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Autonome Zweisitzer Google mustert selbst gebaute Autos aus

Vor drei Jahren galten die kugelförmigen Wägelchen als Sensation, jetzt verschwinden sie von der Straße: Google beendet den Test der eigens konzipierten Autos - und legt sich auf eine andere Strategie fest.
Prototyp des Google-Autos Firefly

Prototyp des Google-Autos Firefly

Foto: Tony Avelar/ AP

So ein Gefährt hatte die Welt noch nicht gesehen: Im Frühjahr 2014 stellte das IT-Unternehmen Google ein selbst konzipiertes Auto vor, einen Zweisitzer mit ulkigem Design und Elektroantrieb. Mehr noch - das Wägelchen sollte ohne Lenkrad und Pedale auskommen und die Kontrolle ganz dem Computer überlassen. Die Autoindustrie war verunsichert. Sollte der milliardenschwere Konzern aus Mountain View mit diesem radikalen Ansatz die Branche aufmischen? Jetzt steht fest: erst einmal nicht. Die Google-Kugel wird stattdessen wieder von der Straße genommen.

Die kleinen Zweisitzer seien von Anfang an zum Experimentieren und nicht für die Massenproduktion gedacht gewesen, sagten Manager der Google-Schwesterfirma Waymo in der Nacht zum Dienstag. Waymo war im Dezember 2016 gegründet worden, damals lagerte Googles Mutterkonzern Alphabet die Entwicklung für selbstfahrende Autos aus. Schon damals hieß es, mit dem Schritt werde eher die Kooperation mit etablierten Fahrzeugherstellern angestrebt. Die Pläne eines eigenen Google-Autos schienen damit beerdigt.

Jetzt betonten die Waymo-Manager ihre Absicht , sich künftig auf die Rolle eines Zulieferers von Roboterwagen-Technologie zu konzentrieren. Aktuell werden über 500 Pacifica-Minivans von Fiat Chrysler damit ausgerüstet. Familien in Arizona sollen sie testweise im Alltag nutzen.

Ein Hingucker - aber etwas lahm

Zuletzt waren rund 70 Prototypen mit dem Namen Firefly auf den Straßen in der Google-Heimatstadt Mountain View sowie in Austin in Texas unterwegs. Im regulären Testbetrieb war jedoch entgegen der anfänglichen Absichten immer ein Lenkrad und Pedale in den Fahrzeugen verbaut - eine Anordnung von Behörden. Nur bei einzelnen Probefahrten wie zum Beispiel im Jahr 2015 in Austin war einer der Roboterwagen komplett autonom unterwegs, ohne dass ein Mensch hätte eingreifen können.

Die Google-Autos hatten eine Höchstgeschwindigkeit von rund 40 Kilometern pro Stunde, was sich teilweise als Problem entpuppte: Im November 2015 wurde einer der Testwagen in Mountain View von der Polizei gestoppt - er war zu langsam unterwegs und hatte den Verkehr behindert.

Einige der ausrangierten Testwagen werden jetzt zu Ausstellungsstücken: Laut Angaben von Waymo sollen sie unter anderem im Computer History Museum in Mountain View und im Design Museum in London geparkt werden.

cst/dpa