Am 12. Juni 2012 schrieb Wolfgang Herrndorf in seinem Blog: "Mit den letzten Umzugskartons Zeichnungen und Bilder eingetroffen, die Ölbilder fast alle beschädigt von vielen anderen Umzügen und jahrelanger unsachgemäßer Lagerung, Dellen, dicke mit dem Firnis unauflösbar verbundene Dreck- und Staubschichten. Würde ich am liebsten alles wegschmeißen." Er verzweifelte: "Ich tobe, ich beruhige mich, dann tobe ich wieder, angetrieben und aufgedreht von der immer wieder sofort in Motorik übersetzten Erkenntnis, daß alle in diese Bilder und Zeichnungen gesteckte Energie, daß zehn oder fünfzehn Jahre einsamer Arbeit sinnlos waren. Und daß noch einmal genauso viele Jahre, die ich seitdem – mit vielleicht etwas mehr Erfolg – ins Schreiben investiert habe, am Ende genauso sinnlos gewesen sein werden. Egal. Allein das Bild zeigt jemanden, dem es einmal nicht egal war." Gemeint war das Selbstporträt, das wir auf unserem zweiten Cover zeigen. Herrndorf schrieb dies an seinem 47. Geburtstag. Genau drei Jahre später, am 12. Juni 2015, dem Tag, an dem er 50 Jahre geworden wäre, wird sich zeigen, dass seine Arbeit eben nicht sinnlos war: Dann eröffnet im Literaturhaus Berlin die erste Ausstellung seiner Bilder. Wolfgang Herrndorf ist den meisten als Autor des Bestsellers Tschick bekannt, eines Romans über die Abenteuerreise zweier ungleicher Jungen. Und man weiß um Herrndorfs trauriges Schicksal: 2010 erfuhr er, dass er unheilbar an einem Gehirntumor erkrankt war, im Sommer 2013 nahm er sich das Leben. Weniger bekannt ist der Maler Wolfgang Herrndorf. Der besuchte die Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Bevor Herrndorf seinen ersten Roman In Plüschgewittern veröffentlichte, arbeitete er als Illustrator, vor allem für das Satire-Magazin Titanic. Etwa 600 Malereien und Zeichnungen hat er hinterlassen.