Wer nicht weiß, wo der Hase im Pfeffer liegt, für den sind Hopfen und Malz noch lange nicht verloren – für fast jede Situation im Leben hält der Volksmund ein Sprichwort bereit. Aber gebrauchen wir die geflügelten Wörter auch immer im richtigen Zusammenhang?
Der Autor Jochen Krause hat die häufigsten Redewendungen genau unter die Lupe genommen. Er erklärt ihre Bedeutung und Herkunft. Die schönsten Beispiele hat er in einem Band veröffentlicht (Dr. Wort „Mich laust der Affe“, rororo 8,99 Euro).
Prüfen Sie doch mal, ob Sie bei diesen Sprichwörtern auch wirklich wissen, wo der Hase im Pfeffer liegt:
• Nicht aus dem Quark kommen
Bedeutung: Man überwindet die eigene Passivität, um endlich eine schon länger anstehende Sache oder Aufgabe zu erledigen.
Ursprung: Im 16. Jahrhundert bezeichnete das Wort „Quark“ nicht nur ein Milcherzeugnis, sondern auch alles Nichtige. Noch heute sagen wir manchmal: „Jetzt rede nicht so 'n Quark!“, wenn jemand dummes Zeug erzählt. Und so wird auch die ursprüngliche Bedeutung der Aufforderung „Komm endlich aus dem Quark klar!“ klar: Man soll sich endlich von unwichtigen Kleinigkeiten lösen und sich um die wirklich wichtigen Dinge kümmern.
Bedeutung: Das Sprichwort wird häufig verwendet, wenn sich jemand in großer Bedrängnis oder Gefahr befindet und keinen Ausweg sieht.
Ursprung: In den Niederlanden ist bereits im 16. Jahrhundert eine Redensart aufgetaucht, in der Menschen verspottet werden, die wegen einer Kleinigkeit ein großes Theater machen. Man sagte damals: "Wenn den ein Floh beißt, dann ist Holland in Not." Aber Holland war tatsächlich auch immer gefährdet durch Deichbrüche oder feindliche Besatzungen. So ist aus der spöttischen Formulierung eine Redensart geworden, die eine Notsituation beschreibt.
Bedeutung: Erscheint uns eine Sache äußerst rätselhaft und unerklärlich, dann ist sie für uns wie ein "böhmisches Dorf".
Ursprung: Das Königreich Böhmen lag früher im deutsch-tschechischen Grenzgebiet. In dieser Region vermischten sich kulturelle und sprachliche Inhalte. Und es waren vor allem die tschechischen Ortsnamen, die den Deutschen in der damaligen Zeit völlig unerklärlich waren. So wurden sie zum Synonym für etwas Unverständliches.
Bedeutung: Man steigt aus einem Vorhaben aus, weil einen plötzlich Bedenken beschleichen oder man Angst verspürt.
Ursprung: Der Spruch stammt aus der Welt der Kartenspieler. Glücksspiele fanden früher meist in dunklen, kalten Kellerräumen statt. Wollte jemand aus dem laufenden Spiel aussteigen, nutzte er häufig seine „kalten Füße“ als willkommenen Vorwand: „Ich habe kalte Füße bekommen und muss mich einmal kurz aufwärmen“, hieß es dann.
Bedeutung: Wer etwas „aus dem Ärmel schüttelt“, dem fällt eine Aufgabe leicht. Er kann sie ohne Mühe erledigen. Ursprung: Die Kleidung im Mittelalter war sehr weit geschnitten – das galt auch für die Ärmel. Daher konnte man sie als Taschen benutzen, z.B. für Geld, Papiere etc. Wenn man etwas brauchte, konnte man es daher ganz leicht aus dem Ärmel zum Vorschein bringen.
Bedeutung: Wenn etwas „stehenden Fußes“ geschieht, dann geschieht es sehr schnell und unmittelbar als Reaktion auf einen bestimmten Vorgang.
Ursprung: Wenn man im Mittelalter vor Gericht stand und mit einem Urteil nicht einverstanden war, musste man dieses Urteil sofort anfechten. Man konnte also nicht erst nach Hause gehen und sich die Sache in Ruhe überlegen. Nein, der Widerspruch musste direkt eingelegt werden, an der Stelle, wo man stand, also „stehenden Fußes“.
Bedeutung: Wortwörtlich „buchtet“ man etwas ein, wenn man eine Delle hineinmacht oder es verbeult. Weit häufiger wird das Verb „einbuchten“ aber in einer anderen Bedeutung verwendet. Dann bedeutet es, dass jemand interniert oder ins Gefängnis gebracht wird.
Ursrung: Das Wort „Bucht“ hat seine Wurzeln im Niederdeutschen, also im Plattdeutschen. Es bezeichnet eine Biegung, eine Krümmung oder eine Abzweigung. So erklärt sich zum Beispiel die Bezeichnung „Bucht“ für bogenartig in das Inland hineingetragene Meeresteile wie die Deutsche Bucht an der Nordseeküste oder die Lübecker Bucht an der Ostsee.
Bedeutung: Wenn dieser Spruch fällt, bekommt jemand richtig Ärger, wird ausgeschimpft oder erhält eine Strafe.
Ursprung: In früheren Zeiten verteilte das Familienoberhaupt nach Hausschlachtungen Fleisch und Fett an alle Familienmitglieder. Jeder bekam genau das, was ihm zustand. Später wurde diese Redeweise ironisch verdreht, der Sinn änderte sich: Wenn jemand Mist gebaut hatte, stand ihm eine Strafe zu - und er bekam sein „Fett ab“.
Bedeutung: Wer etwas „in petto“ hat, der hat Pläne, die er noch geheim hält.
Ursprung: Im Mittelalter galt das Herz als Zentrum der Gedanken und Gefühle. Der Spruch leitet sich ab vom lateinischen Wort „in pectorale“, also „in der Brust“. Gemeint ist damit „nicht ausgesprochen“, „geheim“. Daraus ist im Italienischen „in petto“ geworden. Im 18. Jahrhundert wurde der Ausdruck ins Deutsche übernommen. Es ist also das Geheimnis, das man in der Brust aufbewahrt.
Bedeutung: Eine Redewendung, die Verblüffung und Überraschendes zum Ausdruck bringt.
Ursprung: Schon vor Jahrhunderten konnten Menschen auf Jahrmärkten beobachten, wie sich Affen gegenseitig das Fell pflegen. Zum Spaß hat sich der eine oder andere Schausteller auch mal einen Zuschauer aus dem Publikum gegriffen und diesen von einem Affen „lausen“ lassen. Diese bizarre Ansicht ist schließlich in unsere Alltagssprache eingegangen.
Bedeutung: Wenn eine Gefahr besonders groß ist, dann ist „Not am Mann“.
Ursache: Der Spruch stammt aus der Zeit, als beim Militär noch Mann gegen Mann gekämpft wurde – ohne weitreichende Waffen und Zielfernrohre. Man stand dem Gegner Auge in Auge gegenüber. Die Bedrohung, die „Not“, war ganz nah: direkt „am Mann".