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"Sengl Malt": Die Kraft des Figurativen im Leopold Museum

Vielgestaltig und vielfarbig ist das Werk von Peter Sengl, der in seinen Bildern der Ironie ebenso viel Raum gibt wie dem Figurativen.

"Sengl Malt": Die Kraft des Figurativen im Leopold Museum
"Sengl Malt": Die Kraft des Figurativen im Leopold Museum

Zum 70. Geburtstag widmet das Wiener Leopold Museum dem Unangepassten nun eine Retrospektive - die zugleich eine Hommage des Künstlers an die Sammlung des Hauses enthält. "Seine Werke lassen niemanden kalt", unterstrich Kurator Carl Aigner am Donnerstag.

"Sengl Malt", lautet der hochprozentig anmutende Titel der Schau. Diesen habe seine Frau ausgewählt, unterstrich Sengl. "Kurz und bündig" sei der. Kurz und bündig fällt denn auch die Ausstellung aus, die aus dem großen Gesamtwerk 80 Arbeiten zeigt. "Wohl einige Tausend Arbeiten fasst sein Oeuvre", betonte Aigner, weshalb die Leopold-Schau nur eine der möglichen Retrospektiven darstelle.

Als richtige Entscheidung verheddert man sich bei der getroffenen Auswahl nicht im breiten Werkdschungel, sondern schaffte eine fokussierte Zusammenstellung, auch wenn einige sehr frühe Arbeiten aus den 1960ern zu sehen sind. Ein Schwerpunkt liegt bei "Sengl Malt" auf großformatigen, farbstarken Arbeiten. Die Menschen darauf sind oft gefangen und gleichsam gehalten von Verstrebungen, begrenzt und zugleich gestützt von engen Räumen. Erotische Fantasien mit Frauen und/oder Tieren vermengen sich mit Mensch-Maschine-Wesen, die den Körper in Einzelteile auflösen. In einem Wandzitat betont Sengl selbst jedoch, nicht mit der SM-Szene in Verbindung gebracht werden zu wollen.

Und zugleich blitzt aus diesen Werken, die keiner Schule zuzuordnen sind, auch stets der Schalk. Dem extrovertierten Tanz eines Zwillingspaares samt Papageien im Hintergrund ist etwa der Titel "Schreit der Ara in der Mauer - Tristan Tzara ich bedauer" zugeordnet, einer Kuh im Wasserbad samt Lilien "Vordergewässerte Kuh aus Budjon. Reiterarmee ohne Blau des Himmels".

Nicht selten verewigt sich Sengl in seinem Alltagshabitus des Dandy selbst in seinen Werken und blickt in grellen Anzügen sitzend aus der Bildoberfläche auf den Betrachter - so auch in einer siebenteiligen Serie, die der gebürtige Steirer eigens für die Schau kreiert hat. Die großformatigen Gemälde haben zentrale Werke der Leopold-Sammlung als Ausgangspunkt, so etwa Egger-Lienz' "Totentanz". "Ich habe mir Bilder herausgesucht, zu denen ich einen guten Zugang habe", begründete Sengl seine Auswahl. Er paraphrasiert die Vor-Bilder und malt sich auch hier selbst als Zusatzkommentar in das Geschehen. "Alle Bilder von Peter Sengl quellen aus anderen Bildwerken hervor", betont Kurator Aigner, was er als Kennzeichen der ersten Mediengeneration orte, die mit dem Abbild auf vielfältige Weise umgehe.

Allerdings liegt auch ein Werk in der Ausstellung, das gar nicht Sengl selbst schuf: Eine ausgestopfte Kuh, die ursprünglich für Peter Greenaways Ausstellung "1000 Dinge erzählen die Welt" präpariert wurde, findet sich anstelle von Sengls Atelier nun im Leopold Museum. "Da legst di nieder", scheint hier der symbolische Kommentar angesichts der breiten Würdigung ihres Besitzers.

Die umfasst schließlich nicht nur die große Schau im Leopold Museum, sondern auch eine kleinere, die am 4. November in der Wiener Galerie Suppan Contemporary eröffnet wird. Gezeigt werden bis 17. November unter dem Titel "sengl - hintergründig" jüngere Arbeiten, auch hier mit dem Fokus auf Klassikern, zu denen sich Sengl malerisch hinzugesellt.

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