Gerichtsurteil: Mateschitz feiert Etappensieg gegen Kurt Jara

(c) Gepa (Irmgard Daempfer)
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Das Landesgericht Salzburg wies die Kreditschädigungs-Klage von Kurt Jara gegen den Red Bull-Chef ab.

SALZBURG (red.). Natürlich stehen derzeit der Bawag- und der Horngacher-Prozess im Blickpunkt des österreichischen Interesses. Doch auch im Sportbereich sorgt ein Rechtsstreit seit fast einem Jahr für Aufsehen. Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz hatte Kurt Jara „Ungereimtheiten bei Spielertransfers“ vorgeworfen und den Tiroler Anfang Juni 2006 gefeuert. Der ehemalige Salzburg-Trainer ließ sich dies nicht gefallen und klagte auf Widerruf und Unterlassung. Nun, nach drei Prozess-Tagen, fällte das Landesgericht Salzburg ein erstes Urteil: Jaras Klage wurde abgewiesen, sein Anwalt Karl Schelling kündigte Berufung an.

Doch „Ungereimtheiten“?

Mateschitz könnte nun weiterhin seinem Ex-Trainer „Ungereimtheiten“ vorwerfen. Dem Fußballverein sei – nach eigenen Angaben – in der Ära Jara ein Schaden von 2,5 Millionen Euro durch überhöhte Honorare und Provisionen an Spielervermittler entstanden. Bei den Transfers von Paul Scharner und Ronald Gercaliu will Zivilrichter Friedrich Gruber tatsächlich auch sogenannte „Ungereimtheiten“ geortet haben.

Beim Wechsel von Scharner nach Salzburg habe Jara nicht gefragt, wie hoch die Summe sei, zudem sei er dafür auch nicht zuständig gewesen, hieß es in der Urteilsbegründung. Im Fall Gercaliu habe Jara die Weisung von Mateschitz nicht berücksichtigt, dass Red Bull mit dem ehemaligen Tirol-Manager Robert Hochstaffl nichts zu tun haben wolle.

„Für uns geht die Welt nicht unter. Die Staatsanwaltschaft hat ja keine Unkorrektheiten gesehen und die Vorerhebungen wegen des Verdachts der Untreue gegen Jara eingestellt“, sagte Rechtsanwalt Schelling. Die Beweiswürdigung des Zivilgerichts sei für ihn allerdings überraschend, er könne das Urteil nicht nachvollziehen. „Uns wurden von Red Bull in 15 Seiten überhöhte Transferzahlungen vorgeworfen. Nach Angaben des Richters ist das auch nicht der Fall gewesen.“

Zudem hätte Red Bull goutiert, dass Hochstaffl weiterhin eine Freikarte für das Stadion und sogar ein Gratis-Parkticket benutzte. Und beim Transfer Scharners hätten zwei Zeugen gemeint, Jara sei sehr wohl zuständig für die Transferverhandlungen gewesen.

Noch zwei Klagen warten

Der Rechtsstreit Jara gegen Red Bull ist damit aber noch nicht beendet. Der Trainer, der weiterhin ohne Job dasteht, hat seine Entlassung auch beim Arbeitsgericht in Salzburg angefochten. Die Verhandlung war wegen des Kreditschädigungs-Prozesses unterbrochen worden, ein neuer Termin steht laut Schelling noch nicht fest. In dieser Klage drehe es sich vorwiegend um Formalfragen. Also etwa darum, ob Jara ein leitender Angestellter gewesen sei – dann stehe ihm ein Rechtsmittel nicht zu. Oder warum der Arbeitsvertrag nur von einem Red-Bull-Vorstandsmitglied und nicht von zwei – wie üblich – unterzeichnet worden war.

In einem zweiten Prozess fordert Jara ab 17. Oktober am Arbeitsgericht Innsbruck vom Energydrink-Hersteller 1,2 Mio. Euro „nicht bezahltes Arbeitsentgelt“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.10.2007)

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