkupplungen 405 ff,<br />

408 ff<br />

4-Trifluormethyl-benzaldehyd,<br />

U 467<br />

4-Trifluormethyl-benzaldehydoxim,<br />

D 467<br />

4-Trifluormethyl-benzhydroximoylchlorid,<br />

D 201/V<br />

Triglyceride 493<br />

Triglycol s. Triethylenglycol<br />

Trihalogenide, geminale 235<br />

Trihalogenessigsäure, Carbenbildung<br />

285<br />

Trihalogenmethane, Dehydrohalogenierung<br />

285<br />

2,4,6-Trihydroxy-benzoesäure,<br />

D 392/V<br />

3,4,5-Trihydroxy-benzoesäure,<br />

U 239<br />

Trihydroxyneopentan 577/T<br />

Triisopropylphosphit, U 247/L<br />

Trilon A s. Nitrilotriessigsäure<br />

Trilon B s. Ethylendiamintetraessigsäure<br />

Trimethincyanine, D 555,<br />

557/AAV<br />

3,4,5-Trimethoxy-benzoesäure,<br />

D 239/V<br />

2,4,6-Trimethyl-acetophenon, U<br />

426<br />

Trimethylamin 282<br />

Register 849<br />

I Derivate 703<br />

2,5,6-Trimethyl-benzaldehyd, U<br />

467<br />

2,5,6-Trimethyl-benzaldehydoxim,<br />

D 467<br />

l ,3,5-Trimethyl-benzen<br />

D 374/B,519<br />

G 775<br />

U 370<br />

2,4,6-Trimethyl-benzhydroximoylchlorid,<br />

D 201/V<br />

2,4,6-Trimethyl-benzylchlorid<br />

D 387<br />

U 257<br />

2,4,6-Trimethyl-benzylcyanid<br />

D 257/V<br />

U 501<br />

Trimethylessigsäure<br />

D 450/V, 563/V<br />

Acidität 457<br />

2,3,5-Trimethyl-hydrochinon<br />

376AT<br />

Trimethylolpropan 524/T, 577/T<br />

2,2,4-Trimethyl-3-oxo-pentansäureethylester,<br />

D 546/V<br />

2,2,4-Trimethyl-pentan<br />

13 C-NMR-Spektrum 731<br />

IR-Spektrum 730<br />

physikalische Konstanten<br />

730<br />

2,4,4-Trimethyl-pentan-2-ol 270<br />

2,4,4-Trimethyl-pent-l-en 270<br />

2,4,4-Trimethyl-pent-2-en 270<br />

2,4,5-Trimethyl-phenol,<br />

Derivate 728<br />

2,4,6-Trimethyl-phenylessigsäure,D<br />

501/V<br />

2,4,6-Trimethyl-phenylglyoxal,<br />

D 426/V<br />

Trimethylsilanol 260<br />

N-Trimethylsilyl-acetamid,<br />

D 260/V<br />

Trimethylsilylamide 259<br />

Trimethylsilylamine 259<br />

Trimethylsilylazid, D 260/V(L)<br />

Trimethylsilylchlorid 259 f, 607<br />

Trimethylsilylcyanid<br />

D 260<br />

U 534/L<br />

N-Trimethylsilyl-diethylamin,<br />

D 260/V<br />

a-Trimethylsilyloxy-nitrile 534<br />

N-Trimethylsilyl-piperidin,<br />

D 260/V<br />

1,3,5-Trinitro-benzen 36!/T<br />

D 358


850 Register<br />

als Identifizierungsreagens<br />

361<br />

2,4,6-Trinitro-phenol s. Pikrinsäure<br />

2,4,6-Trinitrotoluen 361/T<br />

2,4,6-Trioxo-heptan-l,7-disäurediethylester,<br />

D 546/V<br />

l ,2,2-Triphenyl-acenaphthen-1 -<br />

öl, D 564<br />

Triphenylmethan, pKs-Wert 510<br />

Triphenylmethanfarbstoffe 382,<br />

390<br />

Triphenylmethanol<br />

D 235/V, 376,563/V<br />

I Derivate 726<br />

Triphenylmethylchlorid 240<br />

D 376/V<br />

U 235<br />

Triphenylmethylether 241<br />

Triphenylmethylhalogenide,<br />

SN-Rkk. 216<br />

Triphenylmethylnatrium, Kond.mittel<br />

bei der Esterkond. 542<br />

Triphenylmethylradikal 189,192<br />

Triphenylphosphan s. Triphenylphosphin<br />

Triphenylphosphin<br />

R 232,406,409f<br />

U 246<br />

Triphenylphosphinoxid 537<br />

Triplettzustand bei Carbenen<br />

286,325<br />

Tris(dibenzylidenaceton)dipalladium<br />

407,411<br />

Tri(o-tolyl)phosphin 407 f, 409 f<br />

Triton B 594<br />

Tritylalkohol s. Triphenylmethanol<br />

