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Die Schwachstellen des BVB sind nicht mehr zu übersehen

Das Weiterkommen in der Europa League kann nicht über die Probleme des BVB hinwegtäuschen. Dem Team ist das Markenzeichen abhandengekommen: Pressing und Gegenpressing. Das hat vor allem mit einem Mannschaftsteil zu tun.

Es hatte etwas von Slapstick. Etrit Berisha, der Keeper von Atalanta Bergamo, spitzelte einen Ball, den er eigentlich schon sicher hatte, mit dem Knie irgendwie wieder weg – Marcel Schmelzer nahm dieses Geschenk dankbar an und brachte die erschreckend harmlos auftretende Mannschaft von Borussia Dortmund doch noch ins Achtelfinale der Europa League.

Ende gut, alles gut? Kaum. Denn die beiden Spiele gegen Atalanta, den Tabellenachten der italienischen Serie A, offenbarten, warum der BVB derzeit keine europäische Spitzenmannschaft ist.

Nur mit viel Glück konnte sich die Mannschaft von Trainer Peter Stöger durchsetzen. Das Hinspiel wurde mit 3:2 dank eines starken Auftritts von Neuzugang Michy Batshuayi gewonnen, im Rückspiel fiel Schmelzers rettendes 1:1 erst in der 83. Minute.

Pragmatischer Ansatz unter Stöger

So dürfen die Dortmunder nun zwar weiter davon träumen, eine schwierige Saison doch noch mit einem Titel zu krönen. Es dürfte jedoch sehr wahrscheinlich ein Traum bleiben: Denn dem BVB fehlt es schlicht an Robustheit, um ein Favorit auf den Gewinn der Europa League zu sein.

Die internationalen Auftritte zeigen deutlicher als die Bundesligaspiele, woran es mangelt. In der Gruppenphase der Champions League war der BVB völlig chancenlos – zu diesem Zeitpunkt sicher auch begünstigt durch eine blauäugige Offensivtaktik des damaligen Trainers Peter Bosz. Unter Stöger, der einen wesentlich pragmatischeren Ansatz verfolgt, hat sich die Mannschaft zwar gefangen, doch die Schwächen sind unübersehbar.

Mit den wiedergenesenen Offensiv- und Kreativspielern Mario Götze, Marco Reus, André Schürrle und der gelungenen Nachfolgeregelung für Pierre-Emerick Aubameyang durch Batshuayi ist der BVB nominell durchaus wettbewerbsfähig, auch international. Doch es hapert an den vermeintlichen Sekundärtugenden.

Bürki patzt immer häufiger

Da ist zum einen das unzureichende Zweikampfverhalten. Es fehlt an Härte, Entschlossenheit und Durchsetzungsvermögen, wenn es darum geht, das Spiel des Gegners zu zerstören. Wenn die Dortmunder den Ball verloren haben, tun sie sich extrem schwer dabei, ihn zurückzugewinnen. Ausgerechnet Pressing und Gegenpressing, das Markenzeichen aus der Ära Jürgen Klopp, jene beeindruckende Spielcharakteristik, sie ist dem Team abhandengekommen.

Dortmund's German midfielder Mario
Dortmunds Mario Götze gelang im Rückspiel gegen Bergamo noch am meisten. An ihm liegt es nicht, dass der BVB momentan meilenweit von der Form früherer Tage entfernt ist
Quelle: AFP

Wenig „Körperlichkeit“ und „zu wenig Aggressivität“ hätte seine Mannschaft gezeigt, klagte Stöger. „Das hatte wenig von Männerfußball“, sagte der Coach, unter dessen Regie der BVB nur eines von elf Pflichtspielen verloren hatte. Es spricht für den Österreicher, dass ihm dies gelungen ist – trotz der nach wie vor vorhandenen Unausgeglichenheit im Dortmunder Kader.

Es fehlen personell bestimmte Kapazitäten. Dabei geht es weniger um die Abwehr, die zwar ebenfalls nicht immer allerhöchsten Ansprüchen genügt, aber die durch die tiefere Staffelung, die Stöger der Mannschaft verordnet hat, ein wenig stabilisiert werden konnte. Es geht auch nicht primär um den Torwart, dessen Patzer immer häufiger werden. Auch am Donnerstag ging der frühe Rückstand auf das Konto von Roman Bürki.

Es fehlt der entscheidende Spieler

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Die eigentliche Sollbruchstelle ist das defensive Mittelfeld: Mit Nuri Sahin, Mahmoud Dahoud, Gonzalo Castro und Julian Weigl, der im Rückspiel gesperrt war, gibt es dort zwar reichlich Auswahl – allerdings unter nahezu identischen Spielertypen. Sie sind ballsicher, verfügen auch über gewisse strategische Fähigkeiten (Sahin, Castro), sind aber auch auffällig zweikampfschwach. Es fehlt ein Spieler, der dazwischenhauen kann und von der Persönlichkeit her in der Lage ist, Aggressivität ins Spiel zu bringen.

Das sagt BVB-Boss Watzke über das Polizeikosten-Urteil

BVB-Boss Hans-Joachim Watzke hat "wenig Verständnis" für das Urteil des Oberverwaltungsgerichtes in Bremen, laut dem sich die DFL an den Kosten für Polizeieinsätze bei Hochrisikospielen beteiligen muss. Für ihn ist das letzte Wort noch nicht gesprochen - die DFL wird vor dem Bundesverwaltungsgericht in Revision gehen.

Quelle: SID Sport

Dieses strukturelle Problem lässt sich in der laufenden Saison nicht mehr lösen. Es ist aber von entscheidender Bedeutung, dass die Schwachstelle im defensiven Mittelfeld in Zukunft angegangen wird. Eine Kaderkorrektur ist mindestens so dringend erforderlich wie die Klärung der Trainerfrage.

Letzteres scheint deutlich einfacher zu sein: Peter Stöger, dies ist jetzt bereits zu erkennen, tut der Mannschaft gut. Seine Weiterbeschäftigung über das Saisonende hinaus sollte für Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc mehr als nur eine Überlegung sein.

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