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10 cm = 2000 Euro Große Männer verdienen mehr

Und es kommt doch auf die Größe an. Eine neue Studie zeigt, dass sich eine stattliche Statur im Berufsleben deutlich auszahlt. Ein Wirtschaftsforscher hat präzise berechnet, wie viel jeder Zentimeter Körpergröße an Bruttolohn bringt.
Von Oliver Voß

Diego Maradona dribbelte nur knapp oberhalb der Grasnarbe. Trotzdem zählte er zu den Großverdienern unter den Fußballstars. Auch Thomas "Icke" Hässler, mit 1,66 Metern eine Handbreit über der Parkuhr, spielte seine Gegner schwindelig und kassierte dafür prächtig. Drei Etagen höher streicht Dirk Nowitzki derzeit in der NBA satte 80 Millionen Dollar in sechs Jahren ein. Deutschlands Basketball-Exportschlager verdankt das Riesengehalt nicht allein seinem Geschick unter dem Korb oder den Distanzwürfen, sondern auch seiner hünenhaften Gestalt (2,13 Meter).

Doch sogar im normalen Berufsleben winken Gehaltszuschläge für Riesen, jedenfalls bei Männern. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat diesen Zusammenhang nun erstmals für die Bundesrepublik nachgewiesen. Und exakt berechnet: Jeder zusätzliche Zentimeter Körpergröße führt demnach zu 0,6 Prozent mehr Bruttolohn am Monatsende.

Mehr als nur Vorurteile?

"Betrachtet man zwei ansonsten gleich qualifizierte Männer, die sich lediglich in ihrer Körpergröße um zehn Zentimeter unterscheiden, so schlägt der Höhenvorteil übers Jahr gerechnet mit etwa 2000 Euro zu Buche", sagt der Wirtschaftswissenschaftler Guido Heineck. Kausale Zusammenhänge lassen sich in der Studie  zwar nicht unmittelbar finden. Doch Heineck verweist auf psychologische Forschungen, denen zufolge Körpergröße mit Stärke, Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen gleichgesetzt wird. Das könne sich bei Bewerbungen oder Beförderungen zum Nachteil kleinerer Menschen auswirken, während groß gewachsene Männer mit höherer Wahrscheinlichkeit in Führungspositionen gelangten.

Heineck vermutet, dass sich die ihnen zugeschriebenen Eigenschaften "bei großen Menschen sogar tatsächlich zu den am Arbeitsmarkt honorierten Persönlichkeitsmerkmalen entwickeln" - und dann gäbe es echte Produktivitätsunterschiede über reine Vorurteile zu kleinen und großen Menschen hinaus. Noch kann der Forscher das nicht eindeutig belegen.

Das Einkommen von Frauen in Deutschland scheint laut DIW-Untersuchung nicht von der Körpergröße abzuhängen. Allerdings zeigen amerikanische Studien, dass übergewichtige Damen im Schnitt schlechter bezahlt werden - weil sie für weniger intelligent, diszipliniert und motiviert gehalten werden. Bei Sekretärinnen ist dies besonders ausgeprägt. Für Männer wiederum hat Dickleibigkeit keinen Einfluss auf den Kontostand. Das Berliner Institut untersucht inzwischen, ob die Zusammenhänge zwischen Übergewicht und Gehalt bei Frauen ebenso für Deutschland gelten.

Umgekehrt: Armut macht klein

In den USA wurde der Zusammenhang zwischen Größe und Gehalt schon früher nachgewiesen. Die 25 Prozent der Größten eines Landes erhalten im Schnitt zehn Prozent mehr Gehalt als das kleinste Viertel, hatten Ökonomen der University of Pennsylvania errechnet. Gemeinsam werteten zudem britische und amerikanische Wissenschaftler Tausende von Lebensläufen aus und wiesen ebenfalls höhere Gehälter für groß gewachsene Männer nach, vor allem bei Managern und im Verkauf - schon 2,5 Zentimeter über Normalgröße schlagen sich demnach in 700 Euro mehr Gehalt pro Jahr nieder.

Für den Wirtschaftshistoriker John Komlos von der Universität München ist die Körpergröße allgemein ein Indikator für den Wohlstand ganzer Länder. Nach seinen Erkenntnissen beeinflusst das Einkommen auch die Größe: Armut macht klein. In guten Zeiten, so Komlos, wächst die Bevölkerung. Und wird in Krisen wieder kleiner. Dies zeigte sich besonders am Wachstum der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg: Um zwei Zentimeter überragten die Westdeutschen 1989 den durchschnittlichen DDR-Bürger. Binnen zehn Jahren holten die Ossis den Rückstand auf, wie zumindest Messungen von Bundeswehrrekruten des Geburtsjahrgangs 1980 ergaben.

Natürlich spiegeln die Statistiken zu Größe und Gehalt nur Mittelwerte wider. Die Messdaten von Prominenten  mögen kleine Angestellte trösten: Gerhard Schröder (1,74) ist sicher nicht der ärmste Hannoveraner. Auch Dirk Bach, Peter Maffay oder Al Pacino - allesamt 1,68 Meter hoch - sollen nicht schlecht verdienen. Und US-Schauspieler Danny DeVito ist mit 1,52 ohnehin unter den Zwergen einer der Größten.


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