Methoden Die Destillation - BCSI Team
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<strong>Methoden</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Destillation</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Destillation</strong> ist ein Trenn- und Reinigungsverfahren für Flüssigkeiten, bei dem der<br />
zu destillierende Stoff durch Erhitzen in die Gasphase überführt und durch Abkühlen wieder<br />
verflüssigt wird. Der Übergang in die Gasphase erfolgt bei Flüssigkeiten am Siedepunkt. Er<br />
ist definiert als die Temperatur, bei der der Dampfdruck einer Flüssigkeit gleich dem auf die<br />
Flüssigkeitsoberfläche wirkenden Außendruck ist. <strong>Die</strong>ser beträgt auf der Erdoberfläche 1013<br />
mbar, bezogen auf die Höhe Null Meter (Meereshöhe).<br />
<strong>Destillation</strong>sverfahren<br />
<strong>Die</strong> Gleichstromdestillation<br />
Für die <strong>Destillation</strong> einfach zu trennender Gemische (z.B. Abdestillieren eines Lösemittels<br />
von einem Feststoff) reicht eine einfache <strong>Destillation</strong>s-apparatur (Abb.1) aus. Sie besteht<br />
aus einem Einhals- oder Zweihalsrundkolben als Verdampfungsgefäß (der Blase), dem<br />
Kühler, einem Thermometer und der Vorlage. <strong>Die</strong> <strong>Destillation</strong>sapparatur darf nicht völlig<br />
abgeschlossen sein, da der durch die Verdampfung der Flüssigkeit entstehende Druck ihre<br />
Bestandteile sprengen kann.<br />
Daher wird die Vorlage stets belüftet.<br />
Abbildung 1. <strong>Destillation</strong>sanlage<br />
(1) Heizpilz (2) Zweihals Rundkolben (3/6) Kühler (4/5) Thermometer (7) Einhals Rundkolben<br />
© 2006 by net-score* | <strong>BCSI</strong>-<strong>Team</strong> | Dr. Peter Centner
Fraktionierte <strong>Destillation</strong> (Gegenstromdestillation)<br />
Zur Trennung von Flüssigkeitsmischungen, deren Komponenten nahe beieinanderliegende<br />
Siedepunkte haben, setzt man die fraktionierte <strong>Destillation</strong> (Rückflußdestillation, Kolonnendestillation,<br />
Rektifikation) ein. Ihr Prinzip besteht darin, daß man durch Zwischenschalten<br />
einer Säule (Kolonne) zwischen Verdampfungsgefäß und Kühler eine Anreicherung der<br />
leichtflüchtigen Komponente in der Gasphase herbeiführt (Abb. 2)<br />
Abbildung 2. Gegenstrom-<strong>Destillation</strong>sanlage<br />
(1) Heizpilz (2) Zweihals Rundkolben (3) Thermometer (4) Kolonne (5) Kühler (6) Einhals Rundkolben<br />
Man erreicht dies dadurch, daß der an leichtsiedender Flüssigkeit schon angereicherte<br />
Dampf am Kolonnenkopf kondensiert und in der Kolonne zurückläuft (Rücklauf). Dabei wird<br />
er von aufsteigendem Dampf durchströmt und erwärmt. Durch einen Wärme- und Stoffaustausch<br />
geht aus dem zurücklaufenden Gemisch der leichtflüchtige Teil in den Dampf, und<br />
aus dem aufsteigenden Dampf kondensiert der schwerflüchtige Anteil. Das Resultat ist ein<br />
Dampf, der an leichtflüchtiger Komponente stärker angereichert ist als der zuerst<br />
aufgestiegene.<br />
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Um den Stoff- und Wärmeaustausch möglichst wirkungsvoll zu gestalten, werden in die<br />
Kolonnen Füllkörper (z.B. Raschig-Ringe, Drahtkörper) gegeben oder Einbauten (Glocken<br />
bzw. Siebböden) angebracht (Abb. 3), die für eine große Oberfläche des zurücklaufenden<br />
Gemisches und damit für eine gute Durchdringung mit dem aufsteigenden Dampf sorgen.<br />
Abbildung 3. Kolonnen<br />
(1) Vakuummantel Vigneux Kolonne (2) Vakuummantel-Füllkörper Kolonne (3) Glockenboden Kolonne<br />
Der Kolonnenkopf enthält eine Vorrichtung, die den kondensierten Dampf in den Rücklauf<br />
und das Destillat teilt, das abgenommen wird und die reine, leichtflüchtige Komponente des<br />