Tritylchlorid s. Triphenylmethylchlorid<br />

TRK-Wert 764<br />

Trockenbatterie 25<br />

Trockeneis s. Kohlendioxid,<br />

festes<br />

Trockenmittel 28<br />

Trockenpistole 27<br />

Trockenröhrchen 5<br />

Trockenschrank 27<br />

Trockenturm 25<br />

Trocknung 24 ff<br />

aceotrope 56<br />

von Feststoffen 27,46<br />

von Lösungsmitteln 741 ff<br />

Tropasäure, D 563/V(L)<br />

Tropinon 533<br />

Tropyliumkation 116,352<br />

Tryptophan 680<br />

D 492/V(L), 533,601/V(L)<br />

I 705<br />

Tuberculostatica 423/T, 482<br />

Twistform 171<br />

Twitchell-Reaktiv 493<br />

Tyrosin 442<br />

I 705<br />

Löslichkeit 688<br />

Überdruck, Erzeugung 71<br />

Überdrucksicherung 12<br />

Übergänge s. Elektronenübergänge<br />

übergangsmetallkatalysierte<br />

Reaktionen 334 ff, 405 ff,<br />

408 ff<br />

Übergangsstück s. auch<br />

Reduzierstück 124<br />

Übergangszustand 149 ff, 166<br />

Ubichinon 442<br />

Ullmann-Reaktion 404<br />

Ultragifte 248<br />

Ultraschallbad 9<br />

Umesterung 460,477<br />

Umkehrphasen (RP) 66,72<br />

Umkristallisieren 37<br />

Umlagerungen 148,227,659 ff<br />

am Sauerstoffatom 675 ff<br />

am Stickstoffatom 669 ff<br />

der Epoxide 665/AAV(I)<br />

Umpolung 181,185/L, 533,599<br />

Undecanal,D 433/V<br />

Undecan-1,11 -dicarbonsäure,<br />

D 581/V<br />

Undecan-2,5-dion, D 602/V(L)<br />

Undecannitril<br />

D 258/V<br />

U 590<br />

Undecanol,U 433 f<br />

Undecansäure, D 433/V<br />

Undecylamin, D 590/V<br />

Undecylbromid, U 258<br />

Unfälle s. vorderer innerer<br />

Buchdeckel, 743 ff, 775 f/L<br />

ungesättigte Öle,<br />

Trocknung 206<br />

unterchlorige Säure, Ox. mit<br />

432/AAV<br />

unterhalogenige Säuren,<br />

Add. an Olefine und<br />

Acetylene 291,348/L<br />

Uracil-6-carbaldehyd,<br />

D 425/V(L)<br />

Ureide 487<br />

Urethane<br />

D aus Chlorkohlensäureestern<br />

und Aminen 486<br />

aus Isocyanaten und<br />

Alkoholen 505/AAV,<br />

725/1,727/1<br />

durch Hofmann-Abbau<br />

670<br />

R Pyrolyse 283<br />

Urotropin s. Hexamethylentetramin<br />

URUSHIBARA s. Raney-Nickel<br />

UV-Absorber 382<br />

UV-VIS-Spektroskopie 77,85 ff,<br />

126 f/L<br />

Vakuum 21 ff, 23<br />

Vakuumdestillationsapparatur<br />

42<br />

Vakuummessung 22 f<br />

Vakuumvorstoß 42,123<br />

Valenzschwingungen bei IR 91<br />

Valenztautomerie 678<br />

Valeraldehyd, Derivate 706<br />

Valeriansäure<br />

D 492/V,500/V<br />

G 775<br />

I Derivate 715<br />

U 613,674<br />

(5-Valerolactam, D 674/V<br />


Veresterung<br />

azeotrope, extraktive 227,<br />

475/AAV<br />

von Alkoholen<br />

mit anorganischen<br />

Säuren 211,227ff<br />

mit Bromwasserstoffsäure<br />

228/AAV<br />

mit salpetriger Säure 634,<br />

634 f/V<br />

von Carbonsäuren 474,<br />

475/AAV<br />

mit Diazomethan 625,<br />

649/AAV<br />

Veresterungsgeschwindigkeit<br />

474<br />

von Alkoholen mit Halogenwasserstoffsäuren<br />

227<br />

Veretherung 226,232 ff<br />

nach WILLIAMSON 211,235,<br />

239/AAV<br />

von Alkoholen (sauer) 211,<br />

232,265<br />

von Phenolen<br />

mit Diazomethan<br />

649/AAV<br />

mit Dimethylsulfat<br />

239/AAV<br />

Verkochen von Diazoniumsalzlösungen<br />

636,637/AAV,<br />

659/L<br />

Verschiebung, chemische 99<br />

