Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt hat in einem ungewöhnlichen Kriminalfall Anklage erhoben. Ein 64-jähriger Mann soll vorgetäuscht haben, seine Ex-Frau trachte ihm nach dem Leben, indem er ein gegen ihn gerichtetes Mordkomplott inszenierte. Damit wurde der Anklageschrift zufolge - sie liegt der APA vor - die Frau der Gefahr ausgesetzt, dass gegen sie wegen Mordverdachts ermittelt wird. Am 11. Juni wird am Landesgericht Wiener Neustadt wegen Verleumdung verhandelt.
Psychiatrisches Gutachten liegt vor
Darüber hinaus hat die Anklagebehörde die Einweisung des Mannes in ein forensisch-therapeutisches Zentrum nach § 21 Absatz 2 StGB beantragt. Einem psychiatrischen Gutachten zufolge ist der Mann zwar zurechnungsfähig und somit schuldfähig, weist aber eine kombinierte Persönlichkeitsstörung mit ausgeprägten narzisstischen und antisozialen Zügen auf.
Die Sachverständige bescheinigt dem mehrfach Vorbestraften - zuletzt hatte er wegen beharrlicher Verfolgung seiner Ex-Frau fünf Monate auf Bewährung ausgefasst - "eine Progredienz der kriminellen Energie". Sie befürchtet in ihrer Expertise, der 64-Jährige könnte ohne haftbegleitende, im Maßnahmenvollzug gewährleistete Therapien wieder Straftaten mit schweren Folgen setzen. Der Angeklagte sitzt wegen Tatbegehungs- und Fluchtgefahr in U-Haft.
"Er ist unschuldig", versicherte Verteidiger Michael Dohr am 10. Mai der APA. Das psychiatrische Gutachten sei "haltlos", was der Anwalt im Rahmen der Hauptverhandlung mit einem Gegengutachten eines renommierten forensischen Psychiaters beweisen will. "Der Fall zeigt, wie schnell man hierzulande weggesperrt wird", sagte Dohr.