Kroos über Sané: „Man hat das Gefühl, dass er gesagt bekommen muss, was zu tun ist“

Ich habe deinen Kommentar erst gelesen, nachdem ich meinen Diskussionspartner geantwortet habe und finde deine Antwort sehr passend. Starke und vor allem realitätsnahe Theorie! Finde ich sehr durchdacht und ist somit das Beste, was ich bisher über dieses Thema gelesen hab!

Klar scheint die Theorie zum Teil schwammig zu sein, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Kroos das ohne eine Strategie gesagt hat. Es war auch eigentlich ein doofes Beispiel. Ich hab es mir eher so vorgestellt, dass der Trainer an dem Versuch mit Sané vernünftig zu sprechen gescheitert ist und Kroos das über die Medien versuchen will. Ich will da auch gar nicht weiter spekulieren, aber was ich eigentlich damit aussagen wollte ist, dass Kroos die Medien durchdacht benutzt hat (weil diese Worte mehr Gewicht haben auf Grund öffentlichen Drucks).

Löw steht unter Druck. Es bringt Unruhe, wenn der erfolgreichste Youngster der Premier League - die vielleicht stärkste Liga - nicht für die WM nominiert wird und es nicht läuft. Ich denke, dass Kroos ein Signal nach außen geben wollte, dass es Disziplin erfordert, wenn man für den DfB spielen will, ansonsten ist man raus. Ich denke auch, dass er sich mit der Aussage hinter den Trainer stellen wollte und Ruhe rein bringen wollte. Ist natürlich wieder reine Spekulation. Wovon ich allerdings überzeugt bin ist, dass Kroos das nicht ohne Verstand gesagt hat und eine bestimmte Reaktion erwartet hat.

Ob es vorher schon Gespräche gab, steht vorab erstmal in den Sternen...

Du beschreibst das Grundproblem schon ganz gut. Auch (erstrecht?) in der N11 gibt es gewisse "Hackordnungen" (hat es immer gegeben) und der Bayernblock ist ständig darauf bedacht, hier als Alphatier sein Gebiet abzustecken. Ob damals beim "Capitano" oder der unnötige Druck auf Löw, sich endlich auf einen Kapitän zu entscheiden (am Ende wurde es Neuer, obwohl er lieber einen Feldspieler favorisierte (Kroos?)). Ich finde es auch ganz gut, wenn ein gewisses Maß an Teambildung die Mannschaft selbst übernimmt, nur darf dies niemals zum Nachteil werden.
Kroos wurde mMn seit seinem Weggang aus München konsequent von den Bayern ein Stück weit auch ignoriert bzw. gemieden. Erstrecht, seit er dadurch einen sportlichen Aufstieg erfahren hat. Irgendwie scheint man ihm seinen Vereinserfolg nicht so recht zu gönnen. Wird auch ganz gut hier im Forum sichtbar. Man fürchtet, sich irgendwie unterordnen zu müssen, weil dort jemand ist, der den eigenen Status ankratzen könnte.
Hier ist dann auch mal ein Eingreifen des Trainers gefragt. Vielleicht wäre es im Nachhinein besser gewesen, Kroos zum Kapitän zu ernennen, um seine (einsame) Position etwas zu stärken, dem Bayernblock etwas den Wind aus den Segeln zu nehmen und vor allem den Einstieg in die Torwartfrage durch bspw. Rotation zu erleichtern.
Ein "der Titel geht nur über Bayern" könnte man, angesichts eines Titels in 22 Jahren und einer Zeit, in der andere Nationen uns um unsere Talente beneided haben, dadurch auch ein wenig entgegenwirken. Dafür ist die Bilanz dann einfach zu mager. Ein Schweinsteiger war bei der letzten EM schon überfordert, ein Kimmich dafür noch nicht so weit (jedenfalls vor 2 Jahren bei der EM). Ein Müller muss sicherlich auch keine Flatrate genießen und auch Ter Stegen hat sich in den letzten Jahren deutlich entwickelt. Gut, die Bayern-Abwehr ist ein Fels (und sollte es auch bleiben) aber der Einfluss insgesamt aufs Team muss (mMn), angesichts vieler guter Spieler, die in ausländischen Clubs Erfolg haben, etwas reduziert werden, um eine gewisse Homogenität und Harmonie zu schaffen. Nur wenn alle wirklich wieder an einem Strang ziehen, und zwar zusammen, wird es der Mannschaft wieder gelingen ganz vorne mitzuspielen.
Es ist doch bezeichnend, dass bei der WM größtenteils die Mannschaften deutlich über ihren Leistungen gespielt haben, die als echte Einheit aufgetreten sind. Dort gab es keinen Neid, keine ungesunde Selbstüberschätzung und auch keine Anfeindungen gegen Mitspieler.