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Elektroautos für den Massenmarkt: Tesla-Fighter: So rüstet die Autobranche gegen das Model 3

Foto: Justin Prichard/ AP

BMW i-Kernentwickler desertieren Chinesen werben BMWs Elektro-Stars ab

Von Wilfried Eckl-Dorna

Der neue Arbeitgeber von Carsten Breitfeld hat einen ominösen Namen, aber bekannte Geldgeber: Seit Februar leitet der Ingenieur, der mehr als 20 Jahre bei BMW verbrachte, das chinesische Startup Future Mobility. Finanziert wird das Startup von dem chinesischen Internet-Riesen Tencent und dem iPhone-Auftragsfertiger Foxconn - und die Chinesen wollen bei Elektroautos offensichtlich schnell vorankommen.

Denn mit Breitfeld haben sie sich einen deutschen Elektromobilitäts-Kenner an Bord geholt. Der Mann war Projektleiter für BMWs Hybrid-Sportwagen i8 - und macht beim Aufbau des Unternehmens Nägel mit Köpfen. Wie das Wall Street Journal und Bloomberg übereinstimmend berichten, hat Future Mobility bei BMW drei weitere Spitzenkräfte abgeworben, die wie Breitfeld zum Kernentwicklerteam der Elektroauto-Untermarke BMW i zählen.

Dirk Abendroth , der den elektrischen Antriebsstrang der i-Modelle entwickelte, BMW i-Designchef Benoit Jacob und Hendrik Wenders , der Leiter des BMW i Produktmanagements, sollen ähnliche Positionen bei Future Mobility übernehmen. Dies berichtet das Wall Street Journal  (WSJ) unter Bezugnahme auf zwei mit der Sache vertrauten Personen. BMW wollte sich gegenüber der US-Zeitung nicht dazu äußern, ob die Manager von Bord gegangen sind. Gegenüber der Fachzeitschrift Automobilwoche bestätigten die Bayern jedoch den Weggang der drei Manager.

Brain Drain Richtung China

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Die Bayern verlieren damit auf einen Schlag eine Menge Elektromobilitäts-Expertise, die das chinesische Start-up für seine ehrgeizigen Pläne gut brauchen kann. Denn Future Mobility hat bereits angekündigt, mit einer eigenen Elektroauto-Marke dem US-Elektroautopionier Tesla Konkurrenz machen zu wollen.

Bei den Chinesen trifft das BMW i-Quartett auf einen weiteren ehemaligen Kollegen. Der operative Geschäftsführer des Startups, Daniel Kirchert , arbeitete ebenfalls mehrere Jahre für die Bayern und leitete unter anderem das BMW-Marketing in China.

manager-magazin.de / Wochit

BMWs Nischen-Strategie für Elektroautos stößt an Grenzen

Für BMW kommen die hochrangigen Abgänge zu einer schwierigen Zeit. Im vergangenen Jahr haben die Bayern 24.000 i3-Modelle und 5500 i8-Sportwagen verkauft. Wie ein BMW-Sprecher gegenüber dem WSJ erklärte, ist die Submarke BMW i "sehr erfolgreich" in ihren jeweiligen Marktsegmenten. Doch diese sind noch winzig.

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100 Jahre BMW: Wie BMW von der Fast-Pleite zum Luxusauto-Primus aufstieg

Foto: BMW

Wie alle traditionellen Autohersteller leiden die Bayern darunter, dass sich ihre Elektroauto-Modelle schlechter verkaufen als erhofft. Zudem entwickelt sich mit Tesla ein ernstzunehmender Konkurrent bei alternativen Antrieben, die IT-Firmen Google und Apple planen einen Einstieg in den Mobilitätsmarkt .

In Asien formieren sich mögliche Elektroauto-Gegenspieler von morgen wie Future Mobility oder Thunder Power. In den USA baut das von Chinesen finanzierte Stromer-Startup Faraday Future gerade ein Werk für eine Milliarde Dollar und will in zwei Jahren seinen ersten Stromer auf die Straße bringen.

Nächstes BMW i-Modell soll erst 2020 kommen

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BMW setzte bislang darauf, seine Elektroautos für Marktnischen zu entwickeln. Tesla hingegen drängt auf den Massenmarkt mit seinem vor kurzem präsentierten Model 3 , das Ende 2017 in den Handel kommen soll. Noch ist unklar, ob das Model 3 wirklich Game Changer für die Elektromobilität wird - es gibt gute Gründe, die für und gegen einen Erfolg sprechen.

Doch Tesla hat auch noch ein paar andere Pfeile im Köcher: Der Elektro-SUV Model X ist seit Anfang des Jahres im Handel. Damit die Limousine Model S darüber nicht in Vergessenheit gerät, verpassen ihr die Kalifornier nun ein Facelift, das den Kühlergrill abschafft.

Bei BMW gibt es solchen Topspeed bei der Stromer-Entwicklung nicht: In Kürze werden die Bayern ihrem Stadtmobil i3 zwar eine etwas stärkere Batterie in den Unterboden packen. Doch ein drittes Modell der i-Serie soll nicht vor 2020 auf den Markt kommen, wie BMW-Chef Harald Krüger kürzlich sagte. Das soll sich grundlegend vom i3 und i8 unterscheiden und BMW wieder zum Innovationsführer bei der Elektromobilität machen, wie manager magazin vor kurzem berichtete .

Allerdings wird die Entwicklung des Münchener Tesla-Fighters mit dem Abgang des BMW i-Kernteams wohl nicht einfacher.