Bei der Landtagswahl in Bayern gab es große Verschiebungen zwischen den Parteien: Die CSU verlor ihre absolute Mehrheit, die Grünen sind jetzt mit Abstand zweitstärkste Kraft im Landtag, die SPD stürzte ab, und der AfD gelang der Sprung in den Landtag, nachdem die Partei vor fünf Jahren noch nicht angetreten war.
Nach Erhebungen von Infratest Dimap verlor die CSU in Summe 340.000 Wähler. Sie gewann 270.000 Stimmen von bisherigen Nichtwählern und 100.000 von bisherigen SPD-Wählern.
Verloren haben die Christsozialen vor allem an drei Parteien – und das in fast gleicher Größenordnung: Jeweils 160.000 Wähler, die bei der letzten Landtagswahl 2013 noch für die CSU gestimmt hatten, votierten am Sonntag für die Freien Wähler und die AfD, 170.000 für die Grünen. Vergleichsweise gering ist in diesem Zusammenhang der Verlust von 40.000 Wählern an die FDP.
Die Grünen gewannen insgesamt 680.000 Wähler hinzu. Den stärksten Zuwachs verzeichneten sie mit 200.000 Stimmen von bisherigen SPD-Wählern. Auf Platz zwei liegen schon 170.000 bisherige CSU-Wähler. 140.000 neue Wähler rekrutierten die Grünen aus dem Reservoir der bisherigen Nichtwähler, 10.000 von den anderen Parteien (inklusive Linke) und 10.000 von der FDP. In Summe weder Gewinn und Verlust gab es bei den bisherigen Wählern der Freien Wähler, Stimmen abgeben mussten die Grünen nur relativ überschaubare 10.000 an die AfD.
Das historisch schlechte Abschneiden der SPD in Bayern (der bisherige Tiefstwert von 18,6 Prozent vom September 2008 wurde fast halbiert) lässt sich auch durch die Wählerwanderung erklären. Die Sozialdemokraten konnten nirgendwo gewinnen, sondern verloren an alle anderen Parteien. Zudem verstarben einige ihrer früheren Wähler oder zogen weg. Insgesamt verlor die SPD im Vergleich zur Landtagswahl 2013 580.000 Stimmen. Der größte Verlust sind die 200.000 Wähler, die an die Grünen abwanderten. 100.000 bisherige SPD-Wähler stimmten dieses Jahr für die CSU, 70.000 für die Freien Wähler, 70.000 für die anderen Parteien (inklusive Linke) und 30.000 für die AfD. 10.000 gingen zur FDP.
Dass die AfD in allen sieben Kategorien zulegte, ist hingegen nicht auf verändertes Wahlverhalten zurückzuführen: Sie trat 2018 zum ersten Mal bei einer bayerischen Landtagswahl an und gewann deshalb 690.000 Stimmen. Ihr größter Zuwachs sind die 190.000 Wähler, die 2013 noch für die anderen Parteien (inklusive Linke) stimmten. Ebenfalls sehr erfolgreich umwarb die Partei bisherige Nichtwähler (180.000) und CSU-Wähler (160.000). Von den Freien Wählern konnte sie 60.000 Stimmen gewinnen, von der SPD 30.000 sowie von Grünen und der FDP jeweils 10.000.
Die Freien Wähler konnten insgesamt 290.000 Wähler hinzugewinnen – mit Abstand am meisten von der CSU (160.000). Außerdem entschieden sich bisherige Wähler der SPD (70.000) und Nichtwähler (80.000) sowie von FDP und den anderen Parteien (inklusive Linke, jeweils 10.000) dafür, in diesem Jahr für die Freien Wähler zu stimmen. Keinerlei Austausch gab es mit den Grünen, nur an die AfD verlor man 60.000 Wähler.
Die FDP gewann zwar in Summe 140.000 Stimmen hinzu – allerdings ohne große Ausreißer auf beiden Seiten: Von der CSU kamen 40.000 Wähler, aus dem Lager der Nichtwähler 50.000 Stimmen. Jeweils 10.000 Wähler der SPD und der anderen Parteien (inklusive Linke) entschieden sich diese Jahr für die FDP, die dafür jeweils 10.000 Wähler an Grüne, Freie Wähler und die AfD verlor.
Verfolgen Sie alle aktuellen Entwicklungen der Landtagswahl 2018 in Bayern hier in unserem Liveticker.
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