1. Nachrichten
  2. Finanzen
  3. Börse
  4. Türkei: Notenbank leistet Lira mit umstrittener Aktion einen Bärendienst

Nur geringe Reserven: Zweifel wachsen: Kann die türkische Notenbank die Lira schützen?
  • E-Mail
  • Teilen
  • Mehr
  • Twitter
  • Drucken
  • Fehler melden
    Sie haben einen Fehler gefunden?
    Bitte markieren Sie die entsprechenden Wörter im Text. Mit nur zwei Klicks melden Sie den Fehler der Redaktion.
    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
Türkische Lira
dpa/Lefteris Pitarakis/AP Die Inflation in der Türkei ist auf knapp 18 Prozent gestiegen.

Die türkische Lira hat turbulente Tage hinter sich. Wie es weitergeht, wird stark davon abhängen, ob Präsident Erdogan und die Zentralbank es schaffen, das Vertrauen der Investoren wiederherzustellen. Neue Zweifel an den Devisenreserven passen da nicht.

Die Situation in der Türkei ist angespannt. Die Arbeitslosenquote hat inzwischen einen Wert von 14,7 Prozent erreicht ist damit so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr. Die türkische Wirtschaft befindet sich seit vergangenem Jahr in der Krise und steckt seit Ende 2018 in der Rezession. Die Inflation liegt zurzeit bei rund 20 Prozent. Vor allem Lebensmittel werden immer teurer.

Immer wieder gerät die Lira unter Druck. Gegenüber dem Euro hat sie in den vergangenen vier Wochen fast sieben Prozent an Wert verloren. Der Kurs schwankt immer wieder heftig mit zeitweiligen Verlusten von zwei Prozent pro Tag. Fachleute begründeten die Schwäche vor allem mit politischen Faktoren. Die Skepsis gegenüber der Regierungspartei AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan ist groß, weil diese einige wichtige Resultate der Kommunalwahlen anzweifelt. Hauptstreitpunkt ist das Ergebnis in der Metropole Istanbul, wo die AKP eine Wahlwiederholung anstrebt. Erst am Donnerstag wiederholte Erdogan, die AKP werde "bis zum Ende kämpfen".

Türkische Lira / Euro (TRY/EUR)
0,0286 EUR
-0,0001 (-0,48%)
Außerbörslich
  • 1 Tag
  • 6 Monate

Allerdings beäugen Investoren die Lage nicht nur kritisch, weil sie Sorgen vor politischer Instabilität haben. Knapp 1,6 Milliarden Dollar zogen sie seit Jahresanfang ab. Hintergrund für die Skepsis ist auch, dass die Anleger an der Schlagkraft der türkischen Notenbank zweifeln. Am Donnerstag sorgte ein Bericht der „Financial Times“ am Devisenmarkt für Unruhe, wonach die türkische Zentralbank ihre rückläufigen Fremdwährungsreserven seit Anfang April in größerem Umfang durch kurzfristige Devisengeschäfte ausgeglichen habe. Abzüglich dieser kurzfristigen Kredite lägen die Devisenreserven des Landes deutlich niedriger als die offiziell ausgewiesenen Reserven.

Notenbank betreibt Bilanzkosmetik

Im Fall einer neuerlichen Währungskrise könnten sich fehlende Devisenreserven als Problem erweisen – zumal die Türkei in den kommenden 12 Monaten rund 118 Milliarden Dollar an Fremdwährungskrediten zurückzahlen muss. Die Reserven der Notenbank stellen einen wichtigen Puffer da, falls der Zufluss an frischen Geldern aus dem Ausland stockt. Jeder im Markt wisse, dass die Reserven nicht reichen, um die Lira wirksam zu schützen, zitiert die "Financial Times" einen Devisenexperten. Die Notenbank wolle wohl mit dieser Art von Geschäften ihre Bilanz aufhübschen und die Reserven größer erscheinen lassen, also sie tatsächlich sind, zitierte die Zeitung einen anderen.