1 H-NMR 101<br />

13 C-NMR 106,109<br />

Verseifung s. auch Hydrolyse<br />

in der qualitativen<br />

Analyse 693<br />

von N-Acyl-aminomalonestern<br />

492<br />

von Carbonsäureamiden<br />

718/1<br />

von Carbonsäureestern<br />

488 ff, 719/AAV(I)<br />

von Nitrilen 500/AAV, 501/T,<br />

718/1<br />

von substituierten Malonsäurediethylestern<br />

489/AAV<br />

von Sulfonsäureestern 652<br />

Verseifungszahl von Estern 492<br />

Verteilung 58 f<br />

multiplikative 59,62f<br />

Verteilungschromatographie<br />

66 ff, 74<br />

Verteilungskoeffizienten 58<br />

Viagra 658<br />

Vigreux-Kolonne 51 f, 123<br />

Vilsmeier-Synthese 353,<br />

383/AAV, 413/L<br />

Vinylacetat 298/T, 322/T<br />

D aus Ethylen 335<br />

G 775<br />

U 319/L, 322/L, 326/L, 329<br />

9-Vinyl-anthracen, D 540/V<br />

Vinylbromid, Derivate 722<br />

Vinylchlorid 278/T, 298/T,<br />

301/T, 322/T<br />

D aus Ethylen 335<br />

I Derivate 722<br />

Vinylcyclopropan 660<br />

Vinylcyclopropan-Cyclopenten-<br />

Umlagerung 660<br />

Vinylengruppe 162<br />

Vinylether<br />

D 313/AAV<br />

R Umetherung 678<br />

IR 94<br />

Vinylhalogenide, SN-Rkk. 216<br />

Vinylidendichlorid 301/T, 323/T<br />

Vinylierung 349/L<br />

Vinyliodid, Derivate 722<br />

Vinylketone 282<br />

Vinylogie 162,592 ff<br />

2-Vinyl-pyridin 526/T<br />

2-Vinyl-thiophen, D 281/V(L)<br />

Virtulanglas l<br />

Viskoseverfahren 505<br />

Viskosität 38<br />

Vitamin A 540<br />

Vitamin-A-Säure 540<br />

Vitamin B1 530<br />

Vitamin B5 487<br />

Vitamin B6 333,487<br />

Vitamin C 438,470,480<br />

Vitamin E 376<br />

Vitamin K 442<br />

Vorlage 42,50<br />

Vorproben 684 ff<br />

Vorschriftensammlungen 132<br />

Vulkanisationsbeschleuniger<br />

252,505<br />

Wacker-Oxidation 335/AAV<br />

Wachse 480<br />

WADSWORTH s. HORNER<br />

Wagner-Meerwein-<br />

Umlagerung 666,681/L<br />

Walden-Umkehr 215, 229<br />

Wanderungstendenz bei<br />

Umlagerungen 664<br />

Register 851<br />

Wannenform 171<br />

Wärmebad 14<br />

Wärmeleitfähigkeitsdetektor 75<br />

Wärmequelle 14<br />

Wärmetönung 149<br />

Waschflasche 12 f, 25,124<br />

Waschmittel 298,367,493,513,<br />

584<br />

D 208,419,445<br />

Wasser<br />

R Add.<br />

anOlefine 291,295 ff,<br />

348/L<br />

an a,ß-ungesättigte Carbonylverbb.<br />

597<br />

mit Grignard-Verbb. 559<br />

als Lösungsmittel 36,64,90,<br />

155,266<br />

Bindungsdissoziationsenthalpie<br />

189<br />

Moleküleigenschwingungen<br />

im IR 92<br />

PK8-Wert 158,510<br />

Siedetemp., Abhängigkeit<br />

vom Druck 40<br />

Wasserabscheider 57<br />

Wasserbad 14<br />

Wasserdampfdestillation 54 ff<br />

Wasserdampferzeugung s.<br />

Dampfkanne<br />

Wasserstandsregler 14<br />

Wasserstoff<br />

G 762,775<br />

Bindungsdissoziationsenthalpie<br />

189<br />

für Hydrierungen von CC-<br />

Mehrfachbindungen 289,<br />

338,340ff,351/L<br />

für Hydrierung von Carbonylverbb.<br />

582 ff<br />

für Hydrierungen von<br />

NO2-Verbb. 627<br />

für Oxosynthesen 289,338<br />

Kennzeichnung der Druckgasflasche<br />

21<br />

Reinigung und Trocknung<br />

762<br />

Wasserstoffbrücken 155<br />

Wasserstoffperoxid 762<br />

D 44!<br />

G 762,775<br />

U 494<br />

Bindungsdissoziationsenthalpie<br />

!89<br />

Wasserstrahlpumpe 21, 23<br />

