Drogenabhängige leben immer am Rande des Todes. Doch jetzt werden sie durch skrupellose und habgierige Dealer mit gestrecktem "Stoff" regelrecht ermordet.

Berlins Drogenabhängige leben zurzeit noch gefährlicher als sonst. Grund dafür ist laut Ermittlern Rauschgift von schlechter Qualität, das von den arabischen Dealern angeboten wird. Angeblich strecken die Händler das Heroin mit diversen Substanzen, darunter auch mit dem Rattengift Strychnin. Anfang Juni starb eine Prostituierte an der Potsdamer Straße.

Ein Freund des Opfers berichtete der Berliner Morgenpost, dass der Todeskampf furchtbar gewesen sein muss: "Sie lag auf der Toilette des Lokals. Als sie gefunden wurde, lebte sie noch, aber ihr Puls und Herzschlag waren schon sehr schwach. Blut lief ihr aus dem Mund, das ist ein Hinweis auf Strychnin. Das liegt daran, dass auf den Straßen nur noch schlecht gestreckter Stoff verdealt wird."

Eine Beobachtung, die auch Zivilfahnder bei ihrer Arbeit machen. "In letzter Zeit häufen sich die Fälle, in denen Junkies nach einem Schuss einfach zusammenbrechen. Und das bei einer Dosis, die ihnen sonst nichts anhaben könnte", sagt ein Beamter. "Einige standen schon kurz vor dem Tod. Wir haben Hinweise aus der Szene, dass die Dealerbanden den Stoff über Gebühr strecken, um ihren Profit zu erhöhen. Dabei ist es ihnen egal, ob Menschen sterben oder nicht. Sie wissen, dass diese armen Gestalten auf den Stoff angewiesen sind. Und so schlimm es auch klingen mag - wenn ein Drogenabhängiger stirbt, rückt ein anderer nach."

Strychnin, das eigentlich zur Rattenbekämpfung genutzt wird, unterstützt - in kleinen Mengen beigefügt - die Wirkung des Heroins. Darin besteht laut einem Kriminalbeamten die Gefahr für die Süchtigen. "Die Dealer sind eben keine ausgebildeten Chemiker, die mit einer Apothekerwaage arbeiten. So kann es leicht zu einer Überdosierung kommen, die tödliche Folgen haben kann."

Dass derzeit Heroin im größeren Maße gestreckt wird, könne laut Polizei zwei Gründe haben. Entweder sei wenig reines Rauschgift auf dem Berliner Markt zu haben oder die Skrupellosigkeit der Dealerbanden bei der Gier nach Profit habe noch weiter zugenommen. Die Fahnder in den Kiezen vermuten Letzteres. "Zu Zeiten der DDR kam es schon mal vor, dass wegen der beschränkten Nachschubwege der Prozentgehalt des Heroins eines so genannten Szenepäckchens bei knapp fünf Prozent lag. Derzeit dürfte es für die organisierten Drogenringe kein Problem sein, Heroin in die Stadt zu schmuggeln", berichtet der Beamte, der aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden möchte. Der Drogenfahnder weiter: "Den Dealern sind die Kunden egal. Wenn das so weitergeht, war die kürzlich gestorbene Prostituierte nicht die Letzte, die an schlechtem Stoff gestorben ist."