Auch die Finanznachrichtenagentur Bloomberg beleuchtete in einem Artikel die Devisenreserven der Notenbank kritisch. Sie wertete Zahlen aus, die zeigen, dass sich die türkische Notenbank über die kurzfristigen Swap-Geschäfte seit März fast 13 Milliarden Dollar lieh. Davor hatten diese Art von Geschäften fast keine Rolle gespielt. Was den Bloomberg-Analysten bei der Auswertung jedoch auch auffiel ist, dass die Devisenreserven nur um 3,5 Milliarden Dollar anstiegen. Knapp neun Milliarden Dollar fehlen also. „Niemand weiß so wirklich, wo dieses Geld geblieben ist“, konstatieren die Experten. Die Rückzahlung von Schulden scheide aus. Deshalb werde in Kreisen von Devisenhändlern spekuliert, dass die Zentralbank auf verschlungenen Wegen die Lira stütze, auch wenn sie es offiziell nicht zugebe. Die Notenbank selbst antwortete auf die Frage nach dem Verbleib des Geldes nur ausweichend, wie die "Financial Times" schreibt.

Auch interessant: Ex-Mitarbeiter erhebt schwere Vorwürfe gegen Boeing: "Würde niemals damit fliegen"

Türkische Lira bleibt anfällig

Die Heimlichtuerei fügt der Glaubwürdigkeit der Notenbank weiteren Schaden zu. Sie ist ohnehin angekratzt: Investoren zweifeln an der Unabhängigkeit der Notenbank, nachdem Erdogan versucht hat, die Währungshüter immer wieder zu beeinflussen und unter Druck zu setzen. Doch eine angeschlagene Notenbank kann nur schwer wieder für Vertrauen bei verunsicherten Investoren sagen. Sie müssen davon überzeugt sein, dass eine Notenbank Inflation wirksam bekämpfen und die eigene Währung verteidigen kann, wenn sie einem Land ihr Geld anvertrauen. Zweifeln sie an der Sicherheit, ziehen sie es wieder ab.

Damit bleibt die Situation für die Lira fragil: Ein Präsident, der sich nicht an demokratische Regeln hält, eine Konjunktur, die schwächelt und eine Notenbank, der Investoren nicht vertrauen, sorgen für gefährliche Gemengelage. Kleine Nachrichten können da ausreichen, damit Investoren ihr Vertrauen komplett verlieren und ihr Geld abziehen. Ein neuerlicher Absturz der Lira wäre die Folge.

Im Video: Anschlagsserie in Sri Lanka: Bilder aus Kirchen zeigen Ausmaß der Zerstörung

Finanzen Newsletter
Informiert sein, verstehen, die richtigen Entscheidungen treffen
Hier bekommen Sie Hintergründe zu aktuellen Finanz-Nachrichten.
Jeden Freitag als Newsletter.
* Mit einem * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder
csf
Zum Thema
Wie im Bürgerkrieg: Präsident verhängt Notstandsbestimmungen

Terror in Sri Lanka

Wie im Bürgerkrieg: Präsident verhängt Notstandsbestimmungen

Mode-Milliardär Anders Holch Povlsen verliert drei Kinder bei Anschlägen in Sri Lanka

Reichster Mann Dänemarks

Mode-Milliardär Anders Holch Povlsen verliert drei Kinder bei Anschlägen in Sri Lanka

Wilde Tiere und seichte Liebe: Das ZDF strapaziert die eigene Kitsch-Grenze

TV-Kolumne "Das Traumschiff"

Wilde Tiere und seichte Liebe: Das ZDF strapaziert die eigene Kitsch-Grenze

Sie waren einige Zeit inaktiv, Ihr zuletzt gelesener Artikel wurde hier für Sie gemerkt.
Zurück zum Artikel Zur Startseite
Lesen Sie auch
Das Wetter in Hessen bleibt bis zum Wochenende ungemütlich

Wetter

Das Wetter in Hessen bleibt bis zum Wochenende ungemütlich

Dieses Obst sollten Sie essen, um Bauchfett zu verlieren

Gesunde Ernährung

Dieses Obst sollten Sie essen, um Bauchfett zu verlieren