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Kinotipp "Die Schwester der Königin"

Johansson, Portman in "Die Schwester der Königin"
Johansson, Portman in "Die Schwester der Königin"
© Universal
Der Kostümfilm "Die Schwester der Königin" zeigt neben einer temperamentvollen Natalie Portman und einer unterforderten Scarlett Johansson mehr tiefe Ausschnitte als tiefe historische Einblicke in das England unter Heinrich VIII. Unterhaltsam ist das dennoch

Streit unter Geschwistern? Klar - um Klamotten, elterliche Zuwendung oder die Fernbedienung kommt das täglich vor. Da diese Dinge im adligen England des 16. Jahrhunderts aber keine so entscheidende Rolle spielten, streiten sich Anne (Natalie Portman) und Mary Boleyn (Scarlett Johansson) um den englischen König Heinrich VIII. (Eric Bana). Wem das jetzt ein bisschen zu sehr nach Soap und ein bisschen zu wenig nach Historienfilm klingt: Der Film wird dieser Einschätzung gerecht.

"Die Schwester der Königin", seit 6. März im Kino
"Die Schwester der Königin", seit 6. März im Kino
© Universal

"Die Schwester der Königin" beruht auf einem Roman der Autorin Philippa Gregory, der die Geschichte der unglücklichen und nachher kopflosen zweiten Frau des Sechs-Weiber-Königs aus Sicht ihrer Familie - inbesondere ihrer Schwester Mary - schildert. Die Herangehensweise ist also mehr emotional als historisch, und wer sich das ins Gedächtnis ruft, kann den daraus entstandenen Film auf jeden Fall genießen. Denn auch in ihm sehen wir die Intrigen am Hof und das Leben des Monarchen strikt aus Sicht der Schwestern Boleyn. Deren Familie will die eigene Position am Hof Heinrichs verbessern, indem die hübsch verschnürten Dekolletes der Mädchen in die Waagschale und somit die Hände des Königs geworfen werden. Nicht immer mit deren Zustimmung.

Anne ist die stürmische, leidenschaftliche Schwester, die so gerne ihren Kopf durchsetzen und ihre persönliche Situation so machtvoll wie möglich gestalten möchte. Sie will den König für sich, weil sie ehrgeizige Träume hat. Eine tolle Rolle für Natalie Portman, die mit den Füßen aufstampfen, schreien, drohen und mit Eisesmiene gucken darf, wie es nur einer Königin möglich ist.

Mary, die jüngere der beiden Schwestern, ist hingegen sanft, warmherzig und loyal. Sie verliebt sich als Krankenpflegerin in den charmanten König - obwohl sie bereits eheversprochen ist. Solche Rollen führen bei der zweifelsfrei begabten Scarlett Johansson leider oft zu einer tödlichen Gesichtsstarre mit Schmollmund und Kuhaugen. Wie schade.

Nachdem die höher gewettete Anne mit ihrer Art den König verschreckt, schickt die erbarmungslose Familie die junge Mary in sein Bett und Anne ins Exil. Doch als Mary durch eine komplizierte Schwangerschaft ihre Qualitäten als Gespielin verliert, schlägt Annes Stunde - sie will den König sogar heiraten. Dass dafür eine Ehefrau verstoßen, England in einen Glaubenskrieg und ihre Schwester ins Unglück gestürzt werden muss, ist Nebensache. Glücklich wird sie, das lehrt die Geschichte, nicht werden.

Anders als in geschichtlichen England-Ausflügen mit Cate Blanchett beherrschen hier tiefe Ausschnitte und wogende Brüste die Szene - die zwei Mätressen sorgen offenbar für das Bedürfnis, auch in Sachen Kostüme, weibliche St0ßseufzer und Hintergrundmusik gleich doppelt so schwere Geschütze aufzufahren. In Interviews rund um ihr Werk war dann von den Damen Portman und Johansson ganz pflichtbewusst allerlei in die Richtung von "Sie hat so tolle Lippen" bis hin zu "Ich würde so gern mal ihre Brüste anfassen" zu hören. Dass man aus der Thematik auch einen ganz anderen, düsteren Film über die Ausbeutung von Frauen und adlige Hofschranzen hätte machen können, sei unbenommen. Doch auch diese Popcorn-Variante hat in Zeiten der massig vorhandenen Liebe zu historischen Romanen sowohl ein interessiertes Publikum als auch eine Daseinsberechtigung, und wenn die Filmkritiker noch so sehr murren. Auf in den Tudor-Trubel!

Stars

Natalie Portman als Anne Boleyn, Scarlett Johansson als Mary Boleyn, Eric Bana als Heinrich VIII., Kristin Scott Thomas als Mutter Boleyn.

Johansson, Portman in "Die Schwester der Königin"
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