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Tuberkulose 30 neue Fälle in Europa - pro Stunde

Eigentlich ist Tuberkulose heilbar und könnte ausgerottet werden. Doch noch immer verbreitet sich die tödliche Infektionskrankheit - auch weil die Erreger resistenter werden gegen Antibiotika.

Tuberkulose ist die am häufigsten tödlich verlaufende Infektionskrankheit der Welt. "Jede Stunde wird bei 30 Menschen in der europäischen Region die bakterielle Infektionskrankheit TBC diagnostiziert", heißt es in einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO und der EU-Präventionsbehörde ECDC. Damit ist die Zahl der Neuerkrankungen zwar rückläufig. Entwarnung können Experten trotzdem nicht geben.

"Obwohl Tuberkulose eine uralte, vermeidbare und heilbare Krankheit ist, verursacht sie immer noch zu viel Leid und den Tod vieler Menschen in der EU und darüber hinaus", sagte Vytenis Andriukaitis, EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Für den Bericht hatten Experten die Daten aus 53 Ländern des europäischen Raumes untersucht und dabei auch Länder wie die Türkei oder Usbekistan in die Analyse eingeschlossen. Dem Bericht zufolge sind 2017 in der untersuchten Region 275.000 neue Diagnosen und Rückfälle registriert worden.

Zunehmende Resistenzen

Mit Antibiotika ist Tuberkulose zwar heilbar, allerdings entwickeln die Erreger immer mehr Resistenzen gegen die Mittel. 77.000 Menschen im europäischen Raum litten an schwer zu behandelnder, multiresistenter TBC. Dass die Medikamente nicht mehr anschlagen, sei eine zunehmende Herausforderung, heißt es in dem Bericht. Die meisten Länder hätten Probleme damit, ihre Patienten erfolgreich zu behandeln.

In den 31 Ländern der EU und des Europäischen Wirtschaftsraums (inklusive Norwegen, Liechtenstein, Island) gab es 55.337 TBC-Fälle. Dort wurden nur etwas mehr als 1000 Fälle von multiresistenter Tuberkulose registriert. "Da die Belastung in der Region sehr unterschiedlich ist, müssen die Ansätze von Land zu Land angepasst werden", sagte ECDC-Direktorin Andrea Ammon.

Ziel sei es, die Krankheit bis 2030 in Europa auszurotten. Voraussetzung dafür sei jedoch eine korrekte und schnelle Diagnose. "Je früher ein Patient diagnostiziert wird, desto schneller kann er behandelt und eine Übertragung der Krankheit verhindert werden", heißt es in dem Bericht.

Weltweit starben im Jahr 2017 rund 1,6 Millionen Menschen an Tuberkulose, mehr als an Aids und Malaria zusammen. Je nach Schätzung ist rund ein Viertel bis ein Drittel der Weltbevölkerung mit Tuberkulose-Bakterien infiziert. Aber nur bei fünf bis zehn Prozent verbreiten sich die Bakterien im Körper so sehr, dass die Betroffenen erkranken und eine Behandlung notwendig wird. Am häufigsten ist die Lunge betroffen. Gelangen die Bakterien dann beim Atmen, Husten oder Niesen nach außen, sind die Menschen ansteckend. Ohne Behandlung stirbt fast die Hälfte der Erkrankten.

In Deutschland sind im vergangenen Jahr 5429 Menschen an Tuberkulose erkrankt, berichtet das Robert Koch-Institut . Damit ist die Zahl im Vergleich zu den Vorjahren konstant geblieben. Um die Krankheit auszurotten, sei jedoch ein Rückgang um zehn Prozent notwendig. Deshalb seien auch in Deutschland zusätzliche Anstrengungen nötig. Zwar gebe es hierzulande moderne Diagnoseverfahren und wirksame Medikamente. Allerdings werde die Krankheit häufig zu spät diagnostiziert. Gesundheitsämter müssten schneller über mögliche Infektionen informiert werden, um die Krankheit möglichst schnell eindämmen zu können.

koe/dpa