Wasserturbinen 10


852 Register<br />

weiche Basen s. Basen<br />

weiche Säuren s. Säuren<br />

Weichmacher 202/T, 423/T, 480,<br />

584,577<br />

Weinsäure 176<br />

I Derivate 716<br />

zur Racemattrennung 177<br />

Weinsäurediethylester<br />

D 476/V<br />

U Ox. 448<br />

zur Sharpless-Epoxidierung<br />

179,303<br />

Willgerodt-Reaktion 426 ff,<br />

454/L<br />

Willgerodt-Kindler-Reaktion<br />

427/AAV, 454/L<br />

Williamson-Ethersynthese 211,<br />

235,239,239/AAV<br />

WILLSTÄTTER, Cyclooctatetraenbildung<br />

282<br />

Wittig-Reaktion 246,509,537,<br />

539/AAV,619/L<br />

Wittig-Umlagerung 661,681/L<br />

Wittscher Topf 33,123<br />

Wolff-Kizhner-Reduktion 567,<br />

579 ff, 580/AAV, 621/L, 627<br />

Wolff-Umlagerung 667,<br />

667 f/AAV, 681/L<br />

Wolle, Färben 646<br />

Woodsches Metall 15<br />

Woodward-Hoffmann-Regeln<br />

325,348/L<br />

Woulfesche Flasche 23,27<br />

Wursters Rot 440<br />

Elektrodenpotential 417<br />

Wurtz-Fittig-Reaktion 403<br />

Wurtz-Reaktion 403,559<br />

Xanthogenate 504<br />

Xanthogensäurealkylester s.<br />

Dithiokohlensäure-O,5dialkylester<br />

Xanthon, Derivate 708<br />

m-Xylen<br />

D 374<br />

G 775<br />

I Derivate 732<br />

U 204,345,381,387,423<br />

o-Xylen 421<br />

D 374/B<br />

G 775<br />

I Derivate 732<br />

U 199,204,345,422,423,424<br />

p-Xylen<br />

D 376/T<br />

G 775<br />

I Derivate 732<br />

R Isomerisierung 374<br />

U 204,345,387,422,423,<br />

424<br />

Oxidationspotential 416<br />

Xylene 762<br />

G 762,775<br />

als Wasserschlepper 56<br />

2,4-Xylidin, U 645<br />

Xylose, I 713<br />

Ylene s. Ylide<br />

Ylide 246,507,535,537,661<br />

Zajcev-Eliminierung 268 f<br />

Zeitgesetze 153<br />

Zeitschriften 129<br />

Zellatmung 418<br />

Zellwolle 505<br />

Zentrifugieren 35,35<br />

Zeolithe 754<br />

Zerevitinov-Bestimmung 559<br />

Zersetzungstemperatur 77<br />

Zerstäuber 69<br />

ZIEGLER 336<br />

Zimtaldehyd<br />

D 384/V, 435/V, 521/V<br />

I Derivate 707<br />

IR-Spektrum 709<br />

U 529,537,540,574,601<br />

als Dehydrierungsmittel<br />

574<br />

Zimtalkohol<br />

D 574/V<br />

I Derivate 726<br />

U 435<br />

Zimtsäure<br />

D 524,529/V<br />

I Derivate 716<br />

U 344,498<br />

Zimtsäureamid, D 410/V<br />

Zimtsäurechlorid s. Cinnamoylchlorid<br />

Zimtsäureester 525<br />

Zimtsäureethylester, 1 H-NMR-<br />

Spektrum 720<br />

Zink zur Reduktion von Carbonylverbindungen<br />

587,587<br />

Zinkchlorid 720<br />

G 775<br />

als Friedel-Crafts-Katalysator<br />

373,379<br />

Zinkcyanid<br />

D 762/V<br />

G 762,775<br />

Zink-Kupfer-Paar 327<br />

zinkorganische Verbb. s.<br />

Organozinkverbb.<br />

Zinkoxid als Dehydrierungskatalysator<br />

435<br />

Zinn(II)-chlorid, G 775<br />

zinnorganische Verbb. s.<br />

Organozinnverbb.<br />

Zinntetrachlorid als Friedel-<br />

Crafts-Katalysator 374<br />

Ziram 505<br />

Zirkon-Alizarinlack-Probe<br />

687/AAV/I<br />

Zucker 579<br />

I Löslichkeit 687<br />

Nachweis bei DC 68<br />

Osazone 466/AAV, 712<br />

als Adsorptionsmittel 64<br />

n,?r*-Zustand 86<br />

TU, 7T*-Zustand 86<br />

Zweihalskolben 3,6f<br />

Zweitsubstitution am Aromaten<br />

354 ff<br />

Z-Wert 86

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