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Japans immense Müllproduktion und ihre Folgen

In Japan wird so viel Plastikmüll wie in kaum einem anderen Land produziert und alles, was nicht recycelt wird, wird verbrannt. Die übermäßige Müllproduktion hat auch einige Folgen für die Umwelt.

Letzte Woche haben wir euch über die komplizierte Mülltrennung in Japan berichtet. Teilweise müssen mehr als zehn verschiedene Sorten Müll unterschieden und getrennt entsorgt werden. Eigentlich müsste man da meinen, dass das Land sehr fortschrittlich in Sachen Umweltbewusstsein ist. Leider ist das weit gefehlt. Beim Thema Recycling ist Japan zwar tatsächlich sehr weit vorn, nicht zuletzt, weil es auf der dicht besiedelten Inselgruppe kaum Platz für Mülldeponien gibt. In Bezug auf Müllproduktion und Umweltschutz besteht jedoch noch enormer Nachholbedarf. In Japan wird so viel Plastikmüll wie in kaum einem anderen Land produziert und alles, was nicht recycelt wird, wird verbrannt.

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Verpackungswut

Wenn sich mal wieder jemand aufregt, dass in Deutschland zu viele Plastiktüten ausgegeben werden, kann man als Japanreisender oft nur schmunzeln. Denn wer zumindest schon mal für einen Urlaub dort war, weiß, dass die Sache mit den Plastikverpackungen in Japan gänzlich andere Dimensionen annimmt.

© katnip
© katnip

In jedem Laden wird einem der Einkauf – und sei es nur ein Schokoriegel – wie selbstverständlich und ohne weiter nachzufragen in eine Plastiktüte gepackt. Ganz egal, ob man schon fünf Tüten bei sich trägt, das spielt hier keine Rolle.

Viel schlimmer als das ist aber teilweise die Verpackung von Nahrungsmitteln, besonders bei Süßigkeiten und Snacks. Nehmen wir zum Beispiel eine typische Packung Schoko-Cookies: Jeder Keks einzeln eingeschweißt in einer Plastikverpackung, fein säuberlich aufgereiht in einer Plastikschale, die wiederum in einer Plastikverpackung eingeschweißt ist. Alles, damit der Rest auch weiterhin schön frisch bleibt, wenn man mal nur Lust auf einen einzigen Keks hat.

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Jedes Reinigungstuch, jeder Löffel, jede Gabel und natürlich Stäbchen werden extra verpackt ausgegeben und auch Obst ist oft (mehrfach) in Plastik eingeschweißt.

Bei diesen Massen an Plastikverpackungen ist es auch nicht verwunderlich, dass in Japan in der Regel einmal die Woche der Plastikmüll geholt wird. Immerhin quillt der eigene Mülleimer zum Teil schon am Ende des Tages über. Doch auch in Japan landet nicht aller Müll in den dafür vorgesehenen Behältnissen…

Verschmutzte Strände

Plastikmüll am Strand
© sumikai/Runeko

Ein großes Problem, das hieraus resultiert, ist die Verschmutzung der Umwelt durch Plastikmüll – vorwiegend durch PET-Falschen. Die Japaner sind zwar eigentlich sehr gewissenhaft in ihrer Müllentsorgung, doch offensichtlich gibt es im Stillen auch hier viele Umweltsünder. Das kann man besonders an Japans Stränden beobachten.

Hier sind oft schon sichtbar Schilder angebracht, die darauf hinweisen, dass man hier bitte NICHT einfach seinen Müll zurücklassen soll – oftmals ohne großen Erfolg. An jeder Ecke und in jedem Busch findet man Plastikflaschen und Dosen, insbesondere wenn mal wieder ein Taifun gewütet und alles an Land gespült hat, was das Meer gerade zu bieten hatte. Problematischer wird es jedoch, wenn dieser Müll ins Meer hinausgetragen und von Tieren aufgenommen wird.

In Deutschland wurde vor Jahren aus Umweltschutzgründen den Einwegpfand auf Dosen und Plastikflaschen eingeführt. Nicht unwahrscheinlich, dass ein Pfand auf Plastikflaschen auch in Japan solche Umweltprobleme reduzieren könnte.
Außerdem ist es gut möglich, dass die aufwendige Entsorgung der PET-Flaschen ebenfalls schuld an der Verschmutzung der Strände sein könnte.

Müllverbrennung an jeder Ecke

Japan produziert zwar Unmengen an Plastikmüll, doch der ganze andere Müll, besonders der Bio- und Restmüll, ist mindestens genauso problematisch. Während Plastikmüll zum Großteil recycelt wird, werden Bio- und Restmüll in Japan zusammen als „brennbarer Müll“ entsorgt und aus Platzmangel oft noch an Ort und Stelle verbrannt.

Zwar ist das Müllproblem auf diese Weise schnell vom Tisch, produziert dafür aber Unmengen an CO₂ und ist deshalb gerade angesichts des Klimawandels weniger optimal.

Zukunftsaussichten

Nichtsdestotrotz gibt es auch Zeichen und Hoffnung. Einige japanische Städte arbeiten bereits darauf hin, zu sogenannten „zero waste towns“ zu werden. Das heißt allerdings nicht – wie der Name vielleicht vermuten lässt – dass sie gar keinen Müll mehr produzieren. Das Ziel dieser Städte ist es, ihren kompletten Müll wiederzuverwerten. Ein Musterbeispiel hierfür ist die Stadt Kamikatsu.

Andere Städte oder Einrichtungen gehen es ähnlich an, wie wir es von Deutschland kennen: Plastiktüten werden entweder gar nicht oder nur gegen eine Gebühr ausgegeben.
Ansonsten liegt die Hoffnung auf verbesserten Techniken, die es ermöglichen, Müll emissionsfrei umzuwandeln.

Es bleibt also abzuwarten, ob Japan seine Verpackungskultur beibehält, oder zugunsten der Umwelt einige Gewohnheiten ablegt und die Müllproduktion reduziert.

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