Die österreichische Kabarettistin Lisa Eckhart ist vom „Harbour Front Literaturfestival“ in Hamburg ausgeladen worden - ein Vorgang, der ihren Kollege Dieter Nuhr nach eigenem Bekunden „fassungslos“ macht.
Der Vorgang geht aus internen Mails hervor, die WELT vorliegen. Zuerst hatte der „Spiegel“ über den Vorgang berichtet.
Die Festivalleitung erklärte ihren Schritt damit, dass man als Veranstalter die Verantwortung für den Schutz des Publikums und der auftretenden Künstler trage. Dies könne jedoch im Fall von Lisa Eckhart nicht gewährleistet werden, man habe “Sicherheitsbedenken“. Die umstrittene Kabarettistin hätte im Rahmen des „Debütantensalons“ auftreten sollen, sie veröffentlicht am 27. August ihr erstes Buch „Omama“.
Der „Nochtspeicher“, wo die Veranstaltung hätte stattfinden sollen, habe jedoch von seinem Hausrecht Gebrauch gemacht und den Auftritt untersagt. Das Lokal befürchte, dass es bei einer Lesung der Künstlerin im „bekanntlich höchst linken Viertel“ zu Protesten kommen könnte, die möglicherweise auch „eskalieren“ könnten.
Die Kabarettistin ist umstritten. Kritiker werfen ihr antisemitische Aussagen vor, dabei stand unter anderem ein Auftritt in der Sendung „Mitternachtsspitzen“ von 2018 in der Kritik.
Eckhart war von der Festivalleitung zuvor nahegelegt worden, freiwillig auf ihre Teilnahme zu verzichten – das lehnte die Künstlerin jedoch ab.
Dieter Nuhr springt seiner Kollegin bei
Unterstützung bekommt Eckhart nun von Kabarettist Dieter Nuhr, bei dessen Show „Nuhr im Ersten“ (ARD) sie ein regelmäßiger Gast ist.
„Was für ein Skandal!“, schreibt der Autor auf seiner Facebookseite zu der Causa. „Der Protestmob auf der Straße entscheidet also darüber, wer hier bei uns seine Kunst ausüben darf. (...) Wer Lisa Eckhart Antisemitismus vorwirft, muss entweder geistesgestört sein oder böswillig. Ich fürchte, bei einigen ist es eine Mischung aus beidem“, so Nuhr weiter.
Die 27-Jährige habe eine „verstörende Kunstfigur“ geschaffen, die „eine Performance abliefert, die an Relevanz und Irritation nichts zu wünschen übrig lässt“. „Der Künstlerin Lisa Eckhart ist Antisemitismus völlig fremd. Die Anschuldigung ist eine lächerliche Diffamierung.“ Und weiter: „Lisa Eckhart ist keine Antisemitin. Sie ist nur nicht links genug.“
Die Ausladung mache ihn „fassungslos“, so Nuhr weiter, der sich selbst immer wieder gegen Kritik von links wehren muss. Sie sei aber auch ein Warnruf an alle Demokraten. „Wir müssen nun endlich darüber diskutieren, was Freiheit der Rede heute noch bedeutet“, so seine These.
Längst seien sowohl der linke als auch der rechte Mob unterwegs. Beide Seiten forderten eine Kunst, die „linientreu den eigenen Ideologien“ folge. „Wer da nicht reinpasst, wird mundtot gemacht“, so seine Schlussfolgerung.