Ausgangsgemisches enthält.<br />
Da der Wärme- und Stoffaustausch innerhalb der Kolonne ein Gleichgewichtsprozeß ist, der<br />
längere Zeit für die Einstellung benötigt, wird zu Beginn der Trennung kein Destillat<br />
abgenommen.<br />
Nach Einstellung des Gleichgewichts wird die Trennung in Rücklauf (R) und Destillat (D)<br />
vorgenommen. Das Verhältnis beider Stoffmengen n ist das Rücklaufverhältnis v.<br />
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Vakuumdestillation<br />
Vermindert man den auf eine Flüssigkeit wirkenden Außendruck, dann sinkt ihr Siedepunkt.<br />
<strong>Die</strong>s nutzt man bei der Vakuumdestillation aus, wenn sich Verbindungen bei höheren<br />
Temperaturen zersetzen oder die Siedetemperatur im Laboratorium apparativ nicht zu<br />
erreichen ist. Außerdem kommt man auf diese Weise zu einem günstigeren Verlauf der<br />
Gleichgewichtskurve.<br />
Das Vakuum wird durch Wasserstrahlpumpen (bis etwa 20 mbar), Ölpumpen (bis 0,01 mbar)<br />
oder Quecksilberdampfstrahlpumpen (bis 0,0004 mbar) erzeugt. Es wird am Vakuummeter<br />
abgelesen, das beispielsweise aus einem mit Quecksilber gefüllten und auf einer Seite<br />
verschlossenem U-Rohr besteht. <strong>Die</strong> Höhendifferenz der beiden Quecksilbersäulen gibt den<br />
Druck an (1 mm Quecksilbersäule = 1 mm Hg = 1,333 mbar = 1,333 hPa).<br />
<strong>Die</strong> zum Aufbau einer Vakuumapparatur verwendeten Glasgeräte müssen möglichst rund<br />
sein, um eine ungleichmäßige Belastung durch den Außendruck zu verhindern. Vorratsflaschen<br />
und Erlenmeyerkolben eignen sich daher nicht. Sie dürfen auch keine Risse haben,<br />
die zu Implosionen führen können. Als Verdampfungsgefäß für kleine Flüssigkeitsmengen<br />
verwendet man Kolben mit Aufsatz nach Claisen an dessen Hals ein zweiter Tubus<br />
angeschmolzen ist. <strong>Die</strong>ser ist durch ein Übergangsrohr mit dem Kühler verbunden. Der<br />
Kühler mündet in einen Vakuumvorstoß, von dem ein Druckschlauch über eine<br />
zwischengeschaltete Sicherheitsflasche (Woulffsche Flasche) zur Pumpe führt. <strong>Die</strong><br />
Sicherheitsflasche schützt das Destillat und die Vakuumleitung vor Öl oder Wasser aus der<br />
Pumpe. Durch den Tubus des Claisenkolbens wird eine Siedekapillare in die Flüssigkeit<br />
eingeführt, die bei Anlegen des Vakuums durch einen schwachen Luftstrom Siedeverzüge<br />
verhindert. Ist sie nicht dünn genug, so daß das gewünschte Vakuum nicht erreicht wird,<br />
zieht man über das aus dem Kolben ragende Ende einen Gummischlauch, den man mit<br />
einer Schraubklemme so lange verengt, bis das angestrebte Vakuum erreicht ist.<br />
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<strong>Die</strong> Vakuumapparatur wird vor dem Einbringen der Substanz in das Verdampfungsgefäß auf<br />
ihre Dichtigkeit geprüft. Dabei darf die Vakuumpumpe nur bei belüfteter Apparatur eingeschaltet<br />
werden. Erst wenn die Pumpe normal läuft, wird der Belüftungshahn geschlossen.<br />
So verfährt man auch vor Beginn der <strong>Destillation</strong>. Wenn das erwünschte Vakuum erreicht ist,<br />
beginnt man, die Substanz zu erhitzen. <strong>Die</strong> <strong>Destillation</strong> soll zügig durchgeführt werden. Um<br />
das Vakuum konstant zu halten, kann die Verwendung eines Druckreglers angebracht sein.<br />
Nach Beendigung der <strong>Destillation</strong> wird zuerst das Heizbad entfernt und der <strong>Destillation</strong>srückstand<br />
abgekühlt. Dann wird belüftet und anschließend die Pumpe abgestellt. Stellt man<br />
bei noch vorhandenem Vakuum die Pumpe ab, wird Wasser oder Öl aus der Pumpe in die<br />
Apparatur gesaugt.<br />
