Alpinunfall

Tödlicher Absturz am Aggenstein: Bergführer warnt vor besonderer Gefahr

Der Gipfelaufbau des Aggenteins mit Kreuz auf einem Foto vom 12. Februar: Eine Frau stürzte zwischen Bad Kissinger Hütte und dem Gipfel ab.

Der Gipfelaufbau des Aggenteins mit Kreuz auf einem Foto vom 12. Februar: Eine Frau stürzte zwischen Bad Kissinger Hütte und dem Gipfel ab.

Bild: Mark Bihler

Der Gipfelaufbau des Aggenteins mit Kreuz auf einem Foto vom 12. Februar: Eine Frau stürzte zwischen Bad Kissinger Hütte und dem Gipfel ab.

Bild: Mark Bihler

Trotz Steigeisen stürzte am Aggenstein eine Frau aus Oberbayern in den Tod. Derzeit herrschen auf den Bergen in der Region vielerorts kritische Verhältnisse.
05.03.2021 | Stand: 18:31 Uhr

Unterhalb des Aggenstein-Gipfels (1985 Meter) in den Tannheimer Bergen ist eine Frau am Donnerstag tödlich abgestürzt. Nach Angaben einer Polizeisprecherin in Reutte/Tirol handelt es sich um eine 34 Jahre alte Bergwanderin aus Walchensee (Oberbayern). Nach bisherigen Ermittlungen war die Frau auf dem Normalweg von Grän aus oberhalb der Bad Kissinger Hütte auf etwa 1830 Metern Höhe gestürzt. Eine Wanderin entdeckte die Leiche und verständigte die Polizei. Ein Polizeihubschrauber brachte die tote Frau ins Tal. Die verunglückte Bergwanderin hatte Steigeisen verwendet und war dennoch aus unbekanntem Grund gestürzt.

Mehrere schwere Bergunfälle in den vergangenen Tagen in der Region

In den vergangenen Tagen hatten sich in der Region mehrere schwere Bergunfälle ereignet. Vergangenen Mittwoch stürzte ein Skitourengeher am Ifen auf der harten und eisigen Piste und anschließend 150 Meter ein Schneefeld hinunter. Er zog sich unter anderem Verletzungen am Hinterkopf zu und wurde vom Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht. Eine sechsköpfige Gruppe traute sich nach dem Unfall nicht mehr weiter. Die Wanderer wurden von einem Polizeihubschrauber auf eine weiter unten liegende Alpe gebracht.

Der Blick vom Gipfel des Aggenstein Richtung Brentenjoch. Unten rechts ist die Kissinger Hütte zu sehen.
Der Blick vom Gipfel des Aggenstein Richtung Brentenjoch. Unten rechts ist die Kissinger Hütte zu sehen.
Bild: Mark Bihler

Wenige Tage zuvor war am Gleitweg bei Oberstdorf ein 35-Jähriger in eine felsdurchsetzte Rinne gerutscht. Er musste mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus geflogen werden. Der 35-Jährige wollte seinem drei Jahre jüngeren Freund helfen, eine schneebedeckte Stelle zu überqueren. Dabei war er abgestürzt, während der Freund unverletzt geblieben war. Am 21. Februar war am Hochhäderich (Nagelfluhkette) ein 22-Jähriger aus Illertissen 150 Meter abgestürzt und hatte sich dabei tödliche Verletzungen zugezogen. Laut Vorarlberger Polizei war er an einer eisigen Stelle ausgerutscht. Der Mann war erst nach langer grenzübergreifender Suchaktion zu nächtlicher Stunde tot gefunden worden.

Bergführer warnt: Schnee ist "zum Teil hart wie Beton"

Nach der Schilderung von Bergführer Andreas Tauser aus Oberstdorf waren die Verhältnisse im Gebirge zuletzt extrem gegensätzlich. Südseitig war es oft bis weit hinauf schneefrei. Zudem hätten die milden Temperaturen der vergangenen zwei Wochen viele Bergsportler angelockt. So waren manche schon in kurzer Hose und Laufschuhen unterwegs. Doch auf den Nordseiten zeigen sich die Berge von einer ganz anderen Seite: Vor allem oben liegt noch viel Altschnee, der durch den Wechsel von Regen, Sonneneinstrahlung und kalten Nächten verharscht und vereist ist. „Das ist zum Teil hart wie Beton“, berichtet auch Thomas Bucher, Sprecher des Deutschen Alpenvereins (DAV).

Bergführer Tauser rät, die extrem gegensätzlichen Verhältnisse bereits bei der Tourenplanung zu berücksichtigen. „Die Höhenlage, ab der es nordseitig kritisch werden kann, ist rasch erreicht“, gibt er zu bedenken. Pickel, festes Schuhwerk und Steigeisen seien bei vielen Touren empfehlenswert. Tauser ist überzeugt, dass wegen des frühlingshaften Wetters in den vergangenen Wochen „viele Touren definitiv unterschätzt wurden“. Er sagt: „Schließlich haben wir erst Anfang März.“

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