Technik

Abzocke mit Fake-Profilen? Lovoo unter Betrugsverdacht

Waren oder sind viele Lavoo-Profile nicht echt?

Waren oder sind viele Lavoo-Profile nicht echt?

(Foto: Lavoo)

Die populäre Flirt-Plattform Lovoo hat ihre Nutzer angeblich jahrelang mit Fake-Accounts abgezockt. Ein Computermagazin recherchiert nach einem anonoymen Hinweis und stellt in seinen Test-Konten einen erstaunlichen Profile-Schwund fest.

Die Kennenlern-App Lovoo hat nach eigenen Angaben weltweit mehr als 37 Millionen Kunden, in Deutschland nutzt laut einer Pressemitteilung jeder zehnte Deutsche die Dating-Plattform. Möglicherweise wird sich sich dies bald ändern, denn das Computermagazin "c't" hat von einem anonymen Informanten Dokumente erhalten, die darauf hinweisen, dass das Unternehmen seine Nutzer mit gefälschten Profilen abzockt.

Bei den Dateien handelt es sich angeblich um Programmcode der Plattform und E-Mails der Lovoo-Führungsriege. Insgesamt spielte der Whistleblower dem Magazin mehr als 50 Gigabyte an Material zu. "Die Dokumente legen den Verdacht nahe, dass Lovoo systematisch Kunden hinters Licht führt, um sie zu kostenpflichtigen Aktionen auf der Plattform zu animieren", schreibt "c't". Dafür soll die Plattform im großen Stil erfundene Nutzerprofile angelegt haben. Die virtuellen Kundinnen besuchten dann beispielsweise beim sogenannten "Match" die Profile männlicher Lovoo-Kunden und gaben positive Bewertungen ab, so der Verdacht. Die App und ihre Verwendung sind grundsätzlich kostenlos. Doch Nutzer können laut "c't" nur sehen, welche Dame sie interessant findet, wenn sie einen kostenpflichtigen "VIP-Vertrag" abschließen." Jeder Klick zum Aufheben der Verschleierung kostet den Nutzer 20 Credits, was bis zu 26 Cent entspricht."

Profile automatisch generiert

"c't" schreibt, es gäbe bei Lovoo zweifelsohne auch eine aktive Flirt-Gemeinde. Die Auswertung des Programmcodes deute aber darauf hin, dass Profile per Software-Skript generiert und für die Profilbilder Fotos von Lovoo-Nutzern anderer Länder verwendet wurden. Intern sollen die Fake-Profile "Promoter" genannt werden.

Um Konversationen vorzutäuschen, soll im englischsprachigen Raum sogar ein Chat-Bot eingesetzt worden sein. Aus dem Programmcode gehe ferner hervor, dass die Fake-Profile vom System Aufträge bekommen haben, echte Nutzerprofile nach einem bestimmten Schlüssel aufzurufen und zu bewerten, schreibt "c't". Wer an einem Tag sechs oder mehr reale Votes erhalten habe, hätte beispielsweise laut Code vom System vier Fake-Votes obendrauf, bei zwei bis drei realen Votes nur noch zwei künstliche Votes. Interessantes Detail im Code: Unter 16-Jährige, über 50-Jährige und weibliche Nutzer fielen durchs Raster.

"Nur für den engsten Kreis"

Aus den zugespielten E-Mails gehe hervor, dass die Führungsriege offenbar darauf bedacht ist, möglichst wenig Mitarbeiter in das "Tu-Gutes-Programm" einzuweihen, schreibt "c't". So soll Unternehmens-Mitbegründer und Marketing-Chef Tobias Börner im Juli 2014 an die Unternehmensleitung geschrieben haben: "Die halbe Firma fragt, was Promoter sind. Das muss sofort aus dem Admin raus – das darf nicht erkenntlich sein! Nur für den engsten Kreis. Für alle anderen muss es normal aussehen."

"c't" weist darauf hin, dass es weder den tatsächlichen Einsatz des Programmcodes noch die Echtheit der E-Mails beweisen kann. Es konfrontierte Lovoo mit den Recherche-Ergebnissen und den Dokumenten und stellte Fragen. Konkrete Antworten erhielt das Magazin nicht. Ein von Lovoo beauftragter Rechtsanwalt teilte lediglich mit, man erahne den Inhalt des Artikels. Er müsse falsch sein und entbehre jeder Grundlage. Die Lovoo-Pressestelle behauptete auf Anfrage, das Unternehmen täusche keine Nutzeraktivitäten vor. Kurz nach der Anfrage beobachtete "c't" allerdings, dass Lovoo begann, Profile von der Plattform zu entfernen. "Die meisten der Profile, die für unsere Testpersonen gevotet hatten, tauchten plötzlich nur noch als 'Gelöschter Nutzer' auf."

Quelle: ntv.de, kwe

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