Bei der fraktionierten Vakuumdestillation muß ein Vorlagenwechsel gewährleistet sein, der<br />
das Vakuum in der Apparatur nicht beeinflußt. <strong>Die</strong>s ist mit einer Eutervorlage (Spinne) oder<br />
einem Vakuumviereck möglich (Abb.5). Während man bei der Spinne das Destillat durch<br />
einfaches Drehen in eine andere Vorlage leitet ist der Vorlagenwechsel beim Vakuumviereck<br />
langwieriger. Man schließt die Hähne 1 und 3 und belüftet die Vorlage über Hahn 2. Das<br />
Vakuum in der Apparatur wird dadurch aufrechterhalten. Nach dem Vorlagenwechsel wird<br />
Hahn 2 geschlossen und die Vorlage wieder evakuiert. Dann stellt man über die Hähne 1<br />
und 3 vorsichtig wieder die Verbindung mit der Apparatur her. Das im Gefäß V<br />
angesammelte Destillat läßt man in die Vorlage ab.<br />
Abbildung 5<br />
Links = Vakuumviereck | Mitte = Eutervorlage (Spinne) | rechts= Vorlagenwechsel<br />
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Wasserdampfdestillation (Schleppmitteldestillation)<br />
Wasser und Anilin bilden ein Zweiphasensystern, da sich beide Flüssigkeiten nicht mischen.<br />
Erhitzt man dieses System, dann siedet es wenig unterhalb 100°C, und eine milchig trübe<br />
Flüssigkeit kondensiert. Sie besteht aus Wasser und Anilin. Das erst bei 184,4°C siedende<br />
Anilin ist also schon weit unterhalb seines Siedepunktes übergegangen. Man nutzt bei<br />
diesem Versuch die Addition der Dampfdrucke der Komponenten nicht mischbarer<br />
Flüssigkeiten zum Gesamtdampfdruck aus. Aufgrund seines Dampfdruckes ist Anilin zu<br />
einem bestimmten Prozentsatz in der Gasphase vertreten. Da er sehr klein ist, ist sein<br />
Beitrag zum Gesamtdampfdruck gering, so daß der Siedepunkt des Gemisches in der Nähe<br />
des Siedepunktes von reinem Wasser liegt.<br />
Eine Wasserdampfdestillation kann man entweder durch Erhitzen eines Gemisches aus<br />
Wasser und dem zu trennenden Stoff oder durch Einleiten von Wasserdampf in das<br />
Substanzgemisch durchführen. Das zweite Verfahren (Abb.7) ist häufiger. Es arbeitet meist<br />
mit gesättigtem Dampf der ständig mit dem Wasser, aus dem er erzeugt wird, in Verbindung<br />
steht. Bei der <strong>Destillation</strong> mit überhitztem Dampf wird zwischen Dampfentwickler und<br />
Destillierkolben ein Dampfüberhitzer eingebaut, der aus einem Blechkasten mit eingebauter<br />
Kupferschlange besteht, die mit einem Gasbrenner erhitzt wird. Hier wird der erzeugte<br />
Wasserdampf auf Temperaturen über 100°C gebracht und dann in das zu trennende<br />
Substanzgemisch eingeleitet.<br />
Abbildung 6<br />
(1) Kolben für das <strong>Destillation</strong>sgut (Destillierkolben), dem gegebenenfalls über ein Bad noch gesondert<br />
Wärme zugeführt wird, (2) Wasserdampfentwickler, (3) Verteileraufsatz, (4) Sicherheitssteigrohr,<br />
(5) Dampfleitung (evtl. mit Kondenswasserabscheider), (6) Thermometer (oder Rührer), (7) Spritzschutz<br />
(Reitmeyeraufsatz), (8) Kühler, (9) Vorlagekolben)<br />
Mit der Wasserdampfdestillation lassen sich nicht nur Flüssigkeiten abtrennen, die mit<br />
Wasser nicht mischbar sind, sondern auch Feststoffe, wenn deren Dampfdruck ausreichend<br />
hoch ist. Man muß hierbei darauf achten, ob sich der Feststoff schon im Kühler abscheidet<br />
und gegebenenfalls die Kühlung abschalten. Man erkennt den Endpunkt der <strong>Destillation</strong> bei<br />
nicht mit Wasser mischbaren Flüssigkeiten am Ausbleiben der Trübung des Destillats und<br />
bei Feststoffen daran, daß sich im Kühler kein Stoff mehr absetzt.<br />
<strong>Die</strong> Wasserdampfdestillation ist ein sehr schonendes Trennverfahren, da die zu reinigende<br />
Substanz nie über 100°C erhitzt wird.<br />
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