Eine Sonne aus Sonnenmilch, gemalt von einer jungen Frau auf dem Rücken eines jungen Mannes.
Bildrechte: picture-alliance / dpa/ Fotograf: Andreas Lander

Nicht jede Sonnenmilch ist gut für die Umwelt. Palau verbietet deshalb ab 2020 als erstes Land Sonnenschutzmittel mit bestimmten Inhaltsstoffen.

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Welchen Sonnenschutz verträgt das Wasser?

Palau verbietet ab 2020 als erstes Land der Welt Sonnencremes mit korallenschädlichen Substanzen, Hawaii und Bonaire folgen 2021. Aber auch im Mittelmeer könnten die großen Mengen an Sonnencreme für Probleme sorgen.

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Der Pazifikstaat Palau verbietet ab 2020 Sonnenschutzmittel, die die Chemikalien Octinoxat und Oxybenzon enthalten. Dabei handelt es sich um chemische Lichtschutzfilter, die uns vor schädlichen UV-A und UV-B-Strahlen schützen sollen. Doch die Stoffe reichern sich auch in der Umwelt an und können dort zu Schäden führen - insbesondere bei Korallen, aber auch bei Fischen und sogar beim Menschen. Im US-Bundesstaat Hawaii und auf der Karibikinsel Bonaire sind Sonnencremes mit den gefährlichen Inhaltsstoffen deshalb ab 2021 verboten, weitere Badeparadiese könnten nachziehen.

Freigesetztes Aluminium im Meerwasser durch Sonnencreme

Doch nicht nur in Gebieten mit Korallen können Sonnenschutzmittel Probleme bereiten. Forscher der Universität von Kantabrien in Spanien haben nun untersucht, welche Auswirkungen andere Inhaltsstoffe auf die Ökologie in Küstengewässer haben könnten.

Dazu haben sie Sonnencreme mit dem üblichen, weißen Inhaltsstoff Titandioxid in Salzwasser aus dem Mittelmeer aufgelöst. Es ist ein mineralisches Pigment und wirkt so als Lichtschutzfaktor. Sie wollten wissen, in welchen Mengen verschiedene Metalle daraus ins Wasser abgegeben werden. Das Ergebnis: Aluminium, Siliciumdioxid und Phosphor lösten sich besonders schnell aus der Creme heraus. Mit einem Computermodell berechneten die Forscher, was das für Küstengewässer des Mittelmeeres bedeuten könnte: An einem typischen Sommertag könnten Badegäste demnach die Konzentration des Aluminiums um vier Prozent und die des Titans um 20 Prozent erhöhen. Noch unklar ist, welche Auswirkungen das auf das marine Ökosystem haben könnte.

Umweltverträglichkeit von Sonnenschutzmitteln

Bislang wurden Verbote aber nur zum Schutz von Korallenriffen ausgesprochen. Man könnte sie für reinen Aktionismus halten, weil sie schlichtweg nicht kontrolliert werden können. Trotzdem werfen sie Fragen über die Umweltverträglichkeit von Sonnenschutzmitteln auf. Alexander Zink, Dermatologe am Klinikum rechts der Isar verrät, welche Schäden Inhaltsstoffe von Sonnencremes verursachen können, worauf Verbraucher beim Kauf von Sonnencremes achten sollten und welcher Sonnenschutz der umweltfreundlichste ist.

Wem die Inhaltsstoffe von Sonnencremes schaden

Es konnte nachgewiesen werden, dass in Sonnencremes enthaltene Inhaltsstoffe - insbesondere Oxybenzon und Benzophenon - Korallen vergiften, das endokrinologische System und damit die Geschlechtsentwicklung von Fischen stören, die Genregulationen bei Mücken beeinflussen und toxisch bis letal für marine Krustentiere sind. Aber auch beim Menschen können in Sonnencremes enthaltene Stoffe die sogenannte Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse stören, die für die Hormonsteuerung verantwortlich ist.

Umweltschädliche Sonnencremes auch auf dem deutschen Markt?

"Die meisten Sonnencremes auf dem deutschen Markt verwenden chemische Lichtschutzfilter, die aber nicht alle die Umwelt beeinträchtigen und dementsprechend auch nicht unter das angekündigte Verbot in Hawaii fallen. " Alexander Zink, Dermatologe und Oberarzt am Klinikum rechts der Isar

Gleichzeitig sei davon auszugehen, dass Produkte, die die von Palau, Hawaii und Bonaire verbotenen Substanzen Octinoxat und Oxybenzon enthalten, in Deutschland sukzessive vom Markt genommen und durch neuere Produkte abgelöst werden, sagt Alexander Zink, Sonnenschutz-Experte am Klinikum rechts der Isar.

Woran erkenne ich umweltschädliche Sonnencremes?

In Deutschland müssen bei jedem Kosmetikprodukt - darunter fallen auch Sonnencremes - sämtliche Inhaltsstoffe detailliert auf der Packung aufgeführt werden. Jeder Käufer kann sich also im Laden die einzelnen Bestandteile jedes Produkts ansehen.

Ist eine Sonnencreme aus dem Bio-Supermarkt umweltfreundlicher?

Nicht prinzipiell. Entscheidend sind die Inhaltsstoffe, die auf der Verpackung aufgedruckt sein müssen. Deshalb ist es egal, wo welches Produkt gekauft wird.

Umweltfreundliche Alternativen

Sonnenschutzkleidung ist natürlich eine umweltfreundliche Alternative zu Sonnencremes. Aber es gibt auch Sonnenschutzcremes mit mineralischen Lichtschutzfiltern, die insbesondere dann umweltfreundlich sind, wenn ihr Lichtschutz auf natürlichen Stoffen basiert. Und: Bitte nicht kurz vor dem Schwimmen eincremen. Das bringt auch nichts für den Sonnenschutz, denn der sollte immer eine halbe Stunde vor dem Sonnenbad aufgetragen werden.

Forschung an umweltfreundlichen Alternativen

Derzeit wird an vollständig biologisch abbaubaren Inhaltsstoffen für Sonnencremes und andere Kosmetikprodukte geforscht, die die Umwelt nicht belasten. Vorbild sind hier zum Beispiel Pflanzen in der Wüste, die trotz Sonne und UV-Strahlung nicht eingehen. Am Klinikum rechts der Isar setzen die Wissenschaftler um Alexander Zink bei ihrer Suche nach ökologisch abbaubaren Sonnenschutzmitteln und Kosmetika zum Beispiel auf die natürlichen Eigenschaften von Bestandteilen des grünen Tees beziehungsweise der Teepflanzen.

Forscher und Umweltinstitute schätzen, dass jährlich Tausende von Tonnen Sonnenschutzmittel in den Weltmeeren landen.

Gut zu wissen
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