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Corona-Infektion Julian Nagelsmann – der Trainer, der aus der Küche kommt

Julian Nagelsmann war aus seinem Haus zur Pressekonferenz zugeschaltet 
Julian Nagelsmann war aus seinem Haus zur Pressekonferenz zugeschaltet 
© Screenshot FC Bayern
Bayern-Trainer Julian Nagelsmann hat sich mit dem Coronavirus infiziert und befindet sich in Quarantäne. Dafür hat er sich ein "Analysezentrum" in der Küche eingerichtet. Offen ist weiterhin, wie lange er fehlen wird.

Nagelsmann wirkte auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen die TSG Hoffenheim sichtlich entspannt. Der Bayern-Trainer, der sich mit dem Coronavirus infiziert hat, war aus seinem Haus online zugeschaltet und berichtete gutgelaunt, dass es ihm merklich besser gehe.

Einen Tag zuvor, so konnte man es heraushören, war das nicht der Fall. Allerdings hätte das Unwohlsein eher an der Erkältung gelegen, die er schon vor dem positiven Test gehabt habe, sagte Nagelsmann. "Ich hatte keine Corona-typischen Symptome. Meine Tests waren immer negativ, erst der letzte am Mittwoch nicht." Und: "Jetzt bin ich schon relativ fidel wieder", aber "erschrocken" habe er sich sich schon, vor allem, weil er nicht wisse, "woher ich es habe".

Coaching aus dem Hotelzimmer

Das positive Testergebnis hatte der Trainer ausgerechnet in Lissabon kurz vor dem Champions-League-Spiel gegen Benfica am Mittwochabend erhalten, das die Bayern eindrucksvoll mit 4:0 gewannen. Das hatte zur Folge, dass Nagelsmann im Hotelzimmer blieb, während sein Team spielte. Er hielt über das Handy und WhatsApp Kontakt zum Trainerteam im Stadion – und griff sogar spielentscheidend ein. 

So ordnete er in der 66. Minute die mutige Einwechselung von Angreifer Serge Gnabry für Rechtsverteidiger Benjamin Pavard an – eine Maßnahme, die wesentlich dazu beitrug, dass die Bayern in der Schlussphase vier Tore schossen und das Spiel für sich entschieden.

Für die aktuelle Isolation hat sich Nagelsmann in der heimischen Küche ein "kleines Analysezentrum" mit großem Bildschirm, Laptop und iPad gebaut, um seine Arbeit virtuell fortzusetzen. "Es sieht aus wie in einem Rechenzentrum in der Küche, damit ich einen kurzen Weg zum Tee habe". So könne er besser während des Spiels gegen Hoffenheim intervenieren, nur während der Halbzeit werde er sich nicht dazuschalten. Er vertraue seinen Assitenztrainern voll: "Aber es ist wichtig, den zuständigen Kollegen auch die Verantwortung zu übertragen. In diesem Fall Dino (Toppmöller) und Xaver (Sembrod)." Ob die Konkurrenz daraus einen Nutzen zieht, darf bezweifelt werden. Der Sieg gegen Lissabon hat gezeigt, dass Nagelsmann per Handy und Laptop Einfluss nehmen kann.

"Ständiger Austausch mit dem Gesundheitsamt"

Doch es bleiben natürlich Fragen. Die wichtigste für die Bayern: Wie lange wird Nagelsmann in Quarantäne sein? Das Gesundheitsreferat der Stadt München kann sich zum Corona-Fall aus Datenschutzgründen nicht äußern und von den Bayern war ebenfalls nichts zu erfahren. Pressesprecher Dieter Nickles sprach lediglich von einem "ständigen Austausch mit dem Gesundheitsamt".

Fünf Tage Quarantäne sehen die Behörden auf jeden Fall vor. Dann kann man sich freitesten, allerdings nur, wenn man symptomfrei geblieben ist. Deshalb ist die Aussage von Nagelsmann, dass er keine corona-typischen Symptome gehabt habe, besonders wichtig. Doch er selbst rechnet offensichtlich mit einer längeren Isolation, weil er möglicherweise das Pokalspiel gegen Borussia Mönchengladbach verpassen wird, das am siebten Tag der Quarantäne stattfinden würde. "Natürlich wäre ich bei den Spielen jetzt gerne dabei, in der Bundesliga und im Pokal gegen Gladbach."

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